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Keep the cloud clean
BY MARTINA METZNER
Stararchitekt Hadi Teherani hat jüngst das Frankfurter Hochhaus „The Spin“ und große Teile des „Hafenpark Quartiers“ entworfen. THE FRANKFURTER sprach mit dem Hamburger über Luxus in Zeiten von Nachhaltigkeit, die Schönheit des Iran und weshalb er heute an den Main ziehen würde.
Star architect Hadi Teherani recently designed Frankfurt’s high-rise “The Spin” and large parts of the “Hafenpark Quartier” project. THE FRANKFURTER spoke with the native of Hamburg about luxury in the era of sustainability, the beauty of Iran and why he’d move to the Main region today.
Was fasziniert Sie als Architekt an unserer Stadt?
Hadi Teherani: „Frankfurt unterscheidet sich von allen anderen deutschen Städten. Es liegt in der Mitte, ist ein internationaler Drehpunkt. Eine Stadt, die offen ist für Veränderungen. Es kommen immer weitere Hochhäuser hinzu, die die Skyline verändern. Man hat einen ansprechenden Wechsel von der historischen zur neu gebauten Stadt. Der Main, das Ufer und die Altstadt haben einen besonderen Reiz. Auch die Blicke auf die umgebenden Bergzüge.“
„The Spin“ entwickelt sich am Rande des Europaviertels in die Höhe. Was war Ihr Ansatz für den Entwurf?
„Wir wollten nicht nur eine Vertikale entwickeln, sondern etwas Spannendes bieten. Außerdem wollten wir mit der Silhouette die Nutzung erklären. Dort, wo das Hotel endet und die Büros beginnen, wird die Vertikale gebrochen, die Krone gedreht.“
As an architect, what fascinates you about our city?
Hadi Teherani: “Frankfurt is different from all other German cities. It’s in the middle of the country; and it’s an international hub. It’s a city that’s open to change. More and more skyscrapers are being added to it, changing the skyline. The place is changing in an appealing way – from the old historic to the newly built city. The Main River, the waterfront and the old part of town all have a special charm. As do the views of the surrounding mountain ranges.”
“The Spin” is developing upward on
edge of the Europaviertel district. How did you approach its design?
“We didn’t want to just develop a vertical; we wanted to offer something exciting. We also wanted to make use of its silhouette to explain its use. Where the hotel part ends and the offices begin, the vertical line is broken, the crown is turned.”
Architekt und Designer Hadi Teherani (Jg. 1954) ist international tätig – für sein Werk erhielt er 2020 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seine Entwürfe prägen auch das Frankfurter Stadtbild – etwa der Fernbahnhof am Flughafen oder das „Flare“ in der Innenstadt, wo früher das Rundschau-Gebäude stand. Vielfach geht er über die reine Architektur hinaus und entwirft auch passende Möbel, Leuchten und Armaturen.
Born in 1954, architect and designer Hadi Teherani works on the international stage: In 2020, he received the Order of Merit of the Federal Republic of Germany for his work. His designs also shape Frankfurt’s cityscape – such as the long-distance train station at the airport or the “Flare” building in the city center, where the Rundschau newspaper building used to stand. In many cases, he goes beyond pure architecture and also designs suitable furniture, lighting and fittings.
Sie haben auch am „Hafenpark Quartier“ mitgewirkt – mit einem Hotel, den kieselförmigen Zwillingstürmen und den Townhouses. Was war Ihre Idee dabei?
„Der Bauherr wollte Verschiedenes anbieten – ein Hotel, Wohnungen, Luxuswohnungen und Townhouses. Wichtig dabei sind die Blicke auf den Main und auf die Skyline. Wie kann ich dies für 70.000 Quadratmeter Nutzfläche organisieren? Ein Häuserblock, der gleich hoch wäre, versperrt die Panoramen. Daher haben wir das Hotel auf der einen Seite abgekappt. Die beiden Türme haben durch die ovale Form tolle Ausblicke.“
You also worked on the “Hafenpark Quartier” – with a hotel, the twin towers with their pebble-shaped bases and the townhouses. What was your idea behind that?
“The developer wanted to offer various things: a hotel, apartments, luxury apartments and townhouses. What was important were views of the Main River and the skyline. How can I organize this for 70,000 square meters of floor space? A residential block all of the same height would obstruct all the panoramas. That’s why we capped off the hotel on one side. The two towers have great views because of their oval shape.”
Ihre Wurzeln liegen im Iran. Wie stark beeinflussen die iranische Kultur Ihre Designs?
„Ich bin mit sechs Jahren nach Hamburg gekommen. Ich habe Deutsch gelernt, in Braunschweig studiert. Und mich immer mehr von der persischen Kultur gelöst. Fast habe ich die Sprache verlernt. Dann folgte ich vor fast zehn Jahren einer Einladung nach Teheran. Da habe ich das Land, sein Potenzial und die Schönheit entdeckt. Das Miteinander, die Gastfreundlichkeit, das hat mich beeindruckt. Iran war ja eine Weltmacht und hat global viel beeinflusst. Viele Dinge, die wir hier in Nordeuropa praktizieren, stammen aus dem Iran. Etwa das Bauen mit Backstein – oder auch nachhaltiges Bauen. Das Land befindet sich allerdings jetzt in einem Zeitfenster, in dem es nicht so glänzen kann.“
Your roots are in Iran. How much does Iranian culture influence your designs?
“I came to Hamburg when I was six years old. I learned German, studied in Braunschweig and became increasingly detached from Persian culture. I almost forgot the language. Then, almost ten years ago, I accepted an invitation to Tehran. There, I discovered the country, its potential and its beauty. The feeling of togetherness, the hospitality – all that impressed me. Iran was a world power and had a lot of global influence. Many of the things we practice here in Northern Europe originated in Iran. Like building with bricks – or sustainable construction. However, the country is now going through a phase where it can't shine as brightly.” .
Sie haben auch ein Büro in Teheran. Wie schwierig ist es in der aktuellen politischen Lage dort zu bauen?
„Teheran ist ein Hot-Spot an Kunst, Literatur und Architektur. Für unser Büro dort arbeiten 35 sehr begabte Personen. Auch, wenn die Rahmenbedingungen schwierig sind, die Leute leben ja dort. Die Ansprüche für luxuriöses Bauen sind im Iran viel höher. Die kleinsten Wohnungen haben dort 500 Quadratmeter, die größeren bis 2.000. Das betrifft natürlich nur eine Minderheit – und es ist auch eine Flucht aus der Währung.“
Was würden Sie sich für den Iran wünschen?
„Eine Perspektive.“
Sie arbeiten international, entwerfen unterschiedliche Gebäude-Typologien. Wie stark reagieren Ihre Entwürfe auf die jeweilige Kultur – und wie stark setzen Sie Ihre Handschrift durch?
„Wenn ich mir ein Grundstück anschaue, sage ich, der Entwurf ist schon da, man muss ihn nur noch erkennen. Jedes Grundstück hat bestimmte Fragestellungen. Ist es ein Grundstück mit einem tollen Blick auf die Berge, gibt es dort viel Lärm, ist es warm oder kalt, was für Menschen leben hier? Wir versuchen ganzheitlich zu denken. In Indien müssen wir uns beispielsweise mit der metaphysischen Architekturlehre Vastu auseinandersetzen. Wir haben dort eine Villa samt einer unterirdischen Garage entworfen. Dann sagte der Vastu-Guru, es darf nichts unterirdisch sein. Und wir mussten die Garage wegnehmen. Das ist eben eine andere Kultur.“
You also have an office in Tehran. How hard is it to build there, given the current political climate?
“Tehran is a hot spot of art, literature and architecture. There are 35 very talented people working for our office there. Even though the general conditions are difficult, people still live there. The demands for luxurious building are much higher in Iran. The smallest apartments there are 500 square meters in size, the larger ones up to 2,000. Naturally, that only affects a minority of people – and it's also a way to escape from the currency.”
What would you like to see in Iran?
“A prospect.”
You work internationally, designing different typologies of buildings. How strongly do your designs respond to each culture – and how much do you assert your own signature?
“I always say that when I look at a property, the design is already there, you just have to spot it. Every property raises certain issues. Is it a property with a great view of the mountains, is there a lot of noise, is it hot or cold, what kind of people live here? We try to think holistically. In India, for example, we have to deal with the metaphysical architectural principle of Vastu. We designed a villa there, complete with an underground garage. Then the Vastu guru said that nothing could be underground. And we had to take away the garage. It’s just a different culture.”
„Wenn wir Luxus haben, können wir uns Nachhaltigkeit erst leisten. Europa hat seit 200 Jahren die Welt verpestet und ist dadurch reich geworden. Und jetzt haben wir Geld für Nachhaltigkeit und müssen reparieren. Andere Länder haben nicht diesen Luxus. Sie sind froh, wenn sie was zu essen bekommen. Ihnen kann ich nicht erzählen, dass das Gebäude nachhaltig sein muss. Natürlich ist es eine notwendige Entwicklung. Für mich ist Nachhaltigkeit etwas Selbstverständliches. Ich baue schon seit 30 Jahren nachhaltig. Davon musste ich erstmal die Investoren überzeugen. Dann hat die Gesetzgebung nachgezogen. Und nun liefert die Industrie ihre nachhaltigen Produkte dazu. Ich kann aber auch nachhaltig gestalten. Ein Gebäude, das flexible Grundrisse hat, ist auch noch nach 50 Jahren relevant.“
Sie sind auch bekannt für Ihre Interiors. Was entwerfen Sie lieber: Architektur oder Innenarchitektur?
„Die Folge von Architektur ist Innenarchitektur – und noch einen Schritt weiter Produktdesign. Ich entwerfe meistens von innen nach außen. Jedes Gebäude muss eine Story haben. Dann wird es ein Gebäude mit Herz. Wenn wir die Innenarchitektur mitbetreuen, denken wir bis in jedes Detail, bis in die Fußleiste.“
“Only when we have luxury can we afford sustainability. Europe has polluted the world for 200 years and has become rich as a result. And now we have money to be sustainable and have to repair. Other countries don’t have that luxury. They’re happy if they have something to eat. I can’t tell them that they have to build sustainably. Of course, it’s a necessary trend. For me, sustainability is something of a matter of course. I’ve been building sustainably for 30 years. I first had to convince investors to do that. Then legislation followed suit. And now the industry is supplying its own sustainable products. But I can also design sustainably. A building that has flexible floor plans is still relevant even after 50 years.”
You're also known for your interiors. Which do you prefer to design: architecture or interior design?
“The corollary of architecture is interior design – and, one step further, product design. I mostly design from the inside out. Every building must tell a story. It then becomes a building with a heart. When we co-manage interior design, we think down to every detail, right down to the baseboards.” .
„Bäder sollten großzügig und schön gestaltet sein, hier fängt der Tag an“ – Design-Konzept für Axor von Hadi Teherani.
„Luxus wie im Iran kennen wir in Deutschland nicht“ –Wohnungen entworfen von Hadi Teherani in Teheran.
Sie sagen, Architektur müsse sich verhalten wie ein Maßanzug. Andersherum gefragt: Sie sind ja bekannt für Ihre Anzüge – und haben auch Showrooms für den italienischen Herrenausstatter Kiton gestaltet. Darf man fragen, ob Sie maßschneidern lassen?
„Architekten und Designer zeigen sich gerne im schwarzen Rolli. Zum einen ist das sicher, zum anderen zeigt man damit, dass man der Priester der Gestaltung ist. Für mich kommt das nicht in Frage. Als ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich auch Mode entworfen. Meine Modemarke in Köln hieß „Herrenhaus – made by architects“. Und so kam ich an meinen ersten Architektur-Auftrag. Ich habe in meinem Leben bestimmt 150 Anzüge besessen. Die extravagantesten sind sicher meine pinken und orangefarbenen Anzüge, diese lasse ich maßschneidern. Aber ich habe auch viele Anzüge von Kiton.“
“Architects and designers like to display themselves in black turtlenecks. For one thing, it’s safe, and for another, it shows you’re the high priest of design. For me, that’s something that’s just out of the question. When I started my own business, I also designed fashion. My fashion brand in Cologne was called “Herrenhaus – made by architects.” And that’s how I got my first architectural commission. I must have owned 150 suits so far. The most extravagant ones are certainly my pink and orange suits, which I’ve had made for me. But I also have many suits from Kiton.”
Mal ganz der Mensch Hadi Teherani: Welches sind Ihre Lieblingsplätze am Main?
„Immer wieder inspiriert mich der Fernbahnhof am Flughafen, den ich 1995 entworfen habe. Technisch sehr anspruchsvoll. Er hat auch etwas Poetisches – man weiß von der Architektur her, dass man sich am Flughafen befindet. Und wenn ich am Main bin, entdecke ich immer wieder Neues. Mir gefällt der Lebensstil, die Kulturangebote, die Museen, die Restaurants. Ich habe das Gefühl, da könnte ich jetzt hinziehen – das konnte ich vor 20 Jahren nicht sagen.“
Hadi Tehrani solely as a person: What are your favorite places on the Main?
“I’m always inspired by the long-distance train station at the airport, which I designed in 1995. Technically, it’s very sophisticated. It also has something poetic: you know from the architecture that you’re at the airport. And when I’m in the Main region, I always discover something new. I like the lifestyle, the cultural events, the museums and the restaurants. I feel like I could move there now - I wouldn’t have said that 20 years ago.”