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Vom Spucken, Zischeln und Danken
Der Theaterwunsch „toi, toi, toi“, mit dem man sich vor den Premieren Glück wünscht, hat es längst in die Alltagssprache geschafft. Wichtig ist, dass man das Toi, toi, toi über die linke Schulter des Gegenübers und mit angedeutetem Spucken spricht. Und man darf nicht mit „Danke“ antworten, sondern sollte „wird schon werden“ (oder Ähnliches) sagen, sonst bringt das Unglück. Übrigens sollte man Darsteller*innen erst im Kostüm mit einem Toi, toi, toi bedenken, nicht vorher! Ein anderer merkwürdiger Aberglaube besagt, dass man „Macbeth“ nicht auf der Bühne aussprechen darf, sondern stets „Das schottische Stück“ sagen soll. Das hat aber weniger mit Shakespeare‘scher Düsterkeit zu tun, als vielmehr mit dem in der deutschen Sprache un-
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T Oi Toi T Oi
gewöhnlichen, zischelnden „th“. Das klingt angeblich wie austretendes Gas und somit brandgefährlich. Denn bevor es ausgefeilte Brandschutzmaßnahmen, ein ausgeklügeltes Feuerlöschsystem und schwer entflammbare Stoffe gab, war ein sich im geschlossenen Raum schnell verbreitendes Feuer die größte Gefahr für das Theater und seine Besucher*innen. Und Gas, das ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1910 für Licht an den Theatern sorgte, galt als besonders katastrophenbehaftet. In der Furcht konnte ein zur Unzeit gezischtes „Macbeth“ mit betontem „th“ schon mal für eine leckende Gasleitung gehalten werden und Panik auf der Bühne auslösen.