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Rückbesinnung auf das Wesentliche?
Seit über 20 Jahren ist Dennis Kelly einer der meistgespielten britischen Dramatiker. Kurz vor der Corona-Pandemie schreibt er im Auftrag des Berliner Ensembles sein Stück
DER WEG ZURÜCK , welches seitdem auf den deutschen Bühnen nicht nur die Theatermacher*innen zum Nachdenken anregt, sondern auch das Publikum. Denn er wirft hochaktuelle Fragen auf: Wohin könnte ein Nichtvertrauen der Gesellschaft in die Wissenschaft führen? Wie lassen sich Gesellschaftskrisen gewaltfrei überwinden? Wäre es sinnvoll, angesichts der Klimakrise Fortschritt rückgängig zu machen? DER WEG ZURÜCK ist dabei aber nicht nur ein erschreckend reales Gedankenexperiment, sondern auch eine Geschichte über Familie, Liebe und Schmerz.
Fa M Ilie Liebe Sc Hm Erz
Alles beginnt mit dem persönlichen Schicksal eines Mannes, der seine Frau bei der Geburt der gemeinsamen Tochter verloren hat. Gestorben ist sie an den Nebenwirkungen eines Verfahrens, welches im Rahmen einer künstlichen Befruchtung angewendet wurde. Der traumatisierte Witwer sucht die Schuld im Fortschritt und gründet in Folge die wissenschaftskritische Bewegung „Die Regression“. Zeitsprung: Seine Tochter Dawn, mittlerweile erwachsen, entwickelt die Gedanken des Vaters zu einer gewaltbereiten Ter- rorzelle weiter. Schnell brennen Forschungslabore und Universitäten, aus Zweifeln und Skepsis wird radikale Ablehnung. Knapp zwanzig Jahre später herrscht bereits eine Art Diktatur, angeführt durch Dawns Kinder, die Zwillinge. Sie propagieren die zehn Regeln der Regression. Nicht nur alles Elektronische soll abgeschafft und die medizinische Versorgung heruntergefahren werden, auch die Sprache muss vereinfacht werden, denn komplexe Sprache fördert komplexe Gedanken – und diese will man nicht. Der Weg für eine vorzivilisatorische Welt wird geebnet, in der Selbstjustiz, Wut und Barbarei die Herrschaft übernehmen. Mittendrin der Sohn der Zwillingsschwester. Die beklemmende Dystopie über fünf Generationen endet im Jahr 2100 mit Dawn der Zweiten. Die Sprache besteht mittlerweile nur noch aus einsilbigen Worten, von Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist keine Rede mehr. Doch die junge Dawn steht auch für Hoffnung und zeigt, dass der menschliche Drang nach Erkundung und Erkenntnis nie komplett unterdrückt werden kann.