Spielen, was ist. 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen

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ISBN 978-3-95749-506-8

Theater der Zeit Spielen, was ist. 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen.

Herausgegeben von Linda Best und Susanne Ziegler

Katja Ott leitete das Theater Erlangen von 2009–2024. Nach ihrem Studium war sie als Regieassistentin u. a. an den Münchner Kammerspielen engagiert und arbeitete anschließend als freischaffende Regisseurin. Vor ihrer Intendanz in Erlangen war sie Schauspieldirektorin und Leiterin des Jungen Staatstheaters in Braunschweig.

Angefangen wird mittendrin! Das vorliegende Erinnerungsbuch erzählt nicht nur von vielen Neuanfängen in der Intendanz Katja Ott, sondern auch vom kreativen Umgang mit Vorhandenem, Immer-Dagewesenem. Mit der Öffnung in die Stadtgesellschaft und dem Ausprobieren neuer Formate etablierte sie das Theater als Ort künstlerischer Utopien, aber auch als Forum für sozialpolitische Debatten. Wiederholt im Fokus stand dabei die Diskussion um ein Stadttheater der Zukunft und die Weiterentwicklung des Hauses. Neben dem klassischen Repertoire verankerte Ott vor allem die Gegenwartsdramatik fest im Spielplan. Inszenierungsfotos aus 15 Jahren IntendanzZeit und anregende Texte zeigen die inneren und äußeren Prozesse des Theaterbetriebs sowie wesentliche Impulse, die die Theatermacher*innen bei der Gestaltung des Theaters Erlangen antrieben.


ISBN 978-3-95749-506-8

Theater der Zeit Spielen, was ist. 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen.

Herausgegeben von Linda Best und Susanne Ziegler

Katja Ott leitete das Theater Erlangen von 2009–2024. Nach ihrem Studium war sie als Regieassistentin u. a. an den Münchner Kammerspielen engagiert und arbeitete anschließend als freischaffende Regisseurin. Vor ihrer Intendanz in Erlangen war sie Schauspieldirektorin und Leiterin des Jungen Staatstheaters in Braunschweig.

Angefangen wird mittendrin! Das vorliegende Erinnerungsbuch erzählt nicht nur von vielen Neuanfängen in der Intendanz Katja Ott, sondern auch vom kreativen Umgang mit Vorhandenem, Immer-Dagewesenem. Mit der Öffnung in die Stadtgesellschaft und dem Ausprobieren neuer Formate etablierte sie das Theater als Ort künstlerischer Utopien, aber auch als Forum für sozialpolitische Debatten. Wiederholt im Fokus stand dabei die Diskussion um ein Stadttheater der Zukunft und die Weiterentwicklung des Hauses. Neben dem klassischen Repertoire verankerte Ott vor allem die Gegenwartsdramatik fest im Spielplan. Inszenierungsfotos aus 15 Jahren IntendanzZeit und anregende Texte zeigen die inneren und äußeren Prozesse des Theaterbetriebs sowie wesentliche Impulse, die die Theatermacher*innen bei der Gestaltung des Theaters Erlangen antrieben.


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Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt. – Friedrich Schiller


Theater der Zeit

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Spielen, was ist. 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen. Herausgegeben von Linda Best und Susanne Ziegler


Vorwort

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Die Kunst erfahrbar machen 15 Jahre lang hat Katja Ott als regieführende Intendantin die Geschicke des Erlanger Theaters geprägt – sowohl mit ihrer künstlerischen Handschrift als auch der Positionierung des Hauses als zentralem Ort der Debatte und Begegnung in der Stadt. Gesellschaftspolitische Relevanz auf und jenseits der Bühne, das Wirken in die Stadtgesellschaft hinein, war hierbei ihr besonderer Verdienst. Daneben schufen partizipative Projekte, der breite Ausbau des Kinder- und Jugendtheaters sowie zahlreiche Vermittlungsangebote niederschwellige Zugänge und Teilhabemöglichkeiten, um Kunst im besten Sinne erfahrbar zu machen. Nicht selten strahlte das Theater auch über die Stadtgrenzen hinaus, etwa durch die Auszeichnung mit dem Theaterpreis des Bundes 2019. Das vorliegende Buch erinnert nicht nur an die vielen (ästhetisch und inhaltlich höchst vielfältigen) Inszenierungen, die unter Katja Otts Leitung entstanden, sondern gibt auch spannende Einblicke hinter die Kulissen. Es dokumentiert die kontinuierliche Weiterentwicklung des Hauses ebenso wie Herausforderungen, die sich während ihrer Amtszeit stellten. Die Stadt Erlangen als Rechtsträger des Theaters sowie der Erlanger Stadtrat haben das künstlerische Wirken der Intendantin mit ihrem Ensemble über all die Jahre sehr geschätzt und begleitet. Auch in Zeiten angespannter Haushaltssituationen wurde es kontinuierlich ermöglicht, dass die darstellende Kunst nicht nur im „Großen Haus“ Markgrafentheater – dem ältesten bespielten Barocktheater Süddeutschlands – sondern auch an vielen anderen und ungewöhnlichen Orten in unserer Stadt ihren Ausdruck finden konnte. Wir danken Katja Ott und ihrem Team für 15 Jahre lebendiges Theater für und mit der Stadtgesellschaft! Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen Anke Steinert-Neuwirth, Referentin für Kultur, Bildung und Freizeit der Stadt Erlangen


Vorhang auf! Mit dem Festhalten ist es so eine Sache. Vor allem im Theater, das sich durch das gemeinsame Erleben der Aufführung auszeichnet Das Publikum sieht den Schauspieler*innen zu, und gemeinsam entsteht ein Abend, der entweder knisternd vor Spannung oder furchtbar langweilig sein kann. Und das manchmal sogar beim selben Stück Theater ist daher prinzipiell immer unverfügbar. Wir k nnen die Magie eines Abends nicht „on demand“ abrufen, und oft fällt es schon schwer, die Gefühle und Gedanken zu einer Inszenierung nach einigen Wochen in Worte zu fassen. Wie also überhaupt Theater dokumentieren Das Buch zur 15-jährigen Intendanz von Katja Ott versucht, jene Momentaufnahmen in Bildern zu zeigen, die im besten Falle Erinnerungen wachrufen an Inszenierungen, die aufgerüttelt, berührt, Spaß gemacht, neue Welten erschlossen haben. Oder die sperrig waren und kompliziert. In den Buchbeiträgen geben die Theaterschaffenden konzeptionelle Einblicke hinter die Kulissen, spannen B gen über die Spielzeiten hinweg, blicken zurück auf viel Erreichtes und unerwartete Herausforderungen. Veränderung ist das Wesen der Theaterarbeit. Kaum ist eine Premiere gefeiert, beginnen bereits die Proben für die nächste Produktion, kommen neue künstlerische Teams nach Erlangen. Routinen k nnen dabei innerhalb eines Hauses in den Abläufen entwickelt werden, entfachen aber nicht automatisch jene künstlerischen Funken, die eine Inszenierung zum Leuchten bringen. Dafür braucht man einerseits professionelles Handwerkszeug, andererseits das Gespür für Themen und die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Katja Ott hat diese so flüchtigen Begegnungsräume immer wieder geschaffen. Mit einer sorgfältigen Ensembleauswahl, vertrauten festen Mitarbeitenden und Gästen, Regisseur*innen, Bühnenbildner*innen und Musiker*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

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Menschen also, die sich in stets neuer Zusammensetzung zusammenfanden, um Kunst zu produzieren für den Augenblick, um zu spielen, was ist. Egal, ob die Intendantin dabei selbst inszenierte oder die Proben als Beobachterin verfolgte, für sie stand immer das Individuum mit all seinen Unzulänglichkeiten und Konflikten, seinem (oft auch komischen) Scheitern im Mittelpunkt. „Spielen, was ist“ meint in diesem Sinne nicht nur ihre akribische Arbeit an Texten, den Figuren, ihrem Denken und Handeln, sondern auch, deren Aktualität – sowohl in klassischen als auch zeitgenössischen Stoffen – herauszuarbeiten. Haltung zu zeigen auf der Bühne in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche. Nicht mit erhobenem Zeigefinger oder äußerem Aktionismus, sondern mit den Mitteln des Theaters. Seit Katja Ott mit ihrem Team 2009 startete, hat sich das Theater Erlangen kontinuierlich weiterentwickelt – finanziell, technisch, personell. Dass eines der kleinsten Theater Deutschlands renommierte Regieteams und begabte Absolvent*innen der besten Schauspielschulen verpflichten konnte, liegt nicht zuletzt an dem guten künstlerischen Ruf, der unter ihrer Leitung erarbeitet wurde. Dennoch kann „Spielen, was ist“ in diesem Zusammenhang auch verstanden werden als Spielen, was m glich ist dem kreativen Annehmen eines vergleichsweise schmalen Budgets, geringer Personaldecke und ausbaufähigen Räumlichkeiten. So liest sich die Intendanz von Katja Ott auch als eine Reise zu den Wurzeln des Theaters, dem Geschichtenerzählen. Ohne den Bühnenzauber großer Häuser, dafür mit viel Leidenschaft und Hingabe. Susanne Ziegler, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros seit 2013, Stellvertretung der Intendanz in künstlerischen Fragen seit 2022


Inhalt Vorwort 4 Vorhang auf 6 Angefangen wird mittendrin! Die Spielzeiten 2009 2010 – 2011 2012 10 Inszenierungen 2009 2010 16 Kleine Mannschaft – großes Spiel! Loblied auf ein familiäres Ensemble 36 Inszenierungen 2010 2011 42 Mehr als Märchen! Das Kinder- und Jugendtheater 60 Inszenierungen 2011 2012 68 Aus der Komfortzone in die Debatte Die Spielzeiten 2012 2013 – 2014 2015 88 Inszenierungen 2012 2013 96 Theater spielen. Eckart Liebau im Gespräch mit Katja Ott 116 Inszenierungen 2013 2014 124 Bitte durchlüften! Theater im ffentlichen Raum 144 Inszenierungen 2014 2015 150 Theater im Wandel – Veränderung aus Prinzip Die Spielzeiten 2015 2016 – 2017 2018 168 Inszenierungen 2015 2016 176 Mission Mitmischen Partizipation am Theater 198 Guckst Du noch oder spielst Du schon Die Bürgerbühne 206 Inszenierungen 2016 2017 210 Work hard, pla hard Zusammen Wachsen am Theater Erlangen 232 Leitbild aller Mitarbeiter*innen des Theater Erlangen 237 Inszenierungen 2017 2018 240 Ein altes Haus mit immer neuen Räumen Die Spielzeiten 2018 2019 – 2020 2021 258 Inszenierungen 2018 2019 264

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Hinter barocken Säulen Das Theater als Ort technischer Innovationen Inszenierungen 2019 2020 Die Kunst steht nicht über den Menschen“ Ensemblemitglieder im Gespräch Inszenierungen 2020 2021 Laut bis zum Schluss! Die Spielzeiten 2021 2022 – 2023 2024 Inszenierungen 2021 2022 Applaus, Applaus, Applaus! Unsere Preise Das Theater soll leben! Der F rderverein des Theater Erlangen Inszenierungen 2022 2023 Verantwortung jenseits der Bühnenkante Auf dem Weg zum nachhaltigen Kulturbetrieb Inszenierungen 2023 2024 Vorhang zu!

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Die Spielzeiten 2009 2010 – 2011 2012

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Angefangen wird mittendrin! Angefangen wird mittendrin! , so überschrieb Katja Ott 2009 ihr Konzept in der Bewerbung auf die Intendanz des Theater Erlangen. Für sie hieß das Die Geschichten der anderen sind immer schon da. Ein Intendanzwechsel bedeutet nicht, Altes einzureißen, um Neues aufzubauen. Die Aufgabe liegt darin, genau zu schauen, wo man steht, und den Blick zu richten auf das, wo man hin will. Die ersten drei Jahre standen unter der Prämisse des Kennenlernens dieser Stadt. Hier sollte mit einem nur siebenköpfigen Ensemble ein breit gefächertes Programm für alle Altersgruppen entstehen. Womit die dringlichsten Veränderungen für Ott auf der Hand lagen, nämlich die Umstellung vom Ensuite- auf Repertoirebetrieb und der Ausbau des Kinder- und Jugendtheaters. Wir wollen, dass das Theater Erlangen für Sie und uns ein Ort des künstlerischen Dialogs und des emotionalen Reichtums wird, ein Ort des Erlebens, der Auseinandersetzung und der Unterhaltung“, hieß es im ersten Spielzeitheft. Der Spielplan zu diesem Vorhaben ergab sich aus dem Ensemble und den damit möglichen Besetzungen. Hinzu kam ein Quäntchen gesunder Größenwahn zur Er ffnung am 01. Oktober 2009 Lasst uns einen Faust mit fünf Spieler*innen plus einer Sängerin auf die Bühne bringen! Regie führte Mario Portmann, dessen Braunschweiger Inszenierung von Moby Dick Ende der Spielzeit 2009 2010 zusätzlich ans Theater Erlangen übernommen wurde. Als Faust gab Hermann Große-Berg seinen Einstand im Erlanger Ensemble, welchem er bis heute treu geblieben ist. Einen Tag später folgte mit Clyde und Bonnie die erste Produktion in der Garage, und in schneller Taktung feierten bis Ende 2009 noch fünf weitere Stücke in den beiden Spielstätten Premiere, um den Erlanger*innen so bald wie möglich ein abwechslungsreiches Repertoire bieten zu können. So hopsten drei chronisch überforderte Sozialarbeiterinnen, inszeniert


Die Spielzeiten 2009 2010 – 2011 2012 von Jakob Fedler, durch Felicia Zellers Stück Kaspar Häuser Meer und inspirierten die Jur der Ba erischen Theatertage 2010 dazu, den Schauspielerinnen den eigens geschaffenen Großen Hüpfburgpreis für ästhetische Innovation zu verleihen. Eine starke Setzung gab es im Bereich Kinderund Jugendtheater mit gleich vier neuen Stücken für alle Altersgruppen zwischen 3 und 14 sowie den jet-Tagen mit Gastspielen und Workshops für Kinder und Jugendliche. Auch die Erwachsenen bekamen ein Minifestival Die Werkschau bot die Möglichkeit, sich jeweils anhand einer eigenen Inszenierung, zweier Gastspiele sowie passend konzipiertem Rahmenprogramm wie Lesungen und Ausstellungen mit ausgewählten Dramatiker*innen oder einem bestimmten Genre auseinanderzusetzen. In der ersten Spielzeit gab es eine Werkschau zu Henrik Ibsen, und zu Katja Otts Inszenierung von Die Frau vom Meer gesellten sich eine Nora und eine Hedda Gabler als Gastspiele. Ein gewagtes Experiment wurde noch im Sommer 2010 aus der Taufe gehoben und prägte die ersten drei Jahre Die Kulturstiftung des Bundes f rderte mit dem Fonds „Wanderlust“ eine dreistufige Kooperation des Theater Erlangen mit dem Teatr Pokoleniy aus St. Petersburg. Eine F rdersumme von 150.000 gleich zu Beginn der Amtszeit nach Erlangen zu holen, war gleichermaßen Freude wie Herausforderung. Der erste Schritt war eine Koproduktion Laura de Wecks Stück Sumsum² wurde in einer zweisprachigen Version teils in Erlangen, teils in St. Petersburg mit einem gemischten Ensemble beider Theater geprobt und auf Deutsch und Russisch aufgeführt. Die Fortsetzung der Zusammenarbeit bestand aus einem Personalaustausch jeweils ein Mitarbeiter ging für einige Wochen ans Partnertheater) sowie einem Gastspielaustausch Das Theater Erlangen zeigte 2013 Warten auf Godot in St. Petersburg, das Teatr Pokoleniy gastierte mit dem Stück Stol in Erlangen.

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Am Ende der Spielzeit sorgte Franz Wittenbrinks Liederabend Männer für gute Laune. Thematisch passend konnte im Anschluss an den Theaterbesuch die Fußball-WM per Public Viewing im Theaterhof verfolgt werden. Doch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise trafen das Theater Erlangen gleich zu Beginn der neuen Intendanz Im Sachmittelbereich sollte ein Zehntel eingespart werden. Katja Ott sah das einzige Potenzial für Einsparungen in den teuren Gastspielen. Diese waren 2010 noch in großer Zahl vorhanden, um den Abonnent*innen sieben verschiedene Theaterabende bieten zu k nnen. Im Laufe der gesamten Intendanz wurde die Anzahl der Gastspiele zugunsten der Eigenproduktionen immer weiter reduziert, in der ersten Spielzeit von 19 auf 15. Mittlerweile sind es nur noch drei pro Spielzeit. Dafür mussten auch die Abonnements um einen Theaterabend gekürzt werden. Einige Abos wurden zusammengelegt und die reinen Komödienabos programmatisch angepasst oder abgeschafft. Zusätzlich zu den Einsparungen trafen nötige Brandschutzmaßnahmen in der Spielzeit 2010 2011 das Theater hart. Diese erfolgten im Winter 2010 im Markgrafentheater parallel zum laufenden Betrieb und erzwangen die Auslagerung des Weihnachtsmärchens in den Redoutensaal, damit tagsüber gebaut werden konnte. Die Miete des Redoutensaals verursachte zusätzliche Kosten, die im Budget nicht vorgesehen waren. Per Stadtratsbeschluss sollte daher das Weihnachtsmärchen entfallen, obwohl alle Künstler*innen bereits unter Vertrag standen. Eine erschütterte Intendantin griff zum Telefon. Großzügige Spenden der Firma Areva, der Bürgerstiftung, einiger privater Spender*innen und des Fördervereins brachten das fehlende Geld zusammen und stimmten den Stadtrat um. Das Märchen war gerettet, und so durften sich die Pinguine An der Arche um acht verabreden. Zuvor hatten Brechts Mutter Courage und ihre Kinder in der Regie von Jakob Fedler die Spielzeit


Die Spielzeiten 2009 2010 – 2011 2012 2010 2011 er ffnet. berhaupt war diese durch mutige Protagonist*innen geprägt Antigone stand für das Recht ein, ihren Bruder bestatten zu dürfen. Der Western eroberte die Garage in Form des Live-Hörspiels Spiel mir das Lied vom Tod, wodurch die erfolgreiche Braunschweiger Zusammenarbeit mit Regisseur Eike Hannemann ihre Fortsetzung in Erlangen fand. Die Werkschau widmete sich dem österreichischen Dramatiker Thomas Bernhard, anknüpfend an die eigene Produktion Der Theatermacher in der Regie von Dominik von Gunten. Für Jugendliche bot das Garagenstück Bug Muldoon / Die Wanze den witzigen Insektenkrimi sogar in einer englischsprachigen Version an. Ein Leuchtturmprojekt der Spielzeit wurde die Stückentwicklung Mutwerk über Erlanger*innen, die Zivilcourage gezeigt hatten. Pfarrer Johannes Mann hatte den Vorschlag einer Zusammenarbeit zwischen Theater und Kirche ins Spiel gebracht. Inhaltlich beteiligt und teils sogar auf der Bühne der Garage präsent waren außerdem Schüler*innen des MarieTherese-Gymnasiums sowie Erlanger Polizist*innen. Noch immer kann der wehrhafte Kugelfisch als Emblem des Mutwerk-Projekts an so mancher Erlanger Ecke entdeckt werden. Einige Initiativen, die darauf basieren, sind bis heute aktiv. „Theater braucht Zeit, kostet Zeit und schenkt Zeit. Theater hat alle Zeit der Welt“, stand im Spielzeitheft 2011 2012. Passend dazu gab es Stücke über Menschen in der Warteschleife, wie Georg Büchners Leonce und Lena in der Regie von Constanze Kreusch und natürlich Samuel Becketts Warten auf Godot. In einer eigenen Filmreihe präsentierten Ensemblemitglied Hermann Große-Berg und Dramaturgin Katja Prussas Filmklassiker im Fo ercaf . In Kooperation mit dem E-Werk wurde das Markgrafentheater seiner ursprünglichen Rolle als Musikbühne gerecht Die Reihe Pop im Theater brachte das Holz zum Schwingen.

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Junge Regieassistent*innen sollten die M glichkeit bekommen, sich am Theater Erlangen kreativ auszuprobieren. So entwickelte Regieassistent Florian Götz gemeinsam mit der Dramaturgie die Late-NightReihe Glockenspiel im ehemaligen Foyer der Glockenlichtspiele. Ensemblemitglieder, Studierende der FAU und andere Mitwirkende performten zusammen in theatralen Installationen, die das Themenfeld „Nacht“ unter verschiedenen Aspekten in den Blick nahmen. In der ganz besonderen Atmosphäre des Glocken-Foyers verschwammen geplant die Grenzen zwischen Darstellenden und Publikum. Einige der meist studentischen Zuschauer*innen fanden so auch den Weg in die regulären Vorstellungen und sahen sich in der Garage Inszenierungen wie Shakespeare is dead – get over it! oder die von Mirja Biel und Joerg Zboralski bildstark ins Heute übersetzte Romanadaption Anton Reiser an. Die Werkschau rückte diesmal Friedrich Dürrenmatt ins Zentrum, mit dem eigenen Beitrag Das Versprechen in der Regie von Robin Telfer und einer H r-Bar im Fo ercaf . Bei den 3. jet-Tagen stand das unbekannte kleine Tier aus dem Klassiker Das kleine Ich bin ich Pate und ermutigte dazu, sich selbst so zu nehmen, wie man ist. Dazu konnte man in verschiedensten Workshops den eigenen Interessen nachgehen sowie spannende Lesungen anh ren. Bei den Ba erischen Theatertagen 2012 erhielt Ensemblemitglied Robert Naumann, der mit dem Monolog Titus sowie als Lucky in Warten auf Godot dabei war, den Preis für besondere künstlerische Leistungen als Nachwuchsdarsteller. Nach drei Spielzeiten hatten sich Theaterschaffende und die Stadt vorsichtig einander angenähert. Auf diesen Stand ließ sich aufbauen. Linda Best, Dramaturgin am Theater Erlangen seit 2011


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Clyde und Bonnie


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Faust. Der Tragödie erster Teil


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Der Lebkuchenmann (links) Kaspar Häuser Meer (oben) Das Ende vom Anfang (unten)


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Moby Dick


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Die Reise einer Wolke (links) Sumsum² ² (oben) Wir alle für immer zusammen unten


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Wer hat Angst vor Virginia Woolf links oben Männer (links unten) Tagebuch


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Die Frau vom Meer


Inszenierungen 2009 2010

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Faust. Der Tragödie erster Teil von Johann Wolfgang von Goethe Regie … Mario Portmann Bühne & Kostüme … Ulrich Leitner Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Matthias Bernhold, Hermann Große-Berg, Robert Naumann, Sigrid Plundrich/Cordula Schmieg, Gitte Reppin, Christian Wincierz Premiere: 01.10.2009, Markgrafentheater Clyde und Bonnie von Holger Schober Regie … Johannes Wenzel Bühne & Kostüme … Nicole Pleuler Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Linda Foerster, Steffen Riekers Premiere: 02.10.2009, Garage


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Das Ende vom Anfang von Sean O’Casey Regie … Karin Koller Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Christian Baus, Linda Foerster, Hermann Große-Berg Premiere: 23.10.2009, Markgrafentheater Die Reise einer Wolke (ab 3 Jahren) Erzähltheater von Roberto Frabetti (Übernahme Staatstheater Braunschweig) Regie … Heiner Fahrenholz Bühne & Kostüme … Dirk Riethmüller Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Johanna Kusche Mit … Linda Foerster Premiere: 25.10.2009, Garage Kaspar Häuser Meer von Felicia Zeller Regie … Jakob Fedler Bühne & Kostüme … Bernhard Siegl Musik … Jennifer Weeger Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Jutta Masurath, Martina Reichert, Gitte Reppin Premiere: 19.11.2009, Garage


Inszenierungen 2009 2010

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Der Lebkuchenmann (ab 5 Jahren) von David Wood Regie … Stephan Beer Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Lena Kußmann, Robert Naumann, Steffen Riekers, Georgios Tzitzikos, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp Premiere: 22.11.2009, Markgrafentheater Tagebuch (ab 14 Jahren) von Anne Frank (Übernahme Berliner Ensemble) Regie … Tanja Weidner Bühne & Kostüme … Wicke Naujoks Dramaturgie … Anika Bárdos Mit … Gitte Reppin Premiere: 05.12.2009, Garage Wer hat Angst vor Virginia Woolf ? von Edward Albee Regie … Constanze Kreusch Bühne & Kostüme … Petra Wilke Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Anne Cathrin Buhtz, Linda Foerster, Hermann Große-Berg, Steffen Riekers Premiere: 23.01.2010, Markgrafentheater


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Wir alle für immer zusammen (ab 10 Jahren) von Guus Kuijer Inszenierung … Veit Güssow Bühne & Kostüme … Lisa Jacobi Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Vera Kasimir, Robert Naumann, Gitte Reppin Premiere: 06.02.2010, Garage Die Frau vom Meer von Henrik Ibsen Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Linda Foerster, Hermann Große-Berg, Gitte Reppin, Steffen Riekers, Horst Schily, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp, Maria Wolf Premiere: 15.04.2010, Markgrafentheater


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Männer Ein Stadiongesang von Franz Wittenbrink Regie … Dominik Günther Musikalische Leitung & Bühnenmusik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Bühne & Kostüme … Heike Vollmer Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Hermann Große-Berg, Dirk Lange, Robert Naumann, Steffen Riekers, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp Premiere: 10.06.2010, Markgrafentheater


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SumSum² ЗУМЗУМ² Eine grenzenlose Liebes- und Sprachverwirrung von Laura de Weck Regie … Eberhard Köhler, Valentin Levitskiy (Teatr Pokoleniy) Bühne … Danila Korogodsky (Teatr Pokoleniy) Kostüme … Anna Stübner, Viola Werling Musik … Reto Senn Dramaturgie … Henning Bochert, Stefanie Symmank Mit … Gitte Reppin/Anastasia Toshcheva, Linda Foerster/Yelena Polyakova, Vladimir Postnikov/Patrick Serena, Sergey Mardar/Matthias Bernhold Premiere: 24.06.10, Garage, 08.07.10 Teatr Pokoleniy, St. Petersburg Moby Dick nach Herman Melville (Übernahme Staatstheater Braunschweig) Regie … Mario Portmann Bühne & Kostüme … Patrick Bannwart Musikalische Leitung & Bühnenmusik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Björn Jacobsen, Steffen Riekers, Christian Wincierz Premiere: 22.07.2010, Markgrafentheater


Loblied auf ein familiäres Ensemble

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Kleine Mannschaft – großes Spiel! Eine Fußballmannschaft bekämen wir nicht zusammen. Das Theater Erlangen hat eines der kleinsten Ensembles Deutschlands. Muss das ein Manko sein Mitnichten! Dabei liegen die Nachteile eines kleinen Ensembles auf der Hand Weniger Flexibilität in Stückauswahl, Spielplan und Besetzung. Mehr Belastung für die einzelnen Kolleg*innen. Weniger Möglichkeiten, gesellschaftliche Diversität – in Alter, Geschlecht, Herkunft, Aussehen – auf der Bühne abzubilden. Aber auch wenn die finanzielle Freiheit, mehr Schauspieler*innen engagieren zu dürfen, ein Wunschtraum blieb, gibt es durchaus sehr schöne Seiten einer familiären Ensemblegröße. Ein kleines Ensemble schweißt zusammen. Jede*r steht mal mit jeder oder jedem auf der Bühne. Gibt es Probleme in einer Produktion, steht man füreinander ein. Nach der Vorstellung passen alle an einen Tisch. Das bedeutet im Gegenzug auch, dass die Schauspieler*innen noch stärkere Teampla er sein müssen als ohnehin in ihrem Beruf. Familiäre Strukturen bauen auf Vertrauen, nicht auf Ellenbogen. Zum Glück hat das bislang immer gut geklappt. Ein kleines Ensemble macht kreativ. Dass in Goethes Faust sämtliche Figuren ungestrichen durchbesetzt werden und vielleicht sogar noch Statist*innen Auerbachs Keller oder die Walpurgisnacht bevölkern, scheint mittlerweile selten geworden. Aber eine Besetzung von nur fünf Schauspieler*innen ist schon besonders und führt zu einer ganz anderen Spielweise. Ein kleines Ensemble verpflichtet. Wer neun gute Schauspieler*innen hat, legt Wert darauf, für jede*n passende Rollen – im Wechsel mal klein, mal groß, mal für Kinder, mal für Erwachsene – zu finden. Der Spielplan entsteht im Gedanken an die bestehenden Spieler*innen, die bei Bedarf durch Gäste ergänzt werden. Dass man Stücke, Stoffe und Figuren verbindlicher auf das Ensemble denkt, setzt neue Ideen


Loblied auf ein familiäres Ensemble frei und hat zur Folge, dass viele Besetzungen einfach gut passen. Einige Regisseur*innen, die kontinuierlich am Theater Erlangen arbeiteten, entwickelten Stücke und Figuren auf der Basis der Ensemblespieler*innen. So waren die Arbeiten von Thomas Krupa wie beispielsweise Golden House oder Bartholomäusnacht stets geprägt vom Gedanken daran, wer diese oder jene Rolle verkörpern werde. Ein kleines Ensemble stärkt die einzelnen Spieler*innen. Denn in einem kleinen Ensemble gibt es keine kleinen Rollen. Hat man neun Schauspieler*innen zur Verfügung oder sogar, wie anfangs, nur sieben , leistet man sich keine großen Besetzungen mit zahlreichen Nebenrollen. Und schon gar kein schmückendes Beiwerk“. Das Zusammenstreichen des Personals in Klassikerinszenierungen führt oft dazu, dass zugleich Handlungsstränge wegfallen, sodass sich alles mehr auf die Haupthandlung konzentriert und man bereits in der Textfassung Entscheidungen fällt, was eigentlich erzählt werden soll. Was ist wichtig Worauf liegt der Fokus Der Zwang zur Reduktion kann paradoxerweise befreiend sein. In der Gegenwartsdramatik ist das Wegstreichen erstens rechtehalber problematisch, zweitens sind Figurenkonstellationen ganz anders konzipiert. Nebenfiguren als schmückendes Beiwerk werden gar nicht erst hineingeschrieben. Es gibt einige Ausprägungen, die sich besonders gut für kleine Besetzungen eignen, seien es moderne psychologische Kammerspiele oder auch Stücke ohne feste Figurenzuordnung und postdramatische Texte. Dazwischen liegt ein großer Teil dramatische Literatur, bei denen man den Autor*innen zurufen m chte Auch wir kleinen Theater würden eure Stücke gern spielen, aber wir k nnen keine zwölf durchgängigen Figuren besetzen. Als besonders dankbare Form hat sich in Katja Otts Intendanz die Romanadaption erwiesen. Sowohl Klassiker als auch ganz aktuelle Romane wurden in

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dieser Zeit umgesetzt. Dabei kam oft die Frage auf, warum denn so viel Prosa gespielt würde statt der bereits „fertig“ vorhandenen Dramatik. Die Antwort liegt genau in diesem Unfertigsein. Denn gerade das Fragmentarische, der Zwang zum Weglassen, der bei der Adaption eines Romans für die Bühne besteht, eröffnet viele Möglichkeiten, Schwerpunkte zu setzen, aktuelle Bezüge herzustellen und Inhalte durch die Wahl einer bestimmten Form zu unterstreichen. Und auf einer pragmatischeren Ebene ermöglicht es eben auch, einen großen Stoff mit kleiner Besetzung zu spielen. Wenn in Heinrich Manns Der Untertan die Hauptfigur Diederich Heßling einem nur vierköpfigen Team aus Erzähler*innen gegenübergestellt wird, die im fliegenden Wechsel in die verschiedensten Figuren schlüpfen, verleiht das der Inszenierung einen fast skizzenhaften Schwung und zugleich mehr Stringenz, weil das gemeinsame Erzählen einer Geschichte im Vordergrund steht und sich der Fokus darauf verengt, was genau man denn damit eigentlich sagen möchte. Wenn dabei Frauen von Männern verkörpert werden, steht ein männlich geprägtes Frauenbild mit auf der Bühne. Wenn in Salman Rushdies Golden House Schauspieler*innen auf der Bühne sichtbar umgeschminkt werden oder sich als sterbende Figur die geklebte Glatze aufreißen, um mitten im Monolog zu einer anderen Figur zu werden, entsteht eine Form, die die Fragen nach Identität, welche der Roman stellt, noch auf einer ganz anderen Ebene abhandelt. In Erlangen spiegelt das Ensemble ein wenig die Stadt Eine kleine Bev lkerung mit relativ großer Fluktuation. Zugegebenermaßen zieht es die meisten jungen Schauspieler*innen in größere Städte, wo das Kulturangebot vielfältiger und die Karrierechancen größer scheinen. Ein kleines Ensemble hat andere Pluspunkte, die mittlerweile an den Schauspielschulen auch so vermittelt werden. Das Kalkül Geht an ein ambitioniertes kleines Theater, dort bekommt ihr gute Rollen zu spielen! Denn Erlangen bietet eine perfekte Bühnenstation für den Anfang Nach Abschluss der Schauspielschule gleich richtig viel und groß


Loblied auf ein familiäres Ensemble spielen, Erfahrungen sammeln, gesehen werden, nach zwei oder drei Jahren ans nächstgr ßere Theater, zu Film und Fernsehen oder in die „freie Wildbahn“. Und so traurig es jedes Mal ist, wenn Ensemblemitglieder weiterziehen, freut man sich auch über die neuen Begegnungen bei den Vorsprechen und das immer wieder stattfindende Zusammenwachsen als Ensemble. Extrem hilfreich ist die Unterstützung der ZAV Künstlervermittlung durch Sabine Hug, die bei der Arbeitsagentur für die ba erischen Theater zuständig ist. Seit vielen Jahren steht sie in regem Kontakt zum Theater Erlangen, sieht sich die Inszenierungen an und gibt auf dieser Grundlage treffende Empfehlungen, welche Schauspieler*innen wir bei einem Vorsprechen kennen lernen sollten, weil sie gut ins Ensemble passen könnten. Irgendwie haben sie immer wieder zu uns gefunden Die Neugierigen, die sich in jedem neuen Stück als Lernende verstehen und jederzeit bereit sind, sich auf ungewohnte Formen einzulassen. Die Wandlungsfähigen, die Spaß daran haben, in den unterschiedlichsten Projekten unterschiedlichste Figuren zu verk rpern, und sich im Kleinkinderstück genauso verausgaben wie im großen Klassiker. Die Kreativen, die sich im Lockdown mit Freude eigene Formate ausdenken und umsetzen. Die Teamplayer, die sich über die Erfolge der anderen in der Hauptrolle aufrichtig freuen k nnen. Da war immer das Gefühl Hier sind genau die Kolleg*innen, mit denen wir sehr gern zusammenarbeiten. Das betrifft in besonderem Maße das feste Ensemble, aber auch die Schauspielgäste, die uns in einzelnen Inszenierungen unterstützen. ber die Jahre sind feste Verbindungen zu einigen von ihnen gewachsen, die gern immer wieder für eine Produktion nach Erlangen kommen und dabei auch die familiäre Aufnahme genießen. Diese festen Gäste fühlen sich mittlerweile an wie ein erweitertes Ensemble – man gehört zusammen.

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Nach ein, zwei Jahren kennen die Ensemblemitglieder im Allgemeinen ihr Publikum ganz gut. Die Garage, aber auch das Markgrafentheater schaffen eine intime Atmosphäre, in der natürliche Spielweise und direkte Ansprache möglich sind. Die Zuschauer*innen identifizieren sich wiederum mit den Menschen auf der Bühne, die sie immer wieder bei Vorstellungen sehen, danach in der Kneipe oder vielleicht auch mal morgens beim Brötchenholen. Sehr oft wird die Qualität des Ensembles hervorgehoben und das Können der einzelnen Schauspieler*innen durch die hier arbeitenden Regieteams und natürlich auch durch Publikum und Kritiker*innen gelobt. Denn – Fußballmannschaft hin oder her – sowohl das Talent der einzelnen Spieler*innen als auch der Teamgeist sind bei weniger als elf Menschen umso entscheidender für ein überzeugendes Ergebnis. Linda Best


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Kohlhaas 05 10 oben An der Arche um acht (unten)


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Antigone


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Bug Muldoon and the Garden of Fear Die Wanze (links) Mutwerk


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Der Theatermacher (links) Mutter Courage und ihre Kinder (oben) Spiel mir das Lied vom Tod (unten)


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Die Geschichte vom Onkelchen (links) Der Kaktus


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Ein Sommernachtstraum


Inszenierungen

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Spiel mir das Lied vom Tod Live-Hörspiel nach dem Film von Sergio Leone Regie … Eike Hannemann Mit … Björn Jacobsen, Winfried Wittkopp Premiere: 02.10.2010, Garage Bug Muldoon and the Garden of Fear/ Die Wanze (ab 9 Jahren) von Paul Shipton (Übernahme Staatstheater Braunschweig) Inszenierung … Eva Veiders Bühne & Kostüme … Christian Baumgärtel, Miriam Grimm Musik … Jan-S. Beyer Dramaturgie … Eva Veiders Mit … Björn Jacobsen Premiere: 23.10.2010, auf Deutsch 06.02.2011, Garage


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Mutter Courage und ihre Kinder von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau Regie … Jakob Fedler Bühne & Kostüme … Bernhard Siegl Musikalische Leitung … Michael Haves Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Alexandra Finder, Hermann Große-Berg, Christian Heller, Robert Naumann, Gitte Reppin, Steffen Riekers, Sophie Wendt, Winfried Wittkopp Premiere: 11.11.2010, Markgrafentheater Kohlhaas 05/10 nach Heinrich von Kleist Regie … Constanze Kreusch Bühne & Kostüme … Petra Wilke Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Linda Foerster, Clemens Giebel, Christian Wincierz Premiere: 12.11.2010, Garage


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An der Arche um acht (ab 7 Jahren) von Ulrich Hub (Übernahme Staatstheater Braunschweig) Regie … Eva Veiders Bühne & Kostüme … Christian Baumgärtel Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Stephanie Junge Mit … Sebastian Ganzert, Björn Jacobsen, Susanne Maierhöfer, Alissa Snagowski Premiere: 21.11.2010, Redoutensaal Antigone von Sophokles Regie … Schirin Khodadadian Bühne & Kostüme … Carolin Mittler Musikalische Einrichtung … Katrin Vellrath Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Florian Hänsel, Robert Naumann, Chris Nonnast, Gitte Reppin, Steffen Riekers, Alexander Weise Premiere: 13.01.2011, Markgrafentheater


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Mutwerk (ab 14 Jahren) Ein Theaterprojekt zum Thema Zivilcourage Regie & Konzept … Tina Geißinger Bühne & Kostüme … Johanna Deffner Video … Florian Götz Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Linda Foerster, Christian Wincierz und Mutwerker*innen Premiere: 21.01.2011, Garage Der Theatermacher von Thomas Bernhard Regie … Dominik von Gunten Bühne & Kostüme … Carolin Mittler Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Linda Foerster, Thomas Marx, Robert Naumann, Daniela Schulze, Regine Vergeen, Winfried Wittkopp Premiere: 17.03.2011, Markgrafentheater Der Kaktus von Juli Zeh Regie … Johannes Wenzel Bühne & Kostüme … Nicole Pleuler Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Hermann Große-Berg, Gitte Reppin, Steffen Riekers, Christian Wincierz Premiere: 18.03.2011, Garage


Inszenierungen

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Die Geschichte vom Onkelchen (ab 4 Jahren) von Tomas von Brömssen und Lars-Eric Brossner Regie … Kathleen Draeger Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Dramaturgie … Stefanie Symmank Mit … Robert Naumann, Gitte Reppin/Alissa Snagowski, Winfried Wittkopp Premiere: 30.04.2011, Garage Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Marion Bordat, Stefan Drücke, Linda Foerster, Hermann Große-Berg, Christian Heller, Martin Laue, Robert Naumann, Gitte Reppin, Steffen Riekers, Horst Schily, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp Premiere: 09.07.2011, Markgrafentheater


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Das Kinder- und Jugendtheater

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Mehr als Märchen! In der Spielzeit 2023 2024 ist das Kinder- und Jugendtheater am Theater Erlangen so gut aufgestellt wie noch nie. Ganze zehn Stücke – Premieren und Wiederaufnahmen – stehen für das junge Publikum und Familien auf dem Spielplan. Drei Theaterpädagog*innen arbeiten für die künstlerische Vermittlung und ermöglichen so Wege ins und den Austausch mit dem Theater. Seit dem Beginn der Intendanz von Katja Ott hat sich das Angebot des Kinder- und Jugendtheaters stetig vergrößert. Die vormals eingekauften Gastspiele wurden durch eigene Inszenierungen mit den Schauspieler*innen des Ensembles ersetzt. Der Anteil an Produktionen für Kinder wuchs von zwei Produktionen zur Weihnachtszeit auf ein umfassendes, ganzjähriges Programm für Kinder und Jugendliche und betrug bereits in der ersten Spielzeit ein Drittel des gesamten Spielplans. Vorstellungen wurden ab sofort nicht mehr nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche gezeigt, das Familien-Abo wurde eingeführt. Bei der Erstellung des Spielplans für das Junge Theater war es stets ein Anliegen, möglichst die gesamte Bandbreite des Kinder- und Jugendtheaters abzubilden und viele unterschiedliche Angebote zu machen, sowohl was die Auswahl der Stücke betraf, als auch die Formensprache der Inszenierungen. Viele Kinder erleben Theater zum ersten Mal mit dem Besuch des Weihnachtsmärchens in der Grundschule. Dieses griff meist bekannte Stoffe auf und setzte sie in einer aktuellen Deutung mit viel Musik um. Im Wechsel mit klassischen Märchenstoffen wie zum Beispiel Aschenputtel, Kalif Storch, den Bremer Stadtmusikanten oder dem Froschkönig kamen auch moderne Klassiker für Kinder zum Zug, wie Otfried Preußlers Räuber Hotzenplotz und Die kleine Hexe oder Ulrich Hubs Kinderstück An der Arche um acht. In einem tiefen, dunklen Wald … von Paul Maar griff Märchenklischees auf und stellte sie in liebevoller Respektlosigkeit auf den Prüfstand.


Das Kinder- und Jugendtheater In der Garage war alles dabei, vom Erzähltheater über heutige Kinder- und Jugenddramatik wie Jan Sobries Titus oder Hartmut El Kurdis Angstmän, Stückentwicklungen wie Mutwerk oder Projekt Zukunft bis hin zur Uraufführung Der Trollspion von Wolfram Hänel und sogar zum eigenen Stückauftrag (Megafad oder Der längste Nachmittag des Universums von Bernhard Studlar). Mit der beliebten Reihe Es war einmal … wurde 2016 erstmals ein Format für die Allerkleinsten ab 3 Jahren angeboten. Die Idee Schauspieler*innen suchen ihre liebsten Kinderbücher heraus und entwickeln mit einfachen Mitteln eine eigene Theaterversion. Publikumslieblinge wie Es war einmal … 2 (Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt und Frederick) mit über 50 Vorstellungen und Es war einmal … 6 (Das NEINhorn) mit fast 30 Vorstellungen boten nicht nur für das jüngste Publikum eine niederschwellige erste Erkundungsmöglichkeit des Theaterzaubers. Wenn das Theater in die Schule kommt, wird das Klassenzimmer zur Bühne! Im ersten von zahlreichen mobilen Stücken, die in Erlangen und Umgebung sehr erfolgreich gespielt wurden, Ich Komma Saufen, wurde das Thema Alkoholismus verhandelt. Carlos Manuel entwickelte mit Rauschen ein technisch aufwändiges Stück über das H ren, welches 2017 zur Uraufführung kam. Nach Malala diskutierten Schüler*innen über das Recht auf Bildung und den Mut, dafür einzutreten, nach Huck Finn über Rassismus. Anne Frank und ihr Tagebuch brachte die NS-Judenverfolgung eindrücklich nahe, und in den letzten zwei Spielzeiten platzte die Influencerin Mona a.k.a. @eisbaerin in die Klassenzimmer unterschiedlichster Schulformen. Die Grenze zwischen Zuschauerraum und Bühne wird im Klassenzimmerstück aufgel st, und den Schüler*innen gerät über die Verwandlung des Settings häufig in Vergessenheit, dass sie gerade Teil einer Theateraufführung sind. Ein immersives Eintauchen in die Erzählung und empathisches Miterleben

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werden hierdurch erleichtert. Der Bogen vom Theaterstück zu ihrer eigenen Lebenswirklichkeit lässt sich im anschließenden Nachgespräch zwischen Theaterpädagogik und Klasse leichter spannen. Auch der 2021 neu angeschaffte und eigens ausgebaute Theaterbus Otokar holt kleine Zuschauer*innen buchstäblich in der Schule ab. Das Theatergeschehen, wie etwa in Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne oder Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes, ist auf kleinstem Raum zum Greifen nah und wird zu einem ganz besonderen Erlebnis. Während der ab der Spielzeit 2009 2010 jährlich vom „jungen erlanger theater“ (jet) veranstalteten jet-Tage stand eine Woche lang die Begegnung mit neuen Stücken für Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt. Im Vorfeld fand ein Textlabor statt, in dem die Schüler*innen zusammen mit der Dramaturgie und der Theaterpädagogik mehrere Stücke lasen und Auszüge aus ihren Favoriten in Form einer szenischen Lesung im Theater in der Garage präsentierten. In der Spielzeit 2015 2016 wurde das jet zum Jungen Theater und umfasst seitdem zusätzliche partizipative Formate wie Ferienworkshops, Patenklassenprogramme und Projekttage im Theater. Die Spielclubs sind dabei fester Bestandteil der theaterpädagogischen Arbeit am Theater Erlangen. Kinder und Jugendliche treffen sich w chentlich, um gemeinsam mit der Theaterpädagogik Theater zu spielen und zu erforschen. Am Ende der Spielzeit wird ein Stück vor Publikum gezeigt. Bis es dazu kommt, erkunden die Gruppen auf spielerische Weise den darstellerischen Umgang mit Körper und Stimme, improvisieren, texten, schmieden eigene Szenenideen und feilen an deren kreativer Umsetzung. Dabei ist eine genaue und individuelle Wahrnehmung des Erlebten sowie der gemeinsame Austausch darüber Kernprozess jeder Probe. Inhaltlich orientieren sich die Stücke an den Lebenswelten der Gruppenteilnehmer*innen. Sie trainieren als Spielende und aktiv Zuschauende mit all ihren Sinnen eigene Haltungen, ein eigenes Verständnis für das Bühnengeschehen


Das Kinder- und Jugendtheater und für sich selbst. Dabei versteht sich die Theaterpädagogik nicht nur als Schule der Sinne. Die gemeinsame Probenarbeit liefert Impulse zur individuellen Pers nlichkeitsentwicklung und ist Nährboden für eine auf Vertrauen und Kooperationsbereitschaft basierenden kreativen Gruppendynamik. Workshops und oachings für Erwachsene orientieren sich an dem Berufsfeld der jeweiligen Kursteilnehmer*innen. Sie erproben einen bewussteren Umgang mit K rper, Stimme und Sprache. In Fortbildungen werden theaterpädagogische Methoden vermittelt und in der Gruppe ausprobiert. Für Pädagog*innen aus verschiedensten Bereichen ergibt sich so ein M glichkeitsfeld, Inhalte und Fachthemen auf theatrale Weise einer Lerngruppe näherzubringen. Auch bei der Bürgerbühne ist die Theaterpädagogik in besonderer Weise eng in die Produktion eingebunden und übernimmt die Trainings- und Workshopeinheiten für die jeweilige Inszenierung. In der Spielzeit 2010 2011 initiierte das Theater Erlangen unter Leitung von Tina Geißinger mit Mutwerk für Menschen ab 14 Jahren ein erstes großes Kooperationsprojekt zum Thema Zivilcourage von, über und mit Erlanger Bürger*innen, der Evangelischreformierten Kirche am Hugenottenplatz, der Polizei sowie dem Praxisseminar Dramaturgie des Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Unterstützt wurde das für den Preis der Bundesregierung für Kultur und Medien nominierte Projekt von Zonta Erlangen e. V. und dem Förderverein Erlangen. Viele weitere Kooperationen mit Schulen entstanden, wie z. B. ein Schuljahresprojekt mit dem neunten Jahrgang des Marie-Therese-G mnasiums zu Shakespeares Romeo und Julia. Während der Spielzeit 2017 2018 beschäftigte sich die ganze Eichendorffschule unter der Leitung von FAUST-Preisträger Helge Schmidt und der Theaterpädagogin Antonia Ruhl mit dem Thema

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Klima. Ebenfalls für die Eichendorffschule entwickelt wurde Texte & Theater, wobei Stadtbibliothek und Theater Hand in Hand arbeiten und einen niederschwelligen Zugang zu den oft als fern empfundenen Institutionen bieten. Im Schuljahr 2023 2024 geht die Kooperation bereits in die fünfte Runde und richtet sich diesmal an Kinder des sechsten Jahrgangs. Die Kulturtiere sind das wohl bekannteste und gr ßte Kooperationsprojekt des Jungen Theaters. Kulturelle Berührungsängste abbauen, so ließe sich das berthema der drei Tierarten – Wiesel, Füchse & Falken – bezeichnen. Bei den Kulturfüchsen werden die Kinder der Hermann-Hedenus-Grundschule und der Mönauschule Erlangen von der ersten bis zur vierten Klasse von den drei Kulturinstitutionen Theater, Kunstpalais und Stadtbibliothek begleitet. Die Idee für diese Kooperation wurde 2015 von der Theaterpädagogin Camilla Schlie mittels der Förderreihe der Robert-Bosch-Stiftung „Kunst & Spiele“ in Kooperation mit dem Kunstpalais entwickelt. Inzwischen werden pro Schuljahr über 120 Module für über 500 Schüler*innen angeboten. Durch die regelmäßigen Termine begreifen die Kinder die Kulturorte als Teil ihrer Lebenswelt; die Nutzung der Angebote wird als selbstverständlich begriffen und Kultur als etwas verstanden, das auch aktiv mitgestaltet werden kann. ber die Jahre dazu gekommen sind die Kulturwiesel (Vorschüler*innen des Erna-Zink-Kindergartens und die Kulturfalken Kinder von der fünften bis siebten Klasse). Bei den Kulturtieren wird den Kindern also ermöglicht, aktiv mit Kultur groß zu werden. Dass sich mit der Zeit ein so breites und vielseitiges Netzwerk zu Schulen und Bildungseinrichtungen aufgebaut hat, ist vor allem der engagierten und kreativen Arbeit der vorangegangenen Theaterpädagog*innen Esther Mühlmann, amilla Schlie, Judith Zeitner, Antonia Ruhl und Dorothea Kuhs zu verdanken. Wenn wir in der letzten Spielzeit knapp 1600 Kinder und Jugendliche in Workshops, Theaterführungen und Backstage-Gesprächen erreicht haben, die Klassenzimmerstücke von rund 1000 Schüler*in-


Das Kinder- und Jugendtheater nen gesehen wurden und der Jugend-Spielclub Höhenflug sowie die Bürgerbühne zusammen in rund 60 Proben mit der Theaterpädagogik Theater entdeckt haben, dann ist dies das Ergebnis vieler Jahre theaterpädagogischer Praxis am Theater Erlangen. Merle Böhnhardt, seit 2021, Julian Struck, seit 2022, Stefan Winter, seit 2023 Theaterpädagog*innen am Theater Erlangen

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Warten auf Godot


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Angstmän (links) Die kleine Hexe


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Anton Reiser


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Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner links Leonce und Lena (oben) Titus (unten)


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Das Versprechen (links) Der Mann der die Welt aß


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Shakespeare is dead – get over it!


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Nipplejesus (links) Angst


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Leonce und Lena von Georg Büchner Regie … Constanze Kreusch Bühne & Kostüme … Petra Wilke Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Annagerlinde Dodenhoff, Linda Foerster, Clemens Giebel, Hermann Große-Berg, Steffen Riekers, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp Premiere: 07.10.2011, Markgrafentheater Titus (ab 12 Jahren) von Jan Sobrie Regie … Jérôme Junod Bühne & Kostüme … Lydia Hofmann Dramaturgie … Linda Best Mit … Robert Naumann Premiere: 08.10.2011, Garage Nipplejesus von Nick Hornby Eine Kooperation mit dem Kunstpalais Regie … Kathleen Draeger Bühne & Kostüme … Petra Wilke Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Hermann Große-Berg Premiere: 25.11.2011, Kunstpalais

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Die kleine Hexe (ab 6 Jahren) von Otfried Preußler Regie … Eva Veiders Bühne & Kostüme … Christian Baumgärtel Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Linda Best Mit … Linda Foerster/Lena Kußmann, Meike Hess, Robert Naumann, Steffen Riekers, Alissa Snagowski, Christian Wincierz Premiere: 27.11.2011, Markgrafentheater Warten auf Godot von Samuel Beckett Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Dramaturgie … Linda Best Mit … Werner Galas, Hermann Große-Berg, Robert Naumann, Horst Schily, Johann Voß Premiere: 14.01.2012, Markgrafentheater


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Der Mann der die Welt aß von Nis-Momme Stockmann Regie … Johannes Wenzel Bühne & Kostüme … Christian Klein Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Linda Foerster, Thomas Marx, Steffen Riekers, Johannes Suhm, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp Premiere: 21.01.2012, Garage Shakespeare is dead – get over it! von Paul Pourveur Regie … Eike Hannemann Bühne & Kostüme … Birgit Stoessel Dramaturgie … Linda Best Mit … Linda Foerster, Steffen Riekers Premiere: 10.03.2012, Garage


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Das Versprechen von Friedrich Dürrenmatt Regie … Robin Telfer Bühne … Siegfried E. Mayer Kostüme … Monika Frenz Musik … Günter Lehr Leitung Kinderchor … Philipp Barth Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Hermann Große-Berg, Thomas Marx, Robert Naumann, Nicola Thomas, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp; Mädchenchor der Unterstufe des Christian-Ernst-Gymnasiums Premiere: 15.03.2012, Markgrafentheater Angstmän (ab 8 Jahren) von Hartmut El Kurdi Regie … Tanja Weidner Bühne & Kostüme … Stefan Bleidorn Musik … Robert Stephan Dramaturgie … Linda Best Mit … Robert Naumann, Christian Wincierz, Violetta Zupančič Premiere: 05.05.2012, Garage


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Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner von Ingrid Lausund Regie … Jakob Fedler Bühne & Kostüme … Bernhard Siegl Dramaturgie … Katja Prussas Musik … Ensemble & Dieter Weberpals, Sylvie Nahounou Mit … Linda Foerster, Hermann Große-Berg, Steffen Riekers, Thomas Schmidt, Sophie Wendt Premiere: 10.05.2012, Markgrafentheater Angst von Stefan Zweig, in der Bearbeitung von Koen Tachelet Regie … Wolfgang Gropper Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Ralf Schurbohm Dramaturgie … Katja Prussas Mit … Anne Cathrin Buhtz, Linda Foerster, Dirk Lange, Lisa Oertel, Steffen Riekers, Winfried Wittkopp; Kinder-Statisterie Premiere: 05.07.2012, Markgrafentheater


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Anton Reiser von Karl Philipp Moritz, in einer Bearbeitung von Mirja Biel und Joerg Zboralski Regie, Bühne & Kostüme … Mirja Biel, Joerg Zboralski Dramaturgie … Linda Best Mit … Robert Naumann, Christian Wincierz Premiere: 07.07.12, Garage


Die Spielzeiten 2012 2013 – 2014 2015

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Aus der Komfortzone in die Debatte Theatermachen ist immer eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Daher stehen am Beginn jeder Spielzeit die Fragen Welche gesellschaftlichen Entwicklungen haben zurzeit die gr ßte Relevanz Womit wollen wir uns künstlerisch auseinandersetzen, welche Themen durch die Auswahl bestimmter Stücke und anderer Formate zur Diskussion stellen Die erste von mehreren Plagiatsaffären hatte seit 2011 die Schlagzeilen beherrscht. Der Umgang eines Bundespräsidenten mit Krediten und Urlaubseinladungen sowie die Höhe des „Ehrensolds“ nach dessen Rücktritt prägten gleich im Anschluss die Debatten. Es ging um die Wahrheit und die Beschönigung derselben, um inszenierte Öffentlichkeit, aber auch um die Ausschlachtung der Skandale durch die Medien, deren Verzerrung die Fassaden oft noch weiter verstärkt. Warum lassen wir uns eigentlich so gerne blenden Der Abgrund zwischen Schein und Sein war schon zu Moli res Zeit ein theatral überaus ergiebiger Gegenstand der Betrachtung. Als Urvater aller Blender eröffnete Tartuffe in einer Inszenierung von Dominik von Gunten die Spielzeit 2012 2013. In der Garage zeigte Marcel Luxingers Kriech oder: Orientierungshilfe für den Wertekompass die Abgründe zwischen unseren Ansprüchen an westliche Werte und deren tatsächlicher Umsetzung auf. Die Inszenierung von Katja Blaszkiewitz fand eine fantasiereiche Bildsprache, um Diskursräume zu öffnen. Zusätzlich ging es aber in dieser Spielzeit auch ganz konkret um Scheine zum Anfassen Das Geld, ohne das ein junger Mann in einem Stück von Philipp L hle, Genannt Gospodin, gern leben m chte. In der Diskussionsreihe Foyergespräche luden wir gemeinsam mit dem Förderverein eine ältere Dame ein, die eben dies elf Jahre lang getan hatte. Heidemarie Schwermer erzählte gut gelaunt von ihrem Leben ohne Geld und erweckte nicht den Eindruck, darin auf Wichtiges verzichten zu müssen. Selbstredend ist dabei die


Die Spielzeiten 2012 2013 – 2014 2015 Freiwilligkeit entscheidend – niemand wird behaupten, dass Armut glücklich macht. Im Theaterdurchgang wurde ein rege genutztes Tauschregal installiert (das leider nach einigen Monaten dem Brandschutz zum Opfer fiel). Das Theater selbst musste übrigens mittlerweile durch erh hte Zuschüsse mit nicht mehr ganz so wenigen Scheinen auskommen und konnte sich einige renommiertere Künstler*innen leisten und eine kontinuierlich verbesserte technische Ausstattung. In Fitzgeralds modernem Klassiker Der große Gatsby geht es sowohl um den schönen Schein als auch um viele Scheine, welche allerdings den amerikanischen Selfmademan und Titelgeber nicht glücklich machen. Mirja Biel und Joerg Zboralski inszenierten die Romanbearbeitung von Rebekka Kricheldorf als fulminant jazzigen Nachruf auf die Roaring Twenties und zugleich als bildgewaltigen Abgesang auf die heutige Konsumgesellschaft. Thematisch anknüpfend zeigte die Werkschau zwei weitere Romanbearbeitungen als Gastspiel, eine Installation im Fo ercaf sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm und rückte damit erstmals nicht ein*e Dramatiker*in, sondern ein Genre in den Fokus. Bei den jet-Tagen ging es utopisch zu Unter dem Motto Über/Morgen/Zeit nahmen die Stückentwicklung Projekt Zukunft, Kinderlesungen und viele Angebote zum Mitmachen die Zukunft in den Blick. Für die kleinsten Theaterbesucher*innen gab es in dieser Spielzeit noch eine Uraufführung In der Garage war Der Trollspion einem unbekannten Wesen auf der Spur und nahm die Kinder mit auf seine Entdeckungstour. Die Garage war neben dem Kinder- und Jugendtheater immer für die Erprobung neuer Stücke und experimentellerer Theaterformen da. Ab 2012 stand in jeder Spielzeit mindestens ein Werk der Gegenwartsdramatik auch auf der großen Bühne im Markgrafentheater. Diese Tendenz verstärkte sich

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kontinuierlich, sodass im Lauf der nächsten Jahre neben gesellschaftskritischen Komödien wie Frau Müller muss weg immer mehr neue Stoffe in ungewohnten Formen gezeigt und vom Publikum überwiegend positiv aufgenommen wurden. Im Theaterjahr 2013 2014 stellte der Spielplan Figuren in den Vordergrund, die Widerstand leisten oder aufstehen gegen eine unhaltbare Situation – wie Christian, der in Thomas Vinterbergs Film Das Fest den jahrelangen sexuellen Missbrauch seines Vaters bei einer Rede zu dessen 60. Geburtstag offenbart, wie das Ehepaar Hampel, das in Jeder stirbt für sich allein mit Postkarten gegen Hitler sein Leben riskiert, oder Aristophanes’ Lysistrate, die die Frauen der Kriegsparteien Athen und Sparta zum Sexstreik anstiftet, bis der Krieg beendet wird. Die drei Heldinnen in demut vor deinen taten baby simulieren gemeinsam Attentate, um anderen die existenzielle Erfahrung des Gerade-so- berlebens nahezubringen. Im Jahr 2014 war das Theater Erlangen Gastgeber der 32. Ba erischen Theatertage. 29 Bühnen aus ganz Ba ern waren mit insgesamt 42 Produktionen im Markgrafentheater, dem Redoutensaal, der Garage und dem Spiegelzelt, das als Festivalzentrum auf dem Schlossplatz stand, vertreten. Die Eröffnungspremiere der Bayerischen Theatertage war Mario Portmanns Inszenierung von Büchners Dantons Tod. Die Revolutionäre tanzten sich in verzweifelte Erschöpfungszustände und spalteten die Meinung der Kritiker Wo die einen Danton und Robespierre endlich in der Popkultur ankommen sahen, machten andere Respektlosigkeiten aus. Die Kritiker- und Zuschauer*innenumfrage auf nachtkritik.de wählte Portmanns Arbeit beim sogenannten virtuellen Theatertreffen – dem Internet-Pendant zum Berliner Theatertreffen – auf Platz 3 der besten Inszenierungen des Jahres im deutschsprachigen Raum. 2014 ging eine ra am Theater Erlangen zu Ende Nach 37 Jahren im Ensemble verabschiedete sich Winfried „Winni“ Wittkopp in den Ruhestand, und ihm zu Ehren wurde unter Mitwirkung sämtlicher Gewerke


Die Spielzeiten 2012 2013 – 2014 2015 im Markgrafentheater eine große „Winni-Show“ gefeiert. Seitdem ist Wittkopp Ehrenmitglied des Ensembles. Die Spielzeit 2014 2015 fragte nach der Verantwortung. Wer übernimmt sie, wofür und zu welchen Bedingungen Eine regelmäßige künstlerische Zusammenarbeit mit dem Regisseur Thomas Krupa begann mit seiner Inszenierung von Schillers Die Jungfrau von Orleans. Vor besondere Herausforderungen stellte es die Bühnentechnik, im historischen Haus mit seinen undurchschaubaren Luftzügen die gewünschte große! Nebelmenge auf die Bühne zu bringen, ohne dass diese in den Zuschauerraum kroch und nebst Hustenreiz noch den Feueralarm auslöste. Katja Ott inszenierte Dea Lohers Stück Unschuld. Aus vielen verschiedenen sich überkreuzenden Geschichten entsteht darin eine Momentaufnahme der globalisierten Gesellschaft, in der die Frage nach Schuld immer komplexer wird. In Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O’Neill konzentriert sich dieses Thema hingegen auf eine einzige Familie. Regisseur Wolfgang Gropper zeigte vier Menschen im Würgegriff der Sucht. Niemand von ihnen trägt mehr die Verantwortung für ein selbstbestimmtes Leben. Die letzte Werkschau widmete sich Heinrich von Kleist, ausgehend von der Inszenierung Amphitryon. Ein Klassiker fand seinen Weg in die Garage und wurde zum Dauerbrenner und Kultstück Eike Hannemann inszenierte Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werther als One-Man-Show zwischen Liebe, Loopgerät und Livekamera. Mal distanziert, mal einfühlsam kommt Werther mit seinem ewig aktuellen Gefühlschaos mitten in der Gegenwart an. Die Produktion war derart erfolgreich, dass in den folgenden zehn Spielzeiten insgesamt fünf Darsteller die Figur auf die Bühne brachten. Wann immer ein junger Schauspieler das Ensemble verließ, fand ein neuer Spieler seine eigene

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Werther-Interpretation. Zahlreiche Melonen mussten dabei als Stunt Double ihr Leben lassen, aber das war es wert! Zum Ende der Spielzeit setzten wir die gute Zusammenarbeit mit der Evangelisch-reformierten Kirche fort. Vertrauensvoll ließ uns Pfarrer Johannes Mann im Gotteshaus über angebliche Hexen, Bigotterie und den Teufel selbst verhandeln Dominik von Gunten inszenierte Arthur Millers Hexenjagd in der Hugenottenkirche. Bei aller Kritik ist das Stück kein Angriff auf die Kirche, sondern im Gegenteil ein Plädoer dafür, den Kern des Glaubens nicht auf dem Altar einer Angstgesellschaft zu opfern. Die dezentrale Form der Hugenottenkirche schuf beste Voraussetzungen, die Schauspieler*innen von allen Seiten erleben zu können, als Zuschauer*in mitten im Geschehen zu sitzen und dabei quasi ein Teil der Kirchengemeinde im Stück zu werden. Eindrücklich war die Leistung der Chormädchen vom Christian-ErnstGymnasium, die mit ihren sittsamen Flechtfrisuren auf der Podestkante saßen und wunderschön sangen, nur um im nächsten Moment als angsteinflößende Horde schreiend durchs Publikum zu laufen. Das Projekt Hexenjagd war der Auftakt eines verstärkten Hineinwirkens in die Stadtgesellschaft. Katja Ott hatte ihren Vertrag für die Intendanz bis 2018 verlängert. Zeit genug, so fand sie, sich neue Ziele zu stecken. Wir wollten mehr in die Debatte gehen, mehr Schwellenängste abbauen. Sprich das Theater in die Stadt tragen. Was dazu fehlte, war mehr Man(oder Woman-)power. Das bestehende Programm konnte gerade noch so mit Unterstützung von Gästen in der Dramaturgie und der Theaterpädagogik gestemmt werden, aber verstärkte Vermittlungsangebote, Gespräche und Theater an anderen Orten erforderten unbedingt mehr Mitarbeitende. Zwei leidenschaftliche Vermittlerinnen, die Lust hatten, sich aus der Komfortzone hinauszubegeben und auf Unbekanntes und vielleicht auch manchmal Unbequemes einzulassen, würden ab der nächsten Spielzeit neuen Input ins Team bringen Dramaturgin Karoline Felsmann


Die Spielzeiten 2012 2013 – 2014 2015 und Theaterpädagogin amilla Schlie. In den Folgejahren wurden in diesen Abteilungen noch weitere Stellen geschaffen, um den gesteigerten Ansprüchen an die Theatervermittlung gerecht zu werden. Das Vorhaben, transparenter unsere Arbeit zu zeigen und dabei auch Unfertiges oder Scheitern zuzulassen, übertrugen die Grafiker*innen von Neue Gestaltung ins Spielzeitheft 2015 2016, das wir als Kalender mit assoziativen Notizen und Collagen zu den Stücken konzipierten. Platz für eigene Eintragungen war inbegriffen, sodass das Heft tatsächlich als Kalender genutzt werden konnte. Programmatisch konseuent war in krakeliger Schrift auf dem over zu lesen To do Das Cover des Theater Erlangen Spielzeithefts 2015 16 nicht vergessen zu gestalten – am besten was Lustiges – und man sollte sehen, wie wir hier arbeiten und wie Theater funktioniert.“ Linda Best

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Der Prozess


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Der Froschkönig (links) Kriech oder Orientierungshilfe für den Wertekompass (oben) Der Kaufmann von Venedig (unten)


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Frau Müller muss weg


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Der Trollspion (links) Der große Gatsby


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Eine Sommernacht


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Genannt Gospodin (links oben) Tartuffe (links unten) Projekt Zukunft (oben) Text (unten)


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Text von Jérôme Junod Regie … Jérôme Junod Raum & Kostüme … Lydia Hofmann Mit … Robert Naumann, Petra Staduan Premiere: 24.08.2012, Stadtbibliothek, im Rahmen des Erlanger Poetenfests


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Tartuffe von Molière Regie … Dominik von Gunten Bühne … Carolin Mittler Kostüme … Charlotte Sonja Willi Video … Florian Reichart Dramaturgie … Linda Best Mit … Marie Bretschneider, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Oliver Konietzny, Robert Naumann, Thomas Prazak, Regine Vergeen, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 03.10.2012, Markgrafentheater Genannt Gospodin von Philipp Löhle Regie … Kathleen Draeger Bühne & Kostüme … Lydia Hofmann Dramaturgie … Katja Prussas / Linda Best Mit … Daniel Seniuk, Anja Thiemann, Benedikt Zimmermann Premiere: 06.10.2012, Garage


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Kriech oder: Orientierungshilfe für den Wertekompass von Marcel Luxinger Regie … Katja Blaszkiewitz Bühne & Kostüme … Kathrin Hauer Dramaturgie … Linda Best Mit … Hermann Große-Berg, Melanie Lüninghöner, Daniel Seniuk Premiere: 23.11.2012, Garage Der Froschkönig (ab 6 Jahren) von Ulrich Hub nach den Brüdern Grimm Regie … Ulrich Hüni Bühne & Kostüme … Monika Frenz Musik … Kai Dorenkamp Dramaturgie … Michael von Oppen Mit … Anja Thiemann, Christian Wincierz, Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 25.11.2012, Markgrafentheater

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Frau Müller muss weg von Lutz Hübner Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Dramaturgie … Bettina Weiler Musik … Ralf Schurbohm Mit … Christina Athenstädt, Adelheid Bräu, Anne Cathrin Buhtz/Anja Lechle, Hermann Große-Berg, Maria Wolf, Matthias Zeeb Premiere: 25.01.2013, Markgrafentheater Projekt Zukunft (UA) (ab 13 Jahren) Stückentwicklung Regie & Konzept … Markus Steinwender Bühne & Kostüme … Elke König Dramaturgie … Linda Best Mit … Oliver Konietzny, Winfried Wittkopp, Janina Zschernig Premiere: 26.01.2013, Garage


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Der Prozess nach Franz Kafka, Bühnenfassung von Constanze Kreusch und Julie Paucker Regie … Constanze Kreusch Bühne & Kostüme … Petra Wilke Dramaturgie … Julie Paucker Mit … Robert Naumann, Daniel Seniuk, Anja Thiemann, Christian Wincierz, Benedikt Zimmermann, Violetta Zupančič Premiere: 21.02.2013, Markgrafentheater Der Trollspion (UA) (ab 4 Jahren) von Wolfram Hänel Regie … Stephan Beer Bühne & Kostüme … Georg Burger Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Hermann Große-Berg Premiere: 23.02.2013, Garage


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Ich Komma Saufen (ab 14 Jahren) Klassenzimmerstück von Holger Schober Regie … Jasmin Sarah Zamani Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Oliver Konietzny/Christian Wincierz/ Stephan Weber Premiere: 09.04.2013, mobil Der große Gatsby nach F. Scott Fitzgerald von Rebekka Kricheldorf Regie, Bühne & Video … Mirja Biel, Joerg Zboralski Kostüme … Petra Winterer Musik … Jimi Siebels Dramaturgie … Ralph Blase Mit … Thomas Prazak, Gitte Reppin, Daniel Seniuk, Jimi Siebels, Winfried Wittkopp, Matthias Zeeb, Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 12.04.2013, Markgrafentheater


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Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare Regie … Robin Telfer Bühne … Siegfried E. Mayer Kostüme … Tanja Liebermann Musik … Robert Stephan Dramaturgie … Ralph Blase Mit … Hermann Große-Berg, Christian Heller, Anika Herbst, Oliver Konietzny, Daniel Seniuk, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp, Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 06.06.2013, Markgrafentheater Eine Sommernacht von David Greig und Gordon McIntyre Regie … Jakob Fedler Bühne & Kostüme … Annegret Riediger Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Gitte Reppin, Matthias Zeeb Premiere: 08.06.2013, Garage


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Eckart Liebau im Gespräch mit Katja Ott

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Theater spielen. 1. Theater Eckart Liebau: Wozu braucht man Theater? Katja Ott Ich hatte in Jugend, Studium und Ausbildung die Erfahrung gemacht, dass das Theater ein Raum ist, in dem ich persönlich gemeint bin. Das konnte ganz Verschiedenes bedeuten, manchmal war es ein Text, manchmal eine Inszenierung, auch Schauspieler, die mich im Innersten erwischt haben. Das habe ich nirgendwo anders so erlebt. Das wünsche ich mir für das Publikum, dass die Zuschauer, wenn sie aus dem Theater gehen, einen Gedanken oder ein Gefühl oder irgendetwas bekommen haben, was sie vorher nicht hatten und was sie auch nirgendwo anders bekommen können. Das ist ein schöner Wunsch. Aber es gibt offenbar Menschen, die das brauchen und suchen und andere, die das nicht kennen, deswegen auch nicht suchen: Wie kriegt man die? Muss man die überhaupt kriegen? Nein. Natürlich wünsche ich mir, m glichst viele zu erreichen und zu begeistern, weil es mir irgendwie so leidtut, wenn jemand das Erlebnis nicht haben kann. Aber man muss niemanden zwangsbeglücken. Man macht auch mich nicht zu einem Fußballfan. Es muss da niemand angepasst werden. Andere finden ihren Moment vielleicht im Museum oder in anderen kulturellen Kontexten. Ich wünsche mir aber, Theater so zu machen, dass möglichst viele sich eingeladen und gemeint fühlen und dann auch in eine Kommunikation kommen. Was ich am Theater immer toll finde und fand, ist dieses Gemeinschaftsgefühl. Das hat man einfach nur im Theater oder in der Oper und solchen künstlerischen Angeboten, in denen man als gemeinsame Gruppe auch etwas Gemeinsames erlebt Wenn ein Saal lacht, dann passiert da was, auch in der Gesellschaft. Ins Theater zu gehen ist ja schon immer auch ein gesellschaftlicher Akt. Da sitzt der Bäcker neben dem Professor und die lachen gemeinsam.


Eckart Liebau im Gespräch mit Katja Ott Das ist was Schönes. All das mag ich. Daher bin ich auch ein Fan vom Volkstheater. Beim Weihnachtsmärchen kriegt man es noch am besten hin. Da kommen Grundschulen mit allen Klassen, aus allen Schichten. Das Haus ist immer voll; da gibt es dieses große gemeinsame Erlebnis untereinander. All das gehört zum Theater. 2. Bedingungen Das klassische Theater beruht ja auf Komm-Strukturen, dass man hingeht und sich am Ort versammelt, mit der spezifischen Atmosphäre und allem was dazugehört. Was sich neu entwickelt hat, und was ihr ja auch seit vielen Jahren macht, sind die Geh-Strukturen. Ihr habt den Bus, die Schulaufführungen etc. Da hat es einen großen Bruch in der Gesellschaft gegeben. Es gehört nicht mehr von selbst zum guten Ton, ins Theater zu gehen. Es ist keine Selbstverständlichkeit mehr, nicht mal im Bildungsbürgertum. Ich kann auch Helicopter-Skiing machen. Vielleicht ist das gut, weil es so das Theater in eine andere Aufgabe zwingt. Es kann sich nicht mehr damit begnügen, ein Angebot für eine Elite zu machen es muss das Angebot verbreitern. Und es ist wie überall Je früher ich junge Menschen mit Kunst und Kultur in Kontakt bringe, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie später auch Zuschauende bleiben werden. Ein Zwölfjähriger wird nicht mehr automatisch von seinen Eltern mit ins Theater genommen. Da ist die Aufgabe an das Theater zurückgefallen. Und das finde ich eigentlich eine wunderbare Aufgabe und Herausforderung, die kulturellen Bedürfnisse der Zuschauer mit ihrer unterschiedlichen Vorprägung wirklich ernst zu nehmen, bei den Kindern, Jugendlichen, aber auch bei der erwachsenen Bevölkerung einer Stadt. Daher ist es etwas anderes, ob ich in Berlin Theater mache, in Erlangen oder in Dinslaken. Ich habe eine andere Aufgabe. Es geht immer darum, dazu

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passende Angebote zu schaffen, also immer mehr darum, passende kommunikative Systeme zu entwickeln. 3. Kommunikation Letztendlich ist im Theater ja alles nur Kommunikation. Wir sind die, die kommunizieren. Wir reden drüber. Wir machen, und wir reden wieder drüber. Das ist nicht mehr nur ein Anbieter-Theater, sondern ein Theater, das die Auseinandersetzung und die Kommunikation mit den Zuschauern und der Stadtgesellschaft sucht und sich fragt, welche Art von Erzählung hier richtig ist. Man kann da auf die Suche gehen. Und mit Formaten wie z. B. der Bürgerbühne kommen Themen der eigenen Lebenswirklichkeit auf die Bühne und werden theatral diskutiert. Insofern hat sich das Theaterbild in den vergangenen Jahrzehnten, also gegenüber den Zeiten, in denen ich angefangen habe, total verändert. Das hat natürlich viel mit den Zeitumständen zu tun, mit den Wandlungen der Angebotsmöglichkeiten, gerade auch im Blick auf die medialen Möglichkeiten und Formen; das gilt ja nicht nur für den Medieneinsatz im Theater, in den Stücken, sondern auch und vor allem in der Kommunikation nach außen. Das ist ja doch ein ganz anderes Ding als vor 15 oder 20 Jahren. Ja, heute ist das wirklich etwas total anderes und das ist ja auch gut so. Wir veröffentlichen nicht nur Vorstellungstermine, sondern k nnen über die sozialen Medien Themen, Stückinhalte, aber auch Erzählformen kommunizieren. Wir können auf der Webseite Vorankündigungen mit Inszenierungstrailern und Podcasts erweitern, und wir haben ja sogar unsere Plakate mit einer eigenen App zum ‚Leben‘ erweckt und so digitale Inhalte zum Stück abrufbar gemacht und und und. Aber auch die Erzählformen und sthetiken haben sich – wie zu allen Zeiten – stark verändert. Durch


Eckart Liebau im Gespräch mit Katja Ott den medialen und digitalen Einfluss können z.B. unterschiedliche Erzählebenen gleichzeitig auf der Bühne stattfinden. Und wenn eine Erzählweise vielleicht dadurch komplizierter und komplexer ist, ist es eben wichtig, dass man im Vorfeld mit dem Publikum die Kommunikation sucht und das Publikum darauf hinführt. Man kann z. B. in Schulen Workshops machen oder Einführungen für das allgemeine Publikum anbieten. Und man kann auch versuchen, eine VorabBerichterstattung in der Lokalzeitung zu erreichen oder durch eine öffentliche Probe auf die bevorstehende Inszenierung einzustimmen. Vorbereitung der Besucher ist dafür wichtig, dass sie zum vollen Genuss am theatralen Geschehen kommen – je mehr ich weiß, desto mehr werde ich erkennen. Aber das ist ja auch im Austausch zwischen den vielen Beteiligten im Theater selbst zentral – das sind ja nicht nur die Schauspieler und die Regisseure, sondern auch die vielen anderen, die da mitspielen, direkt und indirekt. Die Dramaturgie und das ganze künstlerische Team, das sind ja lauter schlaue, erfahrungsreiche Menschen mit ihrer eigenen Geschichte und mit ihrem eigenen Glauben daran, wie man das macht. Und dieser Austausch ist das Reizvolle. Wenn ich Bildhauer oder Schriftsteller wäre, dann müsste ich das mit mir alleine ausmachen. Im Theater ist das anders. Das ist permanent ein Austausch erst welches Stück, dann welcher Regisseur, dann welche Besetzung usw. Das geht ja bis in den ganzen Bereich der Technik rein, den ganzen technischen Hintergrund, den man braucht und hat, der ja Möglichkeiten öffnet und Möglichkeiten schließt. Ja, neben dem permanenten künstlerischen Austausch geht es immer um die zur Verfügung

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stehenden Mittel und technischen Möglichkeiten. Wenn man das Markgrafentheater anschaut, dann ist das vor allem ein kuscheliger Saal. Und was kann die Bühne Nix. Da ist man technisch ganz schnell am Ende. Das Tolle ist aber, wenn man sich z.B. zurückerinnert an eigene Erfahrungen in jungen Jahren im Kellertheater, dass man, wenn man was erzählen will, das auch unter sehr beschränkten Umständen machen kann – ich glaube, man kann auf jeder Treppe Theater spielen und machen. Es ist nicht zwingend, dass da, wo die Technik am besten ist, auch das Beste dabei herauskommt. Das würde ich nicht als zwingend unterschreiben. Man freut sich ja, wenn man irgendwie einen Zaun hat, damit man in der Möglichkeit der Unendlichkeit nicht im Irgendwo verloren geht. Und so ein Haus sagt einfach, dein Portal ist 8 Meter breit. Und wenn du sagst, du brauchst 12, bist du falsch. Es gibt einfach die Limits; und die Limits sind da, einerseits auf dieser sachlichen Ebene, andererseits auf der finanziellen usw. Natürlich kann alles immer besser sein, und man setzt sich auch dafür ein – aber die Limits sind nun mal da. Auf jeder Ebene und in uns selbst! Ich geh re nicht zu denen, die sagen, das Theater hat mich daran gehindert, eine große Regisseurin zu werden, sondern ich bin genau bei dem, was sozusagen für mich passend war. 4. Theater spielen Eine Frage im Blick auf Theater geht mir immer mal wieder durch den Kopf. Es gibt zwei sehr unterschiedliche Perspektiven; die einen sagen ‚wir machen Theater‘ und die anderen sagen, ‚wir spielen Theater‘. Was würdest du denn dazu sagen? Wir spielen Theater.


Eckart Liebau im Gespräch mit Katja Ott Und warum? Warum: Wir spielen? Also zum einen, weil für mich der Spieler als Akteur im Zentrum steht. Das Geschlecht spielt auf dieser grundsätzlichen Ebene keine Rolle; es geht hier um den Status als Akteur im Gesamtgeschehen der Proben und der Aufführungen. Spieler k nnen also Männer, Frauen, Diverse, Alte, Junge, Mittlere jedweder Provenienz sein. Das ist natürlich nach Stücken unterschiedlich. Aber gleich bleibt der Status als zentraler Akteur. Es mag andere Regisseure geben, die bildhafter sind oder atmosphärischer oder so, aber für mich ist der Spieler das Zentrum. Es gibt den Text und den Spieler. Das ist für mich der Himalaja. Das muss reichen. Oder besser Es kann reichen. Und darum habe ich große Freude an Spielern. Sie sind das Herzstück im Theater. Das bin nicht ich und meine Fantasie als Regisseurin, sondern es ist der Spieler. Im Text – das ist unsere Partitur – liegt letztendlich das Konzept; ich muss keine Ableitung schaffen. Ich muss diesen Text im Kern mit den Spielern heben. Daraus folgt eine sehr fordernde Aufgabe Ihr dürft nichts sagen, wenn ihr nicht vorher eine Haltung dazu habt. Warum Man muss in einer Situation sein, in der man nichts anderes sagen kann als den Text – das wäre das Ideal. Dann passt die Figur. Dieses Durchdringen von Figürlichkeit hat mich immer am meisten interessiert. Natürlich gibt es viele andere Ansätze; unterschiedliche Regisseure machen Unterschiedliches. Das Sch ne ist aber bis heute Ich habe eine große Freude daran, mir auch die abenteuerlichsten Erzählformen und sthetiken anzuschauen. Diese Mischung in einem Spielplan, die verschiedenen künstlerischen Handschriften sind auch inhaltlich total richtig und wichtig, weil die Zuschauer eben auch unterschiedliche künstlerische Bedürfnisse haben.

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5. Erlangen Wie ging es dir mit der Institutionsform in Erlangen, dem Theater als Amt? Ich habe zwei bis drei Jahre darunter gelitten. Da war also der Name Amtsleiterin. Da habe ich gezuckt. Ich wollte alles in meinem Leben werden, nur nie Amtsleiterin. Das riecht nach wenig Freiheit. Aber der Name ist nur das eine. Tatsächlich ist es ja ein Regiebetrieb, und es ist ein Amt der Stadt. Die Frage, die sich nach ein bis zwei Jahren stellt, war dann eigentlich, ob mich das so eingrenzt, dass ich irgendwie denke, ich bin hier falsch, es macht keine Freude. Das war nicht so. Was toll ist, jetzt mal abgesehen davon, dass es Amt 44 heißt, ist, dass die Politik viel Freiheit gewährt hat. Es gibt auch Städte, wo es ganz andere Vereinbarungen gibt oder Zielvorgaben – all das hatten wir nicht. Wir konnten hier frei agieren. Ich kann damit leben, dass die Stadt sagt, das ist das Geld, das wir ausgeben wollen, komm damit hin oder lass es. Das darf eine Stadt so bestimmen. Es ist dann meine Sache, wie ich damit umgehe. Dass ich noch versuche, zusätzliche Drittmittel zu akquirieren, ist ja was anderes. Wenn man das annimmt, was man als Möglichkeit hat, auch wenn man weiß, dass das sehr viel begrenzter ist als an vielen anderen Theatern (und allen, an denen ich vorher war), dann ist das nicht schlimm. Ich glaube, dass auch in der Reduktion eine kreative Kraft entstehen kann. Wir hatten viel Freiheit, und in dem Rahmen dessen, was zur Verfügung stand, haben wir das Bestmögliche gemacht, zumindest zu machen versucht. Prof. Dr. Eckart Liebau war von 1994 bis 2014 Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik II an der Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg. Theaterpädagogik und Schultheater gehören zu seinen Arbeitsschwerpunkten. Mit dem Theater Erlangen ist er seit vielen Jahren als Zuschauer und Freund und auch als Mitglied des Fördervereins eng verbunden.


Inszenierungen

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Ali Baba und die vierzig Räuber


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Spaziergang auf den Barrikaden (links oben) Die Reise nach Brasilien (links unten)


Inszenierungen

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Das Fest


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Zuhause (links) Lysistrate (oben) demut vor deinen taten baby (unten)


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Jeder stirbt für sich allein


Inszenierungen

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Kick & Rush (links) King Kong


Inszenierungen

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Dantons Tod


Inszenierungen

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Spaziergang auf den Barrikaden Widerständige Lieder Konzept & Regie … Ulrich Hüni Bühne & Kostüme … Annette Meyer Musik … Kai Dorenkamp Video … Elisabeth Braune Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Winfried Wittkopp, Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig Premiere: 21.09.2013, Garage Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov Regie … Wolfgang Gropper Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Ralf Schurbohm Dramaturgie … Ralph Blase Mit … Annagerlinde Dodenhoff, Linda Foerster, Werner Galas, Hermann Große-Berg, Anika Herbst, Moses Leo, Patrick Nellessen, Dietmar Saebisch, Daniel Seniuk, Christian Wincierz, Violetta Zupančič; Kinder-Statisterie Premiere: 26.09.2013, Markgrafentheater


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King Kong Live-Hörspiel von Eike Hannemann Regie & Ausstattung … Eike Hannemann Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig Premiere: 27.09.2013, Garage demut vor deinen taten baby von Laura Naumann Regie … Katja Blaszkiewitz Bühne, Kostüme & Video … Kathrin Hauer Dramaturgie … Ralph Blase Mit … Anika Herbst, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Doppelpremiere: 08./10.11.2013, Garage


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Ali Baba und die vierzig Räuber (ab 6 Jahren) von Stephan Beer und Georg Burger Regie … Stephan Beer Bühne & Kostüme … Georg Burger Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Choreographie … Stefanie Miller Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Eva Maria Kapser, Robert Naumann, Patrick Nellessen, Daniel Seniuk, Christian Wincierz, Winfried Wittkopp, Benedikt Zimmermann Premiere: 01.12.2013, Markgrafentheater Kick & Rush (ab 14 Jahren) von Andri Beyeler Regie … Jakob Fedler Bühne & Kostüme … Annegret Riediger Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Robert Naumann, Christian Wincierz, Benedikt Zimmermann Premiere: 17.01.2014, Garage


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Lysistrate von Aristophanes Regie … Constanze Kreusch Bühne & Kostüme … Petra Wilke Dramaturgie … Ralph Blase, Jutta Körner Capoeira-Choreographie … Anika Herbst Mit … Annagerlinde Dodenhoff, Hermann Große-Berg, Anika Herbst, Anja Lechle, Patrick Nellessen, Horst Schily, Daniel Seniuk, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 18.01.2014, Markgrafentheater Jeder stirbt für sich allein von Jens Groß nach dem Roman von Hans Fallada Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Marion Bordat, Adelheid Bräu, Werner Galas, Hermann Große-Berg, Anika Herbst, Robert Naumann, Patrick Nellessen, Daniel Seniuk, Johann Voß, Christian Wincierz, Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 13.03.2014, Markgrafentheater


Inszenierungen

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Mein Parzival (ab 10 Jahren) Klassenzimmerstück von Paul Steinmann und Karin Eppler Regie … Tina Geißinger Dramaturgie … Ralph Blase Mit … Janina Zschernig Premiere: 17.03.2014, mobil Zuhause von Ingrid Lausund Regie & Kostüme … Jasmin Sarah Zamani Bühne … Goldmund Friedl Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Anika Herbst Premiere: 09.05.2014, Garage Dantons Tod von Georg Büchner Regie … Mario Portmann Bühne & Kostüme … Jochen Diederichs Musik … Stefan Faupel / mouse machine Dramaturgie … Ralph Blase Mit … Lisan Lantin, Martin Maecker, Robert Naumann, Patrick Nellessen, Daniel Seniuk, Christian Wincierz, Matthias Zeeb, Benedikt Zimmermann, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 16.05.2014, Markgrafentheater


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Die Reise nach Brasilien (ab 5 Jahren) von Daniil Charms Regie … Markus Steinwender Bühne & Kostüme … Elke König Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Lisan Lantin, Winfried Wittkopp, Violetta Zupančič Premiere: 28.06.2014, Garage


Theater im

entlichen Raum

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Bitte durchlüften! Während der Intendanz von Katja Ott erlebte das Theater Erlangen verschiedene programmatische Entwicklungen s. das Kapitel über Partizipation). Eine dieser Entwicklungen war es, Inszenierungen und Projekte im und für den ffentlichen Raum in den Spielplan aufzunehmen. Diese – für Publikum wie Theaterschaffende gleichermaßen – besondere Theatererfahrung verband auf innovative Weise das Theaterspiel mit der Stadt. Außerhalb des traditionellen Theaterumfelds fanden so von belebten Plätzen bis hin zu weniger bekannten Ecken Inszenierungen statt. Stets darauf bedacht, das Publikum zu neuen Perspektiven auf scheinbar Bekanntes einzuladen und damit letztlich auch dazu, eigene Ansichten und Sichtweisen zu hinterfragen. Ob szenische Semesterprojekte von und mit Studierenden der Erlanger Theater- und Medienwissenschaft auf dem Weg vom Experimentiertheater über den Schlossgarten ins Markgrafentheater, Audiowalk oder Inszenierung zwischen Rathaus, Schule und Theaterbus der Bürgerbühne, ob interaktiver Theaterabend mit dem Kollektiv Turbo Pascal auf dem Rathausplatz oder digitale Schnitzeljagd mit dem Smartphone während der oronazeit Alle Inszenierungen und Projekte des Theaters, die im öffentlichen Raum stattfanden, zu besprechen, würde wohl ein eigenes Buch füllen. Einige Beispiele sollen hier aber versuchen, die Bandbreite, die die Verbindung Theater und öffentlicher Raum in den vergangenen Jahren eingenommen hat, zu skizzieren. Theater trifft Tresen Was so nahe beieinander liegt, muss endlich zusammenkommen, dachten sich die Intendantin und die Dramaturgie im Jahr 2017 bei der Spielzeitplanung. Keine fünf Minuten Diskussion hat es gebraucht und schon war das Format Tresenlesen geboren. Tresen gibt es viele – und die Erlanger Kneipenlandschaft ist so vielfältig wie die Literatur, die in ihr gelesen werden kann. So verwundert es nicht,


Theater im öffentlichen Raum dass zwischen 2017 und 2024 ganze zw lf Ausgaben über die Bühne oder eben den Tresen gingen. Den Anfang mit einem Potpourrie verschiedenster Texte unter dem Titel Träum weiter mit Martin Maecker machte unser damaliges Ensemblemitglied im Kellergewölbe des alten „Gummi Wörner“. „Mit Schaum auf Bier zum Traum in dir! versprach – und hielt – der Untertitel. Und so ging die Reise munter weiter, kaum eine Lokalität, die in der Folge nicht bespielt wurde im Entla s Keller auf dem Berg, im „Wort&Klang“, der „Kulisse“, dem „Transfer“, „Strohalm , Gleis 1 und dem Kinocaf Zum weißen Lamm waren u. a. die wunderbaren Orte im Halbdunkel der Nacht. Nicht selten wurde nach den Darbietungen, die als szenische Lesung immer auch direkten Zuschauer*innenkontakt herstellten, fröhlich weiter mit dem Publikum über das Geh rte diskutiert und noch ein Glas gehoben. Zum Abschluss der Reihe erfand sich das Format in der Regie von Katja Ott noch einmal neu und präsentierte ein Tresensingen in den Räumlichkeiten des „Wort&Klang“, bei dem Ensembleschauspielerin Elke Wollmann und die Pianistin Béatrice Kahl in die große weite Welt des hansons entführten und mit Liedern von Friedrich Hollaender über laire Waldoff bis Helen Vita zu einem frivolverführerischen Kneipenabend einluden. Ein weiteres herausragendes Projekt, das den öffentlichen Raum als Spielpartner mit im Boot hatte, war Dominik von Guntens Inszenierung von Arthur Millers Klassiker Hexenjagd im Sommer 2015 – an heiligem Ort. In enger Zusammenarbeit mit Pfarrer Johannes Mann wurde das Stück um Intrigen, Verleumdungen und Hetzjagden aus der berüchtigten USamerikanischen Mc arth - ra im Zentrum der Innenstadt aufgeführt der Hugenottenkirche. Im Vorbericht zur Inszenierung lässt sich nachlesen, vor welche besonderen Herausforderungen der Kirchenbau die Theatermacher stellte Die Lichtverhältnisse in der Kirche verändern sich ständig‘, berichtet von

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Gunten, je nachdem, wie das Wetter ist. Die Bühne umfasst die gesamte Kirche, die Schauspieler bewegen sich von hinten nach vorne und von oben nach unten durch das gesamte Gotteshaus Das Stück wird für die Darsteller fast zu einer Art Abenteuerspielplatz‘“ (Erlanger Nachrichten, 12.06.2015 . Aber nicht nur die inhaltliche Nähe des Stücks zum Spielort war sichtbares Zeichen, auch die musikalische Ausarbeitung der Inszenierung ließ mit eigens komponierten Kirchenchorälen, Orgelmusik und Gesang des Chores des Christian-Ernst-Gymnasiums eine einmalige Atmosphäre entstehen. Eine Zuschauer*innen-Erfahrung, die vielleicht alle Inszenierungen im ffentlichen Raum teilen, ist die freie Sitzplatzwahl. Ganz anders sonst im Theater Ob als Abonnent*in oder spontaner Gast ein fester Sitzplatz ist einem – wir sind ja nicht die Deutsche Bahn! – gewiss. Nicht so beim Spielen und Zuschauen außerhalb der Theatermauern. Hier hat unser Publikum in den vergangenen Jahren fleißig mal in der Sonne, mal im Regen gestanden, sich mit selbst mitgebrachten Schirmen oder vom Theater verteilten Decken oder Regenponchos geholfen, ohne Schuhe unter improvisierten Zelten gesessen, sich über Wiesen, Schotter oder Straßenteer bewegt oder eben manchmal auf Kirchenbänken, Barhockern oder Bussitzen Platz genommen. Wie bitte Ja, richtig gelesen. Seit 2022 bietet das Theater Erlangen auch Theaterinszenierungen im eigenen Theaterbus an. Dieser wurde mit den Mitteln aus dem Theaterpreis des Bundes, den das Theater Erlangen 2019 gewonnen hatte, angeschafft und durch die kreativen Kolleg*innen der Technik und Werkstatt vom normalen Linienbus in eine veritable, kleine Bühne mit Scheinwerfern, Tonpult und Beamer verwandelt. Seither sind in ihm und mit ihm zwei Kinderstücke und ein Stück für Jugendliche und Erwachsene auf die Reise gegangen. Außerdem hat auch die Bürgerbühne im Sommer 2023 ihr Publikum zum Platznehmen im Bus und zu einer Fahrt an verschiedene Orte der Erlanger Pflegelandschaft eingeladen. Ob für Jung oder Alt Unser Theaterbus


Theater im öffentlichen Raum Otokar ist ein echter Hingucker. Bzw. ein Theaterort, der auch zum ‚anders‘ Hinausschauen auf die Welt und scheinbar Vertrautes einlädt. Dieser kleine Einblick in die „Außenspielstätten“ des Theater Erlangen zeigt, wie kreativ zuweilen aus der Not eine Tugend gemacht und eine fehlende Spielstätte in Studiobühnengr ße kompensiert wurde. Unabhängig davon zeichnen sich viele der Projekte im öffentlichen Raum aber auch dadurch aus, dass sie dezidiert für einen Nicht-Theaterraum konzipiert wurden und ffentlichen Raum und Theaterstück zusammendenken. Zentrale Bedeutung war es bei vielen dieser Arbeiten, den Dialog zwischen den Bürger*innen und der Kunst zu fördern. Und das Theater als eine zugängliche und integrative Kunstform zu etablieren, die über die Wände des traditionellen Theaters hinausgeht und direkt in das Herz der Stadtgemeinschaft vordringt. Udo Eidinger, seit 2016 Dramaturg am Theater Erlangen

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Die Kopien


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Unschuld (links) Die Jungfrau von Orleans


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Die Leiden des jungen Werther (links) Der Reggaehase Boooo (oben) Eines langen Tages Reise in die Nacht (unten)


Inszenierungen

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Amphitryon


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Hexenjagd (links) Der weiße Wolf


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Atmen (oben) Das Dschungelbuch (unten)


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Atmen von Duncan Macmillan Regie … Max Claessen Bühne & Kostüme … Lisa Busse Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Daniel Seniuk, Janina Zschernig Premiere: 21.09.2014, Garage Die Jungfrau von Orleans von Friedrich Schiller Regie & Bühne … Thomas Krupa Kostüme … Nina Hofmann Musik … Mark Polscher Dramaturgie … Linda Best Mit … Clemens Giebel, Hermann Große-Berg, Ragna Guderian, Lisan Lantin, Martin Maecker, Patrick Nellessen, Thomas Prazak, Steffen Riekers, Christian Wincierz, Violetta Zupančič Premiere: 26.09.2014, Markgrafentheater


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Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O’Neill Regie … Wolfgang Gropper Bühne & Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Ralf Schurbohm Dramaturgie … Linda Best Mit … Annagerlinde Dodenhoff, Michael Hanemann, Patrick Nellessen, Christian Wincierz Premiere: 16.10.2014, Markgrafentheater Die Leiden des jungen Werther nach Johann Wolfgang von Goethe Regie … Eike Hannemann Bühne & Kostüme … Birgit Stoessel Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Robert Naumann/Mario Neumann/Amos Detscher/Max Mehlhose-Löffler/Johannes Rebers Premiere: 18.10.2014, Garage Der weiße Wolf von Lothar Kittstein Regie … Johannes Wenzel Bühne & Kostüme … Katrin Wittig Dramaturgie … Maren Friedrich Mit … Robert Naumann, Stephan Weber, Violetta Zupančič Premiere: 28.11.2014, Garage


Inszenierungen

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Das Dschungelbuch (ab 6 Jahren) nach Rudyard Kipling Regie … Dorothea Schroeder Bühne & Kostüme … Telse Hand Musik … Christoph Iacono Choreographie … Ingo Schweiger Dramaturgie … Stefan Bläske Mit … Hermann Große-Berg, Dominik Jedryas, Lisan Lantin, Florian Lenz, Patrick Nellessen, Christian Wincierz, Janina Zschernig Premiere: 30.11.2014, Markgrafentheater Amphitryon von Heinrich von Kleist Regie … Jakob Fedler Bühne … Annegret Riediger Kostüme … Julia Kneusels Video … Christoph Panzer Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Robert Naumann, Patrick Nellessen, Stephan Weber, Christian Wincierz, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 05.02.2015, Markgrafentheater


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Die Kopien von Caryl Churchill Regie … Katja Blaszkiewitz Bühne & Kostüme … Kathrin Hauer Dramaturgie … Geeske Otten Mit … Hermann Große-Berg, Daniel Seniuk Premiere: 07.02.2015, Garage Unschuld von Dea Loher Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Linda Best Mit … Marion Bordat, Hermann Große-Berg, Anika Herbst, Anja Lechle, Patrick Nellessen, Daniel Seniuk, Regine Vergeen, Christian Wincierz, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 16.04.2015, Markgrafentheater


Inszenierungen

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Der Reggaehase Boooo (ab 4 Jahren) von Yellow Umbrella Regie … Inda Buschmann Bühne & Kostüme … Mai Gogishvili Dramaturgie … Geeske Otten Mit … Robert Naumann/Benjamin Schroeder, Stephan Weber Premiere: 18.04.2015, Garage Hexenjagd von Arthur Miller Regie … Dominik von Gunten Bühne & Kostüme … Carolin Mittler Musik … Katrin Vellrath, Elisabeth Wood Dramaturgie … Linda Best Organist … Christoph Reinhold Morath Mit … Klaus-Peter Bülz, Annagerlinde Dodenhoff, Hermann Große-Berg, Anika Herbst, Martin Maecker, Patrick Nellessen, Regine Vergeen, Stephan Weber, Janina Zschernig, Violetta Zupančič; Kinder-Statisterie, Mädchenchor des ChristianErnst-Gymnasiums Premiere: 12.06.2015, Hugenottenkirche


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Die Spielzeiten 2015 2016 – 2017 2018

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Theater im Wandel – Veränderung aus Prinzip Theater kann vieles sein ein niederschwelliger Ort der Begegnung oder exklusive Institution, klassisches Stück oder moderne Textfläche, nach innen oder gesellschaftlich orientiert. Wir fragten uns bei der Spielzeitplanung im Winter 2014 Was ist jetzt, in diesem Moment, genau das richtige Theater für Erlangen Und wohin führt uns der Weg in den nächsten Jahren Wer genau ist eigentlich Erlanger*in in einer Stadt, deren Bevölkerung sich durch Studienaufenthalte oder Expat-Dasein im internationalen Konzern stetig austauscht Die erste Kennenlernphase mit dem Erlanger Publikum war vorüber, Projekte innerhalb und außerhalb des Theaters hatten wertvolle Erfahrungen mit sich gebracht. Nun wollten wir, inspiriert von den deutschlandweiten kulturpolitischen Diskursen um eine inklusivere Ausrichtung des Theaters, mehr denn je in die Stadt wirken, verstärkt künstlerisch Neues ausprobieren und mit vielen theaternahen und -fernen Menschen ins Gespräch kommen. Und wir wurden politisch wie nie zuvor. Unglaublich, wie gut dieses Stück gerade in die Zeit passt! oder Auf der Bühne fallen dieselben Sätze wie in der Tagesschau! , konnte man in der Spielzeit 2015 2016 oft auf den Fluren des Theaters h ren. Intendantin und Dramaturgie wurden als prophetisch für ihre Stückauswahl gefeiert. Und tatsächlich traf das ausgegebene Spielzeitmotto „Heimat“ nicht nur auf dem H hepunkt der Flüchtlingskrise im Herbst 2015 den Zahn der Zeit. Schon die Eröffnung mit Lessings großer Religionsparabel Nathan der Weise in der Regie von Katja Ott deutete im Bühnenbild von Bernhard Siegl die damalige Verfasstheit des Theaters Erlangen an ein großes Anatomisches Theater, ein Diskursraum, in dem Nathan, der Tempelherr und Sultan Saladin die „Kraft des Steins an Tag zu legen“ beliebten, ergo, im Wettstreit um die wahre Religion mit hehren Worten und Taten zu punkten. Parallel dazu verwob das Theaterkollektiv „Rockthybabies“ im Recherche- und


Die Spielzeiten 2015 2016 – 2017 2018 Bürgertheater Wer ist Erlangen? persönliche Geschichten von Erlanger*innen mit literarischen Texten und Bildern. Während bei Pegida-Demonstrationen Galgenattrappen von Politiker*innen hochgereckt wurden, stapelten sich im Oktober 2015 im Markgrafentheater dutzende Schlauchboote auf der Bühne. Eine Punktlandung , witzig und spannend zugleich , attestierte die Nürnberger Zeitung Philipp Löhles bitterböser Komödie Wir sind keine Barbaren um verunsicherte Wohlstandsbürger*innen, bei denen ein As lsuchender an der Tür klopft. Eine gänzlich neue Regiehandschrift lieferte Ekat ordes erste Arbeit am Haus der absolut schräge, intergalaktische Liederabend Heimat Erlangen! mit Spielshow, Live-Band und „Gala-Auftritten“ von Helene Fischer bis Fred vom Jupiter. Für Aufregung sorgte im Nachhinein die nicht ganz ernst gemeinte Meldung der Erlanger Nachrichten, das Markgrafentheater werde künftig in Helene Fischer-Theater umbenannt. „Heimat“ sollte kein abstrakter Begriff bleiben, sondern sich mit Leben füllen. Insbesondere für jene, die neu in die Stadt kamen. Gemeinsam mit der Ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuung in Erlangen EFIE wurden im Laufe der kommenden Jahre zahlreiche Projekte umgesetzt Spendenaktionen, Theaterbesuche von Geflüchteten mit gemeinsamem Kaffeetrinken, Workshops und die Gründung eines interkulturellen Theaterclubs. In der Regie von Jakob Fedler entstand eine an Grimms Märchen angelehnte Collage mit Musik, die Schauspieler Christian Wincierz mit neun jungen Erwachsenen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan, Aserbaidschan und der Ukraine umsetzte. Große Dramatik und Heimatthema vereinten Tschechows Drei Schwestern in der Neuübersetzung und Regie von Elina Finkel und die Adaption von Joseph Bierbichlers Roman Mittelreich durch Regisseur Thomas Krupa. Auf griechische Kaperfahrt

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begab sich Martin Maecker in seinem Solo Odyssee – Eine Heimsuchung in der Regie von Juliane Kann. In Kooperation mit der Universität wurde von Studierenden ein Installationsparcours zu Homers Gesängen entwickelt, der vor der Vorstellung besucht werden konnte. Das Thema Heimat war nach einer Spielzeit noch nicht auserzählt, erinnert sich Katja Ott in der Rückschau. Es galt, den Diskurs über die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft fortzuführen und m gliche Folgen der aktuellen Entwicklung aufzuzeigen. Das Spielzeitmotto 2016 2017, Utopie Heimat , sollte eine aus den Fugen geratene Welt als veränderbar erlebbar machen. Auf der Bühne und nicht zuletzt in der Stadtgesellschaft selbst. Den Auftakt lieferte Max Frischs unverwüstlicher und heftig beklatschter Klassiker Biedermann und die Brandstifter mit Bürger*innenchor im Markgrafentheater. Was Wutbürger und Radikale antreibt und wie sehr wir in den eigenen Echokammern verhaftet sind, verhandelte die deutschsprachige Erstaufführung Bestätigung von hris Thorpe. Im stets ausverkauften Theatercafé machten in Sibylle Bergs Viel gut essen drei Männer ihrem ganzen rger über die gar zu woke Gesellschaft Luft. Den wohl opulentesten Beitrag zum Thema lieferte Paul-Georg Dittrich mit Elfriede Jelineks Wut, eine herausfordernde, genreübergreifende Performance mit Steg in den Zuschauerraum des Markgrafentheaters, großflächigen Videobildern und Opern-Versatzstücken. In uietschiger 70er Jahre-Optik kam dagegen Katja Otts Interpretation von Fassbinders Angst essen Seele auf daher und zeigte eindrucksvoll, wie wirkmächtig Rassismus und Ausgrenzung über vier Jahrzehnte nach Erscheinen des Films die bundesdeutsche Gesellschaft noch immer zu durchdringen vermögen. Neue inhaltliche Ausrichtungen erfordern immer auch Abschiede. Die in den vergangenen Jahren aufwendig gestalteten Werkschauen rund um einen Autor oder ein Genre mit eigenen Produktionen, Gastspielen und Rahmenprogramm schienen nun zu


Die Spielzeiten 2015 2016 – 2017 2018 sehr auf das klassisch geprägte Theaterpublikum, den Guckkasten zugeschnitten. Lieber wollten wir (buchstäblich! in neue Ausdrucksformen und Erzählweisen investieren – der erste von inzwischen sechs Regienachwuchswettbewerben wurde ausgelobt. Stolze 117 Bewerbungen gingen in Erlangen ein, am Ende entschied sich die Jur für gleich zwei Regiekonzepte Helge Schmidts Weltverbesserungstheater und Leonie Kubigsteltigs Romanadaption Die bleichen Füchse. Dass unkonventionelle Formate nicht zwingend auf Gegenliebe stoßen, musste Preisträger Helge Schmidt bei seiner ersten Mail ans Ensemble erfahren. Enthusiastisch schilderte er sein Vorhaben, in Erlangen zunächst Gutes tun zu wollen, um im Anschluss die Erlebnisse als Weltverbesserer in Stückform zu bringen. Müll sammeln und Gärten umgraben Was das denn noch mit dem Schauspielerberuf zu tun habe, fragten sich die entsetzten Ensemblemitglieder. Spaß gemacht hat es den Beteiligten letztlich doch, auch wenn die Rückkehr auf die vertraute Bühne von allen als große Erleichterung empfunden wurde. Wir erschlossen neue Räume. Neben dem Theatercafé und dem Glockenfoyer, in dem u.a. zum Heimatabend mit Dialektlesungen und regionalen Schmankerln geladen wurde, fanden sich die Zuschauer*innen auch auf der Bühne selbst wieder Für Aisch los Schutzflehende ließ Regisseur Markolf Naujoks eine Tribüne auf die Bühnenbretter bauen, auf der die Geschehnisse nebst projizierten Graphic Novels ungewohnt nah erlebt werden konnten. Wir ließen uns in der Theatergerüchteküche von Menschen nach Hause zum gemeinsamen Kochen und Plaudern einladen. In der Stadtbibliothek zeigten wir das mobile Jugendstück Malala im Beisein von Autor Nick Wood und das Bürger*innenprojekt Work in progress. Im Sommer 2017 ging es schließlich mit dem partizipativen Projekt von Turbo Pascal, Abschaffen + Anfangen, auf den Rathausplatz und mit dem großen Utopien-

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fest mit über 60 beteiligten Institutionen, Vereinen und Initiativen in ffentliche und private Räume ganz Erlangens. Hinaus, auf die Suche nach Utopien, wollten wir auch weiterhin. Und frei sein, schnell reagieren können auf aktuelle Geschehnisse. Bei der Pressekonferenz zur Spielzeit 2017 2018, die als Picknick auf – vom Theater frisch gelegtem – Rasen im Foyer des Rathauses stattfand, wurde daher die letzte Position der Saison als schn des N.N. angekündigt. Es sollte schließlich eine der bemerkenswertesten Inszenierungen am Haus werden paradies spielen (abendland. ein abgesang) von Thomas Köck. Einprägsame Bilder fand Katja Ott für seine sprachmächtige Szenenfolge, die verlorenen I E-Passagiere, chinesische Wanderarbeiter, den Sohn am Bett des sterbenden Vaters. Er ffnet wurde dagegen klassisch Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt lockten nicht nur Scharen an Schulstoff-geplagten Pennälern ins Theater (die das Stück aber durchweg unterhaltsam fanden , sondern auch das gediegene Bildungsbürgertum. Mit dem renommierten Regisseur Hans-Werner Kroesinger konnte ferner das Aushängeschild des deutschen Dokumentartheaters für die Stückentwicklung #Meinungsmacher über die Macht der sozialen Medien ans Haus geholt werden. Mirja Biel setzte Horváths Klassiker Kasimir und Karoline als trashige Zumutung im verkommenen Bergkirchweih-Ambiente in Szene. Und auch der Spaßfaktor sollte mit Lutz Hübners WGKomödie Willkommen und dem Liederabend zur Fußball-WM, I’m a Loser, Baby, nicht zu kurz kommen. Was fiel noch in diese sehr umtriebige Zeit von 2015–2018 Es war einmal … 2, unsere wohl erfolgreichste Kinderproduktion mit den Feuerwehrmännern Hermann Große-Berg und Ralph Jung, entstand. Die beliebte Reihe Tresenlesen mit Lesungen in Erlanger Kneipen wurde geboren. Wir diskutierten bei Panels mit dem Publikum über die Zukunft des Theaters, über Diversität und Inklusion. Die defekte Obermaschinerie musste bei laufendem Spielbetrieb repariert und


Die Spielzeiten 2015 2016 – 2017 2018 das Weihnachtsmärchen Kalif Storch im Foyercafé gespielt werden. Durch die Bereitstellung weiterer finanzieller Mittel von Stadt und Land konnte der Personalstamm, insbesondere für den nun stärker gewichteten Bereich der Vermittlung, aufgestockt werden. In gewisser Weise haben wir uns in den Spielzeiten 2015 2016–2017 2018 neu erfunden. Trotz vieler Herausforderungen im Außen und Innen. Gr ßtm gliche Flexibilität“ beim Umgang mit neuen Konzepten und künstlerischen Teams forderte Katja Ott damals oft in den Besprechungen mit Kunst und Technik ein. Und auch wenn das inzwischen geflügelte Wort der Flexibilität“ so manches Mal mit einem Augenzwinkern bedacht wurde, zeigte sich am Ende, nach anstrengenden Bühnenproben, am Abend einer gefeierten Premiere Fast Nichts ist am Theater unm glich. Susanne Ziegler

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Inszenierungen

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Odyssee – Eine Heimsuchung


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Drei Schwestern (links) Mittelreich (oben) Heimat.com (unten)


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Wir sind keine Barbaren!


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Wer ist Erlangen links Sweet Home Europa (oben) Neuland (unten)


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Nathan der Weise


Inszenierungen

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Es war einmal 1 links Die Schneekönigin (oben) Es war einmal 2 unten


Inszenierungen

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Heimat Erlangen!


Inszenierungen

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Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Ulrike Schlemm Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Linda Best Mit … Marion Bordat, Linda Foerster, Steffen Gräbner, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Martin Maecker, Benjamin Schroeder, Christian Wincierz, Violetta Zupančič Premiere: 25.09.2015, Markgrafentheater


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Wer ist Erlangen? (UA) Ein Recherchetheater von, über und mit Erlangerinnen und Erlangern von Laura Huonker mit Rockthybabies Inszenierung … Laura Huonker Regie, Konzept, Ausstattung … Rockthybabies (Laura Huonker, Mona Petri, Barbara Pfyffer) Videointerviews … Laura Huonker (Kamera), Martin Fürbringer (Schnitt) Dramaturgie … Karoline Felsmann Schauspiel & Recherche … Lea Schmocker und Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob Premiere: 26.09.2015, Garage Wir sind keine Barbaren! von Philipp Löhle Regie … Katrin Lindner Bühne & Kostüme … Peter Lehmann Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Anika Herbst/Linda Foerster, Alexander Jaschik, Friedrich Witte, Janina Zschernig; Erlanger Musikwerkstatt Premiere: 17.10.2015, Markgrafentheater


Inszenierungen

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100 m (ab 12 Jahren) Eine Liebeserklärung in 9,58 Sekunden von Ralf N. Höhfeld Regie … Pascal Wieandt Ausstattung … Kathrin Hauer Dramaturgie … Jutta Körner Mit: Mario Neumann, Violetta Zupančič Premiere: 09.11.2015, mobil Die Schneekönigin von Elina Finkel nach Hans Christian Andersen Regie … Katja Blaszkiewitz Bühne & Kostüme … Kathrin Hauer Musik … Christoph König Dramaturgie … Camilla Schlie Mit … Kim Bormann, Anne Grabowski, Ralph Jung, Felix Steinhardt, Christian Wincierz, Janina Zschernig Premiere: 29.11.2015, Markgrafentheater


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Sweet Home Europa von Davide Carnevali Regie … Paul-Georg Dittrich Bühne & Kostüme … Pia Dederichs Videodesign … Kai Wido Meyer Dramaturgie … Linda Best Mit … Hermann Große-Berg, Benjamin Schroeder, Violetta Zupančič Premiere: 04.12.2015, Garage Heimat Erlangen! (UA) Ein intergalaktischer Liederabend Regie … Ekat Cordes Musikalische Leitung … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Bühne & Kostüme … Anike Sedello Dramaturgie … Linda Best Mit … Charles P. Campbell, Hermann Große-Berg, Mario Neumann, Benjamin Schroeder, Stephan Weber, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 04.02.2016, Markgrafentheater


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Es war einmal … 1 Janosch: Ich mach dich gesund, sagte der Bär Armando: Der Bär; Der Hirsch; Dirk, der Zwerg Regie … Marlene Hildebrand Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Mario Neumann, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 14.02.2016, Garage Es war einmal … 2 Leo Lionni: Frederick Hannes Hüttner: Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt Dramaturgie … Linda Best Mit … Hermann Große-Berg, Ralph Jung Premiere: 14.02.2016, Garage


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Drei Schwestern von Anton Tschechow Regie … Elina Finkel Bühne & Kostüme … Doey Lüthi Musik … Matthias Bernhold Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Matthias Bernhold, Linda Foerster, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Mario Neumann, Vidina Popov, Edith Poerschke, Benjamin Schroeder, Stephan Weber, Helmut Zhuber, Janina Zschernig, Violetta Zupančič; Kinderstatisterie Premiere: 07.04.2016, Markgrafentheater Neuland (UA) Interkulturelles Theaterprojekt Regie … Jakob Fedler Bühne & Kostüme … Dorien Thomsen Dramaturgie … Jutta Körner, Karoline Felsmann Mit … Odai Albatal, Ivan Amarchel, Marianna Amarchel, Jaroslava Kurochtina, Nawid Rahimi, Nicat Quasimbayli, Ali Shan, Ghiat Sharbaje, Mohamad Shorbaji, Christian Wincierz Premiere: 08.04.2016, Garage


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heimat.com (ab 14 Jahren) von Holger Schober Regie … Marlene Hildebrand Bühne & Kostüme … Franziska Isensee Dramaturgie … Camilla Schlie Mit … Shana Sophie Brandl, Benjamin Schroeder, Janina Zschernig Premiere: 03.06.2016, Garage Mittelreich nach dem Roman von Josef Bierbichler, Bühnenfassung von Thomas Krupa Regie & Bühne … Thomas Krupa Kostüme … Nina Hofmann Musik … Mark Polscher Dramaturgie … Linda Best / Karoline Felsmann Mit … Frank Albrecht, Matthias Breitenbach, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Uta Krause, Mario Neumann, Lea Schmocker, Stephan Weber, Violetta Zupančič Premiere: 04.06.2016, Markgrafentheater


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Odyssee – Eine Heimsuchung nach Homer, Bühnenfassung von Juliane Kann Regie & Bühne … Juliane Kann Kostüme … Josephine Thomas Musik … Daniel Freitag Bühnenplastik … Karoline Hinz Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Martin Maecker Premiere: 09.07.2016, Markgrafentheater


Partizipation am Theater

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Mission Mitmischen Ab der Spielzeit 2015 2016 rückten berlegungen über das Stadttheater der Zukunft programmatisch in den Vordergrund. Selbstkritisch hinterfragten wir die Strukturen intern wie auch die künstlerische Arbeit extern Was wollen wir verändern Was sind die Visionen für ein Theater von morgen Mit großer Lust und Neugier entschieden wir uns schnell für einen Weg, den wir in den nächsten Jahren mit dem Theater weiter gehen wollten. Unter den großen Begriffen „Partizipation“ oder „Mitmachen“ wollten wir durch mehr Teilhabe, Mitwirkung und Einbeziehung der Stadtbevölkerung das Publikum und ebenso das Programm vielfältiger werden lassen. Im Rahmen von Podiumsdiskussionen oder Tischgesprächen mit Expert*innen aus dem Theaterbereich, der Politik und Zuschauenden luden wir zum Dialog ein. Aber nur weil wir uns gesprächsbereit zeigten, hieß das noch lange nicht, dass der Dialog überhaupt gesucht wurde. Insofern galt es nun den Vorhang zu lüften, unsere Arbeit transparent zu machen, Hürden abzubauen und viel mehr zu vermitteln. Dies war von nun an nicht mehr nur die Aufgabe der Theaterpädagogik im schulischen Bereich, sondern des gesamten Teams. Das Theater erweiterte die bisher einzige und weiterhin zentrale Aufgabe der Inszenierungen um die Öffnung des Hauses, das Einbeziehen des potenziellen Publikums. Es stärkte die Gegenwärtigkeit des Theaters als Alleinstellungsmerkmal und setzte auf interaktive Vermittlungsformate. So wurde das künstlerische Konsumieren um das Feld der „Kommunikation“ erweitert. Nun gibt es keine allgemeingültigen Strategien, die allerorts funktionieren, sodass wir nach dem Trialand-Error-Prinzip sehr viel versucht haben und ausprobieren durften, um eine Öffnung des Hauses, ein Einbeziehen der Stadtbevölkerung und das Stärken des Theaters als Teil des Stadtzentrums zu ermöglichen.


Partizipation am Theater Die sogenannten „Service“-Angebote, die ausgebaut wurden, haben über alle Maße das Interesse des Publikums geweckt ffentliche Probenbesuche, Einführungen vor den Vorstellungen im Markgrafentheater, Theaterführungen oder die neue MatineeForm Früh-Stück, bei dem das Regieteam vor der Premiere in angenehmer Atmosphäre an einem großen Tisch sitzend die anstehende Inszenierung vorstellt. Weniger leicht war es, direkt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Erst einmal musste das Interesse für einen Austausch geweckt werden. Der Vorstellungsbesuch gibt traditionell Anlass, sich in seinem eigenen Kreis im Anschluss an einen Theaterabend auszutauschen, aber nicht, um die eigenen Gedanken hinterher mit den Theaterschaffenden, geschweige denn vorab, mitzuteilen. Also dachte sich die Dramaturgie allerhand Gesprächsformate aus wie den Theaterstammtisch, Nachgespräche in der Kneipe, die Theatersprechstunde, Speeddating mit Mitarbeitenden des Theaters und dem Publikum. Diese wurden zwar von vielen begeistert registriert, aber vergleichsweise wenig genutzt. Es brauchte eine neue Idee, ein trojanisches Pferd musste her, ein Tür ffner Wir wussten, dass die Erlanger*innen erstens sich gerne in Kneipen treffen und zweitens offen sind für neue, ungew hnliche kulturelle Formate, gerne auch an anderen Orten. Die Reihe Tresenlesen wurde geboren. In jeder Kneipe, in der gelesen wurde, vermischte sich Stammpublikum der Kneipe mit dem Theaterstammpublikum. Es gab anregende Gespräche mit den Menschen am und im Theater und eine völlig neue Verbundenheit, die nachhaltig Menschen ans Theater band und ins Haus führte – ein wahnsinnig erfolgreicher S nergieeffekt! Ein ganz anderes Vermittlungsformat mit großem Eventpotenzial war die sogenannte Theatergerüchteküche. Teams bestehend aus einer Person, die auf der Bühne steht, und einer, die hinter der Bühne wirkt, kochten und aßen gemeinsam zuhause beim Publi-

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kum und kamen dabei ungezwungen über Theater ins Gespräch. Auch dieses Format weckte die Neugier der Erlanger*innen neben Einladungen in Privathaushalte ging es für die kochbegeisterten Teams auch in Büros, die Uni oder in Stadtteiltreffs. Außerdem entwickelte der Schauspieler Ralph Jung ein eigenes Gesprächsangebot im Theatercaf das Talkshowformat Auf der Rolle. Hier brachte er jeweils sich und seine Gäste, u. a. Oberbürgermeister Florian Janik, ins Schwitzen, wenn es hieß, dass man um die Wette Fahrrad fahren und dabei aus dem Nähkästchen plaudern durfte. In den letzten Jahren wuchs sowohl im Haus bei den Mitarbeitenden als auch in der Stadt das gegenseitige Interesse, miteinander über den Theaterbesuch in den Austausch zu kommen, was die Position, DAS Theater für eine Stadt zu sein, unglaublich gestärkt hat. Partizipation bedeutete für uns auch, außerhalb des Theaters mitzumischen . berallhin wurden die Fühler ausgestreckt, und man rannte offene Türen ein, wenn man als Theater die Beteiligung an Veranstaltungen, Festen und Aktionen ankündigte und darüber hinaus noch neue Anlässe schuf, um sich einzubringen und austauschen zu können. Wir bündelten die Kräfte der Kulturschaffenden der Stadt und initiierten ein gemeinsames Fest, den Erlanger Kultursonntag. Wir wurden nicht müde, auf Straßen- oder Stadtteilfesten mit einem Stand, Lesungen oder Mitmachangeboten vor Ort zu sein, gingen in die Bürgertreffs der anderen Stadtteile, lasen dort zum Weihnachtsbrunch, kochten gemeinsam, zeigten unsere Inszenierungen für Kinder und gründeten sogar einen eigenen Theaterkinderspielclub in einem Bürgertreff. Wir wollten dort sein, wo unser Stammpublikum nicht war und man wenig Berührungspunkte mit Theater hatte. Neben all diesen vielen, kleinen Aktionen wurden große Langzeitprojekte mit anderen wichtigen Partner*innen initiiert. Mit Blick auf die Nachwuchsförderung suchten wir gemeinsam mit dem Institut für


Partizipation am Theater Theater- und Medienwissenschaften der FAU nach einer inhaltlich-künstlerischen Zusammenarbeit mit den Studierenden. Grundidee war die künstlerische Interpretation der Irrfahrt von Homers Od sseus im Theater als Inszenierung auf der Bühne des Markgrafentheaters und in der Universität als theatraler Parcours mit Arbeiten von Studierenden. ber zwei Semester gab es einen intensiven inhaltlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Austausch, der am Ende einen gemeinsamen Abend aus zwei Teilen hervorbrachte. Erst sah das Publikum in der Uni verschiedene künstlerische Auseinandersetzungen zu einzelnen Aspekten des Mythos, und dann ging das Publikum gemeinsam ins Theater, um die Inszenierung Odyssee – Eine Heimsuchung von Juliane Kann mit Martin Maecker auf der Bühne des Markgrafentheaters zu sehen. Die Kooperation mit zwei gleichberechtigten Partnern ist auf alle Fälle gelungen Das gegenseitige Interesse durch die gemeinsame inhaltliche Beschäftigung konnte geweckt werden, der Austausch des Publikums fand zumindest für diese Vorstellungen statt. Nur der immense logistische Aufwand brachte beide Institutionen an den Rand ihrer Möglichkeiten. Weitere Projekte sollten dennoch folgen. Eine einmalige Aktion mitten auf dem Marktplatz, die nur wenige Minuten dauerte, beförderte die Vernetzung innerhalb kürzester Zeit. Unter dem internen Titel ROTER KNOPF – Ihre Träume sind unsere Realität brachten wir mehrere Vereine, Musikgruppen, Chöre, Einzelpersonen, Karnevalsvereine mit dem Team des Theaters zusammen. Denn auf Knopfdruck verwandelte sich der leere Marktplatz zu einer Bühne und die Passant*innen zum Publikum. Aus dem Nichts sangen und tanzten die Beteiligten und verzauberten das Alltagstreiben in der Stadt. Ein entstandener Videotrailer sorgte hinterher für große Aufmerksamkeit, und der gemeinsam geschaffene berraschungsmoment begeisterte alle Beteiligten.

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Die Aktion auf dem Marktplatz läutete Anfang der Spielzeit 2016 2017 den Aufruf ein, sich am Utopienfest im Sommer 2017 zu beteiligen. Im Zentrum stand die konkrete Utopie, dass die Erlanger*innen die Beantwortung der Frage Wo bleibt das Positive selbst in die Hand nahmen und mit Veranstaltungen oder Aktionen ihre pers nliche Utopie für Erlangen innerhalb einer halben Woche präsentierten und Wirklichkeit werden ließen. Hier ging es nun wirklich um Beteiligung, Teilhabe und die eigenverantwortliche Mitwirkung. Jede Einzelperson, Institution, Einrichtung, Partei, Initiative, Verein, Geschäftsinhaber*in, Kulturschaffende konnte sich aktiv einbringen und die eigene Stadt für diese Zeit in eine bessere, wenn auch utopische, Welt verwandeln. Das Theater brachte sich künstlerisch und inhaltlich mit zwei Bürgerbeteiligungsprojekten ein und stand darüber hinaus für die Koordination, Beratung und Vermittlung zur Verfügung. Am Ende waren vom begrünten Parkplatz über eine utopische Pla list im Plattenladen, Anwohner*innenpicknick auf der Straße, einer Diskussion mit Politik über die Schule von morgen und interaktiven Angeboten über 200 Menschen aktiv involviert. Der dritte und vielleicht wichtigste Strang war die Beteiligung der Erlanger Stadtbevölkerung an den Inszenierungen, also dem Kerngeschäft, der Kunst auf der Bühne. Langfristig war das Ziel die Gründung einer Bürgerbühne, um die Teilhabe in gewisser Form zu institutionalisieren. Hier sollten Menschen der Region mit ihren Themen, ihren Geschichten und Erfahrungen in den Vordergrund rücken – mit allen Mitteln, die einem Theater zur Verfügung stehen. Dabei wurde der Aspekt der Öffnung des Hauses und die Bespielung des öffentlichen Raums, der thematisch immer passend ausgewählt wurde, wesentlich. Vermehrt setzten wir in Inszenierungen wie Hexenjagd, Biedermann und die Brandstifter, Wir sind keine Barbaren oder Volksfeind for Future auf die Beteiligung durch spielende „Laien“ neben dem Ensemble auf der Bühne, die meist chorische Parts übernahmen.


Partizipation am Theater Daraus entstanden neue und langanhaltende Verbindungen zum Theater. Außerdem brachten wir die Menschen der Region mit ihren Themen auf die Bühne, live oder durch Audio- oder Videoaufnahmen wie z. B. 2015 in der Stückentwicklung Wer ist Erlangen?, einem Projekt, das direkten Bezug zur Stadt nahm und die Menschen zu ihr befragten. In den nächsten Jahren gab es regelmäßig Inszenierungen, bei denen die Themen, Meinungen oder Geschichten aus der Bevölkerung direkt künstlerisch verarbeitet wurden, z. B. in dem Neuland-Projekt mit Geflüchteten, in Abschaffen+Anfangen von Turbo Pascal oder auch in Work in Progress 2017 zum Thema Arbeit in der Stadtbibliothek. Auch ein neu zusammengestellter Klimaaktivist*innenchor kam in Volksfeind for Future zu Wort. In der Regienachwuchswettbewerbsgewinnerinszenierung Weltverbesserungstheater erzählten Expert*innen von ihrem Engagement in der Stadt und ihren Wünschen für diese. Der Kreis von interessiertem Publikum und Menschen, die Lust hatten, sich auf die Bühne zu stellen und einzubringen, wuchs über die Jahre so an, dass zum 300. Geburtstag des Theaters 2019 eine eigene Bürgerbühne gegründet werden konnte. All diese Bemühungen wurden im Jubiläumsjahr mit dem Theaterpreis des Bundes geehrt. In der Jur begründung wird vor allem unser Prozess der Teilhabe und die Öffnung des Hauses nach außen und innen hervorgehoben. Mit dem Preisgeld konnte ein weiterer Aspekt dieses Vorhabens umgesetzt werden Ein Theaterbus konnte nun Theater direkt zu Menschen bringen, die nicht selbstverständlich in die Altstadt kommen, um eine Vorstellung zu besuchen. Kurzweilige Formate für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bringen nun Theater über das Theatergebäude hinaus in die Region. ber die letzten Jahre wurde die Partizipation unmerklich fester Bestandteil der Theaterarbeit und

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schaffte so eine Annäherung des Theaters an ihre Stadt. Dabei waren unseren Ideen kaum Grenzen gesetzt, und der Blick über den Tellerrand wurde somit institutionalisiert. Karoline Felsmann, Leitende Dramaturgin am Theater Erlangen von 2016–2022


Die Bürgerbühne

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Guckst du noch oder spielst du schon Seit ihrer Gründung im Jahr 2019 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 300-jährigen Theaterjubiläum hat die Bürgerbühne des Theater Erlangen eine beeindruckende Reihe von Projekten realisiert und damit die Erlanger Stadtgesellschaft auf jeweils ganz eigene Art und Weise zu einem aktiven Teil der hiesigen Theatergeschichte werden lassen. Aber was ist eigentlich eine Bürgerbühne Das Projekt ermöglicht es Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen einmal pro Spielzeit, ihre eigenen Geschichten unter professionellen Bedingungen und Anleitung eines Regieteams auf die Bühne zu bringen. So werden Erfahrungs- und Begegnungsräume abseits des Ensemble- und Repertoirebetriebs erm glicht und die Stimmen von Bürger*innen in den künstlerischen Prozess integriert. Bevor es losgeht, wird vom Theater ein Thema vorgegeben und danach zum Mitmachen aufgerufen. Nach einem Auswahlworkshop formiert sich das jeweilige Bürgerbühnenensemble und probt bis zu sieben Monate, ehe am Ende einer intensiven Reise eine richtige Inszenierung im Spielplan des Theaters gezeigt wird. Die sechs bis zur Spielzeit 2023 2024 verwirklichten Inszenierungen waren dabei so unterschiedlich wie die Erlanger*innen selbst. Wo wohnen? 2019 Das erste Projekt der Bürgerbühne war gleich das umfangreichste. Unter der Regie von Matthias Spaniel fanden die Aufführungen – passend zur Suche nach den Bedingungen guten Wohnens in Erlangen – an drei verschiedenen Orten verteilt über das gesamte Stadtgebiet statt. Der erste Teil spielte im sogenannten „Raucherfoyer“, im Theaterhof sowie auf einer dort aufgebauten mobilen Bühne. Der zweite Teil bespielte gleich drei Etagen des Rathauses – inklusive den drei Fahrstühlen und dem Ratssaal. Der dritte Teil zog auf die andere Regnitzseite und spielte vor und in der Mönauschule. Alles in allem Ein furioser Einstand, infolgedessen der Erlanger Stadtrat die F rderung für die Bürger-


Die Bürgerbühne bühne verstetigte und damit den Weg freimachte für die folgenden Projekte. Wer Ost sagt, muss auch West sagen 2020 Das zweite Projekt, wieder unter der Regie von Matthias Spaniel, orientierte sich thematisch am 30. Jahrestag des Mauerfalls und der Wiedervereinigung. Aus den Lebenserfahrungen und Geschichten des heterogenen Spielensembles, das sowohl aus Erlanger*innen mit ostdeutscher als auch westdeutscher Sozialisation bestand sowie mit und ohne Fluchterfahrung, wurde von der renommierten Dramatikerin und Autorin Daniela Dröscher das titelgebende Theaterstück geschrieben. Premiere und aufgrund des kurz darauf ausgerufenen Corona-Lockdowns zugleich letzte Vorstellung) war am Tag der Deutschen Einheit 2020. Ich* – Die neue Uni*Diversität 2021 Dass Corona zwar die tägliche Arbeit am Theater Erlangen gehörig durcheinanderwirbelte, nicht aber zum Erliegen brachte, bewies das dritte Bürgerbühnenprojekt zum Thema Diversität und Universität anschaulich. Vom Auswahlworkshop bis zur Premiere fand dieses nahezu komplett im digitalen Raum statt. Besonders bemerkenswert war das Bühnenbild von Ausstatterin Sandra Dehler, die auch an den ersten beiden Bürgerbühnenprojekten beteiligt war. Im oronajahr 2021 entwarf sie auf der digitalen Plattform Gather Town mehrere Räume, durch die sich Spieler*innen und Publikum mit ihren Avataren frei bewegen und in Interaktion treten konnten. Maskenball 2022 Die vierte Bürgerbühne machte die Erfahrungen mit der Pandemie selbst zum Thema. Gezeigt wurde im Sommer ein inszenierter Audiowalk durch die Stadt, der Texte der Spieler*innen, Interviews mit Expert*innen sowie einstudierte Tanzeinlagen der Erlanger Choreografin Bettina Essaka verband. Stationen auf dem Weg, an denen das Bürgerbühnenensemble in schwarzen Umhängen und mit mittelalterlichen Pestmasken auftrat, waren u. a.

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die Universitätsklinik, der Bohlenplatz und die Bar Transfer. Mit der Bürgerbühne durch die Pflegelandschaft 2023 Dorothea Schroeder inszenierte die Situation der Pflege in Deutschland als Fahrt durch die Stadt im Theaterbus. Damit sorgte die stets restlos ausverkaufte Produktion sowohl inhaltlich als auch äußerlich für besondere Hingucker-Momente. Gespielt wurde u.a. im Bodelschwingh-Haus der Erlanger Diakonie sowie auf der Terrasse eines Privathauses am Stadtrand. Die Parallelklasse 2024 Den Abschluss der Bürgerbühne unter der Intendanz von Katja Ott bildete eine Inszenierung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter der Regie von Camilla Gerstner, die gleichzeitig den Regienachwuchspreis am Theater Erlangen gewann. Zum ersten Mal in einem angestammten Theaterraum, dem Theater in der Garage, wurden Fragen zu Klasse, Klassenbewusstsein und Aufstiegschancen thematisiert. Nach sechs Jahren Theaterspielens uer durch die Stadt, mit der Stadt und für die Stadt beweist die Bürgerbühne Ein Format ist immer nur dann gut, wenn es sich stets neu erfindet. Es bleibt also spannend abzuwarten, welche neuen Entwicklungen diese Bühne der Bürgerinnen und Bürger noch nehmen wird. Eines aber bleibt gewiss Das Format passt nach Erlangen und zum kreativen Charakter seiner Bev lkerung. Experiment geglückt! Udo Eidinger


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Wut


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Weltverbesserungstheater (links) Die Schutzflehenden


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Biedermann und die Brandstifter


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Um die Ecke (links oben) Angst essen Seele auf (links unten) Viel gut essen


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Pinocchio


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Romeo und Julia links Stück Plastik


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Bestätigung


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Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch Regie … Elina Finkel Bühne & Kostüme … Nikolaus Porz Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Marion Bordat, Charles P. Campbell, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Benjamin Schroeder, Janina Zschernig; Statisterie Premiere: 22.09.2016, Markgrafentheater


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Bestätigung (DSE) von Chris Thorpe Entwickelt in Zusammenarbeit mit Rachel Chavkin Regie … Pascal Wieandt Bühne, Kostüme & Video … Kathrin Hauer Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Mario Neumann, Violetta Zupančič Premiere: 23.09.2016, Garage Malala – Mädchen mit Buch (ab 12 Jahren) von Nick Wood Regie … Jutta Körner Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Anika Herbst/Alexandra Ostapenko Premiere: 09.11.2016, mobil Pinocchio (ab 6 Jahren) nach Carlo Collodi, Bühnenfassung von Albrecht Hirche Regie, Bühne & Kostüme … Albrecht Hirche Musik … Miriam Berger Körpertraining … Myrto Kontoni Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Miriam Berger, Meryem Jackson, Robert Naumann, Mario Neumann, Lea Schmocker, Caspar Weimann Premiere: 27.11.2016, Markgrafentheater


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Viel gut essen von Sibylle Berg Regie … Katrin Lindner Bühne & Kostüme … Peter Lehmann Video … Sean Keller Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Charles P. Campbell, Hermann Große-Berg, Ralph Jung Premiere: 03.12.2016, Theatercafé und Garage Um die Ecke (ab 4 Jahren) Entdeckerstück von Bernhard Studlar Regie … Eva Veiders Bühne & Kostüme … Anike Sedello Dramaturgie … Jutta Körner Mit … Anika Herbst/Violetta Zupančič/Lisa Fedkenheuer, Janina Zschernig Premiere: 17.12.2016, Garage


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Wut von Elfriede Jelinek Regie … Paul-Georg Dittrich Bühne & Kostüme … Iris Holstein Musikalische Leitung … stefanpaul Video … Kai Wido Meyer Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Marion Bordat, Clemens Giebel, Rainer Scheerer, Benjamin Schroeder, stefanpaul, Yuka Yanagihara, Violetta Zupančič Premiere: 20.01.2017, Markgrafentheater Rauschen (UA) (ab 10 Jahren) von Carlos Manuel Regie … Carlos Manuel Dramaturgie … Camilla Schlie Mit … Charles P. Campbell, Caspar Weimann/ Christian Wincierz Premiere: 23.01.2017, mobil


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Die Schutzflehenden nach Aischylos, in einer Fassung von Markolf Naujoks Regie, Bühne & Musik … Markolf Naujoks Illustration & Kostüme … Theda Schoppe Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Hanna Franck, Anika Herbst/Violetta Zupančič, Janina Zschernig Premiere: 24.02.2017, Hinterbühne Markgrafentheater Romeo und Julia von William Shakespeare Regie … Eike Hannemann Bühne & Kostüme … Birgit Stoessel Kampfchoreographie … Axel Hambach Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Charles P. Campbell, Annagerlinde Dodenhoff, Linda Foerster, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Martin Maecker, Mario Neumann, Benjamin Schroeder, Nina Steils/Alexandra Ostapenko, Caspar Weimann; Statisterie Premiere: 11.03.2017, Markgrafentheater


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Stück Plastik Komödie von Marius von Mayenburg Regie … Ekat Cordes Bühne & Kostüme … Anike Sedello Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Jutta Körner Mit … Charles P. Campbell, Anika Herbst/Linda Foerster, Ralph Jung, Mario Neumann, Janina Zschernig; Statisterie Premiere: 27.04.2017, Markgrafentheater Weltverbesserungstheater (UA) Gewinnerinszenierung des Regienachwuchswettbewerbs Vol. I „Utopie unbekannt“ Konzept & Regie … Helge Schmidt Bühne & Kostüme … Anika Marquardt, Lani Tran-Duc Video & Lichtdesign … Johanna Seitz Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Hermann Große-Berg, Benjamin Schroeder/ Christian Wincierz, Alissa Snagowski Premiere: 28.04.2017, Garage


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Angst essen Seele auf nach dem Drehbuch von Rainer Werner Fassbinder Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Nina Hofmann Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Marion Bordat, Charles P. Campbell, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Lea Schmocker, Benjamin Schroeder/Christian Wincierz, Janina Zschernig; Statisterie Premiere: 22.06.2017, Markgrafentheater Work in Progress Stückentwicklung zur Utopie „Arbeit“ mit Schauspieler*innen und Bürger*innen Konzept & Regie … Annika Schweizer Bühne & Kostüme … Julie Junge Video & Audio … Sebastian Kösters Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Anika Herbst, Mario Neumann; Ursula und Stephan Demling, Martina Dorsch, Elvira Drobner, Brigitte Nicolin, Ralf Sommer, Lisa Zillessen Premiere: 18.06.2017, Stadtbibliothek Erlangen


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Abschaffen + Anfangen Eine utopische Versammlung von und mit Erlanger*innen Theaterkollektiv Turbo Pascal (Tobias Gralke, Angela Löer, Frank Oberhäußer, Eva Plischke, Margret Schütz) Bühne & Kostüme … Janina Janke Musik … Friedrich Greiling Dramaturgie … Jutta Körner Mit … Turbo Pascal und Erlanger*innen Premiere: 12.07.2017, Rathausplatz Erlangen


Zusammen Wachsen am Theater Erlangen

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Work hard, pla hard Wenn Theaterleute von ihrem Beruf erzählen, von ihren Arbeitszeiten, schwierigen Proben, den verhaltensoriginellen Kolleg*innen, oftmals hierarchischen Strukturen, und, ja, auch von ihrem Gehalt, dann ernten sie häufig ungläubiges Staunen. Das sei eben nur etwas für Idealisten, deren Leidenschaft das Theater sei, hört man dann. Dass an einem Theater sehr gut ausgebildete, hochspezialisierte Menschen ihren Dienst tun, ist weithin nicht bekannt. Sollte es immer so bleiben und Mitarbeitende als illustrer Haufen unterbezahlter, aber irgendwie glücklicher Kreativer von Politik und Gesellschaft wahrgenommen werden Es kam anders Fernab der breiten Öffentlichkeit wurde 2015 an einem Oldenburger Küchentisch eine Revolution gestartet, deren Ideen sich rasch in der gesamten deutschen Theaterlandschaft verbreiteten und von denen Theaterschaffende bis heute profitieren – das ensemble-netzwerk wurde gegründet. Im Zentrum der Bewegung um Lisa Jopt heute Vorsitzende der erstarkten Bühnengenossenschaft stand die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Erh hung der Mindestgage damals 1.765 , heute 3.110 brutto , mehr Mitspracherecht des Ensembles bei künstlerischen Fragen und der Abbau von verfestigten Machtstrukturen. Auch in Erlangen wehte der Geist des Aufbruchs. Mitarbeitende fuhren zu konspirativ anmutenden Tagungen des Netzwerks auf Bauernhöfe im Nirgendwo, um dort mit Gleichgesinnten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Mitbestimmung beim Spielplan oder probenfreie Samstage zu diskutieren. Herrschte zu Beginn noch improvisatorischer Charakter, professionalisierten sich die Akteur*innen rasch, akquirierten in kurzer Zeit Hunderte Mitglieder und initiierten Kampagnen. Bei der vom ensemblenetzwerk ausgerufenen Aktion 40.000 Theaterschaffende treffen ihre Abgeordneten“ luden wir etwa zahlreiche Stadträt*innen zu Führungen und


Zusammen Wachsen am Theater Erlangen Einzelgesprächen ein. Anliegen waren hierbei insbesondere Etaterh hungen für faire Vergütungen und die mangelhafte Infrastruktur in den Spielstätten und Büros, auf Probenbühnen und backstage. Von der Intendanz in jeder Hinsicht unterstützt, wollten wir auch für uns selbst transparentere Strukturen schaffen, die ein vertrauensvolles, zeitgemäßes Arbeiten auf Augenhöhe ermöglichten. Coachings zu Themen wie Kommunikation hatten wir bereits früher durchgeführt, doch nun wünschten wir uns einen ganzheitlicheren Ansatz, über ein längeres Zeitfenster hinweg. Mit Daniel Ris fanden wir einen Coach, der bereits mehrere Theater begleitet hatte und durch seine Expertise als Schauspieler, Regisseur und Intendant die unterschiedlichen Bedürfnisse eines Hauses kannte. Er erhielt 2015 den Auftrag, einen Prozess zu gestalten, an dessen Ende ein von allen Mitarbeitenden gemeinsam gestaltetes unternehmensethisches Leitbild stehen würde. Im Januar 2016 kamen erstmals alle Abteilungen mit der Theaterleitung zusammen. Was für ein Theater wollen wir sein Was wollen wir machen Für wen und wie wollen wir es machen , waren die Fragen, die in buntgemischten Kleingruppen durchaus kontrovers bearbeitet wurden. Aus dem großen Plenum wurden sieben Delegierte gefunden, die ihre Abteilungen repräsentierten und gemeinsam, in steter Rückkopplung mit ihrer Basis, das Leitbild erarbeiteten, das ein Jahr später von allen Mitarbeitenden bestätigt werden konnte. Durch die Beschäftigung mit dem Leitbild, dem Dialog über eigene Abteilungen hinaus, entstanden auch weitere Initiativen. In internen Praktika konnten Gewerke und damit deren spezifische Arbeitsweisen kennengelernt werden. Gemeinsame Frühstücke und Stammtische wurden gestaltet und die Delegiertenrunde, die weiterhin Impulse setzen und die Mitarbeiterschaft betreffende Themen bearbeiten

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sollte, fest etabliert. Bis zur orona-Pandemie 2020 und als Abschluss des gemeinsamen Weges 2023 fanden darüber hinaus zum Spielzeitbeginn Open Spaces für alle Mitarbeitenden zu verschiedenen Themen, moderiert von Daniel Ris, statt. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen am Theater war und ist ein steter Prozess. Als Vorreiter darf man unser Haus in Punkto Arbeitszeiterfassung für das Ensemble und künstlerisch Tätige bezeichnen. Bereits 2016 wurde die Erfassung der Arbeitszeit eingeführt. In einer Betriebsvereinbarung mit den Ensemblesprecher*innen wurde 2020 u. a. die tägliche Präsenz der Schauspieler*innen während der Probenzeit auf 7 Stunden beschränkt, um eine Stunde Zeit für das Textlernen zu erm glichen und abzubilden. Zur Entlastung der an jedem Theater vielbeschäftigten Regieassistent*innen wurde eine weitere Stelle geschaffen, um während der arbeitsintensiven Bühnenproben eine normale Arbeitszeit von 8 bis maximal 10 Stunden pro Werktag zu gewährleisten. Dazu kamen in den letzten 15 Jahren weitere Stellenmehrungen im Normalvertrag-BühneBereich die an Theatern unter Sachkosten fallen eine Ausstattungsassistenz, Stellen in der Theaterpädagogik, Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit. Große Defizite herrschen dagegen noch immer in den technischen Gewerken, die unter den TVöD fallen, also nur über den Stellenplan der Stadt vergeben werden dürfen. Hier prallen die steigenden Anforderungen an Ton-, Video- und Beleuchtungszeiten in einer mehr und mehr digitalisierten Theaterwelt auf viel zu kleine Teams. Wie überall schlägt auch am Theater der Fachkräftemangel zu. Händeringend werden in allen Bereichen Mitarbeitende gesucht, sogar von Häusern mittels Headhuntern abgeworben. Die Reduktion von Arbeitszeiten wird am Theater ebenfalls ein größeres Thema – nicht nur für Kinderbetreuung oder Altenpflege, sondern auch, um mehr Ausgleich zur Tätigkeit an Wochenenden, Abendstunden oder Feiertagen zu haben. So manche Kolleg*innen verlassen die


Zusammen Wachsen am Theater Erlangen Theater ganz und wechseln in Branchen, die eine bessere Work-Life-Balance versprechen. Ein Anfang für ein gutes Arbeitsklima und Miteinander wurde in Erlangen gemacht, doch es gibt noch viel zu tun, um eine Beschäftigung am Theater auch in Zukunft attraktiv zu machen. Susanne Ziegler

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Leitbild aller Mitarbeiter*innen des Theater Erlangen Das Leitbild formuliert unsere Identität, unsere Grundwerte und unsere Ziele. Es ist unser Kompass für das Arbeiten miteinander und die Arbeit für unser Publikum. Es ist Wegweiser für die weitere Entwicklung unserer Unternehmenskultur und die Zukunft des Theater Erlangen. Das Leitbild wird durch die berprüfung im konkreten Arbeitsalltag von und mit allen Mitarbeiter*innen reflektiert und gegebenenfalls verändert und ergänzt. Die Art unserer Kommunikation ist die Grundlage für eine respektvolle Zusammenarbeit. Jede*r Einzelne ist verantwortlich für einen offenen, fairen, gelassenen und höflichen Umgang miteinander. Wir legen Wert darauf, dass sich alle Kolleg*innen des Hauses untereinander kennen. Wir wollen innerhalb des Hauses Teilhabe in den Arbeitsprozessen bef rdern und Freiräume für kreatives Arbeiten ermöglichen, zum Beispiel durch künstlerischen Austausch und F rderung von beruflicher Weiterentwicklung in allen Bereichen. Klare Aufgabenverteilung und die Kenntnis der Anderen darüber schafft die Voraussetzung, uns über die eigenen Zuständigkeiten hinaus gegenseitig zu unterstützen und an einem Strang zu ziehen. Das Theater Erlangen bemüht sich um Diversität und stellt sich gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung. Wir streben als Einzelne und als Institution im Rahmen unserer Möglichkeiten ein nachhaltiges, ressourcenschonendes und umweltfreundliches Handeln an. Das Theater sieht sich als Ort der Begegnung, als Forum der Gesellschaft und der für sie relevanten Themen. Es versteht seine gesellschaftliche Verantwortung als Auftrag, aktuelle gesellschaftliche


Leitbild des Theater Erlangen Themen künstlerisch umzusetzen, kritisch zu hinterfragen, Diskurse anzukurbeln sowie Alternativen und Gegenbilder zu entwerfen. Ein Theatererlebnis für und mit Kindern und Jugendlichen zu schaffen, ist uns ebenfalls ein zentrales Anliegen. Wir machen Theater für alle Menschen in der Stadt Erlangen, in der Region und darüber hinaus. Dabei möchten wir den Zuschauer*innen ein abwechslungsreiches, unterhaltsames Programm mit Vielfalt in Inhalt und Form anbieten.

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#Meinungsmacher – Du bist das Produkt


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Tschick (links oben) Willkommen (links unten) Kasimir und Karoline


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Die Geschichte von Kalif Storch (links oben) I m a Loser, Bab ! links unten Es war einmal 3


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Die Physiker Komödie von Friedrich Dürrenmatt Regie … Dominik Günther Bühne, Video & Kostüme … Sandra Fox Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Charles P. Campbell, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Martin Maecker, Alexandra Ostapenko, Christian Wincierz; Kinder-Statisterie Premiere: 22.09.2017, Markgrafentheater Die bleichen Füchse nach dem Roman von Yannick Haenel Gewinnerinszenierung des Regienachwuchswettbewerbs Vol. I „Utopie unbekannt“ Bühnenfassung & Regie … Leonie Kubigsteltig Bühne & Kostüme … Katrin Bombe Video … Fanny Hagmeier Dramaturgie … Linda Best Mit … Enrique Fiß, Hasan H. Taşgın, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 23.09.2017, Garage


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Klamms Krieg (ab 15 Jahren) von Kai Hensel Regie & Kostüme … Jennifer Sittler Bühne … Anike Sedello Dramaturgie … Katja Ott Mit … Hermann Große-Berg Premiere: 08.11.2017, mobil Tschick (ab 14 Jahren) Live-Hörspiel mit Video nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf, Bühnenfassung von Robert Koall Regie … Eike Hannemann Bühne & Kostüme … Birgit Stoessel Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Enrique Fiß/Leon Amadeus Singer, Maurizio Micksch/Charles P. Campbell/Max MehlhoseLöffler, Violetta Zupančič/Lisa Fedkenheuer/Janina Zschernig Premiere: 11.11.2017, Garage


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Die Geschichte von Kalif Storch (ab 6 Jahren) nach Wilhelm Hauff von Eva Veiders Regie … Eva Veiders Bühne & Kostüme … Anike Sedello Musik … Clemens Giebel Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Ralph Kinkel, Pascal Riedel, Janina Zschernig Premiere: 12.11.2017, Foyercafé Markgrafentheater #Meinungsmacher – Du bist das Produkt (UA) Dokumentartheater über die Macht der sozialen Medien von Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura Regie … Hans-Werner Kroesinger Bühne, Kostüme & Video … Rob Moonen Konzept & Text … Regine Dura Musik … Clemens Giebel Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Marion Bordat, Charles P. Campbell, Amos Detscher, Ralph Jung, Martin Maecker, Alexandra Ostapenko Premiere: 19.01.2018, Markgrafentheater


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Es war einmal … 3 (ab 4 Jahren) Mira Lobe: Hokuspokus in der Nacht Yvonne Hergane: Borst vom Forst Regie … Charles P. Campbell, Amos Detscher, Anja Kerrinnes Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Charles P. Campbell, Amos Detscher Premiere: 10.02.2018, Garage Kasimir und Karoline von Ödön von Horváth Regie … Mirja Biel Bühne … Matthias Nebel Kostüme … Agathe MacQueen Musik … Sophia Kennedy Dramaturgie … Linda Best Mit … Holger Bülow, Matthias Buss, Florian Denk, Peter Elter, Enrique Fiß, Hermann Große-Berg, Natascha Manthe, Janina Zschernig, Violetta Zupančič Premiere: 22.02.2018, Markgrafentheater


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Huck Finn (ab 10 Jahren) nach Mark Twain von Max Eipp Regie … Inda Buschmann Bühne & Kostüme … Sandra Dehler Musik … Sebastian Flaig Dramaturgie … Linda Best Mit … Enrique Fiß/Leon Amadeus Singer Premiere: 09.04.2018, mobil Willkommen Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz Regie … Katrin Lindner Bühne & Kostüme … Peter Lehmann Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Adelheid Bräu, Charles P. Campbell, Amos Detscher, Martin Maecker, Alexandra Ostapenko/ Janina Zschernig, Franziska Rieck Premiere: 12.04.2018, Markgrafentheater All das Schöne von Duncan Macmillan (mit Jonny Donahoe) Künstlerische Leitung … Katja Ott Musikalische Leitung … Roderik Vanderstraeten Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Ralph Jung Premiere: 14.04.2018, Garage


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I’m a Loser, Baby! (UA) Liederabend übers Gewinnen von Ekat Cordes Konzept & Regie … Ekat Cordes Musikalische Leitung … Jan-S. Beyer, Clemens Giebel Bühne & Kostüme … Anike Sedello Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Jan-S. Beyer, Amos Detscher, Clemens Giebel, Hermann Große-Berg, Alexandra Ostapenko, Regine Vergeen, Stephan Weber, Janina Zschernig Premiere: 07.06.2018, Open Air im Theaterhof paradies spielen (abendland. ein abgesang) Teil drei der Klimatrilogie von Thomas Köck Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Nina Hofmann Video … Kai Wido Meyer Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Marion Bordat, Charles P. Campbell, Enrique Fiß, Ralph Jung, Martin Maecker, Olga Prokot, Alissa Snagowski, Violetta Zupančič Premiere: 29.06.2018, Markgrafentheater


Die Spielzeiten 2018 2019 – 2020 2021

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Ein altes Haus mit immer neuen Räumen Jede Spielzeit am Theater ist besonders. Aber die Spielzeit 2018 2019 war eine außergew hnliche, denn nichts weniger als das 300-jährige Jubiläum stand auf dem Spielplan. Kaum ein Theater in Deutschland schaut auf eine so lange und wechselvolle Geschichte wie das älteste bespielte Barocktheater Süddeutschlands zurück. Und das galt es natürlich gebührend zu feiern. Schon das Spielzeitheft, das in den 15 Jahren Intendanz von Katja Ott so einige grafische berraschungen parat hielt, war ein echter Hingucker, bestand es doch aus gleich fünf separaten Heften Premieren , Junges Theater , Mitdenken Mitreden Mitmachen , Abo und einem Heft zur 300-jährigen Geschichte des Theaters seit der ersten Vorstellung am 10. Januar 1719. Gleich die erste Inszenierung der Saison im Markgrafentheater war eine Seltenheit für unser Haus Die Welturaufführung von Salman Rushdies Roman Golden House läutete die Spielzeit furios ein. Vielen besonders in Erinnerung geblieben sein dürfte natürlich der Festakt am 18. Januar 2019 rund um die Premiere von Bertolt Brechts Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Bevor die Vorstellung begann, übersandten u. a. Oberbürgermeister Florian Janik, der bayerische Kultusminister Bernd Sibler sowie der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Ulrich Khuon, dem altehrwürdigen Theater ihre Grußworte. Im Anschluss an die Premiere wurde bis weit in die Nacht das Tanzbein geschwungen, in allen Rängen des Markgrafentheaters gegessen, Anekdoten ausgetauscht und ausgelassen gefeiert. Abgerundet wurden die Feierlichkeiten an den beiden Folgetagen mit einem Symposium zum Stadttheater der Zukunft und einem Jubiläumsfest. In einer Feierstunde im Fo ercaf amüsierten ehemalige Ensemblemitglieder und andere Mitarbeiter*innen mit Anekdoten aus den vergangenen Jahrzehnten das Publikum. Es folgte ein weiteres dreitägiges Festwochenende Anfang Mai, zu dem auch verschiedene städtische Institutionen beitrugen. Erkenntnisreiches wie das


Die Spielzeiten 2018 2019 – 2020 2021 Reenactment der allerersten Inszenierung im Hochfürstlichen Opern- und omoedienhaus im Januar 1719 durch Studierende der Theater- und Medienwissenschaft unter Leitung von Prof. Dr. Clemens Risi wurde zum Besten gegeben – und dabei en passant das Geheimnis um die beiden allseits bekannten weißen Elefanten auf der Theaterbühne gelüftet. Die Festschrift 300 Jahre Theater Erlangen. Vom hochfürstlichen Kom dienhaus zum Stadttheater der Zukunft“ wurde veröffentlicht und im Haus im wahrsten Sinne alle Türen und Bühnentore ge ffnet. Ob beim Jazzbrunch on stage oder manchem ausgefallenen Gastspiel Beim bernachtungsevent Bed & Breakfast übernachteten nämlich an drei Nächten im April jeweils etwas über 30 Erlangerinnen und Erlanger u.a. auch der Oberbürgermeister auf der Bühne des Markgrafentheaters! Wer keines der schnell ausverkauften Betten auf der Markgrafenbühne ergattern konnte, der hatte ab Ende Juni dennoch die Gelegenheit, einmal auf der großen Bühne Platz nehmen zu dürfen. Katja Ott inszenierte ebendort Heinrich von Kleists wohl berühmtestes Stück, Der zerbrochne Krug, mit Ralph Jung in der Rolle des Richters Adam und Lisa Fedkenheuer als Eve. Die Zuschauer*innen saßen in U-Form auf der Bühne rund ums Spielgeschehen mit „auf der Anklagebank“. Ebenfalls zum Ende der Spielzeit bekam das Theater Erlangen sogar noch ein unerwartetes Geschenk, überreicht durch Monika Grütters, die damalige Staatsministerin für Kultur und Medien Den Theaterpreis des Bundes für eine besondere Leistung in der künstlerischen Programmarbeit“. Vom daraus resultierenden Preisgeld wurde unsere mobile Spielstätte, der Theaterbus Otokar, angeschafft. Bis dieser jedoch zu seiner Jungfernfahrt aufbrechen konnte, sollte es noch eine ganze Weile dauern. Der Grund Ist in der Spielzeit 2019 2020 zu finden Diese wurde unter dem Schlagwort Umbrüche konzipiert. Und prophetischer hätten wir es nicht

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treffen können. Als die Saison geplant wurde, also im Winter 2018 2019, war schnell klar, dass sowohl Umbrüche der Gegenwart als auch der Vergangenheit die Bühne und dazugeh rige Diskursräume füllen sollten. Insbesondere der Fall der Mauer dreißig Jahre zuvor sowie die wechselvolle bundesdeutsche Geschichte seitdem standen mit Stückentwicklungen wie Welche Wende? im Theater in der Garage, dem Bürgerbühnenprojekt Wer Ost sagt, muss auch West sagen, einer Lesung Hinterm Eisernen diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs natürlich nur dem im Theater) sowie einer Ost-West-Theatergesprächsreihe, u. a. mit dem Erlanger Oberbürgermeister a. D., Dietmar Hahlweg, im Fokus der ersten Spielzeithälfte. Welche Umbrüche ab Mitte März – wahrlich nicht nur im Theater Erlangen – vonstattengehen sollten, davon wird noch den nachfolgenden Generationen vielstimmig erzählt werden. Eine kleine hronologie aus dem Theater Erlangen Am 07.03.2020 fand die umjubelte Premiere der Romanadaption von Heinrich Manns Klassiker Der Untertan im Markgrafentheater statt, einen Tag später, am Sonntag, die Premiere des Auftragswerks Megafad oder Der längste Nachmittag des Universums von Bernhard Studlar. Am Dienstag, den 10.03. begannen die Proben zu Dominik von Guntens Inszenierung Drei Mal die Welt. Am Donnerstag, den 12.03., vormittags fand eine Mitarbeiter*innenversammlung im Markgrafentheater statt. Wie in vielen anderen Theatern, Betrieben und Konzernen vermutlich auch. Die Stimmung unbeschreiblich. Und der M glichkeitsraum Theater war plötzlich auf unbestimmte Zeit ein Unm glichkeitsraum, denn ein Virus hatte die Bühne betreten und war da erst mal nicht mehr wegzukriegen. Hier k nnte der Bericht über die Spielzeit 2019 2020 an sein vorzeitiges Ende gelangt sein. Könnte. Denn die folgenden Tage, Wochen und Monate (wer wusste schon, wie lange! , waren geprägt von einem Gemeinschaftsgeist und Erfindungsreichtum quer durchs Ensemble, die technischen Abteilungen und alle Gewerke. Schnell waren alle via Videokonferenzprogramm


Die Spielzeiten 2018 2019 – 2020 2021 miteinander verbunden. Auch das Tresenlesen Anfang Mai wurde kurzerhand in den digitalen Raum verlegt – und damals noch in Ermangelung eines stabilen WLAN-Netzes im Theater aus dem Café der LammLichtspiele gestreamt danke noch mal! . Mit Solidarität sollte zwar erst die übernächste Spielzeit bei uns überschrieben werden, die Hilfe untereinander, zwischen den Institutionen, Kulturbetrieben und Dritten, kann aber gar nicht genug gelobt werden. Ebenso beispielhaft, weil vom Geist des gemeinsamen Schaffens getragen, war die Inszenierung Let Them Eat Money. Welche Zukunft?! von Katja Ott. Ursprünglich als Produktion auf der großen Bühne geplant, wurde im Juli 2020 eine Mischung aus Theater und Film geboren, von der sich ein knappes halbes Jahr vorher wohl niemand hätte vorstellen können, dass so etwas an unserem kleinen Haus möglich ist. Großes Theater, trotz aller Einschränkungen. Eine aufregende Zeit. Auch und gerade für das Miteinander der Kolleg*innen untereinander. Unvergessen bleibt, wie sich viele Wochen lang alle regelmäßig von der hauseigenen „Testcrew“ allmorgendlich ein äußerst kitzeliges Wattestäbchen in die Nase stecken lassen mussten. Das setzt wahres Vertrauen voraus! Das dafür ben tigte anatomische Wissen wurde einer Handvoll mutiger Mitarbeiter*innen dankenswerterweise vorab von einer rztin geduldig beigebracht. Die bei diesem Workshop verwendete Testpuppe sorgte allerdings selbst bei hartgesottenen Theatermenschen für geh rigen Grusel. Der Grusel der Kurzarbeit, der fast alle ba erischen Theater traf, ging zum Glück am Theater Erlangen vorbei. Nicht hingegen die schier endlosen Diskussionen darüber, wie ein Bühnenbild von nur zwei Techniker*innen bei gleichzeitig eingehaltenem Mindestabstand aufgebaut werden kann. Oder die Frage, ob Seifenschaum im Rahmen der Untertan-Inszenierung eigentlich genauso sauber sei wie Seife, wenn fünf Schauspielende reinfassen Aber die „viele Zeit“ wurde auch an unerwarteter

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Stelle klug genutzt. So haben die Kolleg*innen der Technik z. B. die hauseigenen Theaterwohnungen renoviert und beglücken damit bis heute die Gäste am Theater Erlangen. Von all dem beeinflusst, wurde unter der Regie von Thomas Krupa die Spielzeit 2020 2021 sinnigerweise unter dem Motto Umbrüche II mit dem Abend Bartolomäusnacht. Ein Requiem eröffnet. Das Publikum Wie in einer Kathedrale – obwohl auf den Theatersesseln – mittendrin im Stück. Videokünstler Stefano Di Buduo erschuf eine 360-Grad-Projektion, die zu den Chorgesängen des CoroCantiamo ins Paris und in die Kathedrale Notre-Dame des Jahres 1572 versetzte. Im November war aber erst mal wieder Schluss mit Schauspielen ohne Bildschirm zwischen Ensemble und Zuschauer*innen – und das bereits bis zur Generalprobe fertig geprobte Weihnachtsmärchen musste noch ein Jahr auf seine Premiere warten. Die Erfahrungen der vergangenen Monate sorgten aber dafür, dass dieses Mal der bergang ins Digitale nahezu nahtlos möglich war. Ein Glasfaserkabel wurde mittlerweile auch auf abenteuerliche Art und Weise ins Theater hinein verlegt – und u. a. die Garagen-Inszenierung All das Schöne, ein interaktiver Liebesbriefabend zum Valentinstag und neue Formate über Plattformen wie Instagram und Twitch entwickelt. Eine Smartphone-Schnitzeljagd und diverse Online-Projekte hielten den Kontakt zum Erlanger Publikum – sowie auch so manche*n Besucher*in von weiter weg. Mit Gründung der Bühne digital wurde schließlich auch das Interaktive aller Projekte programmatisch. Und der Austausch mit dem Publikum wechselseitig gehalten. Theater Ein Haus, in dem sich selbst nach 300 Jahren immer wieder neue Räume auftun! Udo Eidinger


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Der zerbrochne Krug


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Oleanna (links) Femdom


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Golden House


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Aschenputtel (links oben) Draußen vor der Tür links unten Das hässliche Universum


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Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui


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Reset Earth links Immerfort in einem Wort


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Farm der Tiere


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Reset:Earth (UA) Interaktive Game Show zur Rettung der Welt von komplexbrigade Gewinnerinszenierung des Regienachwuchswettbewerbs Vol. II „Klima“ Konzept, Text & Game Design … komplexbrigade Regie … Caspar Bankert, Hannes Kapsch, Johanna Kolberg Bühne & Kostüme … Winnie Christiansen Animationen & Illustrationen … Yeshead (Jakob Adebahr) Musik … Moritz Schwerin Dramaturgie … Udo Eidinger Artistic Engineering … Wieland Hilker Mit … Charles P. Campbell, Hannes Kapsch, Alissa Snagowski Premiere: 22.09.2018, Garage


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Golden House (UA) nach dem Roman von Salman Rushdie, für die Bühne bearbeitet von Thomas Krupa Regie & Bühne … Thomas Krupa Musik … Hannes Strobl Kostüme … Monika Gora Video … Stefano di Buduo Dramaturgie … Linda Best Mit … Amos Detscher, Lisa Fedkenheuer, Enrique Fiß, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Martin Maecker, Alexandra Ostapenko/Violetta Zupančič, Lisa Marie Stoiber, Janina Zschernig Premiere: 27.09.2018, Markgrafentheater Draußen vor der Tür (ab 14 Jahren) von Wolfgang Borchert Konzept … Enrique Fiß, Maria Sendlhofer Regie … Maria Sendlhofer Bühne & Kostüme … Sandra Dehler, Maria Sendlhofer Musik … Niklas Handrich Dramaturgie … Linda Best, Christina Kramer Mit … Enrique Fiß, Niklas Handrich Premiere: 09.11.2018, Garage


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Aschenputtel (ab 6 Jahren) nach den Brüdern Grimm, für die Bühne bearbeitet von Eva Veiders Regie … Eva Veiders Bühne & Kostüme … Anike Sedello Musik … Clemens Giebel Choreografie … Christin Wehner Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Helwig Arenz, Amos Detscher, Lilly Gropper, Alissa Snagowski, Rika Weniger, Janina Zschernig Premiere: 25.11.2018, Markgrafentheater Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui von Bertolt Brecht Regie … Annette Pullen Bühne & Kostüme … Gregor Sturm Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Matthias Buss, Amos Detscher, Enrique Fiß, Ralph Jung, Anna Krestel, Martin Maecker, Sven Mattke, Caroline Schreiber, Regine Vergeen, Helmut Zhuber Premiere: 18.01.2019, Markgrafentheater


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Das hässliche Universum Ein poetischer Weltuntergang von Laura Naumann Regie … Juliane Kann Bühne & Kostüme … Marie Gimpel Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Charles P. Campbell, Lisa Fedkenheuer, Hermann Große-Berg, Alissa Snagowski, Janina Zschernig Premiere: 22.02.2019, Markgrafentheater Immerfort in einem Wort (UA) (ab 4 Jahren) Ein Stück über das Wunder der Sprache von Karoline Felsmann Regie … Franziska-Theresa Schütz Bühne & Kostüme … Philipp Kiefer Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Enrique Fiß/Alissa Snagowski, Ralph Jung Premiere: 23.02.2019, Garage


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Oleanna Ein Machtspiel von David Mamet Regie … Jakob Arnold Bühne & Kostüme … Christian Blechschmidt Musik … Vasko Damjanov Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Hermann Große-Berg, Janina Zschernig Premiere: 12.04.2019, Garage Farm der Tiere Live-Film-Inszenierung von Klaus Gehre nach George Orwell und der Bühnenbearbeitung von Peter Hall Regie & Bühne … Klaus Gehre Bühne & Kostüme … Mai Gogishvili Musik … Michael Lohmann Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Charles P. Campbell, Amos Detscher, Enrique Fiß, Peter Lindhorst, Alissa Snagowski, Violetta Zupančič/Janina Zschernig Premiere: 03.05.2019, Markgrafentheater


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Femdom (UA) Manifest einer neuen Weiblichkeit von Mathilde Lehmann, Gewinnerinszenierung des Regienachwuchswettbewerbs Vol. III „Macht“ Regie & Musik: Mathilde Lehmann Bühne & Kostüme … Sofia Korcinskaja Dramaturgie … Linda Best Mit … Lisa Fedkenheuer, Martin Maecker Premiere: 04.05.2019, Garage Wo wohnen? I–III (UA) Stationendrama der Erlanger Bürgerbühne Regie … Matthias Spaniel Bühne & Kostüme … Sandra Dehler Theaterpädagogik … Camilla Schlie Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Elif Kirmizi Alsan, Yannik Ambrusits, Johannes Bär, Martina Dorsch, Amelie Hetterich, Isabel Klein, Sarah Kuhn, Barbara Rößner, Sabine Rosteck, Silke Scheller, Marlene Senska, Leo Turowski, Dietmar Wanner, Erika Wolter, Monica Zeller Premiere I: 05.05.2019, Theaterhof Premiere II: 11.05.19, Rathaus Erlangen Premiere III: 18.05.2019, Mönauschule


Spielzeit 2009 2010

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Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Nina Hofmann Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Video … Kai Wido Meyer Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Marion Bordat, Charles P. Campbell, Lisa Fedkenheuer, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Martin Maecker, Max Mehlhose-Löffler, Alissa Snagowski, Janina Zschernig Premiere: 28.06.2019, Hinterbühne Markgrafentheater


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Das Theater als Ort technischer Innovationen

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Hinter barocken Säulen Der Beginn der Amtszeit von Katja Ott im Jahr 2009 markiert einen bedeutenden Wendepunkt für die technischen Gewerke des Theater Erlangen. Aufgrund veralteter Bühnentechnik, nicht zeitgemäßer Beleuchtungsanlagen und einer Tonanlage, die störungsfreie Aufführungen nicht gewährleisten konnte, war eine umfassende Sanierung aller technischen Gewerke früher oder später unumgänglich. Denn diese Mängel beeinträchtigten nicht nur die Aufführungen selbst, sondern auch die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden. Gemeinsam wurde fortan an der Vision gearbeitet, das Theater zu einem leistungsfähigen Spielort mit modernster Technik zu machen, um die künstlerische Arbeit optimal zu unterstützen. Die zunächst größte Herausforderung war, den bisherigen En-Suite-Spielbetrieb in einen Repertoirebetrieb umzuwandeln. Während bei einem En-SuiteBetrieb während der Spielzeit die Stücke nacheinander im Block gezeigt werden, erfordert ein Repertoirebetrieb mit stets wechselnden Vorstellungen eine kontinuierliche Pflege vieler Inszenierungen über einen längeren Zeitraum hinweg. Es galt daher, eine gründliche Anal se der Arbeitsprozesse und Ressourcen des Theaters vorzunehmen. Insbesondere waren die Werkstätten gefordert, da sie die Bühnenbilder wesentlich aufwendiger konstruieren und bauen mussten. Auf Initiative von Katja Ott wurde 2016 erfolgreich die Auslagerung der Theaterwerkstätten umgesetzt. Der Umzug in die ehemalige „BayWa“-Halle bot nicht nur zusätzliche Lagerm glichkeiten In der Ba Wa entstand eine moderne und funktionale Arbeitsumgebung für Schreiner- und Schlosserarbeiten sowie die Theatermalerei, die den Anforderungen einer zeitgemäßen Bühnenbildproduktion gerecht wird. Durch eine verbesserte Infrastruktur k nnen nun Arbeitsschritte wie Holz- und Metallbearbeitung, Malerei oder Montage s stematisch durchgeführt werden. Ein wesentlicher Vorteil des Umzugs war auch die


Das Theater als Ort technischer Innovationen Erweiterung der Werkstätten durch einen Malsaal mit einer Höhe von acht Metern, was zusätzlich den vollständigen Aufbau von Bühnenbildern erm glicht. Nachdem die Räumlichkeiten der alten Theaterwerkstatt frei wurden, konnte dort ein neues Tonstudio mit abgetrennter Sprecherkabine eingerichtet werden. Daneben entstanden Arbeitsplätze für die Ton- und Beleuchtungsabteilung sowie eine geräumige Requisitenwerkstatt. Die Maskenabteilung zog in den 1. Stock des Hinterhauses im Markgrafentheater und bekam eine neu gestaltete Maskenwerkstatt mit Abzugsanlage, die für eine gesunde Arbeitsumgebung Dämpfe und Partikel effektiv ableitet. Auch im Empfangsbereich des Theaters gab es Veränderungen. Ein neuer Teppich wurde verlegt, und die Foyers wurden mit neuem Mobiliar ausgestattet. Um im Foyercafé kleinere Veranstaltungen wie Lesungen oder Kinderstücke durchzuführen, wurden feste Podeste mit verdeckten Zugängen links und rechts sowie Traversen für die Licht- und Tontechnik installiert, die eine flexible Nutzung des Raums erlauben. Die Obermaschinerie des Markgrafentheaters wurde im Jahr 2017 einer umfassenden Erneuerung gemäß der Sicherheitsstandards SIL 3 unterzogen. Die Modernisierung der Steuerung, die Beibehaltung der Seilwinden und die Integration sicherheitstechnischer Einrichtungen standen dabei im Mittelpunkt, um im Spielbetrieb szenische Verwandlungen mit der Obermaschinerie zu ermöglichen. Die Bauarbeiten erstreckten sich über 25 Arbeitstage und mussten wegen des dringenden Handlungsbedarfs während des laufenden Spielbetriebs durchgeführt werden. Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf das Bühnenund Schnürbodenniveau, wo die Obermaschinerie eine entscheidende Rolle spielt. Da das Markgrafentheater während der Bauarbeiten nicht für Vorstellungen genutzt werden konnte, musste eine Ersatzspielstätte für das Weihnachtsmärchen gefunden werden. Diese Adaptierung stellte nicht nur eine orga-

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nisatorische Herausforderung dar, sondern betraf auch das Ensemble, da die geringere Zuschauerkapazität durch zusätzliche Aufführungen kompensiert werden musste. Im Jahr 2018 wurde die Erneuerung der Tonanlage zum zentralen Schwerpunkt der Sanierungsarbeiten. Dabei wurde ein innovatives 3D-Audios stem der Firma Astro Spatial Audio implementiert, das auf fortschrittlichen Algorithmen der Wellenfeldsynthese basiert, entwickelt vom Fraunhofer IDMT. Diese Technologie ermöglicht ein immersives Klangerlebnis, bei dem der Ton aus verschiedenen Richtungen und Ebenen kommt, was dem Publikum das Gefühl vermittelt, sich mitten im Geschehen zu befinden. In enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz wurden dafür 78 Effektlautsprecher über vier Ebenen im historischen Zuschauerhaus installiert. Die Hauptbeschallung wurde entsprechend den Anforderungen des neuen Systems umgestaltet und erweitert. Das besondere Merkmal dieser Installation ist, dass der Tonmeister während der Vorstellung sowohl die traditionelle Beschallungsanlage als auch das 3DAudiosystem gleichzeitig in Echtzeit steuern kann. Diese Flexibilität ermöglicht es, das Klangerlebnis an die spezifischen Anforderungen jeder Inszenierung anzupassen und den Zuschauer*innen ein noch intensiveres Hörerlebnis zu bieten. Zusätzlich erhielt der Front-of-House-Bereich ein Upgrade durch ein neues Mischpult und die Integration in ein erweitertes Audionetzwerk. Eine leistungsstarke Netzwerkstruktur für die Audio- und Steuerübertragung gewährleistet nun eine reibungslose und hochwertige Klangwiedergabe. Die Einmessung und Inbetriebnahme des S stems erfolgte nach Abschluss der Installation. Dieses doch recht komplexe und richtungsweisende Pionierprojekt konnte nur aufgrund der perfekten Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Superklänge Thomas Zahn , dem Projektleiter der ausführenden Firma Wilhelm Willhalm Thomas Dürrbeck , dem Leiter der Tonabteilung Christoph Panzer und der gesamten Tonab-


Das Theater als Ort technischer Innovationen teilung sowie der technischen Leitung so kurzfristig umgesetzt werden. Im Jahr 2022 wurde von Simon Bachtik, dem Leiter der Beleuchtungsabteilung, und der technischen Leitung eine umfassende Modernisierung der Lichttechnik durchgeführt, um Energie zu sparen und den Arbeitsaufwand für das Einleuchten der einzelnen Produktionen zu minimieren. Die vorhandene Bühnenscheinwerfer- und Peripherieausrüstung wurde aufgrund von hohem Stromverbrauch und Beschädigungen ersetzt. Einige Teile des Equipments entsprachen nicht mehr den Sicherheitsstandards, und es gab Probleme mit Prüfprotokollen und Software. Um die modernisierte Lichttechnik effizient zu steuern, wurden Netzwerkschnittstellen neu positioniert und erweitert. Die Tragmittelkonstruktion für die Scheinwerfer im 3. Rang des Saals wurde den Denkmalschutzanforderungen angepasst. Die Integration des bestehenden Lichte uipments erforderte eine gründliche berprüfung und Beseitigung von Altlasten Es wurde festgestellt, dass in einigen Bereichen der Bühne Arbeitslicht fehlte oder mangelhaft war, einschließlich der Beleuchtungsgalerien. Um den Energieverbrauch zu optimieren, wurden Anpassungen an der Hausdimmeranlage, der Lastkabelverteilung und der Steuersignalverteilung vorgenommen. Insbesondere im Markgrafentheater wurden zusätzliche Dimmerkanäle und Schaltströme benötigt, sowie Verlegungen von Lastkabeln, Netzwerk- und DM -Leitungen bis in die Unterbühne durchgeführt. Auch für die Anbindung der Logen im Vorderhaus an das Lichtnetzwerk mussten Leitungen verlegt und Verteilungsperipheriegeräte installiert werden. Durch die Umstellung auf modernste LED-Scheinwerfer, einschließlich Movinglights und statischer LED-Scheinwerfer, wurde der Energieverbrauch deutlich reduziert. Zusätzlich wurde im Jahr 2023 das automatisierte Followspot-System „Zactrack SMART“ implementiert.

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Dieses System ermöglicht es, Darsteller*innen oder bewegliche Gegenstände auf der Bühne automatisch zu verfolgen. Es bietet zudem die Möglichkeit zur kreativen Gestaltung von Lichtinseln und beweglichen Bühnenelementen. Auch die Tonabteilung profitiert von dieser neuen Technologie Bereits seit 2020 verfügt das Haus über ein 3D-Audio-S stem, das es erm glicht, die Trackingdaten von Zactrack Smart zu nutzen. Dadurch können Audio-Objekte automatisch im dreidimensionalen Raum platziert werden, indem die Pegel kontinuierlich entsprechend der Position der Darsteller*innen auf der Bühne angepasst werden. Dies schafft ein natürlicheres Klangbild, das die visuelle und akustische Ebene harmonisch verbindet und ein intensiveres sowie entspannteres Erlebnis für das Publikum ermöglicht. Gleichzeitig reduziert sich der Programmieraufwand für die Tonabteilung. Nachdem das Theater den Theaterpreis des Bundes gewonnen hatte, kaufte es einen gebrauchten Linienbus – eine fahrbare mobile Bühne sollte entstehen. Der Innenraum wurde entkernt, Verdunklungsvorrichtungen für die Fenster installiert, Akustikpaneele in der Decke eingebracht, und zwischen der vorderen und hinteren Tür entstand die Bühne. Darüber hinaus wurde der Bus so umgebaut, dass er über eine autarke Stromversorgung verfügt, die Bühnenbeleuchtung, Beschallung und Videoprojektionen ermöglicht. Zu diesem Zweck wurden vier Solarpaneele auf dem Dach installiert sowie eine professionelle Stromversorgung mit Laderegler, Wechselrichter und Landstromanschluss zur externen Einspeisung integriert. Unter dem Bühnenboden wurden außerdem vier leistungsstarke Lithium-Ionen-Akkus mit einer aufwendigen Steuerung verbaut. Durch die Verlegung von mehreren hundert Metern Kabel wird nun die gesamte Technik des Theaterbusses, einschließlich Scheinwerfern, Lautsprechern, Videoprojektoren und Netzwerkgeräten, mit nachhaltiger Energie, Steuer-, Audio- und Netzwerksignalen versorgt. Auch die Anschaffung einer Trailerbühne erweiterte die Spielmöglichkeiten um ein neues Format


Das Theater als Ort technischer Innovationen und ermöglichte dem Theater Open Air Veranstaltungen. Während der orona-Zeit, in der weniger künstlerische Teams und Schauspieler*innen zu Gast waren, fiel der Startschuss zur Sanierung und Umgestaltung der Theaterwohnungen. In Eigenleistung modernisierten Mitarbeitende des Hauses die drei Wohneinheiten und schufen ein Wohnumfeld, das den Bedürfnissen der temporär in Erlangen arbeitenden Künstler*innen besser gerecht wird. Im Laufe der Amtszeit von Katja Ott wurde auch die kleinere Spielstätte „Garage“ nach und nach aufgewertet, beispielsweise durch neue Scheinwerfer, Erneuerung der Elektrik, Erweiterung des Bühnenbodens und nicht zuletzt durch die Umgestaltung der Garderoben für die Spielenden. Gegenwärtig sind einige vom städtischen Gebäudemanagement durchgeführte Maßnahmen noch nicht abgeschlossen. Seit 2021 wird am Aufzug im Markgrafentheater gearbeitet. Die Brandschutzmaßnahmen, die 2022 in der Garage begonnen wurden und eine Reduzierung der Sitzplatzkapazität von 80 auf nun 61 Plätze erforderlich machten, sind bislang noch nicht vollständig umgesetzt. Unter der Intendanz von Katja Ott wurden im Theater Erlangen alle Sanierungsmaßnahmen mit dem Ziel durchgeführt, zeitgemäßes und künstlerisch anspruchsvolles Theater zu produzieren. Die geschilderte Innensicht betont die Herausforderungen, die mit diesen Veränderungen einhergingen, und die zielgerichteten Maßnahmen, die von vielen engagierten Mitarbeitenden ergriffen wurden, um das Theater als lebendigen Kulturort zu stärken. Katja Ott spielte eine entscheidende Rolle bei der Umgestaltung des Theaters und setzte sich dafür ein, dass die Sanierungsmaßnahmen den künstlerischen Ansprüchen des Hauses gerecht wurden, während sie gleichzeitig die Herausforderungen bewältigte, die mit solchen Veränderungen einhergehen.

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Kristjan Meyer, seit 2015 Technischer Leiter, Christoph Panzer, seit 2014 Leiter der Tonund Videoabteilung, Simon Bachtik, seit 2021 Leiter der Beleuchtungsabteilung des Theater Erlangen


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Welche Wende


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Momentum (links) Let Them Eat Mone . Welche Zukunft


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Der Untertan


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Megafad oder Der längste Nachmittag des Universums (links oben) Der Räuber Hotzenplotz (links unten)


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Bomben-Hits 68 – Revolte, Rausch und Liedertausch


Inszenierungen

Bomben-Hits ’68 – Revolte, Rausch und Liedertausch (UA) Regie … Dominik Günther Musikalische Leitung … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Bühne & Kostüme … Sandra Fox Video … Sandra Fox, Christoph Panzer Dramaturgie … Linda Best Mit … Jan-S. Beyer, Charles P. Campbell, Lisa Fedkenheuer, Hermann Große-Berg, Michael Ruchter, Leon Amadeus Singer, Jörg Wockenfuß, Janina Zschernig Premiere: 27.09.2019, Markgrafentheater Welche Wende? (UA) Stückentwicklung zu 30 Jahren Mauerfall Regie … Franziska-Theresa Schütz Bühne & Kostüme … Philipp Kiefer Musik & Sounddesign … Niklas Handrich Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Ralph Jung, Alissa Snagowski Premiere: 07.11.2019, Garage

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Malala – Mädchen mit Buch (ab 12 Jahren) von Nick Wood Regie … Vanessa Ueberacher Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Lisa Fedkenheuer Premiere Neuinszenierung: 25.11.2019, mobil Der Räuber Hotzenplotz (ab 5 Jahren) Märchen von Otfried Preußler Bühnenfassung & Regie … Inda Buschmann Bühne & Kostüme … Nina Hofmann Musik … Clemens Giebel Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Rudolf Klein, Max Mehlhose-Löffler, Robert Naumann, Robert Will, Janina Zschernig Premiere: 01.12.2019, Markgrafentheater Momentum von Lot Vekemans Regie … Elina Finkel Bühne & Kostüme … Elena Bulochnikova Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Enrique Fiß, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Jannik Mioducki, Alissa Snagowski Premiere: 17.01.2020, Markgrafentheater


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Der Untertan nach dem Roman von Heinrich Mann Bühnenfassung & Regie: Matthias Kaschig Bühne & Video … Jens Dreske Kostüme … Franziska Jacobsen Musik … Kriton Klingler-Ioannides Dramaturgie … Linda Best Mit … Patrick O. Beck/Ralph Jung, Josephine Mayer/Lisa Fedkenheuer, Martin Maecker, Max Mehlhose-Löffler, Leon Amadeus Singer Premiere: 07.03.2020, Markgrafentheater Megafad oder Der längste Nachmittag des Universums (UA) (ab 6 Jahren) Regie … Jana Vetten Bühne & Kostüme … Eugenia Leis Musik … Öğünç Kardelen Dramaturgie … Karoline Felsmann Theaterpädagogik … Camilla Schlie Mit … Charles P. Campbell/Leon Amadeus Singer, Janina Zschernig Premiere: 08.03.2020, Garage


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Let Them Eat Money. Welche Zukunft? von Andres Veiel in Zusammenarbeit mit Jutta Doberstein Regie … Katja Ott Video … Kai Wido Meyer Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Nina Hofmann Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Kamera … Kai Wido Meyer, Mario Henke, Niklas Handrich Schnitt … Kai Wido Meyer Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Charles P. Campbell, Lisa Fedkenheuer, Werner Galas, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Max Mehlhose-Löffler, Leon Amadeus Singer, Alissa Snagowski, Nina Lilith Völsch, Janina Zschernig Premiere: 09.07.2020, Bühne digital Eine neue Welt Live-Konzert mit Schauspieler*innen des Ensembles Musikalische Leitung … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Charles P. Campbell, Hermann GroßeBerg, Janina Zschernig Premiere: 16.07.2020, Theaterhof


Ensemblemitglieder im Gespräch

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Die Kunst steht nicht über den Menschen Ensemblemitglieder im Gespräch Hermann GroßeBerg seit 2009 , Linda Foerster 2009–2012 , Janina Zschernig 2012–2022 , Enri ue Fiß 2017–2019 , Juliane B ttger seit 2021 Linda und Hermann, ihr seid 2009/2010 mit Katja Ott nach Erlangen gekommen und somit Teil des ersten Ensembles gewesen. Wie war dieser Neubeginn in Erlangen? Wie war diese erste Zeit, die ersten Begegnungen im Ensemble? Was sind eure ersten Erinnerungen? Hermann Große-Berg Begonnen hat für mich alles mit meinem Vorsprechen in Braunschweig, weil Katja dort zu der Zeit Schauspieldirektorin war. Da saßen dann für mich damals noch v llig Unbekannte Katja, die einen gerade bei der ersten Begrüßung mit so einer Herzenswärme empfängt, dann Katja Prussas Dramaturgin , Jan-S. Be er und J rg Wockenfuß (Musiker), die ja auch bis heute Wegbegleiter sind. Die haben da schon das Spiel „good cop-bad cop“ gespielt. Das war lustig. Linda F rster Ich habe diese erste Zeit, die ersten Wochen und Monate als unglaublich aufregend und intensiv in Erinnerung. Es waren ja alle neu und neugierig aufeinander, alle brachten ihre Geschichten mit. Man wusste, aus uns muss jetzt irgendwas werden. Alle wollten ja, dass es toll wird. An mein erstes Treffen mit Hermann Große-Berg kann ich mich sehr gut erinnern Da war gleich so eine ganz warmherzige Atmosphäre, und wir waren, glaube ich, beide erleichtert, dass wir uns so gern leiden mochten. Denn in so einem ziemlich kleinen Ensemble weiß man als Schauspieler*in ja auch, dass man ganz viel zusammenspielen wird, und das ist natürlich aufregend. HGB Ja, es war spitzenmäßig! Linda Foerster und Gitte Reppin bei den Frauen. Und auf der Männerseite Winfried „Winni“ Wittkopp, Steffen Riekers, Robert Naumann und Christian Wincierz. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Das war super.


Ensemblemitglieder im Gespräch LF Ich wusste auch, dass Katja ein Haus leiten wollte, an dem es ein Miteinander gibt. Die Anfangszeit in Erlangen hieß deshalb für mich nicht nur irgendwo neu anzufangen, sondern Teil eines Neuanfangs zu sein und wirklich etwas mit aufzubauen. Mit welcher Produktion seid ihr gestartet? HGB Er ffnet haben wir im Markgrafentheater mit Faust von Johann Wolfgang v. Goethe. Enri ue Fiß Und warst du Faust HGB Ich war Faust, ja. EF Du hast mit Faust gestartet HGB (lacht) Genau. LF Und dann kam die Er ffnung der Garage mit Clyde und Bonnie. Ich habe das Stück sehr geliebt und den Abend zusammen mit meinem Kollegen Steffen Riekers furchtbar gern gespielt. Der Regisseur Johannes Wenzel hat uns ganz viel Freiheit gelassen, und wir haben dieses Stück wirklich im besten Sinne zusammen erarbeitet. Ich kann mich nicht erinnern, vorher in einem Stück so viel von mir selbst mit eingebracht zu haben. Ich denke, dass es deswegen sehr authentisch wurde, weil da zwei junge Darsteller*innen auf der Bühne wirklich alles gegeben haben und ganz viel von sich gezeigt haben. Die Erlanger*innen mochten das – und deswegen mochte ich auch die Erlanger*innen. Janina, du bist drei Jahre später frisch von der Schauspielschule in der Spielzeit 2012/13 dazugekommen. Wie war dein Anfang? Wie wurdest du aufgenommen und was für Erwartungen hattest du? Janina Zschernig Zuerst hatte ich schon Schiss vor diesem Haifischbecken, weil ich aus einer Schauspielklasse kam, die so ein bisschen pieksig war. Aber die große Angst, dass hier Ellenbogenmentalität herrscht, hat sich zum Glück überhaupt nicht bewahrheitet. Das ging alles sehr schnell Gefühlt bin ich aus der Schauspielschule gleich in die Proben für

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die neue Spielzeit gesprungen, und es gab ’ne Menge zu spielen, so wie ich mir das auch erhofft habe. Das war supersch n! Und wenn ich mir so angucke, wie manch andere Biografie verlaufen ist, dann kann ich sagen Ich hab richtig, richtig viel Glück gehabt, dass hier einfach so viele liebe Menschen waren und sind! Kannst du dich an deine erste Produktion erinnern? JZ Ja, Tartuffe. Mit Hermann HGB und Ralph Jung. JZ (lacht) Ja, und mit Ralph! HGB Ich hab so viel Spaß gehabt mit Ralph und Janina, mit Robert Naumann und Regine Vergeen. Regines Hund Emma durfte auch mitspielen – es war fantastisch! JZ Ja, die Emma war mit auf der Bühne und die gr ßte Rampensau von allen Der Vorhang ging auf und sie stand vorne an der Rampe und dachte Super, toll, die k nnen mich alle streicheln! Der Nächste, der ins Ensemble kam, war 2017/2018 Enrique Fiß. Frisch vom Max-Reinhardt-Seminar kamst du aus dem großen Wien ins schöne Städtchen Erlangen. Wie groß war der Kulturschock? EF In Wien am Seminar hat mich ein Kommilitone aus dem ersten Jahr ange uatscht und gefragt, ob es stimmt, dass ich nach Erlangen gehe. Als ich das freudig bejaht habe – ich hatte ein mega Vorsprechen in Erlangen – meinte er Ach schade, ich dachte, du bist ein guter Schauspieler und wirst an ein richtig großes Haus gehen. Da war ich so sauer! Diese Arroganz! Der Kulturschock war riesig, klar, weil die Stadt so klein ist. Das war ja dann auch der Grund, warum wir als Familie nach zwei Jahren weitergezogen sind, weil wir gesagt haben, wir haben Bock auf U-Bahn! (lacht) Aber ich hatte wirklich traumhafte zwei Jahre in Erlangen! Ich stand hier das erste Mal auf der großen Bühne und hab so Abende wie z. B. Kasimir und Karoline spielen dürfen – mit tollen Gastschau-


Ensemblemitglieder im Gespräch spieler*innen! Das war der Hammer, dass immer viele Gäste in Erlangen waren! Begonnen hast du mit Die bleichen Füchse in der Garage. Leonie Kubigsteltig hatte mit ihrem Konzept den Regienachwuchswettbewerb gewonnen. Was ist dir von dieser ersten Arbeit besonders in Erinnerung geblieben? EF Ich bin in der Zeit zum ersten Mal Papa geworden. Nach einer Vorstellung bin ich – wie immer – in die Kulisse gegangen, natürlich in der Annahme, dass ich mein Handy angeschaltet dabeihabe, weil der Geburtstermin eigentlich schon vor einer Woche sein sollte. Irgendwann kam jemand von hinter der Bar mit dem Telefon und meinte He , du bist doch Enri ue, oder Hier, ist für dich. Und da war natürlich sofort klar, wer das ist und dass ich mein Handy doch aus Gewohnheit ausgeschaltet hatte. Da war es dann sehr schön, dass diese Stadt so klein ist und ich so schnell wie noch nie zuhause war. Am nächsten Morgen wurde mein Sohn geboren und am nächsten Abend hatte ich wieder Vorstellung mit Die bleichen Füchse. Ich war so verschallert, dass ich die ganze Vorstellung aus dem Konzept gebracht hab Wir haben angefangen zu spielen, und ich spreche meinen Text, wundere mich noch, dass kein Lichtwechsel kommt, gucke irritiert zu Vanessa, der Regieassistentin, und sie schaut mich nur mit großen Augen an, weil ich gerade in den ersten zehn Minuten das Ende erzählt hatte. Das war auf jeden Fall ein Anfang, den ich nie vergessen werde. Juliane, du kamst 2021/2022, also noch zu CoronaZeiten, ins Ensemble. Wo kamst du her und was war dein erster Eindruck? Juliane B ttger Auch bei mir begann es mit einem Vorsprechen, das aufgrund der Corona-Situation im Markgrafentheater stattgefunden hat. Das war merkwürdig, weil alle so weit weg saßen und ich seit

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Monaten nicht gespielt hatte. Und ich weiß noch, dass ich danach gesagt habe Geil, ich schwitze wie ein Schwein. Endlich mal wieder spielen dürfen! (lacht) Ich kam aus meinem Erstengagement in Osnabrück, wobei ich vorher schon in der freien Szene gespielt habe im Ensemble in Osnabrück war es sch n, aber da gab es viel mehr Spaltung als in Erlangen. Da ich mit Was ihr wollt in großer Besetzung eingestiegen bin, konnte ich auch gleich (fast) das ganze Ensemble kennenlernen. Ich fand sehr angenehm, dass es in Erlangen so wenig Attitüden, Ellenbogen und Egozentrik gab, sondern sehr viel Ensemblegeist. Und ich finde, dass Katja ein Händchen hat, gute Leute zu holen. Dabei ist es auf jeden Fall auch toll, dass bei den Vorsprechen Ensemblevertreter*innen mit drinsitzen und so das Ensemble mitgestalten dürfen. EF Das war auch erst eine Neuerung, die wir irgendwann eingeführt haben. Was macht das Ensemble am Theater Erlangen besonders? HGB Das Miteinander, man g nnt sich Rollen, hier ist Arbeitszeit auch Lebenszeit, und es ist nicht so ein Ensemble, in dem man ständig darum ringt, wer der Geilste ist oder so. JZ Eine Regieperson hat zu mir mal gesagt, dass ich auf einer Konzeptionsprobe doch nicht immer so offen und freundlich sein soll, sondern viel skeptischer, und das Konzept doch auch erstmal ruhig ablehnen soll. Warum Die Regie kann doch froh sein, wenn Menschen inspiriert sind. Und hier gibt es einfach offene Kolleg*innen, die bereit sind, alles auszuprobieren, die sich verführen und begeistern lassen von einem Inszenierungskonzept, von Ideen, und dass alle an einem Strang ziehen. EF Dass dieses Haus sich Menschen wie den Regisseur Thomas Krupa leistet, der alle (im besten Sinne überfordert mit seinen Ideen und Konzepten. Das finde ich ganz großartig, dass dieses Theater


Ensemblemitglieder im Gespräch sich selbst immer wieder überfordert hat. Dadurch ist man aneinandergeraten, aber auch wieder zusammengerückt und gewachsen. Und die Premierenfeiern! Habt ihr euch durch Erlangen verändert oder durch die Begegnungen hier? EF Ich hab in diesen zwei Jahren in Erlangen mehr gelernt als in den vier Jahren in der Schauspielschule. Ich bin in der Schule mehr angeeckt. Das war schon sehr harmonisch in Erlangen. Aber schauspielerisch habe ich megaviel gelernt und zehre da heute noch von. Also auch diese unterschiedlichen Erfahrungen Golden House auf der großen Bühne und dann hatte ich fast 50 Vorstellungen Huck Finn in Klassenzimmern. Das war schon irre. Man sitzt in dieser kleinen Stadt und macht so seinen Job – das, was man eben gelernt hat. Aber es gab auch immer diese riesige Identifikation mit dem Haus und den Drang, dass alle das Geschehen hier künstlerisch voranbringen wollten. JZ Mich hat es sehr geprägt. Ich war ja zehn Jahre an diesem Haus. Sollte ich mal wieder fest an ein anderes Haus gehen, wird sich ein neues Ensemble an dem Ensemble in Erlangen messen lassen müssen. Wie m chte ich zusammen in einem Ensemble arbeiten Wie ist die Probenatmosphäre Vertraut Ein geschützter Raum Toxisch JB Mir hat die Lebens ualität der Stadt und das Miteinander im Ensemble eine Selbstsicherheit und eine Erdung gegeben, die ich vorher noch nicht hatte. Kunst steht hier nicht über den Menschen, und gute Kunst bedeutet hier nicht, dass das menschliche Wohlbefinden sinkt. An großen Häuser ist das vielleicht manchmal eine Gefahr. Da wird menschlich Schlechtes mit einem künstlerischen Genie gerechtfertigt. Hier achten Menschen aufeinander und werden geschützt. LF Die Zeit in Erlangen war die sch nste und wichtigste Theatererfahrung in meinem Leben. Ich

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war nie einem Theater enger verbunden als Erlangen und nie einem „Theatermenschen“ enger verbunden als Katja. Das ist einfach so, weil ich da Teil eines Neuanfangs war, das ist was ganz Besonderes. Zwischen der Stadt und mir, den Zuschauer*innen und mir war von Anfang an etwas richtig und ich habe mich dort zuhause gefühlt. Das ist am Theater selten. Das Interview führte Veronika Firmenich, seit 2022 Dramaturgin am Theater Erlangen


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So oder so – Hildegard Knef (links) Der Bau


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Aufruf an alle! 100 Jahre Sophie Scholl


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Bartholomäusnacht – ein Requiem


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Bartholomäusnacht – ein Requiem (UA) von Thomas Krupa Regie & Bühne … Thomas Krupa Komposition & Musikalische Leitung … Hannes Strobl Kostüme … Monika Gora Video … Stefano di Buduo Chorleitung CoroCantiamo … Marco Schneider Dramaturgie … Linda Best Mit … Charles P. Campbell, Lisa Fedkenheuer, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Leon Amadeus Singer, Alissa Snagowski, Elke Wollmann, Helmut Zhuber, Janina Zschernig; CoroCantiamo Premiere: 11.09.2020, Markgrafentheater


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PROTEST4 (UA) Gewinnerkonzept des Regienachwuchswettbewerbs Vol. IV „Umbrüche“ Konzept, Fassung & Regie … Anastasija Bräuniger Konzept & Dramaturgie … Linus Lutz Bühne, Kostüme & Video … Louis Caspar Schmitt Musik … Josefine Lukschy, Alexander Meurer Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Max Mehlhose-Löffler, Nina Lilith Völsch Premiere: 12.09.2020, Garage Es war einmal … 4 (ab 3 Jahren) Lorenz Pauli und Kathrin Schärer: Mutig, mutig Mira Lobe und Susi Weigel: Das kleine Ich bin ich Regie … Momo Mosel Musik … Niklas Handrich Dramaturgie … Linda Best Mit … Lisa Fedkenheuer Premiere: 20.09.2020, Garage


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Der Bau nach einer Erzählung von Franz Kafka Regie … Matthias Kaschig Bühne, Kostüme & Video … Jens Dreske Dramaturgie … Linda Best Mit … Hermann Große-Berg, Alissa Snagowski Premiere: 31.10.2020, Garage Panopticon (UA) Ein Detektivspiel auf Instagram Umsetzung, Skript & Regie … Laura Tontsch Grafikdesign … Julia Hoogkamer Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Alissa Snagowski, Nina Lilith Völsch, Janina Zschernig Premiere: 19.03.2021, Bühne digital


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Theater in Stücken Ein ortsbasiertes Smartphone-Spiel Gamedesign … Dr. Michael Straeubig Dramaturgie … Linda Best, Udo Eidinger Von & mit … Charles P. Campbell, Leon Amadeus Singer Premiere: 04.04.2021, Bühne digital Paul* (ab 12 Jahren) Klassenzimmerstück von Eva Rottmann Regie … Niklas Handrich Ausstattung … Ines Bartl Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Max Mehlhose-Löffler Premiere: 08.06.2021, mobil „Aufruf an alle!“ 100 Jahre Sophie Scholl (ab 14 Jahren) Bühnenfassung & Regie … Pascal Wieandt Bühne, Kostüme & Video … Kathrin Hauer Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Nina Lilith Völsch Premiere: 10.06.2021, Garage


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So oder so – Hildegard Knef Eine Biografie von Gilla Cremer Regie … Katja Ott Musikalische Leitung … Ralf Schurbohm Bühne … Ines Bartl Illustrationen & Video … Theda Schoppe Kostüme … Monika Gora Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Ralf Schurbohm (Flügel), Janina Zschernig Premiere: 18.06.2021, Markgrafentheater Ich – Die neue Uni*Diversität Ein Rechercheprojekt der Erlanger Bürgerbühne Regie … Matthias Spaniel Bühne & Kostüme … Sandra Dehler Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Martina Dorsch, Nabil Iftekhar, Svenja Plannerer, Feliks Polok, Sabine Rosteck, Marlene Senska, Frank Wolter Premiere: 26.06.2021, Bühne digital


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Die Spielzeiten 2021 2022 – 2023 2024

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Laut bis zum Schluss! „Wir wurden alle aus der Bahn geworfen. Wir alle machen Erfahrungen, die noch keiner in unserer Zeit gemacht hat , beginnt in der Spielzeit 2021 2022 das Vorwort von Intendantin Katja Ott im Spielzeitheft. Wohl wahr. In dieser ungewissen Stimmung entstand ein Spielplan, der Abstandsregeln, FFP2-Masken in den Umläufen und Desinfektionsmittel auf Probebühnen noch genauso mitdachte wie Stücktitel, Regieteams und Premierentermine. Aber aller Ungewissheit und allen Einschränkungen zum Trotz Theater mit Publikum und Spielenden im selben Raum wurde wieder m glich, und Woche für Woche rückten die Themen der Inszenierungen in den Vordergrund. Dem Was einer Produktion konnte wieder größere Beachtung geschenkt werden als dem Wie. Und tatsächlich warteten große Themen darauf, auf die Bühne gebracht zu werden. Mit Was ihr wollt, dem Shakespeareschen Klassiker, startete in der Regie von Mario Portmann die Spielzeit im Markgrafentheater dezidiert lustbetont und bot nach Monaten der Entbehrung und des Abstandhaltens viel Körperlichkeit und Sehnsüchte für die Liebes- und Verwechslungsspiele Ill riens. Ganz im Zeichen der Klimaproteste und den daraus resultierenden sozialen Spannungen ging es in der Produktion Volksfeind for Future um Heuchelei und Generationenungerechtigkeit. Daher band Regisseur Jan Langenheim in die Produktion im Vorfeld Aktivisti der Erlanger Klimabewegung ein, die z.T. auch als Beteiligte auf der Bühne ihren Platz fanden. Um aber nicht nur im Zeichenhaften zu bleiben, sondern auch selbst ein Zeichen zu setzen, wurden im Rahmen der Inszenierung über 6000 an Spenden gesammelt, indem während der Vorstellung Teile des Bühnenbildes – ein 88 m großes Banner, auf das ein Gletscher gemalt war – versteigert wurden. So wurde aus dem symbolischen Schmelzen des Gletschers echte Hilfe für Klimaaktivisti aus Afghanistan. Ebenfalls ein wichtiges wie gewichtiges Thema behandelte Helge Schmidts Inszenierung des Gegen-


Die Spielzeiten 2021 2022 – 2023 2024 wartsstücks GRNDGSTZ von Annalena und Konstantin Küspert, das die Geschichte des deutschen Grundgesetzes auf spielerische Weise anschaulich machte und Zeitzeug*innen wie u.a. die Erlanger Ehrenbürgerin und Mitbegründerin des Zentrums für Selbstbestimmtes Leben Behinderter e. V. “, Dinah Radtke, sowie den ba erischen Innenminister, Joachim Herrmann, in Videostatements zu Wort kommen ließ. Zum Ende des Jahres 2021 konnte dann auch endlich das Familienstück zur Weihnachtszeit, In einem tiefen, dunklen Wald …, gezeigt werden; wenn auch zunächst nur zu den Familienvorstellungen an den Wochenenden. Auf die Schulvorstellungen mussten die Schüler*innen Erlangens und des Umlandes noch ein Jahr warten, erst dann galten keine Abstandsregelungen mehr im Haus. Unabhängig von Abständen im Theatersaal wurde aber ebenfalls produziert. Und damit bewiesen, dass die technischen Anschaffungen, die in der Zwischenzeit getätigt wurden, ihren Zweck erfüllten. Auf der Bühne digital entstanden im regulären Spielplan zwei Produktionen, die auf jeweils unterschiedliche Weise die vertraute Guckkastenbühne des Theaterraums gegen den bewusst voyeuristischen Blick verschiedener Kameraeinstellungen auf Computer oder Smartphone eintauschten. Mit der bertragung von Arthur Schnitzlers Erzählung Fräulein Else ins Digitale inszenierte Kyra Lisa Peters eine Bearbeitung des Dramatikers Thomas Arzt, Else (ohne Fräulein), mit stets wechselnden Perspektiven und Interaktionen via Instagram. In der Inszenierung des Gewinnerkonzeptes des fünften Regienachwuchswettbewerbs, trail_thielx, ließ die Regisseurin Anika Paulina Stauch die Protagonist*innen aus Gerhart Hauptmanns Novelle Bahnwärter Thiel über die Gaming-Plattform Twitch agieren und verlagerte die Handlung in ein Zugsimulator-Computerspiel, an dessen Verlauf das Publikum via Chat live teilhaben konnte. Möglich wurden diese wie auch weitere Arbeiten vor allem

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deshalb, weil wir eine unserer drei Probebühnen zu einem kleinen bertragungsstudio umgebaut hatten. Eine stabile Internetverbindung, Software-, Kameraund Aufnahmetechnik sowie Traversen und eine Beleuchtung, die für Liveübertragungen über das Internet sinnvoll sind, wurden angeschafft und standen stellvertretend für ein neues Denken und neue Arbeitsabläufe am Haus. Wo im Theater sonst über große Entfernungen starke Leuchtkraft vorausgesetzt werden musste, bedurfte es nun einer Leuchttechnik, die Gesichter auch aus kürzester Distanz nicht überstrahlte. Vor allem aber war immer wieder ein neues Denken in Hinblick auf die Frage gefordert Wie erreichen wir unser Publikum ber welche Kanäle kommunizieren wir mit wem Wo lassen sich ngste nach all den einschneidenden Erlebnissen abbauen und neues Vertrauen – auch in Bezug auf neue Formate und Theaterformen – gewinnen Denn eines war klar Neben allem Technischen kam es nicht zuletzt zu gravierenden sozialen Erfahrungen, die wir als Theater begleiten wollten. All dies spiegelte sich auch in zahlreichen Arbeiten wider, die in den kommenden Monaten am Theater Erlangen entstanden. Die letzte Inszenierung der Spielzeit 2021 2022, (R)Evolution unter der Regie von Elina Finkel, war ein amüsanter Blick auf eine m gliche Zukunft des Menschen zwischen KI-optimiertem Alltag und der Sehnsucht nach echter Nähe – zwischenmenschlicher ebenso wie zwischen Mensch und Maschine. Doch es wurde nicht nur über KI gesprochen, sondern auch mit ihr. So versuchte sich Thomas Krupa in der Spielzeit 2022 2023 ebenjene Intelligenz in seiner Inszenierung Kleiner Mann – was nun? zueigen zu machen. Zusammen mit dem Videokünstler Tobias Bieseke ließ er ganze Textpassagen der Romanvorlage von Hans Fallada von einem KI-Grafikprogramm in Bilder verwandeln, die das Bühnenbild komplementierten. Im Vordergrund sollten also auch in dieser Spielzeit, der vorletzten unter der Intendanz von Katja Ott, die großen gesellschaftlichen Themen stehen. Und nicht


Die Spielzeiten 2021 2022 – 2023 2024 zuletzt das Spielzeitmotto „Solidarität“, das im Laufe der Saison eine größere Bedeutung bekommen sollte, als wir es uns bei der Planung hätten denken können. So hat der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nachhaltig Spuren hinterlassen und u.a. auch eine Inszenierung konkret auf den Spielplan gerufen, die sonst vermutlich nicht entstanden wäre. Regisseurin Anastasija Bräuniger und ihr Team, die mit PROTEST4 bereits zwei Jahre zuvor am Theater Erlangen eine Stückentwicklung erarbeitet hatten, haben ein Konzept eingereicht, das unter dem Titel Kanal | – Ein Stück aus Erlangen am Europakanal, der nach ca. 2510km ins Schwarze Meer fließt zur Aufführung kam und sowohl die Kriegssituation als auch unseren schwierigen Umgang damit thematisiert. Begleitet wurde die Produktion von der ukrainischen Schauspielerin Olena Sp r donova, die über Videoeinspieler an der Inszenierung partizipierte. Ende Februar 2022 lebte sie noch in Kyjiw und wollte mit den Proben für ein neues Theaterstück beginnen, ehe der Krieg ausbrach und sie nach Franken floh. Wieder einmal drückte die Realität mit aller Kraft in den Theatersaal und zwang Theaterschaffende und Publikum dazu, die eigene Haltung und sicher geglaubte Gewissheiten zu hinterfragen. Und ganz konkret zu fragen Wem gilt unsere Solidarität, ohne dass diese nur Worthülse bleibt Aus u. a. ebenjener Frage erwuchs auch die Solidaritätsveranstaltung mit Zan Zendegi z di – ‫ – زن زﻧﺪ آزادی‬Frau Leben Freiheit zum Internationalen Frauentag im März 2023, für die mutigen Menschen im Iran und deren Proteste für ein menschenwürdiges Leben in Freiheit. Zwei weiteren fortwährenden Katastrophen“, soziale Ungerechtigkeit und Klimawandel, widmete sich Katja Ott in ihrer Inszenierung Etwas Besseres als den Tod finden wir überall, einem Singspiel von Martin Heckmanns, der darin Grimms Stadtmusikanten mit Livemusik und endzeitlichem Galgenhumor neu erzählt.

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Eine „Endzeit“, ohne endzeitlich werden zu wollen, brach damit auch allmählich für die Intendanzzeit von Katja Ott an. Sie hatte sich dazu entschieden, ihren Vertrag nach 15 Jahren nicht weiter zu verlängern. Ein großer Einschnitt für eine Stadt, ihr Theater und dessen Belegschaft. Aber auch noch einmal die Möglichkeit einer Bestandsaufnahme. Theater Was ist, was soll, was kann das eigentlich für ein Ort sein Folgerichtig wurde diese letzte Spielzeit also auch mit Theater, Theater! übertitelt. Laut bis zum Schluss war die Devise. Zwei große Produktionen der scheidenden Intendantin kündeten davon Die Möwe, der Klassiker der Theaterliteratur von Anton Tschechow, inszeniert mit – allein das schon eine Besonderheit – dem kompletten Ensemble, stand ebenso auf dem Programm wie der Komödienklassiker Der nackte Wahnsinn von Michael Fra n. Stücke also, die vom Blick aufs Theater und Theaterspiel an sich einen Blick zurück auf uns selbst werfen. Auf unsere Sehnsüchte und Freuden, unser Leid und unser Scheitern. Frei nach der von Katja Ott immer wieder gerne auf Proben erzählten Beckett schen Einsicht Nichts ist komischer als das Unglück. Oder, ebenfalls von Beckett Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ Und da Abschiednehmen eine ureigene Disziplin des Theaters ist, wurde mit verschiedenen Extras zum Abschied, einem eigens kreierten Liederabend zum Thema und einer großen Abschiedsgala im Markgrafentheater auch noch mal der Geist des Hauses beschworen, Ehemalige aus Ensemble und den verschiedenen Abteilungen sowie „feste Gäste“ zum großen Klassentreffen und Anekdotenaustauschen eingeladen. Denn dafür stand die Intendanz von Katja Ott im besonderen Maße Menschen zusammenbringen, um Geschichten zu erzählen, die so nur das Theater erzählen kann. 15 Jahre, die mehr sind als die Summe ihrer Spielzeiten. 15 Jahre Begegnungen und Emotionen. 15 Jahre Theater Erlangen. Udo Eidinger


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Was ihr wollt


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Es war einmal 5 links oben In einem tiefen, dunklen Wald links unten Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes


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Glückliche Tage


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trail_thielx (links oben) Else (ohne Fräulein) (links unten) und alle tiere rufen dieser titel rettet die welt auch nicht mehr (monkey gone to heaven)


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GRNDGSTZ


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Volksfeind for Future (links oben) (R)Evolution (links unten)


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Was ihr wollt Komödie von William Shakespeare Regie … Mario Portmann Bühne & Kostüme … Ulrich Leitner Musikalische Leitung … Clemens Giebel Choreographie … Jay Barry Gurondiano Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Juliane Böttger, Clemens Giebel, Oliver Jaksch, Max Mehlhose-Löffler, Leon Amadeus Singer, Nina Lilith Völsch, Elke Wollmann, Janina Zschernig Premiere: 24.09.2021, Markgrafentheater


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Es war einmal … 5 (ab 3 Jahren) Friedrich Feld: Lok 1414 geht auf Urlaub Szenische Einrichtung … Karoline Felsmann Mit … Nina Lilith Völsch Premiere: 02.10.2021 Glückliche Tage von Samuel Beckett Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Monika Gora Dramaturgie … Linda Best Mit … Hermann Große-Berg/Ralph Jung, Alissa Snagowski Premiere: 22.10.2021, Markgrafentheater In einem tiefen, dunklen Wald … (ab 6 Jahren) von Paul Maar Regie & Fassung … Inda Buschmann Bühne & Kostüme … Nina Hofmann Musik … Thomas Seher Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Lisa Fedkenheuer/Juliane Böttger, Rudolf Klein, Robert Naumann, Jost op den Winkel, Lola Mercedes Wittstamm Premiere: 27.11.2021, Markgrafentheater


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Volksfeind for Future von Lothar Kittstein nach Henrik Ibsen, Textmitarbeit Volker Lösch Regie … Jan Langenheim Bühne … Benjamin Schönecker Kostüme … Nina Kroschinske Musik … Thies Mynther Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Max Mehlhose-Löffler, Leon Amadeus Singer, Nina Lilith Völsch, Elke Wollmann, Janina Zschernig; Statisterie Premiere: 15.01.2022, Markgrafentheater Else (ohne Fräulein) (ab 14 Jahren) von Thomas Arzt nach einer Erzählung von Arthur Schnitzler Regie & Konzept … Kyra Lisa Peters Bühne & Kostüme … Sandra Dehler Programming & Videodesign … Florian Beisskammer Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Nina Lilith Völsch Premiere: 04.03.2022, Bühne digital


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GRNDGSTZ (UA) von Annalena und Konstantin Küspert Regie … Helge Schmidt Bühne & Kostüme … Atelier LANIKA (Anika Marquardt und Lani Tran-Duc) Video … Jonas Plümke Musik … Frieder Hepting Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Juliane Böttger, Hermann Große-Berg, Barbara Krebs, Max Mehlhose-Löffler, Alissa Snagowski, Janina Zschernig Premiere: 05.03.2022, Markgrafentheater Anne Frank und ihr Tagebuch (ab 14 Jahren) von Anne Frank, einzig autorisierte Fassung: Otto H. Frank und Mirjam Pressler Regie & Ausstattung … Katharina Birch Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Juliane Böttger Premiere: 25.04.2022, mobil


Inszenierungen

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und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr (monkey gone to heaven) ein requiemmanifesto of extinction von Thomas Köck Regie … Eike Hannemann Bühne, Kostüme & Video … Birgit Stoessel Musik … Matthias Herrmann Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Hermann Große-Berg Premiere: 29.04.2022, Garage Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes (ab 7 Jahren) von Finn-Ole Heinrich Regie & Ausstattung … Franziska-Theresa Schütz Dramaturgie … Linda Best Mit … Ralph Jung Premiere: 08.05.2022, Theaterbus trail_thielx (UA) Gewinnerkonzept des Regienachwuchswettbewerbs Vol. V „Bühne digital“ Regie … Anika Paulina Stauch Videos, digitale Umsetzung & Ausstattung … Marie Liebig Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Max Mehlhose-Löffler, Janina Zschernig Premiere: 25.05.2022, Bühne digital


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(R)Evolution Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert von Yael Ronen und Dimitrij Schaad, inspiriert von Yuval Noah Harari Regie … Elina Finkel Bühne & Kostüme … Elena Bulochnikova Dramaturgie … Karoline Felsmann Mit … Juliane Böttger, Hermann Große-Berg, Oliver Jaksch, Justin Mühlenhardt, Alissa Snagowski Premiere: 25.06.22, Markgrafentheater Maskenball (UA) Eine undistanzierte Annäherung. Ein Audiowalk der Bürgerbühne Erlangen Künstlerische Leitung … Udo Eidinger, Sandra Dehler Kostüme … Sandra Dehler Choreografie … Bettina Essaka Mit … Katja Bruns, Graciela Carreras, Elen Frings, Andreas Körner, Aisenem Kyiazova, Ursula Prinz, Marlene Senska, Barbara Ströll, Leo Turowski Premiere: 01.07.22, im Stadtraum


Unsere Preise

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Applaus, Applaus, Applaus! Mehr als eine Milliarde Menschen fiebert jedes Jahr der Verleihung der bekanntesten Auszeichnung der Welt entgegen, den Oscars. Die Theaterwelt hat ebenfalls ihre Preise, Festivals und Ehrungen, wenn auch nicht ganz so glamourös. Der Theaterpreis des Bundes ist eine solche Auszeichnung. Er wird biennal verliehen und würdigt eine ebenso bemerkenswerte wie innovative Arbeit. Das Theater Erlangen erhielt 2019 von der damaligen Kulturministerin Monika Grütters die mit einem Preisgeld von 75.000 verbundene Ehrung. Durch sie konnte die Anschaffung des Regionalbusses Otokar ermöglicht werden, der seither als mobile Bühne das kulturelle Leben in der Region erweitert und die unterschiedlichsten Theaterformate zu den Menschen trägt. Festivals wie das Bayerische Theatertreffen für ein junges Publikum, Südwind , oder das Europäisch-Ba erische Kindertheaterfestival „Panoptikum“ wurden schnell auf den Theaterbus aufmerksam und würdigten Otokar als ein ganz besonderes Theatererlebnis. Festivalluft schnupperte das Theater Erlangen im brigen regelmäßig. Bei den Ba erischen Theatertagen gewann man in den Kategorien sthetische Innovation Kaspar Häuser Meer), „Publikumspreis“ (Spiel mir das Lied vom Tod) oder „Bester Nachwuchsspieler“ (Titus, Warten auf Godot). Zudem gab es eine Einladung zu den renommierten Mülheimer Theatertagen (Megafad oder Der längste Nachmittag der Welt sowie eine Nominierung für die Auszeichnung Bestes Jugendstück beim Heidelberger Stückemarkt (Aufruf an alle – 100 Jahre Sophie Scholl). Die Entwicklung von einfallsreichen, experimentierfreudigen Konzepten überzeugte die Jur der Kulturstiftung des Bundes zwei weitere Male Im Rahmen des Förderprogramms „Wanderlust“ entstand die spannende internationale Kooperation Sumsum² ² – eine grenzenlose Liebes- und Sprachverwirrung mit dem Theater Pokoleni in St. Petersburg. 182.300 stellte das F rderprogramm Dive in für die nicht


Unsere Preise weniger aufwendige Projektidee des „Digitalen-DialogPlakats“ bereit, die in Zeiten von Corona entstand und die Theater Erlangen App um zwei weitere Funktionen, „So entsteht Theater“ und die „Plapper-App“, erweiterte. Das dokumentarische Theaterprojekt Mutwerk, welches sich mit dem Thema Zivilcourage in Erlangen auseinandersetzte, gewann zwar nicht, wurde aber für den h chstdotierten nationalen Preis im Bereich Kulturvermittlung, den BKM-Preis, nominiert. Ein weiteres soziales Herzensprojekt für einen inklusiven wie integrativen Spielclub überzeugte die Jur des Deutschen Bühnenvereins im Rahmen von Kultur macht stark“. Das Projekt Zuhause bin ich daheim erhielt für die Umsetzung 24.000 . Worin liegt das Geheimnis des Erfolges, könnte man nun fragen Natürlich freue man sich über die mehrmalige Nennung „Beste Gesamtleistung abseits der Zentren“ im Fachmagazin Die deutsche Bühne und die damit verbundene Außenwirkung in der Theaterwelt, so Katja Ott, aber vorrangiges Ziel sei es immer gewesen, für die Stadt und das Erlanger Publikum qualitativ hochwertiges Theater zu spielen. Stephanie Jänsch, seit 2022 Projektkoordinatorin am Theater Erlangen *Siehe Auszeichnungen und Designpreise S. 413

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Das Theater soll leben! Der „Förderverein Theater Erlangen“ hat das Theater Erlangen in 15 gemeinsamen Jahren durch H hen und Tiefen begleitet Sei es die Unterstützung bei der Rettung des Wintermärchens 2010 während der Brandschutzmaßnahmen für unser junges Publikum, seien es es die viel beachteten Foyergespräche mit dem langjährigen Vorsitzenden Michael von Engelhardt, oder die Feste des Theaters Wir waren bereit zu Zusammenarbeit und finanzieller Beteiligung oder zur wohlschmeckenden Bestückung von Buffets bei Theaterfeierlichkeiten. Unter Katja Otts Intendanz entwickelte das Theater Erlangen in seinen Spielplänen kontinuierlich den Ausbau des Kinder- und Jugendtheaters, eine Schiene , die wir vom F rderverein sehr gerne und voller berzeugung unterstützten. Um den jungen Besuchern auch eine Stimme zu geben, haben wir die Jur für den Erlanger Theaterpreis um eine Jugendjur aus Schülern und Studenten erweitert, denn schließlich sind sie das Publikum von morgen, und Theater als Ermöglichung der Wahrnehmung unterschiedlich vermittelter Ansichten und Realitäten ist gerade in unseren Zeiten nötiger denn je. Zudem tut es den Entscheidungen nur gut, auch Sichtweisen junger Menschen vertreten zu haben. Die sehr positive Wahrnehmung dieser konsequenten Betonung des „jungen Theaters“, die sich auch bei den Bewerbungen um ihre Nachfolge zeigte, bestätigt diesen richtigen gemeinsamen Weg. Die Foyergespräche, die die Thematik einer aktuellen Produktion des Theaters aufnehmen, führte Michael von Engelhardt mit Fachleuten wie Minister Günther Beckstein, der Sportlerin und Publizistin Ines Geipel und anderen mit Empathie und feinem Humor. Dieses beliebte Format, in dem wir Themen, die durch Produktionen des Theaters „im Raum stehen“, in die Gegenwart holen, führen wir mit interessanten Gesprächspartnern weiter – in der letzten Spielzeit zu den Stücken Der Fiskus, Mein Vater und seine Schatten und Der Hauptmann von Köpenick.


Der Förderverein des Theater Erlangen Einer unserer Schwerpunkte ist die alljährliche Auslobung des „Erlanger Theaterpreises“, den der Förderverein 1994 ins Leben gerufen hatte die Absicht, eine herausragende künstlerische Theaterleistung, z.B. auf den Gebieten Schauspiel, Bühnenbild, Dramaturgie oder Regie , zu würdigen und dem Theater und den Preisträgern damit Öffentlichkeit zu verschaffen, gelang in der Erlanger Presse in unterschiedlicher Intensität. Alle Ausgezeichneten haben mit ihrer Leistung dem Theater besondere Impulse verliehen. Sogar im Zuge des für die Theater gefährlichen pandemiebedingten Lockdowns 2020 2021 konnten wir einen Sonderpreis für die Theatertechnik und Dramaturgie verleihen, denen es gelungen war, durch neue digitale Angebote den Kontakt zum Publikum zu halten und darüber hinaus neue Besucher zu erreichen. In schwierigen Zeiten für Theater und die darstellenden Künste gelang es Katja Ott mit dem gesamten Theater und dem Förderverein, das Theater Erlangen als feste Größe im Erlanger Kulturleben zu erhalten. Wir bedanken uns für 15 Jahre Zusammenarbeit zum Wohle des Theaters und der Stadtgesellschaft. Ursula Lanig, seit 2023 Vorsitzende des Fördervereins Theater Erlangen

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Last Park Standing


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Andorra (links) Kanal |


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Die Zusammenhaltestelle (links) Bär im Universum (oben) Es war einmal 6 unten


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Mein Vater und seine Schatten


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Etwas Besseres als den Tod finden wir überall links Kleiner Mann – was nun


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Die Zusammenhaltestelle (UA) Training für eine gemeinsame Zukunft Regie … Linda Best Ausstattung … Johanna Deffner Mit … Juliane Böttger Premiere: 18.09.2022, Theaterbus Andorra Parabel von Max Frisch Regie & Musik … Markolf Naujoks Bühne … Marina Stefan Kostüme & Video … Theda Schoppe Chorbearbeitung … Günter Lehr Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Sebastian Degenhardt, Hermann Große-Berg, Oliver Jaksch, Ralph Jung, Justin Mühlenhardt, Vera Hannah Schmidtke, Alissa Snagowski, Elke Wollmann Premiere: 24.09.2022, Markgrafentheater


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@eisbaerin (ab 10 Jahren) Ein Stück über Fake, Fame und Follower von Eva Rottmann Regie … Luise Walter Kostüme … Sandra Dehler Dramaturgie … Veronika Firmenich Mit … Alina Valerie Weinert Premiere: 18.10.2022, mobil Mein Vater und seine Schatten von Martin Heckmanns Regie … Katja Ott Bühne … Bernhard Siegl Kostüme … Monika Gora Video … Kai Wido Meyer, Niklas Handrich Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Linda Best Mit … Christian Heller, Ralph Jung, Regine Vergeen, Nina Völsch, Elke Wollmann Premiere: 10.11.2022, Markgrafentheater


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Last Park Standing (Benimle gelir misin) von Ebru Nihan Celkan Regie & Bühne … Markus Heinzelmann Kostüme … Mirjam Ruschka Video … Heiko Kalmbach Musik … Florian Kreier Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Juliane Böttger, Justin Mühlenhardt, Lola Mercedes Wittstamm Premiere: 11.11.2022, Garage Kleiner Mann – was nun? nach dem Roman von Hans Fallada in einer Fassung von Sibylle Baschung und Michael Thalheimer Regie & Bühne … Thomas Krupa Musik … Hannes Strobl Kostüme … Monika Gora Video … Tobias Bieseke Dramaturgie … Linda Best Mit … Sebastian Degenhardt, Katja Gaudard, Hermann Große-Berg, Oliver Jaksch, Ralph Jung, Johannes Rebers, Alina Valerie Weinert Premiere: 20.01.2023, Markgrafentheater


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Es war einmal … 6 (ab 3 Jahren) Marc-Uwe Kling und Astrid Henn: Das NEINhorn Dramaturgie … Linda Best Mit … Sebastian Degenhardt, Alina Valerie Weinert Premiere: 12.02.2023, Garage Der Fiskus Komödie von Felicia Zeller Regie & Bühne … Matthias Kaschig Kostüme … Nina Kroschinske Musik … Marcus Thomas Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Juliane Böttger, Carolina Braun, Justin Mühlenhardt, Stephanie Schönfeld, Elke Wollmann Premiere: 18.02.2023, Markgrafentheater


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Kanal | канал (UA) Ein Stück aus Erlangen am Europakanal, der nach ca. 2510 km ins Schwarze Meer fließt Konzept, Fassung & Regie … Anastasija Bräuniger, Linus Lutz Bühne & Video … Louis Caspar Schmitt Kostüme … Şirin Özdin, Louis Caspar Schmitt Musik & Sound … Josefine Lukschy, Alexander Meurer Dramaturgie … Veronika Firmenich Mit … Johannes Rebers, Alina Valerie Weinert, Olena Spyrydonova (Video) Premiere: 15.04.2023, Garage


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Etwas Besseres als den Tod finden wir überall Ein Singspiel von Martin Heckmanns Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Monika Gora Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Video … Theda Schoppe Dramaturgie … Linda Best Mit … Juliane Böttger, Sebastian Degenhardt, Hermann Große-Berg, Ralph Jung, Alissa Snagowski, Elke Wollmann Live-Band … Jan-S. Beyer, Clemens Giebel, Jörg Wockenfuß Premiere: 22.04.2023, Markgrafentheater Bär im Universum (ab 5 Jahren) Ein Stück über Freundschaft von Dea Loher Regie … Katja König Bühne, Kostüme & Video … Kathrin Hauer Musik … Christoph König Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Justin Mühlenhardt, Alissa Snagowski; Spencer Freudenberg Premiere: 10.06.2023, Garage


Auf dem Weg zum nachhaltigen Kulturbetrieb

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Verantwortung jenseits der Bühnenkante Kann es einen nachhaltigen Theaterbetrieb geben Diese Frage wurde am Theater Erlangen bereits vor einigen Jahren intensiv diskutiert, als die Mitarbeitenden Nachhaltigkeit als Ziel im Leitbild des Hauses verankern wollten. Das Ergebnis dieses Prozesses war die Entscheidung dafür, dass wir mehr tun wollen, als der größten Herausforderung unserer Zeit, dem menschengemachten Klimawandel, einzig auf inhaltlich-künstlerischer Ebene zu begegnen. Getreu dem Vorsatz, dass unsere Verantwortung nicht an der Bühnenkante endet, haben wir uns gemeinsam auf den Weg in Richtung eines klimafreundlichen, ressourcenschonenden Kulturbetriebs gemacht. Doch wie überführt man den geteilten Wunsch nach Wandel in konkrete Aktionen Es gab eine Reihe kleiner wie großer Meilensteine, die wir bisher in verschiedenen Handlungsfeldern erreichen konnten. Während Mobilität in der Regel zu einem der größten CO2-Emissionstreiber im Theater- und Konzertbetrieb zählt, sind wir in diesem Bereich gut aufgestellt Knapp 95 der Wegstrecken, die künstlerische Produktionsteams und Gastschauspieler*innen im Rahmen von Engagements am Theater Erlangen zurücklegen, entfallen auf Zugfahrten. Unseren Gastkünstler*innen stellen wir während der Probenzeit kostenfrei Fahrräder zur Verfügung, und für unsere Abteilungen haben wir ein E-Bike mit Lastenanhänger angeschafft, um die Zahl an Dienstgängen, die bislang mit dem PKW zurückgelegt werden mussten, kontinuierlich zu reduzieren. Im Rahmen einer Mobilitätsumfrage konnten wir zudem ermitteln, dass die CO2-Emission, die beim Vorstellungsbesuch durch unser Publikum verursacht wird, nur etwa 10 unserer jährlichen Gesamtemission ausmacht – ein beispielhaft niedriger Wert. Und wie sieht es in anderen Handlungsfeldern aus Ein entscheidendes Etappenziel konnten wir im Bereich der Energieeffizienz erreichen Durch eine umfangreiche Beleuchtungssanierung im Jahr 2021, bei der konventionelle Scheinwerfer durch


Auf dem Weg zum nachhaltigen Kulturbetrieb LED-Technik ersetzt wurden, ist es uns gelungen, den Energieverbrauch im Markgrafentheater deutlich zu senken. Umso erschreckender ist es, dass trotz dieses Erfolgs nach wie vor über 70 unserer jährlichen CO2-Emission auf den Verbrauch von Strom und Heizenergie zurückzuführen sind. Auch fernab betriebsökologischer Aspekte ist es uns gelungen, Nachhaltigkeit strukturell und kommunikativ noch stärker am Theater Erlangen zu etablieren Auf Bestreben der Mitarbeitenden wurde eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gegründet. Wir haben die Vernetzung und den Austausch mit anderen Kulturinstitutionen innerhalb der Metropolregion forciert und parallel dazu den Dialog in unserem Haus zum Thema Nachhaltigkeit intensiviert – beispielsweise in einem mehrstündigen Workshop zu Beginn der Spielzeit 2023 2024, in dem wir gemeinsam die O2Startbilanz des Theater Erlangen für das Jahr 2022 ausgewertet und diskutiert haben, mit welchen Maßnahmen wir unseren ökologischen Fußabdruck weiter verbessern könnten. Wir haben es geschafft, dem Austausch über Nachhaltigkeit einen festen Platz in unserem Arbeitsalltag zu geben. Damit sind wir unserem Ziel, das Theater Erlangen zu einem nachhaltigen Kulturbetrieb umzugestalten, einen maßgeblichen Schritt näher. Doch unsere Transformation soll nicht nur im Inneren stattfinden Wir wollen diesen Prozess nutzen, um einen transformatorischen Impuls in die Gesellschaft zu setzen und uns so gemeinsam mit möglichst vielen Akteur*innen für den kologischen Wandel stark zu machen. Brigitte Alexandra Goebel, Assistentin der Intendanz, Nachhaltigkeitsbeauftragte seit 2023

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Die Möwe


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Per Anhalter durch die Galaxis (links oben) Die Parallelklasse (links unten)


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Es wird einmal (links) Die Bremer Stadtmusikanten


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Der nackte Wahnsinn


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Der Hauptmann von Köpenick


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Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne (links)


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Die Möwe Komödie von Anton Tschechow Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Monika Gora Musik … Jan-S. Beyer Dramaturgie … Linda Best Mit … Juliane Böttger, Sebastian Degenhardt, Hermann Große-Berg, Christian Heller, Ralph Jung, Justin Mühlenhardt, Johannes Rebers, Alissa Snagowski, Alina Valerie Weinert, Elke Wollmann Premiere: 05.10.23, Markgrafentheater


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Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne (ab 6 Jahren) nach dem Bilderbuch von Jakob Martin Strid Regie … Regina Wenig Ausstattung … Loriana Casagrande Dramaturgie … Veronika Firmenich Mit … Johannes Rebers Premiere: 12.11.23, Theaterbus Die Bremer Stadtmusikanten (ab 6 Jahren) nach den Brüdern Grimm von Philipp Löhle Regie … Franziska-Theresa Schütz Bühne & Kostüme … Manuel Kolip Musik … Jan Fritsch Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Frederik Götz, Benjamin Hübner, Justin Mühlenhardt, Robert Naumann, Janina Zschernig Premiere: 26.11.23, Markgrafentheater


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Der Hauptmann von Köpenick von Carl Zuckmayer Regie … Antje Thoms Bühne & Kostüme … Florian Barth Musik … Jan-S. Beyer Dramaturgie … Veronika Firmenich Mit … Sebastian Degenhardt, Oliver Jaksch, Ralph Jung, Mia Kaufhold, Johannes Rebers, Alissa Snagowski, Paul Wenning Livemusik … Jan-S. Beyer Premiere: 20.01.24, Markgrafentheater Per Anhalter durch die Galaxis Live-Hörspiel nach dem Roman von Douglas Adams Regie … Eike Hannemann Bühne & Kostüme … Birgit Stoessel Dramaturgie … Linda Best Mit … Sebastian Degenhardt, Johannes Rebers Premiere: 23.02.24, Garage


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Es wird einmal von Martin Heckmanns Regie & Bühne … Juliane Kann Kostüme … Marie Gimpel Musik … Alex Matwijuk Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Juliane Böttger, Hermann Große-Berg, Justin Mühlenhardt, Alina Valerie Weinert Premiere: 24.02.24, Markgrafentheater Die Parallelklasse Gewinnerkonzept des Regienachwuchswettbewerbs Vol. VI „Solidarität“, im Rahmen der Bürgerbühne Erlangen Konzept & Regie … Camilla Gerstner Bühne & Kostüme … Pau Holtkamp Musik … Emil Theodor Felhofer Dramaturgie … Udo Eidinger Mit … Kawikani Meziane Bettahar, elster, Jakob Holdinghausen, Alexander Menhofer, Jolanda Petersen, Niki Ritter, Mukul Sinha, Ellena Winkovich Premiere: 12.04.24, Garage


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Der nackte Wahnsinn Komödie von Michael Frayn Regie … Katja Ott Bühne & Kostüme … Monika Gora Musik … Jan-S. Beyer, Jörg Wockenfuß Dramaturgie … Veronika Firmenich Mit … Juliane Böttger, Sebastian Degenhardt, Hermann Große-Berg, Björn Jacobsen, Oliver Jaksch, Ralph Jung, Alissa Snagowski, Alina Valerie Weinert, Elke Wollmann Premiere: 20.04.24, Markgrafentheater Komitee Ade. Der Liederabend für jede Art des Abschieds Regie … Katja König Musik … Jan-S. Beyer, Clemens Giebel, Jörg Wockenfuß Bühne & Kostüme … Kathrin Hauer Dramaturgie … Veronika Firmenich Mit … Juliane Böttger, Sebastian Degenhardt, Hermann Große-Berg, Justin Mühlenhardt, Janina Zschernig Premiere: 22.06.24, Theaterhof


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Vorhang zu! In 15 Jahren kann man viel erreichen! Die Intendanz von Katja Ott zeigt Kontinuität einer Theaterleitung, gepaart mit hohem Gestaltungswillen, bringt gute Ideen voran. 15 Jahre erm glichen einen weiten Blick und nachhaltiges Gestalten der Zukunft, sowohl was technische Innovationen angeht, als auch die künstlerische und strukturelle Weiterentwicklung des Theaters. Rund um die gemeinschaftliche Erarbeitung des Leitbilds wurden in Erlangen viele theaterinterne Veränderungsprozesse losgetreten und vorangebracht. Jedes weitere Stück Weg, hier wie in allen deutschen Theatern, wird ein Gewinn sein – für die Beschäftigten, für die Theaterhäuser und für die Kunst, die auf die Bühne kommt. Die Verankerung des Theaters in der Erlanger Stadtgesellschaft war für beide Seiten wichtig. Das Theater konnte sich als Raum für Diskurs und Austausch fest etablieren und wird dies hoffentlich auch in Zukunft weiterhin tun. Denn die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten Jahre haben gezeigt, wie schwierig es ist, sich über komplexe Entwicklungen eine zweifelsfreie Meinung zu bilden Was ist die richtige Strategie, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, und inwieweit müssen wir uns einschränken Wie ist Frieden m glich Wessen Grundrechte sind in Gefahr Wie können wir Populismus entgegentreten und die Demokratie stärken Gerade weil wir alle diese Fragen so schwer beantworten können, sollten wir sie immer wieder und auf m glichst verschiedene Arten stellen. Je komplexer die Aufgaben sind, die auf die Gesellschaft zukommen, desto wichtiger wird die Möglichkeit, sich nicht nur informativ, sondern auch künstlerisch darüber auszutauschen. Und so sollte auch das Erlanger Theater sich weiterhin die Freiheit nehmen, Gewissheiten in Frage zu stellen, Utopien zu denken und Unmögliches einfach mal auszuprobieren.

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Eine zentrale Aufgabe des Theaters scheint von Jahr zu Jahr relevanter zu werden Haltung zeigen. Menschen zusammenbringen, um sich über Demokratie zu verständigen – zum einen die Menschen, die das Theater gestalten und dadurch Möglichkeitsräume eröffnen. Zum anderen diejenigen, die gemeinsam diese Möglichkeitsräume erleben und sich darüber austauschen das Publikum. Vielen Dank für 15 Jahre aufmerksames, kritisches wie enthusiastisches Zuschauen, Debattieren und Mitgestalten! Wir sehen uns im Theater. Linda Best


Auszeichnungen Theater Erlangen von –

Titus von Jan Sobrie Warten auf Godot von Samuel . Woche junger SchauBeckett spieler*innen in Bensheim Einladung Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert . Woche junger Schauspie- nachtkritik-Theatertre en ler*innen in Bensheim virtuell Eingeladen Clyde und Bonnie . Platz nachtkritik-Theatertre en von Holger Schober Dantons Tod von Georg virtuell Büchner Nominierung Golden House (UA) nach Salman Rushdie, Kulturstiftung des Bundes – für die Bühne bearbeitet von Wanderlust. Fonds für inter„Kunst und Spiele“ – Thomas Krupa nationale TheaterpartnerProgramm der Robert-Boschschaften Stiftung und der Stiftung Projektzusage Sumsum² Brandenburger Tor Kulturstiftung des Bundes – ² Eine grenzenlose Projektzusage Kulturfüchse – dive in Programm für Liebes- und SprachverwirEin innovatives Vermittlungs- digitale Interaktionen rung von Laura de Weck. Eine programm der frühkindlichen Projektzusage Das Digitalezweisprachige Kooperation Bildung Dialog-Plakat des Theater Erlangen mit Funktionen So entsteht dem Theater Pokoleniy Theater“ und „Plapper-App“ F rdersumme . Euro Nennung in Die Deutsche F rdersumme Bühne Ausgabe . Euro Kategorie Beste Gesamtleis. Ba erische Theatertage tung abseits der Zentren“ in Regensburg Kategorie Herausragender . Mühlheimer Theatertage Auszeichnung Der große Regiebeitrag WeltverbesseEinladung Megafad oder Hüpfburgpreis für ästhetische rungstheater“ Der längste Nachmittag Innovation Kaspar Häuser des Universums (UA) von Meer von Felicia Zeller Bernhard Studlar Inklusionspreis . Vergabe durch die Stiftung . Ba erische Theatertage Lebenshilfe Erlangen) . Heidelberger Stückemarkt in Bamberg Nominiert für die AuszeichAuszeichnung Publikumsnung Bestes Jugendstück preis Spiel mir das Lied vom Nennung in Die Deutsche Aufruf an alle – 100 Jahre Tod – Live-Hörspiel Bühne Ausgabe Sophie Scholl Bühnenfassung nach dem Film von Sergio Kategorie Beste Gesamtvon Pascal Wieandt Leone leistung abseits der Zentren“ Und Theater Erlangen für das phantastische . Ba erisches Theatertre en BKM-Preis Kulturelle Bildung Leitbild, das Hierarchien für Junges Publikum S DNominierung Mutwerk – Ein entschärft und Diversität WIND FESTIVAL in München Theaterprojekt zum Thema fördert.“ Einladung Die Reise zum Zivilcourage Mittelpunkt des Waldes von Finn-Ole Heinrich Theaterpreis des Bundes . Ba erische Theatertage Verliehen von Prof. Monika in Augsburg Grütters MdB Staatsministe- Zur Bühne – Kultur macht Zwei Auszeichnungen rium für Kultur und Medien stark. Bündnisse für Bester Nachwuchsspieler Ausgezeichnet für eine BildungProjektzusage und F rderpreis für eine besondere Leistung in der Zuhause bin ich daheim herausragende schauspiekünstlerischen ProgrammInklusiver Kinderspielclub lerische Leistung für Robert arbeit, F rdersumme F rdersumme Naumann . Euro . Euro


Panoptikum – . Europäisch- Gute Gestaltung – AuszeichBayerisches Kindertheaternung – Spielzeitheft festival in Nürnberg Einladung Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes von Beste Plakate – Finn-Ole Heinrich Ensemble-Plakate; ADC Wettbewerb – Bronze – Designpreise Spielzeitheft haumont th international d a ches – PremierenDesignpreis der BundesPlakate; republik Deutschland – European Design Awards – Nominierung – PremierenBronze – Premieren-Plakate; Plakate; European Design Awards – iF Design Award – Gold – Finalist – Spielzeitheft Premieren-Plakate; Red Dot Award ommunication Design – Best of Best – Tom Geismar MA-g Award – Premieren-Plakate Spielzeitheft Type Directors Club – Premieren-Plakate; beste Plakate – Type Directors Club – SpielPremieren-Plakate; zeitheft European Design Awards – Bronze – Premieren-Plakate; German Design Award – Beste Plakate – Nominierung – PremierenEnsemble-Plakate; Plakate ADC Wettbewerb – Silber – Ensemble-Plakate; European Design Awards – Poster Museum in Wilanów Bronze – Spielzeitheft (Warschau) – Auszeichnung – Premieren-Plakate European Design Awards – Silber – Ensemble-Plakate; iF Design Award – iF Design Award – AusAuszeichnung – Website zeichnung – PremierenPlakate; iF Design Award – AusRed Dot Award zeichnung – Spielzeitheft Communication Design – Auszeichnung – Website Joseph Binder Award – Bronze – Ensemble-Plakate; ADC Wettbewerb – Joseph Binder Award – Auszeichnung – PremierenAuszeichnung – PremierenPlakate; Plakate; German Design Award – Society of Typographic Auszeichnung – PremierenArts STA – Plakate; Auszeichung – PremierenRed Dot Award ommunica- Plakate; tion Design – Best of Best – Type Directors Club – Spielzeitheft Premieren-Plakate; Type Directors Club – Type Directors Club – Spielzeitheft Spielzeitheft

Fotocredits Jochen uast Seiten – , oben, oben, – , oben, – , , oben, , – , , , , – , , , – , , , – , , , – , , – , , oben, – , unten, – , , – , , , , , , , - , , , unten, – , , , – , , , – , , , – , - , , , – , , , – , , , , – , , , – , , , – , , , – , , , – , , , – , , , – , – , , – , , – , – , , , – , – , – , – , , – , , , , , – , , oben, , , , , , , , , – Gert Kierme er unten, – , , unten, , , , , Anja Be er hristian Bort unten Thomas Ammerpohl Stefan Richwien unten, L dia Hofmann unten Ludwig Olah oben, , , , oben Still aus Theater lm Alexandra Lill , oben, , , unten, Sebastian Autenrieth unten Marie Liebig oben Theater Erlangen unten Das Theater Erlangen hat sich um die Einholung der Abbildungsrechte bemüht. Da in einigen wenigen Fällen die Inhaber der Rechte nicht zu kontaktieren waren, werden rechtmäßige Ansprüche nach Geltendmachung abgegolten.


Team

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Romy Albrecht Felicitas Angerer Lionel Aschka Renate Aurnhammer Simon Bachtik Ankita Bains Ines Bartl Sina Barwig Karin Barwig Alexandra Bayer Linda Best Ralph Blase Jürgen Bohnet Merle Böhnhardt Juliane B ttger Sara Brettholle Gerlinde Brod laudia Brüderlein Viola Bünzow Charles P. Campbell Madita Campbell Sebastian Degenhardt Sandra Dehler Amos Detscher Klaus Dietzmann Kathleen Draeger Daniel Drechsler Sebastian Ebert Udo Eidinger Valentina Eimer Sieglinde Feck Lisa Fedkenheuer Karoline Felsmann Lars Finneisen Veronika Firmenich Enrique Fiß Linda Foerster Spencer Freudenberg Maren Friedrich Michaela Fuchs-Jalloh Hans Fuss Simon Geis Otto Geymeier Lisa Giesinger Brigitte Alexandra Goebel Wiebke Goldhammer Florian Götz Erika Grasser Hermann Große-Berg Anna Gubiani Niklas Handrich Uwe Hellriegel Erwin Henschel Anika Herbst

Anja Hermann Sonja Hermann Carolin Hertel Marlene Hildebrand Monika Hirsch Alexandra Humphreys Mariko Hurt Jennifer Islinger Laura Jacobi Oliver Jaksch Stephanie Jänsch Jaroslav Jasenowski Ralph Jung Anja Kerrinnes Simon Kippenberg Oliver Konietzny Jutta K rner Thomas Krammer Michelle Krug Dorothea Kuhs Lieselotte Kulla Silvia Kulla Lisa Kurth Ray Labahn Lisan Lantin Andrea Liebe Erika Liebscher-Grund Hans-Peter Löblein Vesna Löhr Jonathan Lomani Stephanie Luft Martin Maecker Christian Mayer Max Mehlhose-L er Martin Meier Katrin Melzer Kristjan Meyer Momo Mosel Justin Mühlenhardt Esther Mühlmann Irmgard Müller Wolfram Müller-Broeder Lars Mündt Bilal Murad Gerd Muszynski Magdalena Naporra Madlen Nastoll Robert Naumann Patrick Nellessen Mario Neumann Alexandra Ostapenko Katja Ott irin-Luisa Özdin Christoph Panzer Kyra Lisa Peters Andrea Petrovi

Nora Planert Lutz Plorin Stephan Prochnow Katja Prussas Johannes Rebers Bettina Reinhart Gitte Reppin Ste en Riekers Dima Riewe Anna Rojahn Anna-Sophia Rothacker Antonia Ruhl Lena Sapper Theresa Satzenhofer Benjamin Satzenhofer-Filmer Cedric Sauber Ernst Schießl Camilla Schlie Gregor Schlobat Camilla Schneider Walther Schorn Ruth Schott Doreen Schreiber Benjamin Schroeder Daniela Schulze Annika Schweizer J rg Seifert Daniel Seniuk Valerie Seufert Leon Amadeus Singer Jennifer Sittler Alissa Snagowski Oliver Stangl Andreas Storjohann Julian Struck Stefanie Symmank Maximilian Teschemacher Anja Thiemann Ernst Tordai Vanessa Ueberacher Horst Ullmer Paul Voell Nina-Lilith Völsch Veith Wagenführer Bernd Wagner Luise Walter Stephan Weber Alina Valerie Weinert Hongyan Wiedemann Pascal Wilhelm Christian Wincierz Isolt Winkler Sabine Winkler Stefan Winter Winfried Wittkopp Elke Wollmann


Elisabeth Wuzer Jasmin Sarah Zamani Frank Zeidler Judith Zeitner Sandra Zeller Susanne Ziegler Benedikt Zimmermann Janina Zschernig Violetta Zupan i *Aus Datenschutzgründen werden nicht alle Personen genannt. Wir bedanken uns bei den Autor*innen, Fotograf*innen, Gra ker*innen und allen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben Thomas Ammerpohl Sebastian Autenrieth Simon Bachtik Anja Beyer Juliane B ttger Christian Bort Merle Böhnhardt Udo Eidinger Karoline Felsmann Veronika Firmenich Enrique Fiß Linda Foerster Lisa Giesinger Brigitte Alexandra Goebel Hermann Große-Berg Lydia Hofmann Gert Kiermeyer Laura Jacobi Stephanie Jänsch Ursula Lanig Eckart Liebau Marie Liebig Alexandra Lill Kristjan Meyer Harald Müller Magdalena Naporra Nina Odzinieks Ludwig Olah Katja Ott Florian Paizs Christoph Panzer Jochen uast Stefan Richwien Pit Stenkho Julian Struck Stefan Winter Janina Zschernig

Impressum Der Autorenschaft war überlassen, welche Form der gendergerechten Sprache in den jeweiligen Beiträgen verwendet wurde. Die im Buch verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter. Spielen, was ist. Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen. Herausgegeben von Linda Best und Susanne Ziegler b Theater der Zeit Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, bersetzungen, Mikroverlmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien. Verlag Theater der Zeit Verlagsleiter Harald Müller Winsstraße , Berlin www.theaterderzeit.de Visuelles Konzept und La out Neue Gestaltung, Berlin Pit Stenkho , Nina Odzinieks, Flo Paizs www.neugestaltung.de Printed in the EU ISBN - (Paperback) ISBN - (ePDF)

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ISBN 978-3-95749-506-8

Theater der Zeit Spielen, was ist. 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen.

Herausgegeben von Linda Best und Susanne Ziegler

Katja Ott leitete das Theater Erlangen von 2009–2024. Nach ihrem Studium war sie als Regieassistentin u. a. an den Münchner Kammerspielen engagiert und arbeitete anschließend als freischaffende Regisseurin. Vor ihrer Intendanz in Erlangen war sie Schauspieldirektorin und Leiterin des Jungen Staatstheaters in Braunschweig.

Angefangen wird mittendrin! Das vorliegende Erinnerungsbuch erzählt nicht nur von vielen Neuanfängen in der Intendanz Katja Ott, sondern auch vom kreativen Umgang mit Vorhandenem, Immer-Dagewesenem. Mit der Öffnung in die Stadtgesellschaft und dem Ausprobieren neuer Formate etablierte sie das Theater als Ort künstlerischer Utopien, aber auch als Forum für sozialpolitische Debatten. Wiederholt im Fokus stand dabei die Diskussion um ein Stadttheater der Zukunft und die Weiterentwicklung des Hauses. Neben dem klassischen Repertoire verankerte Ott vor allem die Gegenwartsdramatik fest im Spielplan. Inszenierungsfotos aus 15 Jahren IntendanzZeit und anregende Texte zeigen die inneren und äußeren Prozesse des Theaterbetriebs sowie wesentliche Impulse, die die Theatermacher*innen bei der Gestaltung des Theaters Erlangen antrieben.


ISBN 978-3-95749-506-8

Theater der Zeit Spielen, was ist. 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen.

Herausgegeben von Linda Best und Susanne Ziegler

Katja Ott leitete das Theater Erlangen von 2009–2024. Nach ihrem Studium war sie als Regieassistentin u. a. an den Münchner Kammerspielen engagiert und arbeitete anschließend als freischaffende Regisseurin. Vor ihrer Intendanz in Erlangen war sie Schauspieldirektorin und Leiterin des Jungen Staatstheaters in Braunschweig.

Angefangen wird mittendrin! Das vorliegende Erinnerungsbuch erzählt nicht nur von vielen Neuanfängen in der Intendanz Katja Ott, sondern auch vom kreativen Umgang mit Vorhandenem, Immer-Dagewesenem. Mit der Öffnung in die Stadtgesellschaft und dem Ausprobieren neuer Formate etablierte sie das Theater als Ort künstlerischer Utopien, aber auch als Forum für sozialpolitische Debatten. Wiederholt im Fokus stand dabei die Diskussion um ein Stadttheater der Zukunft und die Weiterentwicklung des Hauses. Neben dem klassischen Repertoire verankerte Ott vor allem die Gegenwartsdramatik fest im Spielplan. Inszenierungsfotos aus 15 Jahren IntendanzZeit und anregende Texte zeigen die inneren und äußeren Prozesse des Theaterbetriebs sowie wesentliche Impulse, die die Theatermacher*innen bei der Gestaltung des Theaters Erlangen antrieben.


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