The European Balcony Project. The Emancipation of the European Citizens

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The ­European ­ ­ roject or Balcony P The Emancipation of the European ­ Citizens Ulrike Guérot, Verena Humer, Robert Menasse und Milo Rau (Hg.)



The European ­Balcony Project



The ­European ­ ­ roject or Balcony P The Emancipation of the European ­ Citizens Herausgegeben von Ulrike Guérot, Verena Humer, Robert Menasse und Milo Rau unter Mitarbeit von Laura Sofía Salas

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Inhalt Vorwort – Ulrike Guérot, Robert Menasse, Milo Rau 7 Preface – Ulrike Guérot, Robert Menasse, Milo Rau 8 Das European Balcony Project – Verena Humer 9 14 The European Balcony Project – Verena Humer 18 Manifest Kommentar der Herausgeber*innen zum Manifest 19 Manifesto 25 Editor’s Notes on the Manifesto 26 Antifaschismus ist die Basis der (europäischen) Demokratie 31 – Daphne Büllesbach Anti-Fascism is the Foundation of (Euro­pean) Democracy 34 – Daphne Büllesbach

Ausrufungen

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Die Europäische Republik weiterdenken

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Cent ans après la Grande Guerre, proclamons la République européenne – Julien Deroin Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, lasst uns die Europäische Republik ausrufen! – Julien Deroin Die Republik und der Kiosk – Pierre Stephani Kulturarbeit ist das, was Weichen stellt – Rado Carlo Poggi The Manifesto of BITEF Theatre – Team of BITEF Theatre A Manifesto Against the European Republic – Marco Mosbæk Olsson Put ka istinskoj građanskoj jednakosti – Nihad Kreševljaković The Road to True Civil Equality – Nihad Kreševljaković the brusselsARTproject – ÉUgality METROPA – Stefan Frankenberger Je rêve d’une République européenne – Etienne Vaccaro-Grange A Public Matter – Anca Danaila

Geschichten

Bridging Europe With Relentless Optimism – Jon Beedell & Richard Headon Auf dem Balkon des Burgtheaters: Peter Simonischek ruft die Europäische Republik aus – Burgtheater “Un Balcone per l’Europa”, Manifestazione a Napoli – Elmar Zorn Vielstimmigkeit statt diszi­pli­nierender Einstimmigkeit – Gemeinschaftsprojekt 4

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#weproclaim – Sophie Menasse Rumänien in Europa – Orlando Balaș Ein Fest für Europa – Brigitte Landesmann und Birgit Wittwehr Die Überraschungs­performance – Ralph Krolewski Knitting the Lines of the Manifesto at the Harbour of Eleusis – Ioanna Valsamidou Urratsez Urrats / Step by Step – Eneko Aizpurua Urteaga Wir sind Visionäre, aber nicht weltfremd – Gemma Durany „Es lebe die Europäische Republik“ – Thalia Theater Möchtest du Europa mitgestalten? Ja. Nein. Hmm. – Mona Hofmann Bochum. Stadt des europäischen Versprechens – Josephine Raschke Europäer, Europäer, seid ihr da? – Andrea Lun und Silke Stockebrand ­ urope – Birgit Mele Wonderful E

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Manifestcollage

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Statements

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Ausblick

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Elfriede Jelinek (Austria) Dubravka Ugrešić (Croatia) Étienne Balibar (France) Maxi Obexer (Italy/Germany) Kathrin Röggla (Austria) Srećko Horvat (Croatia) EuropaNow! (Italy) Navid Kermani (Germany) Carolin Emcke (Germany) Yoeri Albrecht (Netherlands) Guillaume Klossa (France) Dragomán György (Hungary) Joan Nederlof (Netherlands) Claus Leggewie (Germany)

Es gilt das gesprochene Wort – Klaus Lederer From the European Balcony Project to the European Republic – Simone Ceramicola Vom European Balcony Project zur Europäischen Republik – Simone Ceramicola Danksagung / Acknowledgements Zur Auswahl der Bilder / Choosing the Images Die Herausgeber*innen / The Editors Impressum

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Ulrike Guérot: „Der allgemeine politische Gleich­heits­ grundsatz für alle europäischen Bürger*innen und die konkrete Ausgestaltung der europäischen Demokratie müssen in die Wahlpro­gramme. Wir appellieren an die Politiker*innen, die Ursprungsidee Europas wieder­zufinden: Europa heißt nicht, Staaten zu integrieren, sondern Menschen zu einen. Traut euch!“ Robert Menasse: „Der heutige Tag hat gezeigt, dass nur die europäische Realität in der Krise ist, aber nicht die europäische Idee. Trägt man die europäische Idee in die Öffentlichkeit, entsteht Bewegung!“

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Vorwort

Ulrike Guérot, Robert Menasse, Milo Rau Im Juli 2018 entwarfen wir gemeinsam ein Bürger*innen-Manifest zur Zukunft Europas. Dieses theatralisch angelegte Manifest wurde mittlerweile in über dreißig Sprachen übersetzt, an mehr als 200 Orten vorgetragen und von tausenden Menschen auf der ganzen Welt diskutiert. Ziel war es, viele Personen aus möglichst vielen Regionen zu erreichen, um im öffentlichen Raum eine breite Debatte zur Zukunft Europas anzustoßen. Unser Wunsch, dass sowohl öffentliche Institutionen als auch Privatpersonen Begleitprogramme, Bürgerforen oder Diskussionspodien rund um das Manifest organisieren und die Proklamation des Manifests am 10. November 2018 von vielen Veranstaltungen gerahmt wird, hat sich mehr als erfüllt. Am 10. November 2018 um 16 Uhr wurde die Proklamation der Europäischen Republik in ganz Europa zeitgleich durchgeführt. In großen und kleinen Städten, Hauptstädten und Regionen machten sich viele unterschiedliche Menschen auf, um die europäische Idee dezentral, aber gemeinsam zu diskutieren. Wir wollten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass alle Bürgerinnen und Bürger – jenseits von Herkunft oder Nation – eine gemeinsame Zukunft haben, wenn sie sich dafür entscheiden, sich in einer Europäischen Republik mit gleichen bürgerlichen Rechten zu organisieren. Das European Balcony Project sollte einen wissenschaftlichen Diskurs über den Zustand der Demokratie in Europa in die Zivilgesellschaft tragen, damit alle Bürgerinnen und Bürger die Chance haben, Europa neu zu denken – erst recht in einer Zeit, in der Bürgerbeteiligung allerorten gefordert wird und Nationalismen vielerorts zu Radikalisierungen führen. Darum wollten wir dazu einladen, über die Idee einer „Europäischen Republik“ nachzudenken – ein Begriff, der in einem Wort sagt, dass es um die „öffentliche Sache Europas“ geht. Dass Europa tatsächlich eine gemeinsame Sache ist, hat sich anhand dieses Projekts gezeigt! Wir sind überwältigt und dankbar für die zahlreichen Menschen, die uns dabei unterstützt und dieses Projekt durch Spenden und Förderungen, ehrenamtliche Arbeit und selbstorganisierte Ausrufungen erst möglich gemacht haben. Danke für euer Engagement, eure Ausdauer, eure Ideen und die kritischen Stimmen! Für all diese Bürgerinnen und Bürger haben wir diesen Katalog produziert. Wir wollen sie dadurch noch einmal sichtbar machen, unseren größten Dank aussprechen und die große Vielfalt Europas zugleich dokumentieren und widerspiegeln.

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Preface Ulrike Guérot, Robert Menasse, Milo Rau In July 2018, we jointly designed a Citizens’ Manifesto regarding the future of Europe. The manifesto, which was created for the stage, has now been translated into over thirty languages, performed at more than 200 places and debated by thousands of people around the world. Our aim was to reach as many people from as many regions as possible in order to inspire a broad debate in the public sphere regarding the future of Europe. We hoped that public institutions as well as private individuals would organise accompanying programmes, citizens’ forums or discussion panels around the manifesto and that its proclamation on 10th November 2018 be framed by many events. This expectation was not just met but surpassed. On 10th November 2018 at 4pm, the European Republic was proclaimed simultaneously throughout Europe. In large and small cities, capitals and regions all kinds of people set out to discuss the European idea in a decentralised but also joint manner. We wanted to raise awareness that all citizens – independent of their origin or nationality – have a common future, if they decide to organise within a European Republic with equal civil rights. The European Balcony Project was tasked with carrying the scientific discourse regarding the state of democracy in Europe into civil society, 8

to enable all citizens to re-think Europe – especially in a time when civil participation is called for everywhere and when nationalism is causing widespread radicalisation. Hence our invitation to consider the idea of a “European Republic” – a term encapsulating succinctly that we are dealing with the “public cause of Europe”. Europe truly is a common cause and this project illustrated precisely this! We are overwhelmed and grateful for the support of so many people, their donations and funding, voluntary work and self-organised proclamations, which made the project a reality. Thank you for your commitment, perseverance, ideas and critical voices! This catalogue is intended for all of these citizens of Europe. We hope it will make them visible once again, that it will convey our sincerest gratitude and also document and reflect Europe’s vast diversity.


Das European Balcony Project Verena Humer Europa geht es nicht gut: Eyes wide shut werden die europäischen Bürger*innen heute zu Zeitzeug*innen der Demontage des europäischen Einigungsprojekts. Unsere politische Union, die Ever Closer Union, die das Vorzeigeprojekt des Kontinents im letzten Jahrhundert gewesen ist und gut sechzig Jahre gewährt hat, ist nun gefährdet. Starke europäische Institutionen wurden geschaffen, ein Binnenmarkt, eine gemeinsame Währung, ein gemeinsamer Raum des Rechts. Dazu viele Programme wie etwa Erasmus. Doch es hilft alles nichts: Vor unseren Augen zerfranst das europäische Einigungsprojekt, es wird in den meisten europäischen Ländern von Nationalismus und Populismus gleichsam angenagt und angefressen. Es passiert etwas eigentlich Unvorstellbares: Europa wird wieder infrage gestellt! Das laute „Nie wieder“, das lange Jahre über dem Kontinent stand, verhallt zunehmend! Eingerissene Zäune werden wieder errichtet, Nationalismen und Abspaltungen sind keine Dystopie mehr, sondern politische Realität. Mit dem Brexit wird der „Königin Europa“, wie sie auf alten Karten immer dargestellt wird, buchstäblich der linke Arm amputiert – kein Körper überlebt das heil. Das Allerschlimmste aber ist, dass ein Teil der von den sogenannten Populisten vorgebrachten Kritik an den Strukturen der EU (leider!) berechtigt ist: Demokratiedefizit, soziale Krise, Legitimitäts­ probleme, unzureichende souveräne Entscheidungsfindung, Handlungs­un­fähigkeit. All das muss sich die EU berechtigterweise vorwerfen lassen. Allen voran aber Reformunfähigkeit, Mutlosigkeit und Ambitionslosigkeit! Mit diesem Katalog wollen wir darum den Raum vermessen zwischen einer technokratischen und oft seelenlosen EU, die mit einem bürokratischen Vokabular – Governance, Better Regulation, Subsidiarität – daherkommt, und der Vision, dem Ziel eines demokratischen, legitimen und sozialen Europas, das wir unter dem Begriff Europäische Republik subsumieren. Die wirtschaftliche Integration Europas wurde bereits vollzogen, auf die politische und soziale warten Europas Bürger*innen indes seit langem. Genau darum ging es uns mit der Ausrufung einer Europäischen Republik: um einen Paradigmenwechsel von einem Europa der Staaten hin zu einem Europa der Bürger*innen. Es geht heute nicht mehr um europäische Integration, denn Markt und Währung sind in Europa längst integriert. Sondern es geht jetzt um die Schaffung einer europäischen Demokratie. Von europäischer Integration zur Demokratie, das heißt auch: 9


Nicht mehr die Staaten sind die zentralen Akteure in Europa, sondern WIR, die Bürger*innen Europas, egal auf welchem Fleckchen des Kontinents wir wohnen. Die Bürger*innen sind der Souverän! Das European Balcony Project wurde ins Leben gerufen, damit wir den Begriff des europäischen Bürgers, der europäischen Bürgerin endlich ernst nehmen. Denn European Citizen sein, das heißt nicht nur, wir haben uns alle lieb und teilen die gleichen Werte. Es heißt vor allem, wir haben dieselben Rechte! Allen voran betrifft das Wahlen, Steuern und das Soziale. Der französische Soziologe Pierre Rosanvallon bezeichnet das als die „Krönung des Bürgertums“ („Le sacre du citoyen“). Wer Bürger*in sagt, teilt nicht nur Werte, er teilt vor allem Rechtsgleichheit. Wir haben die Europäische Republik ausgerufen, weil wir nicht in einem Europa leben wollen, in dem nur die Güter (die Banane, die Gurke oder das Leuchtmittel) in einem europäischen Binnenmarkt den Zustand der Rechtsgleichheit genießen, denn in einen Binnenmarkt könne man sich nicht verlieben, sagte einst Jacques Delors. Wir wollen nicht in einem Europa leben, in dem nur der Euro gleich ist vor dem Recht. Wir wollen in einem Europa leben, in dem neben Gütern und Geld vor allem die europäischen Bürger*innen gleich sind vor dem Recht, in all ihren bürgerlichen Belangen. Ein Markt, eine Währung, eine Demokratie ist darum unser Motto für die Begründung einer Europäischen Republik! Das European Balcony Project stellte von Beginn an die Souveränität der Bürger*innen in den Mittelpunkt – ohne sie wären die vielen tausend Ausrufungen und Debatten rund um den 10. November 2018 gar nicht möglich gewesen. Der vorliegende Katalog ist multilingual angelegt, mit Beiträgen aus ganz Europa bestückt und versammelt zahlreiche Bilder der Aktionen und Akteur*innen, die sich auch über die nationalen Grenzen der EU erstreckten. Die Beiträge sind in der Sprache abgedruckt, in der sie eingereicht wurden. Das Manifest wird hier auf Englisch, Deutsch und dann noch einmal zur Gänze aufgeteilt und in 36 Sprachen publiziert, um die große und bunte Sprachenvielfalt Europas zu dokumentieren, die weit über die „Nationalsprachen“ hinausgeht. Wie man dem Katalog entnehmen kann, fanden die meisten Ausrufungen im deutschsprachigen Raum statt. Das war weder Intention noch Ziel des Projekts, sondern ist lediglich der Tatsache geschuldet, dass dieses Projekt mit einem sehr kleinen Budget auskommen musste. Durch das Crowdfunding war es uns möglich, zumindest unsere vorhandenen Büros in Berlin und Wien mit zusätzlichen Projekt-Mitarbeiter*innen zu besetzen. Weshalb der Aktionsradius im Wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum beschränkt blieb und wir keine Büros in weiteren Ländern errichten konnten. Wir hoffen, durch diesen Katalog in vielen anderen Ländern klare Impulse und Anreize zu setzen, sich in den kommenden Jahren mit der Idee und Umsetzung einer Europäischen Republik aktiv auseinanderzusetzen. Denn Europa braucht dringend einen Neustart, der von den Bürger*innen ausgeht! 10


Unser Ziel war es, viele Personen aus den verschiedensten Regionen im öffentlichen Raum zu erreichen, um eine breite und vor allem kritische Debatte zur Zukunft Europas anzustoßen. Unsere Hoffnung war es, dass eine Vielzahl an Kulturinstitutionen und privaten Gruppen Begleitprogramme, Bürger*innenforen oder Diskussionspodien zum Thema organisieren und die Proklamation des Manifests zwischen dem 9. und 11. November 2018 von offenen Diskursen gerahmt wird. Das ist in einer überwältigenden Zahl gelungen. Aber es gab auch Gegen-Manifeste oder eigenständige Ergänzungen des zur Verfügung gestellten Manifests. Auf unserer Website europeanbalconyproject.eu haben wir das Manifest sowie ein Addendum zu seiner Verwendung online gestellt, aber auch einen Fundus an Print- und Audio-Materialien von Europagegnern und Europabefürwortern, die in Bezug zum jahrhundertealten Einigungsprojekt auf diesem Kontinent stehen: Diese reichten von rechtsnationalen Reden über klassische Musikstücke bis hin zu wissenschaftlichen Vorträgen, die einen Europabezug haben. Zudem konnten sich Interessierte als „Bürger*innen der Europäischen Republik“ eintragen lassen und einen Europäischen Pass downloaden. In Weimar, wo die Autor*innen des Manifestes die Ausrufung vorgenommen haben, wurde eine „richtige“ Passbehörde eingerichtet, in der man sich den Pass der Europäischen Republik mit „offiziellem“ Stempel ausstellen lassen konnte. Republik-Ausrufungen fanden traditionell immer von Balkonen aus statt. Der „Balkon“ diente bei diesem Projekt vor allem aber ganz klar als Symbol für einen an die Öffentlichkeit gewandten Ort – so wurde das Manifest nicht nur von Balkonen, sondern auch von Brücken, Bühnen oder Brunnen u. v. m. verlesen. Um die europäische Idee zu dezentralisieren, sollte der Aktionsradius des European Balcony Projects Städte und Regionen aller Größen­ ordnungen einschließen – dank der sozialen Medien und verschiedener (Theater-) Netzwerke meldeten sich bald Personen aus ganz Europa, die versuchen wollten, den europäischen Wahlspruch „In Vielfalt geeint“ zu verwirklichen: eine normative Einheit in Europa unter dem Dach einer Europäischen Republik, die die kulturelle Vielfalt sowie lokale und regionale Identitäten wahrt. Die Idee des Gemeinwohls – der res publica – dient in unserem Manifest als Leitprinzip der zukünftigen europäischen Ordnung, denn Europa kann nicht nur ein Binnenmarkt und ein Währungsraum sein. Die Idee dieser längst überfälligen Republik war der Baustein unseres künstlerisch-politischen Projekts auf transnationaler und transdisziplinärer Ebene. Gleiche Rechte für alle Bürger*innen in Europa würde ganz konkret bedeuten, dass es u. a. eine europäische Arbeits- und Sozialversicherung, ein europäisches Grundeinkommen, eine europäische ID, ein europäisches Vereinsgesetz, eine europäische Steuernummer und natürlich einheitliche, transnationale Lösungen für die großen europäischen Themen wie die Klimaerwärmung und die Herausforderung der Migration gibt. Wir alle Das European Balcony Project

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müssen verstehen, dass die Geflüchteten nicht in italienischen, sondern in europäischen Häfen landen. Denkt man den Grundsatz der allgemeinen politischen Gleichheit für alle europäischen Bürger*innen in seiner Konsequenz zu Ende, versteht man auch den zentralen Satz unseres Manifests: „Das Europa der Nationalstaaten ist gescheitert.“ Denn es geht in Europa nicht darum, Staaten zu integrieren, sondern darum, Bürger*innen zu einen. Gleichzeitig war das aber auch der Satz, der bereits im Vorfeld zu heftigen Debatten führte. „Wie sollen wir denn ohne Nationalstaaten, ohne Frankreich oder Deutschland leben? Wo bleibt da unsere Identität, unsere Heimat?“ Die Antwort ist: Die Heimat, die Identität kann bleiben, aber beide garantieren keine Rechte! Die Republik aber, die bürgerliche Rechtsgleichheit garantiert, unterscheidet nicht nach Herkunft oder nach Religion. Jede*r kann sein, wie und was er ist: auf kultureller, regionaler oder religiöser Ebene. Korsen und Bretonen z. B. teilen weder die gleiche Identität noch die gleiche Sprache. Sie sind heute aber beide auf der Grundlage von Rechtsgleichheit Bürger*innen der Französischen Republik. So stellen wir uns das für ganz Europa vor. Es geht bei dem European Balcony Project also nicht um eine gesamteuropäische (Einheits-)Kultur. Ganz im Gegenteil wollen wir die regionale Diversität erhalten und durch eine für alle gültige Europäische Verfassung bewahren. Wir wollen, dass eine Europäische Republik die verschiedenen europäischen Heimaten schützt, gleichsam das politische Dach für sie wird. Wir wollen nicht, dass Europa zur Heimat wird! Die europäische Unionsbürgerschaft darf darum kein weitgehend leerer Begriff bleiben, der sich im Wesentlichen auf die Zugehörigkeit zum Binnenmarkt bezieht. Die Unionsbürgerschaft garantiert allen Europäer*innen Food Safety, Upload Filter oder gleiche Roaminggebühren. Das ist alles gut. Aber sie garantiert uns eben nicht jenes „sacre du citoyen“. Erst mit dem „sacre du citoyen“, der bürgerlichen Rechtsgleichheit in der Hand, könnte jede*r Europäer*in in ganz Europa leben, arbeiten, eine Ausbildung beginnen, überall wählen, ein Grundeinkommen erhalten, Staatsdiener*in werden, die Ausbildung restlos anerkannt bekommen, eine Rente beziehen u. v. m. – und zwar zu gleichen Bedingungen, ob in Vilnius, Thessaloniki oder Lissabon. Die Idee einer Europäischen Republik ist keine Utopie mehr. Längst steht sie als Forderung in einigen Parteiprogrammen als perspektivisches Ziel, z. B. bei den deutschen oder österreichischen Grünen. In Brüssel liegen seit Jahren Anträge z. B. zu einer europäischen Arbeitslosenver­ sicher­ung in den Schubladen. Sogar Frau von der Leyen hat eine europäische Arbeitslosenversicherung und ein europäisches Grund­ einkommen in ihrer Antrittsrede vom 16. Juli 2019 als Ziel für ihr Mandat an der Spitze der neuen Kommission offiziell erwähnt. Italienische Abgeordnete und Bürgermeister, darunter der Bürgermeister von Ventotene1, haben im Oktober 2019 eine offizielle 12


Petition gestartet, in der sie für die Gründung einer Europäischen Republik werben. Sie finden diese Petition im Internet, auch Sie können sie unterschreiben. Diese Petition soll im Frühjahr 2020 dem Europäischen Parlament vorgelegt werden: je mehr Unterschriften, desto wirkungsvoller! Europa taumelt. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, zu handeln und sich für eine mutige Weiterentwicklung einzusetzen. Wir müssen uns für die Komplettierung des europäischen Marktes und der Währung durch eine europäische Demokratie aussprechen, in der die europäischen Bürger*innen und nicht die Staaten entscheiden. Ziel der Ausrufung und dieses Katalogs ist es, immer mehr Menschen in Europa zu erreichen, um zu signalisieren, dass die Verantwortung für die Zukunft des Kontinents letztlich bei ihnen selbst liegt.

1 Jener Ort, an dem 1944 das erste anti­faschis­ tische, europäische Manifest geschrieben wurde, das die europäischen Bürger*innen jenseits von nationalen Grenzen einen wollte.

Das European Balcony Project

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The European Balcony Project Verena Humer Europe is not doing well: European citizens are witnessing the demolition of the European integration project with their eyes wide shut. Our political and ever closer union, the flagship project of the continent over the last century which proved its worth for a good 60 years, is now in danger. Strong European institutions were created, a single market, a common currency, a common area of justice. And many other programmes such as Erasmus. But it’s just no use: The European unification project is falling apart before our very eyes, in most European countries nationalism and populism has been gnawing away at it. Something unimaginable is happening: Europe is being questioned once again! The loud calls of “Never again!”, once audible throughout the continent, are increasingly falling silent! Fences which had been torn down are being re-erected, nationalism and separatism are no longer dystopic but rather a political reality. “Queen Europe”, as old maps often illustrated, is literally losing her left arm due to Brexit – no body can easily tolerate such a loss. And the worst of it is that some elements of the criticism levelled at the structures of the EU by the socalled populists are (unfortunately!) justified: Democratic deficit, social crisis, legitimacy problems, insufficiently sovereign decisionmaking, inability to act. The EU has to admit all of these complaints are justified. Above 14

all, however, its inability to reform, despondency and lack of ambition! Hence, with the help of this catalogue, we hope to measure the space between a technocratic and often soulless EU, spouting bureaucratic vocabulary such as – Governance, Better Regulation, Subsidiarity – and the vision or goal of a democratic, legitimate and social Europe, which we sum up in the concept of “European Republic”. European economic integration has already been carried out while the citizens of Europe are still waiting for its political and social dimension. That is exactly what the proclamation of a European Republic was about for us: a paradigm shift from a Europe of States to a Europe of Citizens. Today, we are no longer concerned with European integration, as market and currency have long since been integrated in Europe. Now, we are striving for the creation of a European Democracy. Moving from European integration towards democracy also means: the states are no longer the central actors in Europe but WE are, the citizens of Europe, irrespective of which corner of the continent we live in. The citizens are the sovereign! The European Balcony Project was created to ensure we finally take the concept of the European citizen seriously. Because being a European citizen does not just mean loving each other and sharing the same values. Above all else, it means: we have the same rights! This chiefly refers to elections, taxes and social matters. The French


sociologist Pierre Rosanvallon calls this the “coronation of the middle classes” (“Le sacre du citoyen”). Using the term citizen does not just imply shared values but primarily legal equality. We have proclaimed the European Republic because we do not want to live in a Europe where only goods (bananas, cucumbers or lamps) enjoy legal equality within a European single market. As Jacques Delors once put it, you cannot fall in love with a single market. We do not want to live in a Europe where only the euro is equal before the law. We want to live in a Europe where, above all else, European citizens are equal before the law, in all civil matters, alongside goods and money. Therefore one market, one currency, one democracy is our motto for the foundation of a European Republic! The European Balcony Project put sovereignty of citizens at the very centre from the outset – without it, the thousands of proclamations and debates on and around 10th November 2018 would not have been possible. This catalogue is multilingual, with contributions from all over Europe, and compiles numerous pictures of actions and actors which even cross national borders within the EU. The contributions are printed in the language in which they were submitted. The manifesto is published in English, German and then split in its entirety and published in 36 languages, in order to document the colourful variety of languages in Europe, far exceeding the “national languages”. As the catalogue illustrates, most proclamations took place in Germanspeaking areas. This was neither the intention nor the aim of the project and is simply due to the fact that this project had to make do with a very limited The European Balcony Project

budget. Crowdfunding made it possible to at least staff our existing offices in Berlin and Vienna with additional project employees. Hence the radius of activity was limited to German-speaking areas and we were unable to establish offices in further countries. We hope this catalogue can send a clear signal and incentive to many other countries to actively engage with the idea and realisation of a European Republic over the next few years. Because Europe urgently needs a reboot triggered by its citizens! We aimed to reach many people from the widest range of regions possible within the public sphere, in order to kick off a broad and above all critical debate regarding the future of Europe. We hoped a variety of cultural institutions and private groups would organise fringe programmes, citizens’ forums or discussion panels regarding the topic to frame the proclamation of the manifesto from 9th to 11th November 2018 with a public debate. This was an overwhelming success with great turnout. However, there were also counter-manifestos or independent amendments to the manifesto provided. We published the manifesto on our website europeanbalconyproject.eu as well as an addendum regarding its use. However, we also provided a series of print and audio materials from Euro-sceptics and pro-Europeans, regarding the century-old unification project on this continent: These spanned right-wing nationalist speeches, pieces of classical music and scientific lectures pertaining to Europe. Furthermore, anyone interested could register as “Citizen of the European Republic” and download a European passport. The authors of the manifesto carried out the 15


proclamation in Weimar, where a “real” passport authority was established and passports of the European Republic were issued with an “official” stamp. Traditionally, republics were always proclaimed from balconies. However, a “balcony” is used throughout this project particularly as a clear symbol for spaces facing the public – meaning the manifesto was not just read from balconies but also bridges, stages or fountains etc. In order to decentralize the European idea, the radius of activity throughout the European Balcony Project was intended to include cities and regions of all sizes – thanks to social media and various (theatre) networks, people from all over Europe soon got in touch, hoping to realise the European motto “United in diversity”: a normative unity in Europe under the umbrella of a European Republic, preserving cultural diversity and local and regional identities. The idea of the common good – the res publica – serves in our manifesto as the guiding principle for a future European order. Europe cannot just be a single market and currency zone. The concept of this long overdue republic was a building block for our artistic yet political project at a transnational and inter-disciplinary level. To put it in concrete terms, equal rights for all citizens in Europe means, among other things, European employment and social security, a European basic income, European ID, European law on associations, a European tax number and of course uniform, transnational solutions for the big European issues such as climate change and the challenges of migration. All of us have to understand that refugees are not landing in Italian but in European ports. 16

If we fully think through the principle of general political equality for all European citizens and its implications, we come to understand the central sentence of our manifesto: “The Europe of nation states has failed.” Because Europe is not about integrating states but uniting citizens. But at the same time this sentence caused mighty debate in the run up. “How are we supposed to live without nation states, without France or Germany? What about our identity, our home?” The answer is: Home and identity can remain, but they do not guarantee rights! However, a Republic which guarantees equality of rights to all citizens does not differentiate according to origin or religion. Everyone can be how and what they are: on a cultural, regional or religious level. Corsicans and Bretons, for example, share neither the same identity nor the same language. Yet today they are both citizens of the French Republic on the basis of legal equality. This is what we envisage for the whole of Europe. Meaning the European Balcony Project is not aiming for a Europe-wide (standard) culture. On the contrary, we want to preserve regional diversity and maintain it through a European constitution, valid for everyone. We want a European Republic which protects different European homes while offering a political umbrella. We do not want Europe to become home! Citizenship of the European Union cannot therefore remain an empty concept, mainly conveying a sense of belonging to the single market. Citizenship of the Union guarantees all Europeans food safety, upload filters and equal roaming charges. All of this is good. But it does not guarantee the said “sacre du citoyen”.


Only with such “sacre du citoyen”, equality of rights for all citizens, in hand can all Europeans live all over Europe, work, commence apprenticeships, vote everywhere, receive a basic income, become a civil servant, have their apprentice­ships fully recognised, receive a pension and so much more – and all of this subject to equal conditions, be it in Vilnius, Thessaloniki or Lisbon. The idea of a European Republic is no longer utopian. It has long since become a demand in some party manifestos as a perspectival goal, e.g. for the German and Austrian Green parties. Proposals for European unemployment insurance, for example, have been biding their time for years in drawers in Brussels. Even Mrs von der Leyen officially mentioned a European unemployment insurance and basic income during her inaugural address on 16th July 2019 as an aim for her mandate at the helm of the new commission. Italian MEPs and mayors, among them the mayor of Ventotene1, started an official petition in October 2019 hoping to garner support for the foundation of a European Republic. This petition can be found online; you can sign it too. In spring 2020, this petition will be presented to the European Parliament: the more signatures it has, the more powerful it will be! Europe is reeling. There is not much time left to act and to take a stand for bold changes. We must speak up for completion of the European market and currency through a European democracy, in which European citizens and not states make the decisions. The proclamation and this catalogue aim to reach more and more people in Europe and to send out a clear signal: ultimately we are all The European Balcony Project

personally responsible for the future of our continent.

1 The place where the first anti-fascist manifesto was written in 1944, aiming to unite European citizens across national borders.

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Manifest I Heute, am 10. November 2018 um 16 Uhr, hundert Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, der auf Jahrzehnte die europäische Zivilisation zerstört hatte, gedenken wir nicht nur der Geschichte, sondern nehmen unsere Zukunft selbst in die Hand. II Es ist Zeit, das Versprechen Europas zu verwirklichen und sich an die Gründungsidee des europäischen Einigungsprojekts zu erinnern. III Wir erklären alle, die sich in diesem Augenblick in Europa befinden, zu Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Republik. Wir nehmen unsere Verantwortung für das universale Erbe der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte an und geloben, sie endlich zu verwirklichen. IV Wir sind uns bewusst, dass der Reichtum Europas auf Jahrhunderten der Ausbeutung anderer Kontinente und der Unterdrückung anderer Kulturen beruht. Wir teilen deshalb unseren Boden mit jenen, die wir von ihrem vertrieben haben. Europäer ist, wer es sein will. Die Europäische Republik ist der erste Schritt auf dem Weg zur globalen Demokratie. as Europa der Nationalstaaten ist gescheitert. V D Die Idee des europäischen Einigungsprojekts wurde verraten. Der Binnenmarkt und der Euro konnten ohne politisches Dach zur leichten Beute einer neoliberalen Agenda werden, die der Idee der sozialen Gerechtigkeit widerspricht. Daher muss die Macht in den europäischen Institutionen erobert werden, um den gemeinsamen Markt und die gemeinsame Währung in einer gemeinsamen europäischen Demokratie zu gestalten. Denn Europa heißt: Menschen zu einen und nicht Staaten zu integrieren. VI An die Stelle der Souveränität der Staaten tritt hiermit die Souveränität der Bürgerinnen und Bürger. Wir begründen die Europäische Republik auf dem Grundsatz der allge­ meinen politischen Gleichheit jenseits von Nationalität und Herkunft. Die konstitutionellen Träger der Europäischen Republik sind die Städte und Regionen. Der Tag ist gekommen, dass sich die kulturelle Vielfalt Europas endlich in politischer Einheit entfaltet. VII Der Europäische Rat ist abgesetzt. Das Europäische Parlament hat gesetzgeberische Gewalt. Es wählt eine europäische Regierung, die dem Wohle aller europäischen Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen verpflichtet ist.

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Es lebe die Europäische Republik!


Kommentar der Herausgeber*innen zum Manifest1 Zum Text, seiner Form und seiner Funktion:

Dieser Text, konzipiert als Erinnerung an die historischen Ereignisse vor hundert Jahren, ist Vorlage für die theatralische Inszenierung einer Republikausrufung und daher bewusst kurz und abstrakt gehalten. Die Vorlesezeit sollte zwei Minuten nicht überschreiten. Als Vorlage dienten die Mitschnitte diverser Republikausrufungen (z. B. Ausrufung der Bayerischen Republik durch Kurt Eisner 1918), aber auch europäische Manifeste („Aufruf an die Europäer“2) europäischer Intellektueller aus der Vor- und Zwischenkriegszeit, die auch damals immer die Universalität der Menschenrechte und die Notwendigkeit von sozialem Frieden betont haben. Der Text möchte an die fast zeitgleichen Ausrufungen verschiedener Republiken in Europa im November 1918 erinnern, die am Ende des Ersten Weltkriegs zur Abdankung von Monarchien führten und Demokratien auf dem Grundsatz der allgemeinen politischen Gleichheit begründeten. Durch Übernahme bzw. Anlehnung an die sprachliche Radikalität der Zeit soll der Text daran erinnern, dass die Geschichte auch heute kontingent ist und der emanzipatorische Akt von Bürgerinnen und Bürgern, eine andere Verfasstheit Europas anzustreben, immer eine historische Potenzialität darstellt. Die Wahl des Datums für die theatralische Inszenierung fiel auf den 10. November, um die beiden historischen Daten des 9. November (Republikausrufungen, Novemberpogrome, Fall der Berliner Mauer)3 und des 11. November (Ende des Ersten Weltkriegs) inhaltlich zu verknüpfen, neu zu erinnern und in eine gemeinsame europäische Zukunft – Europa reformata4 – zu wenden.

Absatz I

Der erste Satz soll deutlich machen, dass die europäischen Bürgerinnen und Bürger der eigentliche Souverän und mithin die Träger des europäischen Einheitsprojekts sind. Sie können prinzipiell frei handeln, und zwar unabhängig davon, was ihre jeweiligen Regierungen machen. Wir wollen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Wir wollen keine (sozialen) Kriege mehr führen, die von der Zivilbevölkerung ausgetragen werden müssen, um nationale und kapitalistische Interessen einzelner Regierungen zu erstreiten. Der erste Satz soll auch vergegenwärtigen, dass die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten in den letzten zehn Krisenjahren eine fahrlässige Verschleppung institutioneller Reformen der EU und der Eurozone zu verantworten haben. Der Wille, das europäische Einigungs­ 19


projekt politisch zu vollenden, ist abhandengekommen. Viele europäischen Bürgerinnen und Bürger sind die Ambitionslosigkeit ihrer Regierungen mit Blick auf Europa leid.

Absatz II

Die Gründungsidee Europas war es, um Jean Monnet zu zitieren, „nicht Staaten zu integrieren, sondern Menschen zu einen“. Alle Ursprungstexte der europäischen Integration – z. B. das Manifest von Ventotene von 1944 – erinnern daran, dass Europa immer die Überwindung der heutigen Nationalstaaten bedeuten sollte, damit die großen Nationalstaaten nicht die kleineren dominieren (wie dies aber heute der Fall ist). Die Gründungs­idee Europas war ferner die rechtliche Gleichstellung der europäischen Bürger­innen und Bürger und NichtDiskriminierung jenseits von Nationalität, Ethnie, Religion oder Geschlecht. Die heutige EU ist davon nach wie vor weit entfernt. Wir möchten hiermit dazu auffordern, dass die EU diese europäi­schen Ursprungsziele wieder entschlossen auf die politische Agenda nimmt. Wir möchten auch daran erinnern, dass der Maastrichter Vertrag („ever closer union“) geltendes Verfassungsrecht ist. Wir sind der Überzeugung, dass Währung und Strategie, Innen-, Außen- und Sicherheits­politik, Klima- und Geflüchteten­ politik, Sozial- und Steuerpolitik, Agrar-, Handels- und Wirtschaftspolitik notwendigerweise zusammen­hängen. Wir beanstanden ebenfalls die derzeitige Konzentration der europapolitischen Diskussion auf identitäre Aspekte und Elemente nationaler Kultur, und möchten daran erinnern, dass Europa in erster Linie das zivile Projekt der Schaffung einer europäischen Rechtsgemeinschaft ist, die jetzt in einen politischen Rechtsraum für alle europäischen Bürger­innen und Bürger über­führt werden muss. Wir verwehren uns ebenfalls der derzeitigen Umdeut­ung der europäischen Friedenserzählung in eine „Sicherheitsunion“, die nur noch auf Schutz abzielt und das Prinzip der europäischen Offenheit verrät.

Absatz III

Wir möchten daran erinnern, dass das heutige Europa Erbe und Produkt des Gedankenguts der Aufklärung ist, das nach zwei verheerenden Weltkriegen und dem Holocaust in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder freigelegt und in europäischen Institutionen verankert wurde. Der erste Satz der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Hannah Arendt schreibt dazu, dass dies natürlich nicht stimmt: In der Realität sind viele Menschen nicht frei und nicht gleich in ihren Rechten.5 Es muss aber Maxime europäischer Politik sein, stets an den Prinzipien von Freiheit und Gleichheit zu arbeiten, die sich grundsätzlich auf alle Menschen erstrecken. Die europäischen Werte der Freiheit, Gleichheit und Solidarität sind unteilbar und national nicht verhandelbar. Die politische Verantwortung Europas ist es, dieser Maxime vor allem im Umgang mit 20


Geflüchteten verpflichtet zu bleiben.6 Wir wenden uns damit auch klar gegen die derzeit in Europa zu beobachtende Zunahme von Hass, Gewalt und Rassismus.

Absatz IV

Mit diesem Absatz nehmen wir Bezug auf die umfangreichen Ergebnisse der Postcolonial Studies und weisen darauf hin, dass das heutige Europa in großen Zügen mitverantwortlich ist für Fluchtursachen, u. a. durch seine Art, Handel oder Landwirtschaft zu betreiben, als Klimasünder oder durch direkte politische Einmischungen in anderen Teilen der Welt. Die Abkommen der Pariser Klimaschutzkonferenz (Dezember 2015) müssen von uns allen gemeinsam eingehalten und weitergedacht werden.7 Wir fordern, dass Europa seine strukturelle Dominanz in diesen Politik­ bereichen zugunsten von Fairness in Handel und internationalem Austausch beendet. Dieses Manifest ist als ein europäisches Versöh­n­ungs­angebot zu lesen, mit dem Europa 500 Jahre white supremacy beenden möchte. Das Manifest lehnt sich hier ausdrücklich an das „Terrestrische Manifest“ von Bruno Latour8 an, der die allgemeine Erklärung der Menschenrechte ausweitet auf Tier- und Pflanzenrechte und der den Schutz der globalen Allmende – darunter vor allem des Klimas – zur obersten Maxime europäischer Politik erklärt.

Absatz V

Staat und Markt wurden entkoppelt, der Binnenmarkt und der Euro wurden nicht in eine europäische Demokratie eingebettet. Eine Sozial- und Fiskalunion wurde nicht geschaffen. Die „Bürgerunion“ als Versprechen des Maastrichter Vertrags wurde nicht eingelöst. Die Bürgerinnen und Bürger sind nicht der Souverän des europäischen Systems. Die legitimatorische Grundlage der EU ist problematisch. Wir fordern ein demokratisches und soziales Europa. Die institutionellen und bürokratischen Mängel der EU und der Euro-Governance und ihre mangelnde politische Legitimität haben überall in Europa populistischen Parteien Vorschub geleistet und ganze Parteiensysteme zum Einsturz gebracht. Die Eurokrise hat Gläubiger und Schuldner mangels politischer Arbitrage in eine chauvinistische Frontstellung gebracht. Die EU kann eine gesamteuropäische politische Arbitrage nicht gewährleisten. Der Teufelskreis aus Bank- und Staatsschulden wurde noch nicht durchbrochen. Der europäische Markt und die europäische Währung sind bis heute nicht in eine europäische Staatlichkeit eingebettet, obgleich eine Währung schon ein Sozialvertrag ist. Stattdessen wurden die europäischen Bürgerinnen und Bürger während der Eurokrise gegeneinander ausgespielt und einzelne Nationen (auch medial) zu Sündenböcken ernannt. Wir fordern darum die Vollendung des politischen Projekts Europa durch die Schaffung einer gemeinsamen Demokratie, in der alle Kommentar zum Manifest

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europäischen Bürgerinnen und Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet sind: bei Wahlen, bei Steuern und beim Zugang zu sozialen Rechten. Rechtsgleichheit ist eine notwendige Bedingung für Demokratie. Die Rechtsgleichheit für Güter und für Kapital wurden jeweils durch einen Vertrag und eine Stichtagsregelung herbeigeführt.9 Heute muss es um die Komplementierung dieser europäischen Vertragswerke gehen: ein Markt – eine Währung – eine Demokratie! In einem letzten Schritt muss es also darum gehen, Rechtsgleichheit auch für europäische Bürgerinnen und Bürger herbeizuführen, und zwar dort, wo es sie am meisten betrifft, nämlich bei Steuern und sozialen Rechten.10 Konkret könnte in einem „Maastricht II“-Vertrag die Schaffung einer einheitlichen europäischen Sozialversicherungs- und Steuernummer zu einem bestimmten Stichtag (z. B. 1. Januar 2035) für Neugeborene in Europa beschlossen werden, mit Bestandsschutz für Ältere. So könnte perspektivisch der Übergang in ein europäisches Gemeinwesen organisiert werden, in dem alle europäischen Bürgerinnen und Bürger in einem europäischen Rechtsraum miteinander verbunden sind und eine europäische Staatsbürgergemeinschaft begründen. In einem parallelen Vertrag würden die 19 heutigen Euro-Länder so eine Demokratie begründen, während die Länder, die noch nicht im Euro sind, zunächst in die Währungsunion kommen und in einem zweiten Schritt die europäische Steuer- und Sozialversicherungsnummer als sichtbaren Ausdruck für bürgerliche Gleichheit einführen.

Absatz VI

Die entscheidende Forderung des Manifestes ist, dass die EU vollständig parlamentarisiert und nach dem Prinzip eine Person, eine Stimme organisiert wird. Dies erinnert an die Forderung der 1918er-Revolutionen nach allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlen. Durch die Gewichtung der Stimmen im Europäischen Parlament sind die Europawahlen heute noch nicht gleich für alle europäischen Bürgerinnen und Bürger. Dabei geht es weder um Zentralisierung noch um Kompetenztragung nach Europa, sondern um Gewaltenteilung. Es geht um die Schaffung einer europäischen Legislative, die volle gesetzgeberische Gewalt hat und eine zukünftige europäische Exekutive kontrolliert.11 Der Europäische Rat als intransparentes und nur teilweise legitimiertes Entscheidungsorgan wird abgeschafft, so wie die Republik-Ausrufungen von 1918 die Monarchien abgeschafft haben. Damit wird die Fähigkeit (einiger) EU-Mitgliedstaaten beschnitten, europäische Entscheidungen zu dominieren bzw. Entscheidungen durchzusetzen, die zwar den Interessen des eigenen Landes, nicht aber den Mehrheitswünschen aller europäischen Bürgerinnen und Bürger entsprechen. So wurde z. B. die Schaffung einer europäischen Arbeitslosenversicherung immer wieder im Europäischen Rat blockiert, während eine parlamentarische Mehrheit der europäischen Bürgerinnen 22


und Bürger einer solchen prinzipiell zustimmen würde. Die Solidarität der europäischen Bürgerinnen und Bürger wird strukturell unterschätzt.12 Aktuelle Vorschläge, z. B. die Schaffung eines Eurozonen-Parlaments, eines Eurobudgets oder eines europäischen Finanzministers, hängen zentral von den legitimatorischen Grundlagen ab, nämlich dass sich dieser Euro-Finanzminister einem anders legitimierten europäischen Parlament gegenüber voll verantworten kann, denn das Budgetrecht ist das wichtigste Recht eines jeden Parlaments. Eine zweite europäische Kammer könnte aus europäischen Regionen und Städten hervorgehen, die in plausible Verwaltungseinheiten von jeweils ca. acht bis fünfzehn Millionen Einwohnern eingeteilt und zu konstitutio­ nellen Trägern einer Europäischen Republik würden. Die kulturelle Vielfalt Europas bliebe erhalten. Europa wäre, was es immer sein wollte: normative Einheit bei kultureller Vielfalt. Niemand verliert seine Identität oder Heimat. Europa wird eine Demokratie, aber keine kulturelle „Einheitssoße“. Rechtsgleichheit bedeutet keine Zentralisierung!

Absatz VII

Die zentrale Forderung des Manifests – ähnlich 1918 – ist, dass die europäischen Bürgerinnen und Bürger in ihren Rechten und Pflichten – Wahlen, Steuern, Soziales – gleichgestellt werden. Dies ist das große, kontinentale Versöhnungsangebot nach der Krise, die den Kontinent in seinen Grundfesten erschüttert, das gegenseitige Ressentiment wieder geschürt und die europäischen Bürgerinnen und Bürger in die Hände von wohlfeilen Populisten getrieben hat, die das jeweilige Leid der einzelnen Länder für ihre nationalistischen Zwecke instrumentalisieren konnten. Staatlichkeit bedeutet Kongruenz von Territorium, Währung und Macht. Europa muss sich auf den Weg in eine gemeinsame Staatlichkeit begeben, um endlich in all diesen Politikbereichen handlungsfähig zu werden und eine gemeinsam finanzierte Innovations-, Bildungs-, Digitalisierungs- und ökologische Infrastrukturoffensive zu starten. Dazu braucht Europa perspektivisch Steuerhoheit. Wir brauchen dringend eine Diskussion über die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Regierung, gewählt aus dem Schoße eines repräsentativen Parlaments, die dem Prinzip der Gewaltenteilung gerecht wird. Ferner bedarf es einer europäischen Staatlichkeit, um international und strategisch im Sinne einer globalen Allmende steuerungsfähig zu werden. Darum rufen wir die Europäische Republik aus. Wir wollen nicht die Fehler des letzten Jahrhunderts begehen und den allfälligen Modernisierungs- und Digitalisierungsschub, den wir als Zeitgenossenschaft durchlaufen, gegen die Bürgerinnen und Bürger verwenden. Wir wollen die Modernisierung und Digitalisierung miteinander gestalten. Darum fordern wir die europäischen Bürgerinnen und Bürger auf, sich über die Landesgrenzen hinweg die Hände zu reichen und den Versuch zu wagen, eine Europäische Republik auf dem Grundsatz der Kommentar zum Manifest

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allgemeinen politischen Gleichheit zu errichten, anstatt erneut von nationalen Eliten für populistische Versuchungen instrumentalisiert zu werden!

1 Mehr Texte, Informationen und eine Doku­ mentation zum Thema sowie eine ausführliche Literaturliste und Links sind auf der Webseite des European Balcony Projects unter der Rubrik „Material“ zu finden. Damit möchten wir ermöglichen, sich selbstständig und weiterführend mit dem Thema „Europäische Demokratie“ zu beschäftigen. 2 literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=959. 3 Darüber hinaus sind der 9. November 1938 und der 9. November 1989 europäische Erinnerungsorte. 4 Der 10. November ist übrigens auch der Geburtstag von Martin Luther. 5 Vgl. Hannah Arendt: Von der Freiheit, frei zu sein. In: www.zeit.de/2018/02/hannah-arendt-essayfreiheit-revolution-zyklus-zeitalter. 6 Vgl. Hannah Arendt: Wir Flüchtlinge. Philipp Reclam jun. Verlag GmbH (Stuttgart) 2016. 7 sdgactioncampaign.org/de/. 8 Bruno Latour: Das Terrestrische Manifest. Suhrkamp Verlag (Berlin) 2018. 9 Binnenmarkt: Einheitliche Europäische Akte von 1986 mit Stichtagsregelung 1992; Euro: Maastrichter Vertrag von 1992 mit Stichtagsregelung 2002. 10 Z. B. Genuine Economic and Monetary Union, Bericht des Europäischen Rates, 2012: www.consilium.europa.eu/media/33785/131201. pdf. 11 Wir lehnen uns hier an ähnliche Forderungen an, z. B. TDEM, Traité pour la Démocratisation de l’Europe (2017), von Antoine Vauchez, Guillaume Sacriste, Stéphanie Hennette-Vauchez und Thomas Piketty. 12 www.deutschlandfunkkultur.de/studie-zursolidaritaet-in-europa-deutlich-solidarischer.1008. de.html?dramarticle_id=425139.

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Manifesto I

Today, at 4pm on the 10th Novem­ ber 2018, 100 years after the end of the First World War, which laid waste to European civilization for decades, we are not only recalling history; we are taking our future into our own hands. II It is time to turn the promise inherent in Europe into a reality and to remind ourselves of the founding ideas behind the project of European integration. III We declare that everyone present at this moment in Europe is a citizen of the European Republic. We acknowledge and accept our responsibility for the common heritage of the Universal Declaration of Human Rights, and we pledge finally to make it into a reality. IV We recognize that Europe’s wealth is based on the exploitation of other continents and the suppression of other cultures over centuries. For that reason, we are happy to share our territory with those whom we have driven from theirs. Anyone who wishes to can be a European. The European Republic is the first step on the path to a global democracy. V The Europe of nation states has failed. The dream of European integration has been betrayed. Without political underpinning, the Single Market and the euro fell easy prey to a neoliberal agenda which runs counter to the goal of social justice.

The powers of the European institutions must therefore be appropriated so that a common market and a common currency can be created within a common European democracy. Because Europe means unifying people, not integrating states. VI The sovereignty of states is hereby replaced by the sovereignty of citizens. The European Republic is founded upon the principle of universal political equality irrespective of nationality and social background. The constituent elements of the European Republic are the European cities and regions. The time has come for Europe’s cultural diversity to express itself within a framework of political unity. VII The European Council is hereby decommissioned. The European Parliament now has the power to make law. It will appoint a government committed equally to the welfare of all European citizens.

Long live the European Republic!

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Editor’s Notes on 1 the Manifesto The text, its format, and its purpose

This text, conceived as a memento to the historic events that took place 100 years ago, is the script for the theatrical staging of the proclamation of the Republic. It has therefore deliberately been kept short and abstract. The reading aloud of the text should take no more than two minutes. The original recordings of several republican proclamations (for example, the proclamation of the Bavarian Republic in 1918 by Kurt Eisner) served as models for our text, as did the European manifestos of several European intellectuals (e.g. the ‘Manifesto to the Europeans’2) from the years preceding the War and the interwar period. These texts always, even at that time, emphasized the universality of human rights and the necessity for social justice. The text harks back to the almost simultaneous proclamation of a number of republics in November 1918, which in several cases led to the abdication of a ruling monarch and the establishment of a democracy based on universal political equality. By appropriating and/or drawing inspiration from the linguistic radicalism of the period, the text seeks to remind people of the fact that history today, as always, is contingent and open, and that the capacity of the citizens of Europe to bring about a new and different European constitutional settlement is an everpresent historical potentiality. The date chosen for the theatrical staging of the proclamation is 26

10 November, because this date bridges and links 9 November (the anniversary of the Republican proclamations of 1918, of Kristallnacht in Nazi Germany, and of the Fall of the Berlin Wall)3 and 11 November (the end of the First World War, Armistice Day). The choice is intended to link these historic dates, to call the associated events to mind, and to use them to guide our thinking towards our common European future – towards a Europa reformata.4

Paragraph I

The aim of the first sentence is to make clear that it is the citizens of Europe who are truly sovereign and therefore the agents of the project of European integration. They have complete freedom of action, regardless of what their respective governments do. We don’t want to repeat the mistakes of the past. We want no more armed (social) conflicts fought out by the civilian populations on behalf of the strategic national or economic interests of particular governments. The first sentence is also intended to draw attention to the fact that the governments of the EU member states have been guilty of reckless inaction over the past ten years of crisis with regard to the institutional reforms needed in the EU and the eurozone. The political will required for the completion of the European integration project has been squandered. Many European citizens are sick and tired of the lack of ambition displayed by their governments over Europe.


Paragraph II

The fundamental idea behind Europe, to quote Jean Monnet, was ‘not to integrate states, but to unify people’. All of the founding texts on European integration – for example, the Ventotene Manifesto of 1944 – emphasized that Europe would mean leaving behind the nation states so that the smaller states would no longer be dominated by the bigger ones (as however remains the case today). The fundamental idea behind Europe was also that of the legal equality of all European citizens and no discrimination on account of nationality, ethnicity, religion or gender. Today’s EU remains a long way from this vision. We call on the EU to put these original European goals firmly back on the political agenda. We also want to point out that the Maastricht Treaty (‘ever closer union’) is now part of EU constitutional law. We firmly believe that currency and strategy, domestic, foreign and security policy, climate and refugee policy, social and fiscal policy, agricultural, trade and economic policy are all inextricably linked. We reject the current focus in the European debate on identitarian aspects and elements of national culture and wish instead to remind people that Europe is primarily a project for the creation of a shared civic and legal community which now requires the formation of a common legal framework for all European citizens. We likewise reject the ongoing rewriting of the European peace story into one of a ‘security union’ which focuses only on defence and betrays the principle of open European borders.

Paragraph III

We want to remind people that today’s Europe is a legacy and intellectual product of the Enlightenment, and that Notes on the Manifesto

it was rescued in the second half of the 20th century from the rubble of the two World Wars and the Holocaust and anchored in the European institutions. The first sentence of the Universal Declaration of Human Rights reads: ‘All human beings are born free and equal in dignity and rights’. Hannah Arendt observed in response that this is of course not true: in reality, many human beings are neither free nor equal in rights.5 However, it must be a precept of European politics that it should always be based on the principles of freedom and equality and their universal application. The European values of freedom, equality and solidarity are indivisible and not negotiable at the national level. It is the political responsibility of Europe to uphold this precept, above all in its handling of the refugee issue.6 In this way we also demonstrate our rejection of the increasing hatred, violence and racism seen in Europe today.

Paragraph IV

In this paragraph, we acknowledge the far-reaching findings of postcolonial studies and Europe’s share of broad responsibility for the root causes of mass migration, for example through the way it trades and farms, or through its climateaffecting emissions or its direct political interventions in other parts of the world. We all have a common duty to abide by the agreements made at the Paris Climate Change Conference of December 2015 and to work to develop them further.7 We call on Europe to abandon its structural domination of these policy areas in favour of a fairer system of trade and international exchange. This manifesto can therefore be read as a gesture of atonement for 500 years of white supremacy. Here, the Manifesto 27


draws explicitly on Bruno Latour’s ‘Terrestrial Manifesto’,8 which extends the Universal Declaration of Human Rights to include the rights of animals and plants and declares the protection of the global commons – and within that of the global climate above all – to be the paramount precept of European politics.

Paragraph V

The state and the market were uncoupled, and the Single Market and the euro were not embedded in a European democracy. There was no Social or Fiscal Union. The Citizens’ Union promised in the Maastricht Treaty never materialised. The citizens are not sovereign in the European system. The legitimatory basis of the EU is problematic. We call for a democratic and social Europe. The institutional and bureaucratic deficits of the EU and of euro-governance and their lack of political legitimation have fed the growth of populist parties across Europe and led to the collapse of entire party systems. The eurozone crisis, in the absence of mechanisms for political arbitrage, has put creditors and debtors in direct and chauvinistic conflict. The EU is incapable of providing pan-European political arbitrage. The vicious cycle of bank and public debt has not yet been broken. The European market and the European currency have yet to be embedded in a form of European statehood, even though a currency is in itself a social contract. Instead, during the eurozone crisis the citizens of Europe were played off against each other and individual nations were branded (in the media too) as scapegoats. We are therefore calling for the completion of the European political project through the creation of a common 28

democracy in which all European citizens are endowed with the same rights and duties with respect to elections, taxes and access to social rights. Equality before the law is a necessary condition for democracy. Legal equality for goods and capital was introduced in each case by means of a treaty and a qualifying date rule.9 What is needed today is complementarity between these European treaty pillars: a common market – a common currency – a common democracy! So the final step required is the introduction of legal equality for European citizens, and specifically in those areas which affect them the most, namely taxes and social rights.10 In concrete terms, a membership number for a universal European social security and taxation system could be introduced by means of a ‘Maastricht II’ treaty and given to all new-born European children from a set date (for example, 01.01.2035), alongside protections for the existing acquired rights of older citizens. This would open the way for a gradual transition into a European commonwealth in which all European citizens would be bound together under a common European legal jurisdiction and would form a European civic community. In a parallel treaty process, the 19 current euro-countries would thus establish a common democracy, while the countries not yet part of the euro would first enter into the currency union and then introduce the European tax and social security number system, in a second step, as a visible expression of civic equality.

Paragraph VI

The key demand in the Manifesto is for the comprehensive parliamentarisation


of the EU on the basis of ‘one person, one vote’. This recalls the demand of the revolutionaries of 1918 for universal, equal, secret and direct elections. Because votes in the EP are weighted, European elections today are not yet equal for all European citizens. This is not about centralisation, nor the transfer of competences to Europe, but about the separation of powers. It is about creating a European legislature with full power to make laws and the capacity to hold a future European executive branch to account.11 The European Council, an untransparent and only partially legitimated decisionmaking body, will be abolished, just as the republican proclamations of 1918 abolished the monarchies. This will curtail the capacity of (some) EU member states to dominate European decisionmaking or to force through decisions which may be in their own national interest but do not reflect the wishes of a majority of all European citizens. The establishment of a European unemployment insurance system, for example, has been repeatedly blocked in the European Council, despite the fact that such a system would command a parliamentary majority among European citizens. Solidarity among the citizens of Europe is systematically underestimated.12 Current proposals for the establishment of a eurozone parliament or a euro-budget or a European finance minister are crucially dependent on a legitimatory basis, i.e. that the European parliament should have full authority to hold such a European finance minister to account, despite their different legitimatory bases, because control over the budget is the most important power of any parliament. Notes on the Manifesto

The European regions and cities could make up a second European parliamentary chamber based on practicable administrative units of 8-15 million inhabitants, thereby becoming constituent elements of the European Republic. This would preserve Europe’s cultural diversity. Europe would be what it was always meant to be: a single but culturally diverse normative political entity. Nobody would lose their identity or their homeland. Europe would become a common democracy, without turning into a single, homogenous cultural stew. Equality before the law doesn’t mean centralisation!

Paragraph VII

The central demand of the Manifesto – similar to 1918 – is that European citizens are given equality of rights and duties – in elections, taxation and social rights. This represents an opportunity for a great, continent-wide reconciliation following the crisis which has shaken the continent to its foundations, stirred up mutual suspicions and resentments again, and driven the citizens of Europe into the arms of sleazy populists who have exploited the sufferings in their native countries for their nationalistic aims. Statehood means the congruity of territory, currency and power. Europe must set out on the path to common statehood in order finally to acquire the capacity to act in all these policy areas and to set in train a major programme in innovation, education, digitalisation and ecological infrastructure financed out of a common budget. For that to happen, Europe needs a realistic prospect of tax sovereignty. We urgently need a debate about the establishment of a common 29


European government, elected from a representative parliament and fully in accordance with the principle of the separation of powers. And European statehood is needed to enable us to take a strategic lead in international progress towards the recognition of the global commons. This is why we now proclaim the European Republic, so as to avoid repeating the mistakes of the last century and to enable us to manage together, as a common enterprise, the leap of modernisation and digitalisation now required of us, rather than allowing it to set us against each other. This is why we call on the citizens of Europe to reach out their hands, across the national boundaries, and to make the bold attempt to establish a European Republic based on the principle of universal political equality instead of allowing themselves once again to be exploited by national elites for populist chimeras!

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1 More texts, information and documentation on these issues, together with a comprehensive bibliography and links can be found on the website of The European Balcony Project under the heading ‘Material’. By this means we want to enable everyone to undertake further independent research on the subject of European democracy. 2 en.wikisource.org/wiki/Manifesto_to_the_ Europeans 3 Additionally, 9th November 1938 & 9th November 1989 are historic dates for Europe. 4 10th of November is also Martin Luther’s birthday. 5 Hannah Arendt: The Freedom to be free. See: hac. bard.edu/news/post/?item=18987. 6 Vgl. Hannah Arendt: We refugees. See: www.jus. uio.no/smr/om/aktuelt/arrangementer/2015/ arendt-we-refugees.pdf. 7 sdgactioncampaign.org/de/. 8 Bruno Latour: Das Terrestrische Manifest. Suhrkamp Verlag (Berlin) 2018. (English translation due to be published September 2018 as ‘Down to Earth, Politics in the New Climatic Regime’). 9 Single Market: Single European Act, 1986, with qualifying date 1992; Euro: Maastricht Treaty, 1992, with qualifying date 2002. 10 E. g. Genuine Economic and Monetary Union, European Council Report, 2012. See: www. consilium.europa.eu/media/33785/131201.pdf. 11 Here we draw on similar demands, e. g. TDEM, Traité pour la Démocratisation de l’Europe (2017), by Antoine Vauchez, Guillaume Sacriste, Stéphanie Hennette-Vauchez and Thomas Piketty. 12 www.deutschlandfunkkultur.de/studie-zursolidaritaet-in-europa-deutlich-solidarischer.1008. de.html?dramarticle_id=425139.


Antifaschismus ist die Basis der (europäischen) Demokratie Daphne Büllesbach, European Alternatives – Deutschland, Berlin Wenn wir die europäische Demokratie verteidigen wollen, dürfen wir uns nicht weiter die Frage stellen, wie mit Rechten zu reden sei. Das Ergebnis dieser Anstrengung steht immer schon fest: eine Normalisierung rechter, nationalistischer Ideologien. Und damit letztlich die Abschaffung pluralistischer, offener Gesellschaften. Stattdessen gilt es, diese müßige Perspektive einmal umzukehren – und die sogenannte Mitte der Gesellschaft kritisch in den Blick zu nehmen. Die Frage muss anders gestellt werden auf den Podien, in den Talkshows und in den Diskussionen: Welche Rolle spielen die sogenannten liberalen Eliten und Verteidiger der liberalen Demokratie beim Aufstieg rechter und nationalistischer Kräfte? Und: Welche Rolle spielt Deutschlands Politik beim Aufstieg nationalistischer Kräfte? Es wurde viel geschrieben über Steve Bannon, der seine Netzwerke und sein Geld in Europa verbreitet und hinter den Kulissen rechte Kräfte bündelt. Es wurde auch viel geschrieben über die Internationalisierung der National­isten, die sich längst über nationale Grenzen hinweg sehr erfolgreich strategisch zusammentun und versuchen, dieses Europa autoritär umzu­krempeln. Der Bundespräsident warnte bei seiner Amtsantritts­reise nach Paris 2017 vor der „Faszination des Autoritären“. Was in dieser Debatte aber fast immer fehlt, ist der Blick auf die Faszination der etablierten politischen und gesellschaftlichen Kräfte für das Autoritäre und die Koalitionsbereit­schaft mit Rechtsaußen. In Deutschland wie in vielen weiteren Ländern öffnen konservative bis liberale Kräfte Rechtsaußen das Tor zur Mitte der Gesellschaft. Max Czollek nennt das in seiner Polemik Desintegriert euch die Rhetorik der Zärtlichkeit gegenüber Rechten. Ihr gegenüber steht eine Rhetorik der Härte gegenüber Migranten, Muslimen, Juden und Geflüchteten. Das lässt sich auf Europa ausdehnen. In Spanien, wo im April 2019 Neuwahlen anstanden, hatten Konservative und Liberale eine Koalition mit der neu gegründeten rechtsradikalen Partei Vox angestrebt. Auch wenn diese Konstellation nicht zustande kam, ging Vox aus der Wahl als großer Gewinner hervor, sie erhielt aus dem Stand zehn Prozent der Stimmen. In Österreich war bis vor kurzem eine solche Koalition aus Rechtsradikalen und Rechts-Konservativen an der Regierung. In Polen gewinnt die rechtskonservative Pis Partei, die sich für einen Abbau von Rechtsstaatlichkeit stark macht, bei der letzten Wahl hinzu. Wer nur auf die Ränder schaut, 31


verkennt die Gefahr des Extremismus der Mitte und die Normalisierung rechten Gedankenguts. Was nicht übersehen werden darf: Die etablierten, sich als pro-europäisch darstellenden Parteien der Mitte entwerfen keine echten Zukunftsvisionen gegen das Konzept der Nationalisten. Während die Nationalisten ein Europa ohne gemeinsame soziale Standards, ohne Umwelt- oder Klimaauflagen, ein wirtschaftsfreundliches Europa fordern, erhalten pro-europäische Parteien einen Status quo aufrecht, der offensichtlich nicht funktioniert, weil er politische, soziale und wirtschaftliche Krisen produziert. Es lohnt sich ein Blick dorthin, wo ein anderes Europa bereits im Entstehen ist. Es gibt sie, die anderen, die Vielen, die sich stark machen, für das, was in Europa auf dem Spiel steht, wenn die Faszination des Autoritären in die Mitte der Gesellschaft hineinfunkt: #Unteilbar, #wellcomeunited, die Frauenstreiks, die Klimastreiks, Seebrücke, die Solidarity Cities: Sie leben und zeigen das Europa der Vielen und das Europa der Menschenrechte, ein Europa, das auf Gleichheit, Frieden und Brüderlichkeit aufbaut. All diese sehr diversen Bewegungen stehen für eine Vision von Europa, die einen sozialen, gerechten und lebenswerten Raum für alle bietet. Es gibt keine Sowohl-als-auch-Haltung gegenüber der Demokratie. Oder wie es der dem Linkssein eher unverdächtige Karl Popper sagte: Uneingeschränkte Toleranz führt dazu, dass die Toleranz verschwindet. Denn die Intoleranten werden ihrerseits die Toleranten nicht tolerieren und diese letztlich vernichten. Es ist neuerdings erlaubt, den thüringischen AfD-Vorsitzenden Björn Höcke einen Faschisten zu nennen, da dies auf nachweisbaren Tatsachen fußt. Mehr muss man nicht wissen. Die Europawahlen haben gezeigt, dass eine höhere Wahlbeteiligung sowohl grüne als auch rechtskonservative Kräfte stärkte. Europa ist zunehmend polarisiert, wobei offenbleibt, wer für ein freies, soziales, gleichberechtigtes und nachhaltiges Europa in Zukunft die stabilen Mehr­ heiten sammelt. In den nächsten Jahren ist in den Parlaments­abstim­ mung­en darauf zu achten, welche Anträge und Gesetzesentwürfe von Mitgliedern der AfD, der Fidesz Partei, des Front National, der italienischen Lega und wie sie alle heißen durch Mitglieder der anderen Parteien mitgetragen werden. Auch kann Deutschland Signalwirkung haben, wenn es tatsächlich einmal auf Landesebene zu einer Koalition zwischen der AfD und z. B. der CDU/CSU kommen sollte. Werden wir das einfach hinnehmen und aus Desinteresse wegsehen? Oder werden wir aktiv sein und das Zermalmen der Demokratie durch die selbstbewusste neu-alte Rechte nicht einfach als demokratisch legitimiertes Geschehen akzeptieren? Ich habe das im Geschichts­unterricht gelernt: Der Faschismus wurde 1933 an die Macht gewählt. Der Wertekonsens, der nach dem Zweiten Weltkrieg von Schuman, Monnet und den Föderalisten Spinelli und Co. als ein Grundstein 32


europäischer Integration gelegt wurde, droht zu zerbrechen. Wo sind sie heute, die Konservativen, die den Antifaschismus zur Basis ihres demokratischen Handelns machen? Es gilt, Europa im Sinne ihrer philosophischen Anfänge zurückzuerobern und Europa als Akt des Widerstands und der Innovation zu begreifen. Für beides gibt es aktuell wichtige und auch größer werdende Bewegungen. Die Idee der Europäischen Republik schließt sich hier an und ruft die utopische Energie auf den Plan, die auch die scheinbar unlösbaren Widersprüche der politischen Macht verändern kann. Das ist wichtig, weil es eine positive Sicht auf die Zukunft Europas ermöglicht.

Antifaschismus ist die Basis der (europäischen) Demokratie

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Anti-Fascism is the Foundation of (Euro­pean) Democracy Daphne Büllesbach, European Alternatives – Germany, Berlin If we hope to defend European democracy we can no longer ask ourselves how to interact with right-wing people. The result of such efforts is always pre-determined: Normalising rightwing, nationalist ideologies. Ultimately leading to the abolition of pluralistic, open societies. Instead we ought to reverse this futile perspective and scrutinise the so-called centre ground of society. Debates, talk shows and discussions have to re-phrase the question: What role do so-called liberal elites and the defenders of liberal democracy play in the ascent of right-wing and nationalist powers? And: what role does German politics play in the ascent of nationalist powers? Plenty has been written about Steve Bannon, spreading his networks and financial resources in Europe and drawing together right-wing powers behind the scenes. Plenty has also been written about the internationalisation of nationalists, strategically and successfully joining forces across national borders for a while now and attempting to turn this Europe into an authoritarian one. During his inaugural trip to Paris in 2017, the German president warned of a “fascination with authoritarianism”. But this debate almost always fails to consider the fascination of established political and societal powers with authoritarianism and the willingness to 34

form coalitions with the far right. Just like in many other countries, in Germany everyone from conservative to liberal forces is opening up the centre of society to the far right. In his polemic Desintegriert euch (Disintegrate Yourself), Max Czollek calls it a rhetoric of tenderness towards the right-wing. It is met with a rhetoric of harshness towards migrants, Muslims, Jews and refugees. This can also be applied to Europe. In Spain, where elections were due in April 2019, the conservatives and the liberals aimed to go into coalition with the new radical right-wing party Vox. Even though this constellation did not come to pass, Vox emerged from the elections a winner, achieving 10% of the vote first time running. In Austria, this exact type of coalition between a right-wing extremist party and centre-right conservatives formed the government until recently. In Poland, the conservative-right wing party Pis even added to its mandate in the last elections, campaigning for a cutback in the rule of law. Focusing solely on the fringes means overlooking the danger of extremism in the centre and normalising right-wing thinking. What may not be ignored: the established parties, which present themselves as pro-European centrists, are not offering any future visions to counter the concepts of the nationalists. While nationalists support a Europe without common social standards, without environmental or climate regulations, a business-friendly Europe, pro-European parties are maintaining


a status quo clearly no longer fit for purpose, as it generates political, social and economic crises. It is worth shifting your gaze to the places where a different Europe is already developing. There are others, the many, speaking up for everything that is at risk in Europe, if the fascination with authoritarianism seeps into the centre of society: #indivisible, #wellcomeunited, the women’s strikes, climate strikes, seabridges, Solidarity Cities: they are living and illustrating Europe of the many and Europe of human rights: one Europe built on equality, peace und fraternity. All of these very diverse movements stand for a vision of Europe which offers everyone a social, just and liveable space. There can be no “this-and-also-that” stance towards democracy. Or, as Karl Popper put it (although not exactly conspicuously left-wing): Unlimited tolerance will cause tolerance to disappear. Because intolerant people will not tolerate those who are tolerant and will ultimately destroy them. It has recently become acceptable to call Björn Höcke, the AfD-chairman from Thuringia, a fascist, as this is based on demonstrable facts. It suffices to know just that. The European elections showed that higher voter turnout bodes well for both green and conservative-right wing forces. Europe is becoming more polarised and it remains to be seen who will achieve a stable majority for a free, social, equal and sustainable Europe in the future. It will be important to keep an eye on parliamentary votes over the next few years to ascertain which members of other parties carry motions and bills proposed by members of the AfD, Fidesz party, Front National, the Italian Lega and whatever else they are all called.

Germany could also have a signal effect if it actually did come to a coalition between the AfD and e.g. CDU/CSU in one of the states. Will we just accept it and look away in disinterest? Or will we be active and not simply accept the dismantling of democracy by a confident new/old right-wing as a democratically legitimised event? I learnt about this in my history lessons: in 1933, fascism was voted to power. The consensus of values laid down by Schuman, Monnet and the federalists Spinelli and co. after the Second World War as the bedrock of European integration is close to breaking point. Where are they today, the conservatives who made anti-fascism the foundation of their democratic conduct? It is time to re-conquer Europe in line with its philosophical origins and to grasp Europe as an act of resistance and innovation. There are currently important and also growing movements for both. The idea of a European Republic slots in perfectly and calls upon utopian energy which is also capable of changing seemingly irresoluble contradictions of political power. This is important because it allows us a positive vision for the future of Europe.

Anti-Fascism is the Foundation of (Euro­pean) Democracy

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Ausrufungen

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Dover. Bridge Over Troubled Water. Photo Joanna Jones

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Weimar. European Passports of Ulrike GuĂŠrot & Robert Menasse. Photo movingideas.media

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Arnis. Arnis Art Experience. Photo Edda Salander-Jones

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Schenefeld. Arthur (8), Casper (12) und Tanja (44) proclaiming the European Republic. Photo Tanja Roderian


Bozen. Vereinigte BĂźhnen Bozen. Photo Ina Tartler

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Dordtenaar Arjan van der Waal roept zaterdag vanaf een balkon in Den Haag de Europese Republiek uit. En dat doet hij niet alleen, want meer dan 100 andere Europeanen doen dit in hun eigen land ook. „In Europa hebben we al een gezamenlijke munt en een gemeenschappelijke markt“, vertelt Van der Waal waarom de republiek er moet komen. „Wat er mist is de gezamenlijke democratie. De beslissingen binnen Europa worden vooral bepaald door de individuele belangen van landen in plaats van het algemeen belang van alle Europese burgers.“

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ei or t S le pp rer A e g e th Le ve nne o ab lia ny o Ju o alc hot nB !. P a pe ek ro bli Eu epu # R is th ese m p o o , fr ur lic de E b u ep eve nR – L a e t op en ur ntin E e # co th the m i s cla os ro acr p e s #w an y, ope c ra Eur oc m llow e n D fe ea with p o r ur he e E get t a o ov , t nn gue i a e W e H Th

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Frankfurt/Main. Katerina Zemankova, Andreina Coatto, Michael Quast & Willy Praml on the Römer Balcony. Photos Niko Neuwirth

Michael Quast, Willli Praml, Andreina Marcella Coatto und Katerina Zemankova verlasen auf dem ehrwürdigen Balkon des Frankfurter Römer das Manifest auf Deutsch, Italienisch und Tschechisch. „Ich bin stolz, dass Frankfurt heute wieder Schauplatz eines Eintretens für europäische Werte, für die europäische Demokratie geworden ist“, kommentierte Oberbürgermeister Peter Feldmann, nachdem er den Akteur*innen der Fliegenden Volksbühne und des Theaters Willy Praml den Römerbalkon aufgeschlossen hatte. „(...) heute war Frankfurt ein wichtiger Teil eines bemerkenswerten Kunstprojekts. Frankfurt steht für die Demokratie und Frankfurt steht für europäische Werte.“

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Wien. Live Stream of the proclamation all over Europe. Photo VOLL Wien

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Municipal Housing Complex Lobmayerhof in Vienna. The European Republic was proclaimed with our neighbours from different balconies. Photo Stefan Frankenberger

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Paris. Près de Gare du Nord. Photo Hanna Penzer


Anlässlich des 100. Jahrestages der Ausrufung der Weimarer Republik proklamierte die Klasse 10c der Stadtteilschule Rissen am 9.11.2018 um 13 Uhr Ortszeit die Deutsche Republik aus dem Fenster ihres Klassenzimmers. Zuvor hatten die Schüler*innen das Ende des Ersten Weltkrieges, den Untergang der Monarchie und die Implementierung der ersten deutschen Republik im Gesellschaftsunterricht behandelt. Die Aktion folgte einem Appell des European Democracy Labs, das im Rahmen des European Balcony Projects Bürger Europas dazu aufrief, am 10. November um 16 Uhr durch Ausrufung der Europäischen Republik eine breite Debatte zu Demokratisierung, Menschenrechten und dem europäischen Gedanken anzustoßen. Die Stadtteilschüler*innen wollten es jedoch beim Datum des 9.11. belassen und mit ihrer Aktion explizit auf die Errungenschaften der Weimarer Republik hinweisen, wie beispielsweise die Grund- und Menschenrechte, das Wahlrecht für Frauen, Bildung für alle, Demokratie, Partizipation und Mitbestimmung des Volkes in der Politik. Dieser Werte seien sich viele Bürger*innen gar nicht mehr bewusst und somit sehen auch immer weniger Menschen in Deutschland, Europa und der Welt eine Notwendigkeit darin, sie einzufordern und zu verteidigen, so der Tenor in der Klasse. Gleiches gelte auch für die Mitsprache der Schülerschaft innerhalb der Schule, die von vielen Kindern kaum mehr als echte Errungenschaft wahrgenommen werde. Die Schüler*innen verlasen via Megaphon Ausschnitte aus der Proklamation Liebknechts und Scheidemanns und erhoffen sich, durch diese Performance eine Sensibilisierung für das Thema und den Diskurs darüber in die Klassen getragen zu haben. Am selben Tag wurde auch der offene Brief an die AfD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft gesandt. Seit September 2018 können auf der Seite „Neutrale Schulen Hamburg“ Eltern und Schüler*innen der dortigen AfD-Fraktion mittels des Schul-Meldeportals melden, wenn Lehrer*innen ihrer Meinung nach das Neutralitätsgebot durch politische Äußerungen verletzt haben. Der offene Brief spricht sich dezidiert und unterzeichnet von vielen Personen dagegen aus.

Hamburg. Stadtteilschule Rissen. Photo Theresa Angebrandt

Theresa Angebrandt, Lehrerin

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Eberswalde. Photo Ulrich Wessollek

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Helsingør. Passage Festival. Photo Torben Sørensen


The Franco-German European Campus Sciences Po Paris in Nancy, in cooperation with the Goethe-Institute and the La Manufacture Theatre, proclaimed the European Republic at several locations in the city. At 4 p.m., a performance on the Manifesto took place at the Manufacture City Theatre. The performance was followed by a discussion on the basic ideas of the European Republic with the audience, moderated by the students and continued in workshops.

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Nancy. Sciences Po. All Photos Eva-Maria Becker


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Kehl-Strasbourg. Photo Peter Cleiß

Auf der Passerelle des Deux-Rives. Hier hatte Schulleiter Peter Cleiß die Idee aufgegriffen und die Gruppe der Jungen Europäischen Föderalisten zu einer Aktion mitten über dem Rhein, da, wo die Passerelle des Deux-Rives die beiden Städte Kehl und Straßburg und die Länder Deutschland und Frankreich vereint, motivieren können. „Eine umstrittene Grenze“, wusste Cleiß und berichtete von der 90-jährigen Louise Kunst, „die immer am gleichen Ort – im elsässischen Ingweiler – gelebt hat, aber viermal befreit wurde und ihre Nationalität geändert bekam, aber nie dazu gefragt worden ist“.


Wien. Europaplatz. Photo Büro für lustige Angelegenheiten

Lübeck. Tobias Hächler alias Max in „Der Freischütz“ verliest das Manifest im Rahmen einer Vorstellung am 18.11.2018. Photo Theater Lübeck

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Hamburg. Deutsches Schauspielhaus. Photo Katherine Twinem

Kulm bei Graz. Platz der Europäischen Republik. Photo Richard Frankenberger


Kamnik. Priden možic Street Theatre. Photo Iztok Zver

Ljubljana, 10. novembra 2018 – Ob stoti obletnici konca prve svetovne vojne bodo po Evropi danes pripravili politično-umetniški projekt European Balcony Project, ki se mu bodo pridružili tudi v Sloveniji. Gibanje za demokracijo v Evropi DiEM25 Ljubljana bo ob 16. uri organiziralo branje manifesta in razglasilo Republiko Evropo z zunanjega balkona SNG Drame v Ljubljani.

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The Schauspielhaus Vienna showed Robert Menasse’s Play “The Capital” and organized a public discussion about the manifesto. Photo Schauspielhaus Wien

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MĂźnchen. Photo Polizeiklasse

Wien. Schauspielhaus. Out of the window proclamation. Photo Schauspielhaus Wien

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56 Proclamation in Ruse at the International Elias Canetti Society. Photos Hannah Wolf


Wer am Samstag zum Eckensee kommt, wird nachmittags um vier auf dem klassizistischen Balkon des Opernhauses eine Versammlung von Künstlern und Künstlerinnen sehen, die allerdings nicht nur aus dem Staatstheater kommen, sondern unter anderem aus dem Alten Schauspielhaus, dem Theaterhaus, dem Kunstmuseum und vom Pulse of Europe. Insgesamt zehn Einrichtungen bilden die Stuttgarter Basis für die Ausrufung der neuen Republik. Im Zentrum der rund halbstündigen Aktion, die mit der Europahymne „Ode an die Freude“ endet, steht die Verlesung des Gründungsmanifests in allen den Künstlern zur Verfügung stehenden Muttersprachen. Man muss nicht jeder Forderung der weitreichenden Erklärung zustimmen, aber ihre visionäre Stoßrichtung – gegen das Erstarken des Nationalismus, für ein demokratisches, gerechtes, offenes Europa – ist begrüßenswert. Einer der Stuttgarter Balkonredner wird Oliver Frljic sein. Der kroatische Regisseur baut im Schauspiel von Burkhard Kosminski gerade das EuropaEnsemble mit Spielern aus Warschau, Zagreb und Athen auf. Als politischer Kopf, der er ist, sorgt er sich sehr um die Demokratie auf dem Kontinent: „Viele Länder, gerade auch in meiner Heimat Ex-Jugoslawien, sind auf dem Weg in antiliberale Demokratien“, sagt der 42-jährige Frljic, der sich freuen würde, wenn seine Ausrufung der Europäischen Republik auf Resonanz stoßen würde. Selbst in Stuttgart ist der Samstag ja nicht nur zum Shoppen da. Roland Müller: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.balkon-performance-fuer-europatheater-international.f8b2f433-4dc3-422a-9c14-9a7a1163aefa.html

Stuttgart. Staatstheater. Photo Björn Klein

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Auch in Ulm hatten wir eine schöne Aktion mit interessanten Gesprächen! Wir verlasen das Manifest um 16 Uhr in sieben Sprachen gleichzeitig. Photo Kasperle Theater Ulm

Vlora – the Albanian city of independence. MEP Fate Velaj with many other citizens. Photo Fate Velaj


¿Se imaginan a miles de ciudadanos de toda Europa proclamando al unísono la República Europea desde sus balcones? En algunas localidades, la lectura del manifiesto del Proyecto Balcones Europeos se acompañó de discursos y pequeños conciertos; en otras fue un evento más improvisado con apenas un puñado de asistentes. La iniciativa ha calado, sobre todo, en localidades centroeuropeas y bastante menos en las del sur y el norte de Europa. Pero el Proyecto Balcones Europeos no es el único en este sentido ahora mismo. A pesar del aparente euroescepticismo que recorre el continente, existen cada vez más iniciativas que buscan realizar una Europa más integrada, justa y democrática. Actos, declaraciones, manifiestos, obras de teatro que van sumando, creando, poco a poco y no sin dificultad, una masa crítica de ciudadanos convencidos de que su futuro pasa por una democracia común europea. En el contexto español, y tras la declaración simbólica de independencia catalana el otoño pasado, es posible que, para algunos, la idea de promover una república imaginada resulte provocadora o inconveniente. Sin embargo, puede servir para reflexionar sobre el juego entre imaginación política y voluntad democrática y el modo en que históricamente han tomado cuerpo las ideas políticas. También para pensar en otras soluciones al problema que no pasen por la independencia o el statu quo: en una República Europea, el conflicto entre el Estado español y la Generalitat no tendría cabida. Olivia Muñoz-Rojas: https://elpais.com/elpais/2018/11/30/opinion/1543592732_189144.html

Girona. Photo Llibreria Les Voltes

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„5000 Jahre Krieg … aber in Europa in den letzten 70 Jahren nur ein einziger (Jugoslawien). Könnte sich lohnen, das zu erhalten“, erklärte Hasso Wendker im Rahmen des European Balcony Projects. Am Kirchplatz in Recklinghausen luden neben Wendker die Künstler Axel Schuch und Guillermo Sances Recillas unter dem Motto „Wie sieht dein Europa aus?“ die Menschen zum Mitmachen, Mitdiskutieren und Mitgestalten ein. Zusätzlich zu einem selbstgebauten Balkon in Form eines Kubus wurde ein 32 Meter langes Transparent mit dem Titel „Entrollung des Grauens“ entrollt. Guillermo Sanchez Recillas beschmierte es mit roter Farbe, die das Blut der Opfer, das in zahlreichen Kriegen vergossen wurde, symbolisierte. Auf dem 32 Meter langen Transparent waren alle Kriege aufgelistet, die seit 5000 Jahren zwischen den Menschen ausgetragen wurden und Millionen von Menschenleben forderten. „Der erste nachgewiesene Krieg erfolgte 3003 v. Chr. in Uruk im heutigen Irak. Das haben Archäologen nachgewiesen. Der Trend zurück zum Nationalismus muss gestoppt werden“, so Wendker.

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Recklinghausen. kunst.raum. Kubus Kollektiv. Photos Markus Jรถhrig


Peter Roland & Johannes Prinz: Est Europa Nunc Unita („Europahymne“) für gem. Chor a capp. u. Klavier ad lib. (Melodie von Ludwig van Beethoven) © Copyright 2004 by Ludwig Doblinger (Bernhard Herzmansky) GmbH & Co KG, Wien (Dobl. 44 781) Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags

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Wien. Photo Eva Schlegel enas

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Bonn. Bonn University Shakespeare Company. Photo Viola Bender

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Chants et discours, sur la passerelle des Deux-Rives l’étape strasbourgeoise de cette initiative prévue dans plusieurs pays visait à plaider, cent ans après la fin de la Grande Guerre, la création d’une « République européenne » prenant le relais d’une communauté d’Etats-Nations qualifiée d’« échec ». Une trentaine de personnes ont assisté ce samedi après-midi à une cérémonie très symbolique et sobre. Sans frontières internes mais avec un gouvernement propre, la République européenne rêvée par ces militants se voudrait « un premier pas vers une démocratie mondiale », dans laquelle la souveraineté des citoyens remplacerait la souveraineté des États. Dernières Nouvelles d’Alsace, 10.11.2018

Strasbourg-Kehl. Photo Peter Cleiß

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europeanbalconyproject.eu 100-lecia się sypią w Europie, wszak zakończyła się wiek temu Wielka Wojna. Nie polska wojna, więc o niej najmniej pamiętamy. Pamiętamy oczywiście o jej konsekwencjach: dla Polski 100 lat temu powrót na mapy świata, dla Austro-Węgier koniec monarchii i powołanie I Republiki, w tle rewolucja radziecka, Bawarska Republika Rad. 100 lat później artyści i obywatele wychodzą na balkony w całej Europie, by nawoływać do powołania nowej Republiki Europy, republiki obywateli, którzy czują się Europejczykami, a manifest zaczyna się tak: “Dzisiaj, 10 listopada 2018 roku o godzinie 16, sto lat po pierwszej wojnie światowej, która na całe dziesięciolecia zniszczyła cywilizację europejską, nie tylko wspominamy przeszłość, lecz także bierzemy przyszłość w swoje ręce. Pora spełnić obietnicę Europy i wrócić pamięcią do założycielskiej idei projektu zjednoczenia europejskiego. Wszystkich, którzy w tej chwili znajdują się w Europie, uznajemy za obywateli Rzeczypospolitej Europejskiej. Bierzemy odpowiedzialność za uniwersalne dziedzictwo Powszechnej Deklaracji Praw Człowieka i ślubujemy, że ją na tym kontynencie wreszcie urzeczywistnimy.” Około 400 miejsc na świecie, w Polsce – manifest jest czytany tylko w Krakowie, chyba że jeszcze Opole włączymy, sama z balkonu może przeczytam … choćby mężowi i sąsiadom. Beata Dżon Ozimek: http://gazetagazeta.com/2018/11/na-balkon-z-manifestem/

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Lörrach. Mit einer Delegation des Jazzchors haben wir die Europahymne als dreistimmigen Satz gesungen. In Relation zur Einwohnerzahl hatten wir mit über hundert Teilnehmern in Lörrach dreimal so viele wie die Aktion in Frankfurt/Main! Photo Nellie Nashorn

Wien. Citizens discussing the manifesto at Kunsthalle Wien. Photo Gerhard Prügger

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68 Kรถln. Photo Schule der Politischen Hoffnung


Liebe Republikgründer, DANKE, dass wir am Samstag bei der Gründung der Republik Europa dabei sein durften. Mehr als 200 Menschen waren gekommen, um daran teilzunehmen. Es war ein bewegendes Ereignis. Wir haben mit 8 jungen Leuten aus Vorarlberg – die aus aller Welt stammen – in sieben Sprachen das Gründungsmanifest verlesen (inklusive Krio – der Kreolsprache auf Sierra Leone …) und gemeinsam die Ode an die Freude gesungen und im Museum gefeiert. Es war ein großer Tag. Liebe Grüße Hanno Löwy, Jüdisches Museum Hohenems

Hohenems. Jüdisches Museum. Photo Hanno Löwy

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70 Den Haag. Ich hatte keinen Balkon zur VerfĂźgung und habe Bertha von Suttner am 10.11.18 um 16 Uhr vor dem Friedenspalast posieren lassen. Photo Bertha von Suttner Peace Institute

Bochum. Photo Sabine Hahnefeld


Az Őrvidéken is csatlakoztak az Európai Köztársaság kiáltványának felolvasásához. November 10-én Vaskomjátiban/Kemeten a négy Burgenlandban beszélt nyelven, németül, magyarul, horvátul és roma nyelven olvasták fel a kiáltványt. „A november 10-i időpont egy fontos jelkép a kezdeményezés számára” – árulta el Prinz Clemens, a Vaskomjátiban tartott felolvasás szervezője. „100 éve lett vége az I. világháborúnak és 80 éve volt a Kristallnacht, (Kristályéjszaka), amikor német nyelvterületen romboltak le zsinagógákat.” – tette hozzá a szervező. Az Európai Köztársaság eszméjéről elmondta: „A kezdeményezés kitalálói úgy gondolják, vissza kell venni a hatalmat a polgárok kezébe Európában, mert nem jó irányba megy Európa és az egész világ.”

Kemeten. Photo Clemens Prinz

https://volksgruppen.orf.at/v2/magyarok/stories/2947022/

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Gent. NTGent. Photo Pablo Fernandez Alonso

En Belgique, quelques lieux bruxellois, entre autres, ont décidé de prendre part à l’action. Bozar, avec notamment une présentation de la part du patron Paul Dujardin et un débat, en fait partie. A Gand, le théâtre NT Gent organise un débat plus large, avant et après la proclamation symbolique de la République européenne, un évènement gratuit lors duquel s’exprimeront le cinéaste et activiste malien Abou Bakar Sidibé, immigré en Allemagne, ou encore Brendan Ogle, syndicaliste irlandais impliqué dans l’initiative européenne citoyenne Right2Water. Le Musée d’Art Contemporain d’Eupen a aussi prévu de participer à la proclamation simultanée d’une République européenne.


BrĂźssel. Bozar. Photo Simone Ceramicola

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Pöllau. Styria Summer Art. Photo Carmen Dreier Zwetti In Styria (Austria), the art association Styrian Summer Art organized an accompanying campaign and asked all participants to send small art works or messages to Styria: The significant part of the event will be the ART MACHINE, which is a reconstructed cigarette vending machine, modified by artists collective “Das Voyeur”. It contains hundreds of packages with miniature size of artistic works made by curated artists, who live in the rural area of Styria. We encourage you to send an artistic statement or an art object. It can be in form of a sentence, a line, a poem, a statement (in any language you want), a photo, a drawing or an object – this decision is up to you! Please note: it must fit into the pack of cigarettes. Your artworks referring to the European Republic will be presented during the manifesto event on the 10th of November. Afterwards, the small artworks will be placed in the ART MACHINE, so that a person in Austria might receive a message from Bucharest about the idea of the European Republic, even a few months after the proclamation.

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Riedlingen. Icatú – Internationaler Verein für Kunst- & Kulturaustausch. Wir dürfen unsere Vergangenheit nicht vergessen und unser Ziel inmitten der steigenden Turbulenzen im Weltgeschehen und der Gelähmtheit der Nationalpolitiker nicht aus dem Fokus verlieren.

Salzburg. ARGE Salzburg. A broad debate about the future of Europe during the Open Mind Festival. Photo Wolfgang Lienbacher

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Im Burgenland fand dieser Aufbruch in ein neues Europa nur an zwei Orten statt, in Oberpullendorf und in Kemeten. Eine kleine Gruppe leidenschaftlicher Europäer traf sich in der Rosengasse zur viersprachigen Verlesung des Manifests zur Gründung der Republik Europa. Die Veranstalter des Events leben einen dreisprachigen Alltag, deswegen war für sie die Mehrsprachigkeit der Veranstaltung selbstverständlich. Die Gastgeberin Timea Türk erklärte: „Heute leben fast 8 Milliarden Menschen auf der Welt und mehr als die Hälfte verwendet zwei oder mehr Sprachen jeden Tag und jede Stunde. Nachdem das auch bei uns zuhause so ist und das Burgenland in seiner ethnischen Vielfalt im Kleinen ist, was Europa im Großen ist, war es für uns selbstverständlich, mehrsprachig zu denken.“ Verlesen wurde das Manifest in den Minderheitensprachen des Burgenlands und auf Deutsch. Susanne Horvath ließ die Europäische Republik auf Roman, der Sprache der Burgenländischen Roma, Timea Türk auf Ungarisch, Sigi Hajszán auf Burgenlandkroatisch und Clemens Prinz auf Deutsch erstehen. Nach der Verlesung wurde noch zu den Klängen der Europahymne die Europafahne vom jüngsten Teilnehmer der Veranstaltung, Matthias Prinz, gehisst. Auch nach seinen Motiven befragt, meinte der Elfjährige: „Ich werde noch mindestens 80 Jahre auf diesem Kontinent leben und will das in Frieden tun und ohne Hass. Niemand ist besser oder schlechter, weil er zufällig irgendwo geboren wurde oder die eine oder andere Sprache spricht.“

Kemeten. Photo Clemens Prinz

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Berlin. Rotes Rathaus. Photo SeeSaw/Jule Halsinger

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Berlin. European Movement und Cities for Europe verteilen Europäische Reisepässe. Photo SeeSaw/Jule Halsinger


Vlora. Universität Pavaresia. Photo Fate Velaj


Die Europäische Republik weiterdenken


Cent ans après la Grande Guerre, proclamons la République européenne Julien Deroin, Citoyen de la République européenne Tandis que la France commémore le souvenir de la Grande Guerre en grande pompe, une initiative européenne virtuellement inconnue en France, le European Balcony Project, célèbre le centenaire de la fin des hostilités en esquissant l’Europe de demain. Cette action, initiée par la politologue allemande Ulrike Guérot et l’écrivain autrichien Robert Menasse, appelle les Européen·ne·s à proclamer – symboliquement – la République européenne le 10 novembre à 16 h depuis une multitude de balcons et d’autres lieux publics dans toute l’Europe. De la Lituanie au Portugal, de la GrandeBretagne à la Grèce, plus de 120 théâtres et institutions culturelles ainsi que de simples citoyen·ne·s participeront à l’événement qui culminera dans la lecture publique d’un manifeste spécialement écrit pour l’occasion. Par cette action, les initiateurs entendent rééditer la proclamation de la République de Weimar – qui fut en réalité proclamée deux fois : par le social-démocrate Philipp Scheidemann depuis un balcon du palais du Reichstag puis, deux heures plus tard, par le communiste Karl Liebknecht depuis le balcon du château de Berlin. Au-delà du geste révolutionnaire, l’intention du European Balcony Project ne saurait être toutefois plus éloignée de l’avènement, au nom du principe des nationalités, de la kyrielle de républiques indépendantes fondées sur les ruines des empires multinationaux (allemand, austro-hongrois, turc) vaincus à l’automne 1918.

Se réapproprier l’Europe Le European Balcony Project pointe en effet du doigt la responsabilité (ou plutôt l’irresponsabilité) des États-membres dans la crise politique profonde, durable et multiforme que traverse l’Union européenne cent ans plus tard. Toujours prompts à placer leurs « intérêts nationaux » au-dessus de l’intérêt général européen, voire à monter les peuples européens les uns contre les autres, les gouvernements des États-membres sont devenus un obstacle à l’intégration européenne, jusqu’à mettre en péril les acquis de l’intégration européenne (voir l’exemple du Brexit). Partant de ce constat, le manifeste reprend à son compte le mot de Jean Monnet – « notre mission n’est pas de coaliser des Etats, mais d’unir des hommes » – et appelle les citoyen·ne·s européen·ne·s à prendre leur destin politique en main en fondant une République européenne. 80


Par-delà la rhétorique révolutionnaire – « Le Conseil européen est démis de ses fonctions ! » « Les pouvoirs législatifs sont confiés au Parlement européen ! » – et le clin d’œil historique, le European Balcony Project soulève la question des fondements et de la finalité du projet européen à un moment critique de son histoire. A l’heure où le champ politique tend à se réduire à l’affrontement entre Europe des nation(alisme)s et Europe néolibérale, la République européenne incarne une alternative pour toutes celles et ceux qui refusent l’une autant que l’autre.

Contre l’Europe des nation(alisme)s La République européenne reconnaît les limites de la souveraineté nationale (et la vanité du nationalisme) dans un monde « globalisé » dominé par les grandes puissances. Il n’est de démocratie réelle que là où les gouvernants sont effectivement capables de mettre en œuvre les choix collectifs des citoyen·ne·s. Or, à l’échelon européen, cette capacité est aujourd’hui soit inexistante (par exemple en matière de politique étrangère et de défense) soit confisquée par les gouvernements nationaux, soucieux avant tout – mais comment leur reprocher ? – de défendre les intérêts de leur électorat. La solution : fonder une République européenne souveraine et démocratique au service du bien commun européen. On objectera qu’il n’existe pas de nation européenne. Mais précisément, rien dans le concept de République – à la différence de l’anachronique État-nation – n’exige ni ne suppose de coïncidence entre nationalité et citoyenneté. Au contraire : depuis la République romaine, la République a toujours été, notamment en France et aux États-Unis, un modèle politique privilégié pour unir une société multiethnique et multiconfessionnelle.

Contre l’Europe néolibérale La République postule qu’il ne saurait y avoir de liberté réelle pour tous sans égalité et solidarité. Égaux, les citoyen·ne·s d’une République le sont a minima devant la loi, en politique avec le suffrage universel, face à l’impôt ainsi qu’en termes de droits sociaux. Or, si la liberté de travailler, commercer, entreprendre, investir et étudier dans toute l’UE est garantie par les traités et protégée par la Cour de justice européenne, il en va tout autrement de l’égalité politique, fiscale et sociale. Dans tous ces domaines, les citoyen·ne·s européen·ne·s sont encore loin de jouir des mêmes droits : ils élisent leurs députés au Parlement européen en nombre proportionnellement inégal et selon des modalités propres à chaque Etat, ils sont soumis à différents systèmes fiscaux, ils ont accès à des niveaux de protection et de prestations sociales variables selon leur lieu de résidence et/ou de travail, etc. – autant d’obstacles à l’union politique et juridique des citoyen·ne·s européen·ne·s. Cent ans après la Grande Guerre, proclamons la République européenne

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Enfin, la République prend acte de la nécessité d’encadrer politiquement et institutionnellement la « solidarité de fait » (Jean Monnet) entre les peuples européens, produite par des décennies d’intégration européenne. Ni charité, ni supplément d’âme, la solidarité est, dans toute société démocratique, affaire de droits et d’institutions. De tels mécanismes de solidarité font aujourd’hui largement défaut dans l’UE et, quand ils existent (fonds structurels, fonds de solidarité en cas de catastrophe), ils ne jouent qu’au niveau interétatique. Aussi l’Europe ne sera-t-elle véritablement unie que lorsque la solidarité sera institutionnalisée entre les citoyen·ne·s européen·ne·s, par exemple par le biais d’une assurance chômage puis, à terme, d’une sécurité sociale européenne. Voici énumérés, à quelques mois des élections européennes, autant de pistes de réflexion à explorer et de chantiers à ouvrir pour une vraie réforme de l’Europe qui réponde aux attentes des citoyen·ne·s.

Vive la République européenne ! Publié le 9 novembre 2018 sur le site web du journal Libération (www.liberation.fr/debats/2018/11/09/cent-ans-apres-la-grande-guerre-proclamons-la-republiqueeuropeenne_1690856).

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Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, lasst uns die Europäische Republik ausrufen! Julien Deroin, Bürger der Europäischen Republik Während Frankreich mit großem Pomp des Ersten Weltkriegs gedenkt, feiert das European Balcony Project, eine in Frankreich praktisch unbekannte europäische Initiative, das hundertjährige Jubiläum des Kriegsendes, indem es das Europa von morgen skizziert. Im Rahmen dieser Aktion, die von der deutschen Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot und dem österreichischen Schriftsteller Robert Menasse initiiert wurde, werden die Europäer*innen dazu aufgerufen, am 10. November um 16 Uhr die Europäische Republik von einer Vielzahl von Balkonen und anderen öffentlichen Plätzen in ganz Europa symbolisch auszurufen. Von Litauen bis Portugal, von Großbritannien bis Griechenland werden mehr als 120 Theater und Kultureinrichtungen sowie normale Bürger*innen an der Veranstaltung teilnehmen, die mit dem Verlesen eines eigens für diesen Anlass verfassten Manifests ihren Höhepunkt finden wird. Mit dieser Aktion wollen die Initiatoren die Ausrufung der Weimarer Republik wiederholen – die eigentlich zweimal ausgerufen wurde: durch den Sozialdemokraten Philipp Scheidemann vom Balkon des Reichstags und zwei Stunden später durch den Kommunisten Karl Liebknecht vom Balkon des Berliner Schlosses. Abgesehen von der revolutionären Geste könnte jedoch die Absicht des European Balcony Projects von den vielen unabhängigen Republiken

kaum weiter entfernt sein, die auf den Ruinen der im Herbst 1918 besiegten Vielvölkerreiche (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich) im Namen des Nationalitätenprinzips gegründet wurden.

Sich Europa wieder aneignen Das European Balcony Project verweist auf die Verantwortung (oder vielmehr die Unverantwortlichkeit) der Mitgliedstaaten für die tiefe, anhaltende und vielfältige politische Krise, die die Europäische Union hundert Jahre später durchlebt. Immer bereit, ihre „nationalen Interessen“ über das allgemeine europäische Interesse zu stellen oder gar die europäischen Völker gegeneinander aufzuhetzen, sind die Regierungen der Mitgliedstaaten zu einem Hindernis für die europäische Integration geworden, bis hin zur Gefährdung der Errungenschaften der europäischen Integration (siehe das Beispiel des Brexit). Ausgehend von dieser Feststellung greift das Manifest die Worte von Jean Monnet auf – „unsere Aufgabe besteht nicht darin, Staaten zusammenzuschließen, sondern Menschen zu vereinen“ – und fordert die europäischen Bürger*innen auf, ihr politisches Schicksal durch die Gründung einer Europäischen Republik selbst in die Hand zu nehmen. Jenseits der revolutionären Rhetorik – „Der Europäische Rat ist abgesetzt!“, „Das Europäische Parlament hat gesetzgeberische Gewalt!“ – und der 83


historischen Anspielung wirft das European Balcony Project die Frage nach den Grundlagen und dem Ziel des europäischen Projekts in einem kritischen Moment seiner Geschichte auf. In einer Zeit, in der sich das poli­tische Feld immer mehr auf die Aus­ein­­ander­ setzung zwischen einem Europa der Nation(alism)en und einem neoliberalen Europa reduziert, verkörpert die Europäische Republik eine Alternative für all jene, die das eine ebenso wie das andere ablehnen.

Wider das Europa der Nation(alism)en Die Europäische Republik erkennt die Grenzen der nationalen Souveränität (und die Vergeblichkeit des Nationalismus) in einer „globalisierten“ Welt an, die von Großmächten dominiert wird. Echte Demokratie ist nur dann gegeben, wenn Regierungen tatsächlich in der Lage sind, die kollektiven Präferenzen der Bürger*innen umzusetzen. Auf europäischer Ebene ist diese Fähigkeit jedoch entweder nicht vorhanden (z. B. im Bereich der Außen- und Verteidigungspolitik) oder wird von den nationalen Regierungen beansprucht, die vor allem darauf aus sind – aber wie könnte man es ihnen verdenken? –, die Interessen ihrer Wähler*innen zu verteidigen. Die Lösung: die Gründung einer souveränen und demokratischen Europäischen Republik im Dienste des europäischen Gemeinwohls. Dagegen werden manche einwenden, dass es eine europäische Nation nicht gibt. Aber nichts am Begriff der Republik – im Gegensatz zum anachronistischen Nationalstaat – erfordert oder setzt eine Übereinstimmung von Nationalität und Staatsbürgerschaft voraus. Im Gegenteil: 84

Seit der Römischen Republik war die Republik schon immer, insbesondere in Frankreich und den Vereinigten Staaten, das politische Modell der Wahl, um eine multiethnische und multireligiöse Gesellschaft zu einigen.

Wider das neoliberale Europa Die Republik postuliert, dass es ohne Gleichheit und Solidarität keine wirkliche Freiheit für alle geben kann. Gleich sind die Bürger*innen einer Republik mindestens vor dem Gesetz, in der Politik durch das allgemeine Wahlrecht sowie in Bezug auf Steuern und soziale Rechte. Während die Freiheit, in der gesamten EU zu arbeiten, Handel zu treiben, Unternehmen zu gründen, zu investieren und zu studieren durch die Verträge garantiert und durch den Europäischen Gerichtshof geschützt wird, ist es bei der politischen, steuerlichen und sozialen Gleichheit bei Weitem nicht der Fall. In all diesen Bereichen sind die europäischen Bürger*innen noch weit davon entfernt, die gleichen Rechte zu genießen: Sie wählen eine verhältnismäßig ungleiche Anzahl von Vertreter*innen im Europäischen Parlament nach Verfahren, die jedem Mitgliedstaat eigen sind, sie unterliegen unterschiedlichen Steuersystemen, sie haben Zugang zu unterschiedlichen sozialen Schutz- und Leistungsniveaus, je nachdem, wo sie wohnen und/oder arbeiten usw. All dies sind Hindernisse für eine politische und rechtliche Union der europäischen Bürger*innen. Schließlich erkennt die Republik an, dass die durch Jahrzehnte der europäischen Integration erzeugte „Solidarität der Tat“ (Jean Monnet) zwischen den Völkern Europas


politisch und institutionell eingebettet werden muss. Solidarität hat weder mit Wohltätigkeit noch mit Mitgefühl zu tun; sie ist vielmehr in jeder demokratischen Gesellschaft eine Frage von Rechten und Institutionen. Solche Solidaritätsmechanismen fehlen heute in der EU weitgehend und greifen, soweit vorhanden (Strukturfonds, Solidaritätsfonds für Katastrophenfälle), nur auf der zwischenstaatlichen Ebene. Europa wird aber nur dann wirklich vereint sein, wenn Solidarität zwischen den europäischen Bürger*innen institutionalisiert wird, zum Beispiel durch eine europäische Arbeitslosenversicher­ ung und anschließend eine europäische Sozialversicherung. Einige Monate vor den Europawahlen sollten diese Denkanstöße aufgegriffen und diese Herausforderungen angegangen werden, damit eine echte Reform Europas eingeleitet wird, die den Erwartungen der Bürger*innen gerecht wird.

Es lebe die Europäische Republik! Veröffentlicht am 9. November 2018 auf der Website der Tageszeitung Libération (www.liberation.fr/ debats/2018/11/09/cent-ans-apres-la-grande-guerreproclamons-la-republique-europeenne_1690856).

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Die Republik und der Kiosk Pierre Stephani, Doktorand (Dr. phil.) Designwissenschaft – Bauhaus-Universität, Deutschland, Weimar „Kultur und Politik (…) gehören zusammen, denn es geht nicht um Wissen oder Wahrheit. Es geht vielmehr um das Urteilen und die Entscheidungs­ findung, um den vernünftigen Meinungsaustausch über die Sphäre des öffentlichen Lebens und der gemeinsamen Welt, und die Entscheidung, welche Vorgehensweise zu treffen ist, liegt darin, wie diese von nun an aussehen soll und welche Art von Dingen darin erscheinen sollen.“1 Dass die Geschichte Europas als Kontinent nicht von der Geschichte der europäischen Städte und Regionen zu trennen ist, wurde oft genug analysiert und dargestellt.2 Die Interpretationen und Deutungsmuster variieren dabei von jeher zwischen Utopie und Dystopie: War man sich zum Beispiel noch 2002 in Stadtplanung und Wissenschaft einig, „the city is dead“3, gilt die Stadt heute wieder als der place to be. Selbst zeitgenössische Stadtpropheten wie Richard Sennett oder Rem Koolhaas beklagten noch zur Jahrtausendwende die Verödung der Innenstädte, warnten vor „Verarmung, Segregation und vor der Privatisierung des öffentlichen Raums“4. Sie sahen gar das Ideal der Stadt als Freiheitsraum dem Untergang geweiht, um heute hingegen wieder eine stark affirmative Haltung gegenüber Städten vor sich herzutragen. Dabei entsteht sogar der Eindruck, dass heute jedes große Thema unserer Zeit – vom Klimawandel über die Demografie und Ernährung bis zur Migration – seinen lösenden Niederschlag in den smarten Städten zu finden hat. Übersehen wird dabei, dass Städte und Regionen sich nicht anders als andere räumliche Bezugsgrößen „verhalten“ und ihre Entwicklung demnach stark von der allgemeinen Prosperität, Stagnation oder Austerität abhängt. Das galt für die griechischen bzw. römischen Stadtstaaten genauso wie für die mittelalterlichen Hansestädte und die modernen Industriestädte. Ebenfalls übersehen wird dabei, dass die modernen Nationalund Industriestaaten heute längst nicht mehr das alleinige Dispositiv über Politik und Gesellschaft darstellen, sondern ein globales StädteNetzwerk bereits als neue disziplinierende Ordnung wirkt. Die „Global City“, wie Saskia Sassen dieses informelle Städte-Netzwerk beschreibt, führt allerdings mitnichten a priori in eine demokratische, postnationale Restrukturierung, sondern treibt, im Windschatten der neoliberalen 86


Reformen der 1980er Jahre, vor allem eine neue Polarisierung, Hierarchisierung und Informalisierung der sozialen und räumlichen Organisation voran und verschärft somit sozial-räumliche Disparitäten.5 Mit ihrer Analyse stellt Saskia Sassen also nicht nur jede affirmative wie dystopische Haltung gegenüber Städten und Regionen kritisch zur Disposition, sondern definiert Städte und Regionen gleichsam als entscheidende Orte zur Verhandlung von Konflikten und Widersprüchen. Die Ausgangsfrage, „ob“ die europäischen Städte und Regionen nun konstitutiv und identitätsstiftend für die Republik Europa seien, ist also erstmal dialektisch und birgt damit die Gefahr, über die inhaltlichen Fragen, oder sagen wir gleich Krise(n), mit denen sich die Gründung der Republik Europa konfrontiert sieht, hinwegzutäuschen. Diese betreffen vor allem grundlegende Fragen nach der politischen Repräsentation und Kommuni­ kation im Allgemeinen, sowie der sozial-räumlichen und sozial-ökono­ mischen Interferenz und Reziprozität im Speziellen. Der Schwerpunkt der Frage kann also nicht lauten, „ob“ Städte und Regionen konstitutiv und identitätsstiftend für die Republik Europa sind, sondern „wie“ die Stadt der Republik (und damit eben die Republik selbst) beschaffen zu sein hat: „open or closed“6? Und da es nun zu den „Rätseln der Stadt“7 gehört, dass diese zwar irgendwie von Menschen gemacht werden, sich aber gleichzeitig ihrer bewussten Kontrolle und ihrem vollständigen Verständnis entziehen, braucht es, komplementär zur „traditionellen“ strukturpolitischen Arbeit, einen erweiterten „handelnden Pragmatismus“8, der in der Lage ist, das Narrativ der Republik Europa im städtischen Raum einzubetten. Das heißt, dass die „Ausgestaltung einer dezentralen, lebendigen europäischen Demokratie“ weder wie eine Maschine am politischen Reißbrett konstruiert werden kann noch sich auf pauschale Stereotype gegenüber der europäischen Stadt verlassen kann und erst recht keine identitätspolitische Debatte sein darf, sondern dass diese sich aus dem Gewimmel des tätigen und alltäglichen Lebens heraus entwickeln muss. Es geht also an diesem Punkt der Entwicklung eher um die Suche nach Anknüpfungs­ punkten an die urbane Kultur, und eine Form, die dazu wohl geeignet wäre, ist: der Kiosk. Wenn Städte „die Juwelen der europäischen Kultur“9 sind, dann sind Kioske die Perlen der urbanen Kultur. Wenn die Stadt im alten europäischen Traum als die res publica gilt, dann ist der Kiosk jener Ort, an dem diese Idee nicht abstrakt und entfernt, sondern nah und erfahrbar ist. Hier fängt Politik im Klein(st)en an. Kioske besetzen auf eigenständige Art Räume, entstehen an überraschenden Orten und verbinden teilweise das nicht zu Verbindende. Oder anders gesagt: Der Kiosk ist das Parlament des Urbanen und steht als gebaute Soziabilität anknüpfungsfähig für das Narrativ der Republik Europa im urbanen Raum zur Verfügung. Mit den „Parlaments-Kiosken“ können kleine, informelle Keimzellen für die Republik Europa entstehen, die – vergleichbar mit den mittel­ Die Republik und der Kiosk

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Fazit

Fest steht also, dass wir nicht „wissen“ können, wie die Stadt der Republik und die Republik der Städte genau aussehen wird. Fest steht, dass wir dieses „Wissen“ nicht ausschließlich in alten Büchern oder diskurs­ adäquaten (Parlaments-)Debatten erlangen werden. Fest steht aber auch, dass die Republik Europa nicht nur ein bürgerliches oder begriffliches Facelifting sein darf, sondern eine politische Gesellschaft neuer Art sein wird. Sie wird es werden müssen, will sie nicht eine neue Totalität hervorbringen, wie es zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Nationalstaaten mit ihrer Vorstellung einer „kommunistischen Fiktion“12 nationalstaatlicher 88

Photo Valerie Stephani

alterlichen Hansestädten – ein dezentrales, informelles Parlamentsnetz­ werk über das nationale Europa legen. Die „Parlaments-Kioske“ sollen in diesem Sinne also keine Orte traditioneller politischer Versammlung werden, sondern als eine Art „Parlament der Dinge“10 fungieren. Damit wäre die Republik Europa als politische und wirtschaftliche Stadt-RaumProduktion von unten positioniert und der Kiosk wäre das Parlament der neuen urbanen Rebellen.11


Volkswirtschaft(en) taten, die Hannah Arendt zu Recht einmal mit Nietzsches Über-Mensch als Über-Ökonomie bezeichnet hat. Sie wird es aber auch aus viel pragmatischeren Gründen werden müssen, um der neuen wirtschaftlichen und technischen Ordnung einer Informations- und Netzwerkgesellschaft auch politisch entsprechen zu können. Diese kann nicht nach den alten paternalistischen Mustern der zentralisierten Konstruktion und Erziehung von Identität aufgebaut werden, sondern wird nicht umhinkommen, sich von den Fragen und Problem­ stellungen der Peripherie inspirieren zu lassen, von jenen Räumen also, die bislang auf der Verliererseite stehen und somit auch von der politischen Repräsentanz und wirtschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen werden. Die „Ausgestaltung einer dezentralen, lebendigen europäischen Demokratie“13 auf der Grundlage der europäischen Städte und Regionen sollte also nicht als eine „Konstruktion der Vergesellschaftung“ gedacht, sondern als eine Art Entdeckungsverfahren designt werden. Es ist kein Salon, kein Ort der schönen Rede, den wir suchen, sondern eine informelle Parlamentarisierung ohne Zentrum. Dieses beginnt nicht in Brüssel, Berlin, Paris und Co., sondern in Duisburg-Bruckhausen, Halle-Neustadt, Sint-Jans-Molenbeek, Bonn-Bad Godesberg, kurz, in den europäischen Banlieues.

1 Zitat aus Hannah Arendt „Lectures on Kant’s Political Philosophy, Übers. durch Dr. Regula Stämpfli, www.ensuite.ch/nolde-in-berlin-ueberdas-urteilen-in-kunst-und-politik/ 2 Siehe dazu u. a.: Ulrike Guérot: Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie, Dietz Verlag (Bonn) 2016, S.147 ff. Einen ausführlichen Überblick über die Konnexität zwischen europäischer Stadt und Kontinent liefert auch: Leonardo Benevolo: Die Stadt in der europäischen Geschichte, C. H. Beck (München) 1998. 3 John Friedmann: The Prospect of Cities, University Press (Minneapolis/London) 2002. 4 Hanno Rauterberg: Wir sind die Stadt! Urbanes Leben in der Digitalmoderne, Suhrkamp (Berlin) 2013, S. 8. 5 Es gehört zu den „ewigen“ Grundfragen der Stadtforschung, warum diese wachsen oder schrumpfen, leben oder sterben. Während die neoklassischen Wirtschaftswissenschaften zu einer stark affirmativen Haltung tendieren, dominiert in den Sozial- und Kulturwissenschaften eine dystopische Tendenz. Einen gesunden Mittelweg liefert Hanno Rauterberg (2013), a.a.O. 6 Siehe dazu Richard Sennetts Vortrag 2013 in Weimar: www.youtube.com/ watch?v=mygTv7pSrzE sowie sein 2019 dazu erschienenes Buch Die offene Stadt, Carl Hanser (München) 2018.

Die Republik und der Kiosk

7 Vgl. Rauterberg (2013), a.a.O. 8 Mit dem „handelnden Pragmatismus“ beschreibt Rauterberg in Wir sind die Stadt!, wie städtische Bewegungen strukturpolitische Transformationen durch ihr Handeln „von unten“ erzwingen und wie wenig Interesse sie an einer Politik der Verwaltung traditioneller Auffassungen haben. In dieser sehen moderne Raum-Initiativen wenig bis kein Veränderungspotenzial, empfinden die alte Politik der Industriemoderne als provinziell, milieu- und besitzstandswahrend. Das wiederum heißt nicht, dass diese Bewegungen unpolitisch sind. Im Gegenteil, es gibt ein „deutliches Verlangen nach Veränderung, (…) nach politischem und sozialem Wandel“. Siehe dazu Rauterberg, (2013), S. 129 ff. 9 Guérot (2016), a.a.O., S. 156. 10 Bruno Latour: Das Parlament der Dinge. Suhrkamp (Berlin) 2001. 11 Zum Thema „Rebell-Cities“ siehe auch: Ulrike Guérot (2016), a.a.O., S.147 ff., oder David Harvey: Rebellische Städte. Suhrkamp (Berlin) 2013, S. 157. 12 Die „kommunistische Fiktion“ ist nach Arendt keine Erfindung der Kommunisten, sondern der Liberalen, und kritisiert die Vorstellung, dass Gesellschaft etwas Ganzes sei. Siehe dazu: Hannah Arendt: Vita Activa oder Vom tätigen Leben. Piper (München, Zürich) 2002. 13 Guérot (2016), a.a.O., S. 157.

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Kulturarbeit ist das, was Weichen stellt Rado Carlo Poggi, Raum Au – Slowenien, Gradec

Photo RaumAu.eu

Die vorliegende Publikation verstehe ich als Impuls, als Anreiz zum Diskurs oder etwa als Inspiration, den Zeitgeist wahrzunehmen und sich ein Morgen auszumalen, das den Umständen gerecht wird. Denken wir nur daran, wie unglaublich es gewesen sein muss, als Nikola Tesla von Strom sprach und in Aussicht stellte, die Menschen müssten nicht mehr mit der Sonne schlafen gehen. Es sind oft utopisch anmutende oder belächelte Ideen, die der Menschheit helfen, sich selber zu überwinden. Sie sind es, die neue Dynamiken initiieren, neue Entwicklungen ermöglichen und so zum Sprung in eine neue Ära verhelfen. Kulturarbeit muss insofern an erster Stelle stehen. Die Arbeit mit, zwischen und in den verschiedenen Kulturen ermöglicht ja nicht nur bessere Informationsgrundlagen und daher einen klareren Blick, sondern auch ein grundlegendes Bewusstsein der eigenen Position in der Welt, der eigenen Identität. Im Umkehrschluss gilt: Wenn sich eine Gesellschaft kulturell nicht mehr entwickelt, kulturell nicht mehr bereit ist, zu wachsen,

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versteinert sie in der „Masse“ und will als solche dann gelenkt und modelliert werden. Je mehr wir also in direktem Kontakt zum Mitmenschen und zu den verschiedensten Ansichten stehen, desto einfacher verstehen wir, wer wir sind, und desto leichter akzeptieren wir auch den „Anderen“, das „Andere“. Wer also ein positives Morgen möchte, muss mehr Kulturelles, mehr Dialog und Konfrontation fordern. Vorschläge, die mir spontan einfallen, sind beispielsweise, jede*n heranwachsende*n Bürger*in der Europäischen Union zu einem sozialen Jahr in einem der EU-Mitgliedsländer zu verpflichten. Sinn und Zweck dieser Idee ist es, sich zu integrieren und auch andere soziale Umstände des Lebens zu erleben und wahrzunehmen. Ein weiterer Impuls für unsere westliche Wohlstandsgesellschaft wäre die Pflicht eines jeden Menschen bis zum 25. oder 30. Lebensjahr, die zweijährige Bewirtschaftung eines Nutzgartens nachzuweisen. So kann jede*r einen eigenen Dialog mit der Natur finden und sich ein wenig in Geduld üben. Die Europäische Republik, der Impuls, der zu dieser Publikation geführt hat, ist die konsequente, logische Entwicklung des europäischen Projekts. Es ist für jede*n aufmerksame*n Beobachter*in klar erkennbar die einzige Lösung. Im Grunde gehen auch alle derzeitigen Diskussionen in diese Richtung, nur niemand benennt es so klar, wie es das European Balcony Project dankbarerweise getan hat. Die Zukunft ist nun mal die Zukunft. Die Zukunft wird immer aufs Neue gemacht, und wenn unsere Zukunft die Europäische Republik ist, dann haben wir Glück, großes Glück. Aber wenn wir uns nicht für unsere Zukunft interessieren, dann wird diese eben von anderen gemacht, und wir werden zusehen müssen, ob es uns gefällt oder nicht – Republik hin oder her.

Kulturarbeit ist das, was Weichen stellt

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The Manifesto of BITEF Theatre Team of BITEF Theatre – Serbia, Belgrade At the Belgrade International Theatre Festival (BITEF) in Serbia, the Manifesto was read aloud by Artistic Director Ivan Medenica and then discussed in an open plenum. The amended Manifesto is a wonderful example of a critical analysis of and positioning in relation to the claims articulated in the original text. Serbia started negotiations with the EU in 2014, a process which still continues. For many Serbians, the EU represents a desirable political perspective, especially as they still remember the negative results of nationalistic politics, which played a considerable role in the civil war in former Yugoslavia. This has made the issue of nationalism and national states a very sensitive and tricky question for the people living in Serbia. In recent years, the country has further witnessed the construction of a wire fence by the Hungarian government on the northern frontier of Serbia to prevent immigrants entering the EU. Against this background, Ivan Medenica said in an interview: “The utopian idea of a Europe based on the sovereignty of citizens is something that is particularly valid from our perspective, from the perspective of a former country, former Yugoslavia that disintegrated due to nationalistic policies. From its launch in ’67, BITEF acted as bridge between the two then ideologically divided parts of Europe until the ’80s. In the history of BITEF, we have already experienced how theatre and culture can bring people together. It can build a bridge between cultures, nations and citizens and that is what we are trying to do nowadays as well, in a completely changed geostrategic situation in Europe.”

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Manifesto With the revisions adopted by the Belgrade plenum held at the BITEF theatre, November 10, 2018. Today, at 4pm on the 10th of November 2018, 100 years after the end of World War I, which laid waste European civilization for decades, we are not only recalling history: we are taking our future into our own hands. It is time to turn the promise inherent in Europe into a reality and to remind ourselves of the founding ideas behind the project of European integration. We declare that everyone present at this moment and in all future moments in Europe is a citizen of the European Republic. We acknowledge and accept our responsibility for the common heritage of the Universal Declaration of Human Rights, and we pledge finally to make it a reality. We recognize that Europe’s wealth is based on the exploitation of parts of our own, other continents, other peoples and the suppression of other cultures over centuries. For that reason, we are happy to share our territory with those whom we have driven from theirs and with all other people. We hereby recall the good practice examples of equality-based cooperation with non-European and non-Western societies and cultures established in the Non-aligned movement. Anyone who wishes to can be a European. The European Republic is the first step on the path to a global democracy. The Europe of nation states has failed is abolished. The dream of European integration has been betrayed. Without political underpinning, the Single Market and the euro fell easy prey to a neoliberal agenda which runs counter to the goal of social justice and equality of all individuals. The powers of the European institutions must therefore be seized so that a common market and a common currency can be created within a common European democracy. It is necessary to create conditions for an equal social and economic development of all parts of Europe and all citizens of the European Republic. There are many social and economic inequalities within Europe, and not all parts of Europe are in the European Union or in the eurozone. Because Europe means unifying people, not integrating states and markets. The Manifesto of BITEF Theatre

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The sovereignty of states is hereby replaced by the sovereignty of citizens. The European Republic is founded upon the principle of universal political equality irrespective of nationality and social or ethnic background. The constituent elements of the European Republic are the European cities and regions citizens organized in local communities based on the principles of direct participative governance. The time has come for Europe’s cultural diversity to express itself within a framework of political unity. The European Council is hereby decommissioned. The European Parliament now has the power to make law. It will appoint a government committed to the common welfare of all European citizens. The current model of the European Council and the European Parliament does not reflect the new situation created after the proclamation of the European Republic. Therefore, the new European Parliament will be elected by all citizens of the European Republic.

Long live the European Republic!

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A Manifesto Against the European Republic Marco Mosbæk Olsson, student – Denmark, Aalborg I got acquainted with the European Balcony Project through a relative, who is just as interested in the Union and its politics as I am. I was in the middle of an internship at Aalborg Teater as a political consultant, and we thought that theatres in particular, being cultural epicentres as well as containing great facilities for the EBP, would be great platforms for the event. We quickly found though that theatres have ambivalent feelings towards political events. While theatres applaud and support the demo­ cratic spirit in citizens as audience through artistic productions, they are rather “careful” about facilitating specific political events. This was a schism that I struggled with throughout my internship, and it also resulted in failure for my relative’s EBP-plans for the theatres in Copenhagen. How I managed to pull it off in Aalborg was because of a very pro-democratic director and my already established arguments about the inherent political functions of the artistic professions and very origins of theatre. However, the danger of applauding a one-sided political view through hosting a concept conceived by a very explicit ideological movement was a perspective that I shared with my superiors. I therefore had to politically “balance” the entire event in a way that could support a counterposition just as fairly as the EBPs. I’m sorry to say it was difficult to find a counter-position. These days, there seem to be plenty of critical positions towards further democratic-federal structuring of the Union. The tricky thing was to get a representative from one of these positions to contribute to the concept and deliver a counter-manifesto – which, by the way, was my simple way of overcoming the otherwise unbalanced representation of political orientation in the EBP. I managed to get a representative from the Danish Peoples Movement against the EU to formulate a counter-manifesto and represent the “other position” at the event. In retrospect, I have found that this way of facilitating the original concept, by using the EBP-manifesto as an initiating action and afterwards introducing a critical counter-manifesto as a reaction, created a great dynamic in which it was easy for the civilian participants to engage in democratic debate. Even more surprising was the way that the sharply formulated manifestos provoked the civilians into comprehension and compromise towards each other, rather than driving the opposing positions further apart. All in all, this move to “balance” out the already great concept of the European Balcony Project proved to be a beneficial conceptual supplement. The European Balcony Project is an event that I recommend – not only attending, but hosting as well. 95


Counterspeech by Peoples Movement against the EU Manifest – Folke­bevægelsen mod EU

Manifesto – Peoples Movement against the EU

1. Det er på tide, at vi tager fremtiden tilbage i egne hænder, og ansvaret tilbage på egen banehalvdel. Fremtiden skal nemlig ikke ligge i hænderne på en snæver flok gamle, hvide mænd i jakkesæt. En magtelite for hvem bankerne og virksomhederne står langt højere hævet over borgerne, miljøet og klimaet. Vi både kan og skal tænke og handle selv.

1. It is about time that we take the future back in our hands and the responsibility back on our own turf. The future shouldn’t be in the hands of a puny pack of old, white men in suits! A power-elite for whom the banks and businesses stand high above the citizens, the environment and the climate. We both can and should think and act for ourselves!

2. Det er på tide, at vi tager magten tilbage. Det er på tide, at Danmark forlader Unionen. Vi skal selv bestemme, hvilke sprøjtemidler der skal udledes i vores fødevarer. Vi skal tilbage til forsigtighedsprincippet. Én snæver magtelite skal hverken bestemme over 5,5 millioner borgere i Danmark eller 550 millioner europæiske borgere.

2. It is about time that we take back the power! It is about time that Denmark leaves the Union! We will decide for ourselves what chemicals that will be put in our food. We must return to the precautionary principle. One puny power-elite must not rule over 5.5 million citizens in Denmark or 550 million European citizens.

3. Den Europæiske Union har spillet fallit lige fra starten. Alt for længe har vi fundet os i det cirkus, der dagligt udspiller sig i Unionens institutioner. Det cirkus kommission bruger til at ødelægger vores demokrati og kontrollere vores selvbestemmelse. Det indre marked er en skændsel for Europas arbejdstagere, en trussel for miljøet og klimaet, gambling af vores fødevaresikkerhed. Vinduerne i EU’s mange glasbygninger, der skal signalere gennemsigtighed, er aldrig blevet pudset.

3. The European Union have wasted their chance right from the beginning. For too long we have found ourselves in the circus that unfolds daily in the institutions of the Union. The circus that the commission uses to destroy our democracy and control our autonomy. The inner market is a disgrace to the employees of Europe, a threat to the environment and climate and gambles away our food-security. The windows in the many buildings of the EU that should signal transparency, have never been cleaned.

4. Verden er nemlig større end EU. Vi ønsker at basere et fællesskab og et

4. For the world is bigger than the EU. We wish to fund a community and

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samarbejde på solidaritet, mennesker­ ettig­heder og et ikke-racistisk grundlag, hvor hvert land deltager på egne præmisser. Borgernes præmisser. Vi skal ikke lukke os inde i EU, men derimod skal vi åbne os op for hele verden. Vi skal rive murerne ned, ikke blot bygge flere op.

cooperation on a foundation of solidarity, human rights and non-racism, where every country participates on their own terms. The people’s terms. We will not shut ourselves inside the EU, but instead open up to the whole world. We will tear down the walls, not build them!

5. Demokratiet svækkes, når én kommission skal bestemme over 550 millioner mennesker. Demokratiet skal derfor tilbage til medlemslandene, fordi en “one-size-fitsall”-løsning ikke virker. Fortsætter vi med den Europæiske Unions føderale projekt, fortsætter vi således med at se vores velfærd, som vi kender det, smuldre mellem hænderne på os. Se vores fagfor­ eninger blive ædt op af EU’s virksom­ hedsprioriteringer bid for bid, se vores miljø dø mere og mere for øjnene af os.

5. Democracy weakens when one Commission rules over 550 million people. Democracy must therefore be given back to the member states, because a “one-size-fits-all”-solution doesn’t work. If we continue with the European Union’s federal project, we will also continue to see our welfare, as we know it, drip through our fingers. See our trade unions being eaten by the EU’s business priorities, see our environment increasingly die away in front of us.

6. Vi har for længst erkendt, at EU ikke kan ændres indefra. Traktaterne spænder nemlig ben for indre forandringer. At tro, at EU kan ændres indefra, er naivt og en underkendelse af alle de kampe for ændringer indefra, der har været siden EU’s begyndelse. Ændringerne kommer udefra, når magten decentraliseres.

6. Long ago we realised that the EU cannot be changed from within. The treatises prohibit internal change. To think that the EU can be changed from within is naïve and an understatement of all the struggles for changes from the inside that have existed since the EU’s beginning. Change comes from the outside, when power centralizes.

7. Et hus kan renoveres, så selv den mindste revne udviskes, men lige lidt hjælper det, når hele fundamentet er pilråddent. Til tider må man rive ned og bygge op igen fra bunden på et friskt fundament, hvis ikke man vil leve i et usundt og potentielt skadeligt miljø.

7. A house can be repaired so that even the tiniest crack is filled, but it hardly helps if the entire foundation is rotten. Sometimes you must tear down and build up again from a fresh foundation, if you don’t want to live in an unhealthy and potentially damaging environment.

8. LÆNGE LEVE FRIHEDEN, RETTEN TIL SELVBESTEMMELSE OG DEMOKRATIET! Folkebevægelsen mod EU, Med støtte fra demokratiet

8. LONG LIVE FREEDOM, THE RIGHT TO SELF-RULE AND DEMOCRACY! The Peoples Movement against the EU, With support from democracy

A Manifesto Against the European Republic

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Put ka istinskoj građanskoj jednakosti Nihad Kreševljaković, MESS – Bosna i Herzegovina, Sarajevo U Bosni i Hercegovini uposlenici Festivala MESS objavili su video snimljen na balkonu Narodnog pozorišta Sarajeva, na Trgu Susan Sontag. Pored Bosne i Hercegovine ovoj akciji su se priključili teatri, festivali i pojedinci u Sloveniji, Hrvatskoj, Makedoniji i Srbiji. The European Balcony Project inicirala je think tank grupa the European Democracy Lab, a sam manifest napisali su Ulrike Guérot, Robert Menasse i Milo Rau. U akciji proglašenja Evropske Republike Milo Rau i ostali krenuli su sa ciljem da utabaju put ka istinskoj građanskoj jednakosti baziranoj na riječima Jean Monneta: „Evropa nije pitanje integracija država, već ujedinjenja ljudi.“ Praktično po prvi put u historiji Evrope imamo akciju gdje se širom kontinenta u istom danu, u isto vrijeme okupljaju građanke i građani sa zajedničkom željom da se pokrene debata o evropskoj demokraciji te o tome šta zapravo znači biti evropski građanin/ka. Ono što bi moglo posebno zasmetati mnogim u današnjoj Evropi je onaj dio Manifesta u kome se kaže da svako može biti Evropljanin te u kome se prepoznaje činjenica „da je bogatstvo Evrope bazirano na eksploataciji drugih kontinenata i gušenju drugih kultura tokom stoljeća“ te prepoznavanje toga razlogom da se „naš teritorij podijeli sa onima koje smo tjerali sa njihovog“. Svjesno je izabran i 10. novembar kao datum za ovaj događaj s obzirom da je on između druga dva važna datuma: 9. i 11. novembra. U Njemačkoj i Berlinu, 9. novembar je nešto kao onaj naš sarajevski 6. april. Datum koji obiluje historijom. Tog je dana 1989. godine pao Berlinski zid. Istog dana 1938. godine počeli su najgori progoni Jevreja poznati pod imenom „Kristalna noć“. Nešto prije toga, 1918. godine, 9. novembra, Philipp Scheidemann proglasio je Republiku s balkona zgrade Reichstaga u Berlinu i to dva sata prije nego što je Karl Liebknecht proglasio socijalističku republiku dva kilometra dalje s berlinske gradske palače. Proklamacijom sa balkona Berlinskog Reichstaga pala je monarhija ali taj datum istovremeno bio je uvod u jedan od najmračnijih perioda njemačke i europske historije. S druge strane je 11. novembar 1918. godine kao datum kojim završava Prvi svjetski rat. Odabirom 10. novembra želja je „pomiriti“ druga dva datuma i signalizirati da je došlo vrijeme za preokret, iz evropske historije ratova prema zajedničkoj i mirnoj budućnosti. 98


Photo MESS Festival

Učešće umjetnika i umjetnica iz zemalja poput Bosne i Hercegovine, kao i općenito sa prostora bivše Jugoslavije čini se posebno važnim za ovaj projekat. Ujedinjena Evropa, kao plemenita ideja, upravo je u Bosni i Hercegovini, početkom devedesetih, doživjela svoj veliki krah. Upravo ovdje, Evropa je ostavila BiH na milost i nemilost onih kojima se različitost ovog prostora činila kao kazna, a ne kao dar! Upravo ovdje zakazali su evropski i svjetski intelektualci, a o čemu je još tada, među veoma rijetkim, govorila počasna građanka Sarajeva – Susan Sontag. Stoga, manifest i povik „Živjela Evropska Republika“ izgovorena na Trgu Susan Sontag, sa balkona Narodnog pozorišta u Sarajevu, u organizaciji „Međunarodnog teatarskog festivala – Scena MESS“ ima veliko značenje. Pokazatelj je to činjenice da borba još uvijek traje te da nada još uvijek živi i za Bosnu i Hercegovinu i za Europu. Put ka istinskoj građanskoj jednakosti

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The Road to True Civil Equality Nihad Kreševljaković, MESS Festival – Bosnia and Herzegovina, Sarajevo In Bosnia and Herzegovina, employees of MESS Festival published a video recorded on the balcony of the National Theatre Sarajevo, located at Theatre Square Susan Sontag. Besides Bosnia and Herzegovina, other participants in this activity included theatres, festivals and individuals in Slovenia, Croatia, Macedonia and Serbia. The European Balcony Project was initiated by a think tank group, European Democracy Lab, and the authors of the Manifesto were Ulrike Guérot, Robert Menasse and Milo Rau. In the activity of proclaiming the European Republic, Milo Rau and the others set off with a goal of mapping out the road towards true civil equality based on words by Jean Monnet: “Europe is not a question of countries’ integration, but peoples’ unification.” For the first time in the history of Europe, we have an action plan where we practically and simultaneously, throughout the continent, in a single day, gather with our fellow men and women citizens with a common wish of starting a debate about European democracy, and about what it means to be a European citizen. Something that could potentially strike a nerve with many in today’s Europe is the part in the Manifesto where it says that anybody can be a European, and 100

also pointing to the fact “that the wealth of Europe is based on exploiting other continents, and smothering other cultures over the centuries”. And more over that we have to start “sharing our territory with those who we drove out from theirs”. The chosen date for this event was November 10th, since it lies between two other important dates: November 9th and 11th. In Germany and Berlin, November 9th is something like April 6th in Sarajevo. A date rich with history. In 1989, this date marked the fall of the Berlin Wall. On the same date, in 1938, some of the worst persecutions of Jews, known as “Kristallnacht”, took place. Some time before that, in 1918, on November 9th, Philipp Scheidemann proclaimed a Republic from the balcony of the Reichstag Building in Berlin, two hours before Karl Liebknecht proclaimed a socialist republic two kilometres away from the Berlin Palace. This proclamation from the balcony of the Berlin Reichstag marked the fall of the monarchy, but this date also marked the introduction to one of the darkest periods of German and European history. On the other hand, November 11th 1918 marked the end of World War I. By choosing November 10th, our wish is to “reconcile” the two surrounding dates and signal a moment for change, from a European history of war to a peaceful future of togetherness. The participation of artists from countries like Bosnia and Herzegovina, and the general area of former Yugoslavia, seems especially important


for this project. A United Europe, as a noble idea, experienced a major blow at the beginning of the nineties in Bosnia and Herzegovina. Right here, Europe had left BiH to the mercy of those to whom differences in this area appeared as punishment, and not as a gift! Right here, the European and world intellectuals fell short, and among only a few speaking out about this at the time was honorary citizen of Sarajevo – Susan Sontag. Therefore, the Manifesto and outcry “Long live the European Republic” spoken out at the Theatre Square Susan Sontag, from the balcony of the National Theatre Sarajevo, and organized by the “International Theatre Festival – MESS Scene” hold an enormous significance. This is an indicator of the fact that the battle continues, and that hope is still alive, for Bosnia and Herzegovina, and for Europe.

The Road to True Civil Equality

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the brusselsARTproject We are FFffamily and have decided to move from Vienna to Brussels, the unofficial capital of Europe, for one year. Our decision is based on claiming the freedom that is only possible in a united Europe. Despite all the difficulties, such as country-specific bureaucracy, a European-wide shift to right and Brexit, which currently overshadows Europe, their ideal of ÉUgality is still alive. Fariba – a cultural manager –, Florian – a visual artist – and their 9- and 6-year old daughters Flora and Fauna aren’t connected to the European Quarter or to an EU institution but are living and working in Saint Gilles, Ixelles, Molenbeek, Anderlecht and Brussels Center. Flora and Fauna attend local French-speaking schools, learning local languages. This inter-generational experiment of moving to another city for one year is a privilege and should be accessible for all European citizens in the process of creating a European identity. We have come to Brussels in order to become more European, challenging the question of personal security in

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Photos studiooneprojects.com

ÉUgality – FFffamily’s journey of becoming more European FFffamily (Faribah, Florian, Flora & Fauna), studiooneprojects.com – Belgium, Brussels


favour of freedom. This experiment aims to spread and share encounters and feelings mainly with people critical about a united Europe. It’s about overcoming the invisibility of the European Union in people’s everyday life. We are integrating cultural actions into our daily lives. Since September 2018 we have been building up a Studio-Apartment in our self-created exile, opening up our house as a trans-national think-tank for discourse and artistic events, sharing these activities on the future of Europe with guests from all over. After settling, closing language gaps, creating a basis and proclaiming the European Republic within the European Balcony Project, we let ÉUgality culminate around the European Parliamentary elections in a series of actions in our Studio-Apartment, the brusselsARTproject

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at cultural hubs and amongst the public in Brussels. As the term ÉUgality already implicates, the whole experiment is about embracing the richness of culture and ways of living in Europe through placing a European perspective based on citizen sovereignty onto an artistic level underlining the importance of democratic values for our future generations. We create public as well as private spaces to host and meet people, helping to change individual perceptions via discussion of experiences with Europe, their country and political dimensions. It is a process-oriented experiment involving diverse culture producers that is about raising awareness concerning fundamental values and making a counter-statement to current pan-European neo-national and right-wing movements on the local level with transnational outreach. Since the very beginning Fariba has set up a blog under the title thebrusselsARTproject: www.studiooneprojects.com/the-brussels-artproject. Writing about her diverse research into and participation in cultural life in Brussels, she opens up a discourse and exchange platform by disseminating this on social media. thebrusselsARTproject will be published in a booklet in autumn 2019. Have a sneak peek at three out of the now over 50 blog entries; these are especially related to ÉUgality, as the blog best portrays the special moments and affiliated feelings on this journey.

BRUSSELS – WHERE A DANCE IS A DANCE* / SEPTEMBER 14, 2018 The 18th of August 2018, Austria, Styria’s countryside – where a dance is not a dance. It is the day when the Austrian minister for foreign affairs invited Vladimir Putin to her wedding and danced with him. It’s a good day to leave this country which is rapidly turning more and more right-wing and fascist for a while in order to gain new inspiration, ideas and approaches for transcultural work in contemporary art and performance. We’ve decided to come to Brussels – the unofficial capital of Europe. Never in my life have I felt more European than in these times. I’ve always believed that “European” would be a term, too narrow and restricting. I’ve preferred “citizen of the world” but living on a continent where nationalist thinking is spreading out at an immense speed, refacing the idea of EUROPE seems to be striking.

EUTOPIA* / OCTOBER 19, 2018 Meanwhile we have been living in Brussels for two months already*** This residency in Brussels shall add to my transnational view and reception, in the private as well as professional sense. And I want to 104


forward this idea and everything surrounding this discourse. Through discourse on transnational approaches I have got to know other people and initiatives sharing a belief in the chances of a united Europe. Hence, I became a member of the EUROPEAN REPUBLIC which will be officially proclaimed through the European Balcony Project on November 10th 2018 at 4pm from balconies and in public spaces all over Europe. The project was initiated by the political scientist Ulrike Guérot, the author Robert Menasse and the director Milo Rau. The background to the idea of a united European Republic is the fact that there exists a common market as well as a common currency within the EU, so this project promotes the aim of sharing a common democracy – a United Europe of cultural diversity beyond nation states with equal rights and opportunities for all its citizens*** This might be an EUtopia – but it’s about spreading a positive and transnational dialogue on the possible future of Europe! Es lebe die Republik Europa! Long live the Republic of Europe! Vive la République Européene!

#WEPROCLAIMED*** / NOVEMBER 11, 2018 Welcome to the Republic of Europe! In days where constant negative perspectives on the future of our nation states, the continent and the whole world are defining our media, we seized the opportunity and shared a beautiful moment with diverse people proclaiming the European Republic within the European Balcony Project yesterday in Saint Gilles, Brussels. This EUtopian idea of a shared Republic with equal rights and status for all people living on this continent as a positive and logical answer to all of these nationalistic tendencies in Europe picks up exactly from my current mental position – so it was clear we were going to proclaim the European Republic in our Brussels Studio-Apartment with all the other over 100 participating initiatives all over Europe. A number of people from diverse backgrounds and generations joined the informal event and read out the manifesto in 7 languages – one after the other as well as simultaneously, which was really touching. Discussion was opened up on the prospects of the future of Europe – a political event accompanied by positive vibes and a European pumpkin soup ;) Thanks to everyone for coming and celebrating these ideas with exciting dialogues in a great atmosphere!

the brusselsARTproject

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METROPA Stefan Frankenberger, creative artist (metropa.eu) – Austria, Vienna METROPA is an art and peace project that shows Europe as an entity on multiple layers; its clear and simple imagery anticipates the idea of a pan-European metro network system that interconnects all its citizens and visitors, turning them into admirers. METROPA operates in a future where all ecological, economical, technical and political questions are answered and transformed into a viable vision of what could be the Federal Republic of Europe someday. METROPA defines mobility as a fundamental right of everybody, that is superior to the market and the egoistic interests of single countries. People are not trees – they should be able to roam wherever they want, for free, and at any time they want to. METROPA makes a new Europe emerge, where cities become stations, and we’re all citizens. Borders disappear as the connections are made, making place for super-fast trains that bring people from the city centres in all directions – as already happens all day long in any big metropolitan city of today. We want people to think about this and then to develop the desire for it to happen someday, as soon as possible. Together we can push the powerful and the decision-makers in this direction and make them think. The more people see this picture, the more they like it, and eventually they will build it. It is the tangible image of a citizen-centred unified Europe.

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Photo studio77

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Je rêve d’une République européenne Im Laufe des Projekts bekamen wir viele Zusendungen, Ideen und Anregungen aus ganz Europa, die den Begriff „Europäische Republik“ weiterdachten und selbst aufgriffen. Wir sind wirklich dankbar und froh, dass sich hier Menschen selbstständig mit Europa auseinandersetzen – denn das war unsere Hoffnung: Unser Projekt sollte dazu anregen, sich eigene Gedanken zu machen. So bekamen wir auch folgendes Gedicht von einem Franzosen, der aktuell in Kopenhagen lebt und sich vor allem anderen als europäischer Bürger versteht. Au cours de notre projet, nous avons reçu beaucoup de lettres avec des commentaires, idées et critiques venant de partout en Europe. Des lettres dans lesquelles la notion de « République européenne » est reprise, repensée et transcendée. Nous sommes sincèrement reconnaissants et heureux de cette résonance et de voir que tant de personnes ont saisi cette occasion de réfléchir l’Europe à leur façon : c’était précisément le but de notre projet : de penser l’Europe par soi-même. Entre autre, nous avons reçu ce poème d’un Français, qui vit actuellement à Copenhague et qui se considère avant tout comme Citoyen Européen.

Je rêve d’une République européenne

Etienne Vaccaro-Grange, PhD student in Economics – France, Marseille Ce soir je m’assoupis … et je rêve. Je rêve d’une République européenne. Je rêve d’une grande République démocratique, forte, souveraine et protectrice. Je rêve d’États-Unis d’Europe, d’un vaste ensemble fédéral s’étalant du détroit de Gibraltar à celui du Bosphore, de la mer Noire à la mer Blanche, bordé par le cercle Arctique et l’Atlantique. Je rêve d’une fière nation où ses citoyens évolueraient dans la paix, la liberté et la prospérité. D’un état bienveillant où les Européens vivraient sur un pied d’égalité ; munis d’un même passeport et bénéficiant de la même protection offerte par cette souveraineté. Je rêve d’un espace de vivre ensemble, dans lequel les cultures de chacun ne seraient pas incompatibles avec le désir de mettre en commun. D’une société qui serait une réponse aux malheurs de certains et qui permettrait à ses membres d’évoluer sans se soucier du lendemain. 108


Ce rêve je vous le décris ici, libre à vous de le rejoindre et d’y prendre parti. Démocratique, notre Première République serait dotée d’une constitution, qu’elle serait tenue de respecter. Laïques, nos institutions seraient séculières et gardiennes de la diversité. « Unie dans la diversité », solidaire dans l’adversité et protectrice dans la difficulté, telle serait la devise de notre société. Morale, cette Union aurait l’ambition de défendre les libertés, de promouvoir la justice et de soutenir la paix dans ce monde souvent malade. Au travers de belles initiatives telles que le prix Sakharov et la Cour Européenne des droits de l’homme, nous soutiendrions les plus vulnérables. Souverains et légitimes, les États-Unis d’Europe disposeraient d’Eurofort, l’unique rande armée capable de protéger entièrement notre intégrité. De plus, des institutions telles que Frontex et Europol auraient la capacité d’assurer notre sûreté. Deux fois membre permanent au Conseil de sécurité, puissance nucléaire de fait et médiatrice reconnue lors de conflits armés, l’Union aurait les moyens d’être respectée. Elle aurait par ailleurs la majorité dans les institutions internationales, que ce soit au FMI ou à la Banque Mondiale. Cultivant l’esprit d’équipe, cette glorieuse nation serait rayonnante dans le sport et la culture. Grande gagnante aux Jeux Olympiques, l’Europe étincellerait à l’Eurovision, dans la mode et la peinture. Deuxième économie au monde, la République européenne serait enfin un espace de prospérité où les richesses seraient partagées, l’environnement respecté, la santé et l’éducation financées afin qu’elles soient de qualités. La République européenne serait un pays où il fait bon vivre, une société où règne l’équilibre.

Je rêve d’une République européenne

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Cette République européenne serait belle, fonctionnelle, envieuse et généreuse. Elle serait à l’avant-garde pour protéger ses 500 millions de citoyens, tiraillés par la peur et l’incertain. Ce rêve je ne suis pas le premier à vouloir le réaliser, bien d’autres y ont aspiré. Mais ce rêve a tourné au cauchemar durant l’été, quand ce qui devait être une « Union toujours plus rapprochée » est soudainement devenue une sombre envie de se détacher. Avec le départ des Britanniques, l’Union perd une partie de son âme, la sixième puissance économique mondiale et un acteur géopolitique majeure sur la scène internationale. N’était-ce pourtant pas Churchill, qui soixante-dix ans plus tôt, initiait l’idée d’États-Unis d’Europe ? Il ne s’agirait pas d’oublier les raisons pour lesquelles celle-ci s’est déchirée de la sorte. De nos jours, bien trop d’Européens tiennent la paix pour héritage et l’Union pour une seule zone de libre-échange, pendant que pour joindre ce rêve, certains à l’Est se révoltent. Grand admirateur de l’esprit de l’Union Européenne, ce n’est pas le Dalai Lama qui méprisera la courageuse façon dont ils se comportent. À l’heure où l’euroscepticisme fleurit, nourri de propagande haineuse, orgueilleuse et belliqueuse. À l’heure où beaucoup se font bons apôtres en cultivant la différence et la peur de l’autre. Il faut le dire : non, terrorisme ne rime pas avec Europhilie mais avec nationalisme et populisme. Non, l’insécurité ne provient pas de nos voisins d’à côté, pas plus qu’une économie fermée ne permettrait d’enrayer la précarité. Mais, oui, l’Europe nous a apporté 70 ans de paix, de développement et de respect. S’il faut tout de même admettre que Bruxelles fait parfois la part belle à la bureaucratie et peut donner l’impression de gouverner avec chiromancie, celle-ci demeure la première victime de cet état d’inaction voulu par certaines de nos nations. 110


Car on ne peut pas demander à une capitale de remplir sa mission avec les moyens d’un conseil régional, comme on ne peut attendre d’une Commission qu’elle dirige un continent intégral sans lui transférer de souveraineté. Je fais ce rêve alors que je m’apprête à partir en échange Erasmus. Véritable stimulus, l’international est toujours un plus dans un cursus. Mais, cette expérience résonne en moi davantage comme la découverte d’une part de notre culture, de notre patrimoine et de notre futur. J’aimerais tant ne pas aller à « l’étranger ». Seule réponse aux enjeux économiques, humanitaires, environnementaux et géostratégiques de demain, les États-Unis d’Europe sont la Lumière qu’il nous faut créer aujourd’hui. Seulement alors, notre vieux continent deviendra un nouvel espace qui rendra l’espoir à notre jeunesse pleine de vie. Alors, mettons de côté notre aigre fierté et dépassons ensemble cet archaïsme que sont chauvinisme et sectarisme. Ouvrons-nous à nos voisins et formons ensemble la grande nation de demain. Car nous ne sommes au fond qu’un seul peuple, qui est bien trop longtemps demeuré aveugle. Divisés par le passé, nous serons unis pour l’avenir. Ce rêve je ne le fais pas par naïveté, mais par conviction, espoir et responsabilité. J’ai le désir profond qu’il devienne réalité. Amis Européens, rejoignez ce rêve. Embrassez avec moi cette Ode à la Joie.

Je rêve d’une République européenne

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A Public Matter Anca Danaila, volunteer translator at TranslAid – Romania, Galați In our age of globalisation, all leading world powers are republics, albeit very different kinds: China has its one-party system, Russia has an authoritarian system and USA an indirect election process. None of these models are perfect. However, history and present times show that, when it comes to governing a large territory with an enormous milieu of ethnic regions, the republic offers the winning solution. This is why the EU must find and adopt its own working model of a republic. The need to have a “European Constitution” and the means to apply laws throughout Europe, as well as presenting a united front in external affairs is indisputable. A recent example is selling weapons to Saudi Arabia, weapons that end up in the war in Yemen. The UK, France and Spain are still selling them to the Saudis, avoiding taking a stance against a conflict that brought over 24 million Yemeni into dire need of humanitarian aid, with over 18,000 war casualties. Only Germany stopped selling arms last year, after the murder of journalist Jamal Khashoggi in Istanbul. There is, however, no united front on the matter. Only time can show whether the European Republic, as presented by Ulrike Guérot, is the best solution for the EU. However, the present crisis being suffered by its members points towards deep-rooted problems in the societies that must be addressed before being able to modify the form of the EU. In order to achieve the creation of a European Constitution, the citizens and the political classes must first come to accept that the age of national mindsets is obsolete and will only hinder future development and well-being. It is, of course, easier said than done, especially at a time when the motto Unity in diversity has lost its resonance, and populists hungry for power are playing the nationalist card with great ease and succeeding. The ever-lurking us versus them has resurfaced in recent years in every European country, culminating with the British voting for Brexit. There are many complex reasons why this antagonistic world view has been gaining adherents. Each city and each country is battling its own underlying problems. One cannot deny that becoming a EU member has generally made things better, be it economically, infrastructure, creation of new jobs, improving social services and fighting corruption. However, two all too human tendencies cast a veil over these positive aspects: short 112


S T H G I R    L A EQ U ITIZEN FOR  EVERY  C

UNIT Y  IN D I V E RS I T Y THE EUROPEAN BALCONY PROJECT PROCLAIMING THE EUROPEAN REPUBLIC

historical memory and, put simply, being poor. How many people still remember or can imagine (if they haven’t lived through the times) what things were like before the EU? Wars, visas, unstable national currencies, corruption, violations of human rights. To think of how others have it so much better or to find excuses for one’s own shortcomings comes more easily than appreciating the positive role of the EU and definitely easier than planning and taking action to improve the present situation. For example, the poorer, often not very educated lower (middle) class cannot be expected to have unconditional empathy for refugees, when they themselves are often confronted with financial issues and job uncertainty. Add to that little to non-existent social security and the path for populist rhetoric has been laid. The same goes for ecology and climate change: people must be well off enough to really grasp the immensity and urgency of the situation. Only those wealthy enough to be socially and financially stable can afford to buy bio products on a regular basis, avoid cheap meats, buy sustainable clothes, purchase electric instead of old diesel cars, take days off work to volunteer, etc. Take Germany for example: the richer West German states are championing a cleaner way of life, from food to CO2 emissions, protesting for more drastic measures such as higher prices for diesel and gas. A Public Matter

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On the other hand, East German states like Sachsen-Anhalt are breakthrough states for the Alternative for Germany (AfD). If you were among the not-so-fortunate of your country, and the government used millions of euros on integration projects, housing, asylum processing, counselling for refugees, you too might think that you are being treated like a second class citizen, betrayed or ignored by the leading political parties, by being placed behind potentially dangerous (according to the populist propaganda) outsiders who now receive what is rightfully yours. These voices must be heard, listened to and solutions must be found to their problems. Ignoring or labelling them as irrational extremists will only make matters worse and risk getting to where the US found itself in 2016, where the voices of the disillusioned, ignored “rednecks”, who often didn’t even cast a vote, shouted that they want to make America great again. Globalisation as a whole has deepened the division between the poor and the rich, turning region against region. There is, however, hope, as this year’s local election in Hungary has shown, or the years of protests in Romania that recently led to the overthrow of the corrupt social-democrat government. At the same time with the rise of right-wing extremism, there has been a crystallisation of various social movements defending democratic values, ecological measures and human rights. And the beauty of it is that the younger generations, who are historically apathetic when it comes to elections, are fully engaged in making a stand for what they believe in. Britain’s youth is angry for not having a say in the biggest political decision to impact their future. The referendum for Brexit and Trump winning the elections in the US have been extremely vivid lessons for them of what can happen if you let others decide. Res publica means, ad litteram, public matter. We are witnessing precisely this at the moment, where citizens go out on the streets to direct politics in the way they believe to be just. And not to simply wait for four or five years to (maybe) cast a vote. I have experienced this first-hand, taking part in the “Protest of the Diaspora” on August 10th 2018 in Bucharest. It was meant to be a “peaceful protest of Romanians living abroad” and came as a follow-up to over two years of similar manifestations against corruption. I flew in just for that reason, like thousands of fellow expats, accompanied by tens of thousands coming from all over the country to oppose corruption and demonstrate for a better future. Unfortunately, this protest was the first one in over 20 years to be met with tear gas and water cannons by special state forces called gendarmes, whose ID numbers had been painted over, so that they could break down the protest by any means and without fear of legal repercussions. It was one of the scariest yet most beautiful experiences of my life, running side by side with my family and friends, amid thousands of other peaceful protesters. The general cowardice that the communist 114


regime has installed over decades into the collective mentality had finally been overcome. Romanians, especially younger generations, are no longer afraid to firmly stand by what they believe in and bring that opinion to the streets. After the first cans of tear gas have been fired and the protesters have been violently chased away, over and over again, we closed ranks, came back red-eyed and fighting for breath, shouting “Europe sees you!”. Never before have I felt prouder to be a Romanian and an European. But the power of the EU in internal matters like this one is minor, at best. Because national sovereignty is holy, or so we’ve been taught for the better part of the last two centuries. Discussing the matter with various people, I was surprised to see a recurring idea among them: Romania adopting the same laws as other European countries that fought corruption and won. Or even better, of having the same set of laws and rules in all of the EU, as well as the power to implement and protect those laws. The European Republic is the future of the European Union. When the time for that will come is anyone’s guess; it might be in 50 years, it might just as well be in five. Until then, we owe it to ourselves, our children and to those who came before us and believed in Europe to prepare the way. If European politics are to be a public matter, all voices must be heard.

A Public Matter

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Berlin. Photo SeeSaw/Jule Halsinger


Geschichten


Bridging Europe With Relentless Optimism Jon Beedell & Richard Headon, Desperate Men – United Kingdom, Bristol We joined the Balcony project – it was imperative – and in proud rage, with stubborn and relentless optimism, hope not hate and the absolute necessity for pan European cross cultural creative collaboration we two Desperate Men simultaneously proclaimed in Helsingor DK and Bristol UK. With improvised drums in Denmark and Asian owned Sweet Marts in England we disseminated the drug of love and cooperation and declared our allegiance to the European Republic – which is is now ineluctably connected and crucial to Climate Justice. Can we do more actions please! Act Now!

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Photo Richard Headon

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Auf dem Balkon des Burgtheaters: Peter Simonischek ruft die Europäische Republik aus Burgtheater – Österreich, Wien „Wir erleben gerade, dass das politische Österreich eine Vorreiterrolle für nationalstaatliches Denken einnimmt, dabei leichtfertig unsere zivilisatorischen Werte wie Menschlichkeit und Demokratie über Bord wirft und unsere Sicherheit innerhalb der europäischen Gemeinschaft gefährdet. Dass sich gerade das österreichische Nationaltheater an dieser politisch-künstlerischen Aktion beteiligt, halte ich für immens wichtig.“ Karin Bergmann, künstlerische Leitung Burgtheater

„Ich verlese das Manifest vom Balkon des Burgtheaters aus, mit Blick auf Ballhausplatz und Heldenplatz, also mit Blick auf den Sitz der österreichischen Regierung. Ich erwarte mir von dieser Aktion ein starkes Signal für ein Europa, das alle seine Bürger*innen vereint. Natürlich ist das jetzt erstmal eine Utopie, aber wer, wenn nicht die Kunst, sollte visionär sein?“ Peter Simonischek, Schauspieler im Ensemble des Burgtheaters

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Photo Aksel Stasny

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Photo Georg Soulek


“Un Balcone per l’Europa”, Manifestazione a Napoli Elmar Zorn, Curatorial Partners and Board of Directors Rettore della Fondazione “Accademia Europea Del Fuoco” – Germania, Monaco / Italia, Bacoli Ideale continuazione delle iniziative culturali di respiro europeo “Arte nella Natura” (Napoli-Bagnoli), “Fundamenta XX. Arts, Sciences and Technologies for a New Millenium” (Venezia, con il patrocinio dell’UNESCO), “Scavare il Futuro” (Caserta, con partecipazioni di artisti e scienziati da tutto il mondo tra i quali gli Harrison dalla California, famosi artisti ecologici ideatori del progetto “Peninsula Europa”), si è tenuto sabato 10 novembre 2018, alle ore 15.30 presso il Museo del Mare in Via di Pozzuoli, Napoli, l’evento “Un Balcone per l’Europa”, al quale hanno partecipato con grande entusiasmo Mimmo Grasso da Monte di Procida, già Assessore alla Cultura di Bacoli e poeta ormai notissimo grazie alle sue opere imperniate sulla mitologia europea classica-moderna, Fabio Carlevaris, consulente patrimoniale e promotore di iniziative culturali in Bacoli, e Salvio Capuano, artista dei Campi Flegrei, in collaborazione con il Comune di Napoli e con il nostro gruppo di operatori museali “Curatorial Partners”. I contributi offerti nel corso dell’evento, coordinati da Mimmo Grasso con la collaborazione di Antonio Daniele, venivano dall’archeologa Anna Abbate, dallo psicanalista Antonio Vitolo, da Gianfranco Nappi, direttore della rivista “Infiniti Mondi”, dal musicista e cantautore di musica popolare napoletana Carlo Faiello, oltre che dal sottoscritto che presentava la poesia di Paul Wühr (1927 Monaco di Baviera – 20016 Passignano sul Trasimeno), poeta principale tedesco di primaria importanza, conosciuto bene anche a Napoli. La sintesi dell’evento ha avuto completa espressione nella ferma determinazione di perseguire l’obiettivo di un’integrazione progressiva della cultura europea secondo la particolare filosofia della vita del SUD, con le sue tradizioni delle arti e scienze a Napoli e dintorni – uno degli “hotspot” della natura e cultura mondiale. Faceva seguito all’evento del 10 novembre l’ideazione di un forum per gli scambi culturali europei che rifletteva la situazione geopolitica-culturale di questa zona vulcanica estremamente creativa e pericolosa allo stesso tempo, intitolato “Accademia Europea Del Fuoco”, con sede a Bacoli, epicentro dei Campi Flegrei. 124


Photo Museum of the Sea

Un balcone per l’Europa

La lettura collettiva del “Manifesto” ha avuto logo presso il “Museo Navale” di Napoli-Bagnoli da parte di studenti delle scuole superiori. Interventi di Gianfranco Nappi, direttore della rivista internazionale “Infiniti Mondi”, Iaia De Marco, docente universitaria e presidente dell’associazione “Città Meridiana”, Elmar Zorn (Monaco di Baviera) che ha letto alcuni testi del poeta Paul Wuhr aventi per tema l’utopia dell’Europa. Mimmo Grasso ha parlato di uomini-progetto a partire da Enea mediorientale e primo migrante verso l’Europa e altri da San Paolo (che viaggiò per gli stessi luoghi di Enea) fino ad Altiero Spinelli e alla sua Utopia realizzata.

Passato postumo

Poema di Mimmo Grasso sotto il letto accumula materiale da riporto e ha sabbia nelle scarpe (sarà forse sonnambulo?). gli sembra di svegliarsi ogni mattina come ogni mattina. la moglie accanto a lui veglia nascosta tra stasi del respiro; nelle rughe le crescono germogli di taciuto; da ragazza aveva due fossette dove i passeri venivano a beccare i chicchi del sorriso. accende la tv: ancora guerra. lei, in soprassalto, dice “guarda quello 125


con la valigia, che tiene per mano moglie e figlio, che ha sulle spalle un anziano. i noi di allora”. esce fuori. è nervoso. la battigia, da quando abita qui, si è ritirata di circa venti metri. la barca è ben tenuta perché non si sa mai. un tale venne. (non ricorda in quale evo) che voleva acquistarla. lui disse “no” perché l’ombra dell’uomo aveva nella destra una lancia lunghissima (diomede ne usava una così; con la punta di bronzo atterriva cavalli incandescenti). l’albero di maestra ha allungato radici nella spiaggia; il timone è coperto d’edera. cosa fare? (“il non-plus-ultra sono le ustioni del passato”, disse a cartagine il suo arcano padre rispondendo ai perché del nipote). da un non-so-quando giunge la voce dello speaker: tot barconi affondati, tot e tot annegati. quel popolo di profughi è la sua discendenza: i figli dei suoi figli nascono con i segni di bruciature sulla pelle, incendi. sente adesso la terra bruciargli sotto i piedi, gonfiarsi per un attimo le vele e gemere le funi sugli scalmi dei remi. ripartire? rimettersi in gioco? ora è un uomo da piccole cose, cui si può solo affidare una pianta da innaffiare durante le vacanze e, poi, ha vari problemi di memoria: ricorda un crepitio di pomici e di cimbali, un rimbombo di pietre o di ecatombi, cloc-cloc d’ossa, conchiglie fenicie, bla-bla di vaticini trascritti in alfabeti che non conosce più. paolo di tarso, uno olivastro come lui, qui venne per chiedergli istruzioni, confrontare carte salmastre, mappe. nelle tasche teneva arrotolato il suo stesso progetto. anche il giudeo portava un’ombra sulle spalle: era il giovane eroe figlio del fuoco che governava un regno senza mura o porte scee. gli consegnò i suoi lari, il vecchio astuccio con il ramo d’oro. 126


nel congedarsi, disse a bassa voce, per non essere udito dagli spettri: “alza vele di notte ed usa il vento dell’ombra del tuo dio se sogna d’esser vento”.

europeanbalconyproject.eu

altri tempi. il postino su un asino cimmerio gli porta qualche volta cartoline degli antichi compagni ancora in viaggio ma a lui sembra un miracolo “SALVE” sullo zerbino. ripartire? rimettersi in gioco? il tempo che gli resta è quello già vissuto di cui avverte la soma, è l’anziano signore che porta sul groppone, che lava, accudisce, cui allaccia le scarpe, che mette a dormire, che piange cigolando come un’asse nuovissima, che si alza dal giaciglio e va là sulla spiaggia, come un passato postumo, a un bianco terrapieno (le saline del sogno di ogni notte?) dove passa e ripassa e lei ha un lamento e la ripassa e passa in un setaccio l’acqua

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Vielstimmigkeit statt diszi­pli­nierender Einstimmigkeit Gemeinschaftsprojekt – Deutschland, Chemnitz Manifeste und vor allem Manifestationen kannte Chemnitz im Herbst 2018 in fast alltäglich werdender Regelmäßigkeit. Seitdem Manifeste im Verlauf der Französischen Revolution vom legislativen Akt der Herrschenden zu demonstrativen Artikulationen von Minderheiten wurden, wird in ihnen Zukunft angekündigt und rhetorisch hergestellt. Und in Chemnitz war schon im Vorfeld des European Balcony Projects im Wortsinn des lateinischen manifestare so einiges offengelegt und handgreiflich (gemacht) worden. Am Anfang des European Balcony Projects Chemnitz stand daher die Frage: (Wie) reiht man sich ein in diese Manifeste? Oder vielmehr: Wie schert man aus dieser Reihe aus? Der Versuch einer Antwort war: zugelassene Vielstimmigkeit statt disziplinierter und disziplinierender Einstimmigkeit. In Chemnitz hieß European Balcony Project zunächst: Suchen nach europäischen Visionen für diese Stadt, die bisher nur leise, nur am Rande, wenn überhaupt, gehört wurden. Und dann auch: Aushalten von Widersprüchen – denen, die sich von allein ergaben, genauso wie denen, die uns vor oder während der Ausrufung erreichten. Parallel entstanden eigentlich zwei (oder drei, oder mehr) Manifeste: Ein von Chemnitzer*innen ausgehandeltes „Chemnitzer Manifest zur Zukunft der Europäischen Union“, das Passagen des Manifests des European Balcony Projects verwebte mit Fragen und Wünschen der Stadtbevölkerung, und das von einem Chor am Karl-MarxMonument ausgerufen wurde. Es waren kurze, subjektive Visionen, Forderungen und Einsprüche, als Sounddateien per Mail eingeschickt und auf der Straße gesammelt, die danach vom zum Leben erweckten KarlMarx-Kopf verkündet wurden. Und schließlich: Diskussionen im daran anschließenden Europa-Café, die Fragen des Manifests aufgriffen, neue stellten und daraus eigene Visionen verfassten, bauten und zeichneten, die Zukünfte ankündigten und rhetorisch herstellten, indem sie sie als Pluralität, in Vielstimmigkeit und gerade wegen ihrer Widersprüchlichkeit handgreiflich machten. Ausrufung der Europäischen Republik Von Chemnitzer Bürger*innen-Chören im Rahmen des European Balcony Projects, des Festivals „Aufstand der Geschichten“ des ASA FF e.V. und des Chemnitzer Projekts „Europa für alle“ Künstlerische Leitung: Laura Linnenbaum, René Schmidt, Chorleitung: Tim Wittkop, Moderation Europa-Café: Anna von Grünewaldt, Projektkoordination: Anna Staab, Studentische Mitarbeit: Lisa Kruse, Clara Leschner

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Photo Fabian ThĂźroff

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Photo Fabian ThĂźroff


#weproclaim Sophie Menasse, Radio journalist – Austria, Vienna The Union of Europe is failing With national int’rests prevailing We therefore proclaim As our shared aim The European Republic’s unveiling While eating Italian Pesto We thought what we’d need now and presto Is not just French wine Though that would be fine (Nor Irish whiskey Cause that would be risky) But rather a new manifesto The Republic so proudly proclaimed The national thinkers ashamed This was the awesome result Europe in brand new gestalt And the crisis of Europe contained

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Orlando Balaș, Schriftsteller – Rumänien, Oradea

Rumänien in Europa

“No man is an island entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main; if a clod be washed away by the sea, Europe is the less, as well as if a promontory were.”

John Donne

Europa ist für uns Rumänen eine wortwörtlich historische Chance und zugleich Hoffnung auf eine moderne(re), demokratische Identität, auf Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte. Für mich persönlich ist Europa ein uns alle umfassendes und willkommenes Zuhause. Durch die Öffnung der Grenzen, durch das Leben und Studium in anderen Teilen unseres Vater- und Mutterlandes, anhand der vielen Sprachen und Kulturen durfte ich dieses Europa entdecken. Die blaue Fahne mit zwölf goldenen Sternen, die für Freiheit und Menschenwürde steht, ist die einzige Fahne, die mich rührt, die einzige, die uns nicht teilt, sondern zu einer Familie vereinigt und Frieden gewährt. „Europa, süße Heimat!“, könnte jetzt ein*e Siebenbürger*in sagen. Europa, wo wir alle zuhause sind, zuallererst Menschen und Europäer*innen und erst dann Rumänen, Ungarn, Deutsche usw. Die Republik Europa haben wir auch in Oradea, einer Stadt an der rumänisch-ungarischen Grenze, ausgerufen. Im Großen Saal des Rathauses haben wir uns samt Chor und Orchester der Universität versammelt, wir waren an die 150 Menschen – Europäer*innen verschiedener Muttersprachen und Weltanschauungen. Wir trafen uns, um die Ode an die Freude zusammen zu singen, das Manifest zur Ausrufung der Europäischen Republik zu verlesen und anschließend lange und heftig darüber zu debattieren, wie unser gemeinsames Zuhause aussehen und funktionieren sollte. Anwesend waren auch meine Kinder Georgia und Mario, deren Groß- und Urgroßeltern Rumänisch, Ungarisch, Deutsch, Polnisch und Serbisch sprachen und denen jetzt ein ganzer Kontinent ein Zuhause ist! Aus Oradea / Nagyvárad / Großwardein einen herzlichen Gruß an alle Europäerinnen und Europäer!

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Photo eBihoreanul.ro

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Ein Fest für Europa

Brigitte Landesmann und Birgit Wittwehr, im Namen der europabegeisterten Österreicher*innen vom Lago Maggiore – Italien, Varese Am Lago Maggiore (Oberitalien, Provinz Varese) lebt eine kleine Gruppe europabegeisterter Österreicher*innen. Da die Gegend traditionell eine Hochburg der rechtspopulistischen Lega ist, wollten wir mit der Organisation einer lokalen Veranstaltung des Balcony Projects ein sichtund hörbares Zeichen für Europa setzen, als Kontrapunkt zu den oft lautstark auftretenden Europagegner*innen. Wir wurden dabei vom Bürgermeister (PD partito democratico) und der Verwaltung der Stadt Varese, dem Pro Loco Varese (einem Verein zur Förderung einer lebenswerten Stadt), dem Movimento Federalista Europeo (italienische Sektion der Union der Europäischen Föderalisten) und vielen Privatpersonen unterstützt. Nicht nur wir selbst, sondern auch die Stadt Varese warb intensiv über Mailinglisten für das European Balcony Project. Die Europäische Republik wurde vom Balkon des barocken Palazzo Estense, dem Rathaus der Stadt, ausgerufen. Der Hintergrund der Veranstaltung war durch das offizielle Transparent des Projekts sowie eine europäische Flagge am Balkon von Weitem erkennbar. Ein Schauspieler deklamierte das Manifest auf Italienisch, und anschließend wurde es von sechs Schülerinnen der Europäischen Schule Varese in deren jeweiliger Muttersprache auf Französisch, Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Spanisch und Katalanisch gelesen. Einige junge Italiener*innen betraten ebenfalls den Balkon und erzählten dem Publikum, was sie an Europa begeistert. Live-Musik, ein Gratisbuffet, EU-Luftballons, EU-Fähnchen und die bunten Balcony-Slogans, Plakate und Buttons sorgten für gute Stimmung und ein attraktives Fest. Wir luden die Besucher*innen ein, auf großen Leinwand-Tafeln persönliche Statements zu Fragen wie „Wie sehr fühlst du dich als Europäer*in“, „Was schätzt du an der Europäischen Union“, „Was erwartest/wünschst/erträumst du dir von der Europäischen Republik“ aufzuschreiben, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie zum Nachdenken über Europa anzuregen. Leider spielte das Wetter nicht im Geringsten mit, es regnete den ganzen Nachmittag heftig, und es kamen weniger Besucher*innen als erwartet. Die etwa hundert Teilnehmer*innen waren allesamt durchwegs pro-europäisch eingestellt und hatten sich trotz des schlechten Wetters aufgemacht, der Veranstaltung beizuwohnen und bei den angebotenen Aktivitäten mitzumachen. Die wenigen zufällig Vorbeikommenden waren neugierig und zeigten sich interessiert. Leider erzielten wir (auch aufgrund des Wetters) nicht die erhoffte Reichweite und Resonanz. Die Ideen des Manifests waren manchen, die sich schon im Vorfeld damit auseinandergesetzt hatten, zu radikal, und sie sind dann auch – 135


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Photos Birgit Wittwehr


wenngleich durchaus pro-europäisch gesinnt – bewusst der Ausrufung der Europäischen Republik ferngeblieben. Diejenigen, die sich das erste Mal mit dem Manifest konfrontiert sahen, waren schlichtweg überfordert. Trotzdem betrachten wir die Veranstaltung als ein gelungenes Fest pro-europäischer Werte, Ideen und Visionen. Aufgrund der vielfältigen Werbung im Vorfeld und Medienberichten über das Event danach (inklusive Beitrag in einem lokalen TV-Sender und einem Interview in der Online-Ausgabe der La Repubblica) sind wir überzeugt, dass unsere Botschaft auch zu vielen derjenigen durchgedrungen ist, die nicht zur Ausrufung der Europäischen Republik gekommen sind. Um ein weiteres zivilgesellschaftliches pro-europäisches Zeichen zu setzen, organisierten wir gemeinsam mit 42 lokalen Gemeinden eine Woche vor der EU-Wahl im Mai 2019 einen Walk4Europe quer durch die Stadt Varese mit einem anschließenden Fest im Park des Palazzo Estense.

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Die Überraschungs­ performance Ralph Krolewski, Privat – Deutschland, Gummersbach Im kleinen Ort Gummersbach (dort lebte einst Jürgen Habermas!) konnten wir um die vierzig Bürger*innen zusammenbringen, die am 10. November 2018 um 16 Uhr als Souverän von einem mit Europafahnen und BalconyBannern geschmückten Podest die Europäische Republik ausriefen. Anschließend sangen Schüler*innen eine auf die Republik umgetextete Version der Marseillaise. In der frisch gegründeten Europäischen Republik setzten sich die versammelten Bürger*innen zusammen und diskutierten über den Begriff Res publica im Gegensatz zu Monarchie und Diktatur als Anliegen gleicher Rechtssubjekte und mit Konsequenzen für staatliche Organisation und Gewaltenteilung. Im Vorfeld und als Anregung für andere Teilnehmer*innen hatten wir die Überraschungsperformance entwickelt. Diese Performance kann immer und überall, auch im laufenden Theater oder Konzertbetrieb, durchgeführt werden.

Die Überraschungsperformance

Charaktere:  – Verkünder*in – Aufmerksamkeitsfänger*in – Unterstützer*innen

AKT 1 / Szene 1:

Verkünder*in kommt hereingestürmt. Aufmerksamkeitsfänger*in spielt Fanfarenlied (eine kleine Musikbox und Handy reichen vollkommen).

Verkünder*in:

Moment! Wir sind gerade an einem historischen Moment! Vor hundert Jahren haben Matrosen und Soldaten gemeutert, um nicht weiter in sinnlosem Gemetzel verheizt zu werden, der Kaiser musste abdanken und fliehen, eine Republik wurde ausgerufen, die dann durch die Nazis hinweggefegt wurde. Wir wollen uns nun auch als europäische Bürgerinnen und Bürger hinter die Idee einer gemeinsamen Zukunft stellen! Sorry, ich muss das Manifest dieser Vision, der Europäischen Republik, hier und jetzt vortragen, und dann könnt ihr hier schön 138


Photo Ralph Krolewski

weitermachen. Diese Ausrufung geschieht gerade an vielen Orten in Europa mit mehr als 10 000 Teilnehmer*innen und auch in großen und kleinen Theatern. Jetzt seid ihr als Publikum auch dabei! (MANIFEST wird in entsprechender Sprache vorgelesen) Voilà, es lebe die Republik, und zwar eine europäische! Unterstützer*innen klatschen und verteilen Flugblätter. 139


Knitting the Lines of the Manifesto at the Harbour of Eleusis Ioanna Valsamidou, Mind the fact – Greece, Athens The European Balcony Project boils down to the essence of the problem of today’s democracies across Europe and globally. Mind the fact, Greece, joined the network with a direct yet playful comment: visiting the harbour of Eleusis, the European Capital of Culture for 2021, we invited local youngsters, children and passers-by to enter our manifestation. Random citizens participated with one phrase each, knitting the lines of the manifesto. We recorded them on our camera, visualising tomorrow’s representatives of democratic values. We, the people of Mind the fact , Greece, are exploring, seeking or even starving for the actualisation of our ancestor’s vision:

Photo Mind the fact

“Democracy is the form of government in which the free are the rulers”, Aristotle

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Urratsez Urrats / Step by Step

Eneko Aizpurua Urteaga, Itzultzaile – Euskal Herria, Donostia / Translator – Basque Country, San Sebastián Frantziako eta Espainiako nazio estatuek muga Bidasoa ibaian ezarri bazuten ere, bi ibaiertzetan bizi diren euskal herritarrek inoiz ez dute ibaia mugatzat hartu. Historian zehar askatasunaren bide eta ihesbide ugarik gurutzatu dute Bidasoa ibaia. Bigarren Mundu Gerran euskal kontrabandistek Comète sareko iheslari eta pilotu aliatuei lagundu zieten muga ezkutuan zeharkatzen naziengandik ihes egiteko. Garai hartan ere, ia 30.000 iheslarik (gehienak juduak) gurutzatu zuten Bidasoko muga Aristides de Sousa Mendes-ek, Portugalek Bordelen zuen kontsulak, ezkutuan egindako pasaporteei esker. Gerraren ondoren, 60ko eta 70eko hamarkadetan, milioi bat migratzaile portugesek erabili zuten ihesbide bera bizimodu hobearen xerka. Egun, afrikar migratzaileak dira mugaldeko galbideetan dabiltzanak. Europar Batasuneko Schengen eremuan estatuen arteko mugak ireki bazituzten ere, muga ezkutuan zeharkatu behar dute. Nolanahi ere, badator urratsez urrats estaturik eta mugarik gabeko Europar Errepublikara iritsiko garen eguna. Although French and Spanish national states established their border at the Bidasoa River, the river was never considered to be a boundary by Basque local people living on both sides of it. Throughout history, there have been many Freedom Trails and Escape Routes across the Bidasoa River. During World War II, Basque smugglers helped Allied airmen and fugitives of the Comète Network to escape from the Nazis and cross the border clandestinely. At the same time, nearly 30,000 fugitives – most of them Jews – crossed the border at the Bidasoa River with passports issued secretly by the Portuguese consul in the French city of Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes. After the war, in the 60s and 70s, one million undocumented Portuguese migrants used the same escape routes to cross the Bidasoa River on their way to seek a better life. Nowadays, African migrants do the same. Though inter-state borders within the Schengen Area in the European Union are supposed to be open, they have to cross the border clandestinely. Nevertheless, step by step, the day will come when we all will reach the European Republic without states and borders.

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Wir sind Visionäre, aber nicht weltfremd

Wir sind ein deutsch-katalanischer Verein in der Rhein-Neckar-Region und träumen von einem vereinten und kulturell vielfältigen Europa der ökologisch intelligenten Regionen. Am Samstag, 10. November 2018 haben wir die Europäische Republik in Heidelberg, Girona und Barcelona gemeinsam ausgerufen. Die Erfahrungen, die wir in den drei Regionen gemacht haben, sind vielfältig wie das Leben selbst: In Heidelberg hatten wir das Vergnügen, die Republik zusammen mit der neuen Partei „Demokratie in Bewegung“ auszurufen, welche die 142

Photo Weedoocare

Gemma Durany, Weedoocare – Deutschland, Heidelberg / Spanien, Girona und Barcelona


Idee eines vereinten Europas in die reale Politik bringen möchte. Die Kulisse in Girona waren die altehrwürdigen Arkaden vor der historischen katalanischen Buchhandlung „Les Voltes“. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Die Gastgeber*innen der Buchhandlung haben gezielt ein weltoffenes, interessiertes Publikum eingeladen und eine lebhafte Debatte geführt. In Barcelona war das junge Genossenschaftskino „Zum Zeig“ Gastgeber. Wir haben unsere Momente via Videostreaming geteilt und trotz Engpässen in der Internet-Bandbreite viel visionären Spaß gehabt. Das Publikum im Kino in Barcelona war sehr überschaubar. Eine Gruppe osteuropäischer Besucher*innen gab uns unmittelbar nach der Ausrufung folgenden Rat: „Ihr solltet mit euren Ideen dringend zum Psychiater gehen!“ Die Europawahl im Jahr 2019 hat uns ein erstes Zwischenergebnis der Lage gegeben: Die Partei „Demokratie in Bewegung“ bekam noch sehr wenige Stimmen im EU-Parlament. Hat jemand etwas anderes erwartet? Tja, wir sind Visionäre, aber nicht weltfremd. Soziale und politische Innovationen brauchen Zeit, Bescheidenheit und Leidenschaft. „First they ignore you (…) Then you win.“ (Mahatma Gandhi)

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144 Photos Thalia Theater on Instagram


„Es lebe die Europäische Republik“ Thalia Theater – Deutschland, Hamburg Warum verliest man ein Manifest mit realen politischen Forderungen von dem Balkon eines Theaters? Diese Überlegung bedeutet zwangsläufig, sich die vielleicht interessanteste Frage der Kunst zu stellen: Kann sie die Realität verändern? Und was unterscheidet den Balkon eines Theaters vom Westbalkon des Reichtages in Berlin, auf dem Philipp Scheidemann die erste demokratische Republik 1918 ausgerufen hat? (Zumindest wird diese, im Übrigen auch theatrale, Geste so von der Geschichte konstruiert.) Man könnte sagen: Sie unterscheidet nichts. Zumindest wenn man – wie Milo Rau – davon ausgeht, dass der Vorgang einer Repräsentation selbst real wird, egal wie der Ort, an dem sie stattfindet, definiert ist. Das Theater eröffnet uns eine mögliche Welt und ein mögliches Verständnis von Welt jenseits der Wirklichkeit. Damit kann es, wenn es gelingt, auf das Bewusstsein und somit auf die Wirklichkeit zurückzuwirken. Indem das Theater sein Publikum mit der Freiheit des Denkens – man kann sie nicht oft genug betonen – und mit außergewöhnlichen Haltungen konfrontiert, hat es das Potenzial, die Realität zumindest um Möglichkeiten zu erweitern. Nicht um einen neuen Konsens zu schaffen, sondern um Plädoyer zu sein, für die Provokation und die (politische) Utopie. Wie kann eine gesamteuropäische Demokratie also aussehen? Ist es Zeit für eine Revolution der demokratischen Strukturen, jetzt wo die Demokratie, wie wir sie in Europa kennen, in der Krise steckt? Seit 2018, 100 Jahre nach 1918, fordert das European Democracy Lab eine „Europäische Republik“. In ihr ist etwas scheinbar Widersprüchliches zusammengedacht: Jede und jeder, der es sein will, ist eine Europäerin oder ein Europäer. Das heißt, es gibt eine politische Gleichheit jenseits von Nationalität und Herkunft. Das heißt, die kulturelle Vielfalt entfaltet sich erst in der politischen Einheit. Und das ist nicht zuletzt eine sehr poetische Denkfigur, die ihrer Zeit voraus ist. In ihrer realen Konsequenz würde sie wohl einer aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung überhaupt erst gerecht werden. Besonders in einer Hafenstadt wie Hamburg, die qua ihrer kolonialen Vergangenheit im Kleinen zeigt, dass der Reichtum Europas auf jahrhundertelanger Ausbeutung und Unterdrückung anderer Kulturen beruht. Gleichzeitig wird Hamburg heute als Vorreiterin der „Superdiversität“ bezeichnet: ethnische Zugehörigkeit, Kultur, Religion, Lebensstile oder Familienmodelle – die Vielfalt wächst in allen Dimensionen. 145


Die Ausrufung der „Europäischen Republik“ vom Balkon des Thalia Theater fiel mit dem 10. November 2018 in eine Festwoche, in der das Thalia Theater seinen 175. Geburtstag feierte. Das gesamte Setting war somit ein festliches. In dieser Woche sollte das Theater als Ort des NichtRationalen und Unwahrscheinlichen, aber vor allem als gesellschaftlicher Gegenentwurf, eine besondere Aufmerksamkeit bekommen. Denn angesichts der Um- und Aufbrüche, die nahezu alle Strukturen und Systeme unserer Gesellschaften verändern, zeigt sich, dass wir die kreative Kraft einer Aufforderung zum utopischen Handeln, für die eine derartige politisch-künstlerische Intervention auch steht, brauchen. Es geht nicht um eine naive Huldigung der Kunst, sondern um das Bewusstsein, dass die künstlerische und politische Freiheit in vielen europäischen Ländern momentan erschreckenderweise alles andere als selbstverständlich ist. Das fehlende Selbstverständnis für die Werte der Demokratie ist auch das Thema in „dritte republik“, der Premiere zum Auftakt der 175-JahreFestwoche. In diesem Stück hat der österreichische Dramatiker Thomas Köck 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs eine Dystopie entworfen: ein Verfassungskonzept für ein taumelndes Europa zwischen Globalisierung und nationalstaatlichen Sehnsüchten. Ein autokratischer und neoliberaler Staatenbund, ausgelöst durch den Rechtsruck mehrerer europäischer Länder. Die Dystopie der „dritte[n] Republik“ ist der negative Spiegel zur „Europäischen Republik“. Argumente der Letzteren werden am Ende der Inszenierung (in der Regie von Elsa-Sophie Jach) in die Waagschale geworfen. Das Europa der Nationalstaaten sei gescheitert. Europa kann nicht mehr innerhalb der Vorstellung nationaler Grenzen gedacht werden. Die Europäische Republik wird zum ersten Schritt auf dem Weg zur globalen Demokratie. Die Gegenüberstellung beider Konstrukte auf der Bühne macht deutlich, wovon Milo Rau in seiner Eröffnungsrede zur „General Assembly“ (die im November 2017 im Thalia Theater live aus der Berliner Schaubühne übertragen wurde) sprach, als er sagte: „Wir müssen dem Engel der Geschichte einen Engel der Utopie hinzugesellen.“ Die „General Assembly“ war ein fiktives Weltparlament, das nach den Regeln der Wirklichkeit eine neue Weltordnung erprobte, um die Leerstelle fehlender demokratischer Strukturen auf globaler Ebene zu füllen. Sie funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie die Ausrufung einer „Europäischen Republik“ vom Balkon eines Theaters: immer wieder aufs Neue ästhetische Rahmen zu erfinden, um realpolitische Konzepte durchzuspielen und Forderungen für unsere Gegenwart zu stellen – die Grenzen verwischen. Umsetzung: Verlesung des Manifestes am Alstertor von den Balkonen des Thalia Theater am 10.11.2018 Mit: Alicia Aumüller und Oda Thormeyer Einrichtung: Sophie Pahlke Luz Musik: Daniel Sapir

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Möchtest du Europa mitgestalten? Ja. Nein. Hmm. Mona Hofmann, schrill.eu – Deutschland, Braunschweig Das ist eine von insgesamt sieben Fragen und ihren Antwortmöglichkeiten, die Besucher*innen der Europa-Ausstellung im schrill beantworten konnten. Das schrill, ein partizipativer Ort der Stadt- und Kulturgestaltung in Braunschweig, entwachsen aus einem Leerstand, lud Interessierte ein, Europa und die gegenwärtige politische und soziale Lage zu hinterfragen. Zunächst wurde die Möglichkeit geboten, mittels eines Zeitstrahls in die Geschichte einzutauchen, um anschließend Fragen der Ausstellung, welche sich jeweils auf einen Absatz des Manifests bezogen, zu beantworten. Hat Europa, so wie es jetzt ist, eine positive Zukunft? Wie sieht es mit der Einhaltung der Menschenrechte aus? Braucht es einen strukturellen politischen Wandel? Was ist Europa eigentlich für mich? Die Antworten spiegelten das Meinungsbild wider, und die vielen inspirierenden und anregenden Gespräche ließen auf eine offene und solidarische Zukunft hoffen.

Photo Mona Hofmann

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Photo Marisol Glaserman


Bochum. Stadt des europäischen Versprechens Josephine Raschke, josephineraschke.com – Deutschland, Bochum Die Kunstdemonstration war als Performance im öffentlichen Raum in vier Etappen aufgebaut und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum, dem Schauspielhaus Bochum und der Christuskirche konzipiert, finanziell unterstützt durch die GLS-Treuhand. Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit dem Manifest. Vielgesichtig und verschieden. Auf der einen Seite ein Chor aus Bochumer*innen, die sich über mehrere Wochen mit Fragen und Wünschen in das Manifest hineingearbeitet hatten. Auf der anderen Seite verschiedene Gruppen, die in Wechselwirkung mit dem Manifest traten und eigene Aspekte einbrachten. Die Kunstdemonstration hatte ihren Auftakt am Platz des europäischen Versprechens in der Bochumer Innenstadt. Ein Platz, an dem 14 726 Namen von Bürger*innen auf dem Boden zu lesen sind, die vor Jahren Europa ein stillschweigendes Versprechen gaben (Künstler: Jochen Gerz, www.europeanpromise.eu). In der nächsten Etappe schaltete sich am Rathausbalkon die „Polit-Punk-Gruppe“ (Schüler*innen der Europa-AG Erich-Kästner-Schule) dazu, lieferte den Thesen des Manifests eigene schlagkräftige Argumentationen und feierte Europa laut und bunt. In feineren Tönen und poetisch begegneten die Schüler*innen der Hildegardis-Schule beim nächsten Point dem letzten Drittel des Manifests. Sie antworteten mit der Rede von Victor Hugo und ließen ihre Wünsche und Träume für Europa in die Luft steigen. Immer wieder war der Chor zwischen den Stationen zu hören, der seine Balkone in Form von blauen Getränkekisten mit sich trug, in Anlehnung an die Speakers Corner im Hyde Park in London. In einer Kakophonie von Manifestfetzen bahnte sich der Demonstrationszug seinen Weg zum Schauspielhaus. Auf dessen Balkon proklamierten die Schauspieler*innen nochmals das gesamte Manifest in ihren Muttersprachen und verkündeten die Europäische Republik. Zusammen mit fünf Bochumer Chören und den Demonstrant*innen erklang Freude schöner Götterfunken. Bei einem Europa-Pott und im Licht des Europa-Schriftzuges von Caro Baumann (Architekturbüro morePlatz, Berlin) an der Fassade des Schauspielhauses Bochum wurden die gewonnenen Eindrücke sortiert, Visionen und Wünsche für Europa geteilt und Europa-Pässe ausgestellt. 150


Photo Sabine Hahnefeld

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152 Photo Sabine Hahnefeld


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Europäer, Europäer, seid ihr da? Andrea Lun und Silke Stockebrand, Privat – Deutschland, Singen Andrea hatte morgens am 10. November im Deutschlandfunk von dem European Balcony Project erfahren. Nach nur 45 Minuten Vorbereitung machten wir uns zum Stadtplatz auf. Wir haben unsere Köpfe in Bilderrahmen gehalten mit der Bildunterschrift „Bürger Europas“. Mit der Melodie des Liedes Bruder Jakob sangen wir folgenden Text: Europäer, Europäer, seid ihr da? Seid ihr da? Wir gehör’n zusammen, wir gehör’n zusammen, hier und jetzt! Hier und jetzt! Unsere europäische Version des Liedes haben wir immer wieder gesungen und gesungen. Um 16 Uhr habe ich das Manifest verlesen.

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Photo Andrea Lun

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Wonderful ­Europe Birgit Mele, Pulse of Europe – Germany, Munich Adaptation of What a Wonderful World von Louis Armstrong See my banner so blue, with stars of gold, a life in peace, so manifold and I am thankful to Europe because I am living in peace. I see children play and in their eyes no war, no hunger, just happy lives and I’m thankful to Europe that I am living in peace. Europe I thank you that I am living in peace. The colours of my banner, so pretty in the sky are also in the hearts of people going by former foes shaking hands, saying how do you do they’re really saying I love you. I see a continent so great, united as one still much to do but so much done and I’m thankful to Europe that I am living in peace. Europe, I thank you that we all are living in peace.

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Photo Birgit Mele

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Manifestcollage

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Manifesto Днес, в 16:00 часа на 10 ноември 2018 г., 100 години след края на Първата световна война, която заличи десетилетия от европейската цивилизация, ние не само си припомняме историята, а вземаме бъдещето в собствените си ръце! (Bulgarian) Vrijeme je da pretvorimo obećanje prenošeno u Evropi u stvarnost i da se podsjetimo na ideje utemeljenja koje stoje u pozadini projekta integracije Evrope. (Bosnian) Declarem que tothom present en aquest moment al continent europeu és ciutadà de la República Europea. (Catalan) Přijímáme svou odpovědnost za univerzální dědictví všeobecné deklarace lidských práv a slibujeme, že je na tomto kontinentě budeme konečně uskutečňovat. (Czech) Wir sind uns bewusst, dass der Reichtum Europas auf Jahrhunderten der Ausbeutung anderer Kontinente und der Unterdrückung anderer Kulturen beruht. Wir teilen deshalb unseren Boden mit jenen, die wir von ihrem vertrieben haben. (German) Alle der ønsker det, kan blive europæer. Den Europæiske Republik er første skridt på vejen mod et globalt demokrati. (Danish) Η Ευρώπη των εθνικών κρατών απέτυχε. (Greek) La ideo de la Eŭropa unuiĝo estas perfidita. (Esperanto) Jedinstveno tržište i evro su bez političke potpore lako posrnuli pred neoliberalnom agendom koja ide protiv cilja socijalne pravde. (Serbian) Es hora de reconquistar el poder de las instituciones europeas para integrar el mercado común y la moneda común dentro de una democracia europea común. (Spanish) 159


Parce que l’Europe, c’est l’unification des peuples et non l’intégration des États. (French) Herritarren subiranotasunak hartzen du, honenbestez, estatuen subiranotasunaren lekua. (Basque) Europska Republika temelji se na općoj političkoj jednakosti, bez obzira na nacionalno, socijalno ili etičko porijeklo. (Burgenland Croatian) O konstitucijoneli ledschaschtscha la europitika republikatar o fori taj o regijoni hi. (Burgenland Romanés) Il giorno in cui la pluralità culturale dell’Europa si dispiega in un’unità politica è finalmente arrivato. (Italian) Consilium Europaeum dimissum est. (Latin) Evropski parlament vezda ima zmožnost donositi zakone. (Kaikavian) Et wielt eng europäesch Regierung, déi zum Wuel vun allen europäesche Biergerinnen a Bierger gläichermoosse verflicht ass. (Luxembourgish) Да живее Европейската република! Živjela Europska Republika! Visca la República Europea! Ať žije Evropská republika! Es lebe die Europäische Republik! Længe leve Den Europæiske Republik! Ζήτω η Ευρωπαϊκή Δημοκρατία! Vivu la Eŭropa Respubliko! Živela Evropska republika! ¡Viva la República Europea! Vive la République européenne! Gora Europar Errepublika! Živjela Europska Republika! I europitiki republika te dschil! Viva la Repubblica Europea! Vivat Res Publica Europea! Živela Evropska Republika! Vive d’Europäesch Republik! 160


Manifesto Šiandien, 2018 m. lapkričio 10 d., 16.00 val., praėjus 100 metų po pabaigos Pirmojo pasaulinio karo, dešimtmečiams sugriovusio Europos civilizaciją, prisimename ne tik istoriją, bet imamės atsakomybės už savo ateitį. (Lithuanian) Vrijeme je da obećanje o inherentnoj Europi postane stvarnost i da se podsjetimo na temeljne ideje koje stoje iza projekta europske integracije. (Croatian) Sakon, kon ande kado momento andi Evropa trajon/ žuvel, savoražene evropickona repulikake kotora si. (Lovara-Romani) Elfogadjuk az Emberi Jogok Egyetemes Nyilatkozatának egyetemes örökségéért való felelősségünket, és vállaljuk, hogy végre érvényesítjük ezt a kontinensen. (Hungarian) Свесни сме дека европското богатство е базирано на експлоатацијата на другите континенти и потценувањето на другите култури низ вековите. Затоа, среќни сме да ја споделиме нашата територија со оние кои се aизгонети од своите. (Macedonian) Iedereen die Europeaan wil zijn, is Europeaan. De Europese Republiek is de eerste stap op weg naar een wereldwijde democratie. (Dutch) Europa państw narodowych poniosła klęskę. (Polish) A ideia do projecto de unificação europeia foi traída. (Portuguese) Fără o structură politică comună, Piaţa Unică şi Euro au căzut cu uşurinţă pradă unei agende neoliberale ale cărei interese contravin obiectivului dreptăţii sociale. (Romanian) Právomoci európskych inštitúcií je preto potrebné pričleniť tak, aby v rámci spoločnej európskej demokracie mohli byť vytvorené spoločný trh a spoločná mena. (Slovak) 161


Manusha: Europa kharela, i Manushen kethne te annel un ga, e bare Themma dre annel. (Sintitikes) Suverenost držav smo odslej nadomestili s suverenostjo državljanov. (Slovenian) Euroopan Tasavalta on luotu kansainvälisen poliittisen tasa-arvon periaatteella, välittämättä kansalaisuudesta, sosiaalisesta tai etnisestä taustasta. (Finnish) Di konschdidutionelle Dräger vo de Europäische Republik sin d’ Stät tun d’ Regione. (Alemannic) Dagen är inne för Europas kulturella mångfald att äntligen utvecklas till politisk enhet. (Swedish) Avrupa Konseyi böylece lağvedilmiştir. (Turkish) Il Parlament europeic è la legislativa. (Romansh) Al lita n Govern Europeich che s’impegnëia por dötes les zitadines y düc i zitadins europeics zënza desfarënzies. (Ladin) Tegyvuoja Europos Respublika! Živjela Europska Republika! Opre i Evropicko Republika! Éljen az Európai Köztársaság! Да живее Европската република! Leve de Europese Republiek! Niech żyje Rzeczpospolita Europejska! Viva a República Europeia! Trăiască Republica Europeană! Nech žije Európska republika! De dschivell i europtike Republika! Dolgo naj živi Republika Evropa! Kauan eläköön Euroopan Tasavalta! Es lebi di Europäischi Republik! Länge leve den Europeiska republiken! Yaşasın Avrupa Cumhuriyeti! Eviva la Republica europeica! Viva la Republica Europeica!

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CE À QUOI VOUS ASSISTEZ ICI EST UN PROJET ARTISTIQUE ! Aalborg Alacant Amsterdam

Αθήνα

Banská Bystrica Barcelona Berlin Beograd Bilbao Bochum Bonn Bristol Brno Braunschweig Bruxelles București Bolzano Chemnitz

Λευκωσία

Darmstadt Den Haag Dresden Düsseldorf Essen Eupen

Θεσσαλονίκη

Frankfurt Gent Glasgow Gmünd Graz Greifswald Hamburg Helsingør Karlsruhe Koblenz Köln

En ce moment même, la République européenne est proclamée depuis plus de 100 balcons (de théâtres) et lieux publics en Europe. Cette proclamation est basée sur un manifeste qui réaffirme le désir d’une démocratie européenne commune, car une telle démocratie n’existe pas encore ! L’Union européenne a une monnaie commune et un marché commun, mais pas de démocratie commune. Les décisions de l’UE sont fortement influencées par les intérêts des États membres au lieu d’être fondées sur le bien commun de tous les citoyen(ne)s européens. Nous voulons que cela change – nous voulons une Europe unie, décentralisée, démocratique et au service des citoyen(ne)s. En tant que citoyen(ne)s, nous demandons des droits égaux pour toutes les personnes vivant en Europe et nous vous invitons à venir discuter du futur de l’Europe ! Faites entendre votre voix lors des élections européennes de mai 2019. Pour plus d’impressions sur cette campagne d’ampleur européenne, suivez les hashtags #weproclaim #EuropeanBalconies Le European Balcony Project a été initié par le European Democracy Lab et réalisé avec l’aide de nombreux citoyen(ne)s à travers l’Europe. Pour plus d’informations, rendez-vous sur le site www.europeanbalconyproject.eu

Lampedusa Litschau Lisboa Ljubljana London Luserna Lyon Mainz Malovice Malmö München Nancy Newcastle Oradea Praha Putbus Pöllau/Hartberg Recklinghausen Roma Rotterdam Ruse Salzburg Sarajevo Siegburg Stockholm Stralsund Strasbourg/Kehl Siegburg Trier Tübingen Varese Verona Vilnius Verscio Warszawa Weimar Wien Zürich

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QUELLO CHE STAI GUARDANDO È UN PROGETTO ARTISTICO Aalborg Alacant Amsterdam

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In questo momento La Repubblica Europea viene proclamata da più di 100 balconi e luoghi pubblici in Europa. La proclamazione si basa su un manifesto che afferma il desiderio di una democrazia europea comune, perché questa non esiste ancora. L’Unione europea ha la stessa moneta e lo stesso mercato, ma non ha ancora una democrazia comune. Le decisioni dell’UE vengono fortemente influenzate dall’interesse del singolo stato membro invece che essere basata su un interesse comune dei cittadini Europei. Vogliamo cambiare questo – vogliamo un’ Europa unita, decentrata, democratica, che metta al centro il cittadino Europeo. Come cittadini, chiediamo uguali diritti per tutti gli Europei e vi invitiamo a discutere il futuro dell’Europa! Fai sentire la tua voce alle elezioni Europee a Maggio 2019! L’iniziativa “European Balcony Project” è stata promossa da “European Democracy Lab” (Laboratorio Europeo della democrazia) e realizzata grazie al contributo di numerosi cittadini in tutta Europa. Ulteriori informazioni sul sito www.europeanbalconyproject.eu e con gli hashtag #weproclaim e #EuropeanBalconies

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Statements

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Elfriede Jelinek (Austria)

Ich bin ja eine geradezu fanatische Europäerin und kann euch nur alles Gute dafür wünschen. Ich sehe im Moment leider das Gegenteil, Staaten, die wie Mikadostäbe in alle Richtungen auseinanderfallen, die andren Staaten die Schuld zuschieben, die wiederum eine andre, meist alte, oft neue oder vermeintliche Schuld wieder zurückschieben. Und dann sehe ich wieder andre, die das Recht und die Demokratie dermaßen verhöhnen, sodaß es mir schwerfällt, sie überhaupt weiter in Europa dulden zu wollen. Und doch muß man es immer wieder versuchen, man muß sie in den Bann ziehen, nicht mit einem Bann belegen. Auch wenn es so dunkel aussieht wie derzeit, muß man halt im Dunkeln schreien. Allerdings hat aber wenigstens jeder eine Stimme. Wir sind ja alle nur kleine Lichter, aber die Stimme haben wir, die bleibt uns, auch wenn wir sie immer wieder abgeben.

Photo Gottfried Hüngsberg

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Photo 170 Judith Jockel

Dubravka Ugrešić (Croatia)

I support the Manifesto with all my heart and I am signing every word of it. Europe of Euro and dusty concepts of nation states is not what many people of Europe dreamed about. Let us open a new and wider space for emancipated ideas, concepts, dreams and actions. European Republic is that space.


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Étienne Balibar (France)

Il y a cent ans, nos grands-parents se sont entretués pour la gloire des nations et des empires. Dans cent ans nos petits-enfants formeront peut-être enfin une seule république européenne au service de la paix et de l’hospitalité dans un monde préservé de la destruction. Si fragile que soit cet espoir, ne cessons jamais de l’entretenir et d’y travailler.

Photo Tomislav Medak. [CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)] Uploaded from http://flickr.com/photo/11932978@N00/6521929551 using Flickr upload bot. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/%C3%89tienne_Balibar.jpg 173


Photo 174 Nane Diehl

Maxi Obexer (Italy/Germany)

Where is that free and open country that bears the beautiful name of Europe? I see only states. Europe has set people on the move. But where is the country? The deeper they go into Europe, the more it seems to disappear. There are Europe Squares, Europe Bridges, Europe Streets. You can see Europe on the banknotes, with all its Squares, Bridges and Streets. For people seeking to study, seeking work training or experience, Europe has long been easy to understand. And the vision of a continent where national borders have been overcome moves people and sets them on the move, and has followers and supporters all around the world. Everyone who shares this vision belongs to Europe, even those who are excluded. Europe is a vision and a reality. It is visible everywhere, but it doesn’t like to be seen. As a world that has long existed. As our shared field, which we cannot see while we continue to fragment ourselves, and Europe, into differences and opposites.


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Kathrin Röggla (Austria)

Ich kann die Grenzen von Europa nicht zeichnen, ich habe eine Grenzzeichnungshemmung sozusagen, aus mehreren Gründen. Ich kann es auch nur punktuell auffinden und weiß nicht genau, wo es aufhört, das kann man mir noch so oft erzählen. Leider wissen andere sehr genau, wo die Grenzen Europas sind. Ränder haben nicht nur keine scharf konturierten Formen, sie haben auch ganz andere Funktionen, sie verbinden mehr als sie trennen. Dass wir sie als längst nach innen gewandert empfinden, erzählt weniger über ein Peripherieproblem als über die gesamte europäische Gesellschaft.

Photo Karsten Thielker

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Photo 178 Oliver Abraham

Srećko Horvat (Croatia)

Maybe the recently renewed interest in the years of the Weimar Republic isn’t just a coincidence? Take the success of the popular German TV Series Babylon Berlin, based on Volker Kutscher’s police-thriller about the decadence and disintegration of the late Weimar Republic and Germany’s slide into Nazism. A direct connection can be made between cocaine dealers, pornographers, nationalists, organised crime, street clashes between the police and the workers so vividly depicted in Babylon Berlin with the “state of exception” and rising Nazism. And if we go back to the future, what if a better parallel to our own times isn’t so much the 1930s (now frequently used to warn of the times ahead), but the 1920s and the period of Weimar? What if it is the “state of exception” deployed during the last years of the Weimar Republic which carries a crucial lesson for our future? This is why we need more utopian projects such as the European Republic.


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EuropaNow!

EuropaNow!

EuropaNow!

EuropaNow! EuropaNow!

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EuropaNow! EuropaNow!

EuropaNow!


EuropaNow! partecipa con convinzione ed entusiasmo a The European Balcony Project. Perché è il momento di agire. Perché è il momento di unire le nostre forze per contribuire a costruire una nuova Europa: più unita, solidale, democratica e federale.

EuropaNow! (Italy)

Perché è il momento di rivendicare gli stessi diritti civili e sociali per tutti i Cittadini Europei. Senza eguali diritti, senza un mercato e una moneta unica le priorità dei Cittadini Europei non troveranno mai risposta. Perché Europa significa unire le persone, non coalizzare gli Stati. Viva la Repubblica Europea!

Logo Europa Now!

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Photo 182 Julian Baumann

Navid Kermani (Germany)

Man muss den politischen Horizont nur ein wenig über die nächsten Wahlen oder die nächste Steuererklärung hinaus erweitern, um zu sehen, dass nichts so sehr die eigenen nationalen Partikularinteressen bedroht wie gerade der Nationalismus. Und es ist schon unfassbar, dass man zu Beginn des 21. Jahrhunderts an diese Grundlehre des 20. Jahrhunderts erinnern muss: Wo jeder der Erste sein will, werden am Ende alle verlieren.


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Carolin Emcke (Germany)

Dass ich mich als Europäerin zählen darf, erfüllt mich immer noch mit Dankbarkeit und Demut, nicht mit Stolz und Vorurteil. Ich empfinde es immer noch als Geschenk, dieses transnationale Gewebe, aus dem noch einzelne Fäden heraushängen, die es weiter zu knüpfen gilt. Die europäische Demokratie ist ein Versprechen auf eine inklusive, heterogene, gerechte Gesellschaft – und sie ist ein unabgeschlossenes Projekt. Das europäische Projekt braucht Kritik, wo es seine demokratischen Versprechen nicht erfüllt oder nicht für alle gleichermaßen erfüllt, das europäische Projekt braucht Phantasie, damit es immer einen utopischen Überschuss hat, der noch andere Formen der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit erlangen will, das europäische Projekt braucht politische Unzufriedenheit, damit es sich weiterentwickelt und die Demokratie vertieft und erweitert. In Zeiten des völkischen Nationalismus, des aggressiven Rassismus und Antisemitismus braucht es das Engagement für die transnationalen Perspektiven und Visionen. Photo Andreas Labes

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Photo 186 De Balie

Yoeri Albrecht (Netherlands)

With politicians across the Continent attacking the European Union and negotiations underway for Britain to leave the EU, the very idea of a unified Europe seems to be under threat. In order to respond to this crisis, we should look at Europe’s history and future. We should understand that Europe is a continent scarred with a past of civil wars and international conflict. The lasting peace we have enjoyed since the end of the Second World War is unique in the history of the continent. It would seem that we are, for a large part, indebted to the European Union for this lasting peace. However, we should not take it for granted. Instead, let us try to heed well the lessons and answers of Europe’s past; and perhaps the most important lesson is that nationalism leads to war. It is in doubt, curiosity and imagination that we find the essence of European culture, a culture that has come into blossom, is deeper and longer than the rise of nation states.


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Guillaume Klossa (France)

L’heure pour les citoyens européens est au grand choix : voulons-nous continuer à bâtir ensemble une société plus juste et meilleure, unie dans sa diversité ? Voulons-nous bâtir ensemble une grande puissance démocratique, culturelle, écologique et sociale, capitalisant sur les talents et richesses de notre Union et source d’inspiration pour le monde ? Ou voulons-nous suivre notre voie chacun dans notre coin au risque de sortir de l’Histoire ? Et de retrouver nos vieux démons ?

Photo Associated Press

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Photo 190 Anna T. Szabó

Dragomán György (Hungary)

The knife my father made out of my grandfather’s broken war-sabre looks shiny and new, ready for bloodshed. When I hold it in my hand, I think about the hatred of war, and about the long peace almost all of us have been lucky enough to share. For me, the dream of a United Europe is all about this, about hating each other less. I know it is not much, but it is the most we have. We should do all we can to preserve it.


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Joan Nederlof (Netherlands)

Werkelijke Europese eenwording vind ik een geweldig idee. Ik zou liegen als ik zeg dat ik mij altijd al Europeaan gevoeld heb. Want om eerlijk te zijn had ik de Nederlandse nationale grenzen al zo’n beetje vanaf mijn geboorte volledig geïnternaliseerd. Ik denk dat voor het overgrote deel van de Europeanen hetzelfde geldt. En ‘vanaf je geboorte’ kan al gauw de eeuwigheid lijken. De ontdekking dat die nationale grenzen geen van God of de natuur gegeven feit waren, maar een door mensen bedacht concept, maakte dat ik me Europa opeens heel goed voor kon stellen. Waarmee weer eens duidelijk werd dat niets beter tegen blinde vlekken helpt dan inlevingsvermogen. Het Balcony Project zou me een paar jaar geleden niet eens zijn opgevallen. Nu sluit ik me er met veel plezier bij aan en lijkt de toekomst ineens een stuk avontuurlijker.

Photo Linda Stulic

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Photo 194 Lukas KWI

Claus Leggewie (Germany)

Auf die Balkone und Barrikaden, auf Straßen und Plätze! Die schweigende Mehrheit für Europa muss sich zeigen und laut werden. Die Europawahl 2019 ist eine Schicksalswahl.


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Ausblick

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Es gilt das gesprochene Wort Klaus Lederer, Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa – Deutschland, Berlin Meine Damen und Herren, liebe Europäerinnen und Europäer, liebe Freundinnen und Freunde, die Europäische Republik, die hier gerade ausgerufen wurde – sie könnte unsere Rettung sein. „Was Sie hier sehen, ist ein Kunstprojekt“, heißt es im Aufruf für das European Balcony Project. Kunst kann scheinbar Unmögliches imaginieren, kann Unvorstellbares vorstellen, und kann damit beitragen zu anderen Zuständen, demokratischeren, sozialeren, menschlicheren Zuständen. Denn: So, wie es ist, bleibt es nicht. Und so, wie es ist, kann Europa nicht bleiben. Die meisten von uns spüren das deutlich, auch wenn nicht alle es wahrhaben wollen. Die demokratischen Defizite der EU in ihrer heutigen Ausgestaltung sind unübersehbar, die soziale Ungleichheit in und zwischen den Staaten ist unerträglich groß. Ein gemeinsamer Markt ohne gemeinsame Demokratie, ohne eine gemeinsame Sozialpolitik, das kann auf die Dauer nicht funktionieren. Auch die nationalistische Rechte hat das erkannt und zieht daraus den Schluss, wir sollten die Europäische Union möglichst schnell über Bord werfen, zwischen unseren Ländern die Grenzzäune wieder hochziehen und in der Konkurrenz der Nationalstaaten glücklich werden. Diese Strategie des Rückzugs aufs Nationale ist eine Antwort aus der Vergangenheit auf die Herausforderungen der Zukunft. Die völkisch-nationalistischen Rechten, die ihr folgen, verschließen die Augen vor den großen Problemen, die längst transnational sind und für die wir nicht eine gelegentliche Abstimmung zwischen nationalstaatlichen Regierungen, sondern neue Formen einer echten transnationalen Demokratie brauchen: Der radikale Umbau unserer Wirtschafts- und Lebensweise, der erforderlich ist, wenn wir den Klimawandel begrenzen wollen, wird nicht dem Nationalstaat gelingen. Die Regulierung der globalen Finanzströme wird nicht dem National­ staat gelingen. Die Bekämpfung der krassen globalen Ungleichheit, die Millionen von Menschen zwingt, in extremer Armut zu leben oder ihre Heimatregion zu verlassen, wird nicht dem Nationalstaat gelingen. 197


Diese Probleme werden nicht von selbst verschwinden, wenn wir sie lang genug ignorieren. Im Gegenteil: Je länger wir zögern, desto heftiger werden uns ihre Folgen ereilen. Schon deshalb kann der Rückzug aufs Nationale keine Lösung sein. Wenn der gemeinsame Markt ohne gemeinsame Demokratie nicht funktioniert, muss doch die andere, die zukunftsgewandte Strategie darin bestehen, diese gemeinsame Demokratie zu erstreiten. Die Republik Europa, für die engagierte Bürger*innen wie Ulrike Guérot und Robert Menasse streiten, ist ein mutiger Entwurf, wie diese gemeinsame Demokratie aussehen könnte. Die Idee mag uns heute radikal erscheinen – so wie zu anderen Zeiten das gleiche Wahlrecht für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht und Stand. Welche demokratische Errungen­schaft erschien den Menschen (zumal den Herrschenden) nicht radikal, bevor gezeigt wurde, dass sie umsetzbar, ja eigentlich notwendig ist? Wobei: Alternativlos ist die Europäische Republik natürlich nicht. Aber die Alternative, sagt Robert Menasse, „wäre eine Misere“. Ich würde es noch drastischer formulieren: Sie wäre eine Katastrophe! Auch wenn sie hier und heute schon ausgerufen wurde, wird es einer großen kollektiven Kraftanstrengung bedürfen, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Lebendig aber ist sie schon heute als wunderbar konstruktiver Gegenentwurf zum „Weiter so“ derjenigen, die sich nichts anderes als den Status quo mehr vorstellen können – und die unweigerlich die Realität überrollen wird. Streiten wir uns also über die Europäische Republik! Malen wir uns aus, wie sie verfasst sein müsste, welche Rechte und welche Sicherheiten sie ihren Bürgerinnen und Bürgern bieten muss. Und beantworten wir gemeinsam die Frage, in welchem Europa wir leben wollen. Ein „geeintes, dezentrales, demokratisches und bürgerzentriertes Europa“, so fordert es das Manifest. Ein friedliches, soziales und freiheitliches Europa, würde ich noch hinzufügen wollen. Ein dickes Brett? Na klar! Am besten, wir fangen noch heute an zu bohren.

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From the European Balcony Project to the European Republic Simone Ceramicola, President of “Avenir de l’Europe” – Belgium, Brussels After the proclamation on 10th November 2018, let us now together start writing the future European Constitution! On 10th November 2018, at 4 p.m., almost 100 years after the end of the First World War, thousands of European people gathered throughout Europe for the European Balcony Project1, launched by Ulrike Guérot and Robert Menasse. From several cultural and symbolical European locations, we proclaimed the European Republic. Ulrike Guérot and Robert Menasse proclaimed it in Weimar (Germany), Milo Rau in Ghent (Belgium), Paul Dujardin and I in Brussels (Belgium) at the BOZAR. Here, we held a three hour open and passionate debate on the Future of Europe, with the participation of around 200 people coming from all over Europe. After this highly symbolic event, we now need to build the European Republic through concrete facts, putting into reality what we declared clearly in the Manifesto2. The newly elected President of the European Commission, Ursula von der Leyen, wrote in the “Political Guidelines for the next European Commission 2019–2024”3 addressed to the European Parliament that “We must rediscover our unity and inner strength”. This is possible mainly through culture and education, through knowledge and teaching of history and of the founding values and principles of our societies. The European Union can overcome its present crisis through an in­­creas­ed awareness among people of our common history and cultural heritage. However, being a citizen means more than loving each other and sharing the same values, as is often said. Being a citizen means above all to have the same rights. Claiming a European Republic is about precisely this: claiming equal rights for all European Citizens. Hence, citizens who embark together upon a political project on the basis of equal rights found a Republic. What we want now is legal equality for European citizens as well, because that is the necessary – though not sufficient – condition for European democracy. The Maastricht Treaty promised a Union of States and a Union of citizens, but only the former is reality, the latter needs to be achieved. On 9th of May 2020, we will celebrate the 70th anniversary of the Schuman Declaration. “The Schuman Declaration of 9th of May 1950 is the founding, revolutionary act of a new project of collaboration between European 199


peoples and states based no longer on the hegemony of one over the other, but on understanding, peaceful collaboration and equality between them. It is the beginning of a new phase in European history that has made possible the longest period of peace in European history to date”4. The experience of 70 years of peace among Europeans, which brought us stability and prosperity, represents the major asset that the European Union can propose to other people in order to contribute to peace and stability in the world. We, Europeans, should defend internally the precious gift of the peace and promote it externally to the world through dialogue, reconciliation and peaceful collaboration. No more weapons distributed throughout the world, no more conflicts but peace! That is why we need a common European foreign policy with a common effective defensive apparatus. We need a common European democratic government capable of coping with our common social, economic and political challenges.

How to get there?

Let us have a clear and short founding document, shared by all Europeans, clarifying our common principles, institutions and objectives: a European Constitution on the basis of the general principle of legal equality of all European citizens and delivering a real European citizenship! Europe is still fragmented into several nations, but there are many people and organisations who want to make a change, who want to become the sovereign. Let’s think of pro-European citizens’ movements like VOLT, DiEM25, EuropeNow!, Pulse of Europe, the initiative of the Permanent European Union Citizenship or pop bands like Bilderbuch who call for an European Passport. The necessity of a true European Republic and of a true European Constitution has long since been established amongst the population. Yet, today, new cleavages are separating the European citizens and these cleavages are beyond today’s national borders. There are between the young and the old, the rich and the poor, the centre and the periphery and the towns and the regions of Europe. Therefore, a European convention, grouping these citizens along national lines, is no longer the appropriate method for working on the European Constitution. What we need today is a “European Constituent Assembly” representing the European citizens at large in all their diversity. We proclaimed, on 10th of November 2018, “The sovereignty of states is hereby replaced by the sovereignty of citizens.” So, let us call the people of the European Balcony Project to start writing together, on 9th of May 2020, our future European Constitution, the Constitution of the European Republic! 1 europeanbalconyproject.eu/en. 2 europeanbalconyproject.eu/en/manifesto. 3 ec.europa.eu/commission/sites/beta-political/ files/political-guidelines-next-commission_en.pdf.

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4 CALL TO EUROPEANS – A democratic government for Europe – “Avenir de l’Europe”, Brussels 9 May 2017, www.facebook.com/avenir.europe.


Vom European Balcony Project zur Europäischen Republik Simone Ceramicola, Präsident „Avenir de l’Europe“ – Belgien, Brüssel Nachdem am 10. November 2018 die Europäische Republik ausgerufen wurde, lassen Sie uns nun damit beginnen, gemeinsam die zukünftige europäische Verfassung zu schreiben! Am 10. November 2018, hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, versammelten sich um 16 Uhr in ganz Europa tausende Europäerinnen und Europäer zum European Balcony Project 1, welches von Ulrike Guérot und Robert Menasse ins Leben gerufen wurde. An mehreren kulturellen und symbolischen Orten Europas haben wir die Europäische Republik ausgerufen. Sie wurde von Ulrike Guérot und Robert Menasse in Weimar (Deutschland), von Milo Rau in Gent (Belgien) von Paul Dujardin und mir am BOZAR in Brüssel (Belgien) ausgerufen. Im BOZAR führten wir mit ca. 200 Menschen aus ganz Europa eine dreistündige offene und leidenschaftliche Debatte über die Zukunft Europas. Nach diesem äußerst symbolischen Ereignis müssen wir nun die Europäische Republik mit konkreten Fakten aufbauen und das, was wir im Manifest klar dargestellt haben, umsetzen.2 Die neu gewählte Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, schrieb in den „Politischen

Leitlinien für die nächste Europäische Kommission 2019–2024“3 an das Europäische Parlament: „Wir müssen unsere Einheit und unsere innere Stärke wiederfinden.“ Das kann in erster Linie durch Kultur und Bildung, durch Kenntnisse und das Vermitteln der Geschichte und der Grundwerte und Prinzipien unserer Gesellschaften erreicht werden. Die Europäische Union kann ihre derzeitige Krise durch ein verstärktes Bewusstsein der Menschen für unsere gemeinsame Geschichte und unser gemeinsames kulturelles Erbe überwinden. Die Europäische Union ist das Ergebnis der Versöhnung historischer Feinde nach Jahrhunderten von Kriegen: Vor allem darin liegt ihre innere Stärke. Tragend sind auch die Grundwerte und Prinzipien unseres Lebens als Bürgerinnen und Bürger von heute, die von unserer Geschichte geprägt sind: Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Solidarität, der Respekt der Menschenwürde, des Lebens und der Natur sowie Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Es braucht aber mehr, als einander zu lieben und die gleichen Werte zu teilen, um eine Bürgerin bzw. ein Bürger zu sein: Eine Bürgerin bzw. ein Bürger zu sein bedeutet vor allem, die gleichen Rechte zu haben. Bei der Forderung nach einer Europäischen Republik geht es genau darum: um gleiche Rechte für alle Bürgerinnen und Bürger Europas. Daher gründen Bürgerinnen 201


und Bürger, die sich gemeinsam in einem politischen Projekt auf der Grundlage gleicher Rechte engagieren, eine Republik. Was wir jetzt wollen, ist die Gleichheit aller europäischen Bürgerinnen und Bürger vor dem Gesetz, denn das ist die notwendige – wenn auch nicht ausreichende – Bedingung für europäische Demokratie. Der Vertrag von Maastricht hat eine Union der Staaten und eine Union der Bürgerinnen und Bürger versprochen. Aber nur Ersteres ist Realität; Letzteres muss noch erreicht werden. Am 9. Mai 2020 begehen wir den 70. Jahrestag des Schuman-Plans. „Der Schuman-Plan vom 9. Mai 1950 ist der revolutionäre Gründungsakt eines neuen Projekts der Zusammenarbeit zwischen den Völkern und Staaten Europas, welche nicht mehr auf der Hegemonie des einen über dem anderen, sondern auf einer verständnisvollen, friedlichen Zusammenarbeit und Gleichheit zwischen ihnen beruht. Er ist der Beginn einer neuen Epoche der europäischen Geschichte und ist der Grundstein der bisher längsten Periode des Friedens in Europa.“4 Die Erfahrung von 70 Jahren Frieden zwischen den Europäerinnen und Europäern, der uns Stabilität und Wohlstand gebracht hat, ist das wichtigste Gut, welches die Europäische Union anderen Menschen bieten kann, um zu Frieden und Stabilität in der Welt beizutragen. Wir Europäerinnen und Europäer sollten das kostbare Geschenk des Friedens im Inneren verteidigen und es nach außen durch Dialog, Versöhnung und friedliche Zusammenarbeit fördern. Keine weltweite Verbreitung von Waffen mehr, keine Konflikte mehr, sondern Frieden! 202

Deshalb brauchen wir eine gemeinsame europäische Außenpolitik mit einem gemeinsamen wirksamen Verteidigungsapparat. Wir brauchen eine gemeinsame europäische, demokratische Regierung, die in der Lage ist, unsere gemeinsamen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Aufgaben zu lösen.

Wie wird uns das gelingen?

Mit einem klaren und kurzen Gründungsdokument für alle Europäerinnen und Europäer, aus dem unsere gemeinsamen Grundsätze, Institutionen und Ziele hervorgehen: einer europäischen Verfassung! Und schreiben wir diese Verfassung auf der Grundlage des allgemeinen Grundsatzes der rechtlichen Gleichstellung aller Bürgerinnen und Bürger Europas, d. h. schaffen wir eine wirkliche europäische Staatsbürgerschaft. Europa ist noch in verschiedene Nationen geteilt, es gibt jedoch viele Menschen und Organisationen, die etwas verändern wollen und die Souveräne des politischen Systems werden möchten. Denken wir nur an pro-europäische Bürgerbewegungen wie VOLT, DiEM25, EuropeNow!, Pulse of Europe, die Initiative für eine dauerhafte europäische Staatsbürgerschaft oder Pop-Bands wie Bilderbuch, die sich für einen europäischen Pass einsetzen. Die Notwendigkeit einer wahren Europäischen Republik und einer echten europäischen Verfassung ist längst in der Mitte der Bevölkerung angekommen. Dennoch trennen heute neue Gräben die Bürgerinnen und Bürger Europas und diese Gräben gehen über die bestehenden Landesgrenzen hinaus. Sie verlaufen zwischen Jung und Alt, Reich und Arm, dem Zentrum und der Peripherie und den Städten und


Regionen Europas. Deshalb ist eine europäische Konvention, die Bürgerinnen und Bürger entlang nationaler Grenzen zusammenschließt, nicht weiter geeignet, um eine europäische Verfassung auszuarbeiten. Was wir jetzt brauchen, ist eine europäische verfassungsgebende Versammlung, eine „Constituante Européene“, welche die europäischen Bürgerinnen und Bürger in ihrer ganzen Vielfalt repräsentiert. Am 10. November 2018 haben wir verkündet: „An die Stelle der Souveränität der Staaten tritt hiermit die Souveränität der Bürgerinnen und Bürger.“ Rufen wir also nun die Teilnehmenden des European Balcony Projects dazu auf, gemeinsam am 20. Mai 2020 unsere zukünftige europäische Verfassung, die Verfassung der Europäischen Republik zu schreiben!

1 europeanbalconyproject.eu/en. 2 europeanbalconyproject.eu/en/manifesto. 3 ec.europa.eu/commission/sites/beta-political/ files/political-guidelines-next-commission_en.pdf. 4 AUFRUF AN ALLE EUROPÄERINNEN UND EUROPÄER – Eine demokratische Regierung für Europa – „Avenir de l’Europe“, Brüssel, den 9. Mai 2017, www.facebook.com/avenir.europe.

Vom European Balcony Project zur Europäischen Republik

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Danksagung Verena Humer, Projektleiterin und Laura Sofía Salas, Projektassistentin des European Balcony Projects Als wir das European Balcony Project starteten, konnten wir nicht absehen, wohin uns die Reise führt. Was als verrückte Idee anfing, traf sehr schnell auf Begeisterung – sowohl in der Theaterszene als auch unter vielen Bürger*innen. Das Projekt speiste sich schließlich aus zwei Kernelementen. Einerseits aus dem Sprechakt als emanzipatorischer Akt an sich – bei dem Gedanken zu Worte werden, Worte zu Taten und Taten zu Realität. Andererseits aus der politischen Überzeugung, dass die tiefen Risse Europas nur durch eine echte europäische Demokratie gelöst werden können, die den allgemeinen politischen Gleichheitsgrundsatz für alle europäischen Bürger*innen garantiert. Die Einladung an alle europäische Bürger*innen konnte anspruchsvoller und zugleich spielerischer nicht sein: Die eigene Souveränität bewusst zu nutzen, um sich symbolisch in den Zustand der Rechtsgleichheit durch die gemeinsame Begründung einer europäischen Republik zu begeben und dessen Ausgestaltung nach der Ausrufung zu diskutieren und kollektiv mit Leben zu füllen. Die Grundzüge des Projekts legte somit das European Democracy Lab fest. Doch die wirkliche Kraft des European Balcony Projects steuerten alle Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen durch ihre Kreativität und ihr Engagement bei. Allen beteiligten Künstler*innen, Bürger*innen und Unterstützer*innen gilt daher unser herzlichster Dank: Dank an alle Organisator*innen der über 150 euro­ pa­weiten Ausrufungen, an die Theater, Festivals, Schulen, Gewerkschaften, Vereine, Kirchen, Familien und Bürger*innen! Dank an unsere Förderer: An die Between Bridges Foundation, die Open Society Initiativ For Europe, die Strabag, die RD Foundation Wien, die Xanthos Privatstiftung, an Fabasoft, an Hr. Wolfram Rohde-Liebenau und insbesondere an alle Menschen, die im Rahmen unseres Crowdfundings Wemakeit und darüber hinaus mit ihren Spenden dieses Projekt ermöglicht haben! Dank an alle unsere namhaften Unterstützer*innen, die mit ihren Ideen und Unterschriften das European Balcony Project bekräftigt haben! Dank an unsere Multiplikator*innen Kathrin Bieligk von der Deutschen Dramaturgischen Gesellschaft, Axel Tangerding vom IETM – International Network for Contemporary Performing Arts, dem ITI – International Theatre Institute Network, und vielen anderen, die von

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Anfang an an unser Projekt geglaubt und es in ihren Netzwerken verbreitet haben! Dank an alle freiwilligen Übersetzer*innen, die das Manifest in 35 Sprachen übersetzt haben! Dank an MovingIdeas und das Schauspielhaus Graz für die tollen Trailer sowie an alle Fotograf*innen und Videomacher*innen für die Dokumentation der vielen Proklamationen! Dank an Julius Kratky für die vielen ORF-Interviews mit den Teilnehmer*innen des European Balcony Projects! Dank an Bastian Kenn, ohne dessen organisatorisches und inhaltliches Geschick so vieles nicht möglich gewesen wäre! Auch an Marie Rosenkranz, Julien Deroin, Peter Jelinek und Alina Bastian, die mit größter Bereitschaft das Projekt unterstützt haben! Dank auch an alle freiwilligen Helfer*innen, sichtbaren und unsichtbaren Geister, die dem Projekt zu diesem Erfolg verholfen haben! Dank an all jene, die ihre Gedanken für diese Publikation verschriftlicht haben! Großen Dank auch an Richard Frankenberger (kunstraum KULM), der uns erlaubte, sein selbst gestaltetes Manifest als Cover dieses Katalogs zu benutzen! Gemeinsam waren wir in der Lage, eine vorausschauende, inspirierende und perspektivenreiche Diskussion über Europas Zukunft zu entfachen, die es auch in die Sphäre der Politik geschafft hat. Als European Democracy Lab laden wir dazu ein, die Energie des Balcony Projects weiterzutragen, die Vision einer Europäischen Republik weiterzudenken, zu diskutieren und zu gestalten. Denn „heute [...] gedenken wir nicht nur der Geschichte, sondern nehmen unsere Zukunft selbst in die Hand!“


Acknowledgements Verena Humer, Project Leader and Laura Sofía Salas, Project Assistant of the European Balcony Project When we started the European Balcony Project, we could not predict where the journey would take us. It all began as a crazy idea but quickly met enthusiasm – both in the world of theatre and also among many citizens. After all, the project fed off two core elements: On the one hand, a speech act as an act of emancipation – thoughts become words, words become deeds and deeds become reality. On the other hand, the political conviction that the deepest cracks running through Europe can only be healed by a real European democracy, guaranteeing the general political principle of equality for all European citizens. The invitation to all European citizens could not have been more challenging and yet playful: Consciously using one’s own sovereignty to symbolically enter a state of legal equality through the common creation of a European Republic, to discuss its shape after proclamation and to collectively fill it with life. The European Democracy Lab decided on the main features of the project. But the real power of the European Balcony Project stemmed from all the participants and supporters, their creativity and commitment. We are most grateful to all artists, citizens and supporters for their participation. Thank you to all the organisers of the over 150 proclamations throughout Europe, the theatres, festivals, schools, unions, clubs, churches, families and citizens! We would also like to thank our funders: The Between Bridges Foundation, the Open Society Initiative For Europe, Strabag, RD Foundation Vienna, Fabasoft, Xanthos Private Foundation, Wolfram Rohde-Liebenau and above all to every person who made this project a reality through their donations to our crowdfunding Wemakeit! Thank you to all prominent supporters who helped strengthen the European Balcony Project with their ideas and signatures! Thank you to our multipliers Kathrin Bieligk from the German Association of Performing Arts (Deutsche Dramaturgische Gesellschaft), Axel Tangerding from IETM – International Network for Contemporary Performing Arts, the ITI – International Theatre Institute Network and many others who believed in the project from the outset and spread the word in their networks! Thank you to all the volunteers who translated the manifesto into 35 languages!

We would like to thank MovingIdeas and the Schauspielhaus Graz theatre for the fantastic trailers as well as all the photographers and videographers for documenting the great many proclamations! Thanks to Julius Kratky for the many ORF interviews with the participants of the European Balcony Project! Thank you to Bastian Kenn, without your organisational and textual skills so much would not have been possible! Thank you to Marie Rosenkranz, Julien Deroin, Peter Jelinek and Alina Bastian for your great willingness to support the project! Thanks also to all volunteers, visible and invisible, who made the project such a success! Thank you to everyone who put their thoughts into words for this publication! Many thanks also to Richard Frankenberger (kunstraum KULM), who allowed us to use his artistic manifesto as the cover of this catalogue! Together we were able to kick off a forward-looking and inspiring debate, rich in perspectives, about the future of Europe, which even made it into political spheres. On behalf of the European Democracy Lab we would like to invite you to carry the energy from the Balcony Project forward, to keep progressing our thoughts about the vision of a European Republic, to debate and to create. Because “today [...] we are not only recalling history; we are taking our future into our own hands!”

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Zur Auswahl der Bilder Die Auswahl der Bilder und Teilnehmer*innenErklärungen basiert auf den uns zugesandten Fotos und Korrespondenzen. Es erreichte uns eine Vielzahl an Fotos und Videos aus ganz Europa und darüber hinaus. Mit dieser Auswahl möchten wir versuchen, die Vielfältigkeit der Ideen und Teilnehmer*innen abzubilden. Die Bilder reichen von professionellen Fotografien bis hin zu Handy-Kamera-Aufnahmen. Wir bitten um Verständnis, dass es uns nicht möglich war, hier alle Ausrufungen abzubilden. Auch bei unseren Aufrufen, Fotos an uns zu senden, stießen wir wortwörtlich an unsere Grenzen. Die meisten Fotos der Proklamationen erreichten uns aus Deutschland und Österreich. Nach Polen, Ungarn und Tschechien hatten wir zu Beginn des Projekts sehr gute Kontakte, die aber aufgrund der politischen Lage schlussendlich nicht öffentlich teilnehmen konnten. Auch dieser Umstand zeigt, wie dringend wir einen offenen, demokratischen Diskurs in Europa auf allen Ebenen und unter Einbeziehung der Bürger*innen brauchen. Folgt man aber den Hashtags #weproclaim oder #europeanbalconyproject auf Twitter, Instagram und Facebook, lässt sich erkennen, wie breit die Debatte am 10.11.2018 gestreut war und wie viele Orte sich daran beteiligten. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal sehr herzlich für das uns entgegengebrachte Vertrauen und die vielen bewegenden Fotos und Videos bei allen Teilnehmer*innen bedanken! Eine große Auswahl an Bildern und Videos wurde außerdem im Rahmen des F(EU)TURE FESTIVALS innerhalb der WerkstattAusstellung „The European Republic is under Construction“ im CLB in Berlin präsentiert. Choosing the images The selection of the images and participants’ explanations is based on the photographs and correspondence sent to us. We received a large number of photographs and videos from all over Europe and beyond. With this selection, we would like to try and reflect the diversity of ideas and participants. The images range from professional photographs to shots taken on mobile phones. Please understand that it is not possible to show all submissions. We literally reached our limits when we asked you to send us photographs. Most of the photographs of the proclamations were sent to us from Germany and Austria. At the beginning of the project, we had very good contacts to Poland, Hungary and the Czech Republic, but due to the political situation, they were ultimately unable to participate publicly. This fact also highlights how urgently we need an open, democratic discourse on all levels in Europe and involving all citizens. If you follow the hashtags #weproclaim or #europeanbalconyproject on Twitter, Instagram and Facebook, however, you can see how broad the debate was on 10 November 2018 and how many locations took part.

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At this point, we would like to thank all participants once again for the confidence they have shown us and the many moving photographs and videos! In addition, a large selection of images and videos was shown at the CLB in Berlin as part of F(EU)UTURE FESTIVAL within the workshop exhibition „The European Republic is under Construction“.


Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin und Publizistin. Sie ist Gründerin des European Democracy Labs in Berlin. Seit 2016 ist sie als Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems tätig. 2019 erhielt sie den Paul-WatzlawickEhrenring in Wien sowie den Zukunftspreis der Stadt Salzburg.

Photo Sascha Schlegel

Ulrike Guérot, political scientist and publicist. She is founder of the European Democracy Lab Berlin. Since 2016 she has been working as a professor for European politics and democracy research at Danube University Krems. In 2019 she received the Paul Watzlawick Ring of Honor in Vienna and the Future Prize of the City of Salzburg.

Photo Rafaela Pröll Robert Menasse ist Romancier und politischpublizistischer Essayist. Er lehrte mehrere Jahre philosophische und ästhetische Theorien an der Universität São Paulo, u. a. zu Hegel, Lukács, Benjamin und Adorno. Seine Werke werden in mehr als 15 Sprachen übersetzt. 2018 erhielt er den Deutschen Buchpreis für seinen Roman Die Hauptstadt. Die Carl-Zuckmayr-Medaille wurde ihm 2019 verliehen. Robert Menasse is a novelist and political-journalistic essayist. Menasse then spent several years at the University of São Paulo. There he held lectures on philosophical and aesthetic theories, including on Hegel, Lukács, Benjamin and Adorno. His books are being translated in more than 15 languages. In 2018 he received the German Book Prize for his novel The Capital. The Carl Zuckmayr Medal was awarded in 2019.

Photo Thomas Müller

Photo Dominik Butzmann

Die Herausgeber*innen / The Editors

Verena Humer studierte Germanistik, Kultur­ wissen­schaften und Gender Studies in Wien. Sie ist Projektleiterin des European Balcony Projects. Zuvor arbeitete sie u. a. am Elfriede JelinekForschungs­zentrum sowie als Dramaturgin und PR-Beraterin für Kulturschaffende in ganz Europa. Seit 2019 ist sie stv. Geschäftsführerin der Kulturplattform Oberösterreich.

Milo Rau ist Regisseur und Autor. Seit 2002 hat er über 50 Inszenierungen und Interventionen, Filme und Bücher veröffentlicht. Seine Produktionen wurden zu den wichtigsten nationalen und internationalen Festivals eingeladen. Seit der Spielzeit 2018/19 ist Rau Künstlerischer Direktor des Nationaltheaters Gent. Ihm wurden zahlreiche Preise und zuletzt der Ehrendoktor des Theaterdepartments der Universität Lund verliehen.

Verena Humer studied german language, cultural studies and gender studies in Vienna. She has managed a variety of projects for the Elfriede Jelinek Research Centre and has worked as content and public relations manager with several of the most important artists and theatre actors throughout Europe. In 2019 she started working as Deputy CEO at Kulturplattform Oberösterreich.

Milo Rau, theatre director and writer. Since 2002, he has put out over 50 plays, films, books and actions. His productions have appeared at all of the major international festivals. Milo Rau has been head of NTGent since the 2018/2019 season. He has received numerous awards and most recently an honorary doctorate from the theater department of the University of Lund.

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Das European Democracy Lab e. V. dankt allen privaten wie institutionellen Unterstützer*innen, die dieses Buch möglich gemacht haben.

The European Balcony Project or The Emancipation of the European Citizens Herausgegeben von Ulrike Guérot, Verena Humer, Robert Menasse und Milo Rau unter Mitarbeit von Laura Sofía Salas © an dieser Textsammlung: Theater der Zeit, 2020 © an den Einzeltexten: die Autorinnen und Autoren Sämtliche Abbildungen wurden dem European Democracy Lab e.V. nach den Ausrufungen 2018 von den Teilnehmenden zur freien Verwendung zugesandt. Die Herausgeber*innen haben sich intensiv bemüht, alle Bildrechteinhaber*innen korrekt anzugeben. Sollte dies an einer Stelle übersehen worden sein, bitten wir um Mitteilung an info@eudemlab.org. Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien. Verlag Theater der Zeit Verlagsleiter Harald Müller Winsstraße 72 | 10405 Berlin | Germany www.theaterderzeit.de

Coverbild: Richard Frankenberger Gestaltung: Tabea Feuerstein Druck und Bindung: aprinta druck GmbH Printed in Germany ISBN 978-3-95749-277-7 (Paperback) ISBN 978-3-95749-287-6 (ePDF)

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#weproclaim! Das Buch zur Vision: Am 10. November 2018 riefen in einem eindrucksvollen performativen Akt 30 000 Menschen in ganz Europa die Europäische Republik aus. Was für ein historischer Moment! Das von Ulrike Guérot, Verena Humer, Robert Menasse und Milo Rau initiierte European Balcony Project hat gezeigt, dass der Wunsch nach einem demokratischen Europa, in dem für alle Bürger*innen gleicher Zugang zu allen Rechten gewährleistet wird, nicht mehr ignoriert werden kann. #weproclaim! Our vision: 30 000 people all over Europe proclaimed the European Republic in an impressive performative act on November 10, 2018. What a historic moment! The European Balcony Project, initiated by Ulrike Guérot, Verena Humer, Robert Menasse and Milo Rau, has shown that the desire for a democratic Europe in which all citizens have equal access to all rights can no longer be ignored.

9 783957 492777


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