4 minute read

Mit dem Tier auf Du und Du

Dieser Beitrag wurde im Auftrag des Landratsamtes des SHK erstellt Mit dem Tier auf Du und Du

50 Jahre Tiergarten Eisenberg

„Ohne Herzblut kann man das nicht machen“, ist Tiergartenleiter Mathias Wiesenhütter überzeugt. Aus ihm spricht die Erfahrung, denn seit 1992 ist der Veterinärmediziner verantwortlich für das Gelände des ehemaligen, 1890 angelegten „Geyers Ziergarten“, einem 2,5 Hektar großen Areal, damals mit seltenen Pflanzen, Bäumen und Phantasiebauten wie Burgruine, Höhlen und Grotten ausgestattet. Zu DDR-Zeiten fand die „ Station Junger Naturforscher und Techniker“ hier ihre Heimstatt, bevor sich die Stadt entschied, an dieser Stelle einen Tiergarten zu errichten. Entscheidende Anregungen kamen damals von dem Allgemeinmediziner Dr. Christian Wiesenhütter, der das Entstehen des Tiergartens ideenreich und engagiert begleitete sowie von Manfred Meyer, dem 1. Tiergartenleiter, welcher fachlich erfahren, die Umgestaltung des Geländes und das Ansiedeln der Tiere mit der Unterstützung von Betrieben und vielen freiwilligen Helfern realisierte. 1971 fand die feierliche Eröffnung statt. Während die Besucher damals Rehe und Damwild, Zwergziegen, Mufflons, Heideschnucken und Kamerunschafe, Wildschweine und Ziergeflügel bestaunen konnten, änderten sich Anfang der neunziger Jahre die inhaltlichen Vorstellungen. Seltene Tierarten aus fremden Ländern und Erdteilen wurden nach und nach neben traditionellen heimischen Tieren angesiedelt. Heute leben im Eisenberger Tierpark um die 700 Tiere in 44 Arten. Träger des Tiergartens ist der Verein „Ländliche Kerne“ in Nickelsdorf, die Stadt Eisenberg gibt jährliche Zuschüsse. Einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung leisten der 2005 gegründete Förderverein, zuverlässige Sponsoren, treue Tierpaten und die Tiere liebende Geber von Geld- und Sachspenden. Um die vielen, täglich anfallenden Arbeiten zu bewältigen, unterstützen Mathias Wiesenhütter und seine vier Mitarbeiter(innen) immer wieder Studenten, Praktikanten und freiwillige Helfer. 2003 entwickelte man mit fachlicher Begleitung ein den räumlichen Gegebenheiten entsprechendes neues Konzept mit den Schwerpunkten: einheimische Waldbewohner wie Damwild und Waldkauz; einen australischen Bereich mit Kängurus, Emus, Zebrafinken, Wellensittichen und Nymphensittichen sowie einen afrikanischen Schwerpunkt wie Mantelpaviane, Stachelschweine und Erdmännchen. Für verschiedenartige Kleinsäuger wurde eigens eine moderne Nachttierabteilung eingerichtet. Auch dem Artenschutz fühlt man sich verpflichtet. So nimmt der Tiergarten aktiv teil am „Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für den europäischen Nerz“ , hier wurde eine neue Anlage für Nerze gebaut. Zugleich arbeitet man am „Wiederansiedlungsprogramm für den Steinkauz

im nördlichen Harzvorland“ mit, gegenwärtig besitzt man 4 Zuchtpaare, 7 Jungvögel werden demnächst in den Harz gebracht und ausgewildert. Im „Naturschutzpavillon“ können sich interessierte Besucher über diese, vom Aussterben bedrohten Arten genauer informieren. Ein besonderes Herzensanliegen der Betreiber, dies ist schon am Motto erkennbar, ist die direkte Begegnung von Kindern mit den Bewohnern des Tiergartens. Ihnen möchte man von klein auf die Liebe zu den Tieren und den Respekt vor ihnen, ob kleine oder große, nahebringen. Über die Jahre ist so ein mit Liebe und Phantasie gestalteter Tiererlebnis-Spiel- und Lernort für Kinder entstanden, ein „Garten Eden“, in welchem sie nicht nur Tiere beobachten können, sondern einige von ihnen, wie die vielen Ziegen, Ponys und viele andere Tiere füttern, streicheln und putzen dürfen, so wie es die richtigen Tierpfleger tun. Daneben bietet man für Grundschüler seit 2006 eine „Zooschule“an, wo ihnen Wissenswertes über Tiere und Natur kindgerecht vermittelt wird. Jedoch auch nach Herzenslust spielen können die kleinen Besucher auf dem Gelände. Neu ist ein Spielplatz, rechtzeitig fertig geworden zum Jubiläum. Neben dem Kinderkarussell gleich am Eingang warten eine Scouterbahn, ein Baukran für Kinder, eine Goldschürfanlage und weitere Überraschungen wie der Weg der Sinne, eine Klangstrecke und geheimnisvolle Kästen zum Ertasten verschiedener Materialien. Wer müde und durstig ist, kann sich am Kiosk ein Eis, ein Getränk oder etwas Eßbares holen und sich ausruhen. In der Imker-Ecke entdeckt man eine Bienenwabe hinter Glas, wo es nur so summt, brummt und wimmelt von den fleißigen Bewohnerinnen. Besonders sehenswert ist der idyllische, liebevoll gestaltete „Bauernhof der Zwerge“, mit den kleinsten Haustieren der Welt. Mancher Erwachsener wird sich in die Welt seiner Kindheit zurückversetzt fühlen, wenn er die schwarzen Zwergschafe und -schweine, die Mini-Ponys, die westafrikanischen Zwergziegen aber auch die vielen Kaninchen, Hühner, Enten und Lachtauben erlebt, die auf dem Bauernhof zu Hause sind. Zudem kann man Alltagsgegenstände und Gerätschaften von Hof und Feld besichtigen, welche man heute oft nur noch in den Museen sieht. Tag für Tag, ob in der Woche oder Sonnabend, Sonntag, finden viele Familien, von Oma, Opa bis zu den Enkeln, voller Vorfreude den Weg nach Eisenberg. Schon von draußen sind Tiere zu hören, besonders die Ziegen und Esel aber auch die lautstark zwitschernden Vögel in den großen Volieren. Ganz besonders beliebt sind die putzigen Erdmännchen bei den Besuchern. Aber auch über die niedlichen Kaninchen und Meerschweinchen und die neugierigen Ziegen freuen sich die Kinder . Wer etwas vor Ort spenden will, kann dies in einem modernen Spendentrichter tun. Tüten mit Tierfutter und Körnern sind für wenig Geld zu erwerben. Höhepunkte im Jahreskalender des Tierparkes sind das jährliche Tiergartenfest Ende August und das Verschenken von Ostereiern am Ostersonntag. Für viele Kinder (aber auch Erwachsene) ist der Tiergarten oft die erste direkte Begegnungsstätte mit den vielgestaltigen Geschöpfen der Natur. Und sie begreifen, dass man diese Wesen lieben, schützen und bewahren muss. Meinen fünfjährigen Enkel, der mit mir voller Freude immer wieder in den Tiergarten möchte, begeistern zur Zeit die ruhigen und sanften Wasserschildkröten gleich rechts nach dem Eingang, die er immer ganz lange fasziniert beobachtet, wie sie da unbeweglich, wie kleine Skulpturen, in der Sonne liegen oder majestätisch im Wasser schwimmen. Vielleicht sollten wir für sie eine Tierpatenschaft übernehmen?

Dörthe Rieboldt

Ländliche Kerne e.V., Tiergarten Eisenberg, Geyersberg 2, 07607 Eisenberg, Tel. 036691 / 42271, post@tiergarten-eisenberg-thuer.de, Öffnungszeiten: März bis Oktober 9 bis 18 Uhr, November bis Februar 8 bis 17 Uhr, Heiligabend 8 bis 12 Uhr, Silvester 8 bis 12 Uhr.

This article is from: