12. Jahrgang
02 2014 B 1645 F Preis 5,90 €
Die starken Seiten unserer Region Schwabenbund
Die Vision von Gesamt-Schwaben Dr. Grandel
Das Gen, das aus der Kälte kam Spezial
Der Landkreis Ostallgäu Veranstaltungen und Termine
Innovation Schwerpunkt
& Leidenschaft
Ohne positives Klima für Innovationen ist der Wohlstand Schwabens in Gefahr
FCA – AL-KO
Zwei schwäbische Erstligisten schreiben gemeinsame Erfolgsstory
CHANGE-MANAGEMENT Neuorientierung an der Hochschule Augsburg
STERNENSUCHER Der Allgäuer Jonathan Besler fotografiert die Nacht
Aus dem Inhalt
02 2014
INNOVATION & LEIDENSCHAFT 04 11
Klimaschutz für Innovation Portraits Hans J. Richter, Josef Brandner, Thomas Teufel, Ferdinand Munk, Beatrice Schmucker
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Die blutrote Schneealge liefert das Gen, das aus der Kälte kam
22
Gefragte Batteriespeicher Pilotprojekt der LEW und Sonnenbatterie
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Innovation: Menschlichkeit! Das Grandhotel Cosmopolis in Augsburg
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Allgäuer Gastwirtssohn wird Zirkusdirektor Elmar Kretz leitet den Großzirkus Althoff
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Die Vision von Gesamt-Schwaben Schwabenbund verbindet die bayerische mit der württembergischen Seite Schwabens
KULTUR 32 34 36 39 43 44 58 84 86 90 92 94
Johnny Ekkelboom: der Pultdiktator Harmonie der Schönheit: Museum Kunerth Markus Trabusch: ein großes Theaterherz Augsburger Schauspiel: neue Leitung Dramatikerpreis für Alexander Rupflin Kinderkram und verschwundene Dinge Jonathan Besler: Sternensucher aus Hinterstein Deutsche Strumpfdynastien: tim-Sonderausstellung Moorgeschichten im Bauernhofmuseum Illerbeuren Radi, Bier und schöne Texte: Literatur im Biergarten
30
„Die Welt ist mein Zuhause“ Sebastian Heisele hat seine Wurzeln in Dillingen. Jetzt gewann er sein erstes Turnier als Golfprofi
50
Mit stolzer Brust Der FCA und AL-KO schreiben gemeinsame Erfolgsstory im Sport-Sponsoring
Klassikfestival mozart@augsburg 750 Jahre Friedberg: „Ins Festjahr hineingewachsen“
SPEZIAL: LANDKREIS OSTALLGÄU 70
„Es gibt viel zu tun“ Interview mit Maria Rita Zinnecker, Schwabens einziger Landrätin
72 74 76 78 80
Ehre, wem Ehre gebührt Ehrenamt im Ostallgäu
82
SPORT
Nägel mit Köpfen für die Bildung „Rechtzeitig mit dem Klimaschutz angefangen“ Mehr Moor für‘s Klima Allgäuer Moorallianz Weit mehr als nur Tourismus Der Produktions- und Wirtschaftsstandort Ostallgäu Wo auf den Bergen Schlösser wachsen Tourismus und KönigsCard
BILDUNG 54 Hochschule Augsburg zeigt „Klare Kante“ Die HS Augsburg begegnet dramatischen Veränderungen mit „Change-Management“ und einer Unternehmensberatung
57 „Reflexion und Selbstfindung“ Interview mit HS-Präsident Hans-Eberhard Schurk 96 Veranstaltungen: August bis September 2014
98 Impressum
Edito r ial
Innovativ sein heißt, die Zukunft neu zu denken Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dass die Schwaben ebenso leidenschaftliche wie erfolgrei-
Not macht erfinderisch, sagt man. Denn gerade in wirtschaft-
che Tüftler, Erfinder und Innovatoren sind, ist unbestritten.
lich schwachen Phasen sind Firmen bereit zu innovativer
Zum Beispiel der Augsburger Hans J. Richter, der vor 40
Veränderung. Doch was, wenn Not nicht vorhanden ist?
Jahren den ersten deutschen Industrierobotor zum Laufen
Schwaben steht wirtschaftlich ausgezeichnet da. Die Betriebe
brachte und damit die Erfolgsgeschichte der KUKA begrün-
sind ausgelastet, es herrscht quasi Vollbeschäftigung. Bleiben
dete (Seite 10). Oder Josef Brandner, der mit seinem Flexi-
Innovationen in guten Zeiten auf der Strecke?
bus den öffentlichen Personennahverkehr im ländlichen Raum praktisch „neu erfand“ (Seite 14) und Michael Gran-
Innovation ist die Triebfeder einer positiven Entwicklung,
del, der mit seiner neuesten Innovation, dem „Beautygen“,
für das Wachstum von Unternehmen – und damit letztend-
den Kosmetikmarkt aufmischt. Dass auch die schwäbische
lich auch für den Wohlstand der Region. Daher ist es für
Politik bereit ist, Zukunft neu zu denken, ist umso erfreu-
Politik und die Wirtschaftsförderer in der Region wichtig,
licher. Über den Schwabenbund werden konkrete Projekte
ein positives Klima für Innovationen zu schaffen. Geredet
über die Landesgrenzen von Bayern und Baden-Württem-
wird darüber viel: Keine Laudatio, keine Ansprache, kein
berg hinaus angeschoben (Seite 27) – es kommt Bewegung
Grußwort bei offiziellen Anlässen der Wirtschaft, in denen
in die westlichen Randregionen des bayerischen Schwaben.
der magische Begriff der „Innovation“ nicht inflationär bemüht würde. Der kommt dann meist in Begleitung der weit-
Wandel auch in der Bildung: Die Hochschule Augsburg stellt
aus emotionaleren „Leidenschaft“ daher – wie zuletzt quasi
sich neu auf (Seite 54) und das Schauspiel am Augsburger
bei jedem Redner im Rahmen der feierlichen Amtsübergabe
Theater bekommt eine neue Leitung (Seite 36) – spannende
von Handwerkskammerpräsident Jürgen Schmid auf dessen
Themen, die unser Redaktionsteam in einem Rekordumfang
Nachfolger Hans-Peter Rauch im Gögginger Kurhaustheater.
von 100 Seiten für unsere Leser recherchiert und zu Papier gebracht hat. Damit wir noch besser auf Ihre Leserwünsche
Innovation – das scheint das Zauberwort zu sein, das Glanz
eingehen können, bitten wir Sie darum, sich an unserer Le-
bringt, Fortschritt wie auch positive Veränderung ausdrückt
serumfrage zu beteiligen (Seite 42). Denn auch unser Regi-
und gleichzeitig dem Innovator die Aura des kühlen Den-
onalmagazin top schwaben ist bereit, Neues aufzunehmen,
kers und leidenschaftlichen Machers verleiht. Wird das
leidenschaftlich guten Storys nachzuspüren und unser Pro-
Bild der „Innovation“ deshalb so stark strapaziert und gern
dukt im Sinne unserer Leser weiterzuentwickeln.
nur als Mäntelchen dafür eingesetzt, alten Wein in neuen
Wolfgang Strobl, Herausgeber, wos@topschwaben.de Redaktion top schwaben, Bäckergasse 10a, 86150 Augsburg
Schläuchen zu verkaufen? Zum Glück nicht überall. Denn
topschwaben.de, facebook.com > top schwaben, twitter.com/topschwaben
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Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
„Räumliche Dichte ist das entscheidende Kriterium für Innovation.“ Matthias Köppel, IHK Schwaben
Klimaschutz für Innovation Schwabens Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Die Unternehmen sind zufrieden und sehen die Zukunft positiv, so die IHK – eine Gefahr. Denn sind Unternehmen „satt“, sind sie weniger innovativ. Politik und Wirschaftsförderer sind gefragt, ein positives Klima zu schaffen. Text: Kristin Ruckschnat
Die Nachfrage steigt, die Erholung der Weltwirtschaft macht sich bemerkbar, die Unternehmen sind sehr zufrieden mit dem Lauf ihrer Geschäfte: Die IHK-Konjunkturumfrage zu Beginn des Jahres zeichnet ein positives Bild von der wirtschaftlichen Situation in Bayerisch-Schwaben. Eine Situation, über die man sich freuen kann. Oder? „Wir stellen fest, dass die Unternehmen teilweise ‚satt’ sind. Im Sinne von: ‚Uns geht’s doch gut’. Unternehmen sind in wirtschaftlich schwachen Phasen häufig innovativer“, sagt Monika Luger vom „imu augsburg“. Sie trainiert Unternehmen, ihr Innovations-
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Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
„Räumliche Nähe ist für Innovationen zwar hilfreich, aber nicht Voraussetzung. Man sollte sich natürlich persönlich kennen und ein Grundvertrauen aufbauen.“
„Innovation entsteht durch die Leidenschaft, mit der sich jemand einem Thema zuwendet.“ Monika Luger, imu augsburg
Lothar Zapf, Geschäftsführer des ZLV
potential besser auszunutzen. Das Trainingskonzept des imu
Vermittlung, weil sich die TEA-Partner auf Netzwerkveranstal-
augsburg, die Augsburger Schule, entwickelte das Unterneh-
tungen und in Publikationen vorstellen und teilweise direkt von
men gemeinsam mit der Universität Augsburg und mit seinen
Firmen angesprochen werden. Ein TEA-Partner ist die Hochschule Augsburg. Sie versorgt
Bedeutet das, dass gute Ideen und der Mut, diese umzusetzen,
Schwabens Unternehmen nicht nur mit Wissen. „In der Region
erst dann kommen, wenn es der Region ökonomisch schlechter
Bayerisch-Schwaben sind wir die größte Unternehmensgrün-
geht? Nein, das heißt es nicht automatisch; denn es gibt weite-
der-Fabrik“, sagt Professor Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Vi-
re Faktoren, die Innovationen begünstigen oder hemmen. Bis
zepräsident der Hochschule Augsburg. „An den Studierenden
vor Kurzem war es für Unternehmen in der Region etwa ein
sieht man das Innovationspotential: Die haben tolle Ideen. So
Hindernis, mit wissenschaftlichen Einrichtungen in Kontakt zu treten. Eine Studie der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH hatte 2008 ergeben, dass sich zwar 89 Prozent der mittelständischen Unternehmen eben diesen Austausch wünschen, ihn aber nur gut die Hälfte der Befragten praktiziert. Gründe waren, dass der einfache Zugang fehlte oder die Hemmungen schlicht zu groß waren. Das Projekt „Transfereinrichtungen Augsburg“, kurz TEA, entstand, um das Wissen von Forschungseinrichtungen für Unternehmen nutzbar zu machen. Direkt durch den Vertrieb des TEA-Projekts entstanden bis jetzt aus 60 Projektanfragen 40 konkrete Kooperationen zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und einem oder mehreren Unternehmen, die über die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH geschlossen wurden. Daneben entstehen Kooperationen auch ohne direkte
Kultur- & Kreativwirtschaft Auch die Kultur- und Kreativwirtschaft leistet einen wertvollen Beitrag zur Innovationskraft unserer Region. Erstens ist die Branche innovativ, etwa durch neue Erzählweisen in Computerspielen. Zweitens unterstützt sie durch Werbung, Designs oder Websites die Vermarktung von Innovationen etwa im technischen Bereich. Und drittens macht sie unsere Region attraktiver, beispielsweise durch Theater, Ausstellungen und Konzerte, wodurch Fachkräfte angezogen und Arbeitskräfte inspiriert werden. Zur Kultur- und Kreativwirtschaft zählen die Teilbranchen Architekturmarkt, Buchmarkt, Designwirtschaft, Filmwirtschaft, Kunstmarkt, Markt für darstellende Künste, Musikwirtschaft, Pressemarkt, Rundfunkwirtschaft, Software-/Gamesindustrie und der Werbemarkt.
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Fotos: IHK Schwaben/HWK Schwaben, Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie, imu Augsburg
Kunden, Firmen aus der Region.
Ko lu m nent itel
Technologie- und Innovationsparks – von Nähe profitieren Von Nördlingen bis Sonthofen gibt es Technologieund Innovationsparks. top schwaben stellt den ersten Park Bayerns, den neuesten und eine Nachwuchsschmiede vor. als die Informatik und Computertechnik. Gerade Software hat in nahezu allen Branchen die Rolle des zentralen Innovationstreibers übernommen. Beispiele hierfür sind traditionelle Bereiche wie der Anlagen- und Maschinenbau oder die Luft- und Raumfahrt, die in Bayerisch-Schwaben stark vertreten sind.
Innova Allgäu Hightechpark (Eröffnung: 1994)
Foto: aiti-Park, Stadt Kaufbeuren
„Die Vernetzung von Firmen untereinander war ein Ziel. Vor knapp 20 Jahren war das ein größeres Thema als heute. Damals haben sich die Mitarbeiter der Firmen nach Feierabend zusammengesetzt und ausgetauscht. Viele der Firmen wuchsen in dieser Zeit. Das Gebäude wurde zu klein oder erfüllte nicht mehr die Bedürfnisse der Unternehmen. Dobler, der den Innovapark realisiert hat, unterstützte die Firmen, insbesondere Existenzgründer. Heute ist die Vernetzung schwierig umzusetzen. „Wir haben eine heterogene Besetzung, haben verschiedene Branchen im Haus. Innovation ist sicher ein Thema, aber die Anfrage von Gründern ist stark zurückgegangen. Momentan haben wir Vollbeschäftigung, in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten hatten wir eine höhere Anfrage von Gründern.“ Jakob Rapp, Gebäudemanager im Kaufbeuerer Innovapark
aiti-Park
(Eröffnung: 2001) „Keine Technologie hat in den vergangenen Jahrzehnten der Wirtschaft mehr Fortschritt und Produktivitätsgewinn gebracht
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Im Zuge der IT-Offensive BayerischSchwaben wird der aiti-Park seit 2007 aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Der aiti-Park unterstützt und fördert innovative Unternehmen aus den Bereichen Software, Medien, Mechatronik, Informations- und Kommunikationstechnologie und konnte sich durch umfassende Vernetzungs- und Qualifizierungsangebote zu einem Kompetenzzentrum und Treffpunkt in der ITBranche entwickeln.“ Stefan Schimpfle, Geschäftsführer aiti-Park
tolle Ideen, dass sie sich zutrauen, selbst ein Geschäft daraus zu machen.“ Das sei besonders in den Bereichen Gestaltung und IT so, weil etwa im Maschinenbau höhere Startinvestitionen nötig seien. In den letzten zehn Jahren haben etwa 400 Gründungsinteressierte eine Erstberatung der Hochschule in Anspruch genommen. Die Hochschule unterstützt die Studierenden zudem über ihr Netzwerk. Ein wichtiger Ansprechpartner sei die Industrie- und
Augsburg Innovationspark (Eröffnung: 2013)
„Mit dem Augsburg Innovationspark sollen die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Ressourceneffizienz erhöht werden. Damit Innovationen entstehen, ist das Vorhandensein von Knowhow entscheidend. Dazu gehören die Köpfe vor Ort. Wir wollen immer den passfähigen Experten liefern. Außerdem arbeiten wir an einem Wissensmanagementsystem, in dem man Zugriff auf all das hat, was in den hiesigen Forschungseinrichtungen gemacht wird. Über die mittelfristigen Ziele hinaus wollen wir erreichen, dass wir als sehr stark produktionsorientierter Standort durch die Verstärkung der Forschung und Entwicklung von Zukunftstechnologien wettbewerbsfähig bleiben.“ Andreas Thiel, Regio Augsburg Wirtschaft GmbH
Handelskammer (IHK) Schwaben. Im ITBereich arbeitet die Hochschule eng mit dem Technologie- und Gründerzentrum aiti-Park zusammen, dessen Geschäftsführer Stefan Schimpfle den Nachwuchs unterstützt. Seit Eröffnung des aiti-Parks 2001 gab es über 20 Firmengründungen mit Beteiligung der Hochschule. Damit wurde etwa jede vierte Firma, die über den aiti-Park in die regionale Wirtschaft entwuchs, von ehemaligen Hochschulangehörigen gegründet. In Kempten probierte man 2014 derweil eine andere Form des Netzwerkens aus, die beim so genannten Coworking entsteht. Coworking ist eine neue Form der Arbeit, bei der sich insbesondere Freiberufler und kleine Start-ups in weitgehend ausgestattete Büroräume einmieten. In
Ko lu m nent itel
zum Thema Tod zieht und diese mit Hilfe von LEDs auf die Schallplatte projiziert. Mayer: „Die Arbeit soll zum Nachdenken anregen: Was passiert denn in der Medienlandschaft? Es wird tagtäglich von Katastrophen berichtet, möglichst noch
„Innovation ist das, was man nicht schon bei Google findet.“ Benjamin Mayer, Lab Binaer
„Die Kultur- und Kreativbranche in Schwaben ist sehr innovativ. Gerade in diesem Kontext ist es wichtig, dass der Innovationsbegriff nicht nur technisch verstanden wird.“
blutiger, möglichst noch schrecklicher. Und was ich heute sehe, überdeckt schon wieder das, was gestern war.“ Und genau das zeigt der Plattenspieler: Die Nachricht, die gerade mit Licht auf die Platte geschrieben wurde, wird bereits Sekunden später von der nächsten Nachricht überschrieben. Obwohl sich mit der Kunst Geld verdie-
Jürgen Enninger, Ansprechpartner für Bayern im Kompetenzzentrum Kulturund Kreativwirtschaft des Bundes
nen lässt, übernehmen Mayer und sein Team auch in anderen Bereichen unterschiedlichste Projekte für Firmen und die
großen Städten, in denen die Mieten teu-
öffentliche Hand. Dazu zählen etwa die
er sind, gibt es diesen Trend schon länger.
Konzeption von Ausstellungen mit Erleb-
In Kempten initiierte Andrea Schneider,
nischarakter oder interaktive Messestän-
Gründerin
der
Unternehmensberatung
de. Der gemeinsame Nenner: Der Einsatz
Denkfabrik Allgäu, ein Projekt, bei dem
mithilfe eines Gründerstipendiums selbst-
von Technik auf eine neue, kreative Weise.
sich Gründer zeitweise Räume teilten.
ständig machten. Offiziell machen sie und
Das ist nicht nur für Kunst und Öffent-
Coworking erlaubt nicht nur größere Fle-
ihre Mitarbeiter Medienkunst. Es fing an
lichkeitsarbeit interessant: Unternehmen
xibilität im Bezug auf das Mietverhältnis
mit einem Gefühlsdusel-Ei, mit dem man
engagieren die Bastler mittlerweile, damit
und die Anzahl der Mitarbeiter: „In Unter-
elementare Gefühlszustände wie mit ei-
sie mit ihrer kreativen Energie Lösungen
nehmen gibt es oft kleine Kommunikati-
nem Kettenbrief über ein Ei weitergeben
für technische Probleme finden. Mayer:
onsecken, wo man sich über die neuesten
konnte. Dann war da der Plattenspieler,
„Firmen aus der Industrie kommen auf
Entwicklungen und Trends austauscht und
der statt einem Tonarm einen Lichtarm
uns zu und sagen: ‚Ihr seid kreativ, ihr
neuen Input bekommt. Das fehlt, wenn
hat, sich aus dem Internet Nachrichten
könnt Prototypen bauen, wir geben euch
man Einzelkämpfer oder frisch am Markt
ein Thema und ihr überrascht uns mal mit
ist und kein Netzwerk hat. Im Coworking
dem, was ihr euch dabei denkt.’“ Im Lab
tauscht man sich mit Gleichgesinnten aus
Binaer liegen Medienkunst und Forschung
und blickt auch mal über den Tellerrand
und Entwicklung dicht beieinander.
ten größere Unternehmen davon profi-
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein
tieren, ihre Mitarbeiter ins Coworking zu
sehr starker Wirtschaftszweig in der Re-
schicken – das neue Umfeld rege die Kre-
gion. Denn 2009 waren gut zehn Prozent
ativität an und der Mitarbeiter bringe fri-
aller sozialversicherungspflichtigen Be-
sche Ideen ins Unternehmen. Das Lab Binaer in Augsburg „verkauft“
„Abgespaced“: Das Lab Binaer realisiert mit Hilfe von Technik innovative Ideen für Kunst und Kommunikation.
schäftigten in diesem Bereich (siehe Kasten) tätig. „Die Rahmenbedingungen sind für die Branche in Schwaben sehr güns-
kreativen Input. „Innovation ist unser
tig“, erklärt Jürgen Enninger, Ansprech-
täglich Brot“, sagt Martin Spengler, der
partner für Bayern im Kompetenzzentrum
mit seinem Kollegen Benjamin Mayer vor
Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes.
sieben Jahren die Firma gründete. Ganz
„Gerade durch den Tourismus, den star-
nebenbei: Beide sind ehemalige Studen-
ken Industriestandort und der Staats-
ten der Hochschule Augsburg, die sich
aufgabe Kultur in Bayern ist es möglich,
9
Fotos: Lab Binaer, Jaqueline Krause-Burberg, Kristin Ruckschnat
hinaus“, erklärt Schneider. Genauso könn-
Ko lu m nent itel
„Innovationen werden von Menschen, nicht von Prozessen gemacht. Die Kultur eines Unternehmens ist somit entscheidend für den jeweiligen Innovationsgrad.“ Stefan Schimpfle, aiti-Park
Aufträge zu generieren.“ Die Branche sei
tion und Umwelt der IHK Schwaben. Spe-
Relevanz und Erfolgschancen abgeprüft
aber nicht nur stark, sondern auch zutiefst
zialisierte Arbeitskräfte, passende Zuliefe-
werden. „Räumliche Nähe ist für Innovati-
innovativ. Jedoch nicht ausschließlich im
rer und so genannte Übertragungseffekte
onen zwar hilfreich, aber nicht Vorausset-
technischen Sinne: „Denken Sie an Com-
(Spillover) tragen dazu bei, dass sich die
zung. Man sollte sich natürlich persönlich
puterspiele, in denen neue Erzählweisen
Wirtschaft regional auf Branchen spezia-
kennen und ein Grundvertrauen aufbau-
verwendet werden oder transmediale
lisiert. Ein Übertragungseffekt kann zum
en“, sagt Lothar Zapf, Geschäftsführer des
Dramaturgien in den Medien. Für diese
Beispiel bei einem Kontakt von Mitarbei-
ZLV. Er plädiert für frühzeitige Koopera-
Arten der Innovation muss der Begriff
tern in der Cafeteria entstehen, bei dem
tion und Vernetzung, um Neuerungen
endlich geöffnet werden.“
durch ein Gespräch ein technologisches
möglichst effektiv voran zu treiben. Neben
Problem schneller gelöst wird. In regiona-
zukunftsorientierten Firmenkulturen be-
„Ich bin überzeugt davon, dass junge Leu-
len Projekten wie dem Augsburg Innovati-
obachtet Zapf bei erfolgreichen, innovati-
te sich Unternehmen aussuchen, die ihnen
onspark wird diese Nähe erzeugt, indem
ven Unternehmen eine bestimmte Eigen-
die Freiräume geben, leidenschaftlich zu
akademische und unternehmerische For-
schaft: „Es gehört dazu, dass während der
sein und damit gern arbeiten zu gehen“,
schungsleistung eng zusammenrücken.
Entwicklung einer Innovation Scheitern im Detail nicht nur akzeptiert, sondern als
sagt Innovationstrainerin Luger. In Teamcoachings findet Luger gemeinsam mit den
Dass unmittelbare geografische Nähe
Teil des Prozesses verstanden wird“, sagt
Mitarbeitern der Kunden heraus, welche
kein zwingendes Kriterium ist, zeigt die
er. „An solchen Faktoren unterscheiden
Ideen bereits im Hinterkopf kursieren und
Zusammenarbeit der Mitglieder des Zent-
sich Unternehmen, die erfolgreich bei In-
was wirklich Spaß macht. Denn: „Innovati-
rums für Lebensmittel- und Verpackungs-
novationen sind oder eben nicht.“
on entsteht durch die Leidenschaft, mit der
technologie (ZLV). Das ZLV hat seinen Sitz
sich jemand einem Thema zuwendet.“ Ein
in Kempten. Von den rund 60 Mitgliedern
Einige Experten gehen davon aus, dass
Beispiel: Der Mitarbeiter eines Elektroher-
aus allen Bereichen der Lebensmittelher-
sich eine Idee auf dem Markt durchsetzen
stellers ist sicher, dass es eine Möglichkeit
stellung, Verpackung und Logistik kommt
muss, um als Innovation zu gelten. Daher
gibt, bleifrei zu löten. Die Unternehmens-
„nur“ noch rund ein Drittel aus dem All-
ist es schwierig, Innovationsstärke unmit-
leitung schenkt ihm das Vertrauen und
gäu. Ein Ziel des Zentrums ist, das Poten-
telbar an der Zahl der Patente abzulesen.
schafft die notwendigen Rahmenbedin-
tial seiner Mitglieder besser zu nutzen,
„Nicht alles, was geschützt ist, findet auch
gungen. Mit Erfolg: Der Mitarbeiter findet
indem Innovationen frühzeitig über die
gleich seinen Weg in den Markt. Dafür gibt
eine Lösung für die Massenfertigung, be-
gesamte Wertschöpfungskette hinweg auf
es ganz unterschiedliche Gründe. Es kann
vor es überhaupt eine gesetzliche Vorgabe gibt. Neben der Marktführerschaft schafft das Unternehmen so auch gesundheitsund umweltfreundlichere Standards für die gesamte Branche. Innovationsparks setzen auf räumliche Dichte, um effektiv Neuerungen voranzutreiben. „Nähe ist das entscheidende Kriterium für Innovation“, sagt Matthias Köppel, Leiter des Geschäftsfeldes Innova-
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Innovationsgutscheine Laut HWK Schwaben hat sich das Förderprogramm ‚Innovationsgutscheine für kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe’ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums im Bezug auf die Förderung von Innovationen im Handwerk als besonders positiv erwiesen. Mit dem Programm werden Innovationen kleinerer Betriebe ermöglicht. Der Freistaat Bayern bezuschusst die Unternehmen mit je maximal 7.500 Euro bzw. 15.000 Euro bei einem 50-prozentigen Fördersatz. Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanz von höchstens zehn Millionen Euro. Alle Informationen und Voraussetzungen gibt es unter www.innovationsgutschein-bayern.de
zum Beispiel gar nicht gewollt sein, weil ein älteres Produkt im Markt die investierten Kosten erst noch verdienen muss. Dann hält man, wenn möglich, den neueren Stand noch zurück. Patente bilden aber natürlich eine wichtige Grundlage für Innovationsfähigkeit.“, sagt Georg Muschik, Koordinator des
„Das Perpetuum Mobile taucht immer mal wieder auf“ Wie lässt man die eigene Erfindung patentieren? Um diese Frage zu beantworten, bietet die IHK einen monatlichen Erfindersprechtag an. Koordinator Georg Muschik der IHK Schwaben erklärt im Interview, worum es dabei geht und was die Ratsuchenden erwartet.
Erfindersprechtags der IHK Schwaben. Ein anderer Grund ist der Aufwand: Für kleinere und mittlere Handwerks-
top schwaben: Was bietet die IHK beim
groß der Aufwand ist und welche Dienst-
betriebe ist eine Patentanmeldung oft
Erfindersprechtag?
leistungen man dazu angeboten werden.
zu umfangreich. „Dabei leistet gerade
Muschik: Wir sind Ansprechpartner für
das Handwerk einen entscheidenden
jeden, der eine Erfindung gemacht hat,
Das klingt so, als wären es eher Privat-
Beitrag“, sagt Ulrich Wagner, Hauptge-
aber nicht genau weiß, wie er sie sichern
personen, die zu Ihnen kommen.
schäftsführer der Handwerkskammer
kann. Wir können natürlich nicht bewer-
Ja, es sind meistens Einzelpersonen. Ganz
für Schwaben. Denn gerade im Hand-
ten, ob etwas wirklich schutzfähig ist oder
oft hören wir, dass jemand aus privatem
werk würden neue Lösungen entwi-
nicht. Aber wir geben eine erste Einschät-
Bedarf eine Anforderung gelöst hat. Der
ckelt oder vom Kunden aufgenommen.
zung und einen Überblick über die ersten
zweite Fall ist, dass jemand aus dem un-
Zudem verbreiten Handwerker neue
Schritte, wie man etwa den Stand der
ternehmerischen Umfeld kommt und eine
Technologien und geben ihre Erfahrun-
Technik recherchiert. Dabei werden wir
Entwicklung gemacht hat. Wenn es wirk-
gen an die industrielle Produktentwick-
von einem Pool von Patentanwälten un-
lich mit seiner beruflichen Tätigkeit zu tun
lung zurück.
terstützt, die solche Sachen aus der tägli-
hat, muss er seinem Arbeitgeber zunächst
chen Praxis kennen.
die Möglichkeit geben, die Erfindung für sein Unternehmen zu nutzen. Natürlich
Wirtschaftsförderer und Verwaltung
Und was erwartet den Neuling dann bei
arbeiten in vielerlei Hinsicht daran, ein
der Beratung?
positives Klima für Innovationen
gegen eine Vergütung.
in
Mindestens einmal im Monat bieten wir
Müssen Sie auch manchmal Leuten sa-
Schwaben zu schaffen. Davon profitie-
in Augsburg, Kempten und Memmingen
gen, dass ihre Idee nicht so gut ist?
ren die Unternehmen, die heute schon
jeweils vier halbstündige Termine an. Die
Wenn jemand kommt, der sagt: „Ich habe
für wirtschaftlich schlechtere Zeiten
sind kostenfrei und unverbindlich. Der
etwas Besseres als auf dem Markt verfüg-
vorbauen können. Innovationstraine-
Erfinder kann in diesem Raum völlig of-
bar ist“, muss man genau hinschauen.
rin Luger: „Veränderungsbereitschaft
fen sprechen. Das ist ein Vorteil, denn das
Und dann gibt es natürlich das weite Feld
zeigt sich bei Mitarbeitern wie auch
Problem bei Patenten ist, dass man vor der
der Energieerzeugung, das „Perpetuum
bei der Unternehmensleitung in erster
Anmeldung nicht öffentlich darüber ge-
Mobile“ taucht immer mal wieder auf. Das
Linie dann, wenn es eng wird. Dabei
sprochen oder sie anderweitig veröffent-
ist eine Idee, die gegen die Gesetze der Na-
wäre es doch viel schlauer, jetzt schon
licht haben darf. Nach der halben Stunde
tur verstößt. Das zu widerlegen, ist nicht
aktiv zu werden.“ Damit nicht erst die
hat man dann ein sehr gutes Bild, wie so
Aufgabe der Erfinderberatung, vielmehr
Not erfinderisch machen muss.
ein Verfahren vor sich gehen kann, wie
muss der Erfinder beweisen, dass es geht.
11
Fotos: aiti-Park, IHK Schwaben
Netzwerke, Nähe, kreativer Input –
12
Foto: Axel Weiss
Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Gegen alle Widerstände Hans J. Richter brachte den ersten Industrieroboter zum Laufen. Jetzt will er die Motorentechnik revolutionieren. 78 Jahre. Kerngesund. Rastlos. Und voller
mit dem amerikanischen Unimation-Kon-
wasserrelevante Emittenten sind.“ Richter
Tatendrang. Hans J. Richter sitzt auf sei-
zern zu fusionieren, wie Richter erzählt.
hatte um 1990 mit seinem Team aus inter-
ner Terrasse in Augsburg-Hochzoll und er-
Die Amerikaner hatten seit 1961 mit dem
nationalen Ingenieuren in Augsburg einen
zählt von seiner jüngsten Erfindung, dem
„Unimate“ den weltweit ersten Industriero-
wohnmobilgroßen Umwelt-Roboter entwi-
Piezo-Motor, der in Verbindung mit seinem
boter bei General Motors im Automobilbau
ckelt, mit dem es möglich wäre, Deponien
ebenfalls neu entwickelten Wärmemotor
im Einsatz. Richter hatte die Möglichkeit,
nach unten hin abzudichten, Schadstoffe
elektrischen Strom aus Abfall- und Um-
dem „Unimate“ über die Schulter zu schau-
beschleunigt abzubauen und sogar teure
weltwärme generieren kann – eine Kombi-
en – und entdeckte gravierende Schwächen
Wertstoffe aus dem Deponiemüll wieder-
nation, die nach seiner festen Überzeugung
in puncto Genauigkeit und Exaktheit beim
zugewinnen. Und weil es dem Umwelt-
das Zeug dazu hat, „weltweit die Antriebs-
Schweißen. Richter überlegte, wie er dieses
Roboter egal ist, wo er unterirdische Flä-
und Energietechnik zu verändern“. Sein
Manko abstellen konnte – und überzeugte
chenabdichtung einbringt, gäbe es für ihn
Motor greift auf den 1880 von den Brüdern
seinen damaligen Chef, Direktor Semmlin-
noch ganz andere Einsatzgebiete „Wüsten
Curie entdeckten Piezo-Effekt zurück, der
ger, von der Idee, einen besseren Roboter
breiten sich immer weiter aus, weil Grund-
bei bestimmten nichtleitenden Kristallen
bauen zu können als die Amerikaner. Rich-
wasser versickert“, sinniert Richter. „Es
unter Druck elektrische Spannung frei-
ter wurde Entwicklungsleiter und zog mit
wäre möglich, in den Wüsten Grundwas-
setzt – wie vom Einwegfeuerzeug bekannt,
acht Konstrukteuren 1970 gegenüber des
ser-Stauer einzubauen und ein Netz an Oa-
wo Piezo den Zündfunken erzeugt. Doch
KUKA-Werks in eine Büromöbelfabrik, wo
sen zu schaffen. Das kostet weit weniger als
Richters Motor hat mit dem Einwegfeuer-
sein Team Tag und Nacht durcharbeitete.
die Umsiedlung von Millionen Menschen
zeug so viel zu tun wie das Ford T-Modell
„Elektronik war damals ein Berufsfeld, das
in fruchtbarere Gegenden.“ Dass solche
mit der bemannten Raumfahrt: Er ist eine
es noch nicht gab.“ Doch das eingeschwo-
Überlegungen, die daraus resultierenden
hochkomplexe Entwicklung, an der er
rene Team war erfolgreich, und baute den
Konzepte, Versuche und Anmeldung von
seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet,
FAMULUS, dessen lateinische Bezeichnung
Patenten keine Fantastereien sind, hat
forscht und viel, viel privates Geld inves-
für „Gehilfe“, „Diener oder „Knecht“ steht.
der seit 50 Jahren verheiratete Vater von
tiert. Mittlerweile sind mehr als fünf Mio.
Dieser weltweit erstmalig sechsachsige, vor
drei Töchtern nicht nur durch den Bau des
Euro in die Entwicklung und weltweite Pa-
allem computergesteuerte und damit sehr
FAMULUS bewiesen. Der Umweltroboter
tentkosten des Motors geflossen, „obwohl
bewegliche Industrieroboter, ging 1973
wurde vom Umweltbundesamt wissen-
es mehr als 1.300 Förderprogramme in
für BMW und Mercedes bei KUKA in Serie
schaftlich untersucht und erhielt eine posi-
der EU für derartige Projekte gibt. Ein gro-
– eine Erfolgsstory, die bis heute andauert
tive Bewertung. Richters Motorenkonzept
ßes Ärgernis“ wie Richter sagt. „Da wird in
und auf seine Idee und eine mutige Ent-
dagegen besitzt noch einen weitaus größe-
einem Land gefördert, was beim Nachbarn
scheidung im Jahre 1970 zurückzuführen
ren Fürsprecher: Das Fraunhofer Institut
schon läuft und die Bürokratie erschlägt
ist, wie er rückblickend sagt. „Das verste-
für Produktionstechnik und Automatisie-
jede Idee“. Drei Mio. Euro seien ihm in
he ich unter echtem Erfindergeist“. Richter
rung (IPA) in Stuttgart wertete es in einem
Aussicht gestellt worden, zur Auszahlung
bedauert, dass heute kein Risikokapital für
Schreiben an das Bundeswirtschaftsmi-
kam es nie. „Sie müssen sich vorstellen: da
bahnbrechende Ideen mehr generiert wer-
nisterium als „radikale Verbesserung der
werden heute Business-Pläne gefordert für
den könne. Dabei brennen heute entschei-
technologischen Basis der Elektromobili-
eine Sache, die es noch gar nicht gibt. Wie
dende Themen unter den Nägeln: Umwelt,
tät“, das Konzept Richters sei „disruptiv“
soll das funktionieren?“
Energie, Klima. Auch hier tüftelt der Inge-
– also eine Innovation, die eine bestehende
nieur, die Rädchen im Kopf laufen, addie-
Technologie vollständig verdängen könnte.
Dass es anders gehen kann, hat Richter als
ren eins und eins zusammen – und liefern
Dennoch gibt sich Richter zu den Markt-
junger Mann erlebt. Mit Ende 20 kam der
Produkte wie das „Richter-Verfahren Unter-
chancen zurückhaltend: „Die Chinesen
Ingenieur nach einigen Jahren der Seefahrt
irdische Flächendichtungen“. „Die 250.000
haben großes Interesse, ich möchte das
zu KUKA – ein Zeitpunkt, zu dem es Überle-
deutschen Mülldeponien sind ökologische
Werk jedoch hierzulande vollenden und
gungen gab, das Augsburger Unternehmen
Zeitbomben“, sagt Richter, „weil sie grund-
bin in Gespächen.“
Wolfgang Strobl
13
Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Keine Chance auf einen zweiten Versuch Professionelle Prototypen bauen nur wenige. Thomas Teufel ist einer davon.
Manchmal ist sein Job zum Mäusemelken.
äußerst flexibel und zudem lösungsorien-
serienidentisch oder zumindest seriennah
Im wahrsten Sinne des Wortes. Dann baut
tiert eingestellt ist und unter Druck arbei-
und voll funktionsfähig sind, um im Crash-
Thomas Teufel keine Prototypen von Play-
ten kann. „Es wiederholt sich nichts. Das
test oder der CE-Normprüfung eingesetzt
mobilteilen, keine Maybach-Rückleuchten
ist das Spannende. Wir brauchen spezielle
werden zu können. Dabei ist die Zeit lan-
oder Gardena-Regnersysteme – sondern
Mitarbeiter. Und die finden uns“, sagt er.
ge vorbei, in der ein Prototyp in Losgröße
eben eine Mäusemelkmaschine. „Das ist
Es sind Werkzeug- und Verfahrensmecha-
1 – also als Einzelstück – gefertigt wurde.
sicher speziell, zeigt aber die Bandbreite
niker, Zerspanungstechniker, aber auch
„Auflagen von 10.000 oder 15.000 Stück
dessen, was im Prototypenbau möglich
Zahntechniker oder Goldschmiede, die in
als Vorserie sind durchaus üblich“, gibt
ist“, sagt Thomas Teufel, der die Aufträge
der großen, lichten Produktionshalle kon-
Teufel Einblick in eine Welt, die aufgrund
für sein 45-Mann-Unternehmen im Land-
zentriert an ihren Werkbänken sitzen und,
dessen schon so ungewohnt ist, weil es nur
keis Neu-Ulm in aller Regel aus der Indus-
wie Teufel sagt, oft „24 Stunden über einem
wenige Betriebe auf diesem Gebiet gibt. In
trie erhält. Ein schwäbischer Sportwagen-
Problem brüten“. „Die wollen auf gar kei-
Schwaben seien die Unterfahlheimer mit ei-
hersteller ließ die Blenden für Navigati-
nen Fall 20 oder 40 Jahre an der Maschine
nem Jahresumsatz von rund 3,8 Mio. € die
onsgeräte als Vorserie in Unterfahlheim
stehen und den immer gleichen Arbeits-
einzigen der Branche. In Deutschland sind
produzieren. Und auch die ersten Skistö-
ablauf haben, auch wenn es bei den gro-
es rund 200 Unternehmen, die vor allem
cken mit Klickverschluss, wie ihn heute
ßen Metallern und Fahrzeugbauern in der
rund um die Zentren des Automobilbaus,
jeder Skirennläufer benutzt, kamen als
Region Sonder- und Schichtzulagen gibt.“
der Medizin- oder Elektrotechnik sitzen.
Prototyp von Teufel. Nur fünf Prozent aller
Aufgrund derer sei es nicht einfach, geeig-
Trotz harten Wettbewerbsumfelds kom-
Auftraggeber sind Erfinder, Tüftler, Bast-
nete Fachkräfte und vor allem Nachwuchs
men Kunden zwischen Kaufbeuren und
ler oder eine Einrichtung wie eine Uni, die
zu finden, die Industrie sauge die Jugendli-
Flensburg nach Unterfahlheim, ebenso aus
eben jene filigrane Mäusemelkmaschine
chen fast komplett ab. Dennoch wisse man
der Schweiz und Frankreich.
bauen ließ, um einen seit 1981 anhaltenden
in der Region, dass bei Teufel „kreativ mit
Kult um das Gerät wiederzubeleben.
den Händen“ gearbeitet wird und dass hier
Ein wichtiges Geschäftsfeld sind mittler-
auch junge Menschen eine Chance haben,
weile Dienstleistungen im Bereich Rapid
„Was unser Geschäft so spannend macht,
die „gegen den Strich“ gebürstet sind. „Wir
Prototyping
ist, dass wir jeden Tag etwas anderes pro-
brauchen Leute mit Ecken und Kanten, die
3-D-druckerähnliche Maschinen, die 2,50
duzieren und zwar meistens unter immen-
für ihr Spezialgebiet brennen“, sagt Teufel,
Meter hoch, 3 Meter lang und 2 Meter tief
sem Zeitdruck“, beschreibt der 50-Jährige
der offensichtlich alles andere als ein sata-
sind, jedes Jahr zwischen 3.000 bis 4.000
den typischen Arbeits-„Alltag“ im Proto-
nischer Arbeitgeber ist
Stunden laufen und tausende Prototypen
typenbau, „wir verkaufen Zeit und haben
(schneller
Modellbau),
wo
produzieren. „Diese Technik wird die Welt
keine Chance auf einen zweiten Versuch“.
„Wer mal hier war, will in aller Regel nicht
nachhaltig verändern“, ist sich Thomas
Die Welt des Prototypenbaus findet in ei-
mehr gehen“, sagt er, „weil wir etwas Be-
Teufel sicher, „die Generation, die jetzt her-
nen sehr schmalen Zeitfenster statt, im
sonderes sind.“ Den Betrieb hat Vater Karl
anwächst, hat vollkommen neue Freiheits-
Extremfall von drei Tagen für Angebot,
Heinz Teufel 1985 gegründet, um damals
grade in der Entwicklung. Die Haptik und
Protoypenbau und Lieferung. Drei Tage, in
als „verlängerter Arm“ von Industrie-
Optik werden grundlegend anders sein und
denen alles klappen und rund laufen muss.
designbüros die Konstruktionen als Werk-
sich in Richtung Bionik orientieren, wo aus
„Manche kommen mit dem Druck nicht zu-
stück greifbar zu machen. „Früher war es
der Natur Funktionen abgeschaut werden.“
recht, innerhalb kürzester Zeit ein funkti-
so, dass ein Prototyp die Form darstellen
Der 2010 mit dem Deutschen Zukunftspreis
onsfähiges Produkt abliefern zu müssen“,
musste, die auch in die Hand genommen
ausgezeichneten bionischen Handling-As-
stellt der Diplom-Ingenieur und Biomedizi-
werden konnte“, erinnert sich Teufel an
sistenten in Form eines Elefantenrüssels
ner fest, der an der Ulmer Fachhochschule
die Zeit, als er 1989 in den väterlichen Be-
sei erst der Anfang – ein Hightech-Helfer
seinen Abschluss gemacht hat. Aus diesem
trieb einstieg. Heute verlangt die Industrie
für Industrie- und Haushalt, der aus einem
Grund ist er froh, ein Team zu haben, das
Teile, die in Farbe, Form und Werkstoff
3-Drucker kommt ...
14
Wolfgang Strobl
Foto: Axel Weiss
Sc hwer p u nk t : S chwaben & Eu r o p a
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Foto: Axel Weiss
Sc hwer p uKo nklut :mSnent chwaben itel & Eu r o p a
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Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
U-Bahn für den ländlichen Raum
Mit dem FLEXIBUS erfand Josef Brandner den ÖPNV für dünn besiedelte Regionen neu
Augsburg, 16. September 1929: Im gro-
Defizite für Landkreise und Kommunen.
Fahrgastzahlen von 2009 bis 2011 in
ßen Sitzungssaal der Regierung sitzen
Und Defizite bedeuten eine Einschrän-
Krumbach um 400 Prozent! Die hohe Ak-
der Aichener Pfarrer Leonhard Bobin-
kung des Fahrplanangebots. Das wie-
zeptanz in der 12.000 Einwohner-Stadt
ger und einige Bürgermeister aus dem
derum führe dazu, dass die Menschen
hat alle überrascht. Die Konsequenz:
Landkreis Krumbach. Was sie mit ihrer
Bus und Bahn noch weniger nutzen als
Der FLEXIBUS wurde flächendeckend im
Unterschrift besiegeln, ist revolutionär:
heute. „Man muss sich das klar machen“,
Landkreis Günzburg als Modellprojekt für
Sie gründen den ersten Verkehrsver-
sagt der ÖPNV-Spezialist, „in Ballungsräu-
den Freistaat Bayern eingeführt und sei
bund Deutschlands, den Verband Mittel-
men funktioniert der gebündelte Verkehr
„die U-Bahn des ländlichen Raumes“ wie
schwäbischer Kraftfahrzeuglinien (VMK).
in möglichst hohen Taktzeiten auf festen
der Landtagsabgeordnete Alfred Sauter
Mit dabei ist der Thannhausener Josef
Hauptlinien. Auf dem Land ist das voll-
beim Festakt formulierte.
Brandner. Seit drei Jahren fährt er ei-
kommen anders. Hier ist es notwendig,
nen 16-sitzigen Magirus, mit der er als
die Fläche und die verstreuten Orte zu
„Die VCD-Preisverleihung in Berlin war
Pionier des Omnibusverkehrs Tag für Tag
erschließen, wo der Fahrgast lebt – die
wie ein Ritterschlag, der den FLEXIBUS
die Menschen auf einer festen Linie von
räumliche und zeitliche Verfügbarkeit des
plötzlich bundesweit in den Blickpunkt
Krumbach über Thannhausen und Zie-
Angebots ist für den Erfolg des ÖPNV ent-
der Öffentlichkeit gerückt hat. Dass wir
metshausen zum Bahnhof Dinkelscher-
scheidend.“ Doch Brandner ist keiner, der
auch weiterhin steigende Fahrgastzahlen
ben bringt. Heute, 85 Jahre später, sitzt
nur redet. Er überlegt. Er handelt. Und ist
haben, macht das Modell für ländliche Re-
Josef Brandner wieder am Tisch, wenn es
bereit zu investieren. 2009 setzt er einen
gionen in ganz Deutschland zusätzlich in-
um die Weiterentwicklung von Verkehrs-
Meilenstein, wie sein Urgroßvater wiede-
teressant“, sagt Josef Brandner. Er hat den
angeboten im öffentlichen Personen-
rum gemeinsam mit der Stadt Krumbach
FLEXIBUS so konzipiert, dass er in Vari-
verkehr (ÖPNV) geht. Er ist Urenkel des
und mit dem VMK – Geschichte wie-
anten überall eingesetzt werden könnte –
Firmengründers, gleichen Namens und
derholt sich manchmal doch: Stadt und
wie zuletzt geschehen mit dem „Pfiffibus“,
in vierter Generation leidenschaftlicher
Verwaltungsgemeinschaft
Krumbach,
der seit Ende 2013 im Landkreis Neu-Ulm
Verkehrsunternehmer. Das spürt jeder,
VMK und Brandner Bus Schwaben (BBS)
das Gebiet um Weißenhorn erschließt.
der den 52-Jährigen in einem Arbeits-
bringen in eigener Regie den FLEXIBUS
„Die Idee ist, dass ein Busunternehmer
gespräch erlebt. Josef Brandner ist ein
auf die Straße – ohne starren Fahrplan,
im Bayerischen Wald oder im Allgäu den
Zahlenmensch, ein systematischer Ana-
ohne
Eine
FLEXIBUS betreiben kann, ohne sich um
lytiker, der es versteht, aus Trends und
Idee, die prompt zwei Jahre später vom
etwas anderes kümmern zu müssen als zu
Statistiken innovative Produktangebote
äußerst kritisch geltenden Verkehrsclub
fahren. Die notwendige technische Dienst-
zu formen. Ein Blick in seine Powerpoint-
für Deutschland (VCD) mit dem „Innova-
leistung und das Call-Center steuern wir
Präsentation – und die Entwicklung wird
tionspreis“ ausgezeichnet wird – und da-
aus Krumbach dazu bei“, erläutert Brand-
jedem im Raum sofort klar: Die Landflucht
mit gleichzeitig Metropolen wie Köln und
ner seine „win-win“-Konzeption, bei der
der Bevölkerung in die Städte, verbunden
Stuttgart aus dem Rennen um den be-
Fahrgäste,
mit den demografischen Änderungen in
gehrten Preis wirft. „Uns freut besonders,
Busunternehmer vor Ort und BBS profitie-
der ländlichen Region werden zu einem
dass das von uns selbst entwickelte Mobi-
ren, wo sich kürzlich in der Krumbacher
drastischen Rückgang der Fahrgastzah-
litätssystem FLEXIBUS als Best-Practice-
Zentrale eine Delegation von Landtagsab-
len im ÖPNV führen – ganz sicher. Und
Modell ausgezeichnet wurde, das anderen
geordneten intensiv informiert hat. „Das
daraus zieht Brandner die Konsequenz:
Kommunen und Verkehrsunternehmen
Thema ist ein Dauerbrenner“, so Brand-
„Unser Angebot muss sich zwingend ver-
in Deutschland als moderne, zukunftsfä-
ner, „das immer heißer werden wird“. Das
ändern, wenn die Fahrgastzahlen stabil
hige Mobilitätsform empfohlen wurde“,
Gute: für die Probleme des ÖPNV im länd-
bleiben sollen“. Der ÖPNV im ländlichen
freut sich Brandner. Kein Wunder: durch
lichen Raum gibt es praktikable Lösungen
Raum befinde sich sonst in einer Ab-
die Umstellung von einem „normalen“
– vielleicht bald als „Exportschlager“ aus
wärtsspirale: Weniger Fahrgäste bringen
Stadtbus auf den FLEXIBUS stiegen die
Schwaben?
feste
Linienverbindungen.
Gebietskörperschaften,
der
Wolfgang Strobl
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Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Die kleinen, aber feinen Unterschiede Ferdinand Munk steht mit ständigen Innovationen auf der Erfolgsleiter Ganz leger, ursprünglich und heimatverbun-
Region. Das ist auch heute noch so: Flo-
noch einfach ihre Stehleiter an den Rumpf
den. So stellt er sich vor: Ferdinand Munk,
riansjünger in aller Welt löschen und ret-
lehnen. Diese Zeiten sind längst vorbei und
Geschäftsführer der Günzburger Steigtech-
ten mit Munk-Leitern. Ferdinand Munk
die Munk`sche Firma schuf Abhilfe. Heu-
nik. Seit 115 Jahren hat sich die Familie
wiederum beschloss im Alter von etwa 20
te hat die Firma 250 Beschäftigte und ein
Munk der Steigtechnik verschrieben – und
Jahren, dass seine Kunden nicht so schwer
80.000 Quadratmeter großes Betriebsge-
das mit großem Erfolg. Das Unternehmen
an Leitern zu tragen haben sollten und ent-
lände im Günzburger Industriegebiet mit
zählt zu den führenden und innovativsten
schied sich für den im wahrsten Wortsin-
Fertigungs-, Logistik- und Produktionshal-
der Branche und hält heute Kontakte in
ne leichtesten Weg in Richtung Zukunft:
len. „Bei mir muss alles seine Ordnung ha-
die ganze Welt. Dieser Aufstieg hat natür-
Aluminium. „Das ist der Werkstoff der
ben“, sagt Munk. „Wer sauber arbeiten soll,
lich Gründe: Leidenschaft und Erfindergeist
Zukunft, in den wird jetzt investiert.“ Im
muss auch ein sauberes und ordentliches
gehören seit Generationen zur Tradition,
Jahre 1982 gründete er die Firma Ferdi-
Umfeld haben.“ Genauso kompromisslos
ebenso wie das klare Bekenntnis zur Hei-
nand Munk Leiternbau und widmete sich
wie bei der Ordnung ist der Unternehmer
matregion, dem Standort Günzburg und
der Entwicklung, Konstruktion, Fertigung
auch bei der Qualität. Qualität – das ist ihm
den Menschen, die hier leben und arbei-
sowie dem Vertrieb von Leitern. Die metal-
wichtig. „Wir wollen Mehrwert geben“, be-
ten. Ein Familienbetrieb durch und durch.
lenen Munk-Leitern waren sofort begehrt
tont er immer wieder, „dann kann es auch
in der ganzen Region und darüber hinaus.
ruhig etwas teurer werden.“ Und das funk-
Die Ehefrau ist dabei, auch die drei Töchter
Als der Vater starb, übernahm er bereits im
tioniert. Auch, oder gerade wegen der klei-
sind im Betrieb und der Sohn sitzt in den
Jahre 1991 das Ruder der Leopold Munk
nen aber feinen Unterschiede. So hat der
Startlöchern. Die Bilder seiner Vorväter
KG und vereinte zwei Jahre später das
Tüftler jüngst seine Leitern mit einem fle-
hängen in Ferdinand Munks geräumigem
Stammunternehmen mit seiner eigenen.
xiblen Kunststoff-Schuh ausgestattet. Auf
Büro: Urgroßvater Leopold, der 1899 eine
Es entstand die Günzburger Steigtechnik.
unebenen oder rutschigen Böden stehen
Wagnerei gründete und später Garten-,
Leitern mit dem sog. Leiterschuh „nivello“
Haus- und Feuerwehrleitern produzier-
Den größten Teil der Geschäfte bestreitet
deutlich sicherer. Oder das „Ergo-Pad“. Es
te. Er war ein Mann mit Pioniergeist und
das Unternehmen mit standardisierten
ermöglicht komfortables und rückenscho-
dachte sich eines Tages: „Warum eigentlich
Schiebe-, Steh-, Klapp- und Anlegeleitern,
nendes Tragen der Leitern mit optimalem
die Leiter tragen, eine Rollleiter wäre doch
der andere Bereich sind Sonderbauten,
Tragepunkt und Schutz, dass man sich
durchaus praktischer und effizienter.“ Eine
etwa für die Wartung von Eisenbahnen und
nicht die Finger einklemmt. Auf den Lor-
Überlegung, die sich auszahlen sollte. Die
Flugzeugen. Kein Geringerer als „Emirates
beeren ausruhen, gibt’s nicht: „Neue Pro-
Rollleiter aus dem Hause Munk war in der
Airline“, eine der erfolgreichsten und pro-
jekte sind angedacht und Prototypen wer-
Region bald erste Wahl und 1925 konstru-
fitabelsten Airlines der Welt, setzt bei der
den entwickelt,“ so Munk, der mit seiner
ierte Leopold eine Gartenleiter, die auf der
Wartung der Riesenjets Airbus A 380 und
Familie auf dem Betriebsgelände wohnt.
Handwerksmesse in München prompt mit
Boeing B 777 auf Steigtechnik aus Günz-
Er subventioniert die Kantine, baut Auf-
der Goldmedaille prämiert wurde. Groß-
burg. Das Unternehmen liefert eine elek-
enthaltsräume für die Beschäftigten – und
vater Ludwig, der mit dem Motorrad über
trisch verstellbare, modulare Dockanlage
ein internes Fitnesstudio. „In all dem, was
Land fuhr, im Rucksack das Modell seiner
mit knapp 1.500 Quadratmetern Arbeits-
wir hier machen, steckt eine Philosophie.
ausfahrbaren Feuerwehrleiter. Und auch
fläche. Als cleverer Geschäftsmann und
Wenn man stirbt, kann man nichts mit-
Vater Munk war ein cleverer Tüftler. Das
innovativer Unternehmer saß der heute
nehmen. Sondern nur da lassen.“ Dafür
Ergebnis war eine ganze Reihe neuarti-
52-jährige bereits in den 90er Jahren beim
hat er bereits alles geregelt. Er vergibt Auf-
ger Produkte wie zum Beispiel Schlauch-
Deutschen Institut für Normung im Nor-
träge an Behinderteneinrichtungen und
brücken, Hebebäume und Auffahrdielen.
menausschuss, also dort, wo Entscheidun-
übernimmt soziale Verantwortung für sei-
Mithilfe dieser Innovationskraft beförderte
gen fallen. Munk sieht das so. „Jeder Unfall
ne Mitarbeiter. Für seine besonderen Ver-
Leopold Munk das Unternehmen alsbald
führt am Ende zu einer neuen Vorschrift.“
dienste um das Gemeinwohl bekam er das
zum führenden Feuerwehrausstatter der
Vor Jahren durften etwa Flugzeugwäscher
Verdienstkreuz am Bande. Florian Pittroff
18
Foto: Bernhard Weizenegger
Sc hwer p u nk t : S chwaben & Eu r o p a
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20
Foto: Karl Holzhauser
Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Innovation als Alleinstellungsmerkmal Die Künstlerin und Designerin Beatrice Schmucker und ihr Blick auf Kunst, Kreativität und Innovation
1989 schloss Beatrice Schmucker ihr Stu-
Kommerz? Muss Innovation in der Kunst
Sind Künstler generell kreativer und
dium zur Kommunikationsdesignerin an
keinen wirtschaftlichen Nutzen bringen?
vielleicht auch leidenschaftlicher als
der Fachhochschule Augsburg ab. Seitdem
Das kommt darauf an, ob Sie ein Künstler
andere Menschen?
ist sie freischaffend als Grafik-Designerin
sind, der von seiner Kunst leben will. Ein
Nein, ich habe schon viele Menschen
und Künstlerin tätig. Weil immer auch kre-
Künstler, der auf dem Markt durch einen
kennengelernt, die ihre Kreativität und
atives Potential nötig ist, um Innovationen
Galeristen vertreten ist und Bilder pro-
Begeisterung für die Sache in ganz ande-
zu erlangen, lag es nahe, die in Stadtber-
duzieren muss, steht selbstverständlich
ren Disziplinen zum Ausdruck bringen,
gen bei Augsburg lebende und arbeitende
auch unter kommerziellem Druck. Der
z. B. in technischen Disziplinen oder Ma-
Designerin zum Kontext Kunst, Kreativität
Großteil der anderen Künstler, so auch
thematik. Wichtig ist meiner Meinung
und Innovationen zu befragen.
im Raum Augsburg und Schwaben, hat
nach nur, dass man gut wahrnehmen und
ein zweites finanzielles Standbein. Nur
entscheiden kann. Jeder Mensch verfügt
top schwaben: Frau Schmucker, wie de-
wenn das gesichert ist, kann er Kunst
über kreatives Potential. Allerdings ist
finieren Sie Innovation in der Kunst?
machen, wie er will. Somit ist die Kunst
die Kreativität im Kunst-Kontext das
Beatrice Schmucker: Der Schaffungspro-
in diesem Fall etwas unabhängiger vom
Handwerkszeug – die Innovation selbst
zess als solches ist eine wiederkehrende
Kommerz. Doch auch hier gilt es, seinen
sehe ich als das Alleinstellungsmerkmal
Innovation. Wenn man dabei etwas noch
Namen auszubauen, nicht auf gleicher
eines Künstlers. Die Leidenschaft dage-
nie Dagewesenes schaffen will, wird es
Stelle stehenzubleiben und sich weiter-
gen steht mit dem Drang der Künstler
schwieriger.
zuentwickeln. Prinzipiell würde ich sa-
in Verbindung, an das Exteme zu gehen.
gen: Innovation in der Kunst bringt im
Der Spannungsbogen zwischen emotio-
Wo sehen Sie echte Innovation in der
Idealfall wirtschaftlichen Nutzen für den
nalen Hochs und Tiefs setzt Kreativität
Kunst? Und wie äußerst sich diese?
Künstler selbst, Innovation im Kommerz
frei, die es dem Künstler leichter macht,
Kunst ist immer ein Spiegel der Gesell-
muss sich für den Auftraggeber rechnen.
diese Extreme auszuhalten.
tion auch dort aus. Mittlerweile haben
Als Grafikdesignerin kennen Sie auch
Was ist Kreativität überhaupt?
Medien wie Installationen und Konzep-
die andere Seite der Gestaltung, die als
Für mich: gut wahrnehmen zu können
tionen, Videos oder das Arbeiten mit di-
„Werbegrafik“ gern als „kleine Schwes-
und das innere Drängen, diese Wahr-
gitaler Technik die traditionelle Malerei
ter“ der freien Kunst bezeichnet wird.
nehmung zu interpretieren und neu
und Zeichnung nach hinten gedrängt.
Was gelten dort für Regeln?
auszudrücken. Die Mittel, um diese
Das konnte man beispielweise auf der
Auch hier ist jeder Entwurf ein Novum, da
Wahrnehmung zu erlangen, sind höchst
Documenta 2012 in Kassel verfolgen, so
dieser ja speziell für diesen einen Kunden
unterschiedlich.
war z. B. die Einbeziehung von „Wind“
gestaltet wurde. Man muss das Rad nicht
durch die offenen Fenster im leeren Un-
immer neu erfinden – aber individualisie-
Wie schaffen Sie sich den Freiraum, kre-
tergeschoss des Museum Fridericianum
ren und auf die jeweiligen Anforderungen
ativ zu sein?
ein Gesamtkunstwerk. Oder aktuell die
anpassen. Auch hier ist das noch nie Da-
Nur schwer. Einerseits sicher durch
Videoinstallation von Bill Viola in der St.
gewesene selten, wobei es von Kundensei-
Routine; ich setze mir zum Beispiel feste
Pauls Cathedral in London. Auch das ist
te auch nicht immer erstrebenswert und
Atelierzeiten oder ich stelle mir selber
Innovation.
gewünscht ist. Es ist im Kommunikations-
Aufgaben wie z. B. ein Mal-Tagebuch,
schaft und somit drückt sich die Innova-
design als Auftragsarbeit absolut üblich,
wie ich es 2001 gemacht habe. Ande-
Video, digitale Technik – das klingt mehr
den Kundenwunsch miteinzubeziehen und
rerseits muss man seine Wahrnehmung
nach der modernen Medienwelt von
den Auftrag auf ein bestimmtes Werbeziel
„aufmachen“. Dann ist das Bedürfnis
heute, also eher massentauglichen Dar-
hin umzusetzen. Der Kunde kauft Kreativi-
nach künstlerischer Umsetzung so groß,
stellungsformen. Worin liegt der prinzi-
tät ein und gibt seinem Produkt ein Gesicht,
dass man sich die Zeit dafür nimmt.
pielle Unterschied zwischen Kunst und
mit dem er es sehr gut verkaufen kann.
Das Gespräch führte Wolfgang Strobl
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Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Die blutrote Schneealge liefert das Gen, das aus der Kälte kam Von einer „Weltneuheit“ spricht Michael Grandel. Die Kosmetik-Fachwelt applaudiert mit Innovationspreisen. Das mittelständische Augsburger Unternehmen Dr. Grandel hat AntiAging-Präparate in einer ganz neuen Form im Programm. Und so entstand „Beautygen“. Text: Hanns-Rainer Strobl
„Das ist ein völlig neuer Weg, direkt an der Hautalterung an-
Exkurs: Der Mensch altert aufgrund äußerer (extrinsischer)
zusetzen“, erläutert Martin Schmitz. Der Entwicklungschef bei
Einflüsse vom Sonnenlicht bis zu Stress, aber auch wegen „in-
Dr. Grandel und Lebensmittelchemiker: „Die neue Kompositi-
trinsischer“ Faktoren. Einen der wichtigsten haben japanische
on setzt sowohl an der Haut als auch am einschlägigen Gen
Forscher schon 1997 im „Clotho-Gen“ aufgespürt und eben
zur Zellerneuerung an.“ Was Schmitz in zwei Sätzen zusam-
nach einer der griechischen Schicksalsgöttinnen benannt. Die
menfasst, brauchte jahrelange Studien und macht komplexe,
Wissenschaftler wiesen nach, je stärker die Zellteilung ver-
aufwändige Verfahren durch, ehe das Produkt in diversen An-
läuft, also die Neubildung des Clotho-Gens, umso langsamer
wendungen seit diesem Jahr auf dem Markt begeistert.
schreitet die Hautalterung voran.
Die Geschichte beginnt auf
Zurück auf den Gletscher: Der
Schweizer
Alpengletschern,
„Blutschnee“ reizte ein For-
mit der grünen Chlamydomo-
scherteam von Biologen, Bio-
nas nivalis (vulgo Schneeal-
chemikern, Biotechnikern und
ge) und dem Geheimnis des
Dermatologen um den wissen-
roten Schnees. Diese Algen-
schaftlichen Leiter Dr. Fred
art überlebt unter Extrembe-
Zülli beim Schweizer Mibelle-
dingungen bei polarer Kälte,
Institut, einem der kreativsten
hoher UV-Strahlung und we-
und renommiertesten Roh- und
nig Nährstoffen nur deshalb,
Wirkstoff-Hersteller für kosme-
weil sie Wirkstoffe bildet, die
tische Produkte. Sie machten
allerdings ihre Sporen blutrot
sich daran, in dieser Alge die
färben.
Schutzstoffe für Leben unter
Umfangreiche Tests und wissenschaftlich gesicherte Nachweise dokumentieren die Anti-Aging-Wirkung des Schneealgen-Extrakts Chlotogen, das jetzt beim Augsburger Kosmetikhersteller Dr. Grandel als „Beautygen“ Karriere macht.
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Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Extrembedingungen zu finden und für eine ökonomisch sinnvolle Verwendung zu extrahieren. Nach gut zwei Jahren hatten sie denn auch den Stoff gefunden, der die Zellteilung des Clotho-Gens anregt. Doch für die Kosmetik gilt ein ehernes Tabu: Kein Einsatz genmanipulierter Stoffe. Allerdings ist „die Unterstützung eines natürlichen Prozesses erlaubt“, betont Entwicklungschef Martin Schmitz. Er war elektrisiert von der Möglichkeit, durch Zugabe von Schneealgen-Extrakt Chlotogen die Zellteilung anzuregen, „ein großartiges Ergebnis“.
Martin Schmitz „Ein völlig neuer Weg, direkt an der Hautalterung anzusetzen“
Eine Menge wissenschaftlich gesicherter Nachweise konnten die Mibelle-Forscher führen. Sie dokumentierten durch Stress-Tests an verschiedenen Hautmodellen die Anti-Aging-Wirkung. „Halb-
Parallel lief für die „Beautygen“-Serie ein intensives Marketing
seiten-Tests“ bestätigten freiwilligen Probanten, die zu diesem
an. Eine spezielle „Marketingstory“ wurde von den Kreativen
Zweck eine Woche zum Skifahren ins Hochgebirge geschickt wur-
geschrieben. Eine ganz eigene Verpackung entstand, deren
den. Selbst Placebo-Versuche untermauerten den Effekt. „Jetzt
Farben in grün und rosé changieren. Die Strategie heißt klipp
war der Schneealgen-Wirkstoff für uns interessant“, berichtet
und klar: „Beautygen“ von der klassischen Kosmetik abzuhe-
Martin Schmitz. Was die Augsburger jedoch nicht hinderte, ei-
ben – auch in Schulungen und einem emotionalen Film ohne
gene Wirksamkeitsstudien anzuschließen, nachdem Mibelle den
Worte, in Broschüren … Das Thema ist breit orchestriert.
Stoff Dr. Grandel exklusiv für den deutschen Markt vorgestellt
Denn das Unternehmen hat einen Ruf zu verteidigen: „Wir
hatte.
finden immer wieder Wege, Produkte und ganze Produktkategorien zu erfinden“, betont Firmenchef Michael Grandel.
Die Schweizer hatten es nämlich geschafft, die Schneealge öko-
Aufsehenerregende Erfolge habe man beispielsweise in der
nomisch sinnvoll zu züchten. In ein Nährmedium in großdi-
Vermarktung von Wirkstoffen in Ampullen erreicht – „wir ha-
mensionierten Röhren-Reaktoren werden Schneealgen-Sporen
ben das quasi komplett neu erfunden“. Michael Grandel setzt
eingeimpft. Unter aufwändig geführten optimal winterlichen
dazu auf „kreative Zerstörung“, wie sie der Ökonom Schum-
Bedingungen vermehren sich die Algen „unheimlich schnell“
peter definierte: „So lange feilen, bis es klare Antworten auf
(Schmitz). Nach ihrer „Ernte“ folgt in einem patentierten Ver-
die Anforderungen gibt“. Die geradezu zwingende Folge führe
fahren das Aufschließen und eine aufwändige Aufarbeitung,
zum Wettbewerbsvorteil auf einem Markt, in dem „wir in Pro-
ehe sie getrocknet auf einem Trägermaterial als Ausgangspro-
dukten ertrinken“.
dukt dem Kosmetikhersteller Dr. Grandel geliefert wird. Das wiederum kommt innovativen Rohstofflieferanten zupass. Wiederum vergingen rund eineinhalb Jahre mit Laborver-
Deshalb sucht das Mibelle-Institut beispielsweise seit vielen
suchen. Vor allem die Bioverfügbarkeit galt es zwingend zu
Jahren den Schulterschluss mit dem innovativen Mittelständ-
belegen. Stabilitätstests unter Extrembedingungen waren an-
ler Dr. Grandel. Noch dazu, weil dessen Produkte den hoch-
gesetzt, selbst Interaktionen mit der Verpackung und die Reak-
preisigen „Highend-Markt“ (Michael Grandel) bedienen, weit
tion beispielsweise mit Parfümen wurden im Haus und durch
weg von der Massenware.
kleinvolumigen Labor-Produktion war der Weg in die groß-
Beispiel „Beautygen“: Die Serie aus fünf Produkten mit dem
technische Umsetzung auf der vollautomatischen Fertigungs-
Schneealgen-Extrakt erweist sich als „Big Bang“. Die Auszeich-
anlage frei. Immerhin besteht das hochkomplexe Produkti-
nungen für die Innovation sind in der Branche – und auf dem
onsverfahren aus nahezu 100 einzelnen Reaktionsschritten.
Markt – „super“ angekommen, weiß Martin Schmitz und prog-
Angesichts eines Kilopreises dieses innovativen Wirkstoffes
nostiziert für „Beautygen“: „Das wird eine der führenden Seri-
von zigtausenden Euro sind so stringente Vorarbeiten und
en.“ Und er ist mit seinen 20 Jahren Erfahrung bei Dr. Grandel
ständige Kontrollen nachvollziehbar.
überzeugt: „Eine der besten Einführungen, die wir je hatten.“
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Fotos: Dr. Grandel
unabhängige Institute geprüft. Erst mit dem grünen Licht der
Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Gefragte Batteriespeicher Schön, wenn die Sonne so richtig strahlt. Dennoch sorgt sie für eingetrübte Mienen bei Photovoltaikanlagen-Betreibern wegen gekappter Sonnenstrompreise und gedrosselter Einspeisung. Schön wäre es also, Tagstrom für den Nachtverbrauch einzulagern. Das Schlüsselwort heißt Batteriespeicher. Die Lechwerke AG sind mit Pilotprojekten dabei.
Jürgen Münzer, Diplom-Ingenieur und Leiter Innovationsprojekte bei LEW, gibt ein klares Ziel vor: „Durch einigermaßen planbare Speicherung der Photovoltaik die Energie optimal einsetzen.“ So nämlich könne Sonnenstrom bestmöglich verwertet und eines Tages der Netzausbau ge-
In der Praxis hat LEW in bislang drei LEW-
bremst werden. Zwei Drittel mehr Einspei-
Pilotprojekte die Anforderungen der Kunden
ser verkrafte das Netz, wenn Einspeisung und Speicherung optimal gesteuert werden, haben Untersuchungen ergeben. Was allerdings eine Menge technische Intelligenz verlangt – für die
Jürgen Münzer, DiplomIngenieur und Leiter Innovationsprojekte bei LEW, ▲
Wärmepumpe in Krumbach wie auch für den Zweipersonenhaushalt in Thierhaupten mit steuertem Brauchwasser und dem dritten Pro-
selbst zum Verbraucherverhalten. ▼
sorger packen es an, wittern sie doch einen
untersucht. In einem Niedrigenergiehaus mit
konventioneller Ölheizung und elektrisch ge-
Steuerung der Speicher, für Wetterprognosen,
Batteriehersteller, aber auch die Energiever-
wie auch des Netzbetreibers an die Speicher
RWE Home Power Solar im Keller (geschlossen)
jekt in Bad Grönenbach, wo eine vierköpfige Familie Photovoltaik-Energie vom Dach und einer Wärmepumpe nutzt. Unter dem Strich konnten
Boom. So vermarkten die Lechwerke Speicher
über das ganze Jahr gerechnet die Krumbacher
von Branchenriesen wie Varta und Spezialis-
Testkunden zu 51 % ihren Strombedarf selbst
ten wie „Sonnenbatterie“ im Allgäuer Energie-
decken, die Thierhauptener sogar zu 77 % und
spardorf Wildpoldsried. Die Speicher gibt es zu
die Bad Grönenbacher zu 75 %.
Preisen ab 7.600 Euro für das Einstiegsmodell bis 50.000 Euro für die ganz großen Speicher.
Die Optimierung wirkt sich auf Größe und In-
Ein Blei/Gel-Speicher ist dabei kostengünstiger,
vestition der PV-Anlage aus. Wurde in der Ver-
doch nur bis 50 % Entladetiefe nutzbar, die teu-
gangenheit oft das komplette Dach mit Modulen
rere Lithium-Ionen-Batterie kann bis 70 % ent-
zugepflastert nach dem Motto „mehr Einspei-
laden werden. Jürgen Münzer hat errechnet,
sung, mehr Geld“, so zwingen Gesetzgeber und
dass die Kilowattstunde nutzbare Kapazität des
Vergütungsregeln zum Umdenken. Der Bedarf
Blei/Gel-Systems etwa 2.250 Euro kostet, bei
werde zur entscheidenden Kenngröße der Pla-
etwa zehn Jahren Haltbarkeit, während man
nung, ist der LEW-Innovationsstratege sicher.
beim Lithium-Ionen-Speicher mit 20 Jahren
Faustregel: pro 1.000 kWh Jahresenergiever-
Haltbarkeit auf rund 3.400 Euro pro Kilowatt-
brauch 1 kWp Photovoltaikleisung und 1 kWh
stunde komme.
nutzbare Speicherkapazität.
24
Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Sonnenbatterie aus dem Allgäu Den Strom aus der hauseigenen Photovoltaikanlage speichern – eine sinnvolle Idee, wenn man bedenkt, dass Energie häufig dann gebraucht wird, wenn die Sonne gerade nicht scheint. Abends zum Beispiel, wenn es draußen dunkel wird. Seit drei bis vier Jahren gibt es Speicher für diesen Zweck auf dem Markt, in Deutschland kann man sie Expertenschätzungen zufolge bei etwa 50 Anbietern erwerben. 2013 wurden ca. 5.000 bis 6.000 Stück verkauft.
RWE Home Power Solar geöffnet
Nicht mehr nur auf das Dach, sondern auch an Fassaden lassen sich PV-Anlagen installieren. Die Augsburger LEWAusbildungswerkstatt ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Auf knapp 30 kW Kapazität ist sie ausgelegt, ihr Blei/Gel-Batteriespeicher nimmt 33 Kilowattstunden auf. Nach einem halben Jahr Laufzeit sind die ersten Ergebnisse positiv: Die Anlage konnte 80 % des Energiebedarfs des Ausbildungszent-
Der führende Anbieter im Bereich der LithiumSpeichersysteme ist die Firma „Sonnenbatterie“ aus dem Allgäu. Das gleichnamige Produkt macht die Nutzung von selbstproduziertem Strom flexibler, indem es den Strom aus der Photovoltaikanlage speichert und zu einem späteren Zeitpunkt bereitstellt. Wenn die Batterie voll ist, kann sie auf Wunsch andere Geräte (z .B. die Waschmaschine) einstellen, um den überschüssigen Strom zu verbrauchen. Dabei gibt es verschiedene Größen, die zwischen 4,5 und 60 kWh speichern. Dadurch sind die Batterien sowohl für private Haushalte als auch für größere Betriebe interessant.
fenhofer. Die beiden Gründer hatten sich schon seit vielen Jahren mit der dezentralen Erzeugung erneuerbarer Energien beschäftigt, 2008 begannen dann die ersten Entwicklungen an einem Stromspeicher. Nach einem Feldtest wurde die erste Sonnenbatterie 2011 am Markt eingeführt, wodurch das junge Unternehmen als eines der ersten überhaupt den Markt für Speicher betrat. Geschäftsführer Ostermann dazu: „Die Vision für die Gründung der Sonnenbatterie GmbH war und ist es, jedem Hausbesitzer eine zeitgemäße Lösung dafür anzubieten, seine dezentral selbsterzeugte grüne Energie jederzeit auch selber verbrauchen zu können und sich damit energetisch autark zu machen. Das Motto lautet: „Jedes Haus ein Kraftwerk.“ Das frühe Engagement hat sich ausgezahlt. Heute, drei Jahre später, hat die Sonnenbatterie bereits über 2.500 ihrer intelligenten Stromspeicher verkauft und ist Marktführer auf diesem Gebiet. Mittlerweile beschäftigt die Firma rund 80 Mitarbeiter, Tendenz stark steigend. ruc
rums decken. Rund 60 % des von der PV-Anlage erzeugten Stroms wurde vor Ort verbraucht. Das sind Werte, bei Gewerbekunden
aufhorchen,
sind sie doch von Stromkosten und EEG-Umlage kräftig gebeutelt. Jürgen Münzer hat eine kunden- und bedarfsgerechte Planung zugrunde gelegt, verweist für die Fassade auf „deutlich ausgeglicheneren
Jahresertrag,
auf
schneefreie Module, also Erzeugung selbst im Winter und sogar Statik-Vorteile“. Die Fernüberwachung der Anlage erlaube laufende online-Informationen und Kontrolle, das System gebe sogar „Handlungsempfehlungen“. Diesen Weg zur Energiewende stützt der Staat zusätzlich mit einem speziellen KfW-Förderprogramm für Batteriespeicher. Im LEW-Gebiethaben sich schon voriges Jahr 5 % der privaten Erbauer kleinerer oder privater PV-Anlagen (unter 10 KW) für einen Speicher entschieden. Und die Pilotkunden strahlen. hrs
SGL Group entwickelt Carbon- und Graphitmaterialien für effizientere Redox-Flow-Batterien gemeinsam mit der Nanyang Technological University in Singapur Die SGL Group und das Energy Research Institute ERI@N der Nanyang Technological University, Singapur (NTU) unterzeichneten eine Vereinbarung über die Entwicklung von neuartigen Carbon- und Graphitmaterialien für den effizienteren Einsatz in stationären Redox-FlowBatterien. Die Batterien sollen bei hoher Zyklenstabilität für den Einsatz in subtropischem Klima optimiert werden. Redox-Flow-Batterien sind große stationäre, elektrische Energiespeicher mit sehr guter Zyklenlebensdauer. Damit eignen sie sich, um Strom aus Sonnen- und Windenergie zu speichern und somit regenerative Energie kontinuierlich nutzbar zu machen. Sie sind zudem einfach skalierbar und daher für den Einsatz in autonomen Systemen bestens geeignet. Die SGL Group liefert auf Basis ihres breiten Materialportfolios zwei Kernelemente dieser zukunfts-
trächtigen Energiespeichersysteme. Dr. Gerd Wingefeld, Technologievorstand der SGL Group (im Foto rechts bei der Vertragsunterzeichnung): „Mit dieser neuen Kooperation zur Entwicklung der nächsten Generation von Redox-Flow-Batterien führen wir die Internationalisierung unserer Aktivitäten in Asien fort. Dabei setzen wir auf die wissenschaftliche Exzellenz unseres Partners der Nanyang Technological University Singapur.“ wos Fotos: LEW, Sonnenbatterie, SGL Group
denen
Christoph Ostermann gründete das Unternehmen im Jahr 2010 zusammen mit Torsten Stie-
25
Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Innovation: Menschlichkeit! Müssen Innovationen immer technisch sein? Das Grandhotel Cosmopolis in Augsburg wurde für seine innovative Idee im gesellschaftlichen Bereich ausgezeichnet, Flüchtlinge, Touristen und Anwohner an einen Ort zu führen. Text: Kristin Ruckschnat
Wer das Grandhotel Cosmopolis in der
einen Platz, an dem sie nicht nur geduldet,
Augsburger Altstadt nicht kennt, denkt oft
sondern gewollt sind. Ihnen wird geholfen
an rote, schwere Teppiche, an steinreiche
– im Gegenzug unterstützen die Flüchtlin-
Gäste, an riesige Suiten mit extravaganter
ge das Projekt Grandhotel. „Man hat das
Ausstattung. Einen roten Teppich hat das
gute Gefühl, gebraucht zu werden“, sagt
Grandhotel tatsächlich: Er führt über die
Leo, der die Gäste im Café mit Getränken
Vortreppe in den Eingangsbereich eines
versorgt und mit jedem ein paar Worte austauscht. Da nicht viel los ist, hat er
schmucklosen 60er-Jahre-Baus. Hier ist ein liebevoll dekoriertes Café entstanden,
Anspruch, in einem leerstehenden Alten-
Zeit für einen Rundgang. Viel kann aller-
in dem kein Stuhl und kein Tisch aussieht
heim eine Begegnungsstätte für Flüchtlin-
dings nicht gezeigt werden: Kein Zutritt im
wie der andere. Man merkt schnell, dass
ge, Reisende und Einheimische zu schaf-
Flüchtlingsbereich, damit diese ihre Ruhe
das Grandhotel keine Nobelunterkunft ist.
fen. Mit Unterstützung der Diakonie und
haben. Und die von Künstlern gestalteten
Nobel ist hingegen das Engagement unter
Einwilligung der Behörden konnten im
Hotelzimmer sind restlos ausgebucht. Frei
diesem Dach. 2012 begann eine Gruppe
Juli 2013 die ersten Flüchtlinge einziehen.
ist allerdings ein sogenanntes Japan-Zim-
mit künstlerischem und sozialkritischem
50 bis 60 von ihnen finden im Grandhotel
mer: Ein Bett, das in die Wand eingelassen
26
Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
ist und nur mit einem Vorhang vom Flur
und eignet sich dadurch sehr gut als Modell
abgetrennt werden kann.
für Städte, die Anlaufstellen für Flüchtlinge sind“, Christian Rummel, Leiter der Koope-
Das Konzept kommt an. Besucher reisen
ration „Deutschland – Land der Ideen“ bei
nicht nur aus Deutschland an, sondern
der Deutschen Bank.
Bunt geht es zu im Grandhotel Cosmopolis: Menschen verschiedenster Herkunft leben und arbeiten in liebevoll gestalteter Umgebung unter einem Dach.
wie Schweden oder der Schweiz, um das
Eine Innovation! Ein Vorbild! Trifft man
Sein, um das Zusammenleben. Und darum,
Grandhotel zu sehen. Im Keller finden Kon-
aber auf die Menschen, die im Grandhotel
dass jeder den Beitrag leistet, den er leisten
zerte statt, das Restaurant empfängt Hoch-
leidenschaftlich am Werkeln, Bauen, Be-
möchte. Dass durch die Arbeit nicht nur den
zeitsgesellschaften, im Seminarraum finden
sprechen und Organisieren sind, hat man
Flüchtlingen geholfen wird, sondern dass
fast jeden Abend Veranstaltungen statt. „Au-
das Gefühl, dass der ganze Trubel nicht
die Flüchtlinge selbst die Möglichkeit ha-
ßerdem ist das Grandhotel auch Treffpunkt
gewollt ist. Deshalb haben sie auch keinen
ben, anzupacken. Dass statt Ausgrenzung
für Flüchtlinge aus anderen Unterkünften“,
Pressesprecher, jeder darf sagen, was er
Gemeinschaft entstehen kann.
erzählt Barmann Leo.
möchte. Derjenige, der mit top schwaben über Innovationen spricht, möchte seinen
Und was sagt das Teammitglied zum Vor-
Das Projekt lief so gut, dass es 2013 im
Namen nicht gedruckt sehen. Es geht um
bildcharakter des Projekts? „Man kann
Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land
die Frage, ob das Grandhotel eine soziale
die Idee aufnehmen, aber das Grandhotel
der Ideen“ von einer Expertenjury zum
Innovation ist. „Das stellen wir infrage“,
nicht kopieren. Es ist ein kreativer Um-
Bundessieger in der Kategorie Gesellschaft
sagt er, „der Gedanke der Menschlichkeit
gang, mit dem, was ist. Es basiert darauf,
gewählt wurde. „Das Projekt steht als Bun-
ist nicht neu. Die Idee ist nicht neu. Sie fällt
dass es aus der Bürgerschaft kommt. Von
dessieger des Wettbewerbs beispielhaft für
nur auf fruchtbaren Boden.“ Und: „Eine
unten. Wenn so etwas woanders entsteht,
die Innovationskraft hierzulande. Es för-
Idee zu haben, mag vielleicht großartig
dann wahrscheinlich ganz anders.“ Trotz-
dert den Austausch und das Verständnis
sein, aber deine Idee ist nichts wert, wenn
dem will das Team sein Wissen weiterge-
zwischen Asylbewerbern, Hotelgästen und
du keinen anderen hast, der sie mit die um-
ben. Eine Nachfrage besteht; Workshops
Augsburger Bürgern auf vorbildliche Weise
setzt.“ Darum geht es: Um das Tun, um das
sind geplant.
27
Fotos: Krisitn Ruckschnat
auch aus anderen europäischen Ländern
Sc hwe rp u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Gastwirtssohn aus dem Allgäu wird Zirkusdirektor bei Corty Althoff Ein Lebenstraum wird Realität: Der Gastwirtssohn Elmar Kretz wurde als Nachfolger des renommierten Zirkusdirektor Corty Althoff erkoren. Jetzt kann Kretz seinen Lebenstraum erfüllen und mit seinem eigenen Großzirkus durch Deutschland touren.
troller für die Wienerwald-Kette und war später als Hotel- und Rastaurantleiter tätig. Zwischendurch sprang er beim französischen Cirque Medrano immer wieder als Pferdetrainer ein. Hierbei erkannte er: „Zirkus ist mein Leben, doch für jemand anderen wollte ich auch nicht arbeiten.“ Das Ziel war gesetzt und bereits 2005 konnte er es nahezu realisieren. Er begann im Gasthaus seiner Eltern eine Dinnerund Varieté-Show mit Artisten und Komikern aus aller Welt zu präsentieren. Der Grundstein für die Karriere im Eventgeschäft war gelegt. Doch Kretz wollte mehr. Im Dezember 2008 gelang es ihm, den Ravensburger Weihnachtscircus zu gründen. An jährlich steigenden Besucherzahlen erfreut sich Kretz seit dem und kann inzwischen pro Gastspiel mehr als 40.000 Menschen, in rund zwei Wochen, mit seiner Zirkus-Show anziehen. So gelang es Kretz für wenige Wochen im Winter seinen eigenen Zirkus zu haben. Doch das nächste Ziel lag auf
Bereits mit acht Jahren packte Elmar Kretz das Zirkusfieber. Vie-
der Hand: Eine Zirkustournee muss organisiert werden. Den
le Kinder sind von dem Zirkusleben und der Show verzaubert,
ersten Anlauf unternahm er 2011 – er engagierte den österrei-
doch bei Kretz sollte es nicht nur ein Kindheitstraum bleiben.
chischen Circus Louis Knie für ein Gastspiel im süddeutschen
Die Leidenschaft zum Zirkus verfolgt Kretz bis heute und mit
Raum. Die Tournee lief erfolgreich und Kretz war sich nun
35 Jahren geht sein Traum vom eigenen großen Zirkusbetrieb
sicher, einen eigen Zirkus im Tourneebetrieb leiten zu wollen.
in Erfüllung. Wäre es nach seinen Eltern gegangen, hätte er den Gasthof Adler im Luftkurort Oberreute übernommen. Zunächst
Da traf es sich gut, dass der heute 76-jährige Zirkusdirektor
schien der Allgäuer auch dem Wunsch seiner Eltern zu
Corty Althoff einen Nachfolger für seinen renommier-
folgen und ebnete sich einen bodenständigen Lebensweg.
ten Betrieb suchte. Corty Althoff und Elmar Kretz
Nach dem Realabschluss absolvierte Kretz eine Ausbil-
kennen sich schon lange, Kretz verbrachte als Kind
dung zum Gastronom und bildete sich kaufmännisch fort.
sogar einige Woche beim Bruder von Althoff. Nun
Die Grundlagen für die Fortführung des Gasthauses der Fa-
hat Althoff den Allgäuer Gastwirtssohn
milie waren gelegt. Doch dann sollte es anders kommen,
zu seinem Nachfolger erkoren. Kretz
als es sich die Eltern wünschten. Im Jahr 2000 erfuhr El-
ist sich seiner Verpflichtung dem Na-
mar Kretz von einem freien Posten als Büro-Mitarbeiter
men Althoff gegenüber bewusst und
im Circus Busch-Roland. Schon in seiner Kindheit fas-
ist sich sicher, dass er den Namen er-
zinierte ihn die Welt hinter den Kulissen mehr als die
folgreich in die Zukunft führen
Vorstellung in der Manege. Erfolgreich bewarb er sich
wird.
wos/pa
bei Busch-Roland und war fast ein Jahr als Angestellter des Zirkusbüros unterwegs. Dann ergab sich für ihn die Gelegenheit zum Cirque National von Alexis Gruss nach Frankreich zu wechseln. Bei Gruss konnte Kretz seiner zweiten Leidenschaft – dem engen Kontakt mit Pferden – nachgehen. Durch den Austausch mit dem
Elmar Kretz machte seine Leidenschaft für den Zirkus und die Liebe zu Pferden zu seinem Beruf.
Pferde-Profi Alexis Gruss und durch Beobachten andere Tierlehrer eignete sich Kretz systematisch die Kunst des Dresseurs an. 2003 war es für Elmar Kretz dann so weit und er konnte erstmals selbst im Rampenlicht einer Zirkusmanege steFotos: Zirkus Althoff
hen. Beim Österreichischen Nationalcircus erhielt er die Chance eine Pferdenummer mit 16 Tieren vorzuführen. Doch die Arbeitsbedingungen trieben Kretz nach knapp zwei Jahren zurück in seinen erlernten Beruf. Er begann als Con-
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Direktor von einem der bekanntesten Großzirkusse: Der Allgäuer Elmar Kretz ist seit Jahresbeginn Chef des Zirkus Corty Althoff.
Ko lu m nent itel
Auf den Karten dieser Welt und Europas ist Schwaben unAufgeteilt in kirchliche und weltliche Besitztümer: so zergliedert war das Gebiet des heutigen Schwabens auf einer Karte von 1789 dargestellt – bevor durch Napoleon die Landkarten Europas neu gezeichnet werden mussten. Gut 200 Jahre vorher, auf der Seltzlin-Karte von 1572, war Schwaben fast
kreisrund, mit einer Ausdehnung zwischen Kempten, Bodensee, Pforzheim, Heilbronn, Dinkelsbühl, Augsburg und dem Lech. Text: Wolfgang Strobl
sichtbar. Noch nicht einmal als der berühmte „Fleck auf der Landkarte“ ist Schwaben zu sehen. Orientierungspunkte auf den Karten liegen links und rechts von Schwaben – die beiden Metropolregionen Stuttgart und München. Dort „spielt die Musik“, wenn es um Fragen der Globalisierung, internationale Beziehungen und Export geht. Aber auch in Standort- und Infrastrukturfragen, bei der Vergabe von Fördermitteln und in der öffentlichen Wahrnehmung haben die Metropolregionen „die Nase vorn“ – Punkte, die der Politik und der Wirtschaft Schwabens nicht gefallen können. „Wir haben das Ziel, mit einer starken Stimme unseren einheitlichen Lebens- und Wirtschaftsraum auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene ins Bewusstsein zu rücken“, formuliert Unterallgäus Landrat Hans-Joachim Weirather die Intention, die hinter dem Schwabenbund steckt. Er hat mit dem Memminger Unternehmer und stellvertretenden Präsidenten der IHK Schwaben, Gerhard Pfeifer, den Vorsitz übernommen. Als Zusammenschluss von Politik, Verwaltung und Wirtschaft hat sich der Schwabenbund am 22. März 2012 gegründet.
Die Vision von GesamtSchwaben
29
S chwer p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
Was den Schwabenbund besonders macht, ist, dass über die Ländergrenzen von Bayern und Baden-Württemberg hinaus gedacht wird. „Wir haben eklatante Infrastrukturprobleme“, konstatiert Gerhard Pfeifer. „Es kann doch im Jahr 2014 nicht sein, dass es zwischen Donau und Bodensee keine einzige elektrifizierte Bahnstrecke gibt, die Bayern und Baden-Württemberg verbindet.“ Schließlich sind jeden Tag
Wo bitte genau liegt Schwaben?
80.000 Pendler in der Grenzregion zwischen Ulm und Bodensee unter-
Wo genau fängt Schwaben an? Und wo hört es auf? Ist die Schwabenmetropole Augsburg? Oder doch Stuttgart? Und wie war das mit dem Schwäbischen Meer? Der Versuch einer Ortsbestimmung:
(ÖPNV) also eigentlich eine logische Konsequenz. Doch die Realität
Schuld war dieser Napoleon. Bevor der mit seinen Truppen die Landkarte Süddeutschlands komplett durcheinanderwürfelte, war die Sache mit den Schwaben zumindest einigermaßen klar. Fast kreisrund ist das Gebiet Schwabens auf der SeltzlinKarte von 1572 dargestellt, mit einem geografischen Zentrum irgendwo nordwestlich von Ulm auf der Schwäbischen Alb. Im Osten begrenzt durch den Lech, im Süden durch Kempten, den Bodensee, den südlichen und nördlichen Schwarzwald, hinauf bis Pforzheim und Heilbronn über Dinkelsbühl und Donauwörth wieder zurück an den Lech. Schwaben war zwar keine Einheit – es gab Dutzende von Herzogtümern, Grafschaften, kirchlichen und weltlichen Herrschaftsbereichen und Reichsstädtischen Gebieten – dennoch war das Gebiet klar umrissen und hatte einen gemeinsamen geschichtlichen Hintergrund, der aus der Volksgruppe der Schwaben resultierte. Sogar als Gebietskörperschaft existierte das Herzogtum Schwaben von Beginn des 10. Jahrhunderts rund 350 Jahre lang und umfasste ein weit größeres Gebiet, das im Osten über den Lech hinaus, im Westen bis ins Burgund und im Süden bis Chiavenna und den Gotthardpass reichte. Nach der Neugliederung der Landkarte nach Napoleon war Schwaben von der Landkarte verschwunden. Es gab das Königreich Bayern und es gab das Königreich Württemberg bis zur Neugliederung des „Großdeutschen Reichs“ 1933, wo Schwaben auf der Deutschlandkarte wieder bezeichnet wurde – in den Umrissen des heutigen bayerischen Regierungsbezirks Schwabens.
Württemberg geführt werden – ein schwieriges Unterfangen. Auch die
wegs – moderne Züge und ein leistungsfähiger öffentlicher Nahverkehr sieht anders aus: Durch Organisationsstrukturen, die an die politische Gliederung der Bundesländer angelehnt sind, müssten Gespräche mit den Tochterbetrieben der Deutschen Bahn AG in Bayern und in BadenLandesregierungen in München und Stuttgart sehen Dinge oftmals aus vollkommen unterschiedlichen Blickwinkeln, setzen ihre Prioritäten anders und ziehen bisher selten an einem Strang. Das soll sich ändern. „Die Region ist eine der wirtschaftsstärksten Räume außerhalb der Metropolregionen“, sagt Markus Anselment, Geschäftsführer des Schwabenbunds, der in der IHK-Regionalgeschäftsstelle Memmingen seinen Sitz hat. Ihm geht es – wie auch den 18 Mitgliedern und acht assoziierten Partnern des Schwabenbundes – um die Wahrnehmung des Raumes zwischen den süddeutschen Metropolregionen und eine eigenständige Positionierung der Region Schwaben, die in einer Studie des renommierten Prognos-Instituts hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken in einer sog. SWOT-Analyse im letzten Jahr durchleuchtet wurde. Dass die Region große Stärken hat, ist unbestritten. Das Problem ist nur, dass den Schwaben Eigenlob schwer fällt. „Nix g’sagt is’ g’lobt g‘nug“ heißt es – ein fataler Fehler, vor allem wenn es um Fachkräfte-
Stärken
› d iversifizierts und spezialisiertes Branchenportfolio
Chancen › I ntensivierung Zusammenarbeit und Austausch
› I nnovations- und -gründungschancen in „Zukunftsbranchen“ und neuen Querschnittstechnologien
› I nnovations- und Transferpotenziale
›A usbau der Forschungsinfrastruktur
Risiken
›A nschluss an neue Technologien, Innovationen und Trends zu verpassen
› z unehmender Fachkräftemangel
›G efahr der Abwanderung, insbesondere jungen Fachund Führungskräften und Risiko von (Teil-)Verlagerungen
› i nternational aufgestellte Konzerne sowie mittelständische Familienunternehmen mit hoher Patentintensität
› d eutlicher Beschäftigungsaufbau und geringe Arbeitslosigkeit
Schwächen ›K onjunkturelle Schwankungsanfälligkeit der Wirtschaft
›U nterdurchschnittliche und stagnierende Exportorientierung
›U nterentwickelte Gründungsdynamik, Defizite bei Hochschulen sowie Einrichtungen für Forschung und Entwicklung
Von Prognos identifizierte zentrale Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken 30
Sc hwe r p u nk t : I nnovat io n & Leidenschaf t
sicherung und Abwanderung von jungen „High-Potentials“ geht. Ihnen müssen die Vorzüge der Region tatsächlich augenfällig gemacht werden. „Als ersten Schritt haben wir den Hochschulführer ‚Südkurs’ aufgelegt. Dieser zeigt Schulabgängern die Möglichkeit auf, in einer
Gebiet und Mitglieder des Schwabenbundes
von 14 Hochschulen in der Grenzregion Bayerns und Baden-Württem-
OSTWÜRTTEMBERG Heidenheim Alb-Donau-Kreis
bergs zu studieren“, sagt Gerhard Pfeifer. Junge Frauen und Männer
BADEN-WÜRTT EMB ERG
müssen nicht nach München, Stuttgart oder Augsburg, um ein Studi-
Günzburg
Ulm
DONAU-ILLER
um zu beginnen. Sie können in der Region bleiben und z. B. an den
Biberach
Hochschulen Biberach, Ravensburg-Weingarten, der Zeppelin-Univer-
zu absolvieren. „Die Voraussetzungen sind bei uns doch ideal“, sagt Hans-Joachim Weirather, „die Lebenshaltungskosten sind deutlich günstiger als in den Ballungsräumen, die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten sind ebenso vorhanden wie ein qualitativ hochwertiges Arbeitsplatzangebot. Dazu ist die Landschaft sehr attraktiv. Das sind perfekte Rahmenbedingungen für eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Warum soll ein junger Mensch denn von hier wegziehen?“ Die Stärkung des Wissenstransfers zwischen Hochschulen der Region und Unternehmen ist eine weitere zentrale Herausforderung. Der Schwabenbund arbeitet bereits gemeinsam mit den Hochschulen der Region und den Landesministerien daran, durch Installation von Technologieberatern an Hochschulen und Wirtschaftskammern sowie der Ausbildung von Fachkompetenzzentren an den Hochschulen entscheidende Impulse zu setzen. Die definierten Maßnahmen sollen durch europäische Fördergelder machbar werden. Diese Kofinanzierung soll westlich der Iller mittels des RegioWIN-Wettbewerbs des Landes Baden-Württemberg durch die IHK Ulm realisiert werden. Auf bayerischer Seite wird derzeit mit der Münchener Staatsregierung über eine entsprechende Förderung zur Umsetzung der Maßnahmen an den beiden Hochschulen Kempten und Neu-Ulm diskutiert. Ein zentrales Projekt unter Federführung der IHK Schwaben ist die Einrichtung eines Anwendungs- und Informationszentrums für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie an der Hochschule Kempten. Auch das Zukunftsthema Energie spielt in den Überlegungen des Schwabenbundes eine wichtige Rolle. „Es ist beabsichtigt, für die Region eine Energieanalyse zu erstellen. Dabei geht es um den konkreten Energiebedarf, die Potenziale für erneuerbare Energien und eventuell auftretende Lücken zwischen Energiebedarf und grundlastfähiger Energieerzeugung“, so Markus Anselment. Ebenfalls angestoßen sind Initiativen wie ein Güterverkehrsgutachten für die Gesamtregion des Schwabenbundes, insbesondere für den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Bayern und Baden-Württemberg sowie die Einführung des „Schwabenbund-Tickets“ im Bus- und Bahnverkehr. Das soll der Identitätsbildung und der besseren Mobilität innerhalb des Schwabenbundgebiets über die Landesgrenzen hinweg dienen – ein weiterer Schritt, die Vision eines „Gesamt-Schwaben“ auch für Bewohner der Region Wirklichkeit werden zu lassen.
Unterallgäu Memmingen
sität in Friedrichshafen, Ulm und Neu-Ulm, der Hochschule Kempten oder der Business-School in Memmingen ihren Bachelor oder Master
BAYERN
Neu-Ulm
B ODENSEE-OB ERSCHWAB EN
Kommentar
Kempten Lindau
„Neuland“ zu betreten bringt die Region weiter
Ostallgäu
ALLGÄU Oberallgäu
Schwaben rückt zusammen, bündelt seine Kräfte und entwickelt länderübergreifend Leuchtturm-Netzwerkprojekte in wichtigen Handlungsfeldern. Das ist ein wichtiger Schritt. Denn bisher hört für den bayerischen Schwaben in aller Regel die Region hinter der Iller auf. Man weiß zwar, welche größeren Städte dort liegen, kennt das eine oder andere touristische Highlight, jedoch kaum politische Strukturen der Gebietskörperschaften oder die tragenden Säulen der Wirtschaft. Das ist Ergebnis einer mittlerweile mehr als 200-jährigen Geschichte, die das württemberger Schwaben vom bayerischen Schwaben trennt. Aus der Randlage der beiden schwäbischen Regionen an der Ländergrenze Württemberg – Bayern eine Region mit Magnetwirkung zu formen, ist ein reizvoller Gedanke, eine Idee, die eigentlich längst überfällig ist. Zulange wird der Regierungsbezirk Schwaben von der bayerischen Staatsregierung stiefmütterlich behandelt. Jetzt über den eigenen Tellerrand hinauszudenken, „Neuland“ zu betreten, mit den Schwaben auf der anderen Seite der Iller und der Donau gemeinsame Sache zum machen, bringt die Gesamtregion sicherlich mit ihrer Homogenität in Struktur, kultureller Herkunft und Mentalität weiter. Eine eigene Identität Schwabens zu schaffen, wird dagegen ein langer Weg und erfordert das Bohren dicker Bretter. Wolfgang Strobl
Mitglieder Schwabenbund: Alb-Donau-Kreis, Landkreis Biberach, Landkreis Günzburg, Landkreis Heidenheim, Landkreis Neu-Ulm, Landkreis Oberallgäu, Landkreis Unterallgäu, Stadt Biberach, Stadt Kempten, Stadt Memmingen, Stadt Ulm, Regionaler Planungsverband Allgäu, Regionalverband Donau-Iller, Handwerkskammer für Schwaben, Handwerkskammer Ulm, IHK Schwaben, IHK Ulm, Allgäu GmbH Assoziierte Partner Schwabenbund: Landkreis Bodenseekreis, Landkreis Lindau, Landkreis Ostallgäu, Landkreis Ravensburg, Landkreis Sigmaringen, Stadt Kaufbeuren, Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, IHK BodenseeOberschwaben Mehr Informationen im Internet: www.schwabenbund.de
31
Sport
„Die Welt ist mein Zuhause“ Kofferpacken, Flughäfen, Hotelübernachtungen – das Leben von Profigolfer Sebastian Heisele klingt wie ein langer Urlaub. Ein beneidenswertes Leben?
gummi. Er spielt auf der Pro Golf Tour, für Laien übersetzt die dritte Liga im europäischen Golf. 2012 verfehlte er den Aufstieg in die zweite Liga, die Challenge Tour, nur knapp. Achter in der Rangliste. „So ist das halt beim Golf“, sagt Heisele, „Qualität und Dichte sind sehr hoch. Man arbeitet das ganze Jahr, um ein Ziel zu erreichen und dann verfehlt man es um zwei Schläge. Es ist das Quäntchen Glück, das fehlt.“ Auch im letzten Jahr fehlte das Glück. Nur Platz 22. Es war einer der Gründe, warum Heisele dieses Jahr spät mit dem Golf startete. „Außerdem fehlten mir die Zukunftsperspektiven. Ich wusste nicht mehr genau, wo ich stehe und ob ich’s noch weiter machen will“, erklärt er. Aber er gab nicht auf.
Eine Wolkendecke zieht über den Himmel, ein leichter Wind
Mit Erfolg: Im April gewann Heisele überraschend sein erstes
weht. Der Golfrasen der Nusser Alm in Dillingen ist noch
Turnier als Profi-Golfer, die Open Door Es Salam in Marokko.
feucht, das Wasser des türkisen Kiessees neben dem Platz
„Ich wollte eigentlich eine andere Tour spielen und das Tur-
glitzert. Mitten in diese Kulisse ragt Sebastian Heisele, groß
nier nur als Vorbereitung nehmen. Das hat dann dazu geführt,
gewachsen, 25 Jahre alt, und lässt Golfbälle über den Rasen
dass es so gut lief, weil du ohne Druck hin gehst“, sagt er. Die
hüpfen. Ein kurzer Blick zum Ball, ein kurzer Blick zum Ziel,
finanzielle Situation des Nachwuchsspielers ist trotz des Siegs
der Golfball fliegt einen kleinen Bogen, rollt ein Stück und
schwierig: „Ich habe das Glück, dass ich einen Sponsor aus
verschwindet schließlich im Loch. Hier in Dillingen, wo sein
Familienkreisen gefunden habe. Ohne Sponsoren kann man
Vater aufwuchs und Heisele als Kind so manche die Ferien
auf diesem Level eigentlich nicht existieren.“ Denn selbst
verbrachte, hat der Nachwuchs-Golfprofi seine „Basis“ zwi-
wenn der Sieger ein paar tausend Euro
schen den Wettkämpfen.
gewinnt: Die gehen allein für Startgebühren, Flüge und Hotelkosten
Wenn er arbeitet – also auf Turnieren ist –, lebt Heisele dort, wo
wieder drauf.
andere ihre Ferien verbringen: in Hotels in Ägypten, der Türkei, Österreich. Die ständigen Ortswechsel ist er gewohnt, seit er ein Kind war. Geboren in Holland, zog die Familie aus beruflichen
Wenn Sebastian Heisele nach Dillingen kommt, hat er
Gründen bald nach Dubai. Während des Zweiten Golfkriegs
Urlaub. Sucht Abstand
ging es vorübergehend zurück nach Deutschland. „Als Kin-
zum Golf. Verbringt Zeit
der waren wir viel unterwegs mit unseren Eltern, wir haben
mit
schon früh die ganze Welt gesehen.“ So ist es kaum ver-
Zuhause ist die Stadt an
der
Familie.
Sein
wunderlich, dass Heisele das erste Mal im Karibikur-
der Donau trotzdem nicht:
laub Golf spielte. Damals war er sechs Jahre alt und
„Für mich ist es schwierig,
fand es wesentlich spannender, mit Golfcarts umher zu düsen. Das änderte sich, als er mit zwölf Jahren zum ersten Mal auf einem Turnier einen Platz belegte: „50 Euro zu gewinnen ist in dem Alter eine Million wert. Da hat sich dann
mich mit einem Städtchen oder Haus zu identifizieren. Es hört sich doof an, aber die Welt ist mein Zuhause.“
ruc
das Interesse am Golf gefestigt.“ Schließlich nahm das Golf einen so großen Platz in Heiseles Leben ein, dass er auf eine Schule in den USA wechselte, um sich in Florida an einer GolfAkademie für Jugendliche zu verbessern. Sein Plan ging auf: Nach dem Abschluss erhielt er ein Golf-Stipendium und studierte in Colorado Architektur. Auch in dieser Zeit begleitet ihn das Reisen: „Mit der Mannschaft sind wir viel rumgekommen und haben ganz Amerika gesehen.“ Und nach dem Studium? Ein fester Job? „Dann kam die Idee, es als Profi zu versuchen“, sagt Heisele und kaut lässig auf seinem Kau-
32
Einen Lieblingsgolfplatz hat Heisele nicht. Lieblingsregionen zum Spielen aber schon – zum Beispiel Kalifornien und England.
Nam en & Neu igkeiten
„Naturschätze“ auf der Zielgeraden Im Wittelsbacher Land begegnen einem Naturschätze, die landes- und europaweite Qualitätskriterien erfüllen. Das belegen Einschätzungen renommierter Fachleute von Flora und Fauna. Daher wurde von den Initiatoren der Naturschutzbehörde am Landratsamt Aichach-Friedberg vor drei Jahren begonnen, eine Veröffentlichung über diese Naturschätze auf den Weg zu bringen. Der Landschaftspflegeverband Aichach-Friedberg konnte als Träger zu gewonnen werden. Zur Finanzierung des Projekts trugen Fördermittel des Leader-Programms ELER bei. Ein zentrales Anliegen des Projekts war es von Anfang an, in einen intensiven Dialog mit regionalen Experten zu treten, Wissen zu lokalen Besonderheiten einzubinden und den Arbeitsprozess Schritt für Schritt in enger Abstimmung mit einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe zu gestalten – ganz im Sinne des „Bottom-up-Prinzips“. Alle Beteiligten freuen sich, dass nun, nach fast zwei Jahren intensiver fachinhaltlicher und grafischer Arbeit, das Werk mit etwa 150 bebilderten Textseiten als Entwurfsfassung vorliegt.
Augsburger Weltmeister in Brasilien Die Faustballer machten den Fußballern vor, wie es geht: Sie schlugen Brasilien im eigenen Land – und wurden Weltmeister. Mit dabei war der Augsburger Michael Schäfer, der mit der deutschen U-18-Faustball-Nationalmannschaft den großen Triumph feierte – nur wenige Wochen, bevor er im Mai am Rudolf-Diesel-Gymnasium sein Abitur absolvierte, „eine großartige Erfahrung“, wie er sagt. Der junge Faustballer vom TV Augsburg 1847 hatte sich dank überragender Leistungen einen Stammplatz im deutschen WM-Team erspielt – eine Gabe, die offenbar in der Familie liegt. Auch Vater Uwe wurde FaustballWeltmeister, gleich zweimal 1986 und 1990, Mutter Claudia war als langjährige Bundesliga-Spielerin erfolgreich aktiv, Bruder Christian spielt in der Bayernliga. wos
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Pult-Diktator Ein Vollblutmusiker ist er, dieser Johnny Ekkelboom. Ihren Stadtkapellmeister hat Memmingen jetzt mit dem Kulturpreis geehrt. Weil der das Ensemble zu einem Vorzeigeorchester in Schwaben gemacht hat, ist ein Grund, mehr noch, weil er ein Vorbild ist. Johnny Ekkelboom im Porträt. Text: Hanns-Rainer Strobl
Den französischen Komponisten Hector Berlioz rühmt er als „Vater der Blasmusik“ in ihrer heutigen Klangfarbe. StrawinskyStücke würde er gerne mit seiner Kapelle spielen. Sinfonische Blasmusik, dieses Etikett passt ihm aber gar nicht. „Blasmusik ist Blasmusik“, dekretiert er. Was zeigt, warum sich der Dirigent als „Diktator mit sanfter Hand“ versteht. Die musste allerdings straffe Zügel führen, als der 41-jährige Holländer 1994 mit dem Probedirigat eine andauernde Erfolgsstory zu schreiben begann. Die Armenischen Tänze von Alfred Reed hatte Ekkelboom gewählt – und nach dem halben Stück abgebrochen mit der Bemerkung: „Das legen wir weg, das könnt ihr nicht spielen.“ Wie ein „Missionar“ sei er sich etliche Jahre vorgekommen, lacht er heute, in Kauf nehmend, als hochnäsig zu gelten. Und ergänzt mit nach wie vor leicht holländischem Zungenschlag, „erst haben wir kleine Brötchen gebacken, jetzt ist es ein Riesenkuchen“. Aus der seinerzeit 50-köpfigen Kapelle ist ein 75 Musiker starkes Orchester geworden. Fünf bis zehn Konzerte spielt es pro Jahr, konzertante Musik für ein Publikum, das selbst große Säle füllt. Mit einem riesigen, Jahr um Jahr wachsenden Repertoire. „Es gibt so viel schöne Musik“, sagt Ekkelboom trocken mit einem Unterton von Leidenschaft. Ein Blick auf das Programm einer professionell gemachten CD belegt es: Kompositionen von Ennio Morricone, Julius Fucik und Antonin Dvorak, Bearbeitungen von Johnny Ekkelboom selbst nach Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Wagner, Richard Strauss und Carl Orff gab die Stadtkapelle Memmingen. „Eigene Kompositionen habe ich ganz tief versteckt“, sagt er bescheiden, will aber schon irgendwann mal was probieren.
Der „Höhepunkt der Woche“ ist für ihn allemal die Probe mit seiner Stadtkapelle. Denn, hat der jetzt 61-jährige Musiker erfahren, „die schönsten Konzerte finden im Probensaal statt“. Und das sei mit Hochleistungssport vergleichbar, pocht er auf den Tisch. Umso mehr bedauert er, dass der Nachwuchs zur
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ebenfalls sehr erfolgreichen Jugendkapelle ausbleibt. Wie viele andere Vereine „spüren wir das knallhart“. Von 50 bis 65 jugendlichen Musikern ist die Kapelle binnen zwei Jahren auf die Hälfte geschrumpft. „Die Kinder werden immer mehr weggeschlossen, wo bleiben die Jungen?“ fragt er sich regelrecht beängstigt. An mangelnden Erfolgserlebnissen der Stadtkapelle selbst kann es nicht liegen. Sie repräsentierte die Stadt bei bayerischen Meisterschaften, Landesmusikfesten, Orchesterwettbewerben in Deutschland, der Weltmeisterschaft im holländischen Kerkrade, einem Blasmusikfestival in Prag, Promenadenkonzerten in Innsbruck … Ein selbstbewusster Johnny Ekkelboom nimmt durchaus für sich in Anspruch, die Stadtkapelle Memmingen bei den „Top 10“ in Deutschland einzureihen. Selbst Wertungsrichter und Dozent in der Dirigentenausbildung, nimmt er kein
Johnny Ekkelboom: „Die schönsten Konzerte finden im Probensaal statt.“
Blatt vor den Mund. Über die letzte deutsche Meisterschaft in Hildesheim beispielsweise lässt er sich dezidiert kritisch aus: „In einer Flugzeughalle ohne Einstimmen und Einspielen, so-
mache er wie ein Lesebuch auf, „lesen ist da hören“. Aber, wie-
was darf nicht passieren.“ Auf diesem Niveau müsse außerdem
gelt er ab, er wolle gar nicht so viel darüber reden, „das klingt
ein internationales Richtergremium nachgerade ein Selbstver-
so abgehoben“. Lieber doziert er über den „Riesensprung“ der
ständnis sein. Wettbewerbe und Pokale tut er denn auch schul-
Blasmusik in den letzten fünf Jahren, mit Holland dank statt-
terzuckend als nicht so besonders wichtig ab. Entscheidend sei
licher staatlicher Fördergelder als Vorreiter. Deutschland hole
für ihn, „wie wir auf den Wettbewerb zuarbeiten“. Stolz macht
stark auf, auch wenn von der Politik kaum Unterstützung kom-
ihn hingegen, dass viele Musikstudenten in der Stadtkapelle
me. „Europaweit ist Blasmusik ein wesentliches Stück Kultur“,
spielen und etwa ein Dutzend Profimusiker wurden, bis hin zu
plädiert er und lobt die „unglaublich vielen guten Komponis-
einem Dirigenten im Bundeswehr-Musikkorps. Und stolz ist er
ten“. Welten lägen zwischen dem, was man heute gegenüber
auf den 17-jährigen Sohn Chris, einen Klasse-Trompeter.
dem Repertoire seiner Jugend spielen könne. Sagt einer, der Klarinette und Saxophon professionell beherrscht und auch
Sagt Johnny Ekkelboom im gemütlichen Haus in Günz mit wei-
in Memmingens Musikschule unterrichtet, aber auf Klavier,
tem Blick ins Allgäuer Unterland, muss ab und an aufspringen,
Schlagzeug, E-Gitarre und natürlich sämtlichen Blasinstrumen-
um die eine oder andere Katze ins Haus zu lassen. Er selbst hat
ten allemal mithalten kann – ein Vollblutmusiker eben.
sein Klarinettenstudium an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Enschede – „zwei Jahre war ich der jüngste Student“
Das zeigt er auch in der eigenen Brassband „A7“ mit 28-köpfi-
– 23-jährig mit Konzertreife-Diplom abgeschlossen und setzte
ger Originalbesetzung in gefragten Konzerten. Und weil er ein-
es mit Kammermusik am Konservatorium Zwolle fort. Zur sel-
fach weiter an der Basis arbeiten will, dirigiert er seit Jahren
ben Zeit schon in einem Sinfonieorchester, holte er sich neben-
noch die Dorfkapelle in Eglofs am Bodensee. Sein Herz gehört
bei mit der eigenen Popmusik-Band eine Goldene Schallplatte.
jedoch von Jugend an der Klassik, was Wunder, dass er die Ber-
„Das war aber nicht mein Leben“, sagt er trocken, dirigierte
liner und die Wiener Sinfoniker sowie das Amsterdamer Con-
Kapellen fünfmal zur holländischen Meisterschaft und setzte
certgebouw zu seinen Lieblingsensembles erklärt. Ein Sinfonie-
erst danach ein Dirigierstudium an der Maastrichter Musik-
orchester zu dirigieren „ist immer noch mein Traum“, obwohl
hochschule drauf.
er „aufgeregt ohne Ende“ wäre. Wer´s glaubt.
Worauf es beim Dirigieren ankommt? Johnny Ekkelboom Fotos: Hans Honold
nimmt sich Zeit für die Antwort. „Der Dirigent muss vieles sein – ein sehr guter und geduldiger Pädagoge“ und er brauche ein „wahnsinnig gutes Gehör, weil er quer durch hören muss“. Von präziser Klangvorstellung gar nicht zu reden, und die Partitur
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Ko lu m nent itel
Harmonie der Schönheit
Das „Museum für zeitgenössische Kunst Diether Kunerth“
ist geöffnet von Dienstag bis Freitag, 11 bis 16 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr. Die Ausstellung „Ägypten“ wird bis 31. Dezember gezeigt.
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Begeistert wie Dieter Rehm reagieren viele Besucher. Allein am Eröffnungswochenende haben rund 5.000 Kunstinteressierte von weit und breit Haus und Ausstellung besichtigt. Für den Markt Ottobeuren erfüllt es damit vier im frühen Planungsstadium definierte Funktionen: Als städtebauliches Glanzlicht eine Größe für Kulturleben und Tourismus, sorgt es für die Erhaltung von Werk und Werten und übernimmt Bildungs- und Vermittlungsaufgaben. Diese Aspekte betont Dr. Astrid Pel-
Nur drei lebenden Künstlern sind in Bayern eigene Museen gewidmet. Das jüngste ist das „Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth“ in Ottobeuren. Das Gebäude – eine imposante, an den Bauhaus-Stil erinnernde Architektur – wurde im Mai eröffnet.
lengahr vor einem Projekt, zu dem sie schon während des Architekturwettbewerbs
ihr
fachliches Urteil als Museumsleiterin im nahen Kaufbeuren beisteuerte und nun als Leiterin der bayerischen Landesstelle für nichtstaatli-
Was für ein Spannungsbogen! Hier die minimalistische neue
che Museen die tatkräftige Unterstützung durch Diether Ku-
Architektur mit markanter Fassade, dort, wenige Meter ent-
nerth hervorhebt. Denn ohne seine Stiftung, in die zahlreiche
fernt, barocke Basilikapracht. Harmonisch ergänzt sich Altes
seiner Werke, die Rede ist von 200, eingingen, wäre das Pro-
und Neues. Seine Grundidee hatte Diether Kunerth von An-
jekt gar nicht erst in Gang gekommen. Auf knapp fünf Millio-
fang an in der Planung erkannt: „Eine ehrliche Architektur,
nen Euro summierte sich die Finanzierung, nahezu die Hälfte
die sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern dient.“ Der
aus EU-Mitteln und immerhin rund 1,5 Millionen Euro lässt
Stuttgarter Museumsarchitekt Fabian Lohrer habe die Logik
sich die Gemeinde selbst das neue Museum kosten.
eines dem Bauhausstil angelehnten Skelettbaus, ursprünglich eine einfache funktionale Industrielagerhalle, in einer „ganz
Diether Kunerth jedenfalls ist erklärtermaßen „einfach glück-
lebendigen Struktur aufgegriffen – das Licht, der Raum, die
lich“. Er werde selbst auch die nächste Ausstellung kuratieren
Ausblicke von oben“, begeistert sich der 73-jährige in Otto-
und die Kosten schultern. Ihr Thema hat er schon formuliert:
beuren lebende Künstler. Er erkennt sogar eine zusätzliche
„Das Gesicht“. Ein Schwerpunkt werden Portraits aus seinem
Spannung zwischen der Vielschichtigkeit dieser Architektur
frühen Schaffen sein. Aber, lacht der wache, kritische Kopf,
und seinen Bildwerken.
„keine Ahnengalerie“, sondern auch mit Installationen, die „assoziativ zum Gesicht des Menschen führen“ – einem zen-
In der Eröffnungsausstellung unter dem Titel „Ägypten“ mit
tralen Thema seines Werks, gespeist aus vielen Begegnungen
Kunerth-Werken – der Vielgereiste hat sich auch dort aufge-
mit vielen Kulturen. Gerade sie bilden wohl den innersten An-
halten – sieht Dieter Rehm die Bestätigung. Von „appolinischer
trieb des Freigeistes Diether Kunerth: „Die Kulturen der Welt
Grazie und weltlicher Eleganz“ spricht der Präsident der Mün-
darstellen und damit zeigen, dass wir nicht nur biologisch,
chener Akademie der Bildenden Künste und jahrzehntelan-
sondern auch geistig eines Ursprungs sind – und eine Harmo-
ge Freund Diether Kunerths und verweist auf dessen Bilder
nie schaffen.“
hrs Fotos: Museum für zeitgenössische Kunst Diether Kunerth
„Pharaonenpaar“ und „Pharao mit Gattin vor Palast“ oder die Doppelskulptur „Königskinder“. Einen „permanenten Ägyptischen Frühling, der erstarrte Formen in Bewegung bringt und wieder in klare Schönheit gießt“ erkennt er in Kunerths Plastiken. Und bewundert nebenbei Diether Kunerths „Vermögen, wie man es wie er schafft, ein eigenes Museum gebaut zu bekommen – Hut ab vor deinem konsequenten, vielleicht auch sturen Kopf“. Der aber auch daran denkt, „sein“ Museum und Werk auch für einen „Dialog“ mit anderen Zeitgenossen zu öffnen. Mit einem großen italienischen Künstler sei er bereits im Gespräch, deutet er an.
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Ein großes Theaterherz Bilanz: Ein alter Grieche, ein Schiller, ein Kleist, ein Tschechov, ein Shakespeare, eine Ausgrabung, eine Uraufführung, eine Komödie, ein Volksstück – ein ganzer Theaterkosmos. Markus Trabusch zieht sie für sein siebenjähriges Wirken als Schauspieldirektor des Theaters Augsburg. Er verlässt das Haus, Anlass für Blicke auf Schauspiel, Schauspieler und Theaterarbeit aus der Sicht eines Mannes mit eingestanden „ziemlich großem Theaterherz“. Text: Hanns-Rainer Strobl
Das schiere Volumen allein seit dem Ruf nach Augsburg ab 2007 macht Eindruck. 80 Produktionen unter seiner Ägide kamen auf Augsburger Bühnenbretter, er selbst inszenierte mindestens zwei Mal pro Spielzeit. Doch genau dies nennt er seinen Antrieb, eine Institution ständig weiter zu verbessern, als Künstler und als Manager. Ein paar Zahlen mehr: Rund 47.000 Besucher kamen im Durchschnitt der letzten Spielzeitjahre ins Augsburger Schauspiel. Die Trabusch-Inszenierung der Komöde „Arsen und Spitzenhäubchen“ brachte es auf 69 ausverkaufte Vorstellungen und stand sechs Jahre auf dem Spielplan. Sowas gab´s noch nie in Augsburg. Der Schauspieldirektor Trabusch versteht die notwendige Verbindung künstlerischer Arbeit und betrieblichen Managements als Voraussetzung und Basis seiner Aufgabe. Im Theateralltag heißt das: zwölf Produktionen pro Saison verantworten, Regisseure finden, die richtigen Schauspieler besetzen. Wenn finanziell geknausert werden muss, sei erst recht Kreativität gefordert, um ein Stück attraktiv hinzubekommen. Über Schauspieler beispielsweise, „ein gutes Ensemble ist immer ein Anreiz für Regisseure“. Auch über Spielstätten, denn welcher Regisseur könnte sich der Wirkung einer so riesigen Bühne wie der im Großen Haus verschließen? Vor allem aber auch über eine
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„gute Begleitung“, sprich Besetzungs- und Konzeptionsge-
gehe ich auf den Markt, wo die Lügen verkauft werden. Hoff-
spräche. Dennoch habe er mit Regisseuren Erfahrungen ge-
nungsvoll reihe ich mich ein unter die Verkäufer.“
macht, die er am liebsten vergisst, etwa wenn die Kommunikation nicht funktioniere oder gar der Gesprächsfaden reißt.
Arbeite man wie für die Bühne ständig an Illusion, erhal-
Man sei dann einfach unglücklich mit dem Ergebnis. Schre-
ten die Grenzen im direkten Umgang besondere Bedeutung.
cken und Enttäuschungen gehören bei Schauspielern zum
Dem ständigen „als ob“ müsse eine „Betriebskultur“ gegen-
Beruf. Dennoch hat Trabusch gerne mit Anfängern gearbeitet
übergestellt werden, reflektiert ein nachdenklicher Theater-
und ihre Entwicklung durch Rollen gesteuert. „Man bekommt
mann. Und kommt auf seine letzte Augsburger Inszenierung,
Energie und Offenheit zurück.“ Es sei beglückend, mit Men-
Hamlet, wo er das Stück präzise an der Frage orientiert, was
schen zwischen 22 und 75 Jahren intensiv zu arbeiten, „das
Verstellung ausmacht, wem man trauen kann – „lächeln und
wird mir fehlen“, räumt er unumwunden ein. Ein so kleines
trotzdem ein Verbrecher sein“. Eben das „hat mit Führung,
Ensemble wie die Augsburger Schauspielsparte stehe ständig
Leitung in einem Theater zu tun“. Die zu einem erklecklichen
im Geschirr. Umso notwendiger, auf die Chemie zwischen den Akteuren zu achten – „kein Kuschelensemble, aber mit gemeinsamem Wollen verbunden“, definiert es Trabusch.
Eine Leitlinie hat Markus Trabusch (52) aus seinem „Theaterleben“ abgeleitet: Ein Leben in der Kunst lässt sich nicht einfach geradlinig planen. Er selbst beginnt die damals gängige Theaterlaufbahn durch die Praxis ohne einschlägiges Studium 1985 in Freiburg bei der ersten ihn prägenden Theatergröße, Christoph Marthaler. Der Hospitant Trabusch unterbricht damals sein Medizinstudium, um in einem Freisemester „zu sehen, was alles auf der Strecke bleibt“ und bleibt am Theater hängen.
Psychologie mit einem Gutteil Bescheidenheit gehöre dazu, um der „extrem hohen Gefahr, selbst abzuheben“ zu begegnen. Sein Rezept: „Sich selbst nicht so wichtig nehmen.“ Sonst werde es schnell zynisch. „Größtmögliche Authentizität“ hat er sich deshalb als Leistungsprinzip gemacht und zitiert ein im Hollywood-Exil entstandenes Brecht-Gedicht: „Tag für Tag
MARKUS TRABUSCH
Szenen aus La Traviata (Giuseppe Verdi), Mann ist Mann (Berthold Brecht), Arsen und Spitzenhäubchen (Joseph Kesselring)
Seine erste Regie legt er auf vertrauten Brettern, in Freiburg vor. Friedel Schirmer ist dort Intendant und lädt Trabusch später zum Inszenieren nach Stuttgart ein. Es folgt erneut ein scharfer Haken in der Vita. Ab 1990 geht der mittlerweile 28-Jährige wieder an die Universität. In München und Berlin studiert er vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik sowie Neuere und Neueste Geschichte. Mit einer Arbeit über deutsch-jüdische Autobiografie nach 1945 gerät der Magister Trabusch beinahe in eine Wissenschaftslaufbahn an der Uni Mainz, wäre nicht Peter Mussbach als Deus ex Machina erschienen. Der als Professor ans Mozarteum Salzburg berufene Regisseur bot seinem einstigen Adlatus einen Job, und nebenbei Inszenieren an – doch als Trabusch in Salzburg antrat, war Mussbach schon wieder im Streit geschieden. Der Mitdreißiger hatte ihn zu vertreten, fiel auf und bekam das Angebot, die Leitung der Schauspiel- und Regieausbildung zu übernehmen. Er reformierte den Studiengang, konnte einen attraktiven Neubau hinstellen („Architektur interessiert mich unglaublich“). „Toll, aber wieder nicht das Ziel stringent verfolgt“, sagt er mit einem Unterton zwischen Wehmut und, na ja, Hochmut. Das Ziel hieß nach wie vor „Theater“. Nun traf er es passgenau zur Vita. Das Angebot aus Augsburg als Schauspieldirektor bringt ihn 2007 zurück ins Theaterleben. In eine Position, bei der er den Bogen von der Praxis zur Mitgestaltung eines Betriebs und dessen Management schlagen kann. Über 80 Produktionen entstanden unter seiner Ägide. Die geht nun 2014 zu Ende.
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Fotos: Nik Schölzel/Theater Augsburg
Im Zeitraffer: Mit Marthaler Wechsel ans Schauspielhaus Zürich, zurück in Freiburg als Assistent von Ulrich Brecht, zwei Jahre später zu Dieter Dorn an die Kammerspiele München, mit Festvertrag. Mehr noch beeindruckt ihn Gerard Mortier, bei dem er in Brüssel arbeitet. Nächste Station: Oper Frankfurt, Peter Mussbach. Bei den drei großen „M“ lernt Trabusch, genau hinzusehen, wenn nötig daran zu reiben. Der junge Theaterassistent ist viel unterwegs in Europa, Kanada …
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Anteil in Spielzeitplanung, Bewerbungen sichten, Vorsprechen und Vertragsverhandlungen besteht. Dann hütet sich der Manager, zusätzlich Regie zu führen. „Man weiß nicht mehr, wo oben und unten ist“, erinnert er sich an „Arsen und Spitzenhäubchen“. Er hat die „Tollkühnheit“ besessen, dennoch einen Hamlet – den wohl x-hundertsten – zu inszenieren. Irgendwie sei in der frühen Planungsphase sein Ausscheiden in Augsburg schon virulent gewesen. In der Beschäftigung mit dem Stück habe er festgestellt, „dass es toll ist, damit zu gehen“. Eine Schauspieltheorie werde nämlich präsentiert, Spiel im Spiel, Authentizität … Mit Spaß habe er den Hamlet als letztes Stück hier gemacht. Markus Trabusch (rechts): Auftritt mit Ensemblemitgliedern
Ganz viel hat der Regisseur Trabusch für Unterhaltung übrig. Andererseits schätzt er diese „sperrigen, spröden, angreifbaren“ Stücke wie „Israel mon amour“ oder Paul Claudels „Das
haben. Augsburg sei in den vergangenen Jahren wieder zum
harte Brot“. Es gehe auch im Theater heute darum, Menschen
Sprungbrett geworden.
wieder emotional zu berühren, und Geschichten zu erzählen. „Es muss beides geben.“ Israel übrigens hat er oft besucht
Weil Schauspiel „nur“ durch Text bestimmt sei, also erst eine
– und es gibt einen sehr weit gediehenen Plan, dass er dort
Partitur vom Regisseur zu schreiben ist, im Gegensatz zur
inszenieren werde, deutet er auf ein Theaterleben nach Augs-
Oper, pocht Markus Trabusch bei Schauspielern auf die „un-
burg voraus.
bedingte Entscheidung zur Kunst“. Mit Spiel auf Sicherheit, anstatt sich wirklich auszusetzen – im Theaterjargon „bar be-
Weil Inszenieren oft genug „eine Grenzerfahrung“ sei, was
zahlen“ – kann er deshalb gar nichts anfangen. Doch immer
die Arbeit eines Schauspieldirektors nicht immer leicht ma-
wieder mal bekommt selbst der rationale Theaterprofi eine
che, hat Markus Trabusch immer wieder erfahrene Gastre-
Gänsehaut vor künstlerischen Leistungen. In seiner ersten
gisseure beauftragt. Sigrid Herzogs große Inszenierung des
Operninszenierung, der Traviata 2012 in Augsburg, wider-
King Arthur ist ein beredtes Beispiel, Schauspieler, Sparte,
fuhr es ihm schon bei den ersten Gestaltungsversuchen der
ein ganzes Haus voranzubringen. Die Finanzen bedingen es
Sopranistin Sophia Brommer in der Titelrolle, „das war ja fast
jedoch oft, Nachwuchstalente zu entdecken und zu fördern.
schon nicht mehr professionell“, mokiert er sich selbst. Ein
Einen Philip Gloger etwa, dessen Inszenierung der Emilia
„musikalisches Rückgrat“ nimmt er ausdrücklich für sich in
Galotti von sämtlichen Intendanten in der deutschen Thea-
Anspruch. Klarinette spielt er von Jugend an, ist mit zeitge-
terlandschaft besucht wurde, berichtet Trabusch stolz über
nössischer Musik aufgewachsen, oft zu Konzerten des Centre
einen seiner erfolgreichen Schützlinge. Anne Lenk zählt zu
Intercontemporain von seiner Heimatstadt Trier nach Metz
diesen in Augsburg groß gewordenen Regiebegabungen, und
gefahren, um Pierre Boulez zu hören. Er schätzt Nicolas Har-
viele Schauspieler, die ihren Weg an größere Häuser gemacht
noncourt als Mozartinterpreten, ist jazz-affin. Von Augsburg geht Markus Trabusch „schweren Herzens“ – „eine theaterbegeisterte Stadt, ein wunderbares Publikum“, gibt er eine Liebeserklärung ab. „Ich habe gemacht, was ich kann.“ Die Fortsetzung folgt anderswo, beispielsweise mit einer eigenen Dramatisierung. Er ist schon dran bei einer „Traumkonstellation“. Oper werde er auch wieder inszenieren. Und Ödön von Horvaths Kasimir und Karoline, Markus Trabuschs erste Premiere in Augsburg und eines seiner Lieblingsstücke, brächte er wohl ebenfalls nochmal heraus. Aus der eigentlich erhofften Freiheit, ein Stückweit raus aus der Mühle zu treten, scheint nichts zu werden bei dem treffend als „unaufgeregt heutig“ charakterisierten Theatermann
Der Kirschgarten (Anton Tschechov)
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Markus Trabusch.
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Neugier, Tempo, Kontinuität … Theater as usual – im Augsburger Schauspiel heißt dies: neue Köpfe in der Leitung, Partizipation, sprich „Vorhang auf“ für die Stadt, die Kulturszene, ihr Publikum. Wie sich die Schauspielsparte zeigt, wo sie Schwerpunkte setzt und wie´s ums Innenleben bestellt ist, sucht top schwaben bei den beiden neuen Chefs Oliver Brunner und Maria Viktoria Linke zu erkunden. Eine Annäherung.
in Fortsetzung lange gewachsener Arbeitsbezie-
Text: Hanns-Rainer Strobl
das eigene Konzept zu verwässern, vermeidet
hungen, ergänzt Linke. Auf Kontinuität spielt sie damit an. Eine Anne Lenk sei hier als Regisseurin groß geworden, sie wird Falladas „Kleiner Mann was nun“ inszenieren. Eine bekannte und interessante Größe sei auch Ramin Anaraki (Die neuen Leiden des jungen W., 2012), der jetzt die Regie zu Kleists Michael Kohlhaas übernimmt. Eben auch um eine gewisse Kontinuität zu wahren, ohne die neue Schauspielleitung intern den bei solchen Personalwechseln üblichen Weg (erstmal kräftig
„Künstlerische Leitung Schauspiel, Künstlerischer
dreinschlagen und den Laden durcheinanderwir-
Betriebsdirektor“ der eine, „Künstlerische Lei-
beln). Stattdessen entschied sie sich dazu, „mitei-
tung Schauspiel, Chefdramaturgin“ die andere. So
nander ins Gespräch zu kommen“ (Brunner), „uns
steht´s im Spielzeitkalender 2014/15 des Theaters Augsburg. Offiziöse Titel, gewichtige Aufgaben für Oliver Brunner (45) und Maria Viktoria Linke (37). Die Doppelspitze geht sie entscheidungsfreudig, mit hohem Tempo ohne viel Taktieren und ambitioniert an. Ein, wenn nicht der Schwerpunkt: Das Theater öffnen. „Wir wollen rausgehen“, sagt Linke, gespannt auf die ihr ganz neue Stadt. Kulturschaffende von außen für das Theater begeistern, präzisiert Brunner, und registriert bereits „positive Reaktionen“ der Szene. „Was bisher partiell vorhanden war, wird jetzt Programm.“ Das Stichwort „Partizipation“ wirft Linke ein, „neue
Das Augsburger Theater geht mit einer neuen Doppelspitze in die Spielzeit 2014/15. Maria Viktoria Linke und Oliver Brunner (Foto unten) wollen das Theater öffnen, „rausgehen“ und Kulturschaffende von außen fürs Theater begeistern,
alles anzusehen und darauf einzulassen“ (Linke). Auch für einen derart durchaus mutigen Prozess neben dem künstlerisch-programmatischen Einstieg in Augsburg bringen beide wirklich genügend Erfahrungen mit. Linkes Vita, Kurzfassung: Die Berlinerin (Theater-Sozialisation über Deutsches Theater, Heiner Müller und Frank Castorfs Volksbühne) studiert in Leipzig Kultur- und Theaterwissenschaft sowie Journalistik, wird Dramaturgin in Halle, ist früh als Festivalkuratorin aktiv und seit drei Jahren Chefdramaturgin am Landestheater Tübingen. Seit fünf Jahren inszeniert sie selbst mit
Schichten im Theater einbinden“. Denn nicht nur
Leidenschaft, kürzlich zum
in Augsburg, sondern überall im Land leiden The-
eine Uraufführung. Am Rande: Die Mutter ist Bul-
aterleute ein Stückweit darunter, dass „das Thea-
garin (Linke lacht: „Ich halte hier den Migrations-
Tübinger Abschied
ter nicht mehr automatisch gesellschaftlicher Mittelpunkt einer Stadt ist“, analysiert sie. Öffnung bedeutet dem neuen Leitungsteam freilich noch einiges mehr. Programmatisch formuliert Linke hohe Ansprüche. „Wir wollen verschieFotos: Nik Schölzel/Theater Augsburg
dene Handschriften, verschiedene Ästhetiken, verschiedene Regiesprachen hierher holen.“ Das kann nicht zuletzt eine Frage der Gagen werden, also womit arrivierte Regisseure locken? Brunners prompte Antwort: Mit der Qualität des Augsburger Ensembles, zu dem auch etliche Neue stoßen, mit dem Gegenstand, der Aufgabe … und
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anteil hoch.“). Oliver Brunner ist nach dem Studium Neuerer
deutsch-iranische, in London lebende Musiker Markus Reyhani.
deutscher Literatur, Theater- und Kommunikationswissenschaft
Ausprobieren will man erstmals in Augsburg ein Halbplayback
in München mit Ziel Theaterregisseur ab 1997 Regieassistent
für die orientalische Klangwelt. Und verdeutlicht damit, was das
unter Dieter Dorn an den Kammerspielen und geht mit ihm als
Gespann Brunner/Linke antreibt: „Wir wollen uns selbst über-
persönlicher künstlerischer Mitarbeiter ans Bayerische Staats-
raschen lassen.“
schauspiel. 2006 wechselt er die Seiten und wird künstlerischer Produktionsleiter am Residenztheater. Der Intendantenwechsel
Erst recht gilt das für eine „niederschwellige“ Öffnung durch
2011 beschert ihm den Abschied, er bleibt als Projektleiter der
Theaterfestivals. Das „Gefühlscamp“ ist so eine Neuerung mit ei-
Bayerischen Theatertage im Spiel und kommt auf Intendan-
nem Mix aus Biergarten, Vortrag und Performativem. Nicht nur
tin Juliane Vottelers Angebot hin zunächst als Dramaturg und
als Theater die Festivals der Stadt bedienen, sondern umgekehrt
Brechtfestival-Projektleiter nach Augsburg. Auf Linke war Augs-
in die Gastgeberrolle schlüpfen, gibt Brunner das Ziel vor.
burgs Intendantin bei einer Premiere in Tübingen aufmerksam geworden. Juliane Vottelers Konzept nahm sie „begeistert“ auf.
Eine ganze Menge hat sich das Duo da vorgenommen. Das macht die Schauspieler „total neugierig“, stellt Brunner fest, „sie haben
Exemplarisch übersetzt das diesjährige „Stadtprojekt“ dieses
Lust, sich in Experimente zu stürzen“. „Weil wir Luft zu Eigen-
Konzept. Einem Nachwuchsregisseur, dem Münchener Tobias
initiativen geben“, begründet es Linke. Und zum Spielzeit-Start
Ginsberg, öffnet das Theater Augsburg die Tür zu „Goldland“.
legen sie „saftiges Schauspiel-Theater“ (Linke) mit Tennessee
Er dramatisiert darin die Goldsuche der Welser in Venezuela
Williams´ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ vor, inszeniert
und erzählt die Geschichte bis in die Gegenwart. Beispielhaft
vom Noch–Staatsintendanten in Mainz, Matthias Fontheim. Sie
auch das Weihnachtsstück – Brunner: „raus aus dem deutschen
trommeln ordentlich, Oliver Brunner und Maria Viktoria Linke,
Wald, rein in den Orient“. Der Regisseur und Schauspieler Mar-
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Wie sind Sie mit top schwaben allgemein zufrieden? (Schulnotensystem: 1 = sehr gut, 6 = ungenügend) Titelgestaltung 1 2 3 4 5 Redaktionelle Inhalte 1 2 3 4 5 2 3 1 4 5 Textlängen 2 3 1 4 5 Schriftgrößen Layout, Gestaltung 1 2 3 4 5
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Wie wichtig sind für Sie folgenden Themen: (Schulnoten: 1 = sehr wichtig, 6 = unwichtig) Interessante Menschen aus Schwaben. . . 1
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Lifestyle und Lebensart. . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Kulinarische Tipps / Gastronomie. . . . . . . . 1
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Büchertipps. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Kunst und Kultur in Schwaben. . . . . . . . . . 1
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Brauchtum & Trachten . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Mode & Trends. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Freizeit / Ausflüge in der Region . . . . . . . . 1
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Veranstaltungen / Veranstaltungstipps. . . 1
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Regionale Wirtschaftsthemen. . . . . . . . . . . 1
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Firmen aus der Region. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Umwelt, Ökologie in Schwaben. . . . . . . . . . 1
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Bauen, Wohnen & Architektur. . . . . . . . . . . 1
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Auto und Motorrad. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Garten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Welche Themen / Rubriken würden Sie sich zusätzlich wünschen?
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Bildserien Schwaben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Politik und Soziales regional. . . . . . . . . . . . . 1
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Gesundheit und regionaler Sport . . . . . . . . 1
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Beauty und Wellness. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
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Ja, ich möchte an der Verlosung teilnehmen.
Name / Vorname
Straße / Hausnummer
PLZ / Ort
Telefon und E-Mail
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Wenn Sie an der Verlosung teilnehmen möchten, bitten wir Sie, Name und Anschrift auszufüllen und uns die Antwort bis 15. September 2014 zurückzuschicken. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
Ku lt u r
Ein Abend der Premieren Den nun schon vierten Augsburger Dramatikerpreis hat das Sensemble Theater mit seinem rührigen Gründer und Leiter Sebastian Seidel vergeben. Der Gewinner: der hochtalentierte 23-jährige Jurastudent Alexander Rupflin.
zum
Preis: 9,90 €
Thema
ISBN 978-3-95451-252-2
„Frieden und Grenzen“ in der internationalen Jury von einer intensiven, kontroversen und kreativen Diskus-
Text: Hanns-Rainer Strobl
sion begleitet, so traf auch das Publikum eine ganz enge Wahl. Bei den Zwei-Personen-Stück
Kurhaus, Chaos und Möpse
schlossen sich die Sensemble-Besucher der Meinung von Rupflin-Laudator Oliver Brunner an. Der Künstlerische Leiter des Schauspiels am
Mitten in den Vorbereitung für das historische Tänzelfest schreckt ein mysteriöser Todesfall das idyllische Kaufbeuren auf – die Lokaljournalistin Olivia recherchiert...
Augsburg-Krimi von Peter Garski
szenischen Lesungen für das gesuchte abendfüllende
Allgäu-Krimi von Robert Domes
Voralpenphönix
War schon die Auswahl der drei „Endrunden“-Stücke
Bücher
aus, von & über Schwaben
Alexander Rupflin schrieb schon drei Romane und 40 Kurzgeschichten. Jetzt gewann er den Dramatikerpreis.
Theater Augsburg hatte ihn in seiner Laudatio bündig als eine „Entdeckung“ gefeiert. Eine ganze Welt
Kurzgeschichten und drei Romane,
schaffe er, in der auf Entdeckungsreise
von denen er selbst jedoch nur den
zu gehen Vergnügen bereite.
jüngsten gelten lässt. 2.500 Euro
Preis: 9,90 €
ISBN 9783923914616
Unweit der Hessing-Klinik wird im nächtlichen Park ein verstümmelter Mann gefunden – tot. Der Privatdetektiv Klaus Kessler ermittelt zum zehnten Mal zwischen Lech und Wertach und schließt „die größte Augsburger Krimi-Reihe ab“, wie der Augsburger Krimi-Autor Peter Garski mitteilt.
bringt ihm der Gewinn im Finale ein. Die zweitplatzierte Maja Das
ren literarisch aktiven Autors erweist
Gupta mit indischen Wurzeln lebt in
sich als Stück voller Überraschungen,
Berlin und ist vielseitig für Rundfunk
Handlungsänderungen,
Temperatur-
und Theater tätig. Ihr Stück „Michels
und Rythmuswechseln, stellt Brunner
Stein“ behandelt eine Auseinander-
fest. Das Publikum konnte es an ei-
setzung zwischen einer türkisch-
ner überzeugenden Lesung durch die
stämmigen und einer deutschen
Augsburger Schauspieler Ute Fiedler
Mutter und beeindruckte mit seiner
und Sebastian Baumgart nachvollzie-
auf Asymmetrie angelegten Hand-
hen. Eine Sprache, „die den Antrieb
lungsentwicklung. Für „Isola di Lam-
zu Verhalten und Handeln zweier Fi-
pedusa“, das die Migrantensituation
guren offen legt“, ordnete der Lauda-
und ihre Bewertung in Italien the-
tor als eine Stärke des Autors ein. Ihre
matisiert, wurde der Münchner Ma-
Direktheit ermögliches hohes Tempo
ler, Schriftsteller und Filmemacher
und Spielfreude – was in einer sze-
Samuel Langer mit dem dritten Preis
nischen Umsetzung zu prüfen wäre,
ausgezeichnet. Unter den 50 Einsen-
merkte der Theatermann an.
dern des mit insgesamt 4.000 Euro dotierten Dramatikerpreises war üb-
Anwalt ist, bislang noch, Alexander
rigens ein einziger Augsburger, eben
Rupflins Berufswunsch. Seine lite-
der hier an der Universität Augsburg
rarischen Arbeiten: schon an die 40
studierende Alexander Rupflin. hrs
Gender – Eine neue Ideologie zerstört die Familie Gabriele Kuby Preis 1,- €
ISBN 978-3-86357-078-1
Die Soziologin Gabriele Kuby informiert in Kürze in ihrer 32-seitigen DIN A6Broschüre darüber, was „gender“ ist, über die Ziele, den politischen Missbrauch der Sprache, die globale Durchsetzung durch UN und EU, die Sexualisierung der Kinder und das Erwachen des Widerstandes.
10 Jahre Denkmalpreis des Bezirks Schwaben
Die Bezirksheimatpflege Schwaben zur Geschichte und Kultur/Band 5 Peter Fassl, Barbara Kanelakis Preis 19,80 €, ISBN 978-3-9812181-8-3
Foto: Hanns-Rainer Strobl
Das erste Drama des seit sieben Jah-
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Bezirk S chwaben
Kinderkram und verschwundene Dinge von A bis Z Sonderausstellungen in Oberschönenfeld und Höchstädt, Veranstaltungen in Maihingen.
Es wird gekichert, angeregt erzählt, wild durcheinander ge-
vor dem Euro seine eigene Währung – bis zu den bunten Ziga-
schnattert und auf Dinge gezeigt, die man schon lange nicht
rettenbildchen. Dabei bietet die Ausstellung zahlreiche Mög-
mehr gesehen hat. Die Compact-Kassette zum Beispiel, für
lichkeiten, selbst aktiv zu werden: an der Schreibmaschine,
jeden unverzichtbar, der in den frühen 70er-Jahren groß ge-
bei Steno oder dem Erraten von Geräuschen und dem fast
worden ist. Vor der Vitrine wird von den Tricks erzählt, wie
vergessenen Wählen an einem Drehscheibentelefon. Übrigens
man den fast unvermeidlichen „Bandsalat“ wieder in Griff be-
lohnt der Besuch in Oberschönenfeld nicht nur wegen der
kommen hat (mit einem Bleistift) oder was das erste Lied war,
Sonderausstellung – im neuen Besucherzentrum im ehema-
das man damals mit seinem nagelneuen Kassettenrekorder
ligen Schafstall der Abtei ist seit letztem Jahr eine abwechs-
aufgenommen hat – bei „Pop nach 8“ mit Thomas Gottschalk
lungsreiche Ausstellung Oberschönenfeld, den Stauden, dem
zum Beispiel oder bei der „Hitparade“ am Freitagabend mit
Museum und Schwaben gewidmet – ein spannender Auftakt
Thomas Brennicke auf Bayern 3. Musik, die in der Sonderaus-
für den Museumsbesuch der Dauerausstellungen „Wohnen
stellung „Verschwundene Dinge von A bis Z“ bis 12. Oktober
auf dem Land“ und „Bräuche durchs Jahr – Feste im Leben“
im Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld auch
– und der Sonderausstellung.
aus der Jukebox kommt – ebenfalls so ein Gerät, das lange schon aus den Köpfen und Gaststätten verschwunden ist. „Un-
Ebenfalls großen Anklang findet die Sonderausstellung „Kin-
sere Ausstellung über ‚verschwundene Dinge‘ erscheint auf
derkram?!“ in Schloss Höchstädt. Was ist Spielzeug? Wer hat
den ersten Blick etwas ungewöhnlich. Auf den zweiten Blick
und wie prägt Spielzeug unsere Wahrnehmung? sind span-
offenbart sich jedoch ein klassisches Museumsthema, weil es
nende Fragen, die große und kleine Besucher auch beim Aus-
Dinge zeigt, die aus dem alltäglichen Leben verschwunden
probieren klären können. „Wer weiß schon, dass die Buben
und bei jüngeren Besuchern gänzlich unbekannt sind, bei äl-
mit Kaufladen, Kriegsspielzeug oder Ingenieursberufe auf das
teren Besuchern jedoch lebhafte Erinnerungen hervorrufen“,
Erwachsenendasein, die Mädchen mit Puppenküchen auf ihre
freut sich Museumsleiterin Dr. Beate Spiegel über die äußert
spätere Rolle vorbereitet wurden“, sagt Stefanie Kautz, Kultur-
positive Resonanz und Besucherzahlen der Sonderausstel-
wissenschaftlerin und Kuratorin der Sonderausstellung. Die
lung. Die zeigt eine große Bandbreite dessen, was lange Zeit
Vitrinen mit sehr anregenden Texten dazu „wie es mal war“ re-
die Alltagskultur prägte – und zwar wie ein begehbares Lexikon von A bis Z. Der Addiator, das unbekannte Wesen, steht am Anfang der Ausstellung – ein einfacher mechanischer Klein- und Taschenrechner, der bis in die 60er-Jahre hinein in der Kasse oder Buchhaltung eine wichtige Rolle spielte. Skurriles wie der Brezelhalter, Gamaschen, der Hüfthalter, ein Strumpftäschchen oder der Wahlschlager auf Vinyl wechseln sich ab mit früher populären (und notwendigen) Dingen wie Einweckgläsern, Filmprogrammen, Kittelschürzen, Matrizendrucker, Nachttopf, Urlaubsportemonnaie – jedes Land hatte
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Bezirk S chwaben
Termine und Veranstaltungen
Oberschönenfeld 4, 86459 Oberschönenfeld, Tel. 08238/3001-0 www.schwaebischesvolkskundemuseum.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 - 17 Uhr, Montag (außer Feiertage) geschlossen
Do., 14. August, 14 und 15 Uhr Kräuterbuschen binden für Mariä Himmelfahrt mit Museumsführung gen an, darüber nachzudenken, „wie es heute ist“. Und überall inszenierte Schwarzweißfotos – aus einer Zeit, als ein Foto noch
Sa., 23. August, 10 bis 17 Uhr
Rieser Bauernmuseum Maihingen Klosterhof 3 und 8 86747 Maihingen Tel. 09087/920717-0 www.rieser-bauernmuseum.de Bis 14.09. Dienstag bis Sonntag 10 - 17 Uhr, ab 15.09. 13 bis 17 Uhr Montag geschlossen
So., 3. August, 13.30 bis 17 Uhr Schnitterfest
So., 31. August, 11 bis 17 Uhr Kartoffelfest
Mi., 6. bis Mi., 27. August
Altes Frauenwissen und heimische Heilpflanzen
Ferienprogramm: (verschiedene Themen)
gestaltet: „Kinderkram 2.0“ mit Spielkonsolen, an denen inter-
Sa., 30. August, 13 bis 16 Uhr
So., 9. November, 14.30 Uhr
aktiv „Memory“ oder „Schafe hüten“ gespielt werden kann. Die
Wildfrüchte im Herbst
15. Offenes Liedersingen
Schüler haben die Vitrinen selbst gestaltet, ihre Sicht der Dinge
27. Juli bis 14. September
etwas besonderes und einmaliges war und nicht, wie heute, in einer digitalen Bilderflut unterging. Eine Projektgruppe von Schülern des Gymnasiums Wertingen hat einen ganzen Raum
eingebracht und ihre eigene Kindheit der ihrer Großeltern gegenübergestellt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung bis Oktober. Kräftig gebaut und eingerichtet wird derzeit noch im früheren Brauhaus des Maihinger Klosters. Neben der Dauerausstellung „Rieser Landwirtschaft im Wandel 1800-1950“ sind voraussichtlich ab Herbst in den weiträumigen Gebäudes der baro-
Ausstellung Endy Hupperich: Malerei – Zeichnungen – Plakate
28. September bis 7. Dezember Ausstellung Fabian Hesse: Kunstpreisträger des Bezirks Schwaben 2013
cken Klosteranlage „300 Jahre Rieser Alltagskultur“ zu erleben. Besonders schön: Das Museum ist Ausgangspunkt des Flurund Dorflehrpfades sowie der schönen drei Kilometer langen Wanderung durch das malerische Mauchtal zum Geotop Klosterberg Maihingen. Bilder unten von links nach rechts: Kräuter zupfen im Museumsgarten Oberschönenfeld, Pferdefuhrwerk im Bauernmuseum Maihingen, Schmiedevorführung Hammerschmiede Naichen
wos
Schloss Höchstädt Herzogin-Anna-Straße 52 89420 Höchstädt an der Donau Tel. 09074/0585-712, www.hoechstaedt-bezirkschwaben.de, Dienstag bis Sonntag 9 - 18 Uhr, Montag außer an Feiertagen geschlossen
bis 12. Oktober Sonderausstellung Kinderkram?!
Hammerschmiede Naichen 86476 Neuburg/Kammel www.hammerschmiede-naichen.de bis 9. November, 1. und 3. Sonntag im Monat Schmiedevorführungen Anfragen und Buchungen: Tel. 08238/3001-16 So 13 - 17 Uhr, Gruppen auch nach Vereinbarung
bis 9. November SONDERAUSSTELLUNG:
Di., 5. August, 14 bis 17 Uhr Ferienprogramm: Spiele erfinden
Do., 7. August, 14 bis 17 Uhr Ferienprogramm: Räuber und Gendarm
So., 31. August, 15 Uhr Der Räuber Hotzenplotz
Josef, Bepperl, Sepp, Geschichten um einen Namen
So., 12. Oktober, ab 14 Uhr
So., 9. November
Manege frei! Saisonausklang
Letzte Vorführung vor der Winterpause von Transmissionsanlage und Blattfederhammer. Bewirtung im Stockerhof
jeden 2. So. im Monat, 15 Uhr Familienführung
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Fotos: Ulrich Wagner, Schw. Volkskundemuseum Oberschönenfeld (2), Rieser Bauernmuseum Maihingen
Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld
Bezirk S chwaben
Gedenkstätte für Opfer der Euthanasie in Kloster Irsee wieder zugänglich Historisches Sezierbesteck ausgestellt Sie zählt zu den „111 Orte(n) im Allgäu, die man gesehen haben muss“, so Cornelia Ziegler in ihrem gleichnamigen Buch: die „Prosektur“ in Kloster Irsee. Gemeint ist die Gedenkstätte hinter der Klosterkirche, die an die NS-Patiententötungen und „Euthanasie“-Verbrechen in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Irsee erinnert. Der Vorraum des ehemaligen Sektions-Raums wurde trockengelegt und mit einer Vitrine ausgestattet, in der ein altes Sezierbesteck gezeigt wird, das 1972 bei der damaligen Auflösung der Irseer Abteilung gerettet wurde.. Nun kann das Sezierbesteck in seinem historischen Kontext betrachtet werden. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert: „In unserem bezirkseigenen Bildungszentrum Kloster Irsee treffen zeitgenössischer Tagungskomfort und Kulturereignisse von Rang auf die Spuren der Vergangenheit, die von der Klostermusik der Renaissance bis zu den Psychiatrie-Verbrechen des Zweiten Weltkriegs reichen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass der Leiter unserer Bezirks-Einrichtung, Dr. Stefan Raueiser, durch seine Vernetzung im bundesweiten Arbeitskreis zur Erforschung der nationalsozialistischen „Euthanasie“ immer wieder neue Akzente in der zeitgemäßen Gedenkkultur setzt.“ Einzelbesucher erhalten den Schlüssel zur Prosektur an der Rezeption, bei Gruppen ist telefonische Voranmeldung erforderlich (Tel. 08341/90600; € 30,- für bis zu 15 Personen).
KunstSommernacht am 9. August
Führungswechsel bei der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Kreativ, gläubig, neugierig, tatkräftig, hilfsbereit, innovativ, vertrauend, menschlich, glaubwürdig, eine Persönlichkeit – so beschreiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren scheidenden Chef Jürgen Reichert. Er übergab bei einer feierlichen Verabschiedung die Verantwortung für die Geschäftsführung der Katholischen Waisenhaus-Stiftung Augsburg mit einem Staffelstab symbolisch an seine langjährige Verwaltungsleiterin Elfie Kleinfelder. Den zweiten Stab erhielt der neue Direktor der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Otto Bachmeier, der sich bereits intensiv eingearbeitet hat. Jürgen Reichert wird sich künftig beruflich ausschließlich seinem Amt als Bezirkstagspräsident widmen. Die Katholische Waisen- und Armenkinderhaus-Stiftung Augsburg ist eine der ältesten Institutionen ihrer Art in Europa, gegründet im Jahr 1572. Die operative Tochter St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe deckt mit einer breiten Palette an Hilfsangeboten die gesamte moderne Jugendhilfe ab: Jugendsozialarbeit an Schulen, aufsuchende Erziehungshilfen, Familienbüros, Familienbildungsangebote, Heilpädagogische Tagestätten, Heimerziehung in Wohngruppen, Gastfamilien, Wohnen für psychisch kranke Mütter mit ihren Kindern und vieles mehr. Die St. Gregor-Jugendhilfe unterstützt Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen und Familiensituationen bedarfsgerecht, mit dem Ziel, jungen Menschen zu einem selbstverantwortlichen Leben zu verhelfen. (Im Bild v. l. n. r. die Administrationsvorsitzende der Katholischen Waisenhaus-Stiftung Maria-Anna Immerz, Jürgen Reichert, Elfie Kleinfelder und Otto Bachmeier).
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Die Besucher erwartet ein Feuerwerk der Künste Mit der Kunst-Sommernacht schließt ein Fest mit langer Tradition den nicht weniger traditionsreichen Schwäbischen Kunstsommer in Kloster Irsee ab. Dieses Jahr steigt die Fete am 9. August. Es bildet einen der bedeutendsten Anlässe, sich mit Entwicklungen in vielen Bereichen quer durch die zeitgenössische Kunst vertraut zu machen. Malerei und Fotografie, Comic-Bildgeschichten und Graffiti, Skulptur und Plastik, Aquarell und Textile Art zum einen, zeitgenössischer Tanz und Chor, Lyrik und Prosa - so breit fächern sich die Meisterkurse der vorangehenden Irseer Sommerakademie auf, die in diesem Jahr zum 27. Mal Teilnehmer auf fundiert hohem Niveau besuchen. Die Erträge ihrer Arbeit präsentieren sie zur Kunst-Sommernacht in einem „Feuerwerk der Künste“. Avantgarde im Ambiente des barocken Klosters hat in den vergangenen Jahren regelmäßig viele hundert Besucher angeregt, das Irseer Gesamtkunstwerk zu besuchen.
Bezirk S chwaben
Fotolabor für Marien-Gymnasium
Schwäbisches Bildungszentrum unterstützt Schule in Kaufbeuren
Auf die Erhaltung der Artenvielfalt wird weltweit größtes Augenmerk gerichtet. Dennoch sind viele bedrohte Arten völlig unbekannt und ihr Aussterben vollzieht sich im Verborgenen. Dies trifft auch für viele heimische Fischarten zu. Wer kennt ihn schon, den Fisch Zingel, der den wissenschaftlichen Namen Zingel zingel (Linnaeus) trägt? Er lebte bis vor etwa 50 Jahren noch in Schwäbischen Gewässern wie Donau, Lech, Wörnitz und unterer Iller. Heutzutage sucht man den Zingel in Schwaben vergebens - er gilt als „verschollen“. Lediglich in Bereichen der unteren Donau gibt es in Bayern noch Bestände dieser ausschließlich im Donaueinzugsgebiet vorkommenden Barschart. Mit einem Wiederansiedelungsvorhaben von 500 Zingeln wollen die Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben und das Landesamt für Umwelt (LfU) gemeinsam mit der Fischereigenossenschaft Untere Iller einen weiteren Schritt zur Erhaltung der Artenvielfalt in schwäbischen Gewässern beitragen. „Wir hoffen auf die Eigenvermehrung der Zingel in den nächsten Jahren. Mit ein wenig Glück können wir eine neue Population etablieren, die von der unteren Iller aus auch andere Bereiche besiedelt“, erklärt der Fischereifachberater des Bezirks Schwaben, Dr. Oliver Born. Die ausgewählte Besatzstelle eignet sich besonders, weil nach der Umsetzung der Renaturierung der Iller bei Vöhringen durch das Wasser-
Der Schulleiter des Marien-Gymnasiums Kaufbeuren Andreas Merz, der Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums Irsee Dr. Stefan Raueiser und der Leiter des Fotografiekurses Thomas Städele bei der Übergabe des Fotolabors des Schwäbischen Bildungszentrums (v. l . n. r.).
hat, wurde dort das Fotolabor jedoch nicht mehr gebraucht, da etwa die Teilnehmer der Kreativ-Seminare des Schwäbischen Kunstsommers der Schwabenakademie nur noch digital fotografieren. So freuen sich jetzt die 705 Schülerinnen des Marien-Gymnasiums in Kaufbeuren über ein neues Angebot im Rahmen ihres Fotografieunterrichts in der 11. Klasse.
Der Zingel ist in Schwaben zurück: Unbekannte Fischart in der Iller wieder eingesetzt wirtschaftsamt Donauwörth sehr naturnahe und ursprüngliche Strukturen im Fluss geschaffen worden sind. Bezirksrat Herbert Pressl, der auch 1. Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Untere Iller ist, gibt der Wiederansiedelung des Zingels deshalb gute Chancen: „Nach dem Umbau der Iller wurden wieder Lebensräume geschaffen, die auch den anspruchsvollen Fischarten eine echte Überlebensmöglichkeit bieten.“ Die Untersuchungen und Monitorings des LfU und der Fischereifachberatung werden in den nächsten Jahren zeigen, ob die Wiederansiedlung der Zingel in der Iller erfolgreich verlief. Der Zingel zählt - neben dem Streber und dem Schrätzer - zu den drei sogenannten geheimnisvollen „Donaubarschen“. Er wird in der Regel 15 bis 20 cm groß, kann aber bis zu 50 cm Länge erreichen. Der Zingel ist ein nachtaktiver, strömungsliebender Fisch. Das natürliche Verbreitungsgebiet ist ausschließlich auf das Donaueinzugsgebiet begrenzt und hier im Donauhauptstrom und den
Mündungsbereichen der Zuflüsse. Ausgewachsene Exemplare halten sich wohl fast ausschließlich am Grund stark strömender, tiefer Gewässerabschnitte auf. Dies ist, neben der Hauptaktivität in der Nacht, auch der Grund warum er mit den gängigen Methoden zur Fischbestandsaufnahme nur schwer aufzuspüren ist. Die Donaubarsche sind auch in der Vergangenheit nie besonders häufig vorgekommen. Die aktuelle Bestandssituation in Bayern ist mit ausreichender Sicherheit nur schwer anzugeben, muss aber als „kritisch“ angenommen werden. In Schwaben ist der Zingel „verschollen“. Seit ca. 50 Jahren ist kein Nachweis mehr bekannt geworden. Dies liegt daran, dass die schwäbische Donau und ihre Nebenflüsse sehr stark durch gewässerbauliche Maßnahmen und Staue verändert wurden. Dies führte zu einem massiven Verlust an geeigneten überlebenswichtigen Lebensräumen. In historischen Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert ist das Vorkommen in der Donau als „von Günzburg abwärts nicht selten, aber auch nicht gemein.“ (Max von dem Borne 1882) beschrieben. Weitere Vorkommen in Schwaben wurden in den Unterläufen von Schmutter, Zusam, Lech, Iller, Roth, Wörnitz, Günz und Friedberger Ach beschrieben. Der Zingel wird durch das Genfer Artenschutzabkommen als gefährdete Art eingestuft, und ist in Europa geschützt.
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Foto: St. Gregor Jugendhilfe, Marien-Gymnasium Kaufbeuren, Kloster Irsee, Bezirk Schwaben
Im Namen von Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert konnte der Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums Irsee, Dr. Stefan Raueiser, dem Direktor des Marien-Gymnasiums in Kaufbeuren, Andreas Merz, sowie der verantwortlichen Lehrkraft Thomas Städele die Ausstattung eines kompletten Fotolabors für das Profilfach Fotografie der 11. Jahrgangsstufe überreichen. Bezirkstagspräsident Reichert freut sich über die Möglichkeit, die Verbindung der bezirkseigenen Bildungseinrichtung mit der schulischen Arbeit in Kaufbeuren zu festigen: „Kloster Irsee ist ein wichtiges Aushängeschild des Bezirks. Kulturelle Angebote für Erwachsene funktionieren aber nur, wenn bereits Kinder und Jugendliche an Kunst und Kultur herangeführt werden. Kreatives Tun im Rahmen der schulischen Ausbildung ist ein wichtiger Bestandteil dafür.“ Die beiden Vergrößerer für Kleinbildentwicklung sowie zahlreiche Nebengeräte (u.a. Kleinbildbühnen, Zeituhren, Scharfeinstellgeräte und Lichtpult) werden auch professionellen Anforderungen der analogen Fotografie gerecht. Da sich die Gästestruktur im Schwäbischen Bildungszentrum in den letzten Jahren verändert
Nam en & Neu igkeiten
Hans-Peter Rauch neuer Präsident der Handwerkskammer Wertvoller Harlekin
Zu seinem Geburtstag schenkt Kurt F. Viermetz seiner Heimatstadt Augsburg eine wertvolle Silberfigur
Hans-Peter Rauch (rechts) ist neuer Präsident der Handwerkskammer für Schwaben (HWK). Der 52-jährige, selbständige Metzgermeister aus WaltenhofenHegge löste am 3. Juli Jürgen Schmid (links) als Präsident ab, der aus Altersgründen nicht mehr kandidierte. Mit Hans-Peter Rauch wird der erste Nicht-Augsburger HWK-Präsident. Wie sein Vorgänger will Rauch deutlich seine Meinung sagen und sich für ein starkes Handwerk und eine starke Handwerkskammer zu Wort melden. „Da können Sie sicher sein!“ betonte er vor der Vollversammlung, die den Allgäuer mit 100 Prozent der Stimmen zum Präsidenten wählte. Hochdekoriert und ausgezeichnet verabschiedete sich der bisherige Präsident, Jürgen Schmid, der seinem Amtsnachfolger gemeinsam mit HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner (Mitte) die goldene Amtskette umlegte. „Du hast nie darauf gewartet, dass sich etwas ‚von alleine regelt‘, sondern du hast agiert, wolltest Veränderungen aktiv herbeiführen, um einen Sachverhalt zu verbessern und voran zu bringen“, würdigte Rauch das Wirken seines Vorgängers, dem zum Abschied die goldene Ehrennadel des schwäbischen Handwerks und das Handwerkszeichen in Gold verliehen wurden. wos
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Ein außergewöhnliches Geschenk hat der Mäzen und Ehrenbürger Augsburgs, Kurt F. Viermetz, zu seinem 75. Geburtstag seiner Heimatstadt gemacht: Eine Harlekinfigur des Goldschmieds Gregor Leider. Etwa Mitte des 17. Jahrhunderts fertigte Leider, einer der wenigen katholischen Goldschmiedemeister im bikonfessionellen Augsburg, diese filigrane, bewegte Skulptur, die einzige von ihm erhaltene weltliche Arbeit (liturgische Geräte schuf er etwa für den Salzburger Fürsterzbischof Paris Londron). Der einstige Spitzenbanker Viermetz, Vorstand des US-Instituts J.P. Morgan, hatte sein Netzwerk in den Londoner Kunstbetrieb genutzt, ein Freund und namhafter Museumskurator konnte ihm die Plastik zu einem „halbwegs vernünftigen Preis“ (die Rede ist
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Nam en & Neu igkeiten
Auf den Spuren von Hermann Zeller Das Landratsamt Unterallgäu widmet dem Gründer des Schw. Bauernhofmuseums Illerbeuren, Hermann Zeller, eine Ausstellung. Bis 27.8. ist seine bislang unbekannten Seite als Sgraffito-Künstler, Bildhauer und Restaurator der 1950er bis 1970er Jahre zu sehen. Tochter Monika Zeller führt am 8.8. durch die Ausstellung, am 24.8. leitet der frühere Weggefährte Dr. Hans Frei eine Exkursion zu Zellers archäoligischer Wirkungsstätte, dem Auerberg.
1.000 Bäume gepflanzt Rotary-Wald für Neusäß
Rotarier aus dem Distrikt 1841 haben den Spaten in die Hand genommen und Bäume im Kobelwald bei Neusäss gepflanzt. Mit insgesamt 1.000 jungen Bäumen wird ein Areal mit einer Fläche von rund 4.300 Quadratmetern wieder aufgeforstet. 70 Prozent der Kobelwald-Bäume waren im Juni 2013 durch einen Tornado zerstört worden. In den kommenden Jahrzehnten wird nun rund um den Kobelkreuzweg und den vier Kapellen der Rotary Wald entstehen. Er soll möglichst viele Menschen auf die Bundessozialaktion 2013/2014 der Jugendorganisation von Rotary in Deutschland aufmerksam machen, die auf der Kinderinitiative Plant-for-thePlanet gegründet ist. Im ROTARY Distrikt 1841 der sich geografisch von Nördlingen bis Oberstdorf und von Memmingen bis Schliersee erstreckt, haben sich 54 Clubs mit ihren 2.657 Mitgliedern organisiert.
Gutes, solides Jahr
Bronze geholt
Stadtsparkasse Augsburg zieht Bilanz
Schwarzbräu-Premiere beim World Beer Cup
Wertpapiere scheinen die Schwaben wieder zunehmend zu interessieren. Der Dax als Börsenindex der 30 größten deutschen Unternehmen zeigt es immer wieder, doch allein seine Bewegungen um die magische 10.000-er Marke reichen wohl nicht aus, um über solche Anlagevarianten zu entscheiden. Da holt man sich allemal fachlichen Rat. Cornelia Kollmer, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Augsburg und zuständig für das Wertpapiergeschäft von Schwabens mit Abstand größter Sparkasse, bilanzierte für das vergangene Jahr rund 30.000 Beratungsgespräche ihrer Mitarbeiter mit Kunden. Im Durchschnitt jeweils eine Stunde nimmt ein derartiges Gespräch in Anspruch. Eine grundsätzliche Leitlinie gelte es dabei zu bedenken, betont Cornelia Kollmer: „Die Aktie gehört bei diesem Zinsniveau zum Investment, aber nicht zur Spekulation.“ Trotz des „unerwartet weit nach unten laufenden Zinsniveaus“ fasste Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Rolf Settelmeier zusammen, habe das Kreditinstitut „auf breiter Front ein gutes, solides Jahr“ geschafft. Eine Bewertung, aus der ein gerüttelt Maß schwäbischer Bescheidenheit spricht. Denn immerhin wurde 2013 mit knapp 66 Millionen Euro das zweitbeste Betriebsergebnis in der Geschichte der Stadtsparkasse erreicht. Wiederum agieren die Augsburger gut schwäbisch. Sie polstern die Eigenkapitaldecke auf. Die Kenngröße „bilanzielles Eigenkapital“ steigt damit auf 500 Millionen Euro oder rund 15 % zur Begeisterung jedes Bankenaufsehers.
Die Schwarzbräu aus Zusmarshausen zum ersten Mal am World Beer Cup, dem weltweit renommierten Qualitätswettbewerb für die Brauerei-Branche, teilgenommen und einen Platz auf dem Siegertreppchen ergattert: Eine Bronzemedaille ging an das „Weissbier dunkel“. „Zum ersten Mal dabei und gleich gewonnen“, freut sich Brauerei-Inhaber Leopold Schwarz über den Sieg des Schwarzbräu „Weissbier dunkel“ beim World Beer Cup 2014. Die Schwarzbräu-Spezialität hat bei der diesjährigen Weltmeisterschaft der Bierbrauer eine Bronzemedaille in der Kategorie „South German-Style Dunkel Weizen/ Dunkel Weissbier“ erhalten. Der Word Beer Cup hat das Ziel, die Vielfalt und Qualität der Bierspezialitäten herauszustellen.
Spitzenplätze im Focus-Ranking Im Ranking des Wirtschaftsmagazins Focus (Ausgabe 12/14) liegen gleich fünf schwäbische Landkreise in den den TOP-20: In den Kategorien Wohlstand, Jobs, Sicherheit, Preise, Wohnen und Infrastruktur schnitten besonders gut ab die Landkreise Donau-Ries (Platz 3), Unterallgäu (4), Aichach-Friedberg (11.), Dillingen (14.) und Augsburg-Land (18).
Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
9. August 2014 | 17 bis 23 Uhr KUNST-SOMMERNACHT IRSEE Die „Kunst-Sommernacht“ inszeniert die Ergebnisse der Sommerakademie „Kunst leben“ der Schwabenakademie Irsee in einem wahren Feuerwerk der Künste. Avantgardistische Kunst verschmilzt mit dem historischen Ambiente des Barockklosters Irsee zu einem die Kunstepochen übergreifenden Gesamtkunstwerk. Eintritt: 7,00 Euro. 14. September 2014 | 18 Uhr VORHANG AUF! Gemeinsam mit dem Komponisten Marc Sinan wirft Intendantin Martina Taubenberger in einem Gesprächskonzert den Blick hinter die Kulissen des neuen Musikfestivals und stellt die Künstler, Kooperationspartner und Vermittlungskonzepte der TONSPUREN 2015 vor. Der Eintritt ist frei.
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Fotos: Wolfgang Strobl, Sandra Strüwing/Candid, Siegfried Kerpf/Stadt Augsburg, Stadtsparkasse Augsburg, Schwarzbräu
von einer sechsstelligen Summe) erstehen. Die Figur selbst, ein Silberguss, ist von einer quirligen Unruhe geprägt. Mit Hut, Pfeife im typischen Kostüm mit der Peitsche am Gürtel, drückt dieser Harlekin Vitalität und schiere Lebensfreude aus – was den Mäzen Kurt F. Viermetz sofort für dieses außerordentlich seltene Stück einnahm und jetzt das Augsburger Maximilianmuseum schmückt. Unser Foto zeigt Mäzen Kurt F. Viermetz (links) und den früheren Bundesfinanzminister Theo Waigel (rechts) bei der Geschenkübergabe.
Sport
Zahlreiche schwäbische Unternehmen wie die SGL Group, Riegele, Segmüller, roma, LEW, Sortimo, KUKA oder Dehner Garten-Center sind Sponsoren beim FCA. Als Haupt- und Trikotsponsor ist AL-KO auch in der neuen Spielzeit der bedeutendste Partner des FCA.
Wenn am 22. August die neue Bundesligasaison 2014/15 angepfiffen wird, steht ein Gewinner bereits fest: AL-KO. Das im Landkreis Günzburg beheimatete Unternehmen ist Hauptund Trikotsponsor des FCA. Groß und markant prangt der Schriftzug auf der Brust der Spieler. „Wir haben uns für das Hauptsponsorship entschieden, um die Bekanntheit der Marke AL-KO deutschlandweit zu erhöhen, aber auch um uns regional als großer Partner eines sympathisch wahrgenommenen und aufstrebenden Vereins zu positionieren“, formulierte
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Sport
Mit stolzer Brust Im Sport spielt der FCA in der ersten Liga, in der schwäbischen Wirtschaft AL-KO. Beide zusammen haben mit ihrer Sponsoring-Partnerschaft seit 2010 eine Erfolgsstory ohne Vergleich hingelegt. Text: Wolfgang Strobl
Raymond Kober, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der AL-KO KOBER SE, anlässlich der Vertragsunterzeichnung im August 2010. Heute, eine Zweitliga- und drei ErstligasFoto: AL-KO/André Becker
pielzeiten weiter, trägt das Engagement saftige Früchte. „Als AL-KO in das Sponsoring beim FCA eingestiegen ist, hatten wir eine gestützte Markenbekanntheit von 21 Prozent. Im Frühjahr 2014 war der Wert bereits auf 53 Prozent deutlich nach oben geklettert“, vergleicht Peter Linder, Referent Sponsoring und Events bei der AL-KO KOBER SE, die den Marken-
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Sport
namen betreffenden Untersuchungsergebnisse. Zusammen
positiver Rückkoppelung darauf, dass AL-KO ein aktiver Part-
mit der Trikotwerbung sicherte sich AL-KO eine Vielzahl at-
ner des Sports ist.
traktiver Werberechte rund um die Profimannschaft des FCA. TV-relevante Bandenwerbung gehört ebenso zum Paket wie
Das Sponsoringkonzept zielt jedoch nicht nur nach außen in
Spots auf den Video-Walls und Werbung in Form von soge-
Richtung Kunden. Im Innenmarketing geht es darum, dass
nannten „Cam-Carpets“, die für den Zuschauer im Stadion
sich die Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber identifizieren. „Da-
quasi unsichtbar an der Außenlinie flach auf dem Rasen lie-
bei hilft die Partnerschaft mit dem FCA stark“, sagt Kober.
gen, über den Fernsehschirm zuhause jedoch als prägnan-
Die Belegschaft kann Karten auch für Top-Begegnungen wie
ter Werbeschriftzug bei Torraumszenen direkt neben dem
Bayern München erhalten, AL-KO Mitarbeiter kommen den
Torpfosten stehen. „In der neuen Saison werden die bisher
FCA-Spielern bei Autogrammstunden nah. Ein weiterer po-
eingesetzten Drehbanden durch Videobanden abgelöst“, freut
sitiver Nebenaspekt in Zeiten zunehmenden Fachkräfte- und
sich Stefan Kober, AL-KO Vorstandsvorsitzender, über neue
Nachwuchsmangels: Das Unternehmen hat die Erfahrung ge-
Möglichkeiten, flexibler und aktuell Produktwerbung im Sta-
macht, dass seit der Sponsoringpartnerschaft viele Initiativbe-
dion platzieren zu können. Denn genau darin liegt für AL-KO
werbungen vor allem junger Menschen kommen, die über den
ein weiterer Reiz des Engagements: „Die Produktnähe passt.
Fußball auf AL-KO aufmerksam geworden sind.
Wir sind als Hersteller sehr nah dran am Thema Fußball“, sagt Kober. Klar: Fußball wird auf Rasen gespielt – und AL-KO
Und AL-KO spielt den Sponsoringball noch viel weiter – und
produziert z. B. Mäher, Mähroboter und Vertikutierer.
zwar auch in anderen Farben als Rot, Grün, Weiß: Weil laut einer Studie der Sportsponsoringforschung Repucom 41 Pro-
Das Sponsoringkonzept des 4.200 Mitarbeiter starken Unter-
zent aller Fans von Borussia Dortmund, die einen Garten
nehmens scheint aufzugehen. „Die Personen, die uns aus dem
besitzen, den Kauf eines Rasenmähers im Design ihres Ver-
Sportsponsoring kennen, finden uns attraktiver als andere“,
eins in Betracht ziehen würden, brachte AL-KO Ende April
sagt Linder und präsentiert erstaunliche Zahlen, die einen si-
in Lizenzpartnerschaft mit den Schwarzgelben einen Elektro-
gnifikanten Unterschied in der Wahrnehmung der Marke zei-
Rasenmäher für Borussen-Fans auf den Markt. „Die Idee zum
gen. Während aus der Gruppe der „Sponsoring-Nichtkenner“
Mäher ist entstanden, um neben dem Hauptsponsoring beim
nur 14 Prozent die Marke AL-KO „attraktiv“ finden und le-
FCA auch noch andere Fußballfans glücklich zu machen. Mit
diglich fünf Prozent Produkte des Unternehmens nutzen, sind
dem Fanmäher wollen wir die Dortmunder Fans zum Rasen
das in der Gruppe der „Sponsoring-Kenner“ mehr als doppelt
bringen“, schmunzelt Jürgen Frank, Marketingleiter Garten
soviele: Hier finden 35 Prozent AL-KO attraktiv, 14 Prozent
+ Hobby, der sich bereits über gute Verkaufszahlen aus dem
nutzen die Geräte – ein Erfolg, der den Kerngedanken erfolg-
Ruhrpott freuen darf.
reichen Sportsponsorings bestätigt: Das positive, sympathische Image des FC Augsburg wird offensichtlich auch direkt auf die Marke transferiert. AL-KO versteht sich auf das Spiel rund um den Fußball und geht mit Promoteams und eige-
Doch was kostet es ein Unternehmen, sich über einen Fußball-Bundesligisten in der Öffentlichkeit zu präsentieren? „Über Summen wird nicht gesprochen“, heißt es unisono von Unter-
nen Fanprodukten in die Offensive.
nehmens- wie von Seiten der Sportver-
Durch gezielte Einbindung von FCA-
marktungsagentur Sportfive, die für
Manager Stefan Reuter, Fußball-
den FCA die Kontrakte abschließt –
Weltmeister von 1990, werden
es gibt in der Wirtschaftswelt wohl
im WM-Sommer 2014 in 60 Bau-
nichts Geheimeres als die Höhe
märkten Deutschlands Rasenmä-
von Sponsoringgeldern... Der Deal
her promotet – unter dem Motto
hat sich für AL-KO auf alle Fälle
„Abschneiden wie die Weltmeister“.
ausgezahlt, wie das Unternehmen
Autogrammstunden mit den FCA-Stars im
durchblicken lässt. „Allein der Me-
eigenen Kundencenter sorgen für Kunden-
dienäquivalenzwert entspricht mit rund 37
bindung und Kundenpflege wie auch letzt-
Millionen Euro einem Vielfachen der einge-
endlich dafür, dass der Direktverkauf flo-
setzten Summe“, verrät Peter Linder. Und von
riert. Der AL-KO Cup in Heidenheim spielt
Sportfive erhält man zumindest die Informa-
wiederum den Namen des Unternehmens
tion, dass AL-KO es zu einem der effektivs-
in der Presse und in den Medien – samt
ten Sponsoringpartner der 1. Liga geschafft
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Sport
wohin für uns die Reise geht“. Im Sommer 2010, als die Brust des FCA gerade frei war, ergriff AL-KO die Möglichkeit und unterzeichnete mit Verlängerungsoption bis 30. Juni 2011, die dann auch frühzeitig bis zum Ende der Spielzeit 2014/15 gezogen wurde. „Der Aufstieg in die 1. Liga war ein Glücksfall“, sagt Kober, „auch wenn vor allem das zweite Jahr sehr schwierig war“. Damals, in der Winterpause der Saison 2012/2013, stand der FCA abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz, der Trainer war in der Diskussion, zwei Manager in nur einem halben Jahr verschlissen. „Wir setzten damals ein Zeichen und bekannten uns zum FCA“, erinnert sich Linder, „ein schönes Signal für alle im Umfeld des Vereins“. Damit ermöglichte heit, so dass man in Ruhe an der Erreichung der sportlichen
hinsichtlich Bekanntheit und Attraktivität, verzeichnet AL-KO
Ziele arbeiten konnte. Der Rest ist eine Erfolgsstory, wie sie
das wohl effizienteste Sponsoring der gesamten Liga“, so Oli-
nicht besser erfunden werden könnte: Der FCA spielte eine
ver Steinmetz, Senior Director Team FC Augsburg beim Ver-
fantastische Rückrunde, sicherte am letzten Spieltag den Ver-
markter Sportfive. Über den Medienäquivalenzwert wird fest-
bleib in der 1. Bundesliga und überraschte in der letzten Sai-
gestellt, wieviel ein Unternehmen einsetzen müsste, um die
son mit einer hervorragenden Leistung, die fast noch einen Platz
Marke über Medienbudgets für TV, Funk, Zeitung und Zeit-
im internationalen Fußball gesichert hätte. „Das wäre das „Tüp-
schriften in Form von Werbespots und Anzeigen zu bezahlen.
felchen auf dem i“ gewesen“, sagt Kober, „denn damit wäre für
Von einer „Erfolgsgeschichte“ spricht auch Vorstandsvorsit-
uns als international tätiges Unternehmen eine weitere Stufe in
zender Stefan Kober, „auch wenn am Anfang nicht klar war,
der Wahrnehmung über Deutschland hinaus erreicht worden“.
Augsburg-Tourismus folgt dem Beispiel des FC Augsburg: in der Tabelle geht es aufwärts Das Reiseziel Augsburg folgt dem dortigen Fußball-Bundesligisten: Es klettert in der (Tourismus-) Tabelle Jahr für Jahr weiter noch oben. Das hat zuletzt – so Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck – eine Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Infratest ergeben. Mit einem Bekanntheitsgrad von 63,3 % lag Augsburg im Jahr 2013 sogar vor den bayerischen Welterbestädten Würzburg und Regensburg. Seit 2002, als Augsburg bei einem Bekanntheitsgrad von 57,5 % gelegen hatte, hat die Stadt Würzburg (2013: 61,9 %), Rostock (2013: 60,5 %) und Regensburg (2013: 60,3 %) überholt. An was denken die Deutschen bei Augsburg, wenn sie nach konkreten Themen und Bildern gefragt werden? Neuerdings an Fußball: Mit dem runden Leder und dem FC Augsburg verbanden die Fuggerstadt noch 2002 nur 1,5 % der Deutschen – 2013 waren es dagegen 12,7 %. Hier wird spürbar, wie stark das Fernsehen das Bild einer Stadt prägt: Noch immer sind die Augsburger Puppenkiste (2013: 20,5 %) und die Fugger beziehungsweise die Fuggerei (2013: 7,0 % und 2,9 %) herausragende Tourismusthemen. Doch weil die Ausstrahlungen der viel gesehenen TV-Mehrteiler der Marionetten-
bühne und über die Geschichte der reichen Fugger jeweils schon lange her sind, nahm der immer noch hohe Bekanntheitsgrad von Jim Knopf und Jakob Fugger im letzten Jahrzehnt ab. Dass sich Augsburg mit seiner historischen Wasserwirtschaft als UNESCO-Welterbe bewerben will, hat sich dagegen offenbar bereits herumgesprochen: Mit dem Thema Donau, Lech und Fluss verband 2002 noch niemand die wasserreiche Stadt, Vier Jahre später, 2006, waren es 1,3 %, 2013 aber mit 2,5 % bereits fast doppelt so viel. Wem solche Werte eher niedrig vorkommen, muss – so Augsburgs Tourismusdirektor Götz
Beck – auf Vergleichszahlen schauen: Augsburgs römische Vergangenheit war im Jahr 2013 exakt 3,2 % der Befragten bewusst, den Zoo kannten 2,1 %, und dass die Stadt in Süddeutschland liegt, fiel gerade mal 1,0 % der Befragten ein. In dieser Größenordnung erinnern sich die Deutschen auch spontan an das Augsburger Rathaus und an den Christkindlesmarkt. Weit weniger ausgeprägt war das Bewusstsein der Befragten für andere für Augsburg wichtige Themen: An das Augsburger Friedensfest dachten 0,6 %, Namen wie Brecht und Mozart werden national so gut wie gar nicht mit Augsburg verbunden. Dass Augsburg eine schöne Stadt ist (2013: 9,1 %) und eine sehenswerte Altstadt besitzt (2013: 8,7 %), ist allerdings eine vergleichsweise weit verbreitete Erkenntnis. In Verbindung mit dem gut frequentierten Kongressstandort sowie Messe- und Geschäftstourismus profitiert Augsburg jedenfalls spürbar vom insgesamt gewachsenen Bekanntheitsgrad: Sowohl bei den Gästeankünften (407.653) als auch bei den Übernachtungen (717.722) war im Jahr 2013 für die Stadt eine deutliche Steigerung von jeweils 5,1 % zu verzeichnen. Der FC Augsburg ist mit dafür verantwortlich, dass der Bekanntheitsgrad der Stadt Augsburg zuletzt deutlich gestiegen ist: Über 12 % der Deutschen kennen den Club, der in der 1. Bundesliga kickt.
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Fotos: AL-KO/Anré Becker, Martin Kluger
AL-KO dem FCA ein großes Stück finanzielle Planungssicherhat. „Betrachtet man den Sponsoringeinsatz und das Ergebnis
Bildu ng
HS Augsburg: „Klare Kante“
ratsbeschluss zur Entwicklung einer „Strategie der Hochschule Augsburg 2025“ im November 2013 definiert. „Wir basteln jetzt zusammen, was sich alles in den letzten Jahren bewegt hat“, umschreibt Hochschulpräsident HansEberhard Schurk die Strategie unter dem Druck massiver Veränderungen in Hochschule und Bildungslandschaft. Schurk belegt sie beispiel-
Massive Veränderungen auf vielen Ebenen spüren die Hochschulen, früher Fachhochschulen, heute oft Universities of Applied Sciences, auf sich zukommen. Wie sich sich fit für die Zukunft machen können, beginnt derzeit die Hochschule (HS) Augsburg zu beweisen. Sie hat einen ehrgeizigen Entwicklungsplan aufgelegt und, eher unüblich, sogar die Unterstützung einer Unternehmensberatung eingeholt.
haft mit dem Wandel in der HS-Dozentenschaft. Seitdem das Berufungsrecht an die Hochschulen delegiert wurde, habe er 70 von insgesamt 150 Professoren neu berufen – fast die Hälfte binnen rund sechs Jahren. Auch Vizepräsident Rohrmair beispielsweise ist seit vier Jahren als Informatik-Professor dabei. „Klare Kante“ soll gezeigt werden. Zum Markenkern für die HS Augsburg wurde die intern
Text: Hanns-Rainer Strobl
schon vor etlichen Jahren entwickelte Formulierung „Gefragte Persönlichkeit“ wiederbelebt. Studierende im traditionellen Hochschulsys-
HS-Absolventen sollen ebenso damit bei Arbeit-
tem auszubilden, genügt bald bei weitem nicht
gebern punkten wie auch alle HS-Beschäftigten
mehr. Darüber sind sich Bildungsforscher, die
sich an dieser zentralen Botschaft orientieren,
Wissenschaft selbst und die Politik grundsätzlich einig. Einflussreiche Hochschulräte zu institutionalisieren war ein erster Schritt. In diesem mit je zehn Externen und Hochschulvertretern besetzten Gremium bringen Unternehmer neue Sichtweisen und frischen Wind für strategische Positionierungen ein, auch wenn sich schon mal hochschulspezifische Hegemonien und Empfindlichkeiten mit Unternehmensmanagement zusammenraufen müssen. „Dramatische Veränderungen“ im Bildungsumfeld erwartet der Augsburger HS-Vizepräsident Professor Dr. Gordon Thomas Rohrmair aus Demografie (sinkende Studentenzahlen), neuen berufsbegleitenden Studienformen („E-Learning“) und dem Wettbewerb auch mit privaten Hochschulen. Als eine „neue Welt für Hoch-
Fakten Die Hochschule für angewandte Wissenschaft Augsburg ist in den vergangenen Jahren personell kräftig gewachsen. Wesentliche Kennzahlen (gerundet): 5.800 Studierende 150 Professoren 590 Mitarbeiter und Lehrbeauftragte Im „Forschungsmittelbau“ (Graduiertenkolleg und „Master of Applied Research“) sind derzeit rund 50 Promovenden und Studierende tätig.
„die als Selbstverständlichkeit für die Hochschule Augsburg steht“, betont der HochschulVorsitzende Michael Grandel, als externes Mitglied einer der Treiber für ein konsequentes HS-Marketing. Mittlerweile werde nach intensiven Diskussionen die Notwendigkeit einer derartigen Profilierung von der großen Mehrheit aller Akteure anerkannt, obwohl, beobachtet Grandel, „der Stolz auf die eigene Hochschule ausgeprägter sein könnte“. Ein Fundament für das weitere Vorgehen im Entwicklungsplan hat – trotz anfänglicher Ressentiments – die Unternehmensberatung Rödl und Partner gelegt. Ein „Wachrütteln“ nennt der Hochschulratsvorsitzende diese Stärken/ Schwächen-Analyse und fordert, „jetzt ist es an der Zeit, dass Hochschul-Akteure Verant-
schulprofessoren“ kennzeichnet er die Auswir-
wortung übernehmen“. Vizepräsident Rohr-
kungen und forciert deshalb federführend eine
mair schränkt zwar das Gutachter-Votum ein,
Entwicklung, die er mit „Change-Management“
die Berater hätten „dem Change-Management
beschreibt. Systematisch machten sich eine
nicht die gebührende Bedeutung unterlegt“.
Reihe von Teams und die Hochschulgremien
Dennoch bewertet er die Studie als „gutes Sig-
an die Diskussion und ans Werk. Werte, Mis-
nal“. Sie empfehle, Struktur in die zahlreichen
sion und Vision wurden seit dem Hochschul-
Initiativen und Projekte zu bringen und fassen
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Bildu ng
Einig ist man sich, dass Kommunikation der entscheidende Ansatz sein müsse. Nur so könne Change-Management erfolgreich realisiert werden, ist Rohrmair überzeugt. „Wie wir die Akteure abholen“, führe in internen Diskussionen etwa über die fachliche Differenzierung zwingend dazu, im Wettbewerb zu bestehen – letztlich mit Auswirkungen von Budgets bis zum Status. Wolle man erklärtermaßen nach außen vermitteln, wo die Hochschule steht, stellen sich indessen auch banale Fragen: Sind alle Zielgruppen identifiziert? Ist unsere Sprache für alle verständlich? Aus der ShellJugendstudie von Infratest wurde so die überwältiHS-Absolventen sollen bei Arbeitgebern als „Gefragte Persönlichkeit“ punkten. – der Markenkern der HS Augsburg wurde jetzt wiederbelebt.
gende Bedeutung der Eltern und von Lehrern für die Meinungsbildung angehender Studierender abgeleitet. Und groß war denn auch das Staunen über den Fakt,
als Quintessenz zusammen: Stärkt die Kommunikation. Für
sich speziell an türkischsprachige Familien richtet. Ein
Rohrmair ist damit die Wegweisung zum konkreten Vorgehen
gravierendes Versäumnis, wisse man doch aus Stu-
gesetzt, um Werte, Hoffnungen und Motivation mit Leben zu
dien, Hochschulen für angewandte Wissenschaften
erfüllen. Dafür sind vier Handlungsfelder definiert, von „Kom-
bilden den „sozialen Lift“ für Menschen mit Migrati-
munikation“ über „Studium und Lehre“ sowie „Forschung
onshintergrund. Weil Fragen zur Marke, zur Corporate
Foto: Florian Hammerich
dass die HS Augsburg keinen Studienflyer besitzt, der
und Wissenstransfer“ bis „Internationalität“. Arbeitsteams mit HS-Präsident Schurk und den Vizepräsidenten Rohrmair und Thalhofer an der Spitze arbeiten sie auf.
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Bildu ng
Communication und konkret zum Internetauftritt dringend schlüssiger Antworten harren, hat sich der Marketingbereich in der HS Augsburg bereits auf den Weg gemacht. Dem Marketingmann Michael Grandel ist das nur recht, der Unternehmer stellt sich denn auch als „Projekt-Pate“ zur Verfügung. Vizepräsident Rohrmair hofft seinerseits darauf, dass die Marketingleute den anderen Fakultäten in absehbarer Zeit mit einem „Marketing-Werkzeugkasten“ voll Instrumente wie etwa Flyern zur Hand gehen. In Details geht schon die Arbeitsgruppe „Studium und Lehre“. Optimal zur Studienwahl aufklären und den Einstieg ins Stu-
Professor Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Vizepräsident der Hochschule Augsburg, erwartet im Bildungsumfeld „dramatische Veränderungen“.
dium erleichtern hat das Team um Vizepräsident Thalhofer bereits „übersetzt“ in Vorseminaren und „Schnupperkursen“.
gebe zahlreiche Projekte etwa zwischen Maschinenbau und
Gefördert werden interdisziplinäre Projekte wie „FreiRaum“.
Gestaltung, Wirtschaft und Informatik oder Elektrotechnik.
Es stellt den Neuen vor Studienbeginn am Beispiel einer fik-
Allein im Projekt „Felsensteinhaus“ von Elektrotechnik-
tiven Firma, die ein Produkt konstruiert und herstellt die Fa-
Dekan Prof. Dr.-Ing. Franz Raps arbeiten etwa 80 Studie-
kultäten Wirtschaft, Gestaltung und die Technikbereiche vor.
rende aus vier Fakultäten zusammen, um beispielsweise
Künftig sollen zudem verstärkt Teilzeitstudiengänge entwi-
Spiele für Menschen mit Behinderung zu konstruieren und
ckelt und modulweises Studieren unterstützt werden. Die Ver-
zu bauen. Quasi als „Leuchtturm“ sucht man unter dem Eti-
bindung in die Wirtschaft will man über duale Studiengänge
kett „Industrie 4.0“ das weite Feld der Ressourceneffizienz
fördern. Als „Studium 4.0“ beschreibt Thalhofer beispielswei-
für Anwendungen wie „Produktionssysteme der Zukunft“
se auch Ansätze zum E-Learning: „Wir bauen ein Zentrum
durch Vernetzen voranzutreiben.
auf, das bereits Kurse für die Virtuelle Hochschule Bayern entwickelt und bei technischen und didaktischen Fragen Unter-
Exemplarisch auch der relativ neue Studiengang „Master of
stützung beim Erstellen von Online-Kursen bietet.“
Applied Research“ – mit Studierenden aus allen Fachrichtungen -, hebt Prof. Rohrmair hervor. Die HS Augsburg hat sich
In einer Kernkompetenz der Hochschulen, Forschung und
dazu mit sieben weiteren Hochschulen verbündet. Oder das
Wissenstransfer, liegen die Prioritäten auf Interdiszipli-
Projekt „Graduiertenkolleg“ mit etwa einem Dutzend Dokto-
narität und Ausbildungsqualität. Die HS Augsburg nimmt
randen. Rohrmair schneidet damit das sensible, derzeit heftig
nachweislich in Anspruch, die fachbereichsübergreifenden
diskutierte
Kooperationen „massiv gesteigert“ (Rohrmair) zu haben. Es
an. Die Hochschulen besitzen es nicht, die nötigen Koopera-
Thema „Promotionsrecht für die Hochschulen“
Stipendien-Geschenke Talentförderung hat an der Hochschule Augsburg Priorität. Sie beteiligt sich daher von Anfang an am Programm der „Deutschlandstipendien“. Der Charme dieser von Bund und Ländern kofinanzierten Förderung besteht darin, dass ein privater Sponsor oder ein Unternehmen ein Stipendium in Höhe von monatlich 150 Euro finanzieren und der Staat sich zusätzlich mit demselben Betrag beteiligt. Die Laufzeit ist auf mindestens ein Jahr festgelegt. Michael Grandel, der Vorsitzende des Augsburger Hochschulrates, hat dieses Modell auf so kluge wie generöse Weise genutzt. Zu seinem 60. Geburtstag im Februar rief er zu einer Stipendien-Spendenaktion auf. Statt Ge-
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schenken engagierten sich seine Freunde und Ehrengäste gezielt zur Förderung von Augsburger Hochschul-Studierenden. Mit unerwartetem Erfolg. Die Hochschule wird ab dem kommenden Wintersemester neun zusätzliche Jahresstipendien aus einer Gesamtsumme von 32.400 Euro vergeben können.
Als eine von bislang wenigen Hochschulen in Deutschland haben die Augsburger ferner die „Online-Spende“ eingerichtet. Darüber hinaus können in Absprache mit der Hochschulleitung gezielte Spendenaktionen für das Deutschlandstipendium ins Leben gerufen werden. Mit dieser Förderung unter dem Motto „Gemeinsam Chancen geben“ und dem speziell für Unternehmen konzipierten hauseigenen Unternehmensstipendium bietet die Hochschule Augsburg, so ein Sprecher, „zeitgemäße Talentförderung, die zum einen die soziale Durchlässigkeit im Bildungsbereich unterstützt und es zum anderen Unternehmen ermöglicht, gezielt Nachwuchs-Fachkräfte für sich zu begeistern.“
Bildu ng
tionen mit Universitäten habe zu teils „schrägen Konstrukten“ geführt. Der Vizepräsident selbst präferiert das Modell eines „Pools“ mit Professoren aus Hochschulen und Universitäten als Promotionskolleg diverser Disziplinen, bei dem auch das wesentliche Qualitätskriterium der Gremienmitglieder durch die Größen „Drittmitteleinwerbung“ und „Doktorandenbetreuung“ gesichert wäre. Die Erfolge in der Drittmittelwerbung
„Reflexion und Selbstfindung“
könnte die HS Augsburg mit Fug und Recht ebenfalls als einen „Leuchtturm“ ausweisen. Von 3,3 Millionen habe man die Drittmittel binnen eines Jahres auf 4,4 Millionen Euro gesteigert. Der Freistaat setzt lediglich
Die Hochschulen stehen in einem massiven Veränderungsprozess und damit auch unter Druck. Wie die Hochschule Augsburg ihn zu bewältigen sucht, fasst ihr Präsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Eberhard Schurk im top schwaben-Interview zusammen.
ein Jahresplus von 6 % als Maßstab. „Drittmittelkönige“ der Augsburger Hochschule sind die Fachbereiche
top schwaben: Wo geht die Entwicklung
und dennoch innovative neue Lehr- und
Architektur un Bau, vor allem wegen
der Hochschule hin?
Lernformen ausprobieren und anwen-
ihrer ausgeprägten Weiterbildungs-
Hans-Eberhard Schurk: Wir wollen „top“
den. Und wir können Forschung auf
aktivitäten. Selbst ein Siedlungskon-
in Schwaben sein! Aber nicht nur das,
hohem Niveau betreiben ohne dass die
zept in Afrika wird mit EU-Geldern
die Hochschule nimmt mit diesem Ent-
Lehre, unser „Stammgeschäft“, darunter
erarbeitet. Das stärkste Wachstum bei
wicklungsplan aktiv die Herausforde-
leiden muss.
Mitteln aus Staatsförderung und von
rungen an, die derzeit jede Hochschule
Unternehmen registriert die Infor-
in Bayern beschäftigen. Neben der de-
Welche Rolle spielt in diesem Prozess der
matik, speziell für Anwendungen zur
mographischen Entwicklung ist dies die
Hochschulrat, quasi der externe Begleiter?
IT-Sicherheit. Regionale Wirtschafts-
Frage nach der regionalen und gesell-
Der Hochschulrat hat uns in dieser Pha-
kraft, politische Unterstützung und
schaftlichen Positionierung als Bildungs-
se der „Reflexion und Selbstfindung“
das hochschuleigene Fächerspektrum
institution, vor allem auch der Auf- und
sehr konstruktiv und sehr aktiv begleitet
sorgten für hohe Dynamik, erläutert
Ausbau der angewandten Forschung
und beraten. Insbesondere die externen
Forschungs-Vizepräsident Rohrmair.
und des Wissenstransfers.
Mitglieder haben den Prozess sehr be-
Die „Operation Profil“ stellt die Hoch-
Was heißt das für Studierende,
pektive auf die Hochschule haben. Der
schule Augsburg vor ein ganzes Kon-
Professoren und auch die Region?
Blick von außen hat manches Thema,
glomerat neuer Aufgaben. In der
In unserem Profilbildungsprozess muss-
das innerhalb der Hochschule vielleicht
Entwicklungsstrategie
„Hochschule
ten wir uns mit Spannungsfeldern aus-
besonders wichtig aussah, plötzlich in ei-
Augsburg 2025“ schälen sich Teile zu
einandersetzen: Regional versus inter-
nem ganz anderen Licht erscheinen las-
einem Gesamtbild heraus. Die „Ge-
national, Qualität versus Freiräume für
sen und auch relativiert. Der Aspekt der
fragte Persönlichkeit“ als Marke und
Innovationen, Forschung versus Lehre
Außenwirkung war den externen Hoch-
Wettbewerbsargument zeigt sich in
und vieles mehr. Dabei zeigte sich, dass
schulräten besonders wichtig. Sie haben
Umrissen. Dass sie auf den Catwalks
diese vermeintlichen Gegensätze Syn-
uns immer wieder ermutigt, noch präsen-
in der Bildungslandschaft bestehen
ergien schaffen. Wir können eine regi-
ter zu werden, den Kommunikationspro-
wird, steht für den Hochschulrats-
onal verwurzelte Hochschule sein und
zess konsequent weiterzuentwickeln, in
vorsitzenden Michael Grandel außer
dennoch auf dem internationalen Par-
der Art: „Ihr macht so tolle Sachen an der
Frage: „Es muss brillieren und faszi-
kett mitspielen. Wir können die hohe
Hochschule, das müsst ihr den Menschen
nieren.“
Qualität unserer Ausbildung sichern
draußen unbedingt zeigen!“
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Foto: Eckhart Matthäus, A3 Regio/HS Augsburg, privat
reichert, da sie eine völlig andere Pers-
Nam en & Neu igkeiten
Jonathan Besler hat eine andere Sicht der Dinge. Er sucht die Nacht, die Sterne, die Milchstraße – und fotografiert. Mit der Selbstbildnis mit Fotodrohne: Der 22-jährige Hintersteiner Jonathan Besler fotografiert die Bergwelt seiner Heimat. Am liebsten in der Nacht wie beim Motiv oben, mit Selbstauslöser über dem Nebel am Iseler bei Oberjoch im Allgäu.
Veröffentlichung seiner ersten Motive bei den Wissenschaftlern der „Milky Way Scientists“ stiegen auch die Likes auf Jonathan Beslers Facebook-Seite blitzartig an: Erst 1.000 Likes, dann 8.000, heute mehr als 16.000 Usern gefallen die Motive des fotografischen Autodidakten. „Ich habe mit 16 Jahren angefangen zu fotografieren und mir 2011 die erste Spiegelreflexkamera gekauft“, erzählt der gerade 22 Jahre alt gewor-
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Nam en & Neu igkeiten
Der Sternensucher aus Hinterstein Jonathan Beslers spektaktuläre Aufnahmen aus der Bergwelt Text: Wolfgang Strobl / Fotos: Jonathan Besler
dene Hintersteiner, der meist in den Bergen rund um seinen
Kein Wunder: Für seinen spektakulären, fünfminütigen Zeit-
Heimatort unterwegs ist. Es ist die Stille und überwältigende
rafferfilm „Dreamscapes“ schnitt er 15.000 Fotos (!) zu einem
Schönheit der Allgäuer Berge, die ihn und sein Internetpub-
Clip zusammen und ließ ihn vom Amerikaner Rob Fleming
likum fasziniert. Die Dämmerung, das aufziehende Sternen-
vertonen. Die Zeitschrift „Stern“ berichtete über ihn, 350.000
zelt, die Lichter unten im Tal und der Mond sind seine Haupt-
Menschen weltweit klickten seinen Film an, Unternehmen
akteure zwischen den Gipfeln der Allgäuer Berge. „Ich bin ein
fragten an. Doch Jonathan Besler geht seinen eigenen Weg:
Nachtmensch und gern bis zum Sonnenaufgang unterwegs“,
er macht sich selbstständig. Mit 22 Jahren, mit seiner Kame-
so der frischgebackene Mediendesigner, der jetzt, nach sei-
ra und seiner im Studium erworbenen Kompetenz. In Kürze
nem Studium sein Hobby zum Beruf machen wird.
präsentiert er seinen Kalender 2015: www.bit.ly/beslerphoto.de
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Sonnenstrahlen 端ber Sonthofen, aufgenommen vom Imberger Horn. Foto: Jonathan Besler
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Bl체hende Apfelb채ume in Bayerstetten bei Nesselwang. Foto: Jonathan Besler
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Viehscheid im Hintersteiner Tal. Foto: Jonathan Besler
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Die Milchstraße über dem südlichen Oberallgäu mit Mondaufgang am Ofterschwanger Horn. Foto: Jonathan Besler
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SPEZIAL top schwaben
aben top schw
E I R E S
e und s i e r k d n Die La en Städte i kreisfre bens Schwa – – Teil 2 llgäu is Osta Landkre
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s e s lo
top schwaben
SPEZIAL
Der Landkreis Ostallgäu Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor.
„Leben und Urlauben im Schlosspark“: Mit seinem Erlebnisraumkonzept Foto: Tourismusverband Allgäu Bayerisch-Schwaben
bindet sich das Ostallgäu ins Allgäuer Markenbild ein, definiert jedoch gleichzeitig die eigenen Stärken – sein emotionales Landschaftsbild mit dem weltbekannten Markenzeichen, dem Königsschloss Neuschwanstein. Ostallgäu zu reduzieren auf die Königsschlösser und erfolgreiche Tourismusregion wäre eindeutig zu wenig: Der Landkreis ist ein überraschend starker Produktionsund Wirtschaftsstandort, Bildungsregion und Vorreiter im Klimaschutz.
von Wolfgang Strobl, Kristin Ruckschnat, Florian Pittroff
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72 top schwaben
SPEZIAL
„Es gibt viel zu tun“
Interview mit Ostallgäus Landrätin Maria Rita Zinnecker Interview: Wolfgang Strobl
Frau Zinnecker, als einzige Frau im Kreise Ihrer
Ja, ich bin so etwas wie eine globalisierte Allgäuerin
Landratskollegen blickt ganz Schwaben sehr inte-
(lacht): im württembergischen Allgäu geboren, bis
ressiert auf Ihre Person – und darauf, was sich ge-
vor kurzem im Unterallgäu Kreisrätin, im Ostallgäu
genüber der Politik Ihres Amtsvorgängers ändern
Landrätin – und der Ehemann im Oberallgäu be-
wird. Wo setzt „weibliche Politik“ im Landkreis Ost-
schäftigt. Wir decken quasi das gesamte Allgäu ab.
allgäu andere Schwerpunkte?
Aber im Ernst: Allein die Landschaft macht das Ost-
Ob meine Herangehensweise als Frau an die anste-
allgäu besonders: flach im Norden, bergig im Süden.
henden Projekte eine andere ist, weiß ich nicht. Die
Nicht so schroff wie im Oberallgäu und touristisch
Aufgaben sind auf jeden Fall die gleichen. Und die
attraktiv. Dazu ist das Ostallgäu ein starker Wirt-
möchte ich möglichst gemeinsam mit den beteiligten
schafts- und Produktionsstandort mit einem großen
Akteuren voranbringen.
„Wir-Gefühl“ und viel Lebensqualität. Außerdem haben wir im Ostallgäu die Königsschlösser als heraus-
Sie gelten als Teamplayerin. Wie schwer ist es, die-
ragende Sehenswürdigkeiten im Tourismus mit rund
sen Führungsstil in einem politischen Amt an der
7.000 Arbeitsplätzen. Wenn ich bei überregionalen
Spitze einer Behörde mit Leben zu füllen?
Begegnungen gefragt werde, wo ich arbeite, sage
Wir haben rund 400 Beschäftige hier im Landrats-
ich gern ‚im weltweit bekanntesten Dienstgebiet: bei
amt. Für mich geht es darum, zusammen mit den
Neuschwanstein‘. Das kennt jeder.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus die Themen des Landkreises voranzubringen. Mein Ziel ist
.... und wo sehen Sie die größten „Klippen“, die im
es, möglichst viele Mitarbeiter aktiv einzubinden
Landkreis in den nächsten sechs Jahren auf Ihrem
und Teamgeist einzubringen. Bis in den Sommer hi-
Weg als Landrätin liegen?
nein gehe ich jede Woche in zwei Sachgebiete und
Klippen sehe ich nicht, vielmehr Herausforderungen,
schaue mir dort in den Abteilungen die Themen an.
die wir lösen müssen. Der Gesundheitsstandort Ostall-
Ich möchte wissen, was dort aktuell ist und gemein-
gäu ist sicher ein äußerst wichtiges Thema, verbunden
sam daran arbeiten und entwickeln.
mit der Nachnutzung der Krankenhäuser in Marktoberdorf und Obergünzburg. Dort sind wir auf einem
Bis zu Ihrem Amtsantritt am 1. Mai waren Sie eh-
guten Weg. In Marktoberdorf dagegen geht es darum,
renamtliche Kreisrätin im Unterallgäu, jetzt sitzen
zusammen mit Bürgermeister und Bürgern eine Lö-
Sie selbst im Chefsessel des benachbarten Land-
sung zu finden. Auch Inklusion, Infrastruktur, der de-
kreises. Wie schnell und worin ändert sich die Pers-
mografische Wandel mit ärztlicher und Notarztversor-
pektive auf die Verantwortung und Aufgaben eines
gung im ländlichen Raum sind wichtige Themen. Hier
Landrats?
haben wir als Landkreis zwar kein Mandat, können
Bis 30. April war ich als Kreisrätin Mitglied einer
jedoch politisch Einfluss nehmen – ebenso wie beim
Fraktion. Jetzt, als Landrätin, habe ich die Chance,
Thema Mobilität und Elektrifizierung der Bahn, die
über die Fraktionsgrenzen hinweg einen Konsens
uns mehr und mehr abhängt.
herzustellen. Ich hoffe, dass das gelingt. Es gibt viele Themen, die man miteinander anpacken kann.
Und was sind weitere künftige Themen? zept, um in der nächsten LEADER-Periode bis 2020
Milchviehbetrieb aufgewachsen ist, kennen Sie den
eigene Gestaltungsspielräume zu bekommen. Es
württembergischen und den bayerischen Teil des
gibt viel zu tun.
Allgäus sehr gut. Worin liegt für Sie der besondere Reiz, die besondere Attraktivität des Ostallgäus?
Frau Landrätin, vielen Dank für das Gespräch.
top schwaben
Foto: Axel Weiss
Wir erarbeiten derzeit im Ostallgäu ein eigenes KonAls „waschechte“ Allgäuerin, die im elterlichen
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SPEZIAL top schwaben
Ehre, wem Ehre gebührt Der Landkreis Ostallgäu geht beim Ehrenamt besondere Wege Text: Florian Pittroff
beispielsweise durch den BLSV – Bayerischen Landessportverband, den Allgäu-Schwäbischen Musikbund, die Trachten- und Schützengaue und die Verbände im sozialen Bereich und im Rettungswesen. Der Tatsache, dass die Formen des Ehrenamtes sich verändern, das Ehrenamt als solches aber bleibt, dem hat sich der Landkreis Ostallgäu gestellt und zwar nachahmenswert und vorbildlich. Dort wurde vor einem Jahr die sogenannte „Ser-
Es ist ja immer so eine Sache mit dem Ehrenamt.
vicestelle EhrenAmt“, die bereits seit 2006 in Teil-
Bei jeder Kindergarteneröffnung, jeder Sportver-
zeit eingerichtet wurde, nun zu einer Vollzeitstelle
anstaltung oder Vereinsfeierlichkeit erläutert ein
erweitert. „Dadurch kann man persönliche Kon-
Bürgermeister, ein Vereinsvorstand oder der Vor-
takte nach draußen knüpfen und sich kennenler-
sitzende des Kindergartens das Ehrenamt. Und
nen. Es soll Bewährtes weiter gefördert und aner-
immer nach dem gleichen Schema: „Ohne das
kannt und die Möglichkeit für neues Engagement
Ehrenamt wäre das alles nicht möglich“, „vielen
geschaffen werden“, so Brigitte Pal von der Servi-
Dank an die vielen Ehrenamtlichen“. Aber was ge-
cestelle Ehrenamt. Derzeit ist sie unterwegs durch
nau ist „Ehrenamt“ überhaupt? Wer hilft wem und
den Landkreis um mit Bürgermeistern und Ober-
warum, wegen der Ehre oder wegen was sonst?
bürgermeistern zu sprechen, was man zusammen
Die Mutter eines Jungen, der in der D-Jugend ei-
anpacken kann.
nes schwäbischen Fußballvereins spielt, hat es vor
Fotos: Landratsamt Ostallgäu
Der Landkreis Ostallgäu hat zahlreiche Inhaber der Ehrenamtskarte zu einem besonderes Klangerlebnis geladen: zum Konzert mit Orgel und Trompete in Irsee.
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kurzem in einem Gespräch am Rande eines Tur-
Die
Website
www.ehrenamt-ostallgaeu.de
ist
niers sehr gut auf den Punkt gebracht. Sie sagte
ebenfalls auf das breite bürgerschaftliche Engage-
über ihre ehrenamtliche Tätigkeit: „Erst backen
ment zugeschnitten und soll Vereine und Selbst-
wir Mütter den Kuchen, dann spenden wir ihn,
hilfegruppen sowie das Engagement Einzelner
dann schieben wir unseren Dienst und verkaufen
und nicht organisierter Gruppen unterstützen.
den Kuchen. Und zuletzt sehen wir zu, dass wir
Hier kann man sich Infos zu besonderen Projek-
den übriggebliebenen Kuchen auch noch selber
ten, Fortbildungen und last but not least zu der
kaufen.“ Dies ist eine zugegebenermaßen sehr
sogenannten Ehrenamtskarte holen. Die Ostall-
pointierte Beschreibung ehrenamtlicher Tätigkeit.
gäuer Ehrenamtskarte ist nämlich eine einmali-
Treffender könnte sie aber dennoch kaum ausfal-
ge und wertvolle Form von Anerkennungskultur.
len. Denn sie macht deutlich, dass ohne ehren-
Mit den ersten 500 Ehrenamtskarten „KönigsCard
amtliche Arbeit nun wirklich rein gar nichts läuft.
– Im Ehrenamt für unser Ostallgäu“ wurde 2012
Vielmehr ist bürgerschaftliches Engagement heute
ein Instrument geschaffen, mit dem der Landkreis
wichtiger und notwendiger denn je. Denn an den
und seine Kommunen „Dankeschön“ sagen kön-
Stellen, an denen unser Staat nicht alle Bedürfnis-
nen für die vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkei-
se seiner Bürger abdecken kann, ist ehrenamtli-
ten. Diese Karte ist aber nicht nur einfach so eine
che Arbeit essentiell für die Funktionsfähigkeit
Karte für Rabattmarken oder Glückskleebildchen,
unserer Gesellschaft. Besonders gut funktioniert
die Ostallgäuer Ehrenamtskarte erkennt das hohe
die Gesellschaft demnach im Ostallgäu. In Zahlen
ehrenamtliche Engagement vieler Bürger/innen
ausgedrückt bedeutet dies, dass 48 % der Allgäuer
an und bietet ausgewählten Engagierten im Land-
sich in ihrer Freizeit engagieren. Im Bundesver-
kreis 250 kostenlose und attraktive Erlebnisange-
gleich liegt das Allgäu damit an vierter Stelle. Tra-
bote im gesamten Landkreis. Zum Beispiel Gip-
ditionelles Engagement findet mehr in den ländli-
felerlebnisse mit den Bergbahnen, Schifffahrten,
chen Gegenden, innovatives Engagement eher in
Badevergnügen oder Besuchsmöglichkeiten für
städtischen Gebieten statt (Quelle: Engagement-
Museen. Besonders gut kommen Gemeinschafts-
Bericht der Bundesregierung 2013). Dabei leisten
veranstaltungen an. „Sind die Ehrenamtlichen
die Dachverbände einen hochwertigen Beitrag,
doch zumeist bescheiden und was ihre Arbeit
Angeregte Gespräche beim Tag der Vereine zwischen dem neuen Bürgermeister von Marktoberdorf, Dr. Wolfgang Hell und Brigitte Pal von der Servicestelle Ehrenamt im Landratsamt Ostallgäu.
betrifft, etwas zurückhaltend, so nehmen sie die
vom Landkreis Ostallgäu. Das Schwungrad bietet
Gemeinschaftsveranstaltungen doch gerne und
eine Datenbank zur Vermittlung von Ehrenamt-
mit großem Zuspruch an, bei denen sie eine sehr
lichen. Mit dieser kann man sich einen ersten
gute Gelegenheit zu Gesprächen und gegenseiti-
Überblick über aktuelle Engagement-Angebote im
gem Erfahrungsaustausch haben“, so Brigitte Pal.
Ostallgäu verschaffen, sich als Freiwilliger regis-
Bei der Auswahl der Karteninhaber wirken die Ge-
trieren oder als Einrichtung seine Angebote für
meinden aktiv mit. Alle Bürgerinnen und Bürger
Freiwillige aufnehmen lassen. Und weil es – wie
sind aufgefordert, besonders engagierte Ehren-
so oft im Leben – ohne Nachwuchs nicht geht, ha-
amtliche bei ihren Heimatgemeinden für den Er-
ben sich die Macher des Schwungrades überlegt,
halt der Karte vorzuschlagen. Aus den einzelnen
wie man die Jugend für das Ehrenamt begeistern
Vorschlägen werden dann die 500 Ehrenamtskar-
kann. Das Ergebnis: Das Schwungrad führte das
tenbesitzer ausgewählt. Im Oktober dieses Jahres,
Projekt „Jugend ins Ehrenamt“ an verschiedenen
genauer gesagt am 19. Oktober werden dann zum
Ostallgäuer Schulen durch. Das Ehrenamt ist aber
zweiten Mal die 500 Ostallgäuer Ehrenamtskarten
keine Erfindung unserer Zeit. Schon in der Antike
an besonders engagierte Bürger im Landkreis ver-
genoss das Ehrenamt einen äußerst hohen Stel-
liehen. „Das Ehrenamt ist wichtige Säule unserer
lenwert. So war es schon im alten Athen Sache
Gesellschaft, gestaltet das soziale Miteinander und
jedes männlichen Bürgers, sich für das Gemein-
verdient besondere Anerkennung“, so Landrätin
wesen zu interessieren und sich für dessen Wohl
Maria Rita Zinnecker.
zu engagieren. Und auch im Römischen Reich
Leinen los. Als Dank für das Engagement gibt es für die Ehrenamtskarteninhaber eine stimmungsvolle Schifffahrt auf dem Forggensee. Unten: Tag der Vereine im Schulzentrum Marktoberdorf
war die Tugend der aktiven Bürgerschaft, sich für Damit aber noch nicht genug – frei nach dem Motto
das Gemeinwohl zu engagieren, stark ausgeprägt.
„Tue Gutes und rede darüber“ wurde bereits 2006
Schon damals war also die Gesellschaft darauf
das Freiwilligen Zentrum „Schwungrad“ des Bay-
angewiesen, dass möglichst viele freiwillige Hel-
erischen Roten Kreuzes gegründet, um Bürger, die
fer ihr Tun und Handeln in den Dienst eben die-
freiwillige Tätigkeiten suchen, gezielt an suchende
ser Gesellschaft stellen. Daran hat sich bis heute
Organisationen zu vermitteln. Es wird unterstützt
nichts geändert.
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SPEZIAL top schwaben
Nägel mit Köpfen für die Bildung Qualitätssiegel „Bildungsregion“ für den Landkreis Ostallgäu Text: Florian Pittroff
„Wenn es um das Thema ‚Bildung‘ geht, reden alle mit: Politiker und Bildungsforscher, Ökonomen, Schauspieler, Sportler, Unternehmer und Eltern und andere mehr. Und so ergibt sich ein besonders buntes und facettenreiches Meinungsbild darüber, was schief läuft im deutschen Bildungssystem und was verbessert werden muss. Und vor allem gibt es sehr viele und auch unterschiedliche Vorstellungen davon, was unser Bildungssystem zu leisten habe“. Soweit Bundespräsident Joachim Gauck bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundes-
Spatenstich am 29. März 2012 für das Gymnasium Buchloe, das bereits seit dem Schuljahr 2013/14 im neuen Gebäude ist und zurzeit drei Jahrgangsstufen von der 5. bis 7. Klasse hat.
republik Deutschland an zwölf engagierte Frauen
Das Gymnasium wurde als eines der ersten Projekte nach dem „bayerischen Modell“ der Öffentlich-Privaten Partnerschaft realisiert.
und Männer aus dem Bildungsbereich im Schloss Bellevue am 6. Mai 2013. Im Landkreis Ostallgäu
werden. „Wir brauchen Lösungen aus der Region
scheint dies irgendwie anders zu sein – soll heißen,
und für die Region“, betont Penzholz.
hier wurden in Sachen Bildung schon mal Nägel mit Köpfen gemacht. So hat sich der Landkreis
Die große Ausdehnung des Landkreises Ostall-
zum Beispiel an der Initiative „Bildungsregionen
gäu verlangt, dass flächendeckend wohnortnahe
in Bayern“ des bayerischen Staatsministeriums
Angebote zur schulischen und außerschulischen
für Unterricht und Kultus beteiligt. Am 10. März
Bildung geschaffen werden. Mit der Errichtung
dieses Jahres hat man dann das „Qualitätssiegel
des neuen Gymnasiums Buchloe wurde hier zum
Bildungsregion“ entgegen nehmen können.
Beispiel ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Frü-
Fotos: Landratsamt Ostallgäu, Zooey Braun
her mussten Buchloer Gymnasiasten einen weiten
76
Nach den Worten des englischen Philosophen
Schulweg in Kauf nehmen. Sie pendelten entweder
und Sozialwissenschaftlers Herbert Spencer ist
nach Kaufbeuren, Mindelheim, Türkheim, St. Otti-
„das große Ziel der Bildung nicht nur im Wissen,
lien oder Landsberg. Mit der Eröffnung des Buch-
sondern vor allem im Handeln“ zu sehen. „Netz-
loer Gymnasiums wurde es nun für alle Beteiligten
werkarbeit ist also das Thema“, so Dr. German
etwas einfacher – was den Schulweg betrifft. Das
Penzholz, Bildungskoordinator beim Landrats-
Gymnasium ist seit dem Schuljahr 2013/14 in dem
amt Ostallgäu. Die Zusammenarbeit von Schulen,
neuen Gebäude und hat zurzeit drei Jahrgangsstu-
Kommunen, Jugendhilfe, der Arbeitsverwaltung,
fen 5. bis 7. Klasse. Jedes Schuljahr wird eine wei-
der Wirtschaft und weiterer außerschulischer Or-
tere Jahrgangsstufe hinzukommen. Derzeit wer-
ganisationen im Landkreis soll dadurch gefördert
den ca. 290 Schüler in zehn Klassen unterrichtet.
Und was ist nach dem Abitur? Uni, Beruf, beruf-
den Volkshochschulen wurden kompetente Part-
liche Weiterbildung. Auch dafür ist der Landkreis
ner gefunden, die die Bildungsberatung in den
Ostallgäu ebenfalls bestens aufgestellt. Für den Be-
Landkreis tragen. Die VHS-Mitarbeiter nutzen den
reich „berufliche Weiterbildung“ legt das Bildungs-
persönlichen Kontakt zu den Menschen und spre-
portal Allgäu einen Grundstein und bietet den
chen sie auf die Bildungsberatung an.
Bildungsinteressierten eine zentrale Anlaufstelle. Sein Vorläufer, das Bildungsportal Ostallgäu/Kauf-
Im Jahr 2013 wurde die Bildungsberatung des
beuren, wurde im Herbst 2009 im Landkreis Ost-
Landkreises Ostallgäu vom Deutschen Institut für
allgäu sowie in der Kreisfreien Stadt Kaufbeuren
Erwachsenenbildung (DIE) zum „Fachzentrum
erfolgreich eingeführt. Hier kann man sich über
berufliche Bildung (ProfilPASS®-Dialogzentrum)“
alles informieren was mit Bildung zu tun hat. Es
ernannt. „Der ProfilPASS® ist ein Instrument, um
gibt unter anderem Tipps zu Ausbildung, Studium,
Kompetenzen, Fähigkeiten, Stärken und persönli-
Weiterbildung, Umschulung, Lehrgang und Fi-
che Interessen die neben Beruf auch in Familie,
nanzierung. Es gibt aber auch Infos für Bildungs-
Freizeit oder Ehrenamt erworben wurden, erken-
einrichtungen und Tipps zu Fachkräftesicherung,
nen zu können“, so Kühn. Mittlerweile wird das
Fernlehrgang, betriebliche Weiterbildung und Bil-
Konzept fortgeschrieben. Unternehmen sollen
dungsberatung.
ebenfalls vom Nutzen des ProfilPASS® überzeugt werden, damit Mitarbeiter entsprechend ihrer
Apropos Bildungsberatung: Die Bildungsberatung
Stärken und Interessen effektiv an Arbeitsplätzen
des Landkreises Ostallgäu hat zusammen mit den
eingesetzt werden können.
Volkshochschulen ein Konzept für die Erstberatung vor Ort entwickelt. „Wir verbessern so das
Der Bestsellerautor Dietrich Schwanitz zog die
wohnortnahe Angebot der Bildungsberatung wei-
letzte Konsequenz aus Pisa, Bildung und anderem
ter“, sagt Michael Kühn, der die Bildungsberatung
und verfasste einen Schnellkurs der Weltkultur mit
im Landkreis inzwischen fest etabliert hat. In drei
dem Titel „Bildung. Was Sie wissen müssen.“ Was
Jahren hat Kühn 700 Beratungen zur beruflichen
man über Bildung wissen muss und wie man es
Fort- und Weiterbildung durchgeführt. Die Erfah-
gut umsetzt, das weiß man im Landkreis Ostallgäu
rung zeigt, dass die Menschen am besten durch
sehr genau. Mit Engagement und Kompetenz wird
persönliche Ansprache zum kostenlosen und trä-
das Projekt Bildungsregionen in den kommenden
gerneutralen Angebot des Landkreises finden. Mit
Jahren fortgeschrieben!
Bildungsportal im Web und persönliches Gespräch: In drei Jahren wurden 700 Beratungen zur beruflichen Fort- und Weiterbildung geführt.
Seite 1
Landkreis Ostallgäu: Hier gedeiht eine starke Wirtschaft! Peter Dä ub ler Wirtschaftsreferent
Hervorragende Infrastruktur, qualifiziertes Fachpersonal, günstige Stand ortkosten und eine hervorragende Lebensqualität. Das sind Faktoren, die das Ostallgäu zu einem ausgezeichneten Investitionsstandort machen. (Mehr Infos siehe QR Code.) Das Team der Wirtschaftsförderung am Landratsamt Ostallgäu unterstützt ansässige Betriebe, Existenzgründer und ansiedlungswillige Unternehmen gleichermaßen bei sämtlichen standortrelevanten Fragen.
Andreas Neukam Wirtschaftsförderer
w ww.wirtsc ha ft o sta ll gaeu.d e 77
SPEZIAL top schwaben
„Wir haben rechtzeitig mit dem Klimaschutz angefangen“ Der Landkreis Ostallgäu nimmt den Klimaschutz ernst: Langfristig sollen Wärme und Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Außerdem unterstützt der Landkreis vielfältige Projekte zum Thema. Text: Kristin Ruckschnat
Landkreis initiiert, finanziert oder organisatorisch unterstützt, beschreiben die Vielfalt des Themas. Dazu zählen beispielsweise der kostenlose ÖPNV für Urlaubsgäste, die Renaturierung der Moore und der Ausbau der Radwege. Eines der neuesten Projekte, dessen Startschuss im August fällt, widmet sich der Elektromobilität. Gemeinsam mit den Lechwerken (LEW), der Forschungsstelle für Energiewirtschaft und der Stadt Buchloe erforscht der Landkreis das Mobilitätsverhalten von Pendlern im Raum Buchloe. Ziel des dreijährigen Projekts ist es, die Ladeinfrastruktur für Elektroautos zu verbessern und Aufschluss über die Pendlersituation vor Ort zu erlangen. Ein weiteres Projekt, das derzeit in Planung ist, betrifft die Schulen. Ab Oktober lernen Drittklässler in drei Doppelstunden, was Energie überhaupt ist und warum sie so wichtig ist. Dazu gehören auch praktische Übungen: So dürfen die Schüler ein Energiemessgerät mit nach Hause nehmen, um daheim zu testen, wie viel Strom der Kühlschrank
Fotos: Landratsamt Ostallgäu
Das Landratsamt Ostallgäu produziert über Photovoltaikanlagen eigenen Strom.
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„Das Besondere ist, dass man bei uns rechtzeitig
verbraucht und ob der Fernseher ausgeschaltet
mit dem Klimaschutz angefangen hat“, sagt Jo-
wirklich ohne Strom auskommt. „Wir versprechen
hannes Fischer. Der Klimaschutzbeauftragte des
uns dadurch eine sehr gute Wirkung auch in die
Landkreises Ostallgäu denkt dabei an eine Reso-
Elternhäuser hinein“, sagt Fischer. Das Budget für
lution, die der Kreistag und die Bürgermeister be-
den Klimaschutz beläuft sich im Landkreis in die-
reits 2008 verabschiedet haben: Langfristig eine
sem Jahr auf etwa 95.000 Euro. Daraus werden
100-prozentige Versorgung des Landkreises mit
– je nach Projekt und Partner – die unterschiedli-
regenerativen Energien. Zur Überprüfung soll bis
chen Maßnahmen (teilweise) finanziert. Zusätzlich
2020 die Hälfte erreicht sein. Ein durchaus realis-
können Gelder über Sponsoren eingeworben oder
tisches Ziel, schaut man auf die Zahlen von 2011:
Fördermittel beantragt werden.
In dem Jahr wurden bereits 75 Prozent des Stroms und 24 Prozent der Wärme regenerativ erzeugt.
Die Voraussetzung dafür, dass der Klimaschutz im Ostallgäu so gut klappt, ist nicht nur die Be-
Klimaschutz ist im Ostallgäu mehr als reine Sta-
teiligung der vielen engagierten Bürger und auf-
tistik. Die unterschiedlichen Maßnahmen, die der
geschlossenen Unternehmen. „Wir versuchen, das
Thema nicht mit erhobenem Zeigefinger rüber zu bringen, sondern machen den Leuten den Mehrwert klar. Etwa, dass durch Klimaschutzmaßnahmen wirtschaftlich mehr rauszuholen ist oder es das Image verbessert“, so Fischer. Außerdem gehe der Landkreis mit gutem Beispiel voran, indem er etwa seine Liegenschaften nach Passivhausstandard baue oder saniere. „Wenn man es nicht selbst machen würde, bräuchte man draußen erst gar nicht anfangen“, erklärt Fischer. So betreibt der Landkreis eigene Photovoltaikanlagen und
Regenerative Stromerzeugung im Ostallgäu Sehr erfolgreich verläuft im Ostallgäu die Gewinnung von regene-
Erneuerbare Energien Energieeffizienz (Berichtsjahr rativem Strom mit einemund Anteil von 75 Prozent im Jahr 2011. An 2011) der Spitze ist die Wasserkraft, durch die insbesondere im Forggenseekraftwerk sowie im Kraftwerk Bärensee bei Biessenhofen und in kleineren Kraftwerken entlang der Wertach Strom erzeugt wird. Der Anteil der regenerativen Wärme beläuft sich im selben Jahr auf 24 Prozent. Er stammt vor allem aus Holz. Da das Potential von Holz aber nicht unbegrenzt ist, ist in diesem Bereich vor allem die Senkung des Gesamtwärmeverbrauchs ein Ziel.
Kleinwindkraftanlagen auf seinen Liegenschaften, hat den eigenen Fuhrpark um ein Elektrofahrzeug ergänzt (das natürlich mit Ökostrom betankt wird) und die ausgehende Post auf klimaneutralen Versand umgestellt. Beim klimaneutralen Versand rechnet der Dienstleister aus, wie viel CO2-Emissi-
Wasser
Strom aus
29%
erneuerbaren Energien fossil/nuklear
25%
Wind
onen durch den Transport der Post entstehen und investiert entsprechend in Klimaschutzprojekte.
Holz Solar
26%
Biogas
3% 2%
15%
Seine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz will der Landkreis auch in Zukunft behalten. Zum Beispiel, wenn es um die nicht mehr vermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels geht. Fischer:
Holz
Wärme aus
erneuerbaren Energien
20% Biogas 2%
„Wir haben unsere Hausaufgaben hier zu machen,
Solarthermie 2%
aber wir werden im Ostallgäu nicht das Weltklima
Umweltwärme
1%
retten. Wenn sich nicht alle Länder ganz schnell zusammenraufen, dann stellt uns das auch hier im Allgäu vor Probleme.“ Und dafür müsse man
Fossil
75%
rechtzeitig die Weichen stellen.
„Bei uns gibt es einige sehr, sehr gute Beispiele im Klimaschutz. Aber wir fragen uns selbst auch immer, was wir noch verbessern können.“
Abb. 3: Anteil der erneuerbar en Energien am Endenergieverbrauch Wärme und Strom fü den Landkreis Ostallgäu
Johannes Fischer
Die Bau- und Energietage Ostallgäu besuchten 2013 über 6.000 Interessierte.
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SPEZIAL top schwaben
Ostallgäu Obergünzburg
Kaufbeuren
Kerngebiet Marktoberdorf Kempten
Mehr Moor für‘s Klima
Weitnau Wertach Sonthofen
Oberstdorf
Pfronten Füssen
Moorlandschaften sind nicht nur schön, sondern speichern auch Kohlendioxid. Die Allgäuer Moorallianz will ihre Qualität erhöhen. Text: Kristin Ruckschnat
Oberallgäu
Hellgrün: das Projektgebiet der Moorallianz; dunkelgrün: Kerngebiet der Maßnahmen umsetzung Naturschutz.
Libellen schwirren durch die Luft, seltene Pflan-
ren, entstand das Projekt „Allgäuer Moorallianz“,
zenarten blühen in bunten Farben, Schmetterlin-
das 2009 beim Wettbewerb „idee.natur-Zukunfts-
ge saugen Nektar aus den Blüten: Moore erhöhen
preis Naturschutz“ vom Bundesumweltministeri-
die Artenvielfalt und unterstützen den Hochwas-
um zu einem der fünf Sieger gekürt wurde. Durch
serschutz. Im Alpenvorland prägen sie die Land-
die finanzielle Förderung, die sich auf 8,7 Millio-
schaft und halten Kohlendioxid, solange sie nicht
nen Euro bis 2022 beläuft, konnten die Landkreise
entwässert werden. Und das ist gleichzeitig das
Ostallgäu und Oberallgäu den Zweckverband „All-
Problem: Moore wurden lange Zeit entwässert,
gäuer Moorallianz“ als Projektträger gründen und
etwa damit die Bevölkerung Torf als Brennmate-
ein Büro eröffnen.
Fotos: Günter Riegel, Herbert Stadelmann, Simone Reylaender (2), Gwendolin Dettweiler
rial stechen konnte. In ganzjährig nassen Mooren
80
fehlt der Sauerstoff und abgestorbenes Pflanzen-
Dieses kümmert sich beispielsweise darum, Grund-
material wird nicht zersetzt. Das Moor wächst um
stücke im Hochmoor zu kaufen, um es zu renatu-
etwa einen Millimeter pro Jahr. Kommt Torf hin-
rieren. Keine einfache Aufgabe, da die Besitzver-
gegen mit Sauerstoff in Berührung, zerfällt es un-
hältnisse sehr kleinteilig strukturiert sind und die
ter der Freigabe des Treibhausgases Kohlendioxid
Grundstücke beispielsweise eine Größe von 200 auf
– in Bayern stammen ungefähr acht Prozent der
fünf Meter haben. Diese Aufteilung geht auf Agrar-
menscheninduzierten Treibhausgase aus Mooren.
reformen ab Mitte des 18. Jahrhunderts und auf die Ablösung von Lehensverhältnissen, Pflichten
Um die Qualität der Moore zu erhöhen und Maß-
und Nutzungsrechten der ansässigen Bauern im
nahmen wie die Wiedervernässung durchzufüh-
19. Jahrhundert zurück. „Wenn man viele dieser
Beispiel ist „torffrei gärtnern“, das im Rahmen der Imagekampagne „global denken, regional handeln“ gespielt wird. Das Anliegen: Torf gehört ins Moor, nicht in den Blumentopf. Denn obwohl es Alternativen gibt, steckt in Blumenerde weiterhin ein riesiger Anteil Torf. Dieser wächst nur sehr langsam nach und setzt Kohlendioxid frei. 2013 brachte die Allgäuer Moorallianz gemeinsam mit verschiedenen Partnern daher ein Substrat auf den Markt, in dem Kompost, Holzfasern und Rindenhumus verarbeitet sind. Mit großem Erfolg: Innerhalb von zwei Monaten gelangten 2013 mehr als 10.000 Säcke à 45 Liter in den Vertrieb, eine Menge, die eigentlich für drei Jahre vorgesehen war. In diesem Jahr ist die verkaufte Menge erneut gestiegen. Eine weitere Aufgabe des Projektbüros ist es, die Landwirte in der Umgebung einzubeziehen. Im 50-Höfe-Programm werden sie bei der Pflege der Streuwiesen unterstützt. Streuwiesen stehen auf Niedermooren und werden nur einmal im Jahr gemäht; aufgrund des geringen Futterwertes wird Grundstücke angekauft hat, heißt das noch lan-
das Mähgut heute wieder vermehrt als Einstreu
ge nicht, dass man viel Moor besitzt“, sagt Dr. Ul-
für Stallungen verwendet. Der Boden dieser Wie-
rich Weiland, Projektleiter. „Um überhaupt darauf
sen ist sehr nass, sodass sie mit normalen land-
arbeiten zu können, muss man versuchen, durch
wirtschaftlichen Geräten nicht befahren werden
weiteren Ankauf oder Tausch größere zusammen-
können. Das Programm fördert den Kauf von Ma-
hängende Einheiten zu bilden.“ Und das sei gar
schinen, die für die Bewirtschaftung der Wiesen
nicht so einfach. Die Grundstücke gehören Privat-
hilfreich sind. Die Pflege ist für die Landschaft sehr
personen, die zunächst ausfindig gemacht werden
wichtig, viele Blumen blühen beispielsweise nur,
müssen. Allerdings kämen auch manchmal Perso-
weil der Landwirt sie jährlich mäht.
nen von alleine auf das Projektbüro zu, die mit dem Land nichts mehr anfangen können und es gerne
Ein wichtiger Baustein in der Regionalentwicklung
verkaufen. „Das sind ganz unterschiedliche Situa-
ist der Tourismus. „Es ist wichtig, sich das Moor
tionen, denen man jeweils gerecht werden muss“,
selbst anzuschauen“, sagt Gwendolin Dettweiler,
sagt Weiland. Erste Renaturierungsmaßnahmen
Regionalmanagerin im Projekt. „Das Moor ist zu al-
beschränken sich daher auf Flächen, die öffentli-
len Jahreszeiten wunderschön. Egal, ob im Winter
ches Eigentum sind.
mit einer dicken Schneedecke; im Frühjahr, wenn alles blüht; im Sommer, wenn die Hitze über dem
Die Themen der Allgäuer Moorallianz betreffen
Moor flirrt oder im Herbst, wenn sich das Pfeifen-
nicht nur Grundstückseigentümer, sondern spre-
gras rot färbt.“ Interessierte können sich auf ver-
chen genauso den Normalverbraucher an. Ein
schiedenen Pfaden ein eigenes Bild machen. Ganz
Torf gehört ins Moor und nicht in den Blumentopf: Die torffreie Erde ist ein Verkaufsschlager.
aktuell eröffnet etwa ein Moorerlebnisweg im Tuf-
Wertvoller Lebensraum Über 100 stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten leben in den Allgäuer Mooren. Dazu zählt der Schmetterling Hochmoor-Gelbling (siehe Titelbild)
fenmoos in der Gemeinde Missen-Wilhams. Zudem bildete die Allgäuer Moorallianz 2012 Moor-Erlebnisführer aus, die Touristen und Einheimischen die Besonderheiten der Landschaften erklären und für Fragen zur Verfügung stehen. Für ihren vorbildlichen Einsatz erhielten sie 2013 die Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.
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SPEZIAL top schwaben
Weit mehr als „nur“ Tourismus
pflichtig Beschäftigte (SVB) arbeiten in über 7.862 Be-
Der Produktionsstandort Ostallgäu zeigt sich unerwartet stark
Maho (1.105), Huhtamaki (1.000), Georg Jos. Kaes
trieben. Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von saisonal zwischen 2,4 und 3,2 Prozent herrscht im Landkreis Ostallgäu Vollbeschäftigung. Zwar sitzen mit AGCO Fendt (2.786 Beschäftigte), Deckel (900), Nestlé Deutschland (816) oder den Karwendel Werken Huber (403) etliche namhafte Unternehmen im Landkreis. Die „Global Player“ Nestlé und AGCO-
Der Tourismus ist im Landkreis Ostallgäu traditio-
Fendt investierten zuletzt auch je 300 Millionen Euro
nell ein solides Standbein der Wirtschaftsstruktur.
am Standort Ostallgäu. Das Gros aller Arbeitsplätze
Überraschend dagegen ist, dass nur jeder achte
(92 Prozent) stellen jedoch die vorwiegend familien-
Arbeitsplatz im Bereich Tourismus angesiedelt
geführten kleinen und Kleinstbetriebe mit einem bis
ist. Denn das Ostallgäu ist weit mehr als eines der
neun sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die
liebsten Reiseziele Deutschlands. Der Landkreis
drei größten Branchen stellen „Handel; Kfz“ (1.455),
ist in erster Linie eine Wirtschaftsregion mit einer
„Baugewerbe“ (93) und „Verarbeitendes Gewerbe“ mit
entwicklungsstarken Industrie-, Handwerks- und
732 Betrieben, die über Bundesstraßen, die A96 und
Tourismusstruktur und ist Lebensraum für rund
A7 hevorragend an das überörtliche Straßennetz an-
134.000 Menschen, die sich auf insgesamt 45 Städ-
gebunden sind. Dort, wo die unmittelbare Nähe zu den
te, Märkte und Gemeinden verteilen. Nicht zuletzt
Autobahnen gegeben ist, sind auch die größten kur-
aufgrund des stabilen mittelständischen Gefüges
fristig verfügbaren Gewerbeflächen verfügbar. Aktuell
bietet der Wirtschaftsraum ein reichhaltiges Ange-
sind das in Buchloe ca. 10 und in Füssen 20 Hektar
bot an Arbeitsplätzen. Über 63.100 Erwerbstätige
– mehr als die Hälfte aller komplett verfügbaren Ge-
und davon nahezu 41.600 sozialversicherungs-
werbeflächen.
wos
TAG E N U N D TA FE LN M IT G E N U S S Historisch geprägt, atmosphärisch einzig: Als vielfach ausgezeichnetes Konferenzhotel gehört Kloster Irsee zum erlesenen Kreis der „Allgäu TopHotels“ und bietet seinen Gästen den glanzvollen Rahmen für internationale Begegnungen und anspruchsvolle Tagungen. Es stehen 81 stilvoll eingerichtete Gästezimmer und 15 mit modernster Technik ausgestattete Tagungsräume zur Verfügung. Auch für seine hochkarätigen Konzerte, Kunst- und Kulturveranstaltungen ist Kloster Irsee weit über Bayern hinaus bekannt. Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum
82
Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
W W W. K LO S T E R - I R S E E . D E Klosterring 4 | 87660 Irsee · vertrieb@kloster-irsee.de · T 08341 906-620 · F 08341 74278
Wo Deutschland am besten ist Ostallgäu auf hervorragendem Platz 25 von insgesamt 402 Regionen
Fotos: Schwangau/Ostallgäu, Füssen Tourismus und Marketing/guenterstandl.de
Das Hohe Schloss zu Füssen thront über dem Lech, der wenige Kilometer flussabwärts in den Forggensee mündet. Der fünftgrößte bayerische See ist gleichzeitig der größte See im Allgäu.
stitut „Prognos“ für das „Handelsblatt“ erstellte „Zukunftsatlas 2013“. Lag der Landkreis Ostallgäu im Jahr 2010 noch auf Rang 164, so belegt er drei Jahre später mit Rang 79 einen Platz im ersten Viertel aller 402 Kreise und Kreisfreien Städte in Deutschland. Dem Ostallgäu werden hierbei sehr gute „Zukunftschancen“ konstatiert – in dieser Kategorie führt der Landkreis sogar. Besonders in den Bereichen „Wohlstand & soziale Lage“ (bundweit Platz 27 und „Dynamik“ Platz 44 steht das
Als im Frühjahr das Wirtschaftsmagazin „Focus
Ostallgäu bestens da.
Money“ seine deutschlandweite Vergleichsstudie „Wo Deutschland am besten ist“ veröffentlichte,
Als Teil der Metropolregion München will sich das
war die Freude im Landratsamt groß: Von 402
Ostallgäu auch zu den wirtschaftsstarken Nach-
untersuchten zwischen Alpenkamm und Nordsee-
barn in Oberbayern öffnen. „In unserer östlichen
küste untersuchten Regionen erzielte der Land-
Randlage Schwabens bietet uns das zusätzliche
kreis Ostallgäu einen hervorragenden Platz 25.
Möglichkeiten“, stellt Landrätin Maria Rita Zinne-
Worin geht es in der „Focus-Lebenswertstudie“?
cker nicht nur aufgrund der erfolgreichen Partner-
33 Indikatoren wie Wohlstand, Jobs, Sicherheit,
schaft bei der KönigsCard fest. Der Schulterschluss
Preis, Wohnen, Infrastruktur und Gesundheit flie-
mit den schwäbischen Landkreisen und der Stadt
ßen in die Gesamtbewertung ein – Bereiche, in
Kaufbeuren (die komplett vom Landkreis Ostall-
denen Ostallgäu sogar unter den „Top Ten“ liegt:
gäu umgeben ist) ist fester Ankerpunkt. In der wei-
Rang 8 bei „Wohlstand“ und Rang 7 im Bereich
teren Entwicklung soll nun auch die Zusammenar-
„Demografie, Gesundheit“, dass das Leben im Ost-
beit mit der Lechregion und den oberbayerischen
allgäu nicht nur für Gäste und Touristen lebens-
Kreisen Weilheim-Schongau (der seit Mai ebenfalls
wert ist. Und das Allgäu befindet sich weiter im
eine Landrätin hat) und Garmisch-Partenkirchen
Aufschwung. Dies belegt der vom Forschungsin-
eine wichtigere Rolle spielen.
Der Landkreis Ostallgäu liegt gut erschlossen über das Fernstraßennetz am Alpenkamm. Unten: Schloss Hohenschwangau.
wos
83
SPEZIAL top schwaben
Forggenseeschifffahrt und Museum der bayerischen Könige Wer dem Märchenkönig ein wenig näher kommen möchte, dem sei ein Rundgang durch das Museum der bayerischen Könige empfohlen, das im September 2011 in Hohenschwangau eröffnet wurde. Im Mittelpunkt stehen die Wittelsbacher und König Maximilian II., der Schloss Hohenschwangau zur Sommerresidenz ausbauen ließ, und sein Sohn, König Ludwig II., Schöpfer von Schloss Neuschwanstein. Und noch ein einzigartiges Vergnügen in Schwaben: Seenschifffahrt. Mit seinen zwölf Kilometern Länge und drei Kilometern Breite ist der Forggensee der fünftgrößte See Bayerns und der größte im Allgäu. Dabei ist er erst in den 50er Jahren als Lechstausee entstanden. Das Besondere: Er hat nur von Juni bis Mitte Oktober die volle Stauhöhe. Im Winter sieht man im leeren See die Reste der römischen Militärstraße Via Claudia Augusta, die mitten hindurch führte. Neunmal täglich von Juni bis Oktober starten die Schiffe zu einer der schönsten Schifffahrten Bayerns. wos
Wandertrilogie und Schlosspark-Radrunde Das Ostallgäu baut sein Angebot für Radler und Wanderer weiter aus, denn dafür ist das Landschaftsbild wie geschaffen. „Ziel ist die Zertifizierung durch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC“, sagt Tourismus-Chef Robert Frei, „wir wollen eine Vier-Sterne, am liebsten aber die höchste FünfSterne-Zertifizierung für klassifizierte Qualitätsradrouten erreichen“. Bis zu fünf Sterne zeigen an, welche Qualität Radwanderern auf einer Route geboten wird – schließlich ist auf einer Radreise der Weg das eigentliche Ziel. Und das zeigt sich im Ostallgäu sehr abwechslungsreich: Relativ flach in der Region zwischen Buchloe, Obergünzburg und Marktoberdorf, hügelig im mittleren Teil zwischen Lechbruck und Nesselwang und gebirgig direkt am nördlichen Alpenkamm – eine schöne Landschaft mit hohem Erlebniswert. Als „Radwanderziel in Deutschland“ ist bereits ein facettenreiches Routennetz
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mit leistungsfähigen Radhotels und ein Angebot an Radpauschalen vorhanden. Zahlreiche ausgeschilderte Radrunden wie z. B. die Forggensee- und die Dampflokrunde erschließen die Region für Freizeitradler. Jetzt kommt die „Schlosspark-Radrunde“ dazu. Mit einer Gesamtlänge von 219 Kilometern
führt sie in alle Ecken des Ostallgäus. Aufgeteilt in drei kleinere Runden sind diese jeweils auch problemlos an einem Tag zu schaffen.
Als Wanderziel ist das Allgäu ohnehin ganz vorn mit dabei – jetzt haben die Allgäuer mit der „Wandertrilogie“ ein neues Weitwanderwegekonzept realisiert. Dabei wurden entsprechend der unterschiedlichen Landschaftstypen drei Routen geschaffen: Die „Wiesengängerroute“ mit 388 Kilometern, die „Wasserläuferroute“ mit 374 und die „Himmelsstürmerroute“ mit 333 Kilometern Länge führen durch die verschiedenen Regionen innerhalb des Allgäus. Mit der Wandertrilogie werden die Landkreisgrenzen aufgehoben und durch „Trilogie-Räume“ ersetzt, die dem Wanderer auf seinem Weg „Geschichten über das Allgäu erzählen“. Neun Trilogie-Räume, die über die Einteilung in die Routen „Wiesengänger“, „Wasserläufer“ und „Himmelsstürmer“ hinaus gehen, beschreiben „Glückswege,, „Naturschatzkammern“, „Alpgärten“, „Gipfelwelten“ oder eben den „Schlosspark“. Jeder Trilogie-Raum hat seine eigene Geschichte und unterscheidet sich von den anderen. Zusammen zeigen sie den Facettenreichtum der Allgäuer Landschaft. wos
Mit All-Inclusive Gästekarte konstant auf Wachstumskurs
Mit der Einführung der KönigsCard 2010 hat der Tourismus im Ostallgäu noch einmal einen satten Sprung nach vor gemacht. „Die KönigsCard brachte alleine 2013 ein zusätzliches Plus von 100.000 Übernachtungen“, stellen die beiden Geschäftsführer der KönigsCard Betriebs GmbH, Robert Frei und Oliver Bernhart, fest. Eine echte Erfolgsstory, an der vier Regionen, 457 Gastgeber und 120 Leistungspartner mit 250 Gratisleistungen beteiligt sind. Das Vitale Land war „Initiator und Motor“ der KönigsCard, die Regionen Ammergauer Alpen und Blaues Land in Oberbayern wie auch das österreichische Tirol schlossen sich an. „Der Gast denkt nicht in Landkreis- und Bezirksgrenzen“, sagt Frei, „er denkt daran, was er an und um seinen Urlaubsort herum erleben kann.“ 434.027 mal wurde 2013 die KönigsCard von Übernachtungsgästen eingesetzt – eine großartige Zahl, weil das Konzept exakt auf den Urlauber ausgerichtet ist. „Unsere Karte ist für den Gast kostenlos“, sagt Oliver Bernhart, „denn wir wollten nicht, dass eine Bonuskarte der Kaufpreis vom Gast gekauft und im Urlaub ‚abgearbeitet‘ werden muss. Unser Konzept ist tatsächlich ein grenzenloser Urlaubsspaß ohne Nebenkosten.“ Und noch einen Vorteil bietet die KönigsCard den Gästen: Mobilität. Sie können ankommen, das Auto stehen lassen und haben ganz ohne Parkplatzsorge freie Fahrt mit Bus oder Bahn. Das wiederum wurde konsequent aus dem Anspruch des Landkreises in Sachen Umweltschutz entwickelt, innovative, nachhaltige Angebotsbausteine für seine Gäste bereit zu halten. „Allgäumobil im Schlosspark“ heißt das Angebot, für das sich der Landkreis mit fünf Verkehrsunternehmern zusammengeschlossen hat, um über zwölf Kommunen hinweg das kostenlose ÖPNVAngebot auf den Weg zu bringen. Als Fahrschein gilt ganz einfach die elektronische Gästekarte oder die KönigsCard. „Die Kombinationsmöglichkeit der KönigsCard mit ÖPNV- und touristischen Gratisleistungen hebt unsere Region weit gegenüber anderen Destinationen im deutschsprachigen Raum wos ab“, so Robert Frei.
Mit der KönigsCard können Gäste Seilbahnen, Lifte, Bäder, Seen, Museen, Kulturangebot, Freizeit-, Natur-, Sport- und Wanderangebote ebenso kostenlos nutzen wie Kinder- und Familienprogramme.
Wo auf den Bergen Schlösser wachsen Mehr als eine Million Gästeankünfte und knapp vier Millionen Übernachtungen sprechen eine deutliche Sprache. Das Ostallgäu ist eines der attraktivsten Urlaubsziele in Deutschland. Eine Hauptrolle spielen dabei natürlich die Königsschlösser, vor allem Neuschwanstein – auch in der touristischen Vermarktung. „Wo auf den Bergen Schlösser wachsen“ heißt der Claim, der visuell ergänzt um die prägnante Silhouette des Märchenschlosses die Publikationen und den Internetauftritt des Landkreises ziert. Folgerichtig und konsequent positioniert sich der Landkreis im Tourismus in Richtung Königsschlösser. „Es ist doch klar“, sagt Tourismuschef Robert Frei, „Neuschwanstein steht weltweit als einer der größten touristischen Anziehungspunkte in Europa. Da wäre es fatal, nicht mit diesem Thema zu werben.“ Neuschwanstein als singuläres Thema wäre dabei jedoch zuwenig. Es geht darum, die Aufenthaltsdauer der Gäste, die bei rund 3,7 Tagen liegt, zu verlängern. Und auch hier spielt das Bauwerk Ludwig II. eine tragende Rolle. Von „Erlebnisraumdesign“ sprechen die Touristiker – und entwickeln die entsprechenden Konzepte dazu. „Erfolgreiches Tourismusmarketing heißt heute Storytelling“, führt Robert Frei aus. „weil der Unterschied nicht in den Produkten, sondern in der Art der Kommunikation liegt, die in der Werbung eingesetzt wird“. Die Story, das ist der Märchenkönig und sein weltberühmtes und einzigartiges Denkmal – wie geschaffen für das Storytelling im touristischen Kontext, wo sich die Gedankenwelt um „Leben und Urlauben in einem Schlosspark“ dreht. Denn wie in einem riesengroßen Schlosspark bildet die imposante Gebirgskulisse des Ammergebirges und der Allgäuer Alpen gemeinsam mit Schloss Neuschwanstein, den kühnen Bauten wie Schloss Hohenschwangau, dem Hohen Schloss in Füssen, den Burgruinen Falkenstein und Eisenberg eine beeindruckende Schlosskulisse. Die großen und kleinen idyllischen Seen wirken wie übergroße Schlossteiche. Auf einer sanft hügeligen Voralpenlandschaft haben sich Dörfer, Städte und Siedlungen respektvoll auf Logenplätze zurückgezogen: Mit Schwangau, Halblech und Füssen besitzen nur wenige das Privileg, „seiner Majestät, dem Schloss“ nahe zu sein. Die Klöster, Kirchen, mystischen Orte und Spuren einer mehr als 3.000-jährigen lebendigen Geschichte machen den Schlosspark Ostallgäu zu einem „einzigartigen Erlebnisraum“, so die Touristik-Fachleute. wos
Foto: Schwangau/Ostallgäu, Füssen Tourismus und Marketing/guenterstandl.de, KönigsCard GmbH
Erfolgsstory „KönigsCard“
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Ko lu m nent itel
Der Strumpf – zwischen Schein und Bein Das Textil- und Industriemuseum tim zeigt aktuell die Ausstellung „Deutsche Strumpfdynastien – Maschen, Mode, Macher“ und gewährt neue Perspektiven auf ein ganz alltägliches Kleidungsstück. Text: Kristin Ruckschnat
„Den Anspruch ‚lebendiges Museum’ schreiben wir groß“ – be-
nen würde, ihm eine Ausstellung zu widmen? Mehr als man
reits beim Betreten der Ausstellung wird deutlich, dass Muse-
glaubt... Angefangen bei seiner Bedeutung für die Bayerische
umsleiter Dr. Karl Borromäus Murr es ernst meint. Kaum als
Geschichte. Denn für die klassische Feinstrumpfindustrie im
Eingang wahrnehmbar betritt der Besucher die Ausstellung
privaten Unternehmertum ging es nach 1945 in Sachsen und
durch einen Vorhang, der sich nur leicht von den umliegenden
Böhmen nicht mehr weiter. Auch in anderen Branchen sah es
Wänden abhebt. „Mode“, sagt Murr, „idealisiert den Körper im
nicht besser aus und so kamen allein aus dem Sudetenland
Spannungsverhältnis zwischen Idealvorstellung und Wirklich-
mehr als 50 neue Firmen in den Freistaat. Die Firmen sie-
keit. Betreten wir die Welt zwischen Schein und Sein.“
delten sich im Allgäu, in Mindelheim, Sonthofen, Immenstadt und vielen anderen Orte in der Region an. Eine Unternehmer-
Diese „Welt“ haben Murr und sein Team mehr als zwei Jah-
dynastie, die diesen Schritt ging, war die Familie Bahner aus
re lang geplant. Sie haben Interviews geführt, beispielsweise
Sachsen, bekannt durch die Firma elbeo. Entlang der Esches,
mit dem ehemaligen Chef der Firma Kunert, Rainer Michel.
Bahners, Kuhnerts und Falkes erzählt die Ausstellung die
Sie haben Exponate organisiert, wie die Strümpfe, die Marlene
Geschichte des Strumpfes, seiner Produktion und des Unter-
Dietrich als „Blue Boy“ trug. Und sie haben selbst gesammelt,
gangs so mancher Unternehmerdynastie.
öffentliche Aufrufe über Fernsehen und Radio gestartet: „Es ist unglaublich, was wir bekommen haben, Unschätzbares“, sagt
Die guten Gründe für eine Strumpfausstellung gehen jedoch
Murr. Dazu zählen etwa Damenstrümpfe aus dem frühen 20.
über die Bayerische Geschichte und die wirtschaftlichen Aspek-
Jahrhundert, mit feinen Tierdarstellungen dekoriert.
te hinaus, hin zu moralischen und sozialen Fragen. So durfte Frau im 19. Jahrhundert keine Haut zeigen, sich keine Blöße
Aber warum ausgerechnet der Strumpf? Was hat das den Fuß
geben. Die Kleider lang, zwischen Handschuhen und Halstü-
bedeckende Stückchen Stoff Besonderes, als dass es sich loh-
cher war das Gesicht die einzige nackte Stelle. Trotzdem gab
86
Ko lu m nent itel
Ausstellungsinfo:
„Deutsche Strumpf dynastien – Maschen, Mode, Macher“
noch bis zum 26. Oktober 2014 im Staatlichen Textil- und Industriemuseum, Augsburg
es unter den Röcken bunt gemusterte Strümpfe, dacht waren. Alles andere hätte gegen die Sittlichkeit verstoßen. Aus dieser Zeit zeigt das tim ein Strumpfband, auf dessen Innenseite ein Gedicht geschrieben ist. Es erzählt aus Perspektive eines Mannes, dass er eben dieses Strumpfband beneide, da es sich an einer so intimen Stelle befinde. Und er ermahnt seine Geliebte, dass sie keinem anderen Mann dieses Strumpfband zeigen solle. Der Strumpf ist und war nicht nur ein Kleidungsstück; er war und ist Trennlinie zwischen sittsam und unzüchtig, zwischen artig und unanständig. Denn obwohl die moralischen Vorstellungen heutzutage lockerer geworden sind – und selbst die Kleider bekannter Sängerinnen bei öffentlichen Auftritten durchsichtig sein dürfen – kam und kommt es immer wieder zu Skandalen in der Strumpfgeschichte. Ins-
ren, von sich reden zu machen. Zuletzt 2006 in Zwischen Skandalen, Strumpf-Imperien und Modegeschichte lassen Murr und sein Team Platz für das lebendige Museum. Dazu gehören Maschinen, die zu bestimmten Zeiten laufen und dem Besucher Einblick in die Strumpfherstellung geben. Kinder können an MitmachAktionen teilnehmen und erfahren, warum Socken in der Waschmaschine verschwinden. Am Ende der Ausstellung gibt es eine Single-Börse für Socken, denen der Partner (vielleicht in der Waschmaschine?) verloren ging.
Hamburg, als die Stadt dem Unternehmen nicht genehmigte, ein Werbeplakat am alten Elbtunnel aufzuhängen. Begründung: Die darauf abgebildeten, nur spärlich bekleideten Rückseiten knackiger Damen seien zu anstößig und könnten außerdem Autofahrer ablenken. Während anfangs Modelbeine die Wände der Ausstellung zieren, sind es zum Ende hin die Beine „normaler“ Frauen. Dafür haben sich unter anderem die Mitarbeiterinnen des tim vor die Kamera gewagt. Es sei die Entlassung aus der Scheinwelt der Mode, sagt Murr: „Am Schluss konfrontieren wir die Menschen wieder mit der Normalität, um zu sagen: Es ist ok, egal wie du bist. Ich finde, es ist eine wichtige Botschaft, dass man nicht nur das Ideal von gertenschlanken Models in die Welt trägt und es
besondere die österreichische Firma Palmers
noch reproduziert, sondern wir stellen dieses
schaffte es mit provokanter Werbung des Öfte-
kulturelle Phänomen dar und hinterfragen es.“
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Foto: Staatliches Textil- und Industriemuseum
die allerdings allein für das Schlafzimmer ge-
Ku lt u r
Ein Prosit auf den Torf
Naheliegend ist der Blick auf die Landwirtschaft. Die museale Erzählung führt denn auch vom öden, kaum als Viehweide nutzbaren Land bis zum „Energiewerk“ Torf und den heute in den Vordergrund gerückten Aspekten Naturschutz und Öko-
Nebelschwaden über hohen Grasbüscheln, das schrille Pfeifen eines Birkhuhns, dumpfes Glucksen – die Kulisse für ein exzentrisches Getränk aus der Heimat des Dartmoors: Ein Whisky mit hohem Torfanteil. Es gibt ihn tatsächlich und wer ihn probieren will: am Eingang zur Illerbeurer Sonderausstellung „Mensch und Moor. Zur Geschichte der Moornutzung“ wird er ausgeschenkt – dieses Destillat aus über Torffeuer gerösteter Gerste, mit Torfwasser angesetzter Maische, das zuletzt mittels Torfwasser auf Trinkstärke gebracht wurde. Man schmeckt es und riecht´s. Und das Etikett ziert standesgemäß ein Moorungeheuer.
logie. Die Ausstellungsmacher, in erster Linie Museumsleiter Dr. Otto Kettemann und kooperativ die Bezirksheimatpflege Schwabens, gestalten eine eher leise Schau, mit viel Fotomaterial, audiovisuellen Glanzlichtern und pfiffigen Installationen, um ihren kulturhistorischen Blick zu vermitteln. Beispielsweise in einem spektakulären großformatigen Gemälde eines riesigen, von 102 Pferden gezogenen Pfluges zur Kultivierung des Moores bei Jettingen. Ein Marquardt von Stein hatte die ambitionierte Idee, verschuldete sich jedoch dermaßen, dass er sein Schloss verkaufen musste, um den Fuggern den 51.000 Gulden-Kredit zurückzuzahlen. Das Original dieses Bildes samt einem letzten Pflugschar-Rest gehören heute zum Inventar des Fuggerschlosses Kirchheim. In der Ausstellung illustrieren breite „Pferdelatschen“ bäuerlichen Einfallsreichtum, um die Tiere nicht einsinken zu lassen. Als Mär erwies sich freilich die Meinung vom reichen
Moor-Geschichten Einen ganz besonderen Reiz üben seit Jahrhunderten die Moore aus. Das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren schürft in seiner Sonderausstellung „Mensch und Moor“ in dessen vielseitiger Geschichte. Text: Hanns-Rainer Strobl
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Ku lt u r
Moorboden. Bei Salgen im Mindeltal etwa habe die allererste Ernte geradezu riesige Kartoffeln beschert, doch schon ein Jahr später wuchsen nur mehr recht kümmerliche Knollen. Der Grund: durchs Pflügen entwich dem Boden der Sauerstoff. Der Staat reagierte 1914 mit der Gründung der „kgl. bayer. Moorkulturanstalt“. Tragbare Waagen- und sogenannte Kammerbohrer, selbst als Spazierstock konstruiert, erinnern an die Moorforscher, wie sie beispielsweise auch von einem in Günzburg eingerichteten Labor in die Niedermoore der Donau und die Voralpen-Hochmoore ausschwärmten. Ein Ergebnis: Der bis heute im Illerbeurer Museum selbst angebaute spezielle „Karlshulder Winterroggen“. Noch in den 1960er Jahren herrschte um Salgen zur Torfsaison Hochbetrieb. Arbeitskräfte vom Kind bis zur Großmutter waren am Werk. Oder in Jettingen, wo der Torf bis zu fünf Meter tief gestochen wurde, was natürlich nur noch über Gerüste und besonders lange Torfspaten machbar war. Hier wurde das seinerzeit begehrte Heizmaterial mittels Pferdekarren zu Sammelplätzen gebracht und weiter an die Bahnverladestation transportiert. Abnehmer waren übrigens auch Städte wie Augsburg oder die Hutfabrik Lindenberg. Im Zuge der
Die Sonderausstellung „Mensch und Moor. Zur Geschichte der Moornutzung“ zeigt das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren bis 19. Oktober. Öffnungszeiten: bis 15. Oktober 9 bis 18 Uhr, Montags geschlossen. Informationen zum Rahmenprogramm: www.bauernhofmuseum.de Zur Ausstellung erscheint ein 500 Seiten starker kulturgeschichtlicher Begleitband.
Industrialisierung entstanden – laut Foto-Augenschein in der Ausstellung – hässliche Wellblechfabriken, die dicke gepresste Kettemann) produzierten. Die Ausstellung blendet auch Gewaltspuren nicht aus: Kinderarbeit im Akkord, um die Torfbriketts zum Trocknen zu schichten beispielsweise, oder in den 1930ern die Nationalsozialisten mit Reichsarbeitsdienst und Konzentrationslagern. Audiovisuelle Stationen verdeutlichen dies anhand von Zeitzeugen-Interviews, Filmen und schwermütig-trotzigen Liedern vom Moor. Auf der anderen Seite illustriert die Illerbeurer Ausstellung die Anziehungskraft der Moore auf die Künstler. Murnau (Blauer Reiter), Worpswede (Teufelsmoor) und beispielhaft das Dachauer Moos stehen im Schwäbischen Bauernhofmuseum dafür. Schon Spitzweg war dort ein Moorgänger und die Maler der
Von oben nach unten: Moorbad in Bad Wurzach. Museumsleiter Dr. Otto Kettemann hat mit der Kulturgeschichte des Moores seine letzte Illerbeurer Großausstellung gestaltet. Er ging Ende Juni in Ruhestand. Unten: Impressionen vom Illerbeurer Bauernhofmuseum.
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Fotos: Schw. Bauernhofmuseum Illerbeuren, Hanns-Rainer Strobl (1)
Torfstränge wie aus „Wurstelmaschinen“ (Museumsleiter Otto
Ku lt u r
„Dachauer Künstlerschule“ wie Leo Dill faszinierte das besondere Licht. Eine Art Kabinett mit Bildern aus dieser Landschaft bringt diese Stimmungen nahe. Stimmungsvoll wird es erst recht in der Installation einer bescheidenen Stube. Krachendes Moorgewitter erhellt sie, aus dem Fensterchen fällt der Blick auf zerzauste Weiden und schwankende Zäune. Und auf dem Tisch: Die Liste gar schauerlicher Sagen und Legenden ums Moor – Von den Maulschellen austeilenden Irrlichtern, von der feurigen Sau, den Wetterhexen oder dem nackten Schweden. Übrigens, versichert Otto Kettemann, sei für ganz Bayern nur eine einzige Moorleiche nachgewiesen – Rosalinde benannt. Mehr macht das Moor mit Produkten für Gesundheit und Kosmetik her. Ein ganzer Schrank voll Moorseifen und -salben, Moorshampoo und -creme, Tinkturen, für Menschen, Kleintiere, Nutztiere. Und wie in Oy-Mittelberg als Moorbad in der Wanne mit 47 Grad erhitztem Moorgrund. Angeblich hat man es gut ausgehalten, die lächelnde Schöne auf dem großformatigen Ausstellungsfoto suggeriert es jedenfalls. Auf den Weg wurde im Illerbeurer Museum denn auch 1982 die Schwäbische Bäderstraße mit etlichen Moorbädern gebracht.
Oben: Gang durch das Gelände des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren. Unten: Musikpädagogische Kinderführung.
In einer kleinen „Ökologie-Abteilung“ lässt das Museum dann Birkhuhn-Pfeifen hören, zeigt den Brachvogel und die spezielle Flora und Fauna, auch wenn die Fachleute nicht mehr von typischen Moorbewohnern sprechen. Typisch jedoch und in der Ausstellung allein schon zahlenmäßig unübersehbar sind die Moorspaten. Ein historisches Standardwerk des Torfs von 1910/14 (auch so etwas gibt´s) führt allein über 40 Spatenformen auf. Allen gemeinsam: die messerscharfe Klinge. Ansonsten: Viereck, Dreieck, meterlange Geräte, Doppelspaten, „Schippen“ und „Pflatscher“ und „Gschpätle“ für den Horizontal- oder den Vertikalstich. Auf dem eigenen, zu jedem Haus gehörenden Grund im Moor haben sie es bei Jettingen getan. Auf den durchs jährliche Los von der Gemeinde zugewiesenen Flächen bei Leipheim. Oder über Versteigerungen, wie es etwa im Oberallgäu üblich war. Dr. Otto Kettemann hat mit dieser Kulturgeschichte des Moores seine letzte Großausstellung in Illerbeuren gestaltet. 1987 hatte er die Leitung des damals neuen Museums angetreten, insgesamt 59 Sonderausstellungen ausgerichtet, eine Menge Erweiterungen an Objekten bis hin zu ganzen Bauernhöfen organisiert, Grundlegendes wie die Bibliothek geschaffen. Einige Projekte treiben den gebürtigen Schwäbisch-Haller allerdings noch um. So wird er sich für die Günztal-Stiftung dem größten Bachsystem Deutschlands, der Günz, annehmen.
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Fernweh einer Kaiserin Als „weiblichen fliegenden Holländer“ haben Zeitgenossen die österreichische Kaiserin Sisi ein wenig spöttisch, eher aber bewundernd genannt. Sie war allerdings auch wirklich ruhelos unterwegs. Die diesjährige Sonderausstellung im Sisi-Schloss Unterwittelsbach illustriert dies unter dem Titel „Fernweh einer Kaiserin“. Prächtige Garderobe und die Annehmlichkeiten des Hofs begleiten sie allerdings auf ihren Reisen per Kutsche, Bahn oder Schiff. Da macht Reiselust natürlich Spaß, erst recht der außergewöhnlich sprachbegabten Kaiserin. Um dem goldenen Käfig des Wiener Hofzeremoniells zu entgehen, aber auch auf ärztlichen Rat, reist sie in den Süden. Mit einer Begleitung von 100 bis 120 Hofschranzen sind Hoheit incognito als Gräfin Hohenems unterwegs, speist vom porzellanenen Reiseservice, lässt jeweils landestypischen Schmuck kaufen. Für ihren hartnäckigen Husten ist die Reiseapotheke dabei – Gag im Sisi-Schloss: Hinter der Tür eines Ausstellungsraums ertönt alle 30 Sekunden ein dezent keuchendes Hustengeräusch. Überhaupt ist die Kuratorin und Schlosskastellanin Brigitte Neumaier allemal mit einem Augenzwinkern an der Gestaltung der Unterwittelsbacher Ausstellungen am Werk, etwa bei der Ausstattung eines Basars mit Nofretete-Büste, ausgestopftem Äffchen und Orientteppich. Informativ ordnet ein „Zeitstrahl“ die Reisen der Kaiserin ein, bis zu jenem letzten Besuch von Genf, wo ein Attentäter sie ermordet. hrs
Qu er du r ch die Regio n
Allgäu: Nr. 1 beim Wandern, unter den Top-Ten beim Radeln
In der Studie wurden 2.350 Radler unter anderem nach ihrer beliebtesten Rad-Destination befragt. Insgesamt wurden 149 Raddestinationen von den Befragten genannt, die beliebteste ist Bayern, gefolgt vom Bundesland Brandenburg.
Literaturreihe „Erlesene Orte“
„Wir sind stolz darauf, als eigene Raddestination wahrgenommen zu werden. Dass wir gleich unter die Top-Ten der beliebtesten deutschen Raddestinationen gelistet werden ist sicherlich auch der Erfolg der Radrunde Allgäu“, bemerkt Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. Auch beim Thema Wandern wird das Allgäu als hervorragende Region wahrgenommen: In einer repräsentativen Studie des Instituts für Management und Tourismus der Fachhochschule Westküste erreicht das Allgäu im Bereich Wandern Platz 1 in der digitalen Wahrnehmung. 137 deutsche und 33 internationale Reiseziele wurden untersucht, mit welchen Urlaubsthemen und -aktivitäten sie von im Internet suchenden Deutschen wahrgenommen werden. Mit einem ganz klaren Vorsprung erreichte das Allgäu den ersten Platz und hat damit im Internet die digitale Themenführerschaft im Bereich Wandern übernommen.
Die Kongresshalle „Kongress am Park“ ist eines der Augsburger Gebäude, die eigentlich jeder kennt. Wer aber kennt schon deren Stuhllager? Oder die Photovoltaikanlage auf dem Dach oder die Klimaanlage? Nicht nur Architekturfreaks öffnet Augsburgs Tourismusorganisation solche Backstage-Bereiche – sie verbindet es unter dem beziehungsreichen Titel „Erlesene Orte“ mit einer originellen Literaturreihe. Eine pfiffige Auswahl hat Regisseur und Rezitator Stefan Schön zusammengestellt. Quer durch die europäische Literatur hat er geschürft und eine Menge „Nuggets“ gesammelt, die er teils mit Schauspielerhilfe und verteilten Rollen in außergewöhnlichen Winkeln der Kongress offeriert. Alfonse Daudet und Max Frisch hat er schon rezitiert, den polnischen Sciencefiction-Autor Stanislaw Lem und Magnus Enzensberger ebenfalls. Nach Szenen aus dem revolutionären Paris von Robespierre Ende Juli folgt im September Literatur von Friedrich Hölderlin und Jean Paul. Und den Abschluss bildet im November eine Matinée mit Märchen von Hans Christian Andersen. Infos unter:
www.kongress-augsburg.de
Männer an den Herd – Projekt für die Generation 55plus Offenbar liegen Kochkurse für alleinstehende Männer im fortgeschrittenen Alter voll im Trend. Dies zeigte die rege Nachfrage nach dem ersten Kochkurs für Männer ab 55 Jahren, der vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg an drei Abenden im Rahmen des Modellprojekts „Generation 55plus“ organisiert wurde. Im Nu waren die angebotenen 20 Plätze für den Kurs unter dem Motto „Hilfe ich habe eine Küche – Männer an den Herd“ ausgebucht. „Mit dem Eintritt ins Rentenalter entdecken Männer anscheinend ihr Interesse am Kochen, vielen fehlt jedoch das Know-how für eine abwechslungsreiche Küche“, erklärt Projektleiterin Mara Nussbaum die große Nachfrage an der Veranstaltung. Zusammen mit Küchenmeister Michael Pötschke wurde den künftigen Hobbyköchen viele praktische Kenntnisse vermittelt und allerlei wohlschmeckende Speisen gekocht. Vorwissen brauchten die Männer nicht mitbringen. Bei der Zubereitung von vegetarischen Kohlrouladen, Fleischspießen und saisonalen Spargelgerichten erlernten sie viele neue Küchentechniken. Sogar die vegetarischen Gerichte kamen in der Männerrunde sehr gut an. „Ich wusste gar nicht, dass Kohl und Wirsing so gut schmecken können“, lobte ein Teilnehmer die fleischlosen Rouladen.
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Fotos: Allgäu Marketing, Amt für Ernährung und Landwirtschaft, Kongress am Park, Stadt Aichach, Schw. Bauernhofmuseum Illerbeuren
Das starke Engagement der Allgäuer Radexperten ist belohnt worden: Die Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) verweist zum ersten Mal das Allgäu unter die zehn beliebtesten Raddestinationen in Deutschland. Damit ist es dem Allgäu gelungen, als eigenständige Radregion wahrgenommen zu werden.
Ko luKu m nent lt u r itel
Radi, Bier und schöne Texte Literatur im Biergarten: Das Sommervergnügen für Daheimgebliebene Text: Florian Pittroff
Elisabeth Tworek, Dirk Heißerer und Thomas Darchinger (v.l.n.r.) sind Gast bei „Literatur im Biergarten 2014“
Bau von Bierkellern! Damit das Bier auch
sommer geworden. Kurt Idrizovic nennt
kühl bleibt wurden große Bäume – meist
es „Ferienprogramm für die Daheimge-
Kastanien – gepflanzt, um Schatten zu
bliebenen“, denn „wir wollten etwas ent-
spenden. Dadurch entwickelte sich die
wickeln für die, die in den Sommerferien
Kastanie mit ihren großen Blättern zum
lieber in Augsburg bleiben oder Ferien in
traditionellen Biergartenbaum. Und weil
der Region machen wollen. Und seitdem
die Brauer ihr Bier direkt an die Bevölke-
gibt es einmal im Jahr im Sommer „Li-
Wer hätte es gedacht? Eigentlich hat auch
rung verkaufen wollten, wurden flugs Ti-
teratur im Biergarten“. Nur 1991 gab’s
die Kirche und zwei ihrer Heiligen ihren
sche und Bänke unter die Bäume gestellt
ein Jahr Pause, weil die Wirtschaft um-
Teil zu der erfolgreichen Reihe „Literatur
und das kühle Bier feilgeboten. Die Wirte
gebaut wurde. „Versuch gelungen“ kann
im Biergarten“ geleistet. Indirekt versteht
liefen Sturm dagegen, denn die Brauer,
man rückwirkend sagen. Ein Blick auf
sich. Denn ohne die Kirche gäbe es ei-
so ihr Argument, sollten die Wirte be-
die Besucherzahlen beweist es, die som-
gentlich keine Biergärten. Nachzulesen
liefern und nicht an jedermann ihr Bier
merliche Veranstaltung kommt an. Fast
übrigens im Internet unter „biergarten-
verkaufen. In Augsburg kam dann – vor
immer tummeln sich an die 300 Men-
führer.de“. Denn gemäß der bayerischen
nunmehr 26 Jahren – die Literatur hinzu.
schen im Biergarten der Gaststätte „Drei
Brauordnung aus dem Jahre 1539, durfte
Buchhändler Kurt Idrizovic und Literatur-
Königinnen“, essen Radi oder Wurstsa-
Bier nur zwischen dem Fest- und Feier-
agent Arno Löb hatten damals den gran-
lat, trinken eine Maß Bier und lauschen
tag des heiligen St. Michael (am 29. Sep-
diosen Einfall. Mit einem Oskar-Maria-
unter Kastanienbäumen den Worten und
tember) und dem Ehrentag des heiligen
Graf-Gedächtnisfest startete im August
Gedichten der Autoren und Musiker. Und
Georg (am 23. April) gebraut werden. Für
1987 beim damaligen „Lochwirt“ eine bis
zwar bei jedem Wetter. Denn wie heißt es
den Sommer musste zum einen also einen
heute in Schwaben und Bayern einmali-
schon im jährlich erscheinenden Veran-
Biervorrat angelegen und zum anderen
ge Reihe. Mittlerweile ist „Literatur im
staltungsflyer: „Die Veranstaltungen fin-
das Bier auch haltbar gemacht werden.
Biergarten“ zu einer nicht mehr weg zu
den bei jedem Wetter statt“. Axel Hacke
Aber wie? Die Lösung war schließlich der
denkenden Reihe im Augsburger Kultur-
hat bei einem fürchterlichen Gewitter arg
92
Ku lt u r
sich einfach nicht vorstellen, welches
beharrliche Bohren nach dem Bösen und
wunderbare Ambiente und welch kon-
den unnachgiebigen Blick in den mensch-
zentriertes Publikum wir haben“, weiß
lichen Abgrund wie keiner vor und sehr
Idrizovic. Die renommierten Gäste bei
wahrscheinlich auch keiner nach ihm.
„Literatur im Biergarten“ können und konnten sich sehen lassen: Die Papstkri-
Am Sonntag, 27. Juli, um 19 Uhr beginnt
tikerin Uta Ranke-Heinemann, der Augs-
sie nun wieder, die Augsburger Tradition
burger Brecht-Preisträger Urs Widmer,
der Biergarten-Literatur – und zwar, wie
Gerhard Köpf, Carl Amery waren ebenso
gehabt, im Biergarten Drei Königinnen
gekommen wie Renate Schmid, Gregor
im Meister-Veits-Gässchen. In der Auf-
Gysi, Jörg Hube und Wolf Euba. Zu vielen
taktveranstaltung steht deftige bayeri-
der Autoren und Musikern pflegt Kurt Id-
sche Kost unter den Kastanien auf dem
rizovic bis heute eine Freundschaft. Ganz
Programm: „Gmade Wiesn“ mit Thomas
besonders eng verbunden war der Buch-
Darchinger, Wolfgang Lackerschmid und Christine Pemsl. Eine Woche später sind Dirk Heißerer und Stephanie Morgenroth dran. Dirk Heißerer ist ja in München schon lange kein Unbekannter mehr, trägt er doch mit seinen literarischen
Kurt Idrizovic: „Literatur im Biergarten ist ein Ferienprogramm für die Daheimgebliebenen.“ Rechts unten: „Gmade Wiesn“: Christine Pemsl
Spaziergängen zum Entdecken und Kennenlernen der bayrischen Literatur bei. In Augsburg ist er auch durch Literatur im Biergarten mittlerweile ein gern ge-
gelitten, aber das Publikum hielt durch. Legendär und immer noch ein Höhepunkt der Reihe, über den gerne gesprochen wird, waren die Auftritte von Harry Rowohlt. Der Autor und Übersetzer ist ja als genialer Erzähler bekannt und geschätzt. Ein Ende kann er bei seinen irrwitzigen
sehener Gast. Am 10. August wird „Li-
und unterhaltsamen Lesungen schwerlich
terarische Wetterlagen“ im Biergarten
finden – immer zur Freude des Publikums.
erörtert und zwar mit Elisabeth Tworek,
Eines Abends war es aber dann doch zu
Klaus Müller und Christoph Lambertz.
viel. Nicht für das Publikum, sondern für
Den Ausklang in diesem Jahr bildet ein
die Anwohner. Es kam die Augsburger
Oskar-Maria-Graf-Abend mit Bernhard
Polizei – dein Freund und Helfer – und
Butz und Michaela Dietl. Wie das immer so ist, muss bei einer
Stecker. Soll heißen, die Hüter des Geset-
Veranstaltung in dieser Größenordnung
zes drehten zu später Stunde den Strom und damit auch Harry Rowohlt den Rede-
händler mit Jörg Hube. Und so war der
natürlich auch das Gesamtpaket passen:
schwall ab. Ab und an war auch die Über-
Volksschauspieler, der 2009 starb, häufig
„Wir haben einen wunderschönen Bier-
zeugungskraft von Kurt Idrizovic gefragt.
zu engagierten Lesungen aus den Wer-
garten, einen aufgeschlossenen Wirt, ein
So hatte Herbert Rosendorfer („Briefe in
ken von Lion Feuchtwanger, Oskar Ma-
interessiertes Publikum und ein schönes
die chinesische Vergangenheit“) große
ria Graf und Karl Kraus im Biergarten zu
Platzkontingent“, zählt der Buchhändler
Befürchtungen, dass er im Biergarten ge-
Gast. Nicht zu vergessen natürlich seinen
auf. „Es war und ist für uns immer ein
gen Publikumsgequatsche und Geschirr-
„Herzkasperl“. Darin verkörperte Hube
Vergnügen – auch wenn es mit viel Arbeit
geklapper ankämpfen muss. „Er konnte
das Anarchische, das Widerständige, das
verbunden ist“, sagt Idrizovic.
93
Fotos: Claudia Wagner, Florian Pittroff, Veranstalter
zog der Veranstaltung kurzer Hand den
Ku lt u r
„Unser Konzept? Der Spaß an der Musik!“ Das Klassikfestival mozart@augsburg in Augsburg treibt Leidenschaften hoch. Künstler von Weltrang begeistern ihr Publikum, am Organisator Sebastian Knauer scheiden sich immer wieder mal die Geister. Vom 5. bis 20. September treten heuer auf (Auswahl): Die Mezzosopranistin Sofie von Otter, das Hagen Quartett, der Pianist Arcadi Volodos … Text: Hanns-Rainer Strobl
Das Festival-Konzept? Veranstalter Sebastian Knauer ant-
er selbstbewusst wieder. Die Publikumsresonanz bestätigt ihn.
wortet stereotyp mit Hinweis auf Spaß an Musik. Präziser
Von fünf Veranstaltungen im ersten Jahr wuchs das Festival
wird er dann doch. „Höchste künstlerische Qualität auch in
über zehn auf heuer 13. Lacht der Veranstalter: „Es ist selbst
der Durchführung, damit der Zuhörer ein Ambiente wie sonst
schon anspruchsvoll, das von Jahr zu Jahr zu toppen.“
etwa in Salzburg oder München empfindet.“ Unbestreitbar füllt mozart@augsburg eine über die Jahre wachsend größe-
Hilfreich für den professionellen Pianisten Knauer – Augsburg
re Lücke – die Großen der Klassik machten einen Bogen um
lernte er bei einem Konzertauftritt kennen –, dass er ein lei-
Augsburg. Was, so Knauer, einfach daran lag, dass niemand
denschaftlicher Organisator ist. Von Kind auf, deutet er an.
sie herholte. Im dritten Jah-
Heute spielt er in Netzwer-
re seines Festivals bemerkt
ken, die den Zugang zu den
er das Gegenteil. Wer üb-
ganz
licherweise in der Wiener
„Ich umgehe nicht Agentu-
Konzerthalle oder in der
ren, komme aber über den
Carnegie Hall spielt, möch-
persönlichen
te nach seinem Augsburger
anders an die Künstler ran“,
Konzert
wieder
erzählt er aus dem Nähkäst-
kommen. Ein Andras Schiff
chen. So geschehen für die
etwa, ansonsten wählerisch
diesjährigen Abende mit Ge-
mit seinen Auftritten, sei be-
spräch und mit Lesung Alf-
geistert gewesen, gibt Knau-
red Brendels. Weil Knauer
94
durchaus
Großen
erleichtern.
Draht
ganz
Ku lt u r
dessen Sohn, den Cellisten Adrian Brendel schon sehr lange kennt, wird einer der bedeutendsten Pianisten des 20. Jahrhunderts zum Greifen nahe in einem musikliterarischen Vortrag zu hören sein. „Ein immens kluger Mann“, schwärmt der sich ansonsten hanseatisch cool (Hamburg ist seine Heimat) gebende Festivalmacher.
Talente steigen auf mit Ihrer Unterstützung.
Als er sich daran machte, mozart@augsburg aufzubauen, konnte er die notwendige Starthilfe freigiebiger Hamburger Sponsoren mittransferieren. Ein „Glück“, sagt er selbst. Mittlerweile verankert sich das Festival in der Region – langfristig will es Knauer hier installieren („irgendwann möchte auch ich ein rundes Jubiläum feiern“). Was folgerichtig nach sich zieht, dass sich „die Identifikation der Sponsoren neu ordnet“. Knauers Gegner munkeln da schon vom Abschied der Reeder. Er selbst mag das
DAS D E UTSCH LAN D STI PE N D I U M ... gemeinsam Chancen geben!
gar nicht kommentieren, argumentiert jedoch schlüssig, Sponsoren von dort zögen letztlich keinen Effekt aus ihrem Engagement. Doch er wäre nicht der geborene Organisator, gewönne er nicht geneigte Gönner in der Region, etwa eine Privatbank mit großem Namen. Und erst kürzlich lieferte er ein Meisterstück. Knapp 300 geladenen Gästen, potenziellen Sponsoren, präsentierte er in einem Autohaus (Marke: schnelle Sportwagen) sein Festival. Selbst am Klavier mit Mozarts Jeunehomme-Konzert
Chancen haben einen Namen – nämlich Ihren. Stiften Sie Ihr ganz persönliches Stipendium. • 1.800 Euro für ein Jahres Stipendium eines Talents • Der Staat verdoppelt Ihren Betrag! • Das Spenden kleinerer Beträge ist möglich Kontakt unter: 0821/ 55 86 34 14 oder deutschlandstipendium@hs-augsburg.de www.hs-augsburg.de/hochschule/ foerderung/stipendium
KV 271 und der Kremerata Baltika, dem Orchester des legendären Gideon Kremer – sie spielen heuer auch bei mozart@ augsburg. Wenn das nicht Überzeugungskraft ausspielt. Die ist ihm beim Versuch einer Annäherung an die Stadt Augsburg ausgegangen. Soll ihr Ex-Kulturreferent der Meinung gewesen sein, es ließen sich Synergien zwischen dem Augsburger Mozartfest und mozart@augsburg heben, sprich Gelder einbringen, so hat sich das Blatt gewendet. Der neue Kulturreferent Thomas Weitzel sieht keinen weiteren Verhandlungsbedarf, ein schon anberaumtes Gespräch wurde kurzfristig vertagt. Knauer nimmt es smart zur Kenntis, betont, er habe es mehrfach versucht, sich in irgendeiner Form miteinander „abzustimmen“. Sein Diktum: „Es sind keine Verdrängungsaspekte oder Konkurrenzgefühle von unserer Seite vorhanden.“ Eine Spitze kann er sich dennoch nicht verkneifen: „Ich kam in diese Stadt und wusste gar nicht, dass es ein Mozartfest gibt“, legt gleich nach, „die Versuche, eine Dachmarke Mozart zu schaffen, sind bislang möchte hier nicht irgendwelche Unstimmigkeiten.“ Auf mozart@ augsburg gemünzt pocht er nachdrücklich auf das langfristige Engagement. Publikum und Sponsoren seien die Standbeine für „eine wirtschaftliche Lage“ des Festivals. Das Programm unter dem Titel „KV 2014“ verspricht jedenfalls „Spaß an der Musik“.
Veranstaltungen im Sommer 26.07.2014 4. – 07.09.2014 8. – 17.08.2014 21.09.2014
Friedberg musiziert – Konzert mit 750 Musikern 18 Uhr, Marienplatz Friedberger Musiksommer Info & Kartenvorverkauf: www.friedberger-musiksommer.de Volksfest Festplatz, Aichacher Straße Schwabentag: Friedberg 750 – Schwäbische Städte gratulieren 11 – 17 Uhr, Altstadt Friedberg
Foto: privat
nicht erfolgreich gewesen“. Und schließt das Thema knapp: „Ich
Mehr zu mozart@augsburg unter www.mozartaugsburg.com
95
Veranstalt u ngen
Ins Festjahr hineingewachsen Gut zwei Jahre ist es nun her, dass die Stadt Friedberg begann, ihren 750. Geburtstag vorzubereiten. Mittlerweile ist das Festjahr vorangeschritten, der Höhepunkt – die Festwoche im Juni – überschritten. Zeit für eine Zwischenbilanz. „Ich habe den Eindruck, dass wir Friedberger in das
Di., 29. Juli - Do., 31. Juli 2014, 18 Uhr
Jubiläumsjahr hinein gewachsen sind“, sagt Frank Büschel. Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt
Friedberg musiziert Marienplatz, 86316 Friedberg
Friedberg muss es wissen: Seit 2012 organisiert er
Fr., 8. August So., 17. August 2014
gen Bestehen der Stadt. „Wir haben gesagt, wir wol-
VOLKSFEST
mitmachen“, erklärt er. Das bedeutete: Bereits früh
mit seinem Team die Feierlichkeiten zum 750-jährilen das Fest so konzipieren, dass viele Friedberger viele Akteure ansprechen, Absprachen treffen. Das
Sa., 9. August 2014, 17 Uhr
hieß auch, dass die Organisation flexibel verlaufen
Themenführung „750 Jahre Friedberg“
musste, weil viele Mitgestalter wie Schulen und Verei-
FÜHRUNG
vorlegen konnten. Insgesamt nahmen die Friedber-
ne nicht von vorne herein ein durchgeplantes Konzept
Marienbrunnen, 86316 Friedberg
ger das Fest zu Beginn dieses Jahres wahr. Büschel:
Themenführung mit Wolfgang Heisele
„Kurz vor dem 6. Februar, dem Stadtgeburtstag, hat man gemerkt, dass das Fest ins Bewusstsein rückt.“
So., 31. August – 14. September 2014 „Friedberger stellen aus“ AUSSTELLUNG
PatchWork, 86316 Friedberg Patchwork mit Karin Weindl
96
Trotzdem sind die Veranstaltungen gut besucht, nicht Harfenistin MarieMarie und Poetry Slammer Bo Wimmer
nur von den Friedbergern selbst. Aus den umliegenden Gemeinden und Friedbergs Partnerstädten kommen Gäste, das Symposium zu Beginn der Feierlichkeiten zog Experten von außerhalb an und die
Veranstalt u ngen
Das Festjahr ist nicht nur musikalisch ein Hit, sondern auch Treffpunkt für die Menschen der Region
Seit 2008 richtet jedes Jahr eine andere Kommune den Schwabentag aus. Ziel ist es, den schwäbischen Bürgern die Vielfalt und Werte von Bayerisch-Schwaben näher zu bringen und identitätsstiftend zu wirken.
von der Stadt engagierten Künstler bringen häufig eigenes Publikum mit. Genauso positiv fällt das Engagement der Schulen auf, die das Jubiläum trotz des engen Lehrplans emsig mitgestalten. „Die Kinder haben gemalt, gebastelt, sich mit der Stadtgeschichte auseinandergesetzt, es gab einen Spendenlauf, 750 Kilometer, also unterschiedlichste Formen“, so Büschel. Ansonsten laufe die Organisation wie am Schnürchen, mit dem obligatorischen Zeitdruck vor den großen Veranstaltungen wie der Festwoche. Wie viel das Festjahr bis jetzt gekostet hat, war bis zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Geschätzt war zu Jahresbeginn für das gesamte Jahr ein Budget von 530.000 Euro. Jedoch kamen noch weitere Aktionen hinzu, welche die Positionen erhöhen. Die Stadt Friedberg stellt insgesamt 350.000 Euro aus ihrem Haushalt zur Verfügung, der Rest wird durch Sponsoren aufgebracht. Eine genaue Aufstellung der Kosten war im Vorfeld durch die flexible Einbindung von engagierten Akteuren wie Vereinen und Schulen nicht möglich. Nur eines steht Büschels Seite jetzt schon fest: „Die Summe für das Festjahr ist stattlich; aber wir haben damit immerhin ein ganzes Jahresprogramm bestritten. Wenn man schaut, wie viele verschiedene Veranstaltungen wir auf die Beine gestellt haben und wie positiv Friedberg im Umland auf sich aufmerksam gemacht hat, haben wir vergleichsweise viel erreicht.“
ruc
In diesem Jahr richtet Friedberg im Rahmen des Festjahrs den Schwabentag aus. Er findet am Sonntag, 21. September, statt. Das Programm: 10.30 Uhr Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Jakob 11.30 Uhr – 12.00 Uhr Eröffnung Begrüßung durch Bezirkstagspräsident Reichert und Bürgermeister Eichmann 11.00 – 17.00 Uhr Bühnenprogramm auf dem Marienplatz 11.00 – 17.00 Uhr Schwäbische Städte präsentieren sich auf dem Marienplatz in Infohütten
Friedberger Musiksommer Jazz meets the Philharmonics KONZERT
Rothenberg-Halle 86316 Friedberg Zu einer Zwölf-Mann-Jazzband gesellen sich diesmal klassische Musiker.
Sa, 6. September 2014, 19.30 Uhr Friedberger Musiksommer - Gala-Konzert „Tango & Bossa Nova“ KONZERT
Rothenberg-Halle, 86316 Friedberg Hier sorgt nicht nur Solist Richard Galliano für Begeisterungsstürme.
So, 7. September 2014, 19.30 Uhr Friedberger Musiksommer – Kammermusik KONZERT
Kirche St. Afra im Felde 86316 Friedberg Abschließend spielen die Solisten Bela Bartok und Franz Schubert.
So, 14. September 2014, 10 Uhr
11.00 – 17.00 Uhr Volksmusik- und Trachtenberatungsstelle im Archivhof
12. Friedberger Halbmarathon der (k)ultimative Lauf durch die Stadt
11.00 – 17.00 Uhr Stadtführungen und Stadtrundfahrten
So, 21. September 2014
14.00 Uhr – 15.30 Uhr Familienprogramm im Wittelsbacher Schloss
86316 Friedberg
„Friedberg 750 – Schwäbische Städte gratulieren“ SCHWABENTAG
Marienplatz 86316 Friedberg
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Fotos: Stadt Friedberg/Ben Wolf
21. September ist Schwabentag
Do, 4. September 2014, 20.30 Uhr
Veranstalt u ngen
Veranstaltungen Juli bis September 2014
ranstaltung – Laufende Ve
en –
Bis So., 17. August 2014
Bis So., 14. September 2014
Bis Di., 30. September 2014
22. Internationaler Augsburger Jazzsommer
Grafisches Kabinett im Höhmannhaus Augsburg
Wunderwelt des Jugendstils
86150 Augsburg
AUSSTELLUNG
Bukowina-Institut Augsburg 86159 Augsburg
Hochkarätige Bands und Solisten rund um den Rosenpavillon im Botanischen Garten und in der Augsburger Innenstadt.
Bis Do., 28. August 2014 Bis So., 3. August 2014 14 x 14 Vermessung des Donauraumes. – Momentaufnahmen. – Fotografische Positionen AUSSTELLUNG
Edwin Scharff Museum 89231 Neu-Ulm
Gesamtsituationsbedingteweiberansicht AUSSTELLUNG
Kundenzentrum der Kreissparkasse Augsburg 86150 Augsburg Ausstellung von Michaela Johanne Gräper
Gezeigt werden Momentaufnahmen und neue fotografische und filmische Arbeiten von Künstlerpersönlichkeiten, die in den vergangenen Jahren mit ihrem malerischen, filmischen oder bildhauerischen Werk auf internationalem Parkett reüssierten.
Bis So., 31. August 2014
Bis So., 3. August 2014
Anhand von mehr als 80 Exponaten aus einer Privatsammlung, darunter bedeutende Einzelstücke und äußerst seltene Drucke, gewährt die Sonderausstellung einen faszinierenden Blick auf die inhaltliche Vielfalt und die kunstvolle Opulenz alter Karten.
Burgen und Ritter SONDERAUSSTELLUNG
87509 Immenstadt Die Sonderausstellung widmet sich im Besonderen den Rittergeschlechtern, die bei uns im Oberallgäu beheimatet waren und hier auf ihren Burgen saßen.
Die Welt aus Augsburg – Landkarten von Tobias Conrad Lotter SONDERAUSSTELLUNG
Schaezlerpalais 86150 Augsburg
86150 Augsburg „Nachrichten zum Nutzen und Vergnügen“ Das Deutsche Zeitungsmuseum zu Gast
Bis So., 21. September 2014 Jaume Plensa – The Secret Heart – Das Geheimherz
AUSSTELLUNG
Die Fotoausstellung „Wunderwelt des Jugendstils“ von Professor Dr. Peter Schubert präsentiert besondere Architekturdetails des Jugendstils aus den Donauländern.
Bis So., 2. November 2014 Sisi – Fernweh einer Kaiserin
AUSSTELLUNG
SONDERAUSSTELLUNG
H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast 86153 Augsburg
Sisi-Schloss Unterwittelsbach 86551 Aichach-Unterwittelsbach
Der international renommierte katalanische Bildhauer und Installationskünstler Jaume Plensa hat für Augsburg eine spektakuläre dreiteilige Ausstellung unter dem Titel The Secret Heart/Das Geheimherz konzipiert.
Bis So., 28. September 2014 Was bleibt? Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg AUSSTELLUNG
Mewo Kunsthalle 87700 Memmingen Fotografien und Feldpostbriefe, aber auch private Tagebücher oder militärische Ausrüstungsgegenstände berichten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Die diesjährige Ausstellung folgt dem Fernweh der Kaiserin und nimmt Besucher mit an Orte der Sehnsucht und des Glücks. Fantastische Roben, inspirierende Landschaftsbilder und archäologische Exponate lassen die Reiselust der Kaiserin wieder lebendig werden.
Veranstaltung – Kommende
Sa., 26. Juli 2014, 16 Uhr Standing on the shoulders of giants Parcours THEATERPARCOURS
Domviertel, Startpunkt am Grandhotel Cosmopolis 86152 Augsburg
Sa., 26. Juli 2014
Bis So., 17. August 2014
Bis So, 7. September 2014
Carmina Burana
Mathematik zum Anfassen
Künstlicher Regen – die Geschichte der Gießgeräte
KONZERT
SONDERAUSSTELLUNG
Stadtmuseum Kaufbeuren 87600 Kaufbeuren Unter dem Motto „Mathematik zum Anfassen“ können sich Kinder und Erwachsene auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Mathematik begeben.
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AUSSTELLUNG
Museum der Gartenkultur 89257 Illertissen Rund 800 Exponate zeigen die Entwicklung und die Kunst des Gießens
en –
Kurhaus 86825 Bad Wörishofen Ein echtes Klassik-Highlight verspricht dieses Konzert im Kursaal Bad Wörishofen. Die 50 Sängerinnen und Sänger präsentieren im Rahmen der neuen Reihe „Kultur-Sommer 2014“ Carl Orffs Meisterwerk „Carmina Burana“.
Veranstalt u ngen
Mo., 28. Juli Fr., 1. August 2014 Mo., 4. - Fr., 8. August 2014 Mo., 11. - Fr., 15. August 2014 Family Adventure Camp 87509 Immenstadt Auch in diesen Sommerferien lädt der Outdoorveranstalter Faszinatour wieder an drei Terminen outdoorbegeisterte Familien für fünf Tage ins Family Camp nach Haiming in Tirol ein. Die Idee: Action statt Alltag. Abenteuerlustige Familien verbringen ihren Kurzurlaub mit abwechslungsreichem Outdoor-Programm in der Natur und schaffen so einen Ausgleich zum hektischen Familienalltag.
Do., 31. Juli So., 3. August 2014 Füssen goes Jazz JAZZFESTIVAL
87629 Füssen Freunde des Jazz kommen hier in den Genuss internationaler Jazzgrößen.
Fr., 1. - So., 3. August 2014 Festival der Kulturen 86150 Augsburg Das Festival greift die multikulturelle Wirklichkeit der Augsburger Stadtgesellschaft auf und macht das Modell der europäischen Friedensstadt sinnlich erfahrbar. Weltmusikkonzerte, Lesungen, Tanz und Theateraufführungen.
Mi., 6. August 2014
So., 7. September 2014
Donautal-Radelspaß 2014
Operetts – Das unfassbare Operettenkonzert!
89420 Höchstädt
Kurhaus 86825 Bad Wörishofen Die 25 wichtigsten Operetten werden in einer nie da gewesenen Form, in höchster musikalischer Disziplin, in zwei Stunden auf die Bühne gestellt. Operetts führt zurück zur Seele und dem Esprit dieser „unerhörten Kunst“.
Do., 7. August 2014, ab 20 Uhr Mitternachtskonzert zum Hohen Friedensfest Parktheater im Kurhaus Göggingen „The Sounds Of God“ vereint in nächtlichen Konzerten namhafte Künstler aus verschiedenen Kulturkreisen, deren Musik in einem spirituellen oder religiösen Kontext tief verwurzelt ist.
So., 10. August 2014, 11 Uhr Burghof Open Air mit Bewirtung Burg-Café Otterswang, Burg 3 88427 Bad SchussenriedOtterswang
Viehscheid Bad Hindelang
Stadtfest Füssen
Traditioneller Almabtrieb mit Krämermarkt, Festzelt, Verkaufsständen und vielem mehr.
87629 Füssen Die ganze historische Altstadt wird zur Open-Air-Festmeile.
Do., 21. August, 19:30 Uhr
Do., 7. August 2014, ab 19.30 Uhr Trio Stromlos & Gäste – Jazz und Pop handgemacht
Eintritt frei Marktplatz 89312 Günzburg
Fr., 8. August 2014, 10 Uhr Ökumenischer Festgottes dienst zum Augsburger Hohen Friedensfest Basilika St. Ulrich und Afra 86150 Augsburg Festpredigt des Landesbischofes Dr. Andreas von Maltzahn, Schwerin Anschließende Bekanntgabe des Friedenspreisträgers 2014 durch den Oberbürgermeister im Goldenen Saal
Do., 11. September 2014, ab 8.30 Uhr
Sa., 16. August + So., 17. August 2014
Kultursommer The ROCKETS - Rock aus den 60ern
Marktplatz 89312 Günzburg
Der Radelspaß führt durch das weite Donauried und auf die Anhöhen der Schwäbischen Alb. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm an den Strecken, Raststationen, offene Bauernhöfe, Kirchen und Ausstellungen bieten die Möglichkeit Land und Leute kennen zu lernen. Zahlreiche Veranstaltungen entlang der Strecken laden zum Verweilen, Erholen und Genießen ein.
Fr., 5. September 2014, 13-16 Uhr Gesund durch den Winter Schwäbisches Volkskundemuseum 85459 Gessertshausen Mit den Heilkräften aus der Natur, die in Wild- und Gartenkräutern, aber auch in Gemüsesorten stecken, kann sehr viel für das Vorbeugen vor Krankheiten erreicht werden. Sie lernen Pflanzen und ihre Zubereitung kennen, um Ihre Abwehrkräfte zu stärken, denn Vorbeugen ist besser und einfacher als Heilen!
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Sa., 9. August 2014, 20 Uhr The Crazy Wild Dogs OPEN AIR
Hohes Schloss (Schlossgraben) 87730 Bad Grönenbach Die Band The Crazy Wild Dogs präsentiert im stimmungsvollen Graben des Hohen Schlosses eine ebenso stimmungsvolle Rockshow mit eigenen Songs in deutscher Sprache: von Punk über J-Rock zu Melodic-Death Metal.
87541 Bad Hindelang
Sa., 13. September 2014 Memminger Weinfest 87700 Memmingen Fröhliche Feststimmung mit Musik und gemütliche Geselligkeit sind ab vormittags auf dem Memminger Weinmarkt garantiert. Die Geschäfte der Memminger Altstadt haben an diesem Samstag bis 18.00 Uhr geöffnet.
Sa., 13. September 2014 V-Markt-Stadtlauf Start/Ziel: Buron-Center 87600 Kaufbeuren Laufen in traumhafter Umgebung im und rum um das Familienziel Kaufbeuren.
Sa., 20. September 2014, ab 9 Uhr Viehscheid Immenstadt 87509 Immenstadt Das Ende des Alpsommers wird in einem großen Festzelt mit Speis, Trank und Musik gefeiert.
Fr., 26. - So., 28. September 2014 Bach in Rokoko 2014 Frauenkirche Günzburg 89312 Günzburg Mit den Augsburger Domsingknaben und unter der Schirmherrschaft von Diana Damrau.
Fotos: Edwin Scharff Museum Neu-Ulm, Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Museum der Gartenkultur Illertissen, Kulturamt der Stadt Augsburg, Kulturverwaltung Bad Grönenbach, Nothilfe e.V. Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung in Not geratener Menschen e.V.
99
Impressum top schwaben erscheint im Contrast Verlag – ein Unternehmen der Contrast Marketing GmbH, Bäckergasse 10a, 86150 Augsburg, Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140, info@topschwaben.de, www.topschwaben.de Herausgeber: Wolfgang Strobl Redaktion und Autoren dieser Ausgabe (redaktion@topschwaben.de): Florian Pittroff (pif). Kristin Ruckschnat (ruc), Hanns-Rainer Strobl (hrs), Wolfgang Strobl (wos), Redaktionsassistenz (Veranstaltungen): Carolina Lenhart, Katharina Voit. Layout, Infografiken: Stephanie Endemann. Titelillustration: iStockphoto Verantwortlich für den Anzeigenteil: Birgit und Wolfgang Strobl Abonnements: Birgit Strobl, Tel. 0821/3199941, abo@topschwaben.de
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Das beliebte ausflugsziel im Ries, nur 12 km nördlich von nördlingen nahe der Romantischen straße
so., 03. august 2014: schnitterfest so., 31. august 2014: Kartoffelfest
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03 2014
Schwerpunktthema Freizeit, Wellness & Gesundheit
Vorschau nächstes Heft
Der gr
Thermeoße n Test für ben
Ausgabe 3/2014 erscheint am 16. Oktober 2014. Schwerpunktthema: Freizeit, Gesundheit & Wellness mit Portraits aus Kultur, Kunst, Wirtschaft, Handwerk und Medizin – und eines jungen Sturmjägers, der Unwetter und Gewitter mit seiner Kamera jagt. Dazu Veranstaltungen im Herbst und das neue top schwaben-Spezial: Landkreis Neu-Ulm und 60 Jahre Bezirk Schwaben
Fotos: Wolfgang Strobl, Daniel Eggert, Schwangau/Werbagentur Schmitz-Stein, Füssen Tourismus und Marketing/guenterstandl.de
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Der individuellste Energiemix Erdgas // Bio-Erdgas Strom // Bio-Strom Geld sparen, Klima schonen – unser Mix macht’s möglich
Wir sind da, wo unsere Kunden sind www.erdgas-schwaben.de
Manfred Dattler ehemaliger Geschäftsführer erdgas schwaben