Toscana reiseführer

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Ein einfacher und übersichtlicher Reiseführer, um Kunststädte, kleinere Ortschaften, Naturparks und archäologische Fundstätten zu besichtigen Landkarte der Toskana

TOSKANA

18 Stadtpläne

REISEFÜHRER

www.turismo.intoscana.it VOGLIO VIVERE COSÌ

GESCHICHTE, KUNST, NATUR

Regione Toscana

Kostenlose Ausgabe


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Regione Toscana Giunta Regionale Erste Ausgabe 1995 in Zusammenarbeit mit der Regione Toscana – Giunta Regionale Überarbeitete Auflage 2013 in Zusammenarbeit mit Toscana Promozione – Öffentliche Gesellschaft für die wirtschaftliche Förderung der Toskana.

Ausgabe der Abteilung Sonderdienste des Touring Editore Leitung: Luciano Mornacchi Corso Italia, 10 20122 Milano Tel: 028526509 Fax: 028526503 iniziative.speciali@touringclub.com

Dieser Führer ist ein Werk der Verlagsdirektion des Touring Editore Kartographisches Material: Servizio Cartografico di Touring Editore Verfassung: Studio Angelo Ramella, Novara Übersetzung und Umbruch: Studio Queens srl – Mailand Abbildung auf dem Umschlag: Piazza del Campo, Siena; Perseus (Detail) von Benvenuto Cellini (Florenz, Loggia dei Lanzi); Toscana Promozione Fotoarchiv Druck: Giunti Industrie Grafiche, Iolo (Prato) © 2013 Touring Editore – Mailand Ende der Drucklegung im Dezember 2013

Touring Club ist ein eingetragenes Markenzeichen des Touring Club Italiano (Corso Italia 10, Mailand, www.touringclub.it), und in Lizenz von Touring Servizi srl an Touring Editore srl vergeben.

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Vorwort Die Toskana scheint eine Vorliebe für die Ausgewogenheit zu haben, der sie im Wesentlichen auch ihre durchschlagenden Erfolge verdankt. Das kommt nicht zuletzt auch im Verhältnis zwischen ihrer Größe und ihrer Bevölkerungsdichte deutlich zum Ausdruck. Nicht anders verhält es sich in der Wirtschaft, wenn man bedenkt, dass das sogennante toskanische Entwicklungsmodell seit geraumer Zeit nicht nur innerhalb der Landesgrenzen, sondern auf internationaler Ebene Beispielfunktion hat. Die Ausgewogenheit ist also das Maß aller Dinge! Ihr kommt insbesondere in einem Bereich, der nach wie vor eine der einträglichsten und namhaftesten Einnahmequellen der Region darstellt, nämlich im Fremdenverkehr, ein besonderer Stellenwert zu. Intelligenz und Tüchtigkeit werden gerade hier uneingeschränkt gefördert, zumal die zu bewältigenden Aufgaben von überregionaler Tragweite sind. Florenz, Siena, Pisa, Lucca (um nur einige der besonders bekannten Städte der Toskana zu nennen) sowie die kleineren, als Juwelen geltende Städte San Gimignano und Volterra, Pienza und Montepulciano, Cortona und Massa Marittima und noch viele andere werden heute als internationales Kulturgut betrachtet. Nicht zu vergessen ist natürlich die Landschaft, die sicherlich auch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu geleistet hat, dass die Toskana zu einem Mythos geworden ist. Wenn unser wichtigstes Anliegen jenes ist, dieses weltweit einzigartige Kulturgut, die Kunstschätze und auch die Umwelt zu schützen, so ist es wohl naheliegend, dass hier in noch stärkerem Maße als anderswo größte Aufmerksamkeit das Gebot der Stunde ist, will man den seit jeher kulturellen Charakter des Fremdenverkehrs in der Toskana wahren. Dieser in Zusammenarbeit zwischen der Region Toskana und dem „Touring Club Italiano” entstandene Führer soll ein kleiner, aber wirksamer Beitrag zur Erreichung dieses Zieles sein. Diese neue Ausgabe ist in Zusammenarbeit mit „Toscana Promozione” im Vergleich zur vorhergehenden gründlich überarbeitet und ergänzt worden. In sei ner Einfachheit, Genauigkeit und Zuverlässigkeit lädt der Reiseführer zu einem Besuch in die Toskana ein, der weder zu ausführlich, noch zu hastig und oberflächlich sein soll. Es soll vielmehr zu einem „ausgewogenen” Besuch eingeladen werden!

Hinweis: In vorliegendem Führer sind die besonders interessanten Werke und Orte durch ein Sternchen gekennzeichnet. Die in vorliegendem Führer beschriebenen Städte sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, damit sie leichter aufzufinden sind.


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Einleitung Die Toskana ist die fünftgrößte Region Italiens, zählt zu den Regionen Mittelitaliens und grenzt im Norden an Ligurien und die Emilia Romagna, im Osten an die Marken und an Umbrien sowie im Süden an Latium. Im Westen bildet sie mit ihrer Küste die Grenze zum Tyrrhenischen Meer. Bereits die klassische Ikonographie auf den Hintergründen vieler Renaissance- und mittelalterlicher Gemälde legt beredtes Zeugnis von diesem vorwiegend landwirtschaftlichen Gebiet ab. In der seit Jahrhunderten kultivierten Landschaft setzte eine beachtliche Spezialisierung ein (Produktion der berühmten Markenweine Chianti und Montepulciano, Olivenhaine in der Lucchesìa und Blumenkulturen im Raum Pistoia). Knapp 40% der Region sind mit Wald bedeckt. Andererseits hat das „Toskanische Entwicklungsmodell“ – entsprechend den örtlichen Traditionen, geographischen Bedingungen und kulturellen Gepflogenheiten – zur Entstehung vieler kleiner und mittlerer Unternehmen geführt, die sich neben den großen Industriezentren wie den Stahlwerken von Piombino, der Mineralölverarbeitung in Livorno, den Maschinenbaubetrieben und der Glasindustrie im Valdarno Inferiore behaupten. Die toskanischen Handwerksbetriebe zählen zu den angesehensten der Welt, so die Dekorationskunst und Silberwaren aus Florenz, die Goldschmiedearbeiten aus Arezzo, die Alabasterartikel aus Volterra und die schmiedeeisernen Stücke aus Siena und Pienza. Weitere bedeutende Einnahmequellen sind die Häfen (Livorno ist der fünftgrößte Hafen Italiens für den Warenverkehr), die Mode (man denke an Namen wie Gucci und Ferragamo, um nur einige zu nennen), die Önogastronomie und der Tourismus, wobei die Toskana eines der bedeutendsten Fremdenverkehrsgebiete Italiens ist. Die Hauptstadt der Region ist Florenz, die neun Provinzhauptstädte sind Arezzo, Grosseto, Livorno, Lucca, Massa-Carrara, Pisa, Pistoia, Prato und Siena.

Die Geschichte Die Toskana, das Herz der etruskischen Kultur, bot „ein farbenpächtiges Bild“ (Plinius der Jüngere). In der Zeit zwischen dem 8. und 4./3. Jh. v. Chr. üben hier die Etrusker ihre Macht aus; ihnen folgen als neue Herren die Römer, die die Toskana in ihr Reich eingliedern. Der historisch bedeutende zweite Abschnitt, in dem diese Region auch physische Änderungen erfährt, setzt nach dem Jahr 1000 mit der Zeit der Stadtrepubliken ein. Die intensive Produktionstätigkeit, der rege Handel, die kulturelle und künstlerische Kreativität und die gesellschaftliche Dynamik machen die Toskana zur Lokomotive in der sowohl in Italien als auch in Europa angebrochenen Zeit der Renaissance. Die toskanischen Städte, zwar untereinander häufig in Streit, beherrschen die Märkte der halben Welt und die hier ansässigen Bankherren gewähren allen Herrscherhäusern Europas Kredite. Florenz kann sich zunächst nur langsam durchsetzen, wirkt aber ab Beginn des 14.Jhs., nachdem die Stadt bereits zu einer führenden Wirtschaftsmacht Europas geworden war, bzw. nachdem die unzähligen, auf italienischem Boden ausgefochtenen Kriege allmählich ein Ende genommen hatten, mit dem mächtigen Bankherrengeschlecht der Medici entscheidend an der Gründung des toskanischen Großherzogtums (1569) mit. Die Toskana gerät in Folge jedoch immer stärker an den Randbereich Europas, wenngleich ihr die Kunst und die Kultur weltweit noch immer großes Ansehen sichern. Im Jahre 1737 stirbt die Dynastie der Medici aus, über das Großherzogtum herrschen die lothringischen Herzöge. Von diesem regionalen Herrschaftsgebiet bleiben Lucca (bis 1847), Massa-Carrara und die später an das Herrscherhaus Este abgetretene Signoria der Cybo Malaspina und einige andere Restgebiete ausgeschlossen. Im 19.Jh. kommt es im Anschluß an die napoleonischen Kriege (die Schwester Napoleons, Elisa Bonaparte Baciocchi wird Großherzogin der Toskana) zu Umwälzungen und zur Wiederherstellung der alten Machtstellung der Lothringer; 1860 wird die Toskana Teil des jungen Königreichs Italien.


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Die Kunst Auf Zeugnisse aus der Etruskerzeit trifft man in der ganzen Region: Fièsole, Cortona, Chiusi, Volterra, Populonia, Vetulonia, Sovana, Stadttore, Tempel, Stadtmauern und vor allem Gräberfelder, von denen zahlreiche Ausgrabungsstätten und archäologische Museen berichten. Von großem Interesse sind die Spuren, die uns die Romanisierung hinterlässt; zu ihnen zählen die Überreste der Thermalanlagen von Pisa, die Amphitheater von Lucca und Arezzo, das Theater und die Thermen in Volterra, der Tempel, das Theater und die Thermen in Fièsole, Ortschaft von besonderem archäologischen Interese, Villen auf den Inseln oder im Binnenland der Maremma, besonders große romanische Landhäuser mit Gebäuden, die den Sklaven vorbehalten waren, an der Thyrrenischen Küste der Toskana. Zu diesen wichtigen Zeugnissen der Antike gesellen sich andere Funde aus jüngster Zeit, unter denen die Entdeckung am Hafen von Pisa mit seinen zahlreichen Schiffen und jene des etruskischen Zentrums von Gonfienti bei Prato von ausserordentlichem Wert sind. Die Anfänge der toskanischen Kunst gehen auf die Jahrtausendwende zurück, und in der Zeit zwischen dem 14. und 16.Jh. erlebt sie in der Malerei, in der Plastik und in der Architektur ihre größte Blüte. Diese beginnt mit dem romanischen Baustil, in dem in der ganzen Region, insbesondere aber in Florenz (S. Miniato) und Pisa (Dom) gebaut wird. Dem Pisaner Geschmack, der von Lucca noch weiter ausgefeilt wird, folgen Pistoia, Prato, Volterra und Carrara. Die sakralen Bauwerke, die in Florenz und Lucca im 13.Jh. errichtet werden, sind wohl das eleganteste und schlichteste Beispiel aus der Gotik. Diese Jahrhunderte verändern das Antlitz der Region und haben vor allem auf Pistoia, Pisa, San Gimignano, Volterra und Cortona einen prägenden Einfluß. Giovanni und Nicola Pisano lassen neue Elemente in die Bildhauerkunst einfließen und beeinflussen in der Folge auch die florentinischen Meister Arnolfo di Cambio, Andrea Pisano, Andrea Orcagna und in Siena Tino da Camaino. In der Malerei kommt es zur Rivalität zwischen den Künstlern Cimabue und Giotto in Florenz sowie Duccio di Buoninsegna, Simone Martini und den Brüdern Lorenzetti in Siena. Im 15. Jahrhundert genießt Florenz nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kunst eine Vorrangstellung. Die Renaissance kann ohne Übertreibung den Florentinern als Verdienst angerechnet werden. Hier soll nur an drei Meister erinnert werden, die der Kunst eine “neue Form” (Vasari) gaben: Filippo Brunelleschi, Masaccio und Donatello. Die Provinz darf sich ebenfalls einer Reihe hervorragender Künstler rühmen; in Siena wirken zum Beispiel Jacopo della Quercia, Francesco di Giorgio Martini, Baldassarre Peruzzi, in Sansepolcro Piero della Francesca, in Cortona Luca Signorelli und in Lucca Matteo Civitali. Zwischen Florenz und der Region kommt es zu einem regen und fruchtbaren Ideenaustausch, der schließlich den Renaissancestil mit all seinen Nuancen, aber doch einheitlichen Grundzügen, prägte. So entstehen die grandiosen Schöpfungen der Renaissancezeit, als deren Vertreter zumindest Bernardo Rossellino, der Pienza entwarf, Michelozzo, Antonio da Sangallo, Benedetto da Maiano und etwas später Filippo Lippi, Benozzo Gozzoli und schließlich die ganz Großen wie Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti zu erwähnen sind. Im 16.Jh. muss Florenz seine Vormachtstellung an Rom abgeben, die Toskana gilt jedoch weiterhin als Hort großer Talente und verschiedener Strömungen: Im 16.Jh. wirken hier die Manieristen Rosso Fiorentino, Pontormo, Beccafumi und Cellini; nach dem Manierismus geht man zur ausgewogenen klassizistischen Klarheit über. Im 19.Jh. erlangen die Macchiaioli großen Ruhm (Fattori, Lega), und im 20. Jh. machen schließlich Meister der modernen Kunst wie Amedeo Modigliani, Gino Severini, Lorenzo Viani und Ottone Rosai auf sich aufmerksam.


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6 ABBADIA SAN SALVATORE (Siena) Abbadia San Salvatore ist das bedeutendste Städtchen und einer der beliebtesten Urlaubsorte im Gebiet des Monte Amiata (s. Anm.), das im Bergbau auf eine durch aus beachtenswerte, noch gar nicht weit zurückliegende Vergangenheit verweisen kann, wie das im Park befindliche Bergabu-Museum beweist. Das Städtchen selbst ist um das Hl. Erlöserstift herum entstanden, welches seit 762 belegt ist, als hier die Langobarden an der Macht waren, und welches im Mittelalter als eine der mächtigsten, zunächst von Benediktinern und später von Zisterziensern geführten Klosteranlagen der Toskana galt. Die im Jahre 1036 erbaute romanische Kirche, die im 16.Jh. um gebaut wurde, ist im Inneren mit einer Krypta aus dem 8.Jh. ausgestattet, die von 36 Säulen mit kunstvoll gearbeiteten Kapitellen geschmückt wird. Große Beachtung verdient sicherlich auch das nahegelegene mittelalterliche Dorf* mit Häusern aus der Gotik und der Renaissance.

ABETONE (Pistoia) Der Name geht auf den Namen einer riesigen, im 18.Jh. gefällten Tanne (Abete) zurück, die zum Bau der von den Herrscherhäusern der Este und der Lothringer in Auftrag gegebenen transapenninischen Durchzugsstraße verwendet wurde. Abetone ist das bedeutendste Wintersportzentrum des Apennins. In den Wäldern des Abetone* (3700 Hektar in einer Höhe zwischen 950 und 1930 Metern über dem Meer) aus Buchen, Tannen, Lärchen und Ahornbäumen befindet sich ein Botanischer Garten mit der typischen Flora des Apennin.

AMIATA (MOUNT) (Grosseto und Siena) Der Mount Amiata (1738 m) ist die höchste Erhebung der Toskana im Süden des Arnos. An seinen Hängen gedeihen Oliven, Wein und Weizen, in höheren Lagen stoßen wir auf einen dichten Kastanien- und Buchenwald. Die Mount Amiata-Ausflugsroute führt an Abbadia San Salvatore, Piancastagnaio, Santa Fiora, Arcidosso und Castel del Piano vorbei. Den Gipfel erreicht man von Pianello (1669 m) aus bequem zu Fuß; er ist 13,5 km von Abbadia San Salvatore entfernt (s. Anm.).

ANGHIARI (Arezzo) Anghiari ist ein vorwiegend auf Landwirtschaft und Industrie ausgerichtetes Städtchen im oberen Tibertal mit einem von Mauern umgebenen Altstadtkern, in dem wir eine stattliche Anzahl von Häusern, bzw. Herrscherhäusern aus dem Mittelalter und der Renaissance be wundern können. Berühmt wurde der Ort vor allem durch die im Jahre 1440 ausgetragene Schlacht, in der die Florentiner als Sieger über den Herzog von Mailand, Filippo Maria Vis conti, hervorgingen. Besondere Beachtung verdient die Pfarrkirche zu Ehren der Gnadenmutter aus dem 18.Jh. und die altertümliche Klosterkirche mit ihrem einzigartigen asym-

metrischen In nenaus bau. Der im Renais sancestil ausgeführte Palazzo Taglieschi beherbergt das Staatliche Museum Palazzo Taglieschi, das Kunstwerke aus dem Tibertal ausstellt. Gegen Ortsende erhebt sich die kleine St. Stefanskirche mit hoch mittel alterli ch en Baustrukturen byzantinischer Prägung (7.-8.Jh.). Unweit davon (2 km südwestlich) befindet sich die romanische Sovara-Pfarrkirche (9.-10.Jh.), und in der Ortschaft San Leo die Kirche S. Maria a Corsano (13. Jh.). In Monterchi (ca. 10 km) ist ein Austellungsraum dem von Piero della Francesa stammenden berühmten Fresko der Madonna del Parto* gewidmet (um 1455).

ANSEDONIA (Grosseto) Dieser Fremdenverkehrsort am Tyrrhenischen Meer in unmittelbarer Nähe des Argentario liegt unweit der Cosa-Ruinen*, die noch Zeugnis von der im Jahr 273 v. Chr. errichteten und im 4.Jh. dem Verfall preisgegebenen römischen Kolonie ablegen. Die bedeutendsten Funde befinden sich in den archäologischen Ausgrabungsstätten. Am Fuße des Vorgebirges befand sich Portus Cosanus (Hafen der antiken Kolonie), von dem noch, unweit der Überreste eines ehemahligen Kaiserhauses, die sogenannte Tagliata erkennbar ist. Ein in Felsenstein gehauenes hydraulisches Bauwerk aus der römischen Zeit zum Schutze gegen Versandung. In nächster Nähe liegt das Naturschutzgebiet des Burano Sees (ca. 410 Hektar), die erste der Wwf-Oasen, in 18 km Entfernung liegt das mittelalterliche Capalbio.

APUANISCHE ALPEN Michelangelo begab sich hierher, um“nach Marmor zu schürfen” (Vasari), aber auch Giambologna, Canova und viele andere machten sich diese “marmornen Berge” im wohl bedeutendsten MarmorAbbaugebiet der Welt zunutze. Die Apuanischen Alpen gehören noch zum nördlichen Apenninengebirge, aus geologischer Sicht (vorwiegend kristallines Kalkgestein) muß man bei ihnen jedoch von einem eindeutig alpinen Charakter sprechen. Ihren Namen, auf den wir bei Boccaccio zum ersten Mal stoßen, bekamen sie in Anlehnung an das aus Ligurien stammende Volk der Apuaner. Der Regionalpark der Apuanischen Alpen, der im Jahre 1985 eingerichtet wurde und sich auf 20.598 Hektar erstreckt, schützt die mannigfaltige Pflanzen- und Tierwelt dieses Lebensraumes.

AREZZO Arezzo liegt am Kreuzungspunkt von vier Tälern, die zusammen eine Provinz bilden: Valdarno, Valdichiana, Val Tiberina und Casentino. Dank dieser geographischen Lage ist Arezzo seit jeher Kreuzungspunkt verschiedenster Völker und Kulturen gewesen. Arretium, von dem uns schon im 4. v. Chr. Jh. berichtet wird, war wahrscheinlich eines der 12 mächtigsten Amtsgebiete der etruskischen Lucumonen. Arezzo wurde römische Garnisonsstadt und konnte unter Augustus seine Position weiter


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7 festigen. Im ersten v. Chr. Jh. entwickelte sich hier die Industrie der “Siegelerde”, die aber mit dem allmählichen Untergang der Stadt zu Beginn des 2.Jhs. mit verfiel. Zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und einer lebhaften Bautätigkeit kam es erst wieder im 12.Jh. in der Zeit der Stadtrepubliken. Im Jahre 1289 gerät Arezzo – wie auch Dante in seinen Werken berichtet – im Gefolge der Nie derlage bei Campaldino in den Einflussbereich der Stadt Florenz, an die es zum ersten Mal im Jahre 1337 und entgültig im Jahre 1384 verkauft wird, als sich bereits ein Verfall abzeichnet, der die künstlerische und kulturelle Eigenständigkeit in Frage stellt. Neue Impulse erhält die Stadt durch die Einigung Italiens und ganz besonders durch den Ausbau der Bahn verbindung Florenz-Rom (1862-66). Die Besichtigung beginnt auf der Piazza S. Francesco (B2), die durch die auf das 13.Jh. zurückgehende gotische S. Francesco Kirche charakterisiert wird und zwischen 1318

und 1377 im gotischen Stil der Toskana und Umbriens umstrukturiert wurde. Die Fassade ist unvollständig, während der Turm auf das 16.Jh. zurückgeht. Im grandiosen, schlichten Inneren im gotischen Stil, mit seinen Ädikula aus dem 14.Jh. und der Renaissance, stechen besonders die Fresken an den Wänden, die auf das 14. und 15.Jh. zurückgehen, hervor. Auf der Gegen-fassade befindet sich eine wunderschöne Fensterrosette von Guillaume de Marcillat. Der Chor hingegen birgt einen der wichtigsten Kunstschätze der italienischen Renaissance in sich: den Freskenzyklus der Leggenda della Vera Croce*, der von Piero della Francesca zwischen 1453-66, inspiriert durch die Legenda Aurea des seligen Jacopo da Varagine, geschaffen worden ist. Die letzte Restaurierung hat die von Piero kreierte bezaubernde Vielfalt an Lichtund Farbeffekten ans Tageslicht gebracht, die er dank verschiedener Maltechniken und seiner unvergleichlichen innovativen Fähigkeit Raum


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Pietro Lorenzetti, das zentrale Paneel das Polyptychon in der Pfarrkirche zur Hl. Maria (Arezzo) und Perspektive darzustellen, erzeugt hat. Am Chor angebracht, ist das Kruzifix con S. Francesco* des Meisters des Hl. Franziskus (13.Jh.). Sehenswert sind außerdem die Kapelle Guasconi, die von Spinello Aretino (um 1400) mit Fresken geschmückt worden ist, die Kapelle Tarlati ebenfalls mit Werken Spinellos und Neri di Biccis sowie die beeindruckende Annun-ciazione, die Luca Signorelli dem Bartolomeo della Gatta zuschreibt. Die Kirche von Badia (B2), die von den Benediktinern im 13.Jh. errichtet und im 16.Jh. von Vasari renoviert worden ist (der Turm stammt aus dem Jahre 1650), birgt ein Kruzifix* von Segna di Bonavantura und einen monumentalen Altar von Giorgio Vasari.in sich. Im ehemaligen Kloster gibt es einen eleganten Kreuzgang aus dem 15.Jh. Im Corso Italia (B-C1-2), der schon seit jeher bedeutendsten Strasse der Stadt mit ehrwürdigen Bauwerken aus vergangenen Zeiten und vornehmen Geschäften, befinden sich die Kirche S. Michele aus dem 13.Jh. mit einem Glockenturm aus dem 14.Jh., der Bacci-Palast und der Altucci-Palast, ein Turmhaus aus dem 13.Jh. und der aus dem 14.Jh. stammende Palazzo Camaiani-Albergotti, an dessen Seite wir den sogenannten Turm der Bigazza aus dem Jahre 1351 sehen, der während des Faschismus zum “Likto renturm” umgebaut wurde. Gegenüber dem Turmhaus treffen wir auf eines der bemerkenswertesten romanischen Zeugnisse der Toskana, nämlich auf die Pfarrkirche zur hl. Maria*, mit deren Bau 1140 begonnen wurde, in den im Laufe der Bauzeit bis in die ersten Jahrzehnte des 14.Jhs. gotische Elemente aufgenommen worden waren, im 16.Jh. von Vasari umgestaltet und gegen Ende des 19.Jh. zur Gänze restauriert worden war. Die herrliche Fassade ist im romanischen Stil erbaut, weist aber auch deutliche Einflüsse aus dem Raum Pisa und Lucca auf (13.Jh.); das zentral angelegte Portal ist mit einer Darstellung der Monate* geschmückt und der mächtige Glockenturm (1330) erhielt aufgrund seiner vielen Zwillingsfenster den Namen

“Turm der hundert Löcher”. In seinem herrlichen Inneren , befindet sich das Taufbecken des Giovanni di Agostino und das Polyptychon* des Piero Lorenzetti (1320-24). Die Piazza Grande (B2-3), auch Piazza Vasari genannt, ist sicherlich einer der eindrucksvollsten Plätze Italiens, auf dem im Juni und im Septemer die sogenannte “Giostra del Saracino” (historisches Ritter tur nier) für Heiterkeit sorgt und auf dem allmonatlich die weithin bekannte Antiquitätenmesse abgehalten wird. Besondere Schmuck stücke dieses Platzes sind der Stadt brunnen, das Gerichts gebäude und der vornehme Palazzo della Frater nità dei Laici*, sowie der Palazzo delle Logge, der von Vasari im Jahre 1537 entworfen wurde. In der Via dei Pileati (B2), die Fortsetzung des Corso Italia, befindet sich das vermutliche Geburtshaus Petrarcas, in dem die Petrarca-Akademie der Literatur-, Kunst- und Natur wis senschaften untergebracht ist. Am Rande der prächtigen Parkanlage Passeggio del Prato (B2-3) mit der etwas verwahrlosten Festung der Medici entlang gelangt man zum Dom (B2), mit dessen Bau im 13.Jh. begonnen und der Anfang des 16.Jh. fertiggestellt wurde. Im Inneren finden wir den gotischen Schrein des hl. Donatus, die Magdalena – ein Fresko von Piero della Francesca –, und den Zenotaph des Bischofs Guido Tarlati (1330). Im Diozösanmuseum (B2), befinden sich drei Kruzifixe* aus dem 13.Jh. , das herrliche Gemälde S. Girolamo nel deserto* des Bartolomeo della Gatta und wertvolle Goldschmiedegegenstände. Auf einem abgelegenen, mit Bäumen gesäumten kleinen Platz in nächster Nähe erhebt sich die Kirche des hl. Dominikus* (A2), in der ein prächtiges Kruzifix* aufbewahrt wird, das Ci mabue zu Be ginn seiner künstlerischen Laufbahn geschaffen hatte. Ein sehr schönes Beispiel des toskanischen Manierismus stellt das Vasari-Haus* (A2) dar, das aretinische Wohn haus von Giorgio Vasari, das von ihm selbst entwor fen wurde (1540-48). Von hier aus kommt man zum Museum für mittelalterliche und moderne Kunst* (A1-2) im Palazzo Bruni-Ciocchi, oder Palazzo della Dogana (15.Jh.). Der Besucher kann dort Werke von Giorgio Vasari, Margarito d’Arez zo, Spinello Aretino, Luca Signorelli, Bartolomeo della Gatta, Ludovico Carracci, und eine Mut ter Gottes der Barmherzigkeit von Parri di Spinello bewundern. Darüberhinaus findet er Gemälde aus dem 17.Jh. (Grechetto, Pietro Benvenuti) bis zum 19.Jh., darunter zum Beispiel von den sogenannten “Macchiaioli” (Maler, die sich der Technik der Farbkleckser bedienten) namens Giovanni Fattori und Telemaco Signorini. Im Museum sind ferner Gold schmiede- und Bronzearbeiten, Majolikagegenstände* (eine der bedeutendsten Samm lungen Italiens), Waffen, Geldmünzen und Medaillen zu sehen. An der uralten “Via Sacra”, die die mittel alterliche Stadt halbkreisförmig umschließt, befindet sich die Kirche zur heiligen Jungfrau (B1), ein Renaissancebau mit unvoll-


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9 endeter Fassade und einem eleganten Drillingsfenster aus dem 16.Jh.; im Inneren finden wir ein Terra kotta bild nis der Mutter Gottes mit dem Jesuskind von Mi chele da Firenze (um 1430). Das Archäologische Museum ”Mecenate”* (C2) ist im ehemahligen Klostergebäude des hl. Bernardo aus dem 16.Jh. untergebracht, das zum Teil auf den Überresten des Römischen Amphitheaters (117-138 n. Chr.) errichtet wurde. Es beherbergt sehenswerte Zeugnisse aus Privatsammlungen aus dem 18. und 19.Jh. und aus jüngst durchgeführten Ausgrabungen. Außer der Abteilung etruskischer und hellenistischer Kunst gibt es dort auch Funde aus dem Aretinischen Umland (Mischkrug mit volutenartigen Henkeln Euphronios*), aus dem Tal der Chiana (attische Amphore*) und aus dem Casentino. Unter den Ausstellungsstücken aus römischer Zeit sollten die sogenannten “Korallengefäße”, d. h. aretinisches Tafelgeschirr aus Keramik mit roter Glasur, besichtigt werden, aber auch der attische Kelch* des Douris, die verschiedenen Glasarbeiten und Schmuck ge genstände (im Chrysographieverfahren geschaffenes männliches Porträt), die Münzsammlungen, die etruskischen und römischen Bronzearbeiten sowie die prähistorische und paläontologische Abteilung verdienen die Aufmerksamkeit der kunstinteressierten Besucher. Außerhalb des Stadtgebietes erhebt sich auf der alten “Fons Tecta” die zwischen 1435 und 1444 errichtete Kirche der hl. Gnadenmutter (C2, a.d.K.). Dem go tischen Bau ist ein Rundbogen-Portikus von Benedetto da Maiano vorgelagert. Im Inneren der Kirche sehen wir einen Hochaltar aus Marmor mit einem glasierten Terrakottarelief von Andrea della Robbia, das einen würdigen Rahmen für ein von Parri di Spinello geschaffenes Fresko darstellt. In Alpe di Poti (18,5 km östlich von Arezzo) steht die romanische Klosterkirche S. Veriano aus dem 11.Jh..

ASCIANO (Siena) Asciano ist ein am Oberlauf des Ombrone gelegenes mittelalterliches Dorf mit einer Schutzmauer, die im 14.Jh. von den Sienesen erbaut wurde. Auf dem Hauptplatz treffen wir auf die Kirche der hl. Agathe, eine romanische Basilika aus dem 11.Jh., die später restauriert wurde. Der antike Palazzo Corboli, in Corso Matteotti, beherbergt das Archäologische Stadtmuseum für sakrale Kunst, das bedeutende Gemälde* Sienesischer Künstler des 14. und 15.Jh., interessantes Material der Nekropole von Poggi Pinci, der Votivkapelle Campo Muri und dem Tumulus des Molinello, ausstellt. Das Cassioli-Museum stellt Werke des Malers Amos Cas sioli und seines Sohnes Giuseppe aus, beide Vertreter der “Macchiaioli”. Außerhalb der Stadtmauern ragt die gotischromansiche Kirche des hl. Franziskus empor. Einen Besuch verdienen in dieser Umgebung zweifellos auch die vorwiegend aus Lehmbo-

den bestehenden Hügel namens Le Crete und der anmutige Thermenkurort Rapolano Terme.

BAGNI DI LUCCA (Lucca) Bei Bagni di Lucca kann man von einer Art Streusiedlung sprechen; Kastanienbäume, Tannen, von Platanen gesäumte Alleen und Zypressen gliedern diesen Ort nämlich in ein mehr oder weniger loses Gefüge. Bekannt ist Bagni di Lucca seit dem 11.Jh. vor allem wegen seiner heilsamen Wasser; unbedingt zu besichtigen ist das Casinò municipale – das von der Gemeinde verwaltete Spielkasino –, ein Gebäude aus dem Jahre 1840 und das älteste Spielkasino Europas; unweit davon liegen die Orte Bagni Caldi und La Villa mit geschichtsträchtigen Villen.

BARGA (Lucca) Dieses in der Garfagnana liegende Städtchen mit seinen noch bestens erhaltenen mittelalterlichen Baustrukturen zeichnet sich durch eine Reihe von Renaissancebauten und seine treppenartig angelegten Gassen, auch “Carraie” genannt, aus. Auf dem bezaubernden, begrünten Piazzale Arringo, von dem man einen herrlichen Ausblick auf die Apuanischen Alpen und den Apennin genießt, erhebt sich der Dom*, ein komplexer auf die Zeit zwischen dem 9. und 14.Jh. zurückreichender Bau mit einem mit Reliefs ausgeschmückten Ambon aus dem 12.Jh.. Einen Besuch ist auch der Palazzo pretorio wert, Sitz des Stadtmuseums mit interessanter archäologischer Abteilung. In nächster Nähe kommen wir nach Castel vecchio Pascoli mit dem Geburtshaus und der Grabstätte von Giovanni Pascoli. In Coreglia Antelminelli sollte man unbedingt die St. Michaelskirche mit ihren aus dem 13.Jh. noch erhaltenen Bauelementen und die romanische St. Martinskirche (14.Jh.) sowie das Museum der Auswanderungen und der Gipsfiguren besichtigen. Im Tal des Tùrrite-Baches bei Gallicano gilt es die Windgrotte zu besuchen, die sich 4 km weit in den Berg hineinzieht.

BIBBIENA (Arezzo) Bibbiena ist der Hauptort im Ca sentino (s. Anm.). Unbedingt besichtigt werden sollte die St. Lorenz-Kirche aus dem 15. Jh. mit ihrer herrlichen Innenausstattung im Renaissancestil und das den hll. Ippolito und Donato geweihte Gotteshaus, das auf das 12.Jh. zurückreicht, dann jedoch mehrmals umgebaut wurde. Im Kircheninneren befindet sich das Gemälde Madonna e angeli von Arcangelo di Cola. Weitere sehenswerte Bauwerke sind der Palazzo Dovizi aus dem 16.Jh. und das Oratorium des hl. Franziskus (1580). Unweit davon befindet sich die im Renaissancestil erbaute Wallfahrtskirche der S. Maria del Sasso. Das Archäologische Museum im Ortsteil Pàrtina gehört zum System des Ökomuseums des Casentino.


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10 BORGO SAN LORENZO

CAMAIORE

(Florenz) Diese von den Römern gegründete Siedlung, deren Schwerpunkt schon immer auf der Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse lag, ist wohl der Hauptort im Gebiet des Mugello (s. Anm.). Im Inneren der romanischen Pfarrkirche zu Ehren des hl. Lorenz (1263) können Terrakottawerke und Malereien aus dem 14.17.Jh. sowie ein Fragment eines Altarbildes, das dem jungen Giotto zugeschrieben wird, bewundert werden. Beachtenswert ist die nähere Umgebung: in Grezzano sollten die hl. Stefanskirche (11.Jh.) und das Museum der bäuerlichen Kultur besichtigt werden. In San Piero a Sieve gibt es eine Pfarrkirche, die auf ein altes Land kirchlein zu rückgeht (11.Jh.) und die im 18.Jh. umgebaut wurde, sowie die das ganze Dorf beherrschende Festung des hl. Martin. In unmittelbarer Nähe begegnen wir einer Klos te ranlage namens Convento del Bosco ai Frati, in der ein kleines Museum für sakrale Kunst untergebracht ist; darin wird ein hölzernes Kruzifix* aufbewahrt, das Donatello zugeschrieben wird. In Scarperìa verdienen der Palazzo dei Vicari, ein Gebäude aus dem 14.Jh. und Sitz des Museum dei Ferri Taglienti, und die Mutter gotteskapelle große Beachtung. Östlich von Scarperìa befindet sich die Rennstrecke Autodromo Internazionale del Mugello. St. Agata, die romanische Pfarrei (10.Jh.) zählt zu den wichtigsten des Mugello. Östlich davon befindet sich Vicchio, Heimatort des Beato Angelico, nach dem das Museum für sakrale Kunst benannt ist. In der kleinen Ortschaft Vespignano soll angeblich das Geburtshaus Giottos stehen.

(Lucca) Ein kleines Städtchen in der Versilia (s. Anm.), von Hügeln zwischen den Apuanischen Alpen und dem Tyrrhenischen Meer umgeben; seine im romanischen Stil errichtete Kollegiatkirche (1278) schmückt ein Glockenturm aus dem Jahre 1365. Das Museum für Sakralkunst hält für den Besucher eine zwar kleine aber dennoch sehr kostbare Sammlung bereit. Gegen Ortsende treffen wir auf die dem hl. Johannes dem Täufer und dem hl. Stefanus geweihte Pfarrkirche, die im 12.Jh. erbaut wurde und mit einem Tauf becken ausgestattet ist, das aus einem römischen Sarkophag des 2.Jhs. herausgearbeitet wurde. Inmitten des Pinienwaldes sehen wir mit einem breiten Strand vorgelagert den Lido di Camaiore.

BUONCONVENTO (Siena) Buonconvento ist ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf auf der Via Cassia; zum Teil ist es von Schutzmauern aus dem 14.Jh. umgeben, die die Sienesen gebaut haben sollen. Das Gefüge des Altstadtkerns zeigt eindeutig mittelalterliche Strukturen. Die im Jahre 1705 neu errichtete Pfarrkirche der hll. Petrus und Paulus (12.Jh.) und das Museum sakraler Kunstschätze der Val d’Arbia mit Werken des Duccio di Buoninsegna, Pietro Lorenzetti und Sano di Pietro, sollten unbedingt besichtigt werden.

CALCI (Pisa) Dieser in einem mit Olivenhainen bedeckten Becken liegende Ort des ValgraziosaTales lenkt das Auge des Besuchers zunächst einmal auf den Glockenturm der Pfarrkirche der hll. Johannes und Ermolao*, die in der Zeit zwischen dem 11. und 12.Jh. mit einer polychromen Marmorfassade erbaut wurde. In der Nähe liegt die Certosa di Pisa*, ein Klostergebäude aus dem Jahre 1366, das zwischen dem 17. und 18.Jh. neu aufgebaut wurde und nun das Naturkunde- und Heimatmuseum der Universität Pisa beherbergt.

CAMÀLDOLI (Arezzo) Camàldoli liegt inmitten eines ausgedehnten Waldgebietes* des apenninischen Gebirgsabschnittes Casentino. Graf Maldolo von Arezzo schenkte dieses Gebiet dem Mönchen Romualdo, der hier das Kloster der Kamaldulenser gründete. Im 13.Jh. wurde es neu aufgebaut, später vergrößert und setzt sich so heute aus Teilen verschiedener Epochen zusammen: der Frem denherberge mit einem Lau benganghof aus dem 11.Jh. und einem kleinen Kreuzgang aus dem 15.Jh., der barocken Kirche (18.Jh.) mit einem Kreuzgang aus dem Jahre 1543, der Apotheke (1543) und dem Refektorium (1606). Mitten im Wald erhebt sich auf 1104 m die Einsiedelei* – der erste Sitz des im Jahre 1012 gegründeten Kamaldulenser Ordens. In den sich anschließ enden Alleen sind 20 Klosterzellen (11.-17.Jh.) aneinandergereiht, die den Eremiten als Behausung dienten. Um sie herum erstreckt sich der über 36.000 ha große, 1993 eingerichtete Nationalpark der Casentinischen Wälder, des Monte Falterona und Campagnas.

CAMPIGLIA MARITIMA (Livorno) Campiglia Marittima ist ein mittelalterliches Städtchen in den Maremmen (s. Anm.). Auf dem Friedhof außerhalb des Stadttores befindet sich die Pfarrkirche des hl. Johannes, eine im 12.Jh. erbaute romanische Kirche. Unweit davon treffen wir auf Rocca di San Silvestro*, ein im 14.Jh. still gelegtes Bergwerksgebiet, das als eines der größten mittelalterlichen Ausgrabungsgebiete des gesamten Mittelmeer raumes gilt und dem System der Parchi della Val di Cornia angehört. Einen Besuch verdienen auch die in der Nähe liegenden Caldana-Thermen und das von Schutzmauern umgebene Dorf Suvereto.

CAPRAIA (INSEL CAPRAIA) (Livorno) Diese am Tyrrhenischen Meer liegende Insel ist vorwiegend gebirgig. Der einzige bewohnte Ort ist Capraia Isola mit ihrer alles beherrschenden St. Georgsburg aus den ersten Jahren des 15.Jhs.. Vom Gipfel des Monte


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Arpagna (410 m) sieht man die Inselgruppe und Korsika. Auf der zwischen 1873 und 1989 als Strafkolonie dienenden Insel gibt es noch Pflanzen- und Tiergattungen, die dank der Einrichtung des Nationalparks des Toskanischen Archipels (zusammen mit den Inseln Elba, Pianosa, del Giglio, Montecristo, Giannutri und Gorgona) wirkungsvoll geschützt werden.

CAPRESE MICHELANGELO (Arezzo) Diese auf einem Hügel hinaufgebaute und das Singerna-Tal beherrschende Siedlung ist der Geburtsort Michelangelos (6. März 1475). Im Schloß aus dem 14.Jh. befindet sich das Michelangelo-Museums, welches das Geburtshaus desselben umfasst.

CARRARA (Massa Carrara) Sie nennt sich auch die Stadt des Mamors. Diese von Olivenhainen umgebene Stadt mit den kahlen Apuanischen Alpen im Hintergrund produziert alljährlich 500.000 Tonnen Marmor – Marmor für Statuen, Marmor mit grau-brauner Tönung, Marmor in violetter Farbe, in der Farbe der Pfirsichblüten, apuanischen Marmor. Carrara ist seit zweitausend Jahren ein Industriezentrum, urkundlich wird die Stadt erstmals im Jahre 963 genannt; über drei Jahrhunderte hindurch (1442-1741) bildete sie zusammen mit Massa den kleinen Ma laspina-Staat, später erhielt dieser den Namen Cybo Malaspina. Der im romanisch-gotischen

Stil (11.-14.Jh.) errichtete Dom* (A-B2) wurde im Strei fen muster aus weißem und grauem Mamor erbaut, mit einer Fassade nach pisanischem Vorbild ausgestattet, im 12.Jh. mit Arkaden verschönert, und schließlich mit einem gemeißelten romanischen Portal, einer kleinen Loggia und einer Rosette versehen. Auf der rechten Seite befindet sich ein romanisches Portal; bemerkenswert der Glockenturm mit mehrbogigen Fensteröffnungen und die Apsis. Das strenge Innere des Domes ist mit Marmor verkleidet und mit Fresken aus dem 14.-16.Jh. sowie mit mehreren eindrucksvollen Marmorstatuen aus ge schmückt. Die Akademie der Schönen Künste (B2) befindet sich im Palazzo Cybo Malaspina aus dem 16.Jh., welcher direkt an den Hauptturm des mittelalterlichen Schlosses anschließt. Darin sind römische Plastiken und Grenzsteine und vor allem der als “Edicola dei Fantiscritti” bekannte römische Altar aufbewahrt. 1982 wurde das Städtische Marmormuseum (C1, a.d.K.) eingerichtet, das in fünf Abteilungen Kultur, Geschichte und Bedeutung des Marmors dokumentiert. In den Marmorsteinbrüchen von Collonata (523 m), die durch einen Tunnel mit dem Steinbruchmuseum dei Fantiscritti* verbunden sind, kann ein eindrucksvolles Marmorabbaugebiet bewundert werden. Im Jahre 1985 wurde der Regionalpark der Apuanischen Alpen auf einer Gesamtfläche von 20.598 Hektar eingerichtet.


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12 CASCIANA TERME (Pisa) Der inmitten einer Hügellandschaft südlich von Pontedera (s. Anm.) liegende Ort erlangte erst im 18.Jh. Be rühmtheit, aber bereits die Römer kannten die heilsame Wirkung dieser Ther malquellen; das erste “Thermalbad” gründeten die Pisaner im Jahre 1311. In näherer Umgebung liegt Lari mit der Burg der Medici und der Kirche der hl. Maria Assunta sowie Créspina mit der St. Michaelskirche (Bildtafel* von Bernardo Daddi) und das aus dem 18.Jh. stammende Oratorium der Villa Belvedere.

CASENTINO (Arezzo) Unterregion, die durch kleine auf Hügeln angesiedelte Ortschaften, Schlösser, Mauern, Türme oder dessen Ruinen und Dörfer, die wie so oft in der Toskana, reich an heimatlicher und literarischer Geschichte sind, gekennzeichnet ist. Die Ebene von Campaldino in der Nähe von Poppi (s. Anm.), sah 1289 Florentiner Guelfen, unter denen sich auch Dante befand, über die Ghibellinen Arezzos siegen: Dies führte zur Übermacht Florenz auf die gesamte Region. Casentino ist die Talsenke des oberen Flusslaufes des Arnos (der in 1358 m Höhe am Fuße des Monte Falterona entspringt). Im Westen wird sie vom Pratomagno geschützt, im Osten vom Apennin, der in Alpe di Serra und Alpe di Catenaia ausläuft, von wo sich aus das Tiberina Tal erstreckt. In der Talsohle weiten sich Kornfelder, Gärten, Weinreben und Olivenhaine aus; auf den Hängen gedeihen Kastanienbäume, strenge hohe Tannen und Weiden, wie in Verna oder Camàldoli wo Lorenzo der Prächtige, Leon Battista Alberti und viele andere Humanisten zusammentrafen. Die wichtigsten Ortschaften dieser Gegend sind Bibbiena, Camàldoli, La Verna, Poppi und Stia (s. einzelne Anm.).

CÀSOLE D’ELSA (Siena) Càsole d’Elsa liegt auf einem Hügel und ist noch von mittelalterlichen Schutzmauern umgeben, die allerdings stark beschädigt sind. In der Ortsmitte treffen wir auf die der hl. Maria geweihte Kollegiatkirche aus dem 12. Jh., die das Kenotaph des Beltramo Aringhieri von Marco Romano (14. Jh.). Im alten Pfarrhaus ist heute ein Archäologisches Kollegiatsmuseum unter gebracht, das erst vor kurzer Zeit für Besichtigungen neu eingerichtet wurde. In der Umgebung von Càsole d’Elsa sollten unbedingt die bezaubernden mittelalterlichen Städtchen Men sano und Pievescola mit der im 11.Jh. gegründeten Pfarrkirche besichtigt werden.

CASTELFIORENTINO (Florenz) Dieser Hauptort des Elsa-Tales ist ein wichtiges Industriezentrum und besteht aus einem modernen Ortsteil und aus einem alten Ortskern, der auf einem steilen Gebirg s -

ausläufer liegt. Die St. Verdiana-Kirche (18. Jh.) ist eines der schönsten Beispiele der Toskana für das Miteinander von barocker Architektur und Malerei Anfang des 18. Jh.s. Im BeGo (Museum „Benozzo Gozzoli“) sind die Sinopien und Fresken der Tabernakel Madonna della Tosse und Mariä Heimsuchung ausgestellt.

CASTELLO DI BROLIO (Siena) Das um das Jahr 1000 errichtete Gebäude gehört seit dem 12.Jh. den Ricasoli. Lange Zeit war es Gegenstand von Streitig-keiten zwischen Florentinern und Sienesern gewesen. Im 19.Jh. ließ es der Baron Bettino di Ricasoli im gotischähnlichem Stil neu aufbauen und zu einer der bekanntesten Weinkellereien der Chianti-Gegend werden. Im Inneren, in der Cappella di S. Jacopo, befinden sich zwei Polyptychone aus dem 15.Jh. florentinischer und sienesischer Schule.

CASTELLO DI MELETO (Siena) Castello di Meleto ist ein Beispiel eines befestigten Gutshofes, dessen Anfänge auf das 12.Jh. zurückreichen. Es liegt hoch oben auf einem Hügel inmitten von riesigen Zypressen und zeichnet sich durch zwei mächtige Rundwachtürme aus. Im Inneren gibt es Säle mit Fresken, Loggien, Lichthöfe und ein kleines Theater aus dem 18.Jh..

CASTELLO DI ROMENA (Arezzo) Dieses auf der Anhöhe eines casentinischen Hügels gelegene Dorf wurde um das Jahr Tausend von den Grafen Guidi erbaut. Es ragen hier drei der ursprünglich vierzehn Türme empor, außerdem kann man deutlich die drei Ringmauern erkennen. In einigen Räumen ist ein Archäologisches und Waffenmuseum eingerichtet worden. Die in nächster Nähe befindliche Pfarrkirche des S. Pietro di Romena* (1152 auf den Überresten einer aus dem 9.Jh. stammenden Kirche errichtet) ist wohl eines der eindruckvollsten Zeugnisse romanischer Kunst im Casentino.

CASTELNUOVO DI GARFAGNANA (Lucca) Das Herrscherhaus der Este von Ferrara erhob es zum Hauptort der Garfagnana (s. Anm.) und in der Festung aus dem 12.Jh., die später weiter aus gebaut wurde, lebte der Stadthalter Ludovico Ariosto. Im Gebäude hat die Permanente archäologische Ausstellung „I Liguri Apuani nell’alta Valle del Serchio“ ihren Sitz, die von der Anwesenheit dieses Volkes in der antiken Garfagnana zeugt. Der Dom, der ein Terrakottabildnis im Stil des Della Robbia beherbergt, wurde im 16. Jh. neu ausgebaut. Im Nordosten sollte Castiglione di Garfagnana mit seinen Kirchen des hl. Michaels (15. Jh.) und des hl. Petrus mit der Fassade aus dem 13. Jh. besichtigt werden. San Pellegrino in Alpe ist ein Wallfahrtsort, in dem im 7.Jh. der hl. Pellegrino der Tradition entsprechend eine nach ihm benannte Wallfahrtskirche errichten


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13 ließ; zu besichtigen ist dort au ch das Völkerkundemuseum der Provinz “Don L. Pellegrini”. Von der Wallfahrtskirche aus erreicht man in sehr kurzer Zeit die Foce delle Radici, den malerischen Übergang auf der apenninischen Wasserscheide. Im Norden befindet sich der Orecchiella-Naturpark. Im nordwestlich gelegenen Camporgiano erhebt sich die Burg mit ihrem Städtischen Museum; weiter auf diesem Weg gelangt man zur Foce dei Carpinelli, auf den Bergrücken, der die Apuanischen Alpen und das Apenninengebirge miteinander verbindet.

CASTIGLIONCELLO (Livorno) Eleganter, traditionsreicher Badeort zwischen Pinien und Steineichen auf einem Vorgebirge am Tyrrhenischen Meer. Einen Besuch verdient das Archäologische Stadtmuseum im nahen Rosignano Marittimo.

CASTIGLIONE DELLA PESCAIA (Grosseto) Castiglione della Pescaia ist ein bekannter Badeort in den Maremmen. Der Hafen wird durch die auf einer Hügelkuppe liegende Burg namens Rocca aragonese (14.-15. Jh.), der Einfriedungsmauer und den Türmen beherrscht. Besucht werden sollten auch Ca stiglione Castello, auch Borgo medievale genannt, dessen mit Türmen versehene Schutzmauern zur Burg eine enge Verbindung herstellen, – und der Tòmbolo-Pinienwald, der sich an der Küste entlang auf eine Länge von etwa 10 km erstreckt. Unweit davon liegen die bekannten Badeorte Riva del Sole und Punta Ala.

CASTIGLIONE D’ORCIA (Siena) Diese Ortschaft befindet sich auf den steilen Hängen des Monte Amiata und übt heute noch die Faszination einer alten Festung aus, die von den Über res ten der Burg der Aldobrandeschi beherrscht wird. Sehenswert sind die herrliche Piazza del Vecchietta und die mittelalterliche Pfarrkirche der hl. Stefanus und Degna. In unmittelbarer Nähe liegt das mittelalterliche Dorf Rocca d’Orcia mit der Burg in Tentennano*.

CASTIGLION FIORENTINO (Arezzo) Charakteristisch für dieses mittel alterliche Dorf der Valdichiana (s. Anm.) sind die Verteidigungsmauern und die Wehrtürme; es war bereits zur Zeit der Etrusker bekannt. Die im Jahre 1853 auf den Überresten einstiger Ora torien erbaute Kollegiatkirche des hl. Julian beherbergt eine Reihe von wertvollen Kunst schätzen großer Meister (Bartolomeo della Gatta, Lorenzo di Credi, Segna da Bonaventura). Von hier aus gelangt man zur Alten Pfarrkirche (1451), die mit einem Fresko von Luca Signorelli ausge s ch mü ckt ist. Auf dem alten Marktplatz, heute Piazza del Municipio (Rathausplatz) ge nannt, begegnen wir der Loggia Vasaris und dem Rathaus. An der Stelle der antiken Akropolis erhebt sich der

Cassero, eine Festung aus dem 11.-12.Jh., die im 14. Jh. erweitert worden ist und in der die einmalige Archäologische Ausstellung untergebracht ist, die vorwiegend auf der etruskischen Heiligen-stätte* beruht, die hier mit seltenen architektonischen Dekorationen aus dem 5.6.Jh. v. Chr. zum Vorschein gekommen ist. Das Gebäude umfasst die S. Angelo Kirche, Herzstück der Städtischen Pinakothek, die zahlreiche Gemälde aus dem 13.-15.Jh. (Bartolomeo della Gatta, Giovanni di Paolo, Taddeo Gaddi) und mittelalterliche Gold gegenstände* ausstellt. In der hl. Franziskuskirche (13.Jh.) kann man ein Kruzifix von Giambologna bewundern. In nächster Nähe liegt das schöne mittelalterliche Schloß Montecchio Vesponi (kein Besuch möglich), mit Einfriedungsmauern und Türmen.

CÈCINA (Livorno) Dieses moderne Fremdenverkehrsund Handelszentrum an der Via Aurelia ist erst nach der Trockenlegung der Sümpfe in den Maremmen (s. Anm.) entstanden. Bei Marina di Cècina, in San Vincenzino, sind im archäologischen Stadtpark Überreste einer großen römischen Villa aus der Kaiserzeit mit suggestiv gewölbter Zisterne zu sehen. Im nahen Ortsteil San Pietro in Palazzi hat das Städtische archäologische Museum, mit interessanten Fundstücken, in der Villa La Cinquantina Aufnahme gefunden. Umliegend treffen wir auf verschiedene Plätze, die uns an den Dichter Carducci erinnern, wo auch die Kapelle des hl. Guido steht; hier beginnt die berühmte Straße der Zypressen*, die uns nach Bolgheri führt. In Castagneto Carducci steht das einst von Car ducci bewohnte Haus und das von Dante gewürdigte Schloß der Gherardesca.

CERTALDO (Florenz) Das Städtchen etruskisch-römischen Ursprungs im Elsa-Tal besteht aus einem älteren, auf einer Anhöhe liegenden Stadtteil (auch Certaldo Alto bzw. Castello genannt) und einem weiter unten liegenden Stadtteil (auch Certaldo Basso bzw. Borgo genannt). Der Stadtteil “Rione Castello”, der eindeutig mittelalterliche Züge aufweist, kann sich einer Reihe von prachtvollen Bauten rühmen. Das Boccaccio-Haus soll angeblich jener Ort sein, an dem der große Novellenschreiber auch gestorben ist (1375). Bewunderung verdienen auch die einfache Kirche der hll. Jakob und Philipp (13.Jh.) und das auf den Überresten des ehemaligen Schlosses erbaute Prätorengebäude. In der angrenzenden ehemaligen Kirche der hll. Thomas und Prospero kann ein Freskenzyklus* von Benozzo Gozzoli (1466-67) bewundert werden.

CHIANCIANO TERME (Siena) Bei Chianciano Terme handelt es sich wohl um eines der bedeutendsten Thermalbäder ganz Europas. Das Wasser von Sillene wird


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bereits im Jahre 1005 erwähnt und war zweifellos auch den Etruskern und Römern schon bekannt, wie das Archäologische Stadtmuseum der Wasserarten, reich an wichtigen Fundstücken dieser Gegend, bezeugt. Das zwischen 1915 und 1929 entstandene Kurzentrum besteht aus Hotels, Thermalbadanlagen und in Gärten und Parks verstreuten Villen; besondere Beachtung verdienen die beiden Parkanlagen Parco delle Fonti und Parco dei Fùcoli. In der Altstadt finden wir im Palazzo dell’Arcipretura das Kollegiatmuseum mit Kunstwerken der florentinischen und sienesischen Schule aus dem 14. und 15.Jh.. Einen Besuch sind auch die im 13.Jh. erbaute Kollegiatkirche des hl. Johannes des Täufers und das aus dem 13.Jh. stammende Haus des Podestà mit seinen Wappen aus dem 15. und 16.Jh. wert. In nächster Nähe befindet sich der Kurort Sarteano, dessen Altstadt durch das Schloß beherrscht wird (15.-16.Jh.); beachtenswert ist auch die im Renaissancestil erbaute Kollegiatkirche (1576). Das Archäologische Stadtmuseum, das sich im Palazzo Gabrielli befindet, (man beachte die Serie von Kanapen) veranstaltet Ausflüge in die nahegelegenen etruskischen Nekropolen. Im etruskischen, auf dem gleichnamigen Berg liegenden Cetona mit den noch vorhandenen Mauerüberresten können in der Kollegiatkirche aus dem 13.Jh. Fresken aus dem 15.Jh. bewundert werden. Im Städtischen Museum für die Vorgeschichte des Monte Cetona findet der Kunstinteressierte eine Fülle von archäologischen Zeugnissen aus dem Paläolithikum bis in die Bronzezeit. Eine Besichtigung verdient auch der archäologische Na turpark Belvedere.

Malvasia- und Trebbiano-Traube, die alle zusammen zum Chiantiwein werden, dazu bestehen hier seit der Zeit der Großherzöge Bauernhäuser, Villen, Festungen und Schlösser, von Mauern umgebene Dorfkerne. Das Gebiet erhielt seinen heutigen Namen im 13. Jh.

CHIUSI (Siena) Der etruskische Name von Chiusi ist “Chamars di Porsenna”. Die Stadt besiegte seinerzeit die Römer und breitet sich zwischen dichten Olivenhainen am südlichen Ausläufer des Chiana-Tales aus (s. Anm. Valdichiana). Nach mittelalterlichen Krite rien und im Renaissancestil erbaut, geht sie von etruskischrömischen Baustrukturen aus. Die Urbarmachung des Tales ließ Chiusi im 19.Jh. eine neue Blütezeit erleben und heute ist die Gegend ein hochentwickeltes Landwirtschaftsgebiet mit regem Handel und namhafter Industrie. Der romanische Dom aus dem 6.Jh. wurde im 12.Jh. neu aufgebaut und von 1887-94 zur Gänze restauriert. An seiner Seite erhebt sich das Dommuseum mit einer sehr kostbaren Sammlung von Choralbüchern*, die aus der Abtei von Monte Oliveto Maggiore stammt, und einen Mosaikboden aus dem 5.Jh. Das unmittelbar daneben liegende Labyrinth von Porsenna* ist eine beeindruckende archäologische Strecke in den darunterliegenden Gängen. Das Archeologische Nationalmuseum* verwahrt wertvolle Sammlungen etruskischer und griechischer Funde*. Vom Museum aus werden auch Besuche zu den Katakomben organisiert. Die etruskische Nekropole *mit ihren aus Felsen herausgemeißelten Grabstätten (6.5.Jh. v. Chr.), sind zum Teil bemalt.

CHIANTI

COLLE DI VAL D’ELSA

(Florenz und Siena) Erzeugergebiet eines der weltweit berühmtesten Weine, mit sanften Hügeln, Feldern, Wäldern, hohen Zypressen, Weinbergen und Olivenhainen – eine Landschaft, wie sie sienesischen Maler im 15. Jh. gerne darstellten. Musterhaft geordnet liegen hier die Weingärten der Sangiovese-, Canaiolo-,

(Siena) Dieses alte und dynamische Manu fakturzentrum kann sich in Colle Bassa (im unteren Ortsteil) eines genialen, auf das Jahr Tausend zurückreichenden Kana lisier ungs systems, auch “Gore” (Gerinne) genannt, rühmen; diese technische Pionierleistung ermöglichte den Bau von Spinnereibetrieben, Papier-


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15 COLLODI (Pistoia) Der im Nièvole-Tal gelegene Ort ist vor allem durch den Umstand bekannt geworden, dass er Carlo Lorenzini, dem Autor des berühmten Romans Die Abenteuer des Pinocchio, einen Decknamen gab. Der alte Dorfkern reicht bis zur Villa Garzoni, die zwischen 1633 und 1662 errichtet wurde und von einem bilderbuch haften Garten*, wohl einem der schönsten Italiens aus der Mitte des 17.Jhs., umgeben ist. Jenseits des Pescia-Baches kann der Besucher den zwischen 1956 und 1985 eingerichteten Pinocchio-Park besichtigen.

CORTONA

fabriken und später auch von Glasfabriken. Heute ist es für seine namhafte Kristallglaserzeugung bekannt. Unten in Colle Bassa sollte die S. Agostino-Kirche (B4) mit der Fassade aus dem 13.Jh. und die im Re naissancestil gehaltene Innenausstattung besichtigt werden. In Colle Alta* ist vor allem die Via del Castello (A-B2-3) sehens wert, denn diese Straße führt durch das alte ehrwürdige Schloß Piticciano (A-B2-3). Von einem offenen Bogengang aus gelangt man dort direkt zum Palazzo Campana (B2), einem unvollendeten Beispiel manieristischer Architektur (1539). Neben dem Dom (17.Jh.) befindet sich das aus dem 14.Jh. stammende Prätorengebäude (A-B3), in dem das Archäologische Museum Bianchi Bandinelli mit sehenswürdigen etruskischen Fundstücken, untergebracht ist. Im alten Priorenpalast (A-B3) befinden sich das Städtische Museum für sakrale Kunst. Am Ende der Straße steht das Turmhaus des Arnolfo di Cambio (13.Jh., A3), in dem, der Über lieferung nach, der berühmte Bildhauer und Architekt geboren worden sein soll.

(Arezzo) Cortona liegt auf einem Ausläufer des Alta S. Egidio und bietet seinen Besuchern einen herrlichen Ausblick. Die bereits von Vergil besungene Stadt war zunächst Amtsgebiet eines etruskischen Lucumons, später eine römische Stadt und im Mittelalter eine einflußreiche Stadtrepublik; im Jahre 1411 unterwarf sie sich der Herrschaft und dem weiteren Los der Stadt Florenz. Hier wirkten Beato Angelico und Luca Signorelli, Pietro da Cortona und der futuristische Maler Gino Severini kamen hier zur Welt. Die Stadt kann ihr vorwiegend mittelalterliches Gepräge nicht leugnen. Die noch vorhandenen Stadtmauern, die aus der damaligen Zeit stammenden Gebäude, die Art und Weise wie die Stadt angelegt ist und die Gäßchen mit ihren klingenden Namen sind beredtes Zeugnis dafür. Das Herzstück der Stadt ist wohl die Piazza della Repubblica (B1) mit einem Rathaus aus dem 13.Jh., das im 16.Jh. noch vergrößert wurde; auf der gegen-überliegenden Seite befindet sich das Gebäude des Stadthauptmannes, während sich seitlich davon auf der Piazza Signorelli (A1) der im 17.Jh. wieder aufgebaute Palazzo Casali befindet, mit einer originalen Seitenwand mit Wappen aus dem 13.Jh., in dem das Museum der etruskischen Akademie und der Stadt Cortona (MaeC*; 1727 aus der Etruskischen


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16 Akademie hervorgegangen) seinen Sitz hat. In diesem kleinen und recht originellen Museum sind sehr bemerkenswerte etruskische Funde (großer Kronleuchter* aus Bronze aus dem 5.4.Jh. v. Chr.), ägyptische Funde, Geldmünzen*, Werke aus dem 13.Jh. und der toskanischen Renaissance aufbewahrt; darüberhinaus verfügt es über einen eigenen Saal, der Gino Severini vorbehalten ist. Der Dom (A1) wurde im 15.16.Jh. über den Grundfesten einer romanischen Pfarrkirche neu aufgebaut. Bemerkenswert ist unter dem Portikus aus dem 16.Jh. das Portal von Cristofanello. Auf der gegenüberliegenden Seite kann das Diözesanmuseum* mit Werken von Pietro Lo renzetti, Luca Signorelli, Bartolomeo della Gatta, Giusto da Firenze und die hochberühmte Verkündigung Mariä* von Beato Angelico besichtigt werden. In der 1245 vom Ordensbruder Elia Coppi begonnenen hl. Franziskuskirche (A-B2), die im 17.Jh. umgebaut wurde, ist ein Reliquienschrein für das Heilige Kreuz – ein byzantinischer Reliquiar aus dem 10.Jh. – aufbewahrt. Eine der schönsten und charakteristischesten Straßen Cortonas, die Via Berrettini, führt zur S. Nicolò-Kirche (A2) aus dem 15.Jh. mit ihrer eindrucksvollen Standarte und Werken von Luca Signorelli. Auf einer prachtvollen Esplanade befindet sich die neugotische Wallfahrtskirche der hl. Margarete (A3) und etwas weiter oben treffen wir auf die Burg der Medici (1566), wo man einen herrlichen Ausblick genießt. Außerhalb der Stadtmauern begegnet man der spätgotischen St. DominikusKirche (Anfang des 19.Jhs. restauriert, B2), wo ein wunderschöner Spazier weg entlang des Viale Giardini Pubblici seinen Anfang nimmt. Außerhalb des Stadtgebietes steht die Kirche zu Ehren der Muttergottes der Kalkgrube* (1483-1513; B2, a.d.K.), wohl eines der schönsten Beispiele eines im Renaissancestil erbauten Heiligtums, das mit Glasfenstern von Guillaume de Marcillat (16.Jh.) und einem Muttergottesbild geschmückt ist. Unweit davon stößt man auf die Tanella di Pitagora, auf eine etruskische Gruft aus dem 2.Jh. v. Chr.. Außerhalb der Stadtmauern sollte auch die 1550 begonnene, von Vasari umgebaute Kirche der hl. Maria Nuova besichtigt werden; in einer bezaubernden Umgebung befindet sich das Convento delle Celle (A2, a.d.K.), das vom hl. Franziskus zwischen 1211 und 1221 (A1, a.d.K.) gegründete “Zellenkloster”; im Ort Sodo gibt es die sogenannten “Meloni”, jene etruskischen unterirdischen Grabstätten, die wahrscheinlich aus dem 4.-3.Jh. v. Chr. stammen.

CUTIGLIANO (Pistoia) Inmitten der Wälder des Limatales liegt Cutigliano mit dem wohl ältesten Ortsbild des zu Pistoia zu rechnenden apenninischen Gebirgsabschnittes. Auf dem Hauptplatz befindet sich das auf das 14.Jh. zu rückrei chen de Prätorengebäude bzw. das Gebäude des Stadthauptmannes; in der in unmittelbarer Nähe befindlichen Pfarrkirche können Gemälde aus dem 16.-17.Jh. besichtigt werden. In der nahen

Umgebung kann in Rivoreta das Museum über die Lebensgewohnheiten der Bewohner des Apenninengebirges Pistoias besucht werden. Sehr interessant sind außerdem der Wintersportort Doganaccia, den man auch mit einer Seilbahn erreichen kann und von wo man zu Fuß zur Berghütte namens “Duca degli Abruzzi”gelangt, sowie auch der Wintersportort Pian di Novello.

ELBA (INSEL ELBA) (Livorno) Die Insel Elba ist Teil der zwischen Italien und Korsika liegenden toskanischen Inselgruppe, zu welcher die Inseln Gorgona, Capraia (s. Anm.), Pianosa, Giglio (s. Anm.), Montecristo, Giannutri und noch einige andere mittelgroße Inseln zählen; man nimmt an, dass es sich um Teile eines ins Meer versunkenen Festlandes handelt. Elba (223,5 km2) ist unter den kleineren Inseln Italiens die größte; charakteristisch ist die starke Gliederung ihrer Küsten; der Monte Capanne ist mit seinen 1.018 m die höch ste Er he bung. Aus den an Mineralien reich hal tigen Bö den gewinnt man seit 3000 Jahren Eisenerz; hier gedeihen Olivenbäume, Kakteen und Kastanien, sondern auch edle Weine wie der Aleatico und der Muskatwein. Als erste bewohnten die Insel wahrscheinlich die Ligurer. Die Etrusker bearbeiteten das Erz in den Hochöfen Populonias und die Römer bauten hier für ihre Schiffe einen Anlegehafen; wegen der Reichtümer und der günstigen Lage versuchten Pisa, Genua und Lucca jeweils ihre Einflüsse auf der Insel geltend zu machen; Elba wurde dann in das Herzogtum Piombino eingegliedert, von den Türken geplündert und später von Spanien, Frankreich und England besetzt. Im Jahre 1815 wurde die Insel dem Großherzogtum Toskana angegliedert. Nach der Abdankung Napoleons wurde der Franzo senkaiser auf Elba verbannt und lebte hier vom 3. Mai 1814 bis zum 26. Februar 1815. Die Umwelt der nur 13 km von Elba entfernten Insel Pianosa ist noch völlig unberührt. Man besichtigt hier die ehemahlige Haftanstalt und, an der Ostküste, Überreste einer römischen Villa, die Bagno di Agrippa genannt wird. Die Insel Montecristo (39 km von Elba) besteht aus einer einzigen Granitmasse , ist unbewohnt und nicht zugänglich. Die Tierwelt und die dichte mediterrane “Macchia” stehen dank des Nationalparks der Toskanischen Inselgruppe unter Natur schutz (siehe Capraia).

ÈMPOLI (Florenz) Die in der Valdarno-Ebene (s. Anm.) liegende Stadt ist ein wichtiges Handels- und Industriezentrum (Beklei dung sindustrie, Glaserzeugung). Auf der zentral gelegenen Piazza Farinata degli Uberti (die Florenz nach dem Sieg der Ghibellinen in Montaperti verteidigte) erhebt sich die im Jahre 1093 im romanischen Stil erbau te und im 18.Jh. renovierte Kol le giat kirche des hl. Andreas. Im Kollegiatmuseum sind Gemälde von Masolino da Panicale, ein Tauf bec ken von Bernardo Rossellino und eine Reihe anderer sehenswerter


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17 toskanischer Kunstwerke aus dem 14.-17.Jh. aufbewahrt. In der St. Stefanuskirche aus dem 14.Jh., die im 16.Jh. allerdings völlig umgebaut und in jüngster Zeit wieder restauriert wurde, können Fresken von Masolino da Panicale und eine Verkündigung Mariens – eine Skulptur von Bernardo Rossellino –, bewundert werden. In nächster Nähe sollten Fucecchio aus dem 10.Jh. und die malerische Villa Medicea von Cerreto Guidi besichtigt werden. Sehenswert sind außerdem die Villa der Medici des Cerreto Guidi und die Ortschaft Montelupo Fio rentino, wo im Haus des Pode stà aus dem 14.Jh. das Archäologie- und Keramikmuseum* untergebracht ist, dessen Sammlung seit Jahrhunderten weltbekannt ist.

FIÈSOLE (Florenz) Von dem auf einem Hügel liegenden und die Täler des Arno und des Mugnone beherrschenden Ort aus hat der Besucher einen herrlichen Ausblick auf die Stadt Florenz, aber allein wegen seiner bezaubernden Landschaft, seiner archäologischen Funde und seiner Kunstschätze sollte Fièsole eine Pflichtstation im Ausflugsprogramm sein. Das römische “Faesulae” etruskischen Urs prungs, stellte einst den Mittelpunkt der gesamten Region dar. Das im Jahre 1325 befestigte Fièsole, für das die Mediceer im 15.Jh. eine besondere Vorliebe pflegten, erfuhr im 18. und 19.Jh. eine beträchtliche Erwei te rung; neue Villen und Parkanlagen machten Fièsole zu einem der begehrtesten Aufenthaltsorte für Besucher aus dem Ausland. Auf der Piazza Mino da Fièsole (A2), der Stelle, wo einst das antike Forum stand, befindet sich das aus dem 14.Jh. stammende Prätorengebäude, an das sich seitlich das alte Oratorium der S. Maria Primerana, das Semi na rium, der Bischofspalast und der im romanischen Stil erbaute Dom anschließen; er wurde im 13. und

14.Jh. erweitert, seine Fassade wurde im 19.Jh. neu gestaltet und sein charakteristischer Glockenturm aus dem Jahre 1213 wurde im 18./19.Jh. neu aufgebaut. Im Inneren des Domes sind nicht nur Kunstwerke von Giovanni della Robbia, Bicci di Lorenzo, Mino da Fiesole, sondern auch die Salutati-Kapelle* mit Fresken von Cosimo Rosselli (15.Jh.) zu bewundern. Das Ausgrabungs-gebiet* (A2) ist auch wegen seiner reizvollen Umgebung und Landschaft, in der sich die Überreste und Ruinen befinden, besonders zu empfehlen. Vom römischen Theater aus der Kaiserzeit ist noch ein mindestens 3000 Personen Platz bietender Zuschauerraum erhalten. Zu diesem Baukomplex gehören auch die Thermen, ein römischer Tempel und ein Teil der etruskischen Einfriedungsmauern*. Das Archäologische Museum stellt Gegenstände aus der Eisenzeit, der römisch-etruskischen (Bronze, Weihgaben, architektonische Terracotta-Gegenstände) und longobardischen Epoche, neben herrlichen griechischen, großgriechischen und etruskischen Keramik-sammlungen aus. Gleich nach Verlassen des Ausgrabungsgebietes kommt man zum Antiquarium Costantini (A2), in dem 157 Gefäße attischen, etrus kischen, großgriechischen und griechischen Ursprungs ausgestellt sind. Das Bandini-Museum (A2) bewahrt eine Sammlung des Gelehrten Angelo Maria Bandini aus dem 18.Jh. auf, zu der Gemälde aus der Toska nischen Schule des 13.-15.Jhs. gehören. Auf der Hügelkuppe, wo einst die antike Akropolis stand, erhebt sich die hl. Franziskuskirche (A2), die im 14.Jh. erbaut wurde. In näherer Umgebung steht das Kloster des hl. Dominikus von Fièsole (B1); in der hl. Dominikus-Kirche können Werke von Lorenzo di Credi und Fresken von Beato Angelico bewundert werden. Wenige Kilometer davon entfernt liegt die Badia Fiesolana (B1), jene Stiftskirche,


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18 die bis zum Jahre 1028 die Kathedrale Fièsoles war und 1456 umgebaut wurde; die Innenausstattung* besorgte Brunelleschi (1461-64).

FIGLINE VALDARNO (Florenz) Aus städtebaulicher Sicht ist das am linken Arnoufer liegende Figline Valdarno sicherlich eine der interessantesten Ortschaften im Raum Florenz. Heute ist es ein wichtiges Industriezentrum. Die mit Bogengängen gesäumte Piazza Marsilio Ficino ist ein typischer Handelsplatz aus dem 13.Jh., auf dem sich das ehe-malige Serristrori Krankenhaus und auf der gegenüberliegenden Seite die Kollegiatkirche der hl. Maria (12.Jh.) befindet, die im Jahre 1439 umgebaut und im 17./18.Jh. weiter ausgebaut wurde. Im ansch lie ßen den Gebäude ist das Kollegiatmuseum untergebracht. Besichtigen sollte man unbedingt die hl. Franziskuskirche, die im romanischen Stil erbaut, im 15.Jh. neu aufgebaut und später renoviert wurde, sowie die Villa des S. Cerbone, in der sich seit 1890 das Krankenhaus Serristori befindet; in der Apotheke* dieses Krankenhauses kann eine Sammlung von Majolika-Gefäßen bewundert werden. In unmittelbarer Nähe liegt Gaville, dessen Pfarrkirche des hl. Romolo (12.-13.Jh.) einen Besuch wert ist; im dortigen Pfarrhaus ist das Bauernmuseum untergebracht; in Incisa in Val d’Arno ist der Turm des Schloßherrn zu sehen und an seiner höchsten Stelle, auch Castello genannt, steht das Haus, worin der junge Petrarca wohnte.

FLORENZ Florenz ist die Hauptstadt der Region und aus der Sicht der Kunsthistoriker mit Bestimmtheit eine der bedeutendsten Städte Italiens, wenn nicht der ganzen Welt. Hier sollte sich die Kunst in ihrer ganzen Pracht entfalten, Florenz sollte die “Wiege der Wiedergeburt” für ganz Europa sein; die Macht dieser Stadt und jene der Medici erreichen in einer Zeit ihren Höhepunkt, in der hier auch die fruchtbarste und einflußreichste Kunstepoche des gesamten Milleniums einsetzt. In der am Arno liegenden Stadt sind es – abgesehen von der Fülle an Kunstschätzen und dem kulturellen Erbe – der Zauber und die Atmosphäre, die die Reisenden aus dem Norden Europas von Stendhal, Ruskin und Berenson, bis zu den heutigen Besuchern in ihrem Bann halten. Florenz ist zunächst nur ein unbedeutender Ortsteil im etruskischen Fièsole, der den Namen “Florentia” (die Blühende) erhielt; erst unter den Römern kommt es zur Gründung dieser Stadt. Im Hochmittelalter genießt Florenz weiterhin nur eine Randstellung (Lucca war damals noch das Hauptzentrum Tusciens), um das Jahr Tausend jedoch beginnt die Stadt zu wachsen und die Zahl ihrer Einwohner steigt stetig an. Zeugnis davon sind das romanische Bap tisterium und die Kirchen des hl. Miniato und der hl. Apostel. Nach dem Tod der Gräfin Mathilde im Jahre 1115 sind die florentinischen Bürger bereits in der Lage, mit ihrer ersten aus zwölf Konsulen bestehenden Kom mun al re -

gierung eine gewisse Eigenständigkeit zu erlangen. Die Expansion der Stadt wirkte zunächst zum Schaden Fièsoles, später – dank ihres Bündnisses mit Lucca – zum Nachteil Sienas, Arezzos, Pistoias und Pisas. Letztere sollte dann im ständigen Bestreben, sich einen Zugang zum Meer zu verschaffen, auf lange Zeit ihr natürlicher Gegner bleiben. Von 1193 an regiert in der Hoffnung, den immer wieder aufflammenden Zwist zwischen Volk und Adel wirksamer beilegen zu können, ein fremder Podestà die Stadt Florenz. Von Beginn des 13.Jhs. an kommt es zu politischen und territorialen Machtansprüchen zwischen den Guelfen (die auf der Seite des Papstes und des Hauses Anjou stehen) und den Ghibellinen (die Anhänger des Kaiserreiches und der Hohenstaufen sind). Die Intervention Friedrichs II. sichert den Ghibellinen für kurze Zeit eine Vormachtstellung. So verjagt das Volk denn auch die Adeligen und setzt einen ihm genehmen Stadthauptmann zur Leitung der Amtsgeschäfte ein. Die Niederlage von Montaperti (1260) sollte einen Sonderfall darstellen: Die von den Guelfen durchgesetzte Wahl des Hauses Anjou (Karl von Anjou ist zehn Jahre hindurch Podestà) sollte sich als erfolgreich erweisen. Die nunmehr von den Zünften, Händlern und Handwerkern dominierte Stadt besiegt 1269 in Colle di Val d’Elsa die Stadt Siena und 1289 in Campaldino die Stadt Arezzo. Pisa unterliegt indessen in der Schlacht von Meloria (1284) den Genuesern. Diese Vorherrschaft spiegelt sich in den ersten großartigen gotischen Bauwerken wieder: im Haus des Podestà (Bargello), in der S. Maria Novella-Kirche, in der S. Croce-Kirche, in der S. Maria del Fiore-Kirche, im Palazzo Vecchio, im Glockenturm Giottos und in Orsanmichele. In Florenz wirken Giotto, Cimabue, Arnolfo di Cambio und Andrea Pisano. Die von den Ghibellinen versuchte Zurückeroberung unter der Führung von Castruccio Ca stra cani und Heinrich VII. zu Beginn des 14.Jhs. gelang nur vorübergehend. Florenz beherrscht nunmehr trotz des von einer Krise geschüttelten Bankwesens zwischen 1342 und 1345 und der Pest des Jahres 1348, trotz der Kämpfe zwischen den höheren und niederen Zünften, die in den Ausschreitungen von Ciompi (1378) gipfelten, den größten Teil der Toskana. Im 15.Jh. entsteht aus der oligarchisch regierten florentinischen Republik eine wahrliche “Signoria” (Stadtstaat). Im Jahre 1434 kehrt Cosimo de’ Medici (Cosimo der Ältere) nach seiner Verbannung als Bürger und faktischer Herr nach Florenz zurück und hält die republikanischen Institutionen nur mehr ihrer Form nach aufrecht. Sein Enkel Lorenzo der Prächtige setzt in seiner Regierung s zeit zwischen 1469 und 1492 mit den begonnenen Werken fort. Seine Geisteshaltung entspricht ganz und gar dem Zeitgeist der Renaissance und kommt in den Werken von Brunelleschi, Leon Battista Alberti, Mi chelozzo, Benedetto da Maiano, Masaccio, Beato Angelico, Andrea del Castagno, Paolo Uccello, Botticelli, Ghirlandaio, Benozzo Gozzoli, Donatello, Ver-


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19 rocchio, Pollaiolo, Luca della Robbia, Ghiberti, usw. sehr deutlich zum Ausdruck. Der Tod Lorenzos leitet auch das Ende einer ganzen Epoche ein: das mediceische Lebenswerk hält den Anstürmen Karls VIII. nicht stand. Die Ver bannung der Medici kann mit der Illusion, die Republik wieder herstellen zu können, zweimal kurz unterbrochen werden (1494-1512 und 1527-1530). Im Jahre 1531 gelingt es Alessandro de’ Medici im Gefolge der kaiserlichen Heerscharen, als erster Herzog von Florenz in die Stadt einzuziehen. Im Jahre 1569 wird Cosimo I. Großherzog und mit ihm neigt sich die große Blütezeit der Stadt Florenz ihrem Ende zu. Die Stadt wird noch weiter ausgeschmückt, aber Leonardo wirkt in Mailand und in Frankreich und Michelangelo verläßt 1534 endgültig Florenz. Im 17. und 18.Jh. erlebt die Stadt einen wirtschaftlichen Niedergang und die Dynastie der Medici stirbt aus (1737). Ihnen folgen die Lothringer und mit Peter Leopold (dem späteren Kaiser Leopold II.) zeichnet sich noch einmal ein teilweiser Aufschwung ab. Napoleon setzt nach der Flucht der Lothringer Ludwig von Bourbon Parma mit dem Adelstitel König von Etrurien ein. 1807 wird Florenz dem französischen Kaiserreich angegliedert. Zwischen 1815 und 1860 besteigen die Lothringer erneut den Thron. Nach der Volksbefragung im Jahre 1860 schließen sich Florenz und die ganze Toskana dem Königreich Italien an. Florenz ist von 1865 bis 1871 auch Hauptstadt des jungen Königreiches. Das ist die Zeit der Expansion und der sehr umstrittenen Neu- und Umbauten in der Arnostadt des 19.Jhs.. Im 20.Jh. führen der Wirtschaftsaufschwung und das Bevöl ke rungswachstum zur Eingliederung der Randgebiete. Nach den schweren Kriegs schäden und der Überschwemmung im Jahre 1966 setzte sich der positive Trend in der Wirtschaftsentwicklung weiter fort; heute hat Florenz fast 400.000 Einwohner. Das religiöse Kulturgut. Zum religiösen Kulturgut der Stadt zählt heute im wesentlichen die Piazza del Duomo (C4-5) mit der S. Maria del Fiore-Kirche und die Piazza S. Giovanni mit dem Baptisterium. Im Umkreis von wenigen Metern finden wir Meisterwerke von Giotto, Brunelleschi, Ghiberti, Donatello, Andrea della Robbia, Michelangelo usw. Das Baptisterium des hl. Johannes* (C4) – das religiöse Kernstück der Stadt – ist eines der ältesten Bauwerke in Florenz. Die Wände des achteckigen Baus sind mit grünem und weißem Marmor verkleidet. Auf einer Attika aus dem 13.Jh. ruht das achteckige Pyrami den gebäude. In den drei Portalen finden wir die berühmten Bronzetore* mit Blick in drei Himmelsrichtungen, auf denen eine Fülle von Bibelszenen dargestellt ist. Das südliche Tor* stammt von Andrea Pisano (1330), das nördliche Tor* im spätgotischen Stil wurde von Lorenzo Ghiberti (1403-24) geschaffen, während das östliche Tor gegenüber dem Dom, das berühmte Paradiestor*, wie es Michelangelo nannte, eine

Nachbildung des im Hoch re nais sancestil geschaffenen Meisterwerkes von Lorenzo Ghiberti (1425-52) ist. Das Innere des Baptisteriums hat eine runde Grundfläche und wird von einer mit Mosaiksteinen* ausgeschmückten flachen Trompenkuppel aus dem 13.Jh. gekrönt, die von venezianischen und florentinischen Künstlern und möglicherweise in Zusammenarbeit mit Cimabue geschaffen wurde. Der Fuß boden* besteht aus marmornen Einlegearbeiten und in der Apsis können noch weitere, an die byzantinische Kunst erinnernde Mosaikdarstellungen* von Jacopo da Torrita bewundert werden. Das Grabmal des Gegenpapstes Johannes XXIII wird Donatello und Michelozzo zugeschrieben. Gegenüber dem südlichen Eingangstor erhebt sich die “Loggia del Bigallo” (1352-58; C4), wo Findelkinder abgegeben wurden. Rechts von der Kathedrale erhebt sich der schlanke Glockenturm von Giotto* (C4). Dieses im Jahre 1334 von Giotto und Andrea Pisano begonnene Werk wurde 1359 von Francesco Ta lenti zu Ende geführt. Der Sockel wird von nachgebildeten Flachreliefs von Andrea Pisano und seiner Schule sowie von Luca della Robbia und Alberto Arnoldi geschmückt. Darüber sehen wir Nachbildungen der von Andrea Pisano, Donatello und Nanni di Bartolo geschaffenen Statuen. Die Originalstatuen befinden sich im Dommuseum. Eine 414 Stufen hohe Treppe fü hrt zur Aus sichtsplattform hinauf, wo man einen herrlichen Ausblick* auf die Stadt geniessen kann. Der Dom* (C4-5), bzw. die S. Maria del FioreBasilika erscheint im ersten Augenblick dem entzückten Auge des Betrachters als ein einheitliches Bauwerk. In Wirklichkeit aber ist es das Ergebnis mehrerer aufeinanderfolgender Bauabschnitte. Arnolfo di Cambio begann mit dem Bau im Jahre 1296, um die alte S. Reparata-Kathedrale zu ersetzen; die Bauarbeiten führte dann Francesco Talenti in der Zeit zwischen 1331 und 1357 fort, die Apsis wurde 1421 ausgebaut, zwischen 1420 und 1436 erfolgte der Kuppelbau durch Brunelleschi und den Laternenaufbau besorgte 1468 Andrea del Verrocchio. Die Fassade, welche die im Jahre 1587 abgerissene Originalfassade von Arnolfo di Cambio ersetzt, stammt aus dem späten 19.Jh.. Im strengen und majestätischen Inneren finden wir grandiose Meisterwerke: die kunstvollen Glasfenster der der Fassade gegenüberliegenden Seite von Lorenzo Ghiberti, ein Bildnis von Giotto di Benedetto da Maiano und die Fresken von Vasari und Federico Zuccari, die dank ihrer Renovierung wieder in ihrem ursprünglichen Glanz in der gewaltigen Kuppel von Brunelleschi (91 m) erstrahlen; ebenso erwähnenswert sind die Glasfenster in den Rundfenstern der Tam bour kuppel nach Zeichnungen von Donatello, Ghiberti, Paolo Uccello und Andrea del Castagno sowie das hölzerne Kruzifix von Benedetto da Maiano über dem Hochaltar; die Werke des Luca della Robbia, eine Arche mit den Reliquien des hl. Zenobi, Meisterwerk des Ghiberti sowie die von Giovanni Acuto und Niccolò da Tolentino gesetz-


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22 ten Denkmäler in Form von Reiterstatuen, die von den Meistern Paolo Uccello im ersten und Andrea del Castagno im zweiten Falle geschaffen wurden. Im Dominneren kamen bei den Grabungen im Jahre 1966 auch Überreste der alten, im Jahre 1375 abgerissenen S. ReparataKathedrale ans Tageslicht. Im Museum des Dombaus (C5) sind be deutende Plastiken aus der florentinischen Glanzzeit des 14. und 15.Jhds. aufbewahrt; unter ihnen sind die zahlreichen Originale aus dem Baptisterium, dem Dom und dem Glockenturm von Giotto (Kassetten* des Ghiberti und des Andrea Pisano) zu nennen. Es muß vor allem auf die unvollendete Pietà* von Michelangelo und die beiden Sängertribünen* (Cantorie) hingewiesen werden, von denen die eine von Donatello und die andere von Luca della Robbia geschaffen wurde. Auf der anmutigen Via de’Martelli (B-C4) kommt man zu einem der bemerkenswertesten Zeugnisse der Architektur der Frührenaissance, nämlich zum Palazzo Medici-Riccardi* (B4). Im Inneren führt ein bezaubernder Hof* zur Kapelle der Weisen* (Cappella dei Magi), ein Meisterwerk Michelozzos, das von Benozzo Gozzoli mit Fresken ausgeschmückt wurde, und zu einer von Luca Giordano mit Fresken ausgemalten Galleria. Die Piazza S. Lorenzo (B4), an der Adelshäuser aus dem 15. und 16.Jh. sowie das Giovanni dalle Bande Nere gesetzte Denkmal stehen, wird von der Fassade der S. Lorenzo-Kirche beherrscht, einem Meisterwerk unter den Sakralbauten der Frührenaissance, das un willkürlich mit dem Geschlecht der Medici in Verbindung gebracht wird. Vom linken Querhaus kommt man zur Alten Sakristei*, einem Prunkstück Brunelleschis im Renaissancestil, das von Donatello ausgeschmückt wurde. Vom ersten Kreuzgang* der Basilika aus gelangt man zu einer berühmten Bibliothek der Medici, nämlich zur Biblioteca Medicea Laurenziana*, die von Cosimo dem Älteren gegründet wurde; sie ist in einem von Michelangelo entworfenen Gebäude untergebracht, der nicht nur die bereits barock gestaltete Vorhalle und den Treppenaufgang, sondern auch die Decke, die Lesepulte und die Stühle schuf. In der Apsis der Basilika befinden sich die Grabkapellen der Medici*. Zu ihnen gehören die barocke Fürstenkapelle*, in der die monumentalen Sarkophage der toskanischen Großherzöge besichtigt werden können, und die Neue Sakristei*, die von Miche lan gelo entworfen und begonnen (1521-24) und von Vasari, bzw. Bartolomeo Ammannati, dem allseits anerkannten Vertreter der manieristischen Architektur, zu Ende geführt wurde. Hier befinden sich die beiden außergewöhnlichen Grabmale, die Michelangelo in der Zeit von 1524 bis 1533 anfertigte: das Grabmal für Lorenzo, den Herzog von Urbino* und das Grabmal für Giuliano, den Herzog von Nemours*. Kunstwerk desselben Meisters ist auch die Gottesmutter mit Kind.* Die Piazza della Signoria und die Uffizien Dieser Platz, der seit jeher den Mittelpunkt des Florentiner Stadtlebens darstellt, spiegelt die

konfliktreiche Beziehung zwischen Kunst und Macht wider. In den Denkmälern drücken nämlich die Zünfte, die Vertreter der Republik und jene des Stadtstaates ihre Vorlieben in der Kunst und die verschiedenen politischen Auf fassungen aus. Zwischen dem Dom und der Piazza della Signoria liegt die elegante Ge schäftsstraße namens Via dei Calzaiuoli (CD4), in der das prunkvolle Gebäude Orsanmichele* (D4) steht, die wohl zu den interes santesten Bauwerken des 14.Jhs. zählt. Das 1337 als Markthalle errichtete Gebäude wurde bald in eine Kirche mit einem Korn spei cher umgewandelt. In den Mauernischen* (Tabernacoli) an den Außenwänden stehen die Marmor skulpturen der Schutzheiligen der Zünfte. Im Kirche nin neren befindet sich das berühmte Marmortabernakel* von Andrea Orcagna. Die große und festliche Piazza della Signoria* (D4) ist einer der berühmtesten Plätze Italiens. Seit der Zeit der Stadtrepubliken stellt er das Zentrum der politischen Macht und des gesellschaftlichen Lebens dar. Als bezaubernde Kulisse fungiert auf dem vom Palazzo Vecchio beherrschten Platz die gotische Bogenhalle der sogenannten Loggia della Signoria* (bzw. der Lanzi, 1376-82), in der ursprünglich öffentliche Versammlungen und Zeremonien stattfanden. Später entstand daraus eine Art Frei lichtKunstgalerie. Auf dem Platz können wir ferner das Zunftgericht aus dem 14.Jh. und den Palazzo Uguccioni (16.Jh.) mit der davor stehenden von Giambologna geschaffenen Statue Cosimos I. und den pracht vollen Stadt brunnen von Bartolomeo Ammannati bewundern. Auf der Freitreppe zum Palazzo Vecchio sehen wir eine Nachbildung des Florentiner Löwens (Original im Bargel lo-Museum), das Wahr zeichen der Stadt Florenz, Judith und Holofernes von Donatello (Original im Rathaus), den berühmten David von Michelangelo (Original in der Galleria dell’Accademia) und die umstrittenen Figuren des Herakles und Cacus* von Baccio Bandinelli. Unter den Bo gengängen der Loggia della Signoria kann man den berühmten Perseus*, ein Meisterwerk von Benvenuto Cellini, und die Skulptur des Rau bes der Sa bine rinnen* von Giambologna bewundern. Der Palazzo Vecchio* ist einer der schönsten mittelalterlichen Paläste Italiens. Er wurde im Jahre 1299 als Priorenpalast von Arnolfo di Cambio entworfen, im 15.Jh. wurde daraus der Palazzo della Signoria und zwischen 1540 und 1565 war er die Residenz des Herrscherhauses der Medici. Zwischen 1865 und 1871 war darin die Deputiertenkammer des Königreichs Italien untergebracht. Über dem kompakten Gebäuderumpf erhebt sich der aus dem Jahre 1310 stammende Turm* (94 m), der auch Arnulfsturm genannt wird. Im Inneren befindet sich der prunkvolle Saal der Fünfhundert*, den Antonio Sangallo zwischen 1495 und 1496 für die Versammlungen des Volksrates erbaute. Hier ist auch die Marmor skul pturengruppe Michelangelos des Siegesgenius* aufbewahrt. Bemerkenswert sind au ß erdem das Studier -


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23 zimmer Francescos I., die von Bronzino gemalte Eleonora-Kapelle, der Audienzensaal mit seiner von Giuliano da Maiaino gestalteten Decke und der Liliensaal, in dem die Bronzeskulptur der Judith und des Holofernes* von Donatello steht. Erwähnenswert ist auch die Loeser-Schenkung, mit Kunstwerken der Toskanischen Schule aus dem 14.-16.Jh., und das Museum dei Ragazzi. Am Belvedere ist die Sammlung zeitgenössischer Kunst “Alberto della Ragione” mit 250 Werken von Künstlern aus dem 20. Jh. gelagert, vom Futurismus bis in die 1960er Jahre. Um den eindrucksvollen Piazzale degli Uffizi* (E4), der sich an die Piazza della Signoria anschließt, erhebt sich der majestätische Palazzo degli Uffizi (1560-80), der von Vasari zur Unterbringung des herzöglichen Verwal tung s gebäudes geplant wurde und nun die berühmte Kunstgalerie beherbergt. Die Uffizien* (Galleria degli Uffizi), eine der berühmtesten und bedeutendsten Gemäldegalerien Italiens und Europas, stellen mit ihren Werken aus dem 12.-18.Jh. das älteste Museum des modernen europäischen Kontinents dar. Zu den wichtigsten Exponaten zählen die toskanischen Werke bis ins 16.Jh., die venezianischen und nordischen Malereien und die Sammlung der Selbstporträts. Bemerkenswert ist auch die Sammlung antiker Werke (Gruppe der Niobiden*). Die Uffizien entstanden Ende des 16.Jhs., um die Kunstsammlungen des Großherzogs Francesco I. aufzunehmen und wurde dank der Förderungen der Medici im mer umfangreicher. Zunächst handelte es sich dabei um eine Art moderne florentinische Kunst galerie (als “modern” bezeichnete Vasari die Künstler des 16.Jhs.), in der später auch wissenschaftlich interessante Gegenstände sowie Werke venetischer und flämischer Künstler ausgestellt wurden. Die Schenkungen der Lothringer, bzw. die Trennung der wissenschaftlichen Sammlung von den genannten Werken, charakterisierte das Museum nun eindeutig als Gemäldegalerie. Erst Anfang des 20. Jhs wurden weitere Gemälde aus dem 14. und 15. Jh. erworben, womit die Galerie weltweit zur bedeutendsten Sammlung großer italienischer Kunstwerke wurde. Etwa 2000 Werke sind ausgestellt, weitere 1800, augenblicklich gelagerte Werke sollen noch ausgestellt werden: Seit 2006 laufen die Arbeiten zu einer radikalen Neuorganisation und Erweiterung der Ausstellungsräume, d.h. zur Entstehung der ‚Neuen Uffizien‘. Wenn es an dieser Stelle auch nicht möglich ist, auf die immense Kunstsammlung näher einzugehen, so sollten doch wenigstens die Künstler, die mit ihren Werken Kunstgeschichte geschrieben haben, erwähnt werden. Aus der toskanischen Kunstepoche des 13.-14.Jhs. sind Duc cio da Boninsegna, Cimabue, Giotto, Simone Martini, Ambrogio und Pietro Lorenzetti, Ber nardo Daddi und Taddeo Gaddi zu nennen; für die Renaissance des 15. und 16.Jhs. stehen Lorenzo Monaco, Gentile da Fabriano, Masaccio und Ma solino, Beato Angelico, Paolo Uc cello, Domenico Veneziano, Andrea del Castagno

(Uomini illustri*), Piero della Francesca, Alessio Baldovinetti, Filippo Lippi, Filip pino Lippi, Antonio Pollaiolo, Piero Pollaiolo, Sandro Botticelli (die Geburt der Venus und die Allegorie des Frühlings), Leonardo (Anbetung der Könige), Verrocchio, Perugino, Luca Signorelli, Piero di Cosimo, Raffaello (Madonna mit dem Stieglitz), Michelangelo (Tondo Doni), Giovanni Bellini, Bartolomeo Vivarini, Cima da Conegliano, Giorgione, Vittore Carpaccio, An drea Mante gna, Tiziano (die Venus von Ur bino), Andrea del Sarto, Pontormo, Bronzino, Parmigianino, Palma il Vecchio, Dosso Dossi, Lorenzo Lotto, Jacopo Bassano, Correggio, Paolo Veronese, Tintoretto, El Greco. Zu den Meister wer ken aus dem Norden Europas zählen die Werke von Albrecht Dürer, Jan Brueghel dem Älteren, Lucas Cranach dem Jüngeren, Albrecht Altdorfer und Hans Holbein. Die aus dem 17. und 18.Jh. stammende Sammlung umfaßt Werke von Rubens, Antonie van Dyck, Justus Sustermans, Caravaggio, Annibale Carracci, Rembrandt, Giuseppe Maria Crespi, Canaletto, Francesco Guardi. Im Vasari-Korridor* (Corridoio Vasariano; 1565), dessen Bau die Uffizien über den Ponte Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbinden sollte, sind Kunstwerke aus dem 17.-18.Jh. ausgestellt. In Via Lamberteschi beherbergt die ContiniBonacossi Sammlung* (E4) Werke nennenswerter italienischer und ausländischer Künstler aus dem 13. und 14.Jh. (Cimabue, Andrea del Castagno, Bellini, Bernini, El Greco, Velásquez) Im Palazzo Castellani (E4) ist das Wissenschaftliche Museum* untergebracht – eine lothringische Sammlung von Meß instrumenten und Lehrmitteln für diverse Fachbereiche. L’Oltrarno. Bereits im Jahre 1172 erfaßte die Stadtmauer auch das Gebiet jenseits des Arno, als es nur eine einzige Brücke gab, jene, die heute den Namen Ponte Vecchio trägt und die

Raffael, Madonna del Granduca (Florenz, Palazzo Pitti)


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24 von der Piazza della Repubblica zum anderen Flußufer und damit zum Palazzo Pitti, zur Hl. Geist-Kirche und zur Kirche S. Maria del Carmine hinüberführt. Die Piazza della Repubblica (C-D4) entstand im 19.Jh., nachdem man den alten aus dem Mittelalter stammenden Markt abgetragen hatte. Gleich in der Nähe erhebt sich der Palazzo Davanzati* (D3), ein strenges Gebäude aus dem 14.Jh. mit einer großen Loggia aus dem 16.Jh.; hier befindet sich das Museum des alten florentinischen Hauses mit wunder schönen Zeugnissen der Dekorationskunst aus dem 14.-18.Jh.. Die im 16.Jh. errichtete Loggia des Neuen Marktes (D4) zum Verkauf von Qualitätsstoffen ist heute ein gernbesuchter Kunstgewerbemarkt und befindet sich gegenüber dem sogenannten Schwein chen brunnen (Fontana del Porcellino; in Wirklichkeit handelt es sich dabei um ein Wildschwein); diese Skulptur ist allerdings eine Nachbildung des hellenistischen Originals, das in den Uffizien aufbewahrt wird. Hinter der Loggia des Neuen Marktes sehen wir das aus dem 14.Jh. stammende Gebäude der guelfischen Stadt hauptmänner (D4), das später von Brunelleschi und Vasari vergrößert wurde und in dessen Innenräumen sich ein prachtvoller Saal von Brunelleschi mit einer Lünette von Luca della Robbia und einer von Vasari gestalteten Decke befindet. Die Via Por S. Maria (E4) führt zur ältesten und berühmtesten Brücke von Florenz hinüber, nämlich zum 1345 erbauten Ponte Vecchio* (E3-4), wo es bereits 996 eine allseits bekannte Brücke gab. Diese 1944 beim Rückzug der deutschen Wehrmacht als einzige verschont gebliebene Brücke wurde früher einmal von Fleischer- und Obsthändlerläden und heute von Goldschmiedegeschäften gesäumt. Über diesen Läden liegt der Vasari-Korridor. Die Brücke mündet in die Via de’ Guicciardini (E-F3), von der man zu einem kleinen Platz mit der Kirche der St. Felicita kommt. Von hier aus gelangt man zum wohl eindrucksvollsten Gebäude der Stadt, zum Palazzo Pitti* (F2-3), der von den Bankherren und reichen Kaufleuten namens Pitti um die Mitte des 15.Jhs. erbaut, 1558 noch vergrößert wurde und die heutige Gestalt im Jahre 1764 und 1839 durch den Zubau zweier sogenannter Rondellflügel annahm. Dieser prächtige Bau beherbergt in seinen Räumen und anderen Gebäuden des anliegenden Bòboli-Gartens einige der berühmtesten florentinischen Museen. In der Kunstgalerie Galleria Palatina* kann der Besucher mit Fresken ausge sch mück te Säle bewundern – Werke, die größtenteils von Pietro da Cortona und Ciro Ferri im 16.-17.Jh. geschaffen wurden. Zu erwähnen sind vor allem Die drei Lebensabschnitte des Menschen von Giorgione, die Madonna mit dem Stuhl und die Madonna des Granduca von Raffael, das Porträt Julius II. von Tiziano, die Italische Venus von Giovanni Canova und andere Meisterwerke von Botticelli, Filippo Lippi, Luca Signorelli, Beccafumi, Rosso Fiorentino, Andrea del Sarto,

Dosso Dossi, Tintoretto, Veronese, Rubens, Van Dyck, Murillo, Perugino, Suster mans, Caravaggio, Salvator Rosa usw. In den königlichen Gemächern lebten einst die Medici, dann die Lothringer und später die Savoyer. Die Galerie für moderne Kunst bietet einen vollständigen Überblick über die italienische Malerei vom Klassizismus bis ins 20.Jh.. Im Silbermuseum* ist eine reiche Sammlung von Gegenständen aus Edelmetallen, von Kristallund Elfenbeinartikeln und Edelsteinen aufbewahrt. Besonders sehenswert ist die Sammlung von Lorenzo dem Prächtigen. Im Kutschermuseum sind zahlreiche Zeugnisse vom Hof der Lothringer und jenem der Savoyer zu sehen. Der Bòboli-Garten* (F3) zählt mit seinem 45.000 m2 großen Anlagenareal zu den elegantesten und prächtigsten Gärten Italiens; er wurde bereits um die Mitte des 16.Jhs. angelegt, sein heutiges Bild ist allerdings späteren Neuanlagen und zusätz lich geschaffenen Park flächen aus dem 18.-19.Jh. zu verdanken. Die bekanntesten Prunkstücke des Gartens sind das Am phi theater, die Grotte des Buontalenti, die Baumschule des Neptun, der Garten des Cavaliere und der Piazzale dell’Isolotto*, auf dem sich der sogenannte Ozean-Brunnen Giambolognas erhebt. Im Porzellanmuseum* ist eine Sammlung von wertvollen Porzellangefäßen und -ge gen ständen von Ginori di Doccia, Sèvres, Chantilly, Wien, Berlin und Meißen zu sehen. Im kleinen klassizistischen Sonnenuhrpalast befindet sich eine Kostümsammlung. Nach Verlassen des Pitti-Palastes empfiehlt es sich, bevor man in der prachtvollen Via Maggio (E-F2-3) flaniert, die Kirche S. Felice in Piazza (F2) und das Tierkundemuseum “La Specola” (F2) im Palazzo Torrigiani zu besuchen, eine Abteilung des Naturgeschichtemuseums der Universität, wo sich eine Sammlung von anatomischen Nachbildungen aus Wachs* aus dem 17.-19.Jh. befindet. Auf der parkartig gestalteten Piazza S. Spirito (F2) mit Bürgerhäusern aus dem 15.Jh., unter denen der im Renaissancestil erbaute Palazzo Guadagni mit seinem Vorplatz ins Auge fällt, steht die gleichnamige Hl. Geist-Kirche* (E2), die ebenso wie die hl. Lorenz-Basilika eines der schönsten Beispiele der Architektur der Frührenaissance darstellt. Die von Brunelleschi im Jahre 1444 entworfene Kirche zeichnet sich durch eine elegante Innenausstattung aus; der Besucher kann hier Werke von Bernardo Rossellino, Andrea Sansovino und Filippino Lippi bewundern. An die Kirche schließt sich außen ein wunderschöner Glockenturm und linker Hand der Hl. Geist-Abendmahlssaal mit einem herrlichen Fresko von Andrea Orcagna an. Nicht weit entfernt befindet sich die Kirche der S. Maria del Car mine* (E1), die mittel alterlichen Ursprungs ist, im Jahre 1771 jedoch neu aufgebaut wurde. Sie ist weithin wegen der Cappella Brancacci bekannt, die über einen aus dem 17.Jh. stammenden Kreuzgang er reicht werden kann. Darin können der Fre -


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25 skenzyklus* von Masaccio und Masolino, der von Filippino Lippi fertiggestellt worden ist, bewundert werden. S. Trinita und S. Maria Novella. Nun begeben wir uns von der Via de’ Tornabuoni ausgehend in den westlichen Stadtteil, d. h. in die äußeren Randbezirke der einstigen Römerstadt, bzw. des von der ersten mittelalterlichen Stadtmauer eingegrenzten Stadtgebietes. Von der gotischen Kirche S. Maria Maggiore (C3-4) über die Piazza degli Antinori (C3), mit dem gleichnamigen Palazzo Antinori und der barocken Kirche des hl. Kajetan, gelangt man in eine der elegantesten Straßen der Stadt, nämlich in die Via de’ Tornabuoni* (C-D3), die von einer Reihe prachtvoller Bauwerke aus dem 15.-19.Jh. gesäumt wird. Besondere Beachtung verdient unter ihnen der Palazzo Strozzi* (D3) welcher – wie auch der Palazzo Medici-Ricciardi – zu den wohl eindrucksvollsten Zeugnissen unter den florentinischen Renaissancebauten zählt. Mit dem Bau begann 1489 Benedetto da Maiano, Cronaca setzte ihn fort; eine Seite des Gebäudes und ein Teil des Kranzgesims blieben jedoch unvollendet. In der nahegelegenen ehemaligen Kirche des hl. Pankratius (C-D3) ist das Marino Marini-Mu seum mit zahlreichen Werken des aus Pistoia stammenden Künstlers untergebracht. Daran schließt sich die RucellaiKapelle mit dem kleinen hl. Grab-Tempel an, – ein von L. B. Alberti entworfenes Bauwerk aus dem 14.Jh.. Ebenfalls nach Entwürfen von L. B. Alberti entstand in der zweiten Hälfte des 15.Jhs. das Meisterwerk der Frührenaissance des Palazzo Rucellai* (D3) mit der vorgelagerten Rucellai-Loggia. Auf der Piazza S. Trinita (D3), in deren Mitte die von den Caracalla-Thermen stammende Gerechtigkeitssäule steht, sind der Palazzo BartoliniSalimbeni, der Palazzo Spini-Ferroni und eine der ältesten Kirchen von Florenz – die Kirche der Hl. Dreifaltigkeit* (Chiesa di S. Trinita; 11.Jh.) – zu sehen, die im 14.Jh. im gotischen Stil neu aufgebaut wurde und 1594 eine barocke Fassade erhielt. Das strenge Kircheninnere ist eines der ersten Beispiele gotischer Bauweise in Florenz. Sie ist mit Werken von Lorenzo Monaco, Domenico Ghirlandaio, Luca della Robbia und Desiderio da Settignano ausgeschmückt. Auf der in sich geschlossenen Piazza del Limbo begegnen wir der Kirche der hl. Apostel (11.Jh.); sie stößt direkt an die Borgo Ss. Apostoli (D-E3) an – diese so charakteristische mittelalterliche Straße mit Häusern und Türmen aus dem 13.Jh., unter denen vor allem der Palazzo Rosselli del Turco von Baccio d’Agnolo zu nennen ist. Die Hl. Dreifaltigkeitsbrücke* (Ponte S. Trinita; E3) mit ihren drei Bögen schafft einen majestätischen Übergang zum anderen Ufer des Arnos; das von Bartolomeo Ammannati (1608) geschaffene Meisterwerk wurde im Jahre 1944 zerstört, dann aber nach den Originalplänen wieder aufgebaut. Den Lungarno Corsini entlang befindet sich eines der bemerkenswertesten florentinischen Barockbeispiele: der Palazzo Corsini (D2-3).

Die Corsini-Galerie zählt zu den schönsten Privatsammlungen Italiens mit Gemälden aus dem florentinischen 15.-16.Jh. und Kunstwerken aus dem 17.-18.Jh.. Auf der Piazza di Ognissanti erhebt sich die gleichnamige Allerheiligenkirche (C1-2), die im Jahre 1251 gegründet wurde; ihre Fassade wurde im barocken Stil erbaut. Im Inneren finden si ch Fresken von Domenico Ghirlandaio, Sandro Botticelli und Taddeo Gaddi. Die Piazza S. Maria Novella* (C2-3) ist einer der bezauberndsten Plätze der ganzen Stadt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche befindet sich die Loggia des hl. Paulus, die mit zehn eleganten Bogengängen ausgestattet ist; in den Feldern zwischen den einzelnen Bögen sind neun Rundreliefs von Andrea della Robbia zu sehen; er war auch der Schöpfer der Lünette unter dem Portikus. Die Kirche der S. Maria Novella* (B2-3) ist ein Meisterwerk der Gotik, mit dessen Bau Architekten des Dominikanerordens im Jahre 1278 begannen. Die aus dem 14.Jh. stammende Fassade* wurde von L. B. Alberti neu entworfen. Im harmonischen Kircheninneren sind nicht nur Werke von Nino Pisano, Nardo di Cione, den Rossellinos, Desiderio da Settignano, Ghiberti, Filippo Lippi und Giambologna, sondern auch ein Kruzifix* von Giotto, der berühmte Freskenzyklus* von Domenico Ghirlandaio, ein Fresko* von Masaccio und ein kost bares Kruzifix* von Brunelleschi zu sehen. Links von der Kirche kann das Museum S. Maria Novella* besichtigt werden, das einen Teil der Kreuzgänge des Klosters für sich in Anspruch nimmt. Der Hauptbahnhof S. Maria Novella (A-B2) ist ein schönes Beispiel aus der Architektur des Rationalismus. Im ehemaligen Kloster der Ordensschwestern von Foligno (A3) sind ein Fresko von Schülern des Perugino und einige andere von Bicci di Lorenzo aufbewahrt. Die Umgebung von S. Marco und der SS. Annunziata. Damit ist das nördlich vom Dom gelegene Viertel gemeint, in dem sich unter anderem die Piazza S. Marco mit der Galleria dell’Accademia und dem Kloster, in dem Beato Angelico lebte, sowie die Piazza dell’Annunziata mit dem nahegelegenen “Ospedale degli Innocenti” und das Archeologische Museum befinden. Der Abendmahlssaal (Cenacolo di S. Apollonia*, A4-5), d. h. das Refektorium des alten Klosters der Benediktinerschwestern der hl. Apollonia, ist mit prachtvollen Fresken* von Andrea del Castagno geschmückt. Vom Kloster aus ist der zur Universität gehörende große Kreuzgang aus dem 15.Jh. mit Ausblick auf die mit Bäumen umsäumte Piazza S. Marco zu sehen. Hier erhebt sich die gleichnamige auf das 14.Jh. zurückgehende St. Markus-Kirche (A5) mit barocker Fassade, die von Michelozzo in der Zeit zwischen 1437 und 1443 neu ausgebaut und später noch mehrmals umgebaut wurde. Rechts von der Kirche treffen wir auf das St. Markus-Museum* (A5), das sich in den schö-


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26 nen Räumen des Domenikanerklosters befindet. Es stellt eine Sammlung zahlreicher Werke von Beato Angelico aus, der hier lebte und wirkte. Unter den unzähligen Gemälden sind vor allem eine Kreuzabnahme*, das Tabernakel der Flachskämmer*, eine Kreuzigung* und eine Verkün digung* zu er wähnen. Das Na tur geschichtemuseum (A5-6) besteht aus drei Trakten: dem Museum für Mineralogie und Lithologie, dem Museum für Geologie und Pa läontologie und dem Botanischen Museum, an das sich der botanische Garten, der einstige 1550 gegründete Heilkräutergarten, anschließt. Die Galleria dell’Accademia* (A5) verdankt ihren Ruhm der Skulpturengruppe der Gefangenen*, dem unvollendeten hl. Matthäus und insbesondere dem David* von Michelangelo. In der Kunstgalerie sind außerdem Gemälde aus der Florentinischen Schule des 13.-16.Jhs. aufbewahrt. Das Museum Opificio delle Pietre dure liegt in unmittelbarer Nähe des weltweit bekannten Instituts , das im Jahre 1588 gegründet worden ist und umfassende Restaurierungsarbeiten italienischer Kunstwerke vornimmt. Die Piazza della SS. An nunziata (B6) ist ein mit Bogengängen umgebener Platz, in dessen Mitte wir ein Reiterdenkmal von Ferdinand I. von Giambologna und zwei barocke Brunnen bewundern können. Auf der linken Seite ist der Loggiato dei Serviti zu sehen. Rechts von der Basilika gelangen wir zum Ospedale degli Innocenti*, zu einem der bedeutendsten Zeugnisse des florentinischen Humanismus und zu einem der schön sten Beispiele der Renaissance. Vom Platz aus sieht man einen Säulengang* mit neun Rundbögen; in den Feldern zwischen den Rundbögen finden wir acht “Tondi” (Rundbilder) von Andrea della Robbia. Hier ist auch eine Pinakothek mit einer kleinen Anzahl hochinteressanter Werke eingerichtet. In der Basilika der hl. Jungfrau Maria* (A6) ist das viel verehrte Bildnis der hl. Jungfrau Maria aufbewahrt; diese von den Dienern Mariens 1250 errichtete Basilika wurde im 15.Jh. neu aufgebaut und später mehrmals umgebaut; ihr ist ein Portikus aus dem 17.Jh. vorgelagert und durch ihn gelangt man in den kleinen Kreuzgang der Weihgaben, an dessen Wänden einige der bemerkenswertesten Fresken* der florentinischen Kunstgeschichte aus dem 15. und 16.Jh. bewundert werden können; es handelt sich dabei um ein von Rosso Fiorentino, Jacopo Pontormo, Franciabigio und Andrea del Sarto geschaffenes Werk. Im Inneren befindet sich die barocke Kapelle der hl. Jungfrau Maria und über dem Altar das aus dem 14.Jh. stammende, von den Florentinern verehrte Fresko der Verkündigung. Unmittelbar an das Querschiff schließt sich der Kreuzgang der Toten an. Das Archäologische Museum* (AB6) im Pa laz zo della Crocetta zählt zu den bedeutendsten Italiens, bewahrt es doch eine Fülle von hochinteressanten etruskischen und ägyptischen Zeugnissen auf. Die Abteilung der etruskischen Kunst* weist wertvolle Skulpturen Chiusis (Mater Matuta, Sarkophag

von Larthisa Seianti) und eine einmalige Sammlung von Bronzen (Chimera d’Arezzo, l’Arringatore) auf. Von außerordentlichem Wert sind auch die attischen Keramiken* athenischen Ursprungs, unter welchen die Vase François mit den schwarzen Figuren besonders ins Auge sticht Zu den romanischen Bronzen gehören hingegen Idolino di Pesaro. Im Ägyptischen Museum* , das zweitwichtigste Italiens nach jenem von Turin, sind besonders das Porträt Fayyum, das Relief der Schriftgelehrten, der Kriegs- oder Jagdwagen und die koptischen Stoffe von Bedeutung. Das Arcispedale di S. Maria Nuova (C5-6) , das älteste Krankenhaus der Stadt, wurde 1288 von Folco Portinari gegründet und im 16.Jh. von Buontalenti restruktutiert. Das Florentinische Museum der Vorgeschichte (C5), das wertvolle vorgeschichtliche Sammlungen in sich birgt, hat im ehemahligen Oblaten-Kloster seinen Sitz, wo sich auch das Museo Firenze com’era befindet. Hier kann man sehen, wie sich die Stadt im Laufe der Zeit verändert hat, sowie die zwölf berühmten Vedute delle Ville Medicee des Giusto Utens bewundern. Von einem herrlichen Arkadenkreuzgang ist die Kirche S. Maria Maddalena de’Pazzi (1257, aber 1479 wiederaugegebaut) umgeben, in der man unbedingt die Kreuzigung*, ein Fresko des Perugino, besichtigen sollte. Das Stadtviertel um S. Croce – Hier handelt es sich um das Viertel mit der Hl. Kreuz-Kirche und den “Bargello”; die Kirche S. Croce wurde von Giotto mit Fresken ausgeschmückt; im berühmten Bargello-Museum sind die allerschönsten Skulpturen Donatellos und Michelangelos ausgestellt. Geschichtlich und kunstgeschichtlich betrachtet ist allerdings das ganze Viertel von großer Bedeutung. In einer der ältesten Straßen der Stadt, der Via del Proconsolo (C-D5), befindet sich der Palazzo Nonfinito; darin ist heute das 1869 von Paolo Man te gazza gegründete Nationalmuseum für Anthropologie und Völkerkunde untergebracht. Auf der linken Seite sind in der Straße Borgo degli Albizi* der Palazzo Ramirez de Montalvo, der Palazzo Altoviti und das Haus, bzw. der Palazzo degli Albizi zu sehen. In der Via Proconsolo trifft der Besucher auf den Palazzo Pazzi* (D5) – auch “Palast der Verschwörung” genannt. In der Via Santa Margherita befindet sich das Dante-HausMuseum (D5) mit zahlreichen Materialien über den großen Dichter. Bei der Badia Fiorentina* (D5) handelt es sich um eine Kirche aus dem 13.Jh., die von Arnolfo di Cambio erweitert und im 15. und 17.Jh. umgebaut wurde. Der sechseckige spitze Glockenturm geht auf das 14.Jh. zurück. Im feierlich-strengen Gebäu de des Podestà befindet sich der Bargello* (D5), eines der bedeutendsten Museen der Welt. Hier sind Werke von Michelangelo (David Apollo*, Büste von Brutus*), von Donatello (David*, Sankt Georg*), von Brunelleschi, Michelozzo, Luca della Robbia, Giovanni und Andrea della Rob bia, Verrocchio, Francesco Lau rana,


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27 Benvenuto Cellini, Giambologna und eine Fülle von Dekorationsgegenständen aus dem gesamten Mittelmeerraum aufbewahrt. Auf der Piazza S. Firenze, befindet sich gegenüber dem Palazzo Gondi* (D5), einer der schönsten Adelspaläste des 15.Jhs., der Palazzo di S. Firenze (D5) – ein hochinteressantes Zeugnis aus dem florentinischen Spätbarock. Das Buo narrottiHaus (D6) umfaßt einen Gebäudekomplex von drei Häusern, in denen einst Mi chelangelo lebte; sehenswert sind vor allem die Galleria und das Studierzimmer, in dem einige Familiensammlungen aufbewahrt sind, darunter Werke von Michelangelo selbst. Die im 14.Jh. und in der Renaissancezeit für Volksversammlungen dienende und als Sportplatz für “Florentiner Fußballspiele” genutzte Piazza di S. Croce (E6) wird nicht nur von der Basilika selbst, sondern auch von einer Reihe charakteristischer Florentiner Paläste gesäumt, unter denen insbesondere der Palazzo Cocchi Serristori und der Palazzo dell’Antella zu nennen sind. Die Basilika S. Croce* (E6), ein Meisterwerk der gotischen Baukunst, wird als das römische Pantheon der ehrenswertesten italienischen Bürger betrachtet. Arnolfo di Cambio war der Erbauer (1295), vollendet wurde dieses Bauwerk erst gegen Ende des 14.Jhs.; die Fassade und der Glockenturm stammen aus dem 19.Jh.. Das Innere der Basilika ist schlicht und eindrucksvoll zugleich; hier sind nicht nur Meisterwerke von Benedetto da Maiano, Agnolo Daddi, Giovanni da Milano, Do natello und ein entzückender Freskenzyklus von Giotto zu bewundern, sondern auch die Grabstätten von Leonardo Bruni (ein Meister werk von Rossellino), von Michelangelo, Nic colò Machiavelli, Ugo Foscolo, das Grabmal von Gioacchino Rossini sowie die Vittorio Alfieri und Antonio Canova gesetzten Denkmäler zu finden. Das Kirchenbaumuseum von S. Croce befindet sich in den an die Kirche angebauten Klosterräumen, wo auch das Meisterwerk von Filippo Brunelleschi – die berühmte Cappella Pazzi* – besucht werden kann. Vom Kreuzgang aus gelangt man zum Refektorium mit dem hochberühmten Kruzifix* von Cimabue und dem hl. Ludwig* von Donatello. Der elegante zweite Kreuzgang, den man über ein reich geschmücktes Portal erreicht, ist wahrscheinlich ein Werk von Bernardo Rossellino. In der Via Magliabechi befindet sich die Zentrale Nationalbibliothek (E6) – die bedeutendste Bibliothek ganz Italiens. Über die 1957 wiederaufgebaute Brücke Ponte alle Grazie gelangt man zum Museum Bardini* (F5), in dem eine Sammlung von Gemälden, Möbeln und Ke ramikarbeiten aufbewahrt ist; sie wurde im Jahre 1922 vom Kunstsammler Stefan Bardini der Gemeinde geschenkt. Der Viale dei Colli lädt den Besucher zum schönsten Spaziergang in der Stadt ein. Auf den großen Boulevards, jenseits des Arnos entlang, kommt man zum Piazzale Michelangelo* – zu einer Aussichtsterrasse mit einem herrlichen

Ausblick. Von hier aus erreicht man, am Ende einer Freitreppe angelangt, die Kirche S. Salvatore al Monte (1499). Direkt auf der Hügelkuppe steht die Kirche S. Miniato al Monte*, ein Meisterwerk der romanischen Baukunst, das zwischen 1018 und 1207 errichtet wurde. Im Inneren, das mit einem wunderschönen Marmorboden* ausgestattet ist, sind Werke von Michelozzo, Agnolo Gaddi, Taddeo Gaddi, Luca della Robbia, Antonio Rossellino und Alessio Baldovinetti zu sehen. Über die Via S. Leonardo gelangt man zum Festungswerk Forte di Belvedere* (1590-1595), das sich harmonisch in die Stadtmauern einfügt und einst als Hochburg diente. Diese Festung ist über Boboli, den PittiPalast und den Vasari-Korridor mit dem Palazzo Vecchio verbunden und wird von der kleinen eleganten Palazzina di Belvedere beherrscht, in der zeitgenössische Ausstellungen Platz finden. Der letzte Abschnitt des Viale dei Colli trägt den Namen Viale Machiavelli und endet an der Porta Romana, dem römischen Stadttor mit seinem mächtigen Wachturm und den noch erhaltenen hölzernen Originaltoren. Am rechten Flußufer des Arno im Westen der Stadt erstreckt sich der Parco delle Cascine* (Park), die für Spaziergänge bevorzugte Grünfläche der Florentiner. In den nördlich gelegenen Vierteln befindet sich eines der bedeutendsten Museen der Welt seiner Art, das StibbertMuseum*, in dem eine Sammlung alter Waffen und eine Sammlung von Gebrauchs ge genständen aus verschiedenen Epochen und Ländern ausgestellt ist. An die Kirche S. Michele a Salvi ist das Museum des Abend mahl ssaales von Andrea del Sarto angeschlossen. Das Museum des israelitischen Tempels verwahrt antike Handschriften, Pergamente und hebräische Kultgegenstände. Auf einem Hügel inmitten von Olivenbäumen und Zypressen treffen wir auf das Kartäu serkloster namens Certosa del Galluzzo*; vor ihm finden wir einen gotischen Studienpalast, in dem eine Pinakothek untergebracht ist; es wurde 1342 von Niccolò Acciaioli gegründet und umfaßt die hl. Lorenz-Kirche, das Kloster, den Kreuzgang der Mönche, den großen Kreuzgang mit 66 Büsten aus Terrakotta von Della Robbia, das Refektorium und den Kreuzgang der Laienbrüder.

FIVIZZANO (Massa Carrara) Dieses kleine Handelszentrum der Lunigiana (s. Anm.) ist von Wehrmauern umgeben, die im 16.Jh. von den Florentinern erbaut wurden. Sehr eindrucksvoll ist die Piazza Medicea mit einem Brunnen aus dem 17.Jh., Renaissancepalästen und der Kirche der hll. Jakob und An tonius, die 1377 erbaut und im 16.Jh. erweitert wurde. In unmittelbarer Nähe befindet sich das im 14.Jh. neu aufgebaute Schloß Castello della Verrùcola. In Richtung Càsola in Lunigiana, wo sich das Gebietsmuseum der Alta Valle Aulella befindet, steht die frühromanische Pfarrkirche Codiponte mit langobardischen und karolingischen Plastiken. Einen Besuch verdienen der Kurort Equi Terme und die Grotten von Equi.


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28 FOIANO DELLA CHIANA (Arezzo) Foiano della Chiana liegt auf einem Hügel und beherrscht von dort aus die Chiana und den Esse-Bach. Sehenswert sind hier die Kollegiatkirche S. Martino (1512-1796) und die Kirche des hl. Erzengels Michael, auch S. Domenico genannt. Die Ende des 16.Jhs. erbaute Kirche S. Maria della Fraternita beherbergt das Städtische Museum. Gegen Ortsende finden wir in der hl. Fran zis kus-Kirche ein großes Altarbild von Andrea della Robbia. Überquert man die Chiana, so trifft man auf die aus dem 9. bzw. 10.Jh. stammende Abtei Farneta, von der noch die Kirche und die Krypta erhalten sind; in dieser Abtei ist das Antiquarium untergebracht.

FOLLÒNICA (Grosseto) Follònica ist als Industriezentrum und Badeort der Maremmen (s. Anm.) bekannt. Im vergangenen Jahrhundert entsprach es der Größe eines mittleren Dorfes, nach der Trockenlegung der Sümpfe und dank der effizienten Nutzung der hier ansässigen Gießerei (sie wurde bereits im 16.Jh. genutzt) kam es jedoch zu einem beachtlichen Bevölkerungs wachstum. Sehenswert sind das Museum zum Thema Eisen und Gußeisen und die Pinakothek Modigliani. Architektonisch recht eigenartig mutet die hl. Leopold-Kirche an; sie besteht nämlich größtenteils aus Grauguß. In nächster Umgebung ist die Ortschaft Scarlino und insbesondere deren Pfarrkirche sowie die Überreste des dort befindlichen Schlosses zu besichtigen, von welchen die Materialien des Centro di Documentazione del Territorio bezogen worden sind. Interessant auch die Bergwerke von Gavorrano.

FORTE DEI MARMI (Lucca) Die Burg, die Leopold I. im Jahre 1788 errichten ließ, steht inmitten des Hauptplatzes. Forte dei Marmi war der Hafen für den aus den Apuanischen Alpen kommenden Marmor. Das von Künstlern und Intellektuellen im 19.Jh. entdeckte Städtchen zeichnet sich vor allem durch seine Villen aus und machen es zu einem der elegantesten Badeorte der Versilia (s. Anm.).

FOSDINOVO (Massa Carrara) Das auf einer Anhöhe liegende mittelalterliche Dorf liegt am äußersten Zipfel des Gebirgsausläufers der Apuanischen Alpen und wird von einem aus dem 14.Jh. stammenden Schloß beherrscht, in dem sich Dante im Jahre 1306 aufgehalten haben soll. In der Pfarrkirche befindet sich ein Marmorgrab des Galeotto Malaspina (gest. 1367).

GARFAGNANA (Lucca) Die heutigen Gebietsgrenzen sind nicht genau festgelegt. Mit Garfagnana meint man im allgemeinen das Gebiet um Castelnuovo, das in der Vergangenheit dem Herrscherhaus der Este unterstand, welches die Regierungsgeschäfte sogar zweimal Dichtern übertrug: einmal bekannt-

lich Ariost (1522-25) und das andere Mal dem bekannten Schreiber barocker Verse – Fulvio Testi (1640-42). Im Norden wird die Garfagnana von den schroffen und strengen Apuanischen Alpen einerseits und dem sanften und grünen Apenninengebirge andererseits begrenzt. Auch der durch dieses Gebiet führende Fluß Serchio hat seinen Ursprung einerseits in den Apuanischen Alpen und nennt sich dort Serchio di Gramolazzo und andererseits im Apen ninengebirge und heißt dort Serchio di Soraggio. Hier fühlen sich die Bewohner trotz ihrer Zugehörigkeit zur Toskana gerade den toskanischen Traditionen – angefangen bei der Sprache bis hin zu den Ernährungsgewohnheiten – in keiner Weise verbunden.

GIGLIO (INSEL GIGLIO) (Grosseto) Sie ist die zweitgrößte Insel der toskanischen Inselgruppe, ist durchwegs gebirgig und mit der typischen mediterranen “Macchia” bewachsen. Auf dieser Insel herrscht eine ständige “Rivalität” zwischen Giglio Porto – ein Dorf am Hafen –, und Giglio Castello, das von mittelalterlichen Stadtmauern umgeben ist und von der Burg beherrscht wird. Der Ort Campese liegt hingegen an einem herrlichen Strand. Wenige Meilen davon entfernt befindet sich die Privatinsel Giannutri, die dem Nationalpark der toskanischen Inselgruppe (siehe Capraia) angehört.

GREVE IN CHIANTI (Firenze) Greve in Chianti liegt zwischen der alten Via Chiantigiana und dem Oberen Arnotal und ist sicherlich das bedeutendste Anbaugebiet des Chianti-Weines. Auf der charakteristischen Piazza Giovanni da Verazzano, auf dem alljährlich eine wichtige landwirtschaftliche Messe stattfindet, befindet sich die Pfarrkirche S. Croce, die im klassizistischen Baustil neu errichtet wurde. Im Inneren der Kirche sehen wir ein Triptychon von Bicci di Lorenzo. Im nahegelegenen Montefioralle sind Überreste der Schutzmauer und der Wachtürme des alten Schlosses zu sehen.

GROSSETO Grosseto ist der Hauptort der Maremmen (s. Anm.) und erwirtschaftet einen beträchtlichen Anteil seines Einkommens aus dem blühenden Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Die Stadt wurde im Jahre 935 von den Überlebenden Roselles – so hieß damals diese Siedlung etruskischen Ursprungs – nach der fast völligen Vernichtung durch die Sarazenen gegründet. Nach 1336 fällt sie unter die Herrschaft der Sienesen und nach 1559 gerät sie in den Einflußbereich der Medici. Grossetos Schicksal, bzw. Blütezeit stand stets in engem Zusammenhang mit der Trockenlegung der Sümpfe und der Bekämpfung der Malaria, die erst im 20.Jh. entgültig abgeschlossen werden konnte. Mittelpunkt der modernen Stadt ist die Piazza Fratelli Roselli (B2), auf der das klassizistische Regierungsgebäude und das modernisti-


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sche Gebäude des Post- und Telegraphenamtes (1930) stehen. Ein Stückchen weiter befindet sich das Stadttor Porta Nuova, durch das man zur Altstadt kommt; diese wird von einem sechseckigen begrünten Bollwerk eingegrenzt, das von Francesco I. im Jahre 1574 angelegt wurde. Der zwischen 1294 und 1302 auf dem primitiven Bau aus dem 12.Jh. errichtete Dom (C2-3) wurde mehrmals renoviert. Die in weißrosa gehaltene Fassade ist das Ergebnis des romantizistischen Zeitgeistes aus den Jahren

1840-1845. Im Inneren finden wir ein Taufbecken von Antonio Ghini (1470) und eine Bildtafel* von Matteo di Giovanni aus dem 15.Jh.. Das Archäologische Museum und das Museum der Kunst der Maremmen* (C2-3) ist eine bedeutenden Sammlung (1865 gegründet, 1999 erneuert), mit der die einzelnen Kulturepochen des Gebiets, von den vorgeschichtlichen Funden bis hin zu den kostbaren Sammlungen des ehemaligen Diözesanmuseums, rekonstruiert werden. So sind hier beeindruckende Roselle


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31 (romanische Bildhauerkunst*, berühmtes in Elfenbein gemeisseltes etruskisches Alphabet) wie auch sakrale Kunstwerke von Guido da Siena, Segna di Bonaventura und Sassetta zu sehen. Die gotische hl. Franziskus-Kirche (B3) birgt im Inneren ein Kruzifix, das Duccio di Buoninsegna zugeschrieben wird. In Grossetos Umgebung liegt Marina di Grosseto mit seinem herrlichen Strand inmitten der Tombolo-Pinienhaine, der sich im Süden bis nach Principina a Mare erstreckt, wo der Naturpark der Maremmen* seinen Anfang nimmt. Dieser im Jahre 1975 eingerichtete Park umfaßt das sumpfige Gebiet der OmbroneMündung, die Monti dell’Uccellina, und den Küstenbereich, der im Norden bis zum Paludetto-Strand reicht. Zugang hat man von Alberese oder von Talamone aus (s. Anm.). Der Küste entlang begegnet man Türmen des einstigen Überwachungssystems gegen Einfälle. In der Nähe des Turmes der Uccellina sind Überreste der mittelalterlichen Abtei S. Rabano (11.Jh.) zu sehen. Bei No madel fia sind die Ruinen Roselles* zu sehen, die Überreste dieser etruskischen und später römischen Siedlung. Die noch andauernden Ausgrabungen haben Überreste der römischen Siedlung und der Stadtanlage aus dem zu Ende gehenden Altertum zu Tage gefördert.

IMPRUNETA (Florenz) Hier – “in pruinetis” – d. h. zwischen Sträuchern soll eine kleine Schar ver folgter Christen mit einer vom hl. Lukas gemalten Muttergottes-Ikone Zuflucht gesucht haben. Mit diesem Kult und mit der später entstandenen Basilika ist die Geschichte des Ortes eng verbunden. Auf dem Hauptplatz erhebt sich die Basilika der S. Maria dell’Impruneta*, eine romanische Pfarrkirche aus dem Jahr 1060, die im 15.Jh. renoviert wurde und im 17.Jh. einen Portikus erhielt. Ihr Glokkenturm stammt aus dem 13.Jh.. Die Innenausstattung stammt aus der Renais sance und wurde nach den Bombenangriffen des letzten Weltkrieges restauriert. In der Kapelle der Madon na* ist das hochverehrte Marienbildnis verwahrt, das in die Zeit des Mittelalters fällt, das 1758 allerdings neu übermalt wurde. Im Schatzmuseum sind Silberarbeiten, Miniaturhandschriften und ein Flachrelief aufbewahrt, das die Auffindung des Muttergottesbildes darstellt; es wird Michelozzo oder Filarete, bzw. Luca della Robbia zugeschrieben.

LARDERELLO (Pisa) Im Jahre 1818 begann der Franzose De Larderel mit der Gewinnung von Borsäure aus den “Lagoni” von Montecerboli und im Jahre 1846 nannte man das erste Werk “Larderello”. Heute wird hier vor allem elektrische Energie erzeugt. Besucht werden sollte die Kirche der Madonna von Montenero aus der Spätrenaissance und im staatlichen Elektrizitätswerk ENEL das


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32 geothermische Museum, das auch den überdachten “Lagone” und die Thermalquelle umfaßt. Sasso Pisano, das in der Nähe von Castel nuovo di Val di Cécina liegt, ist ein Dorf mit einem mittelalterlichen Teil, mit einem Teil im Renaissancestil und mit einem modernen Teil; erwähnenswert ist hier vor allem, dass Archäologen bei Ausgrabungen Thermalbauten aus der Etruskerzeit (3.-1. Jh. v. Chr.) freigelegt haben. Im mittelalterlichen Pomarance ist in der Pfarrkirche eine aus mehrfarbiger Terrakotta gearbeitete Weihnachtskrippe aus dem 16.Jh. zu sehen. Zwischen den Maremmen (s. Anm.) und dem Landesinneren trifft man auf die Colline Metallifere, auf Berge vulkanischen Ursprungs, aus denen nicht selten kochendheiße Wasserdämpfe entweichen.

LA VERNA (Arezzo) Diese einzigartige Erhebung im Kalkgebirge des Casentino (s. Anm.) im Gebiet zwischen dem Tiber und dem Arno wurde vom Grafen Orlando Cattani da Chiusi dem großen Heiligen Italiens – Franz von Assisi – geschenkt, der dort mit einer kleinen Schar von Mitbrüdern einige Hütten erbaute. Im September 1224 erhielt hier der Heilige seine Wundmale und seit damals ist diese Stätte zu einem wichtigen Wallfahrtsort geworden. Das Kloster der Verna befindet sich unter der Bergkuppe; zu diesem Gebäudekomplex gehören die kleine Kirche der S. Maria degli Angeli, die Chiesa Maggiore, bzw. die Basilika aus dem 14.-15Jh. mit Terrakottareliefs von Andrea della Robbia und die Kappelle der Wundmale, die auf das Jahr 1263 zurückgeht und in der auf dem Fußboden ein Stein auf die Stelle hinweist, auf welcher der Heilige seine Wundmale erhielt. Einen Besuch verdient auch die Grotte des hl. Franziskus und der Sasso Spicco, ein riesiger vorspringender Felsen, der nur mit 2 m auf einem anderen Felsen aufliegt. Über einen Buchen- und Tannenwald kommt man zum Monte Penna; von diesem Berggipfel aus genießt der Wanderer einen herrlichen Ausblick.

LIVORNO (Plan auf S. 30) Livorno ist das exakte Spiegelbild des Zeitgeistes der Spätrenaissance. Sein Gründer war kein Geringerer als der mediceische Großherzog Francesco I. Die Stadt gewann nicht nur wegen ihrer immer wichtigeren Hafenfunktion an Bedeutung, sondern machte auch wegen der im Jahre 1593 erlassenen “Verfassung” auf sich aufmerksam; durch sie schützte man die Freiheit der Zuwanderer, durch sie förderte man die Einwanderung und infolgedessen auch die Herausbildung unterschiedlicher neuer Ethnien. So kann man in dieser Stadt von geradezu zwei Extremen sprechen: von der sogenannten “idealen Stadt”, wie sie die Medici planten, und von den Zubauten des 19. Jhs., denen die Lothringer ihren Stempel aufdrückten. Wenn auch die Stadt während des zweiten Weltkrieges durch zahlreiche Bombenangriffe schwer beschädigt wurde, so sind den-

noch deutliche Hinweise auf die Pläne Buontalentis vorhanden, nach denen die Stadt bei ihrer Gründung einst angelegt wurde. Die Piazza Grande (B2) stellt mit ihren Palästen, die durchwegs mit einem Bogengang ausgestattet sind, den Mittelpunkt der Stadt dar. Der Dom ist eigentlich ein Neubau, der den spätgotischen Sakralbau nach den Bombardierungen ersetzte. Die Piazza della Repubblica (B2) verdeckt einen Abschnitt des Fosso Reale, jenes alten Festungsgrabens, der einst zur Verteidigung der Stadt errichtet wurde. Auf den beiden Schmalseiten stehen die Statuen Ferdinands III. und Leopolds II. Jenseits des Festungsgrabens erhebt sich die von Bernardo Buontalenti entworfene Festung Fortezza Nuova (A-B2). Dahinter befindet sich das beliebte Viertel der Venezia Nuova*, das von venezianischen Handwerksleuten erbaut wurde; ein dichtverzweigtes Netz von Kanälen, Brücken, engen Gäßchen und Magazinen sind heute noch das deutliche Spiegelbild der damaligen Originalpläne. Dort erhebt sich die Kirche der hl. Katharina über einer achteckigen Grundfläche. Die gemauerten und mit Schiefer verkleideten “Bottini d’Olio” (Ölfässer) wurden im Jahre 1705 zur Lagerung des Öls erbaut. Unweit davon trifft der Besucher auf die barocke Kirche des hl. Ferdinand. Die Fortezza Vecchia (B1), ein eindrucksvoller Festungsbau aus der Zeit zwischen 1521-34, ein Projekt des Antonio da Sangallo dem Älteren, schliesst das Mastio della Contessa Matilde mit ein; bei diesem Turm handelt es sich um einen mächtigen Wehrturm aus dem 9.Jh., welcher von der Felsenburg aus dem Jahre 1377 umgeben ist. Auf der davorangelegten Piazza Micheli steht das berühmte Denkmal der vier Mohren* (B2) das zu Ehren des Großherzogs Ferdinand I. errichtet wurde. Diesen Namen verdankt das Denkmal den von Pietro Tacca 1626 angefertigten Bronzefiguren. Vom Platz aus hat man einen Blick auf das alte Hafenbecken und hinter diesem befindet sich der Mediceische Hafen (B2). Von der Hauptstraße der Stadt, der Via Grande, kommt man zur gleichnamigen Piazza Grande, hinter der sich eine Kirche neben der anderen erhebt, nämlich die Kirche der hl. Jungfrau Maria bzw. der “Greci Uniti” (1601), die Kirche der Ma donna (1607) und die Fassade der Kirche des S. Gregorio degli Armeni.Von hier aus gelangt man zur Piazza del Cisternone (B3), die ihren Namen dem großen, Mitte des 19. Jhs. erbauten Wasserbassin verdankt. Über die Via De Larderel kommt man zu einem klassizistischen Prachtbau aus dem 19.Jh., dem Palazzo De Larderel. Die Zubauten aus dem 19. und 20.Jh. bestehen im wesentlichen aus Adelsvillen und alten Hotels, die von einer regen Fremdenverkehrswirtschaft zeugen; dieser Touristenboom erreichte an der Schwelle des 19./20. Jhs. seinen Höhepunkt. Auf der von Bäumen gesäumten Piazza della Vittoria (C2-3) erhebt sich die im Jahre 1835 nach einer Cholera-Epidemie errichtete Kirche der S. Maria del Soccorso (C3). Die Villa Maria (C3), die von einem jahrhundertealten Park umgeben ist, ist


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33 auch der Sitz des Dokumentationszentrums und der For schungsabteilung für historische Bildnachweise, wo Zeugnisse der Stadtgeschichte zu finden sind. Das angrenzende Castelletto aus dem 19.Jh. ist Sitz des Museums Mascagnano. In der Villa Fabbricotti (D3) aus dem 17.Jh., befindet sich die Biblioteca Labronica die zweitwichtigste Bibliothek der Toskana. Die Villa Mimbelli (D2) aus dem 19.Jh. beherbergt hingegen das Städtische Museum „G. Fattori“ mit Kunstwerken* des Livorneser Malers und Gemälde im Stil der Macchiaioli und seiner Nachfahren. Die Villa Henderson (D2) ist Sitz des Naturgeschichtlichen Museum des Mittel-meerraumes. Ein schöner Spaziergang direkt an der Meeresküste entlang kann auf dem Viale Italia* (B-F12) gemacht werden; er führt von der Schiffswerft Orlando bis zur direkt am Meer gelegenen Mascagni-Terrasse, wo sich das Städtische Aquarium “D. Cestoni” befindet. Gleich nach der Kirche des S. Jacopo in Acquaviva erreicht man den Eingang zur be rühmten MarineAkademie (E2). An die Pferderennbahn schließt sich Ardenza (F3) an, ein Wohnviertel, das rund um eine klassizistische Häusergruppe entstanden ist. In nächster Nähe kommen wir zur Wallfahrtskirche von Montenero, die im 14.Jh. erbaut, in den Jahren 1575 und 1721 neu aufgebaut und erweitert wurde und heute eine sehr kostbare Sammlung von Weihegaben aufbewahrt. Vom davorliegenden Platz aus genießt man einen herrlichen Ausblick*.

LORO CIUFFENNA (Arezzo) Dieser charakteristische Ort des Pratomagno-Gebirges (s. Anm.) liegt am Ciuf fenna-Fluß. In der Kirche S.Maria Assunta kann man ein Triptychon von Lorenzo di Bicci bewundern. In unmittelbarer Umgebung liegt Gròpina mit einer romanischen S. Pietro Pfarrkirche*, in der wir auf originalen Kapitelle und interessante Ausgrabungen unterhalb der Kirche stoßen. In Castelfranco di Sopra, das von Schutzmauern und Wehrtürmen umgeben ist, befinden sich die Kirche des hl. Thomas aus dem 11.Jh. und das Rathaus aus dem 14.Jh.; außerhalb des Ortes liegt die ehemalige Stiftskirche von Soffena. In Pian di Sco steht eine Pfarrkirche aus dem 12.-13.Jh..

LUCCA (Plan auf S. 34) Die Römerstadt Lucca ist aus einer ligurischen Siedlung entstanden, wurde von den Goten und Byzantinern belagert, war Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und wurde schließlich die Hauptstadt von Tuscien. Um das Jahr Tausend konnten die Bürger der Stadt Lucca dank eines beachtlichen Wirtschaftsaufschwunges und eines merklichen Bevölkerungszuwachses eine neue Stadtmauer errichten. Die Blütezeit war vor allem dem gutentwickelten Bankensystem und einer ausgezeichneten Seidenverarbeitung zu verdanken. Die Rivalität mit Pisa und die schweren Bürgerkämpfe im 14.Jh. trugen dazu bei, dass sich die

“Signorien” (Stadtstaaten) des Ca struccio Castracani und des Uguccione della Faggiuola durchsetzen konnten. Im Jahre 1369 gewinnt Lucca seine Unabhängigkeit zurück und – abgesehen von der ausgerufenen Signoria unter Paolo Guinigi (1400-30) – bildet sich in dieser Stadt eine Art Stadtstaat mit einer oligarchisch geführten Republik heraus. Um die Mitte des 16. Jhs. genießt Lucca zwar einen Selbständigkeitsstatus, wird aber gleichzeitig von den Herrscherhäusern der Este und der Medici heftig unter Druck gesetzt. Dieser Umstand bildet den Anlaß, einen dritten Stadtmauerring zu errichten. Nach der kurzandauernden demokratischen Republik im Jahre 1799 wurde Lucca ein Fürstentum unter der Herrschaft der Schwester Napoleons namens Elisa. Nach der Restauration wurde es ein Herzogtum unter der Bourbonin Maria Luise und ihr Sohn Karl Ludwig trat es 1847 an den lothringischen Herrscher Leopold II. ab. In dieser Zeit kommt es zur Durchführung bedeutender städtebaulicher Maßnahmen; so entsteht die Piazza Napoleone, die Piazza del Mercato wird neu gestaltet, auf den Stadtmauern entsteht die baumgesäumte Promenade und der Bahnhof wird ausgebaut. Nach der Einigung Italiens kommt es zu keinen einschneidenden Veränderungen, die Bevölkerung von Lucca setzte sich je doch für etwas in Italien ganz Außer gewöhnliches ein, nämlich die Erhaltung ihrer Heimatstadt; um es mit den Worten Mario Tobinos zu sagen:“Lucca ist Lucca geblieben”. Als man seinerzeit auf dem Bollwerk die herrlichen Alleen anlegte, baute man gleichzeitig auch die große und schattige Piazza Napoleone (C2) mit ihrem klassizistischen Denkmal für Maria Luise von Bourbon aus. Im Westen wird der Platz vom Gebäude der Provinzregierung – dem einstigen Palazzo della Signoria – begrenzt, welcher im Jahre 1578 von Ammannati begonnen und im 18.-19. Jh. erweitert wurde. Von der im 12.Jh. erbauten und im 17.Jh. teilweise neu gestalteten prachtvollen Kirche der hll. Giovanni und Reparata* (C3) ist noch das Originalportal aus dem Jahre 1187 erhalten. An sie schließt sich das Baptisterium mit quadratischem Grundriß und wunderschöner gotischer Kuppel aus dem Jahre 1393 an. Die darunter liegende Ausgrabungsstätte* birgt die primitiven Grundrisse (frühchristlich und hochmittelalterlich) der antiken Kathedrale S. Reparata und des Baptisteriums in sich, sowie die römischen und spätaltertümlichen Strati-fikationen. Ein ausgeprägt mittelalterliches Bild vermitteln die Piazza Antelminelli (C3) und die anliegende Piazza S. Martino mit dem Palazzo Bernardi, Werk des Ammannati. Das Umfeld wird vom Dom* beherrscht, der zwischen dem 11. und 12.Jh. im römischen Stil erbaut und im 15.-16.Jh. erneuert wurde. Die asymmetrische Fassade stammt aus dem Jahre 1204, unter seinen Bogengängen finden wir Reliefs* aus dem Jahre 1233 und eine Kreuzabnahme, die Nicola Pisano zugeschrieben wird. Im Inneren des Doms sehen wir das verehrte Volto Santo (hölzernes Kruzifix der orientalischen Kunst) und das hochberühmte Grabmal der Ilaria von Carretto* von Jacopo


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della Quercia und S. Martino a cavallo e il mendico*, Meisterwerk der Bildhauerei des 13. Jhs.. Das Dommuseum befindet sich in einem Gebäude aus dem 13.-14.Jh. und besitzt eine stattliche Anzahl von wertvollen sakralen Möbelstücken und Kunstwerken. Hinter dem Bischofspalast treffen wir auf das gotische Oratorium der S. Maria della Rosa, das aus der pisa nischen Schule stammt. Die Via Guinigi* (B-C3) ist eine der bezauberndsten Straßen der ganzen Stadt, in der wir die Herrschaftshäuser der Guinigi*, d. h. mehrere Paläste und Türme aus dem 14.Jh. sehen. In der Via Guinigi steht auch die Kirche der hll. Simon und Judas und in der Via S. Andrea die gleichnamige Kirche des hl. Andreas (12. Jh.) sowie das aus dem zu Ende gehenden 14.Jh. stammende Haus Casa Gentili, bzw. spätere Casa Caselli, ein typisches Beispiel eines Kaufmannsladens im Stil der Stadt Lucca. Auf der Piazza del Salvatore (B2), die

Lorenzo Nottolini mit einem klassizistischen Brunnen geschmückt hat, steht der mittelalterliche Turm Torre del Veglio und die Erlöser- bzw. Barmherzigenkirche. Auf der sehr belebten und charakteristischen Piazza S. Michele* (C2) sind das aus dem Jahre 1492 stammende und im 16.Jh. erweiterte Haus des Podestà, bzw. Prätorengebäude und die Kirche S. Michele in Foro* zu sehen, die eindeutig dem in Pisa, bzw. Lucca gepflegten Baustil folgt. Die Fassade wird von vier reichverzierten Loggienreihen geschmückt, an ihrer Spitze erhebt sich eine Statue des Erzengels Michael im romanischen Stil. Wunderschön ist die rechte Seite mit ihren eindrucksvollen Blindarkaden und der auf das 14.Jh. zurückgehenden kleinen Loggia, wo sich auch der Glockenturm erhebt. Im Inneren kann ein emailliertes Terrakottabildnis von Andrea della Robbia und ein Gemälde von Filippino Lippi bewundert werden. Das einzige in Lucca vor-


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handene Renaissancebeispiel sehen wir in der Kirche des hl. Paolino (C2), die im Jahre 1522 auf einem Platz erbaut wurde, auf dem sich einst ein mächtiges Bauwerk aus der Römerzeit befand. Im Palazzo Mansi* (B2) – einem Gebäude aus dem 17.Jh. – ist die staatliche Pinakothek untergebracht, teilweise mit Originaleinrichtungen. Beachtenswert der Musiksalon und der prachtvolle Alkoven-Saal*. In der Pinakothek sind Gemälde von der Renaissance bis zur Mitte des 18. Jhs. aufbewahrt; darin will man die von Leopold II. der Stadt Lucca geschenkte Sammlung neu zusammenstellen. S. Romano (C2) ist der Name einer Dominikaner-Kirche, die im 13.Jh. auf den Überresten eines sehr schlichten Oratoriums neu aufgebaut wurde. Ein sehenswertes Beispiel aus der frühen romanischen Baukunst stellt die Kirche des hl. Alexander (11.-12. Jh.; C2) mit der nüchternen Fassade aus Marmor und den Kapitellen aus dem 3.-4.Jh. im Kircheninneren dar. Von S. Giusto

(C2) aus – dem romanischen Bauwerk aus dem 12.Jh. –, gelangt man über die Via del Battistero in die Via Fillungo* (B-C3), d. h. in die Hauptstraße der Altstadt, die von alten Bürgerhäusern und Türmen gesäumt wird. Erwähnenswert sind darunter der Palazzo Cenami aus dem frühen 16.Jh., die St. Christophorus-Kirche (C3) in pisanischer Gotik, das herrschaftliche Haus Casa Barletti Baroni aus dem 13.Jh. und der Uhrturm, der seit 1471 mit einer mechanischen Uhr ausgestattet ist. Über die kurvenreiche und romantische Via C. Battisti (B2-3), die von herrlichen Bürgerhäusern aus dem 17.-18.Jh. gesäumt wird – der Palazzo Controni-Pfanner ist nur ein Beispiel davon – erreicht man die zwischen 1112 und 1147 erbaute und im 13.Jh. umgebaute Kirche des hl. Frediano* (B3). Die schlichte und zugleich vornehme Fassade zeichnet sich durch eine kleine Loggia mit einem Giebel aus, welcher mit einem schillernden Mosaik nach byzantinischer Art geschmückt ist. Im Inneren kann man einen romanischen Weihbrunnen*, einen Fußboden mit einem herrlichen Mosaik der Cosmaten und die “Cappella dei Trenta” (Kapelle) bewundern, in der Reliefs* von Jacopo della Quercia aufbewahrt sind. Die an die Via Fillungo angrenzende und über dem einstigen römischen Amphitheater angelegte Piazza Anfiteatro* (B3) wurde im Jahre 1830 geöffnet. Eine Reihe von mittelalterlichen Bauten, die sich über den ehemaligen Theaterplätzen erheben, kreist den Platz ein und gibt ihm einen würdigen Rahmen. Die Kirche S. Pietro Somaldi auf dem gleichnamigen Platz hat eine pisanische Fassade mit dem typischen weißgrauen Streifenmotiv. In der aus dem 15.Jh. stammenden Villa Guinigi* (B4-5) ist das Nationalmuseum untergebracht; hier findet der kunstinteressierte Besucher zahlreiche von der Stadt in Auftrag gegebene Werke von Künstlern dieser Gegend aber auch von großen Meistern aus dem Ausland; die hier ausgestellten Werke gewähren einen umfassenden Einblick in die Kunstgeschichte Luccas über viele Jahrhunderte hinweg. Sehenswert sind auch die archäologische Abteilung und die verschiedenen Werke aus dem Mittelalter bis in die Mitte des 18. Jhs.. In der Via del Fosso (A-C4), die ihren Namen dem Festungsgraben verdankt, den man zum besseren Schutze der auf das 13.Jh. zurückgehenden Stadtmauern errichtete, befinden sich die Villa Buonvisi mit einem prächtigen Garten und der im Jahre 1820 eingerichtete Botanische Garten. Auch die in pisanischer Romanik erbaute Kirche S. Maria Forisportam (13. Jh.; C3-4) auf dem gleichnamigen Platz sollte besichtigt werden wie auch die hier stehende alte römische Granitsäule, die bei Wettkämpfen stets als Ziel angestrebt wurde. Etwa auf halber Höhe in der Via S. Croce (C3-4) erhebt sich zwischen mittelalterlichen Bürgerhäusern und großen Adelspalästen der Palazzo Bernardini. Auf der Piazza del Suffragio stehen die aus dem 17.Jh. stammende Kirche (Chiesa del Suffragio) und das Oratorium der hl. Julia (13.-14. Jh.). Das Mauerwerk* aus dem 16.Jh., der auch als Spazierweg dient, zählt zu den bedeutendsten militärischen Bauten der Toskana.


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36 In der Umgebung von Lucca sind unter den zahlreichen nach der Renaissance erbauten Villen die einstige Villa Reale* – heute PecciBlunt-Villa genannt – mit ihrem wunderschönen Park, die aus dem zu Ende gehenden 16.Jh. stammende Villa Mansi und die auf das 17.Jh. zurückreichende Villa Torrigiani zu erwähnen. Einen Besuch verdienen auch die romanische Pfarrkirche Bràncoli* und Borgo a Mozzano mit der St. Jakobs-Pfarrkirche und dem Oratorium des Gekreuzigten.

LUCIGNANO (Arezzo) Lucignano liegt auf einer Anhöhe in der Valdichiana (s. Anm.) und stellt aufgrund seiner ellipsenförmigen Anlage ein einzigartiges Beispiel in der Städteplanung dar. Mitten im Ort befindet sich die Kollegiat kirche des hl. Michael. Im Städtischen Museum können Werke aus dem sienesischen 14. und 15.Jh. bewundert werden; Beachtung verdienen vor allem eine Madonna von Luca Signorelli und ein 1350 begonnener und 1471 vollendeter Reliquienschrein aus vergoldetem Kupfer sowie der Goldene Baum*, der das Wahrzeichen des Städtchens ist. Rechts vom Rathaus befindet sich die hl. Franziskus-Kirche aus dem 13.Jh.. Verläßt man die Stadt über das Stadttor Porta S. Giusto, so kommt man zu einer aus dem 16.Jh. stammenden Fe stung der Medici und zur Wallfahrtskirche der Madonna delle Querce, die vermutlich von Vasari entworfen wurde.

LUNIGIANA Diese zwischen Ligurien und der Emilia eingekeilte Landzunge der Toskana erhielt ihren Namen vom antiken Luni, das heute Ausgrabungsgebiet ist; es umfaßt der Länge nach das ganze Flußbecken der Magra. Charakteristisch für dieses ausgeprägte Durchzugsgebiet mit seiner Scharnierfunktion zwischen Poebene und Mittelitalien sind die Schlösser (160 wurden gezählt), befestigte Dörfer und Herbergen für Wanderer. Typisch für die Lunigiana ist das Grau des Sandsteins. Die treppenartigen Anlagen und Terrassierungen, die es ermöglichen, auch steilste Hänge zu bewirtschaften, geben dieser Landschaft ein Gepräge, das sie deutlich von der sonst gewohnten Hügellandschaft der Toskana abgrenzt. Die sprachlichen Besonderheiten und verschiedenen Traditionen haben sie zu einer Art Insel in der Region gemacht. Die Lunigiana besteht aus einem ligurischen Teil, der sich bis nach Sarzana hinzieht, und einem der Toskana zuzurechnenden Teil, der durch die größeren Orte Pontrèmoli, Fosdinovo und Fivizzano (s. Anm.) bestimmt wird.

MAGLIANO IN TOSCANA (Grosseto) Diese einst etruskische Siedlung und spätere Römerstadt ist heute ein Ort, in dem innerhalb der Stadtmauern noch Überreste aus dem 15.Jh. und Zeugnisse der Aldobrandeschi von S. Fiora vorhanden sind. Zu besuchen sind unbedingt die Kirche des hl. Johannes des Täufers und die romanisch-gotische Kirche des hl. Martin

sowie entlang des Corso Garibaldi der Priorenpalast und der spätgotische Palazzo di Checco il Bello. Ein Teil der aus dem 15.Jh. stammenden Schutzmauern* reicht sogar in die Zeit der Aldobrandeschi zurück (13. Jh.). Anliegend die kulisseartigen Ruinen der Kirche des Hl. Bruzio, die um das Jahr 1000 errichtet worden ist.

MARCIANA (Livorno) Marciana ist ein Ort, der auf der Insel Elba liegt (s. Anm.); er ist von Kastanienbäumen umgeben und wird von den Festungsüberresten der Appiani aus dem 15.Jh. beherrscht. Im Archäologischen Museum werden prähistorische, etruskische und römische Manufakturen aufbewahrt. Ein Wan derweg führt in etwa 40 Minuten zum Wall fahrts ort der Madonna del Monte hinauf; in der dortigen Klause soll Napoleon einst Station gemacht haben. Eine Gondelbahn bringt die Besucher zu den gewaltigen Granitfelsen des Monte Capanne hinauf.

MAREMMEN (Livorno und Grosseto) Die Maremmen erstrecken sich entlang der Tyrrhenischen Meeresküste, d. h. beginnen an der Cècina-Mündung und reichen hinunter bis zum Ort Tarquinia. Es handelt sich im wesentlichen um eine Flachküste, die durch das Vorgebirge von Piombino, durch Punta Ala, die Uccellina-Berge, den Argentario und die Colline Metallifere unterbrochen wird. Die Flußsümpfe und die Bildung der “Tòmboli” (Sanddünen) führten zur Versumpfung und zur Abwanderung aus diesen Gebieten; nach einer Blütezeit unter den Etruskern und Römern erlangte dieses Gebiet eine stärker militärische als wirtschaftliche Bedeutung. Beredtes Zeugnis davon sind die von den Spaniern im 16.Jh. erbauten Hochburgen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts leiteten die Trockenlegung und die Bekämpfung der Malaria einen Wirtschaftsaufschwung ein; besonders stark entwickelte sich der Fremdenverkehr. Die in der Toskana liegenden Maremmen unterteilen sich in die Pisaner Maremmen nördlich von Piombino (bereits Provinz Livorno) und in den viel größeren Maremmenanteil um Grosseto. Interessenten sollten auch die Anm. zu Ansedonia, Campiglia Marittima, Castiglione della Pescaia, Cècina, Follònica, Grosseto, Larderello, Magliano in Toscana, Massa Marittima, Monte Argentario, Orbetello, Piombino, Populonia, Talamone und Vetulonia nachlesen.

MARINA DI CAMPO (Livorno) Der beliebte Badeort auf dem Vorgebirge des Golfo di Campo an der Südküste der Insel Elba (s. Anm.) wird vom mediceischen Turm Torre della Marina beherrscht. Gleich daneben findet der Besucher die Badestrände von Càvoli, Fetovaia und Lacona, den kleinen Ort Pomonte in einer der Talfurchen des Monte Capanne und das Dorf San Piero in Campo, das römischen Ursprungs ist und eine romanische Kirche hat – die Chiesa S. Nicolò.


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MARINA DI PIETRASANTA (Lucca) Von diesem sehr lebhaften Städtchen der Versilia aus (s. Anm.) sieht man im Hintergrund die Apuanischen Alpen. Den Badestrand zwischen Forte dei Marmi und Lido di Camaiore (s. Anm.) entlang, die bereits zusammengewachsen sind, liegen die Fremdenverkehrsorte Fiumetto, Tònfano, Motrone und Focette.

MASSA Massa – zwischen 1442 und 1741 die Hauptstadt des Malaspina-Staates, bzw. des späteren Cybo Malaspina-Staates – wurde nach dieser Zeit dem Herzogtum Modena einverleibt. Im Jahre 1806 werden Massa und Carrara dem Fürstentum Lucca angegliedert und 1859 kom-

men sie zum Königreich Sardinien. Massa hat einen mittelalterlichen Stadtkern, in dem sich die Festung der Malaspina erhebt, und einen neueren aus dem 16.Jh. stammenden Stadtteil. Mittelpunkt der alten Stadt ist die Piazza degli Aranci (A-B2), die von der wun derschönen Fassade des Palazzo Cybo Malaspina aus dem 16.-17.Jh. mit einem loggienartig gestalteten Innenhof beherrscht wird. Der Dom (A2) aus dem Jahre 1389, der später mehrmals umgebaut wurde, erhielt im Jahre 1936 eine Mar morfassade; Carrara lieferte für dieses Werk seinen kostbaren Bodenschatz. Im Inneren des Domes sehen wir die Gruft der Cybo Malaspina und der Bischöfe, ein Fresko von Pinturicchio, ein Triptychon, das Filippo Lippi zugeschrieben wird, und sechs Kan delaber aus Bronze von


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Pietro Tacca. Im ehemaligen Bischofspalast befindet sich der neue Sitz des Diözesanmuseums. Daran schließt sich ein Institut für Geschichtsforschung und das Museum für sakrale Kunst an. Auf der Hügelkuppe erhebt sich die Festung* (B-C3) mit ihrem mittelalterlichen Kernstück und einem Gebäude aus der Re naissance. Im Inneren treffen wir auf das Schloßmuseum, in dem archäologische Funde ausgestellt sind. Das Apu a nische Völ ker kundemuseum (A1, a.d.K.) ist eines der vollständigsten Museen dieser Art und enthält viele Zeugnisse aus dem Leben der Stadt. Unweit davon treffen wir auf den Kurort San Carlo Terme Pasquilio auf den Wiesen am Fuße des Monte Càrchio, auf Antona mit seiner seh enswerten Pfarrkirche und Pian della Fioba mit dem Botanischen Garten “Pietro Pellegrini”.

MASSA MARITTIMA (Grosseto) Die um den Dom liegende “Altstadt” ist stark mittelalterlich geprägt und künstlerisch von großem Wert; der “neue Stadtteil” geht auf einen Entwurf aus dem Jahre 1228 zurück. Die wenige Kilometer vom Meer entfernte Stadt erhielt ihren Namen vom einstigen “Maritima Regio”, wie sich vom 9.Jh. an der Küstenstrich nannte. Bis in das 14.Jh. baute man hier Silber und Kupfer ab. Der wirtschaftliche Niedergang infolge der Malaria trug parado xer weise zur

Erhaltung des bezaubernden Stadtbildes bei. Kunsthistorischer Mittelpunkt in der “Altstadt” ist die Piazza Garibaldi* (B-C1) mit der über eine Treppe erreichbaren Plattform, auf der der Dom steht. Linker Hand befindet sich nicht nur der Bischofspalast, sondern auch das aus dem 13.Jh. stammende Gebäude der Fon te della Abbondanza (Quelle des Reichtums, bzw. Überflusses; C1-2). Auf diesem Platz steht auch das Prätorengebäude, das aus dem 13.Jh. stammende Haus der Grafen von Biserno, der Wachturm der Grafen von Biserno und das romanische auf das 13.-14.Jh. zurückreichende Rathaus*. Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir die im 19.Jh. wiederaufgebauten Rathausloggien. Dahinter finden wir das mittelalterliche Münzprägeamt. Ein Meisterwerk der pisanischen Romanik und Gotik ist der Dom* (C1), mit dessen Bau im 11.Jh. begonnen und der zwischen 1287 und 1304 erweitert wurde. Im hellen Inneren kann man unter anderem einen Taufbrunnen aus dem Jahre 1267, eine Duccio di Buoninsegna zugeschriebene Gnadenmutter und die Urne des hl. Cerbone* bewundern, dem die Kirche geweiht ist, und die ein Werk des Sienesers Goro di Gregorio sein soll. Gegenüber dem Dom befindet sich das Prätorengebäude (B-C1), die Residenz der Podestà und Sitz der Städtischen Museen, bzw. auch des Archäologischen Museums und die Pinakothek mit Werken von Sano di Pietro Sas-


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39 setta, Ambrogio Lorenzetti und Sebastiano Folli. Unter der “Altstadt” gibt es mehrere Tunnels, in denen die Bevölkerung während des zweiten Weltkrieges Zuflucht suchte; später richtete man hier das Bergbaumuseum ein, um den Besuchern die verschiedenen Abbautechniken zu zeigen. Hinter dem Stadttor Porta alle Silici kommen wir zum “neuen Stadtteil” mit seiner Piazza Matteotti* (B2), in deren Mitte sich der Uhrturm erhebt. Der Platz wird von mittel alterlichen Häusern und den Kurtinen der eindrucksvollen Sieneser Festung gesäumt. Im Zeughaus aus der Renaissance befindet sich das Kunsthistorische Museum mit Schwerpunkt Bergbau, in dem zahlreiche Mineralien, Geräte und kartographisches Material besichtigt werden können; berühmt ist in dieser Sam mlung vor allem das Mi neraliengesetzbuch Massas. Auf der Piazza Beccucci gibt es eine ständige Ausstellung über bäuerliches Brauchtum. Zu besichtigen ist außerdem die Kirche des hl. Augustinus (B2) – ein gotisches Bauwerk mit einem mächtigen Portal in der kahlen Fassade und einer polygonalen Apsis aus dem Jahre 1348. Unweit davon trifft man auf das Ausgrabungsgebiet um den Accesa-See.

MONSUMMANO TERME (Pistoia) In dem im Valdinièvole-Tal liegenden Kurort kam Giuseppe Giusti zur Welt. Der Ort entstand im 17.Jh. um die Wallfahrtskirche S. Maria di Fontenuova herum. Im anliegenden Museumsgebäude ist ein Kruzifix aus Elfenbein aufbewahrt, das Giambologna zugeschrieben wird. Im Geburts haus Giustis, in dem der berühmte Dichter im Jahre 1809 zur Welt kam, befindet sich heute das Museum des Ge bur tshauses Giustis.Vom Thermalbad aus gelangt man zur Giusti-Grotte, in der es Höhlen mit dichtem Wasserdampf gibt. Ihnen gab man den Namen “Paradiso” (Paradies),“Purgatorio” (Fegefeuer) und “Inferno” (Hölle). Die Parlanti-Grotte ist eine künstlich angelegte Höhle mit einer Thermalbadanlage. In der näheren Umgebung sollte Monsummano Alto besichtigt werden. In diesem mittelalterlichen von Schutzmau ern umgebenen Dorf steht die Pfarrkirche S. Nicolao aus dem 12. Jh.

MONTALCINO (Siena) Die Ortschaft liegt auf einem von Olivenhainen und Weinbergen bedeckten Hügel zwischen den Tälern des Ombrone und des Asso. Hier gedeiht der begehrte Brunello-Wein. Als sich 1555 Siena den kaiserlichen Heer scharen ergab, suchten 650 Familien in der Burg Montalcino (1361 erbaut) Zuflucht und leisteten so bis 1559 Widerstand. Das Rathaus, das im 13.-14.Jh. erbaut wurde und eindeutig dem sienesischen Baustil folgt, ist mit einem prächtigen Portikus ausgestattet, unter dem eine Statue Cosimos I. de’ Medici aus dem 16.Jh. steht; bemerkenswert ist auch der hohe Turm daneben. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine Loggia aus dem 14.-15.Jh.. Hinter dem Rathaus trifft man auf die Kirche des hl. Ägidius – einen

sehr nüchternen romanisch-gotischen Sakralbau. Im neben der Kirche des hl. Augustinus (14. Jh.) befindlichen ehemaligen Seminar ist das Städtische Diözesanmuseum sakraler Kunst untergebracht, in dem wichtige Werke der Sienesischen Schule aus dem 14. und 15.Jh. aufbewahrt sind. In der Apotheke des hl. MariaKrankenhauses können Fresken von Vincenzo Tamagni bewundert werden. Die Festung* beherrscht mit ihren fünfeckig angelegten Wehrmauern das Ortsbild; im Inneren befindet sich eine Önothek lokaler Weine.

MONTE ARGENTARIO (Grosseto) Das Gebiet der (vielleicht) einstigen Insel ist heute ein Vorgebirge, zumal es nunmehr durch die sogenannten “Tòmboli” – die Sanddünen – mit dem Festland verbunden ist. Durch diese “Tòmboli” hat sich im Laufe der Zeit die “Laguna di Orbetello” herausgebildet. Der Name “Monte Argentario” stammt möglicherweise von den Bankgeschäften der römischen Domizi, die auch die Herren dieses Gebietes waren. Von 1555 an untersteht der Monte Argentario dem spanischen Festungsstaat und von 1815 an gehört er zum toskanischen Großherzogtum. In Porto S. Stefano – diesem alten Fischerdorf und heute so berühmten Badeort – ist noch eine spanische Festung erhalten, von wo die Fährschiffe auf die Insel Giglio übersetzen. Ein altes Fischerdorf war auch Porto Ercole, das von einem Festungswerk mit drei spanischen Festen beherrscht wird. Auf dem Strand starb hier von den Meuchelmördern des Malteser Ritterordens verfolgt Caravaggio. In der Umgebung kann man einen herrlichen Spaziergang zum Monte Telegrafo machen, zur höchsten Erhebung des Vorgebirges, wo man einen wunderschönen Ausblick* auf die toskanische Inselgruppe und die Maremmen (s. Anm.) hat.

MONTECATINI TERME (Pistoia) Die Entstehung dieser Stadt im Valdinièvole-Tal steht in engem Zusammenhang mit der Initiative Peter Leopolds I. (1765-90), die Thermalanlagen zu modernisieren, mit Hil fe derer man bereits seit dem 15.Jh. das bekannte Mineralwasser gewann. Heute ist Montecatini Terme eine der elegantesten und best eingerichteten “Ville d’eaux” ganz Eu ropas. Mitten in der Stadt befindet sich der riesige Kurpark*, von dem man zu den einzelnen Thermalbädern gelangt: zum Tettuccio (1927), zum Excelsior (1915) im Jugendstil mit seinen modernen Zubauten und zu den Terme Leopoldine (1775), die im Jahre 1927 renoviert wurden. In der Kunstakademie “Dino Scalabrino” ist das Museum zeitgenössischer Kunst untergebracht, mit Werken italienischer und ausländischer Künstler vom Ende des 19. Jhs bis heute. Am oberen Kurparkeingang befindet sich der Parco delle Panteraie; von diesem Park aus genießt man einen herrlichen Ausblick. Im angrenzenden Montecatini Alto, das auch mit einer Seilbahn oder über eine an der


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40 Maona-Grotte vorbeiführende Panoramastraße erreicht werden kann, sind die Überreste der mittelalterlichen Festung, die Propsteikirche mit einem Museum und auf einem kleinen Platz eine Kapelle mit einem Fresko aus dem 14.Jh. erhalten. Unweit davon gibt es eine Reihe von schattigen Urlaubsorten: Marliana mit einem Burgtor, Überresten der Wehrmauern und der Kirche S. Niccolò, Panicàgliora; Sierra Pistoiese mit der St. Leonhards-Pfarrkirche und den Ruinen des Schlosses und schließlich auf einer hügeligen Hochebene Femminamorta.

MONTE OLIVETO MAGGIORE (ABTEI ) (Siena) Dieses außergewöhnliche Kunst-denkmal auf einer abgelegenen Anhöhe inmitten von Zypressen, hinter dem wir Kreidelandschaft, das Ombrone-Tal und den Monte Amiata sehen, wurde im Jahre 1313 vom Sienesen Bernardo Tolomei gegründet. Die verschiedenen Gebäude der Abtei stammen aus dem 14.-18.Jh., der ihr vorgelagerte kleine mittelalterliche Platz geht auf das Jahr 1393 zurück. Eine herrliche Allee führt zum Kloster und seiner Klo sterkirche, die mit einem gotischen Gloc kenturm geschmückt ist. Über eine Vorhalle gelangt man zum großen Kreuzgang, auf dessen Wänden wir eines der größten Meisterwerke der Renaissancekunst bewundern können, nämlich den Freskenzyklus über das Leben des hl. Benedikt* von Luca Signorelli und Sodoma. Im Kircheninneren sehen wir ein prachtvolles Chorgestühl*, das von Fra’ Giovanni da Verona (1503) stammt. Der unter Klausur stehende Ge bäudekomplex umfaßt den mittleren Kreuzgang, das Refektorium, den kleinen Kreuzgang, die 40.000 Bände um fassende Bibliothek*, den Defini to renraum, bzw. die antike Apotheke sowie eine Werkstatt zum Renovieren von alten Büchern.

MONTEPULCIANO (Siena) Montepulciano ist aus architektonischer Sicht eine sehr bedeutende Renaissancestadt, welche das Tal der Chiana (Valdichiana, s. Anm.) be herrscht; zu ihren Erbauern gehören Michelozzo, Antonio da Sangallo der Ältere, Baldassare Peruzzi und Vignola. Hier wurde auch Agnolo Ambrogini – besser bekannt als Poliziano – geboren (im Mittelalter hieß der Ort “Mons Politianus”). Zur Altstadt kommt man über den aus dem 19.Jh. stammenden Garten Giardino Poggiofanti und das sich anschließende Stadttor Porta al Prato, das als ein Teil der im 13.Jh. erbauten und im 16.Jh. renovierten Stadtmauer zu sehen ist. Die Via Gracciano nel Corso*, wird von Gebäuden aus dem 16.Jh. gesäumt, wie beispielsweise vom Palazzo Avignonesi mit einer Nachbildung der Colonna del Marzocco (Säule mit dem Florentiner Löwen) aus dem 19.Jh. auf der gegenüberliegenden Seite, vom Palazzo Tarugi, vom Palazzo Cocconi, den man Antonio da Sangallo dem Älteren zuschreibt und vom

Palazzo Bucelli, an den sich die aus dem 15.Jh. stammen de Kirche des hl. Augustinus mit einer Fassade von Michelozzo anschließt; im Inneren der Kirche finden wir ein bemaltes, hölzernes Kruzifix, das Antonio da Sangallo dem Älteren zuge schrieben wird, und eine Vielzahl anderer Kunstwerke von Giovanni di Paolo, Antonio del Pollaiolo und Lorenzo di Credi. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Turm Torre di Pulcinella (1524) mit der für den Glockenschlag installierten hölzernen und mit Blech beschichteten PulcinellaPuppe als Krönung; nach dem Palazzo Venturi bzw. gleich nach dem Cavina-Bogen erreicht man die Piazza delle Erbe; hier steht man nun den Bogengängen der Loggia del Grano gegenüber; diese Loggia stammt aus dem zu Ende gehenden 16.Jh. und wird Vignola zugeschrieben. Der zweite Abschnitt des “Corso” führt die Straßenbezeichnung Via di Voltaia nel Corso; auch dieser Straßenabschnitt wird von Bürgerhäusern aus dem 16.Jh. gesäumt. Gegen Ende heißt sie dann Via dell’Opio nel Corso, die sich in der Via del Poliziano fortsetzt, wo auch das Geburtshaus Polizianos steht; in der Via del Teatro sollte man noch das im Jahre 1881 umgebaute Poliziano-Theater beachten. Die Piazza Grande* ist sicherlich der eindrucksvollste Platz der Stadt; hier steht der Antonio Sangallo dem Älteren zugeschriebene Palazzo Nobili-Tarugi, an den sich der aus dem 16.Jh. stammende Greif- und Lö wenBrunnen, das Gebäude des Stadthauptmannes und der im Renaissancestil errichtete Palazzo Contucci anschließen. Das im 14. und 15.Jh. erbaute Rathaus* mit einer von Michelozzo gestalteten Fassade erinnert sehr an den Palazzo della Signoria in Florenz. Der Dom* – ein riesiger Sakralbau im Renaissancestil – hat eine unvollendete Fassade und einen Glockenturm aus dem 15.Jh.. Im prachtvollen Inneren des Domes ist die von Michelozzo geschaffene Statue des Bartolomeo Aragazzi, das Triptychon der Himmelfahrt von Tad deo di Bar tolo und eine Madonna mit dem Jesuskind von Sano di Pietro zu sehen. In der Via Ric ci ist in den Sälen des gotischen Palazzo Neri-Or selli das Städtische Museum Pinakothek Crociani mit Werken von d’Arezzo, Bicci di Lorenzo, vom Meister von Badia a Isola, Andrea della Robbia untergebracht. Gleich nach der Via del Poggiolo kommt man zur Kirche der hl. Lucia, einer Kirche, die im manieristischen und frühbarocken Stil erbaut wurde; im Inneren finden wir eine Muttergottes von Luca Signorelli. In der Umgebung von Montepulciano treffen wir auf die Kirche S. Biagio*, eine Meisterleistung der Renaissance von Antonio da Sangallo il Vecchio; zu erwähnen ist auch die Kirche S. Maria dei Servi (14. Jh.) mit der wahrscheinlich von Duccio da Boninsegna geschaffenen Muttergottes der Barmherzigkeit* und die Kirche S. Maria delle Grazie mit der manieristischen Fassade, in der man eine Orgel aus der Renaissance und ein Terrakottare lief von Andrea della Robbia bewundern kann.


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41 MONTERIGGIONI

MUGELLO

(Siena) Das in die sanfte sienesische Hügelland schaft eingebettete Dorf stellt ein nicht alltäg liches Beispiel einer mittelalterlichen Siedlung mit militärischem Charakter dar. Jenes “Monte Reggion, das sich mit Türmen krönt”, wie Dante es einst beschrieb, ist fast zur Gänze noch so erhalten. So sind beispielsweise seine zwischen 1212 und 1219 bzw. zwischen 1260 und 1270 errichteten Wehrmauern* mit 14 viereckigen Türmen ausgestattet. Die Pfarrkirche des hl. Johannes des Täufers zeigt sehr deutlich den Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil. Nicht weit davon entfernt liegt Abbadia Isola, ein kleines Dorf, das um die Hl. Erlöser-Abtei herum im 11.Jh. entstanden ist.

(Florenz) Es war im Gebiet des Mugello, wo einst Cimabue den jungen Hirten Giotto traf; in Vicchio kam Beato Angelico zur Welt und unweit von Dicomano liegt entlang der Sieve ein kleines Dörfchen, das sich heute Castagno di Andrea nennt, denn dort erblickte einst Andrea del Castagno das Licht der Welt. Entlang der von Florenz kommenden Straße, sind zwei der bemerkenswertesten Werke Michelozzos zu sehen, die dieser für Cosimo den Älteren aus dem Hause der Medici geschaffen hat: das Schloß von Trebbio und die mediceische Villa von Cafaggiolo, die zu einem der bevorzugtesten Aufenthaltsziele von Lorenzo dem Prächtigen wurde. Mit Mugello meint man auch die grüne Talsenke zwischen den Hügeln und Bergen, in der die Sieve fließt. Im Hochmittelalter stand das Mugello-Tal unter der Herrschaft der Ubaldini, die hier eine stattliche Anzahl von Schlössern bauten; von ihnen ist heute wenig zu sehen, von den einzelnen Kirchen und Abteien, die damals in deren Umkreis entstanden, ist allerdings noch einiges erhalten. Als das Tal später von Florenz eingenommen wurde, baute man die sogenannten “Terre murate” (die befestigtigten Städte) – Firenzuola, Vicchio und Scarperìa –, um einen regen Handelsaustausch mit der Poebene sicherzustellen. In deren Umkreis entstanden weitere kleine Handelszentren wie beispielsweise San Piero a Sieve und Borgo San Lorenzo (s. Anm.). Im Südosten erstreckt sich das weitläufige Pratomagno-Gebiet (s. Anm.), das von hundertjährigen Wäldern bedeckt ist und wo sich die berühmte Vallombrosa-Abtei erhebt. Zu Beginn des 18. Jhs. gerät das Mugello-Tal im Zuge des Ausbaus weiterer Verkehrsverbindungen über das Apenninengebirge deutlich ins Abseits.

MONTE SAN SAVINO (Arezzo) Der weithin mit Olivenhainen bedeckte Hügel, auf dessen Kuppe Monte San Savino thront, beherrscht das ganze Esse-Tal. Das Dorf zeichnet sich durch eine Reihe von mittelalterlichen Zeugnissen und Elementen aus der Renaissance aus. Hier wurde Andrea Contucci geboren, der “Sansovino”, wie man ihn mit seinem Beinamen nannte; er soll beim Bau der Loggia der Kaufleute* federführend gewesen sein. Ihr gegenüber befindet sich das Rathaus von Antonio da Sangallo dem Älteren. Die im 14.Jh. erbaute, im 16.Jh. vermutlich von Sansovino erweiterte und später im 18.Jh. noch einmal vergrößerte Kirche des hl. Augustinus ist mit einem gotischen Portal und einem wunderschönen Kreuzgang ausgestattet. Auf der Piazza Jalta sehen wir eine Zitadelle aus dem Jahre 1383 und die kleine Kirche der hl. Klara aus dem 17.Jh.. In nächster Nähe befindet sich die Wallfahrtskirche S. Maria delle Vertighe aus dem 12.Jh.. Im Kloster kann ein kostbares Triptychon von Margarito d’Arezzo bewundert werden. In Richtung Siena trifft man auf das befestigte Dörflein Gargonza, jetzt Kongress- und Erholungszentrum; hier lebte Dante zu Beginn seiner Exilzeit.

MONTEVARCHI (Arezzo) Die im oberen Arnotal liegende Stadt konnte sich im Lebensmittelbereich, in der Weinproduktion und in der Textilindustrie eine beachtliche Position sichern. Hier gibt eine Reihe von kleinen Villen und anderen Bauwerken im Jugend- und Decò-Stil. Im Sakralkunstmuseum gleich neben der Kollegiatkirche S. Lorenzo sind Werke aus dem 14. und 15.Jh. und eine Sammlung von Della Robbia zu sehen, in der ein kleiner Tempel besondere Beachtung verdient. Im Paläontologischen Museum, das im ehemaligen Kloster des hl. Ludwig eingerichtet wurde und wo auch die Akademie Valdarno del Poggio untergebracht ist, sind Fossilien aus dem Pliozän zu sehen. In der nahen Umgebung liegt das entzückende Dorf Cennina* mit Häusern aus dem 15.Jh. und Überresten der Zitadelle.

ORBETELLO (Grosseto) Zwischen der Küste der Maremmen und dem Monte Argentario liegt von den sogenannten “Tòmboli” (Sanddünen) eingegrenzt die Lagune Orbetellos. Die uralte Stadt stand einst unter der Herrschaft der Byzantiner, dann der Langobarden, der Aldobrandeschi, der Orsini, der Sienesen, aber erst die Einverleibung in den spanischen Festungsstaat im 16.Jh., der Orbetello zu seiner Hauptstadt machte, vermochte der Architektur einen bleibenden Stempel aufzudrücken; Zeugnis dafür sind die mächtigen Stadtmauern, die die Altstadt mit ihren eindrucksvollen Stadttoren wie der Porta a terra, der Porta Medina Coeli, der Porta del Soccorso und dem Guzman-Pulvermagazin umgeben. Der aus dem Jahre 1376 stammende und im 17.Jh. neu aufgebaute Dom hat eine gotische Fassade; interessant ist das frühromanische Antependium. Im ehemaligen UrsulinenKloster ist die Bibliothek, die den Frontgiebel des Tempio di Talamone* ausstellt, untergebracht.

PESCIA (Pistoia) Pescia ist eine mittelalterliche Stadt und der Hauptort der Valdinièvole (s. Anm.) bzw. des Nièvole-Tales. Die einzelnen


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42 Stadtviertel werden hier “Quinti” genannt, bekannt geworden ist die Stadt allerdings wegen ihrer Blumenkulturen und ihrer Baumschulen. Der 1693 neu ausgebaute Dom besticht vor allem wegen seines herrlichen Glockenturmes aus dem Jahre 1306. In der Kapitularbibliothek sind Plastiken und Werke aus dem 15. und 16.Jh. aufbewahrt. In der im gotischen Stil erbauten hl. Franziskus-Kirche ist eine Kapelle zu sehen, die Andrea Cavalcanti zugeschrieben wird, und können Fresken bewundert werden, die von Bicci di Lorenzo stammen sollen. In der Nähe befindet sich die Kirche S. Antonio Abate aus dem 14.Jh., die ebenfalls mit Fresken ausgeschmückt ist; sie sind vermutlich ein Werk von Bicci di Lorenzo. Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens ist die Piazza Mazzini, auf der das Oratorium der Madonna di Piè di Piazza im Stil Brunelleschis und der Vikarspalast (13.-14. Jh.) zu sehen sind. Das Städtische Museum beherbergt Werke aus der Toskanischen Schule des 14.-16. Jhs.. Im Haus des Podestà befindet sich die Gipsfigurensammlung des Bildhauers Libero Andreotti. Die Geschichte dieser Gegend wird im Städtischen Museums der Naturwissenschaften und der Archäologie der Valdinievole erläutert. In der Umgebung von Pescia sollte man einen Besuch im kleinen Dorf Uzzano, in der aus dem 11.-12.Jh. stammenden und im 19.Jh. renovierten Pfarr kirche von Castelvecchio und in Mon te carlo, wo der bekannte gleichnamige Wein angebaut wird, einplanen. Altopascio sollte wegen seines bezaubernden Altstadtkerns gesehen werden, der sich um ein Barmherzigenspital und den dazugehörigen Ritterorden bildete.

PIENZA (Siena) Auf einer Hügelkuppe erhebt sich abgeschieden der Ort Pienza (der sich früher Corsignano nannte), der ein Musterstädtchen der Renaissance werden sollte; das war das Anliegen des humanistischen Papstes Enea Silvio Piccolomini, Papst Pius II., der hier geboren wurde; die Pläne dazu kamen vom Architekten Bernardo Rossellino. Durch den Tod des Papstes und des Architekten im Jahre 1464 blieb das Werk unvollendet. An der höchsten Stelle des Hügels begegnet der Besucher dem eigentlichen Meisterwerk des so an spruchs vollen Bauvorhabens: der trapezförmigen Piazza Pio II*, bei der der Architekt ganz deutlich von den Baukonzepten des Leon Battista Alberti ausging. Auf diesem Platz befindet sich der Bischofspalast (vormals Palazzo Borgia), das Rathaus, der Palazzo Ammannati und die Kathedrale*, die mit ihrem hellen Innenraum an die deutschen Hallenkirchen erinnert. Besonders sehenswert sind ihr aus Holz geschnitztes Chorgestühl* aus dem Jahre 1462 und verschiedene Werke von Vecchietta, Sano di Pietro, Matteo di Giovanni und ein Taufbecken* von Rossellino. Rechts neben der Kathedrale erhebt sich der herrliche Palazzo Piccolomini*, ein Brunnen davor, ein strenges Beispiel aus

der Renaissance, das ebenfalls von Rossellino in Anlehnung an den Palazzo Rucellai in Florenz entworfen wurde; er wurde in den dreißiger Jahren des 20.Jhs. renoviert; von seinem eleganten Innenhof aus gelangt man zu einem Hängegarten* mit Blick auf die berühmte Loggia*. Das Diözesanmuseum* beherbergt Möbel, Juwelen, Paramente (Pluviale von Pius II*) und eine Reihe von Gemälden der Sienesischen Schule. Das Museo della Città e del Territorio, im ehemaligen Konservatorium S. Bartolomeo, beinhaltet neolitische Keramiken und die wichtige Landi Newton Sammlung. In der Nähe befindet sich die Pfarrkirche des hl. Veit aus dem 11. - 12.Jh.. Unweit davon trifft man auf das OlivetanerKloster der hl. Anna in Camprena und hier sollten vor allem die Fre sken* von So do ma besichtigt werden; in Castelmuzio steht die frühchristliche Pfarr kirche des hl. Stefanus in Cennano und im Oratorium der Bruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und des hl. Bernhard ist ein kleines Sakralkunst-Museum untergebracht. Monticchiello ist ein mittelalterliches Städtchen, das durch sein jährlich stattfindendes Volkstheater-Festival berühmt ist.

PIETRASANTA (Lucca) Die in der Versilia (s. Anm.) liegende Stadt wurde im Jahre 1255 Podestà von Lucca – an der Via Francigena gegründet. Heute hängt Pietrasantas Wohlstand in erster Linie von der Tätigkeit der Bildhauer und Steinmetze sowie den Aufträgen in den Gießereien ab. Der Dom* wurde Mitte des 13. Jhs. erbaut und im Jahre 1330 erweitert. Die Fassade schmücken drei Portale mit Reliefs der Pisaner Schule und eine Rosette von Lorenzo Riccomanni (15. Jh.). Der aus dem 15./16.Jh. stammende Glockenturm ist unvollendet geblieben. Daneben befindet sich das im 18.Jh. renovierte Baptisterium. Die im Archäologischen Museum Versiliese (im Umbau; provisorischer Sitz in Via Marconi 5) gezeigten Sammlungen geben über prähi storische Kulturen ebenso Aufschluß wie über die etruskische, ligurische und römische Kultur. Im Museo dei Bozzetti können Abdrucke und andere Behelfsmittel von zeitgenössischen Bildhauern zur Schaffung ihrer Skulpturen besichtigt werden. In der hl. Augustinus-Kirche (14. Jh.) steht ein Altar mit der hl. Jungfrau Maria von Stagio Stagi. In der Nähe von Pietrasanta kommt man zunächst zur Pfarrkirche der hll. Johannes und Felizitas (13.-15. Jh.) und dann nach Valdi castello Carducci, wo sich das Geburtshaus von Giosuè Carducci (1835-1907) befindet.

PIOMBINO (Livorno) Auf dem Ausläufer des gleichnamigen Vorgebirges liegt das namhafte Hafen- und Hüttenzentrum Piombino. Mitten in der Altstadt erhebt sich die aus dem 14.Jh. stam mende Pfarrkirche S. Antimo, an die sich seitlich ein Kreuzgang aus der Renaissance anschließt. Gegen Ende des Corso Vittorio Emanuele II., wo das im


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43 Stile des 15. Jhs. renovierte Rathaus steht, kommen wir auf die Piazza Verdi mit ihren Ravelin aus dem 15.Jh., an den sich ein Wachturm aus dem Jah re 1213 an schließt. In der Piazza della Cittadella, die 1465-70 befestigt wurde, befindet sich das Archäologische Museum Territorio di Populonia*, mit vorgeschichtlichen handgefertigten Gegen-ständen, Grabausstattungen* der etruskischen Nekropolen Populonias sowie Material aus römischer und spätantiker Epoche (einzigartig ist der silberne Krug von Baratti*). Das Istituto di Biologia ed Ecologia marina beherbergt ein interessantes mediterranes Aquarium.

PISA Die an einer Flußschleife des Arnos liegende Stadt Pisa ist heute ungefähr zehn Kilometer vom Meer entfernt. Gerade das Meer aber war es, das in der Vergangenheit einmal zu ihrem Vorteil und einmal zu ihrem Nachteil die Geschichte der Stadt beeinflußte. Pisa war bereits in der römischen Zeit eine emporstrebende Stadt und ein kontinuierlicher Aufstieg als Seemacht zeichnete sich dann auch in der Zeit des Gotenreiches, der Langobarden und Karolinger ab. Im 11.Jh. war die Flotte schon so mächtig, dass sie mit Unterstützung der Genuesen die Araber aus Sardinien vertreiben konnte und den Normannen bei der Einnahme Palermos beistehen konnte. Das große Jahrhundert der Seerepublik bricht im 12.Jh. an, als Pisa an den Kreuzzügen teilnimmt, einen erfolg reichen Krieg gegen die Sarazenen auf den Balearen führt und Amalfi in die Knie gezwungen werden konnte. Von Friedrich Barbarossa erhält die Stadt Pisa nun Sardinien als Lehen, den von Portovenere bis nach Civitavecchia reichenden Küstenstrich am Tyrrhenischen Meer erhielt sie sogar als Besitz. In der Kunst setzt eine große Blütezeit ein. Es entstehen grandiose Bauwerke wie der Dom, das Baptiste rium und der berühmte schiefe Turm. Nach dem Sieg über Genua (1241 und 1258) und über Florenz in Montaperti (1260) erlebt Pisa allmählich das gleiche Schicksal wie alle anderen ghibellinischen Städte, als der Untergang des Hohenstauferreiches nicht mehr aufzuhalten ist. Pisa unterliegt zunächst den Luccensern und den Florentinern, und in der Schlacht bei Meloria im Jahre 1284 wird seine Flotte von den Genuesen vernichtet. Im 14.Jh. verliert Pisa immer deutlicher an Macht und auch das Kolonialreich ist dem Untergang geweiht. In der Kunst hält die Blütezeit jedoch einstweilen an. Es entsteht der eindrucksvolle Friedhof (Camposanto), die Uni ver sität erwacht zu neuem Leben, am Lungarno errichtet man die Kirche S. Maria della Spina. Im Jahre 1406 gerät Pisa entgültig unter die Herrschaft von Florenz; der Hafen und die ganze Umgebung versumpfen. Die Bevölkerung schrumpft angesichts dieser Entwicklungen auf 8.000 Einwohner. Erst das Herzogtum bzw. spätere Erzherzogtum unter den Medici vermag der Stadt wieder bessere Zeiten zu bescheren. Die Universität wird

weiter ausgebaut, es kommt zur Schaffung des ersten botanischen Garten Europas, und Cosimo I. gründet den Ritterorden des hl. Stefanus, wodurch Pisa als Seemacht wieder zu Ansehen kommt; immer stärker nimmt die Stadt die Züge eines mediceischen Großherzogtums an, die im wesentlichen auch heute noch vorhanden sind. Das einstige Zentrum der republikanischen Stadt wurde zur Zeit der Medici in die Piazza dei Cavalieri* (B4) umgewandelt, denn dort sollte auch der gleichnamige Palazzo dei Cavalieri* – bzw. Palazzo della Carovana errichtet werden; bei diesem Gebäude handelt es sich um einen Umbau durch Vasari der früheren mittelalterlichen Militärschule der Ritter, heute ist es Sitz der “Scuola Normale Superiore”, die im Jahre 1810 von Napoleon gegründet wurde. Davor steht ein Denkmal von Cosimo I. und ein Brunnen aus dem Jahre 1596. Den Platz runden die Kirche S. Stefano dei Cavalieri* und der Palazzo dell’Orologio ab, der aus älteren Gebäuden entstand; die Umbauarbeiten leitete ebenfalls Vasari. In der Borgo Stretto (C4) – eine der Hauptstraßen der Stadt – begegnen wir der mit einer romanisch-gotischen Fassade geschmückten Kirche Chiesa di S. Michele in Borgo* (C45). In der Via Corsica treffen wir auf die romanische Kirche des hl. Sixtus (11. Jh.; B4) und in der Via S. Maria (B-C3), wahrscheinlich einer der charakte-ristischesten Straßen Pisas, sind Gebäude aus dem 17. und 18.Jh. zu sehen; hier stehen auch das Institut Domus Galilaeana, das Haus von Antonio Pacinotti, ein Turmhaus aus dem 13.Jh. und neben der Kirche S. Giorgio dei Tedeschi das aus dem 15.Jh. stammende Hospiz der Findelkinder. In via Ghini befindet sich der Eingang zum Botansichen Garten. Piazza del Duomo* (A3), auch “Wunderwiese” genannt, sind die eindrucksvollsten Zeugnisse der Pi sa ner Romanik zu sehen: der Glockenturm* bzw. der Schiefe Turm; er ist einer der schönsten und berühmtesten Türme der ganzen Welt. Mit seinem Bau wurde im Jahre 1173 begonnen, sehr bald aber kam es wegen des Nachgebens des Erdreiches, das die Ursache der Neigung ist, zu einer Unterbrechung der Bauarbeiten; 1275 wurden diese wieder aufgenommen und im 14.Jh. konnten sie abgeschlossen werden. Von der Turmspitze aus (54 m) führte Galileo seine Experimente über den freien Fall durch. Der 1064 begonnene und im 12.Jh. vollendete Dom* beherbergt im Kircheninneren eines der größten Meisterwerke der italienischen Gotik, nämlich die marmorne Kanzel* von Giovanni Pisano. Das Baptisterium* wiederum ist ein romanisches Meisterwerk mit runder Grundfläche, in der wir eine wunderschöne Kanzel* von Niccola Pisano finden. Daran schließt sich der 1277 begonnene Monumentalfriedhof* an; dieser rechteckige Bau ist mit Blendarkaden und einem herrlichen Portikus ausgestattet; vom 15.Jh. an wurden hier Grabdenkmäler und unter anderem auch eine Sammlung von römischen Sarkophagen. Während der Re stau rie rungsarbeiten nach den schweren Bomben angriffen im zweiten Weltkrieg wurden hier sehr


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46 bedeutende Rötelzeichnungen freigelegt; heute befinden sich diese Werke im Museum der Rötelzeichnungen* (A3) in den Räumen des Neuen Spitals oder Spitals der Barmherzigkeit. Im Dom baumuseum (A3-4) sind antike Materialien und Werke ausgestellt, die von der sogenannten Wunderwiese stammen; erwähnenswert sind darunter vor allem Plastiken aus dem 11.-16.Jh. Auf dem Episkopatsplatz (A-B4) treffen wir auch auf das florentinische Meisterwerk des Palastes des Erzbischofs aus dem 15.Jh.. Die hl. Katharinenkirche* (B5) wurde von den Dominikanern zwischen 1251 und dem Beginn des 14. Jhs. erbaut; neben ihr erhebt sich ein Glockenturm aus Backstein mit tellerartigen Keramik ornamenten. Mit dem Bau der hl. Franziskus-Kirche* (B-C5) wurde im Jahre 1211 begonnen, beendet wurden die Arbeiten in der ersten Hälfte des 14. Jhs.; beachtenswert ist vor allem die wunderschöne Fassade aus dem Jahre 1603, im Inneren können Fresken von Taddeo Gaddi bewundert werden. In unmittelbarer Nähe befindet sich das romanische Kirchlein der hl. Cäcilia (C5) und die Kirche S. Paolo all’Orto. Eine weitere romanische Kirche ist die Chiesa di S. Pierino (C5), in der wir ein Fußbodenmosaik aus dem 13.Jh. besichtigen können. Das hl. Matthäus-Na tio nal museum* (D5-6) ist in einem Teil des Be nediktinerklosters des hl. Matthäus untergebracht. Unter den wertvollen Kunstsammlungen sind insbesondere die Sammlung der Pisaner Plastiken, die pisanische und islamische Keramiksammlung* aus dem Mittel alter und Werke aus der Toskanischen Schule des 12.-15. Jhs. zu nennen; in diesem Rahmen muß unbedingt auf eine Büste von Donatello und ein Polyptychon* von Simone Martini aufmerksam gemacht werden. Entlang des Lungarno Me diceo begegnen wir dem Palazzo dei Medici (D5) und dem aus dem 16.Jh. stammenden Palazzo Toscanelli. Vom Lungarno Pacinotti (C3-4), auf dem der Palazzo Agostini und der Palazzo Upezzinghi (wegen des Wahlspruchs über dem Portal auch “Alla giornata” genannt) zu sehen sind, kommt man zum Palazzo Reale (C3), mit dessen Bau im Jahre 1559 im Auftrag Cosimos I. de’ Medici begonnen und der später noch erweitert wurde. Das Museo nazionale di Palazzo Reale umfasst Kunstwerke aus der Sammlung der Medici, Lorena und Savoyer. Hinter dem Palazzo Reale befindet sich die originelle hl. Nikolaus-Kirche (13. Jh.; C3). Das Museo delle Navi* (D2), im ehemahligen Zeughaus der Cavalieri di S. Stefano an der Arnopromenade, werden die Relikte der Schiffe und anderer Materialien (1998-2000 gefunden), die im alten Hafen von Pisa ans Tageslicht gebracht worden sind und deren Entdeckung einer der wichtigsten Funde der italienischen Archäologie des 20. Jhs. dargestellt hat, ausgestellt. Diese Fundstücke sind von außerordentlichem Wert nicht nur wegen ihres gut erhaltenen Zustands, sondern auch wegen des Aufschlusses, die sie für die Erläuterungen der Schiffsreisen im Mittelmeerraum zwischen dem 5. Jh. v. Chr. und dem 5. Jh. n. Chr. gegeben haben. Auf der ande-

ren Seite des Arnos begegnen wir einem romanisch-gotischen Juwel der Baukunst, nämlich der Kirche S. Maria della Spina* (D3); im hellen Kircheninneren sind Plastiken von Tommaso Pisano zu sehen. Wenn man nun den Lungarno Sonnino entlanggeht, kommt man zur romanischen Kirche S. Paolo a Ripa d’Arno (D3) im herrlichen pisanischen Baustil aus dem 11.12.Jh.. Im Inneren ist an der Rückseite der Apsis die Kapelle der hl. Agathe* zu sehen – ein kleiner achteckiger Bau aus dem 12.Jh.. Auf dem gleichnamigen Platz erhebt sich die hl. AntoniusKirche (E4) und an deren linker Seite befindet sich das sogenannte “Domus Mazziniana” mit seiner interessanten Bibliothek; Schwerpunkt der hier gesammelten Werke ist die Geschichte des “Risorgimento” (Wiedererstehung eines geeinten Italiens). Der Corso Italia (D-E4) ist eine sehr belebte Fußgängerzone mit der kleinen St. Dominikus-Kirche und der Kirche S. Maria del Carmine. Am Ende der Straße treffen wir auf die aus dem 17.Jh. stammenden Banchi-Loggien. Entlang des “Lungarno Galilei” steht die recht eigenartige


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47 Kirche zum hl. Grab* (D5) mit ihrer achteckigen Grundfläche. Von hier aus gelangt man über die Via S. Martino zur Sangallo-Bastei (E5) – den Überresten der sogenannten Neuen Zitadelle, die 1468 von den Florentinern gegründet wurde. Gleich daneben schließt sich der große ScottoGarten an. In der Umgebung von Pisa, in Richtung Marina di Pisa, begegnet man der Kirche S. Piero a Grado* – einer romanischen Basilika, in welcher der Besucher einen Fres kenzyklus aus dem 14.Jh. bewundern kann. Das am Fuße des Monte Pisano liegende San Giuliano Terme ist wegen seiner Thermalquellen bekannt. Den Küstenstreifen zwischen Viareggio und Livorno (s. Anm.) entlang erstreckt sich der Naturpark von Migliarino, S. Rossore und Massaciùccoli. Hier liegt auch das Landgut San Rossore*, das zunächst kaiserlicher Besitz war und im 11.Jh. der Prälatur unterstellt wurde; später übernahmen es die Medici, die lothringischen Herzöge, die Savoyer, und schließlich wurde es die Sommerresidenz des italienischen Staatspräsidenten.

PISTOIA Das römische “Pristoria” war wahrscheinlich ein Vorposten, über den man eine Verbindung zum Apenninengebirge suchte, und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen Nord- und Mittelitalien; sicher ist, dass Pistoia bereits eine einflußreiche langobardische Stadt an der Grenze zum byzantinischen Italien war. Ihre Blütezeit erreichte die Stadt im 13.Jh., als die Stadtrepublik ausgerufen wurde. Im Jahre 1306 unterlag Pistoia jedoch den beiden miteinander verbündeten Städten Lucca und Florenz und 1329 geriet die Stadt entgültig unter die Vorherrschaft von Florenz. Damit setzt ein langsamer aber unaufhaltsamer Niedergang ein, der nur durch die vom jansenistischen Bischof Scipione de’ Ricci ausgelöste reformerische Aufbruchstimmung Ende des 18. Jhs. kurz unterbrochen werden konnte. Erst seit Mitte des vergangenen Jhs. führten die Entwicklungen in der Industrie, im Gewerbe und in der Landwirtschaft zu einer Expansion der Stadt, sodass die Stadtmauern aus dem 14.Jh. all-


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48 mählich zu klein wurden. Geschichtliches und kunstgeschichtliches Zentrum ist die Piazza del Duomo* (B4) auf der sakrale Bauwerke, Profanbauten und Gerichtsgebäude ein malerisches Gesamtbild ergeben. Der romanische Dom* wurde in der Zeit zwischen dem 12.-13.Jh. im pisanischen Stil erbaut; um die Mitte des 14. Jhs. ergänzte man ihn mit einem Portikus aus Marmor; im Inneren ist der berühmte Silberaltar des hl. Jakob* zu sehen, ein großartiges Meisterwerk, das sienesische, florentinische und pistoiaische Goldschmiede im Jahre 1287 begonnen und im 14.Jh. vollendet haben. Gleich daneben befindet sich der mächtige Glockenturm, sicherlich einer der schönsten ganz Italiens; seine Loggien sind im Pisaner Stil gebaut, der spitze Turm weist auf die Renaissance hin. Das Baptisterium* (1338-59) erhebt sich über einer achteckigen Grundfläche und ist ein gotisches Bauwerk. Der Palazzo dei Vescovi, wichtiges mittelalterliches Gebäude, beherbergt das Museo capitolare mit wunderbaren sakralen Gegenständen. Es ist mit dem darunter befindlichen Archäologischen Rundgang verbunden, welches den Grundriss der Stadt am Beginn des römischen Zeitalters aufzeigt. Im Haus des Podestà aus dem 14.Jh., das Mitte des 19. Jhs. erweitert wurde, befindet sich der 1507 restaurierte “Richterstuhl” mit dem Richtertisch und der Anklagebank. Im majestätischen Rathaus* aus dem Jahre 1294, das zwischen 1334 und 1385 umgestaltet und erweitert wurde, ist das Städtische Museum mit einer sehenswerten Kunstsammlung untergebracht. Erwähnenswert sind die Werke von Lorenzo di Credi, Ridolfo del Ghirlandaio und jene eines luccesischen Meisters. Eine Abteilung ist allein der Puccini-Sammlung vorbehalten, die antike und klassizistische Gemälde sowie Möbel und Gegenstände aus dem 19.Jh. umfaßt. Ein nennenswertes Bei spiel der Renaissance ist die Basilika der demütigen Jungfrau Maria* (1492-1522; B3). Im Inneren kann eine herrliche von Vasari geschaffene Kuppel bewundert werden. In der aus dem 14.Jh. stammenden und in der Barockzeit umgestalteten, bzw. weiter ausgebauten hl. Franziskus-Kirche (B3) können wunderschöne Fresken aus dem 14.Jh. besichtigt werden. Besondere Beachtung sollte der hl. Andreas-Kirche* (12. Jh.; A3) mit einer romanischen Fassade geschenkt werden; hier finden wir nämlich eines der beeindruckendsten Meisterwerke der Gotik: die Kanzel* von Giovanni Pisano. Im 13. bzw. 14.Jh. wurde das “Krankenhaus des Baumstumpfes”* (A-B4) gegründet. Diesen Na men erhielt das Krankenhaus wegen eines Baumstumpfes, der als Sammelbüchse für Almosen benutzt wurde. Dem eigentlichen Ge bäude ist ein flo rentinischer Portikus vorgelagert, der mit einem polychromen Fries* aus Terrakotta verziert ist; diese Meisterleistung stammt von Giovanni della Robbia und Santi Buglioni (1525-26). Als weitere interessante Bauwerke gelten die romanische Kirche S. Bartolomeo in Pantano (B4-5) mit einer Kanzel* von Gui do da Como (1250), der Palazzo Rospigliosi (B4), in dem das Museum

“Clemente Rospigliosi” und das Diözesanmuseum untergebracht sind, die Festung S. Barbara (C5) – ein eindrucksvolles Beispiel eines militärischen Bauwerkes aus dem 16.Jh. Ein seltenes Beispiel mittelalterlicher Architektur ist die aus Sandstein gebaute Kirche S. Antonio del Tau (B4); dieser Name stammt vom “Tau” (= griechisches “T”) aus hellblauem Email, das die hier lebenden Ordensbrüder auf ihren Mänteln trugen. Das Kircheninnere ist mit herrlichen großflächigen Freskenzyklen* aus dem 14.-15.Jh. ausgeschmückt. Die Marino Marini-Stiftung ist im ehemaligen Kloster des Spitalordens des hl. Antonius untergebracht. Eine der größten und bedeutendsten Kirchen der Stadt ist die Chiesa di S. Giovanni Fuorcivitas* (B4); sie wurde im Baustil Pisas im 12.Jh. errichtet, abgeschlossen wurden die Arbeiten im 14.Jh. von den “Magistri comacini”. Im Inneren ist eine Kanzel* von Fra’ Guglielmo da Pisa, ein Polyptychon* von Taddeo Gaddi und eine Skulpturengruppe* aus gebranntem, glasiertem Ton aus der Della Robbia-Schule zu sehen.

PITIGLIANO (Grosseto) Pitigliano gehörte jahrhundertelang zur Grafschaft der Orsini und ist ein mittelalterliches Städtchen, in der auch Einflüsse der Renaissance zu sehen sind. Die Anfänge des Palazzo Orsini auf dem Hauptplatz, zu dem man die Arkaden des aus dem 16.Jh. stammenden Aquädukts entlang kommt, gehen auf das 14.Jh. zurück. Sakrale Einrichtungen und Kunstwerke sind Gegenstand des Museums Palazzo Orsini, im Städtischen archäologischen Museum im gleichen Gebäude sind Leichenausstattungen der etruskischen Nekropolen dieser Gegend ausstellt. Hinter dem barocken Dom erstreckt sich das mittelalterliche Stadtviertel* mit der kleinen Marienkirche aus dem 16.Jh.. Auf dem Vorsprung des steilen Tuffsteinfelsens ist die aus dem 17.Jh. stammende Synagoge zu sehen, die 1995 renoviert wurde.

POGGIBONSI (Siena) Poggibonsi ist das bedeutendste Industrie- und Handelszentrum d es Elsa-Tales. In der im 14.Jh. erbauten und nach dem Krieg neu errichteten hl. Lorenz-Kirche ist ein hölzernes Kruzifix aus dem 14.Jh. aufbewahrt. Über die sogenannte Feenquelle gelangt man zum S. Lucchese-Kloster; zu diesem Gebäudekomplex gehört die Kirche aus dem 13. Jh., die Sakristei und das Refektorium. Barberino Val d’Elsa ist ein mittelalterlicher Ort, der mit Wehrmauern umgeben ist. Castellina in Chianti hingegen ist ein Dorf mit einer Fülle von Renaissancebauten, in dessen Um gebung sich eine Reihe von Landhäusern aus der Zeit des Großherzogtums befinden. In Staggia gibt es noch Überreste der auf das 14.Jh. zurückreichenden Befestigungen; es besitzt auch ein Museum mit zahlreichen Sakralgegenständen und Gemälden; darunter eine Himmelfahrt der hl. Maria Magdalena von Antonio Pollaiolo.


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49 PONTEDERA

POPULONIA

(Pisa) Diese auf Industrie ausgerichtete Stadt liegt in einer landwirtschaft lich geprägten Ebene, in der der Era-Fluß in den Arno fließt. Die Piaggio-Werke von Pontedera (mit kleinem Museum) fertigten die ersten leggendär geworden en Ve spa-Motorroller. Einen Besuch verdient hier sicherlich die Kirche der hll. Jakob und Philipp aus dem 17. Jh. mit romanischen Elementen.

(Livorno) Diese bezaubernde mittelalterliche Ortschaft der Maremmen entstand als Hafenstadt, Handels- und Metallverarbei-tungszentrum und war für den Norden Etruriens von außerordentlicher Wichtigkeit. Das mittelalterliche Städtchen wird von der Rocca* dominiert, unter welcher sich die antike von Mauern befestigte Akropolis erhebt. Im Ort befindet sich das Archäologische Museum Gasparri mit etruskischen Fundstücken. Die Nekropolen und die Industriegebäude Populonias zu Zeiten der Etrusker, die am Golf von Baratti liegen, besichtigt man, indem man den Archäo logischen Park Baratti e Populonia* betritt, der in drei verschiedene Rundgänge gegeliedert ist: die Nekropole S. Cerbone und Casone*, Via del Ferro, Via delle Cave*. In nächster Umgebung verdienen der Küstenpark Rimigliano e San Vincenzo, mit Badestrand und Turm aus dem 14.Jh., einen Besuch.

PONTRÈMOLI (Massa-Carrara) Pontrèmoli gilt als die “Hauptstadt” der Lunigiana (s. Anm.) und wurde von Friedrich II. als “einziges Tor bzw. Schlüssel” auf der Durch reise vom Norden in den Süden bezeichnet (hier beginnt nämlich die Steigung zum Cisa-Übergang). Pontrèmoli ist vorwiegend eine Handelsstadt. Die Stadt besitzt einige interessante Baujuwele wie z. B. die barocke Kathedrale mit ihrer klassizistischen Fassade, die hl. Franziskus-Kirche mit ihrem romanischen Glockenturm und einem Werk von Agostino di Duccio im Kir chen inneren (15.Jh.) und das einzigartige Rokoko-Bauwerk des Oratoriums der Madonna del Ponte bzw. di Nostra Donna. Kaum außerhalb der Stadt erhebt sich die Kirche der Allerheiligsten Jungfrau Maria mit einem Tempelchen im Kircheninneren, das Sansovino zugeschrieben wird. Gleich daneben, im ehemaligen Augustinerkloster, gibt es zwei Kreuzgänge aus dem 15.Jh.. Im PiagnaroSchloß ist das Museum der Stelen-Statuen der Lunigiana* untergebracht. In Pontrèmolis Um gebung trifft man auf Villa franca in Lunigiana mit Überresten des Schlosses der Malaspina und dem Völkerkunde-Museum der Lunigiana. In Aulla begegnet der Besucher der Brunella-Burg, die das Naturgeschichte-Museum der Lunigiana beherbergt.

POPPI (Arezzo) Der kleine Ort Poppi im Herzen des Casentino (s. Anm.) liegt stolz auf einem Hügel und ist von alten Schutzmauern und Türmen umgeben. Im Schloß Conti Guidi* aus dem 13. Jh. finden wir die Gemeinde bibliothek Ri liana, in der über 800 kostbare Inkunabeln aufbewahrt sind; sehenswert ist die von Taddeo Gaddi dekorierte Kappelle. In der mit Bogengängen gesäumten Via Cavour stößt man auf die im 13.Jh. erbaute S. Fedele-Kirche; ihr Glockenturm wurde einem Wachturm der Festungsmauer angepaßt. Unweit davon, bei Ponte a Poppi, ist die romanische Kirche von Certomondo zu sehen; sie wurde in Erinnerung an den Sieg der Ghibellinen bei Montaperti im Jahre 1262 errichtet. Ein Stückchen weiter erhebt sich in der Piano di Campaldino eine schöne Gedenksäule in Erin ne rung an die Schlacht des Jahres 1289 zwis chen den Aretinern und den Florentinern, in deren Reihen sich auch Dante dem Kampf stellte.

PORTO AZZURRO (Livorno) Porto Azzurro ist ein Badeort auf der Insel Elba (s. Anm.), der von einer sternförmig angelegten Festung – der heutigen Strafanstalt – beherrscht wird; sie war gewisser maßen die Gegenreaktion Sp aniens unter Philipp den II. auf die Befestigung Portoferraios durch die Medici. Auf der Straße landeinwärts in Richtung Rio nell’Elba begegnet man der Wallfahrtskirche der Madonna von Monserrato. In Rio Marina ist im Rathaus das Museum des Bergwerkparks untergebracht. Vom malerischen Bergdorf Capoliveri aus genießt man einen herrlichen Ausblick.

PORTOFERRAIO (Livorno) Die Hauptstadt der Insel Elba (s. Anm.), die bereits zur Zeit der Römer bekannt war, wurde nach den Plänen von Cosimo I. de’ Medici umgestaltet; er wollte nämlich aus Portoferraio eine befestigte Stadt machen und diese sollte sich dann “Cos mopolis” (Stadt Cosimos und zugleich “Stadt der Harmonie”) nennen. So wird die Stadt heute von der Falcone-Festung aus dem 16.Jh. beherrscht; von hier aus gelangt man zum Haus Napoleons, der von 1814-15 darin als Verbannter lebte. Weitere Festungswerke sind Forte Stella und Forte del Lau gier, in dem die Foresiana-Pinakothek mit Gemälden aus dem 16.19.Jh. untergebracht ist. In der Kirche der Misericordia sind napoleonische Erinnerungsstücke aufbewahrt. Im Archäo logischen Stadt mu seum, das wir in der Linguella-Burg finden, können etruskische Funde und Wrackteile besichtigt werden. Nicht weit davon entfernt trifft man auf die Villa Napoleons; sie war die Sommerresidenz des Kaisers. In Procchio ist ein Turm aus dem 12.Jh. zu sehen, der auch mediceischer bzw. sarazenischer Turm genannt wird. In Rich tung Volterraio, wo sich eine pisanische Burg über einer etruskischen Nekropole erhebt, begegnet man den Thermen des hl. Johannes. Im Ort Le Grotte sind noch die Überreste einer römischen Villa aus der Kaiserzeit zu sehen.


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PRATO Wenige Kilometer von Florenz entfernt liegt Prato mit einem ungewöhnlich regen Wirtschaftsleben; hier leben Kunst und Wirtschaft seit langem in Symbiose. Seit 1992 ist Prato Provinzhauptstadt. Erbe eines kürzlich entdeckten etruskischen Zentrums entwickelte sich die Stadt zur Zeit der Langobardenherrschaft um den“Borgo al Cornio” und die hl. Stefanus-Pfarrkirche (den heutigen Dom); in einem an Prato angrenzenden Ort bauten sich die Albertis – die Lehensherren dieser Gegend – ihre Burg, die sich später Friedrich II. als Schloß ausbaute. Um dieses Schloß herum entstand eine Siedlung, die im Laufe der Zeit die andere mitaufsog. Im 12.Jh. wurde Prato eine freie Stadtrepublik, Mitte des 14. Jhs. geriet die Stadt in den Einflußbereich von Florenz. Im Mittelalter

wurde Prato ein wichtiges Handelszentrum, dann setzte infolge des Verlusts der Unabhängigkeit ein Niedergang ein; erst gegen Ende des 18. Jhs. zeichnet sich erneut ein Konjunkturaufschwung ab, der in erster Linie wieder von der Textilindustrie ausgeht; heute steht dieser Industriezweig noch immer auf Expansionskurs. Der Dom* (B2) – ursprünglich eine im 10.Jh. erbaute Pfarrkirche – wurde im 12.-13.Jh. im romanischen Baustil neu aufge baut. Auf der Marmorfassade mit ihren weiß-grünen Streifen ist eine von Andrea della Robbia geschaffene gläserne Lünette zu sehen und an der rechten Ecke der Außenfassade sollte man unbedingt die herrliche Kanzel Sacro Cingolo* von Michelozzo und Donatello beachten. Im Kircheninneren befinden sich Werke von Michelozzo, Mino da Fièsole, ein


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großer Freskenzyklus* von Filippo Lippi (Apsis), Agnello Gaddi (Kappelle Sacro Cingolo), Paolo Uccello zugeschrieben wird, und eine aus dem 14.Jh. stammende Plastik*, in hundert stammende Plastik*, die Giovanni Pisano zugeschrieben wird. Im Dombaumuseum* (B2), das sich im mittelalterlichen Bischofspalast (12.-17.Jh.) befindet, sind kostbare Reliefs, der Tanz der Engelchen* von Donatello, Gemälde, Goldschmiedearbeiten und Paramenten zu sehen. Von hier aus kommt man zu den Gewölben, zu jenem gotischen Bauwerk des Domes mit seinen wunderschönen Fresken aus dem 14.-15.Jh., wo sich auch ein kleines Antiquarium befindet. In der Via Garibaldi (B2-3) befindet sich gegenüber den Buonconti-Türmen das Oratorium der Muttergottes des guten Rates (B3) aus dem 15.Jh.. Diese Straße mündet in der großan-

gelegten Piazza Mercatale (B-C3), wo traditionsgemäß ein Markt abgehalten wird; in der Nähe trifft man auf das Tor Porta Mercatale (B3) und die Kirche des hl. Bartholomäus (C3). Auf der Piazza del Comune (B2) mitten in der Altstadt erhebt sich das Rathaus mit der Quadreria comunale und dem Museo del Tessuto, das wunderbare Stoffe ausstellt (in einem ehemaligen Fabrikgebäude aus dem 19.Jh. in Via S. Chiara). Das mittelalterliche Prätorengebäude ist Sitz des interessanten Städtischen Museums*, das zurzeit umgebaut wird. Ein Teil der Werke dieses Museums und des Museums Opera del Duomo sind vorläufig im Museo di Pittura Murale*, unweit der S. Domenico Kirche, untergebracht: Ein gotischer Bau, der im Barockzeitalter renoviert worden ist. Meisterwerke der toskanischen Kunst sind die Gemälde von Paolo Uccello, Agnolo Gaddi, Bernardo Daddi, Giovanni da Milano, Lorenzo Monaco, Filippo e Filippino Lippi, Luca Signorelli. Ein herrliches Beispiel eines Bauwerkes im Renaissancestil ist die Kirche der hl. Muttergottes der Kerker* von Giuliano di Sangallo; im Inneren, das unverkennbar dem Stil Brunelleschis folgt, finden wir eine Dekoration aus glasierter Terrakotta von Andrea della Robbia. Das Kaiserliche Schloß* (C2-3) bzw. die St. Barbara-Burg ließ Friedrich II. nach dem Vorbild der sizilianischen und apulischen Stauferschlösser mit mächtigen zinnengekrönten Mauerwerken und außenliegenden Türmen erbauen, die heute noch erhalten sind. Auf der anliegenden Piazza S. Marco (C3) steht eine Skulptur von Henry Moore. Die aus dem 13.Jh. stammende hl. FranziskusKirche (C2) ist mit einem Giebelfeld ausgestattet, das eindeutig der Renaissance zuzurechnen ist; über ihren Kreuzgang aus dem 15.Jh. erreicht man den Kapitelsaal, den Nicolò di Pietro Gerini (um 1395) mit Fresken ausgeschmückt hat. Der Palazzo Datini (B2) hingegen stammt noch eindeutig aus der Frührenaissance; hier hat das Staatsarchiv Platz gefunden. Im Palazzo Alberti (B2) befindet sich die Kunstgalerie Palazzo Alberti (geschlossen) mit einer Reihe tos kanischer Gemälde aus dem 17.Jh.. Teil des eindrucksvollen Gebäudekomplexes des Cicognini-Pensionats (C1-2) ist die Hl. Geist-Kirche (C-2). Am Stadtrand befindet sich das Luigi PecciMu seum der zeitgenössischen Kunst (D5, a.d.K.) in einem riesigen Gebäudekomplex, um dem Besucher die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit der Kunst des letzten Jahrzehnts zu geben. In der Umgebung von Prato begegnet man in Poggio a Caiano einer Villa der Medici*, die Lorenzo der Prächtige nach Entwürfen von Giuliano da Sangallo errichten ließ. In Comeana befindet sich das Etruskergrab von Montefortini* und nicht weit davon entfernt trifft man auf die Villa der Medici namens La Ferdinanda*; sie beherbergt das Archäologische Museum der Gemeinde mit Fundstücken aus den Nekropolen, unter denen sich ein Weihrauchfass mit einer etruskischen Alphabetinschrift befindet. Im mittelalterlichen Dorf Artimino kann die romanische Pfarrkirche des hl. Leonhard* besichtigt werden.


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52 PRATOMAGNO

S. GALGANO (ABTEI)

Das bewaldete Pratomagno-Gebirge erhebt sich hinter Loro Ciuffenna; charakteristisch seine sanften Formen und die Wiesen, die sich hier mit den Wäldern abwechseln. Auf der dem Casentino (s. Anm.) zugewandten Seite liegen Kasta nienwälder, auf jener des Valdarno (s. Anm.) begegnen wir Olivenhainen und Weinbergen. Die höch ste Er he bung ist die “Croce di Pratomagno” (1591 m).

(Siena) Die im stillen Umland Sienas gelegene Abtei, von der heute nur mehr eine Ruine vorhanden ist, wurde zu Ehren des hl. Galgano gegründet. Ihrem Höhepunkt strebte sie im 13.Jh. zu, im 15.Jh. setzte ein deutlicher Niedergang ein und im darauffolgenden Jh. konnte der entgültige Verfall nicht mehr aufgehalten werden. Bei der Klosterkirche* handelt es sich um einen gotischen Bau, der im 16.Jh. renoviert wurde. Der Innenraum ist zwar ohne Dach geblieben, vermag aber trotzdem eine unge wöhn lich reizvolle Stimmung zu vermitteln. Vom angrenzenden Klostertrakt sind der Ka pi telsaal, der Saal der Mönche und ein Kreuzgang übriggeblieben. Auf dem nahegelegenen Poggio di Monte Siepi liegt das romanische Kirchlein S. Galigano all’Eremo di monte Siepi*. Unter ihrem Gewölbe steht der Felsen, in den Galgano Guidotti sein Schwert (zu sehen) gestoßen haben soll, als Zeichen seines Verzichts auf das weltliche Leben. In der Kapelle gibt es Fresken* von Ambrogio Lorenzetti.

PUNTA ALA (Grosseto) Punta Ala ist ein exklusiver Badeort mit der typischen mediterranen Vegetation; er bildet auf der linken Seite des Golfes von Follonica den äußersten Grenzpunkt.

RADICÒFANI (Siena) Das charakteristische Städtchen am Fuße einer kleinen Festung, die Papst Adriano IV. erbauen ließ, war – wie es im “Decamerone” von Boccaccio heißt – für Ghino di Tacco der feste Stützpunkt für seine Unternehmungen. Mitten im Ort befindet sich die romanische hl. Petrus-Kirche mit Terrakottawerken von Della Robbia; nach dem Krieg wurde sie renoviert. Ihr gegenüber liegt die Kirche der hl. Agathe aus dem 15.Jh.. In der Nähe des Ortes liegt das Postamt, eine mediceische Villa im manieristischen Stil, in der Chateaubriand, Montaigne und Dickens Station machten. Die Burg geht auf das 13.Jh. zurück, wurde jedoch einmal 1565 und das andere Mal 1929 neu aufgebaut. Heute sind noch der Hauptturm und Teile des Mauerwerks vorhanden; von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick. In der Umgebung von Radicòfani befindet sich der Kurort Bagni San Filippo. Etwas weiter trifft man auf das alte Thermalbad von San Casciano dei Bagni, eine von Stadtmauern umgebene Ortschaft, in der ein Rathaus aus der Renaissance und die im 16.Jh. erbaute Mariä Empfängnis-Kirche mit einem Bildnis von Pomarancio stehen.

SAN CASCIANO IN VAL DI PESA (Florenz) San Casciano in Val di Pesa ist eines der bedeutendsten Weinanbauzentren zur Produktion des berühmten Chianti-Weins. In der Kirche der S. Maria del Prato ist das Museum der Barmherzigkeit untergebracht; erwähnenswert sind vor allem eine Kanzel* von Giovanni di Balduccio und ein Kruzifix von Simone Martini. Im Sakralkunst-Museum sind florentinische Werke aus dem 13. und 14.Jh. aufbewahrt. In der Umgebung von San Casciano in Val di Pesa begegnet man der Pfarrkirche S. Andrea a Luiano – einer kleinen romanischen Kirche aus dem 12.Jh.. Beachtung verdienen auch die Pfarrkirche S. Stefano a Càmpoli, die schon im Jahre 903 genannt und im 17.Jh. restauriert wurde, sowie die Pfarrkirche S. Gio van ni in Sugana aus der Spätromanik, die im 16.Jh. umgestaltet wurde; sie hat einem Kreuzgang aus dem 16.Jh..

SAN GIMIGNANO (Siena) Das auf einem Hügel erbaute und das Valdelsa beherrschende Städtchen liegt in einem Gebiet, das mit Sicherheit bereits zur Zeit der Etrusker bewohnt war; zweifellos handelt es sich um eine der besterhaltensten Raritäten des mittelalterlichen Städtebaus in der Toskana. Bereits im 10.Jh. war es dank seiner günstigen Verkehrslage ein wichtiges Handelszentrum. Im 13.Jh. zählte man hier neun sogenannte “Hospitatores” für Kaufleute aus der Fremde; die 72 Türme, die im Laufe der Zeit in den Himmel ragten, sollten sicherlich zum Ausdruck bringen, wie reich die Stadt mittlerweilen geworden war. Die Eröffnung eines neuen Straßenabschnittes der Francigena und die damit einhergehende Belebung der beiden Städte Poggibonsi . Die mittelalterlichen Stadtmauern* läßt man bei einem Besuch S. Gimignanos über das aus dem 13.Jh. stammende Stadttor Porta S. Giovanni (C2) hinter sich; dieses Tor öffnet sich uns mit einem typisch sienesischen Flach bogen und danach treffen wir rechts auf das kleine Kunstgewerbe-Museum. Die Via S. Giovanni (BC2) säumen zahlreiche Gebäude aus dem 13. und 14.Jh., zwischen ihnen stehen auch die Fassadenüberreste der hl. Franziskus-Kirche (C2). Im Palazzo Pratellesi (B2) ist die Gemeindebibliothek mit ihren über 10.000 Manuskripten untergebracht. Ein Stückchen weiter trifft man auf den Cugnanesi-Turm und den Becci-Bogen (B2), an den sich gleich der BecciTurm aus dem 13.Jh. anschließt. Über mehrere Treppen erreicht man die Montestaffoli-Burg (B1) aus dem Jahre 1353. Sie wurde von Cosimo I. 1558 abgerissen; vom einzigen noch erhaltenen Turm hat man einen herrlichen Ausblick auf die übrigen Türme der Stadt. Von der Piazza della Cisterna* (B2) gibt es einen Durchgang zur Piazza del Duomo; diese beiden Plätze bilden seit dem 13.Jh. das eigentliche Zentrum der Stadt. Hier stehen die Häuser Casa Razzi, Casa


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Salvestrini, der im 14.Jh. erbaute Palazzo TortoliTreccani und der Palazzo dei Cortesi mit seinem hohen “Teufelsturm”; in der Durchgangsstraße zum Domplatz hinüber begegnen wir den Arding helli-Zwillingstürmen, die bereits an die Loggia des Bürgermeistergebäudes anstoßen. Auf der Piazza del Duomo (B2) erhebt sich das vom mächtigen Rognosa-Turm beherrschte Haus des Podestà*;gleich daneben sehen wir den ChigiTurm und die beiden Salvucci-Zwillingstürme. Eine hohe Freitreppe führt zur Kollegiatkirche* aus dem 12.Jh.; im Inneren gibt es Werke von Taddeo di Bartolo, Benozzo Gozzoli, Jacopo della Quercia und Bartolo di Fredi. In der S. FinaKapelle* ist eine der beeindruckendsten Schöpfungen der Renaissance zu sehen: ein Antependium* von Benedetto da Maiano und Fresken von Domenico Ghirlandaio; linker Hand befindet sich der kleine Kreuzgang des hl. Johannes aus dem 14.Jh.. Links von der Kollegiatkirche befindet sich das Bürgermeistergebäude* mit dem großen Turm* daneben, in dem das Städtische Museum* untergebracht ist, mit

Gemälden aus der toskanischen Schule des 13.15. Jhs und einer Keramiksammlung. Im grandiosen Dante-Zimmer eine Maestà* von Lippo Memmi. An Tagen mit guter Sicht kann man vom Turm aus bis zu den Pistoieser Bergen und den Apuanischen Alpen sehen. Im Innenhof (14. Jh.) eine Zisterne (1361), unter dem Bogengang ein Fresko des Sodoma. Die Via S. Matteo (A-B1-2) wird von mittelalterlichen Gebäuden gesäumt: dem Palazzo Pettini und dem Pettini-Turm, dem Bogen und dem Palazzo della Cancelleria, der St. Barthel-Kirche, dem Pesciolini-Turmhaus, dem Fran cardelli-Haus, dem Palazzo Tinacci, dem Palazzo Bonaccorsi und am Ende dem Stadttor des hl. Mathäus. Auf der Piazza S. Agostino befindet sich die kleine romanische Kirche des hl. Petrus und die den ganzen Platz beherrschende St. Augustinus-Kirche* (A1-2); sie wurde im romanisch-gotischen Stil zwischen 1280 und 1298 erbaut. Im Inneren ist auf die Krönung Mariens* – ein Meisterwerk von Piero del Pollaiolo – und auf den Freskenzyklus über den Lebensweg des hl. Augustinus von Benozzo Gozzoli zu achten.


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54 In der via Folgore da S. Gimignano (A2-3) ist das ehemalige Kloster S. Chiara (später ein Konservatorium) Sitz eines Museums. Dieses archäologische Museum stellt etruskische und römische Gegenstände aus; die Speziera di S. Fina zeigt die Sammlung von Vasen und Keramiken der Apotheke, die seit 1253 in Betrieb ist; die Galerie der modernen und zeitgenössischen Kunst umfasst Werke von Raffaele De Garda und anderen Malern des 19. und 20.Jhs. In der Umgebung von S. Gimignano sollte man die romanische Pfarrkirche von Cèllole und das St. Vivaldo-Kloster (14.-16.Jh.) mit seiner Klosterkirche und den 18 im Wald verstreuten Kapellen besichtigen.

SAN GIOVANNI VALDARNO (Arezzo) S. Giovanni Valdarno liegt in der Ebene direkt am Flußbett und war unter den “Terre nuove”, welche die Florentiner im 13.Jh. anlegten, wohl die wichtigste. Man vermutet, dass die Pläne dafür von Arnolfo di Cambio stammen, sicher ist jedoch, dass hier Masaccio geboren wurde. Zen trum der Altstadt ist die Piazza Masaccio, auf der wir die im 14.Jh. erbaute Kirche des hl. Lorenz, den sogenannten Palazzaccio (häßlichen Palast) aus der Spätrenaissance und die Basilika der hl. Gnadenmutter aus dem 15.Jh. mit einer klassizistischen Fassade aus dem Jahre 1840 sehen. Im Museum der Basilika befinden sich großartige Werke vor allem aus dem florentinischen 15.Jh.; unter ihnen eine Verkündigung* von Beato Angelico. Auf der Fassade des Prätorengebäudes bzw. Palazzo d’Arnolfo sind

Wappen aus dem 15. und 16.Jh. zu sehen. In der Umgebung von San Giovanni Valdarno trifft man auf das Montecarlo-Kloster; dieser in völliger Abgeschiedenheit daliegende Gebäudekomplex aus der Renaissancezeit ist mit einem großen Kreuzgang ausgestattet; die dazugehörige Franziskus-Kirche soll vom hl. Bernhard aus Siena 1424 gegründet worden sein. Wenige Kilometer davon entfernt kommt man zum 600 ha großen Naturpark von Cavriglia, mit zahlreichen Tieren wie Damhirschen, Rehen und Mufflons.

SAN MARCELLO PISTOIESE (Pistoia) Dieses zwischen Pistoia und Abetone (s. Anm.) liegende Gebiet gilt als begehrtes Fremdenverkehrsgebiet im Apenninengebirge. In einer Entfernung von wenigen Kilometern kommt man zur Hängebrücke – zu einer 220 m langen Stahlbrücke, die über die Lima führt. In Gavinana, das wegen des hier geleisteten Widerstandes der Milizen der Republik Florenz unter ihrem Anführer Francesco Ferrucci (er starb hier am 3. August 1530) gegen die kaiserlichen Heerscharen bekannt wurde, sollte das Ferrucci-Museum und die Pfarr kirche mit Flachreliefs von Luca della Robbia besichtigt werden. Maresca ist ein Fremdenverkehrsort am Rande des Teso-Waldes.

SAN MINIATO (Pisa) Das mittelalterliche Städtchen San Miniato beherrscht das Becken, in dem der aus Florenz kommende Arno nach Pisa (s. Anm.) strömt. Es zählte einst zu den bedeutendsten


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55 kaiserlichen Städten der Toskana, seine größte Blütezeit sollte im 14.Jh. kommen, dann geriet San Miniato in den Einflußbereich der Stadt Florenz. Heute ist es ein blüh endes Industriezentrum – hier ist vor allem die Lederverarbeitung zu nennen. Auf der Piazza del Popolo erhebt sich die 1330 erbaute St. Dominikus-Kirche mit unvollendeter Fassade; im Inneren Gemälde und Fresken aus der Florentiner Schule. Der Dom aus dem 13.Jh., der mehrmals umgebaut wurde, ist mit einem mächtigen Glockenturm, dem “Mathilde-Turm” ausgestattet. Daran schließt sich das Diözesanmuseum für sakrale Kunst mit Kunstwerken aus dem 16.19.Jh. von Filippo Lippi, Neri di Bicci, Andrea del Verrocchio an. Im aus dem 14.Jh. stammenden Rathaus findet der Besucher das kleine Oratorium der Madonna von Loreto.

SAN QUÌRICO D’ORCIA (Siena) Das uralte Städtchen zwischen dem Monte Amiata und dem Valdichiana (s. Anm.) ist reich an mittelalterlichen Zeugnissen. Im Zentrum des Ortes sollte die wunderschöne romanische Kollegiatkirche* besichtigt werden; in sie tritt man über zwei Portale ein: eines stammt aus dem Jahre 1080, das andere aus dem 13.Jh.; im Inneren hängt ein Triptychon* von Sano di Pietro. Von der mittelalterlichen Porta Nuova kommt man zu den Horti Leonini – zu einem ganz typisch italienischen Garten aus dem 16.Jh.. In der Umgebung von San Quìrico d’Orcia liegt Bagno Vignoni – ein bezaubernder Kurort mit einem wannenförmig angelegten Platz. Der Regisseur Andrei Tarkowsky wählte ihn als Location für seinen berühmten Film Nostalghia.

SANSEPOLCRO (Arezzo) San Sepolcro ist ein kleines Kunstjuwel und die Geburtsstadt von Piero della Francesca, in der Cosimo I. eine Festung mit zahlreichen Gebäuden im Renaissancestil errichten ließ. In der Stadtmitte liegt die Piazza Torre di Berta (A2), dessen Name an einen im letzten Krieg zerstörten Turm erinnert. Hier liegen sehr schöne alte Gebäude wie beispielsweise der prächtige Palazzo Pichi. Der Dom (A2) ist ein komplexes romanisch-gotisches Bauwerk, das mehrere Male restauriert wurde. Im Inneren gilt es unter anderem, das Volto Santo*, ein eindrucksvolles hölzernes Kruzifix aus dem 11.-12.Jh. zu besichtigen, das möglicher weise ein Prototyp des Werks in Lucca ist. Das Städtische Museum* (A2) ist vor allem wegen der kostbaren Werke von Piero della Francesca interessant; unter diesen ist in erster Linie das im reiferen Alter geschaffene Meisterwerk der Auferstehung* zu erwähnen. An die hl. Franziskus-Kirche (A2) aus dem zu Ende gehenden 13.Jh. schließt sich ein wunderschöner Kreuzgang mit gotischem Portal an. Auf der gegenüberliegenden Seite erhebt sich die kleine Kirche der hl. Gnadenmutter aus dem 16.Jh.. Das Haus von Piero della Francesca (A2) ist ein hübsches Renaissance-Bauwerk, an dessen Entwürfen sich der Künstler vermutlich

selbst beteiligte. Die Festung der Medici (A3) ist ein typisches Beispiel eines militärischen Bauwerkes aus dem 16.Jh.. Die ent weihte Kirche des hl. Lorenz (1556) wird auf dem Hochaltar von einer herrlichen Kreuzabnahme* von Rosso Fiorentino geschmückt.

SANTA FIORA (Grosseto) Das am Südhang des Monte Amiata (s. Anm.) gelegene Dorf unterstand einst als Lehen den Herrscherfamilien der Al dobrandeschi und der Sforza. In der alten Pfarrkirche der hll. Fiora und Lucilla kann eine stattliche Anzahl von Werken des Della Robbia bewundert werden. In Santa Fioras Umgebung gibt es den Kurort Bàgnore; Arcidosso wird von der Festung der Aldobrandeschi beherrscht; die darin eingerichtete Bibliothek ist gleichzeitig Sitz des nach dem Propheten des Monte Amiata benannten Kulturzentrums “D. Lazzaretti”. Unweit davon begegnet man der Pfarrkirche ad Lamulas aus dem 12.Jh. Castel del Piano mit dem Ortsteil Prato delle Macinaie ist eine Hochebene, die gerne von Wintersportlern begesucht wird. Im Tierpark des Monte Amiata können im Freien Rehe, Gemsen, Hirsche und Mufflons beobachtet werden. Ein besonderer Bereich ist dem Apenninenwolf und dem Amiatina-Esel vorbehalten.

S. ANTIMO (ABTEI) (Siena) Die Legende erzählt, dass Karl der Große der Gründer dieses einst sehr mächtigen Benediktinerstifts gewesen sein soll. Zu Beginn des 14. Jhs. neigt sich allerdings seine Glanzzeit dem Ende zu; nach der Renovierung zu Beginn des 20. Jhs. bietet es einer religiösen Glaubensgemeinschaft erneut eine Heimat an. Die Stifts kirche* stellt eines der interes santesten Beispiele unter den romanischen Klosteranlagen dar. Im Inneren sind einfarbige Fresken aus dem 15.Jh. zu sehen.

SATURNIA (Grosseto) Die Vorfahren waren überzeugt, dass dieser im Tal des Albegna-Flusses gelegene Ort die erste auf der Halbinsel errichtete Stadt war. Die Schutzmauern wurden im 14.Jh. von den Sienesen auf den Überresten der noch sichtbaren etruskischen Einfriedungsmauer errichtet. In nächster Nähe befindet sich der Kurort Terme di Saturnia. In Montemerano trifft man innerhalb der aus dem 15.Jh. stammenden Wehrmauern auf die hl. Georg-Kirche aus dem 14.-15.Jh.. In Manciano – ein teilweise mittelalterliches Städtchen mit einer Festung aus dem 15.Jh. – ist ein Museum der Vor- und Frühgeschichte des Fiora-Tales eingerichtet.

SESTO FIORENTINO (Florenz) Sesto Fiorentino ist ein zwischen Flo renz und Prato (s. Anm.) liegendes Industriezentrum. Auf dem Doccia-Landgut begann 1737 – nach dem Vorbild der Meissener


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57 Porzellanbetriebe – Marchese Ginori mit der Herstellung von Hartporzellanartikeln; das Museum Richard Ginori der DocciaManufaktur legt über die Produktionspalette beredtes Zeugnis ab. In Quinto befindet sich das monumentale etruskische Grabmal Tomba della Montagnola* aus dem 7.Jh. v.Chr.; und die Tomba della Mula. In der Umgebung von Sesto Fiorentino liegt Calenzano und hier sollte man die Pfarrkirche des hl. Nikolaus mit ihrem aus dem 14.Jh. stammenden Glockenturm sowie das Museum des Spielsoldaten und der historischen Figürchen besuchen.

SIENA “Das einzige noch erhaltene Beispiel einer mittelalterlichen Stadt” – so definierte diese Stadt der Archäologe Ranuccio Bianchi Bandinelli. Die Stadt ist etruskischen Ursprungs, war dann römische Kolonie und erlebt zur Zeit des Langobardenreiches durch die Eröffnung der Via Francigena als Alternative zu den bereits vorhandenen Hauptverkehrsstraßen im Handel und Warenverkehr eine Blütezeit. Zu Beginn des 12. Jhs. entwickeln sich die verschiedenen Institutionen einer Stadtrepu blik, die Stadt wächst und leitet damit einen unvermeidlichen Interessenskonflikt mit Florenz ein, welches im Jahre 1145 bereits Poggibonsi und Montepulciano beherrschte. Siena wird zu einem der ghibellinischen Eckpfeiler Italiens. 1260 besiegt es in der Schlacht bei Montaperti sogar Florenz, der Freudentaumel ist jedoch von kurzer Dauer, denn schon neun Jahre später bescheren ihm in Colle Val d’Elsa Karl von Anjou und die Florentiner eine harte Niederlage. So entsteht die guelfische und mit Florenz verbündete “Regierung der Neun”, die bis zum Jahre 1355 die Geschicke Sienas leitet. Das ist die gro ße Blütezeit im Handel, in der das heutige Erscheinungsbild der Stadt klare Konturen annimmt; so werden der Rathausturm “Torre del Mangia”, der Dom, dessen Bauarbeiten 1339 durch jene für einen neuen Dom unterbrochen werden, das Baptisterium, die Kirchen des hl. Dominikus und des hl. Franziskus erbaut. Die im Jahre 1348 ausgebrochene Pest fügt der Stadt allerdings einen harten Schlag zu, fast die Hälfte der Bevölkerung wird hinweggerafft. Im Jahre 1399 wird Siena dem Herrschaftsgebiet der Visconti eingegliedert. Nach dem Tod des Herzogs Gian Galeazzo flammen die internen Machtkämpfe wieder auf. 1487 übernimmt die Macht Pandolfo Petrucci, der bis an sein Lebensende die Zügel in der Hand hält (1512). Siena gerät nun unter den kaiserlichen Einflußbereich und im Jahre 1531 besetzen die Spanier die Stadt. Ein Volksaufstand gegen diese neuen Herren ist für Cosimo I. de’ Medici willkommener Anlaß, die Stadt anzugreifen und sie zu besetzen. Am 17. April 1555 zwingt die ungewöhnlich harte Belagerung Siena zur Kapi tulation. Der Niedergang ist nicht mehr aufzuhalten, erst unter den Lothringern setzt wieder eine Erholung ein. Heute ist Siena eine blühende Stadt mit einer angesehenen Universität und einem bedeutenden Kulturzentrum.


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58 Der Campo und das “Terzo” des hl. Martin – Die Stadt erstreckt sich auf drei Hügelkuppen – auch “Terzi” genannt –, die wiederum in “Contrade” (Stadtbezirke) unterteilt sind. Das “Terzo” di S. Martino umfaßt das von der Piazza del Campo nach Osten gerichtete Stadtgebiet. Ein außergewöhnliches Beispiel in der Architektur des Mittelalters und zugleich Mittelpunkt der Stadt ist der Campo* (“das Feld”; D3) – der muschelförmige Hauptplatz, auf dem das berühmte Pferderennen namens “Palio” ausgetragen wird. In der Mitte des Platzes befindet sich der Gaia-Brunnen, Werk von Jacopo della Quercia aus dem Jahre 1419, aber schon seit 1342 konnte man hier dank eines hervorragenden unterirdischen Kanalsystems Wasser schöpfen. Rechter Hand erhebt si ch der im 18.Jh. erbaute Palazzo Sansedoni, linker Hand der Palazzo d’Elci im mittelalterlichen Baustil. Das Rathaus* – das Symbol der Unabhängigkeit und der Wirtschaftsmacht der sienesischen Oligarchie – ist eines der bedeutensten Beispiele ziviler Bauwerke in der gotischen Baukunst Italiens. Es wurde zwischen 1284 und 1310 erbaut und im Jahre 1680 erweitert. Auf der linken Seite des Gebäudes erhebt sich der Rathausturm* (Torre del Mangia; 1325-48), ihm zu Füßen eine Kapelle – die Cappella di Piazza –, die man hier errichtete, um einen zur Zeit der Pest im Jahre 1348 entstandenen Freiraum auszufüllen. Das Städtische Museum* ist im Rathaus selbst untergebracht und beherbergt eine wertvolle Gemäldegalerie. Erwähnenswert sind vor allem die Maestà* und die Belagerung des Schlosses von Montemassi durch Guidoriccio da Foligno*, die Si mo ne Martini zugeschrieben werden. Be sonders sehens wert ist die Allegorie der guten und schlech ten Regierung* von Ambrogio Lorenzetti. Im ehemaligen Kloster S. Vigilio (D3) hat die Uni versität ihren Sitz; sie ist eine der ältesten Europas. In der Via S. Vigilio steht die Burgruine der Ugurgieri (D3) – eine typisch mittelalterliche, befestigte Behausung (Festung und Haus zugleich); gleich dahinter stehen die Renaissance häuser der Familie Bandini Piccolomini.

Duccio, Maestà (Siena, Museo dell’Opera Metropolitana)

Ein Beispiel der florentinischen Hoch renaissance ist der Palazzo Piccolomini* (D3), in dem sich das Staatsarchiv und das Museum des Staat s archivs* befinden; besonders sehenswert ist die Biccherne-Sammlung* – 103 bemalte Holztafeln von den großen Meistern aus der Zeit zwischen 1258 und 1682, welche den Rechnungsbüchern der Magistratur als Deckel dienten. Rechts von den im Renaissancestil erbauten Loggien des Papstes steht die hl. Martinskirche (D3); sie ist eine der ältesten Kirchen Sienas und gab diesem “Terzo” ihren Namen. Die Basilika der “Diener”* (E4) ist mit einer Fassade aus dem 15.Jh. ausgestattet, die allerdings unvollendet blieb, und wird von einem Glockenturm aus dem 14.Jh. geschmückt. Im Inneren findet man Werke von Coppo di Marcovaldo, Pietro Loren zetti, Taddeo di Bartolo und anderen Künstlern. Dahinter gleich das Oratorium der Hl. Dreifaltigkeit (E4-5), das im 14.Jh. errichtet und im 16.Jh. im Stil des Manierismus ausgebaut wurde. In der Sakristei der Kirche Chiesa del Santuccio (E5) ist in zwei Räumen ein Museum namens Museo della Società di Esecutori di pie Disposizioni mit Gemälden sienesischer Maler aus dem 14.15.Jh. untergebracht. Hinter dem mächtigsten Stadttor des aus dem 14.Jh. stammen den Mauerringes – der Porta Ro mana* (F5) – begegnet man der im 15.Jh. erbauten Kirche S. Maria degli Angeli in Valli. Die im Renaissancestil errichtete Hl. Geist-Kirche (D4) erhebt sich auf dem gleichnamigen Platz, auf dem auch ein aus dem 16.Jh. stammender Brunnen – auch “Fontana dei Pìspini” genannt – zu sehen ist. In unmittelbarer Nähe trifft man auf die hl. Georgskirche (D4); sie ist mittelalterlichen Ursprungs, wurde aber im 18.Jh. umgebaut und ist innen mit kostbaren einfarbigen Stuckarbeiten ausgeschmückt. In der Contrada del Leocorno (Stadtbezirk) begegnet man der im 13.Jh. erbauten, im Jahre 1563 jedoch neu ausgebauten Kirche S. Giovannino della Staffa (D3).


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59 Das “Terzo di Città” – Die Lage dieses “Terzos” wird von der Domkuppel und vom Glockenturm bestimmt; es ist das älteste der Stadt Siena. Im antiken “Triventum” – das heutige Croce del Tra vaglio, wo sich die Hauptzufahrtsstraßen der Stadt treffen, erheben sich die Loggien des Zunftgerichtes der Händler* (D3) – ein elegantes Bauwerk aus der Gotik bzw. Renaissance. Die Via di Città* – die mittelalterliche Hauptverbindungsstraße Sienas – wird vom Palazzo Chigi-Saracini* (E3) gesäumt, in dem die renommierte Musikschule “Accademia Musicale Chigiana” mit einer der bedeutendsten Privatkunstsammlungen Italiens untergebracht ist. Auf der gegenüberliegenden Seite erhebt sich der Palazzo Piccolomini* – auch “Palazzo delle Papesse” genannt – und weiter vorne der im 15.Jh. erbaute Palazzo Marsili. Das mit telalterliche ForteguerriTurmhaus beherrscht die Piazza Postierla (E2); hier sind auch der Palazzo Chigi Piccolomini alla Postierla und das Gebäude des Stadthauptmannes zu sehen. Auf der Piazza del Duo mo (E2) erhebt sich der gotische Bischofspalast aus dem 18.Jh., das Haus des Statthalters der Medici und natürlich der Dom* (D-E2) – eines der größten Meisterwerke der romanisch-gotischen Baukunst Italiens. Die Fassade stammt im wesentlichen von Giovanni Pisano, im Bo genfeld über dem “Tor der Vergebung” ist ein Flachrelief von Donatello zu sehen (das Original ist im Dommuseum); der romanische Glockenturm* besteht aus sich abwechselnden wei ßen und schwarzen Marmorstreifen. Im Inneren sollte man auf den herrlichen Fußboden* mit Marmoreinlegearbeiten achten; er ist ein 56-teiliges Kunstwerk mit religösen und weltlichen Szenen und wurde im 14.Jh. geschaf fen. Im linken Querschiff liegt der Eingang zur Bibliothek Piccolomini*; dieser Raum ist mit Fresken von Pinturicchio ausgeschmückt. Auf dem Domplatz befindet sich auch das Spedale di S. Maria della Scala*, ein großes mittelalterliches Krankenhaus mit dem berühmten Pellegrinaio*, das im 15.Jh. mit Fresken neu ausgemalt worden ist. Darin hat das Archäo logische Nationalmuseum seinen Sitz, in dem vorgeschichtliche, etruskische und römische Materialien sowie architektonische Terracotta Gegenstände* aus dem Hause Murlo ausgestellt sind. Das “Mu seo del l’Opera Metro po litana”* (E2) ist in einem Gebäude untergebracht, das im 15.Jh. das rechte Kirchenschiff des neuen Doms hätte werden sollen; hier sind dem Dom entnommene Deko rations kunst werke aufbewahrt. Besondere Beachtung verdient die Maestà* von Duccio di Buoninsegna, sehenswert sind Werke von Pietro Lorenzetti, Do menico Beccafumi, Ja co po della Quercia, Donatello und Giovanni Pisano. Die Kirche des hl. Johannes des Täufers (D2) ist in Wirklichkeit das Baptisterium von Siena; das wunderschöne Portal* dieser Taufkapelle stammt aus dem 14.Jh., im Inneren steht das Taufbecken* – ein Meisterwerk der

Renaissance, das Jacopo della Quercia zugeschrieben wird; die Statuen stammen von Donatello, Turino di Sano, Giovanni di Turino und Lorenzo Ghiberti. Auf der Piazza S. Giovanni befindet sich der Palazzo del Magnifico (D2), dessen Name auf Pandolfo Petrucci zurückgeht; er war Sienas Stadtvater zwischen 1487 und 1512. Mit dem Besuch in der Pinacoteca Nazionale* (E3), die im Palazzo Buonsignori und im Palazzo Brigidi eingerichtet ist, verschafft sich der Kunstinteressierte umfassende Kenntnisse über die sienesische Malerei des 14.-17. Jhs.. Außer den Meister werken von Duccio, Niccolò Segna, Ambrogio und Pietro Lorenzetti, Sassetta, Domenico Beccafumi, Sodoma ist im Museum die Spannocchi-Sammlung mit verschiedenen Gemälden aus dem Norden Italiens und Mitteleuropas ausgestellt (Dürer, Lotto, Quentin Massys). Auf dem Prato S. Agostino begegnet man der hl. Au gustinus-Kirche (E3); im Kircheninneren sind Werke von Perugino, Ambrogio Lorenzetti und Sodoma zu sehen. Vis-à-vis findet man im ehemaligen Kamaldulenser-Klo ster die Akademie der Physiokritiker (F3) – eine wertvolle Institution aus naturwissenschaftlicher Sicht, zu der das interessante Naturgeschichtliche Museum gehört. im Freien liegt der Botanische Garten. Piano dei Mantellini sollte wegen der dort erbauten Kirche S. Niccolò al Carmine (F2) ein weiterer Programmpunkt sein; im Inneren ist ein großes Tafelbild* von Beccafumi und eine Himmelfahrt* – ein Werk von Girolamo del Pacchia – zu sehen. Im “Terzo” von Camollìa und St. Dominikus, dem nördlichen, von Umweltverschmutzungen des 19. und 20. Jhs. betroffenen Stadtteil, wandelt man auf den Spuren der beiden großen Heiligen Sienas, nämlich des hl. Bernhard und der hl. Katharina. Die Haupt verbin dungsstraße des “Terzos” von Camollìa ist die Via Banchi di Sopra (B3) mit der Piazza Tolomei, auf der wir den gleichnamigen Palazzo aus dem 13.Jh. sehen. Ihm gegenüber erhebt sich die St. Christophorus-Kirche mit einem kleinen Kreuzgang aus dem Jahre 1100. Eines der ersten Bauvorhaben, das nach der Machtübernahme der Medici verwirklicht wurde, ist die majestätische Basilika S. Maria di Provenzano (C-D3); sie wurde zwischen 1595 und 1604 errichtet. An der Ecke befindet sich die Kirche S. Pietro a Ovile. Auf der großflächig angelegten Piazza di S. Francesco begegnet man auch der gleichnamigen Basilika des hl. Franziskus (C3); ihre Ursprünge gehen auf das 14. Jahrhundert zurück, die Fassade ist neugotisch. Im Inneren können Werke* von Sassetta, Pietro und Ambro gio Lorenzetti und Lippo Vanni bewundert werden. An sie schließt sich das hl. Franziskus-Kloster an, in dem heute verschiedene Universitätsinstitute untergebracht sind; vom großen Kreuzgang im Baustil der Renaissance gelangt man zur Krypta des hl. Franziskus. Daneben steht das Oratorium des hl. Bernhard* (C3), das im 15.Jh. errichtet wurde; hier hielt der Heilige in der Regel seine Predigten. Dieses Oratorium gliedert sich in das untere


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60 Oratorium mit einem anmutigen Relief* von Giovanni di Agostino und das obere Oratorium, Herzstück des Diözesanmuseums sakraler Kunst: mit Werken sienesischer Künstler des 13.-17. Jhs, darunter Sano di Pietro, der Maestro dell’Osservanza, Jacopo della Quercia, Vecchietta, Pietro und Ambrogio Lorenzetti, Domenico Beccafumi, Sodoma. Von S. Francesco aus erreicht man das aus dem 13.Jh. stammende Stadttor Porta Ovile (C3), das den Besucher zum Brunnen Fonte d’Ovile (C3) und zum Oratorium des hl. Rochus mit seinen verschiedenen Werken sienesischer Meister führt. Ein kleines Stück weiter begegnet man der Kirche S. Michele al Monte di S. Donato (C3); hier kann eine aus Holz geschnitzte Pietà von Vecchietta bewundert werden. Die im 19.Jh. angelegte Piazza Salimbeni (C2-3) säumem der Palazzo Salimbeni und der Palazzo Spannocchia. S. Maria delle Nevi (C2) ist der Name eines kleinen Oratoriums, das im Jahre 1471 errichtet wurde; im Inneren ist ein Altarbild* von Matteo di Giovanni zu sehen. In der Via Sapienza ist im gleichnamigen Haus, wo die Sieneser Universität ursprünglich ihren Sitz hatte, die Gemeindebibliothek degli Intronati (D2) mit ihren über 550.000 Bänden untergebracht, darunter zahlreiche Bilderhandschriften der bedeutendsten sieneser Künstler (13. und 16. Jh.). Vom Portikus Comuni d’Italia (1941) gelangt man zum Heiligtum des Heimathauses der hl. Katharina (D2), das gleich neben dem Geburtshaus der Caterina Benincasa, bekannt als hl. Katharina von Siena, errichtet wurde. Katharina wurde 1461 heilig gesprochen, im Jahre 1939 zur zweiten Schutzheiligen Italiens ausgerufen. Eine mit Bogengängen überdachte Vorhalle führt zur Kru zifix-Kirche mit einem Kruzifix aus dem 13.Jh., vor dem die Heilige ihre Wund male bekommen haben soll. Zum Gebäudekomplex des Heiligtums gehört das obere Orato rium mit einem Tafelbild* von Bernardino Fungai, das Oratorium der Kammer und das Oratorium S. Caterina in Fontebranda mit der Statue der Heiligen* von Neroccio di Bartolomeo. Am Ende der Via S. Caterina stößt man auf den berühmtesten Brunnen der Stadt, den Branda-Brunnen*, der von der mächtigen hl. Dominikus-Kirche (1226-1265; D2) beherrscht wird.Im Tabernakel ist das Reliquiar mit dem Haupt der hl. Katharina aufbewahrt. Die Festung der hl. Barbara, auch Burg der Medici (C1) genannt, wurde von Cosimo I. de’ Medici erbaut und beherbergt eine Sammlung edler Weine. In unmittelbarer Nähe befinden sich die LizzaGärten. Das Stadttor Porta di Camollìa (B1) – ein im 17.Jh. neu erbautes Stadttor nach dem Vorbild des alten Stadttores aus dem 14.Jh. – trägt noch die Inschrift zu Ehren des damals in die Stadt eingezogenen Mediceers Ferdinando I. de’ Medici und ist damit zum Inbegriff der sienesischen Gastfreundlichkeit geworden: “Cor magis tibi Sena pandit”. In der Umgebung von Siena befindet sich das Kloster der Observanz; das vom hl. Bernhard gegründete Kloster erhebt sich auf dem Capriola-Hügel, wo man einen herrlichen Ausblick* auf die Stadt genießt. Nach

den schweren Bombenangriffen vom 23. Januar 1944 wurde es mit dem noch brauchbaren Material wiederaufgebaut. Die Kirche (1476-90) beherbergt Werke von Sano di Pietro, Andrea della Robbia, Giacomo Cozzarelli und anderen namhaften Künstlern. Gleich daneben steht das Mu seo Au relio Castelli, in dem Werke des genannten Klosters zu sehen sind. Die alte Lecceto-Einsiedelei hat noch heute den Charakter einer Festung wie sie im 15.Jh. üblich war. Sie hat zwei Kreuzgänge (13. und 15. Jh.) Der Kurort Bagni di Petriolo ist von Wehrmauern aus dem 15.Jh. umgeben. Murlo ist ein mittelalterliches Dorf, in dem das Anti quariumMuseum von Poggio Civitate* mit etrus kischen Funden aus Poggio Civitate zu sehen ist. Erwähnenswert sind vor allem die sitzenden Terrakotta-Statuen.

SIGNA (Florenz) Der obere Stadtteil – auch “Castello” genannt – liegt auf einem Hügel umgeben von den Überresten der antiken Stadtmauer, während sich der untere Stadtteil entlang des Arnoufers ausbreitet. In der Kirche des hl. Johannes des Täufers kann ein Taufbecken aus dem Jahre 1480 bewundert werden. Auf der Piazza Cavour gibt es ein Antiquarium mit etruskischen und römischen Fundstücken. Im Oratorium des hl. Lorenz, das ins 9.Jh. zurückreicht, im 12.Jh. jedoch neu ausg ebaut wurde, sind Fresken aus dem 14.Jh. und eine herrliche Kanzel* aus dem 12.Jh. zu sehen. Unweit davon liegt das Dorf Lastra a Signa – ein Ort, in dem die von der Republik Florenz 1377 errichteten Wehrmauern und Gebäude noch gut erhalten sind.

SINALUNGA (Siena) Diese Stadt mit vorwiegend landwirtschaftlichem Charakter, in der nun auch die Industrie größere Bedeutung gewinnt, liegt auf einer Anhöhe, von der sie das Tal der Chiana (Valdichiana; s. Anm.) beherrscht. Besichtigen sollte man die Kollegiatkirche mit Werken von Girolamo del Pacchia, Benvenuto di Giovanni und Sodoma. Am Stadtrand steht die hl. Bernhard-Kirche aus dem 15.Jh..

SOVANA (Grosseto) In dem bezaubernden, zum Teil verlassenen Ort vermischen sich die Reste der etruskischen, römischen und mittelalterlichen Kulturen. Das einst “Soana” gerufene Städtchen war denn auch die Heimat von Ildebrando, dem späteren Papst Gregor VII. Die isoliert dastehende, romanische Kathedrale der hl. Petrus und Paulus* wurde im 14.Jh. renoviert. Die Kuppel zeigt langobardische Einflüsse aus dem 10.Jh. Auf der Piazza Pretorio* die das Prätorengebäude, das Gebäude des Archivs und der im Renaissancestil ausgeführte Palazzo Bourbon del Monte säumen, erhebt sich die im 14.Jh. erbaute Marienkirche in der ein frühromanisches Tabernakel zu sehen ist. In nächster Nähe befindet sich der Archäologische Park


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61 Tuffsteinstadt*, dessen Mittelpunkt die herrliche etruskische Nekropole mit dem berühmten Hildebrand Grab* ist. Auch Sorano*, die von der aus dem 15.Jh. stammenden Fortezza Orsini überragte mittelalterliche Ortschaft, Sitz des Museum des Mittelalters und der Renaissance, ist einen Besuch wert.

STIA (Arezzo) Im Casentino (s. Anm.) liegt am Fuße des Monte Falterona das mittelalterliche Dorf Stia, das sich mit der Wollverarbeitung einen Namen gemacht hat, wovon auch das Museum der Wollkunst zeugt. Auf der Piazza Tanucci erhebt sich die Kirche S. Maria Assunta, die mit Werken der Schule von Ci ma bue, Bicci di Lorenzo und Andrea della Robbia ausgeschmückt ist. Der Palagio Fiorentino – dieses mittelalterlich anmutende Gebäude aus dem frühen 20.Jh. – beherbergt das Städtische Museum zeitgenössischer Kunst. In der Umgebung von Stia liegt Pratovecchio mit dem Palazzo Vigiani aus dem 17.Jh.. Unweit von hier befindet sich das um das Jahr Tausend errichtete Schloß Castello di Romena. In der Nähe kann die Pfarrkirche von Romena* aus dem 12.Jh. besucht werden. Vom La Calla-Paß gelangt man zum Campigna-Wald*.

TALAMONE (Grosseto) Das lebendige Dorf auf einem Ausläufer der Uccellina-Berge in den Nie derungen der Maremmen (s. Anm.) wird von einer Festung beherrscht. Von naturalistischer Bedeutung ist das Aquarium der OrbetelloLagune, das dem Ökosystem des Gebiets gewidmet ist. Auf einem nahen Hügel sind die Überreste eines römischen Tempels zu sehen; interessant ist das dort auf gefundene griechisch-römische Giebelfeld, das jetzt in Orbetello ausgestellt wird (s. Anm.).

TIRRENIA (Pisa) Tirrenia ist ein von Pinienhainen umgebener Badeort an der zwischen der Arno-Mündung und Livorno (s. Anm.) liegenden Küste. In der Umgebung gelangt man zur Tenuta di Tòmbolo, die heute zum Naturpark Migliarino, San Rossore, Massaciùccoli (siehe Pisa) gehört. Auf der benachbarten Tenuta di Coltano steht eine Villa der Medici, die heute als Besuchszentrum des Parks dient.

VALDARNO (Florenz) Das vom Arno durchflossene Tal, ist in seinem Mittellauf in vier Zonen unterteilt: oberhalb von Florenz, das Obere Arnotal (rechts vom Fluss) und Pian di Rìpoli, welches das Gebiet zwischen dem Fluss und den Hügeln des Chianti umfasst; unterhalb der Hauptstadt, erstreckt sich die Florentiner Ebene, die in Unteres Arnotal und Golfolina Schlucht unterteilt ist. Dies ist die Gegend, in der die Florentiner zwischen dem 13. und 14.Jh. eine Reihe von befestigten Ortschaften erbauten, um

sie vor dem Durchzugsverkehr der damaligen Zeit zu schützen. Zu diesen gehören: Figline, Signa, Lastra a Signa, Montelupo, Empoli, Fucecchio (s. Anm.). Im 19.Jh. vervielfachen sich vor allem im Oberen Arnotal die Industriegebiete, die die Landschaft wesentlich beeinflusst haben. Der Reiz der antiken Ausgeglichenheit ist heute vorwiegend auf der umliegenden Hügellandschaft erhalten geblieben.

VALDICHIANA (Arezzo und Siena) Das Tal der Chiana ist heute eine durchwegs tiefgrüne Landschaft, die intensiv bewirtschaftet wird. Charakteristisch für das von Arezzo bis nach Chiusi reichende Valdarno-Gebiet sind die zahlreichen Hügel und Berge mit dem silbrigen Schimmer der Olivenhaine. Zu Beginn des 16. Jhs. zeichnete Leonardo da Vinci auf seiner Landkarte einen riesigen See in diesem Gebiet ein. Heute sind von diesem großen Binnensee nur mehr der See von Chiusi und der wesentlich kleinere See von Montepulciano übrig. Den Lauf der Geschichte bestimmten im wesentlichen die Be- und Entwässerungsarbeiten, die schon den Römern ein Anliegen waren. Die von Leonardo da Vinci gezeichnete Landkarte weist also bereits auf den ersten Versuch einer gezielten Wasserwirtschaft nach der eindeutig negativ verlaufenden Entwicklung hin, die sich in diesem Gebiet im Mittelalter abzeichnete. Die Be- und Entwässerungsarbeiten bzw. Erschließung weiterer landwirtschaftlicher Nutzflächen haben sich dann bis in unser Jahrhundert fortgesetzt. Auf Berghöhen und Talhängen findet man die idyllischen und vielbesungenen Städtchen mit ihrer unvergeßlichen Geschichte und ihren reichen Kunstschätzen, denen die Zeit nicht viel anhaben konnte. Castiglion Fiorentino, Chianciano Terme, Chiusi, Cortona, Foiano della Chiana, Lucignano, Montepulciano, Monte San Savino, Sinolunga sind nur einige davon.

VALDINIÈVOLE (Pistoia) Das kleine Tal entlang des NièvoleBaches zwischen Pistoia und Lucchesìa lebt von Landwirtschaft, aber auch von Industrie (u. a. Schuh- und Textilindustrie). Gegen Talende trifft man auf das Naturreservat Padule di Fucecchio – eine Feuchtzone von großer Bedeutung. Als wichtigste Orte gelten Collodi, Montecatini Terme, Monsummano Terme und Pescia (s. Anm.).

VALLOMBROSA (Florenz) Vallombrosa liegt im Pratomagno-Gebirge am Rande eines uralten Tannenwaldes, wo im Jahre 1051 der hl. Giovanni Gualberto seine Glaubensgemeinschaft gründete; einen besonderen Stellenwert sollte nach seiner Auffassung in der Ordensführung das Leben in der Einsiedelei bekommen. Die Abtei wurde baulich entscheidend verändert, im 17.Jh. wurde sie sogar neu aufgebaut. Die im 17.Jh. ebenfalls neu ausgebaute Klosterkirche hat allerdings noch


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62 einen Glockenturm aus dem 13.Jh.. Bei einer Wanderung durch die Wälder begegnet man einigen verlassenen Kapellen und er reicht schließlich die sogenannte Zellen-Einsiedelei – auch Paradisino genannt; von hier genießt man einen herrlichen Ausblick. Um die Abtei herum erstreckt sich das 1270 Hektar große biogenetische Naturreservat von Vallombrosa.

VERSILIA (Lucca) Die Versilia liegt in Küstennähe zwischen Forte dei Marmi und Viareggio (s. Anm.), zwischen einem ausgedehnten Sandgebiet und der Gebirgskette der Apua nischen Alpen. Mario Tobino beschrieb treffend diese Landschaft: “Der Zauber der Versilia liegt in der Nähe zweier so gegensätzlicher Ausformungen der Natur, nämlich des Meeres und der Berge”. Hier trifft man auf Städte, die zu den exklusivsten Fremdenverkehrszentren Italiens gehören: Camaiore, Forte dei Marmi, Pietrasanta, Viareggio (s. Anm.).

VETULONIA (Grosseto) Die mittelalterliche Ortschaft in den Maremmen (s. Anm.), erhebt sich auf der Akropolis einer der wichtigsten Städte Etruriens. In diesem antiken Städtchen sollte man unbedingt die etruskische Nekropole* in der via dei Sepolcri (vor allem die Grabstätten des Pietrera, des Diavolino II und der Fibula d’Oro), die noch zahlreichen Ruinen der etruskisch-römischen Stadt und nicht zuletzt die Mura dell’Arce (6.Jh. v. Chr.) besichtigen. Das Städtische Museum der Archäologie “Isidoro Falchi“ erläutert anhand von Fundstücken die Geschichte des etruskischen Wohnstils.

VIAREGGIO (Lucca) Viareggio ist der wichtigste Ort an der Riviera der Versilia und war bereits im 12.Jh. eine Hafenstadt. Mitte des 20.Jh. ist Viareggio ein Urlaubsort und nach dem zweiten Weltkrieg ist er einer der begehrtesten Bade orte Italiens geworden. Die als blühende Allee angelegte Strandpromenade wird von zwei Pinienhainen begrenzt. In der einst Paolina Borghese Bonaparte gehörenden Villa sind sechs Städtische Museen untergebracht. Eine Abteilung ist der vorgeschichtlichen Archäologie gewidmet, während eine andere, der herrlichen Pinakothek Viani zeitgenössischer Kunst vorbehalten ist. Landeinwärts, in Richtung des Lago Massaciùccoli, befindet sich das Museum-Villa Puccini, in dem man die Grabstätte des Komponisten besuchen kann. Im archäologischen Gebiet um Massaciùccoli kann man die Überreste einer großen römischen Villa bewundern, deren Mosaikboden* im Anti quarium ausgestellt ist.

VICOPISANO (Pisa) Zwischen dem Mount Pisano und dem “kaiserlichen Kanal” liegt das mittelalterliche Städtchen mit Türmen und Überresten der Befestigung, die von Brunelleschi restauriert wurde. Als interessanteste Bauwerke gelten der Turm der vier Tore* und das Prätorengebäude. Au ßerhalb des Ortes begegnet man einer romanischen Pfarrkirche im Pisaner Stil (11.12.Jh.), in der Holzplastiken aus dem 12.-14.Jh. zu sehen sind, und den beiden romanischen Kir chen S. Jacopo a Lupeta und S. Andrea a Lupeta.


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63 VINCI (Florenz) Der Ort Vinci entstand um das Schloß der Grafen Guidi herum inmitten von Weinbergen und Olivenhainen auf den Hängen des Mount Albano. Hier kam Leonardo zur Welt. Im Schloß selbst (13.Jh.) ist das Leonardo da VinciMuseum mit zahlreichen Forschungsunterlagen und Dokumentationsmaterialien untergebracht. Das Museo ideale Leonardo da Vinci stellt originale Antikstücke, Inschriften und handgefertigte Gegenstände, die vom Meister inspiriert worden sind, aus. Im nahen Anchiano steht das Geburtshaus Leonardos.

VOLTERRA (Pisa) Volterra ist etruskischen Ursprungs und liegt auf einem stark abschüssigen Hügel, von dem aus es das Era- und Cècina-Tal beherrscht. Die Stadt war eine der zwölf etruskischen Lucumonien und nannte sich “Velathri”; sie war von zyklopischen Schutzmauern umgeben, von denen noch eindrucksvolle Überreste vorhanden sind, herrschte über Elba und Korsika und mit ihren 25.000 Einwohnern war sie ein blühendes Handelszentrum für verschiedene Metalle sowie ein wichtiges Pro duk tionszentrum von Holz, Weizen und Alabaster. Mit der Eröffnung der Apenninenstraße PisaTortona kam jedoch rasch das Ende ihrer Glanzzeit. Im 5.Jh. ist sie Sitz eines Bischofs und eines Grafen; nach dem Jahre Tausend muß die Macht des Bischofs an das Geschlecht der Pannocchieschi abgegeben werden, im 13.Jh. erfolgt die Machtablösung durch die Potentaten der freien Stadtrepublik. 1361 gerät Volterra in den Einfluß bereich von Florenz, organisiert jedoch noch in der Zeit Lorenzos des Prächtigen einen Aufstand. Der “Krieg von Volterra” und die darauffolgende Plünderung bedeuteten das entgültige Ende der Stadt. Die Haupt erwerbs quellen sind heute außer der Alabasterverarbeitung, die Industrie, die Landwirtschaft und der Fremdenverkehr. Einer der interessantesten mittelalterlichen Plätze Italiens, auf dem schon seit dem 9.Jh. Markt abgehalten wird, ist die Piazza dei Priori* (B2), die von strengen Bauten umringt ist. Hier stehen der Bischofspalast, das Prätorengebäude mit dem Turm des Podestà, die Apsis des Doms und seitlich der Priorenpalast*, bzw. das Rathaus, das zwischen 1208 und 1254 erbaut wurde. Im Rathaus selbst findet man den Rats ver sammlungssaal mit Fresken aus dem 14.Jh. und den Regierungssaal. Der Dom* (B1) ist ein romanisches Bauwerk aus dem 12.-13.Jh.. Linker Hand trifft man auf die Ka pelle der Schmer zensmutter und hier schließt sich der aus dem

15.Jh. stammende Glokckenturm an. Im Inneren ist vor allem die Kanzel* sehenswert; im 16.Jh. gestaltete man sie neu mit Skulpturen aus dem 13.Jh.. Sehenswert sind aber auch die bunte Holzplastik* aus dem 13.Jh., ein Tabernakel* von Mino da Fiesole, ein Fresko* von Bemozzo Gozzoli. Auf der ge gen ü ber liegenden Seite befindet sich das Baptisterium (13.Jh.)mit Taufbecken* von Andrea Sansovino. Im Diözesanmuseum für Sakralkunst (B1) sind Skulpturen vom Dom und Gemälde (Madonna e santi* von Rosso Fiorentino) ausgestellt. An der mittelalterlichen Quadrivio dei Buonparenti* (A-B1) erheben sich die typischen Turmhäuser aus dem 13.Jh. wie z. B. das Buonparenti-Turmhaus, das durch eine Galerie mit dem Buonaguidi-Turm verbun den ist. Auf der Piazza Inghirami begegnet man der hl. FranziskusKirche (13. Jh;; A1), in der man auf die Kapelle Cappella della Croce di Giorno achten sollte, die mit Fresken von Cenni di Francesco di Cenni (1410) geschmückt ist. Im Palazzo Solaini sind die Pinakothek* und das Städtische Museum (A2) mit Werken von Domenico Ghirlandaio, Luca Sig norelli und Rosso Fiorentino (Deposizione*) untergebracht. Im aus dem 16.Jh. stammenden Palazzo Incontri-Viti (A2) sind kostbare Porzellan samm lungen, orientalische Gegenstände und Alabasterartikel* aufbewahrt. Auf dem kleinen Platz “Piazzetta di S. Michele Arcangelo”, der von dem Toscano-Turmhaus beherrscht wird, steht die Kirche S. Michele Arcangelo (A2) mit ihrer herrlichen romanischen Fassade im Pisaner Stil. Das archäologische Gebiet von Valbruna (A1-2) umfasst die Ruinen des römischen Theaters* aus der Zeit des Augustus und die eines Thermalbades des 4.Jh. Am westlichen Ausgang der Festung* (B2-3), heute Haftanstalt, erstreckt sich der Archäologische Park “Enrico Fiumi“ mit den Überresten einer etruskischrömischen Akropolis.Das Etrus kermu seum “Mario Guarnacci” (B2-3) beherbergt Funde der Vorgeschichte, der römischen Kaiserzeit, Skulpturen, eine Sammlung* von etruskischen Aschenurnen aus Tuff, Alabaster und gebranntem Ton und eine Münzsammlung*. Die charakteristische Via Matteotti* (B2) und die anschließende Via Porta dell’Arco, in der man eine Reihe von Alabaster-Handwerksläden sieht, führen zum Stadttor Porta dell’Arco* (B1), das Teil der etruskischen Stadtmauer aus dem 4.-3.Jh. v. Chr. ist. In näherer Umbebung sollten die sogenannten “Balze” besichtigt werden – jene eindrucksvollen, durch Erdrutsch tief gefurchten Steilwände. Im mittelalterlichen Dorf Montecatini Val di Cècina steht ein Turm aus dem Jahre 1100, der Prätorenpalast und eine Pfarrkirche.


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18-03-2014

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4.10-14 TUR

Ein einfacher und übersichtlicher Reiseführer, um Kunststädte, kleinere Ortschaften, Naturparks und archäologische Fundstätten zu besichtigen Landkarte der Toskana

TOSKANA

18 Stadtpläne

REISEFÜHRER

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GESCHICHTE, KUNST, NATUR

Regione Toscana

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