AMIGOS - Nach Streit mit der Stadt lässt Veranstalter Schlagerduo ab 2017 nicht mehr auftreten

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„Amigos“ kehren Michelstadt Rücken Michelstadt 17.12.2015

Eintrittskarte zum Auftritt der „Amigos“ vor dem Eingang.

Das Schlagerduo Amigos auf der Bühne in der Erwin­Hasenzahl­Halle in Michelstadt.

Foto: Manfred Giebenhain KONZERTVERLEGUNG Nach Streit mit der Stadt lässt Veranstalter Schlagerduo ab 2017 nicht mehr auftreten MICHELSTADT ­ Ärger mit der Stadt Michelstadt hat die Gruppe „Amigos“, die während des Weihnachtsmarkts aufgetreten ist. Das Gastspiel des erfolgreichen Schlagerduos zählt seit Jahren zu den musikalischen Höhepunkten im Begleitprogramm des Michelstädter Weihnachtsmarkts. Dies aber nur noch im nächsten Jahr, dann zieht sich der Veranstalter zurück.

Was unlängst Willi Schäfer, Inhaber der Schäfer Touristik mit Musik e.K., zu Ohren gekommen ist, hat für ihn das Fass zum Überlaufen gebracht. Ein bisschen tut dem Odenwälder Veranstaltungsmanager schon leid, dass er im Gespräch mit dem ECHO Konsequenzen ankündigt. Doch die Entscheidung sei endgültig, sagt er. Zu viele Vorkommnisse, vor allem in den letzten Jahren, hätten ihm eindeutig das Gefühl gegeben, dass sein Programm in Michelstadt nicht oder nicht mehr erwünscht sei. „Es gibt Veranstalter, die billige Hallen anmieten und lassen dort zwei alte Herren auftreten, um ihren Reibach damit zu machen“, so oder sinngemäß so, wurde ihm übermittelt, habe sich ein hochrangiger Mandatsträger der Stadt vor zwei Wochen in einer Michelstädter Gastwirtschaft zu seinem Programm geäußert. Die Information stamme aus zweiter Hand, weshalb Schäfer dem ECHO nicht den Urheber dieser Worte nennen wollte.

Irgendwie passe diese abfällige Bemerkung zu dem, was ihn schon viel länger ärgere, holt er weiter aus.

Während der auf mehrtägige Busreisen mit Unterhaltungsprogramm spezialisierte Unternehmer aus

Günterfürst weiter erzählt, stehen an diesem Sonntagnachmittag die ersten Besucher Schlange vor dem Eingang zur Erwin­Hasenzahl­Halle. In einer Stunde werden die Amigos heute ihr zweites Konzert geben.

Der großen Nachfrage wegen hat Schäfer die beiden Künstler aus dem Vogelsberg, Bernd und Karl­Heinz Ulrich, kurzfristig darum gebeten, nach dem planmäßigen Auftritt am Vortag zusätzlich ein drittes Konzert am Sonntagvormittag zu geben. Die Stühle reichen für 900 Besucher. „Gestern Abend waren es 24 Busse, heute früh neun und jetzt wieder 17“, macht Schäfer deutlich, dass er nicht der Nachfrage wegen zum Weihnachtsmarkt 2016 ein letztes Mal die Amigos­Fans nach Michelstadt rufen wird. Norbert Barbas von den Benninghoff­Reisen aus Gummersbach schwärmt: „Michelstadt ist eine super Stadt, die wir nicht nur zum Weihnachtsmarkt ansteuern. Am gefragtesten aber ist die Buchung für das Konzert mit den Amigos, wofür wir den Fahrgästen ausreichend Zeit einräumen, damit sie zusätzlich den Weihnachtsmarkt besuchen können.“ Konzert und Markt für viele Gesamterlebnis Auch die muntere Gesellschaft älterer Damen aus dem Schwäbischen, die gerade die Halle betritt, hat es genossen, vor dem Auftritt durch die festlich geschmückten Gassen der Altstadt zu schlendern. „Das ist Musik, die ich am liebsten höre“, gibt ein Mann im mittleren Alter im Vorübergehen zu verstehen, was auch ein Besucher aus Fränkisch­Crumbach ermutigt, sich als treuer Amigos­Fan zu bekennen. Sie alle wissen noch nicht, dass sie in zwei Jahren nach Würzburg oder in das thüringische Suhl werden fahren müssen, wenn sie so kurz Weihnachten wieder live mit dabei sein wollen. „Für 2017 stehen die neuen Auftrittsorte bereits fest“, unterstreicht Schäfer, dass er es ernst gemeint hat. Nur der langen Vertragsbindung wegen hat sein Unternehmen zum Weihnachtsmarkt 2016 das Programm beibehalten. „Woanders erleben wir ein weitaus größeres Entgegenkommen“, stellt Schäfer einen Vergleich her, der ihm als bundesweitem Anbieter von Reisepaketen mit Musikgrößen nicht schwerfällt.

Auf Nachfrage geht er etwas näher auf die Gründe ein, weshalb er nach 20 Jahren zum letzten Mal die Echo­Preisträger und Inhaber von acht Platin­ und 43 Goldenen Schallplatten für Michelstadt verpflichtet hat. „Einmal hat uns das Ordnungsamt Strafmandate ausgestellt wegen falschen Parkens der Busse. Und das, als gerade die Besucher dabei waren wieder in die Busse einzusteigen“, hat Schäfer in schlechter Erinnerung. Als besonders unverhältnismäßig hat er empfunden, 400 Euro Strafe zahlen zu müssen, weil die Künstler im Backstage­Bereich geraucht haben. Gewiss möchte er als Odenwälder Unternehmer keine Sonderrechte einfordern, doch auch andere Begegnungen mit Vertretern der Stadt – und nun diese eindeutige Äußerung – ließen keine andere Schlussfolgerung zu.

Man müsse Volksmusik und Schlager ja nicht lieben, doch einem Veranstalter aus der Region derart „Knüppel zwischen die Beine zu werfen“, schade der Stadt letztlich selbst, meint Schäfer. Andere Städte hätten bestimmt auch einen Weihnachtsmarkt zu bieten, der sich mit einem Konzertbesuch verbinden lasse. Als Veranstalter, der Reisen zusammen mit Größen wie Hansi Hinterseer, Semino Rossi oder die Kastelruther Spatzen anbiete, komme Michelstadt als Veranstaltungsort jedenfalls nicht mehr in Frage.

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