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„Das Gelände ist unser eigentlicher Headliner“
Rekha Ober & Fritz Krings vom VeranstalterTeam des Sound Of The Forest Benjamin Metz In den sieben Jahren seines Bestehens hat sich das Sound Of The ForestFestival zu einer der ersten Open AirAdressen der Musikfans im RheinMainGebiet entwickelt. Gründe hierfür sind neben der malerischen Naturkulisse des Festivalgeländes am Odenwälder Marbachstausee stets auch die exzellente Programmauswahl. So sind auch in diesem Jahr wieder musikalische Hochkaräter wie der Erfurter Musiker Clueso oder die SkaPunks Irie Révoltés aus Heidelberg beim Sound Of The Forest zu Gast und locken tausende Festivalgänger in den Odenwald. Echo Live war ebenfalls vor Ort und hat Rekha Ober und Fritz Krings vom VeranstalterTeam des Sound Of The Forest zum Interview getroffen. EchoLive: Heute startet zum 7. Mal das Sound Of The Forest hier am schönen Marbachstausee. Wie sieht Euer bisheriges Fazit als Veranstalter aus? Liefen die Vorbereitungen rund? Ihr hattet ja allerhand zu tun wie man auf Eurer Facbook Seite lesen konnte. Fritz: Stimmt. Aber es ist alles gut gelaufen bisher. Obwohl das Ganze nach wie vor über einen einzigen Waldweg läuft und wir ja immer mehr hier aufbauen, wie beispielsweise dieses Jahr in der „Beacharea“ am See. Da ist ja eine Wasserrutsche und noch einiges andere hinzugekommen. Das ist für uns nicht immer einfach und auch die Lieferanten haben da mitunter ihre Schwierigkeiten. Aber mittlerweile ist da eine Menge Routine in die Abläufe reingekommen. Und das Wetter spielt ja auch noch perfekt mit. Von daher alles bestens! EchoLive: Seit 2009 veranstaltet ihr nun das Sound Of The Forest. Wie kommt man eigentlich auf die Idee,
ausgerechnet im tiefsten Odenwald ein Festival zu organisieren? Fritz: Meine Brüder und ich sind hier aufgewachsen. Mein älterer Bruder Max hat früher in einer Band gespielt bei der ich immer als Manager einsteigen wollte. Eines Abends haben wir hier im Wald gegrillt und ich habe dann diese Idee gehabt, wie toll es wäre, die Band hier mal vor dieser Kulisse spielen zu lassen. Als es dann irgendwann später daran ging, diese Idee tatsächlich umzusetzen, waren nicht wenige Leute ziemlich skeptisch und haben und alle möglichen Tipps gegeben. Vor allem hieß es immer wieder, dass wir uns ganz klar musikalisch ausrichten müssen. Haben wir natürlich nicht gemacht, denn wir wollten ein möglichst breites Spektrum an Leuten erreichen und haben deswegen immer ein Programm gebucht, das möglichst gut als Soundtrack zu diesem Wochenende im Wald funktioniert. Und das hat ja auch bis dato recht gut geklappt.
EchoLive: Normalerweise spielen da bei der Auswahl eines Festivalgeländes strategische Überlegungen, wie eine solide Infrastruktur, eine gute Autobahnanbindung, etc. eine wichtige Rolle. Diese Bedingen sind hier ja nicht unbedingt gegeben. Wie geht ihr damit um? Fritz: Das ist immer wieder eine Herausforderung, denn es gibt hier wirklich nichts. Es existiert eine Wasserleitung, die wir anzapfen können und dann noch ein paar Toiletten auf einem kleinen nahegelegenen Campingplatz. Aber das ist natürlich keine Infrastruktur für diese Menge an Leuten, die das Sound Of The Forest besucht. Wir haben uns da über die Jahre einiges draufschaffen müssen und mittlerweile sind wir da sehr gut aufgestellt. Aber wir sind auch auf den Support der Gemeinden angewiesen, auf dem Festivalgelände trifft ja die Gemarkung von drei Gemeinden aufeinander. Doch die sind da auch bei uns, weil sie mitbekommen haben, dass wir nicht irgendwelche Spinner sind, sondern hier wirklich etwas auf die Beine gestellt haben und auch verantwortungsvoll mit dem Gelände umgehen. Wir wollten ja mit dem Sound Of The Forest auch ein Statement für die Region setzen. EchoLive: Ihr habt von Anfang an nicht nur auf das musikalische Programm gesetzt, sondern auch das tolle Gelände in Euer Programm eingebunden, so gibt es ein breites gastronomisches Angebot, eine Beacharea, und vieles mehr. Auch bei anderen Festivals ist ein Trend zum „Erlebnisparcour“ zu entdecken.
Eine Bühne auf die grüne Wiese zu stellen die Zeiten scheinen definitiv vorbei zu sein, oder? Rekha: Das Gelände ist unser eigentlicher Headliner! Fritz: Das stimmt. Ich habe über die Jahre so ziemlich alle Festivals im weiteren Umkreis besucht und da bemerkt man schon eine gewisse Entwicklung. Früher hat es tatsächlich gereicht, eine Bühne hinzustellen, ein Banner dranzuhängen und die Bands spielen zu lassen. Mittlerweile achten die Festivals viel mehr auf Deko und solche Sachen und bieten viel mehr künstlerische Nebenschauplätze. Und die Veranstalter sehen zu, dass es insgesamt für die Besucher komfortabler wird. Und daran haben auch wir uns immer orientiert und darauf geachtet, dass das Sound Of The Forest seine ganz individuelle Note hat.
EchoLive: Der Wettbewerbdruck in der Festivallandschaft verschärft sich zusehends. Regionale Festivals wie das ebenfalls im Odenwald beheimatete Nonstock oder das Phono Pop in Rüsselsheim finden nicht statt, bzw. hören auf und auch größere Open Airs wie das Serengeti streichen die Segel. Wie seht Ihr diese Entwicklung? Fritz: Das bekommt man natürlich mit und wir finden das bedauerlich. Wir würden eigentlich gerne ein Geheimtipp bleiben, andererseits muss man sich auch weiterentwickeln, bekannter werden und dann stehen eben auch größere Acts wie Clueso auf dem Plan. Aber es ist ein recht schwieriger Grat zwischen diesem „Geheimtipp bleiben und trotzdem größer werden“. Und wir fragen uns natürlich schon, warum die anderen Festivals aufhören und in den meisten Fällen, wie beispielweise bei den Kollegen vom Phono Pop verstehe ich das auch. Denn so eine Orga ist schon ein VollzeitJob. Man steckt da wahnsinnig viel Arbeit rein und bekommt nicht unbedingt soviel raus. Rekha: Man muss da eine gute Balance hinbekommen zwischen dem eigenen professionellen Anspruch und dem Spaß, den man an einem Hobby hat. Denn anders kann man diesen ganzen Aufwand vor sich selbst auf Dauer nicht rechtfertigen. EchoLive: Es finden ja auch diverse andere Festivals im RheinMainGebiet statt, beispielsweise das
Mannheimer Maifeld Derby oder das Open Air in Trebur. Schafft solche Nähe nicht auch Synergien? Fritz: Ja, klar. Ich hatte gerade gestern erst mit Stefan Kasseckert vom Trebur Open Air telefoniert, weil bei denen eine Band ausgefallen ist und sie uns gefragt haben, ob nicht eine “unserer” Bands einspringen könnte. Und wenn das nicht gerade Clueso sein muss, helfen wir bei solchen Sachen gerne. Und auch bei ganz praktischen Themen, wie der gemeinsamen Bestellung von Infrastruktur, etc. unterstützen wir uns. EchoLive: Ihr habt Euch mittlerweile zum Teil von früheren Konzeptionen verabschiedet. 2011 hieß es noch in einem Info zu eurem Festival: „Wer hier große Bands sucht, ist falsch“. Nun steht dieses Jahr mit Clueso eine ziemlich PopGröße auf der Bühne. Fritz: Das hat sich ganz moderat entwickelt. Wir hatten ja bereits vor einigen Jahren mit Boy eine Band, die wir ziemlich früh gebucht hatten und die bis zu ihrem Auftritt bei uns karrieremäßig voll durch die Decke gegangen ist. Und mittlerweile sind wir natürlich auch bei diversen Agenturen auf dem Schirm und haben unser Netzwerk ziemlich erweitert. Wir haben dann im Jahr darauf auch Bonaparte und Shantel unangekündigt als „Special Guests“ auftreten lassen, einfach, weil wir unserem Publikum immer wieder etwas Besonderes bieten möchten.
EchoLive: Neben dem Sound Of The Forest betreibst Du mit Deinen Brüdern auch die Agentur Peripherique, die in den unterschiedlichsten kulturellen Bereichen tätig ist. Kannst Du hierüber mehr erzählen? Fritz: Wir hatten zunächst als K*Rings Brothers zusammen Musik gemacht, und das lief zum Glück recht erfolgreich. Mit dem ersten Geld haben wir dann ein Studio aufgebaut, ein Label und einen Verlag gegründet und haben diese Struktur dann auch anderen Bands zur Verfügung gestellt. Mittlerweile arbeiten wir auch ziemlich viel für das Filmbusiness, drehen eigene Sachen oder schreiben Soundtracks und haben natürlich parallel auch immer das Festival noch am Laufen. Mit der Zeit sind einigen Leute ins Team gekommen, die dann später beispielsweise zur Popakademie nach Mannheim gegangen sind, um dort zu studieren, weil sie gemerkt haben, dass ihnen das Musikbusiness auch eine berufliche Perspektive bietet. Und es war und ist
uns immer schon wichtig gewesen, diesen Leuten bei uns eine Plattform zu geben. Rekha: Außerdem war es auch immer schon ein Ziel des Festivals, den jungen Leuten in der Region wieder eine Identifikation zu bieten. Ich kannte das zum Beispiel aus meiner Jugend nicht. Man war hier zuhause, aber niemand hat gesagt: „Ich bin Odenwälder“. Fritz: Und heute sagt man auch nicht „Ich bin Odenwälder“, sondern „Ich komm’ aus dem Forest“ (lacht). Wir merken schon, dass sich da was zum Positiven verändert und die Jugend sich mehr identifiziert. Wir versuchen das mit dem Festival und auch mit unserer Infrastruktur bei Peripherique zu unterstützen und wenn irgendwann mal eine dieser jungen Odenwälder Bands so richtig erfolgreich ist, und wir sagen können, dass die bei uns im Proberaum geübt und auf dem Festival ihre ersten Liveerfahrungen sammeln konnten, ist das für uns das Geilste überhaupt. EchoLive: Vielen Dank für das Gespräch. LinkTipps Offizielle Homepage Sound Of The Forest Vimeo Clip Sound Of The Forest Flashback Sound of the Forest 2014HD