Beim Joggen verstorben ♰ Erbacher Jugendpfleger Gerhard Müller (♰56) ist tot

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Erbach 13.12.2016

Gerhard Müller ist unerwartet gestorben. Archivfoto: Stadt Erbach Von Reinhard Köthe NACHRUF Gerhard Müller, in Erbach vielfältig engagiert, ist am Donnerstag unerwartet verstorben ERBACH/MICHELSTADT ­ Er konnte inspirieren, begeistern und ermutigen. Und hat so manchen jungen Kreisstädter vom falschen Weg geholt. Genau zehn Jahre war Gerhard Müller in Vollzeit Jugendsozialarbeiter in Erbach. Am Donnerstag ist der Michelstädter verstorben, beim Joggen. Er wurde 56 Jahre alt. Gerhard Müller brachte alles mit, was eine erfolgreiche Jugendarbeit ausmacht. Mit seinem strahlenden Lächeln konnte er auf Menschen zugehen, sie für seine Ideen gewinnen. Lieber war es ihm allerdings, wenn die Ideen in den jungen Menschen um ihn herum selbst reiften. Bereits im Jahr 2004 kam er als geringfügig Beschäftigter zur Stadt Erbach, arbeitete gleichzeitig im Regenbogenhaus. Im Jahr 2006, noch vor seiner Festanstellung, gab es die erste Fußballnacht in Erbach, der zahlreiche dieser legendären Veranstaltungen – oftmals mit prominenten Gästen – folgten. Fußball war auch das große Hobby des Verstorbenen, der beim VfL Michelstadt lange bei den Alten Herren kickte. Erst mit seiner Jugendarbeit in Erbach lernte Gerhard Müller den Sozialarbeiter an der Schule am Sportpark, Alexander Carrasco Torres kennen. Sie wurden dicke Freunde und machten trotz ihrer unterschiedlichen


Arbeitgeber sehr oft gemeinsame Sache. „Ich sah in ihnen stets siamesische Zwillinge“, sagt Sabine Krämer­Eis, die im Erbacher Rathaus eng mit Müller zusammengearbeitet hat. So ist „Fußball und Musik – Sport, Spaß & Integration“ ebenso ein gemeinsames Projekt von Torres und Müller wie das von Bund und Land ausgezeichnete Präventionsprojekt „GSA – Gewalt, Scherben und Alkohol“. Immer wieder fallen Erbacher Jugendliche mit ihrer alkoholfreien Cocktailbar auf, mit der sie zu Veranstaltungen ziehen. Für ihre Open­Air Filmabende im Alexanderbad hat die Jugendpflege ihr eigenes Equipment. Müller zog mit Jugendlichen los, um Graffiti an Erbacher Wänden anzubringen, natürlich nur, wo das gewünscht war. Er besuchte mit ihnen die Erbacher Partnerstätte, baute eine BMX­Rampe und organisierte Ausflüge. Viele Projekte im Dienste der Integration Stets war dem Erbacher Jugendpfleger daran gelegen, die Integration in der Kreisstadt voranzubringen, was mit Sport bekanntlich gut funktioniert. Aber auch ein Erbacher Torten­Contest lief als Integrationswettbewerb. Das alles sind nur die sichtbaren Projekte erfolgreicher Jugendarbeit. So war Müller nicht nur als Flüchtlingscoach unterwegs, er knüpfte zahlreiche Netzwerke und suchte als Streetworker Jugendliche auf, die am Abrutschen waren. Einer, der dank Müllers Motivation in der Schule plötzlich besser vorankam, ist mächtig stolz, endliche eine Lehrstelle bekommen zu haben. Er wollte seinen Mentor mit dieser Nachricht bei der Weihnachtsfeier überraschen. Gern war Gerhard Müller in der Welt unterwegs, reiste in diesem Jahr zu den Niagarafällen. Er hinterlässt eine Ehefrau und zwei erwachsene Töchter. Im Sommer ist der Verstorbene Großvater geworden.


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