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Odenwälder Pflegeheime vor dem Aus?

Odenwälder Pflegeheime vor dem Aus? echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/odenwalder-pflegeheime-vor-demaus--2120021_25844523 27. November 2022

Sonntag, 27.11.2022 - 12:32 Steigende Energie- und Lebensmittelkosten machen den Altenheimen im Kreis zu schaffen. Wo die größten Probleme bestehen und warum manche für die Zukunft schwarz sehen.

Von Lars Leitsch Reporter Lokalredaktion Erbach

Das Seniorenhaus Odenwald in Mossautal-Güttersbach hat derzeit mit steigenden Kosten zu kämpfen. Die Zukunft der Einrichtung ist ungewiss. (© Dirk Zengel)

Odenwaldkreis - „Die Heimplätze sind kaum noch finanzierbar. So kleine Häuser wie wir werden sich nicht mehr lange am Markt halten können. Dann gibt es nur noch 200-Betten-Burgen”, befürchtet Bernd Hey, Leiter des Seniorenhauses Odenwald im Mossautaler Ortsteil Güttersbach. Das Alten- und Pflegeheim bietet Platz für 38 Bewohner,

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35 Menschen leben derzeit dort. Aber wie lange noch? „Das Jahr 2023 wird schwierig werden”, malt Hey ein düsteres Bild: „Man wird sich überlegen müssen, so ein Haus, das eigentlich als Alten-und Pflegeheim konzipiert ist, anders zu nutzen.”

Umfrage: Einrichtungen sehen Zukunft gefährdet So wie im Seniorenhaus Odenwald ist die Lage derzeit in vielen Altenund Pflegeeinrichtungen. Sie leiden unter den steigenden Energieund Lebensmittelpreisen, aber auch der angehobene Mindestlohn macht sich in den Abrechnungen bemerkbar. Das wird insbesondere aus einer Umfrage durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband deutlich, der kürzlich 1300 soziale Einrichtungen befragte. Das Ergebnis: 90 Prozent sehen ihre Einrichtung gefährdet. 46 Prozent gaben an, dass sie es maximal ein Jahr ohne Hilfe schaffen. Zwei Drittel aller Einrichtungen erwarten steigende Abschläge bis Januar 2023. Diese Sorgen zeigen sich auch bei den Einrichtungen im Odenwaldkreis. „Natürlich haben wir Befürchtungen, wenn die Preise für Strom weiter steigen”, sagt etwa Ewa Scheuermann von der Seniorenresidenz Landhaus am Weinberg aus dem Breuberger Stadtteil Hainstadt. Glücklicherweise habe man einen langfristigen Stromvertrag abgeschlossen und sei kurzfristig abgesichert. „Wir sind bei der Energiekrise vorerst mit einem blauen Auge davon gekommen”, resümiert die Pflegedienstleitung. Ende nächsten Jahres läuft der Vertrag jedoch aus. Dann rechnet sie mit erheblichen Mehrkosten. Dieser Inhalt stammt aus einer externen Quelle, der Sie aktiv zugestimmt haben. Ihre Zustimmung ist 24 Stunden gültig. Sollten Sie Ihre Zustimmung vorher widerrufen möchten, können Sie dies jederzeit über den Cookie-Widerruf anpassen. Ebenso mit besagtem blauen Auge in Bezug auf die steigenden Strompreise davongekommen ist das Haus Rodenstein in FränkischCrumbach. „Wir haben unsere Verträge gut abgeschlossen”, stellt https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/odenwalder-pflegeheime-vor-dem-aus--2120021_25844523

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Geschäftsführer Georg Beeh fest. Doch auch ihn treiben Sorgen um. Denn abgesehen von den Kosten für Energie steigen in der derzeitigen Inflation die Preise überall. „Es dauert für uns immer sehr lange, bis wir die Mehrausgaben refinanziert haben”, erklärt Beeh. Normalerweise könne man Mehrkosten auf die Bewohner umleiten. Bei der aktuellen Steigerung sei das jedoch nicht mehr ohne weiteres möglich. „Die Frage ist doch, wenn ich immer teurer werde, ob ich die Einrichtung noch belegt bekomme”, so der Geschäftsführer. Derzeit ist die Einrichtung mit 47 Bewohnern voll ausgelastet.

Lebensmittelpreise werden zum Problem Doch zurück zur Umlage auf die Bewohner. Die wird durch die Pflegesätze geregelt und läuft über einen gewissen Zeitraum. Wer also erst vor Kurzem die Sätze verhandelt hat, muss warten, bis der Vertrag ausgelaufen ist. Steigende Kosten werden dann also nicht berücksichtigt und die Häuser zahlen drauf. „Wir bekommen das nicht refinanziert, wenn die Kostenspirale immer weiter nach oben geht”, gibt Bernd Hey vom Seniorenhaus Odenwald in Güttersbach zu bedenken. Und die Kosten steigen weiter an allen Ecken. „Es fängt beim Sonnenblumenöl an, da explodieren die Preise”, beklagt Hey. Hinzu käme, dass viele Lebensmittel nicht lieferbar seien. Und auch wer nicht selbst einkauft, wie das Haus Rodenstein, spürt die Teuerungen. „Uns bekocht eine Catering-Firma, die von der Erhöhung des Mindestlohns betroffen ist”, berichtet Geschäftsführer Georg Beeh.

Einrichtungen fehlt es an Personal Überhaupt sind die Einrichtungen auf Fremdfirmen angewiesen. „Sonst wäre ja keiner da”, klagt Bernd Hey vom Seniorenhaus Odenwald. „Mehr Personal bräuchten wir. Es geht darum, dass die Pflege gefährdet ist”. Er hat auch einen Vorschlag, wie das Problem zu lösen wäre: „In der Corona-Pandemie haben doch Restaurants und

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Gaststätten zugemacht. Warum kommt keiner von denen, die dadurch einen Job suchen, in die Pflege, um sich zu bewerben? Das ist doch auch ein Dienst am Menschen”, befindet er. Dieser Inhalt stammt aus einer externen Quelle, der Sie aktiv zugestimmt haben. Ihre Zustimmung ist 24 Stunden gültig. Sollten Sie Ihre Zustimmung vorher widerrufen möchten, können Sie dies jederzeit über den Cookie-Widerruf anpassen. Zu allem Überfluss ist im Sommer außerdem der CoronaRettungsschirm ausgelaufen. Mehrkosten für immer noch benötigte Masken und Handschuhe werden nicht mehr erstattet. „Das geht jetzt alles in die Budgetierung ein”, bemerkt etwa Ewa Scheuermann von der Seniorenresidenz Landhaus am Weinberg in Breuberg. „Als der Rettungsschirm beendet wurde, sind ganz neue Kosten auf uns zugekommen”, beklagt auch Georg Beeh. Er hätte sich eine Verlängerung der Maßnahme gewünscht, ist aber weiterhin zuversichtlich, dass diese noch kommt. „Ein Highlight für einen älteren Menschen sind ja die Mahlzeiten. Wenn man da auch noch sparen würde, was haben die dann noch im Leben?“ Bernd Hey Heimleiter Seniorenhaus Odenwald

Hilft also am Ende nur Sparen an allen Ecken? „Beim Strom, da schauen wir schon, dass in Gängen, die nicht so frequentiert sind, das Licht aus ist”, berichtet Bernd Hey. Doch das Sparpotenzial sei begrenzt, etwa bei den teureren Lebensmitteln: „Ein Highlight für einen älteren Menschen sind ja die Mahlzeiten. Wenn man da auch noch sparen würde, was haben die dann noch im Leben”, fragt der Heimleiter

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