Richard David Precht über den Umgang mit Tieren"Unvereinbar mit unserer Moral" deutschlandfunk.de/richarddavidprechtueberdenumgangmittieren.886.de.html
Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und Autor und einer der bekanntesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie in Lüneburg sowie für Philosophie und Ästhetik in Berlin. Seine Bücher wie "Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?", "Liebe. Ein unordentliches Gefühl" oder "Die Kunst, kein Egoist zu sein" wurden in insgesamt mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung "Precht" im ZDF. Am 17.10.2016 erscheint sein Buch: "Tiere denken: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen". Susanne Fritz: In Deutschland leben rund 7,8 Million Vegetarier und etwa 900.000 Veganer. Neben allen gesundheitlichen Motiven spielt dabei auch nach wie vor eine ethische Verpflichtung gegenüber Tieren eine große Rolle. Die überwiegende Mehrheit der Menschen in den westlichen Ländern verzehrt mehr Fleisch denn je. Das funktioniert, weil viele das Elend in den Tierfabriken verdrängen und noch nie einen Schlachthof von innen gesehen haben. Aber auch, weil unser Verhältnis zu Tieren auf einer Ethik basiert, die Tiere nicht zu Mitgeschöpfen macht, sondern zu Sachen. Wie konnte es dazu kommen? Die Philosophie und die Religionen haben die Haltung der Menschen gegenüber den Tieren geprägt. Darüber habe ich mich mit dem Philosophen Richard David Precht unterhalten. Er hat ein Buch über Tierethik geschrieben, das heute unter dem Titel "Tiere denken – vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen" erschienen ist. Herr Precht, das Verhältnis des Menschen zum Tier ist grotesk widersprüchlich: Einerseits verhätscheln wir unsere Haustiere – ob Hund, Katze oder Meerschweinchen –, andererseits beuten wir Tiere gnadenlos aus. Doch das ist ja alles seit langem bekannt. Was hat Sie gerade jetzt dazu veranlasst, das Thema wieder aufzugreifen und ein Buch über unseren Umgang mit Tieren zu schreiben? Richard David Precht: Ich glaube, das Thema liegt heute noch sehr viel dringlicher in der Luft als früher und zwar aus folgendem Grund: Auf der einen Seite ist die Zahl der Vegetarier und der Veganer in Deutschland rasant angestiegen. Ganz viele junge Leute wollen kein Fleisch mehr essen. Und auf der anderen Seite ist die Massentierhaltung heute noch grotesker, als sie vor 20, vor 50 oder vor 100 Jahren war.
Hühner in einer Halle auf Todd Chapmans Geflügelfarm in Clermont im USBundesstaat Georgia (picture alliance / dpa / Erik S. Lesser)