November 2011 Nr. 1
WDRPRINT
zukunftsausgabe Für gutes programm.
DIE FREIE ZEITUNG DES WESTDEUTSCHEN RUNDFUNKS
Neue Sendungen
Foto: hü, hott
Foto: wdr/ndr/Marcus Krüger.
Zuschauerparlament eingesetzt
Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff freut sich auf Formate wie „Ein Aufwasch” mit Margarethe Schreinemakers 16
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Maus und Elefant setzen sich an die Spitze der Bewegung: Brüder, zum Sender, zur Freiheit!
Der 4. Oktober 2011 - ein historischer Tag in der Rundfunkgeschichte. Der wdr hat den Rundfunkrat aufgelöst und durch ein demokratisch gewähltes 40-köpfiges Parlament der Zuschauer und Zuhörer ersetzt. Damit ist der Sender ardweit Vorreiter. 2
Die Wende im wdr
Auferstanden von den Quoten Foto: stockxchng jackito
Tiere suchen kein Zuhause
„Es war ein großer Fehler, bei der Programmgestaltung ständig auf die Einschaltquoten zu schielen“.
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wdr print Plagiat Vertriebsstück, Entgeld bezahlt
G 44821 F
Der wdr trennt sich von einschläfernden Tier-Dauersendungen: Zu kostspielig bei zu wenig Inhalt. Der Sender will sich nicht länger vorwerfen lassen, sein Programm sei auf den Hund gekommen. 11
ie Quote“, stellte die Intendantin klar, „ist ein Instrument des Kommerzfernsehens, und Profite zu generieren, ist nicht unser Auftrag.” Mit der Abkehr vom Irrweg der letzten Jahre beschreite der wdr nun einen anderen Weg – den der Qualität. Mehr hochwertige Unterhaltung, drastisch weniger Coaching, Quiz und Zoogeschichten. „Recherche, Hintergrund, Dokumentationen, Kultur – damit wollen wir künftig unser Profil schärfen“, sagte Monika Piel. Der Kurswechsel der größten ardAnstalt wurde vom neugewählten wdr-Zuschauerparlament (siehe Seite 2) mit großer Zustimmung aufgenommen. Die Qualitätsoffensive bezieht sich gleichermaßen auf Fernsehen, Radio und Internet. Um die erforderlichen Mittel bereitzustellen, kündigte Verwaltungsdirektor Hans W. Färber Umschichtungen im wdr-Haushalt an. „Mit dem Wechsel von Harald Schmidt zu sat1 sind bekanntlich erhebliche
Summen freigeworden“, erklärte Färber. Dazu plant der Sender, bei den Bezügen und Pensionsverpflichtungen für die Intendantin, die Justitiarin und die vier Direktoren den Rotstift anzusetzen. Auch beim Erwerb von Sportrechten werde der wdr künftig auf die Kostenbremse steigen. Die eingesparten Mittel fließen in den Journalismus, in Dokumentationen und Kultursendungen. „Weitere kreative Sparvorschläge von festangestellten und freien Mitarbeitern und Gebührenzahlern sind uns hochwillkommen“, betonte Piel. (siehe Seite 3). Der wdr kündigte ferner an, die Honorare für die freien Autorinnen und Autoren deutlich zu erhöhen. Sie seien „eine tragende Säule“ des Programms und „unverzichtbar“ für den Kurswechsel, sagte Monika Piel. In der Vergangenheit gab der wdr nicht einmal Tariferhöhungen an die freien Mitarbeiter weiter. „Hier haben wir Fehler gemacht“, bekannte die Intendantin. Sie re-
Revolutionär: Das neue Programmschema von ARD und WDR Im Zuge der Neustrukturierung des Sendeschema für die FernsehproProgramms des Westdeutschen gramme von ard und wdr bekannt Rundfunks und der ard hat En- gegeben: Alle guten Sendungen gelbert Tacke von der Stabsstelle beginnen künftig um 20:15 Uhr Programmplanung und -controlling direkt nach der Tagesschau. Alle folgendes bahnbrechende neue schlechten Sendungen werden auf
Mit aufsehenerregender Selbstkritik eröffnete wdr-Intendantin Monika Piel die Münsteraner Medientage. agierte damit auf eine Welle von Protesten im Sender. Jahrelang hatten freiberufliche Autoren, Kameraleute, Tontechniker, Cutterinnen, Regisseurinnen und Regie-Assistenten zwar viel gemurrt, aber nicht gehandelt. Doch mit ihrem großen Streik vom Dezember 2010 gelang es den wdr-Freien, bundesweit Aufmerksamkeit zu erzielen und in die Offensive zu kommen (siehe Seite 8). Dass sich die Reformanhänger im Sender durchsetzen konnten, ist Medienfachleuten zufolge auch der Bürgerbewegung „Wir sind wdr“ zu verdanken (siehe Seite 15). Gerüchte von der großen Wende des wdr sickerten bereits vor Wochen durch – und sorgten in Köln und in den Landesstudios für reichlich Gesprächsstoff. „Wir wollten es erst nicht glauben“, sagt eine Fernsehredakteurin aus dem Studio Düsseldorf. Doch jetzt sei
Sendetermine nach 23.00 Uhr verschoben. Bisher war es leider genau umgekehrt. HÖ
Zuschauer Gerd Frentzke freut sich auf’s neue Programm (Foto: zip)
ein deutlicher Motivationsschub in der Redaktion zu spüren. „Ich fühle mich unendlich erleichtert“, freut sich ein Kameramann in Siegen. „Endlich weg vom Husch-husch, und Schnell-schnell, von all den Rotlichteinsätzen bei Unfä l len und Bränden“. HO