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Dr. Inge Schwenger-Holst Die Medizinerin, Homöopathin und Klinikmanagerin betreibt derzeit das Landgut Schönwalde mit Gästehaus, Restaurant und Polozentrum.

Impfe sich wer kann

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Künstlerisch (weniger) wertvoll wertvo

Hoch her gehen sie, die Wogen um die Impfpflicht gegen Masern und die an die virtuellen Wände gemalten Horrorszenarien auf beiden Seiten.

Masern ist schon lange keine Bagatellerkrankung mehr: Aufgrund der geringen Durchseuchung ist die Immunabwehr vor allem Erwachsener ungefähr auf dem Stand der Kampfkraft der Bundeswehr. Etwa die Hälfte der in den Krankenhäusern (nicht der Gesamtzahl) behandelten Masernfälle, das sind bundesweit zwischen 200 und 600 jährlich, erleiden Komplikationen, darunter die gefürchtete Hirnhautentzündung.

Brandenburg hat darauf geantwortet: Masernimpfungen sind für alle kleinen Besucher von Kindertagesstätten im Flächenland zur Pflicht erklärt worden. Hessen und Bayern verfechten die Freiwilligenregel. Die Heute – Show setzt Impfgegner mit Vollidioten gleich und Impfgegner wittern Korruption der gesamten bundesdeutschen Ärzteschaft und Politik durch die pharmazeutische Großindustrie. Niemand möchte ein Kind mit Hirnhautentzündung, aber Masern als Todesursache ist bei allen Masernerkrankungen seit 2005 in Deutschland in nur vier(!) Fällen dokumentiert (lt. Gesundheitsberichterstattung des Bundes).

Das sind sicher vier Menschen zu viel, nur sei die Frage der Verhältnismäßigkeit im Umgang mit Todesursachen erlaubt, wenn man sich die rund 20 000 (offiziell genannten) Toten anschaut, welche pro Jahr (!) aufgrund von Infektionen mit multiresistenten Keimen zu verzeichnen sind. Würden die staatlichen Gesundheitshüter ähnlich konsequent vorgehen, so müssten alle Krankenhäuser Deutschlands sofort und ohne Wenn und Aber geschlossen werden.

Während hier aber die Parlamentarier peinlich berührt schweigen und lieber die Füße stillhalten, wird der Masern-Virus als die Gefahr für die Volksgesundheit schlecht-hin aufgebaut und Dekrete erlassen, anstatt eine überlegte und alle Interessen wahrende Gesundheitspolitik an den Tag zu legen.

Eine Impfpolitik, die ehrlich und endlich die seriösen Kritiken an den Gefahren einer überbordenden Impfempfehlung für Klein- und Kleinstkinder ernst nimmt und Eltern, anstatt Panikmache zu betreiben, sachlich aufklärt, wäre an der Zeit. Allein der Masern-MumpsRöteln Cocktail gehört in die Sperrmüllkiste und der Leitsatz »so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich« sollte endlich auch da Einzug halten, wo es um die Gesunderhaltung unserer Kleinsten geht.

Foto: © Deeana Creates

IST KUNST VON FRAUEN WENIGER WERT ALS VON MäNNERN? ZUMINDEST DIE NACKTEN ZAHLEN SPRECHEN DAFüR. EINE BESTANDSAUFNAHME.

Von Robin Hartmann

ES IST EIN FAKT, der in der heutigen Welt, die sich selbst gerne als ach so modern und aufgeklärt bezeichnet, einfach nur überrascht, ja fassungslos macht: Frauen verdienen für ihre Arbeit schätzungsweise ein Fünftel weniger als Männer – für dieselbe Arbeit wohlgemerkt. Schon Artikel 3 im Grundgesetz besagt, dass alle Menschen gleich sind, Männer und Frauen gleichberechtigt. Da steht wörtlich weiter: »Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.« Dass das allerdings aktuell immer noch nicht mehr ist als eine Illusion, zeigt der Alltag.

Besonders offen und hässlich klafft die Lücke, das Gender Pay Gap, wie diese himmelschreiende Ungerechtigkeit gerne salopp bezeichnet wird, offensichtlich in der Kunstwelt: Das renommierte Manager Magazin berichtete so unlängst, Kunst von Frauen sei im Schnitt nur halb so viel wert wie die ihrer männlichen Kollegen.

Demnach hat der Ökonom Roman Kräussl von der Luxembourg School of Finance mit einem Team an Analysten insgesamt 1,5 Millionen Auktionsdaten aus dem Zeitraum von 1970 bis 2013 ausgewertet – und festgestellt, dass Frauen im Schnitt 47,6 Prozent weniger Geld für den Verkauf ihrer Werke erhielten als Männer. In Zahlen ausgedrückt kam weibliche Kunst im Durchschnitt auf einen Verkaufswert von 25 262 Dollar, während maskuline Werke 48 212 Dollar im Mittelwert erzielten.

»Das Ergebnis der Studie beweist die Nachteile, die Frauen in der Kunstwelt haben, nur weil sie Frauen sind«, so Kräussl. Das liege daran, dass auf dem Kunst- und Auktionsmarkt Männer in entscheidenden Positionen heute immer noch in der personellen Überzahl seien – auch schätzten wohlhabende Männer Werke von Künstlerinnen im Wert geringer ein als die ihrer männlichen Kollegen. »Unsere Forschung ist ein weiterer empirischer Beleg für die Diskriminierung von Frauen, die in so vielen Branchen systemisch angelegt ist.«

Und leider scheint dieses offenbare Selbstverständnis, die Arbeit von Frauen sei weniger wert, auch insgesamt in der Gesellschaft noch tief verankert zu sein: So wurden als Teil von Kräussls Studie Experimente durchgeführt, bei denen es unter anderem darum ging, das Geschlecht des Künstlers zu erraten, nachdem den Probanden dessen Werk gezeigt wurde. Frauen zugeschriebene Bilder erhielten dabei deutlich niedrigere Bewertungen.

Wie tief das Gender Pay Gap scheinbar auch in den Köpfen verankert ist, zeigte das nächste Experiment: Selbst computergenerierte Kunst wurde im Wert von den Versuchsteilnehmern deutlich höher eingeschätzt, wenn sie vermuteten, dass diese von Männern gemacht worden war. »Diese Experimente bestätigen die Annahme, dass Künstlerinnen weniger Geld für Ihre Werke bekommen«, sagt Kräussl, »und zwar nur, weil sie Frauen sind.«

Das ist auch in sofern skandalös, als sich gerade der Kunstsektor ja immer gerne als besonders progressiv, liberal und kreativ bezeichnet – das scheint aber nur für den Kunstbegriff als solchen zu gelten. Wenn es um das Gehalt geht, herrschen plötzlich wieder ziemlich konservative Ansichten. Doch das Gender Pay Gap ist noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs, wie die Studie Social Currents aus dem Jahr 2016 belegt: Demnach gibt es für Männer in der Kunst eine Art »Heiratsprämie«, verheiratete männliche Künstler verdienten im Schnitt 7 200 Dollar mehr pro Jahr. Auf verheiratete Frauen oder Single-Männer traf dies jedoch nicht zu. Auch eine Vaterschaft verhilft männlichen Künst- lern demnach zu mehr Salär lieber: ein Plus von etwa 8000 Dollar – pro Kind, wohlgemerkt. Bei Frauen gebe es diesen Effekt nicht. Die Studie bezieht sich zwar nur auf die USA, die internationale Tendenz dürfte allerdings nicht besser aussehen. Das belegt auch der sogenannte Salary Survey von ArtsProfessional aus Großbritannien: Demnach gibt es dort zwar doppelt so viele Frauen in künstlerischen Berufen wie Männer, jedoch würden diese durch die Bank weg in allen Sparten des Kunstsektors weniger verdienen. Die Schere von etwa 5 000 Pfund Gehaltsunterschied klaffe damit sogar weiter auseinander als im nationalen Job-Durchschnitt.

Das Groteske: Die Studie beweist auch, dass im Kunstsektor arbeitende Frauen im Schnitt einen höheren Bildungsgrad aufweisen als ihre männlichen Kollegen. Die Umfrage datiert bereits aus dem Jahr 2015, doch auch 2018 sah es in Großbritannien nicht besser aus, wie die ArtsPay Survey, wiederum von ArtsProfessional, belegt: Demnach erreichten in der Kunst nur halb so viele Frauen mit Mitte 30 Führungspositionen wie Männer – und verdienten dabei auch noch 10,6 Prozent weniger.

Besonders erschreckend: Firmen, in denen das Gender Pay Gap nachweislich bei bis zu 18,3 Prozent lag, versuchten kategorisch, sich rauszureden bzw. die Lage zu beschönigen: Mal läge das an den vielen weiblichen Teilzeitbeschäftigten, die den Schnitt herunterzögen zögen, ein anderes Mal heißt es, das Gender Pay Gap in der jeweiligen Firma sei einfach falsch berechnet worden. Natürlich würde man überall gleiches Geld für gleiche Arbeit bezahlen, das sei selbstverständlich Teil der Firmenpolitik, heißt es durch die Bank weg. Gleichzeitig gelobten aber alle Befragten Besserung.

Und auch im Staate Deutschland ist etwas faul, wie die Studie des Institutes für Strategieentwicklung (IFSE) belegt: Demnach sei nur 25 Prozent der in Galerien ausgestellten Kunst weiblich, drei Viertel aller Ausstellungen entfielen demnach auf Männer. Auch hierzulande verdienen Frauen laut der Studie weniger für ihre Kunst. Als mögliche Ursache dieses Problems führt das Institut an, dass Frauen oft durch ihre Doppelrolle als Künstlerin und Mutter weniger flexibel seien – dem stehe entgegen, dass man in dieser Sparte stets erreich- und einsetzbar sein müsse.

Ganz ehrlich: Das sind alles nichts weiter als Ausreden in einer Welt, die es sich nur allzu bequem gemacht hat in ihrem über Jahrhunderte gewachsenen Geschlechter- und Rollenverständnis. Gleiche Arbeit muss auch gleiches Geld wert sein. Punkt.

Studie Social Currents aus dem Jahr 2016 be- legt: Demnach gibt es für Männer in der Kunst eine Art »Heiratsprämie«, verheiratete männ-liche Künstler verdienten im Schnitt 7 200 Dollar mehr pro Jahr. Auf verheiratete Frauen oder Single-Männer traf dies jedoch nicht zu.

DER JUNGE PICASSO – BLAUE UND ROSA PERIODE 3. 2. – 26. 5. 2019 RUDOLF STINGEL 26. 5. – 6. 10. 2019 RESONATING SPACES 6. 10. 2019 – 26. 1. 2020

Photo: Mark Niedermann

H A U S DER KUNST

Gli , 2010 (Detail) © El Anatsui; Photo © Nash Baker

El Anatsui

Triumphant Scale —28.07.19

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