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KULTUR S

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ZEITGESCHEHEN S

ZEITGESCHEHEN S

by Kelley Frank

SUNPROOF

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REFORMATION

Haffmans & neumeister is the conception of two of the most respected names in eyewear out of Berlin, Germany. Philipp Haffmans co-pioneered a revolution in the late ‘90’s when he helped to invent sheet-metal spectacles. He also co-founded MYKITA with Jean-Pierre Neumeister and a few others. Their urbane metal frames were extensively researched and pay homage to traditional hand craftsmanship. The Delavault is presented in a simple, lightweight stainless steel golden frame optimized for comfort. Particular to this brand, nose pads are left out. Tobacco Gradient allow for the glasses to match most ensembles. Through their latest collaboration, Haffmans & neumeister, they combine their contemporary experience and historical eyewear knowledge to create forward-thinking frames for your face.

Delavault Haffmans & neumeister Price upon request

DIVA’S DElIGHT

For the Spring/Summer 2019 collection, Michael Kors has bestowed upon us a set of lustrous styles interpreted through rich materials and colors in iconic silhouettes. The 1053 adds an inner point to a rectangular frame, making a point of interest and providing for a unique feature. Millennial pink is a still a hot color and makes up the majority of this frame, highlighted by a gold bridge and golden ends. The incomplete airiness of the frames give the open wire construction a fashion forward feel. The temples and brown to pink gradient front lens are embellished with the Michael Kors’ signature logo. Grab these and add a little attitude to your new spring mood.

MK 1053 Michael Kors 125 Euro

ClASSICAlly NEW

Ray-Ban has become the go-to brand for quality shades at a moderate price-point. Their new collection continues to deliver on this and continues to make us #proudtobelong. Our favorite pair is a nod to the 70’s and Hollywood starlets. Big square frames make a bold, oversized statement. Ray-Ban doesn’t want you to settle for ordinary— these shades are anything but that. The Evolve gradient lens are a UV protected shade of contemporary pink, reminiscent of an LA sunset. The always lightweight and ever comfortable fine metal rims perch the glasses perfectly upon any face. Silicone nose pads ensure a secure fit. All glasses come with a hardshell case, keeping them safe when you’re on the go.

RB1971 Ray-Ban 150 Euro

lEGENDARy

Persol’s 649 model was first designed for the tram drivers of Turin in 1957. But like many stories, fashion soon took over function. Since then, they’ve left their functional origins behind to become a classic brand with over 100 years of manufacturing technology expertise. The Meflecto system allows for the glasses to be kept firmly on the temples without adding extra pressure. The lenses are formed from crystal glass, often prescribed by physicians because of their immense sun protection. The pair we’ve chosen to showcase is unique, as the havana pattern is mostly on the back of the double-layered acetate rather than the front— acting as a hidden treasure of sorts and a nod to Persol’s sometimes eclectic designs. The havana pattern only appears on the front to highlight the brand’s iconic arrows. »Mundele!«, rufen sie laut in einer Mischung aus Abscheu und Erschrecken, das ist Lingala für »Weißer«. Wen wundert’s beim Blick in die Kolonialgeschichte?

Die Theaterproduktion Fluss im Bauch ist ein beispielloses Unterfangen des Goethe-Instituts Kongo. Ein europäischkongolesisches Team erarbeitete in Kinshasa eine Bühnenfassung des lyrischen Textes Fluss im Bauch des in Graz lebenden kongolesischen Autors Fiston Mwanza Mujila. Regisseurin, Ausstatter und Produktionsleiter kamen aus Österreich, ein Schauspieler aus Deutschland, eine Tänzerin aus Polen, der Rest des Ensembles lebt im Kongo. Trotz mitunter massiver Regenfälle und Temperaturen um die 36 °C liefen bei großem Besucherandrang drei Vorstellungen an zwei verschiedenen lokalen Spielstätten ab. Der multilinguale und multimediale Abend ist am 25. und 26. Juni 2019 im Schauspielhaus Wien und vom 5. bis 7. Juli 2019 im nationaltheater Mannheim zu sehen.

STADT IM FLUSS

Kinshasa ist die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Eine pulsierende Metropole mit aufstrebender und doch verarmter Kunst- und Kulturszene, ein faszinierendes System des funktionierenden Nichtfunktionierens am Ufer des unersättlichen Kongoflusses. Martin Thomas Pesl schildert Eindrücke aus der rauschhaften Realität Afrikas drittgrößter Stadt.

Foto oben: Mega Mingiedi

Bild rechts: Mega Mingiedi Lunettes Mischtechnik auf Papier 50 x 70 cm - 2016

TExT

Von Martin Thomas Pesl

WIEN

BILD Willie Schumann

HAMBURG

»LE FLEUVE«, sagt Mega Mingiedi, Taxifahrer und Künst- ler. Nach vier Tagen in Kinshasa taucht im Rahmen einer Stadtrundfahrt endlich ganz kurz der Kongofluss auf. Dafür, dass er Lebensader und Nemesis dieser heißen, aufregenden, anstrengenden Zwölf-Millionen-Stadt ist, bekommt man ihn kaum zu Gesicht. Als einen einzigen unübersichtlichen Markt erlebt man Kinshasa zunächst, mit hupenden, einander waghalsig schneidenden Autos, die trotz Rechtsverkehrs ihre Lenkräder nicht selten auf der rechten Seite haben, mit Menschen, die Pyramiden aus Wasserflaschen oder hartgekochten Eiern auf dem Kopf balancieren und todesmutig auf die Straße laufen, um den Menschen in den Autos ihre Waren in Tüten mit Barack-Obama-Konterfei zu verkaufen oder als Polizistin etwas Geld entgegenzunehmen, einen Vorschuss für künftige Gefälligkeiten. Dass sie eine Stadt an Afrikas wasserreichstem und der Welt neuntlängstem Fluss ist, weiß Kinshasa erfolgreich zu verschweigen.

»Der Kongofluss braucht andere Flüsse nicht zu beneiden« , heißt es im Langgedicht Der Fluss im Bauch des Schriftstellers Fiston Mwanza Mujila. »Er besitzt ihren Schatz, ihre Erektion und ihre Heftigkeit, um euch Angst einzujagen.« An den meisten Stellen der Stadt ist er verbaut oder bewußt versteckt worden, weil er angeblich Unglück bringt. Er trennt die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo von ihrer Schwesternstadt Brazzaville, ihrerseits Hauptstadt der Republik Kongo. Begrifflichkeiten wie »Republik« und »demokratisch« sind hier relativ zu betrach- ten. In der DRK herrscht seit vermutlich gefälschten Wahlen im vergangenen Winter eine trügerische Ruhe vor dem potenziellen Sturm, Kongo-Brazzaville gilt seit Jahrzehnten als »gut funktionierende Diktatur« .

Dort, wo man ihn dann sieht, wirkt der Kongofluss oft gar nicht wie ein Fluss. Er ist so breit, dass man ihn für einen See, ja den Ozean halten könnte. An wieder anderen Orten könnte es sich genauso um die Donau handeln. Bei der Bar Chez Tintin zum Beispiel: Da sind Plastikstühle am Ufer aufgestellt, Bier wird serviert, kleine Ziegen hüpfen idyllisch über die Felsen, und unweit eines ziemlich reißend aussehenden Wasserfalls baden Menschen im schlammbraunen Wasser oder schippern in einem Einbaum auf und ab. Sobald sie weiße Besucher sehen, wollen sie sie zu einer kleinen Tour überreden. Andere bleiben distanzierter. »Mundele!«, rufen sie laut in einer Mischung aus Abscheu und Erschrecken, das ist Lingala für »Weißer« . Wen wundert’s beim Blick in die Kolonialgeschichte?

Der Kongofluss ist alles, er ist schön und schrecklich. Regelmäßig werden Leichen angeschwemmt. Im Fluss soll eine Stadt der Toten existieren, eine Parallelwelt. Für die meisten Bewohner hier ist das kein Aberglauben, sondern eine Tatsache, auch Intellektuelle und Künstler*innen erzählen das mit vollem Ernst.

Wobei in Kinshasa fast alle Künstler*innen und Intellektuelle sind. Fahrer Mega fand zwar das Hotel nicht auf Anhieb – aus Sicherheitsgründen sind die kleineren Hotels von außen nicht als solche gekennzeichnet, Straßennamen und Hausnummern bedeuten den Einheimischen nichts, , aber er begrüßt unterwegs jeden Zweiten strahlend als lten Künstlerfreund. Seine Zeichnungen stellt Mega Mingiedi teilweise in Deutschland aus, sein blaues T-Shirt mit dem Logo der Deutschen Bahn hat er aber vermutlich hier in Kinshasa erworben.

Ein Auslangen finden mit ihrer Kunst hier freilich nur die Wenigsten. Staatliche Förderung gibt es keine, obwohl am zentralen Prachtboulevard ein schattiges Kulturministerium steht. Theatervorstellungen sind gratis, sonst könnte sie sich keiner leisten. Die Musik, oft äußerst tanzbarer Punk oder der Soukous, der kongolesische Rumba, ist etwas anderes: Da gibt es Stars, die Konzertkarten kaum unter 100 US-Dollar anbieten. So etwas ist auch nur in einer Stadt möglich, die gleichzeitig eine der teuersten und eine der ärmsten Städte der Welt ist, ein von Varianten katastrophaler Politik in 150 Jahren gelähmtes System, das gar nicht geht und trotzdem irgendwie funktioniert.

Rose Elinor Dougall »A New Illusion« 10 Tracks Staff Track: »Christina in Red« DIEnSTAG

Khruangbin »Con Todo El Mundo« 10 Tracks Staff Track: »Evan Finds the Third Room« MITTWoCH

Papooz »Night Sketches« 8 Tracks Staff Track:

»Danger To Myself« DonnERSTAG

Anderson .Paak »Ventura« 11 Tracks Staff Track: »King James« FREITAG

Birdman & Juvenile »Just Another Gangsta« 12 Tracks Staff Track: »Just Another Gangsta« SAMSTAG

The Chemical Brothers »No Geography« 10 Tracks Staff Track: »Gravity Drops« SonnTAG

A TAlE OF TWO CITIES

IT DIDN’T SEEM that long ago that Berlin could be divided into two types: The hip and the square. Both dressed in normcore black, had no job to speak of, and drank Sternberg and Korn non-stop, but still there was some ineffable difference between these folks which usually boiled down to deciding which team you were on and then declaring yourself better than the other one. Both types co-existed in an uneasy peace upon the same land, with one taking the daytime, and the other, the night. But eventually a new breed of blackclad, Sterni bolting inhabitants began settling in, and these individuals did have jobs — jobs mostly dedicated to make sure that there would be none for anyone else in the near future — and they soon also had real estate, and the next thing we knew, the city was dividing itself

up again. Soon, the only unemployed moving here was old German money and in the sniff-of-a-nose, one city had become as divided as it had in the past.

And so a Berlin Wall was built once again, between the Haves and the Wanna-Haves. This time, though, the Haves were in the Mitte of the former despotic East, where old hat shops could become Italian restaurants and former plumber’s storefronts transformed into extra-special, three-times-as-expensive Italian restaurants that also offered freshly ground pepper. Meanwhile, the former capitalist wonderland of the West of Neukölln had long been neglected, ceded to a series of duchies run by criminal gangs and Danish investors with a minimal interest in patching its roofs. Oh sure, I am leaving out all sorts of social types and areas, but do you know about those people, anyway? Be honest. your correspondent first moved to Berlin, just about all of the action was in the former East (the Ingenious Dilettantes of Kreuzberg had already aged out of their dilettante status, as well as any possibility of pleasure) although all that action was mostly mausoleum building. You could go into a former squat and watch shirtless, dreadlocked Caucasian men bang upon flaming oil drums with mallets as you consumed shot after shot of Berliner Luft, and…..wait, that sounds terrible. Why did I pretend that was reason enough to upend my comfortable life on America? I guess I am a lonely and unanchored soul. Anyway, over in Neukölln, not only were there no shirtless men, practically all of the female residents over puberty were garbed head-to-toe and spent much of their time passing graveyards on their way up-and-down Hermannstraße while pushing baby strollers — in contrast to Mitte, where fixies were the primary mode of exercise and accident.

It is a cruel statement of casual fact, but most of the people you (and by “you” I mean the demographic of my readership, a narrow, confused trough for which I hold no illusion) came of age with in this city — the party-loving, fake anti-Capitalist artist-settlers — have now been shuffled down two economic byroads, neither particularly attractive. Mitte is now dominated by large black cars that shuffle aristocrats and aspiring entrepreneurs from art opening to off-brand model bar to French restaurant, where some Munich dude, high off of the distance from his mommy, orders snails and attempts to crack them with his teeth. Meanwhile, those who actually believed the lie they told themselves that their creativity was more important than their family money find themselves stuck in a forest of empty storefronts and gambling machines; the closest they get to escargot is when a homeless person leaves a trail of waste in the Ubahn elevator.

Still, it’s essentially a matter of scale: in Mitte, Israeli developers quickly erect cheaply built hotels to hide their tax money and the art collectors do the same. In Neukölln, those gigantic palm tree bars and shisha shops averaging two inhabitants a day serve a similar purpose, only swapping out heroin for cocaine. In the end, we are all just pinballs in a gigantic crime machine. But when the ball shoots straight down the middle, at least we are all gathered together for the loss.

In the end, we are all just pinballs in a gigantic crime machine. But when the ball shoots straight down the middle, at least we are all gathered together for the loss.

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