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WERE 21.01.2009
12:39:37
Uhr
Pro Familia Baby an Bord
Reportage Trekkingradler auf Mallorca
Werkstatt Zahlen Sie nicht zu viel
Gesundheit Training mit dem Pezzi-Ball
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LIMBURG
MAAS-VOLL In der belgischen Provinz Limburg trifft der Radler auf malerische St채dtchen und romantische Park- und Naturlandschaften, die durch ein perfekt ausgeschildertes Radrouten-Netz miteinander verbunden sind.
Schloss am Wegesrand: das imposante Backsteinbauwerk von Chateau La Motte bei Sint Truiden.
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Der „Knooppunt“ ist eine nummerierte Kreuzung. Man merkt sich einfach bestimmte Zahlen und gelangt damit leicht ans Ziel. SYLVIA LISCHER ❘ text
Perfekte Streckenführung: Die Wegweisung ist für jedermann verständlich. Idyllische Ecke mit Kopfsteinpflaster im Städtchen Sint Truiden (oben).
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GERHARD EISENSCHINK ❘ fotos
Hinter Maasmechelen-Leut taucht der Radweg unter das Blätterdach einer steinalten Eichenallee. Ein mondänes Schloss hier, eine noble Parkanlage dort – der Weg durch die belgische Provinz Limburg ist kinderleicht zu finden. Geradelt wird von „Knooppunt“ zu „Knooppunt“ – von Knotenpunkt zu Knotenpunkt. Ein „Knooppunt“ ist eine nummerierte Kreuzung von Fahrradrouten. Wer von Ort zu Ort gelangen will, merkt sich einfach eine bestimmte Zahlenkombination, zum Beispiel: 50, 49, 46, 26 – und erreicht von Kreuzung zu Kreuzung sein Ziel. Da so das Kartenlesen entfällt, kann ich entspannt durch die meist flache Landschaft radeln. Knorrige Linden und Weiden stehen mächtig da. Manche sind mit Efeu umrankt und sehen aus wie verwunschene Kobolde. Der Wind streicht über die Felder. Am Wegesrand wogen Wildblumen und –kräuter.
Am Knotenpunkt 50 mündet die „Eddy-Merckx-Route“ in den Radweg. Dann taucht die Maas auf und die Radfähre zum Knotenpunkt 27 in den Niederlanden. Wenn ich wollte, könnte ich den Fährmann mittels Glocke vom gegenüberliegenden Maasufer herbeiläuten. Doch ich bleibe in Belgien und folge dem blauen Schild mit weißer Aufschrift „U nadert Knooppunt 49“ (Sie nähern sich Knotenpunkt 49) zum Naturzentrum De Wissen bei Dilsen-Stokkem. Das Erste, was vom Naturzentrum sichtbar wird, sind die schilfgesäumten Altwasser der Maas, auf denen Schwäne schaukeln und „Flüsterboote“ mit geräuscharmen Elektromotoren ihre Kreise ziehen. Ein Graureiher steht im Wasser. Irgendwo singt ein Zaunkönig. In der Radfahrer-Infostelle des Naturzentrums kaufe ich mir einen „Knooppuntenwegwijzer“ – eine Knotenpunkt-Übersichtskarte – auf dem alle Knotenpunkte Limburgs verzeichnet sind. Zusätzlich miete ich einen digitalen „Verhalenfluisteraar“
Schmuckes Schloss mit Freizeitpark: Kasteel Bokrijk.
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Mystisch: die alte Allee bei der Abtei Herkenrode.
Der Tipp 122im Landgasthaus: Limburgische Pfannkuchen.
Schöne Landpartie von Tongeren nach Sint Truiden.
Meister der belgischen Praline: Chocolatier Jan van Campfort. (oben)
Innovativ: mit dem „sprechenden Navigationsgerät“ auf Fahrradtour.
Fahrradcafés bieten alles Wichtige für Radler, vom Reparaturset über Waschräume bis hin zu Infos über Reisewetter und Werkstätten. (Geschichtenflüsterer), der mich mittels GPS, Audiound Videoführer auf der 55 Kilometer langen RadRundtour „Flüsternde Perlen des Maaslandes“ durch ein spannendes Stück Limburg begleiten wird. Ich befestige das Gerät am Lenker, setze die Kopfhörer auf, starte – und bin angenehm überrascht, als mich der „Verhalenfluisteraar“ begrüßt: „Herzlich willkommen! Lassen Sie sich vom Geschichtenflüsterer in die Welt des Maaslandes mitreißen!“ Hinter Knotenpunkt 49 führt der Radweg an der Maas entlang. Der „Verhalenfluisteraar“ beginnt zu erzählen: über die von Niederschlägen in den Ardennen gespeiste Maas, die bis ins 19. Jahrhundert verheerende Überschwemmungen verursachte. Der mitunter auf das Dreihundertfache angeschwollene Fluss mäandrierte stark, sodass es vorkam, dass ein Dorf vor einer Überschwemmung in den Niederlanden und danach in Belgien lag. In den letzten tausend Jahren hat sich das Flussbett fast drei Kilometer Richtung Osten verlagert. „Belgien“, triumphiert
mein Geschichtenflüsterer, „wird immer größer.“ Auf dem Weg zu Knotenpunkt 46 geht es rhythmisch voran. Der „Verhalenfluisteraar“ spielt mir „Bicycle!“ von Queen vor – und zwar den kompletten Song, wohl um die lauten Lastwagen eines nahen Kieswerkes zu übertönen. Am Knotenpunkt 46 steht eine Übersichtskarte mit eingezeichneten Werkstätten und Fahrradcafés. Rechter Hand liegt eine Fähre, mit der man Knotenpunkt 19 in den Niederlanden erreichen kann. Sobald ich mich dieser nähere, beginnt mein Souffleur, der sich nur auf seiner Route in Belgien auskennt, lautstark zu protestieren. Ich folge der Beschilderung nach Masseik und stoppe dort im Fahrradcafé „De Beurs“ am Marktplatz. „Fahrradcafés“ – so habe ich auf meiner Perlen-desMaaslandes-Tour gelernt – heißen oft „De Blauwe Bok“ oder „De Jachthoorn“ und bieten alle Unterstellplätze für 20 Räder, Erste-Hilfe-Koffer, Fahrradreparatursets, Infos über das Wetter und die nächste Fahrradreparaturwerkstatt sowie Sanitärräume mit 2/2009 TREKKINGBIKE 123
Stille Flusspartie: der Maas entlang zwischen Dilsen und Maaseich.
Der „Verhalenfluisteraar“, ein audiovisuelles GPS-Gerät, erzählt auch interessante Geschichten zur Region und warnt vor Gefahrenstellen. Waschbecken. Ich kann dort die Kette ölen, Reifen aufpumpen oder einfach nur entspannen und Kaffee „met opgeklopte melk“ trinken. Vertieft in die idyllische Landschaft radle ich von Knotenpunkt 25 zu Knotenpunkt 27. Der Verhalenfluisteraar erzählt eine von Kirchenchorälen begleitete Geschichte, hält plötzlich inne – und warnt mit erhobener Stimme: „Achtung Radfahrer! Wir nähern uns einer gefährlichen Kreuzung!“ Folgsam halte ich an, sehe nach links und nach rechts: kein Auto, kein Rennradlerpulk, also weiter. Am späten Nachmittag bin ich wieder am Naturzentrum De Wissen und gebe meinen Verhalenfluisteraar zurück. Für die weitere Tour über Genk, Hasselt, SintTruiden und Tongeren zurück an die Maas gibt es leider kein plapperndes GPS-Gerät. Also breche ich nur mit meiner Knotenpunkt-Übersichtskarte ausgerüstet auf. Frachtschiffe auf dem Albertkanal, Wildgänse und -enten im Naturschutzgebiet „De Wijers“, schicke Kneipen und Straßencafés in der Hauptstadt der Provinz Limburg, Hasselt. Entspannt genieße ich die landschaftlichen und kulturellen Kontraste. In Sint-Truiden verführt der Blick auf die Schaufensterauslagen von Leonidas in der Stapelstraat. Die 124 TREKKINGBIKE 2/2009
berühmten belgischen Pralinen gibt es dort! Sie liegen auf Silbertabletts wie Kronjuwelen. Ich kaufe mir ein Tütchen „Irrésistibles“ – die Unwiderstehlichen – und kurble weiter zu Chocolatier Neuhaus in der Luikerstraat. Nur die Aussicht auf die hübschen Schlösser und Parklandschaften gen Osten kann mich aus meinem Schokoladenrausch reißen. Und die Vorfreude auf die älteste Stadt Belgiens: Tongeren. Es ist Sonntagvormittag und wegen Menschenmassen von Tongeren leider nicht viel zu sehen. Es findet der größte Antikmarkt der Benelux-Staaten statt. Sonntag für Sonntag breiten sich rund 350 Aussteller entlang der mittelalterlichen Stadtmauer, in den Gassen und Hinterhöfen aus. Ich schiebe das Rad an alten Nähmaschinen vorbei, spicke in Hallen und Säle, angefüllt mit Büchern, Schmuck und Teppichen. Kaum ein Durchkommen. Mir ist der Trubel zu viel und ich radle weiter in Richtung Osten zu den barocken Gärten von Schloss Alden-Biesen. Danach wieder die Flusslandschaft der Maas, der ich eine Weile nach Süden folge. Mal trifft der Blick auf ein verwunschenes Schloss, mal auf ein großes Fort. Hinter jeder Ecke wartet eine spannende Story, die sich auch ohne digitalen Geschichtenflüsterer gut erfahren lässt.
INFOS: LIMBURG CHARAKTER Der Radler findet in der belgischen Provinz Limburg attraktive kleine Städte und eine idyllische Landschaft. Ein perfekt ausgeschildertes Knotenpunkt-System sorgt für leichte Orientierung. Knotenpunkte, d. h. durch Zahlen markierte Kreuzungen von Fahrradrouten, finden sich auf blauen Schildern entlang sämtlicher Touren in Limburg, insgesamt fast 2000 km Radrouten. Mehr als 200 zusätzliche Übersichtstafeln sorgen für Orientierung. Eine zugehörige Fahrradkarte (Maßstab 1:65.000) verzeichnet alle Knotenpunkte und die Entfernungen dazwischen. Mittels Knotenpunktsystem und Karte kann man sich die Routen zusammenstellen. Fahrradcafés enroute bieten Rat und Tat, z. T. auch Fahrrad-Reparatursets, Erste-Hilfe-Koffer, leichte Regenbekleidung. TOURTIPPS: Die 55 km lange Rad-Rundtour „Flüsternde Perlen des Maaslandes“ führt mittels GPS, Audio- und Videoführer durch ein spannendes Stück Limburg. Das „Geschichtenerzähler“ genannte PDA-Gerät (6 Euro Gebühr inklusive Kopfhörer) informiert an bestimmten Knotenpunkten über Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Anekdoten, zurückgelegte Strecke und Geschwindigkeit. Start und Ziel ist die Empfangs- und Servicedienststelle für Radfahrer (FOS) im Naturzentrum De Wissen in Dilsen-Stokkem (Tel. 0032-89-752171, www.dewissen.be)
ANREISE Mit der Bahn beispielsweise nach Maastricht (NL), das mit dem Limburger Fahrradnetz verbunden ist. Infos unter www.bahn.de Mit dem Auto von Westen kommend z. B. über Köln, Düren und Aachen nach Maastricht, von dort über die Maas nach Limburg. Alternativ fährt man von Aachen in Richtung Liège und weiter nach Tongeren oder Sint-Truiden. Von Süden erreicht man Liège über Steinebrück, St. Vith und Verviers.
AUSKUNFT Toerisme Limburg, Willekensmolenstraat 140, B-3500 Hasselt,
Tel. 0032-11/237450, Fax 0032-11/237466, E-Mail: info@toerismelimburg.be, www.toerismelimburg.be oder www.radflandern. com/limburg. In Deutschland wendet man sich an den Tourismus Flandern-Brüssel, Tel. 0221/2709770, E-Mail: info@flandern.com
An der holländisch-belgischen Grenze.
UNTERKUNFT
Bettler mit vier Beinen: putzige Ponys am Wegesrand. (oben)
Gästezimmer Campola, Koninksemstraat 186, B-3700 Tongeren (Ortsteil Koninksem), Tel./Fax 0032-12-233665, E-Mail: campola.traiteur@skynet.be, http://users.skynet.be/campola. traiteur/ Der Chef des familiären Hauses ist Chocolatier und kredenzt leckere Nachspeisen. Ebenfalls familiäre Atmosphäre herrscht im B & B Basil (bed & breakfast), St. Pietersstraat 75, B-3630 Leut-Maasmechelen, Tel. 0032-474/261458, Fax 0032-89/249172, E-Mail: sara@ hotelbasil.be, www.hotelbasil.be Abgelegen, idyllisch, familiär: Abeljano b&b, Smetstraat 36, B-3501 Hasselt (Ortsteil Wimmertingen), Tel. 0032-11/261726, Fax 0032-11/656028, E-Mail: agnes@bedandbreakfasthasselt. com, www.bedandbreakfasthasselt.com
Für viele Limburgs schönstes Schloss: Alden Biesen. (oben links)
LITERATUR / KARTEN „Radatlas Limburg“, Verlag Esterbauer, mit Routenbeschreibungen und Detailkarten im Maßstab 1:75.000, 12,90 Euro. Ergänzend zum Knotenpunktsystem empfiehlt sich die Fahrradkarte „Fietsroutennetwerk Limburg“, Maßstab 1:65.000, für 7,50 Euro beim Toerisme Limburg (Adresse siehe oben). Das zugehörige „Rad-Infobüchlein“ mit praktischen Tipps gibt es kostenlos.
INTERNET www.dewissen.be (Naturzentrum mit Flüsterboot-Verleih) www.tongeren.be (größter Antikmarkt der Benelux-Staaten) www.bokrijk.be (tolle Park- und Freizeitanlage) www.fort-eben-emael.be (gigantisches Fort) 2/2009 TREKKINGBIKE 125
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