Tom und Kerstin Dezember 2016
THE STATE TO B(IK)E Mit dem Rad durch Victoria/Australien
1500 Kilometer unterwegs in down under 
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Unsere Reiseroute: Wir verließen Melbourne völlig ohne Verkehr auf dem Yarra River Trail bis in die Weingegend von Yarra Valley. Dann folgten wir dem Bahnradweg bis in die Holzfällerstadt Warburton. Durch den Regenwald auf dem O Shannassy Aquaduct Trail bis Healesville und von dort über den Dom Dom Sattel durch die hoch aufragenden Königseukalytuswälder nach Alexandra. Hier startet ein Railtrail durch die trockene Weidelandschaft bis Mansfield. Von dort weiter auf einsamen Nebenstraßen durch die mächtigen Wälder in die Weingegend von Whitfield und Wangaratta, dem Startort des beliebten Murray to Mountains Railtrail bis in den Touristenort Bright. Hier beginnt der bei australischen Rennradfahrern legendäre Anstieg auf der höchsten Passstraße Australiens auf den Mount Hotham. Die Spuren eines riesigen Waldbrandes prägen diese Landschaft. Bergab folgten wir der Passstraße durch üppiges Weideland bis ans Meer bei Lakes Entrance. Weitgehend auf Railtrails und kleinen Nebenstraßen folgten wir dann der Küstenlinie, überquerten den einmalig schönen Regenwald des Tarra Bulga Nationalparks und passierten Wilsons Prom. An den endlosen Sandstränden bei Inverloch vorbei, setzten wir über Phillips Island mit der Fähre auf die Mornington Peninsula über. Von dort folgten wir dem Küstenradweg zurück nach Melbourne. Insgesamt über 1500 Kilometer fast ohne Verkehr auf schönsten Wegen.
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Radland Victoria Railtrails - Regenwald - Alpine Ranges - Meer Schon bei den ersten Recherchen im Internet war klar: Wenn es ein Rad-Land in Australien gibt, dann ist es Victoria. Der kleinste Bundesstaat des Kontinents vereint auf kleinstem Raum alle Landschaften Australiens. Zudem wurden wohl wie in keinem anderen Land der Welt, konsequent die alten Bahnlinien in Radwege umfunktioniert. Das Victorian Railtrail Projekt konnte dabei aus dem Vollen schöpfen. Goldrausch und Holzindustrie bescherten dem Land Anfang des 20. Jahrhunderts ein lückenloses Schienennetz, das knapp 100 Jahre später bereits in weiten Teilen nutzlos geworden war. Anfang unseres Jahrhunderts wurden die Strecken dann einer neuen Massenbewegung gewidmet: dem Radverkehr. Denn Victoria ist auch der am dichtesten besiedelte Staat, wenngleich sich die Mehrzahl der Bevölkerung in der 4,5 Millionen Einwohner Metropole Melbourne versammelt. Herrliche Strände, riesige Seengebiete, Weingegenden und sogar eine Alpine Range warten darauf, von Radfahren entdeckt zu werden. Denn anders, als in den anderen Teilen des Kontinent, ist das Klima angenehm gemäßigt. Ideale Jahreszeit mit dem Rad unterwegs zu sein, sind Frühsommer oder Herbst. Dann ist es tagsüber sommerlich warm, nachts kühlt es meist angenehm ab. Wir waren im Dezember dort und erlebten nette Menschen, schönste Strecken, wenig Verkehr, tolle Quartiere, feine Restaurants, besten Cappuccino und ideale Radler-Temperaturen. Was will man mehr?
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Tom und Kerstin in Australien
Samstag und Sonntag, 3. + 4. Dezember
Flug nach Melbourne
Die Anreise nach Melbourne klappt wie am Schn체rchen. Die R채der stecken im Karton, die Waage beim Check In zeigt insgesamt 58 Kilo. Alles im gr체nen Bereich, denn 30 Kilo sind bei der Singapore Airlines pro Nase frei und so wird Alles durchgecheckt. 26 Stunden sp채ter rumpeln die Kartons aus dem Bulcky Luggage Counter in Ein Reisebericht , Seite 4
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Melbourne wieder heraus. Nach der Zollkontrolle wartet unser Taxi. 2 Minuten später sind die Kartons und wir an Bord und wir beziehen ein nettes Zimmer in den "Citadines on Bourke". Wir genehmigen uns noch ein Gute Nacht Bier in der Sportsbar gegenüber. Alles ist dort Australien pur. Wir freuen uns.
Bummel durch die Innenstadt von Melbourne. Wir freuen uns, hier wieder zurückkehren zu dürfen.
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Montag, 5. Dezember
Tag in Melbourne Wir sind erstaunlich ausgeruht, als wir um 7 Uhr aus den Betten klettern. Zum Frühstück folgen wir einer Empfehlung von der Visit Victoria Website. Das "Bowery to Williamsburg" erweist sich als erste Wahl. Es gibt Bagels mit Lachs und Ei. Hinter der Theke wandern zudem frische Kuchen in die Röhre. Um 10 Uhr starten wir dann zur organisierten Stadtführung am Federation Square. Wir haben die Hidden Secrets Tour gebucht. Eine tolle Sache. Guide Luisa ist genau auf unserer Wellenlänge und wir entdecken die Stadt auf eine Art, wie wir es selbst nie hätten erleben können. Wir freuen uns schon, in vier Wochen wieder zurück zu sein und die vielen Tipps umsetzen zu können. Mittags genießen wir ein Top Sushi Menü und abends speisen wir mit Anthony vom Fremdenverkehrsamt nobel bei einem Top Italiener. So kann ein Urlaub beginnen.
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Dienstag, 6. Dezember
Melbourne - Yarra Valley Lodge - 61km - 700 HĂśhenmeter
Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Melbourne zeigt sich grau in grau als wir unsere Packtaschen einhängen. Zum GlĂźck regnet es nicht. Wir beschlieĂ&#x;en, erst einmal ein paar Kilometer aus der Stadt zu rollen, bevor es ans FrĂźhstĂźcken geht. Wir folgen dem Yarra River auf einem Radweg stadtauswärts. SchĂśner kann eine Stadtausfahrt nicht sein. Uns kommen natĂźrlich zahlreiche Radler entgegen. Der australische Commuter fährt Ăźberwiegend Gravel Road Bike und braust nur so um die Ecken. In einem Vorort steuern wir ein nettes Cafe an. Punktgenau fĂźhrt uns das Gps Gerät dort hin. Gute Planung lohnt sich. Auch der weitere Verlauf der Strecke ist top. Ein Radweg reiht sich an den anderen und so Ein Reisebericht , Seite 7
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bleiben die ersten 45 Kilometer aus der Stadt völlig verkehrsfrei. Toll! Doch auch danach hält sich auf den ausgesuchten Nebenstrecken der Verkehr in Grenzen. Wir sind begeistert, obwohl es steile Rampen zu meistern gibt. Nach einem netten Stop im Riverview Cafe erreichen wir die Weingegend des Yarra Valley. Chicke Landsitze thronen auf jedem Hügel. Auch unser Quartier ist einer davon. Die Yarra Valley Lodge liegt pompös inmitten eines riesigen Golfplatzes. Alles wirkt künstlich und steril. Aber das Zimmer ist top, die Küche gut und das Bier schmeckt. Was will man mehr?
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Mittwoch, 7. Dezember
Yarra Valley Vinery Runde - 42 km - 500 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Keine Wolke zeigt sich am Himmel, als wir zum FrĂźhstĂźck erscheinen. Wir sind Ăźberrascht. Es gibt mindestens zehn verschiedene frische Obstsorten - von Erdbeeren Ăźber Mango, Kiwi und Trauben, Passionsfrucht oder Orangen. Das hatten wir nicht erwartet. Gegen 10 Uhr starten wir zu unserer Weingutrunde. StĂśrend ist nur der viele Verkehr. Selbst auf den kleinsten NebenstraĂ&#x;en donnern zahllose Autos an uns vorbei. Wir stoppen in einer Kurve. Hier hat eine junge Australierin einen kleinen Cafe-Camper geparkt und kocht besten Espresso am StraĂ&#x;enrand. Wir kommen ins Plaudern. Wenig später stoppt eine Yute. Ein Farmer und ein junges Mädel aus Deutschland steigen aus. Sie erzählt Ăźber ihre Work and Travel Erfahrungen. Interessant. Danach steuern wir das erste Weingut an. Chandon hat hier eine wahre Vorzeigewinery gebaut. Das Anwesen liegt in einem parkähnlichem GrundstĂźck. Alles hier ist bestens organisiert. So absolvieren wir als erstes die Selfguided Tour und probieren dann im Tasting Room ein SchlĂźckchen "Sparkling Shiraz" -
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in Erinnerung an Western Australien. Danach rollen wir weiter. Wenige Kilometer später stoppen wir bei "Meletos" in der Hubert Road. Hier stand eindeutig ein toskanisches Weingut Pate. Zudem ist eine kleine Brauerei integriert und es lodert ein tolles Feuer im offenen Pizzaofen. Wir können nicht widerstehen und entscheiden uns für einen frühen Lunch. Eine gute Wahl. Danach stoppen wir noch in der nachbarlichen Käserei und sind gegen 16 Uhr zurück in der Lodge. So schön kann Australien sein ....
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Donnerstag, 8. Dezember
Yarra Valley - Warburton, 51km - 480 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„
Der Wetterbericht hat leider recht behalten. Als wir am Morgen aufwachen, ist der Himmel grau verhangen und es beginnt zu regnen. Wir genieĂ&#x;en trotzdem das tolle FrĂźhstĂźck und packen unsere Sachen. Ein starker Wind peitscht die mächtigen Eukalyptusbäume. Wir rollen aus der Lodge. Kurz vor Lilidayle werden wir dann richtig eingeweicht. Wir suchen Schutz unter einem Baum am StraĂ&#x;enrand. Doch der Regen will nicht aufhĂśren. Also rollen wir weiter ins City Center und
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dort in ein nettes Cafe. Wieder werden wir herzlich wie Stammgäste begrüßt und sofort bekommen wir für Warburton eine Essensempfehlung. Die Pizzeria Little Joe. Mit einem netten "enjoy Warby" werden wir herzlich verabschiedet. Das Regenradar verspricht für die nächste Stunde Trockenheit. In Lilidayle beginnt der Warburton Rail Trail. Schon nach den ersten Metern sind wir begeistert. Die ehemalige Bahnlinie führt durch einen dichten Regenwald. Wir rauschen nur so durch das Grün. Wir sind mehr als begeistert. Stört uns das Wetter? Nein!! Was wäre ein Regenwald ohne Regen. Zum Glück sind wir gut ausgerüstet und kommen zügig voran. Lautstark quittieren zahlreiche Vögel unsere Ankunft, manche begleiten uns sogar kilometerweit. Kurz vor Yarra Junktion erwischt uns allerdings die Sintflut. In den Bergen zucken zudem die Blitze. Als uns dann noch ein Radfahrer entgegen kommt, und tief gebeugt auf dem Lenker ruft:
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"Be aware about the kangaroos after the next station", wird uns doch etwas anders. Ok, jetzt müssen wir durch. Noch einmal suchen wir Schutz unter dichten Bäumen, doch bald fängt es auch hier zu tropfen an. Noch einen Kilometer bis Launching Place. Laut Gps gibt es dort einen Pub - wir treten in die Pedale. Der Pub in Launching Place ist für uns die Rettung. Wir teilen uns Fish and Chips und einen leckeren Salat. Die Einrichtung ist filmreif. Wir sind mal wieder begeistert. Wo einen das Rad immer so hinspült .... Eine gute Stunde später lässt der Regen etwas nach. Wir treten weiter in die Pedale und erreichen um 14.30 Uhr Warburton. Der Ort gleicht auch einer Filmkulisse. Die Bahnlinie hierher wurde vor mehr als 100 Jahren gebaut, um die Überreste der Regenwaldriesen abzutransportieren. Holzfäller haben noch heute hier das Sagen. Uns erinnert das alles ein wenig an Twin Peaks. Die alte Bahnlinie verläuft etwas oberhalb. Wir entdecken ein Bike Café direkt an der Strecke. Wir
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stoppen und fragen nach einem Schlauch. So verdreckt wollen wir nicht in unserer Unterkunft ankommen. Natürlich sind die Australier wieder extrem hilfsbereit. Der Schlauch wird ausgerollt und startklar gemacht. Nach 10 Minuten sind wir und unsere Räder halbwegs sauber. Unser Bed and Breakfast "Buttercup Hill"liegt natürlich am Ende einer steileren Auffahrt. Die letzten Meter sind so steil, dass wir sogar schieben müssen. Doch die Mühe lohnt. Kim empfängt uns wie alte Freunde. Wir fühlen uns wie Daheim. Eine wirklich tolle Adresse. Abends genießen wir die Pizza im Little Joe - neben dem Pub, das einzige Lokal, das hier in der Hochsaison geöffnet hat. An jedem zweiten Laden hängt das Schild "for Sale". Wir genießen den eigenen Charakter. Australien ist hier extrem Layed back.
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Freitag, 9. Dezember
Warburton - Healesville - 41km - 600 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Eine wahre Sintflut trommelt in der Nacht auf unser Blechdach. Die Temperaturen fallen auf 8 Grad. Hatte der Typ in Lilidayle nicht von Schnee in Warburton gesprochen? Wir Ăźberlegen, ob wir die Tagesetappe wie geplant angehen kĂśnnen. Auf Dauerregen und eisige Temperaturen haben wir keine Lust. Doch als wir uns um 8 Uhr zum FrĂźhstĂźck setzen, sieht der Tag schon wieder recht freundlich aus. Einzelne Sonnenstrahlen schaffen es ins Zimmer und der Blick aufs Regenradar verheiĂ&#x;t einen halbwegs trockenen Korridor fĂźr Warburton. Mit uns am FrĂźhstĂźckstisch sitzt ein Outdoorjournalist. Er erfasst die gpx Daten der Wanderwege und bittet uns um einen Tipp fĂźr ein Lonely Planet Buch. Er muss das Kapitel Deutschland
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bearbeiten, war aber bislang nur in Köln. Wir empfehlen Mittenwald und das Karwendel. Kim zaubert ein tolles Frühstück und so bleiben wir zuversichtlich. Wir folgen der Empfehlung unserer netten Gastgeberin und steuern den Aquaduct Trail über Warburton an. Auf einer Höhenlinie führt ein über 15 Kilometer langer Weg durch den mächtigen Regenwald. Wir sind überwältigt. Die Baumriesen und riesige Farne bilden eine tolle Kulisse. Doch leider beginnt es wieder zu regnen. Wir suchen immer wieder Schutz unterm Blätterdach. Doch die Schuhe werden schnell pitschnass, unangenehme Kälte macht sich breit. So sind wir nicht undankbar, als wir nach knapp 15 Kilometer die Passstraße erreichen. Von nun an geht es bergauf. Glücklicherweise
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gibt es auf dieser Straße keinen Verkehr und wir kurbeln uns schnell warm. Auch hier ist die Regenwaldkulisse überwältigend. Wir vergessen beinahe, dass es immer wieder regnet. Für die Abfahrt rüsten wir uns entsprechend aus und sind bereits kurz vor 13 Uhr am Healesville Sanctuary. Wir besichtigen den Zoo und erfahren viel über Australiens Tierwelt. Das Fremdenverkehrsamt hatte unseren Besuch angekündigt und so begleitet uns ein fachkundiger Volunteer. Manchmal ist es ganz praktisch Journalist zu sein. Glücklicherweise kommt immer mehr die Sonne heraus und so sind die eisigen Füsse bald wieder warm. In Healesville steuern wir unser erstes AirbnbQuartier an. Wir sind Gäste im Haus von Carly. Wieder sehr nett. Abends haben wir bereits einen Tisch im Hotel der Stadt reserviert. Die Küche soll sehr gut sein. Der Wetterbericht für morgen verheißt nur für den Morgen Regen, gut so, denn wir haben mehr als 70 Kilometer mit 1000 Höhenmetern vor uns.
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Samstag, 10. Dezember Healesville - Alexandra - 72km - 1000 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜€ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Alles was der Australier so fĂźrs Wochenende braucht. Nach einem Top FrĂźhstĂźck im Moca & Lime strampeln wir jetzt auf dem Maroondah Highway in Richtung Alexandra. Die Autos, die an uns vorbeisausen, sind dick bepackt. Jetski, Moorboot, Kayak, Motorräder, Mountainbikes, Campinganhänger oder einfach nur einen kleinen Traktor fĂźr Gartenarbeiten. Nahezu jedes Auto zieht etwas hinterher. Wir sind froh, dass die StraĂ&#x;e einen breiten Standstreifen besitzt und wir so auf Abstand bleiben. Wir kurbeln durch einen tollen Eukalyptuswald mit riesigen Baumstämmen konstant bergauf. Die Temperaturen sind immer noch frisch, aber zum Bergauffahren ideal. Zudem kommt immer mehr die Sonne heraus. Gegen 11 Uhr haben wir den hĂśchsten Punkt erreicht. Auf dem Dom Dom Sattle haben wir Ein Reisebericht , Seite 23
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bereits knapp 800 Höhenmeter hinter uns. In der Abfahrt stoppen wir im netten Black Spur Motel und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Im Black Spur Hotel werden wir auf den Black Friday 2009 aufmerksam. Riesige Buschfeuer tobten damals in der Gegend und überraschten Mensch und Tier. Das Black Spur war damals Schutzraum für viele Menschen. Knapp 200 starben in den Flammen. Wir sehen nur noch die riesigen Baumgerippe, die alle Hänge überziehen. Zum Glück ist die Waldbrandgefahr derzeit eher gering. Wenig später erreichen wir die Forellenzucht von Buxton. Hier kann jeder gegen Gebühr fette Fische angeln. Wir begnügen uns mit einem Cola und packen im Park gegenüber unsere Sandwiches aus. Australien wird langsam immer erdiger. Nächster Kaffeestop ist der General Store. Hier hat sich seit 30 Jahren nichts verändert. Irgendwie cool und der Kaffee schmeckt. Wir sausen nur so in Richtung Alexandra. 10 Kilometer vor dem Ort biegen wir nach rechts auf eine Nebenstrecke ab - eine weise Entscheidung. Wir genießen die letzten Kilometer in ländlicher Abgeschiedenheit. In Alexandra sind am Samstag Nachmittag bereits die Gehsteige hochgeklappt, nur der Supermarkt und das Stadthotel haben geöffnet. Wir beziehen ein nettes Zimmer direkt an der Hauptkreuzung, waschen unsere Wäsche in der Loundry und genießen den restlichen Sommertag. Es ist deutlich wärmer geworden.
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Sonntag, 11. Dezember Alexandra - Mansfield (via Railtrail) 82km - 540 HĂśhenmeter
Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Damit haben wir eigentlich noch gar nicht gerechnet. Unser GPS Track fĂźhrt uns sofort weg vom Ortszentrum in Richtung eines Railway Museums. In Alexandra startet der Railtrail in Richtung Mansfield. FĂźr uns heiĂ&#x;t das, ein kompletter Tag ohne Verkehr. Auf der alten Bahntrasse verlassen wir den Ort. Die Strecke wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Transportweg fĂźr Holz genutzt, Mitte der 60er Jahre Ăźbernahmen dann Lastwagen diese Funktion. Vor vier Jahren wurde die alte Trasse zum perfekten Radweg umfunktioniert. Wir genieĂ&#x;en jeden Meter. Bunte Papageien begleiten uns aus der Stadt. Der GravelBelag ist perfekt. Nach gut 30 Kilometer erreichen wir den ersten Ort. Das Giddy Goat Cafe in Yark ist perfekter Pausenplatz. Danach rollen Ein Reisebericht , Seite 26
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wir im Expresstempo weiter. Die Strecke begeistert uns immer mehr, zumal auf dem benachbarten Highway ziemlich viel Verkehr donnert. Insgesamt begegnen uns an diesem Tag 8 weitere Radler, vier Jungs und vier ältere Rennradherren. Pünktlich um 15 Uhr rollen wir in den Bahnhof von Mansfield ein. Infotafeln klären über die Railway Projekte auf. Die Strecke nach Mansfield wurde erst im Jahr 2012 für Radfahrer hergerichtet. Sie ist nur ein kleiner Teil des landesweiten Victorian Rail to Trail Projektes. Unser Hotel, das Arzburg Resort, hat schon bessere Tage gesehen, aber was will man in Mansfield auch schon erwarten. Dafür ist der Delatite Pub erste Sahne, wir genießen Lamm und Lachs und Bier. Hier passt einfach alles. Die Sonne hat uns heute etwas zugesetzt. Morgen geht es in die Einsamkeit der Berge.
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Montag, 12. Dezember Mansfield - Whitfield - 72km - 950 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Bereits um kurz nach sechs scheint die grelle Sonne Australiens in unser Zimmer. Wir stehen FrĂźh auf, denn wir wollen das Engros unserer Bergetappe bereits am Vormittag erledigen. Wieder gibt es ein Top FrĂźhstĂźck im Coffeeshop und wir erstehen leckere AvocadoHĂźhnchen Sandwiches in der Bakery. Die Recherchen im Internet haben ergeben, dass die einzige Kneipe auf unserem heutigen Weg Montag und Dienstag geschlossen hat. Wir mĂźssen uns also selbst versorgen.Unsere Fragezeichen hinsichtlich des Verkehrs lĂśsen sich in Luft aus. Den ganzen Tag Ăźberholen uns vielleicht fĂźnf (!) Autos. Bis kurz vor 12 Uhr kurbeln wir konstant bergauf. Eine angenehme Steigung. Gegen 12 Uhr sind wir an der Abzweigung zum Powers Lookout. Die Herren gestern Abend hatten uns den Abstecher sehr ans Herz gelegt. Wir biegen ab und sind begeistert. Der Wald scheint fĂśrmlich unberĂźhrt. Die KĂśnigseukalyptus erreichen gigantische Dimensionen. Am Lookout erfahren wir mehr Ăźber ein anderes Kapitel von Australien. Powers Lookout war die Basis eines Räubers, der von hier aus zahlreiche Ăœberfälle tätigte, ehe er geschnappt wurde. Australien als letzte Chance fĂźr Gestrandete - weniger als 120 Jahre her. Nach der Mittagspause rauschen wir nur so abwärts ins King Valley. Hier hat offensichtlich auch das Weingut Chandon einige Vineyards. Unser Mountain View Resort erweist sich eher als Flop. Das Zimmer ist ok, das Fine Dining geschlossen. Zudem wird kein FrĂźhstĂźck serviert und die einzige Breakfast Kneipe des Ortes hat bis 27. Dezember Urlaub. Dann erfahren wir, dass der Pub morgen wegen einer Weihnachtsfeier geschlossen hat. Es gibt kein Abendessen. Wir disponieren um und wollen schon morgen weiter nach Wangaratta. Ein Pausentag lohnt sich fĂźr uns hier definitiv nicht. Alle Kneipen und Ein Reisebericht , Seite 29
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Weingüter sind nur Donnerstag bis Sonntag, oder sogar nur am Wochenende geöffnet. Leider ist das von uns gebuchte Airbnb in Wangaratta nicht verfügbar. Wir müssen umdisponieren.
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13. Dezember Whitfield - Wangaratta - 51km - 60 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Das FrĂźhstĂźck im General Store ist weit besser als erwartet. Die Lady kocht uns leckeres Spiegelei mit Toast und Marmelade. Ein herrlicher Platz, um in den Tag zu starten. Am Infopoint gegenĂźber haben zwei Reiseradler Ăźbernachtet. Zudem hatten wir gestern nachmittag noch einen anderen Reiseradler gesehen. Jetzt kommt ein vierter Zeitgenosse langsam des Weges gekurbelt. Whitfield ist fest in Radlerhand. Der Rest der Menschheit fährt fette Utes und hat MĂźhe, sich aus dem Sitz zu schälen. Unglaublich, wie schwer die meisten Menschen hier sind. Gestärkt treten wir in die Pedale, Die Kilometer fliegen nur so dahin. Verkehr gibt es so gut wie keinen. Uns fällt auf, dass die WeingĂźter in Kings Valley noch nichts von Schickimicki haben. Hier bestellt der Bauer sein Land, mehr nicht. Zumindest an einem
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Dienstag morgen. Schneller als gedacht kommen wir voran. Eine gute Stunde später stoppen wir bereits in Moyhu. Dort gibt es ein nettes Cafe und gegenüber auch ein nettes Hotel. Der Ort wäre zweifellos die bessere Wahl gewesen. Wir genießen einen besten Cappuccino. Bereits kurz vor 12 Uhr sind wir in Wangaratta. Wir leisten uns das Gateway Hotel. Das großzügige Zimmer kommt uns für den eigentlichen Ruhetag gerade recht. Zum Lunch folgen wir einer Empfehlung auf Tripadvisor. Ein Fahrradfreak betreibt hier das "Derailer Cafe". Wir haben Mühe einen Platz zu bekommen. Alles schmeckt toll. Direkt am Derailer Cafe beginnt der Murray to Mountains Railtrail. Gut 80 Kilometer Bahnstrecke wurden hier zum
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besten Radweg umfunktioniert. Zudem starten in Wangaratta noch vier weitere Bahnradwege. Wir freuen uns schon.
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14. Dezember Warburton - Ruhetag - 10 Km Stadtcruising Zum Frühstück rollen wir wieder in das Derailer Cafe. Die zweite Nacht haben wir über Airbnb gebucht. Die Konversation mit Peter und Julie war im Vorfeld bereits intensiv und nett. Genauso präsentiert sich auch das Quartier. Wir haben ein großes, modernes Zimmer mit schickem Bad und eigener Terrasse. Peter ist zudem sehr gesprächig und so plaudern wir über Alles mögliche. Im Radshop erstehe ich zudem die verlorenen Ärmlinge. Am Anstieg zum Mount Hotham übermorgen könnte es laut Wetterbericht kalt werden. Wir genießen den Freien Tag, lunchen gemütlich in der Stadt und haben wieder im gleichen Restaurant wie gestern reserviert. Die Küche vom Watermarc hat uns begeistert. Morgen wollen wir früh los.
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15. Dezember Wangaratta - Bright - 87km - 450 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Gestern abend plauderten wir noch mit unseren Airbnb Gastgebern Peter and Julie. Eine nette Art, Land und Leute intensiver kennenzulernen. Zudem ist das angebotenen Zimmer top. Das FrĂźhstĂźck ist so vorbereitet, dass wir kurz nach 7 Uhr vom Hof rollen. Ein Radweg im Stadtpark bringt uns direkt an den Start des Murray to Mountain Railway Tracks. Der Radweg ist durchgehend asphaltiert und so sausen wir nur so durch den angenehm kĂźhlen Sommermorgen. Es geht zwar stetig leicht bergauf, aber unsere Beine haben sich nach neun Tagen auf dem Rad daran gewĂśhnt. Gegen 10.30 Uhr haben wir bereits die ersten 56 km bis zum nächsten Ort Myrtleford geschafft.
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Zeit für ein zweites Frühstück. Das Cafe Chakra erweist sich als der Knüller. Es gibt des besten Cappuccino bisher und das mit Abstand beste Muffin. So gestärkt fliegen wir weiter durch die abwechslungsreiche Landschaft. Die Abfahrt nach Myrtleford war bislang eine der schönsten Strecken, doch die Verlängerung in Richtung Bright steht dem in nichts nach. Das Tal ist bestes, grünes Weideland mit gesunden, tiefschwarzen Rindern drauf. Zudem gedeihen große Hopfenfelder, Walnüsse und natürlich Wein. Alles mutet beinahe ein wenig paradiesisch an. Pünktlich zum Lunch erreichen wir das Örtchen Porepunkha. Plötzlich sind wir mitten im Fahrradzentrum von Victoria. Mehr Radfahrer als am Radweg gelegenen Railtrail Cafe haben wir bislang nur in Melbourne getroffen. Radfahren ist hier die Touristenattraktion. Auf den Tischen liegen dicke Radführer aus und eigene Cycle Guides vom Fremdenverkehrsamt informieren über alle möglich Aktivitäten rund ums Rad. Wir genießen unseren Lunch bei Kilometer 81. Der Rest der Strecke ist nur noch ein Ein Reisebericht , Seite 36
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Kinderspiel. Das Örtchen Bright erweist sich als regelrechtes Touristenzentrum mit einer Unmenge von Wineries, Cafes und Ünnützen-Läden. Kerstin ist begeistert. Natürlich gibt es auch eine Brewery und wir freuen uns schon auf das Feierabendbier. Vor dem Tag morgen haben wir etwas Respekt. Die Strecke gilt als die Rennradherausforderung in Victoria. Zudem macht uns der Wetterbericht etwas Sorgen. Mit dem strahlenden Sommer soll es morgen vorbei sein. In Hotham erwarten uns Regen und 8 Grad - kaum zu glauben.
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16. Dezember Bright - Mount Hotham Hights - 57km - 1640 HĂśhenmeter
Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„
"HOTHAM Climb - Distance 32.4km • Rise 1,347m • Grade Average 4% • Grade Max 18%- The most epic of all the climbs with the greatest views. Many people fear Hotham. It will put you to the test regardless of your level of fitness." Die Beschreibung fĂźr einen Teil unserer Tagesetappe flĂśĂ&#x;t uns bereits am Vorabend etwas Respekt ein. Der Anstieg zum Mount Hotham gilt bei den Rennradfahrern in Australien als die Herausforderung des Landes. Er ist der HĂśhepunkt der sogenannten 7 Peaks Serie, deren Bewältigung man sich jeweils vor Ort abstempeln lassen kann. Wir schauen am Morgen aber erstmal etwas sorgenvoll zum Himmel. GlĂźcklicherweise regnet es nicht. Wir verlassen den netten Ort Bright wieder auf einem Radweg in Richtung Harrietville. Ein Reisebericht , Seite 39
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Doch nach etwa 10 Kilometer führt an der "Great Alpine Road" auch für uns kein Weg vorbei. Die Strecke hoch zum Mount Hotham ist die höchstgelegene asphaltierte Straße in Australien. Höher kann man hier mit dem Reiserad also nicht hinaus. Wir rollen an Ortsnamen wie Germantown und Freeburgh vorbei. Der Goldrausch legte hier gegen 1850 den Grundstein für die Siedlungen. Heute stehen nur noch ein paar abgewrackte Wellblechütten am Straßenrand. Überall prangt das Schild "for sale" Nach 1 1/2 Stunden erreichen wir die letzte Ortschaft am Ende des Tals. In Harrietville ist der Hund begraben. Zum Glück hat wenigsten ein kleines Cafe geöffnet. Das Mädel hintern Tresen zaubert für uns ein tolles Frühstück. Zudem packen wir Proviant und Wasser ein. Für den Rest der Strecke gibt es keinerlei Versorgungsmöglichkeit. Meditativ kurbeln wir uns nach oben. Von Verkehr kann keine Rede sein. Ab und zu überholt uns eher vorsichtig ein Auto auf der "winding road". Alle hupen zudem anerkennend. Das motiviert. Die Temperaturen sind für den langen Anstieg perfekt. Schade nur, dass Ein Reisebericht , Seite 40
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wir ab 1400 Meter in die Wolken stoßen. Die Landschaft um uns herum begeistert uns. Hier wütete im Jahr 2003 ein verheerender, flächendeckender Waldbrand. So weit das Auge reicht ragen die weißen Baumskelette aus dem langsam nachwachsenden Unterholz. Irgendwie gespenstisch schön. Nach mehreren Pausen haben wir kurz Ein Reisebericht , Seite 41
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nach 13 Uhr den hรถchsten Punkt erreicht und sausen die letzten Kilometer hinunter nach Mount Hotham. Das Skiresort wirkt im
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Sommer etwas skuril und verlassen. Wir sind schon gespannt, wie unsere Unterkunft wohl aussieht. "The General" ist der einzige Im Sommer geöffnete Laden mit Kneipe. Wir checken ein und sind mehr als positiv überrascht. Wir beziehen ein über Eck verglastes Appartement mit phantastischem Blick über die Berge. Alles ist top in Schuss, zudem entdeckt Kerstin als erstes den Offenen Gaskamin. Wenig Minuten später ist die klamme Kälte des Anstiegs vergessen. Hier können wir es gut zwei Nächte aushalten.
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17. Dezember Mount Hotham - Wandertag Der Werbeslogan klang vielversprechend: "Todays powder is tomorrows beer, visit Blizzard Brewing Company, 1550 m hoch im Skigebiet Dinner Plains." Als wir allerdings heute morgen aus unseren Fenstern schauen, verwerfen wir die Pläne, wieder aufs Rad zu steigen. Windböen mit über 50 Stundenkilometern rauschen über den Grat und treiben die Wolken vor sich her. Gemütlich ist anders. Wir genießen den Blick auf die wilde Natur hinter Panoramafenstern und von unserer gemütlichen Sitzecke aus. Gegen 10 Uhr treibt es uns aber doch hinaus. Wir stemmen uns zu Fuß gegen den Wind und starten zu einer Rundwanderung. Mehr und mehr klart der Himmel auf und die Starkwindböen flauen etwas ab. So weit das Auge reicht säumen die Ein Reisebericht , Seite 44
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weißen Baumskelette die Berglandschaft. Mittags gibt es eine asiatische Suppe im General und Nachmittags lungern wir in unserer Bude herum. Auch herrlich, so ein Ruhetag. Die Strecke für morgen verspricht schön zu werden. Viele der 82 Kilometer gehen bergab.
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18. Dezember Mount Hotham - Swifts Creek - 82km - 780 HĂśhenmeter
Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Nachts fallen die Temperaturen unter Null Grad. Als wir am Morgen aus dem Fenster schauen, sind die Dächer mit einer dicken Eisschicht Ăźberzogen. Wir schalten den Gaskamin an und beschlieĂ&#x;en nicht zu FrĂźh zu starten. Eine gute Entscheidung. Als wir kurz nach 9 Uhr unsere Packtaschen einhängen, herrscht zwar strahlendes Wetter, aber es ist eisig kalt. Wir rollen die ersten 10 Kilometer nach Dinner Plain. Kerstin funktioniert ihre Ă„rmlinge in lange Handschuhe um, wir haben auch die Daunenjacken an. Trotz der Kälte ein super Start in den Tag. Die Fernsicht ist sensationell, zudem erwartet uns in Dinner Plain die Mountain Kitchen. Ein wirklich nettes Cafe. Dort treffen wir auch die beiden Rennradler wieder, die mit uns zum Mount Hotham Ein Reisebericht , Seite 46
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hochgekurbelt waren. Sie sind auf der Jagd nach den 7 Peaks. Kerstin telefoniert zudem eine Ewigkeit mit Paul, unserem Gastgeber heute Nacht. Er ist leider nicht da, das Appartement sei offen. Aufgewärmt rollen wir auf den Alpine Highway zurück. Von Verkehr kann keine Rede sein. Es herrscht eher absolute Menschenleere bis Omeo. Das ehemalige Goldgräberdorf verspricht mehr als es hält. Jedes Geschäft ist zu verkaufen, hier ist der Hund begraben. Trotzdem bekommen wir unser Lunch und Wasser. Obwohl es überwiegend bergab ging, haben wir schon über 600 Höhenmeter geklettert. Wir rauschen weiter mit den Rädern durch eine intensive Weidelandschaft. Wieder ganz anders. Gegen 15.30 Uhr laufen wir in Swifts Creek ein. Wir beziehen ein Zimmer in einem Ferienhaus. Die Schlüssel stecken, wir müssen uns selbst um alles kümmern. Zum Glück gibt es einen kleinen Supermarkt und wir kaufen ein. Im Ort selbst ist sonst alles vernagelt. Abends gibt es Hamburger am heimischen Grill. Wir wollen morgen früh raus. Eine 102 Kilometer Etappe steht an.
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19. Dezember Swifts Creek - Lakes Entrance - 110Km - 1040 HĂśhenmeter
Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Wäre die Great Alpine Road ein Radweg hätte dieser 5 Sterne verdient. So aber mĂźssen wir die herrliche StraĂ&#x;e durch das Tal des Tambo Rivers leider mit einigen Autos teilen. So viel Verkehr hatten wir bislang noch nie. Aber es ist noch erträglich. Nur ein groĂ&#x;er Logging Truck drängt uns quasi in den StraĂ&#x;enrand. GlĂźcklicherweise war genug Platz. Ansonsten beginnt der Tag bestens. Bereits um 6.45 Uhr passieren wir das Ortsschild von Swifts Creek. Die Räder sausen nur so durch das grĂźne Tal, Ăźberwiegend geht es bergab. Nur wenige Anstiege drĂźcken so auf den Schnitt. So laufen wir bereits um 11 Uhr in Bruthen ein, am Tacho 70 Kilometer und 700 HĂśhenmeter - nicht schlecht. In einem netten Radlercafe stärken wir uns mit Toast und Cappuccino. Noch liegen Ăźber 30 Kilometer vor uns. Doch diese komplett verkehrsfrei. In Bruthen beginnt der East Gipsland Rail Trail. Wir folgen der alten Bahnlinie fĂźr etwa 12 Kilometer und biegen dann mitten im Eukalyptuswald rechts auf den Gippsland Lakes Discovery Trail ab. Der Radweg fĂźhrt zunächst eher als Mountainbikestrecke teils auf grobem Schotter durch den Wald. Auf halber Strecke erreichen wir jedoch die ehemalige Trasse einer Grubentram. Spektakulär Ein Reisebericht , Seite 50
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folgt diese über zig Brücken dem Mississippi River. Wir sind mehr als begeistert, auch wenn wir uns sehr auf den Weg konzentrieren müssen. Am Trailende folgt leider eine etwas ruppige Schotterstraße bergauf, ehe wir auf einer Asphaltnebenstraße hinunter nach Lakes Entrance rauschen. Hier ist der Eingang zu einem riesigen Binnenseengebiet und der Übergang zum berühmten Ninety Mile Beach. Wir haben hier unser drittes Airbnb gebucht. Christine empfängt uns herzlich in einer Villengegend. Wir sind stolz auf die Tagesbilanz 110 km und über 1000 Höhenmeter - insgesamt sieben Stunden Fahrzeit. Das Bier heute abend haben wir uns redlich verdient.
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19. Dezember Lakes Entrance - Ruhetag
Unsere Pläne, die Seenlandschaft von Lakes Entrance mit dem Kajak zu erkunden, werden von Blitz und Donner durchkreuzt. Wieder hat uns ein rasanter Wetterwechsel erwischt. Es ist empfindlich kühl geworden. Christine tischt uns deshalb erstmal ein top Frühstück auf. Danach ziehen wir die Regenjacken an und rollen mit den Rädern hinunter in den Ort. Wechselweise suchen wir vor einzelnen Regenschauern unter Bäumen oder in den Shops Schutz. Wir machen nur einen kurzen Ausflug hinüber zum Ninety Mile Beach, der hier beginnt. Genug Platz selbst für 20000 Australier, die hier angeblich zwischen Weihnachten und Neujahr erwartet werden. Momentan herrscht hier eher noch tote Hose. Den Rest des Tages verbringen wir Ein Reisebericht , Seite 54
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mit Lesen und Faulenzen. Abends wollen wir wieder in unser Seafood Restaurant. Ein Lichtblick. 20. Dezember Lakes Entrance - Paynesville - 68km - 500 HĂśhenmeter
Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Der Wind rĂźttelt schon an unserem Fenster, als wir um kurz nach sechs nach drauĂ&#x;en blicken. Ansonsten ein strahlender FrĂźhsommertag mit angenehmsten Temperaturen. Christine serviert wieder ein Top FrĂźhstĂźck und kurz vor 8 Uhr rollen wir los. Noch eine kurze Fotosession am Kalimna Outlook und wir wagen uns auf die A1. Zumindest die ersten vier Kilometer lässt sich die BundesstraĂ&#x;e nicht vermeiden. GlĂźcklicherweise ist der Standstreifen breit genug und so biegen wir bald entspannt nach links auf eine Backcountry StraĂ&#x;e ab. BĂśiger Gegenwind bläst uns ins Gesicht. Wir ducken uns hintereinander. Zumindest haben heute die Fliegen keine Chance. Der Ein Reisebericht , Seite 56
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Morgen ist einmalig schön. Links das Meer und rechts eine üppig grüne Weidelandschaft. Zudem ist die Straße von mächtigen Alleebäumen gesäumt, die herrlichen Schatten spenden. Wenn nur der Gegenwind nicht wäre ... So kämpfen wir uns tapfer voran. Wieder gibt es so gut wie keinen Verkehr. Herrlich. Nach gut 20 Kilometer verlassen wir gar gänzlich die Straße. Wir biegen auf den East Gippsland Railtrail ein. Wir empfinden ihn als doppelt paradiesisch. Die alte Bahnlinie wurde so geschickt in die Landschaft gelegt, dass der garstige Wind meist abgeschirmt bleibt. Wir rollen durch ursprüngliches Buschland. Schilder informieren darüber, dass so die Siedler das Uraustralien angetroffen haben. Leider haben sich nur kleine Flächen so erhalten. Der Rest ist europäisch geprägtes Weideland. Erschöpfter als gedacht erreichen wir pünktlich zum Lunch das Städtchen Bairnsdale. Der Tip von Christine - das little Alice Cafe ist ein wahrer Volltreffer. Kerstin ist insbesondere vom Lachssandwich begeistert, ich finde den Blueberry-Kuchen nicht schlecht. Auch der Cappuccino ist top. Nach der Stadt müssen wir noch einmal für 5 Kilometer auf eine befahrene Straße. Doch auch hier ist der Standstreifen mehr als breit. Danach kommt für uns die große Überraschung. Die Old Bairnsdale Road ist quasi für Radler reserviert und bringt uns am Fluß entlang und über einen herrlichen Strandweg verkehrsfrei durch die Hintertür zum Zielort Paynesville. Hier die nächste Überraschung. Der Küstenort schlägt unserer Meinung nach das berühmte Lakes Entrance um Längen. Viele der chicken Villen Ein Reisebericht , Seite 57
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haben alle ihre eigene Jetty. Als wir unser Quartier in Captains Cove beziehen, kippen wir beinahe aus den Latschen. Alles ist hier Luxus pur. Hier können wir es gut zwei Tage aushalten. Da wir zudem eine top ausgestattete Küche haben, wollen wir auf Restaurantbesuche verzichten. Wir düsen zum Supermarkt und kaufen ein. Herrlich.
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22. Dezember Paynesville - Ruhetag - Ausflug nach Raymond Island
Kerstin ist ganz begeistert. Endlich mal wieder selbst Frühstück zubereiten. Wir genießen den Morgen auf unserer Terrasse mit Blick auf den Kanal. Die Kulisse wirkt beinahe etwas unwirklich und wie aus einem Hollywoodfilm. Einfach nur heile Welt. Gegen zehn schwingen wir uns auf die Räder und erkunden die Umgebung. Mit der Fähre geht es hinüber zur Raymond Island. Zwischen den Sandstränden und unter Eukalyptusbäumen finden sich viele nette Ferienhäuser. Sylt in Victoria. Zudem gibt es hier eine wild lebende Koala Kolonie mit gut 300 Bewohnern. Wir entdecken eine ganze Reihe der faulen Kollegen in den Astgabeln. Irgendwie nett. Zudem radeln wir natürlich an jeder Menge imposanter Villen vorbei. Es ist alles sehr entspannt. Zum Mittagessen sind wir wieder auf unserer Terrasse. Auch das Dinner ist bereits eingekauft. Es gibt Avocadodip und Tagliatelle mit Bolognese.
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Dazu ein schöner Shiraz. Da selbst hier in Paynesville kaum ein Restaurant geöffnet hat, forschen wir für die nächsten Tage nach. Zum Glück. Weder an Heilig Abend noch am 1. Weihnachtsfeiertag hat an unseren Übernachtungsadressen irgendetwas geöffnet. Wir korrespondieren mit den Quartieren und so verspricht uns Susan in Port Albert zumindest etwas Dosenthunfisch, Toast und ein Sixpack Bier in unser Zimmer zu stellen. Wir werden überleben. Zudem soll es über Weihnachten heiß werden - bis 35 Grad. Momentan genießen wir noch ideale Radlertemperaturen.
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23. Dezember Paynesville - Tinamba - 91 km - 280 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Kilometer 71,5. Es ist gerade mal 10.30 Uhr als wir in Stratford nach einem Cafe Ausschau halten. Nicht schlecht. Seit dreieinhalb Stunden treten wir unablässig in die Pedale. Wir haben beide Kraft. Zudem hat die Landschaft um uns herum nicht viel zu bieten. Wir rollen auf einsamen StraĂ&#x;en durch endloses Weideland abwechselnd an Schafherden oder an Rinderherden vorbei. Die Gippslands sind das Zentrum der Milchwirtschaft und so reiht sich eine Farm an die andere. Stratford ist nach 70 Kilometern die erste Ortschaft, die wir erreichen. Wir stoppen in der urigen Bakery und genieĂ&#x;en einen Muffin und den Cappuccino. Wir haben nur noch gut 20 Kilometer auf einem verkehrsfreien Railtrail bis zum Tagesziel. Das sollte bis zum Mittagessen zu schaffen sein. Wir rufen im Tinamba Hotel an und reservieren einen Tisch fĂźr 12.30 Uhr. Sicher ist sicher. Kurz vor 12 Uhr ist unsere Tagesetappe geschafft. Zum GlĂźck. Die Temperaturen haben deutlich angezogen. Der kĂźhlste Platz ist auf dem Fahrrad und dank Fahrtwind haben die Fliegen keine Chance.
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Das Tinamba Hotel und das angegliederte Happy Days begeistern uns auf Anhieb. Uriger haben wir selten gewohnt. Die Herberge gleicht einer großen Scheune, von der die einzelnen Zimmer abgehen. Die zentrale Halle ist riesig und angenehm kühl. Neben einigen Möbeln und dem Billiardtisch, prägt ein großer IndoorPool den Raum. Der Besitzer erklärt uns, dass dies früher das Haus der Familie war. Doch jetzt sind die Kinder aus dem Haus, der benachbarte Pub verkauft und die Zimmer werden vermietet. Wir duschen und gehen zum Mittagessen. Wieder eine Überraschung. Das Tinamba Hotel entpuppt sich als "die" Fine Dining Adresse der Region. Jeder Tisch ist jetzt vor Weihnachten belegt. Zum Glück haben wir angerufen. Wir genießen den Lunch und freuen uns schon auf das Abendessen dort. Den Nachmittag verbringen wir mit Faulenzen und Lesen. Das Haus bietet viele ganz unterschiedliche Plätze. Wir entscheiden uns für den großen, schattigen Pavillion im Garten.
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24. Dezember Tinamba - Traralgadon - 51km - 160 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Der Wetterbericht hat fĂźr heute 35 Grad angesagt. Obwohl wir heute eine eher kurze Etappe vor uns haben, beschlieĂ&#x;en wir frĂźh zu starten. Zunächst kĂśnnen wir uns jedoch in der KĂźche noch ein perfektes FrĂźhstĂźck zaubern. Das Happy Days Motel ist wirklich top. Um 7 Uhr rollen wir vom Hof. Nach 200 Metern beginnt der Railtrail nach Traralgadon. Von Verkehr bleiben wir heute gänzlich verschont. Ein paar kreischende Kakadus begleiten uns, zudem hoppeln jede Menge Hasen vor uns her. So ein Railtrail ist mit einer StraĂ&#x;e nicht zu vergleichen. Wir rollen quasi mitten durch die Natur. Wieder kommen Ein Reisebericht , Seite 64
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wir auf dem feinen Schotter gut voran. Die Railtrails von Victoria sind top in Schuss. In Heyfield passieren wir das größte Sägewerk der südlichen Hemisphäre. Im Ort selbst hat aber nicht einmal ein Cafe geöffnet. So treten wir weiter bis zum nächsten Nest mit dem klangvollen Namen Toongabbie. Der Generalstore nennt sich Railtrail Store und natürlich gibt es dort frischen Kaffee. Die Temperaturen draußen sind bereits so hoch, dass wir es vorziehen im Inneren zu bleiben. Zum Glück herrscht auf dem Rad ein angenehmer Fahrtwind und auch die Fliegen bleiben gnädig. Die letzten Kilometer zum Tagesziel sind schnell geschafft. Um 11 Uhr rollen wir in den Hof der Strzelecki Motor Lodge. Die Putzfrau ist so nett und gibt uns gleich einen Schlüssel. Eine etwas ungewöhnliche Herberge für Heiligabend, aber alles ist sauber und ordentlich. Uns ist zu heiß, um die paar Meter in die Innenstadt zu laufen und so cruisen wir mit den Rädern durch den Ort. Unsere Recherchen ergeben, dass wir zumindest in drei
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Lokalen heute Abend etwas zu essen bekommen. Im Pub, beim Japaner und beim Thailänder - die Auswahl ist quasi riesig. Wir erstehen Proviant (drei Bananen und drei Muffins) und Wasser ( 9 Liter) für Morgen. Es geht über eine Bergkette zum Meer. Erst nach 70 Kilometer gibt es eine erste Ortschaft. Wieder sind 35 Grad und Gewitter angesagt. Wir werden sehen. Jetzt freuen wir uns erst einmal auf den Heilig Abend in Traralgadon - ein Ort, der hier in Australien in erster Linie für seine drei riesigen Kohlekraftwerke bekannt ist, deren Kühltürme hoch in den Himmel ragen. PS: Heute haben wir die 1000 Kilometer Marke geknackt!
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25. Dezember Traralgon - Port Albert - 81 km - 860 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Wer hätte das gedacht. Der Tag entwickelt sich zum mehrfachen Weihnachtsgeschenk. Schon der gestrige Abend in einer kleinen Musikbar mit anschlieĂ&#x;endem Dinner beim Japaner war mehr als nett. Angesichts der angekĂźndigten Temperaturen reisst uns der Wecker um 5.30 Uhr aus dem Schlaf. Wir kochen uns einen Tee im Zimmer und verspeisen Bananen und Muffins. Wir brauchen heute Kraft. Um 6.15 Uhr rollen wir aus dem Motel. Wie erwartet, ist dank des 1. Weihnachtsfeiertages selbst auf der HauptstraĂ&#x;e kein Schwein unterwegs. Auch die dicke AusfallstraĂ&#x;e von Traralgon an den Kraftwerken vorbei in Richtung Tarra Bulga Nationalpark ist komplett verwaist. Dann biegen wir nach 15 Kilometern ohnehin auf die
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einsame Passstraße ab. Wir entscheiden uns für die steilere Variante, die Red Hill Road. Die Steigung ist teilweise grenzwertig. Wir brauchen die gesamte Straßenbreite, um unsere Fahrräder nach oben zu wuchten. Doch wir werden dafür mit Null (!) Verkehr belohnt. Noch herrscht herrliche Kühle im Anstieg. Wir sind froh, dass wir unsere ursprünglichen Pläne, oben im Park zu übernachten, nicht realisieren konnten. Zwar ist das Tarra Bulga Guesthouse ein echter Tipp, aber den Anstieg hätten wir gestern am Nachmittag in der Hitze wohl kaum mehr geschafft. Berge lassen sich in Australiens Sommer für uns nur am Morgen meistern. So aber genießen wir den Ausblick über die
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Ebene. Die Landschaft selbst erinnert mich ein wenig an die hohe Rhön. Sanfte Bergkuppen, die oben teils Weideflächen sind. Die Landschaft wechselt jedoch radikal, als wir die Grenze zum Nationalpark überschreiten. Plötzlich sind wir mitten im Regenwald. Haushoch ragen Farne unter den noch mächtigeren Königseukalyptus in den Himmel. Die Straße wird einspurig und ganz schmal. Nach drei Stunden haben wir den Anstieg geschafft. Und dann beginnt eine der schönsten Abfahrten unseres bisherigen Radlerlebens. Wir fühlen uns wie im Film Avatar. Die Straße ist schmal und zugewuchert, große Fahrzeuge sind darauf gar nicht zugelassen. Doch heute gibt es eh keinen Verkehr. Immer wieder bleiben wir stehen, machen Fotos und staunen über die Natur. Zudem ist es herrlich kühl hier oben. In der Abfahrt kommen wir am Tarra River Trailhead vorbei. Wir parken die Räder und wagen einen kleinen Walk. Schöner kann ein Weihnachtsspaziergang kaum sein. Wir sind begeistert.
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Sanft schwingt sich die Straße im tiefen Schatten weiter Richtung Meer. Es könnte ewig so dahingehen. Doch an der Nationalparkgrenze ist es mit dem Regenwald schlagartig vorbei. Große Weiden bestimmen die letzten 20 Kilometer vor der Mittagspause. Entgegen der Ankündigung unserer Gastgeberin hat der Supermarkt in Yarram doch geöffnet. Wir erstehen ein paar Kleinigkeiten für den Abend. In Yarram beginnt zudem ein weiterer Railtrail, der uns bis vor die Tür des Dorfgasthauses in Alberton führt. Dort ist ein Platz für uns zum Mittagslunch reserviert. Unsere Gastgeberin hatte das empfohlen und erledigt, denn in Port Albert sei heute alles geschlossen. Im Pub werden wir schon freudig erwartet. Ah, die Biker sind da. Wir werden ins Nebenzimmer gesetzt, denn der eigentliche Gastraum ist bis auf den letzten Platz besetzt. Ein großes Tischschild "Merry Christmas Tom und Kerstin" heißt uns willkommen. Wir nehmen Platz und schon steht eine große Schüssel mit riesigen Tiger Prawns auf Eis vor uns. Zudem gibt es verschiedene Braten und eine killer Nachspeise: Pavlowa angeblich in Melbourne erfunden. Erstmals genehmigen wir uns zum Mittagessen ein kleines Bier - schließlich ist Weihnachten.
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Vom Pub rollen wir glücklicherweise nur 6 Kilometer zum Ziel. Auch Port Albert begeistert uns auf Anhieb. Der Ort sieht beinahe ein wenig aus wie eine Spielzeugstadt. Eine Reihe von historischen Gebäuden zeugt von einer großen Vergangenheit. Hier war ab 1840 eine Anlegestelle für Schiffe direkt aus Übersee. Sie brachten Menschen und Waren für die Goldfelder im Hinterland. Zudem wurde von hier aus das Gold zurück nach England verschifft. Heute ist in Port Albert eher der Hund begraben. Wir genießen die Atmosphäre. Zudem erweist sich unser Bed and Breakfast als der absolute Hit. Wir haben ein herrliches Zimmer mit Rundumblick direkt in der ersten Reihe quasi auf historischem Grund. Unsere Gastgeberin lädt uns zudem heute Abend zum Essen bei sich ein - es hat ja nichts geöffnet. Wir genießen den Komfort und die kühle Brise am Nachmittag. So haben wir uns Urlaub vorgestellt.
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26. Dezember Port Albert - Ruhetag Wir genießen unser herrlich luftiges Zimmer. Ab 8 Uhr ist Frühstück gerichtet und wir erfahren von Susan ihre ganze Lebensgeschichte. Seit 11 Jahren erweitert Sie Stück für Stück ihr Anwesen mit Passion. Das Rondondo ist wirklich ein Kleinod. Danach schlendern wir durch den Ort und an der Küste entlang und mittags gibt es "Victorias Best Fish and Chips" direkt von der Jetty. Wir können dem nur beipflichten. Herrlich so ein Ruhetag mit Blick aufs Meer. Abends haben wir im Restaurant "Wildfish" einen Tisch gebucht. Wir freuen uns schon auf frische Austern. Morgen wollen wir wieder früh raus. Um den Verkehr auf der Küstenstraße zu vermeiden, habe ich eine Strecke durchs Hinterland geplant. Laut Google ist diese aber nicht komplett asphaltiert. Wir werden sehen, wie sich unsere Räder auf einer Gravelroad schlagen.
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27. Dezember Port Albert - Fish Creek - 67 km - 280 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Schon gestern Nachmittag hat das Wetter umgeschlagen. Dicke Regentropfen trommeln immer wieder auf unser Dach. Zudem tost ein starker Wind um unser kleines Strandhaus. Da hat der Aufbruch keine Eile. Trotzdem wachen wir natĂźrlich um 6 Uhr auf und rollen um 7 Uhr aus dem Hoftor. GlĂźcklicherweise haben wir starken RĂźckenwind. Die Räder sausen nur so vor zur KĂźstenstraĂ&#x;e. Nachdem uns auf den ersten zehn Kilometern nicht ein einziges Auto Ăźberholt, beschlieĂ&#x;en wir, nicht ins Backcountry abzubiegen, sondern auf dem KĂźstenhighway zu bleiben. Dank RĂźckenwind schaffen wir einen 22er Schnitt und sind eine Stunde später bereits in Welshpool. Es haben uns vielleicht fĂźnf Autos Ăźberholt. Bei der Suche nach einem Cafe werden wir in einem TrĂśdlerladen fĂźndig. Ein Deutscher und eine Dänin managen den Laden. Es gibt deutsche WĂźrste und dänische Pastries. Wir begnĂźgen uns mit Kaffee und einem netten Plausch. Dann rollen wir weiter.
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In Welshpool beginnt der Great Southern Railtrail. Für uns heißt das bis zum Rest des Tages keinerlei Verkehr! Eine knappe Stunde später erreichen wir Foster. Ein wirklich nettes Städtchen. Hier ist regelrecht die Hölle los. Man merkt die Nähe zu Wilsons Prom, angeblich Victorias schönster Nationalpark mit vielen Campgrounds und Wandermöglichkeiten. Für uns als Radfahrer daher eher weniger geeignet. Das Städtchen finden wir jedoch auf Anhieb toll. Wir bleiben länger in einer asiatisch geführten Bäckerei sitzen und bestaunen das Treiben. Es gibt auch schlanke Australier, stellen wir fest. Dann rollen wir weiter auf Victorias Luxus Radweg zu unserem Zielort Fish Creek. Schon in der Stadt und auch auf dem Trail begegnen uns immer wieder Radler. Der Great Southern Railtrail ist bei Einheimischen und Urlaubern beliebt. Auch in Fish Creek sehen wir erstmals seit langem wieder Reiseradler. Fish Creek selbst ist ein uriger Ort mit Cafes und einer Reihe von Art Galleries. Auch unser Hotel wirkt wie aus dem Museum. Wir beziehen ein antikes Zimmer im ersten Stock. 8 Räume müssen sich hier ein noch antikeres Bad teilen. Unsere einfachste Unterkunft bisher. Aber das Zimmer ist sauber und ordentlich. Zudem bekommen wir hier heute Abend zu Essen. Was will man mehr?
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28. Dezember Fish Creek - Inverloch - 60km - 280 HĂśhenmeter Verkehr: đ&#x;˜€ đ&#x;˜„ Landschaft đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ đ&#x;˜„ Leider behält das trĂźbe Wetter zunächst die Oberhand. Ăœber Nacht hat es immer wieder geregnet und heute frĂźh blicken wir in ein grau in grau. Zudem drĂźckt am Morgen schon eine schwĂźle Hitze auf den Kreislauf und die Stimmung. Der Wetterbericht verheisst fĂźr die nächsten Tage nicht viel Gutes, eher wolkig, regnerisch und die Temperaturen sollen wieder auf 20 Grad fallen. Schade, dass hatten wir uns fĂźr unsere KĂźstenetappen anders erhofft. Aber da mĂźssen wir durch. Zum GlĂźck beginnt der Tag wieder auf einem Railtrail. Der 72 km lange Abschnitt zwischen Welshpool und Leongatha dĂźrfte der am besten gepflegte Railtrail Victorias sein. Obwohl nur geschottert,
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sausen die Räder dahin wie auf bestem Asphalt. Zudem ist die Strecke immer schön schattig. Aber irgendwie bläst heute ein heißer Wüstenwind. Bei rund 35 Grad schwüler Außentemperatur laufen wir in Venus Bay ein. Wir haben uns für den Abstecher zum Strand entschieden, um nicht zu früh in Inverloch zu sein. Eine gute Wahl. Surf Beach 1 reicht schon bis zum Horizont. Leider spielt das Wetter nicht mit und so verzichten wir auf einen Sprung in die Wellen. Ein Cappuccino und wir kurbeln weiter. Die nächsten 16 Kilometer bis Inverloch erleben wir als die frequentierteste Straße bisher. Zwar gibt es meist einen Seitenstreifen, doch wir sind mehr als froh, als wir kurz vor 12 die Ortsgrenze von Inverloch erreichen. Ein Urlaubsort wie aus dem Bilderbuch. Alles ist voller Menschen. Wir lunchen in einem Cafe und steuern unser Airbnb Quartier an. Einen Kilometer rollen wir an Luxusimmobilien vorbei. Die Australier haben sich hier wahre Glaspaläste gebaut. Das Haus von Janet Haus liegt eine Straße hinter der Waterfront und ist ebenfalls supermodern. Wir bewohnen eine abgeschlossene Einliegerwohnung mit Terrasse, Luxusbad, Küche mit Waschmaschine und exklusivem unter Dach Parkplatz für unsere Räder. Mehr geht nicht. Zum sind es nur wenige Schritte bis zum SurfBeach. Abends haben wir bereits beim Japaner reserviert. Nach dem Dinner genießen wir den Sonnenuntergang am endlosen Sandstrand bei immer noch gut 30 Grad. Kerstin kann erstmals ihre kurzen Kleider anziehen. Fängt jetzt der Urlaub an?
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29. Dezember Inverloch - Strandtag Wieder ziehen in der Nacht dicke Regenschauer über unser Apartment, aber es bleibt warm. So gucken wir etwas skeptisch am Morgen gen Himmel. Doch es sieht besser aus als gedacht. So brechen wir zu einem dreistündigen Strandspaziergang auf. Am Beach ist regelrecht die Hölle los. Ganz Australien hat sich hier versammelt. Wie uns Janet später berichtet, dauert der Spuk nur zwei Wochen im Jahr, dann kehrt wieder Ruhe in den Strandort ein. Zudem sei das Wetter absolut ungewöhnlich. "Normalerweise weht hier immer eine erfrischende Brise." Wir wollen es gerne glauben. Der nächste heftige Regenschauer erwischt uns glücklicherweise erst beim Lunch. Erstmals sind wir zudem ohne Internetanschluss. So muss die Aktualisierung Ein Reisebericht , Seite 78
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des Online Tagebuchs warten. Inverloch - so konstatieren wir trotz des bescheidenen Wetters - ist für uns der bislang wohl schönste Ort der Reise. So ein riesiger Strand ist einfach nicht zu schlagen. Abends tobt dann wieder eine Gewitterfront über uns. Doch rechtzeitig zum Dinner wird es trocken. Wir haben im Pub reserviert. Es gibt Austern und Fisch. Yummie.
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30. Dezember Inverloch - Caves/Phillip Island - 71 km - 480 Höhenmeter
Angesichts des trüben Wetterberichts lassen wir es ruhig angehen. Doch der Tag entwickelt sich besser als erwartet. Die Küstenstraße nach Cape Paterson - a awesome ride - teilen wir nur mit gut 50 Rennradfahrern, die hier ihre Trainingsrunden absolvieren. Autos sind am frühen Morgen so gut wie keine unterwegs. Die Steilküste ist imposant und so bleiben wir immer wieder stehen. Im nächsten Ort Wonthaggi entdeckt Kerstin ein Top Cafe. Wir genießen unseren Cappuccino doppelt, denn ab hier beginnt der Radweg bis zu unserem Tagesziel. Zunächst als stillgelegte Bahnstrecke, die hier teils traumhaft durch Weideland und direkt an der Küste geführt wurde. Sogar die alten Brücken sind noch erhalten. Wie wir im Visitor Center von Phillip Island erfahren ist das Verbindungsstück auf die Insel gerade mal zwei Monate alt. Quasi absolvierten wir die Jungfernfahrt Ein Reisebericht , Seite 80
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für Reiseradler. Wir folgen zudem einem Tipp und steuern zum Lunch Churchill Island an. Eine Insel vor der Insel. Danach steuern wir im Zickzack auf Radwegen über die Insel. Hier ist wirklich die Hölle los. Wir sind froh, nicht auf die Straße zu müssen. Unser Quartier erweist sich des Geburtstags würdig. Unser Castle by the sea liegt auf einem alten Grundstück mit dichtem Baumbestand nur einen Steinwurf vom Zentrum entfernt. Sehr schön.
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31. Dezember Sorrento - Ruhetag Jetzt endlich ist wirklich die Hölle los. Sorrento platzt vor Urlaubern aus allen Nähten. Jedes Lokal ist überfüllt, überall herrscht Partystimmung. Für uns eine willkommene Abwechslung nach vier Wochen auf dem tiefsten Land. Zudem ist das Wetter besser als vorhergesagt. Es gibt immer wieder sonnige Abschnitte. So cruisen wir mit den Rädern am Beach entlang und genießen das Sommerleben. Abends essen wir hervorragend im Restaurant Sherwoods. Ein schönes 2016 geht für uns sehr schön zu Ende.
1. Januar 2017 Philipp Island - Sorrento - 68 km - 860 Höhenmeter
Wie angekündigt ist der Himmel grau verhangen, als wir um 9 Uhr zur Fähre rollen. Dort gibt es erstmal eine positive Überraschung. Allen Early Birds wird heute die Passage erlassen. Wir zahlen nur für die Räder vier Dollar. Das wars. Gegen 10 legen wir auf der Mornington Peninsula an. Alles ist verschlafen. Trotzdem freuen wir uns über die ersten 17 Kilometer Radweg auf unserer Tagesstrecke. Ab Balnarring ist jedoch mit dem Radweg Schluss und wir müssen auf die Küstenstraße. Wegen des Ein Reisebericht , Seite 83
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schlechten Wetters hatten wohl alle anderen Urlauber die gleiche Idee. Zum Glück verkehren keine Laster und die Autos fahren alle rücksichtsvoll. Zudem erweist sich die Strecke als kraftraubender als gedacht. Immer wieder müssen wir hügelauf, hügelab. So sind wir erst gegen 12.30 Uhr im Küstenort Flinders. Von hier wurde bereits gegen 1890 das erste Telegraphenkabel hinüber nach Tasmanien im Meer verlegt. Damals sicher eine tolle Leistung. Zudem haben wir dort bei den Restaurants die Wahl. Wir entscheiden uns für ein Organic Cafe. Wir stärken uns mit pochiertem Ei auf Toast und einem leckeren Geflügelsalat. Die Stärkung war auch bitter nötig. Denn erst danach zeigt die Küstenstraße ihren wahren Charakter. Immer wieder geht es steil bergauf und steil bergab. Wenn wir das gewußt hätten, wären wir wohl besser bei Marricks auf den Red Hill Trail abgebogen und uns durchs Inselinnere zum Ziel durchgeschlagen. So aber kommen wir bei 18 Grad und Drizzelregen sogar ordentlich ins Schwitzen. Punktgenau lotst uns das GPS wieder zu unserem Airbnb. Das Zimmer bei Mitzi ist großzügig, hell und freundlich. Hier können wir es gut 3 Nächte aushalten. Abends genießen wir das Urlaubstreiben in der Stadt und essen beim Italiener Lasagne und Ravioli.
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2. Januar Sorrento - Kap Nepean - Sorrento - 27 km - 360 Höhenmeter
Leider ist der Himmel wieder grau in grau. Zudem sind die Temperaturen noch weiter gefallen. So heizen wir zum Frühstück unser Zimmer. Wer hätte das bei unserer Abreise in München gedacht. Fließpulli statt Badehose. Statt Beachlife treten wir deshalb wieder in die Pedale. Der Nationalpark am Kap Nepean ist unser Ziel. Ein lohnenswerter Ausflug. Wir bedauern nur das Wetter. Absolut kein Fotolicht. Dafür gibt es Fish and Chips und salted Calamari im überfüllten Pub. Nachmittags ist Radpflege angesagt. Das salzhaltige Ein Reisebericht , Seite 85
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Wasser in der Luft setzt den Rädern zu. Abends haben wir in einem Fischlokal reserviert. Wir freuen uns. Ăœbermorgen soll in Victoria der Sommer beginnen.
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Tom und Kerstin Dezember 2016
3. Januar Sorrento - Beach- und Wandertag
Das Essen gestern abend war so sensationell, dass wir gleich heute wieder im Cakes and Ale reserviert haben. Wir schalten wieder die Heizung ein. Der Morgen ist grau in grau. So starten wir zum Strandspaziergang. Doch das Wetter bessert sich von Minute zu Minute und der Spaziergang wird zur Wucht. Ein toller Küstenwanderweg zieht sich hier an der Steilküste entlang. Wir nehmen jeden Pfad mit und landen schließlich zum Cappuccino im Sorrento Beach Club. Dort kommen wir wieder mit Australiern ins Gespräch. Die Herrschaften notieren ihre Handynummer - falls wir in Melbourne in Schwierigkeiten geraten. Wirklich nett. Am Nachmittag lädt uns Mitzi in den Yachtclub ein. Wir müssen eine Membercard Ein Reisebericht , Seite 87
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ausfüllen und dürfen dann auf die Sommerterrasse. Ein cooler Platz. Dann setzt uns unsere Gastgeberin im Zentrum ab. Wir haben nochmal im Cakes und Ale reserviert. Wir sind wieder begeistert und latschen heim. Sicherlich haben wir heute 15 Kilometer zu Fuß zurückgelegt.
4. Januar Sorrento - Melbourne - 106 Km - 480 Höhenmeter
Etwas wehmütig verlassen wir um 7.15 Uhr unser nettes Airbnb. Wir starten zur letzten Etappe. Wir sind gespannt auf die Strecke. Im Vorfeld war es nicht einfach aus dem Wust der GPS Tracks einen Ein Reisebericht , Seite 88
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"schönen" herauszufischen. Im wesentlichen folgen wir deshalb der Küstenlinie und hoffen auf wenig Verkehr. Die Hoffnung wird weitgehend erfüllt. Zudem sind wir den ganzen Tag auf der Rennradstrecke Nr. 1 von Victoria. Wir haben quasi immer einen Mitstrampler im Blick. Allerdings brausen die meisten an uns einfach vorbei. Trotz Verkehr wird es ein toller Radltag. Glücklicherweise sind wir wieder auf der richtigen Straßenseite unterwegs und so liegt links immer das Meer. Den ganzen Tag über können wir die Großstadt förmlich riechen. Hier lebt Australien ganz anders - modern und voller Menschen. Zum Lunch nach 70 Kilometer entdecken wir ein tolles Cafe. Das Beach Road Cafe bei Mordialoc liegt direkt am Meer und hat beste Sandwiches. Wir genießen die Blick auf das türkisfarbene Wasser. Je näher wir Melbourne kommen umso imposanter werden die Waterfront Villen. Kurz vor St. Kilda erreichen diese ihren Höhepunkt. Ob hier wohl Herr Murdoch wohnt? Der Radweg durch Ein Reisebericht , Seite 89
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die Vororte gleicht einer Autobahn für Radfahrer. Wir sind begeistert. Bis direkt ins Stadtzentrum geht die Radlerspur. Endlich schließt sich der Kreis. Wir sind am Startpunkt unserer Tour angelangt. Wir hätten vor vier Wochen nicht gedacht, dass sich Victoria so toll für einen Radurlaub eignet. Wirklich ein tolles Radlerland.
ENDE
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Highlights Victoria Den besten Cappuccino genossen wir bei den Coffee Merchants in Mainsfield. Eine kleine Rösterei im Nirgendwo. Der beste Apfel-Zimt Muffin wurde uns im Café Chakra in Myrtleford serviert. Dazu Cappuccino aus eigener Röstung. Als nettestes Bed and Breakfast mit super Frühstück erlebten wir das Buttercup Hill in Warburton. Eine junge Dänin sorgt hier für eine besondere Atmosphäre. Urigste Unterkunft war das Happy Days in Tinamba. Wohnen bei Australiern mit einem Fine Dining Restaurant gleich nebenan. Größte Überraschung war die frische Eisschicht auf allen Dächern in Hotham. Damit hatten wir im australischen Sommer wirklich nicht gerechnet. Schickste Unterkunft war das Captains Cove in Paynesville. Wohnen in der Villa mit eigenem Yachtanleger vor der Tür. Ein tolles Airbnb genossen wir bei Peter und Julie in Wangaratta. Ein großes, hohes Apartment im Anbau mit allen Annehmlichkeiten und tollen Gesprächen. Die schönste Abfahrt erlebten wir im Tarra Bulga Nationalpark. Eine kleine Straße windet sich sanft bergab durch eines der größten Regenwaldgebiete Australiens. Ein Erlebnis wie aus dem Film Avatar. Der längste Anstieg führte uns über die höchstgelegene Straße von Australien auf den Mount Hotham. 1600 Höhenmeter durch eine einzigartige Landschaft.
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Authentisch japanische Küche genossen wir überraschend in der Kohlestadt Traralgon. Das Red Dot Restaurant wird liebevoll von einem jungen japanischen Paar geführt, das Melbourne den Rücken gedreht hat. Eine riesen Überraschung war der von unserer Gastgeberin Susan gebuchte Weihnachtslunch im Dorfgasthaus von Alberton. Nach knapp 900 Höhenmetern und 70 Kilometern öffneten wir verschwitzt die Tür und wurden bereits herzlich und mit Namensschild am Tisch empfangen. Eher durch Zufall betraten wir die Gin-Brennerei Four Pillars in Healesville. Wir haben dort viel über das Modegetränk gelernt. Es hatte zudem das originellste Wifi-Passwort: drinkgin Als gemütlichstes Quartier empfanden wir unser Appartement beim General in Mount Hotham. Ein offener Gaskamin, Panoramafenster und bestes Pubfood ließen uns selbst Nachttemperaturen unter Null Grad als angenehm empfinden. Heißeste und langweiligste Etappe waren die 90 Kilometer von Paynesville nach Tinamba. Hügel und Weideland bei 35 Grad. Als echter Tip erwies sich die "hidden secrets" Tour durch Melbourne. Eine junge Australierin weihte uns mit viel Herzblut in ihre ganz persönlichen Stadtgeheimnisse ein. Als nettesten Strandort wie aus dem Bilderbuch erlebten wir Port Albert. Das Seaview-Zimmer im Bed and Breakfast Rotondo war ebenfalls der Hit. Unseren mit Abstand schönsten Strandspaziergang erlebten wir in Inverloch. Sand soweit das Auge reicht. Zudem insgesamt der coolste Küstenort. Als schönsten Küstenweg erlebten wir die 70 km Etappe von Inverloch nach Philipp Island. Dank Railtrail und frisch gebautem Inselradweg völlig ohne Verkehr, aber immer mit spektakulären Blicken. Toll!
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