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Š Stephen Pond | Getty Images for challenge triathlon

Sportlich die Welt entdecken!


Innovation aus Japan für Triathleten aus aller Welt

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Yoku Irasshaimashita

Herzlich willkommen 2015 traf die tritime-Redaktion die Entscheidung, abseits der ausgetretenen und bekannten Reiserouten zu der Ironman World Championship nach Hawaii zu reisen. Statt Chicago und San Francisco waren auf dem Flugticket Tokyo und Honolulu als Zwischenstopps vermerkt. Nach getaner Arbeit und Jan Frodenos erstem Hawaii-Sieg verbrachten wir auf der Rückreise zwei Tage in der 9-Millionen-Megacity. Dass die Japaner sehr freundlich und zuvorkommend sind, stellten wir bereits an Bord der japanischen Fluglinie All Nippon Airways fest. Diese positive Erfahrung setzte sich nach unserer Ankunft in Tokyo-­ Narita fort: Einreiseformalitäten, Zollkontrolle, Kauf des Bustickets zur Tokyo Railway Station, all das funktionierte perfekt, ohne Sprachbarrieren oder Leseprobleme. Alle wichtigen Hinweisschilder waren zweisprachig und somit auch für uns lesbar! Und da wir keinen einzigen Yen in der Tasche hatten und die Schlange am Devisenschalter viel zu lang war, bezahlten wir Bus und Taxi problemlos mit der Kreditkarte. Um aber tatsächlich auch japanisches Geld in den Händen halten zu dürfen, bedurfte es dann doch etwas Ausdauer und Glück. Alle Banken hatten bereits geschlossen, und die Geldautomaten in den Eingangsbereichen akzeptierten weder Kreditkarte noch Maestro. Glücklicherweise fanden wir im 7-Eleven-Shop ein Hinweisschild auf einen ATM, der unsere Karten annahm. Dabei wurde interessanterweise jede Eingabe nicht mit einem dumpfen Ton, sondern mit einer verspielten Melodie begleitet. Und Musik gab es sprichwörtlich an jeder Straßenecke, beispielsweise „in“ den Fußgängerampeln, bei denen niemand bei Rot die Straße kreuzte. Interessanterweise waren zur Rush-Hour die Bürgersteige und die Straßen nicht so vollgestopft, wie wir es erwartet hatten. Kein Stau, kein Gehupe, alle Verkehrsteilnehmer inklusive Radfahrer und Fußgänger hielten sich an die Regeln. Vorbildlich. Einen Menschenauflauf gab es lediglich an der weltberühmten Kreuzung im Vergnügungsviertel Shibuya, als die wartenden Menschen wie auf Knopfdruck losliefen und bei Grün aus allen Richtungen in alle Richtungen über die Straße eilten und sich ganz bewusst ins Gedrängel stürzten. Dass wir ab und an wegen der japanischen Schrift und der fehlenden europäischen Schriftzeichen auch ziemlich „lost“ waren, brachte mitunter eine gewisse Situationskomik mit sich, die in Worten nicht auszudrücken ist. Glücklicherweise wurden mit einem Lächeln, einer kleinen Verbeugung und einer kreativen Gebärdensprache nahezu sämtliche Verständigungsprobleme gelöst. Japan bietet 1.000 und einen Grund, das Land zu bereisen. Einen davon halten Sie gerade in Ihren Händen, das Land der aufgehenden Sonne sportiv zu erobern.

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Im Land der aufgehenden Sonne! Europäer verbinden mit Japan zumeist eine fremde Kultur, Tokyo, die Ginza, Seide, den Tenno, Geishas, Verbeugen, Kirschblütenfeste, schöne Tempelanlagen, viele v­ iele ­Menschen, Elektronik- und Autoindustrie, den Shinkansen und den Mount Fujiyama, ­Stäbchen, Sushi, Manga, Samurai-Krieger und Sumo-Ringer. Ausdauersportler denken sofort an weltweit operierende Unternehmen wie Shimano und Asics.

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arüber hinaus genießen beispielsweise der Tokyo Marathon und das Rennen der World Triathlon Series in Yokohama weltweit einen hervorragenden Ruf. Auch vor dem Hintergrund der 2020 in Tokyo ausgetragenen Olympischen Spiele bereisten wir Anfang

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Juni den viertgrößten Inselstaat der Welt, um einen persönlichen Eindruck vom Land der aufgehenden Sonne zu erhalten. Doch bevor wir Ihnen die sportliche Seite Japans im Detail vorstellen, unterhielten wir uns mit Bettina Kraemer, PR-Managerin des Frankfurter Büros der Japanischen Fremdenverkehrszentrale.

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Frau Kraemer, ich kenne fast keinen Japan-Reisenden, der nicht begeistert aus dem Land der aufgehenden Sonne heimreiste. Trotzdem ist Japan für viele Europäer ein Buch mit sieben Siegeln. Woran mag das liegen? Noch bis vor ein paar Jahren war Japan einfach ganz weit weg von Deutschland – und das nicht nur geografisch, sondern auch kulturell und gedanklich. Natürlich kannten wir japanische Autos, und Sony und Nintendo hatten schon seit Langem deutsche Wohnzimmer erobert. Aber was Japan sonst noch so ausmacht, davon hatte niemand ein Bild im Kopf. Das hat sich mittlerweile geändert – Japan ist in Deutschland auch kulturell auf dem Vormarsch. Die gesunde japanische Küche, vor allem mit Sushi, hat sich auch bei uns durchgesetzt. Eine ganze Generation ist mit Manga und Anime-Filmen aufgewachsen. Japanische Kunst ist weltweit begehrt und das Design berühmt für seine Schlichtheit und Eleganz – jeder kann da heute Beispiele zitieren. Daher auch die Neugier auf das Land, verbunden mit der Überraschung, dass die Vorstellungen, die man hatte, noch bei Weitem übertroffen werden. Es gibt unglaublich viel zu sehen, das Reisen im Land ist ein Kinderspiel – die öffentlichen Verkehrsmittel sind pünktlich und zuverlässig. Das Essen ist fantastisch, gar nicht so teuer, und umfasst viel mehr als nur rohen Fisch. Und sogar die Verständigung ist erstaunlich einfach. Sicherlich sind Sprache und Schrift fremdartig, aber alles Wichtige ist auf Englisch ausgeschildert. Und fast jeder, der zurückkommt, kann erzählen, wie hilfsbereit die Japaner sind.

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Japan ist bekannt für seine Geschichte, Kultur, seine Mega-Citys und seine Landschaft. Was sollte ein Besucher unbedingt gesehen haben? Für einen Aufenthalt sollte man auf jeden Fall zwei Wochen einplanen. Um einen Eindruck von der Mega-Metropole zwischen Kaiserpalast und Wolkenkratzern zu bekommen, sollte der Reiseplan unbedingt drei bis vier Tage Tokyo beinhalten. Als Kontrast empfehle ich danach einen Abstecher in die Japanischen Alpen oder in den Fuji-Hakone-Nationalpark. Japanische Geschichte und Kultur erfährt man hautnah in den berühmten Tempelanlagen, Gärten und Schreinen der Kaiserstädte ­Kyoto und Nara. Allerdings raten wir jedem Besucher, auch über einen Abstecher jenseits dieser am meisten besuchten Orte nachzudenken. Zum Beispiel auf die Halbinsel Ise-Shima mit dem großen Schrein von Ise und den Ama, den japanischen Perlentaucherinnen. Oder zum Kumano Kodo südlich der Klosterstadt Koyasan mit seinen uralten Pilgerwegen. Kunstinteressierte sollten auch einen Ausflug nach Naoshima einplanen, wo die Benesse Art Site weltberühmte Museen unterhält und alle zwei Jahre ein Kunstfestival stattfindet. Darüber hinaus gehört der Besuch eines Onsen, einer heißen Thermalquelle, zum Pflichtprogramm eines jeden Japanbesuchers. Davon gibt es Zehntausende im Land, überall sprudelt heißes Wasser aus dem Vulkanboden, voller Mineralien und mit garantiert gesundheitsfördernder Wirkung.

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Mit rund 380.000 km2 ist Japan flächenmäßig nur etwas kleiner als Deutschland und die Schweiz zusammengenommen. Welchem Fortbewegungsmittel sollte der Japanreisende vertrauen? Viele Reisende sind vor allem mit der Bahn unterwegs – das Schienennetz ist sehr gut ausgebaut, und es gibt für ausländische Gäste eine Vielzahl von günstigen Pässen, mit denen man ganz Japan oder bestimmte Regionen erkunden kann. Der bekannteste ist der Japan-Rail-Pass – man zahlt einen Preis, und kann dann, je nach gebuchter Variante durch ganz Japan fahren – von Hokkaido im Norden bis Nagasaki im Süden. Daneben gibt es vor allem für junge Leute auch viele Buslinien und Nachtbusstrecken. Damit spart man sich zum Beispiel eine Übernachtung und erreicht sein gewünschtes Ziel am nächsten Morgen. Weil alle Verkehrsmittel so pünktlich und sauber sind und sich Reisende überall sicher fühlen können, reist man ganz entspannt durchs Land, auch mit dem Flugzeug für besonders lange Strecken. Und sollte es unterwegs einmal Verständigungsschwierigkeiten geben oder man hat sich verirrt – kein Problem, häufig hilft es schon, einen ratlosen Eindruck zu machen. Japaner sind sehr freundlich und hilfsbereit. Und diejenigen, die gut Englisch sprechen, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Touristen den Weg zu weisen. Wo wir bei der japanischen Gastfreundlichkeit sind! Die Japaner haben ein eigenes Wort dafür, es heißt Omotenashi. Es beschreibt den Gedanken, dem Gast alle Wünsche von den Augen abzulesen und zu erfüllen, bevor er noch eine Bitte aussprechen kann. Der Gast soll einen wunderbaren Aufenthalt haben, und alle Mitarbeiter und Kollegen tragen dazu bei. Außerdem wird Höflichkeit und Rücksichtnahme in Japan ganz großgeschrieben – niemand schiebt oder drängelt oder beschwert sich lautstark. An den meist hoch frequentierten Bahnhöfen kann man

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das sehr schön beobachten. Züge halten grundsätzlich genau dort, wo auf dem Bahnsteig die entsprechenden Zugabteile eingezeichnet sind. Es gibt keine umgekehrte Wagenreihung – niemals. Wenn mehrere Leute in dasselbe Abteil einsteigen, dann bildet man eine kleine Schlange und lässt den aussteigenden Fahrgästen den Vorrang. Züge sind in Japan auf die Minute pünktlich – immer. Bei einer Verspätung ab 25 Sekunden muss der Zugführer einen Bericht schreiben. Schaffner und Zugmitarbeiter verbeugen sich höflich vor den Zuggästen, und selbstverständlich fährt auch in der 2. Klasse ein Servicewagen mit leckeren Speisen und Getränken durch. Auf dem Gebiet der Kulinarik hat Japan sicherlich mehr als nur Sushi zu bieten. Was sollte sich unser Gaumen definitiv nicht entgehen lassen? Mein uneingeschränkter Rat lautet: alles einmal ausprobieren. Japaner legen größten Wert auf hochwertige Speisen und frische Zutaten, da kann man eigentlich nichts falsch machen. Vieles vom Speiseangebot ist uns auch vertraut. Es gibt wunderbare Teigtaschen, Nudeln und Nudelsuppen in vielen Varianten, Tempura – in Teig gebackene Meeresfrüchte und Gemüse –, Sushi und Sashimi in einer Qualität, die man außerhalb Japans schwerlich finden kann. Und einmal sollte man sich – ungeachtet des stolzen Preises – ein Kaiseki-Menü der kaiserlichen Hofküche gönnen oder eines der vielen Drei-Sterne-Restaurants aufsuchen. Hier bewegt man sich im dreistelligen Bereich, während es die übrigen Speisen schon ab 10–15 Euro gibt, vor allem zur Mittagszeit. Wer schon immer einmal wissen wollte, ob Japaner auch Burger essen, sollte die japanische Kette „Mosburger“ ausprobieren. Auch den berüchtigten giftigen Kugelfisch kann man bedenkenlos essen – allerdings nur in einem Spezialitäten-Restaurant. Triathleten sind ein sehr anspruchsvolles Publikum: verkehrsarme und gut asphaltierte Straßen sowie schöne

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Laufstrecken entlang der Küste oder im Gelände. Kann Japan all diese Bedürfnisse erfüllen? Ähnlich wie in Deutschland passen die Ausdauersportler in Japan ihr Training den örtlich unterschiedlichen Gegebenheiten an. Allerdings wird der typische Triathlet ein zwei- oder dreiwöchiges Trainingslager nicht unbedingt in einem so weit entfernt liegenden Land abhalten, in dem die Sportler gerade im Winter und Frühjahr ähnliche klimatische Bedingungen vorfinden wie in Deutschland. Stattdessen können Ausdauersportler, unabhängig davon, ob sie an einem Wettkampf teilnehmen oder nicht, das Land auf eigene Faust erkunden. Die bereits angesprochene gute Infrastruktur ermöglicht es beispielsweise binnen zwei Stunden von Tokyo zum Mt. Fuji zu fahren. Dort gibt es nahezu unendlich viele Möglichkeiten, die schöne Landschaft zu erkunden, egal, ob auf einsamen Trails beim Laufen oder mit dem Rennrad rund um das Seengebiet beziehungsweise hinauf zur 5. Station des Mt. Fuji auf 2.300 Metern Höhe. Aber auch die Städte bieten mit ihren schönen Parkanlagen unzählige Möglichkeiten des urbanen Laufvergnügens. Wann ist die ideale Reisezeit? Die bei deutschen Gästen beliebtesten Jahreszeiten sind Frühjahr und Herbst. Das Wetter ist mild, und die Temperaturen sind angenehm. Zudem kann man Ende März die Kirschblüte zwischen Kyoto und Tokyo bewundern. Hier sollte man jedoch sehr frühzeitig reservieren – das ist die beliebteste Reisezeit, und Hotels sind schnell ausgebucht. Im Herbst färben sich Japans Wälder bunt bis spät in den November hinein, bei freundlichen 15–18 Grad. Der Sommer ist heiß, aber sonnig und gerade im Juli und August werden viele Tempel- und Schrein-Feste, die Matsuris gefeiert, mit großartigen Tänzen und bunten Umzügen in ausgelassener Atmosphäre. Der Winter ist auf der Ostseite von Honshu ganz ähnlich wie in Westdeutschland – es ist trüb, und im Januar fallen ein paar Schneeflocken. Auf der Westseite jedoch, in den Japanischen Alpen und vor allem auf Hokkaido locken Winterparadiese. Durch die Winde aus Sibirien, die sich bei der Reise übers Meer mit Feuchtigkeit aufladen, fallen in jedem Winter in diesen Regionen mehre Meter Schnee. In Hokkaido hat sich für den berühmten Pulverschnee der Begriff Sushi-Powder eingebürgert. Es gibt großartige anspruchsvolle Skigebiete für Könner und Familien und mit allen Annehmlichkeiten. Man muss nicht einmal die eigenen Skier mitbringen – alle Ausrüstung kann man sich problemlos vor Ort leihen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde Japan auch von weniger erfreulichen Ereignissen heimgesucht: Das große Erdbeben von Kobe und die durch einen Tsunami verursachte Atomkatastrophe in Fukushima sind weltweit in Erinnerung geblieben. Ganz zu schweigen von den beiden Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. Wie geht die japanische Bevölkerung damit um?

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Bettina Kraemer PR-Managerin (JNTO Frankfurt)

Das Hightech-Land Japan ist auf Erdbeben sehr gut vorbereitet – Gebäude werden erdbebensicher gebaut, der Shinkansen bremst automatisch ab, sobald eine Erschütterung registriert wird, und jeder Japaner absolviert ab dem Schulkindalter regelmäßig Erdbebendrills, sodass alle wissen, was zu tun ist. Auch auf Tsunamis ist das Land gut vorbereitet – allerdings war der im März 2011 von besonderer Zerstörungswucht mit zehn Meter hohen Flutwellen. Ebenso wie nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg haben Disziplin und Hilfsbereitschaft der Japaner dafür gesorgt, dass der Wiederaufbau schnell in Gang kam. Gesperrt ist heute noch ein kleines Gebiet von etwa 50 km Durchmesser rund um den havarierten Atomreaktor Fukushima Daiichi. Bis dieser zurückgebaut werden kann, werden jedoch noch viele Jahre vergehen. Selbstverständlich überprüfen die japanischen Behörden regelmäßig Luft, Wasser und Lebensmittel auf erhöhte Strahlenwerte. Letzte Frage: Nach Tokyo (1964), Sapporo (1972) und Nagano (1998) finden 2020 in Tokyo zum vierten Mal Olympische Spiele in Japan statt. Welche Bedeutung hat die größte Sportveranstaltung der Welt für das Land und die Bevölkerung? Mit der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Sapporo und Nagano verfügt man in Japan über eine enorme Erfahrung mit großen Sportereignissen. Japan hat es geschafft, alle drei bisherigen Spiele zu einem Erfolg zu machen – für das Land, für die Infrastruktur und vor allem für die Menschen. Das wird den Japanern auch dieses Mal wieder gelingen. Japaner sind großartige Gastgeber, und sie haben alle Mittel, ein solches Großereignis zu stemmen. Schon heute versucht das Olympische Komitee ständig, die Bevölkerung mit einzubeziehen, beispielsweise hat man beim Design der Medaillen die Öffentlichkeit aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Mit Erfolg – die Akzeptanz der Spiele in Japan ist sehr hoch, es herrscht große Vorfreude. Dann hoffen wir, dass viele Triathleten in Zukunft das Land der aufgehenden Sonne sportlich entdecken sowie dem Charme und der Gastfreundschaft der Japaner erliegen.

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Japan sportlich entdecken 3 Kyoto 京都市

5 Hokkaido 北海道

2 Fuji 富士市

1 Tokyo 東京

4 Nagasaki 長崎市

5 Okinawa 沖縄県

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Tokyo

ine Megacity mit aktuell 9,2 Millionen Einwohnern und einer Gesamtfläche von 2.200 km2 sportlich und überwiegend in den Laufschuhen zu entdecken, erscheint zunächst ein ­ wenig größenwahnsinnig, zumal in der Metropolregion Tokyo aktuell 38 Millionen ­Menschen leben. Jedoch stellte sich das Unterfangen mit ein wenig Geschick in der Auswahl der Sehenswürdigkeiten, dem Standort des gebuchten Hotels und der passenden Metro-­Linien, um schnell zum Ausgangspunkt der Entdeckungsläufe zu kommen, dann doch nicht als unmöglich heraus. So viel sei vorweg verraten: Es lohnt sich Tokyo in Laufschuhen zu entdecken. Sehen, riechen, schmecken – man erlebt nicht nur die Umgebung viel intensiver, sondern entdeckt auch etliche kleine Gässchen, Parks, Restaurants und Geschäfte. SHINJUKU – MEIJI JINGU – SHIBUYA – ­SHIMOKITAZAWA Der im Westen Tokyos liegende Bahnhof Shinjuku – mit über drei Millionen Passagieren der verkehrsreichste Knotenpunkt Japans – ist Ausgangspunkt der rund zehn Kilometer langen Besichtigungsstrecke. Nach einem kurzen Abstecher durch die Hochhausschluchten des Kommerz- und Verwaltungsviertels besuchten wir mit dem Kaiserlichen Park eine der bekanntesten Grünanlagen Japans, die nicht nur für ihre Kirschblüte berühmt ist, sondern auch japanische, englische und französische Stilrichtungen harmonisch miteinander vereint. Der nächste Anlaufpunkt war die nahegelegene Meiji-Jingu-Tempelanlage, die in einen schön gestalteten Wald eingebunden ist. Die großen hölzernen Torii-Eingangstore und die unzähligen Sake-Fässer auf dem Weg zum Shinto-Schrein bieten lohnende Fotomotive. Mit etwas Glück kann man in der Anlage auch einer traditionellen Hochzeit beiwohnen. Mit der Ruhe ist es dann allerdings wenige Minuten später vorbei, wenn man sich der wohl berühmtesten Kreuzung der Welt in Shibuya nähert. Insbesondere zur Rush-Hour sieht man dort vor lauter Menschen nicht die nächste Straßenecke, denn im näheren Umkreis befinden sich unzählige Geschäfte, Restaurants, Spielhöllen und Bars, die mit viel Neonwerbung, Marktschreiern und noch lauterer Musik um die Gunst der potenziellen Kunden werben. Ein Schauspiel, das man sich wirklich nicht entgehen lassen sollte. Diejenigen, die abseits des Mainstreams kleine Boutiquen, Cafés, Theater und Geschäfte zum Verweilen und Stöbern suchen, werden im nicht weit entfernten Stadtviertel Shimokitazawa fündig. Die Atmosphäre in den verwinkelten Gässchen könnte entspannter nicht sein. UENO – ASAKUSA – TOKYO SKYTREE Von der Ueno Station ist der gleichnamige Park nur wenige Meter und Treppenstufen entfernt. Der weiträumigen Anlage sind die Kunstgalerie, mehrere Museen und Schreine sowie der Zoo angegliedert. Nach der Umrundung des nahegelegenen Shinobazu-Teichs darf ein Abstecher auf den Straßenmarkt von Ameyoko nicht fehlen. Auch wenn man hier all den Krimskrams findet, den man gar nicht benötigt, ist ein Besuch allein schon wegen des „Aufsaugens“ des geschäftigen Handels lohnenswert. Von Ueno führt die Laufstrecke nach Asakusa. Dort angekommen, fallen einem die an der Water-

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front des Sumidagawa-Flusses gelegenen modernen Gebäude der Stadtverwaltung und der Asahi-Brauerei auf. Allerdings hat sich das Stadtviertel den Charme früherer Zeiten erhalten, was insbesondere auf der Nakamise-Straße festzustellen ist, die schnurstracks zum ältesten Tempel Tokyos führt, dem Sensoji. Von dort muss man nur noch den Fluss überqueren, um wenige Häuserblocks später und nach insgesamt neun Kilometer das Ziel der Laufrunde zu erreichen, den Tokyo Skytree. Der mit 634 Meter Höhe höchste freistehende Rundfunkturm der Welt ist sowohl tagsüber als auch in der Dunkelheit einen Besuch wert, denn dort oben wird einem die „unendliche“ Weite der Megacity erst so richtig bewusst. TOKYO STATION – KAISERPALAST – GINZA – SUKIJI MARKET – ODAIBA Ausgangspunkt der mit vierzehn Kilometer längsten Besichtigungstour ist der zweitgrößte Bahnhof der Stadt, die 1914 eröffnete Tokyo Station. Der rote Ziegelsteinbau im Renaissance-Stil wurde nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert und ist mit seinen prächtigen Kuppeln definitiv einen Besuch wert. Von der Tokyo Station sind es nur wenige Meter bis zu den Kaiserlichen Gärten und der Nijubashi-Brücke vor dem Haupt­ eingang zum Kaiserpalast. Da der Palast selbst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, haben wir uns kurz ins Einkaufsgetümmel der nahegelegenen Einkaufstempel der Marunouchi und Ginza gestürzt, ehe wir dem berühmten Tsukiji-Fischmarkt einen Besuch abstatteten. Von dort sind wir dann immer am Wasser entlang und über die Rainbow Bridge zum Odaiba Seaside Park gelaufen. Die Amüsierzone für Groß und Klein mit angeschlossenen Einkaufsmöglichkeiten wäre eigentlich keine besondere Erwähnung wert, würden nicht im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 2020 auf dieser künstlich angelegten kleinen Halbinsel gleich mehrere Entscheidungen ausgetragen, darunter auch der Triathlon.

Tokyo 2020 Bei einem Treffen mit den Verantwortlichen des „Tokyo Organising Committee of the Olympic and Paralympic Games“ stellte sich heraus, dass die genaue Streckenführung der Triathlonwettbewerbe im Odaiba Marine Park noch nicht final festgelegt wurde. Auch wenn in dem Areal alljährlich die nationalen Triathlon-Meisterschaften ausgetragen werden, hatte es den Anschein, dass die Olympiastrecke im Sommer 2020 eine andere sein wird. Die wohl größte Herausforderung für Organisationskomitee und Stadtverwaltung ist die Sicherstellung einer für Triathleten guten Wasserqualität.

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Mount Fuji

„Wer niemals den Fuji besteigt, ist ein Dummkopf, und wer zweimal hinaufgeht, noch mehr!“ (japanisches Sprichwort)

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er Fuji-san ist mit 3.776 Metern nicht nur der höchste Berg Japans, sondern aufgrund seiner vollendeten Kegelform für viele auch der schönste freistehende Vulkankegel weltweit. Er ist UNESCO-Welterbe, Wahrzeichen Japans und für viele Japaner eigentlich sogar ein Gott. Kein Wunder, dass jeder Japanreisende ihn wenigstens einmal zu Gesicht bekommen möchte. Für unsere sportliche Entdeckungsreise haben wir uns für das Fünf-Seen-Gebiet nördlich des Fuji-san entschieden, das uns sehr an die deutschen Mittelgebirge erinnerte. Das beschauliche Örtchen Kawaguchiko – rund 2,5 Stunden Zugfahrt von Tokyo entfernt – eignet sich mit seinen Sport- und Freizeitmöglichkeiten perfekt als Ausgangspunkt für Radfahrer und Läufer. Verständlich, dass viele Städter – das Rennrad im Gepäck – einen Tagesoder Wochenendausflug nach Kawaguchiko un-

ternehmen, um vom Bahnhof aus den herausfordernden 30 Kilometer langen und mit 1.500 Höhenmetern gespickten Aufstieg zur 2.300 Meter hochgelegenen Mt. Fuji 5th Station in Angriff zu nehmen. Alternativ bieten sich entspanntere Touren auf wenig befahrenen Straßen zwischen Kawaguchi- und Motosu-See an. Läufer können sich entlang der Seen oder auch Off-road auf einsamen Trails, die auch für Mountainbikes geeignet sind, in den dichtbewaldeten schönen Wäldern austoben. Öffentliche Schwimmbäder sind leider Mangelware, weshalb sich ein Sprung in einen der Seen anbietet. Das Highlight ist sicherlich die Besteigung des Fuji-san, ein Pflichtprogramm für jeden Japaner. Allerdings ist die Tour auf den heiligen Berg alles andere als ein Spaßausflug, denn der Höhenunterschied, die Kälte und das eintönige vulkanische Geröll im oberen Abschnitt sind – auch wenn der Ausblick alle Strapazen schnell vergessen lässt – nicht unbedingt ein Genuss. Die Wege sind gut befestigt, und in regelmäßigen Abständen befinden sich Rastplätze und Schutzhütten. Und da die Besteigung des Fuji-san nur von Juli bis Anfang September möglich ist, blieb uns Anfang Juni, abgesehen von einem kurzen Lauf auf dem Yoshida-Trail, dieses Abenteuer verwehrt.

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Kyoto

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is 1868 war Kyoto knapp 1.100 Jahre lang die Hauptstadt Japans und der Sitz der Kaiserfamilien. Die zwischen zahlreichen sanft ansteigenden Hügeln eingebettete Stadt ist reich an kulturellen Schätzen und das Zentrum des traditionellen japanischen Kunsthandwerks. Über das Stadtgebiet verstreut liegen zwei Kaiserpaläste, 1.650 buddhistische Tempel, 400 shintoistische Schreine und eine Vielzahl an stimmungsvollen Parks. FUSHIMI INARI-TAISHA – KIYOMIZU-DERA – ­ PHILIOSOPHER’S PATH – GINKAKU-JI Gleich am ersten Tag stand der mit seinen Hunderten orangefarbenen Schreintoren bekannten Fushimi Inari-Taisha auf dem Programm. Die Torii stehen sehr dicht hintereinander und vermitteln den Eindruck eines nicht enden wollenden Tunnels, in den sich bereits kurz nach der Öffnung der Anlage unendlich viele Menschen drängelten. Nach dem Besuch der farbenfrohen Tempelanlage liefen wir abseits der Hauptstraßen ganz bewusst durch unscheinbare Gässchen in Richtung Kiyomizu-dera, der von seiner schmucken Holzveranda einen schönen Blick auf Kyoto bietet. Abseits des Hauptzugangs zur Tempelanlage entdeckten wir einen perfekt in den Hang integrierten Friedhof mit

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sehenswerten Steingräbern. Um zum Ginkaku-ji-Tempel, dem Silbernen Pavillon mit seiner kunstvollen Gartenanlage, zu kommen, liefen wir unter Kirschbäumen auf dem nicht ganz so einfach zu findenden Philosophenweg, einem rund zwei Kilometer langen Pfad entlang eines Bachlaufs, auf dem im letzten Jahrhundert bekannte Philosophen meditiert haben. Auf der insgesamt rund 13 Kilometer langen Strecke – die Rückfahrt erfolgte mit dem Bus – eröffnen sich rechts und links viele Möglichkeiten, weitere Gartenanlagen und Tempel zu besuchen, wie zum Beispiel den Chion-in mit seiner toll integrierten Steinbrücke. BURG NIJO – KAISERPALAST – KINKAKU-JI Nach dem Silbernen Pavillon war das Ziel des zweiten Tages der vom Bahnhof elf Kilometer entfernt liegende Goldene Pavillon, der Kinkaku-ji. Durch die Verwendung von Goldfolie erhält das von einer Villa in einen Tempel umgewandelte Gebäude einen entsprechenden Glanz. Der von einem schön angelegten Garten umgebene Tempel war aufgrund seiner Bedeutung für die Japaner allerdings hoffnungslos überlaufen. Ganz im Gegensatz zum Alten Kaiserpalast und dem Schloss Nijo. Der Kaiserpalast selbst überraschte durch seine schlichte Einfachheit.

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Nagasaki

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as im Südwesten Japans gelegene Nagasaki wird immer mit dem 09. August 1945, dem Abwurf der zweiten Atombombe auf bewohnte Gebiete, in Verbindung gebracht. Der Besuch des Friedensparks, des nahegelegenen Ground Zero mit den erschreckenden Überresten zerstörter Gebäude und dem Nagasaki Atomic Bomb Museum sind ein absolutes Muss für jeden Besucher. Besonders ergreifend ist ein unscheinbarer Schrein am Rande des Friedensparks, der all den Tausenden von Toten gewidmet ist, die bis heute nicht identifiziert wurden, weil ganze Familien mit einer Entscheidung vernichtet wurden.

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Auf einem kurzen Erkundungslauf durch die im Vergleich zu Tokyo und Kyoto überschaubare Innenstadt darf neben einem kurzen Abstecher nach Chinatown ein Besuch der Dejima und des Parks von Glover Garden nicht fehlen. Während es sich bei der Dejima um einen auf einer kleinen Insel gelegenen Häuserblock handelt, wo im 17. Jahrhundert die Holländer als einzige westliche Ausländer Handel treiben durften, war Glover Garden nach der Öffnung des Landes der bevorzugte Wohnsitz für Händler und Industrielle. Unabhängig von der mit viel Liebe gepflegten Anlage lohnt sich ein Besuch alleine wegen des Blicks auf den natürlichen Hafen und die Stadt. Allerdings ist der Blick vom gegenüberliegenden 333 Meter hohen Mount Inasa-yama um einiges schöner. Anstatt der Seilbahn oder des Stadtbusses bietet sich auch ein vom Bahnhof ausgehender 12,5 Kilometer langer schöner Lauf entlang der Zufahrtsstraße an, die immer wieder für neue Ausblicke sorgte. James BondFans sollten sich einen Ausflug zur 320 Meter langen und 120 Meter breiten Insel Hashima nicht entgehen lassen, denn das mittlerweile unbewohnte Eiland – bis 1974 wurde von dort aus unterseeischer Kohleabbau betrieben – diente in der Folge Skyfall als Inspiration für das Hauptquartier des Bösewichts, gedreht wurde jedoch woanders.

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Okinawa

ie 160 zum Teil sehr kleinen Inseln der südlichsten Präfektur Japans, Okinawa, erstrecken sich zwischen dem Ostchinesischem Meer und dem Pazifischem Ozean über eine Länge von 400 Kilometer von Norden nach Süden und 1.000 Kilometer von Westen nach Osten. Lediglich 49 der zwischen Japan und Taiwan gelegenen Inseln sind bewohnt. Aufgrund ihrer Lage profitierte die Inselgruppe zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert von dem ausgeprägten Handel zwischen Südostasien und China. Noch heute ist die Kultur Okinawas von dieser Ära geprägt. Okinawa, deren bekannteste Inseln Okinawa Honto, Miyako und Yaeyama sind, punktet bei Touristen nicht nur mit traumhaft weißen Sandstränden und einer für Tauchsportler und Schnorchler interessanten Unterwasserwelt, sondern auch mit seinem subtropischen Klima – kein Wunder bei einem Jahresdurchschnitt von 23 Grad Celsius. Besucher von Ishigaki (auf Yaeyama gelegen) beispielsweise können aufgrund geringer atmosphärischer Störungen 82 der 84 Sternenbilder mit dem bloßen Auge erkennen. Triathleten dürfte Ishigaki wiederum ein Begriff sein, schließlich war der Ishigaki Triathlon bis vor wenigen Jahren Teil der ITU-World-Cup-Serie. Die nächste Veranstaltung wird am 15. April 2018 ausgetragen,

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ein ideales Vorbereitungsrennen für den eine Woche später auf der Nachbarinsel Miyako stattfindenden Strongman über drei Kilometer Schwimmen, 155 Kilometer Radfahren und mit einem abschließenden Marathon. Seit seiner Erstaustragung in den Achtzigern durften sich regelmäßig deutsche Triathleten über Podiumsplatzierungen bei diesem ­herausfordernden Event freuen. WINTERSPORT IN DEN JAPANISCHEN ALPEN UND AUF HOKKAIDO Nicht umsonst fanden 1972 und 1998 die Olympischen Winterspiele in Sapporo beziehungsweise Nagano statt. Sowohl Sapporo auf der nördlich gelegenen Insel Hokkaido als auch die Japanischen Alpen der Präfektur Nagano – nur 200 Kilometer von Tokyo entfernt – punkten mit bestem Pulverschnee und lassen die Herzen der Wintersportler höherschlagen. Zwischen Dezember und April können Alpin-, Snowboard- und Langlaufbegeisterte in beiden Skigebieten auf Abfahrtsstrecken und gespurten Loipen aller Schwierigkeitsgrade ihren geliebten Sport ausüben.

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Genuss und gutes Essen

Der Gast ist Gott Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Insofern sollten Sie Ihr ­Gastgeberland auch über das Essen kennenlernen, denn die gesunde und ­abwechslungsreiche japanische Küche ist nicht nur ein essenzieller Teil der Kultur, sie drückt auch ein Lebensgefühl aus.

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in Teil dieser Esskultur ist, an einem Tag viele verschiedene kleine Speisen zu sich zu nehmen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Qualität und Frische der Zutaten. Meistens werden Reis, viel Gemüse, frischer Fisch und Fleisch verwendet. Die Zubereitung der traditionellen japanischen Gerichte ist minimalistisch und fettarm, manches wird sogar roh serviert, um die wertvollen Nährstoffe und den Eigengeschmack der saisonalen und heimischen Zutaten zu bewahren. Und das Auge isst beim Essen in Japan mit. Im Restaurant werden Speisen und Menüs wie kleine Kunstwerke in unzähligen Formen, Farben, Größen, Designs und Materialien der Teller und Schalen liebevoll angerichtet und dekoriert. Wenn Sie die klassische japanische Küche einmal in aller Ruhe und abseits der Restaurants genießen möchten, empfiehlt sich

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die Übernachtung in einer traditionellen Unterkunft, das Ryokan. Hier gehören die Mahlzeiten oft mit zum Übernachtungspreis, und das auf Sterneniveau servierte Essen relativiert die gehobenen Kosten. Reis gilt seit mehr als zweitausend Jahren als das Grundnahrungsmittel in Japan. Der gekochte weiße Reis Gohan ist als Beilage fester Bestandteil sämtlicher Mahlzeiten. Donburi ist der Oberbegriff für Gerichte auf Reisbasis. Miso, die japanische Würzpaste aus Sojabohnen und veränderlichen Anteilen aus Reis, Gerste oder anderen Getreidesorten ist aus der japanischen Küche nicht wegzudenken. Die Basis der Miso-Suppe ist Dashi (Fischfond), in den die Miso-Paste eingerührt wird. Als Einlage dienen Wakame (Seetang), Frühlingszwiebeln, Tofu und andere saisonale Bestandteile.

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Nudeln sind eine beliebte Alternative zu Reisgerichten. Soba (dünne dunkle Buchweizennudeln) werden in Brühe gegart, abgegossen und dann warm oder kalt gegessen. Udon (dicke, helle Weizenmehlnudeln) werden meist in einem Sud serviert und mit Gemüse oder Fleischeinlage verzehrt. Ramen sind chinesischen Eiernudeln, die in einer Fleischbrühe mit verschiedenen herzhaften Einlagen serviert werden. Sushi ist das weltweite Synonym für die japanische Küche. In mundgerechten Happen wird leicht gesäuerter, erkalteter Reis mit Fisch, Gemüse, Ei und auch anderen Zutaten angerichtet. Der Fantasie der Köche sind keine Grenzen gesetzt. Sashimi ist kein Sushi, hier wird der rohe, hauchdünn geschnittene Fisch ohne Reis angerichtet. Yakitori sind kleine, über einem offenen Holzkohlefeuer gegrillte Spießchen aus mariniertem Hühnerfleisch, Geflügelbällchen oder Paprika. Als Gewürze eignen sich Ichimi (geriebener roter Chili) und Shichimi (Sieben-Gewürze-Mischung). Teriyaki bezeichnet Fisch, Fleisch oder Gemüse, das in Teriyaki-Sauce (eine Mischung aus Sojasauce, Ingwer, Mirin, Sake und Zucker oder Honig) mariniert und anschließend gegrillt oder gebraten wird. Sukiyaki ist mit einem Fondue vergleichbar. Hauchdünn geschnittenes rohes Rindfleisch wird am Tisch in einem flachen Metalltopf mit Gemüse, Pilzen, Tofu und Glasnudeln kurz angebraten und anschließend mit einem Sud aus Sojasauce, Zucker, Sake und Mirin übergossen. Vor dem Verzehr können die Zutaten auch in ein verquirltes, rohes Ei getaucht werden. Nabemono Eintopfgerichte aus Hühnchen oder Fisch, die mit saisonalen Gemüsesorten wie Spinat, Chinakohl, Kartoffeln, Rüben, Rettich und Tofu serviert werden. Tonkatsu Japanisches Schnitzel mit einer dickflüssigen Würzsauce und etwas Senf. Wagyu-Rindfleisch Die weltweit wohl bekannteste Sorte ist das hochpreisige Kobe-Rindfleisch.

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TISCHSITTEN UND RESTAURANTETIKETTE Beim Betreten eines Restaurants werden Sie fröhlich und lautstark mit einem Irashaimase herzlich willkommen geheißen. Neben den westlich eingerichteten Restaurants gibt es auch die klassischen, mit Tatami-Matten ausgelegten Speiseräume. Nach dem Ausziehen der Schuhe sitzen Sie an niedrigen Esstischen. Zahlreiche Restaurants verfügen inzwischen auch über Speisezimmer mit einer Mulde unter dem niedrigen Tisch. Als äußerst unfein gilt es, sich die Nase während des Essens zu putzen. Geht man mit Japanern essen, sollte man sich nie selbst etwas zu trinken einschenken, sondern immer erst seinem Nachbarn, der dann im Gegenzug dem anderen etwas nachschenkt. Auch sollte man es tunlichst vermeiden, beim Essen die Stäbchen aufrecht in den Reis zu stecken. Auf diese Weise wird der Reis nämlich ausschließlich am buddhistischen Hausaltar den Geistern der verstorbenen Vorfahren als Speiseopfer dargeboten. Das japanische Sprichwort „Der Gast ist Gott“ ist in aller Regel keine leere Worthülse. Ein guter Service gehört dazu und kommt vom Herzen. Trinkgeld wird nicht erwartet, im Gegenteil, das wäre fast ein kleiner Fauxpas, den Sie begehen könnten.

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TRITIME TRAVEL JAPAN

VERANSTALTUNGEN Die wohl bekanntesten Triathlon-Veranstaltungen Japans sind der auf der Urlaubsinsel Okinawa ausgetragene Strongman sowie der im Rahmen der World Triathlon Series ausgetragene Wettkampf über die olympische Distanz in Yokohama. TRIATHLON 15.04.2018

Ishigaki Triathlon

ishigaki-triathlon.jp

22.04.2018

Strongman

miyako-net.ne.jp/strong-e

12.–13.05.2018

ITU World Triathlon Yokohama

yokohama.triathlon.org

17.06.2018

Ironman 70.3 Japan (Nagoya)

ironman703.jp/e

17.06.2018

Goto Nagasaki Triathlon

gototri.com

24.06.2018

Gamagori Orange Triathlon

gama-triathlon.jp

06.2018

Osaka Castle Triathlon

event.osaka-triathlon.com

07.2018

Nagaragawa International Triathlon

nagaragawa-triathlon.jp

09.2018

Sado Island Long Distance Triathlon

scsf.jp/triathlon

03.–04.11.2018 ITU Triathlon World Cup Miyazaki

LAUFEN 28.01.2018

Ishigaki Island Marathon

ishigakijima-marathon.jp

18.02.2018

Okinawa Marathon

okinawa-marathon.com/eng/

18.02.2018

Kyoto Marathon

kyoto-marathon.com/en

25.02.2018

Tokyo Marathon

marathon.tokyo/en

11.03.2018

Nagoya Women’s Marathon

womens-marathon.nagoya

18.03.2018

Senshu City Marathon

senshu-marathon.jp/en

15.04.2018

Nagano Marathon

naganomarathon.gr.jp

07.2018

Fuji Mountain Race

fujimountainrace.jp

27.08.2018

Hokkaido Marathon

hokkaido-marathon.com

28.10.2018

Yokohama Marathon

yokohamamarathon.jp

11.2018

Kobe Marathon

kobe-marathon.net

11.2018

Mt. Fuji Marathon

fujisan-marathon.jp

12.2018

Fukuoka Marathon

fukuoka-marathon.com

weitere Wettkämpfe: jtu.or.jp/en

miyazaki-tri.com

WISSENSWERTES VON A – Z Anreise Mit dem Flugzeug ab Frankfurt, Düsseldorf und München nonstop nach Tokyo-Haneda, Tokyo-Narita, Osaka und Nagoya mit All Nippon Airways, Lufthansa und Japan Airlines. Einreise Reisepass für Touristen, deren Aufenthalt die Dauer von drei Monaten nicht überschreitet. Besucher, die einer bezahlten Tätigkeit in Japan nachgehen, müssen vor Antritt der Reise ein Visum beantragen. Aktuelle Informationen unter de.emb-japan.go.jp. Einwohner 126.000.000 Menschen Fläche 380.000 km2 Flugdauer Circa 11 Stunden ab Frankfurt am Main Flughäfen Tokyo-Haneda, Tokyo-Narita, Osaka, Nagoya Geschäftszeiten Die Arbeitswoche beginnt am Montag und endet am Freitag. Behörden haben samstags und sonntags geschlossen, Einkaufszentren, Tempelanlagen und Museen sind in aller Regel geöffnet. Museen hingegen haben Montags meist geschlossen. Hauptstadt Tokyo Klima Japan hat vier klar ausgeprägte und sich deutlich unterscheidende Jahreszeiten. Die beste Reisezeit ist im Frühjahr und Herbst. Sprache Japanisch. Englisch setzt sich in den Groß­ städten immer mehr durch, sodass die ­Verständigung zunehmend besser wird.

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Mietwagen Der nationale Führerschein reicht nicht aus, doch auch mit dem Internationalen Führerschein darf man in Japan nicht fahren und auch kein Auto mieten! Die Voraussetzung ist eine japanische Übersetzung des nationalen Führerscheins, ausgestellt vom japanischen Automobilclub JAF (jaf.or.jp). Religion Die wichtigsten religiösen Glaubensformen sind Shintoismus und Buddhismus, denen über 80 Prozent der Japaner gleichzeitig angehören. Strom 100 Volt, zweipolige Flachstecker für USA/ Japan (ohne Schutzkontakt), in den Hotels gibt es (manchmal) auch Steckdosen für 220 Volt. Adapter liegen meist in der Rezeption bereit. Trinkwasser Das Leitungswasser kann überall in Japan getrunken werden. Verhaltensregeln Straßenschuhe gelten in Japan als unrein. Deshalb ist es das oberste Gebot, die Schuhe beim Betreten eines Schreins, Tempels oder einer Privatwohnung auszuziehen. Als äußerst unfein gilt es auch, sich die Nase in der Öffentlichkeit oder gar während des Essens zu putzen. Visitenkarten „machen Leute“, und aus diesem Grund ist es für Geschäftsreisende unbedingt erforderlich, entsprechende Karten bei sich haben. Währung Yen (Y) www jnto.de

Temperatur | Niederschlag

Winter (Januar)

Frühling (April)

Sommer (Juli)

Herbst (Oktober)

Sapporo

-3,1 °C | 131,5 mm

6,1 °C | 123,5 mm

22,2 °C | 194,0 mm

11,6 °C | 24,5 mm

Tokyo

7,6 °C | 66,5 mm

14,5 °C | 151,5 mm

27,7 °C | 373,5 mm

18,8 °C | 142,5 mm

Osaka

7,0 °C | 52,0 mm

14,6 °C | 77,5 mm

28,7 °C | 42,5 mm

19,7 °C | 126,5 mm

Fukuoka

7,7 °C | 71,0 mm

15,1 °C | 82,5 mm

28,2 °C | 149,5 mm

19,7 °C | 86,5 mm

www.tritime-magazin.de


tritime 01|2018

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