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Raumplanung
Mathematik
Praxis
Grenzen überwinden, Horizonte erweitern: Unter diesem Leitbild stand die feierliche Eröffnung des International Spatial Planning Centre.
Zahlen werden immer seine Leidenschaft bleiben. Im Rahmen eines Festaktes verabschiedete sich die Fakultät Mathematik von Professor Eberhard Becker.
Das Auto der Zukunft stand im Mittelpunkt der Vortragsreihe „Faktor Forschung“, die im Dortmunder Rathaus stattfand und von der Wirtschaftsförderung unterstützt wurde.
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Riesenfreude: Maschinenbauer untermauern Spitzenposition. Als einzige Maschinenbau-Fakultät Deutschlands ist sie nun gleich an drei SFB/TRs beteiligt.
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it dem am 20. November bewilligten neuen Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TR) untermauert die Fakultät Maschinenbau der Technischen Universität Dortmund ihre Spitzenposition in der Großforschung. Als einzige Maschinenbau-Fakultät Deutschlands ist sie gleich an drei Sonderforschungsbereichen/Transregios beteiligt. Für das Projekt „Umformtechnische Herstellung von komplexen Funktionsbauteilen mit Nebenformelementen aus Feinblechen – Blechmassivumformung“ (SFB/TR 73) stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den Dortmunder Wissenschaftlern zunächst für vier Jahre Sach- und Investitionsmittel in Höhe von einer Million Euro sowie sechs wissenschaftliche Mitarbeiterstellen zur Verfügung.
DFG bewilligt Mittel in Höhe von einer Million Euro. Den Förderantrag haben die Dortmunder mit Kolleginnen und Kollegen von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Sprecherhochschu-
le) und der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover gestellt. An der TU Dortmund wird das Projekt durch das Institut für Umformtechnik und Leichtbau koordiniert, dessen Leiter Prof. A. Erman Tekkaya auch als stellvertretender Sprecher des Transregios fungiert. Zusätzlich sind drei weitere Institute der Dortmunder Maschinenbau-Fakultät sowie ein Lehrstuhl der Fakultät für Mathematik beteiligt. Die Wissenschaftler wollen in den kommenden Jahren erforschen, wie sich die Funktionalität und die Komplexität von Blechbauteilen steigern lässt. Ziel ist es, Formgebungstechniken aus dem Bereich der Massivumformung, wie beispielsweise Stauchen oder Fließpressen, so weiter zu entwickeln, dass sie auf Bleche angewendet werden können.
in der Produktion.“ Prof. Ursula Gather, Rektorin der TU Dortmund, gratulierte den Wissenschaftlern zu ihrem Erfolg: „Dieser neue Transregio ist ein weiterer Beleg für die Forschungsstärke des Dortmunder Maschinenbaus!“ (OL)
Sonderforschungsbereiche (SFB) sind langfristige Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Forscher fächerübergreifend zusammenarbeiten. Gefördert werden sie durch die DFG. Die TU Dortmund ist bei fünf SFBSprecherhochschulen und an drei SFB beteiligt. Transregios (SFB/TR) sind Sonderforschungsbereiche, die an mehreren Standorten angesiedelt sind. Die Beiträge der Partner müssen für das gemeinsame Forschungsziel essenziell, komplementär und synergetisch sein. Ziel ist die überregionale Vernetzung von fachübergreifenden Forschungsinteressen und materiellen Ressourcen. Die TU Dortmund ist Sprecherhochschule bei einem Transregio und beteiligt an zwei weiteren Transregios.
„Wir wollen die umformtechnische Fertigung von komplexen Funktionsbauteilen aus Blech ermöglichen“, so Prof. Tekkaya. „Dadurch ist es möglich, mehrere Funktionen in ein Bauteil zu integrieren, notwendige Prozessschritte bei der Fertigung zu verringern und das Gewicht von Bauteilen zu reduzieren. Dies bedeutet eine erhebliche Ressourcenschonung und Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
Exzellenz heißt: Mittelmaß überwinden! Am 4. November bekräftigte das neue Rektorat feierlich seinen Amtsantritt.
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ie offizielle Feier zur Übergabe der Amtskette an die neue Rektorin sorgte für großen Auftrieb im Audimax. Statt sine tempore oder gar cum tempore strömten die zahlreichen Gäste bereits „ante tempore“ ins Audimax. Sie alle waren zunächst gespannt auf den ersten offiziellen Auftritt von Prof. Ursula Gather und ihrem Team und am Ende völlig begeistert. Schon der gekonnte Auftakt von Psychologieprofessor Bernd Gasch, der musikalisch durch das Programm führte und auch selbst in die Tasten griff, stimmte auf einen vergnüglichen Abend ein. Und auch die Grußworte des NRW-Ministers Prof. Andreas Pinkwart fielen entsprechend freundlich aus. Er zog eine Bilanz der Leistungen Eberhard Beckers für die heutige Technische Universität und würdigte unter anderem dessen Geduld und Ausgewogenheit bei der Begleitung
Freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit (v.l.): DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner, NRW-Minister Prof. Andreas Pinkwart, Rektorin Prof. Ursula Gather, Altrektor Prof. Eberhard Becker und der Hochschulratsvorsitzende Prof. Dr. Ernst Rank
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Das Team der unizet-Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern ein friedliches Weihnachtsfest und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr 2009!
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unizet | Campus und Leben
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TU schreibt Forschung groß! Fortsetzung von Seite 1 des Prozesses von der Universität Dortmund zur Technischen Universität Dortmund. „Eine Meisterleistung diplomatischen Geschicks!“ Diesen Erfolgskurs werde die neue Rektorin fortsetzen, prophezeite Pinkwart und skizzierte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern auch gleich ein Zukunftsszenario für die Technische Universität Dortmund. Die TU werde Forschung weiter „großschreiben“, und sie werde sich mit ihrer Forschung und Nachwuchsförderung in der nächsten Runde des bundesweiten Exzellenzwettbewerbs erfolgreich positionieren. Pinkwart zeigte sich auch zuversichtlich, dass sich die Dortmunder TU auf diese Weise weiter als Motor für die Stadt und die Region verdient mache und ihr viele innovative Ausgründungen bescheren werde. Er sei zudem „felsenfest überzeugt“, dass sie die besten Köpfe für die Hochschule zu gewinnen verstehe. Für die neue Aufgabe sicherte der Minister die Unterstützung seines Hauses und die der ganzen Landesregierung zu. Diese Rede spornte an, und so diskutierten Dr. Gerhard Langemeyer, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Prof. Bodo Weidlich, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Universität Dortmund e.V., Prof. Ernst Rank, Vorsitzender des Hochschulrats, Prof. Manfred Bayer, Vorsitzender des Senats, und Bastian Klaus, Vorsitzender des AStA, moderiert von Prof. Holger Wormer, denn auch ganz engagiert über die Bedeutung und die Funktion der Hochschule für die Stadt und ihr Umland. Mit dem traditionellen „Gaudeamus igitur“ leitete Bernd Gasch den Höhepunkt des Abends ein – die Übergabe der Amts-
Die TU Dortmund trauert um Prof. Dr. Ingo Wegener, der am 26. November nach schwerer Krankheit verstorben ist. Der Informatiker war Inhaber des Lehrstuhls „Effiziente Algorithmen und Komplexitätstheorie“. Ingo Wegener, Jahrgang 1950, studierte Mathematik in Bielefeld, wo er sich 1978 promovierte und 1981 habilitierte. Nach einer Professur in Frankfurt wurde er 1987 an die TU Dortmund berufen. Ingo Wegener war ein Wissenschaftler von allerhöchster internationaler Reputation. Er war u.a. Mitglied des Wissenschaftsrates, Gutachter der DFG, Mitglied der Leopoldina und der NRWAkademie der Wissenschaften sowie der Bundesjury des Nachwuchswettbewerbes „Jugend forscht“. 2006 erhielt Wegener die Konrad-Zuse-Medaille der Gesellschaft für Informatik, die bedeutendste Auszeichnung in der Informatik in Deutschland. Für sein Engagement in der Lehre wurde er 1994 und 2007 mit dem Lehrpreis der TU Dortmund ausgezeichnet. Ingo Wegener war an vielen interdisziplinären Forschungsprojekten beteiligt. So leitete er den SFB „Design und Management komplexer technischer Prozesse und Systeme mit Methoden der Computational Intelligence“. Als kluger Wissenschaftsexperte genoss Ingo Wegener bei allen Fakultäten hohes Ansehen. Mit weisem Rat und Augenmaß hat er als Mitglied des Senats, durch seine Arbeit in Ausschüssen und Gremien sowie als Partner der Hochschulleitung, die Strategien und Entwicklungen der TU wesentlich mit geprägt. Mit Ingo Wegener verliert die TU einen herausragenden Wissenschaftler und einen großen Menschen. Durch seine Geradlinigkeit, seine Verlässlichkeit und Klugheit war er Vorbild für Studierende, Mitarbeiter und Kollegen.
schen, die befassen sich gern mit Aufgaben und Problemen, die sie direkt lösen können. Und dann gebe es diejenigen, die denken über das Morgen und Übermorgen nach, entwickeln Strategien, erfassen die Defizite, die Bedürfnisse, die Chancen und die Potenziale eines ganzen Systems. Wenn nun jemand das seltene Talent besitze, beide Fähigkeiten zu vereinen, dann verbinde sich der Blick fürs Detail mit vorausschauender Klugheit zu einer äußerst inspirierenden Dynamik.
Spielraum für die Entwicklung neuer Modelle
Dokumentiert Würde: die Amtskette
kette durch Eberhard Becker an seine Nachfolgerin Ursula Gather. Für diesen gelungenen Auftritt des Alt-Rektors und der Neu-Rektorin gab es vom Publikum kräftigen Applaus. Dass Ursula Gather für diese Aufgabe genau die richtige Person ist, daran besteht auch für DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner keinen Zweifel. Es gebe Men-
In einer solchen Atmosphäre lasse es sich nicht nur konzentriert arbeiten, es bleibe auch Spielraum für die Entwicklung neuer Modelle: „Mit der Initiierung und Leitung eines Sonderforschungsbereichs hat Professor Gather eindrucksvoll gezeigt, wie man auf professionelle Art und Weise Forscherinnen und Forscher aus weit auseinander liegenden Disziplinen konstruktiv zusammenführt.“ Sie habe sich nicht zurückgezogen auf die vermeintliche Sicherheit eines eng begrenzten Forschungsgebietes, sondern sie brachte ihre Ideen und Kenntnisse dort ein, wo sie einen Mehrwert produzieren. „Während andere noch darüber diskutieren, ob und wie ein Projekt zustande kommen soll, hat sie ihre Vorstellungen bereits in die Praxis umgesetzt.“ Und das sei eine der wichtigen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wissenschaftsmanagment.“ Die TU müsse sich nun überlegen, wie sie sich im Wettbewerb oberhalb des Durchschnitts positionieren wolle. „Denn“, so Kleiner:
„Exzellenz beginnt mit dem Willen dazu, viel besser zu sein als das Mittelmaß und das in allen Bereichen, in der Lehre, in der Forschung und in der Organisation.“ Den offiziellen Teil des Abends beschloss Ursula Gather. Ihrer Ansprache stellte sie prägnant prononciert den Leitsatz voran „Wir sind eine technische Universität.“ Um dann im Tiefgang diesen Satz und seine Bedeutung zu verdeutlichen. Sie erläuterte, wer „Wir“ für sie sind und ließ – angefangen von den Studierenden über die Wissenschaftler bis hin zu den Freunden und Förderern – niemanden aus. Auch das Verb „sind“ nahm in ihrer Ansprache Gestalt an: Wir sind eine Technische Hochschule für Dortmund, wie ursprünglich geplant, einzigartig und eine der besten unseres Typs, stark in Natur- und Ingenieurwissenschaften, stark in der Lehrerbildung, modern und familiengerecht. Und sie belegt diese Aussagen auch gleich mit Fakten. Und Universität, stellt sie klar, besteht für sie wie bereits im Mittelalter aus Fakultäten, die allein den Grad eines Doktors verleihen sollten. „Universität meint seit der Gründung der Berliner Universität die Einheit von Forschung und Lehre.“ Das zu erhalten sei durchaus möglich im neuen Sinne als „Denkfabrik“. Die Universität gestalte die Zukunft, mache auch Fehler, aber irre stets vorwärts. Sie sei ein komplexes, sensibles Gebilde, aber auch zäh. „Wir sind die Technische Universität Dortmund“, fasste sie ihre beeindruckende Rede zusammen und schloss mit dem Zitat: „Der Lohn unserer Mühen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir werden.“ (Willers)
Konferenz fasst wichtige Beschlüsse. Rektorinnen und Rektoren treffen sich erstmals an der TU Dortmund.
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nde November war die Technische Universität Dortmund zum ersten Mal Gastgeberin der Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Rund 140 Rektorinnen und Rektoren oder Präsidentinnen und Präsidenten diskutierten im Audimax aktuelle Fragestellungen aus Bildung, Wissenschaft und Forschung. Auf der Tagesordnung standen die Themen Internationalisierung, der Hochschulpakt II, der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte sowie Zulassungsverfahren. Zusätzlich wurde mit dem Präsidenten der TU Darmstadt, Prof. Hans Jürgen Prömel, ein neuer HRK-Vizepräsident gewählt.
Die Hochschulrektorenkonferenz ist der freiwillige Zusammenschluss der staatlichen und staatlich anerkannten Universitäten und Hochschulen in Deutschland. Sie hat gegenwärtig 258 Mitgliedshochschulen. In ihnen sind etwa 98 Prozent aller Studierenden in Deutschland immatrikuliert. Sie ist die Stimme der Hochschulen gegenüber Politik und Öffentlichkeit und sie ist das Forum für den gemeinsamen Meinungsbildungsprozess der Hochschulen. Sie befasst sich mit allen Themen, die Aufgaben der Hochschulen betreffen: Forschung, Lehre und Studium, wissen-
schaftliche Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer, internationale Kooperationen sowie Selbstverwaltung. Vor der Veranstaltung stellte sich das HRK-Präsidium und die TU-Rektorin Prof. Ursula Gather (2. v. r., vorn) den Fotografen. Vorn (v. l.): Prof. Karl-Dieter Grüske (Rektor der Uni Erlangen-Nürnberg), Prof. Margret Wintermantel (HRK Präsidentin), Prof. Andreas Geiger (Rektor der Hochschule Magdeburg/Stendal). Hinten (v. l.): Prof. Dieter Lenzen (Präsident der Freien Uni Berlin), Prof. Klaus Dicke (Rektor der Uni Jena), Prof. Joachim Metzner (Präsident der Fachhochschule Köln).
Liebe Leserinnen und Leser, 2008 war ein gutes Jahr: Viele Neueinschreibungen im aktuellen Wintersemester über das gesamte Spektrum der Studienfächer stehen für ein äußerst attraktives Lehrangebot. Fünf Sonderforschungsbereiche, zwei Forschergruppen, 13 Beteiligungen an weiteren solchen Forschungsverbünden, zwei Graduiertenkollegs und ein neuer Transregio sind eine sehr gute Forschungsbilanz. Zudem haben wir vier NRW-Forschungsschulen eingeworben und sind damit in diesem Wettbewerb die erfolgreichste Universität im Land. Es kann also in Zukunft nur darauf ankommen, unser Potenzial weiterhin in jeder Hinsicht zu nutzen. Ich möchte Sie deshalb an dieser Stelle erneut auf die Veranstaltung „Forschungschancen – Forschungsförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft“, die am 10. Dezember um 15 Uhr im Hörsaal Maschinenbau stattfinden wird, aufmerksam machen. Die DFG wird an diesem Nachmittag Einblicke in ihre Arbeit geben und uns über die Möglichkeiten zur Forschungsförderung informieren. Als Vortragende haben wir die Generalsekretärin der DFG, Frau Dorothee Dzwonnek, gewonnen, die von weiteren Expertinnen und Experten begleitet wird. Nutzen Sie diese einmalige Gelegenheit, die Arbeit der DFG hautnah kennen zu lernen. Erfahren Sie mehr darüber, welche Möglichkeiten für Sie bestehen, durch eine DFG-Förderung Ihre Forschung noch besser durchführen zu können. Nicht nur in den traditionell forschungsstarken Disziplinen, sondern auch in den Fakultäten, die bisher noch wenig von Drittmitteln profitieren. Es gibt mehr Chancen, als Sie glauben! Ich würde mich freuen, Sie am 10. Dezember zu sehen, auch um mit Ihnen im Anschluss an die Veranstaltung bei einem kleinen Empfang dem Ausklang des Jahres entgegen zu blicken. Für die kommenden Feiertage wünsche ich Ihnen schon jetzt alles Gute sowie Gesundheit, Glück und Erfolg für das neue Jahr 2009.
Ihre Ursula Gather
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unizet | Lernen und Lehren
Standpunkt von Studierenden-Pfarrerin Ilona Schmidt zu Campus und Kirche
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lona Schmidt ist seit über 15 Jahren als Studierendenpfarrerin in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) tätig. Neben dem monatlichen Hochschulgottesdienst führt die Pfarrerin viele Beratungsgespräche mit Studentinnen und Studenten und kümmert sich mit dem Team der ESG um die Organisation der zahlreichen Veranstaltungen der Hochschulgemeinde.
Schluss mit dem Casino-Kapitalismus der vergangenen Jahre! Diese Forderung stammt von Alfred Buß, dem leitenden Theologen der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ich weiß nicht, ob diese Wahrnehmung der derzeitigen wirtschaftlichen Situation an der Hochschule, außer vielleicht im AStA, eine große Mehrheit finden würde. Und der AStA wäre wiederum möglicherweise nicht zufrieden, wenn er hört, dass es Alfred Buß mit seiner Forderung letztlich nur um eine Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft geht. Aber immerhin werden sich manche Hochschulangehörige vielleicht darüber wundern, was in der Kirche so diskutiert wird – nämlich keineswegs nur religiöse, christliche oder gar kirchliche Themen – nicht auf der Leitungsebene und erst recht nicht in der Evangelische Studierendengemeinde.
Engagierte Studierende Es geht um Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Menschenrechte. Besonders die Studierenden engagieren sich in der ESG, denen die Zukunft der Gesellschaft und auch die der Hochschule am Herzen liegt. Und diese Studierenden sind oft auch noch in anderen Hochschulzusammenhängen aktiv: in der amnesty-Hochschulgruppe, bei den HochschulGrünen, im Autonomen AusländerInnenreferat oder in der Fachschaft Evangelische Theologie. Oder sie sind besonders engagiert in ihrem
Seit über 15 Jahren für die Studierenden da: Die Pfarrerin Ilona Schmidt
Fach, beispielsweise in der Statistik, in der Raumplanung oder den Reha-Wissenschaften. Mit diesen engagierten Studierenden steht und fällt die ESG. Sie planen die Themen und Inhalte des Semesterprogramms und führen viele Veranstaltungen auch selbst durch. Sie verschaffen Themen und Menschen einen Begegnungsraum, die sonst vielleicht gar nicht in Kontakt gekommen wären: der Biologe mit dem Theologen und der Amerikanistin bei der Diskussion über Evolution und Schöpfung, die pensionierte Lehrerin und die Studentin aus Kamerun im „Himmel. Blauen.Salon“ beim Gespräch über Afrika, die muslimische Studentin mit Kopftuch, die in ihrem Glauben von den deutschen Mitstudierenden ernst
genommen werden möchte, das Ensemble für Neue Kammermusik, das die Teilnehmenden eines Hochschulgottesdienstes ein bisschen verstört – sie alle wären einander vielleicht auf dem Campus nirgendwo begegnet. Von all diesen Begegnungen und Aktivitäten profitiert auch die Hochschule. Und nicht zuletzt trainieren die Studierenden bei alldem die dringend benötigten „soft skills“. Und dann ist da noch der Beitrag, den die ESG mit ihrem Beratungsangebot für eine sozial ausgewogenere Entwicklung der Internationalisierung sowie die Integration der internationalen Studierenden leistet. Und natürlich wird in der ESG in der Bibel gelesen und gebetet – auch für die Hochschule.
Labor für Schülerinnen und Schüler eröffnet In authentischer Umgebung können Kinder über Experimente Antworten finden.
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ie helfen Roboter in Haus und Garten? Welche Informationen stecken im Licht der Sterne? Wie bewegt sich das Auto der Zukunft? Unter dem Motto „Wissenschaft erlebbar machen“ hat am 25. November das DLR_School_Lab TU Dortmund seinen Betrieb aufgenommen. In Anwesenheit des Ministers für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Andreas Pinkwart und der Bürgermeisterin der Stadt Dortmund Birgit Jörder, eröffneten die Rektorin der TU Dortmund, Prof. Ursula Gather, und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Klaus Hamacher, das neue Schülerlabor auf dem Campus der Technischen Universität Dortmund.
Spielerisch wissenschaftliche Entdeckungen machen Das neue Angebot bietet Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufe die spannende Möglichkeit, in authentischer Umgebung über das Experimentieren zu Antworten kommen. Unter fachkundiger Anleitung spielerisch naturwissenschaftliche und technische Fragen beantworten und den Spaß an Natur- und Ingenieurwissenschaften entdecken: Dieses Konzept soll Schülerinnen und Schüler schon frühzeitig für
Naturwissenschaften und Technik begeistern und Anregungen für eine spätere Berufs- oder auch Studienwahl geben. Schulklassen aus Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus sind eingeladen, einen abwechslungsreichen Tag im Labor zu verbringen. Geboten werden neben kurzen Themeneinführungen Versuche aus den Bereichen Energie, Robotik, virtuelle Welten und Weltraumforschung. Dabei sind Phänomene der Schwerelosigkeit und das Chaos im Sonnensystem ebenso
Themen wie Fahrzeuge der Zukunft. Altersgerecht wird zudem der Aufbau der Materie behandelt. Das neue Schülerlabor geht auf eine gemeinsame Initiative des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der Technischen Universität Dortmund und des Landes NRW zurück. Das Land fördert das neue Schülerlabor im Rahmen der Gemeinschaftsoffensive „Zukunft durch Innovation“. Auch Firmen unterstützten z.B. mit Sachspenden den Aufbau des DLR_School_Lab. (unizet)
Unter fachkundiger Anleitung machen die Jugendlichen einen physikalischen Versuch.
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Studienabschluss UniCard und Thyssenvereint viele Krupp Award Funktionen 66 Absolventen des zurückliegenden Jahres waren mit ihren Familien und Freunden gekommen, um am 14. November den Abschluss ihres Wiso-Studiums zu feiern. Im Rahmen der Feier, zu der insgesamt 300 Gäste erschienen waren, wurde auch der ThyssenKrupp Award for Excellence 2008 vergeben. Wichtig für die Beurteilung der Jury, die aus Fakultäts-Professoren und dem Vorstand von ThyssenKrupp besteht, waren vor allem Praxisrelevanz, Originalität und ein wissenschaftlich hohes Niveau. Dieses Jahr wurden insgesamt drei Preisträger ausgezeichnet: Dipl.-Kff. Elisa Heilmann erhielt für Ihre Diplomarbeit „Sustainability Management: Im Spannungsfeld zwischen Strategie und Marketing“ den ersten Preis und damit auch ein Preisgeld in Höhe von 1250 Euro. Dipl.-Kfm. Dennis Thom wurde für seine Diplomarbeit „Identifikation von Kundensegmenten im Merchandising auf Basis von Einstellungsmerkmalen und Profitabilität – Eine empirische Analyse in Kooperation mit der Borussia Dortmund Merchandising GmbH“ mit dem zweiten Platz und mit 750 Euro belohnt. Dipl.-Ök. Julia Reiter erreichte mit ihrer Diplomarbeit „Die Bedeutung der Post-Merger-Integration für den Erfolg von Unternehmenszusammenschlüssen – Theoretische Grundlagen und empirische Befunde am Beispiel der Boehringer Ingelheim microParts GmbH“ den dritten Platz und 500 Euro. (Fakultät) Kontakt: Maike Jockisch, Ruf: 755-3278; Email: alumni@wiso.tu-dortmund.de
Ab sofort gibt es die UniCard, den neuen Studierendenausweis. Wahlweise bekommt man den neuen Ausweis im Kreditkarten-Format in zwei Varianten: zum einen mit zwei integrierten Chips. Dieser ersetzt den alten Ausweis und ermöglicht schon jetzt die digitale Unterschrift, z B. beim E-Mail-Versand. In Zukunft wird es diese neue Karte auch möglich machen, Bücher auszuleihen, sich für Vorlesungen anzumelden und Prüfungsergebnisse online einzusehen. Außerdem wird die UniCard bald das bargeldlose Bezahlen, z. B. in der Mensa, möglich machen. Diese Karte ist mit einem PIN-Code verbunden, digitale Zertifikate sorgen für eine reibungslose Benutzung. Die zweite Variante: Sie hat keine Chipfunktionen und ist ausschließlich als Studierendenausweis zu nutzen. Beide Kartentypen haben eines gemeinsam: Auf ihnen ist der Name, die Matrikelnummer und ein Foto abgedruckt. Den neuen Studierendenausweis gibt es – im Gegensatz zu seinem Vorgänger aus Papier – nicht nur für ein Semester, sondern begleitet die Studierenden während seiner gesamten Studienzeit. Er muss aber jedes Semester wieder frei geschaltet werden. Um einen der neuen Studierendenausweise zu bekommen müssen die TU-Studierenden nicht viel Zeit mitbringen. Das Ausstellen der UniCard dauert nur einige Minuten. Allerdings sollten die Antragsteller einen Lichtbildausweis und ihren Semesterausweis oder ihre Semesterbescheinigung parat halten. Ein Foto wird direkt vor Ort gemacht. (jsk)
Anna Völker erhält für ihre Arbeit den Namur-Award
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ür ihre Masterarbeit „Optimizationbased Safety Analysis of an Industrial-scale Evaporation System“ (Optimierungsbasierte Sicherheitsanalyse eines industriellen Verdampfers) wurde Anna Völker mit dem Namur-Award 2008 der Interessensgemeinschaft Automatisierungstechnik der Prozessindustrie (Namur) ausgezeichnet. Die Interessensgemeinschaft vergibt jährlich je einen Preis für die beste Diplom- oder Masterarbeit sowie für die beste Dissertation auf dem Gebiet der Prozessautomatisierung. Die preisgekrönte Arbeit wurde am Lehrstuhl für Systemdynamik und Prozessführung der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen der TU Dortmund unter der Betreuung von Prof. Sebastian Engell und den wissenschaftlichen Mitarbeitern Sven Lohmann und Christian Sonntag angefertigt.
zen und einen Zeitschriftenaufsatz. Anna Völker hat nach einem Studium an der Fachhochschule Nürnberg in Dortmund den englischsprachigen Master-Studiengang Automation and Robotics mit dem Schwerpunkt Process Automation absolviert. Sie ist zur Zeit Doktorandin am Imperial College, London. Den Namur-Award überreichte Dr. Norbert Kuschnerus, Bayer Technology Services Leverkusen, 1. Vorsitzender der Namur, am 7. November auf der Namur-Hauptsitzung 2008 in Lahnstein. Die Namur-Hauptsitzung, an der ca. 450 Teilnehmer aus der Industrie teilnahmen, ist das wichtigste Forum zum Erfahrungsaustausch im Bereich der Prozessautomatisierung in Deutschland. (Fakultät)
Chemische Produktionsanlagen sind mit umfangreichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet, die in einer gefährlichen Situation ein sicheres Abschalten bewirken. Dies ist jedoch mit hohen Kosten verbunden, so dass das Erreichen der Sicherheitsgrenzen durch die Steuerung des Prozesses möglichst vermieden werden sollte. In ihrer Masterarbeit hat sich Anna Völker mit der Frage beschäftigt, wie man nachweisen kann, dass auch bei zeitweiligem Ausfall von Komponenten die Abschaltgrenzen nicht erreicht werden. Sie untersuchte diese Frage am Beispiel einer Anlage, die zur Aufkonzentration von Lösungen eingesetzt wird. Da eine solch komplexe Anlage selbst mit modernsten Techniken momentan nicht direkt untersucht werden kann, hat Anna Völker in ihrer Arbeit neue Methoden vorgeschlagen und angewendet, mit denen eine teilweise automatische modellbasierte Analyse durchgeführt werden konnte. Die Masterarbeit diente als Basis für mehrere Beiträge zu internationalen Konferen-
Anne Völker (l.) nimmt von Prof. Sebastian Engell die Urkunde entgegen.
Kontakt: Sebastian Engell, Ruf: 755-5126, E-Mail: s.engell@bci.tu-dortmund.de
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Dies + Das Mit Beginn der dunklen Jahreszeit bietet die Universitätsbibliothek einen besonderen Service, der die Sicherheit auf dem Campus verbessern soll. Besucherinnen und Besucher, die nachts in der Bibliothek arbeiten und anschließend zur S-Bahn oder zum Parkplatz aufbrechen, können vom Wachpersonal der Bibliothek auf diesem Weg begleitet werden. Dieses Angebot der Bibiliothek soll das Sicherheitsgefühl auf dem Campus verbessern und kann zwischen 20 Uhr abends und acht Uhr morgens genutzt werden.
unizet | Kultur und Gesellschaft
Preise, Austausch und Kontakte Internationaler Empfang begrüßt ausländische Studierende in Dortmund. chitekturwettbewerb für die Ausstellung des Archivs für Architektur- und Ingenieurbaukunst den 1. Preis gewonnen. Im Rahmen seines internationalen Engagements leitet er erfolgreich das International Student Office (ISO) in der Fakultät und trägt entscheidend zu einer besseren Integration internationaler Studierenden in der Fakultät bei. Darüber hinaus hat er als Pate mehrfach mit großem Erfolg am Begrüßungsprogramm Come2Campus teilgenommen, um internationalen Studienanfängern den Start in der Dortmunder Universität zu erleichtern.
Ab 1. Januar 2009 hat die TU Dortmund einen neuen Betriebsarzt: Herr Rengeling, Arbeitsmedizinische und Sicherheitstechnische Dienste e.V. (ASD), Prinz-Friedrich-Karl-Str. 14, Ruf: 952052-71, Fax: 952052-77, E-Mail: asd@uv-do.de, Sprechstunden innerhalb der Universität: Dienstags von 14 bis 16 Uhr, Raum U16 Emil-Figge-Str. 61, Ruf: 755-5555 Fax: 755-4217
Erstmals mit DAAD-Preis
Ingrid Goertz (Sozialforschungsstelle) feierte am 2. November ihr 25-jähriges Dienstjubiläum. Seit 30 Jahren unterstützt der „Beratungsdienst behinderter und chronisch kranker Studierender“ behinderte Studieninteressierte und Studierende z. B. bei der Finanzierung behinderungsbedingt erforderlicher Hilfsmittel, der Beantragung von Nachteilsausgleichen in Prüfungen oder bei der Organisation und Anleitung von Studienassistenz. Das Jubiläum war Anlass für eine bundesweite Fachtagung, die das Dortmunder Zentrum Behinderung und Studium (DoBuS) am 26. November verranstaltet hat. Mehr zu DoBuS in der nächsten unizet. Im Rahmen der Vortragsreihe „Die Wissensmacher“ ist am 8. Dezember, Dr. Nik Walter, Ressortleiter Wissenschaft der Sonntagszeitung (Zürich), zu Gast im Erich-Brost-Haus. Er wird einen Vortrag zum Thema „Wissenschaft bei der Wochenzeitung“ halten. Die Vortragsreihe richtet sich an Studierende und Wissenschaftler jedweder Fachrichtung ebenso wie Pressesprecher von Forschungseinrichtungen und andere Interessierte. Beginn der Veranstaltung ist um 16.15 Uhr. Campus-Balladen: Studierende und Lehrende aus den Fakultäten 15 und 16 sowie Alfred Pflug und Martin Geck präsentieren 15 bissige Songs und kantige Dialoge zur Lage der Universität im allgemeinen und der TU Dortmund im besonderen. Bekannte Melodien aus dem internationalen Repertoire mit neuen Texten von Mechthild von Schoenebeck, in Szene gesetzt von Christa Romberg, warten auf Freunde der Satire, der Parodie, des galligen Humors und der spitzfindigen Wortspiele. Keine Comedy, aber hochschulpolitisches Kabarett zu Themen, die alle Uni-Angehörige angehen, auch diejenigen, die es noch nicht wissen, wird geboten von der Kabarettgruppe Freie Radikale: 15. Dezember, 19 Uhr s. t., Campus-Treff.,Eintritt: 5 Euro Die Kunsthistorikerin und -pädagogin Julia Breithaupt zählt zu den bedeutendsten Wegbereitern der „Museumspädagogik“ in Deutschland. Obwohl sie selbst dem Begriff skeptisch gegenüber steht und „Bildungsarbeit im Museum“ bevorzugt, hat sie durch das eigene Engagement wesentlich zur Etablierung einer in den siebziger Jahren jungen Disziplin beigetragen. Julia Breithaupt hat sich entschlossen, ihr umfangreiches Archiv, welches Dokumente, Briefwechsel, Fotos und Materialien umfasst, dem Institut für Kunst und Materielle Kultur zur wissenschaftlichen Auswertung zu schenken. Mehr dazu in der nächsten unizet.
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Internationaler Empfang: in lockerer Atmosphäre Kontakte knüpfen (Foto: Herzberg)
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nternationalität ist eine der Stärken der TU Dortmund. Das merkte man auf dem diesjährigen „Internationalen Empfang“, in dessen Rahmen traditionell die Studienanfängerinnen und Studienanfänger aus aller Welt offiziell begrüßt wurden. Dabei ging es um viel mehr, als eine bloße Begrüßung internationaler Studierender. Der wissenschaftliche und persönliche Austausch, das Knüpfen erster Kontakte zu Kommilitonen und Kommilitoninnen an der Dortmunder Hochschule stand bei angenehmer Atmosphäre ebenso auf dem Programm wie gemeinsames Genießen internationaler Speisen, gute Musik und verschiedene Preisverleihungen.
Der DAAD-Preis, der zum ersten Mal auf der Veranstaltung verliehen wurde, ging in diesem Jahr an Nikola Atanasov. Der gebürtige Bulgare, der sich durch gute Leistungen einerseits und durch soziales Engagement andererseits für den Preis empfehlen konnte, studiert seit 2002 an der Technischen Universität Dortmund. Zuerst studierte er Informatik, wechselte dann aber im Wintersemester 2005/06 den Studiengang und studiert nun mit großem Erfolg Bauingenieurwesen und Architektur. Nach guten Leistungen im Grundstudium sind seine fachlichen Leistungen im Hauptstudium herausragend. Darüber hinaus hat Atanasov bei dem Ar-
Zusätzlich gab es noch eine zweite Preisverleihung, bei der die Sieger des Fotowettbewerbes „Dortmund im Fokus/ Abenteuer Ausland“ des Akademischen Auslandsamtes gekürt wurden. Der erste Platz ging hier an Maryna Moshenka für ihr Foto „Willkommen in Dortmund“, Platz zwei ging an Patrick Huhn, der dritte Sieger war Martin Stoffers (beide mit einem Beitrag zum „Abenteuer Ausland“-Wettbewerb). Die Jury war sich bei allen drei Aufnahmen einig, dass die Fotografen das Leben in Dortmund und die vielen neuen Eindrücke eines Semesters im Ausland atmosphärisch einfangen konnten. (jsk)
Der Internationale Empfang der Technischen Universität Dortmund wurde unterstützt durch die Martin-Schmeißer Stiftung, das Theater Dortmund, Cinestar, STA Travel, die Mayersche Buchhandlung und die Sparkasse Dortmund.
Zwischen Hebebühne und Abgasprüfstand: Wilfried Raschke über Jazz und Sponsoring
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as Institut für Musik der TU Dortmund lud im Oktober zum 2. Akustik-Jazzfestival in das Autohaus Saab in der Klönnestraße. Das Festival ist ein Wettbewerb, bei dem nur Bands auftreten dürfen, die ohne elektronische Musik auskommen, beziehungsweise a-capella singen. Was das Besondere an diesem Festival ist und wie es zu der Zusammenarbeit mit dem Autohaus kam erklärt Organisator Wilfried Raschke im unizet-Interview.
im Autohaus zu präsentieren. Früher haben wir das in Zusammenarbeit mit Opel realisiert, seit zwei Jahren ist Saab unser Hauptsponsor. Saab hilft uns außerordentlich viel, vor allem was die Finanzierung und die Werbung angeht. Wir stellen die Manpower und das Know-How. So entsteht meiner Meinung nach eine sehr gute Zusammenarbeit zweier komplett verschiedener Bereiche, die dann aber im Endeffekt sehr gut miteinander harmonieren.
unizet: Die Bands treten beim Festival in einem Autohaus auf. Was macht den besonderen (oder etwas anderen Charme) von Schauraum und Werkstatt aus?
Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung des Festivals? Wie fällt ihr Resümee des diesjährigen Akustik Jazz-Festivals aus?
Raschke: Der Charme des Jazzfestivals im Autohaus liegt darin, Jazz an einen Ort zu transportieren, an dem man ihn nicht erwarten würde. Eine Band zwischen Hebebühne und Abgasprüfstand spielen zu sehen ist schon etwas Besonderes, daran erinnern sich die Leute später. Das kreiert dann natürlich eine ganz andere Öffentlichkeit, für uns als Organisatoren – und natürlich auch für das Autohaus als Sponsor, welches den grössten Teil der Kosten für die Veranstaltung übernimmt. Saab tritt als Kooperationspartner der TU in Erscheinung. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Das Jazz-Festival mit dem Kooperationspartner Saab knüpft an eine lange Dortmunder Tradition an, Nachwuchsmusiker und Nachwuchsmusikerinnen
Sehr zufrieden sogar. Das Nachwuchsfestival ist ja auch ein kulturelles Highlight, für uns und für Saab. Wir bekommen viel Zuspruch aus der Musikszene in Dortmund, vor allem weil die Bands, die wir im Autohaus präsentieren, immer auf einem sehr hohen Niveau spielen. Der Ritterschlag, auf den wir als Organisatoren natürlich besonders stolz sind, ist die große Publikumsresonanz beim Nachwuchsjazzfestival – fast 400 Besucher machen es uns jetzt schon möglich zu sagen, dass es 2009 auch wieder einen Jazzwettbewerb im Saab-Autohaus geben wird. (Interview: John-Sebastian Komander)
Am 24. Januar 2009 findet im FritzHenßler-Haus das 13. Dortmunder Jazzfestival statt. Wie in den Jahren zuvor spielen wieder internationale Künstler und lokale Jazz-Größen auf. Mit dabei sind Jeff Cascaro, Douce Ambiance, die Big Band der Uni Köln, Panzerballett, Electric Jazzheadz und Jazz Bond. Die Besucher bekommen in diesem Jahr ein besonders buntes Programm geboten, von „Gypsy-Jazz” über Soul bis zu Heavy-Metal-Versionen von Jazz-Klassikern sind viele Spielarten des Jazz vertreten. Karten für das Festival gibt es im FritzHenßler-Haus, am Info-Point des Studentenwerks, im Kulturinfoshop im Karstadthaus und im Sekretariat der Fakultät Musik. Infos: www.jazzfestival.uni-dortmund.de.
Promotion: Wissenschaft wagen! „Wagnis Wissenschaft. Perspektiven der Promotionsförderung und Forschung“ lautete der Titel der Abschlusstagung des Promotionskollegs „Wissensmanagement und Selbstorganisation im Kontext hochschulischer Lehr- und Lernprozesse“ am 5. und 6. November. Das Promotionskolleg wurde von der Hans Böckler Stiftung zwei mal drei Jahre mit jeweils acht Stipendien gefördert und vom Hochschuldidaktischen Zentrum geleitet. Der Titel bringt die Spannung zwischen den unsicheren Beschäftigungsperspektiven und dem intellektuellen Vergnügen wissenschaftlichen Arbeitens zum Ausdruck. Die Tagung hat ca. 80 Expertinnen und Experten der Forschung zu Nachwuchsfragen und Akteurinnen und Akteure des strukturierten Promovierens zusammen gebracht und in vier Panels Forschungsprojekte und Praxismodelle der Promotionsbetreuung diskutiert. Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Prof. Matthias Kleiner, berichtete über die Nachwuchsförderkette, neue Förderinstrumente und die genderorientierte Forschungsförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Weltweit erhält die Nachwuchsförderung in den Universitäten verstärkte Aufmerksamkeit, wie Prof. Maresi Nerad von der Washington Universität in Seattle ausführte. Im Kontext der Globalisierung wird der gut ausgebildete Nachwuchs zu einer Ressource, die für die ökonomische Entwicklung von großer Bedeutung ist. Die Tagung wurde von der Hans BöcklerStiftung und der TU Dortmund finanziell unterstützt. Das Tagungsteam bestand aus: Dr. Jutta. Wergen, Graduiertennetzwerk, Karin Mohn, Interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt „Dynamik der Geschlechterkonstellationen“, Kirsten Heusgen, Projekt Wissen- oder Elternschaft, Hochschuldidaktisches Zentrum und Prof. Sigrid Metz-Göckel, HDZ.
Christoph Leyendecker verabschiedet Es war ein bewegender und bewegter Abschied. Prof. Christoph Leyendecker, der über 20 Jahre das Fach „Rehabilitation und Pädagogik bei Körperbehinderung“ in der Fakultät Rehabilitationswissenschaften vertreten hat, wurde emeritiert. Leyendecker hat bedeutsame Beiträge zu „Motorischen Behinderungen“ geleistet, diese in mehr als zehn Büchern publiziert und gerade auch deshalb vieles „in Bewegung“ gebracht. Dementsprechend bewegt war auch seine Abschiedsfeier. Mehr als 100 Gäste wurden mit heiteren Darbietungen unterhalten. Nach anerkennenden Worten der Rektorin und der Dekanin hielt Leyendecker einen Vortrag zum Thema „Die Löcher sind das Wichtigste an einem Sieb“, in dem er über heilsame Defizite reflektierte. Umrahmt von romantischer Musik, allerlei Gesängen und romanischer Lyrik wurde schließlich dem Emeritus mit lateinamerikanischen Tänzen eine bewegte Lebensperspektive eröffnet. (Fakultät)
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Ausgezeichneter Dr. Markus Schäfers Rehabilitationswissenschaftler erhält den ConSozial Wissenschaftspreis 2008. ten haben.“ Mit diesen Worten würdigte Ministerin Haderthauer den Erkenntnisgewinn für die Praxis. Und auch Joachim Rauscher, Direktor bei Dr. Loew, sagte: „Es hat uns sehr gefreut, dass sich die Jury für Dr. Schäfers entschieden hat. Mit seiner Arbeit bestätigt er wissenschaftlich fundiert, dass unser jahrezehntelanges Engagement bei Dr. Loew richtig und wichtig ist. Von Anfang an haben wir uns mit unseren gemeindenahen Betreuungsangeboten in kleinen Wohneinheiten genau an den Bedürfnissen unserer Klienten orientiert. Der Mensch steht schon immer im Mittelpunkt unseres Handelns.“
Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben: Dr. Markus Schäfers nimmt die Urkunde von Ministerin Sozialministerin Christine Haderthauer entgegen. (Foto: Jürgen Huhn)
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ür seine Arbeit „Lebensqualität aus Nutzersicht“ wurde Dr. Markus Schäfers von der Fakultät Rehabilitationswissenschaften mit dem ConSozial Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Der Preis, der mit 8.000 Euro dotiert ist, wird von der Dr. Loew Soziale Dienstleistungen GmbH & Co. KG gestiftet. In seiner Arbeit untersucht Schäfers die Lebenssituation
von Menschen mit geistiger Behinderung in Wohneinrichtungen. „Durch diese Arbeit erhalten wir wichtige Erkenntnisse über unterstützende Angebote aus Sicht der Bewohner. Die höchsten Zufriedenheitswerte waren bei Personen festzustellen, die in kleinen, relativ autonomen Wohneinheiten leben und ein hohes Maß an Privatheit und Rückzugsmöglichkei-
Der Preis wird jährlich auf der ConSozial – Deutschlands größter Sozialmesse in Nürnberg – vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen verliehen. Erkenntnisse der Wissenschaft sollen Impulse setzen, die für die Erbringung sozialer Dienstleistungen richtungweisend sein können. Der Preis wird vergeben für eine sozialwissenschaftliche Arbeit aus dem Bereich Sozialwirtschaft und Sozialmanagement, die das Potenzial hat, die Praxis der Sozialen Arbeit maßgeblich zu beeinflussen. Besonderer Wert wird auf konkrete Vorschläge und Methoden sowie Originalität und Praktikabilität für die Umsetzung und deren ökonomischer Nutzen im Alltag gelegt. (Presse) Kontakt: Dr. Markus Schäfers, Ruf: 7555206, E-Mail: markus.schaefers@tudortmund.de
Ein Reisebericht von Irmgard Merkt: mit dem KeKeÇa-Projekt in Eskisehir
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ine Universität mit eigenem Flugplatz, TV- und Radiosender auf einem parkähnlichen Campus. Eine Universität, 50 Jahre jung, mit 25.000 Studierenden vor Ort und über einer Million Fernstudierenden in aller Welt – das ist die Anadolu Üniversitesi in Eskisehir. Vier Stunden dauert die komfortable Zugfahrt von Istanbul ins Landesinnere nach Eskisehir, Kosten 6 Euro. Die Erasmus-Koordinatorin Zekiye Dogan empfängt die Besucher im Fernsehstudio zum Interview. Der Grund des Besuchs? Das Projekt KeKeÇa und die Ausbildung gehörloser Studierender im eigenen College. Die Tochter des Gründungsrektors der Anadolu Universität ist gehörlos. Nicht nur, aber auch deshalb hat diese Universität heute ein besonderes Angebot für gehörlose Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Angegliedert an die Egitim Fakültesi, die Pädagogische Fakultät für Lehrerausbildung, sind der integrative Kindergarten und die Schule für gehörlose Kinder. Teil der Faculty of Education ist ein College für gehörlose Studierende mit Angeboten in vier Studienrichtungen und ein einzigartiges Forschungszentrum, das Applied Research Center for the Education of Hearing Impaired Children (ICEM). Mit entspannter Selbstverständlichkeit führt der Direktor durch sein Haus: Alles vom Feinsten in der Ausstattung für Computer Sciences, Grafic Design und Ceramics. Dr. Mehmet Cem Girgin, der „baba“ für alle seine Studierenden, hatte eigentlich Kameramann und Fotograf werden wollen, als ihn der damalige Rektor zum Studium der Gehörlosenpädagogik nach Manchester schickte. Weil Cem Girgin damals kurz vor seiner Hochzeit stand, schickte der Rektor die zukünftige Gattin gleich mit – sie leitet heute die Schule auf dem Campus. Düm tek dümdüm tek – 60 Jugendliche stehen auf der Bühne des universitätsei-
Unterricht an einer Gehörlosenschule in Eskisehir (Foto: privat)
genen Theaters und üben mit Silben und Körpergesten einen neuen Rhythmus ein. Bodypercussion ist längst eine Kunstform – der Körper ist Instrument und Resonanzraum zugleich. Schnipsen, klatschen, patschen, stampfen – so nannte Carl Orff vor 60 Jahren das, was Jugendliche heute in aller Welt tun, wenn sie Musik ohne Fremdinstrument machen, wenn ihr Körper zum Schlagzeug wird. Zwei Musiker aus Istanbul kommen seit drei Jahren regelmäßig nach Eskisehir, um mit den gehörlosen Studierenden dort zu arbeiten: An Körperbewusstsein und Körperbeherrschung, an musikalischer Rhythmik und Raumerfahrung, an Konzentration und künstlerischem Ausdruck. Tugay Basar hat in Salzburg am Orff-Institut studiert, Timuçin Gürer ist Ingenieur und Musiker. Die beiden sind als Lehrende ein Dreamteam. Sie wechseln sich ab und ergänzen sich, sie machen vor, wie Partnerarbeit funktioniert, sie unterstützen die Jugendlichen individuell und betonen immer wieder: All of us have the right to make mistakes. Das Ganze in ei-
ner Mischung aus Anspruch Ernsthaftigkeit und Heiterkeit, die die Herzen der Jugendlichen längst erobert hat. „Was hat sich mit der Teilnahme an KeKeÇa in eurem Leben verändert“ will die Erasmus-Besucherin aus Dortmund wissen. „Zunächst hatte ich keine Ahnung, wozu KeKeÇa gut sein soll, es hat mir einfach Spaß gemacht. Heute stelle ich fest, dass ich viel besser höre. Ich könnte jetzt bestimmt hören, wenn sich ein Dieb in unser Haus schleicht.“ Das sagt Zeynep, die Grafik Design studiert. Solche und andere Transferleistungen oder besser gesagt, Transferwirkungen der Bodypercussion sind ein interessantes Feld für Forschung und Lehre in der musikorientierten Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Das Department of Special Education in Eskisehir und das Fach Musik in der Fakultät Rehabilitationswissenschaften arbeiten weiter an einem gemeinsamen Lehr-Curriculum zur Förderung von Menschen mit Behinderung durch Bodypercussion. Kontakt: Irmgard Merkt, Ruf: 755-4583
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Israelische Studentin forscht in Dortmund zum Holocaust.
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iele Holocaust-Überlebende haben versucht, ihre Erlebnisse in Worte zu fassen, ihre Gedanken an die Zeit in Internierungs- und Konzentrationslagern aufzuschreiben, um sie selbst verarbeiten zu können – und um der Welt den Menschen, die solch ein Trauma nicht durchleben mussten, ein Zeugnis zu hinterlassen. Aber können Leserinnen und Leser von Holocaust-Memoiren überhaupt eine Verbindung zu den Zeitzeugen aufbauen? Ist es möglich zu verstehen, was damals in Hitler-Deutschland passiert ist, wenn man ein Buch oder ein Gedicht eines Überlebenden liest? Genau diese Frage stellt sich Alana Sobelman, die momentan im Rahmen eines NRW-Stipendiums für israelische Studierende an der TU Dortmund forscht. In persönlichen Gesprächen mit HolocaustÜberlebenden, aber auch mit deutschen Studierenden, hat Sobelman versucht, ihre Sicht auf die Geschehnisse zu bekommen, die sich dann auch in ihrer zukünftigen wissenschaftlichen Arbeit niederschlagen wird. „Es gibt einfach kein Schwarz oder Weiß“, versucht sie ihre Erfahrungen in Worte zu fassen. „Ich habe mit so vielen interessanten Menschen hier gesprochen und dabei Dinge gelernt, die ich in Israel nicht mitbekommen hätte“, freut sich die Studentin der Literaturwissenschaften über ihren Besuch in Deutschland. An der TU Dortmund ist Sobelman aber nicht nur, um ihre eigene Forschung voran zu treiben, sondern auch, um deutsche Studierende zu unterrichten. „Ich habe schon ein paar Vorlesungen hier gehalten, unter anderem zu Musik im US-Präsidentschaftswahlkampf und zur Klezmer-Musik, einer traditionellen jüdischen Musikart.“ Im Rahmen der Veranstaltung „American Music and Cultural Identity“, die sie als Gastdozentin am Institut für Amerikanistik begleitet, bekommen die Studierenden so auch mal eine andere Sichtweise vorgestellt. Alana Sobelman, die vor drei Jahren aus den USA nach Israel emigrierte und an der Ben-Gurion
University of the Negrev studiert, ist überzeugt, dass ihr die zwei Monate in Dortmund sehr geholfen haben. „Mein Professor in den USA meinte mal zu mir, dass es zwei Möglichkeiten gäbe, um mehr über den Holocaust und seine Überlebenden zu lernen. Zum einen könnte ich in Israel leben, zum anderen nach Deutschland reisen, um mir selbst ein Bild zu machen. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit zu beidem hatte“, so Sobelman, die schon Ende November wieder in ihre Heimat aufbrach: „Der Aufenthalt hier hat mich intellektuell, aber auch persönlich, sehr viel weitergebracht.“ In einem Blog hat die israelische Studentin ihre Erlebnisse in Dortmund niedergeschrieben: dustycompass.blogspot.com. (jsk)
5. Kontakttag der Reha mit Vorträgen und Informationen: Das „Persönliche Budget“ ist zurzeit in aller Munde. Es ermöglicht Menschen mit einem Bedarf an Teilhabeleistungen (zum Beispiel chronisch Kranken oder Menschen mit Behinderung), anstatt einer traditionellen Sachleistung oder Dienstleistung Geld oder Gutscheine zu erhalten. Auf dem Kontakttag der Fakultät Rehabilitationswissenschaften wurde dem Thema des persönlichen Budgets in verschiedenen Vorträgen Rechnung getragen. Der Lehrstuhl, der seit mehreren Jahren führend an der Forschung und Umsetzung des persönlichen Budgets beteiligt ist, bot an diesem Tag Informationsveranstaltungen zu den Themen „Trägerübergreifendes Persönliches Budget“, „Persönliches Budget zur Teilhabe am Arbeitsleben“ und „Persönliches Budget im Wohnheim“ mit anschließender Diskussion. Zudem bot dieser Tag den Studierenden eine Plattform, in persönlichen Gesprächen Informationen zu potenziellen zukünftigen Arbeitgebern einzuholen. Gleichzeitig nutzten Unternehmen die Möglichkeit, sich mit ihren zukünftigen Arbeitnehmern auszutauschen. Der persönliche Kontakt zwischen Einrichtungen aus der Rehabilitation und Studierenden, Absolventinnen und Absolventen stand dabei im Vordergrund. Insgesamt präsentierten sich 36 Einrichtungen mit ihren unterschiedlichen Arbeits- und Einsatzfeldern. Beispielsweise können mit den optischen Eigenschaften des LiteScout® (s. Foto) visuell auffordernde Lerngelegenheiten gestaltet werden. (jsk)
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International Spatial Planning Centre Bündelung internationaler Forschung und Lehre in Dortmund
G Zwei neue Bücher sind seit kurzem auf dem Markt: Die Physik-Professoren Metin Tolan (Foto oben) und Joachim Stolze untersuchen in „Geschüttelt, nicht gerührt – James Bond und die Physik“ zusammen mit 41 Studierenden die Stunts und Tricks des weltberühmten Geheimagenten 007. Damit begeistern sie Physik- und Bondfans gleichermaßen. Mit anschaulichen Skizzen, Grafiken und Bildern verdeutlichen Tolan und Stolze, dass hinter vielen Stunts des britischen Geheimagenten angewandte Physik steckt. Für die zweite Neuerscheinung sorgt der Statistiker Prof. Walter Krämer: „Wir können alles, sogar besser – Wo Deutschland wirklich gut ist“ findet er 161 Gründe, warum Deutsche stolz auf ihr Land sein können. Auf 263 Seiten lobt Krämer die Errungenschaften für die wir im Ausland bewundert, belächelt oder beneidet werden: Angefangen bei der „Allgemeinen Schulpflicht“ über Gartenzwerge und Gummibärchen bis hin zu Waldorfschulen und der Wiedervereinigung. (jsk).
renzen überwinden, Horizonte erweitern: Unter diesem Leitbild stand die am 29. Oktober im Rudolf-Chaudoire-Pavillon gefeierte Eröffnung des International Spatial Planning Centre (ISPC) sowie die zu diesem Anlass durchgeführten Podiumsdiskussion zum Thema „Rural-urban linkages – towards a new planning paradigm?“. Das ISPC bündelt Forschung und Lehre der Fakultät Raumplanung in den Bereichen Raumplanung in Entwicklungs- und Schwellenländern und europäische Raumplanung. Es führt den Masterstudiengang Spatial Planning for Regions in Growing Economies (SPRING) sowie in Zukunft den Masterstudiengang Spatial Planning in Europe durch. Mitglied im Vorstand sind vorerst die Professoren für Raumordnung und Landesplanung, für Europäische Raumplanung, Städtebau und Bauleitplanung, Europäische Raumplanung, Raumplanung in Entwicklungsländern, für Ver- und Entsorgungssysteme, die Geschäftsführerin des Studiengangs SPRING sowie gewählte Vertreter des Mittelbaus, der Studierenden und der Nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter.
der Institutsgründung für SPRING. Diese erlöse den nunmehr seit 25 Jahren bestehenden und mehrfach prämierten Studiengang aus seinem institutionellen Nischendasein. „Do you feel urban or rural“? Auf dem Podium diskutierten, auch im Hinblick auf persönliche Erfahrungen, Dr. Dan Inkoom, Prof. Wilbard Kombe, Prof. Zenaida Manaolo, Dr. Nora Sausmikat und Prof. em. Volker Kreibich über Land-Stadt Migration und multilokale Haushalte in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie Folgen für die Planung. So ging es um Arbeitsmigration zwischen dem Landesinnern und den Küstenstädten in China, um am ländlichen Herkunftsort verankerte städtische Migrantenorganisationen in Ghana und das Verhältnis von nationaler und internationaler Stadt-Land-Migration auf den Philippinen. Eine gemeinsame Herausforderung für die Planung wurde in dem Wachstum der Megastädte und informeller Siedlungen gesehen sowie die Notwendigkeit der Förderung ländlicher Räume und Mittelstädte hervorgehoben.
Einhard Schmidt-Kallert will Internationalität in Lehre und Forschung stärken.
Grenzen überwinden, Horizonte erweitern: Bei dieser Veranstaltung ist es in geographischer, disziplinärer und institutioneller Hinsicht geglückt. Wenn das ISPC diesem Anspruch weiterhin gerecht bleibt, leistet die Fakultät einen wichtigen Beitrag zur Internationalisierung der Technischen Universität Dortmund. (Dick)
mend wichtiger wurden. Das ISPC könne jedoch dazu beitragen, diese Aktivitäten stärker zu vernetzen und internationale
Kontakt: Prof. Einhard Schmidt-Kallert, Ruf: 755-3267, Leiter des ISPC und von SPRING
Grenzen überwinden und den Horizont erweitern In seiner Eingangsrede betonte Prof. Einhard Schmidt-Kallert, Leiter des ISPC und von SPRING, dass internationale Lehre und Forschung in der Fakultät Raumplanung in den letzten Jahren zuneh-
Partnerschaften zu stärken, auch im Hinblick auf strategische Ziele der Fakultät. Gleichzeitig unterstrich er die Bedeutung
Dortmunder Cricketteam gewinnt mit TU-Unterstützung
Dortmunder Alumni im Portrait: Andreas Iding hat von 1990 bis 1996 Bauwesen studiert.
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n Deutschland ist Cricket nach wie vor ein Exot unter den Sportarten, trotzdem gibt es in jedem Jahr Meisterschaften in vielen Spielklassen. Das Cricketteam Dortmund konnte sich jetzt im NRWCricketcup durchsetzen und ist damit für das Pokalfinale im nächsten Jahr qualifiziert. Tatkräftige Unterstützung bekommt das Team dabei von Studierenden der TU Dortmund – allen voran Shabbir Shahid, Master-Student am Institut für Roboterforschung, und Mudassar Razzaq, Doktorand an der Fakultät für Mathematik (LS III): „Trainiert wird auf dem Parkplatz hinter EF 50, den hat uns die TU dafür zu Verfügung gestellt“, freut sich der gebürtige Pakistani. Den nächsten richtigen Cricket-Platz gibt es erst in Wattenscheid, dort werden auch die Heimspiele
der Dortmunder abgehalten. Cricket kann man aber nahezu überall spielen, sagt Razzaq. „Klar hätten wir gerne eine richtige Anlage hier in Dortmund, aber wir sind zufrieden. Die Hauptsache ist doch, dass man mit Freunden zusammen kommen kann und gemeinsam spielt. Ob der Untergrund jetzt Rasen, Kunstrasen oder eben Asphalt ist spielt keine Rolle.“ Knapp 40 Spieler treffen sich regelmäßig, um ihrer sportlichen Leidenschaft zu frönen. Die meisten von ihnen kommen aus Pakistan, Indien und Sri Lanka. „Cricket ist in unseren Heimatländern genauso wichtig, wie der Fußball für die Deutschen. Es ist unser Nationalsport, jedes Kind möchte einmal ein großer Cricket-Star werden“, erklärt Mudassar Razzaq, der früher selbst als Profi in Pakistan gespielt hat.
Cricketbegeisterte TU-Mitglieder: Shabbir Shahid und Mudassar Razzaq (v. l.) nach dem Gewinn des NRW-Pokals. (Foto: privat)
Neben den TU-Angehörigen stellt sich die Dortmunder Mannschaft aus vielen verschiedenen Spielern zusammen. „Wir haben Studenten in der Mannschaft, aber auch Ärzte, Arbeiter und Geschäftsleute“, stellt Razzaq die Mitglieder des neuen NRW-Meisters vor. Gerne würde er den Deutschen das Spiel näher bringen, egal auf welchem Einstiegslevel. Auch wenn die Regeln für viele nur schwer zu durchschauen sind, alles Grundlegende ist schnell erlernt, ist sich der pakistanische Doktorand sicher. „Wer weiß, vielleicht bieten wir ja mal einen Cricket-Kurs beim Allgemeinen Hochschulsport an der TU an, genug fähige Trainer hätten wir.“ Razzaq lacht. Man merkt, wie viel Spaß ihm dieses Spiel macht – und wie gerne er andere davon überzeugen würde, auch mal den CricketSchläger in die Hand zu nehmen. In der Fußball-Stadt Dortmund kein leichtes Unterfangen. Vielleicht klappt es ja, wenn das Team im nächsten Jahr als Deutscher Meister in die Westfalenmetropole zurück kehrt. (jsk)
ie Nähe zur TU ist geblieben“, sagt Dr. Andreas Iding zum Ende des Gesprächs: „Und das ist auch gut so, denn so kann ich etwas zurückgeben von dem, was ich hier gelernt habe.“ Andreas Iding, von 1990 bis 1996 Student in Dortmund, machte sein Diplom an der Fakultät Bauwesen und ging dann erst einmal in die freie Wirtschaft, „um auch mal was anderes kennen zu lernen“, wie er sagt. Danach zog es ihn aber wieder an die Hochschule, wo er im Jahr 2003 am Lehrstuhl für Bauwirtschaft promovierte. „Wissenschaftliches Arbeiten hat mir immer Spaß gemacht“, denkt Iding gerne an seine Zeit an der Technischen Universität Dortmund zurück. Um auch weiterhin „seiner“ Uni verbunden zu bleiben und auch anderen Alumni die Möglichkeit zu bieten, kam dann irgendwann die Idee eines Ehemaligenvereins auf, den Iding zusammen mit anderen Kommilitonen an der Fakultät Bauwesen gründete – und der mittlerweile über 300 Mitglieder zählt. „Es schlagen einfach zwei Herzen in meiner Brust“, erklärt Andreas Iding. „Zum einen ist da die wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule, zum anderen reizt die Praxis als Unternehmer in der freien Wirtschaft.“ Seit 2004 arbeitet der Diplom-Bauingenieur für die Firma Goldbeck in Bielefeld, ein familiengeführtes, mittelständisches Unternehmen mit knapp 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dort kann er das an der Universität Gelernte Tag für Tag nutzen. „Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorieausbildung“, so Iding. Sein Studium und die anschließende Promotion waren der Erfolgsgarant für einen guten Start als Unternehmer. „Viele akademische Dinge finden ihren Weg in die Wirtschaft und umgekehrt“. Andreas Iding ist aber auch davon überzeugt, dass eine zu große Überschneidung beider Seiten, der akademischen und wirtschaftlichen, nicht immer nur Positives hat. „Die Hochschule darf nicht nur sagen: Ich will Profit
machen und alles auf Effizienzkriterien hin überprüfen. So verschenkt sie viel von ihrem Potenzial, die universitäre Breite geht verloren.“ Gegen eine Vernetzung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Welt sei hingegen nichts einzuwenden, findet Iding. Darum ist er auch seit acht Jahren an einer praxisorientierten Vorlesungsreihe an der TU beteiligt, die in jedem Wintersemester im Rahmen einer Kooperation der Fakultäten Bauwesen und Raumplanung stattfindet, vom Lehrstuhl für Gewerbeplanung organisiert wird und für ihn die perfekte Symbiose beider Welten darstellt. Die Studierenden bekommen eine fundierte theoretische Ausbildung, Andreas Iding sorgt mit seiner Erfahrung in der freien Wirtschaft für praxisnahe Einsichten – und hilft den Studierenden, ihre akademischen Erkenntnisse auf reale Szenarien anzuwenden. Die Veranstaltungsreihe war von Beginn an ein voller Erfolg, gleich im ersten Jahr bekam sie den Lehrpreis der TU Dortmund verliehen. Für Dr. Andreas Iding Beweis genug, dass die Vernetzung beider Welten gewünscht und auch wichtig ist. „Möglicherweise bin ich ein gutes Beispiel dafür, dass man beides unter einen Hut bekommen kann: Unternehmer auf der einen Seite, Wissenschaftler auf der anderen.“ (jsk)
Gesucht: Ehemalige der TU Dortmund Jedes Jahr entlässt die TU Dortmund etwa 1.800 junge Frauen und Männer ins Berufsleben. Einige von ihnen stellt unizet an dieser Stelle vor. Kennen Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch ehemalige Studierende? Über Tipps freut sich die Redaktion.
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Zu hoher CO2-Ausstoß: TU-Forscher arbeiten an Filtern für Kohlekraftwerke
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ede Stunde werden in Deutschland durchschnittlich 64 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht, und das 24 Stunden täglich bei 365 Tagen im Jahr. Der Fachmann spricht in diesem Fall von einer ‚durchschnittlichen Leistungsaufnahme’ von 64 Gigawatt, der eine Leistungsbereitstellungskapazität von etwa 120 Gigawatt gegenübersteht, damit elektrischer Strom trotz Tages- und Jahreszeitschwankungen mit der allen Bürgern selbstverständlich erscheinenden Sicherheit „aus der Steckdose“ kommt. Bei Kohlekraftwerken, die über 55 Prozent der Stromherstellung in Deutschland absichern, geht die Energiegewinnung immer auch mit einem hohen CO2-Ausstoß einher. Alle in Deutschland existierenden Kohlekraftwerke geben so etwa 340 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid ab – pro Jahr. Nach dem aktuellen Stand der Technik wird dieses Gas vollständig in die Erdatmosphäre eingeleitet; ein Zustand, der in Zeiten von globaler Erderwärmung und Klimawandel nicht mehr akzeptabel ist. Ein Forscherteam um Prof. Hans Fahlenkamp von der Technischen Universität Dortmund hat es sich daher zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung drastisch zu senken, wenn nicht gar ganz zu unterbinden. Die TU-Wissenschaftler von der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwissenschaften wollen dazu die sogenannte „Tail-End CO2 Capture“Methode anwenden. Hierbei wird das
Ohne Kohlekraftwerke geht es nicht. Deshalb arbeiten Forscher an einer Lösung, deren CO2-Ausstoß durch entsprechende Filter zu verringern.
Rauchgas, das durch die Verbrennung der Kohle entsteht, nach dem Verbrennungsprozess konventionell gefiltert und erst danach durch die KohlenstoffdioxidWäsche gereinigt. Der große Vorteil, den sich die Forschergruppe von dieser Möglichkeit verspricht, ist die unkomplizierte Einbindung in die bereits vorgegebene Verfahrenskette eines Kohlekraftwerks; der Vorteil wird sichtbar, wenn diese neue Technik einmal eine Betriebstörung haben sollte, sodass trotzdem die Stromerzeugung - wenn auch unter Anrechnung von CO2-Emissionszertifikaten - weiterhin möglich ist. Eine weitere Variante, die der vorgeschalteten Abtrennung haben die Wissenschaftler im Vorhinein außen vor gelassen, da die Installation einer sol-
chen Anlage den originären Kraftwerkprozess im Störungsfall ersatzlos unterbrechen würde. Doch auch die nachgeschaltete CO2Reinigung gestaltet sich nicht einfach, so Fahlenkamp: „Leider können wir nicht einfach einen riesigen Filter über den Schornstein stülpen.“ Vielmehr müssen die Abgase, die durch das Verbrennen der Kohle entstehen, erst durch eine deutlich verbesserte konventionelle Rauchgasreinigungsanlage des Kraftwerkes gezogen werden; erst danach wird das so entstandene Stickstoff-CO2-Gasgemisch gewaschen, so dass hieraus reines CO2 abgetrennt und in einen Aggregatzustand gebracht wird, der für eine unterirdische
Lagerung notwendig ist. Der Filter, den die Wissenschaftler bereits im kleinen Maßstab erproben, besteht aus sogenannten Membrankontraktoren, durch die eine Wasser-Amin-Verbindung geleitet wird. Diese Flüssigkeit kann das Kohlenstoffdioxid absorbieren und nach einer geeigneten Erhitzung („Auskochen“) konzentriert wieder abgeben; hieran schließt dann in weiteren aufwändigen Schritten die Bereitstellung der Transport- und Lagerfähigkeit an. „Auch wenn es zur endgültigen Serienreife der CO2-Reinigung noch einige Jahre dauern wird, sind wir auf einem guten Weg“, so Fahlenkamp abschließend. (jsk) Kontakt: H. Fahlenkamp, Ruf: 755-2322
Erst einmal sortieren und sondieren! Fakultät verabschiedet Prof. Eberhard Becker mit einem Festkolloquium.
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ortieren und sondieren“ wird Prof. Eberhard Becker in den nächsten Monaten. Was das genau heißt, erklärt der Altrektor so: „Ich werde mir viele Gedanken machen, welchen Bereichen ich von nun an Zeit und Aufmerksamkeit zuwende.“ Nach seiner aktiven Laufbahn an der Technischen Universität Dortmund, die Becker 1979 mit 36 Jahren als Professor des Lehrstuhls für Algebra an der Fakultät für Mathematik begann und deren Ende nun mit einem Festkolloquium gebührend gefeiert wurde, will der Iserlohner Hochschullehrer erst einmal in
sich gehen und nachprüfen, was wichtig ist. „Vor allem ist da meine Familie, für die ich jetzt mehr Zeit habe. Dann wird in meiner Brust aber auch immer das Herz des Mathematikers schlagen. Ohne Mathematik werde ich auch im Ruhestand nicht auskommen“, erklärt Eberhard Becker, der als Rektor die Universität von 2002 bis 2008 leitete. Die Liebe zur Mathematik merkte man auch während des Festkolloquiums zu Beckers Abschied. „Ich fand es toll, dass meine Kollegen mich mit ihren Vorträgen
wieder auf den aktuellen Stand der Forschung bringen konnten. Daran kann ich jetzt anknüpfen, mir Themen suchen und weiterforschen“, freut sich Becker auf den neuen Lebensabschnitt. Rückblickend auf fast 30 Jahre an der Universität Dortmund – die unter seinem Rektorat zu einer Technischen Universität wurde – ist Becker nicht nur Mathematiker, sondern auch Administrator gewesen, der vor seiner Amtszeit als Rektor zweimal als Dekan die Fakultät für Mathematik leitete und im Senat saß. „Durch meine verschiedenen Tätigkeiten, egal ob als Hochschul-
Die Liebe zur Mathematik werde auf alle Fälle bleiben, sagt Altrektor Prof. Eberhard Becker, hier mit einem geometrischen Modell von seinem Kollegen Prof. Ludwig Danzer.
lehrer, Forscher oder im administrativen Bereich war es eine sehr lehrreiche und inspirierende Zeit.“
„Eine inspirierende Zeit“ Becker, der 1943 in Mecklenburg geboren wurde, hatte in Hamburg Mathematik und Physik studiert und promovierte dort 1972. Vier Jahre später habilitierte er sich in Köln. 1979 nahm er einen Ruf als C4Professor an die Dortmunder Fakultät für Mathematik an. Der international tätige Wissenschaftler war beteiligt am Aufbau europäischer Forschungsnetze, leitete viele Jahre als geschäftsführender Herausgeber die „Mathematische Zeitschrift“ und war 1995 Mitbegründer der Publikationsreihe „Algorithms and Computations in Mathematics“. Im Jahr 2000 wählte ihn die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum Fachgutachter für Mathematik. Ende der 80er Jahre hatte Becker sich maßgeblich an der Entwicklung des fachübergreifenden Studiengangs Wirtschaftsmathematik beteiligt. Als sechster Rektor der Dortmunder Universität war er außerdem bis zum Sommer 2008 Sprecher des Hochschulnetzwerks „European Consortium of Innovative Universities“ (ECIU), in dem die TU eine tragende Rolle einnimmt. Gegenwärtig ist Becker Chairman des „University Presidents Forum“ der „World Technopolis Association“ (WTA), arbeitet mit an dem WTA-UNESCO Projekt „Science City Development“ und gehört dem Executive Board der „International Association of University Presidents“ (IAUP) an. „Das Spektrum an Aufgaben, das ich an der TU Dortmund ausführen durfte, machte für mich den besonderen Reiz meiner Arbeit aus“, so Becker in der Rückschau auf seine wissenschaftliche und hochschulpolitische Karriere. „Jetzt kommt aber das Private stärker zu seinem Recht. Und das möchte ich ebenso wenig missen, wie meine Zeit hier an der Universität.“ (jsk)
Mathemagische Momente Das Jahr der Mathematik 2008 neigt sich dem Ende zu. Durch zahlreiche, gut besuchte Veranstaltungen und Aktionen ist zweifelsohne eine – gemessen an früheren Wissenschaftsjahren – enorme Öffentlichkeitswirkung erzielt und so eine neue Sicht auf Mathematik und Mathematikunterricht verbreitet worden. Entscheidend für eine abschließende Bewertung des Erfolges wird aber auch die Nachhaltigkeit sein, die über das Jahr 2008 hinaus erzielt werden kann. Einen wichtigen Baustein stellt hier das Projekt „Mathemagische Momente’“ dar, das unter maßgeblicher Beteiligung von Mitgliedern des Instituts für Entwicklung des Mathematikunterrichts (IEEM) entstanden ist. In den „Mathemagischen Momenten“ sind fruchtbare Momente des Mathematiklehrens und -lernens versammelt und als erlebte Erfahrung dargestellt und reflektiert. Die aus Buch und CD bestehende Materialsammlung repräsentiert zentrale Kernideen zeitgemäßen Lehrens und Lernens von Mathematik. Zwanzig namhafte Autorinnen und Autoren aus dem deutsprachigen Raum haben diese so aufbereitet, dass sie in Fortbildungen und im eigenen Unterricht eingesetzt werden können. Das Spektrum der Beiträge reicht von der Vorschule bis zur gymnasialen und beruflichen Oberstufe. Vom Institut für Entwicklung des Mathematikunterrichts wurden nicht weniger als vier Beiträge erbeten. Stephan Hußmann beschreibt an Beispielen aus der Sekundarstufe I, wie Schülerinnen und Schüler selbsttätig mathematische Begriffe bilden, Susanne Prediger führt aus, wie inhaltliches Denken statt schematischem Vorgehen als zentrale Leitidee des Unterrichts realisiert werden kann. Christoph Selter macht deutlich, wie bereits Grundschülerinnen und Grundschüler als mathematische Forscher tätig sein können, und Kerensa Lee illustriert, dass Vorschulkinder mathematische Erfindungen mit gleichem Material in großer Menge machen können. Die mathemagischen Momente werden am 5. Dezember auf einem bundesweiten Kongress in Bonn präsentiert, zu dem rund 200 Angehörige der Ministerien und der Lehrerfortbildungsinstitute erwartet werden. (Fakultät)
Die Fakultät für Mathematik trauert um Isolde Speck, die am 24. Oktober im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Isolde Speck war bis 1986 als Sekretärin am Lehrstuhl von Prof. Manfred Reimer des Fachbereichs Mathematik beschäftigt und hat während ihrer langjährigen Tätigkeit den Lehrstuhl diverse Projekte und Tagungen betreut. Die Fakultät für Mathematik trauert um eine verdiente Mitarbeiterin.
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unizet | Wissenschaft und Praxis
Wissenschaftsjahr 2009 lädt zu Entdeckungsreisen ein.
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oran wird gerade geforscht? Was sind die neuesten Entdeckungen? Wie beeinflussen diese unser Leben? Diese Fragen will das Wissenschaftsjahr 2009 beantworten. Unter dem Motto „Forschungsexpedition Deutschland“ sind die Menschen eingeladen, auf Entdeckungsreise durch die Forschungslandschaft zu gehen: Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik öffnen die Türen ihrer Einrichtungen und laden zum Schulterblick auf neueste Entwicklungen in der Forschung ein. Im Wissenschaftsjahr 2009 startet auch der Ausstellungszug „Expedition Zukunft“, der in 60 Städten in Deutschland Station macht. Die Ausstellung zeigt in zwölf Waggons den Einfluss von Forschung und Technologie auf unser Leben. Das Wissenschaftsjahr 2009 richtet sich besonders an Kinder und Jugendliche: Die Forschungsexpedition will sie für Wissenschaft begeistern und auf
die Attraktivität naturwissenschaftlicher Berufe und Ausbildungen aufmerksam machen. Bereits zum zehnten Mal richtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung zusammen mit der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) 2009 das Wissenschaftsjahr aus. „In den letzten zehn Jahren haben die Wissenschaftsjahre wesentlich dazu beigetragen, in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit für Wissenschaft und Forschung zu schaffen“, erklärte Gerold Wefer, Vorsitzender des Lenkungsausschusses von WiD. Weitere Träger des Wissenschaftsjahres 2009 sind die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina und die Robert Bosch Stiftung. Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft beabsichtigt ebenfalls Träger des Wissenschaftsjahres zu werden. Infos: www.forschungsexpedition.de und www.bmbf.de/de/13183.php
Kinder und Arbeit unter einen Hut? TU sucht nach Lösungen.
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eutzutage heißt es für junge Eltern immer öfter, sich zwischen Beruf oder Studium und Familie zu entscheiden. Dabei kommt es oft nur darauf an, die richtige Balance zu finden, um gleichzeitig für sein Kind da zu sein und beruflich oder im Studium weiter zu kommen. Das hat die Technische Universität Dortmund erkannt und stellt ihren Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Studierenden daher vielfältige Hilfen zur Seite, um das Zusammenspiel zwischen Familie und Beruf oder Studium möglichst reibungslos ablaufen zu lassen. In einer zweiteiligen Serie stellt unizet die verschiedenen Einrichtungen vor, die jungen Müttern und Vätern helfen können, Kind und Karriere stressfrei unter einen Hut zu bekommen.
HoKiDo (Hochschulkindertagesstätte Dortmund) Die Hochschulkindertagesstätte Dortmund wurde von Studierenden der TU Dortmund gegründet und verfügt über zwei Betreuungsgruppen. Die Einrichtung befindet sich Am Gardenkamp 49 in Eichlinghofen und bietet eine tägliche Betreuung der Kinder von sieben Uhr morgens bis in den späten Nachmittag. Geprägt wird HoKiDo durch die Mitarbeit der Eltern, sowohl im organisatorischen, als auch im pädagogischen Bereich. Weitere Informationen gibt es unter: www. hokido.de.
KuKi (Kinderkurzzeitbetreuung) In den Räumen des Sportinstituts (OttoHahn-Straße 4) befindet sich die Kinder-
kurzzeitbetreuung, in der Kinder im Alter von einem und vier Jahren für maximal drei Stunden täglich betreut werden können. Die Einrichtung wurde speziell für Angehörige der TU Dortmund geschaffen und soll vor allem genutzt werden, wenn die regelmäßige Betreuung der Kinder ausfällt, oder wenn besondere Umstände, wie zum Beispiel Prüfungen, anliegen. Weitere Informationen erhalten Sie unter Ruf: 755-4158.
Kindertagesstätte 4 Jahreszeiten Die Kindertagesstätte „4 Jahreszeiten“ wird vom Studentenwerk Dortmund betrieben und richtet sich an Kinder von Angehörigen der TU Dortmund (besonders Studierende) und aus dem Stadtgebiet Hombruch. Am Gardenkamp 47 in Eichlinghofen kümmern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 4 Jahreszeiten zwischen sieben Uhr morgens bis zum späten Nachmittag um die Kinder. Weitere Informationen gibt es unter: www.stwdo.de/Kinder-KiTa.2.0.html.
KinderKreise (Eltern- und Kindernetzwerk an der FH Dortmund e.V.) Bereits seit über acht Jahren besteht das Eltern- und Kindernetzwerk an der FH Dortmund, seit 2004 können auch Beschäftigte und Studierende der TU auf das Angebot zurückgreifen, das ein flexibles und bedarfsorientiertes Konzept der Betreuungszeiten für kleine Kinder anbietet. Infos zum Verein und zu den Betreuungsmöglichkeiten finden sich unter: www.kinderkreise.de. (jsk)
Ein gutes Gefühl: Die Kinder sind betreut, während die Eltern ihrem Beruf nachgehen.
11/08 | Nr. 403
Faktor Forschung: Auto der Zukunft Clevere Fahrzeuge und komplexer Verkehr
Freuten sich über die gelungene Abendveranstaltung: Prof. Torsten Bertram (l.), Dortmunds Wirtschaftsförderung, vertreten durch Udo Mager, Rektorin Prof. Ursula Gather, Moderator Prof. Frank Lobigs und Referent Prof. Johannes Weyer.
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ntelligente Fahrzeuge, technische Innovationen und neue Verkehrssysteme: Spannende Themen rund um das Auto der Zukunft standen im Mittelpunkt der dritten Veranstaltung „Faktor Forschung. Universität im Dialog.“ Getreu dem Motto „Mehr Uni in die Stadt – mehr Stadt in die Uni“ war die Hochschule zu Gast im Rathaus. Begrüßt wurden die Zuhörer dort von Rektorin Prof. Ursula Gather und Udo Mager, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, die als Gastgeberin den Abend ermöglichte.
Mehr Uni in die Stadt! Prof. Torsten Bertram vom Lehrstuhl für Regelungssystemtechnik erläuterte im ersten Vortrag, wie Fahrerassistenzsysteme zur Unfallvermeidung und Unfallfol-
genminderung beitragen können. „Mobilität und Verkehr nehmen zu. Die Menschen haben veränderte Lebensgewohnheiten – und zwei von drei Deutschen besitzen heute ein Auto.“ Trotz der rasant wachsenden Zahl an PKWs und gefahrenen Kilometern geht die Anzahl der tödlichen Unfälle stetig zurück. Eine Erklärung dafür sieht Bertram in Neuerungen, wie zum Beispiel dem Gurt oder ABS, die sich heute bereits durchgesetzt haben. Mögliche Fahrerassistenzsysteme der Zukunft – wie Überwachungskameras, mit denen die Müdigkeit der Fahrer überprüft wird – präsentierte Bertram ebenfalls. Dabei betonte er auch die Bedeutung des Zusammenwirkens von Mensch und Maschine: „Wir brauchen Autos mit inneren Werten und menschlichen Zügen“, schloss Bertram seinen Vortrag. Im Anschluss an die ingenieurwissenschaftliche Perspektive beleuchtete Prof. Johannes Weyer das
Thema „Auto der Zukunft“ aus einem soziologischen Blickwinkel. Der Techniksoziologe beschäftigt sich sowohl mit der Entstehung neuer Technik als auch deren Folgen. „Autonome Fahrzeuge – dumme Fahrer?“ fragte Weyer in seinem Vortrag und betonte, dass Autofahrer durch die Assistenzsysteme Einiges verlernen. Gleichzeitig hob er das große Potenzial der Systeme hervor und warf einen Blick in die Zukunft des Verkehrs. Dabei stellte er nicht nur innovative Fahrzeuge vor, sondern komplexe Systeme, in denen die Autos untereinander und mit ihrer Umwelt kommunizieren. Nicht jede technische Innovation sei auch serienmäßig für Kleinwagen sinnvoll und bezahlbar, so der Konsens unter beiden Referenten. Innovationen kämen bereits heute vor allem aus den Hochschulen und die TU Dortmund leiste hier einen wichtigen Beitrag. (Sbo)
Praxis hautnah: Studierende bearbeiten Fallstudien. Die Qualifikation zum Controller muss nicht weniger spannend sein als ein James-Bond-Film.“ Dies glaubt zumindest Professor Andreas Hoffjan vom Lehrstuhl für Unternehmensrechnung und Controlling an der TU Dortmund und legt den Beweis gleich in Form einer praxisnahen Veranstaltungsreihe nach. Die Requisiten des Controllers sind im Vergleich zu James Bond aber nicht schnelle Autos und andere technische Spielereien, sondern konkrete Problemstellungen aus der Unternehmenspraxis, welche in der akademischen Welt als Fallstudien bezeichnet werden. 20 Studierende der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsmathematik hatten jetzt die Möglichkeit in einem Seminar an genau solchen Fallstudien zu arbeiten – unterstützt und begleitet wurden sie dabei von Profis aus der Praxis: Wie bei einem packenden James-Bond-Film bedurfte es zur erfolgreichen Bearbeitung solche Fallstudien eines fesselnden Drehbuchs, einer guten Regie und natürlich einer starke Besetzung. Das Drehbuch sah jeweils die Bearbeitung von Fällen in Gruppen und deren anschließende konkurrierende Präsentation vor. Regie führten die verschiedenen Unternehmen. Den Auftakt bildete das Seminar in Zusammenarbeit mit dem Medienunternehmen Bertelsmann AG. Im Laufe des Semester kommen dann drei weitere namhafte Partner zum Einsatz: die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sowie die Beratungsgesellschaft Bain & Company und Protiviti unterstützen Prof. Hoffjans „Mission“ im Wintersemester. In den Hauptrollen agieren immer – quasi als „Dortmunder Agenten“ – die Studierenden, die unter Zeitdruck nach möglichen Lösungsansätzen für Fallstudien suchen müssen.
Kenntnisse an praktischen Fällen aus der Wirtschaft zu testen. Es ist das beste Training für den späteren Berufseinstieg.“ Im Gegensatz zu den Bond-Filmen muss Hoffjan dabei ohne Spezialeffekte, exotische Schauplätze und Verfolgungsjagden auskommen. Die Dramaturgie steckt in den Praxisfällen, die von den Studierenden zu knacken sind. Dass Lernen am Beispiel sorgt dafür, dass die Lösungsansätze verinnerlicht werden und jederzeit wieder abrufbar sind, so wie die BondBestellung „Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt“. (Fakultät) Präsentation der Fallstudienergebnisse
Wie aber kann man sich ein solches Seminar konkret vorstellen? Die Studierenden mussten an zwei Tagen Strategien und Konzepte für ein weltweit agierendes Medienunternehmen entwickelt. Anhand des Bertelsmann-Geschäftsberichts, einer Fallstudie der Harvard Business School, sowie weiterer Unterlagen über Wettbewerber und Märkte sollten die Studenten in kleinen Teams eine Analyse der Finanz- und Wettbewerbssituation des Bertelsmann-Konzerns erstellen. Unterstützt wurden die Gruppen durch Mitarbeiter aus Vorstandsstäben und der Personalabteilung. Ihre Ergebnisse stellten die Teams im Anschluss in einer Präsentation den Bertelsmann Mitarbeitern vor. Die Studierenden schätzen an dem Seminar vor allem die Chance, an Echtproblemen zu arbeiten. Auch das Feedback von Vertretern der Unternehmenspraxis hilft ihnen für die berufliche Zukunft entscheidend weiter. Dazu Student Alexander Krause im 7. Semester im Fach Betriebswirtschaftslehre: „Dieses Seminar ist eine Top-Möglichkeit, die während des Studiums gesammelten theoretischen
Kontakt: Prof. Andreas Hoffjan, Ruf: 7553140, E-Mail: andreas.hoffjan@tu-dortmund.de
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