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Ausgezeichnet
Verglichen
Gewürdigt
In seinem kräftigen Rot und mit der auffälligen Front ist das IBZ einer der markantesten Punkte auf dem Campus der TU Dortmund. Genau für diese Markanz ist es nun ausgezeichnet worden.
Während die Deutschen in ihrer Autowerbung eher auf Nüchternheit setzen, verbinden die Amerikaner gern den Cowboy mit ihren Fahrzeugen. Dies fand Bettina Temath heraus.
Erika Spiegel ist eine Persönlichkeit, die wie kaum eine zweite den Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Disziplinen vorangetrieben hat. Dafür hat sie jetzt die Ehrendoktorwürde erhalten.
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Senat der DFG bewilligt drei Sonderforschungsbereiche 20 Millionen Euro für Großforschungsprojekte an der TU Dortmund Beschichtung sollen Umformwerkzeuge vor Verschleiß geschützt werden, denn die Bearbeitung beispielsweise von höherfesten Blechen stellt hohe Anforderungen an die Werkzeuge. Durch den besseren Verschleißschutz kann eine längere Einsatzdauer des Werkzeugs erreicht und somit auch Wartungs- und Reparaturzeiten verringert werden.
Die Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Prof. Wolfgang Tillmann, Prorektor Prof. Metin Tolan, Prof. Katharina Morik, Prof. Peter Marwedel, Prof. Wolfgang Rohde, Dr. Michael Marré und Prof. A. Erman Tekkaya
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in ganz neuer Sonderforschungsbereich (SFB) und zwei bestehende, die weiter gefördert werden – das ist die äußerst erfolgreiche Bilanz der TU Dortmund bei der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). »Damit werden in den nächsten vier Jahren für die TU Dortmund insgesamt 20 Millionen Euro zusätzliche Forschungsgelder zur Verfügung stehen«, so TU-Rektorin Prof. Ursula Gather. »Das ist ein Riesenerfolg, der unsere Profilbereiche nachhaltig stärkt.« Der neue Sonderforschungsbereich Verfügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung (SFB 876) wird durch die Fakultät für Informatik koordiniert. Zusätzlich werden der SFB 708 (Fakultät Maschinenbau) und der SFB/ Transregio 10 (Fakultät Maschinenbau) für weitere vier Jahre durch die DFG gefördert – ein Beleg für die hohe Qualität der Forschung in diesen Projekten. Insgesamt ist die TU jetzt Sprecherhochschule von vier Sonderforschungsbereichen und einem SFB/Transregio.
Verfügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung Der SFB 876 befasst sich mit verschiedenen Facetten der Datenverarbeitung – von der Analyse riesiger Datenberge über
Energieeffizienz von Kleingeräten bis hin zur intelligenten Vernetzung von Sen sordaten. Denn im »Petabyte-Zeitalter« (1 Petabyte = 1 Billiarde Bytes) steht dem Vorhandensein einer solchen Datenfülle eine sehr begrenzte Verfügbarkeit von Information gegenüber. Wie findet man in dieser Datenflut die Information, die man braucht? Die jetzt vorhandenen Datenmassen erfordern neue Methoden der Datenanalyse. Man kann nicht mehr davon ausgehen, dass Daten an einem Ort dauerhaft gespeichert sind. Sie sind auf verschiedene Orte verteilt und strömen in Rechner oder durch Rechner hindurch. Moderne Mobiltelefone (SmartPhones) leiten sehr viele Daten durch, wenn man telefoniert oder im Internet surft. Diese Dienste kosten aber Energie. Das merkt man an den kurzen Batterielaufzeiten. Der SFB 876 entwickelt Algorithmen, die weniger Energie verbrauchen, indem sie sich an das Nutzungsverhalten anpassen: Selten benutzte Dienste sollen in den Hintergrund verlagert und häufige vorbereitet werden. Zusätzlich zu den Alltagsgeräten gibt es auch Spezialsensoren, die mit Intelligenz ausgestattet werden sollen. Fabriken messen beispielsweise an vielen Stellen die Parameter ihrer Produktion. Am Ende der Fertigung wird dann die Qualität des Produktes überprüft. Wenn das Produkt erst am Ende ausgeschieden wird, sind bereits Ressourcen vergeudet worden. Wenn aber anhand der Messungen direkt festgestellt wird, dass dieses
Werkstück nicht mehr die gewünschte Qualität erreichen wird, kann es sofort ausgeschleust werden. Ziel des SFB 876 ist es, aus immer größeren Datenmengen Informationen zu gewinnen – und zwar zeitnah, ohne großen Energiebedarf und direkt vor Ort. Hierzu arbeiten die Fakultäten Informatik, Statistik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenbau und Physik mit zwei Lehrstühlen der Universität Duisburg-Essen sowie dem Dortmunder Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) und der Dortmunder Firma B&S Analytik zusammen. Prof. Katharina Morik, Inhaberin des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz der TU Dortmund, koordiniert als Sprecherin die zwölf Einzelprojekte des neuen Sonderforschungsbereichs, in denen 19 Professorinnen und Professoren und etwa 60 Wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten. Die DFG fördert den SFB 876 zunächst für vier Jahre mit circa sieben Millionen Euro.
Surface Engineering für Werkzeugsysteme der Blechformteilefertigung Die Oberflächenbeschichtung von Umformwerkzeugen steht im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs 708 (3DSurface Engineering für Werkzeugsysteme der Blechformteilefertigung), der jetzt von der DFG für weitere vier Jahre mit 7,8 Millionen Euro gefördert wird. Durch die
www.tu-dortmund.de/unizet | redaktion.unizet@tu-dortmund.de
Die 15 Teilprojekte sind in drei Bereiche aufgeteilt: Erzeugung, Modellierung und Bearbeitung. In diesen wird nicht nur die Beschichtung, sondern die gesamte Prozesskette des Werkzeugbaus abgebildet und erforscht. Insgesamt arbeiten 43 Wissenschaftliche Mitarbeiter an diesem Forschungsvorhaben. Für die Maschinenbauer ist besonders die Zusammenarbeit mit den beteiligten Informatikern, Mathematikern und Statistikern wichtig. Erst diese Vernetzung ermöglicht die notwendige durchgängige Prozesssimulation von der Werkzeugauslegung bis zur endgültigen Umsetzung. Koordiniert wird der Sonderforschungsbereich durch den Sprecher Prof. Wolfgang Tillmann vom Lehrstuhl für Werkstofftechnologie der TU Dortmund.
Integration von Umformen, Trennen und Fügen für die flexible Fertigung von leichten Tragwerkstrukturen Der Transregio 10 (Integration von Umformen, Trennen und Fügen für die flexible Fertigung von leichten Tragwerkstrukturen) ist ein Großforschungsprojekt, an dem neben der TU Dortmund die TU München und das Karlsruher Institut für Technologie beteiligt sind. Seit 2003 forschen
Wissenschaftler an den drei Hochschulen an der Gestaltung von integrierten Prozessketten für die Fertigung leichter Tragwerkstrukturen. In Dortmund laufen die Fäden der Einzelprojekte zusammen, Sprecher des Forschungsprojektes ist Prof. A. Erman Tekkaya vom Institut für Umformtechnik und Leichtbau. Ziel ist es, wissenschaftliche Grundlagen und Methoden zu entwickeln, die z. B im Flugzeugbau, in der Automobilindustrie oder in der Raumfahrttechnik eine automatisierte Fertigung auch in kleinen Stückzahlen ermöglichen. In einer integrierten Prozesskette sollen Umformen, Trennen und Fügen optimal verbunden werden, so dass eine flexible Fertigung leichter Tragwerkstrukturen erreicht wird. Im Transregio 10 werden drei wesentliche Schwerpunkte bei der Prozesskette Umformen, Trennen und Fügen betrachtet: Funktionsintegration durch Einbettung von Funktionselementen in Leichtbauprofile (z.B. Licht- und Signalleiter), belastungsangepasste Bauteile und Rahmenstrukturen durch gezielte Profilquerschnittsänderungen und das Fügen, die Bearbeitung und die Charakterisierung der leichten Tragwerke. Die dritte Förderperiode wird jetzt durch die DFG mit 9,1 Millionen Euro bis 2014 gefördert. Rund 5 Millionen Euro davon stehen für Forschungsarbeiten an der TU zur Verfügung. In Zukunft wollen sich die Forscher insbesondere auf die Flexibilität in der Fertigung konzentrieren. Diese soll so gestaltet werden, dass eine hohe Variantenvielfalt auch kurzfristig in unterschiedlichen Stückzahlen mit hoher Genauigkeit produziert werden kann. (unizet)
Akademische Jahresfeier am 16. Dezember Ganz im Zeichen der Würdigungen und Ehrungen steht in diesem Jahr die Akademische Jahresfeier. Am 16. Dezember laden das Rektorat und die Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund ab 17 Uhr ins Audimax ein. Als Festredner konnte der Vorsitzende Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, Prof. h.c. Fritz Pleitgen, gewonnen werden. Bereits vor der Jahresfeier – um 16 Uhr – wird die Fotoausstellung Ruhr.2010 im Foyer des Audimax eröffnet. Der Fotograf Manfred Vollmer präsentiert Eindrücke aus der Kulturhauptstadt. Die Jahresfeier selbst beginnt dann um 17 Uhr mit einer musikalischen Einstimmung durch das Universitätsorchester. Im Rahmen der Feier würdigt die Hochschule ihre besten Promotionen und Abschlussarbeiten. Außerdem wird die Ehrennadel für besondere Verdienste um die TU Dortmund verliehen sowie die Martin-Schmeißer-Medaille und der Lehrpreis. Nach der Jahresfeier laden Rektorat und Freundegesellschaft zum Empfang in die Mensa.
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Von Dortmund in die Welt: 7. Internationaler Bildungstag
TU Dortmund kooperiert mit der University of Pennsylvania
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den ihm die Studiengebühren von rund 40.000 Dollar erlassen. Ein AuslandsBafög sorgte für eine weitere finanzielle Entlastung.
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»Wir wollen die Jugendlichen ermuntern, internationale und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und ihnen zeigen, dass es auch finanziell machbar ist«, erklärt Mechthild Heikenfeld, Wissenschaftsreferentin der Stadt Dortmund, den Hintergrund der Veranstaltung. Ilkay Gecgel ist ein gutes Beispiel: Der Student der TU Dortmund hat ein Jahr lang am Canisius College in Buffalo verbracht. Dank einer Kooperationsvereinbarung zwischen beiden Hochschulen wur-
Aber nicht nur die eher klassischen Wege wie ein Auslandsjahr in der Schule oder im Studium oder Work & Travel, sondern auch weniger bekannte Programme führen heraus aus Deutschland: Das Freiwillige Soziale oder Ökologische Jahr kann auch in anderen Ländern absolviert werden, viele heimische Unternehmen bieten Praktika in ausländischen Zweigstellen an und auch Auszubildende können für einige Wochen in einem anderen Land arbeiten. Organisationen wie die Auslandsgesellschaft, die Handwerkskammer Dortmund und Auslandsvermittlungen standen im Rathaus bereit, informierten die Reisewilligen und gaben ihnen Tipps. Denn es lohnt sich in jedem Fall, das sagen alle, die die Erfahrung gemacht haben. Und wenn Ilkay Gecgel darüber nachdenkt, was ihm das Jahr in Buffalo gebracht hat, fällt ihm ein: »Man denkt viel globaler und realisiert, dass man nicht allein ist auf der Welt.« (age)
on Dortmund aus in die Welt, in neue Kulturen eintauchen, Sprachkenntnisse ausbauen und über den eigenen Tellerrand schauen: Es gibt unzählige Gründe für junge Menschen, eine Zeit ihres Lebens im Ausland zu verbringen. Und ebenso viele Wege. Aber welcher ist der richtige? Und wie packe ich so ein Vorhaben am besten an? Beim 7. Internationalen Bildungstag im Rathaus hatten sich am 17. November die Dortmunder Hochschulen, Bildungseinrichtungen und andere Organisationen zusammengetan, um Antworten auf diese und mehr Fragen zu geben.
Wie geht‘s in die weite Welt? Tipps gab es von Profis beim Internationalen Bildungstag.
ie Technische Universität Dortmund und die University of Pennsylvania (UPenn) haben einen Kooperationsvertrag geschlossen und damit ihre seit 1994 bestehende Partnerschaft weiter gefestigt. UPenn ist eine der renommiertesten und ältesten Universitäten der Vereinigten Staaten. Mit jährlichen Forschungsausgaben in Höhe von rund 750 Millionen Dollar zählt sie zu den größten Forschungsinstitutionen der USA. Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung fand anlässlich des Besuchs einer Delegation von Wissenschaftlern der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR: Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen) bei den Elite-Universitäten Princeton und UPenn statt. Die TU Dortmund wurde dabei von Prof. Katharina Morik (Fakultät Informatik)
und Prof. Roland Winter (Fakultät Chemie) vertreten. Gemeinsam mit Joseph S. Sun, dem Director of Academic Affairs der School of Engineering der University of Pennsylvania unterzeichnete Prof. Morik für die TU Dortmund die neue Kooperationsvereinbarung, die unter anderem den Studierenden- und Wissenschaftleraustausch regelt. Mit der Princeton University wurden unter anderem die Details eines Praktikantenaustauschprogramms besprochen. Dieses Programm wird im kommenden Sommer Studierenden der ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten der Princeton University ein Forschungspraktikum an einer der drei UAMR-Hochschulen ermöglichen. Im Gegenzug erhalten Studierende der UAMR-Universitäten die Möglichkeit, an der Princeton University ein Praktikum zu absolvieren. (unizet)
StudiumEngagiert präsentiert Engagement hat Motive
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er ist der Ritter der Tafelrunde? Wer schmeißt ´ne Runde? Und wieso freiwillig? Eine Antwort auf diese und andere Fragen erhalten die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung Engagement hat Motive, die noch bis zum 19. Dezember von StudiumEngagiert im Foyer der Universitätsbibliothek präsentiert wird. Diese Wanderausstellung der Freiwilligen-Agentur Dortmund präsentiert sieben Menschen, die sich im Raum Dortmund freiwillig für sich und andere Menschen in verschiedensten gemeinnützigen Organisationen engagieren. Sieben von 23 Millionen, die täglich mithelfen, unser Land bunter und menschlicher zu gestalten. Engagement hat viele Motive und Gesichter. 23 Millionen Bundesbürger engagieren sich freiwillig und tragen mit ihrem Engagement maßgeblich zu einer lebendigen, toleranten und solidarischen Gesellschaft bei. Das Projekt StudiumEngagiert hat die Förderung einer studentischen Engagementkultur an der TU Dortmund zum Ziel und möchte mit dieser Ausstellung einen gewinnbringenden Diskurs rund um die Thematik bürgerschaftliches Engage-
ment anregen sowie auf ein freiwilliges Engagement neugierig machen. StudiumEngagiert berät und begleitet Studierende aller Fachbereiche auf ihrem Weg in ein bürgerschaftliches Engagement und eröffnet die Chance, individuelle Kompetenzen in Gruppenprojekten einzubringen. Lehrenden wird die Möglichkeit geboten, mit Hilfe von Projekten ihre Lehre um einen Praxisanteil zu erweitern. (Sabrina Mitze
Kontakt: Roland Breker, Yvonne Kuhnke, Ute Lüttich, Jana York, Fakultät Reha, Tel.: 755-4549, Mail: StudiumEngagiert@ gmx.de; studenga@post.tu-dortmund.de
Bildungsministerin Annette Schavan zu Gast im BMZ
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Herausragender Standort »Ich freue mich, dass Dortmund ein herausragender Standort für den Technologietransfer in Europa ist – und zwar einer, der auch immer wieder neue eigene Strukturen entwickelt, um Ideen aus dem Labor noch effizienter in den Markt bringen«, freute sich Prof. Schavan bei ihrem Besuch. Mit 22 Unternehmen und rund 300 Beschäftigten zählt das BMZ zu den größten Biomedizinzentren in
Deutschland. Auf einer Fläche von mehr als 17.000 Quadratmetern profitieren die ansässigen Unternehmen von den Forschungsergebnissen des benachbar-
ten Max-Planck-Instituts für molekulare Physiologie, des Leibniz-Instituts für Analytische Wissenschaften (ISAS) und der Technischen Universität Dortmund.
Ministerin Annette Schavan (im Bild links) besuchte das BioMedizinZentrumDortmund.
man kann Philosophen oder Dichter, Politiker oder Konzernchefs konsultieren – wenn es um die Vergangenheit geht, sagen sie alle etwas anderes. Entweder heißt es, das Zurückblicken sei nur eine Ausrede, um sich nicht mit der Zukunft beschäftigen zu müssen. Oder: Nur wer seine Vergangenheit würdigt, hat überhaupt eine Zukunft. Ich entscheide mich für den Mittelweg des ehemaligen britischen Premiers Harold Macmillan, der sagte: »Die Vergangenheit ist ein Sprungbrett, kein Sofa:« Auch die TU Dortmund hat keinesfalls vor, sich auf ihren Erfolgen – und davon gab es einige in diesem Jahr – auszuruhen. Vielmehr haben wir einige wichtige Sprungbretter für die Zukunft gebaut. Darauf darf die Universität und dürfen alle Mitarbeiter, die diese in harter Arbeit entworfen und zusammengesetzt haben, stolz sein. In der Forschung sind so drei Skizzen entstanden, die wir in der aktuellen Runde der Exzellenzinitiative eingereicht haben – zwei Anträge für Exzellenzcluster, einen für eine Graduiertenschule. Wie auch immer die erste Entscheidung im März ausfällt. Die Spitzenforschung in diesen Bereichen werden wir in jedem Fall weiter vorantreiben. In anderen Förderwettbewerben waren wir schon erfolgreich: Gerade hat die Fakultät Informatik einen neuen Sonderforschungsbereich eingeworben, zwei weitere an der Fakultät Maschinenbau wurden verlängert. Damit ist die TU Sprecher von vier SFBs und einem Transregio. Das, genauso wie viele andere neue Forschungsprojekte, kann sich mehr als sehen lassen.
Hoher Besuch auf dem Campus ie erfolgreich der Transfer von Forschungsleistungen in die Anwendung funktionieren kann, davon überzeugte sich am 4. November Prof. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, bei ihrem Besuch der BioMedizinZentrumDortmund GmbH. Bei diesem Anlass trafen auch TU-Rektorin Prof. Ursula Gather, Kanzler Albrecht Ehlers und Prorektor Prof. Uwe Schwiegelshohn mit der Ministerin zusammen.
Liebe Leserinnen und Leser,
Die Technische Universität Dortmund baut den Bereich Biomedizin seit mehreren Jahren erfolgreich aus. Bereits im Jahr 2003 startete an der Fakultät Chemie der bundesweit erste Studiengang Chemische Biologie in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie. Derzeit bereiten die beiden Partner einen Masterstudiengang in Quantitativer Biologie vor. Zudem hat die TU Dortmund den Bereich jüngst wieder durch neue Professuren gestärkt: So wurde im Jahr 2009 eine Stiftungsprofessur in Chemischer Biologie eingerichtet und in diesem Jahr eine neue Professur für Hefegenetik ausgeschrieben. Zudem konnte eine Lücke, die durch Wegberufung entstanden war, zügig mit einem hervorragenden Kandidaten wieder gefüllt werden. Auch Fakultäten wie Mathematik, Statistik, Physik und Informatik haben Professoren berufen, die im Bereich Biomedizin lehren und forschen. Das BMZ belebt den Transfer biomedizinischer Forschungsergebnisse in die Wirtschaft, wie erfolgreiche Ausgründungen zeigen.(unizet)
Auch in Wettbewerben für die Lehre wurden unsere Konzepte belohnt – wie die Initiative TeachING-LearnING. EU, die die Ausbildung von Ingenieuren verbessern soll. Zudem haben wir mehrere neue Studiengänge an den Start gebracht; andere reformieren wir, so auch die Lehrerbildung, unterstützt von unserem neuen Dortmunder Kompetenzzentrum für Lehrerbildung (DokoLL). Auch mit der Vorbereitung auf den doppelten Abiturjahrgang war und ist die ganze Universität beschäftigt. Nur deshalb können wir dem Ansturm gelassen entgegenblicken und sagen: Wir freuen uns auf viele neue Studierende. Ein ereignisreiches Jahr also. Dabei fehlt noch ein ganz wichtiger Teil: die Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Alle Fakultäten waren dabei, haben zur Ruhrgebietskultur gelehrt und geforscht, getagt und ausgestellt. Letzteres mit Vorliebe in unserem neuen Campus Stadt im Dortmunder U. Das Jahr der Kulturhauptstadt mag nun vorbei sein, aber viele Projekte und Kooperationen und erst recht der Geist von Ruhr.2010 leben weiter – dank des unermüdlichen Einsatzes der Fakultäten. Ein großes Dankeschön an alle, die mit ihrer Hingabe und Tatkraft die Erfolge dieses Jahres möglich gemacht haben. Sorgen wir dafür, dass sie Sprungbretter für 2011 sind. Herzlich Ihre
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ach dem U in der Stadt und dem U auf den Westfalenhallen hat Dortmund jetzt sein drittes U. Am 3. November drückte TU-Rektorin Prof. Ursula Gather gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund, Prof. Bodo Weidlich, gegen 19 Uhr auf den Buzzer und illuminierte das neue rotierende TU-Logo auf dem höchsten Gebäude des Campus, dem MatheTower. Wer sich nun der Technischen Universität Dortmund nähert, wird bereits von Weitem den markanten Schriftzug wahrnehmen – ein grünleuchtendes Sig nal, das vom Campus bis in die Stadt hinein strahlt. Prof. Gather unterstrich die Außenwirkung, die das TU entwickeln wird: »Über 85.000 Fahrzeuge fahren pro Tag allein auf der B1 an der TU vorbei, es wird bis in die Stadt zu sehen sein – und das jeden Tag!« Die TU Dortmund verfüge damit über ein identitätsstiftendes Wahrzeichen, so die Rektorin, wer im zunehmenden Wettbewerb der Universitäten Erfolg haben wolle, der müsse auch sichtbar sein: »Dies gilt natürlich in erster Linie für unsere Leistungen in Forschung und Lehre«, sagte die Rektorin weiter. Interessant sind sicherlich auch die technischen Daten des TU-Logos: 4,70 Meter hoch und 6,10 Meter breit wiegt es 6,7 Tonnen. 910 LED sorgen im Inneren für das weithin strahlende grüne Licht.Die TU-Rektorin stellte auf der kleinen Feier in ihrer kurzen Ansprache eindeutig klar: »Das Logo wird aus unserem Etat für Baumaßnahmen finanziert.« Zusätzlich habe die Freundegesellschaft der TU Dortmund angekündigt, einen deutlichen Beitrag zur Finanzierung des TU-Logos beizusteuern. Die Kosten für das neue Leuchtlogo beliefen sich auf 80.000 Euro, so die Rektorin, eine Investition, die auf Jahre hinaus zu betrachten sei. Auch in puncto Verbrauch zeigt sich das TU sparsam: Modernste LED-Technik sorge dafür, dass die Stromkosten für die Beleuchtung bei 200 Euro jährlich liegen. Auch DFG-Präsident Prof. Matthias Kleiner zeigte sich begeistert von dem neuen Symbol auf dem Mathetower. Für die nächsten fünf Jahre will er persönlich die Kosten für die Beleuchtung des TU-Logos übernehmen. (Unizet)
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Ausgezeichnetes »gutes« Gebäude Das Internationale Begegnungszentrum erhielt den Architekturpreis des BDA
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n kräftigem Rot leuchtet seit fast einem Jahr das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) an der Emil-Figge-Straße – und seine hohe, mit großen Fenstern durchzogene Gebäudefront macht es zu einem der markantesten Punkte auf dem Campus der TU. Genau für diese Markanz ist es nun ausgezeichnet worden: Als eines von drei Bauwerken in der Region hat das IBZ am 8. November die Auszeichnung guter Bauten erhalten, die die Regionalverbände Dortmund und Hamm-Unna
des Bundes Deutscher Architekten (BDA) erstmals gemeinsam ausgerufen haben.
Auszeichnung soll Debatte um »gute« Architektur fördern »Bei dem Preis geht es um die Wahrnehmung ›guter‹ Architektur in der Öffentlichkeit«, erklärt Richard Schmalöer, Ar-
Das Internationale Begegnungszentrum wird als »gute« Architektur wahrgenommen.
chitekt und Stadtplaner aus Dortmund und Mitglied des BDA-Regionalverbands. Der Preis solle außerdem eine Debatte über neue Qualitätsmaßstäbe in der zeitgenössischen Architektur und über die Frage fördern, was »gute« von »schlechter« Architektur unterscheidet. Das Internationale Begegnungszentrum wurde entworfen von TU-Prof. Christoph Mäckler zusammen in Zusammenarbeit mit den Berliner Architekten Imke Woelk & Partner. Die Projektleitung lag bei Dr. Martin Cors vom Lehrstuhl Städtebau. Nun gehört es offiziell zu »guter« Architektur: In der »städtebaulich amorphen und durch wahllos zusammenstehende Universitätsbauten geprägten Emil-Figge Straße« besteche das Gebäude »durch seinen ikonographischen Charakter«, urteilte zum Beispiel der Architekt Peter Bastian, den das IBZ an Fabriken und Kirchen der frühen Moderne erinnert. Neben der knallroten Farbe und der flexiblen Innenraumgestaltung, die das Gebäude sehr offen und im Prinzip als einen großen Raum belässt, falle das Internationale Begegnungszentrum vor allem durch die Gebäudefront auf: Wie ein Bühnenturm wirke die zur Straße gerichtete Seite, die mit ihren großen Fenstern wie ein »Schaufenster … Einblick und Ausblick auf den Universitätscampus« gewährt, so Architekt Martin Cors. So hat es der Bau unter die ersten drei von 30 eingereichten regionalen Projekten geschafft. Die Auszeichnung guter Bauten wurde sowohl an die Architekten als auch an die Bauherrin, die TU Dortmund, verliehen. Eine Plakette weist das IBZ als »ausgezeichnet« aus. Außerdem entschied sich die Jury für die Prämierung eines Wohnhauses in Kirchhörde und der ungewöhnlichen Glastrennwand in der Evangelischen Kirche St. Petri in der Innenstadt. Die Gewinnerprojekte nehmen nun am übergeordneten Architekturpreis Nordrhein-Westfalen teil. (age)
Studierende aus aller Welt kamen beim Internationalen Empfang 2010 zusammen
15 Bands in der 15. Runde des TU-Jazzfestivals
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raditionell begrüßte die Rektorin der Technischen Universität Dortmund, Prof. Ursula Gather, die internationalen Studienanfängerinnen und Studienanfänger auf dem Internationalen Empfang am 11. November. Neben der Rektorin begrüßte auch Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau die neuen Studierenden. Auf dem Programm standen im Internationalen Begegnungszentrum neben der Verleihung des DAADPreises und des DAAD Erasmus-Preises auch der Preis für die beste internationale Fachschaft. Zusätzlich wurden die Preisträger des Filmwettbewerbs des Referats Internationales ausgezeichnet. Abgerundet wurde das Programm durch den Vortrag So many places…so little time! von Alex Tagaroulias, Marketing Manager an der australischen University of Newcastle. Die diesjährige DAAD-Preisträgerin ist die Lehramtsstudentin Ilona Edit Kohut. Sie beteiligte sich rege am kulturellen Campusleben der TU Dortmund und trug als Fachschaftsrätin in der Fachschaft Kunst zur Verbesserung der Situation internationaler und deutscher Studierender bei. Marcus Kreutler und Stefanie Brünung vom Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus erhielten den DAAD-Erasmus-Preis für besondere Verdienste bei der Umsetzung des Erasmus-Programms der EU in Deutschland. Die Preisträger des Filmwettbewerbs des Referats Internationales sind Anna Vaskova und Henrik Veldhoen. Studierende
der TU Dortmund hatte die Aufgabe, in einminütigen Filmen das Thema TU Dortmund – neu hier? frei zu interpretieren. Den Sonderpreis Marketing erhielt Vladislav Berg für seinen Film. Als beste internationale Fachschaft wurde die Fachschaft Psychologie für ihr Engagement
bei der Planung und Implementierung der Aktivitäten für eine bessere Integration der internationalen Studierenden ausgezeichnet. (unizet) Kontakt: Anna-Julia Toll, Tel.: 755-6351, Mail: julia.toll@tu-dortmund.de
Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Prof. Günther Rötter (Dekan Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften), Elena Krischko (Fachschaft Psychologie), Prof. Klaus-Peter Busse (Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften), Ilona Edit Kohut, Dr. Barbara Schneider (Referentin Internationales) und TU-Rektorin Prof. Ursula Gather (v.l.)
m 22. Januar 2011 findet im FritzHenßler-Haus, dem Haus der Jugend, zum 15. Mal das Jazzfestival der TU Dortmund statt, wie immer auf drei Bühnen, aber trotzdem dieses Mal ganz anders. Denn es sind dieses Mal 15 Bands eingeladen worden, die in den vergangenen 15 Jahren ihr Publikum schon einmal beim Jazzfestival der TU begeistert haben. Und: Alle Bands haben einen direkten Bezug zur TU Dortmund. Sei es, dass die Mitglieder der Gruppen dort studiert haben, sie aktuelle Bands der TU selbst sind oder dass die Musiker Instrumentallehrerinnen oder -lehrer der TU sind. Das bedeutet, dass jede Band nur 30 Minuten spielen kann, dafür wird aber auch eine breite Palette musikalischer Stilrichtungen geboten. Top-Act wird Joscho Stephan (Gitarre) mit seinem kongenialen Partner Peter Schmutter (Gesang, Mouthharp) sein, der seit seinem vergangenen Auftritt eine erstaunliche Entwicklung gemacht und sich vor allem in der Gitarrenszene einen guten Ruf erspielt hat. »Back to the roots« spielt er nun mit Peter Schmutter, seines Zeichens selbst in frühen Jahren Jugend jazzt-Gewinner in seinen beiden Disziplinen, und Absolvent der TU Dortmund. Der große Konzertsaal des Fritz-HenßlerHauses mit seiner großen Bühne wird dieses Mal den Big Bands überlassen, die ein Feuerwerk von Swing- und LatinWerken vom Stapel lassen (Groove m.b.H. und Hava Nice Day von der TU-Dortmund,
Blechwerk aus Herne), mit und ohne Gesang, bevor die alternative Blaskapelle atemgold 09 den Abend beschließt, die viele in Dortmund und Umgebung sicher schon auf Demos gehört haben. Neben Stephan/Schmutter sind im Café drei weitere Combos zu hören (Daniela Rothenburg mit ihrem Quartett, Andreas Wildenhain & Terra Incognita), und den Auftakt bildet das Quartett Saxophonics um Stefan Olfers. Das Café wird wieder, wie in den Jahren vorher, für die besinnlicheren Momente reserviert sein. Im Gartensaal geht traditionell die Post ab, von Gypsy-Jazz (Douce Ambience), über Latin-Rhythmen (Triptych) bis hin zu Funk (Lou Canova). Und zum Schluss spielen bei Rondoprinz waschechte Rock-Musiker, die teilweise die Lehrbeauftragten der TU sind, die den Musikstudierenden das nötige musikalische Handwerkszeug beibringen. Bekanntlich haben die Veranstalter des Jazzfestivals um Dr. Wilfried Raschke (s. Foto) da keine Berührungsängste. (Wilfried Raschke)
Glückwunsch Sylvia Ebbes (Ref. 1) feierte am 19. und Gerhard Wentzek (ITMC) am 4. November 25-jähriges Dienstjubiläum.
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Der Cowboy und der Ingenieur Deutsche und amerikanische Autowerbung im Vergleich ihre Wagen nach wilden Tieren, Indianern und Entdeckern benennen, werden die meisten deutschen Autos nüchterner benannt. Damit wird der Wagen, der oft in einer sterilen Studio- oder Asphaltkulisse präsentiert wird, als technisch-wissenschaftliche Attraktion inszeniert, die der Fahrer kühl kontrolliert.
Deutsche Sachlichkeit und amerikanische Emotionalität
Funktional, fortschrittlich und wirtschaftlich: So sehen die deutschen Werber ihr Produkt.
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raslandschaften, am Horizont schneebedeckte Berge, die im Schein der untergehenden Sonne erstrahlen. Im Vordergrund ein Cowboy, der lässig an seinem Pickup lehnt. Das ist keine Szene aus einem modernen Western, sondern eine typische amerikanische Autowerbung aus den 1980ern. Zum selben Zeitpunkt sah die Autoreklame in Deutschland ganz anders aus; hier stand eher der Ingenieur im Vordergrund; was zählte waren Funktionalität, Fortschritt und Wirtschaftlichkeit.
Herz oder Kopf? Woher kommen die Unterschiede, warum setzen die Amerikaner mehr auf das Herz und die deutschen Autohersteller eher auf den Kopf des Kunden? Dr. Bettina Temath von der TU Dortmund untersuchte 762 deutsche und amerikanische Automobilanzeigen der Jahrgänge 1980/1981 und 2005/2006. Dabei fand sie vor allem
heraus, dass die Globalisierung auch in der Autobranche eine gewichtige Rolle spielt. Im Zentrum der Untersuchungen, die Temath für ihre Doktorarbeit an der Dortmunder Amerikanistik führte, stand die Frage, inwiefern die Automobilwerbungen kulturelle Diskurse der jeweiligen Länder aufnehmen, rekonstruieren und »umerzählen«. »Amerikanische Anzeigen reproduzieren beispielsweise Automobilitätskonzepte, die sich in vielerlei Hinsicht an einer zum Mythos gewordenen Pionierzeit orientieren, in der die Siedler die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis immer weiter nach Westen vorantrieben. Sie betonen häufig Größe, Kraft und Geländegängigkeit und stellen das Auto inmitten unberührter Natur dar. Der Autofahrer wird so selbst zum Pionier und Eroberer«, so Temath. In deutschen Anzeigen ist das Bild ein anderes. Hier werden selbst Geländewagen stets auf der Straße abgebildet. Auch stehe in Deutschland der Maschinencharakter des Wagens an erster Stelle, so Temath. Während amerikanische Automarken
Waren die beiden »Reklamewelten« Anfang der 1980er noch klar getrennt, mit der deutschen Sachlichkeit auf der einen und der amerikanischen Emotionalität auf der anderen Seite, konnte Bettina Temath 2005/2006 eine Angleichung der beiden Stile belegen. »Dominanz, Aggression und Patriotismus haben nach wie vor in amerikanischen Anzeigen einen höheren Stellenwert, aber die Ästhetik des automobilen Designs, Freiheitserleben, Aufregung und Individualität gehören mittlerweile sowohl in neueren amerikanischen als auch in neueren deutschen Anzeigen zu den quantitativ wichtigsten Themen«, sagt Temath. Das Bild steht auf beiden Seiten des Atlantiks mittlerweile im Vordergrund, die verglichenen Anzeigen weisen alle nur sehr wenig Textteile auf und der Mensch, der Fahrer des Wagens, ist mittlerweile in den Hintergrund gerückt. Es geht vorrangig um Produktzentrierung, Visualisierung und Emotionalisierung des beworbenen Wagens. Während sich Anfang der 1980er die Werbungen also noch deutlich unterschieden, ist heute fast keine Abgrenzung mehr zu erkennen. Auch der inhaltliche Rahmen stimmt heute mehr als früher überein. »Zusammenfassend weisen die Ergebnisse auf die Herausbildung eines globalen Stils in der Autowerbung hin, der hauptsächlich visuell kommuniziert und emotionales Erleben in den Vordergrund stellt. Kulturell bedingte Unterschiede sind insgesamt weniger deutlich ausgeprägt, aber nicht verschwunden.« (unizet) Kontakt: Dr. Bettina Temath, Mail: bettina.temath@tu-dortmund.de
Fachdidaktisches Forschungsund Nachwuchskolleg gestartet
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m Universitätsgästehaus in Bommerholz fand am 5. und 6. November die Auftaktveranstaltung des Forschungsund Nachwuchskollegs Fachdidaktische Entwicklungsforschung zu diagnosegeleiteten Lehr- und Lernprozessen (FUNKEN) statt. Die ersten sechs Stipendiatinnen und Stipendiaten mit ihren Betreuern sowie das Leitungsteam haben sich dort zu einem ersten systematischen Gedankenaustausch getroffen und ihre Arbeit damit auch »offiziell« aufgenommen. In einem aufwändigen Auswahlverfahren wurden im Laufe des Sommers zunächst sechs Stipendiatinnen und Stipendiaten (fünf Doktorandinnen, ein Post-Doc) aus den Fächern Biologie, Deutsch, Englisch und Mathematik ausgewählt, die in den kommenden Jahren die Gelegenheit erhalten, im Rahmen eines strukturierten Förderprogramms an ihren Forschungsthemen weiter zu arbeiten. Im Frühjahr 2011 sollen vier weitere Plätze vergeben werden. Gefördert wird das Kolleg im Rahmen des Programms zum Ausbau der Fachdidaktiken von der Landesregierung NRW (Förderungshöhe 1,76 Mio. Euro für die Jahre 2010 bis 2014). Ziel der Etablierung des Forschungsund Nachwuchskollegs durch das Leitungsteam (Renate Hinz, Stephan Hußmann, Bernd Ralle, Sprecherin Susanne Prediger und Jörg Thiele) ist die Stärkung der unterrichtsnahen fachdidaktischen Forschung, wozu zum einen die Intensivierung der inhaltlichen Kooperation der Dortmunder Fachdidaktiken zählt, zum anderen die systematische Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Inhaltlich knüpft das Kolleg dabei mit der Thematisierung einer prozessbegleitenden Diagnostik und Förderung von individuellen Lern- und Entwicklungsbiographien an eine der zentralen Leitideen der Dortmunder Lehrerbildung an. Auf der methodologischen Ebene basiert die Konzeption des Kollegs auf dem Forschungsprogramm der fachdidaktischen Entwicklungsforschung, im dem das Verstehen und Erklären von Lehr- und Lernprozessen auf der einen Seite und ihrer Gestaltung und Veränderung durch
nrwision ist da – der einmalige Fernsehsender für NRW
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rominente Medienmacher wie die Journalistin und Autorin Christine Westermann, Fußballreporter Manfred Breuckmann, 1LIVE-Moderatorin Sabine Heinrich sowie TU-Rektorin und Intendantin Prof. Ursula Gather waren dabei, als ZDF-Moderator und Journalistik-Professor Michael Steinbrecher am 29. Oktober das Geheimnis lüftete und den neuen Namen des TV-Lernsender. NRW bekannt gab. nrwision heißt es ab sofort on air in Trailern und Moderationen. nrwision – eine gelungene Mischung aus NRW und Vision: Das passt zu einem landesweiten Fernsehsender, der neue Ideen ins Programm bringt. Während der Sendung, die rund um die Bekanntgabe des neuen Namens im Studio des Dortmunder TechnologieZentrums aufgezeichnet wurde, nutzten Journalistik-Studierende die Gelegenheit, den bekannten Medienmachern in ungewöhnlichen Interviewsituationen ihre Geheimnisse zu entlocken.
Der Fernsehsender nrwision ist bereits seit Anfang 2009 Bestandteil des Pilotprojekts Ausbildungs- und Erprobungsfernsehen in NRW, das von der Landesanstalt für Medien NRW gefördert wird. Das
Institut für Journalistik der TU Dortmund entwickelt und betreibt den Lernsender unter der Projektleitung von Prof. Dr. Michael Steinbrecher. Unter dem Motto »Jeder kann mitmachen« ermöglicht es der Sender angehenden Medienprofis und Hobby-Filmern, ihre Werke landesweit an einem großen Publikum zu testen und bringt damit Ideen ins TV, die im klassischen Fernsehen nicht zu sehen sind. Eins die-
ser Formate, das Dortmunder Journalistik-Studenten entwickelt haben, wurde auch an diesem Abend präsentiert. Bei den »Bettgeschichten« gingen dabei die Studentinnen Jennifer Dacqué und Lena Breuer mit den Medienprofis Christine Westermann und Manfred Breuckmann wortwörtlich ins Bett und stellten ihnen in dieser ungewöhnlichen Interviewsituation keine alltäglichen Fragen. Michael Steinbrecher, Professor am Institut für Journalistik und als ZDF-Moderator ein
Ließ sich von Lena Breuer ungewöhnliche Geheimnisse entlocken: Manni Breuckmann
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Interview-Experte, war zufrieden mit dem Abend: »Wir wollen Zeichen setzen und in der TV-Landschaft Raum für neue Ideen geben. Der neue Name soll uns noch bekannter machen. Jetzt legen wir erst richtig los.“« Dass nrwision ein Sender zum Mitmachen ist, spiegelt sich auch in der Namensfindung wider: Aus mehr als 100 Vorschlägen der Zuschauer und Programmzulieferer wurden drei in die engere Wahl genommen und zur Abstimmung gestellt. Mit 53 Prozent machte am Ende nrwision das Rennen. »Eine Mischung aus NRW und Vision, das passt zu uns«, so Chefredakteur Stefan Malter. »Wir sind und wollen eine Plattform sein, auf der alle Bürger, Studierende , Schüler und Azubis in Nordrhein-Westfalen ihre Ideen und ihr kreatives Potenzial herzeigen können und damit demonstrieren, dass Fernsehen nicht bloß konsumiert werden muss.« Mit der Veranstaltung feierte der Sender dabei nicht nur sich selbst, sondern auch eine öffentlich zugängliche Plattform für TV-Fans, die es zu nutzen gilt. (Stefanie Opitz) Kontakt: Stefanie Opitz, Tel.: 475 415-16, Mail: stefanie.opitz@tu-dortmund.de
Unterrichtsentwicklung auf der anderen Seite konsequent und iterativ aufeinander bezogen werden. Ziel des Kollegs ist die systematische Ausbildung eines fachdidaktischen Nachwuchses auf einem möglichst hohen wissenschaftlichen Niveau. Durch den gemeinsamen Forschungsrahmen, strukturierte Aus- und Fortbildungsangebote, eine intensive Betreuung und Beratung sowie die enge Kooperation mit ausgewiesenen nationalen und internationalen Expertinnen und Experten soll dieser Anspruch in den nächsten Jahren weiter mit Leben gefüllt werden. Der erste Schritt wurde dazu in Bommerholz getan, wo die Kollegiatinnen und Kollegiaten ihre Forschungsvorhaben vorstellen und im internen Kreis intensiv diskutieren und weiter entwickeln konnten. Als besonders gewinnbringend wurde dabei einhellig von allen Beteiligten die offene Diskussionsatmosphäre und der interdisziplinäre Austausch über die traditionellen Fächergrenzen hinweg gelobt. Der »Funke« für die Weiterentwicklung der Fachdidaktiken an der TU Dortmund, so das Fazit des ersten gemeinsamen Treffens, ist übergesprungen. (Jörg Thiele)
Bereits zum zweiten Mal wurden am 27. Oktober die Lehrpreise der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät verliehen. Da die WiSo-Fakultät die Qualität ihrer Lehre kontinuierlich verbessern möchte und großen Wert auf die aktive Mitgestaltung durch die Studierenden legt, wurden die Preisträger über die in jedem Semester stattfindende studentische Lehrveranstaltungskritik ermittelt. Ihre Urkunden erhielten die Ausgezeichneten aus den Händen der beiden Vorsitzenden des Fachschaftsrates, Marc Middelmann und Jasmin Ulrich. Folgende Veranstaltungen sind als »Gewinner« ihrer Kategorie hervorgegangen: Sommersemester 2010: Dr. André Jungen: Ertragsteuern (Kategorie: bis zu 50 Teilnehmer), Prof. Dr. Jens Rowold: Human Resources: Vertiefung (Kategorie: 51 - 200 Teilnehmer), Prof. Dr. Peter Witt: Gründungsmanagement (Kategorie: mehr als 200 Teilnehmer) Wintersemester 2009/2010: JProf. Dr. David Woisetschläger: Services Management (Kategorie: bis zu 50 Teilnehmer), Prof. Peter Witt: Innovationsmanagement (Kategorie: 51 - 200 Teilnehmer), Prof. Peter Witt: Planung und Projektmanagement (Kategorie: mehr als 200 Teilnehmer) Sommersemester 2009: Prof. Ludger Linnemann: Geldpolitik (Kategorie: bis zu 50 Teilnehmer), Prof. Wolfgang Leininger: Preis- und Allokationstheorie (Kategorie: 51 - 200 Teilnehmer), Prof. Peter Witt: Gründungsmanagement (Kategorie: mehr als 200 Teilnehmer) Prof. Gerhard Naegele, Direktor des Institutes für Gerontologie der TU Dortmund, wurde von der Türkischen Gesellschaft für Gerontologie mit dem Gerontologiepreis der Türkei des Jahres 2010 ausgezeichnet. Die Gesellschaft würdigt damit das große Engagement Naegeles für die Steigerung der Qualität der Forschung und Lehre im Fach Gerontologie an der Akdeniz University Antalya.
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unizet | Kultur und Gesellschaft
Neuer Promotionsstudiengang American Studies: Transnational/Transatlantic Studies
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Forschungsarbeiten unterstützen In dem dreijährigen strukturierten Studiengangs soll die Forschungsarbeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch themenbezogene fachspezifische und interdisziplinäre Seminare, Austausch mit anderen Teilnehmern und enge Beratung der beteiligten Hochschullehrer unterstützt werden. In begleitenden Veranstaltungen soll zudem die Fähigkeit zur erfolgreichen Planung, zügigen Durchführung und wirksamen Präsentation von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten erlangt werden. Schlüsselkompetenzen, die Fähigkeiten im Sinne eines Transatlantischen Managements unterstützen,
Neue Erwerbungen für das Archiv der TU Dortmund as Archiv der TU Dortmund besteht zwar noch nicht lange, doch in den letzten Monaten konnten erneut einige wichtige Aktenbestände eingeworben werden. Sie ermöglichen, die wechselvolle Geschichte der TU Dortmund noch transparenter zu machen. Bereits zu Beginn dieses Jahres wurde der bedeutende Teilnachlass des Gründungskanzlers Dr. Heribert Röken (*1925, †2006) in den Archivbestand aufgenommen. Dr. Röken begleitete und prägte zwischen 1965 und 1989 als Kanzler in besonderer Weise die hochschulpolitische und verwaltungstechnische Entwicklung der Universität Dortmund. Er hinterließ einen weitreichenden und umfangreichen dienstlichen Nachlass. Dieser macht es möglich, bislang bestehende Lücken in der historischen Überlieferung der Hochschule zu schließen.
b dem Wintersemester 2010/11 bietet die Fakultät Kulturwissenschaften der TU Dortmund gemeinsam mit den Fakultäten für Philologie und für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum den Promotionsstudiengang American Studies: Transnational/Transatlantic Studies an. Der Studiengang ist in seiner philologischkulturwissenschaftlich-historischen Ausrichtung zukunftsweisend und ein Alleinstellungsmerkmal der beiden Ruhrgebiets-Universitäten.
Manfred Sauer, Bürgermeister der Stadt Dortmund, Carol Strauss Kahn, Prof. Kornelia Freitag, Ruhr-Universität Bochum, Prof. Walter Grünzweig, TU Dortmund, und Prof. Michael Wala, RuhrUniversität Bochum (v.l.)
werden sowohl durch die von beiden Universitäten angebotenen Einrichtungen und Programme als auch im Rahmen von Auslandssemestern vermittelt. Die feierliche Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung fand am 27.Oktober an der
Ruhr-Universität; es schloss sich ab 17.30 Uhr ein Festvortrag von Carol Strauss Kahn (Direktorin des Leo Baeck Institute, New York) mit einem Empfang im Internationalen Begegnungszentrum der TU Dortmund an. (unizet)
Fachleute formulierten gemeinsam die Bedeutung des künstlerischen Denkens
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önnen künstlerische Methoden auch in außerkünstlerischen Feldern angewendet werden? Diese Frage beantworteten am vergangenen Wochenende mehr als 170 Fachleute aus verschiedensten Disziplinen während des zweitägigen Symposiums »Kunst fördert Wirtschaft« in der DASA Dortmund mit einem deutlichen »Ja«. Dies schlug sich in einer Resolution nieder, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam im Rahmen des Symposiums erarbeiteten. Beeindruckende Vorträge, beispielsweise vom Neurobiologen Prof. Gerhard Hüther, dem Philosophen und Staatsminister a.D. Prof. Julian Nida-Rümelin und Totalkünstler und Documenta-Teilnehmer Prof. Timm Ulrichs, regten die hochkarätige Zuhörerschaft des Symposiums an, über die Rolle von künstlerischen, non-linearen Methoden in Wissenschaft und Wirtschaft neu nachzudenken. In Workshops, Diskussionsgruppen und zwischen den Vorträgen erfolgte ein reger Austausch
von zukunftsweisenden Ideen, Visionen und Denkansätzen, wie die Zusammenarbeit von künstlerischen und außerkünstlerischen Feldern in Zukunft gestaltet werden könnte. Dabei waren sich alle Anwesenden einig: Innovation lässt sich vor allem durch künstlerisches Denken gestalten, egal ob in der Wissenschaft oder Wirtschaft. Was genau »künstlerisches Denken« bedeutet, fasste Initiatorin und Künstlerin Prof. Ursula Bertram (Foto, am Rednerpult) von der IDfactory der Technischen Universität Dortmund in ihrem Vortrag zusammen: »Wir müssen den Mut entwickeln, wegzudenken. Wir müssen neue Wege suchen, lineare Systeme immer wieder in Frage stellen und aufbrechen, um durch kreative Zusammenarbeit innovative Ideen zu generieren.« Weitere Informationen zum Symposium: www.id-factory.de. (IDfactory) Die Initiatorin des Symposiums Prof. Ursula Bertram (Foto: Mark Wohlrab)
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Gegen Mitte des Jahres fand die Überlassung des wissenschaftlichen Nachlasses einer weiteren bedeutenden Persönlichkeit statt. Prof. Ingo Wegener (*1950, †2008) war zwischen 1987 und 2008 an der TU Dortmund tätig. Das hochgeschätzte Mitglied der Universität beeinflusste auch international die Forschung und Lehre im Fach Informatik. Sein umfassender Nachlass enthält wichtiges Archivgut, das unter anderem auch einen Einblick in die Forscherpersönlichkeit und sein über die TU Dortmund hinaus reichendes Wirken erlaubt. Seit dem Frühherbst 2010 betreut das Universitätsarchiv auch die Altbestände der 1946 gegründeten Sozialforschungsstel-
le (SFS) in Dortmund-Eving, die seit 2007 eine wissenschaftliche Einrichtung zur Arbeitsforschung an der TU Dortmund ist. Das Archiv der Sozialforschungsstelle der Universität Münster, Sitz Dortmund, so die genaue Bezeichnung dieses namhaften Bestandes, umfasst Unterlagen zur Geschichte der Forschungseinrichtung von 1945 bis 1970. Einen ersten Einblick in die Bestände gewährt das Findbuch zum Bestand, das unter www.sfs-dortmund.de/odb/Repository/Publication/ Doc/1181/badf_band_166.pdf einsehbar ist. Die Bestände der SFS sind in Absprache mit dem Universitätsarchiv für Forschung und Lehre nutzbar. Haben auch Sie als Einzelperson oder als Mitglied einer Einrichtung (Lehrstuhl, Institut, Fakultät, etc.) Materialien, die für die laufenden Dienstgeschäfte nicht mehr benötigt werden? Möchten Sie sich von über die Jahre angesammelten Unterlagen trennen, wissen aber nicht, ob diese für die Geschichte der TU Dortmund wichtig sind? Natürlich steht das Universitätsarchiv als Serviceeinrichtung auch für Beratungen zur Verfügung. Wir bemühen uns um eine tiefgehende inhaltliche Erschließung und sorgen für einen schonenden Umgang und eine sichere Lagerung Ihrer Unterlagen. Es ist selbstverständlich, dass archiv- und datenschutzrechtliche Vorgaben und Gesetze beachtet werden. (Stephanie Marra) Kontakt: Dr. Stephanie Marra, Tel.: 7555066 oder -5061, Mail: archiv@ub.tudortmund.de
Moderne Verwaltung: drei Lernpreise für die TU
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ie rechtliche Autonomie der Hochschulen in NRW, die Umstellung der Haushaltsführung und die internationale Ausrichtung der Universitäten stellt auch die Hochschulverwaltung vor neue Aufgaben. Zum vierten Mal haben sich Mitarbeiterinnen der TU Dortmund dieser Herausforderung angenommen und sich in einem speziellen Qualifizierungslehrgang weitergebildet. Dafür wurden vier von ihnen mit dem Lernpreis belohnt. 520 Stunden umfasst der H2-Qualifizierungslehrgang, den die Westfälische Wilhelms-Universität Münster anbietet. In 13 Monaten haben sich die Mitarbeiterinnen in den hochschulspezifisch bestückten Bereichen Recht, Finanzmanagement, Personelle Ressourcen und
Soft Skills weitergebildet und ihr Wissen in 15 Klausuren und einer mündlichen Prüfung unter Beweis gestellt. Und ihr Engagement wurde belohnt: Tanja Burda (Institut für Roboterforschung), Sabrina Günzel, Brigitte Hügen (beide Verwaltung) und Eva-Susanne Eichendorf-Harhaus (Humanwissenschaften und Theologie) nahmen am Ende der Fortbildung einen Lernpreis für ihre guten Leistungen entgegen. Ein hohes Maß an persönlichem Engagement auch während der Freizeit war notwendig, um den H2-Lehrgang erfolgreich abzuschließen. Die Unterstützung der Vorgesetzten und der Kolleginnen und Kollegen hat dazu beigetragen, dass die Zeit des Lehrgangs in guter Erinnerung bleiben wird. (unizet)
Erfolgreiche Teilnehmerinnen des H2-Qualifierungslehrgangs (v.l.): Katja Laube, Brigitte Hügen, Sabrina Günzel, Sonja Riedel, Tanja Burda und Eva-Susanne Eichendorf-Harhaus
Schülerinnen und Schüler zweier achter Klassen des Max-Planck-Gymnasiums in Dortmund haben im Projekt »Bild-Sucher!« die Stadtkirche St. Reinoldi in den Brennpunkt ihrer Kameras genommen. Das von Rosa Fehr-von Ilten (Max-Planck-Gymnasium) und Prof. Barbara Welzel (TU Dortmund) in Kooperation mit der Conrad-von-Soest-Gesellschaft und der Initiative »rettetreinoldi« durchgeführte Projekt bestand zunächst aus vier Blöcken: Informationen über mittelalterliche Kirchen – zeichnerisches Erkunden von architektonischen Strukturen, das Vorstellen von Architekturfotografien von Michael Ostermann, die gotische Kirchenbauten mit künstlerischer Bildabsicht thematisieren –, ein Ortstermin in St. Reinoldi, zeichnerisches und fotografisches Erkunden des Bauwerks und seiner Ausstattung und eine kunsthistorische Führung. Doch kann ein Projekt kultureller Bildung, das auf den Dialog zwischen den Generationen und zwischen verschiedenen Gruppen der Gesellschaft setzt, hier nicht enden. Vielmehr gilt es, die Blickweisen der Schülerinnen und Schüler in Dialogen, die die Grenzen der Schule überschreiten, fruchtbar zu machen. Den zweiten Teil des Projektes bilden daher »Veröffentlichungen« von ausgewählten Fotos: in www.schaubuero.de – in einer Ausstellung in St. Reinoldi (8. bis 16. Dezember) – in einer Postkartenserie im Kontext der Initiative »rettetreinoldi«, um sich am Engagement für den Erhalt der Kirche zu beteiligen, durch Verkaufserlöse und durch das Anstiften neuer Blicke. Ob die Bilder – über die Erfahrungen, die die Jugendlichen selbst mit ihnen gemacht haben – etwas austragen? Das liegt an den Rezipienten: Möchten Erwachsene mit den Augen junger Menschen auf Bauwerke schauen, für die sie längst eigene Bilder im Kopf haben? Den »Bild-Suchern« ist dafür zu danken, dass sie eine Auswahl ihrer Fotos veröffentlichen. Sie machen damit ein konkretes Angebot für solche Verhandlungen. Kulturelle Teilhabe heißt auch, zum »Bild« der Stadt beizutragen. (Barbara Welzel)
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unizet | Natur und Technik
Dortmunder Hochfrequenztechnik in Brasilien
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r. Stephan Pachnicke, Oberingenieur am Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, folgte in der Zeit vom 15. bis zum 26. November der Einladung von Prof. Darli Mello, eine Gastvorlesung an der Universidade de Brasília zu halten. Während seines Lehraufenthaltes nahm Stephan Pachnicke am 19. November auch die Gelegenheit zu einem Gastvortrag an der Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro wahr. »Beide Hochschulen gehören, insbesondere auf dem Gebiet der Kommunikations- und Nachrichtentechnik, zu den besten ihres Landes«, erläutert Dr. Pachnicke. Seine Gastvorlesung am Departamento de Engenharia Elétrica an der Universidade de Brasília hat sich mit verschiedenen Themengebieten der optischen Übertragungs- und Nachrichtentechnik beschäftigt.
welche in wenigen Jahren das Rückgrat des Internets bilden sollen. An der PUC Rio referierte Pachnicke zum effizienteren Entwurf von komplexen optischen Übertragungssystemen. Im Fokus standen neuartige Forschungsergebnisse, die die Simulationszeit erheblich verkürzen können. Damit ist es möglich, Simulationen, die bisher über ein Jahr Zeit beanspruchten, in weniger als einer Stunde zu berechnen. Die Zuhörer zeigten großes Interesse an den Forschungsarbeiten, und es kam zu angeregten Diskussionen. Finanziert wurde dieser Aufenthalt in Brasilien durch das Optical CommunicaDr. Stephan Pachnicke (vorne, 3. v.l.) mit den Teilnehmern seiner Gastvorlesung an der Universidade de Brasília
Pachnicke besprach im Kreis interessierter Master- und Promotionsstudenten der optischen Kommunikationstechnik ein breites Spektrum, angefangen von grundlegenden physikalischen Effekten bis hin zu numerischen Simulationsmethoden. »Natürlich habe ich mit den Studierenden auch aktuellste Forschungsergebnisse wie z.B. die Graphikkarten (GPU) basierte Beschleunigung von Simulationen diskutiert.« Ergänzt wurde die Vorlesung durch praktische Übungen mit aktuellen Simulationsprogrammen, z.B. zur Auslegung von Übertragungssystemen der nächsten Generation mit Kanaldatenraten von mehr als 100 Gb/s,
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Rudolf Chaudoire-Preis für Nachwuchswissenschaftler
tions and Networks Laboratory der Universidade de Brasília. Er ist ein weiterer wichtiger Kooperationsschritt zwischen den Lehrstühlen in diesem Forschungsbereich. Seit mehreren Jahren verwenden die zwei brasilianischen Universitäten die am Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik entwickelte und kommerziell vertriebene Simulationssoftware PHOTOSS. Dabei handelt es sich um eine Simulationssoftware zum Design und zur Analyse faseroptischer Punkt-zu-Punkt-Strecken und von Übertragungssystemen auf der physikalischen Ebene. Die intuitive graphische Oberfläche ermöglicht das Erstellen photonischer Netzwerke mit nur wenigen Mausklicks. Die flexible Komponentenbibliothek umfasst eine Vielzahl von Simulationsmodellen und typischen Parametersätzen und kann einfach um benutzerdefinierte Komponenten mit angepassten Parametern erweitert werden. Etliche Komponenten können unterschiedlich komplex modelliert werden. Physikalische Modelle bieten einen Einblick, welche Phänomene die Übertragung wie beeinflussen, vereinfachte Modelle erlauben die schnelle Berechnung der weniger entscheidenden Komponenten. Die integrierte Programmierschnittstelle ermöglicht die Einbeziehung benutzerdefinierter Komponentenmodelle und Simulationsalgorithmen. (Dunja Rauh) Kontakt: Dr. Stephan Pachnicke, Ruf: 6675, E-Mail: stephan.pachnicke@tudortmund.de
Ehrendoktorwürde für Stadtsoziologin
Dr. Gert Fischer, Mitglied des Vorstands der Rudolf Chaudoire-Stiftung, Prof. Andreas Brümmer, Dekan Fakultät Maschinenbau, Dr. Swantje Bargmann, Preisträgerin, Dr. Pavel A. Stoimenov, Preisträger (v.l.).
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r. Swantje Bargmann von der Fakultät Maschinenbau und Dr. Pavel A. Stoimenov von der Fakultät Statistik sind die Träger des Rudolf Chaudoire-Preises der TU Dortmund, der dieses Jahr bereits zum 15. Mal verliehen wurde. Die beiden Nachwuchswissenschaftler werden für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen geehrt. Die Auszeichnung ist verbunden mit einem Stipendienzuschuss, der dem Forschungsnachwuchs einen Aufenthalt an einer ausländischen Universität oder einer Forschungsinstitution ermöglicht. Dr. Swantje Bargmann (Fakultät Maschinenbau) erhält die Auszeichnung für ihre besonderen Leistungen bei der Entwicklung von Computermodellierungen von Gradienten-Kristallplastizität. Im Rah-
men ihrer Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Modellierung und numerischen Simulation von Werkstoffverhalten. Dr. Pavel A. Stoimenov (Fakultät Statistik) beschäftigt sich in seinen Forschungsarbeiten mit statistischen Modellen und Methoden zur Erklärung und Beschreibung zeitvariabler Abhängigkeiten und Volatilitäten auf Kapitalmärkten. So hat Stoimenov neue Verfahren entwickelt, die die Defizite des bekannten Korrelationskoeffizienten überwinden. (unizet) Zur Rudolf Chaudoire-Stiftung: Die Rudolf Chaudoire-Stiftung ist aus dem Vermächtnis eines im Ruhrgebiet ansässigen Industriellen, dem die Förderung der Berufsbildung junger Menschen am Herzen lag, hervorgegangen. (Unizet)
Erika Spiegel hat den Brückenschlag zwischen den Disziplinen vorangetrieben
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ine Persönlichkeit, die wie kaum eine zweite den Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Disziplinen vorangetrieben hat« – so würdigte Rektorin Prof. Ursula Gather die Stadtsoziologin Erika Spiegel, der am 9. November von der Dekanin Prof. Christa Reicher die Ehrendoktorwürde der Fakultät Raumplanung verliehen wurde. Erika Spiegels Einsatz für den fächerübergreifenden Diskurs spiegelte sich auch in der Zuhörerschaft im Rudolf Chaudoire Pavillon wider. Vertreter verschiedenster für die Raumplanung relevanter Fachrichtungen waren ebenso präsent wie unterschiedliche Planergenerationen – von der Studentin bis zum Professorenkollegen aus der Gründerzeit der Fakultät.
Weg weisende Impulse Peter Zlonicky, von 1976 bis 2000 Professor für Städtebau und Bauleitplanung an der Fakultät Raumplanung, ging in seinem Vortrag Raumplanung weiter denken. Erika Spiegel auf Zeitreise und erinnerte an verschiedene Stationen in ihrem Leben: ihr Wirken in Dortmund als Professorin für Soziologische Grundlagen der Raumplanung von 1968 bis 1978, ihre Tätigkeit als Leiterin des Deutschen Instituts für Urbanistik bis 1981 und die Professur an der TU Hamburg-Harburg bis zu ihrer Emeritierung 1993. Zlonicky würdigte Spiegels Beiträge zur Ausgestaltung der damals noch jungen Fakultät Raumplanung ebenso wie ihre Verdienste als herausragende Wissenschaftlerin. Erika Spiegel hat der räumlichen Planung immer wieder wegweisende Impulse gegeben, sei es mit ihren Ausführungen über »gelichtete Städte« aufgrund von Bevölkerungsrückgang und demografischem Wandel, sei es mit Aussagen zur
Krise der regulativen Politik oder ihren Forderungen nach einer Neudefinition der Stadtplanung. Auch in ihrem Vortrag Zur wachsenden Divergenz von Standort, Funktion und Gestalt betrat sie an diesem Abend Neuland. Hinter dem eher abstrakten Titel verbarg sich der Hinweis auf ein für jeden Stadtnutzer alltägliches Phänomen: Städte würden zunehmend so gestaltet und umgebaut, dass sie für den Stadtbewohner nur noch schwer lesbar seien. Gründe nannte Erika Spiegel zahlreiche. Historische Gebäude erfahren Umnutzungen, bei der die neue Funktion nichts mehr mit der ursprünglichen Bestimmung zu tun hat – aus Bahnhöfen werden Museen, aus Molkereien Kunsthochschulen. Auch seien viele Wirtschaftsunternehmen nicht mehr in einst für sie typischen Stadtbereichen zu finden, sondern können sich
prinzipiell überall niederlassen und bei Bedarf Standorte gemäß ihren Anforderungen »umdefinieren«. Und schließlich stellte Erika Spiegel auch die Nutzungsmischung, lieb gewordenes Leitbild vieler Stadt- und Raumplaner, in Frage: Die kleinräumige Nachbarschaft von Wohnen, Gewerbe, Einkauf, Bildungsstätten und anderen Nutzungen – gemeinhin als Beitrag zur Belebung von Stadtquartieren und Schlüssel für eine nachhaltige Stadtentwicklung angesehen – könne zur Unübersichtlichkeit der Städte beitragen und bei den Stadtnutzern für Orientierungslosigkeit sorgen. Durchaus provokative Thesen, die die anwesenden Planerkollegen zum Nachdenken anregten und beim anschließenden Empfang für Diskussionsstoff sorgten. Reaktionen, die der Geehrten angesichts ihrer Vita vertraut sein dürften. (Katrin Gliemann)
Die Stadtsoziologin Erika Spiegel (r.) nahm die Urkunde in Anwesenheit des Festredners Prof. Peter Zlonicky von Dekanin Prof. Christa Reicher entgegen.
Zum dritten Mal hat die Fakultät Raumplanung am 3. November den Städtebaupreis an Studierende verliehen. Fünf Belobigungen sprach die Jury – Prof. Ingrid Krau, Prof. Anne KlasenHabeney, Prof. Klaus Köpke, Fakultätsdekanin Prof. Christa Reicher, Ludger Wilde und der ehemalige Fachgebietsleiter und Stifter des Preises, Prof. Peter Zlonicky – für studentische Entwürfe aus, die in den vergangenen zwei Jahren entstanden sind. Der Städtebaupreis ging zum einen an Holger Hoffschröer, zum anderen an Verena Andreas, Katharina Eichmann und Melanie Schröter (zweiter Studienabschnitt). Hoffschröer hat sich in seiner Diplomarbeit Stadtquartier der Zukunft mit der Entwicklung städtischer Quartiere im brandenburgischen Rathenow beschäftigt. Andreas, Eichmann und Schröter haben in ihrem Entwurf neue Visionen für den Stadtteil Casablanca von Havanna (Kuba) geschaffen. Anerkennungen erhielten Roman Walczak und Maria Eickhoff für ihren Entwurf einer neuen Innenstadt von Ravenna (Italien) sowie Henning Fort, Aaron Happel, Natalie Materi und Tim Strecker (erster Studienabschnitt) für ihr Umnutzungskonzept DortmundWickede – Grün verbindet. Die noch unvollendete Arbeit Unsichtbare Stadt von Niklas Förstemann, Hong Zhu, Christopher Parasibu, Kathrin Pinno, Lisa Reudenbach, Marc Schönberger, Peng Shao, Magnus Terbahl, Leif von Nethen und Annika Bellmann erhielt eine Sonderanerkennung. (age) Alle zwei Jahre vergibt die International Dielectric Society den mit 1.000 Euro dotierten Peter Debye Prize for Young Investigators for Excellence in Dielectric Research. Preisträger des Jahres 2010 ist der 33-jährige Dr. Catalin Gainaru. Er forscht derzeit als Post-
doktorand bei Prof. Roland Böhmer am Lehrstuhl Experimentelle Physik III. Mit dem angesehenen Preis wurden die innovativen, dielektrischen Experimente ausgezeichnet, die Dr. Gainaru an einer Vielzahl von unterschiedlichen Materialien durchgeführt hat, darunter solche an Polymeren, glasbildenden Flüssigkeiten, hydrierten Proteinen sowie an kristallinen Festkörpern. Die dielektrische Spektroskopie dient zur Untersuchung des Verhaltens einer Probe beim Anlegen eines elektrischen Wechselfeldes. Aus der Antwort des Materials auf dieses Wechselfeld können die Wissenschaftler Rückschlüsse auf die molekulare Struktur und die Dynamik in Festkörpern und Flüssigkeiten ziehen. Vorteil der dielektrischen Spektroskopie ist vor allem der breite Frequenzbereich, der im Labor der Dortmunder Arbeitsgruppe mehr als 15 Größenordnungen umfasst und auch deshalb besonders vielfältige Messmöglichkeiten eröffnet. Darüber hinaus erlaubt das Verfahren spektroskopische Untersuchungen auch bei besonders tiefen Temperaturen. In Dortmund werden Proben unter sehr tiefen Temperaturen untersucht, bis zu vier Grad über dem absoluten Nullpunkt, das entspricht minus 269,15 Grad Celsius. Catalin Gainaru untersucht so z.B., warum Wasser-Proteingemische unter bestimmten Bedingungen auch bei Temperaturen unter null Grad Celsius nicht gefrieren. »Das genaue Verständnis dieses Prozesses«, so der Dortmunder Wissenschaftler, »ermöglicht vielfältige Anwendungsmöglichkeiten beispielsweise in der Medizin oder in der Lebensmitteltechnologie«.
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unizet | Natur und Technik
UNICUM Beruf: Metin Tolan ist Professor des Jahres
Dr. Jens Dreyer forscht am Südpol Neun Monate von der Außenwelt abgeschnitten
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er »Professor des Jahres« in der Kategorie Naturwissenschaften/ Medizin kommt von der TU Dortmund. Das Karriere-Magazin UNICUM Beruf vergibt dieses Jahr den Titel an Prof. Metin Tolan, Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Physik I und Prorektor Forschung der TU Dortmund. Mit dem Titel »Professor des Jahres« zeichnet das Magazin alljährlich akademische Lehrkräfte aus, die sich in besonderem Maße für die berufliche Qualifikation und Orientierung ihrer Studenten einsetzen. Rund 600 Professorinnen und Professoren verschiedenster Fachrichtungen aus ganz Deutschland waren dieses Jahr für den Titel nominiert. Tolan sei außerordentlich erfolgreich darin, so die Jury, seine Absolventen in Lohn und Brot zu bringen. Bereits vor knapp zehn Jahren etablierte er zum Beispiel das Seminar »Berufsfelder in der Physik«, in dem seither erfolgreiche Berufseinsteiger Studenten Chancen und Wege aufzeigen, als Physiker Karriere zu machen. Der frisch gebackene »Professor des Jahres« setze sich vorbildlich für die berufliche Zukunft seiner Studierenden ein. Prof. Metin Tolan wurde am 27. März 1965 in Oldenburg geboren. Er studierte von 1984 bis 1989 an der Christian–Albrechts–Universität (CAU) in Kiel Physik. 1994 erhielt seine Promotion den Universitätspreis der Kieler Universität. Es
folgten begleitend zu seinem Habilitationsverfahren mehrere Forschungsaufenthalte in den Vereinigten Staaten. 1998 erhielt Tolan die Venia Legendi. März 2001 wurde er auf den Lehrstuhl Experimentelle Physik I an der TU Dortmund berufen, Juli 2001 übernahm er hier zusätzlich die Leitung des Institutes für Beschleunigerphysik und Synchrotronstrahlung. April 2003 wurde er ordentliches Mitglied der Nordrhein–Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Seit dem 1. September 2008 ist Tolan Prorektor für Forschung an der TU Dortmund. Tolan ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) sowie Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY). (unizet)
nsgesamt 13 Monate wird der Physiker Jens Dreyer in einem Team von etwa 50 Personen im berühmten Forschungscamp Amundsen Scott verbringen und in dieser Zeit helfen, das größte Neutrinoteleskop, IceCube, am südlichsten Punkt der Erde zu komplettieren. Seit 2004 beschäftigt sich Dreyer mit IceCube, promovierte zu Beginn dieses Jahres über das Forschungsprojekt an der Technischen Universität Dortmund, Experimentalphysik Vb, bei Prof. Wolfgang Rhode. Anschließend bearbeitete und analysierte er in der Arbeitsgruppe Hochenergie- und Teilchenphysik von Prof. Julia Becker, (Theoretische Physik IV der Ruhr-Universität Bochum) Daten von IceCube, welche entweder auf Datenbändern halbjährlich per Schiff oder täglich per Satellit in den Norden geschickt werden. Doch das hat ihm nicht gereicht: Er will mit eigenen Augen sehen, wie das Projekt am Südpol gehalten wird. Neun Monate sind die Forscher und das restliche Team (Koch, Klempner, Arzt etc.) völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Zwar sind sie via Satellit telefonisch erreichbar und auch die wissenschaftlichen Daten werden regelmäßig nach Deutschland übertragen – doch egal was passiert: Kein Transportmittel der Welt schafft es während des langen polaren Winters (Februar bis Oktober), die Station zu erreichen. Temperaturen bis minus 60 Grad, Dunkelheit, Stürme und Distanzen
Mathe sicher können TU Dortmund und Deutsche Telekom forschen für besseren Mathematikunterricht
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ie Deutsche Telekom Stiftung hat die Verbesserung der mathematischen Bildung zu einem der Schwerpunkte ihrer Arbeit gemacht. Auch an der TU Dortmund unterstützt die Telekom Stiftung Forschungsprojekte, die mit ihren Ergebnissen und erarbeiteten Konzepten Mathematikunterricht entlang der gesamten Bildungskette effektivieren wollen. Das neue, von der Stiftung mit 1,4 Millionen Euro unterstützte Projekt Mathe sicher können startet jetzt an der TU Dortmund. Es soll Unterrichtsstrukturen, -konzepte und -materialien für leistungsschwächere Lernende und deren Lehrende in der Sekundarstufe I erforschen. Zeitgleich können die Dortmunder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in zwei weiteren Telekom Stiftungs-Projekten wichtige Meilensteine realisieren. Im Rahmen des Projekts dortMINT, das Diagnose und individuelle Förderung als eine wesentliche Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte etablieren will, wird jetzt die Forschungswerkstatt dortMINT eröffnet. Sie soll ab sofort zentrale Anlaufstelle für alle MINT-Lehramtsstudierenden (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sein. Und im Projekt PIK AS, einem Kooperationsprojekt der Deutschen Telekom Stiftung, des Ministeriums für Schule und Weiterbildung und der TU Dortmund zur Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts in der Grundschule, können die Wissenschaftler nach rund 20 Monaten Projektlaufzeit eine erste Bilanz ziehen.
Neue Anlaufstelle für die MINT-Fächer: Projektleiter Prof. Christoph Selter, Dr. Ekkehard Winter (Deutsche Telekom Stiftung), Projektleiter Prof. Stephan Hußmann, Prof. Susanne Prediger und Prorektor Studium Prof. Walter Grünzweig (v.l.)
the sicher können an. Im Projekt werden in der Sekundarstufe I Unterrichtsstrukturen, -konzepte und -materialien für leistungsschwächere Schüler und deren Lehrkräfte entwickelt und erforscht. Da viele Schwierigkeiten auf Probleme in der Grundschule zurückzuführen sind, wird sich Mathe sicher können auch der Sicherung mathematischer Basiskompetenz in der Primarstufe widmen.
Mathe sicher können
elementare Standardaufgaben hinausgehen, nicht bewältigen. Dieses Missstands nimmt sich das neue Projekt Mathe sicher können an, das von der Deutschen Telekom Stiftung initiiert wurde und mit 1,4 Millionen Euro unterstützt wird. In dem vom Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM) koordinierten und zunächst auf drei Jahre angelegten Verbundprojekt arbeiten die Dortmunder Mathematikdidaktiker mit den Universitäten in Berlin (Freie Universität), Freiburg (PH) und Münster zusammen.
Fast 40 Prozent der 15-jährigen in Deutschland erreichen am Ende der Pflichtschulzeit lediglich das mathematische Kompetenzniveau der sechsten Klasse. Rund ein Fünftel rechnet laut PISA-Studie 2006 nur auf Grundschulniveau und kann Anforderungen, die über
40 Prozent der 15-jährigen entspricht rund 150.000 Schüler pro Jahr. Diese müssen im Hinblick auf ihre weiteren Bildungs- und Berufschancen als Gruppe gesehen werden, deren gesellschaftliche Teilhabe massiv erschwert ist, da sie die Mindeststandards am Ende der Regelschulzeit nicht erreichen. Hier setzt Ma-
Aktuelle Unterrichtsforschung zeigt: Schüler können dann besonders effektiv und nachhaltig lernen, wenn der Unterricht an ihre individuelle Lernstände anknüpft. Doch die Umsetzung dieser Erkenntnis im alltäglichen Unterricht ist noch Mangelware. Der Grund: Die hierfür notwendigen Kompetenzen der
Forschungswerkstatt dortMINT
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Wenn am Südpol nach kosmischen Neutrinos gesucht wird, ist der Physiker Jens Dreyer dabei.
von vielen tausenden Kilometern sind unüberwindbare Grenzen. Kein Wunder also, dass die University Wisconsin-Madison ihre »Winter Over Experiment Operatoren« entsprechend vorbereitet. Vor Reiseantritt hat Dreyer in Madison, Delaware und Denver für den mehrmonatigen Ausnahmezustand trainiert. Zum IceCube: Das Großteleskop IceCube nutzt das kristallklare Eis des Südpols, um nach Spuren von hochenergetischen kosmischen Neutrinos zu suchen – geisterhafte Teilchen, die aber wichtige Erkenntnisse über die ungeklärte Herkunft der kosmischen Strahlung liefern. Die kosmische Strahlung besteht aus geladenen Teilchen, die von kosmischen Magnetfeldern abgelenkt werden. Darum kann man ihren Ursprung nicht identifizieren. Nun werden an der gleichen Stelle auch Neutrinos produziert. Diese neutralen, sehr leichten Teilchen bewegen sich auf einer nahezu schnurgeraden Bahn, ohne von Magnetfeldern beeinflusst zu werden. Sobald sie durch die Erde hin-
durchgehen, verwandeln sich einige der Neutrinos in Myonen, die einen Lichtkegel hinter sich herziehen. Den können Sensoren erfassen. Daher verfügt IceCube derzeit über 79 Kabelstränge mit 4.740 Sensoren, die in mit heißem Wasser gebohrten Löchern bis zu 2.500 Meter tief ins Eis versenkt werden. Mit Hilfe der Ankunftszeiten des Lichts können die Forscher die Herkunft der Neutrinos berechnen. Jens Dreyer hilft, den Detektor dieses Jahr vor Ort zu komplettieren. Das internationale Forschungsprojekt wurde von der University of Wisconsin in Madison entwickelt und von der amerikanischen Wissenschaftsstiftung NSF mit mehreren europäischen Universitäten co-finanziert. Mit einem Budget von 295 Millionen US-Dollar handelt es sich um das ehrgeizigste und teuerste Forschungsprojekt, das gegenwärtig in der Antarktis durchgeführt wird. (unizet) Kontakt: Prof. Dr. Dr. Wolfgang Rhode, Tel: 755-3550, Mail: rhode@physik.uni-dortmund.de
Lehrkräfte – Diagnosefähigkeiten und Handlungskompetenzen zur Umsetzung individueller Förderungsmaßnahmen – wurden bislang in der Lehrerausbildung nur stiefmütterlich behandelt. An diesem Missstand setzt das Projekt dortMINT an, für das die TU Dortmund als Gewinner eines bundesweiten Exzellenzwettbewerbs von der Deutsche Telekom Stiftung Ende 2009 Fördermittel in Höhe 1,5 Millionen Euro bekam. dortMINT will insbesondere in den MINT-Fächern Diagnose und individuelle Förderung (DiF) als eine wesentliche Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte etablieren.
geschult werden. Eine Projektgruppe aus Lehrern, Mathematikdidaktikern und Erziehungswissenschaftlern erarbeitet auf wissenschaftlicher Grundlage Materialien, die an 15 Kooperationsschulen erprobt und weiterentwickelt werden. Die so erstellten Tipps und Videos für den Unterricht werden in Fortbildungsveranstaltungen sowie über eine eigene Internetseite zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird von der Deutsche Telekom Stiftung mit 670.000 Euro, vom Ministerium für Schule und Weiterbildung NordrheinWestfalen mit 450.000 Euro und von der TU Dortmund mit 250.000 Euro gefördert.
Die hierfür notwendige Vernetzung über die Fächergrenzen hinweg sichert die zentrale Forschungswerkstatt dortMINT, die jetzt eröffnet wurde. Die Werkstatt ist Anlaufstelle für alle Lehramtsstudierenden, denen hier Materialien, Beratung und fächerübergreifende Unterstützung für die Konzeption und Bearbeitung ihrer eigenen Forschungsarbeiten zum Themenkreis Diagnose und individuelle Förderung bereitgestellt werden.
Nach rund 20 Monaten Laufzeit kann PIK AS eine äußerst positive Bilanz ziehen. Zu den Tagungen, Workshops und Weiterbildungsseminaren des Projekts kamen über 1.000 Teilnehmer, wobei die Nachfrage weit größer war, als Plätze zur Verfügung standen. Auf die Webseite www.pikas.tu-dortmund.de wurde über 400.000 Mal in einem Jahr zugegriffen. Das dort bereitstehende Fortbildungs-, Unterrichts- und Informationsmaterial für zeitgemäßen Mathematikunterricht wird deutschlandweit eingesetzt. (Ole)
PIK AS PIK AS (Prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen – Anregung von fachbezogener Schulentwicklung) zielt darauf ab, Lehrkräfte, Schulleiter und Lehrerfortbilder bei der Einführung des neuen Mathematiklehrplans für die NRW-Grundschulen zu unterstützen. Hiernach kommt es in den ersten Schuljahren nicht nur darauf an, Basiswissen wie das Einmaleins zu erwerben, sondern es geht vor allem auch um die Entwicklung der von Problemlösefähigkeit. Das Erforschen, Entdecken und Erklären soll in der Grundschule stärker
Prof. Christa Reicher, Dekanin der Fakultät Raumplanung, ist in den Wissenschaftlichen Beirat des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung berufen und am 12. November zur Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates gewählt worden.
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unizet | Wissenschaft und Praxis
Marketing in Kooperation mit der Henkel AG & Co. KGaA
Hinter den Kulissen: Unterwegs beim Dortmunder Wissenschaftstag
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In Kooperation mit der Henkel AG & Co. KGaA aus Düsseldorf haben 20 Bachelorstudierende für die fünf etablierten Marken Perwoll, Somat, Sil, WC Frisch und Vernel jeweils in Viererteams unterschiedliche Low Budget Kommunikationskonzepte entwickelt und getestet.
U
m die Bachelorausbildung praxisnah zu gestalten und den Studierenden einen Einblick in den Berufsalltag zu ermöglichen, bietet der Lehrstuhl für Marketing regelmäßig Projektseminare in Kooperation mit namhaften Unternehmen an. Im Sommersemester 2010 wurde die 25. Projektlehrveranstaltung durchgeführt. In Kooperation mit der Henkel AG & Co. KGaA aus Düsseldorf haben 20 Bachelorstudierende für die fünf etablierten Marken Perwoll, Somat, Sil, WC Frisch und Vernel jeweils in Viererteams unterschiedliche Low-Budget-Kommunikationskonzepte entwickelt und getestet. Da klassische Kommunikationsmaßnahmen sehr kostspielig sind, die Zielgruppe aber häufig nicht erreicht wird, möchte der Konzern neue Wege beschreiten und setzte dabei auf die Unterstützung der Studierenden. Durch innovative Ideen aus dem Guerillaund Social Media Marketing entwickelten die Studierenden kreative Konzepte, welche auf die jeweilige Zielgruppe ge-
nau zugeschnitten und gleichzeitig vergleichsweise günstig sind, so dass eine originellere und effizientere Kommunikation gelingt. Den Studierenden wurde somit die Möglichkeit geboten, einen Eindruck von der Arbeit eines Brand Managers zu gewinnen und wertvolle Erfahrungen für den späteren Berufseinstieg zu sammeln. Im aktuellen Semester bietet der Lehrstuhl für Marketing sogar zwei Projektseminare an. In Zusammenarbeit mit der Rotkäppchen Peter Jülich GmbH & Co. KG entwickeln Studierende Konzepte für innovative Produktvarianten in neuen Marktsegmenten. Zudem wird mit der TU als Kooperationspartner eine Projektlehrveranstaltung durchgeführt, bei der den Studierenden wertvolle Einblicke ins TU-Marketing gewährt werden. (Alke Töllner) Kontakt: Alke Töllner, Mail: alke.toellner@tu-dortmund.de
12/10 | Nr. 422
eue Farbe ins TV – Innovatives Fernsehen aus Dortmund« steht auf einem Schild, das hinter der Windschutzscheibe von Bus 10 klemmt. Auch die anderen neun Busse, die an diesem Nachmittag vom Südwall aus in alle Richtungen ausschwärmen, haben Ziele, die so auf keinem Fahrplan stehen: das ISAS und das Dortmunder U, außerdem Orte, an denen Elektroautos entstehen, Apps für Smartphones und ein neues Fernsehen für Dortmund und NRW. Bei der neunten Auflage des Dortmunder Wissenschaftstages, zu dem die Stadt, die Dortmund Stiftung und die Arbeitsgemeinschaft der Dortmunder Wissenschaftseinrichtungen windo jährlich einladen, blickten am 10. November fast 360 wissensdurstige Bürgerinnen und Bürger hinter die Kulissen der heimischen Wissenschaftslandschaft. Also: Rein in den Bus und auf geht’s!
en Sendeformen und neuen Formaten. Nicht nur für Profis, sondern vor allem für diejenigen, die frische Ideen auf den Bildschirm bringen und ohne Quotendruck ausprobieren wollen, was funktionieren kann. Eine Talkshow im Bett? Ein Magazin für homosexuelle Jugendliche? Und eines speziell für Senioren? »Hier können Sendungen stattfinden, die auch Forum sind«, erklärt Chefredakteur Stefan Malter. Regie führen die Profis vom Institut für Journalistik der Technischen Universität, das Programm sollen die Bürger gestalten. Alles, was im Sender
geschieht, wird dokumentiert, wissenschaftlich ausgewertet und fließt wieder ins Programm ein. 30 bis 40 Einsendungen bekommt der Sender jede Woche, von Privatpersonen, Bürgergruppen, Institutionen und den Lehrredaktionen an Universitäten, Fachhochschulen oder Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen. Neue Ideen sind bei den Profis immer sehr willkommen. »Gibt es auch ein Programm für Kinder?«, fragt eine Dame aus Bus 10. »Noch nicht«, antwortet Stefan Malter, »aber Sie können gern eins stricken!« So funktioniert innovatives Fernsehen. (age)
Ganz anders als gedacht: Der neunte Dortmunder Wissenschaftstag führte unter anderem in die WDR-Redaktion Planet Wissen, mit dem das Institut für Journalistik eng kooperiert.
Hinter den Kulissen ist vieles anders als erwartet. »Es ist viel kleiner als ich dachte«, sagt eine Frau, als sie in dem Studio steht, aus dem der WDR Planet Wissen sendet. Und es ist viel aufwändiger, als es vor der Kamera aussieht. Es braucht Autoren, die ein wissenschaftliches Thema verständlich aufarbeiten, Teams, die Beiträge dazu drehen, und Gäste, die zum Beispiel als Experten befragt werden können. Knapp ein halbes Jahr dauert es, verrät WDR-Redakteur Dr. Martin Gresch, von der Idee bis zu dem Moment, in dem die Sendung letztendlich im Kasten ist. Ein halbes Jahr für eine einzige Sendung. Planet Wissen läuft fünfmal in der Woche. Hinter den Kulissen entstehen aber auch völlig neue Ideen, wie Fernsehen aussehen kann. Bei nrwision, dem TV-Lernsender für das Land NRW, wird Fernsehen zum Experiment. Und nrwision will Plattform zum Experimentieren sein, mit neu-
»Mobilität ist auch ein Teil von Teilhabe« Projekt MogLi hilft Kindern mit geistiger Behinderung in die Selbstständigkeit
K
omplizierte Fahrpläne, vielbefahrene Straßen: Für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung ist der Weg zur Schule oder zu Freunden nicht einfach. Im Forschungsprojekt »Mobilität auf ganzer Linie«, kurz MogLi, haben Wissenschaftler aus Dortmund, München und Gießen ein Konzept entwickelt, um Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung fit für den selbstständigen Schulweg zu machen. Nach drei Jahren ist das Projekt jetzt zu Ende gegangen.
Normalerweise werden Schulpflichtige mit dem Fahrtdienst zur Schule gefahren und nachmittags wieder nach Hause gebracht – so war es bisher auch in der Vechtetalschule, einer Förderschule Geistige Entwicklung in Nordhorn an der niedersächsischen Grenze zu den Niederlanden. »Die Gefahr dabei ist, dass sie dann immer gefahren werden. Das passt nicht zum Gedanken von Inklusion und sozialer Teilhabe. Selbstständige Mobilität sei auch ein Teil von Inklusion, erklärt Meindert Haveman, Professor am Lehrstuhl Rehabilitation und Pädagogik bei geistiger Behinderung, den Ausgangspunkt des Projekts. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl Geistigbehindertenpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TU München wurde darum ein Konzept entwickelt, um speziell die Mobilität von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zur fördern. Dabei ging es zum einen darum, den Mädchen und Jungen die nötigen Kompetenzen
zu vermitteln, um sich zu Fuß oder mit dem Bus zurecht zu finden, zum anderen aber auch darum, Barrieren aufzuspüren und zu beseitigen. »Es gab zum Beispiel mehrere unterschiedliche verschiedene Fahrplansysteme«, sagt Vera Tillmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl, die das Projekt von Dortmunder Seite aus betreut hat. Heute gibt es nur noch eines.
Bus-Diplom als höchste Auszeichnung Im Projekt hat Tillmann ein fächerübergreifendes Curriculum für das Training im Unterricht entwickelt: Mithilfe von Schautafeln und Miniaturampeln wurden sie in visueller und auditiver Wahrnehmung geschult, lernten, wie sie sich am Zebrastreifen verhalten müssen und was die Verkehrsschilder bedeuten. Im Anschluss wurde in der Realität weitergeübt: Nach dem Fußgänger- und dem Fahrraddiplom stand eine Busschulung auf dem Programm. Jedem Kind wurde außerdem ein Mobilitätstrainer zur Seite gestellt, der es morgens und nachmittags auf dem gesamten Schulweg begleitete. Je selbstständiger das Kind zu Fuß und mit dem Bus wurde, umso mehr wurde die Unterstützung abgebaut. Wer den Weg ganz allein schaffte, wurde belohnt: Dann gab es die höchste Auszeichnung, das Bus-Diplom. »Das Lernen in der Situation selbst ist sehr gut gelaufen«, blickt Prof. Haveman
Selbstständig und mobil: Menschen mit Behinderung nutzen den ÖPNV
zurück. Und wenn doch mal jemand eine Station zu weit fuhr oder in den falschen Bus gestiegen war, griff ein Notfallmanagement aus Mobiltelefon und der eigens eingerichteten Mobilitätszentrale in der Schule, in der solche Notrufe angenommen wurden.
neue Selbstständigkeit auch, um sich mit Freunden zu treffen oder ins Kino zu gehen. »Sie sind viel selbstbewusster und selbstsicherer!« (age) Kontakt: Vera Tillmann, Tel.: 755-5591, Mail: vera.tillmann@tu-dortmund.de
Ein Drittel der Schüler fährt jetzt selbstständig Mit den Ergebnissen in ganz Europa einzigartigen Projekts ist das Forscherteam sehr zufrieden: »Etwa ein Drittel der Schüler fährt jetzt selbstständig mit dem Bus zur Schule, das hätten wir im Vorhinein nie erwartet«, gibt Tillmann zu. Und nicht nur das: Sie nutzen ihre
Das Forschungsprojekt Das interdisziplinäre Forschungsprojekt MogLi lief von Juni 2007 bis Ende Oktober dieses Jahres. Zu den Projektpartnern der Technischen Universität Dortmund gehörten die Justus-LiebigUniversität Gießen, die Technische Universität München, der Landkreis Grafschaft Bentheim und die Vechtetalschule in Nordhorn, an der das Projekt durchgeführt wurde. Gefördert wurde MogLi vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.
Impressum Herausgeber Technische Universität Dortmund, 44221 Dortmund (Referat für Öffentlichkeitsarbeit) Chefredakteurin Angelika Willers (Wi), Ruf: (0231) 755-5449, E-Mail: angelika.willers@tu-dortmund.de Layout: Angelika Willers Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe Alexandra Gehrhardt (age), Jessica Donato, Katrin Gliemann, Stephanie Marra, Sabrina Mitze, Stefanie Opitz, Alke Töllner, Ole Lünnemann (Ole), Dunja Rauh, Wilfried Raschke, Jörg Thiele, Barbara Welzel Weitere Mitarbeit Sylvia Ebbes (Vertrieb), Jürgen Huhn (Fotos), Gabriele Scholz (Redaktionsassistenz) Internet www.tu-dortmund.de/unizet Basisgestaltung grimm.design, Düsseldorf unizet erscheint neun Mal im Jahr während der Vorlesungszeit. ISSN 1439-1198