n ova ra e provin cia Una finestra sul territorio
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Novara und seine Provinz - Eine Region, die entdeckt werden will Novara und sein Umland sind seit jeher Mittelpunkt eines engmaschigen Systems aus Verkehrswegen, die zu den wichtigsten Alpenpässen und zum Meer ebenso wie in die Großstädte Mailand und Turin führen. Bereits in der Vergangenheit waren Novara und seine Provinz ein wichtiges Durchgangsgebiet: hier kreuzten sich die Frankenstraße, der Jakobsweg, die Via Settimia, die Römerstraße Mailand - Vercelli sowie die Strada Biandrina, um nur einige der wichtigsten zu nennen. Diese Tradition setzt sich heute darin fort, dass die Region einen bedeutenden nationalen und internationalen Knotenpunkt zahlreicher Bahnlinien und Verkehrsstraßen darstellt. Doch Novara und seine Umgebung bieten noch viel mehr. Die Region bietet in unterschiedlichsten Bereichen ein facettenreiches und interessantes Angebot: Kultur, Geschichte, Kunst, Natur, Produktion, Kunsthandwerk, Wein und Spezialitäten. Die Künste und Traditionen dieses Gebietes sind durch die Einflüsse unterschiedlichster Stile, Denkströmungen und Kulturen charakterisiert. Die reichhaltige Mischung aus alt- und neuzeitlichen Zeugnissen mit ihren Legenden und Erzählungen lassen der Vorstellungskraft breiten Raum und machen diese Gegend noch einzigartiger: auf den zahlreichen Wander- und Radwegen durch die Provinz kann man sie Stück für Stück zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, weshalb sie insbesondere auch bei Radfans und Liebhabern eines „langsamen“ Tourismus beliebt ist. Die Attraktionen Novaras finden sich nicht nur innerhalb der Mauern der Altstadt, sondern auch in den stimmungsvollen Wasserflächen der im Frühling überschwemmten Reisfelder in der Ebene oder den sanften Weinbergen, sowie in den Tälern der Flüsse Sesia und Ticino, am Lago Maggiore und Lago d‘Orta, in den Bergwäldern des Mottarone ebenso wie in den Naturparks und -reservaten, die für ihre reichhaltige Fauna und Flora bekannt sind. Dieser Führer gibt den Reisenden hilfreiche Tipps, um einen unvergesslichen Urlaub zu verleben. Sie können beispielsweise die wunderschönen historischen Bürgerhäuser der Provinzhauptstadt besichtigen, ein Museum oder Ökomuseum besuchen, Kunstschätze und Bauwerke bewundern und in einem typischen Restaurant die traditionellen Spezialitäten und hervorragenden DOC- und DOGC-Weine der Colline Novaresi genießen. Diese ganz besondere Publikation wurde vom Fremdenverkehrsamt der Provinz Novara im Rahmen des Projekts Urban Sketcher im Novarese in Zusammenarbeit mit der Provinz Novara und dem Kunst- und Musikgymnasium „F. Casorati“ Novara und Romagnano Sesia erstellt. Die modernen Urban Sketcher haben mit großer Bravour und Feinfühligkeit die Monumente und Landschaften der Region in Zeichnungen und Skizzen dargestellt. Der daraus entstandene originelle Reiseführer erinnert mit seinen Illustrationen an die Cahier de Voyage der Reisenden aus früheren Zeiten.
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Novara ist eine Stadt mit uralter Tradition und Geschichte, deren unzählige Kunstwerke nach und nach aus einer Vielfalt unterschiedlicher Strömungen entstanden sind. Dadurch hat sie sich zu einem lebendigen kulturellen Zentrum entwickelt, das zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist. Intensiver Ausdruck ihres eigentlichen Wesens ist die Altstadt um die Basilika San Gaudenzio mit ihrer gewagten Kuppel von Alessandro Antonelli, die alles überragt und von jedermann bewundert wird. Sie charakterisiert mit ihren 121 m Höhe die Skyline der Stadt und formt ihre Silhouette, mit der sich die Stadtbewohner identifizieren und die das unbestrittene Symbol Novaras darstellt. Unser Rundgang beginnt an der Piazza Cavour, in dessen Mitte die Marmorstatue des berühmten Staatsmanns aufragt. Hier kann man auch noch die Reste der Stadtmauern aus römischer Zeit entdecken. Entlang des Corso Cavour, dem antiken Cardo der römischen Stadt, stehen heute elegante Stadthäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. An der Kreuzung mit dem Corso Italia kann man die Reste eines mittelalterlichen Turms bewundern. Von hier aus geht es weiter zum Palazzo Natta-Isola, der einen hohen mittelalterlichen Turm aufweist und heute den Sitz der Provinz und Präfektur beherbergt. Seine Errichtung wird dem Architekten, Bildhauer und Maler Pellegrino Tibaldi zugeschrieben, der auch die Basilika San Gaudenzio entwarf. Beim Betreten des Palazzo fällt sogleich der hübsche vierseitige Bogengang aus dem 16. Jahrhundert ins Auge, der mit zweifarbigen Flusskieselsteinen gepflastert ist und eine Windrose darstellt. Er ist reich geschmückt mit dorischen Granitsäulen, Friesen und Skulpturen, die ein komplexes und harmonisches Dekorationswerk bilden, das vermutlich nach mittelalterlichen Vorbildern gestaltet wurde. Nachdem man den Ratssaal durchquert hat, gelangt man an einen für eine Altstadt eher ungewöhnlichen Ort, nämlich in einen zauberhaften Rokokogarten. In der Nähe der Via Canobio befinden sich die Casa della Porta, die zu den interessantesten spätgotischen Bauten der Stadt zählt, ebenso wie die Casa Rognoni mit dem Spielzeugmuseum und der Palazzo Medici. Auf der nahegelegenen Piazza Gramsci erhebt sich die Kirche San Pietro al Rosario, in der man prachtvolle Werke aus dem Barock bewundern kann. Nicht weit entfernt liegt Palazzo Cabrino, Sitz der Stadtverwaltung, der im 17.Jahrhundert im barocken Stil erbaut wurde. Einige seiner Säle im ersten Stock sind mit eindrucksvollen Fresken aus dem 17. Jahrhundert von Giovanni Stefano Doneda ausgemalt, auch bekannt als „Il Montalto“. Von hier aus geht es weiter zur Piazza Cesare Battisti, die auch Piazza
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delle Erbe genannt wird und an drei Seiten mit Arkaden versehen ist: hier befindet sich seit dem Mittelalter das eigentliche Zentrum der Stadt. Dies wird auch durch einen dreieckigen Steinaus hellem Granit bezeugt, der sich von den Pflastersteinen aus Porphyr hervorhebt und den Mittelpunkt Novaras anzeigt. Unter den anliegenden Gebäuden ist auf der östlichen Seite insbesondere die Casa Canobio zu erwähnen, ein typisches Beispiel für ein Wohnhaus des 15./16. Jahrhunderts. An der Fassade kann man Fragmente von Fresken mit Blumenmotiven entdecken, sowie eine Reihe von Terrakotta-Tondi mit den Profilen von Nerva und Galba, römischen Kaisern des 1. Jahrhunderts n.Chr. Ganz in der Nähe befindet sich die Piazza della Repubblica, die auch als Piazza del Duomo bekannt ist. Sie ist durch einen majestätischen Säulengang und die 1837 eingeweihte Casa del Corpo di Guardia charakterisiert, auf der sich eine Statue befindet, die die Stadt Novara darstellt und von Giuseppe Argenti geschaffen wurde. Unterhalb der Dachtraufe ist ein Relief zu erkennen, das die Versöhnung zwischen der guelfischen und ghibellinischen Faktion im Jahr 1310 darstellt, die auf Initiative des Kaisers Heinrich VII. zustande kam. Unter den Arkaden an der Ostseite der Platzes befindet sich eine antike Säule, die der Legende nach wie ein Barometer funktionieren soll. Wir biegen in die kleine Gasse ab, die uns zum Kreuzgang des Domstifts führt, in dem die reichhaltige Sammlung des Domstiftmuseums untergebracht ist. Zurück auf der Piazza della Repubblica betreten wir die Kathedrale Santa Maria, ein neoklassizistischer Bau von Alessandro Antonelli, in den Teile eines vorher bestehenden romanischen Kirchenbaus integriert wurden, unter anderem ein großes Fragment des Mosaikfußbodens des Presbyteriums. Besonders eindrucksvoll ist das stattliche 19 Meter hohe Hauptportal, das zu den größten Europas zählt. Das Innere der Kirche besteht aus drei Schiffen, die durch majestätische Säulen mit
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Novara korinthischen Kapitellen unterteilt sind, und enthält einige bedeutende Kunstwerke wie die „Mystische Hochzeit der Heiligen Katharina“ von Gaudenzio Ferrari (16. Jh.). In der Nähe der Sakristei befinden sich die Kapelle von Bernardino Lanino mit wunderschönen Fresken des 16. Jahrhunderts und die Kapelle des Hl. Syrus, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als privater Betsaal des Bischofs errichtet wurde. An den drei Wänden des Raums sind Szenen aus dem Leben des Hl. Syrus dargestellt, während im Gewölbe ein Christus in Herrlichkeit zu sehen ist. Alle Malereien stammen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts (ca. 1180). An der Rückwand befindet sich eine Kreuzigung vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Vom vierseitigen Säulengang der Kathedrale gelangt man zum Baptisterium aus dem 4./5. Jahrhundert, das zu den bedeutendsten frühchristlichen Denkmälern Norditaliens gehört. In seinem Inneren befinden sich die Reste eines antiken, achteckigen Taufbeckens sowie wertvolle Wandmalereien vom Ende des 10. Jahrhunderts, die einige dramatische Szenen der Apokalypse zeigen. Auf einem weiteren Fresko aus dem 15. Jahrhundert ist ein Jüngstes Gericht dargestellt. Hinter dem Baptisterium liegt das Oratorium San Giovanni Decollato aus dem 17. Jahrhundert, Sitz der gleichnamigen Bruderschaft, in dem sich einige sehenswerte Gemälde befinden. Von der Piazza Puccini begeben wir uns zum monumentalen Gebäudekomplex Broletto. Er besteht aus vier Bauten, die in unterschiedlichen Epochen zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert errichtet wurden und das Zentrum der politischen Macht und Gerichtsgewalt der Stadt bildeten. Im Hauptsaal des mittelalterlichen Palazzo dell’Arengo finden heute
BROLETTO
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Novara Ausstellungen, Kongresse und andere Veranstaltungen statt. Außerdem befindet sich im Gebäudekomplex die Galerie für Moderne Kunst Paolo und Adele Giannoni mit einer umfangreichen Sammlung aus Gemälden und Skulpturen italienischer Künstler, unter anderem Fattori, Morbelli, Nomellini und Casorati. Vom Corso Italia , einer weiteren bedeutenden Einkaufsstraße Novaras, biegen wird in die Via Avogadro ab, wo sich der Palazzo Avogadro aus dem 18. Jahrhundert befindet, heutiger Sitz der Handelskammer. Das Gebäude wurde im Jahr 1842 nach einem Entwurf von Alessandro Antonelli im neoklassizistischen Stil umgebaut. Von hier aus gelangt man zur barocken Kirche San Marco aus dem Jahr 1607, als Bischof Carlo Bascapè den Grundstein legte. Sie enthält eine Reihe interessanter Kunstschätze. Darunter ein Gemälde mit dem Martyrium des Hl. Markus von Daniele Crespi aus den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts. In der Kapelle des Hl. Karl Borromäus kann man ein Werk des Malers Moncalvo bewundern, das den Heiligen Karl bei einer Prozession mit der Reliquie des Heiligen Nagels zeigt. In der nicht weit entfernt gelegenen Via Negroni trifft man auf den im 16. und 17. Jahrhundert errichteten Palazzo Bellini, dem einstigen Sitz der Banca Popolare di Novara. Das Gebäude war Schauplatz wichtiger historischer Ereignisse: am 31. Mai 1800 hielt sich auch Napoleon Bonaparte hier auf, der im prächtigen Musiksaal den Plan für die Schlacht von Marengo ausarbeitete. Einige Jahre später, am Abend des 23. März 1849, dankte hier Carlo Alberto, König von Sardinien, nach der Schlacht von Bicocca zugunsten seines Sohnes Vittorio Emanuele ab. Im Jahr 1859 hielt sich der französische Kaiser Napoleon III. als Verbündeter der Savoyer im Palazzo auf, bevor er mit seinem Heer in die entscheidende Schlacht von Magenta zog. In den prunkvollen Empfangssälen werden zahlreiche Kunstschätze aufbewahrt, unter anderem auch eine wertvolle Korallensammlung aus dem 17. Jahrhundert. Anschließend biegen wir nach rechts in die Via San Gaudenzio zur Basilika San Gaudenzio ab, mit dem Glockenturm von Benedetto Alfieri aus dem 18. Jahrhundert und der 121 m hohen Kuppel von Alessandro Antonelli, dem Wahrzeichen Novaras. Der Auftrag für den Entwurf der Basilika wurde Pellegrino Tibaldi übertragen. Die Arbeiten begannen Anfang 1577 und die Kirche wurde am 13. Dezember 1590 geweiht. Der Kirchenbau besticht durch sein grandioses Erscheinungsbild: die Seitenteile und die Apsis sind aus unverputztem Backstein errichtet, während das Sockelprofil aus edlem Angera-Stein besteht. Am Frontgiebel prangt das Kreuzwappen der Stadt mit der Aufschrift Civitatis Novariæ. Dies bedeutet „der Stadt Novara gehörend“, wie es von der Gemeinschaft der Novareser Bürger empfunden wurde,
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Novara die den Bau finanzierten. In der Kirche befindet sich die prächtige Grabkapelle, in der die Urne mit den Überresten des Hl. Gaudentius aufbewahrt wird, dem ersten Bischof und Schutzpatron der Stadt. Jedes Jahr am 22. Januar wird das Patronatsfest mit der Blumenzeremonie gefeiert, die an eines der Wunder des Heiligen erinnert. Die Kirche wurde im Stil der Spätrenaissance auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes erbaut und enthält eine Reihe sehenswerter Kunstwerke von Bernardino Lanino, Tanzio da Varallo, Moncalvo, Morazzone und Gaudenzio Ferrari, von dem das wunderschöne Altarbild stammt. Als krönender Abschluss der Basilika wurde im 19. Jahrhundert die Kuppel errichtet, mit deren Entwurf man den Architekt und Ingenieur Alessandro Antonelli beauftragte. Dieser schuf eines der gewagtesten Bauwerke der Architekturgeschichte, für das er lediglich Backsteine und Kalk verwendete (für die Besichtigung kann man sich an das Fremdenverkehrsbüro ATL der Provinz Novara wenden, Tel. 0321.394059). Folgt man der Via Gaudenzio Ferrari neben der Basilika, gelangt man zum Naturkundemuseum Faraggiana Ferrandi, das die naturwissenschaftlichen und ethnographischen Sammlungen der gleichnamigen Familie zeigt. Ein kurzer Abstecher führt uns zur romanischen Kirche Ognissanti im sogenannten spanischen Viertel in der Nähe des Collegio Napoleonico, das heute nach Carlo Alberto benannt ist. Die Altstadt ist von Bastionen umgeben, die mit Bäumen bewachsen und auch als Bollwerk bekannt sind. Sie sind teilweise Überreste der antiken Befestigungsanlagen, die im Laufe der Jahrhunderte zur Verteidigung der Stadt errichtet wurden, und charakterisieren sich heute durch ihre vielfältigen Baumarten und eleganten Bauten. Auf dem ersten Abschnitt der Bastion Quintino Sella kann man beispielsweise die Casa Rosina im Jugendstil bewundern und trifft kurz danach auf die neoklassizistische Casa Bossi von Alessandro Antonelli, die als das schönste neoklassizistische Gebäude Italiens gilt. Dabei handelt es sich um eines der vollendetsten Werke Antonellis, das eine Synthese aus allen technischen und formalen Elemente darstellt, mit denen er experimentierte. In kurzer Entfernung liegt die Barriera Albertina aus dem 19. Jahrhundert, die ehemalige Zollstelle. Im Jahre 1837 ersetzte man die vorherige Porta Vercelli des 17. Jahrhunderts, eine obligatorische Passage auf der Strada Regia zwischen Turin und Mailand, durch zwei identische neoklassizistische Gebäude. Nachdem man das Postgebäude aus dem Jahr 1929 hinter sich gelassen hat, erreicht man die Piazza Martiri della Libertà, in deren Mitte sich die Reiterstatue Vittorio Emanueles II. erhebt. Hier stehen außerdem der Palazzo Venezia (1930) und der im 19. Jh. Errichtete Palazzo Orelli, in dem der neue Kornmarkt untergebracht war. Der Eingangsbereich des Gebäudes ist mit Skulpturen geschmückt, die bekannte Wirtschaftswissenschaftler darstellen, während die neoklassizistische Fassade historische Zeugnisse der Stadtgeschichte enthält: hier sind heute noch zwei Kanonenkugeln sichtbar, die 1849 in der Schlacht von Bicocca von den Österreichern abgefeuert wurden. Gegenüber dem Palazzo Orelli erhebt sich das Castello Visconteo-Sforzesco, dessen Ursprung auf das Jahr 1272 zurückgeht und das im Laufe der Jahrhunderte dem jeweiligen Bedarf gemäß umgebaut wurde, wobei es am Ende als Gefängnis diente. Nach umsichtigen
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Novara Restaurierungsarbeiten und Sanierungen finden in den Sälen der Burg heute Kongresse, Veranstaltungen und Sonderausstellungen statt. Außerdem beherbergt das Gebäude die Dauerausstellung ExpoRisorgimento, eine Sammlung von Zimelien und historischen Zeugnissen des 19. Jahrhunderts. Um die Burg herum erstreckt sich der große öffentliche Park Allea, der zum Entspannen und Spazierengehen einlädt und einen reichen Bestand an jahrhundertealten Bäumen aufweist. An der östlichen Seite des Platzes thront das imposante Gebäude des Teatro Coccia, das 1886 im klassizistischen Stil der damaligen Zeit errichtet wurde. Heute bietet es ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm, das von Oper und Ballett über Theater und Musical bis hin zu Jazzkonzerten reicht. Seit kurzem wurde auch das Nuovo Teatro Faraggiana in der Nähe der Piazza Cavour wiedereröffnet, das mit einem interessanten und abwechslungsreichen Theaterprogramm aufwartet. Weitere interessante und sehenswerte Monumente in Novara sind unter anderem auch das Ospedale Maggiore della Carità mit einem vierseitigen barocken Säulengang des Architekten Soliva und dem von Alessandro Antonelli entworfenen monumentalen Anbau der Kirche San Michele. Im Stadtviertel San Martino sei auf die Kirche Santa Maria delle Grazie hingewiesen, die antike Ursprünge aufweist und mit wunderschönen Fresken ausgemalt ist. In Richtung des Städtischen Friedhofs in der Nähe des Colle della Vittoria liegt das Museo Storico Novarese Aldo Rossini, das Dokumente und Zeugnisse aus der Zeit des Risorgimento und den beiden Weltkriegen zeigt. In der Nähe steht die Kirche San Nazzaro alla Costa, die im 15. Jahrhundert aus der Erweiterung eines ehemaligen Oratoriums der Klarissen des 12. Jahrhunderts entstand und auch später weiteren Umbauten unterzogen wurde. Im Inneren finden sich herrliche Fresken großer Renaissancekünstler aus der Novareser Region.
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Die Ebene der Reisfelder Das Reisanbaugebiet ist durch seine zahlreichen Wasserwege charakterisiert, ebenso wie durch eine Reihe von Naturschutzgebieten und historische Ortschaften, die durch ein breites Radwegenetz miteinander verbunden sind. Auf dieser Tour durch die südliche Provinz kann man viele Traditionen, Spezialitäten und Naturschönheiten kennenlernen: die Reisanbauebene wird immer wieder durch Pappelreihen, kleine Landkirchen, historische Burgen und Gutshöfe aufgelockert, die von den volkstümlichen und religiösen Bräuchen der Gegend erzählen. Die Fahrt beginnt in Galliate, einem durch Landwirtschaft und Industrie geprägten Städtchen im Tal des Ticino, das in der Vergangenheit zwischen Novara und Mailand umkämpft war und dessen Geschichte eng mit dem Herzogtum Mailand verknüpft ist. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet das imposante Castello VisconteoSforzesco, das 1476 als Jagdresidenz anstelle einer ehemaligen Militärfestung der Visconti errichtet wurde. Das Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss sowie Türme mit Schwalbenschwanzzinnen und Pechnasen und ist von einem breiten Burggraben umgeben. Heute befindet sich ein Großteil der Burg im Besitz der Stadt Galliate. Sie enthält eine Bibliothek, deren Säle mit herrlichen Fresken ausgemalt sind, den Ratssaal sowie einige Ausstellungsräume, von denen einer dem aus Galliate stammenden Rennfahrer Achille Varzi gewidmet ist. Nicht weit entfernt liegt die Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo, die im 19. Jahrhundert komplett im neogotischen Stil umgestaltet wurde. Ihr 45 m hoher Glockenturm blieb unvollendet. Wir lassen die Altstadt hinter uns und begeben uns in den Ortsteil Vulpiate mit der Wallfahrtskirche Varallino , die Mariä Geburt gewidmet ist und im 16. Jahrhundert nach Plänen von Pellegrino Tibaldi nach dem Vorbild der Heiligen Berge errichtet wurde. Charakteristisch sind die ausgemalten Kapellen und eindrucksvolle Statuen von Dionigi Bussola und Giuseppe Argenti, die den Schmerzhaften und den Freudenreichen Rosenkranz darstellen. Erwähnenswert ist auch das meisterhafte Kuppelgemälde von Lorenzo Peracino, auf dem das Paradies abgebildet ist. Die Umgebung von Galliate kann auf vielfältige Art erkundet werden. Auf Spaziergängen oder Wanderungen, Radtouren und Reitausflügen durch den Naturpark Ticino stößt man auf historische
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Die Ebene der Reisfelder Zeugnisse, geniale Wasserbauten und Industriearchäologie: das Wasserkraftwerk Orlandi, der Naviglio Langosco sowie die Erholungsanlage Sette Fontane, deren Name von den sieben Quellen stammt, die hier entspringen. Sie ist bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Ausflugsziel beliebt. Nur wenige Kilometer entfernt liegt Romentino, ein Dorf mit langer Geschichte, wie archäologische Funde aus der Eisen- und Römerzeit zeigen, die auf dem Gemeindegebiet ausgegraben wurden. Der historische Ortskern ist um die Pfarrkirche San Gaudenzio angesiedelt: sie wurde bereits 1133 erstmals erwähnt, wobei ihr heutiges Aussehen das Ergebnis zahlreicher Umbauten ist, die im Laufe der Jahrhunderte vorgenommen wurden. Im Inneren kann man ein herrliches Abendmahl (1612) des Malers Carlo Cane bewundern. Etwas weiter südlich liegt Trecate, dessen antike Ansiedlung vermutlich auf die Golasecca-Kultur zurückgeht. Fundstücke aus der römischen Epoche zeugen außerdem davon, dass das Gebiet auch zur damaligen Zeit besiedelt war. Die Geschichte der Stadt ist durch zahlreiche Herrschaftswechsel geprägt, was vor allem durch ihre strategische Lage in der Nähe des Flusses Ticino und entlang des Verkehrsstraße nach Mailand bedingt ist. Neben der Landwirtschaft hat sich in der Region Trecate im vergangenen Jahrhundert insbesondere der Sektor der Chemieindustrie entwickelt. In der Altstadt steht die Pfarrkirche Santa Maria Assunta, deren ursprünglicher Bau in der Folgezeit mehrmals umgestaltet und restauriert wurde. Im Inneren kann man den eindrucksvollen Hauptaltar aus polychromem Marmor aus dem
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Die Ebene der Reisfelder Jahr 1691 sowie einen Pfeiler mit dem Fresko der Heiligen Katharina von Alexandrien bewundern. Ebenfalls sehenswert ist die Grabkapelle des Hl. Clemens mit Fresken von Lorenzo Peracino. Einen Besuch wert ist auch das in der Nähe der Kirche gelegene Oratorium della Confraternita del Gonfalone. Es ist der Bruderschaft geweiht, die mit der Organisation der österlichen Prozessionen und Rituale betraut ist. Der Bau wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und ist mit einem großen Altarbild von Cerano geschmückt. Dahinter befindet sich die Kirche des Klosters San Francesco, die uns heute in ihrem Erscheinungsbild aus dem 17. Jahrhundert überliefert ist. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 1985 kamen Fresken aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein, die Giovan Battista Crespi (Cerano) zugeschrieben werden. Die Fresken im Chorgewölbe, auf denen biblische Szenen dargestellt sind, stammen hingegen von Francesco Nuvolone. Sehenswert sind außerdem die Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie, eine traditionelle Pilgerstätte, sowie die Villa Cicogna, die von einem herrlichen Park umgeben ist. Wir fahren weiter in südöstlicher Richtung und erreichen die Ortschaft Cerano, deren wichtigste Wirtschaftszweige die Landwirtschaft und Industrie bilden. Der Ort war auch die Wahlheimat von Giovan Battista Crespi, der Hofmaler des Kardinals Federico Borromeo war und auch als „Il Cerano“ bekannt ist. Von ihm stammt das Hauptaltarbild der Pfarrkirche, auf der eine Abendmahlszene abgebildet ist. Ebenfalls erwähnenswert ist die Kirche San Pietro am Friedhof, die auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Um im Mittelalter die Landwirtschaft stärker auszubauen, wurden Gerinne, Kanäle, Mühlen und Bauernhöfe errichtet, die heute noch erhalten sind. In Richtung Westen gelangt man nach Sozzago, ein historisches Dorf, das auf eine langjährige Tradition im Reis- und Obstanbau zurückblickt. Die Pfarrkirche San Silvano wurde bereits im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt. Ihr Gewölbe ist mit
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Die Ebene der Reisfelder barocken Wandmalereien und Stuckarbeiten geschmückt. Sehenswert ist auch das hölzerne Chorgestühl hinter dem polychromen Altar. Neben dem Rathaus steht der Palazzo Rognoni, ein historischer Landsitz mit einem weitläufigen, schön bepflanzten Park. Die Tour führt nun weiter nach Süden in das für den Reisanbau bekannte Terdobbiate, wo den Quellen nach bereits im 10. Jahrhundert eine Festung bestand, die im 15. Jahrhundert umgebaut und seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als privates Wohngebäude genutzt wurde. Um den Bau herum erstreckt sich ein Park mit zahlreichen monumentalen Baumarten. Erwähnenswert ist dasOratorium San Pietro mit Fresken aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Francesco Cagnola zugeschrieben werden. Die Provinzstraße führt uns in kurzer Zeit nach Tornaco, einem ruhigen Dorf, in dessen Zentrum sich die Pfarrkirche Santa Maria Maddalena erhebt. Ihre Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, allerdings wurde sie im 17. Jahrhundert umgestaltet. Zunächst wurden die beiden seitlichen Kapellen und anschließend die beiden kleineren Seitenschiffe hinzugefügt. Im Inneren kann man den barocken Hauptalter mit polychromem Marmor sowie ein Fresko aus dem 16. Jahrhundert bewundern, das vermutlich aus der Schule von Tommaso Cagnola stammt. Am ehemaligen Standort der alten Burg aus dem 15. Jahrhundert wurde die Villa Marzoni erbaut, in der heute das Museo della Civiltà e della Cultura della Bassa Novarese untergebracht ist, das landwirtschaftliche Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände aus der Region zeigt. Etwas außerhalb des Ortskerns liegt das Oratorium Santo Stefano, das im 18. Jahrhundert umgebaut wurde, jedoch älteren Ursprungs ist, wie man anhand der Apsis und Unterseite der Seitenwände erkennen kann. Eine Besonderheit bildet die breite und niedrige Apsis: sie ist durch fünf breite Lisenen unterteilt, die mit Rundbogenfriesen verbunden sind. Das Gebäude erreichte seine höchste Blüte im 15. Jahrhundert, als die Mönche es mit wunderschönen Fresken ausmalen ließen. Die Ortschaft ist aber auch für ihren köstlichen weißen Spargel und die Reisproduktion bekannt: in Tornaco wurde die antike Reissorte Razza77 wiederentdeckt, die in Vergessenheit geraten war, sich seit kurzem aber wieder großer Beliebtheit erfreut.
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Die Ebene der Reisfelder Vermutlich liegen die Ursprünge des heutigen Reisanbaus in Italien genau in dieser Gegend, wo unter der Herrschaft der Sforza mit der Anpflanzung dieses Getreides begonnen wurde. Weiter in Richtung der Südgrenze der Provinz trifft man auf Borgolavezzaro. Auf dem Gemeindegebiet wurden zahlreiche archäologische Fundstücke entdeckt, die von der weit in die Vergangenheit zurückreichenden Geschichte des Ortes zeugen. Entlang der Hauptstraße erhebt sich der Palazzo Longoni aus dem 18. Jahrhundert. Er wurde von der gleichnamigen Familie, die über reichen Landbesitz verfügte, als privater Wohnsitz errichtet. 1849 diente er im ersten Unabhängigkeitskrieges während der Schlacht von Novara als Hauptquartier des Marschalls Radetzky. Heute befindet sich das Gebäude im Besitz der Gemeinde und wird als Grundschule genutzt. Im ersten Stock des Palazzos sind heute noch herrliche Holzdecken erhalten; eindrucksvoll sind außerdem der prächtige Empfangssaal und die Prunktreppe. Auf dem Hauptplatz der Ortschaft erhebt sich die Pfarrkirche Santi Bartolomeo e Gaudenzio im neoklassizistischen Stil, die 1858 von Alessandro Antonelli entworfen und 1862 fertiggestellt wurde. Sie besteht aus nur einem Kirchenschiff und hat eine Vorhalle mit vier Granitsäulen und korinthischen Kapitellen, die einen Architrav mit Tympanon tragen. Der Hauptaltar mit polychromem Marmor stammt aus dem Jahr 1754, während der dem Gebäude einverleibte Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert der vorherigen Kirche angehörte. Am westlichen Ende der Ortschaft trifft man auf die Naturreservate Campo della Ghina, Campo della Sciurä und Campo del Munton sowie auf das Laboratorio Agogna Morta, ein Naturgebiet, das vom Kulturverein Burchvif zum Schutz teilweise verloren gegangener Naturlebensräume der Poebene ins Leben gerufen wurde. In nördlicher Richtung gelangt man nach Vespolate, ein Dorf mit landwirtschaftlicher Tradition, das insbesondere für den Reisanbau berühmt ist. Auf dem Hauptplatz befindet sich die Pfarrkirche Santi Giovanni Battista e Antonio Abate, die auf einem vorher bestehenden Gebäude aus dem 16. Jahrhundert errichtet wurde. Am östlichen Rand der Ortschaft liegt an der Straße nach Tornaco
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Die Ebene der Reisfelder einsam zwischen den Reisfeldern die romanische Landkirche San Giovanni Battista. Sie wurde bereits im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt, wurde aber möglicherweise noch früher an der Stelle eines ehemaligen heidnischen Tempels erbaut. Die Saalkirche ist mit einer halbrunden Apsis versehen. An der Südseite sind ein Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert sowie eine Seitenkapelle angebaut. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut, wobei unter anderem die beiden Seitenschiffe abgerissen wurden. Im Inneren befinden sich Fresken aus dem 15. Jahrhundert sowie ein sehenswertes Altarbild aus Terrakotta, das die Jungfrau mit Kind, Heiligen und Auftraggeber zeigt (15. Jahrhundert). Im Ortszentrum befindet sich auch die im 11. Jahrhundert errichtete Burg, die im Laufe der Zeit radikal umgestaltet wurde und heute als privater Wohnsitz dient. An der Provinzstraße in Richtung Novara trifft man auf Nibbiola, das auf einer leichten Anhöhe liegt. In seiner Mitte ragt die Burg Tornielli empor, die seit dem 12. Jahrhundert dokumentiert ist und in späteren Zeiten umgebaut wurde. Sie befindet sich heute in Privatbesitz. Auf dem Hauptplatz neben dem Rathaus erhebt sich die einschiffige Pfarrkirche Santa Caterina d’Alessandria aus dem 16. Jahrhundert. Die Tour führt anschließend weiter nach Garbagna Novarese, wo man dem romanischen Oratorium einen Besuch abstatten sollte, das der Madonna di Campagna geweiht ist. Es wurde bereits im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt und enthält sehenswerte Fresken des 15. Jahrhunderts, die der Schule der Cagnola zugeschrieben werden. Die Saalkirche hat eine halbrunde Apsis und ist zwischen den Lisenen mit Rundbogenfriesen geschmückt. Die Giebelfassade wurde im 20. Jahrhundert erneuert. Entlang der Provinzstraße liegt der Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Palazzo Caroelli, der den ehemaligen Feudalherren als Landsitz diente. Um nach Nibbiola zurückzukehren biegt man auf die SP6 in Richtung Monticello ab, die durch eine stimmungsvolle Landschaft aus Reisfeldern, Pappelreihen, Bewässerungskanälen und historischen Anwesen führt. Im Zentrum der Ortschaft steht auf einer kleinen Anhöhe die Pfarrkirche Santi Gervasio e Protasio . Sie enthält das Gemälde einer Verkündigung aus dem 17. Jahrhundert sowie einen barocken Altar aus polychromem Marmor. Folgt man nun der Provinzstraße weiter, gelangt man nach Granozzo, einem wichtigen
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Die Ebene der Reisfelder ländlichen Zentrum. Hier ist nicht nur die Pfarrkirche Assunta sehenswert, sondern auch das Oratorium Santa Maria e San Rocco, das infolge der Pest errichtet wurde und zwei sehenswerte Fresken enthält, die eine Gnadenmadonna (15. Jh.) und eine stillende Madonna (16. Jh.) zeigen. Die Strecke führt weiter durch die Reisfelder nach Casalino, wo die schöne Landkirche San Pietro steht: hier wurde im Jahr 1194 nach fast 20 Jahren verbissener Kämpfe der Frieden zwischen Novara und Vercelli geschlossen. Das dreischiffige Gebäude hat einen hölzernen Dachstuhl und zwei halbrunde Apsiden. Die Kirche wurde im 15. Jahrhundert mit Fresken ausgemalt, in der Folgezeit jedoch umfassend umgebaut. Im 19. Jahrhundert wurden die Malereien fast komplett mit einer Putzschicht bedeckt. Erwähnenswert ist außerdem die Burg Leonardi aus dem 14. Jahrhundert, die von einem großen Park umgeben ist, sich jedoch in Privatbesitz befindet. Im Ortsteil Cameriano steht die Pfarrkirche Santo Stefano, die bereits im 11. Jahrhundert als Landkirche schriftlich erwähnt ist. An der Staatsstraße zwischen Novara und Vercelli liegt kurz vor Cameriano die Ortschaft Peltrengo mit einem Wehrhaus, in dem heute noch einige Reste des ursprünglichen Bauwerks aus dem 14. Jahrhundert zu sehen sind. Sehenswert ist außerdem das Oratorium San Martino, in dem man herrliche Fresken aus dem 15. Jahrhundert bewundern kann. Im alten Friedhof am Rande des Ortsteils, der vor 50 Jahren aufgegeben wurde, befindet sich ein kurioser Schmetterlingsgarten: man pflanzte hier Bäume, Sträucher und Kräuter an, die mit ihren Früchten, Blüten und Blättern unterschiedlichste Schmetterlingsarten anlocken. Im Süden der Provinz Novara liegt die Ortschaft Vinzaglio mit der Burg Sella, deren ältester Teil auf das 13. Jahrhundert zurückgeht und die von einem herrlichen Park umgeben ist. Die einschiffige Pfarrkirche Assunta wurde im 17. Jahrhundert gebaut und weist sechs Seitenkapellen auf. Ein Meisterstück ist der Altar aus polychromem Marmor. Nicht weit in nördlicher Richtung liegt Casalvolone, ein kleines Dorf, dessen Ursprünge bis in die Römerzeit reichen. Die Fundstücke aus der damaligen Zeit sind im Lapidarium von Novara ausgestellt. Äußerst sehenswert ist die romanische Landkirche San Pietro am Friedhof. Der Glockenturm stammt von einem älteren Bau, der vor dem Jahr 1000 an der Stelle der heutigen Kirche stand. Interessant sind die Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Die Pfarrkirche San Pietro Apostolo enthält ein Altarbild von Giuseppe Giovenone. Nicht weit entfernt liegt Casalbeltrame, das als Slow Food Präsidium für die aromatischen schwarzen Reissorten
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Die Ebene der Reisfelder
Venere und Artemide bekannt ist. Im Zentrum der Ortschaft steht die Villa Bracorens Savoiroux aus dem 19. Jahrhundert, in deren Park ein jahrhundertealter Ginkgo Biloba zu sehen ist. Sie beherbergt eine Galerie für zeitgenössische Kunst, in der unter anderem Werke von Manzù, Pomodoro, Bodini, Messina und Mastroianni gezeigt werden. Ganz in der Nähe liegt auch das ehemalige Landgut „Cascinale dei Nobili“, in dem das Bauernmuseum ‘l Çivel untergebracht ist. Es zeigt eine reichhaltige Sammlung aus Ackergeräten und Alltagsgegenständen des bäuerlichen Lebens und ist auch mit einem interaktiven Bereich ausgestattet. Zum Museumskomplex gehört außerdem eine interessante Gruppe aus fünf verschieden großen Kirchen, von denen einige entweiht sind und heute als Werkstätten oder Sitz von Bruderschaften genutzt werden. Nun geht es weiter in westlicher Richtung nach San Nazzaro Sesia, einem hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten Ort, der am Flussufer des Sesia im Naturpark Lame del Sesia“ liegt. Hier erhebt sich das befestigte Kloster Santi Nazario e Celso, das zu den bedeutendsten seiner Art in der gesamten Poebene gehört. Es wurde im Jahr 1040 vom Bischof Novara und den Grafen von Biandrate in der Nähe einer Furt über den Fluss Sesia gegründet und diente zur Verteidigung des Gebietes zur Zeit der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Novara, Vercelli und Mailand. Seine größte Blüte erlangte es im 15. Jahrhundert unter dem Abt Antonio Barbavara, der neue Anbauflächen hinzufügte, Trockenlegungen durchführte und strukturelle Umbauten am Klosterkomplex vornahm. In der Folgezeit verfiel die Abtei mehr und mehr, bis sie im Jahr 1801 unter Napoleon säkularisiert wurde. Nachdem das Gebäude lange Zeit verlassen war, wurde es umsichtig
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Die Ebene der Reisfelder saniert und restauriert, so dass seine herrliche Architektur heute wieder in altem Glanz erstrahlt. Innerhalb der Wehrmauern befinden sich ein imposanter Glockenturm sowie ein Narthex, die beide aus romanischer Zeit (11. Jahrhundert) stammen. Hinter dem Narthex liegt die Kirche im gotisch-lombardischen Stil, deren Fassade eine Rosette und ein Portal aus wunderschöne verziertem Terrakotta aufweist. Der Innenraum ist mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert dekoriert. Der ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammende Kreuzgang hat ein schönes Kreuzrippengewölbe und ist mit reichhaltigen Verzierungen aus Terrakotta geschmückt. An den Wänden ist heute noch ein interessanter Freskenzyklus erhalten, der Szenen aus dem Leben des Heiligen Benedikt zeigt. Nicht weit vom Kloster entfernt liegen die Wallfahrtskirche Madonna della Fontana und das Oratorium San Rocco. Nachdem man einige Kilometer weiter den Canale Cavour, ein bedeutendes Wasserbauwerk des 19.Jahrhunderts, überquert hat, gelangt man nach Recetto, wo heute noch die Reste der alten Vorburg erhalten sind (ital. „Ricetto), die dem Ort in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts seinen Namen verlieh. Der Gebäudekomplex diente nie als Verteidigungsbau im Dienste der Gemeinschaft, sondern wurde als privater Wohnsitz genutzt. Direkt am Ortsrand erstreckt sich am Ufer des Flusses Sesia der 1994 eingerichtete Wasserskipark, in dem zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe ausgetragen werden. Die Tour führt nun weiter nach Osten in das historische Biandrate, dessen früher Ursprung durch jüngste archäologische Ausgrabungen belegt wurde. Die Stadt übernahm ihren Namen von der Grafenfamilie, die im Mittelalter ein weiträumiges Gebiet beherrschte, das bis ins Ossolatal reichte. Sie liegt an der Via Biandrina, einer von Norden nach Süden verlaufenden Verkehrsstraße zwischen dem Sesiatal und Vercelli, die in früherer Zeit von großer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung war. Sie kreuzte sich in Biandrate mit der auf der Ost-West-Achse verlaufenden Strada Lombarda , die zwischen Mailand und Turin über Novara verlief. Aus dem 11. Jahrhundert ist ein Festungsbau dokumentiert, von dem noch einige wenige Mauerreste im heutigen Stadtgefüge sichtbar sind. Nachdem das große Lehen 1168 vom Lombardenbund zerstört wurde und die Grafen geflüchtet waren, teilte man es zwischen Vercelli und Novara auf und verfasste ein Statut, in dem sein Wiederaufbau untersagt wurde. Einen Besuch wert ist in jedem Fall die bereits im 12. Jahrhundert erwähnte Kirche San Colombano. Vom ehemaligen romanischen Gebäude sind nur die vierjochige Vorhalle mit Kreuzrippengewölbe sowie vier Terrakottafliesen mit Bes-
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Die Ebene der Reisfelder tienfiguren erhalten. Erwähnenswert sind auch die Darstellungen des Jüngsten Gerichts (1444) und des Christus Pantokrator mit den Symbolen der vier Evangelisten, die Giovanni de Campo zugeschrieben werden. Aus dem 15. Jahrhundert stammt die Grabkapelle mit den Reliquien des Hl. Serenus, dem Stadtpatron, der der Legende nach während einer Pilgerreise nach Rom in Biandrate starb. Am Stadtrand steht die Wallfahrtskirche Madonna della Preiera aus dem 18. Jahrhundert. Nicht weit entfernt liegt die Ortschaft Vicolungo, die bereits in früheren Zeiten im Einflussbereich des mächtigeren Biandrate stand, bis es unter die Herrschaft von Vercelli fiel. Am Hauptplatz erhebt sich die Pfarrkirche San Giorgio romanischen Ursprungs, deren heutiges Erscheinungsbild auf das 16. Jahrhundert zurückgeht. An ihrer Außenwand prangt ein prächtiges Fresko, das den Hl. Georg, den Drachen und die Prinzessin zeigt. Im Innenraum ist ein Gemälde von Lanino erwähnenswert, auf dem die Jungfrau Maria mit den Heiligen abgebildet ist. Neben der Kirche befindet sich die Burg, die aus mehreren in unterschiedlichen Epochen errichteten Gebäuden besteht. Am Rande der Ortschaft liegt entlang der Via Biandrina der Gebäudekomplex Palazzi, der vermutlich auf einen antiken Bau zurückgeht und ehemaliges Wehrhaus sowie Feudalsitz der Grafen von Biandrate war, der auch als Lager für landwirtschaftliche Erzeugnisse genutzt wurde. Im Inneren des Gebäudekomplexes steht dieKirche Santa Maria delle Grazie (1591), die reich mit Stuckarbeiten und Wandmalereien des 15. bis 17. Jahrhunderts dekoriert ist. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sich hier die bekanntesten regionalen Künstlerfamilien der jeweiligen Epoche verewigt haben, unter anderem die Cagnola, De Campo, Merli und Canta sowie möglicherweise auch Gaudenzio Ferrari. Sehenswert ist außerdem das in der Nähe des Outlets gelegene romanischeOratorium San Martino aus dem 12. Jahrhundert, dessen einschiffiger Raum mit einer Reihe von Fresken aus dem 15. Jahrhundert ausgemalt ist. Ein kurzer Abstecher führt uns nach Landiona, wo heute noch die Überreste der Burg aus dem Jahre 1280 zu sehen sind, die in der Folgezeit mehrmals umgebaut wurde. Erhalten geblieben ist insbesondere der Turm mit einer eleganten Loggia. Auch die Außenmauern blie-
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Die Ebene der Reisfelder ben größtenteils bestehen. In dem weitläufigen Innenhof steht heute ein gediegener Bau aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich das Rathaus befindet. Außerhalb der Ortschaft treffen wir auf das Oratorium Santa Maria dei Campi antiken Ursprungs, dessen Vorhalle einst auch den Durchreisenden auf der Via Biandrina Zuflucht bot. Im Inneren finden sich wunderschöne Fresken, die Bartolonus da Novara sowie der Schule des Tommaso Cagnola zugeschrieben sind. Folgt man der historischen Straße in nördlicher Richtung, erreicht man die Ortschaft Carpignano Sesia, die am Ufer des gleichnamigen Flusses gelegen ist. Für mittelalterliches Flair sorgen dieBurg und die charakteristischen zweistöckigen Häuser mit hölzernen Außentreppen. Sehenswert ist die romanischeKirche San Pietro, die sich heute im gemeindlichen Besitz befindet und im 11. Jahrhundert als Kapelle des “Castrums“ errichtet wurde. Danach kam sie in den Besitz der Cluniazenser und wurde anschließend für verschiedene Zwecke genutzt. Nach sorgfältigen Restaurierungsarbeiten kann man heute drei durch Lisenen gegliederte Apsiden mit Rundbogenfriesen erkennen, die aus Ziegeln und Flusssteinen errichtet wurden. Die Innenwände sind mit bedeutenden Fresken des 12. Jahrhunderts ausgemalt: in der Halbkuppel der Apsis kann man einen Christus Pantokrator mit Aposteln und die Abbildung eines „Wilden Mannes“ erkennen. Aus gotischer Zeit stammen hingegen der Erzengel Gabriel und die Madonna der Verkündigung. Im Keller der Burg ist eine alte Kelter aus dem Jahr 1575 zu sehen, für die ein 13 m langer Ulmenstamm verwendet wurde. Nicht weit entfernt liegt die majestätische Pfarrkirche Assunta, die auf einem Vorgängerbau aus dem Mittelalter errichtet wurde. Sie besteht aus einem einschiffigen Langhaus mit vier Seitenkapellen. Carpignano ist berühmt für die Produktion der „Uva fragola“ oder „Uva americana“ (Erdbeerrebe), die als Qualitätserzeugnis mit besonderen sensorischen Eigenschaften anerkannt ist: die robuste Schale schützt die wertvollen Nährstoffe, während der Geschmack sich durch eine klar hervorstechende Erdbeernote auszeichnet. In südlicher Richtung gelangen wird nach Sillavengo, wo man der Kirche Santa Maria Nova aus dem 14. Jahrhundert einen
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Die Ebene der Reisfelder Besuch abstatten sollte: sie weist ein interessantes Mauerwerk aus Ziegeln und Flusssteinen auf und enthält einen Freskenzyklus aus dem 15. Jahrhundert. Am Friedhof steht die romanische Kirche Santa Maria Vetere, die jedoch im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verändert und umgebaut wurde. Die Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie im Ortszentrum erscheint heute im Baustil des 19. Jahrhunderts, stammt aber bereits aus dem 16. Jahrhundert. Im Innenraum befindet sich eine Orgel aus dem Jahre 1653. Nicht weit entfernt liegt Mandello Vitta, das einst zum Besitz der Familie Caccia gehörte. Am Ortseingang steht ein Turmaus dem 13. Jahrhundert, der als einziges Element der ehemaligen freien Stadt und Burg erhalten blieb, zu denen er einst gehörte. Die Pfarrkirche San Lorenzo wurde im spätromanischen Stil erbaut und hat ein dreischiffiges Langhaus, das reich mit Fresken aus dem 16. und 17. Jahrhundert verziert ist. Das in der Nähe gelegene Dorf Castellazzo Novarese liegt malerisch inmitten von Reisfeldern und entstand im Mittelalter in der Umgebung der Burg Caccia, einer massiven Befestigungsanlage, die aus verschiedenen zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert errichteten Gebäuden bestand, heute jedoch leider stark verfallen ist. Durch weitläufige Reisfelder geht es nun weiter in die Ortschaft Casaleggio, an deren Eingang heute noch eine stillgelegte alte Mühle mit Getreidemühlsteinen und eisernem Räderwerk zu sehen ist. Die Pfarrkirche Sant’Ambrogio hat heute ein barockes Erscheinungsbild, stammt jedoch mit Sicherheit aus älterer Zeit. Im Inneren ist ein Gemälde zu sehen, das den vom Hl. Karl Borromäus verehrten Christus am Kreuz darstellt. Es wird Morazzone oder einem seiner Schüler zugeschrieben. Weiter in südlicher Richtung gelangt man nach Mosezzo, einem Ortsteil von San Pietro, wo die romanische Kirche Santi Vito e Modesto steht, die in früherer Zeit Sitz des Sprengels war. Die Pfarrkirche von San Pietro geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Im nahegelegenen Ortsteil Gionzana von Novara sollte man einen Abstecher zum wunderschönen Oratorium Madonna del Latte machen. Es enthält einen Freskenzyklus des 15.
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Die Ebene der Reisfelder Jahrhunderts, der Tommaso Cagnola und Daniele De Bosis zugeschrieben wird. Auf der Rückkehr in die Provinzhauptstadt biegt man auf die Provinzstraße 229 Lago d’Orta ab, an der kurz vor der Ortschaft Vignale das Landgut Cascina Isarno liegt, das bereits seit 840 schriftlich belegt ist. Im Inneren des Komplexes steht dieKirche Santi Cosma e Damiano. Von hier aus führt uns die Tour weiter in nördlicher Richtung nach Caltignaga: an der Provinzstraße kann man heute noch die Reste eines römischen Aquädukts sehen, das vermutlich zu den Thermen von Novara führte. In der Umgebung der Ortschaft kamen archäologische Fundstücke aus der Eisenzeit und Römerzeit zum Vorschein. Aufgrund ihrer Position entlang der Via Settimia war sie bereits in früheren Zeiten von wichtiger Bedeutung. Im Zentrum steht die altertümliche Burg aus dem 15. Jahrhundert, die von einem schönen Italienischen Garten umgeben ist und sich heute in Privatbesitz befindet. Von besonderem Interesse sind das Oratorium San Salvatore am Friedhof von Caltignaga sowie das Oratorium Santi Nazario e Celso am Friedhof des Ortsteils Sologno. Beide stammen aus der romanischen Epoche und sind mit Fresken ausgemalt, die Giovanni De Campo und seiner Werkstatt zugeschrieben werden. Etwas außerhalb der Ortschaft erreicht man nach Überquerung des Wildbachs Terdoppio das inmitten von Reisfeldern gelegene Cavagliano, einen Ortsteil von Bellinzago. Hier sollte man der romanischen Friedhofskirche Beata Vergine Maria e San Vito einen Besuch abstatten. Der Chorbogen und die Apsis im Innenraum sind mit einem spektakulären Fresko des 15.-16. Jahrhunderts im Stil der Schule des Gaudenzio Ferrari ausgemalt. In erhöhter Lage befinden sich die auf einer vorher bestehenden Festung errichtete Burg, eine ehemalige Bauernsiedlung mit Spuren eines Wassergrabens sowie die anliegende Kirche San Quirico. Nicht weit von Cavagliano entfernt steht die Abtei Dulzago, eine
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Die Ebene der Reisfelder ländliche Ansiedlung, die im 12. Jahrhundert in der Nähe einiger Brunnen errichtet wurde. Dabei handelte es sich nicht nur um eine religiöse Kultstätte: den hier lebenden Mönchen und Bauern gelang auch innerhalb kurzer Zeit die Trockenlegung des Gebietes, auf dem fruchtbare Ackerböden entstanden. Die Abtei war eine strukturierte Ansiedlung, zu der die Kirche, die Wohnhäuser des Abtes und der Kanoniker, die Bauernhäuser und ein Friedhof gehörten. Erwähnenswert ist die Kirche San Giulio, deren romanische Stilelemente an den drei Apsiden erkennbar sind. Im Innenraum ist sie mit interessanten Fresken und Stuckaturen geschmückt, die zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert entstanden. Auf der Rückseite öffnet sich ein großer Hof, auf dem jedes Jahr im Januar das Fest des Hl. Julius gefeiert wird. Zu diesem Anlass wird den zahlreich erschienenen Gläubigen eine traditionelle Bohnensuppe gereicht. Ganz in der Nähe liegt Bellinzago Novarese. Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist Teil der “Antonelli-Route“: der aus Ghemme stammende Architekt Alessandro Antonelli entwarf die Kirche San Clemente, das Pfarrhaus und den Kindergarten De Medici im für die damalige Zeit typischen Stil des Neoklassizismus. Ebenfalls im Zentrum neben dem Rathaus erhebt sich die Kirche Sant’Anna aus dem 17. Jahrhundert mit einem barocken Hochaltar, der mit einem Gemälde des aus Oleggio stammenden Malers Bartolomeo Vandone geschmückt ist. Neben der Kirche wurde im Jahre 1635 das Oratorium del Gonfalone errichtet, dessen Kuppel reich mit Fresken ausgemalt ist. Verlässt man die Ortschaft in südöstlicher Richtung, gelangt man zur Alten Mühle, die bereits im 16. Jahrhundert schriftlich erwähnt ist, im Laufe des 18. Jahrhunderts jedoch umgebaut wurde. Die Mühle ist heute noch in Betrieb und wird seit 1985
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vom Naturpark Ticino als Regionales Zentrum für Umwelterziehung genutzt. Die letzte Etappe unserer Tour durch die Reisfelder ist Cameri, das etwas weiter südlich am Ufer des Ticino liegt. Die bereits im 9. Jahrhundert erwähnte Ansiedlung entstand um eine Burg, die heute nicht mehr existiert. Im Zentrum der Ortschaft liegt Piazza Dante Alighieri, an dem sich die Pfarrkirche San Michele erhebt. Sie wurde bereits im Mittelalter errichtet, jedoch im 16. und 19. Jahrhundert umgebaut. Daneben steht das kleine Oratorium San Rocco mit Fresken von Angelo de Canta. Im westlichen Teil des Ortes befindet sich das San Giuseppe mit herrlichen Fresken von Lorenzo Peracino, das im Jahre 1905 zum Nationaldenkmal erklärt wurde. Die Tour führt nun weiter nach Osten in den Naturpark Ticino, wo der Gebäude komplex Villa Picchetta mit dem Sitz der Parkverwaltung steht. Über dem Hauptkörper des U-förmig angelegten Gebäudes thront eine achteckige Vierungskuppel mit Laterne. Hier befand sich der Sitz des Herrenhauses, während in den Seitenflügeln die Diensträume untergebracht waren. Der in der achteckigen Kuppel befindliche Saal ist mit interessanten Fresken des 19. Jahrhunderts ausgemalt und mit Grotesken dekoriert. Die Villa liegt eingebettet in einen spektakulären Park. Zum Gebäudekomplex gehört auch ein Oratorium, das der Heiligen Margarethe und der Unbefleckten Jungfrau Maria gewidmet ist. 24
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra In der malerischen Hügellandschaft, wo seit Jahrhunderten Wein angebaut wird, trifft man auf historische Dörfer von seltener Schönheit, die eine unglaubliche Vielfalt an Geschichte, Tradition, Kunst, Natur und regionalen Spezialitäten bieten und daher von großem touristischem Interesse sind. Unsere Tour folgt der Weinstraße und führt uns unter anderem auch in 26 typische Weindörfer. Wir beginnen in Briona mit seiner majestätischen Burg, deren Ursprünge auf das 14. und 15. Jahrhundert zurückgehen, wobei sie mit Sicherheit auf einem bereits bestehenden Gebäude errichtet wurde. Sie wurde im Laufe der Zeit immer wieder umgestaltet und hat heute einen viereckigen Grundriss. Zur Struktur gehört außerdem ein quadratischer hängender Garten. Überragt wird das Gebäude von einem Burgturm, der einen pilzförmig erweiterten Taubenschlag aufweist. Im Erdgeschoss befindet sich die Waffengalerie, in der Ausstellungsstücke und Waffen aus der Sammlung des Markgrafen Paolo Solaroli zu sehen sind. Die Geschichte der Burg ist eng mit dem Namen von Giovan Battista Caccia verknüpft, der auch Caccetta genannt wurde und für seine grausame Art sowie seine Gegnerschaft zu Spanien bekannt war. Es heißt, Alessandro Manzoni habe sich für die Beschreibung der wichtigsten Eigenschaften des Don Rodrigo in seinem Werk „Die Verlobten“ an dieser Figur inspiriert. Die Umgebung von Briona ist mit einer Reihe von Oratorien übersät: im Friedhof steht die dreischiffige romanische Kirche Sant’Alessandro mit erhöhtem Langhaus. Sie enthält Fresken des 14. und 15. Jahrhunderts, die den Künstlerfamilien De Campo und De Bosis zugeschrieben wird. Im Rahmen von Sicherungsarbeiten wurden Gräber aus frühchristlicher Zeit aufgefunden. Das Oratorium San Bernardo, auch „della Mora“ genannt, steht in der Nähe des gleichnamigen Bewässerungskanals. Das Tonnengewölbe des Innenraums ist komplett mit Fresken der 12 Propheten ausgemalt, während am Altar eine stillende Madonna abgebildet ist und die Wände mit Darstellungen von Heiligen verziert sind. Die Kirche Sant’Antonio all’Orcetto im Ortsteil San Bernardino besteht aus einem einschiffigen Raum, dessen Wände und Apsis
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra von der Werkstatt der Cagnola reich dekoriert wurde. Vom romanischen Oratorium Santa Maria im Ortsteil Proh nahe der Cascina Cella ist heute noch die Apsis aus Ziegel- und Flusssteinen in ihrer originalen Gestalt erhalten. Im Innenraum befindet sich ein wunderschöner Freskenzyklus der Novareser Schule aus dem 15. Jahrhundert. Ebenfalls im Ortsteil Proh steht eineFestung aus dem 15. Jahrhundert mit viereckigem Grundriss, zwei runden Wachtürmen, einem gedeckten Wehrgang mit Zinnen und Pechnasen. Sie diente nie zu Verteidigungszwecken, sondern wurde als Jagd- und Sommerresidenz genutzt. Die Burg befindet sich heute im Privatbesitz. Ganz in der Nähe kann man eine wunderschöne mittelalterliche Eselsrückenbrücke entdecken, die über den Bewässerungskanal Mora führt und einst als Zollstelle bekannt war. Von hier aus geht es weiter in nördlicher Richtung, wo wir kurz danach in den Weinbauort Fara Novarese gelangen, der von den Langobarden gegründet wurde. Auf einer seiner Anhöhen liegt die Obere Burg: sie wurde im 18. Jahrhundert in einen Landsitz umgewandelt und enthält heute ein Seniorenheim. Nicht weit entfernt steht eine zweite Burg, das sogenannte „Castellone“, das bereits zu Zeiten Friedrich Barbarossas existierte und heute als privates Wohnhaus genutzt wird. Auf dem Hauptplatz erhebt sich die Pfarrkirche Santi Fabiano e Sebastiano aus dem 14. Jahrhundert, die im Laufe des 17. Jahrhunderts erweitert wurde. Die dem Hl. Damian gewidmete Grabkapelle wurde von Luigi Orelli entworfen und gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Am Friedhof steht die Kirche San Pietro e Paolo. Sie war die ehemalige Pfarrkirche der Ortschaft zu jener Zeit, als diese sich entlang des Hügels erstreckte. Der romanische Bau ist mit interessanten Fresken ausgemalt, die einen Zyklus der Monate zeigen und das bäuerliche Leben der damaligen Zeit, insbesondere den Weinanbau, beschreiben. Des weiteren ist eine Darstellung des Christus Pantokrator mit Aposteln und Evangelisten zu sehen. Der Ort ist für die Produktion des gleichnamigen DOC-Weins bekannt. Folgt man der Straße nach Norden in Richtung Sesiatal, gelangt man in das historische Dorf Sizzano, dessen Geschichte im Mittelalter durch die turbulenten Auseinandersetzungen zwischen dem Markgrafen von Monferrato und den Visconti geprägt war. Am Ortseingang liegt das kleine Oratorium San Rocco (1630), das einst Teil des Palazzo Caccia Trivulzio di Rovasenda aus dem 17. Jahrhundert war, einer herrschaftlichen Villa mit großem Garten. Auf der Piazza Prone erhebt sich die Pfarrkirche San Vittore (17. Jahrhundert). Im Rahmen von archäologischen Ausgrabungen fand man unter der Kirche die Reste eines Ge-
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra bäudes aus dem 2. Jahrhundert, das möglicherweise als Therme genutzt wurde und auf dem man die erste frühchristliche Kirche mit drei Schiffen errichtete. Im Inneren der Kirche befindet sich die Inschrift von Aucusta aus dem Jahr 519 n.Chr., die ein wichtiges Zeugnis für die Verbreitung des Christentums in der Region darstellt. Die Kirche steht innerhalb der von einer Ringmauer umgebenen Vorburg mit zweistöckigen Häusern, die aus Ziegel- und Flusssteinen errichtet sind. Entlang des Bewässerungskanals „Roggia Mora“ liegt die entweihte Kirche San Grato mit sehenswerten Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die einen segnenden Christus und eine schöne Krippenszene darstellen. In Sizzano, das der Vereinigung der Weinstädte angehört, werden die renommierten Weine der „Colline Novaresi“ hergestellt, unter anderem auch der Sizzano DOC. Nicht weit entfernt liegt Ghemme, das bereits in der Neusteinzeit besiedelt war, wie archäologische Funde des 4. Jahrtausends v.Chr. bezeugen. Aufgrund seiner strategischen Position am Flussufer des Sesia war es in der Vergangenheit häufig zwischen verschiedenen Parteien umkämpft: im 13. Jahrhundert zwischen Guelfen und Ghibellinen, im 14. Jahrhundert zwischen dem Markgrafen von Monferrato und den Visconti und im 15. Jahrhundert zwischen den Sforza und Savoyern, deren Streitigkeiten mit dem berühmten Friedensschluss im Jahre 1467 beigelegt wurden. Heute verbindet man den Namen von Ghemme vor allem mit renommierten Weinen: auf den umliegenden Moränenhügeln werden die Reben für den berühmten Ghemme DOCG angebaut. In der Ortsmitte befindet sich die Vorburg „Ricetto“, eine 12.000 m2 große Wehrsiedlung, die von einer Verteidigungsmauer mit Schwalbenschwanzzinnen und einem heute aufgefüllten Wassergraben umgeben ist. Sie diente als Zufluchtsort für Menschen und Tiere sowie als Speicher für die Aufbewahrung von Lebensmitteln. Von der gepflasterten Hauptstraße gehen Nebenstraßen und Gässchen ab. Die Häuser, deren Mauern aus fischgrätenartig angeordneten Steinen sowie Schichten aus Ziegelstein errichtet sind, bestehen aus einem Keller, einem ersten Stock, in dem sich die Wohnräume befanden, sowie einem Dachboden, der als Lagerraum diente. Einige Fenster sind mit kunstvollen Gesimsen aus Terrakotta dekoriert: beispielsweise die der Häuser im Hof Barciocca oder entlang der Hauptstraße. An der Piazza Castello steht die Kirche San Rocco, die von der Gemeinschaft zur Einlösung eines Gelöbnisses erbaut wurde, das sie während der Pest im 17. Jahrhundert geleistet hatte. In der Nähe befindet sich das kleine Oratorium San Fabiano, das an der Grenze zum früheren Besitz der Äbte von Cluny erbaut wurde. Es enthält ein großes Fresko der Schule des Bartolonus aus dem 15. Jahrhunderts. Auf der Piazza Antonelli erhebt sich die Pfarrkirche Santa Maria Assunta aus dem Jahr 1666. Der einschiffige Innenraum enthält
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra wertvolle barocke Kunstwerke, wie den Hauptaltar aus polychromem Marmor, der nach einem Entwurf von Benedetto Alfieri entstand. Auf der linken Seite des Querschiffs befindet sich die Grabkapelle der Seligen Panacea, die zwischen 1864 und 1875 von dem aus Ghemme stammenden Architekten Alessandro Antonelli gebaut wurde. Sie hat einen runden Grundriss und ist mit bunten Glasfenstern geschmückt, auf denen Szenen aus dem Leben der Seligen Panacea dargestellt sind. Das junge Hirtenmädchen war in den Bergen von Quarona von seiner Stiefmutter erschlagen worden, woraufhin seine Überreste nach Ghemme gebracht wurden. Sie wird auch als Schutzpatronin des Sesiatals verehrt und an ihrem Feiertag, dem ersten Freitag im Mai, finden feierliche Prozessionen durch die Straßen verschiedener Ortschaften statt. Auf einem den Ort überragenden Weinberg steht die Burg Cavenago aus dem 16. Jahrhundert, die im Laufe der Jahrhunderte zu einem Landsitz umgebaut wurde und heute ein Agritourismus ist. Zum Gebäudekomplex gehört auch das kleine Oratorium Santa Rosa da Lima. Durch Ghemme fließt der Bewässerungskanal Roggia Mora, der mit einem eindrucksvollen Schleusensystem ausgestattet ist. Die Tour führt nun weiter nach Norden, wo wir Romagnano Sesia erreichen, einen Ort mit reicher Geschichte, wie zahlreiche archäologische Funde aus der römischen Kaiserzeit bezeugen. Etwa um das Jahr 1000 wurde die Benediktinerabtei San Silvano gegründet. In der Folgezeit wurde der Ort zusammen mit Prato und Cavallirio Teil des Lehens der Markgrafen von Romagnano, sowie verschiedener anderer Geschlechter. Auch in Romagnano spielt die Weinproduktion eine wichtige Rolle, weshalb der Ort der „Vereinigung der Weinstädte“ (Associazione Città del Vino) angehört. In der Nähe des Bewässerungskanals „Roggia Mora“ steht das kleine Oratorium San Martino di Breclema, das bereits im 6. Jahrhundert erwähnt wurde und auf einem vorherigen Gebäude aus karolingischer Zeit errichtet wurde. Im Ortszentrum stehen die Pfarrkirche SS. Annunziata und die Abtei San Silvano: das heutige Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wurde anstelle der vorherigen barocken Kirche erbaut, die auf der Kirche der Abtei
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra aus dem 11. Jahrhundert errichtet wurde. Der dreiteilige Innenraum enthält einen Marmorsarkophag aus dem 5. Jahrhundert, in dem ursprünglich die Überreste des Schutzpatrons aufbewahrt wurden und der heute als Altar dient. Ein Votivstein des 2.-3. Jahrhunderts, der mit männlichen Relieffiguren geschmückt ist, wird heute als Ambo benutzt. In der Sakristei kann man einen Ecce Homo von Bernardino Lanino und eine Pfingstszene bewundern, die Lanino zugeschrieben wird. Vom ehemaligen Klosterkomplex sind lediglich der Glockenturm und die sogenannte Cantina dei Santi erhalten, ein aus zwei Räumen bestehendes Gebäude mit Doppelportikus, der mit einem Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben des Königs David aus dem 15. Jahrhundert ausgemalt ist. Weder der Bestimmungszweck noch der Autor der Wandmalereien sind bisher bekannt, auch wenn man von einer möglichen Urheberschaft des Bartulonus da Novara ausgeht. Ebenfalls sehenswert ist die Kirche Madonna del Popolo aus dem 17. Jahrhundert, die Werke von dem aus Romagnano stammenden Tarquinio Grassi sowie von Giorgio De Bernardis aus dem Ossolatal enthält. Die auf einer Anhöhe namens Monte Cucco gelegene Villa Caccia war die Sommerresidenz der Grafen Caccia di Romentino. Sie wurde zwischen 1842 und 1848 nach einem Entwurf von Alessandro Antonelli gebaut. In dem monumentalen Gebäude, das von einem weitläufigen Park mit Sequoien und anderen jahrhundertealten Baumarten umgeben ist, befindet sich heute das Ethnographische Museum Bassa Valsesia, in dem zahlreiche Gebrauchsgegenstände und Zeugnisse der Bauernkultur und insbesondere des Weinanbaus ausgestellt sind. Eine Abteilung ist außerdem der Tradition des Karfreitags gewidmet: seit 1729 lässt die Kongregation Santo Enterro alle zwei Jahre zur Osterzeit die Passion Christi erneut aufleben. Bei diesem Anlass verwandelt sich Romagnano in ein Freilufttheater und seine Bewohner werden zu Schauspielern, die Szenen aus dem Leben Christi nachstellen: dieses traditionsreiche religiöse Schauspiel zieht Jahr für Jahr Tausende von Besuchern an. Am Ortsausgang sind heute noch die Reste einer großen mittelalterlichen Brücke aus dem 12. Jahrhundert zu sehen, die einst die beiden Uferseiten des Sesia miteinander verband. Fährt man nun weiter entlang der alten Fabrikgebäude am „Roggia Mora“, erreicht man Prato Sesia, einen Ort mit langer Geschichte, in dem unter anderem der als Häretiker bekannte Fra‘ Dolcino geboren wurde. Die Pfarrkirche San
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra Bernardo da Mentone wurde im Mittelalter errichtet und im 17. und 18. Jahrhundert umgestaltet. Die Fassade stammt aus dem 20. Jahrhundert und wurde nach Entwürfen von Ercole Marietti angefertigt. Im Inneren kann man eine Rosenkranzmadonna von Giacinto Gimignani in der gleichnamigen Kapelle bewundern, sowie Fresken mit Szenen aus dem Leben Jesu von Tarquinio Grassi. In der Via De Amicis liegt die Kirche Madonna della Quercia, die ebenfalls Werke von Gimignani enthält. In erhöhter Lage über dem Ort finden sich die Reste der Burg Sopramonte aus dem 12. Jahrhundert, in deren Komplex dieKirche Natività della Vergine integriert ist. Das heutige Erscheinungsbild des Gotteshauses geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Die darin enthaltenen Fresken wurden vermutlich von der Werkstatt Giovanni de Campos ausgeführt. Die Burg wurde aus Flusssteinen errichtet, die im Fischgrätenmuster zusammengefügt und mit Mörtel befestigt wurden. Von hier aus genießt man einen herrlichen Ausblick über die Ortschaft und das Gebiet des Supervulkans von Sesia. Er gehört zu den wenigen weltweiten Exemplaren eines fossilen Supervulkans und ist von der Unesco als Geopark anerkannt. Folgt man weiter der Provinzstraße, erreicht man Grignasco, das bereits im 10. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde, wobei archäologische Funde bezeugen, dass es hier bereits seit dem 1. Jahrhundert n.Chr. Ansiedlungen gab. Auf der zentralen Piazza Viotti steht die majestätische barocke Pfarrkirche Santa Maria Assunta mit elliptischem Grundriss, die von Bernardo Vittone errichtet wurde und Werke von Giuseppe Mazzola und Gandolfino da Roreto enthält. Hinter der Apsis führt eine Treppe bergauf, die von Stationen eines Kreuzwegs aus dem 18. Jahrhundert gesäumt ist. Sie führt zum Oratorium San Graziano, das inmitten von Weinbergen oberhalb der Ortschaft liegt. In der Nähe des ehemaligen Rathauses befindet sich hingegen die romanische Kirche Santa Maria delle Grazie, in der man einen Freskenzyklus der Werkstatt von Tommaso Cagnola und Angelo de Canta aus dem 15. Jahrhundert bewundern kann. Am Friedhof steht die Kirche Santa Maria in Bovagliano romanischen Ursprungs, deren heutiges Erscheinungsbild aus dem 17. Jahrhundert stammt. Im Inneren sind ein Gemälde von Francesco Gianoli zu sehen, sowie zwei Tafelbilder der Schule des Gaudenzio aus dem 16. Jahrhundert. Ein Teil des Gemeindegebietes von Grignasco gehört zum Naturpark Monte Fenera, der sich über die Region Bassa Valsesia erstreckt und in dem bedeutende archäologische Entdeckungen ge31
Die sanften Hügel der ‘Dolceterra macht wurden: in den Höhlen im Ortsteil Ara (Standort des Didaktikzentrums) wurden sowohl Spuren von menschlicher Besiedlung, als auch von prähistorischen Tieren aufgefunden. Zurück in Prato Sesia biegt man auf die SP31 in Richtung Cavallirio ab, das im Naturpark Monte Fenera und Naturschutzgebiet Baragge liegt. Die dem Hl. Gaudentius geweihte Pfarrkirche wurde mehrmals umgebaut, bis sie im 17. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen erhielt, wobei auch im 19. Jahrhundert weitere Veränderungen vorgenommen wurden. Außerhalb des Ortskerns steht das Oratorium San Germano, das bereits im 11. Jahrhundert dokumentiert ist und in den folgenden Jahrhunderten umgebaut wurde. Inmitten der Hügellandschaft kann man zwischen den Weinbergen die „Tre Madonnine“ erkennen, drei kleine Marienkapellen, die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden und mit Dekorationen eines unbekannten Autors geschmückt sind. Boca, das ebenfalls zur „Vereinigung der Weinstädte“ gehört, ist für den gleichnamigen DOC-Wein bekannt, der aus der körperreichen Nebbiolo-Traube gewonnen wird. Die zur Renaissancezeit erbaute Pfarrkirche San Gaudenzio im Dorfzentrum steht auf einer Anhöhe, zu der ein breiter Treppenaufgang emporführt. In isolierter Lage inmitten der Weinberge erhebt sich die majestätische Wallfahrtskirche Santissimo Crocifisso von Alessandro Antonelli. Die Realisierung des 1830 entworfenen Gebäudes nahm längere Zeit in Anspruch, auch weil das Projekt mehrmals geändert wurde. In der Tat wurde es erst von Costanzo, dem Sohn des Architekten, gegen Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt. Der Ort war bereits seit dem 17. Jahrhundert eine Kultstätte: vorher befand sich hier eine kleine Kapelle, die den büßenden Seelen gewidmet war. Aufgrund seiner stetig wachsenden Beliebtheit bei den Pilgern wurde die Kapelle umgebaut, um mehr Gläubige aufnehmen zu können. Doch erst Antonelli verlieh dem Gebäude seine endgültige, grandiose Form. Seine Realisierung warf sowohl technische als auch wirtschaftliche Schwierigkeiten auf, weshalb sich die Dauer der Errichtung in die Länge zog. Die Wallfahrtskirche ist mit einer Eingangstreppe und einer imposanten Säulenvorhalle im typisch neoklassizistischen Stil ausgestattet. Im Inneren öffnet sich ein 17 m breites Tonnengewölbe mit nur einer Säulenreihe. Auch wenn der
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra ursprüngliche Entwurf von Antonelli etwas verändert wurde, besticht der Baukomplex dennoch durch seine Eleganz und Grandeur. Er ist heute nach wie vor ein beliebtes Wallfahrtsziel. Folgt man der Straße durch die Weinberge, gelangt man nach Montalbano, wo noch ein Teil der ehemaligen Burg Brusati Cavallazzi aus dem 15. Jahrhundert erhalten ist. Die Wände sind mit einem schönen Freskenzyklus bemalt, der ritterliche Szenen darstellt. Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Weinbauort Maggiora, in dem zahlreiche Zeugnisse des aus Ghemme stammenden Architekten Antonelli zu sehen sind: das Geburtshaus, der Friedhof, die Grabkapelle Sant’Agapito sowie der Bebauungsplan. Palazzo Antonelli ist ein vierstöckiges Gebäude mit einem schön bepflanzten Park und einer strengen Backsteinfassade, in dem die Familie des Architekten wohnte, der den Bau wiederholten Renovierungsarbeiten unterzog. Nicht weit entfernt liegt die barocke Pfarrkirche Spirito Santo, deren Innenraum reich mit Stuckaturen, Vergoldungen und Flachreliefs dekoriert ist. Außerdem enthält sie einige bedeutende Werke von Tarquinio Grassi, Pier Francesco Gianoli und Lorenzo Peracino. Die Grabkapelle Sant’Agapito wurde von Antonelli fertiggestellt, dem auch der Umbau des Baptisteriums zugeschrieben wird. Erwähnenswert ist außerdem die Autorennpiste Pragiarolo, auf der heute noch wichtige Geländewagenrennen stattfinden, sowie der Maggiora Park auf dem berühmten Hügel Mottaccio del Balmone, der Austragungsort bedeutender internationaler Motocrossrennen ist. Die Tour führt nun weiter in die lebendige und quirlige Stadt Borgomanero, die im frühen Mittelalter in strategischer Position am Ufer des Flusses Agogna sowie entlang der wichtigen Verbindungswege zwischen der Poebene, der Region Cusio und dem Simplon entstand. Im 12. Jahrhundert wurde auf Initiative des Podestà Giacomo Mainerio die freie Stadt gegründet. Von ihm stammt vermutlich der heutige Ortsname, der die Bezeichnung Borgo San Leonardo verdrängte. Auf diese Zeit geht auch der seit 1220
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra dokumentierte Freitagsmarkt zurück, der heute noch auf der Piazza und den vier Hauptstraßen der Altstadt abgehalten wird. Hier erhebt sich die Stiftskirche San Bartolomeo in ihrem heutigen barocken und neoklassizistischen Erscheinungsbild mit einer einzigartigen Fassade mit prachtvollen Dekorationen aus Terrakotta. Im Innenraum befinden sich bedeutende Gemälde des Morazzone, auf denen der Hl. Rochus und der Hl. Karl Borromäus dargestellt sind. Auf der Piazza vor der Kirche steht die Statue der Unbefleckten Jungfrau aus dem 18. Jahrhundert. Nicht weit entfernt trifft man auf das seit dem 12. Jahrhundert dokumentierte Oratorium San Leonardo, dessen Ursprünge jedoch noch weiter in die Zeit zurückreichen. Der einschiffige Bau hat eine halbrunde Apsis. Das Mauerwerk besteht aus großen Steinquadern und fischgrätenartig angeordneten Flusssteinen, die mit hellem Mörtel verfugt sind. Von großem Interesse sind die aus der gleichen Zeit stammenden Fresken, die dem Meister von Borgomanero zugeschrieben werden. An der zum Bahnhof führenden Allee steht die Villa Marazza, in der die gleichnamige Stiftung und die Stadtbibliothek untergebracht sind. Letztere enthält einen reichen Bestand an Büchern, Drucken, Inkunabeln und Pergamentschriften. Im weitläufigen Park mit seinem jahrhundertealten Baumbestand finden eine Reihe bedeutender Events und Veranstaltungen statt. Im Ortsteil Vergano steht in erhöhter Lage die Burg mit einem eleganten, quadratischen Turm aus dem 15. Jahrhundert und den Resten einer Zugbrücke. Ein interessantes Element bildet das große Spitzbogenfenster mit dem darüber angebrachten Adelswappen. Im Ortsteil Santa Cristina ist das Ethnographische Museum für Bauernkultur La Manera sehenswert, das sich im Palazzo Bono aus dem 17. Jahrhundert befindet. Etwas außerhalb der Ortschaft liegt an der Straße nach Arona die Kirche San Nicola di Baraggiola, die Ende des 10. Jahrhunderts errichtet wurde. Erhalten ist heute noch der Glocken- und Wehrturm, im Mittelalter ein typisches Element der Region Borgomanero: er ist ca. 20 m hoch und mit ein- und zweibogigen Fenstern sowie Schießscharten ausgestattet und diente auch als Beobachtungsposten. Von hier aus kehren wir zurück nach Süden, wo wir in Kürze den Ort Cureggio erreichen, auf dessen Gemeindegebiet wichtige archäologische Funde aus der Römerzeit entdeckt wurden. Im Zentrum ist das romanische Baptisterium San Giovanni aus dem 12. Jahrhundert mit achteckigem
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra Grundriss sehenswert, das aus Serizzoquadern sowie Fluss- und Ziegelsteinen errichtet ist. Das Dach ist hingegen mit schwarzen Beolaplatten gedeckt. Die fischgrätenförmig verlegten Flusssteine des Mauerwerks und die Rundbogenblenden des Glockenturms der Pfarrkirche Santa Maria Assunta sind bis heute erhaltene Spuren des ehemaligen romanischen Gebäudes aus dem 12. Jahrhundert. Das heutige Erscheinungsbild stammt aus dem 16. Jahrhundert, als die Kirche umfassend umgebaut und erweitert wurde, wobei die Fassade auch mit einer Vorhalle ausgestattet wurde. Im Innenraum kann man herrliche Fresken aus dem 15. Jahrhundert bewundern. In der Casa della Torre befindet sich Spazio Multimediale TAM, ein Dokumentations- und Didaktikzentrum zur Geschichte der Provinz Novara von der Spätantike bis zum Mittelalter. Die gezeigten Reliefmodelle, architektonischen Rekonstruktionen in 3D und Filme liefern viele interessante Informationen über die Region. Nicht weit entfernt liegt Fontaneto d’Agogna, ein zwischen den Flüssen Agogna und Sizzone gelegener Ort mit langer Geschichte, die bereits seit dem 10. Jahrhundert dokumentiert ist. Die Burg wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut, zuletzt im 15. Jahrhundert. In einigen Häusern des Dorfkerns finden sich heute noch Spuren dieses Bauwerks. Südlich der Ortschaft liegt die Pfarrkirche Beata Vergine Assunta, die im 15. Jahrhundert errichtet und im 18. und 19. Jahrhundert erweitert wurde. Zu jener Zeit entstand auch die Grabkapelle Sant’Alessandro mit rundem Grundriss und halbkugelförmiger Kuppel nach einem Entwurf von Alessandro Antonelli. Im Innenraum der Kirche befindet sich ein prächtiges Gemälde des von allen Heiligen verehrten Christus in Herrlichkeit von Tanzio da Varallo, sowie über dem Chor eine Heilige Jungfrau, die Sperindio Cagnola zugeschrieben wird. In den verschiedenen Ortsteilen des Dorfes gibt es eine Reihe von Kirchen und Oratorien zu sehen. Besonders erwähnenswert ist das romanische Oratorium Santi Fabiano e Sebastiano auf der Piazza Castello. Ein besonderes Merkmal der Umgebung sind zahlreiche Quellen, die möglicherweise eine Erklärung für den Ortsnamen liefern. Fontaneto d‘Agogna ist zusammen mit Cureggio ein typischer Produktionsort und Slow Food-Präsidium der „Cipolla Bionda“, einer goldgelben Zwiebel, die für ihre platt gedrückte Form bekannt ist und
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra ein Gewicht von bis zu 400 g erreichen kann. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist ihr äußerst süßer Geschmack, der auch mehrere Monate nach der Ernte noch erhalten bleibt. Etwas weiter südlich liegt am Flussufer des Agogna der Weinbauort Cavaglio mit der Pfarrkirche San Mamante, die sich genau in der Ortsmitte erhebt. Sie wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf den Resten eines älteren Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert errichtet. Sie enthält ein sehenswertes Gemälde des Peracino, auf dem das Martyrium des Hl. Mamas dargestellt ist. Das ebenfalls im Ortskern liegende Oratorium San Rocco wurde 1631 von der Gemeinde als Dank dafür errichtet, dass der Ort von der Pest verschont blieb. Die Tour führt nun weiter ins nahegelegene Cavaglietto, wo man im Ortsteil Cascina Monastero auf die Reste der Kirche San Pietro stößt. Das bereits 1093 erwähnte Gebäude war ursprünglich ein mit der Cluniazenser-Abtei von Castelletto Cervo verbundenes Nonnenkloster, das im 16. Jahrhundert vergrößert wurde. Die Giebelfassade wird teilweise durch andere Bauten verdeckt. Die Pfarrkirche San Vittore Martire im Ortskern wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und in späterer Zeit umgebaut. Im Sitzungssaal des Rathauses wird ein römischer Altar aus Serizzo-Stein mit lateinischer Inschrift aufbewahrt. Folgt man nun der SP21 weiter, erreicht man den Ort Barengo, der von einer Burg aus dem 15. Jahrhundert überragt wird. Das Gebäude hat die Form eines unregelmäßigen Vierecks und ist mit Ecktürmen und einer Loggia ausgestattet. Es wurde im 20. Jahrhundert umfassend renoviert und dient heute als privater Wohnsitz. In der Nähe steht die Pfarrkirche Santa Maria Assunta. An der Straße, die zum Friedhof führt, befindet sich das Oratorium San Rocco mit Fresken, die der Werkstatt des Cagnola zugeschrieben werden. Am Friedhof liegt die Kirche Santa Maria di Campagna, die bis 1358 als Pfarrkirche diente. Im Inneren finden sich sehenswerte Gemälde des aus Oleggio stammenden Malers Giovanni da Rumo. Im Jahre 1930 barg man aus der Ruine des Oratoriums San Clemente Wandmalereien von hohem kunsthistorischen Wert aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurden in den Salone dell‘Arengo im Broletto von Novara gebracht. Ein kleiner Abstecher führt uns
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra nach Momo, auf dessen Gemeindegebiet bedeutende archäologische Funde gemacht wurden. Zur ehemaligen Burg gehörte auch die Kirche Santa Maria, die durch die heutige Pfarrkirche Natività di Maria ersetzt wurde. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals erweitert und umgebaut. In der Nähe des Ortskerns steht entlang der Staatsstraße nach Borgomanero das wunderschöne Oratorium Santissima Trinità, das vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gegründet wurde. Die Kapelle diente den durchreisenden Pilgern auf dem Jakobsweg als Unterschlupf und steht an der Stelle eines keltischen Heiligtums, wo auch eine Nekropole aufgefunden wurde. Die Kirche wurde im 12./13. Jahrhundert sowie später auch im 14. Jahrhundert umgebaut. Der einschiffige Innenraum mit erhöhtem Presbyterium wurde von Sperindio und Francesco Cagnola mit Wandmalereien aus über 200 Abbildungen geschmückt, die einen echten „Glaubensweg“ darstellen, mit Szenen aus dem Leben und Leiden Christi, einem Jüngsten Gericht, der Dreifaltigkeit, einem Christus in der Mandorla, den Aposteln und den sieben Werken der Barmherzigkeit. Im Ortsteil Linduno steht das kleine Oratorium Santa Maria, das nur aus einem Saal besteht und eine halbrunde Apsis hat, die sehenswerte Fresken von Luca De Campo des Jahres 1468 enthält. Ganz in der Nähe liegt die Ortschaft Vaprio d’Agogna. Im Dorfkern steht ein Wehrhaus aus dem 13. Jahrhundert, das 1358 während der Kämpfe zwischen dem Markgrafen von Monferrato und Galeazzo Visconti stark beschädigt wurde. Das dreistöckige Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss und ein Mauerwerk, das im unteren Teil aus Flusssteinen besteht, während der obere Teil aus Ziegelsteinen gebaut ist. Die Pfarrkirche Santa Maria Assunta wurde im 17. Jahrhundert erbaut und im Laufe der Zeit mehrmals umgestaltet. Erwähnenswert ist auch das Oratorium San Rocco, das während der Choleraepidemie im 19. Jahrhundert als Lazarett diente. Im Friedhof steht die Kirche San Lorenzo. Sie wurde am Fundort einer römischen Inschrift errichtet, die heute im Lapidarium von Novara aufbewahrt wird. Der Bau geht vermutlich auf das 12. Jahrhundert zurück, wurde jedoch zwi-
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra schen dem 16. und 17. Jahrhundert erweitert. Wir fahren nun weiter nach Suno, das bereits zur Römerzeit sowie im Mittelalter eine bedeutende Ansiedlung war. Heute ist der Ort für die Produktion von Weinen der „Colline Novaresi“ bekannt und gehört der „Vereinigung der Weinstädte“ an. Die Pfarrkirche Santissima Trinità stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist mit einer großen Vorhalle ausgestattet und mit Statuen der Heiligen Gaudentius, Laurentius, Genesius von Arles und Genesius von Rom geschmückt. Auf der linken Seite befindet sich die Grabkapelle mit den Überresten des Schutzpatrons. Die Landkirche San Genesio liegt am Ortsrand entlang des Jakobswegs und wurde bereits im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Im Laufe der Zeit erlebte sie mehrere Umbauten. Im Inneren sind außer dem Altar auch ein kürzlich restauriertes Fresko und das Grabmal der Familie Della Porta zu sehen. Im oberen Teil des Ortes liegt das Schloss Della Porta, dessen heutiges Erscheinungsbild auf Renovierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Ein Teil des Gebäudes wird als Seniorenheim genutzt. Interessant ist der schön bepflanzte Park mit einem jahrhundertealten Baumbestand. Im Ortsteil Mötziflon steht eine seit 1968 funktionierende Sternwarte, in der die Umlaufbewegungen von Himmelskörpern studiert und beobachtet werden. Suno und das benachbarte Mezzomerico sind typische Produktionsorte für die frühe Rebsorte „Uva Fragola Isabella“ mit der kommunalen Ursprungsbezeichnung DE.CO. Nicht weit entfernt liegt Cressa, das ebenfalls eine ehemalige Römersiedlung war. Am Ortsrand befindet sich das Oratorium San Giulio aus dem 11. Jahrhundert, das jedoch im Laufe des 15. Jahrhunderts grundlegend
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra umgestaltet wurde. Die ursprüngliche Pfarrkirche des Ortes genügte irgendwann den Ansprüchen der Gemeinschaft nicht mehr und wurde daher zum Oratorium. Die Pfarrkirche Santi Giulio e Amatore wurde im 17. Jahrhundert erbaut und enthält interessante Gemälde. In Bahnhofsnähe befindet sich die Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie aus dem Jahre 1686. In ihrem Inneren kann man ein Fresko aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sehen, das aus dem Vorgängerbau stammt. Nicht weit entfernt liegt inmitten der Moränenhügel der Weinbauort Bogogno mit einem der bekanntesten internationalen Golfplätze der Region, der von Robert von Hagge entworfen wurde. Er besteht aus zwei 18-Loch-Plätzen und erstreckt sich über 200 Hektar in einer Hügellandschaft, die von einer weiten Waldfläche umgeben ist. An der Grenze zur Ortschaft Agrate Conturbia steht das romanische Oratorium Santa Maria in Valle mit einschiffigem Kirchenraum, halbrunder Apsis und Giebelfassade. Es enthält interessante Fresken verschiedener Novareser Maler aus der Zeit zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Ende des 19. Jahrhunderts fand man in der Nähe der Kirche einen der Diana gewidmeten Votivstein, der heute im Lapidarium von Novara zu sehen ist. An der Straße nach Veruno trifft man auf das Oratorium San Giacomomit einzigartigen und bedeutenden Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die dem Meister von Borgomanero und Giovanni de Campo zugeschrieben werden. Sie zeigen das Wunder des Hl. Jakobus und des Hl. Eligius. Auf dem Hügel thront die Villa Bono, ein viereckiger Bau mit drei Stockwerken und einem eleganten Italienischen Garten. Sie wurde möglicherweise am Standort einer alten Festung errichtet und wird heute als privater Wohnsitz genutzt. In der Nähe der Villa steht die Pfarrkirche Sant’Agnese, die Wandmalereien des Malers Giuseppe Guglielmetti aus Bogogno enthält. Etwas weiter nördlich liegt Veruno, auf dessen Gebiet bereits langobardische und fränkische Siedlungen vorhanden waren. Im Ortskern trifft man auf die Pfarrkirche Sant’Ilario di Poitiers aus dem 17. Jahrhundert, die im 20. Jahrhundert umgebaut wurde, sowie die Kirche Santa Maria Assunta aus dem 13./14. Jahrhundert, die sehenswerte Wandmalereien mit Heiligendarstellungen enthält. Am Ortsrand liegt die Villa Elisa, die einst Villa Bagliotti genannt wurde. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude charakterisiert sich durch eine schlichte Linienführung und ist von einem weitläufigen Park umgeben. Wir fahren weiter in Richtung Norden und gelangen nach Gattico. Auf einer Anhöhe erhebt sich die Pfarrkirche Santi Cosma e Damiano, deren Errichtung auf das 15. Jahrhundert zurückgeht. Sehenswert sind die
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra Holzdekorationen der Taufkapelle, der Beichtstühle und des Eingangsportals. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde das Gebäude umgestaltet und erweitert. Im nördlichen Teil der Ortschaft steht die stimmungsvolle romanische Kirche San Martino, deren Mauerwerk aus gleichmäßigen Serizzoquadern errichtet wurde. Die besondere Ausstrahlung des Gebäudes ist auch dadurch bedingt, dass das Dach fehlt. Wir wenden uns nun in Richtung Süden und erreichen Agrate, eine Ansiedlung mit langer Geschichte und einem bedeutenden mittelalterlichen Erbe. Der Ort ist auch bei Golfliebhabern bekannt, da sich hier ein von Robert Trent Jones Sr. entworfener 27-Loch-Parcours befindet, der inmitten jahrhundertealter Bäume, Bäche, Seen und einer sanften Hügellandschaft verläuft, vor der Kulisse eines herrlichen Ausblicks auf das Massiv des Monte Rosa. Die Pfarrkirche San Vittore wurde zur Zeit der Romanik errichtet, im Laufe der Jahrhundert jedoch mehrmals umgebaut. Gegenüber steht das romanische Baptisterium San Giovanni von hoher kunsthistorischer Bedeutung. Es ist in zwei Bereiche unterteilt, die aus einem unteren Teil von unregelmäßig runder Form (10. Jh.) und einem achteckigen oberen Teil (11./12. Jh.) bestehen. Die Außenseite ist mit einem eleganten Rundbogenfries und Steinsäulen geschmückt. Die Pfarrkirche San Giorgio in der Ortschaft Conturbia wurde vor dem Jahr 1000 errichtet. Sie hat bis heute ihre ursprüngliche Giebelfassade behalten, an der sich eine Vorhalle aus dem 17. Jahrhundert erhebt. Der Tierschutzpark La Torbiera wurde als Zentrum für die Erforschung und Fortpflanzung von vom Aussterben bedrohten Tierarten eingerichtet. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der italienischen und europäischen Tierwelt und einigen der seltensten Wildkatzenarten der Welt. Auf dem Parkgelände wurden außerdem Reste eines Pfahlbaus aufgefunden. Nicht weit entfernt liegt das Dorf Divignano auf einer leichten Anhöhe inmitten von Wäldern und Wiesen. Die Burg aus dem 15. Jahrhundert wurde bereits im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt, im Laufe der Zeit jedoch einschneidend umgestaltet. Sie befindet sich heute in Privatbesitz. Sehenswert im Inneren sind die Kassettendecken und einige Dekorationen mit geometri-
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schen Mustern und Blumenmotiven. Die Pfarrkirche Santi Stefano e Rocco wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Begibt man sich weiter in Richtung des Flusses Ticino, gelangt man nach Varallo Pombia, dessen Geschichte eng mit der von Pombia verknüpft ist. Die Pfarrkirche Santi Vincenzo e Anastasio hat eine originale romanische Fassade aus dem 11. Jahrhundert aus Serizzoquadern und ist mit Rundbogenfriesen aus Ziegelstein geschmückt. Auch der Glockenturm blieb original erhalten. Der Innenraum wurde im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut und enthält ein Gemälde von Nuvolone. Die Villa Soranzo besteht aus zwei rechteckig zueinander stehenden Baukörpern, von denen der größere auf den Innenhof geht. Die Mauer ist mit Wappen der Familien Caccia und Pignatelli und einer Sonnenuhr geschmückt. Heute sind in der Villa die Gemeindeverwaltung, ein kleines Archäologisches Museum mit Fundstücken der Golasecca-Kultur und der Römerzeit sowie eine Pinakothek untergebracht. An der Straße, die zum Alten Hafen führt, steht die Wallfahrtskirche Madonna del Rosario, die seit Jahrhunderten eine wichtige Stätte der Marienverehrung darstellt. Die Tour führt nun weiter nach Pombia. Die Ortschaft erhebt sich am Rande einer Flussterrasse auf einem Gebiet, in dem in der Frühzeit die Golasecca-Kultur angesiedelt war. Da der Ort in der Nähe einer Furt über den Ticino lag, kam ihm auch in römischer Zeit Bedeutung zu. Im Mittelalter war er Sitz einer Grafschaft der Mark Ivrea. Anschließend
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Die sanften Hügel der ‘Dolceterra kam er in den Besitz der Grafen von Pombia und Biandrate, sowie unter die Herrschaft Novaras. In der Folgezeit war seine Geschichte eng mit dem Herzogtum Mailand verknüpft. Die Pfarrkirche San Vincenzo im Ortsteil Castello liegt in der Nähe des Castrum Domini und gehört zu den Nationaldenkmälern. Die Außenseite des dreischiffigen Gebäudes mit Apsis blieb im originalen romanischen Stil erhalten. Die einfache Giebelfassade ist mit einem zweistöckigen Narthex ausgestattet. Im oberen Geschoss befindet sich eine Sühnekapelle mit interessanten Fresken aus dem Mittelalter, auf denen die Symbole des Jenseits dargestellt sind: ein Hahn, ein Pfau und ein dreiköpfiger Hund. Im Inneren der Kirche sind die Fragmente eines Jüngsten Gerichts aus romanischer Epoche zu sehen, sowie eine stillende Madonna im gotischen Stil. In der Nähe der Kirche befindet sich die Ruine des Castrum Domini, einer alten Festung aus dem 10. Jahrhundert. Nicht weit entfernt liegt das romanische Oratorium San Martino, das sich in Privatbesitz befindet. Für seine Errichtung wurden antike Spolien verwendet: auf einer Säule sind einige Buchstaben und drei Weinkrüge erkennbar, die auf das 2. Jahrhundert v.Chr. zurückgehen. In der Halbkuppel der Apsis und an den Wänden sind Spuren von Wandmalereien sichtbar. In der Nähe befindet sich ein Nymphäum aus spätrömischer Zeit, das aus einem achteckigen Bau mit Kuppelgewölbe besteht und sich in Privatbesitz befindet. In südlicher Richtung liegt Marano Ticino, dessen Ansicht durch den 52 m hohen neogotischen Glockenturm der Pfarrkirche San Giovanni geprägt ist. Der Innenraum der Kirche ist mit fünf eleganten Marmoraltären geschmückt. In erhöhter Panoramalage erhebt sich die Villa Castiglioni Ostini. Sie besteht aus der umgebauten Burg Barbavara des späten 12. Jahrhunderts, die im 18. Jahrhundert neu gestaltet wurde und von der heute noch der zinnenbewehrte Torturm mit Spitzbogen und Poterne erhalten sind. Fährt man einige Kilometer weiter durch die sanfte Hügellandschaft, gelangt man nach Mezzomerico, das für seine Weinproduktion bekannt ist und
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der „Vereinigung der Weinstädte“ angehört. Im Ortskern erhebt sich auf einer Anhöhe die Pfarrkirche Santi Giacomo e Filippo, die 1847 auf den Resten einer vorher bestehenden Kirche errichtet wurde. Der einschiffige Innenraum hat ein Tonnengewölbe und fünf Altäre. Das Oratorium Santa Maria Maddalena wurde im 16. Jahrhundert auf einer älteren Kapelle erbaut, die bereits 1347 erstmals erwähnt ist. Der nahe gelegene Palazzo Visconti aus dem 15. Jahrhundert ist ein dreistöckiges Privatgebäude mit schlichter Formensprache. Auf der Fassade über dem Eingangstor, das von einem Turm mit Loggia und Schwalbenschwanzzinnen überragt wird, prangt das Marmorwappen des Adelsgeschlechts. Unsere Tour durch die Dörfer der Hügellandschaft Dolceterra endet in Oleggio, einem der lebendigsten und betriebsamsten Städtchen der Provinz Novara. Es wurde bereits im 10. Jahrhundert als Sprengel der Diözese Novara erwähnt und kam anschließend unter die Herrschaft der Visconti, die es den Barbavara als Lehen übergaben. Der jeden Montag in der Altstadt abgehaltene Markt hat eine lange Tradition und wird bereits in Dokumenten des 15. Jahrhunderts beschrieben. Dabei handelte es sich um einen bedeutenden Viehmarkt, zu dem Händler aus der Schweiz, der Lombardei und dem Piemont anreisten. Zentrum der Stadt ist die dreieckige Piazza Martiri della Libertà, die komplett von Arkaden umgeben ist. Hier steht der monumentale Turm Bagliotti aus romanischer Epoche, dem in der Barockzeit ein Aufsatz hinzugefügt wurde. An der Piazza liegt auch Palazzo Bellini, ein neoklassizistisches Gebäude, dessen Säle mit prachtvollen Stuckaturen und Wandmalereien geschmückt sind und heute für Ausstellungen genutzt werden. In der Nähe befindet sich die Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo, die zwischen 1853 und 1858 nach Plänen von Alessandro Antonelli umgebaut wurde. An der Fassade befindet sich eine hohe Vorhalle mit imposanten Säulen. Der dreischiffige Innenraum enthält barocke Meisterwerke von bekannten Künstlern aus dem Raum Novara, wie Nuvolone, Lanino und Morazzone. Der Kirchenkomplex beherbergt auch das Museum für Sakralkunst P.A. Mozzetti, das Kirchengeräte und liturgische Gegenstände aus der Umgebung zeigt. Gegenüber der Pfarrkirche mit
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Eingang in Via Pozzolo liegt dieKirche Santa Maria Annunciata, in der ein schönes Gemälde von Nuvolone hängt. Nicht weit entfernt im Vicolo della Chiesa ist in einem alten Franziskanerkloster aus dem 17. Jahrhundert das Ethnographische und Archäologische Museum C.G. Fanchini untergebracht, das eine der wichtigsten Sammlungen der Provinz enthält. Über 100 000 Ausstellungsstücke beschreiben das Alltagsleben und traditionelle Handwerk der Region. In der archäologischen Abteilung werden Fundstücke der Golasecca-Kultur aus der Nekropole von Pombia (6.-5. Jh. v.Chr.) gezeigt, sowie Grabbeigaben aus der Nekropole Oleggio (2. Jh.v.Chr.). Im Friedhof, der an der Straße nach Mezzomerico liegt, steht die spektakuläre Basilika San Michele, die bereits 973 schriftlich erwähnt und in der Folgezeit als Pfarrkirche genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert wurde sie von der neu errichteten Pfarrkirche San Pietro in der alten Burganlage abgelöst. Das aus Ziegel- und Flusssteinen errichtete Bauwerk hat drei Schiffe und drei Apsiden. Die Fassade entspricht der dreischiffigen Gliederung der Kirche und wird durch Rundbogenfriese und Lisenen strukturiert. Der Innenraum hat eine schöne Decke aus Holzbalken, und die Halbkuppel der Apsis ist mit mittelalterlichen Fresken ausgemalt, die Christus als König mit Diakonen und Rittern darstellen. Die Innenseite der Fassade schmückt ein Jüngstes Gericht im mittelalterlichen Stil. Im Kirchenschiff sind eine Auferstehungsszene des Malers Francesco Cagnola und ein Heiliger Erzengel Michael von Giovanni de Rumo zu sehen. Sehenswert ist auch die dreischiffige Krypta mit Kreuzgewölbe. In der Umgebung von Oleggio finden sich eine Reihe interessanter Landkirchen. Das Oratorium Santa Maria in Galnago an der Straße nach Arona ist eine Saalkirche mit halbrunder Apsis und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut. Es enthält schöne Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Oratorium San Donato steht in der Nähe des Kanals Regina Elena und hat eine interessant gestaltete Fassade, auf der ein Lazarett sowie eine Madonna auf dem Thron mit Heiligen und büßenden Seelen dargestellt sind. Das romanische Oratorium Gaggiolo ist mit Fresken ausgemalt, die aus dem 12. bis 16. Jahrhundert stammen. Jedes Jahr an Ostern findet das beliebte „Tortenrennen“ statt, an dem die Junggesellen des Ortes um den „Palio delle Contrade“ wettstreiten. Ein weiteres Fest, das in Oleggio lange Tradition hat, ist der Karneval mit den Masken Pirin und Main.
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Seine Majestät der Lago Maggiore Der im Norden der Provinz gelegene Lago Maggiore hat sich seit der Grand Tour zu einem beliebten und international bekannten Reiseziel entwickelt und gehörte bereits vorher zum Einflussbereich der mächtigen Adelsfamilie Borromeo. Damit ist er ein prägendes Element in der Geschichte, Kultur, Kunst und Natur des nördlichen Teils der Provinz Novara. Die Natur ist sowohl durch das Seeufer, als auch durch die sanfte Hügellandschaft Vergante charakterisiert, von der man herrliche Ausblicke über das Gebiet genießen kann. Castelletto Sopra Ticino wurde bereits im 12. Jahrhundert schriftlich erwähnt, hat aber vermutlich eine weitaus ältere Geschichte, die bis in die Bronzezeit zurückreicht. Dies belegen die Funde der Nekropole von Glisente (13. Jh. v.Chr.) sowie von frühzeitlichen Siedlungen der Golasecca-Kultur. Castelletto war auch zur Römerzeit bewohnt und wuchs im Mittelalter durch weitere Ansiedlungen, die im Umfeld der Burg Visconti entstanden. Die Burg mit viereckigem Grundriss und Ecktürmen erhebt sich auf einer zum Ticino abfallenden Anhöhe und ist von einem gepflegten Englischen Garten umgeben. Die Pfarrkirche Sant’Antonio Abate wurde im 18. Jahrhundert auf einem bereits bestehenden Gebäude aus dem 15. Jahrhundert errichtet. Im Inneren befindet sich ein der Rosenkranzmadonna gewidmeter Altar aus der Kirche Santa Maria della Scala in Mailand, die 1776 niedergerissen wurde, um Platz für das gleichnamige Theater zu schaffen. Im Kommunalpark kann man einige archäologische Fundstücke bewundern, und im ehemaligen Schulgebäude in der Via Beati befindet sich ein Dokumentationszentrum der Golasecca-Kultur. In der am Friedhof gelegenen Kirche Santa Maria d’Egro zeugen heute noch Inschriften und Gravuren von der reichhaltigen Geschichte der Ortschaft. Das am südlichen Lago Maggiore gelegene Dormelletto steht auf einem Gebiet mit langer Geschichte. Hier wurde eine aus ca. 50 Gräbern bestehende Nekropole einer gallischen Siedlung (3.-1. Jh. v.Chr.) aufgefunden, in der man Bronze- und Eisenschmuck sowie Gegenstände aus Ton zu Tage förderte. Sie sind heute im Archäologischen Museum von Arona zu sehen. 1993 wurde das Naturschutzgebiet Canneti di Dor-
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Seine Majestät der Lago Maggiore melletto gegründet. Es umfasst einen ca. 3,5 km langen Bereich des Seeufers, der reich an spontaner Vegetation und natürlichen Lebensräumen ist und damit ideale Nistgelegenheiten und Überwinterungsplätze für zahlreiche Vogelarten bietet. Die Pfarrkirche Assunta steht in erhöhter Lage und ist bereits in der romanischen Epoche schriftlich belegt. Sie wurde jedoch im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut, so dass heute nur noch der Glockenturm in seiner ursprünglichen Form erhalten ist. Eine weitere Attraktion von Dormelletto ist die Villa Tesio , die von einem großen Park umgeben ist. Hier befindet sich einer der bedeutendsten Reitställe Italiens, in dem unter anderem der berühmte Ribot zur Welt kam. Nur wenige Minuten in nördlicher Richtung entfernt liegt Arona, ein beliebter Urlaubsort am Seeufer. Arona war vom 15. bis 18. Jahrhundert Residenz der Familie Borromeo: daher stößt man auch an verschiedenen Orten der Stadt auf Monumente und Kunstwerke, die von ihr in Auftrag gegeben wurden. In einer spektakulären Position am Seeufer steht das Monument des Hl. Karl Borromäus (sog. „Sancarlone“), eine der größten Kolossalstatuen der Welt mit einer Höhe von 23,5 m, denen weitere 11,5 m des Sockels hinzuzurechnen sind. Das Werk wurde von Bernardo Falconi und Siro Zanelli nach einem Modell von Giovanni Battista Crespi (il Cerano) angefertigt und im Jahr 1698 beendet. Dank einer im Inneren verlaufenden Treppe kann man bis zur Spitze der Statue hinaufsteigen und durch ihre Augenöffnungen einen unvergesslichen Ausblick über den See genießen. Entlang der Straße zum “Sancarlone“ befinden sich drei Kapellen, die laut dem ursprünglichen Projekt zusammen mit anderen eine Art “Heiligen Berg“ bilden sollten, der dem 1538 in Arona geborenen Heiligen gewidmet sein sollte. Doch das Vorhaben wurde nie zu Ende geführt. Neben der Statue befindet sich jedoch die sehenswerte Kirche San Carlo. In der mittelalterlichen Altstadt erhebt sich die Stiftskirche Santa Maria Nascente (15. -17. Jh.), die von Kardinal Federico Borromeo fertiggestellt wurde. Der dreischiffige Kirchenraum enthält einen eindrucksvollen Flügelalter mit einer Darstellung von Christi Geburt von Gaudenzio
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Seine Majestät der Lago Maggiore Ferrari (1511), während die Seitenkapellen mit sechs Gemälden von Morazzone geschmückt sind, die Szenen aus dem Leben der Jungfrau darstellen. Erwähnenswert sind außerdem zwei Fresken des späten 15. Jahrhunderts von Malern aus dem Raum Novara. Die Kirche Santi Martiri wurde im 15. Jahrhundert auf einem bereits bestehenden Gebäude errichtet und in der Folgezeit umgebaut. In ihr werden die Überreste der Märtyrer Gratianus, Felinus, Fidelis und Karpophorus aufbewahrt. Ebenfalls in der Altstadt liegt das Archäologische Stadtmuseum, das Funde aus verschiedenen Epochen zeigt, die von der Bronzezeit bis zur Renaissance reichen. Darunter befinden sich Ausstellungsstücke von den Lagoni di Mercurago, Tongeschirr der Golasecca-Kultur aus Castelletto Ticino, Grabbeigaben aus Dormelletto sowie römische Fundstücke aus den Nekropolen von Arona. Die Festung Rocca Borromea liegt in einem schönen Stadtpark mit herrlichem Ausblick auf Arona und die Südseite des Sees und umfasst die Ruinen der Burg, in der der Hl. Karl Borromäus geboren wurde. Diese wurde vermutlich auf einem bereits bestehenden Gebäude errichtet, wie Reste von Mauern aus der Bronzezeit belegen. Die Burg wurde von Napoleon Bonaparte zerstört. Auf der direkt am See gelegenen Piazza del Popolo befinden sich der sogenannte “Broletto“ (15.Jh.) und die Kirche Santa Maria di Loreto von Pellegrino Tibaldi. Südwestlich von Arona liegt der Naturpark Lagoni di Mercurago, der sich über ein ca. 470 ha großes Gebiet aus Mischwäldern, Weiden, Teichen und Torfmooren erstreckt. In letzteren wurden Funde der ältesten Pfahlbausiedlung des Piemonts entdeckt, die zwischen dem 18. und 13. Jh. v.Chr. errichtet wurde. Die entlang des Seeufers verlaufende Staatsstraße führt uns nach Meina, das seit dem 10. Jahrhundert dokumentiert ist. Hier wurden während des 19. Jahrhunderts eine Reihe herrschaftlicher Landsitze errichtet, von denen vor allem die neoklassizistische Villa Faraggiana (1855) zu nennen ist, die von der gleichnamigen Familie erbaut wurde. Das elegante und majestätische Gebäude ist von
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Seine Majestät der Lago Maggiore einem ca. 70 ha großen Park mit jahrhundertealtem Baumbestand umgeben. Heute ist hier das Museum Meina untergebracht, in dem Ausstellungen, multimediale und didaktische Aktivitäten für Kinder sowie Aufführungen im Freien stattfinden. Weitere luxuriöse Herrensitze auf dem Gebiet von Meina sind Villa La Favorita mit einem wunderschönen Englischen Garten sowie Villa Castagnara De Savoiroux . In der Ortsmitte steht die 1785 geweihte Pfarrkirche Santa Margherita, die anstelle eines vorher bestehenden romanischen Gebäudes errichtet wurde. Ihr Innenraum ist reich mit vergoldeten Stuckaturen verziert. Im Presbyterium kann man einige Fresken bewundern, die Peretti zugeschrieben werden, eines davon auch Peracino. Im Ortsteil Ghevio erhebt sich in herrlicher Panoramalage die Pfarrkirche Santa Maria Assunta. Sie wurde bereits 1132 als Kirche des Sprengels Gozzano erwähnt. Aus der damaligen Zeit blieb lediglich der Glockenturm erhalten, da das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte stark verändert wurde. Eingebettet in eine kleine Bucht am See liegt Lesa, ein malerischer Urlaubsort, der seit 998 schriftlich dokumentiert ist. Lesa gehörte zunächst zum Gebiet der Erzbischöfe von Mailand, fiel dann unter die Herrschaft der Familie Visconti und ging schließlich an die Borromeo über, in deren Besitz es bis Ende des 19. Jahrhunderts verblieb. In erhöhter Lage direkt am Seeufer liegt die Pfarrkirche San Martino, die bereits im 13. Jahrhundert dokumentiert ist. Aus jener Zeit stammen der Glockenturm, ein in eine Bank gemauerter Steinkopf sowie ein kleines architektonisches Fragment über dem Weihwasserbecken. Ihr heutiges Erscheinungsbild ist das Ergebnis mehrerer Umbauten. Im Innenraum befinden sich zwei Gemälde von Procaccini. Zwischen dem 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in Lesa prachtvolle Sommerresidenzen, deren Parks und Gärten mit exotischen und monumentalen Pflanzen geschmückt wurden. Zu den bekanntesten gehören Palazzo Stampa (18. Jh.), in dem viele Jahre lang Alessandro Manzoni zu Gast war und der in der Folgezeit umgebaut wurde. Außerdem Villa Aranci (19.Jh.) mit Englischem Garten und Villa Sozzani (19.Jh.) im neogotischen Stil. Im Ortsteil Villa Lesa befindet sich die Pfarrkirche San Giorgio e San Giovanni Battista. An der Straße nach Massino Visconti liegt die kleine Kirche San Sebastiano. Es handelt sich um eine kleine romanische Saalkirche mit halbrunder Apsis und Giebelfassade aus der Zeit um 1100. Interessant ist der Glockenturm mit drei übereinander liegenden Reihen von Rundbogenblenden, die sich auch an der Apsis wiederfinden. Auf Höhe der kreuzförmigen Lichtöffnung an der Mauer über der Apsis befindet sich im Innenraum ein Fresko mit Christus dem Erleuchter. Weitere Fresken zeigen den Christus Pantokrator mit den Symbolen der Evangelisten und einige Heilige. 49
Die Erde zwischen den beiden Seen Die Umgebung des piemontesischen Seeufers besteht aus der pittoresken Landschaft Vergante: malerische Dörfer mit schmalen und steilen Gässchen, eine üppige Natur, faszinierende Felsen und Wasserläufe, romanische Glockentürme auf sanften Anhöhen, Wälder und herrliche Blumenwiesen, zahlreiche Wanderwege und atemberaubende Ausblicke auf die Alpen und den See. Auf einer Anhöhe liegt der Ort Massino Visconti, einst bekanntes Zentrum für die Schirmherstellung. Aus ihm ging im 12. Jahrhundert die Familie Visconti hervor, die in der Folgezeit die Herrschaft über Mailand erlangte. Sie behielt bis Ende des 18.Jahrhunderts ihre Feudalrechte über das Gebiet bei. Hier steht auch heute noch die Burg der Familie, wenn auch stark verändert im Vergleich zum originalen Gebäude aus dem Jahre 1548, das mit Zugbrücke und Graben ausgestattet war. Die terrassierten Burgwälle bilden einen herrlichen Aussichtspunkt, der von einem weitläufigen Garten mit Seeblick umgeben ist. In der Ortsmitte befindet sich die romanische Kirche San Michele. Sie wurde im 11. Jahrhundert gegründet, im 17. Jahrhundert jedoch umgebaut. Der Innenraum ist mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert dekoriert, die Giovanni de Campo bzw. seinen Schülern zugeschrieben werden. Einzigartig ist der Glockenturm, der seit einem Erdrutsch im Jahre 1585 schief ist. Der quadratische Bau hat verschieden große einbogige Fenster sowie eine Biforie mit Säule und Kämpferkapitell, auf dem ein Gesicht abgebildet ist. In herrlicher Panoramalage mit Blick auf den Lago Maggiore und die Seen von Varese, Monate und Comabbio erhebt sich das Kloster San Salvatore. Es wurde um das Jahr 1000 von den Benediktinern gegründet und ging im 15. Jahrhunderte an die Augustiner über, die die Verehrung der Gürtelmadonna einführten und das Kloster über 200 Jahre leiteten. Anschließend wurde es von Eremiten bewohnt, die der Pfarrer von Massino hierher versandte. Das Kloster wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert. Spuren des originalen Baus finden sich in der Kapelle unter der Kirche, die heute eine andere Ausrichtung als das frühere Gebäude hat. Entlang des großen Platzes stehen weitere Kapellen, die dem Hl. Ugutio, dem Hl. Joachim, der Hl. Anna
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Die Erde zwischen den beiden Seen und der Hl. Margarethe geweiht sind und mit schönen Fresken ausgemalt sind. Man erreicht sie über die absteigende Heilige Treppe. Unsere Tour durch die Hügellandschaft führt nun nach Süden in den Ort Nebbiuno, der für die Produktion typischer Blumensorten vom Lago Maggiore wie Kamelien, Rhododendren und Azaleen bekannt ist. Archäologische Fundstücke zeugen davon, dass das Gebiet sowohl zur Zeit der Römer als auch der Langobarden besiedelt war. Die örtliche Geschichte ist eng mit den Geschicken der Familien Visconti und Borromeo verknüpft. Die Pfarrkirche San Giorgio wurde erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt, ist aber vermutlich älter. Das heutige Gebäude ist allerdings das Ergebnis von Umbauten, die im Laufe des 18. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Interessant ist das Fresko in der Lünette über den Eingangsportal: es zeigt den Hl. Georg, der den Drachen tötet. Auf dem Weg in Richtung Pisano liegt der Ortsteil Corciago, wo man an der Kirche Santi Nazaro e Celso Halt machen sollte: sie gehört der Legende nach zu einer der hundert Kirchen, die der Hl. Julius erbauen ließ. Bei Renovierungsarbeiten im 18. Jahrhundert wurde dem neuen Gebäude ein Teil des alten romanischen Baus einverleibt. Danach erreichen wir den Ort Pisano, dessen wichtigster Wirtschaftsfaktor wie auch im benachbarten Nebbiuno die Landwirtschaft ist. In der Ortsmitte steht die Pfarrkirche Sant’Eusebio e Santi Maccabei : sie wurde mehrmals umgebaut, bis sie ihr heutiges Erscheinungsbild aus dem 17. Jahrhundert erhielt. Im Inneren der Kirche sind teilweise noch Fresken aus dem 13. und 14. Jahrhundert sichtbar. Bei einigen Ausgrabungen kamen außerdem Überreste der alten Gebäudestruktur zum Vorschein. An der Straße in den Ortsteil Ghevio von Meina liegt das Oratorium Madonna dei Sette Dolori e delle Sette Allegrezze. Es war ursprünglich eine kleine Votivkapelle, die anschließend im barocken Stil erweitert wurde. Das Gewölbe ist mit Fresken aus dem Jahr 1657 ausgemalt. Oberhalb von Pisano liegt in
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Die Erde zwischen den beiden Seen herrlicher Panoramalage das kleine Dorf Colazza. Im Ortskern findet man die Kirche San Bernardo und die Pfarrkirche Beata Vergine Immacolata. Fährt man nun weiter in südlicher Richtung, gelangt man nach Invorio, einem Ort mit reicher Geschichte. Die Burg, von der heute nur noch ein Zinnenturm innerhalb eines privaten Wohnsitzes erhalten ist, wurde bereits 1039 erstmals erwähnt. Die Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo wurde im 18. Jahrhundert auf einem vorherigen Gebäude errichtet. Erwähnenswert ist außerdem die Kirche Madonna del Castello im Ortsteil Invorio Superiore, die auf den Resten einer Burg der Visconti erbaut und der Gürtelmadonna geweiht wurde. Interessant ist auch die einschiffige Kirche Santa Maria del Barro mit der kleinen Kapelle Santa Lucia, die wenige Kilometer von der Ortschaft entfernt auf einer Anhöhe steht. Auch sie wurde möglicherweise auf den Ruinen einer Burg errichtet. In Kürze erreichen wir die mittelalterliche Ortschaft Paruzzaro. Am Friedhof befindet sich die ehemalige Pfarrkirche San Marcello. Das einschiffige Gebäude mit halbrunder Apsis geht auf das 11. Jahrhundert zurück. Im Inneren sind herrliche Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu sehen, darunter eine wunderschöne stillende Madonna von Giovanni Antonio Merli aus dem Jahr 1488, sowie eine Reihe von Szenen des Lebens und Leiden Christi, die dem Maestro von Postua und
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Die Erde zwischen den beiden Seen Sperindio Cagnola zugeschrieben werden. Bedeutend sind auch die Wandmalereien in der Apsis, die Christus Pantokrator und die Evangelisten zeigen. Die Pfarrkirche San Siro e San Marcello steht hingegen in der Ortsmitte auf den Resten einer Burg der Visconti. Der Glockenturm mit viereckigem Grundriss, dessen Mauerwerk schichtweise aus Flusssteinen und Steinquadern errichtet wurde, stammt aus romanischer Zeit. Im Ortsteil San Grato sind heute noch die Reste der alten Siedlung Borgo Agnello aus dem 13. Jahrhundert sichtbar, die während der Kämpfe zwischen dem Markgrafen von Monferrato und Galeazzo Visconti im 14. Jahrhundert von letzterem fast vollständig zerstört wurde. Folgt man der Straße in südlicher Richtung, gelangt man nach Oleggio Castello. Dieser von den Langobarden bewohnte Ort gehörte zunächst den Grafen von Pombia, ging dann an die Grafen von Biandrate über und kam schließlich unter die Herrschaft der Visconti. Die Pfarrkirche San Martino steht auf einer Anhöhe mit herrlichem Blick auf das Gebirgsmassiv des Monte Rosa. Ihr ursprünglicher Bau stammt aus dem 12. Jahrhundert, wurde aber im 17. Jahrhundert komplett umgestaltet. Auf einem breiten, nach Arona hin abfallenden Plateau liegt die Burg Dal Pozzo im neogotischviktorianischen Stil, der sich durch ausgefallene und asymmetrische Bauformen charakterisiert. Sie ist von einem weitläufigen Englischen Park mit hochstämmigen Bäumen und Wiesenflächen umgeben, in dem sich auch ein kleiner See befindet. Das Gebäude im Besitz der Familie Dal Pozzo D’Annone ist heute ein renommiertes Luxushotel und eine beliebte Loca-
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Die Erde zwischen den beiden Seen
tion für Events. Auf dem Weg durch die Hügellandschaft des südlichen Lago Maggiore trifft man auf den geschichtsträchtigen Ort Comignago. Sein Name geht vermutlich auf die Gens Cominia zurück, die das Gebiet zur Römerzeit besiedelte. Im Zentrum befindet sich das Kloster Santo Spirito, dessen Anlage im Vergleich zu früheren Zeiten stark verkleinert wurde: heute sind nur noch der Glockenturm aus dem Jahr 1282 und die Kirche erhalten, die im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut wurde. Auf einer Anhöhe steht die Pfarrkirche San Giovanni Battista, die im 17.Jahrhundert auf einem Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im Norden der Ortschaft liegt die Nekropole Motto Caneva, in der man ca. 10 Gräber aus dem 4.-5. Jahrhundert n.Chr. aufgefunden hat. Weiter südlich liegt Borgo Ticino, ein im Mittelalter gegründeter Ort,der sich vom 15. bis 18. Jahrhundert unter der Herrschaft der Familie Borromeo befand. Auf einer kleinen Anhöhe steht die Pfarrkirche Santa Maria Assunta. Das im 19. Jahrhundert komplett neu errichtete Gebäude enthält im Bereich der Apsis noch einige Spuren der ehemaligen romanischen Kirche. Im Norden der Ortschaft steht die barocke Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie, die bereits im 12. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde. Vom ursprünglichen romanischen Gebäude sind heute noch der Glockenturm und ein Wandabschnitt mit dem Fresko einer Madonna mit Kind erhalten. Ein angenehmer Spaziergang führt uns in das Naturschutzgebiet Bosco Solivo, das interessante Zeugnisse früher Besiedlungen aufweist. Dazu gehört die Prèia Güzza, ein Findling aus der Eiszeit, dem eine magische Wirkung in Bezug auf die Fruchtbarkeit nachgesagt wird. In der Nähe befindet sich auch ein ausgestatteter Picknickplatz, sowie ein gut organisierter TrimmDich-Pfad mit verschiedenen Stationen. 54
Am Ufer des Ortasees Der Ortasee liegt inmitten der steil abfallenden Berghänge des Mottarone, den Gipfeln des angrenzenden Sesiatals und den Ausläufern des Monte Rosa-Massivs. Er weist einen interessanten Unterschied gegenüber den anderen oberitalienischen Seen auf: sein einziger Abfluss Nigoglia fließt nicht in südliche, sondern in nördliche Richtung und mündet in den Strona. Eine Vielzahl historischer Parks, romantischer Villen und stimmungsvoller Meditationsorte machen das Gebiet des Cusio zu einem der beliebtesten Urlaubsziele der Provinz. Unsere Tour beginnt in Gozzano im südlichen Teil des Ortasees. Der Ort ist ein renommiertes Zentrum für die Herstellung von Wasserhähnen und Kurzwaren. Es befand sich zunächst im Besitz der Bischöfe von Novara und gehörte zum Lehen der Riviera d’Orta. Die einschiffige Stiftskirche San Giuliano mit halbrunder Apsis und Seitenkapellen in erhöhter Lage wurde auf den Resten einer Landkirche aus dem 9. Jahrhundert errichtet und zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert umgebaut. Bei der Neuerrichtung wurden Fragmente des romanischen Gebäudes eingebaut. Der Glockenturm aus dem 11. Jahrhundert ist in sechs Rundbogenblenden untergliedert. Neben der Kirche steht die Bischofsresidenz (13. Jahrhundert), die auf den Ruinen einer vorher bestehenden Burg erbaut wurde. Der religiösen Legende nach sollen die Brüder Julius und Julianus, die mit der Christianisierung des Gebietes beauftragt wurden, Ende des 4. Jahrhunderts hier ihre 99. Kirche errichtet haben, in der sich auch die Überreste des Julianus befinden sollen. Die am Ortsrand in Friedhofsnähe gelegene Kirche San Lorenzo stammt aus sehr früher Zeit. Besonders sehenswert ist die mit Rundbogenfriesen aus Terrakotta geschmückte Apsis. Die Joche des Innenraums sind durch jeweils vier Rundbögen unterteilt. Zu erwähnen sind außerdem die Fresken des 15. Jahrhunderts, auf denen Heilige und eine Anbetung der Könige dargestellt sind. An der Straße nach San Maurizio d’Opaglio steht die Saalkirche Santa Maria di Luzzara aus dem 11. Jahrhundert mit drei Apsiden und Giebelfassade. Auf dem Dach erhebt sich ein seltener Glockengiebel. Sowohl der Innenraum als auch die Außenseite ist mit wunderschönen Fresken bemalt, die Francesco Cagnola 55
Am Ufer des Ortasees und seiner Schule zugeschrieben werden. Nicht weit von Gozzano entfernt auf einem Hügel liegt Bolzano Novarese, dessen Geschichte im Mittelalter eng mit dem Lehen der Isola di San Giulio im Besitz der Bischofsgrafen von Novara verknüpft war. Das bedeutendste Monument ist die Kirche San Martino in Engrevo in der Nähe des Friedhofs, die vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die einschiffige Kirche hat eine einfache Giebelfassade und enthält Fresken des 15. und 16. Jahrhunderts, die Szenen aus dem Leben des Hl. Martin darstellen. Die Pfarrkirche San Giovanni aus dem 14. Jahrhundert ist vor allem wegen des Chorgestühls und der Kanzel aus kunstvoll geschnitztem Holz einen Besuch wert. Auf der Weiterfahrt in Richtung Ameno folgen wir den Hinweisschildern zum Kloster Monte Mesma. Das Franziskanerkloster wurde im Jahre 1619 in erhöhter Lage auf den Resten einer alten Burg errichtet. Es hat zwei Kreuzgänge, von denen einer dem Empfang der Pilger gewidmet war. Von hier aus gelangt man in die Sala dello Stufone, in der sich ein herrlicher Ofen aus schwarzem Oirastein des Jahres 1727 befindet. In der einschiffigen Kirche wird ein hölzernes Kruzifix aus dem Jahre 1712 aufbewahrt. Ganz in der Nähe liegt der 23 m hohe Turm Torre di Buccione mit Blick auf den See. Er diente sowohl Überwachungs- als auch Verteidigungszwecken und war Teil einer großen Festung aus dem 12. Jahrhundert. Der Monte Mesma und Torre di Buccione sind zusammen mit dem Heiligen Berg von Orta Teil eines Sondernaturschutzgebietes. Weiter nördlich befindet sich der Weiler Vacciago, ein Ortsteil von Ameno und beliebtes Urlaubsziel. Im Zentrum trifft man auf das Museum Calderara, das in einem wunderschönen Palazzo aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist. Er war Wohnhaus und Atelier des Künstlers Antonio Calderara und ist heute Sitz der ihm gewidmeten Stiftung. Die aus über dreihundert Gemälden und Skulpturen bestehende Sammlung entstand, indem der Künstler die Werke anderer zeitgenössischer Kollegen erwarb oder eintauschte. Auf der Straße zwischen Vacciago und Ameno liegt in schöner Panoramalage die Wallfahrtskirche Bocciola. Sie wurde auf den Resten einer kleiner Kirche an der Stelle einer einstigen Marienerscheinung errichtet. Von hier gelangt man in kurzer Zeit nach Ameno. Das 56
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heutige Erscheinungsbild der mittelalterlichen Pfarrkirche Santa Maria Assunta geht auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Der schöne spätromanische Glockenturm ist aus Granitquadern errichtet und mit Drillingsfenstern, Zwillingsfensterpaaren, einbogigen Fenster und Rundbogenfriesen untergliedert. In Richtung Miasino trifft man auf die Villa Monte Oro, einen grandiosen Jugendstilbau, der 1926 von Carlo Nigra entworfen wurde und aus mehreren zwei- und dreistöckigen Baukörpern besteht. Bemerkenswert ist der weitläufige Park, der sich über den gesamten Hügel erstreckt und seltene, prachtvolle Pflanzen enthält. Die Tour durch den Cusio führt uns weiter nach Miasino, ein malerisches Dorf mit gepflasterten Gässchen, an denen sich teilweise prachtvolle Adelshäuser erheben. Einige von ihnen sind mit Votivmalereien verziert. Die Pfarrkirche San Rocco wurde 1566 anstelle der bestehenden romanischen Kirche errichtet und 1627 erweitert. Der Innenraum hat den Grundriss eines lateinischen Kreuzes und ist mit zahlreichen barocken Werken von Künstlern der damaligen Epoche aus dem Raum Novara geschmückt, wie Procaccini, Nuvolone, Bonola und Legnanino. In der Ortsmitte steht die Villa Nigra, einer der elegantesten Landsitze der Region und darüber hinaus. Ihre drei Baukörper wurden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert errichtet. Im Park finden sich verschiedene jahrhundertealten Pflanzen. Entlang der Pro57
Am Ufer des Ortasees vinzstraße 39 erreicht man Armeno, das am Fuße des Mottarone gelegen ist. Die Kirche Santa Maria Assunta am Friedhof ist ein bedeutendes Bauwerk der lombardischen Romanik und wurde bereits im 12. Jahrhundert als Teil des Sprengels San Giulio erwähnt. Das Portal der aus Steinquadern bestehenden Fassade ist mit Kapitellen und Säulen geschmückt, die mit mittelalterlichen Friesen verziert sind. In der Kirche befinden sich interessante Fresken aus dem 15. Jahrhundert sowie eine berühmte Dreifaltigkeit als Dreigesicht. Sie ist das seltene Beispiel einer anthropomorphen Darstellung, die das Verbot des Konzils von Trient überlebt hat. Armeno hat ein Hotelleriemuseum: es ist den zahlreichen Bewohnern der Ortschaft gewidmet, die in der Vergangenheit in aller Welt als Fachkräfte der Hotelbranche tätig waren. Von den umliegenden Hügeln begeben wir uns nun ans Seeufer nach Pettenasco, einen lebhaften Ort, der in der Überschwemmungsebene des Wildbachs Pescone angesiedelt ist. Die Kirche Sant’Audenzio e Caterina wurde 1778 anstelle der romanischen Kapelle Sant’Audenzio errichtet. Von ihr ist heute noch der Glockenturm erhalten, der zu den ältesten in der Region gehört. Er besteht aus schichtenlos verlegten Flusssteinen, die von Eckquadern eingefasst sind. Zum Ökomuseum Cusius gehört das Museum der Drechselkunst, das in einer alten Drechslerei am Gerinne „Roggia Molinara“ untergebracht ist. Es zeigt eine umfassende Sammlung von Gegenständen, Werkzeugen und Maschinen aus verschiedenen Werkstätten, die einst in der Region tätig waren. In südlicher Richtung erreicht man den bekannten Urlaubsort Orta San Giulio. Sein Name stammt von dem Heiligen, der im 4. Jahrhundert von Kaiser Theodosius ausgesandt wurde, um mit der Christianisierung der Bevölkerung der arianischen Häresie entgegenzuwirken. Nach der langobardischen und fränkischen Herrschaft kam er in den Besitz der Bischöfe von Novara, die über 500 Jahre seine Geschicke bestimmten, bis er 1817 an die Savoyer überging. Mittelpunkt und „gute Stube“ der Ortschaft ist die direkt am See gelegene Piazza Motta, an der sich der Palazzo della Comunità erhebt. In diesem Gebäude 58
Am Ufer des Ortasees
aus dem Jahr 1582 fanden die Zusammenkünfte des Generalrats der Riviera d’Orta statt. Die Außenwände sind mit den Wappen einiger Bischöfe von Novara geschmückt, die über das Gebiet herrschten. Das Bildnis über dem Portal stellt die Gerechtigkeit dar und weist auf die einstige Bedeutung des Gebäudes hin. Von der Piazza geht der gepflasterte Stufenweg „Salita della Motta“ ab, an dem einige der ältesten Bauten von Orta stehen. Beispielsweise der Palazzo Gemelli aus der Spätrenaissance mit einem schönen italienischen Garten und bemalter Fassade, sowie Casa dei Nani, das älteste Haus des Ortes aus dem 14. Jahrhundert. Charakteristische Merkmale sind die Granitsäulen, die den Holzsturz tragen, vier kleine Fenster und Wandmalereien, die eine Verkündigung, eine Himmelfahrt und eine Madonna mit Kind zeigen. Der Weg endet an der Pfarrkirche Santa Maria Assunta, die 1485 errichtet und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts umgebaut wurde. Der im barocken Stil gestaltete Innenraum enthält wertvolle Werke von Giulio Cesare Procaccini. In der Rosenkranzkapelle befindet sich eine Darstellung des Hl. Karls in der Pestprozession von Mailand des Malers Giovan Battista Cantalupi und im Presbyterium ein Gemälde mit musizierenden Engeln, das Morazzone zugeschrieben wird. Die Wände sind mit Werken von Legnanino, Bianchi und Abbiati geschmückt. Folgt man dem Weg weiter nach oben, gelangt man zum Heiligen Berg von Orta, UnescoKulturerbe und Teil eines Sondernaturschutzgebietes, von dem man einen herrlichen Ausblick auf Orta und den See genießen kann. Der Heilige Berg ist ein Komplex aus Sakralbauten, der mehrere Kapellen, eine Kirche und ein Kloster umfasst und vom Mailänder Erzbischof Karl Borromäus und vom Novareser Abt Amico Canobio ins Leben gerufen wurde. Das Werk wurde 1591 begonnen und 1790 beendet und umfasst ein Gebiet, auf dem vorher die mittelalterliche Kirche San Nicolao stand. Es besteht aus einem Andachtsweg, der dem Leben des Hl. Franziskus ge-
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Am Ufer des Ortasees widmet ist, und ist von 20 reich mit Fresken verzierten Kapellen und lebensgroßen Tonfiguren gesäumt, die auf realistische und ergreifende Weise bemalt sind. Mit der malerischen Gestaltung dieses Gesamtkunstwerks wurden einige der bedeutendsten lombardischen Künstler beauftragt, unter anderem Morazzone, Giovanni Battista und Giovanni Mauro della Rovere, Carlo Francesco und Giuseppe Nuvolone, Legnanino und die Fiammenghini. Die Skulpturen wurden hingegen von Cristoforo Prestinari, Dionigi Bussola und Carlo Beretta geschaffen. Von der Piazza Motta gehen auch die Fährschiffe ab, die in wenigen Minuten die Isola di San Giulio erreichen, ein zauberhaftes Ausflugsziel inmitten des Sees, das man keinesfalls verpassen sollte. Die Basilika San Giulio stammt aus frühester Zeit. Vermutlich stand hier bereits im 4.-5. Jahrhundert ein erster Kirchenbau. Das heutige Gebäude wurde hingegen im 11.-12.Jahrhundert errichtet und ist eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke des Piemonts. Der monumentale Glockenturm stammt aus dem 11. Jahrhundert. Der Innenraum mit dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes hat drei Schiffe mit Apsiden, eine Empore und ein erhöhtes Querschiff. Er ist reich dekoriert und fast komplett mit Fresken ausgemalt. Im rechten Seitenschiff sind einige Fresken des 15. Jahrhunderts sehenswert, die der Schule von Gaudenzio Ferrari zugeschrieben werden. Die Pfeiler sind mit Heiligenfiguren geschmückt. Die älteste von ihnen stellt das Martyrium des Hl. Laurentius dar (14. Jh.). An einem Pfeiler im linken Seitenschiff steht der berühmte Ambo aus grau-grünem Serpentin aus Oira, ein Meisterwerk romanischer Kunst. Darauf sind die Symbole der Evangelisten dargestellt, die sich mit verschiedenen Szenen des Kampfes zwischen Gut und Böse abwechseln. Die Figur mit Mantel und Stock stellt vermutlich den Abt Guglielmo da Volpiano dar, der 962 auf der Insel geboren wurde. In einer versilberten Urne in der Krypta werden die Überreste des Hl. Julius aufbewahrt. Nun können wir den Besuch der Insel auf der einzigen vorhandenen Straße fortsetzen, die zum Gebet oder zur Meditation einlädt. Sie führt an derBenediktinerabtei Mater Ecclesiæ vorbei, die einst Bischofsresidenz und später Diözesanseminar war. Heute ist sie ein bedeutendes Klausurkloster für Nonnen. Wir nehmen nun die Fähre zum Westufer des Sees nach Pella. Hier sind bis heute die Ruinen einer mittelalterlichen Festung erhalten, die das stimmungsvolle Ortsbild prägen. Im Ortsteil Prorio, wo das 60
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Fährschiff anlegt, befindet sich direkt am Seeufer die romanische Kirche San Filiberto mit einfacher Giebelfassade und polygonaler Apsis, die im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut wurde. Vom romanischen Gebäude ist nur noch der Glockenturm aus Serizzoquadern mit Biforien, einbogigen Fenstern und Rundbogenfriesen erhalten. Auf dem Weg nach Pella, das leicht vom Seeufer entfernt auf einer Anhöhe liegt, trifft man auf die Pfarrkirche Sant’Albino (1591). Hier überqueren wir den Wildbach Pellino auf einer Eselsrückenbrücke (1578), die die Kirche einst mit dem Friedhof San Rocco verband. Wir erreichen das südlich gelegene San Maurizio d’Opaglio, ein lebendiges Industriezentrum, das auf die Produktion von Sanitäranlagen spezialisiert ist. Die Pfarrkirche San Maurizio wurde 1568 errichtet und in den folgenden Jahren ausgebaut. In der Halbkuppel der Apsis kann man Fresken von Giovan Battista Cantalupi bewundern, die den Hl. Mauritius in Herrlichkeit darstellen. Mitten in einem Wald im Ortsteil Opagliolo liegen das Oratorium San Giulio und der gleichnamige Brunnen. Unter dem Säulengang, der zur Kirche führt, entspringt eine Quelle, die seit früher Zeit verehrt wird. Eine besondere Attraktion ist das zum Ökomuseum Cusius gehörende Wasserhahnmuseum. Es zeigt historische Ausstellungsstücke und erklärt anhand von Schautafeln unterschiedliche Themen, die mit dem Wasserverbrauch für die Ernährung, die persönliche Hygiene, die Reinigung von Kleidungsstücken oder die Abfallbewirtschaftung zu tun haben, wobei ein historischer Bogen bis zu den jüngsten technischen Innovationen gespannt wird. Die Tour führt nun weiter in den Ort Pogno, der ebenfalls ein Zentrum der Wasserhahnproduktion ist. Die Reste einer Burg deuten darauf hin, dass der Ort einst befestigt war. Die Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo wurde im 17. Jahrhundert auf einem vorherigen romanischen Gebäude errichtet und hundert Jahre später zusätzlich erweitert. Neben dem Bau ragt ein hoher Glockenturm aus grauem Stein empor. Von hier aus geht es wei-
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ter nach Soriso, das sich auf einem Moränenhügel südlich des Ortasees erhebt. In der Ortsmitte steht die Pfarrkirche San Giacomo, die mittelalterlichen Ursprungs ist, heute jedoch im barocken Stil erscheint. Der einschiffige Bau ist komplett von einem Peristyl umgeben, das von 36 Granitsäulen gestützt wird. Besonders sehenswert sind die drei großen Gemälde mit Szenen aus dem Leben des Hl. Jakobus, die 1733 von Tarquinio Grassi geschaffen wurden. Im Ortskern befinden sich einige sehenswerte Bauten wie beispielsweise Palazzo Ravizza und Villa Mongini. Interessant ist auch das OratoriumBeata Vergine della Gelata am Ortsrand mit einem schönen Fresko von Tommaso Cagnola aus dem Jahr 1490. Noch weiter im Süden liegt die Ortschaft Gargallo, ein reges Industrieund Handwerkszentrum. Sie wurde bereits im 11. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Sehenswert ist die Pfarrkirche San Pietro romanischen Ursprungs, die während des 18. Jahrhunderts jedoch umge-
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Am Ufer des Ortasees staltet wurde. Die Rosenkranzkapelle ist mit Fresken des Cantalupi da Miasino ausgemalt, die die Geheimnisse des Rosenkranzes darstellen. Im Chorraum befindet sich hingegen ein Fresko des auferstandenen Christus von Defendente Peracino. Die letzte Etappe unserer Tour ist Briga Novarese, ein geschichtsträchtiger Ort, der bereits im Neolithikum von keltisch-ligurischen Völkern und anschließend von den Römern besiedelt war, wie zahlreiche archäologische Funde bezeugen. Im Nordosten der Ortschaft finden sich auf einer Anhöhe die Reste einer frühmittelalterlichen Burg der Grafen von Biandrate, die vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts zerstört wurde. 1594 errichtete man hier das Oratorium San Colombano, indem man teilweise die alten Fundamente nutzte und Baumaterialien wiederverwertete. Die Kirche ist mit sehenswerten Fresken ausgemalt. Ebenfalls einen Besuch wert ist die romanische Kapelle San Tommaso aus der Zeit um das 11. Jahrhundert, die in erhöhter Position über dem Frankenweg liegt. Es handelt sich um eine Saalkirche mit halbrunder Apsis. Die Giebelfassade wurde im Jahr 1918 erhöht. In der Apsis befinden sich bedeutende Fresken aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die die Jungfrau und Apostel, die Friedenstaube, die Engel und Jesus mit den Symbolen der Evangelisten darstellen und vermutlich von Malermönchen geschaffen wurden. In der Ortsmitte steht die Pfarrkirche San Giovanni Battista, deren ursprünglicher Bau aus dem 12. Jahrhundert stammt, im 16. Jahrhundert jedoch umgebaut wurde.
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LICEO ARTISTICO MUSICALE e COREUTICO
FELICE CASORATI
Per tutte le informazioni di carattere turistico visita i siti www.turismonovara.it e www.distrettolaghi.it o contatta info@turismonovara.it @atlnovara Novara e provincia una finestra sul territorio © Tutti i diritti sono riservati all’Agenzia Turistica Locale della Provincia di Novara e alla Provincia di Novara. Nessuna parte dell’opera può essere riprodotta o trasmessa in qualsiasi forma o mezzo, sia elettronico, meccanico, fotografico o altro, senza preventivo consenso scritto da parte del proprietario del copyright. In collaborazione con gli allievi e i docenti del Liceo Artistico Musicale e Coreutico “F. Casorati” di Novara e di Romagnano Sesia. Si ringraziano: Andrea Bagnati, Maria Bagnati, Marina Cremonini, Susanna Galfrè, Ilaria Fornara, Mario Moscotto, Alice Salerno, Ilaria Zanellato. Si declina ogni responsabilità per eventuali errori e/o inesattezze e, pur garantendo la massima affidabilità dell’opera, non si risponde di danni derivanti dall’uso dei testi contenuti né tantomeno da involontari refusi o errori di stampa.