style in progress
#1/2016
„DIE WICHTIGSTE EIGENSCHAFT DES EINKÄUFERS IST DIE NEUGIER.” NICK WOOSTER
€ 6,90
Erfolgsfaktor: Warum der Mensch doch nicht zu ersetzen ist /// Machtfaktor: Das neue Selbstverständnis der EinkäuferInnen /// Zukunftsfaktor: Verkaufstalente (verzweifelt) gesucht /// Entscheidungsfaktor: Doch, Geld ist wichtig! Echt!
OUT OF SEASON 2016 WWW.MEINDL-FASHION.DE www.facebook.com/meindl.fashion
Mode & Sport
Die
F re i h e i t ruft!
PREMIUM Berlin 19. – 21.01. 2016
ISPO München 24. – 27.01. 2016
Tracht & Country Salzburg 04. – 06.03. 2016
luistrenker.com | facebook.com/originalluisworld
006 EDITORIAL
Preis oder Wert?
Coverfoto: Clemens Kois
116 style in progress
Liebe Leserinnen und Leser, alles hat seinen Preis, aber viel zu wenig in unserer Branche hat seinen Wert. Man denke nur an das Allerwichtigste: die Menschen. Die leidenschaftlichen Verkäufer, die engagierten Showroommitarbeiter, die fleißigen Back-Office-Kräfte, die intelligenten Direktoren, die visionären Geschäftsführer, die mutigen Eigentümer. Ihnen allen haben wir den Schwerpunkt dieser ersten Ausgabe von style in progress im Jahr 2016 gewidmet. Denn sie sind, daran besteht kein Zweifel, das Rückgrat der Modeindustrie. Nick Wooster formuliert es im Longview (ab Seite 060) mit Petrina Engelke treffend: „Ein guter Kellner wirst du nur, wenn dir ein guter Kellner beibringt, was dazugehört, und du Erfahrung sammelst. Dasselbe trifft auf Verkäufer zu, und erst recht auf Einkäufer.“ Mit 55 Jahren ist er heute zum Social-Media-Superstar avanciert, sein ganz individueller Stil schafft Orientierung. Nicht ohne Substanz: 40 Jahre Einzelhandelserfahrung brachten ihn erst dorthin, vor die Linsen von Streetstyle-Fotografen wie Tommy Ton oder Scott Schuman. „Es gehört zu den Nachteilen von Social Media, dass sie alles einfach aussehen lassen, als ob man bloß aufkreuzen und sich vor eine Kamera stellen müsste. Ja, man kreuzt auf und ja, man wird fotografiert, aber hinter den Kulissen passiert viel mehr als diese beiden Ereignisse.“ Gibt es einen anderen Weg, einen schnelleren nach oben, an die Macht, ins Rampenlicht? Junge Menschen träumen zweifelsfrei davon: Vom glamourösen Leben der Einkäufer, ihrer Strahlkraft, ihrem Einfluss. Das Fremdbild suggeriert: Dein Like entscheidet. Das Eigenbild ist heute viel diversifizierter, wie Martina Müllner in ihrem Artikel beschreibt („Einkaufsmacht“, ab Seite 082). „Ich freue mich daran, gemeinsam mit neuen Marken zu wachsen“, sagt etwa Clemens Sagmeister von Sagmeister Der Mann. Er trifft damit die Arbeitsmoral einer neuen Generation auf den Punkt: Zusammenarbeit um jeden Preis? Nein, gegenseitige Wertschätzung ist der Schlüssel. Von der bekommen, darin sind
sich viele einig, Verkäufer noch immer zu wenig. Christian Greiner, Vorstand von Ludwig Beck und Wormland stellt gegenüber Nicoletta Schaper fest („Wir wollen die Besten“, ab Seite 096): „Im Taxi gibt man noch dem grummeligsten Fahrer ein Trinkgeld, aber im Verkauf kommt das selbst nach bester Beratung in den seltensten Fällen vor.“ Doch deckt sich das, was die Modebranche – insbesondere der Verkauf – zu bieten hat, auch mit den Karrierewünschen der nachwachsenden Generation. Der Kampf um die Bewerber hat längst eingesetzt, lässt man sie Tacheles reden („Wie wär’s denn mit uns beiden?“, ab Seite 102), fällt die Antwort dann oft so aus: „Ich arbeite seit etwa drei Jahren aushilfsweise im Modehandel und nein, ich kann mir eine Karriere in dieser Form nicht vorstellen“, antwortet Fabio Pace auf die Frage von Ina Köhler. O. k., was wollt ihr dann? Etwa Designer werden? Dagegen hat Quynh Tran ein gutes Argument: Im internationalen Vergleich endet die Ausbildung an deutschen Modeschulen viel seltener im Traumberuf („2. Reihe“, ab Seite 124). Wenn man so will: Auch ein Preis, den man dafür bezahlen muss, dass die Handelskarriere so wenig Wert hat. Aber wir wären nicht style in progress und Sie nicht unsere Leser, wenn wir es bei einem abschließenden Lamento beließen. Also: Packen wir an! Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr style in progress Team
PAOLO VENTURA FOR WOOLRICHART
Summer Parka
SHOP ONLINE WOOLRICH.EU
008 INHALT
004 EDITORIAL Preis oder Wert?
012 JETZT 048 FINDEN WIR GUT THE LONGVIEW 060 „Das Zeug muss gut sein“ Die spannenden Antworten auf die auf T-Shirts gedruckte Frage: Who the F*** is Nick Wooster?
060
SO LÄUFT’S FAKTOR MENSCH 070 Erfolgsfaktor Mensch Humankapital? Nicht doch, das sind Menschen! 072 Ein und alles Ausgewählte Branchenstimmen zu Mission und Passion des Verkäufers 082 Einkaufsmacht Das neue Selbstverständnis der Einkäufer sieht viel Kooperation und wenig Ellenbogen vor 086 Jäger oder Sammler? Macht Provision Sinn oder zerstört sie alles? 090 JWD Die Fashionbrand auf der grünen Wiese – eine Herausforderung und Chance 096 Wir wollen die Besten! Der Kampf um Talente im Verkauf
082
100 „Wir brauchen leidenschaftliche Überzeugungstäter“ Markus Höhn von Lodenfrey über Personal Recruiting für Anspruchsvolle 102 Wie wär’s denn mit uns beiden? Was junge Menschen über eine Einzelhandelskarriere denken 106 Zahltag 85.000 oder doch lieber 30.000? Was dem Handel gutes Personal wert ist 112 Von Mensch zu Mensch Motiviert bleiben als Verkäufer – gar nicht so einfach 118 It’s a People’s Business Das Gesicht zur Marke darf nicht Marketing sein 122 „Jedes Teil erzählt eine Geschichte“ Die Gründer von Weber + Weber zeigen Profil 124 2. Reihe Deutschlands Modeschulen produzieren viel Nachwuchs, international reüssieren wenige
112
116 style in progress
128 Das Sakko ohne Ärmel Dornschild ist angetreten, die Weste von eigentlich allem zu befreien, besonders von ihrem angestaubtem Image
duvetica.it
010 INHALT
130 Daune mit Grips Chinesischer Eigentümer, designed in Italy: Bosideng macht stylische Daune erschwinglich 132 Auf neuem Kurs Bewährte Flagge, neuer Steuermann – und jetzt auf zu neuen Ufern: Gaastra 134 Weniger ist mehr Lumpensammeln, ganz luxuriös: Daniele Fiesoli belebt eine alte Tradition neu 135 Newcomer mit Tradition Ten-Eleven-Seven: Die Outerwearmarke Ten117 überrascht mit starkem Profil 136 Ein Pesko, ehrlich Nico Peskos Marke strotzt nur so vor Einzelhandelserfahrung – und ein bisschen Nostalgie 124
138 It‘s coming home Joop macht wieder Jeans – und unter Thorsten Stiebings Führung vieles richtig 140 We are one Strellson ordnet seine Marke neu: ein bisschen Detox, ein bisschen Muskelaufbau 142 Alles richtig Brama ist: US-Brands mit System, europaweit distribuiert mit ganzheitlichem Ansatz 144 Fräulein Wunder Liu Jo ist heiß, sexy und italienisch – und lernt Deutsch im Eilkurs
MODE 146 The next Forecast in einen milden Winter
VOR ORT 146
162 Modische Pilgerstätte BB Loves/Köln 164 Von der Mode aus gedacht Fashion Fifty-6/Saarbrücken 166 Manhattans Little Italy der Mode Carson Street Clothiers/New York 168 Family Business Lösekann/Bielefeld 170 Ski out Strolz am Rüfiplatz/Lech 172 Wegwerfgesellschaft ade Selekteur/Düsseldorf 174 Stil mit Profil Linnerth/Wien
176 EDITOR’S LETTER Einfache Wahrheiten 166
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176 IMPRESSUM
PREMIUM – International Fashion Trade Show January 19 – 21 2016
JOOP.COM
JOOP! Showroom Atelier I Station-Berlin Luckenwalder Str. 4 – 6
jetzt
012
Drykorn Neuer Auftritt bei Konen Im Juni eröffnete Drykorn den ersten Shop-in-Shop im KaDeWe in Berlin und geht nun mit einer zweiten Kooperation mit Konen in München den nächsten Schritt. So wurde dort im November eine 100 Quadratmeter große Fläche für die Womenswear der Marke aus Kitzingen eröffnet. Das Shopdesign verantwortet die Firma Hofmann & Losch München und setzt auf ebenso clean-edles Design wie zeitlose Optik mit matt verchromtem Metall und Muschelkalk. Das Konzept kommt bislang nur für die DOB zum Einsatz und soll bei wenigen ausgewählten Handelspartnern zum Tragen kommen. Eine stärkere vertikale Orientierung mit der damit verbundenen Ausweitung der eigenen Flächenaktivitäten ist nicht geplant. www.drykorn.de
Dank neuester Virtual-Reality-Technologie kann der Kunde die Tommy Hilfiger Kollektion wie live betrachten und anschließend kaufen.
Tommy Hilfiger Virtual Reality Im New Yorker Tommy Hilfiger Store in der 5th Avenue startete die amerikanische Brand ihre Vision virtueller Shopping Experience, realisiert durch eine neue Technologie von Samsung. So können die Kunden in ausgewählten Stores der Marke sowie bei den Vertriebspartnern weltweit die aktuelle Herbst-/Winter-Kollektion, so wie sie auf dem Catwalk im vergangenen Februar präsentiert wurde, dreidimensional und von allen Seiten betrachten und auch direkt kaufen. „Wir sind von einer Vision, die über die üblichen Konsumentenerwartungen hinausgeht, getrieben“, sagt CEO Daniel Grieder. „So können wir die Tommy Hilfiger Kollektion für unsere Kunden erlebbar machen, gerade so, als würden sie in der ersten Reihe der Fashionshow sitzen.“ www.tommy-hilfiger.com
Save the Duck Gemeinsam für die Natur
Der zweite Shop-in-Shop von Drykorn wurde im November in München eröffnet.
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des italienischen World Wildlife Fund – WWF hat die für ihre bunten, umweltfreundlich und ohne Daunen hergestellten Steppjacken bekannte italienische Gute Sache: Save the Duck kooperiert mit dem WWF. Marke Save the Duck eine Spezialedition in 50 verschiedenen Farbnuancen aufgelegt. Dabei steht jede gefährdete Tierart oder natürlicher Lebensraum in Gefahr für jeweils einen Farbton – Orangutans beispielsweise für Apricot Orange, Eisbären für Snow White und Sumatras Regenwald als Heimat der indonesischen Tiger für Forest Green. „Wir sind ein Unternehmen des 21. Jahrhunderts, dem die Fragen einer Organisation wie dem WWF wichtig sind. Eine grundlegende Erkenntnis ist, dass wir daran arbeiten können, damit die Menschheit in Harmonie mit der Natur leben kann. Nachhaltigkeit ist eine der Säulen unserer Markenphilosophie. Wir glauben, dass Menschen zusammenarbeiten müssen, um eine harmonische Beziehung mit der Umwelt zu schaffen und natürliche Resourcen zu nutzen, ohne sie zu zerstören. Mit unserem Planeten in den Dialog zu treten, garantiert uns allen und den zukünftigen Generationen, ein besseres Leben führen zu können“, sagt Nicolas Bargi, Gründer von Save the Duck. www.savetheduck.it
014 jetzt
Carl Gross Exklusive neue Linie
Mit der Capsule-Kollektion Carl Gross Black Line spricht Création Gross das Premiumsegment an.
Mit der neuen Capsule-Kollektion Carl Gross Black Line baut die Marke ihr Angebot in der hochwertigen Konfektionsmode weiter aus und möchte damit die Einstiegspreislagen des Premiumsegments besetzen. Zur Vorordersaison Herbst/Winter 2016 wird die Kollektion erstmals dem Fachhandel präsentiert, dabei setzt Knut Horsch als Head of Product Management und verantwortlicher Designer der Black Line auf ein kleines, konzentriertes Programm mit zwei Sakkos, einem Anzug und einem Blazermantel – in den beiden Shapes Modern-Fit und Sharp-Fit. Italienische Stoffe, innovative Details und unaufdringlich zeitlose Designs stehen im Vordergrund und sollen die Wertigkeit der Linie zusätzlich unterstreichen. Sie hat es buchstäblich in sich: Eine Auswahl von 40 Dessins, Farben und neuer Stoffe angesehener italienischer Webereien bietet die Black Line innerhalb einer eigenständigen Stoffkollektion an. Darunter Stoffe wie Dream-Tweed von Loro Piana, Cashmere von Cerruti oder Minimaldessins von Ermenegildo Zegna. Die VK-Preislagen bewegen sich zwischen 299 und 399 Euro für Sakkos, 399 und 499 Euro für Anzüge und 399 und 699 Euro für Mäntel. „Mit der Black Line möchten wir preislich eine Nische besetzen, die wir zwischen den etablierte Konfektionsanbietern in den Stammabteilungen und den Marken mit Premiumanspruch sehen“, erklärt Knut Horsch. In der ersten Saison werden die Anzüge der Black Line mit Qualitäten von Cerrutti als NOS-Artikel performen. www.carlgross.de
Handstich Neue Vertriebspartner Das Leitmotiv der Marke aus dem bayerischen Seefeld lautet: „Handstich steht für Dinge, mit denen man befreundet ist.“ Die Kernkompetenz sind Jacken für Damen und Herren sowie eine Schuhlinie für Männer. „Die Kollektionen von Handstich sind der Gegenentwurf zu Kurzlebigkeit. Uns interessiert, Produkte mit Seele zu schaffen. Souverän und gleichzeitig unangestrengt. Wir begeistern uns für handwerkliche Qualität, sind fasziniert von Klassikern mit eigener Geschichte. Deren Echtheit und Ehrlichkeit inspiriert uns zu Want Haves der Gegenwart, neu interpretiert und modern weiterentwickelt. Wir kreieren Lieblingsstücke mit leichter Hand und eigenem Twist in kompromissloser Qualität“, so das Credo von Geschäftsführer André Berger. Ab der kommenden Saison gibt es zwei neue Vertriebsagenturen. In der Schweiz ist die Compagnia Maglia GmbH von Anette Bailleux und Julia Winkler aus Erlenbach zuständig (www.annettebailleux.ch) und die Kunden in den Benelux-Länder wird die Agentur Domano Internationale Mode von Kees ten Berge aus dem niederländischen Naarden betreuen (www.domano.com). www.handstich.de
116 style in progress
Spannungsbogen zwischen Überliefertem und Modernem: Handstich-Jacken aus dem Fünfseenland
Bruce Weber fotografierte Dree Hemingway und Josh Hartnett für die Frühjahr-/Sommer-Kampagne 2016 von Marc O’Polo.
Marc O’Polo Fotografischer Anspruch, Leidenschaft für Materialität „Follow your nature“, lautet der Claim von Marc O’Polo, der dem Image der Marke mit der Frühjahr-/Sommer-Kampagne 2016 ein weiteres Mal gerecht wird. Dafür shootete Bruce Weber mit Dree Hemingway und Josh Hartnett zwei starke Protagonisten, die die Philosophie der Marke glaubwürdig transportieren. Fotografiert wurde im Haus Sky View von Bruce Weber in Montauk, Long Island. So entstanden Bilder, die die Ruhe des Ortes und die private Atmosphäre ebenso einfangen wie das Charisma der beiden Persönlichkeiten. Genau darauf versteht sich der Starfotograf, der auch heute in digitalen Zeiten auf traditionellem Negativ-Film fotografiert. Die Hauptmotive sind in Schwarzweiß gehalten, begleitet von Still-Lifes, um die Materialität und Struktur der Stoffe stärker hervorzuheben. Die Motive für die Lizenzlinien wie Shoes & Accessories, Eyewear und Junior dagegen werden in Farbe gezeigt. Die Casualwear von Marc O’Polo gibt sich unkompliziert und sophisticated, mit Grobstrick und sommerlichen Streifendessins für die Frauen und lässig-angezogenen Looks, zum Beispiel in Leinenqualitäten, für Männer. Ebenso präsentiert Marc O’Polo für Frühjahr und Sommer eine Auswahl Blusen, die in Kooperation mit der italienischen Weberei Cangioli 1859 entstanden sind. www.marc-o-polo.com
016 jetzt
Lucky de Luca Draufgedruckt In der kommenden Herbst-/Winter-Saison 2016 präsentiert Valentino de Luca in seiner Hemden- und Blusenkollektion Lucky de Luca für Männer und Frauen völlig neue, auffällige Modelle mit Panneaux-Drucken. Malerische Motive aus der Natur kommen als dramatische XXL-Prints zur Geltung, romantische Blumendrucke wirken auf den feminin geschnittenen Damenblusen wie ein tragbares Gemälde. Durch das besondere Herstellungsverfahren, bei dem die Stoffe erst bedruckt und anschließend konfektioniert werden, kommen die fast fotorealistischen Drucke besonders brillant und klar zur Geltung. Sie sind das Highlight der Lucky de Luca Kollektion, die schon immer mit ausgefallenen Details und Stoffen für maximalen Individualismus steht. www.luckydeluca.com
Innsbruck hat ab sofort seinen eigenen Luis-Trenker-Shop.
Luis Trenker Tren-kch-a Okay, diese Überschrift müssen wir unseren deutschen und schweizerischen Nachbarn erklären: Der Tiroler Dialekt hat eine auffällige Betonung auf dem k. Man könnte auch sagen: Das k explodiert bei der Aussprache. Auf Explosionen des Handelsumsatzes wettet die Südtiroler Lifestylemarke Luis Trenker seit Dezember in Innsbruck. In der Herzog-Friedrich-Straße, Innsbrucks wichtigster Touristen- und Einkaufsmeile, haben Michi Klemera und sein Team einen 140 Quadratmeter großen Laden eröffnet. Damen, Herren und die Outdoorlinie Berg werden dort in gewohnt lebensbejahender Weise präsentiert, der Shop in Eigenregie durch das Unternehmen betrieben. Kein Wunder, ist den Südtirolern Nordtirol doch oftmals zweite geschäftliche Heimat. Beliebtes Ausflugsziel sowieso, gerade rund um Weihnachten, wenn die österreichische Variante des Weihnachtsmarkts einfach noch ein bisschen zauberhafter funkelt als die italienische. „In Innsbruck ein Geschäft zu eröffnen, ist für mich tatsächlich ein bisschen nach Hause kommen“, sagt Michi Klemera deshalb. Und bevor jetzt jemand noch „Tirol is lei oans“ ruft, macht dieser Bericht einen Punkt. www.luistrenker.com
Tragbare Gemälde: neue Panneaux-Drucke in der Kollektion Lucky de Luca.
Stone Island Dritter Store in Deutschland
Neues Highlight an der Alster: der Hamburger Flagshipstore von Stone Island.
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In einer der besten Innenstadtlagen Hamburgs hat das italienische Sportswearlabel Stone Island nach München und Sylt nun seinen dritten Store in Deutschland eröffnet. Der Flagshipstore im denkmalgeschützten Brandenburgerhaus aus dem Jahre 1909 in der Hohen Bleichen 22 verfügt über eine Verkaufsfläche von 160 Quadratmeter und wird in Eigenregie betrieben. „Die Ladeneröffnung unterstreicht unser Engagement in Deutschland und die Tatsache, wie wichtig uns dieser Markt ist. Wir haben eine spezielle Bindung zu Deutschland und für mich ist Hamburg eine der schönsten und elegantesten Städte in Europa“, sagt Firmenchef Carlo Rivetti. Der ebenerdige Laden mit drei großen Schaufenstern besteht aus zwei Teilen. Im Hauptladen werden die Kollektionen Stone Island und Stone Island Shadow Project angeboten, im kleineren Teil nebenan ist die Juniorlinie für Kinder zwischen zwei und 14 Jahren untergebracht. Die Einrichtung ist puristisch und zurückhaltend. Blaue LED-Leuchten wurden in eine anthrazitfarbenen Spiegeltäfelung integriert und geschichtete Kristalle im Inneren bilden einen dezenten Kontrast zu den neutralen Farben der Wände, der Warenträger aus hellem Eichenholz und dem grauen Sandsteinboden. Das Einrichtungskonzept basiert auf dem System Item/Unit 2, das von Industriedesigner Marc Buhre aus Heidelberg gestaltet wurde. Jedes einzelne Element dieses Systems ist darauf ausgelegt, sich den räumlichen Gegebenheiten anzupassen, und basiert auf funktionalem Designanspruch. Zusammen mit den erst kürzlich eröffneten Stores in Amsterdam, Rom und Turin ist Stone Island derzeit mit insgesamt sieben Monobrandstores in Italien, zehn weiteren weltweit und einem eigenen Onlinestore im eigenen Retail aktiv. www.stoneisland.com
FEBRUARY 13 –15 2016
JANUARY 19–21 2016
MOC MUNICH
STATIONBERLIN
www.premiumexhibitions.com
018 jetzt
Floris van Bommel Herzensangelegenheit
Sie freut sich auf neue Aufgaben: Barbara Kühne, Marketing Director bei G-Lab.
Für das niederländische Unternehmen Floris van Bommel stehen Stores nach wie vor weit vorne auf der Agenda für 2016. Im November 2015 wurde in Utrecht in der Choorstraat ein weiterer Laden eröffnet. „Utrecht liegt geografisch in der Landesmitte, im Herzen der Niederlande“, so Commercial Director Pepijn van Bommel. „Auch in den Niederlanden ist uns eine vollständige Markenpräsentation in eigenen Stores, die über die reine Schuhkollektion hinausgeht, zur Schärfung des Markenprofils und der Markenstrahlkraft sehr wichtig“, erklärt er. Neben der Utrechter Neueröffnung wurde der bestehende Amsterdamer Store ebenfalls neu gestaltet. Die Läden orientieren sich nun visuell an denen in Düsseldorf und Köln. Auch in Deutschland ist das Team intensiv auf der Suche nach weiteren Standorten für die Marke. Hier sollen weitere Stores entstehen, zum Beispiel in München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin. In Deutschland ist van Bommel bei rund 200 Händlern präsent, in den Niederlanden bei rund 1.100. www.florisvanbommel.de
G-Lab Neue Ziele Utrecht hat jetzt auch einen eigenen Floris van Bommel Store.
Woolrich Eröffnung in Berlin
Die Einrichtung des Woolrich-Stores reflektiert die Philosophie, stets zeitgemäß zu sein, ohne die Vergangenheit zu vergessen.
116 style in progress
Der Outerwear-Spezialist Woolrich setzte seine Retailexpansion 2015 fort. Nach eigenen Stores in Amsterdam und Warschau hat die in Europa von WP Lavori in Corso distribuierte Marke den vierten Laden in Deutschland vorgestellt: Nach München, Hamburg und Sylt wurde pünktlich für die Herbstsaison ein 270 Quadratmeter großer Laden in der Berliner Fasanenstraße 74 in unmittelbarer Nähe zum Kurfürstendamm eröffnet. Für das Design des Stores ist abermals das japanische Studio Wonderwall unter der Leitung von Masamichi Katayama verantwortlich, der bereits den Woolrich Store in Tokio gestaltet hat. Der Laden erstreckt sich über zwei Etagen. Beeindruckend ist die aufwändige Holzvertäfelung der Decke und die offene Galerie im vorderen Teil des Stores. In diesem Jahr sollen weitere Stores in anderen deutschen Großstädten folgen. Bis zum Jahr 2020 will Woolrich weltweit 80 eigene Läden betreiben, bisher sind es bereits 17 Stores. www.woolrich.eu
Seit Oktober 2015 verantwortet Barbara Kühne den Bereich Brand und Marketing beim Jackenspezialisten G-Lab. Sie kommt von der Agentur McCann, wo sie über viele Jahre diverse Etats global agierender Kunden und großer Marken international geführt und verantwortet hat. „G-Lab ist eine großartige Marke mit unglaublich viel Potenzial. Es besteht ein enormer Drive an Spirit, Wachstum, Entwicklung und echter Innovation“, sagt Kühne. G-Lab-Gründer und CEO Björn Gericke erklärt: „G-Lab hat seit dem Launch der ersten Jackenkollektion 2010 eine hervorragende Performance hingelegt. Wir sind mittlerweile in 14 Märkten und Häusern wie Saks Fifth Avenue, Breuninger oder Tsum in Moskau vertreten und werden in den kommenden Monaten das Team weiter ausbauen. Mit der Besetzung des Bereichs Brand und Marketing durch Barbara zünden wir eine neue Stufe, um die Marke weiter auszubauen und in ihrem Profil zu schärfen. Wir haben uns hohe Ziele gesteckt und Barbara wird mit dem Team ein ehrgeiziges Programm in Gang bringen, damit wir diese Ziele erreichen.“ Zudem wurden Website und Onlineshop gerade relauncht. Seitdem werden Kunden aus ganz Europa beliefert. Die gezielt emotionale Ansprache wurde in puristisch modernem Design mit klaren Funktionen und hochwertigen Produktabbildungen visuell umgesetzt. Die gesamte Seite gewinnt an Magazincharakter durch großzügige Banner mit neu entwickelter Bildsprache und schlagkräftigen Headlines. www.g-lab.com
M U I M 16
3 0 E 2 0 . 1 E R 0 . D 1 2 N P . - TA S 1 | 0 . 9 1 LLE 3 HA
O M C A . C U E L D K Y C . L U W W W
020 jetzt
PME Legend Erster Monobrandstore
Expansion in Europa: PME Legend vergrößert sich stetig durch neue Shop-in-Shop-Konzepte und Monobrandstores.
Die niederländische Marke PME Legend hat ihren ersten eigenen Monobrandstore in der Meir 107 in Antwerpen eröffnet. Der Store in der belgischen Modemetropole hat eine Verkaufsfläche von über 600 Quadratmetern. Das Design des Ladens ist vom Cargo Pilot-Konzept inspiriert und unterstreicht den Look and Feel von PME Legend. Das Männerlabel bietet von Piloten-Style und der Luftfahrt inspirierte Denim- und Casualwear-Kollektionen, aufgeteilt in acht Themen pro Jahr mit entsprechenden Lieferterminen. Darüber hinaus bietet PME Legend ein umfangreiches Hosenprogramm, welches die Kollektionsinhalte noch einmal ergänzt. Von authentischen Fliegerjacken über Hemden und Hosen bis hin zu Schuhen verfügt die Marke über eine große Warengruppenauswahl mit ausgewogenem Preis-Leistungs-Verhältnis. In den Benelux-Ländern gehört PME Legend seit vielen Jahren zu den Top-Drei-Marken im Casual- und Jeanssegment. Seit dem Jahr 2011 rangieren die Hosenmodelle Aviator, Bare Metal und Commander unter den meistverkauften Jeans in den Niederlanden. PME Legend ist seit über 15 Jahren im Markt aktiv und wird mittlerweile europaweit an 1.500 Verkaufsstellen verkauft. Deutschland zählt für die niederländische Marke zu den wichtigsten Märkten, in dem das Verkaufsnetz stetig erweitert wird. Die Eröffnung weiterer Monobrandstores in Europa ist in Planung. www.pme-legend.com
Norwegian Rain Neuer Vertrieb Das Premium-Outerwear-Label Norwegian Rain geht für die Saison Herbst/Winter 2016 mit neuem Vertriebspartner für den deutschsprachigen Markt an den Start. Die Agentur Another Project aus Berlin repräsentiert die aus Bergen in Norwegen stammende Marke künftig in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Kollektion beinhaltet rund 20 Jackenmodelle für Männer und Frauen. Neben traditioneller Rainwear wie Trenchcoats und Anoraks gibt es auch eine Arctic Collection mit herausnehmbarem Futter. Das besondere an den aufwändigen Jacken ist die klassische Optik in Verbindung mit Hightech-Eigenschaften aus dem Funktionsbereich in punkto Atmungsaktivität, Wasser- und Winddichtigkeit sowie der Einsatz recycelter Materialien. Zu den Kunden zählen u. a. Merci in Paris, La Tenda in Mailand, Barneys in Tokio und American Rag in Schanghai. Zu sehen ist Norwegian Rain in Europa nur auf dem Pitti Uomo in Florenz und in den Showrooms in Paris, Berlin, Mailand, Rom, Kopenhagen und Oslo. www.norwegianrain.com
Im September wurde der erste Oliveda-Store weltweit in Berlin eröffnet – gestaltet von der Retail Identity Agentur DFrost.
Oliveda/DFrost Gemeinsame Sache
Hightech meets Tailoring: Norwegian Rain ist stylisch und funktional.
116 style in progress
Gemeinsam mit der Naturkosmetikmarke Oliveda hat die Agentur DFrost den ersten Oliveda-Store in Berlins Schönhauser Straße 11 eröffnet. 2001 entwickelte Thomas Lommel die Olivenbaum-Therapie, eine Symbiose aus Heilpflanzenkunde, biologischem Detox-Verfahren, Physiotherapie, Meditation und gesunder Ernährung, ein Pendant zu Ayurveda. 2003 gründete der ehemalige Spitzensportler und Immobilienunternehmer die Marke Oliveda – the Olive Tree Pharmacy, die Stars wie Charlize Theron, Madonna und Barbara Becker zu ihren Fans zählen darf. Für den Oliveda-Store wurden gerade mal 24 Quadratmeter optimal genutzt: hell und einladend gestaltet, mit klarer Formensprache und natürlichen Materialien. Ziegelwände wurden lediglich weiß getüncht, die Wandvertäfelung im Schaufensterbereich weiß lackiert. Blickfang im Store ist ein raumhohes Apothekerregal aus schwarz lackiertem Holz. Die Stuttgarter Retail Identity Agentur DFrost wurde 2008 von Nadine Frommer und den Brüdern Christoph und Fabian Stelzer für innovative Inszenierungen am Point of Sale gegründet. So zeichneten die Stuttgarter bereits für Stores von Swarovski, Peak Performance, Tommy Hilfiger, Hugo Boss und Porsche Design verantwortlich und wurden in den vergangenen Jahren mit einigen Preisen ausgezeichnet, darunter der Red Dot Communication Award 2012 und der German Design Award 2014. www.dfrost.com, www. oliveda.com
JLINDEBERG.COM
Premium International Fashion Trade Show, Station–Berlin 19–21 January PREMIUM Hall 8, Booth A02
022 jetzt
Starkes Frauenbild: Drei Models verkörpern den Lifestyle von Airfield, fotografiert von Kristian Schuller.
Jet Set We are back! 1969 brachte Kurt Ulmers Kollektion Jet Set Glamour und Sexiness auf die Skipiste, mit figurnaher Skiwear und starken Prints, die nicht nur Grace Kelly und Gunter Sachs begeisterten. Ein extrovertierter Style, der sich in den 1980er- und 1990er-Jahren in Form von Sportswear fortsetzte, mit beachtlichem Erfolg. Jetzt gibt es ein Comeback eben dieser Sportswear, unter Federführung von Myriam Mele, die auch bereits zur damaligen Crew von Jet Set gehört hat und seit 2013 CEO der Marke ist. „Der richtige Zeitpunkt für einen Relaunch ist da, wir verstehen uns als Ganzjahresbrand“, sagt Myriam Mele. „Dabei wollen wir den Jet Set typischen Spirit zeitgemäß und citylike übersetzen.“ Die Skikollektion zeigt funktionale Styles im Total White Look, schwarz-weißem Zickzackprint, Colorblocking und Snow-Camouflage. Der Übergang zur Sportswear ist fließend, zum Beispiel in Form von Bomberjacken mit Fake Fur, mit Printleggings und viel Strick, zum Beispiel mit Zopf- und Sternmuster für Frauen und Intarsien für Männer. Dabei herrscht mit Grau, Beige, Khaki und Perlfarben eine gedecktere Farbwelt vor. Die Preise bewegen sich im mittleren Premiumsegment. So starten Basic-Pullover mit einem VK von 300 Euro. Den deutschlandweiten Vertrieb der Marke, die seit 2009 zur Schweizer Gaydoul Group gehört, hat die Münchner Agentur Schwarte übernommen. Die Sportswear wird im Januar auf der Premium gezeigt; die komplette Kollektion mit Sports- und Skiwear wird auf der ispo zu sehen sein. www.jetset.ch
Airfield Super Woman Die neue Kampagne für Herbst/Winter 2016 präsentiert die „Super Woman der Moderne“, das Image der starken, unabhängigen Frau, individuell und einzigartig, für die die Marke Airfield steht. Eine Herausforderung, der sich der nicht zuletzt von Germany’s Next Topmodel bekannte Fotograf Kristian Schuller stellte – und die Facettenvielfalt der Airfield-Trägerinnen mit drei Modeltypen in Szene setzte. „Iris Strubegger, das internationale Topmodel mit österreichischen Wurzeln, hebt den sportlich-femininen Look von Airfield hervor“, erklärt CMO Sophia Bitter. „Carmen Dell Orefice ist High Fashion; eine außergewöhnliche Frau, die seit 60 Jahren ein strahlender Stern am Modehimmel ist. Ilva Heitmann rundet das Bild mit jugendlicher Leichtigkeit ab.“ Um den Charakter der drei Frauen und die vielfältigen Farbthemen der Kollektion hervorzuheben, wurde der Hintergrund für die Aufnahmen bewusst pur gewählt. Die Firma Walter Moser GmbH, die 1937 ins Leben gerufen wurde und 1995 erstmalig die DOB-Kollektion Airfield herausgebracht hat, wird heute von Geschäftsführer Walter Moser in dritter Generation geleitet. Heute agiert das Unternehmen aus dem österreichischen Seewalchen auf internationalem Terrain mit rund 1.000 Handelskunden und elf eigenen Stores weltweit sowie Vertriebspartnern in Europa, Asien, Kanada und den USA. www.airfield.at Typisch Jet Set: Zum Herbst/Winter 2016 gibt es neben der Skiwear ein Comeback der Sportswear.
116 style in progress
Berlin, 19th – 21th January 2016 Stand H3-E14
Firenze, 12th - 15th January 2016 Pad. Centrale / Groundfloor Stand K11 L6
AGENTUR STÖCKLER/HAMBURG DIE HINTERHOFAGENTUR/MUNICH Ralf Klüver / Switzelrand Mobile +49 177 307 1302 Mobile +49 179 455 2023 Mobile +49 172 696 2073 m.stoeckler@googlemail.com d.meuer@diehinterhofagentur.de r.kluever@bluewin.ch
woolandco.it
024 jetzt
Alberto Innovation und Zeitgeist
Das Modell Rob ist neuer modischer Dreh- und Angelpunkt der neuen Chino-Kollektion von Alberto.
Am 24. November 2015 feierte Firmengründer Rolf Walendy seinen 90. Geburtstag und eines der schönsten Geschenke zu diesem Jubiläum war sicherlich der kontinuierliche Erfolg seines Lebenswerkes, dem Unternehmen Alberto. Heute leiten sein Sohn Georg Walendy, die Geschäftsführer Marco Lanowy und Jürgen Schmiedel und des Gründers Enkelkinder die Firma. Der Idealismus und Unternehmergeist von Rolf Walendy gehört bis heute zur gelebten Unternehmenskultur, denn es war schon immer sein Stil, anzupacken, zu verbessern, zu tüfteln und, wenn es sein muss, auch mal zu improvisieren. Für Herbst/Winter 2016 präsentiert Alberto getreu Rolf Walendys Streben nach Weiterentwicklung eine weitere Produktinnovation in seiner Kernkompetenz: Auf den Erfolg der Superfit Denims aufbauend, spielt das Unternehmen das Erfolgsthema nun auch für den Chino-Bereich aus: mit Superfit Cottons aus feinster Baumwolle und mit einer Elastizität von 35 Prozent. Der Tragekomfort und die Formbeständigkeit der Hosen stehen dabei wie immer im Vordergrund, aber auch der modische Look, den die Chinos transportieren. Die Silhouetten reichen über die bekannten Fits wie Slim, Pipe, Stone, Lou-J bis hin zu Rob, eine raffiniert gearbeitete Slim-Fit-Chino mit Gesäß-Doppel-Paspeltaschen, typischen Chino-Vordertaschen und schmalem Bund. Das Unternehmen produziert aus Tradition und Überzeugung alle Kampagnen ausschließlich in Deutschland, so auch die aktuelle, die im Schwarzwald inszeniert wurde. „Das Bekenntnis zum Standort Deutschland ist vor allem auch Teil unserer Unternehmenskultur und ein Wert, den Firmengründer wir aktuell versuchen, auf diese Weise zu visualisieren“, Rolf Walendy feierte erläutert Marco Lanowy, Geschäftsführer von Alberto. im November seinen 90. Geburtstag. www.alberto.de
Boxfresh Neuer D-A-CH-Partner Seit 1. November 2015 hat die Boxfresh International Ltd. Zweigniederlassung Deutschland in Bad Reichenhall, den Vertrieb für den deutschsprachigen Markt übernommen. Damit wurde die Kooperation der Marke mit Brand Connection zum 31. Oktober beendet. „Wir freuen uns über unsere neue und zukunftsorientierte Aufgabe“, sagt Achim Leidel, Sales Director Boxfresh D-A-CH. „Mit diesem Schritt ist eine noch konsequentere und gezieltere Betreuung unserer Kunden möglich geworden.“ Zum Vertriebsteam gehören Simon Megersa für die Kunden in Berlin, Hamburg und die östlichen Bundesländer sowie Christian Schön für Bayern und Österreich. Seit Dezember gibt es außerdem einen neuen Showroom in Düsseldorfs Uerdinger Straße 5. Boxfresh wurde 1989 in London gegründet und zeigte in den Anfängen neben Sneakers auch bedruckte T-Shirts und Sweatshirts. Herrenschuhe stehen bis heute im Fokus der vom britischen Streetstyle geprägten Marke, die ebenso wie Speedo, Ellesse und Lacoste Footwear zur Londoner Pentland Group gehört. www.boxfresh.com Putzig: Der kleine Sagmeister kümmert sich um Vorarlbergs Modenachwuchs.
Sagmeister Für süße Knöpfe
Boxfresh geht mit einem neuen Vertriebspartner für den D-A-CH-Markt neue Wege.
116 style in progress
Caroline und Clemens Sagmeister wissen, wovon sie sprechen: Wer als Eltern in Vorarlberg auf der Suche nach hochwertiger Kindermode ist, findet sie kaum. Anlass genug, Anfang November dem modischen Nachwuchs eine neu eröffnete Filiale zu widmen. In Bregenz, in der Kirchstraße, finden anspruchsvolle Eltern Mode, die ihren Vorstellungen entspricht. Stöbern macht Spaß – bei Marken wie Bellybutton, Finger in the Nose, Hackett London, Il Gufo, K-Way, Moncler, New Balance, Petit Bateau, Stone Island, Tartine et Chocolat oder Ugg. „Wir glauben an diese Nische“, sagt Clemens Sagmeister, „auch wenn der klassische Kindermodehandel ja derzeit nicht gerade floriert. Aber das ist es ja eben: Das herkömmliche Kindersortiment hat ausgedient, für Spezielles haben die Eltern aber durchaus ein Faible.“ www.sagmeister.at
026 jetzt
Duvetica Luxuriös, funktional, gestrickt
J. Lindeberg Rückkehr des Firmengründers Im Dezember letzten Jahres gab das schwedische Label J. Lindeberg die Rückkehr des Gründers Johan Lindeberg als Kreativberater bekannt – pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum. Er soll ab diesem Januar von New York aus eng mit dem Designteam in Stockholm zusammenarbeiten. Der Designer hatte die Marke 2007 auf eigenen Wunsch hin verlassen, nachdem er maßgeblich für den großen Erfolg und der Herren- und Damenkollektion verantwortlich war. Die Marke ist heute in 35 Ländern in rund 900 Stores und mit rund 90 eigenen Stores vertreten. Das Zurückkommen wird nicht nur im Managementteam in Stockholm gefeiert, auch der Mitgründer der Marke Stefan Engström begrüßte die Entscheidung: „Für uns war es ein logischer Schritt, mit der Rückkehr des Markengründers den Kreis wieder zu schließen, damit er uns auf unserem Weg zu einer der führenden internationalen Lifestylebrands begleitet.“ Johan Lindeberg zeigte sich für das Engagement von Engström dankbar. „Natürlich ist es nie einfach, an eine frühere Partnerschaft anzuknüpfen. Aber umso mehr wir darüber sprachen, umso mehr machte es Sinn. Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt unsere Erfahrungswerte zu bündeln, um J. Lindeberg auf das nächste Level zu heben – als einen der starken internationalen Player“, sagte der Designer. www.jlindeberg.se
Paola Albizi, Designerin von Duvetica, prägt das modische Erscheinungsbild der Marke.
Dass Duvetica mehr kann als die übliche Daune, beweist die Herbst-/ Winter-Kollektion der italienischen Marke. Das Schlüsselwort: Luxus. Die typische Daunenoptik der Jacken und Mäntel geht zu Gunsten von einer Konfektionsoptik in die Defensive. Was nicht heißt, dass die Daune aus der Kollektion verschwindet – im Gegenteil. Oben Wollstoff, darunter feinste Daunenfüllung, wie immer in bester Duvetica-Qualität von französischen Graugänsen. Noch spannender ist der Materialmix aus Strick und Daune, ein gänzlich neues Konzept in der Kollektion, das milden Wintern und Wetterkapriolen Rechnung trägt: Ist Strick zu dünn, bekommt er mit Daune die nötige Wetterfestigkeit, ist Daune zu dick, kann sie vom Strick abgelöst werden. Intelligente 2-in-1-Konzepte, ersonnen von Designerin Paola Albizi: „Der Strick ist in unserer Kollektion ein echtes Highlight, es trägt der Nachfrage nach Konfektionsteilen in Strick Rechnung.“ Selbstverständlich ist auch die ikonische Full-Zip-Jacke im Winter im Angebot, erhältlich in beinahe allen Stoffen, die in der Kollektion Verwendung finden. www.duvetica.it
Kurzzug Made by Munich
Er kehrte in das Unternehmen zurück, das seinen Namen trägt: Johan Lindeberg.
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Dinge aus dem öffentlichen Alltag werden irgendwann zum gemeinsamen Kult, meistens, nachdem sie ein findiger Produktdesigner gegen eine neuere Version ausgetauscht hat. Die blauen Lederbezüge der Münchner U-Bahn gehören definitiv dazu, obwohl sie teilweise bis heute die alten Züge zieren. „Wir upcyceln Material und recyceln Geschichte“, ist das Motto der neuen Marke Kurzzug, die aus den gebrauchten Sitzbezügen Taschen herstellen. Es gibt einen Week ender, einen Schlüsselanhänger und eine Stadttasche, alles unisex designed und in Italien produziert – das Blau wird von dunkelbraunen Lederstreben elegant hervorgehoben. Dahinter stecken übrigens zwei Münchner, die ihre Kreativität, Humor und vor allem die Liebe zur Stadt verbinden: Jörg Schleburg und Wolfgang Bischoff, in der Kreativszene zwei Altbekannte. Mit Kurzzug haben sie eingefangen, was Münchens U-Bahn in den letzten 40 Jahren durchlebt hat: Oktoberfest, Olympiade, Schwabinger Schickeria, Uschi Obermaier und jede Menge Emotionen. Im März 2016 startet Kurzzug eine große Crowdfundingkampagne und plant, die Kollektion weiter auszubauen. www.kurzzug.com
Kurzzug übersetzt wahre Geschichte in erlebbares Design: Taschen aus den alten Sitzbezügen der Münchner U-Bahn.
028 jetzt
Produktives Feedback: Crowdstorms gestalten die Arbeitsabläufe ganz neu.
Jovoto Anders Arbeiten Die Crowdstorming-Plattform Jovoto ermöglicht es Marken, Unternehmen und NGOs mit über 70.000 kreativen Talenten weltweit zu brainstormen und damit Designaufgaben und Projekte zu lösen. Zudem setzen sich die Macher von Jovoto für faire Honorarbedingungen der Kreativen ein und wollen sich damit von anderen Plattformen abheben: Bis zur Lizenzierung einer Idee verbleiben die Nutzungsrechte bei den Urhebern, es gibt neben den Lizenzgebühren auch Preisgelder für die Teilnahme an Ausschreibungen. Im Jahr 2007 wurde Jovoto von Bastian Unterberg an der Hochschule der Künste in Berlin gegründet und hat bis heute 350 Aufträge u. a. für Greenpeace, Audi, Unicef und Microsoft erfolgreich durchgeführt. Bereits zum vierten Mal stellte die Schweizer Marke Victorinox der Jovoto-Community die Aufgabe, neue, innovative Designs für limitierte Editionen ihrer Taschenmesser zu entwickeln. Der Ausschreibung folgten über 1.400 Einsendungen. Das Ergebnis: die bis dato erfolgreichsten Sonderproduktionen limitierter Victorinox-Taschenmesser mit einer Umsatzsteigerung von bis zu 70 Prozent. www.jovoto.com
Gemeinsam für die Gute Sache (v.l.n.r.): Kathrin Eberhard, Jochen Lagemann (beide Primaloft), Bud Willim (Sozialreferat Stadt München), Konstantin Rentrop (Sporthaus Schuster) und Nicole Bößl (Wertstoff diakonia).
Sporthaus Schuster Vorbildlich Eine gute Aktion hat das Münchner Sporthaus Schuster gemeinsam mit dem Isolationsspezialisten Primaloft veranstaltet. Im Rahmen des Stammkundenfrühstücks zum Saisonauftakt im November, sammelte das Team vom Sporthaus Schuster dutzende warme Winterjacken von seinen Kunden ein, um sie an die Diakonie Flüchtlingshilfe in München zu spenden. Zwei große prall mit Jacken gefüllte Expeditionskisten konnten so rechtzeitig vor dem Wintereinbruch an die Kleiderkammer der Diakonie übergeben werden. Primaloft hatte bereits auf der ispo 2015 erfolgreich Winterjacken gesammelt und wollte die Aktion noch einmal vor den kalten Wintermonaten wiederholen. „Die Resonanz war sehr positiv. Wir freuen uns – und sind auch ein bisserl stolz – über das Engagement und die Teilhabe unserer Stammkunden. Ein herzliches Vergelt’s Gott!“, freute sich Geschäftsführer Flori Schuster www.sport-schuster.de
Hololab Experimentierlabor Wenn das Regal im Einzelhandel in Zukunft mit uns spricht, könnte Entwicklungsarbeit aus Düsseldorf dahinterstecken. Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft haben hier ein sogenanntes Hololab ins Leben gerufen. Künftig sollen in dem Forschungs- und Entwicklungslabor zukunftsweisende Ideen für den Handel geschaffen werden. Mit im Boot ist die Hochschule Düsseldorf (HSD) sowie die lokale Agenturen Mavis und die Frankfurter Branding-Agentur Hauser Lacour (Branding und Strategie). Unweit des neuen Campus der Hochschule sollen künftig kreative Lösungen ein Zuhause finden, die Studierende gemeinsam mit den Professoren Philipp Teufel, Rainer Zimmermann und Partnern aus Industrie und Handel entwickeln. Gerade die Verzahnung von Kommunikation und Ladendesign sei in der Praxis noch eine Herausforderung, glaubt auch Professor Laurent Lacour. „Die Probleme des Einzelhandels liegen in der Schaffung einer ganzheitlichen kommunikativen Erlebniswelt, die in den digitalen Kanälen beginnt, am PoS weitergeführt wird und wieder digital endet.“ www.hololab.de
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Platz für Ideen: Das Düsseldorfer Hololab bringt künftig Wissenschaft und Praxis zusammen.
www.marlino.com
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Textilerei Kompetenzzentrum Die regionale Modebranche und den Wirtschaftsstandort Mannheim zu stärken, hat sich Nico Hoffmeister auf die Fahne geschrieben. Dafür wurde im Oktober die Textilerei ins Leben gerufen, um in einem denkmalgeschützten Barockhaus in Mannheim innovativen Firmengründungen aus Mode und Design ein unternehmerisches Zuhause zu bieten. Dafür hat die Stadt knapp 1,6 Millionen Euro in die Sanierung des Gebäudes investiert. Weitere 1,34 Millionen Euro fließen von der EU und dem Land Baden-Württemberg in das Projekt. Die Textilerei ist das achte Gründungszentrum Mannheims und zählt zu den Mannheimer Gründungszentren GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Stadt. Die Leitung der Textilerei übernimmt Nico Hoffmeister, der die Branche schon lange kennt und die letzten neun Jahre als Head of Marketing & Public Relations bei der Sixty Deutschland GmbH tätig war. Das Zentrum inkludiert Ateliers, Werkstätten mit Industrienähmaschinen sowie Büroräume und steht außerdem mit Rat und Tat den Existenzgründern zur Seite, von der klassischen Existenzgründerberatung über die Unterstützung bei der Vernetzung in der Branche bis hin zu Maßnahmen der Verkaufsförderung. So stehen den Start-ups ein Ladengeschäft sowie auch ein Webshop zur Verfügung. Den Anfang haben die Labels Michelle Huhn sowie Hetje und Carokissen gemacht. www.textilerei.de
In Kitzbühel hat Toni Sailer Sports den ersten Shop eröffnet.
Toni Sailer Die Legende kehrt zurück Toni Sailer war Ausnahmetalent und ist bis heute Skilegende. Als Erster in der Geschichte des Skisports holte er in Cortina D’Ampezzo bei den Olympischen Spielen alle drei Titel, in Slalom, Abfahrt und Riesenslalom, um mit 23 Jahren seine Sportkarriere zu beenden und als Schauspieler und Sänger durchzustarten. Davon inspiriert, gründete Hans Taubenberger im Jahr 1995 die Marke Toni Sailer Sports. Nun wird in diesem Winter, in derselben Straße Kitzbühels, wo auch Toni Sailers Geburtshaus stand, der erst eigene Toni Sailer Shop eröffnet. „Gerade hier den ersten eigenen Store zu eröffnen, ist für uns fantastisch“, freut sich Hans Taubenberger. „Zurück zu den Wurzeln und gleichzeitig einen großen Schritt nach vorn zu gehen, ist eine einzigartige Chance, die wir nutzen wollen.“ Auf rund 50 Quadratmeter wird die modische Skibekleidung der Marke präsentiert, in ansprechend edlem Ambiente aus Holz, Edelstahl plus eleganten Möbeln, die von original Schallplatten, Filmplakaten und Bildern mit original Unterschrift des einstigen Stars ergänzt werden. Zur kommenden Orderrunde gibt es für bis zu 25 Händler eine streng limitierte Capsule-Kollektion namens Vision of the Legend on Top, die unter Anwendung neuester Techniken zu den Ursprüngen der Marke zurückkehrt. Die Grundfarbe der Styles: Schwarz, zumal Toni Sailer einst der schwarze Blitz von Kitz genannt wurde. Rot und Weiß setzen subtile Akzente. Für Frauen und Männer gibt es je zwei Jacken und eine Hose, die nur als Komplettprogramm erhältlich sind. Die Passform der Menswear ist leger, für die Damen hält die Marke mit Slim Fit und Loose Fit zwei Silhouetten bereit. www.tonisailer.com
Nico Hoffmeister kennt die Branche von der Pike auf und steht heute der neu gegründeten Textilerei als Leiter vor.
Fashion Factory by Mark Grütters/Panorama Europe Konzentration auf Jacken und Schuhe Das Konzept von Mark Grütters und seiner Agentur Fashion Factory konzentriert sich in Zukunft noch deutlicher auf die Produktgruppen Schuhe von Espadrij l’Originale und Rivieras für den Sommer sowie das Kultlabel Paraboots als sinnvolle Ergänzung und Jacken im Outdoorbereich. „Der Konsument legt bei Jacken Wert auf Marke und Stil und bei Schuhen sind Marke und Qualität mehr gefragt denn je. Im Fokus der Brands, die wir betreuen, stehen die Merkmale Geschichte, Tradition, Handwerk und Authentizität. Jede unserer Marken hat ein Icon und Key-Item, welches als Klassiker im Markt etabliert ist und in einer umfangreichen Farbvielfalt präsentiert wird“, so Grütters. Die Kollektion der US-amerikanischen Outdoormarke Penfield überzeugt durch gelungene New-England-Ästhetik, durchdachte Details und ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für die kommende Herbst-/Winter-Saison bringt Schott NYC drei neue Farben für Damen und Herren und einige neue Varianten bei den Details der klassischen Bomberjacke MA-1. „Gerade aufgrund des milden Winters waren die Nachbestellungen bei uns bis in den späten November enorm hoch. Die Bomberjacke von Schott NYC hat sich als Klassiker etabliert und der Konsument hat die Jacke als Key-Item für den Übergang, der wetterbedingt inzwischen quasi ganzjährig ist, akzeptiert“, erklärt Grütters. Labels: Espadrij l’Originale, Grundens, La Botte Gardiane, Menil, Orcival, Paraboots, Penfield, Rivieras, Schott NYC Fashion Factory by Mark Grütters, Düsseldorf/Deutschland, contact@ffbymg.com, www.ffbymg.com Panorama Europe GmbH, Düsseldorf/Deutschland, mail@panorama-europe.eu, www.panorama-europe.eu
Showroom mit Tageslicht: Loftambiente in der Fashion Factory in Düsseldorf.
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Discover our new brand experience and join us in celebrating the new AW collection 2016. Meet us in the Polveriera at Pitti Uomo 2016. January 12th – 15th, Florence. www.strellson.com
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D-tails „Die Nummer sicher ist abgegrast“ Patrick Coppolecchia-Reinartz hat eine klare inhaltliche Ausrichtung für seine Agentur D-tails in München. „Ich sehe eine Krise der großen Marken und ein Manko im Produkt. Die besten Zahlen haben momentan die Läden in den Kleinstädten, die ihre Kunden genau kennen und nie durch absurde Preispolitik oder Rabattaktionen verarscht haben“, berichtet er aus seiner Erfahrung als Agenturinhaber und Storebesitzer im Münchner Glockenbachviertel. „Ich lebe von der Nische“, ist das Motto, auf das er sich in Zukunft noch mehr fokussieren möchte, denn er sieht die größte Chance für spezielle Produkte und ein facettenreiches Angebot im Handel. „Man muss seine Kunden mit einem Produkt hinter dem eine Story steckt, faszinieren, sich durch sein Sortiment distinguieren. Die Nummer sicher ist abgegrast.“ Mit einer Hand voll neuer Kollektionen geht D-tails in die kommende Orderrunde und präsentiert sein gesamtes Portfolio auf der kommenden Gallery in Düsseldorf. Neu sind die Daunenkollektion von Bosideng, die kanadische Parkakollektion von Nicole Benisti, die Fast Fashion DOB-Linie von Caipirinha, das Comeback von Lumberjack, die Premiumlinie Pianura Studio und die Hemden von Costumein. Alle Marken haben Patrick Coppolecchia-Reinartz aufgrund ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses und des einzigartigen Produktes überzeugt. Denn das ist sein Erfolgsrezept: ein besonderes Produkt mit bester Qualität zu einem Preis, mit dem der Handel Umsatz machen kann. Verbunden mit einer selektiven Vertriebsstrategie, die eine Nischenmarke zum Differenzierungsmerkmal macht. Labels: 81 Carati Collection, Alpha Studio, Anna F., Bark, Borbonese, Bosideng, Bruno Parise, Camicetta Snob, Costumein, Essent’ial, Fattori Shawls Como, Gherardini, Globe-Trotter, Graziani Jewels, Laboratori Italiani Uomo, Liverani, L(!)W Brand, Lumberjack, Massimo Alba, Nicole Benisti, Olivieri Furs, Pianura Studio, Pollini, Quinto Ego, Rialto 48, Riders on the Storm, Spektre Sunglasses, Wally Walker, Wheelbarrow, Weber+Weber D-tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, www.d-tails.de
Jeder Stoff ein Unikat: La Jolie setzt auf selbst entwickelte Stoffe und exklusive Prints.
Die Hinterhofagentur Vom Produkt zur Marke Für die kommende Saison erweitert das Team rund um Dominik und Julia Meuer das Angebot der Agentur um zwei lokale Münchner Marken: La Jolie ist eine Damenkollektion von Designerin Sandy Perez-Martinez, die einen Großteil ihrer Stoffe selbst entwickelt und exklusiv produzieren lässt. Unterschiedliche, farbenfrohe Prints auf Seide für Kleider und Blusen oder beispielsweise ausgefallene, neue Bouclé-Stoffe für Jacken, Blazer und Mäntel sind wichtige Bestandteile der Kollektion. Diese besondere Stofflichkeit gibt der Linie eine ganz eigenständige Aussage. Diese wird auch durch hochwertigste Details, wie zum Beispiel feine Glasknöpfe aus Frankreich, unterstrichen. Alle Teile werden ausschließlich in Deutschland produziert. Ginger and Ruby war bis dato eine Cashmere-Kollektion für Kinder. Ab kommender Herbst-/Winter-Saison gibt es die lässigen Strickoberteile und Accessoires wie Mützen und Schals auch für Frauen. Sowohl Farben und Intarsien als auch Prints sind Designelemente, die dieser Linie ihren besonderen Charakter verleihen. Mit den bestehenden Labels der Agentur intensiviert man die Zusammenarbeit mit bestehenden, ebenso wie mit neuen Kunden. „Unsere Kollektionen haben immer eine eigene, klare Produktstory. Einige davon haben sich schon gut im Handel etabliert und bewährt. Das wollen wir natürlich ausbauen“, sagt der Agenturinhaber Dominik Meuer. „Ich höre immer wieder, dass die Endkunden gelangweilt sind von den immer gleichen Sortimenten im Handel. Neue Namen sind mehr gefragt denn je. Individualität ist sehr wichtig und zahlt sich aus.“ Labels: 0039 Men, BOB, Breco’s, Cape Horn, Des Petits Hauts, Ginger and Ruby, Koike, La Jolie, Out of Order, Sophie, Wool & Co Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.diehinterhofagentur.de
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Hemden mit maximalem individuellem Charakter: Costumein. Ein Neuzugang bei D-tails.
Rolf Griesinger Internationale Mode Kuschelige Winterbegleiter
Parkas in vielen Varianten sind die Stärke von IQ+ Berlin.
Die Münchener Agentur setzt auch in der kommenden Saison auf Beständigkeit, bestätigt Martin Steckel. „Unsere bestehenden Labels haben sehr gut performt.“ Mit dabei ist wieder der italienische Kleiderspezialist Anima Pop – bei den Kunden wegen der lebendigen Drucke beliebt: Die bekannten Neoprenqualitäten werden mit neuen Materialien wie Velvet und Wolle ergänzt, die ebenfalls bedruckt und reversibel einsetzbar sind. Kuschelige Parkas sind für IQ+ Berlin wichtig und wurden in vielen Varianten weiterentwickelt – bei einer Einstiegspreislage für 499 Euro im VK. Neben den typischen Fellabfütterungen setzt man stark auf Lammfellverbrämungen. Zusätzlich wurde bei IQ+ Berlin das Thema Wollmäntel weiter ausgebaut, diese wurden im Handel bereits gut abverkauft. Mit den meisten Labels ist die Agentur zur Premium in Berlin vertreten und im eigenen Showroom ab dem 28. Januar in München. Labels: Anima Pop, Bloom, FFC, Flowers for Friends, Goodies, IQ+ Berlin, Vintage Racing by Meindl Rolf Griesinger Internationale Mode GmbH, München/ Deutschland, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de
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Agentur Schwarte Back to the Nineties Zur neuen Saison hat die Agentur von Matthias Schwarte den deutschlandweiten Vertrieb für die Marke Jet Set übernommen. Sowohl für die Skikollektion als auch für die neu aufgelegte Sportswear für Männer und Frauen mit Reminiszenzen an die 1980erund 1990er-Jahre, an deren alte Erfolge angeknüpft werden soll. „Auch die ehemalige Crew ist für den Relaunch wieder am Start“, so Matthias Schwarte. Das Ergebnis wird auf der Premium zu sehen sein, während die Skikollektion auf der ispo präsentiert wird. Ebenfalls frisch am Start ist das Label Manifattura, neu von der Wool Group aus Florenz, die auch die Kollektion Daniele Fiesoli verantwortet. Der Name ist Programm: Manifattura bedeutet handgemacht; eine Luxuskollektion aus hochwertigen Cashmere-Garnen für Männer zu Verkaufspreisen zwischen 300 und 500 Euro, die in Umbrien produziert wird. „Wir verstehen uns zu 100 Prozent als Dienstleister“, sagt Matthias Schwarte über seine Agentur. „Service zählt. Darüber hinaus sind wir Spezialist darin, neue besondere Labels in den Markt zu bringen, mit denen sich der Premiumhandel abheben kann.“ Labels: Armani Jeans, A Fish named Fred, Benson N.Y., Daniele Fiesoli, Fil Noir, Jet Set, Lodenfrey 1842, Parajumpers, Siviglia, Sundek Agentur Schwarte, München/Deutschland, office@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de
Auf Sorgfalt abonniert: Jeans von Care Label.
Manifattura heißt diese neue Edelstrickkollektion für Männer von der Wool Group aus Florenz.
Brama Gallery We provide style Mit dem „amerikanischen Takt“ hat Brama Gallery für einige Furore am deutschen Markt gesorgt: Alle Kollektionen der Agentur werden nicht in der klassischen Vororder geschrieben, sondern deutlich später. Und das mit massivem Einsatz, was Lager und Nachorder angeht. Stete Nachbestellung während der laufenden Saison, das freut nicht nur den Händler. Auch Endkunden sind begeistert, wenn die vergriffene Größe der Lieblingsjeans innerhalb kürzester Zeit nachgeliefert werden kann. Dass diese Saat aufgeht, darf niemanden verwundern. Erst kürzlich wurde Brama Gallery zum europaweiten Distributeur (mit Ausnahme von UK) von J Brand erkoren. Labels: Current/Elliott, Doma, Enzo Costa, Equipment, Isapera, James Perse, J Brand, Mother, Norma Kamali, The Elder Statesman Brama Gallery, Janine Knizia, Düsseldorf/Deutschland, janine@bramagallery.de, www.bramagallery.de
The Wearhouse Fashion Trade Aus Liebe zu Jeans Zwei, die sich gefunden haben: Patrick Ebnöther und die Denimmarke Care Label. Beiden ist eine sorgfältige Auswahl ein Hauptanliegen, dem Inhaber der Modeagentur The Fashion Wearhouse Trade in punkto Markenportfolio, der Jeansfirma bei allem, was sich um ihre Rohstoffe dreht. Care Label ist eine Capsule-Kollektion der We Do srl in Cannara, Perugia, 2011 von so illustren italienischen Modepersönlichkeiten wie Leopoldo Durante, Enrico Gallo und Lapo Elkann gegründet. Die Produkte von Care Label sind Hosen, Westen und Jacken für Männer sowie Hosen und Hemden für Frauen. The Wearhouse Fashion Trade startet mit der Distribution ab Herbst/Winter 2016/17. Die Verkaufspreise beginnen bei 179 Euro und gehen bis 279 Euro. Labels: Barena Venezia, Caliban, Campomaggi, Care Label, Caterina Lucchi, Circolo 1901, Freedom Day, Giuglielminotti, GMS-75, Hunkydory, Mason’s, Mey Story, Michael Stars, Nabholz, Paltò, Rude Riders, Siviglia White, Stone Island, Tintoria Mattei 954 The Wearhouse Fashion Trade GmbH, Erlenbach/Schweiz, wearhouse@wearhouse.ch, www.wearhouse.ch
Für J Brand ist Brama ab sofort europäischer Distributeur.
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Heritage Agents Profil geschärft Für die laufende Saison haben Malte Kötteritz und Michael Brockmann ihr Agenturprofil maßgeblich geschärft. „Wir konzentrieren uns im HAKA-Premiumsegment auf eine begrenzte Anzahl von Kunden in Deutschland und Österreich. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die jeweilige Nummer eins am Standort unsere Produkte perfekt inszeniert und vermarktet. Ziel ist, dass die Kollektionen unserer Produktspezialisten über einen Gesamtlook bei unseren Partnern präsent sind“, erklärt Malte Kötteritz. Ab Januar 2016 starten die Heritage Agents mit der Premiumsneaker-Kollektion Andrea Zori. Die Marke ist im Besitz des italienischen Familienunternehmens von Giorgio und Paolo Xoccato, zu dem auch die Hemdenmarke Xacus gehört. Mit den sehr edel umgesetzten Sneakern wollen sie ausschließlich an den Modefachhandel herantreten und das Produkt im entsprechenden Ambiente platzieren. Auf dem Pitti Immagine Uomo in Florenz werden alle Marken der Agentur präsentiert, darunter auch die T-Shirts und Unterwäsche der Marke Mey Story, die sich zur Erfolgsgeschichte entwickelt hat: „Das Feedback zum weißen T-Shirt von Mey Story war überwältigend“, sagt Malte Kötteritz. Nach nur zwei Monaten und vier Live-Bestickungsevents bei Kunden wie Engelhorn, Lodenfrey, Stulz und Schnitzler übertrafen die Verkaufszahlen alle Erwartungen. Mey Story ist gleichzeitig auch das ideale Sinnbild für die Gesamtausrichtung der Agentur: „Im Prinzip muss es uns gelingen, Produkte zu verkaufen, die so alltäglich sind, dass man sie braucht. Classics, wie ein blauer Anzug, eine Jeans, ein weißes T-Shirt oder ein weißer Sneaker, die es über ihre Produktleistung hinaus schaffen, die modische Komponente mit zu transportieren. Das ergibt einen sauberen, klaren und modernen Look. Genau dafür stehen wir.“ Labels: Adriano Meneghetti, Andrea Zori, Lardini, Mey Story, Pantaloni Torino, RVR Lardini, Xacus Heritage Agents, München/Deutschland, info@heritage-agents.com, www.heritage-agents.com
Mit Live-Events der Marke Mey Story starteten die Heritage Agents eine Erfolgsstory im Handel.
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Aco Österreich Nouveau, Retro, Chic
Für die Großstadtträumerin: Aco Österreichs Neuzugang Garage Nouveau.
Der jüngste Neuzugang in der Markenriege von Aco Österreich heißt Garage Nouveau, eine Damenlinie im hochwertigen Premiumsegment. Die Kollektionen der norditalienischen Manufaktur verbinden nostalgischen Retro-Charme mit zeitgemäßem Urbanismus für die Großstadtträumerin. Das Hauptaugenmerk der Entwürfe liegt dabei auf ausgefeilten Schnitten und präzisen Passformen, die zwischen maskulin linearen und feminin taillierten Silhouetten changieren und mit kontrastierenden Materialien spielen. Damit fokussiert sich die österreichische Handelsvertretung, die seit über 30 Jahren im Geschäft ist und Showrooms in Salzburg und Düsseldorf betreibt, auf ihre Stärke – hochwertige, zeitgemäße Damenund Herrenbekleidung. Neben Österreich und Deutschland werden zwölf Länder im osteuropäischen Raum betreut, in denen seit einigen Jahren erfolgreiche Retailaktionen mit Monobrandstores und Cornerkonzepte in Multibrandstores durchgeführt werden. Labels: Allegri, Atos Lombardini, Furry, Just Cavalli, Gas, Maliparmi, Napapijri, Pinko, Riani, Space Style Concept, Trussardi Jeans, Versace Collection, Versace Jeans Aco Modeagentur, Wien/Österreich, info@acomode.at, www.acomode.at
Vestitus Strick aus Florenz Das Damenportfolio von Vestitus wurde mit der Aufnahme der Strickkollektion Tortona 21 erweitert und abgerundet. „Die Produktgruppe Strick wurde von uns lange Zeit bewusst frei gelassen, weil wir trotz intensiver Suche und vieler Angebote keine Kollektion finden konnten, die perfekt zu uns und unserer Kundin passt. Tortona aus Florenz verwendet reiche Materialien, die zu einer sportiven, aber femininen Kollektion verarbeitet werden, perfekt für unsere DOB-Kundin. Zusammen mit Antonelli, Santoni Donna und Jacob Cohën Donna bieten wir Damenkollektionen in unserer Agentur, von denen sich anspruchsvolle Frauen seit jeher angezogen fühlen und die unsere High-End-Herrenkollektionen in der Agentur spiegeln. Vor allem Antonelli ist in kürzester Zeit zu einer echten Größe im Markt geworden und startet die kommende Frühjahr-/Sommer-Saison mit einer eigenen Fläche im KaDeWe“, erklärt Geschäftsführer Peter Haertel. Zudem bringen Santoni und Jacob Cohën erstmals Pre-Kollektionen auf den Markt, um den für den deutschen Markt gewünschten frühen Liefertermin im Mai und Juni garantieren zu können. Labels: Alberto Biani, Antonelli, Fedeli, Finamore, Fugato, Herno, Jacob Cohën, Olivieri, Santoni Vestitus GmbH, Düsseldorf und München/ Deutschland, service@vestitus.eu, www.vestitus.eu
Neue Marke im Portfolio: Tortona 21 aus Italien.
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Select Trading Zwei neue Adressen
Neu am Start: Tim Sauer und Laura Hafenmeier mit der Sweet Deal Agency.
Sweet Deal Agency Neu in München Tim Sauer und Laura Hafenmeier, die Gründer der neuen Münchner Modeagentur Sweet Deal, kennen sich bereits seit sieben Jahren. „Für uns als junge Agentur ist ein wichtiger Punkt bei der Auswahl der Brands die Zusammenarbeit mit vertrauensvollen und Inhabergeführten Unternehmen. Unser Fokus liegt auf Marken, die neu und individuell sind und sich durch eine persönliche Handschrift abheben“, erklärt Tim Sauer. „Um unser Angebot neben dem Vertrieb, weiter auszubauen, arbeiten wir mit der Public-Relations-Agentur Fräulein PR aus Landsberg am Lech zusammen. Zudem werden wir Kooperationen mit verschiedenen Unternehmen aus den Bereichen Lifestyle, Food, Fotografie und IT eingehen, um unseren Kunden ein Portfolio zur Entwicklung und Erweiterung ihres Geschäftsgebietes zu schaffen. Das können Möbeldesigner für hochwertige Ladeneinrichtungen sein, aber auch Spezialisten für Warenwirtschaftssysteme oder Gourmetrestaurants.“ Neben den Marken Vanook und Virna Dro, die in Deutschland und Österreich vertreten werden, ist Sweet Deal für den Vertrieb von Phil & Uli in Deutschland in den PLZ-Gebieten 4 bis 9 zuständig, für Marlino im Gebiet Mitte und Nord sowie in Bayern und Baden-Württemberg für das Berliner Label Ten117 Labels: Marlino, Phil & Uli, Ten117, Vanook, Virna Dro Sweet Deal Agency, München/Deutschland, office@sweetdealagency.de, www.sweetdealagency.de
Die Münchner Agentur Select Trading von Bernard Waage ist buchstäblich über sich hinausgewachsen – Ende Oktober kam der Umzug in einen größeren Showroom auf dem Gelände des Neuen Balan Campus, wo 900 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Damit stand gleich die nächste Veränderung vor der Tür, denn in diesem Frühling eröffnet das Team einen weiteren Showroom mit Büro in Zürich für die Marken Tiger of Sweden – sicherlich einer der Gründe für die neue Dependance, denn zeitgleich übernahm Select den vertrieb für die Schweiz – John Varvatos und Hudson Shoes. Als Neuzugang begrüßt Select Tradig das dänische Label Munthe, das die Agentur in Deutschland und Österreich vertreibt. Munthe wird sich in diesem Januar erstmals auf der Premium mit einem großzügigen Stand in Halle 7 dem deutschen Handel vorstellen. Select übernimmt zudem in Kooperation mit Aco Moden den Vertrieb für das amerikanische Accessoirelabel Rebecca Minkoff für Deutschland und Österreich. Labels: By Malene Birger, Garment Project, Hudson Shoes, John Varvatos, MDK, Munthe, Projekt AJ 117, Tiger Jeans, Tiger of Sweden Select Trading GmbH, München/ Deutschland, info@select-trading.com, www.select-trading.com
Isabella und Gerhard Knaus erfüllen sich den langgehegten Traum einer eigenen Agentur.
Knaus oder Knaus Freundliche Übernahme Es gibt Menschen, von denen glaubt man, die gehen nie in Rente – Gabriela Kofler zum Beispiel. Und doch, der erste Schritt ist getan. Dem Ehepaar Isabella und Gerhard Knaus verkaufte sie im Jahr 2015 ihre Agentur. „Wir kennen und schätzen uns lange“, sagt Gerhard Knaus. Nach Stationen bei G-Star, Esprit, Free Mountain, room with a view und Unifa hat das Paar endgültig den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Mit einem Markenportfolio, das den Bedarf des Kunden von Kopf bis Fuß abdecken soll. Neugierig sein, immer noch ein besseres Produkt suchen, sich dem Wandel nicht verschließen – Isabella und Gerhard Knaus haben die Regeln der Branche verinnerlicht. Und siehe da, es ist doch ein Unruhestand: Während der Saison hilft Gabriela Kofler immer noch mit. Labels: Arma, Blonde No. 8, No. 1 Como, Eisbär Easylife, Grace, Iheart, Jadicted, Juvia, Kiefermann, True Religion, Via Masini 80 Knaus oder Knaus, Salzburg/Österreich, gerhardknaus@me.com
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Die Kollektion von Tiger of Sweden vertreibt Select Trading ab sofort auch in der Schweiz.
Mit zehn Lamm-Nappa-Jacken und zehn passenden Taschen stellt sich die Marke Pride to be erstmals vor.
Modeist Auf dem Punkt! „Wir alle haben in diesem Jahr mehr denn je festgestellt, dass die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt noch wichtiger geworden ist. Mit unseren Labels können wir dem Einzelhandel diesen Service ab nächster Saison noch besser anbieten“, erklärt Agenturinhaberin Marion Hoferer. Dabei setzt sie vor allem auf Kollektionen, die in Aussage und Produkt absolut auf dem Punkt sind und auch auf Lieferanten, die durch transparente Lagersysteme das Warenrisiko mit den Einzelhändlern teilen. Die Agentur hält an ihrem Konzept fest, das Besondere von Produktspezialisten vorzustellen – verpackt in kleinen Themen und übersichtlichen Kollektionen, die für sich alleine stehen können, aber auch zwischen großen Labels die gewünschte Abwechslung ins Sortiment bringen. „Modeist hat sich selbst mit klarer Aussage zu einem Label entwickelt. Mit unseren Kollektionen kann man besonders in diesen Zeiten wirklich Geld verdienen. Punkte wie Lieferzeiten, Zeitgeist, Exklusivität an einem Standort, Preis-Leistungs-Verhältnis und Lagerhaltung sind alle berücksichtigt und optimiert.“ Als Neuzugänge begrüßt Marion Hoferer das neue deutsche Jacken- und Taschenlabel Pride to be und die italienischen Strickspezialisten Alessandra Bi mit außergewöhlichen Styles aus Cashmere und Seide. Labels: Alessandra Bi, Another Bag, B.Belt, Blaumax, Dolores, Gvyn, Guardian Angels, Kobo, Lolliqueen, Montgomery, Musthaves by Montgomery, My Cosy Couture, Pride to be, Sassi Cara, Wannahaves by Montgomery Modeist GmbH, München und Düsseldorf/Deutschland, info@b-kleidung.com, www.modeist.com
www.alberto-pants.com
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Aco Modeagentur Active goes Fashion Die Agentur Aco Deutschland hat neue Labels im Gepäck. Stefano Mortari, dessen Vita klangvolle Namen wie Hermès, Moncler und Yamamoto aufweist, ist bereits im italienischen Heimatmarkt mit einer Kollektion, die besondere Stricktechniken aufweist, erfolgreich. Nun sollen die Agenturen Aco Deutschland und Aco Österreich exklusiv den Markenaufbau in den beiden Ländern vorantreiben. Auch Vertige setzt auf Strick; ein neues Projekt aus Bologna in Zusammenarbeit mit dem bekannten Luxus-Interior-Store Visionnaire. Die Aussage: minimalistisch mit Twist auf traditionellen und modernen Strickgarnen. Darüber hinaus sieht Agenturgeschäftsführer Michael Schulz großes Potenzial in Marken, die aus der Active Sportswear kommen und einen Relaunch im Fashionsegment einleiten. „Ein großes Beispiel ist die französische Skimarke Fusalp“, so Michael Schulz. „Nach Übernahme durch die Lacoste-Familie und ruhiger Neupositionierung in Frankreich mit Pop-up-Präsentationen bei Colette, SIS im Bon Marché und neuem Flagshipstore im Marais wird eine starke Präsenz in den europäischen Key-Märkten angestrebt. Aco ist seit drei Saisons begleitender Partner dieses Relaunches.“ Labels: AnneClaire, Dsquared Underwear, Ebony&Ivory, Front Row Society, Fracomina, Fusalp, Gas Jeans, Geospirit, Hydrogen, Iceberg, Just Cavalli, Moschino Underwear, Parosh, Peuterey, Pinko, Rebecca Minkoff, Seventy, Stefano Mortari, Superjeans of Sweden, Space Style Concept, Versace Collection, Versace Underwear Aco Modeagentur, Düsseldorf/Deutschland, Stefano Mortari ist neu bei Aco, info@acomode.de, eine Strickkollektion mit raffinierter Fertigungstechnik. www.acomode.de
Adventure Fashion Agency Keine Abenteuer Bernhard Aschauer und Marc Kofler kennen ihre Stärken: Marken solide im Vertrieb aufbauen, mit der Unterstützung der hauseigenen Distributions- und Logistikkompetenz. Die beiden Inhaber der Adventure Fashion Agency wissen, dass Händler heute mehr denn je das Risiko scheuen und trotzdem das Vergnügen suchen – wie zum Beispiel in der Kollektion Onomato. Die liefert Shirts und Schals mit Snoopy, Star Wars und anderen Cartoon- und Fantasyhelden. Schnell lieferbar, auf Lager und rasend schnell im Abverkauf. Das hat Kunden wie Lodenfrey und Jades auf Anhieb überzeugt. „Es braucht auch dieses spielerische Element im Einkauf, Sachen, die einfach Spaß machen – und bei denen am Ende trotzdem die Zahlen stimmen“, ist Marc Kofler überzeugt. Neu im Portfolio sind die Marken Historic, Del Mare 1911 und Flannel Bay. Labels: 120% Lino, Berna, Del Mare 1911, Flannel Bay, Historic, Invicta, Jenny Packham, Maiocci, Matchless, Maurizio Massimino, Mes Demoiselles, Onomato, Plein Sud Jeanius, Reiko, Superga, Witty Knitters, Zenggi Adventure Fashion Gmbh, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.431049, info@adventure-gmbh.de, www.adventure-gmbh.de
Ein Senkrechtstarter im Portfolio der Adventure Fashion GmbH: Onomato.
Another Souvenir Neues Kleinod
Neuestes Kleinod bei Another Souvenir: Friendship Bracelets von Estella Bartlett.
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Der Name Another Souvenir lässt bereits ahnen, worum es geht: Accessoires – Erinnerungsstücke der besonderen Art. Die von Tommy Wieler und Vanessa Baroni-Wieler gegründete Agentur aus Leinfelden bei Stuttgart konzentriert sich auf Schmuckhersteller, die das ganze Jahr über bestellt werden können und so den Bedarf der Händler jederzeit unmittelbar bedienen können. Das neueste Kleinod im Portfolio, für das die Agentur die gesamte D-A-CH-Region betreut, heißt Estella Bartlett. Das Londoner Label macht schlichten Modeschmuck wie Ketten und Armbänder mit verspielten Anhängern in ansprechenden Verpackungen zu moderaten Verkaufspreisen (25 bis 35 Euro). Auf dem Heimatmarkt ist Estella Bartlett unter anderem bei großen Departmentstores wie Selfridges, Harvey Nichols und Harrods vertreten. Der hiesige Erfolg ist mit Händlern wie den Gebrüdern Heinemann und Breuninger sicher nur noch eine Frage der Zeit. Labels: Anna + Nina, Brands of L.A., Bread & Boxers, Briston, La Môme Bijoux, Nach Bijoux, Paulo Coelho Pure Icons, Vanessa Baroni, Wood’D, Zinga Another Souvenir, Leinfelden/Deutschland, tommy@anothersouvenir.de, www.anothersouvenir.de
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Agentur Toepfer Neue Kleider braucht das Land
Individuelle Einzelstücke: 3D-Druck ermöglicht United Nude vielfältige Designoptionen.
Deluxe Distribution Schuhe aus dem Drucker Anlässlich der Vogue Fashion’s Night Out im taiwanesischen Taipei hat das italienische Schuhlabel United Nude ein weiteres Modell für seine 3D-Kollektion vorgestellt. Die Unterkonstruktion samt Absatz des Modell Ice Shoe ist von einem Eisblock, der zu einer geometrischen Skulptur geformt wurde, inspiriert. Dieser besteht aus PLA-Filament, einem biologisch abbaubaren Kunststoff, welcher aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt wird und sich von 3D-Druckern problemlos verarbeiten lässt. Die Riemen der Highheels bestehen aus Leder. Rem D. Koolhaas, Creative Director von United Nude: „Das 3D-Druckverfahren ermöglicht uns, mit neuen Formen zu experimentieren und diese viel schneller und ohne große Entwicklungskosten in kleinen Stückzahlen umzusetzen. Einen einzigartigen Schuh für einen besonderen Anlass zu entwerfen, war noch nie so einfach. Ich muss sagen, ich mag diese Art des sofortigen Arbeitens.“ Künftig werden auch Händler die Möglichkeit haben, die Highheel-Modelle aus der 3D-Kollektion zu ordern. Labels: Ben Sherman Footwear, Kerbholz, Kling, Minimum, Minus, Schutz, Skunkfunk, Smash, United Nude, WeSC Deluxe Distribution, Berlin/Deutschland, info@deluxe-distribution.de, www.deluxe-distribution.de
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Udo Toepfer hat seinem bereits ansehnlichen Markenportfolio ein weiteres Bijou hinzufügen können. Es war Liebe auf den ersten Blick, die Agentur lässt verlauten, man sei sofort von den „wunderschönen Kleidern überzeugt“ gewesen. Die Rede ist von Smarteez, einer Marke aus dem Hause Plissée S.P.A., designt von Marta Forghieri. Die Kleider, Blusen und Röcke sind aus Popeline, Seide, Crepe oder Cool Wool, auffälligste Dessins sind die Blockfarbenmuster im 1970er-Jahre-Stil. Die Preise liegen im Schnitt bei 80 bis 150 Euro im Einkauf. Für den Herbst sind Patchworkmäntel in Wolle angekündigt, Felle, viele Kleider, lässige Blusen und Hosen. Labels: 8pm, Barena, Betta Corradi, Circolo 1901, Erika Cavallini, F Cashmere, Faliero Sarti, Feel the Piece, GMS 75, Holy Ghost, Ma’ry’ya, Myths, Siyu, Smarteez, VSP Agentur Toepfer, Düsseldorf und München/Deutschland, office@agentur-toepfer.com, www.agentur-toepfer.com
Smarteez ist der farbenfrohe Neuzugang bei der Agentur Toepfer.
Agentur Stefan Wittmann Spannende Neuzugänge Der neueste Zugang im Portfolio der Düsseldorfer Agentur Wittmann ist die italienische Marke Baronio. Mitte Dezember fiel die Entscheidung, den Männerhosenspezialisten in Zukunft als Generalagentur für Deutschland zu betreuen. Die Kollektion besteht aus den drei Linien Classic, Sportive und Denim und reicht damit von Chinos über Wollhosen bis hin zu Cordhosen und Jeans. Ab dieser Saison ist Stefan Wittmann Von elegant bis modisch: Baronio-Hosen außerdem als Generalagentur in sind in vielen Varianten erhältlich. Deutschland und Österreich für den Vertrieb der deutschen Marke Ten117 verantwortlich. Neben den unten gelisteten Marken ist die Agentur Wittmann zudem für die Marken Absurd, Canadian Classics, Gardenia Copenhagen, Shoe Biz als Handelsagentur für die Gebiete Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und NRW zuständig sowie für die PLZ-Gebiete 0 bis 5 für die Marke Daniele Fiesoli. Labels: Baronio, Charlie Joe, Daily’s Nothing Better, Daniele Fiesoli Shirts, I Love My Moment, La Fée Maraboutée, Litchi, Moment by Moment, Nima 1708, P448, Project Foce, Silvian Heach, Ten117, Trevor’S Choice, Ylati Agentur Stefan Wittmann, Düsseldorf/Deutschland, T. 0049.211.58589690, stefan.wittmann@agentur-wittmann.de, www.agentur-wittmann.de
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In dieser Saison wird die Panorama gleich doppelt erlebbar: physisch und virtuell.
Panorama Physisch und virtuell In dieser Saison gibt es die Panorama gleich zweimal: Zum einen physisch vom 19. bis 21. Januar und einen Tag später in virtueller Form, für weitere 180 Tage und damit eine komplette Saison lang. So werden die Markenpräsentationen der Messe ins Netz übertragen und für den registrierten Besucher erlebbar gemacht, mit fotorealistischer und zentimetergenauer 3D-Kartierung aller neun Hallen auf 360-Grad-Film. Zusätzlich stehen dem Besucher über klickbare Points of Interest (POI) weitere Informationen wie zum Beispiel Lookbook und Kontaktdaten zur Verfügung. „Die Konsumenten erwarten, dass die Brands 24 Stunden am Tag, egal wo zur Verfügung stehen und Erlebniswelten schaffen“, so Jörg Wichmann, CEO Panorama Berlin. „Daran orientieren wir uns, auch wenn Panorama Berlin eine reine B2B-Plattform ist.“ Auch inhaltlich will die Messe ein rundes Bild bieten, ergänzt von dem neuen Nova Concept als Plattform richtungsweisender Mode und kuratierter Lifestyleartikel, gezeigt in Halle 9, die in den späten 1920er-Jahren errichtet wurde und mit neun Meter Höhe und rohem Betonboden die passende Kulisse bietet. 19. bis 21. Januar 2016, www.panorama-berlin.com
© Jochen Zick@actionpress
Show & Order Früher Kick-off
Verena Malta steht dem Messekonzept Show & Order vor und hat auch zur kommenden Saison spannende Neuigkeiten im Gepäck.
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Mit über 250 Marken und bereits einen Tag früher präsentiert sich die Show & Order zur Herbst-/Winter-Saison 2016. „Forever moving forward, lautet das Motto, dem wir konsequent treu bleiben“, sagt Messechefin Verena Malta. Entsprechend positioniert sich die Messe mit einem Early Bird Showdown nun bereits zum Auftakt der Fashion Week am 18. Januar. „Mit dieser Offensive ermöglichen wir Ausstellern und Händlern einen service- und branchenorientierten Messe-Kickoff.“ Auch einige Neuzugänge hat die Show & Order wieder zu verzeichnen, darunter Namen wie Raw, Mica Design, Seulement en Detail, Redirection, FederRock und Sincerely Jules. Zu den innovativen Areas zählt vor allem SO by Show & Order für Accessoires und Lifestyle. „Derzeit reüssieren französische Brands, die den internationalen Appeal der Messe einmal mehr unterstreichen“, erklärt Malta. „Auch der Accessoirebereich wird immer bedeutsamer. Die Kunden haben erkannt, dass sie mit den richtigen Accessoires nicht nur ihre Inszenierung am PoS inspirierender gestalten, sondern auch
gute Umsätze erzielen können.“ Dazu zählen beispielsweise Kollektionen wie Reptiles’ House, Gas Bijoux, Evél Juwel und Pernille Corydon. Darüber hinaus hat die Messe mit Marie-Lise Theiner einen neuen International Brand Manager. „Meine Aufgabe ist es, durch erhöhte Markenwahrnehmung unsere Stärken und die Präsenz auf dem internationalen Markt auszubauen“, so die gebürtige Kanadierin. „Die Show & Order ist ein tolles Konzept und bietet viele Potenziale.“ 18. bis 20. Januar 2016, www.showandorder.com
Brand Manager Marie-Lise Theiner ist neu im Team der Show & Order.
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Berlin, 19th – 21th January ´16 Stand H3-E14
Firenze, 12th - 15th January ´16 Area Teatrino - Cortile della Ghiaia
AGENTUR STEFAN WITTMANN, DÜSSELDORF VOLMERSWERTHER STRAßE 32 +49 211 5858 96 90 STEFAN.WITTMANN@AGENTUR-WITTMANN.DE
MATTHIAS SCHWARTE, MUNICH HEINRICH KLEY STRAßE 6 +49 893 580 57 6 M.SCHWARTE@AGENTUR-SCHWARTE.DE
PETER MEYER PM FASHION, SALZBURG CARL-ZUCKMAYER-STR.38 M1-EG/ TOP2 +43 676 330 324 2 OFFICE@PMFASHION.AT
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Premium, Seek und Bright Inspirations- und Innovationsstärke Die Premium-Gruppe präsentiert mit ihren drei Messen am Standort Berlin auf ca. 45.000 Quadratmetern rund 1.600 Kollektionen, von denen über 80 Prozent aus dem Ausland stammen. Damit werden die Segmente Advanced Contemporary Fashion, Urban Contemporary Menswear, Streetwear und Boardsport abgedeckt. „Mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent neuer Labels in jeder Saison sowie der kontinuierlichen Integration innovativer Konzepte bietet jede der drei Plattformen den visionären Blick auf den Markt, ohne dabei den Fokus für die Businessbelange der Branche aus den Augen zu verlieren“, erklärt Messechefin Anita Tillmann und ergänzt: „In der individualisierten, lückenlos informierten und globalen Gesellschaft ist Mode zu einem hochkomplexen und anspruchsvollen Thema geworden. Unsere Modemessen müssen daher flexibel, unvoreingenommen und innovationsfreudig sein, aber
vor allem gestaltend agieren, statt nur zu reagieren. Immer am Puls der Zeit wird dem Handel auf unseren Plattformen präsentiert, wonach die aktuelle Marktsituation verlangt. Innerhalb der einzelnen Modesegmente wird auf allen drei Messen jede Saison die Selektion geprüft, die Auswahl verfeinert und neu geordnet. Jede der unter der Premium-Gruppe geführten Modemessen zielt sehr genau auf die spezifischen Marktgegebenheiten und Ansprüche der jeweiligen Zielgruppe ab. Durch konstruktiven Austausch kann die Abgrenzung zwischen den Angeboten gehoben und die Profilierung der Portfolios optimiert werden. Jede Messe fungiert für sich als Handelsplatz, auf dem Angebot und Nachfrage im definierten Segment zusammengeführt werden. Das Ergebnis: klare Strukturen, ideale Orientierung und ein klarer Fokus auf Business.“ Premium, Seek und Bright, 19. bis 21. Januar 2016, www.premiumexhibitions.com, www.seekexhibitions.com, www.brighttradeshow.com
Die Premium-Gruppe punktet mit Verlässlichkeit, Qualität, Professionalität und Service.
ispo Munich Innovationen Vier Jahre nach der ersten Ausgabe der ispo Textrends – der Plattform für wegweisende textile Trends, innovative Materialien und Komponenten zur Herstellung von Sportbekleidung – kommt in dieser Saison die Kategorie Street Sports neu hinzu. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Hybrid, Natur und Leichtgewicht. Auf der Ausstellungsfläche in der Halle C3 werden 371 Produkte in den neun Kategorien Base Layer, Second Layer, Outer Layer, Membranes & Coatings, Accessories, Trims, Fibers & Insulations, Soft Equipment und Street Sports gezeigt, die von einer Jury aus unabhängigen Fachleuten ausgewählt wurden. Peter Waeber, CEO bluesign Technologies ag und Jurymitglied, erklärt: „Es gab einen enormen Zuwachs an Inno116 style in progress
vationen und die Industrie hat der Jury sehr starke Produkte präsentiert. ispo Textrends ist als neutrale Plattform Pflicht für jeden Designer, der auf der Suche nach Inspirationen ist. Die Jury ist so breit aufgestellt, dass garantiert die richtige Auswahl getroffen wurde.“ Außerdem haben Designer und Produktentwickler vor Ort die Gelegenheit für Networking und Sourcing. Zudem finden täglich vier Fachvorträge zu aktuellen Themen der Textilbranche statt. Wer das Forum nicht persönlich besuchen kann, findet alle Informationen ab Ende Januar 2016 im ispo Textrends Buch oder der App, die unter dem Suchbegriff Textrends im Apple iOS App Store zu finden ist. 24. bis 27. Januar 2016, www.ispo.com
Gallery Erweitertes Portfolio Der Countdown läuft für die Gallery in der neuen Location auf dem Gelände des ehemaligen Böhler Areals. Die stimmungsvollen Industriehallen beherbergen künftig Agenturen und Premiumfashion, Accessoires und festliche Mode. Zudem sind noch die Segmente Fast Fashion, Lifestyle sowie Organic Fair Trade Fashion hinzugekommen. „Die neuen Bereiche erweitern noch einmal das Angebot für unsere Kunden und dokumentieren die Vielseitigkeit der Gallery“, sagt Ulrike Kähler, Project Director National Fashion Shows. Die Gallery hat viele alte Bekannte von der Botschaft mitgebracht. Dabei sind Labels und Agenturen wie D-tails, Die Hinterhofagentur, Moderaum Fischer oder die Agentur Klauser. Aussteller wie Anett Röstel, Ümit Ünal, Rundholz oder Beate Heymann Streetcouture gehören ebenfalls zum Repertoire der Gallery. Bereits Ende Oktober war die Red-Carpet-Halle in der Federnfabrik nahezu ausgebucht. Geplant sind eigene Shows für Red Carpet und die Gallery. Das Areal Böhler ist durch ein Shuttle-System mit den wichtigsten Hotels und zentralen Haltepunkten in der Stadt verbunden, zudem gelten die Messetickets als Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr. Rund 1.500 Parkplätze stellen die Veranstalter zudem auf dem Areal zur Verfügung. Gallery, 29. Januar bis 1. Februar 2016, Red Carpet, 31. Januar bis 2. Februar 2016, www.the-gallery-duesseldorf.com
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messen
Munich Fabric Start Happy Birthday! Zum 20-jährigen Bestehen der Messe hat das Team der Munich Fabric Start seinen Blick einmal mehr weit über den eigenen Tellerrand hinausgerichtet: Wie sähe Mode aus, wenn die modische Zielgruppe kein bestimmtes Alter oder Geschlecht mehr hätte? Der spannenden Frage nach der Klientel von morgen, die in einer Art idealisierter Junglebigkeit völlig andere Anforderungen an Bekleidung stellt, will die kommende Veranstaltung im Februar auf den Grund gehen. Eine Antwort steht schon jetzt fest: Die Trends für Frühjahr/Sommer 2017 leben von Emotionen, die über besondere Materialien, textile Leichtigkeit, technische Looks und haptische Oberflächen transportiert werden. Rund 950 internationale Aussteller aus 37 Ländern und circa 20.000 Fachbesucher werden diesmal erwartet, die Messe will sich bis
Ende 2016 flächenmäßig erweitern: „Aktuell arbeiten wir am Konzept und der Erschließung einer neuen Kreativfläche mit weiteren 2.500 Quadratmetern, die optimal zwischen dem MOC und der Zenith Halle angebunden liegt und Raum für neue Ideen und Areas bietet“, sagt Managing Director Sebastian Klinder. Auch die Weiterentwicklung des erfolgreichen Showin-Show-Konzeptes der Denimund Sportswearmesse Bluezone steht auf dem Plan. „Mit ihrem sorgfältig zusammengestellten, internationalen wie qualitativen Angebot bedient die 40. Munich Fabric Start erneut alle wichtigen Segmente für die Textilbranche. Wir sind zuversichtlich, dass die Messe auch 2016 an die konstant erfolgreiche Entwicklung der letzten Saisons anknüpft, was uns besonders zu unserem 20-jährigen Jubiläum sehr freut“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Klinder. Munich Fabric Start und Bluezone, 2. bis 4. Februar 2016, www.munichfabricstart.com
Rund 800 Brands werden von der GDS im Februar präsentiert.
GDS Informationspool Zur 121. GDS zeigt die Messe über 800 Kollektionen in drei Lifestylewelten, die von den internationalen Shoppingmetropolen inspiriert sind. Im Bereich Highstreet ist die Marke Timberland der prominenteste Neuzugang, hinzu kommen Lyle & Scott, Rockland, Franzini und Via Scarpa als weitere Neuaussteller. Studio, der hochwertigste Bereich der GDS, präsentiert als Rückkehrer die Kollektion Lottusse, flankiert von neuen Kollektionen wie Oliver Sweeney, La Bottega di Lisa und Roy Robson. Die Pop-up Area in Halle 10 schließlich präsentiert die Rückkehr von G-Star. In Sachen Trendprogramm wird das zur letzten GDS begonnene Motiv Digital Craft
weiterentwickelt. So sollen unter dem Motto Fusion of Digital and Real Life Shop Experience beide Welten in Einklang gebracht werden. Last but not least informieren die GDS Fashion Shows und die Shows individueller Brands in Halle 10 über die Looks der Saison, ebenso wie die Trend Spots in Halle 5. In die vierte Runde geht das Fashion Blogger Café Shoedition, ein Treffpunkt nicht nur für Fashion-Blogger, zu dem das jeweils vor dem Start der GDS gewählte Blogger-Testimonial persönlich gewählte Trends präsentiert und außerdem Vorträge zum Blogger-Business gehalten werden. 10. bis 12. Februar 2016, www.gds-online.com
Aline Schade von The Supreme Group begrüßt die strategische Erweiterung.
Supreme Women&Men Einstieg in den B2C-Bereich Der Modemessenveranstalter Munichfashion Company GmbH/The Supreme Group aus München erweitert sein Portfolio und akquiriert vier B2C-Messen des insolventen Veranstalters TMS aus Dresden. Dabei handelt es sich um die Heimtiermessen in Hannover, Dresden und München sowie die Kulinarium & Vinum in Dresden, die zukünftig unter der Dachmarke The Supreme Group vermarktet werden. Zudem wurden die Rechte an zwei weiteren Messeveranstaltungen im B2C-Bereich gesichert. Geschäftsführerin Aline Schade: „Wir freuen uns, die Übernahme der Messen der insolventen TMS Dresden realisiert zu haben, und über die Herausforderung, diese spannenden Veranstaltungen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Im Zuge der Akquisition wurden vier Mitarbeiter von TMS übernommen, die gemeinsam mit unserem dynamischen Team die Messen weiterentwickeln werden.“ Mit jährlich elf Ordermessen an den Standorten München und Düsseldorf, die unter der Dachmarke The Supreme Group zusammengefasst sind, zählt die Munichfashion Company GmbH zu den führenden Veranstaltern von Modemessen in Deutschland. Darüber hinaus vermarktet die Firma die beiden fest angemieteten Messelocations; das MTC Haus 1 in München sowie das B1 in Düsseldorf mit über 30 Fremdveranstaltungen jährlich. Supreme Women&Men Düsseldorf, 30. Januar bis 2. Februar 2016, Supreme Women&Men München, 13. bis 16. Februar 2016, www.munichfashioncompany.com
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Quinto Ego Not worn, but lived!
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Menil Tradition und Moderne
Ihr Name beschreibt ihr Team: Gemeinsam mit drei weiteren Künstlern aus der Toskana gründete Matteo Squassoni 2011 die Fashion Accessoires-Marke Quinto Ego – der Fünfte im Bunde ist quasi die Kreativität und ihr Inspirationsgeist in Persona. Seit 2015 werden die ausgefallenen Schmuckstücke von Quinto Ego von der Agentur D-tails aus München auch auf dem deutschen Markt vertreten und sie begeistern eine wachsende Fangemeinde mit Schmuck, der seinen charakteristischen Look durch spezielle Veredelungsprozesse erfährt. Das ausschließlich verwendete Sterling-Silber wird durch einen künstlichen Alterungsprozess in seinem Aussehen und seiner Materialbeschaffenheit so bearbeitet, dass es einen uniquen Vintage-Look erhält. „Not worn but lived“, ist das Motto von Quinto Ego, die auf 100 Prozent Handarbeit und 100 Prozent made in Italy setzen. Die durchschnittlichen EK-Preise der Bestseller wie dem Horseshoe Ring oder dem Amor Ring liegen dabei zwischen 65 und 70 Euro. D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.quintoego.com
Als hochwertige Strickkollektion mit Fashionaccessoires für Jungs, Mädchen und Babys hat sich die Münchner Marke Ginger and Ruby einen Namen gemacht – weit über die Grenzen der Kinderzimmer hinaus. Zur Herbst-/ Winter-Saison 2016 erweitert die Münchner Designerin Aylin Krüger nun ihre liebevoll gestaltete Stilwelt um eine Linie für Frauen mit Strickoberteilen, Schals, Mützen und diversen Home Accessoires, alles in feinem mongolischen Cashmere. „Die Qualität der Produkte und das entspannte Styling hat uns überzeugt“, sagt Julia Meuer von der Hinterhofagentur. Sie übernimmt in Deutschland und Österreich den Vertrieb für die DOB-Linie von Ginger and Ruby. Mit EK-Preisen zwischen 60 und 90 Euro für Pullover und 30 bis 75 Euro für Schals und Mützen richtet sich Ginger and Ruby an trendbewusste Indepentent Stores und hochwertige Damenboutiquen. Die Hinterhofagentur, München/ Deutschland, T 0049.89.38887747, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.gingerandruby.com
Die Marke Menil steht für ehrliche Produkte mit einem anspruchsvollen und farbenfrohen Look, zeitgenössischem Anspruch und höchster Qualität. Die Historie und der Name der Marke ist eine Hommage an André Menil, den Großvater des Gründers, der als Garn- und Stoffhändler durch Europa reiste. Die klassischen Steppjacken von Menil stehen für britischen Country-Lifestyle und werden auf ursprüngliche Art und Weise im Osten Londons gefertigt. Erhältlich sind sechs Varianten für Damen und Herren in 14 Farben, darunter ein Modell mit Kapuze, eine Weste und eine Bomberjacke. Fünf Dufflecoat-Modelle für Damen und Herren aus Doubleface-Wollmaterial in bis zu 14 Farben werden ebenfalls in London produziert. Die VK-Preise liegen zwischen 199 und 399 Euro bei einer 2,5er- bis 2,6er-Kalkulation. Made in Europe sind auch die Schals, Lederaccessoires und die Taschenkollektion Honoré. Inspiriert von ursprünglichen Pariser Designs, besteht das Obermaterial aus Viskose und die Tragegriffe und Applikationen aus hochwertigem Sattlerleder. Zur Auswahl stehen vier Taschen in 20 Farben in den Größen S und M für Damen sowie ein Unisex-Shopper und ein Weekender. Deutschland: Fashion Factory Mark Gruetters, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.31129901, mg@ffbymg.com; Österreich, Schweiz: Panorama Europe GmbH, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.30212621, fs@panorama-europe.eu, www.menil.eu
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Bonvirage Crazy, sexy & cool
Feneun Halsschmeichler
Heritage Stitch Null Basics
Das Düsseldorfer Label Bonvirage bietet bedruckte Leggings und Tights von dezent und zurückhaltend bis auffällig und expressiv aus festen und hochwertigen Stoffen als Sofortkollektion. Hergestellt werden die Hosen in Italien. Ab Januar besteht die Möglichkeit zur Vororder und es werden hautenge und tiefsitzende Lederhosen aus anschmiegsamem, stretchigem Lammleder in die Kollektion mit aufgenommen. „Das beständige und zugleich ultrakomfortable Material ergibt in Kombination mit dem femininen Five-Pocket-Schnitt ein sehr spezielles und ausdrucksstarkes Kleidungsstück. Clevere Details wie der Reißverschluss an der Innenseite des Beines garantieren Vielseitigkeit und Freiheit in Sachen Styling. Mit nur zwei einfachen Handgriffen kann so aus der sexy Röhre eine trendige Lederhose mit leichtem Schlag gemacht werden“, erklärt Hye-Won Weidekamp von Bonvirage Clothing. Die Verkaufspreise liegen zwischen 99 und 119 Euro. Zum aktuellen Kundenstamm gehören Läden wie Petra Teufel, Richie, Fashion Clinic, Stierblut, Steffl, Weiss und The Address Idea in Prag. Zu sehen ist die Kollektion im Januar auf der Who’s Next Paris, im Showroom Düsseldorf und auf der Premium Order in München. 37.5 Fashion Agency, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.6902573, info@37-5-beloved.com, www.bonvirage-clothing.com
Clara Chrocziel studierte Mode in München und Florenz, arbeitete für Brands wie Moncler, Schumacher und Hugo Boss – und startete 2014 mit einem eigenen Label. Feneun heißt die Marke, die sich ausschließlich aufwändig hergestellten Schals widmet. Digitale Drucke, handgemalte Details, Jaquardmuster – um den Schals Einzigartigkeit zu verleihen, lässt sich die Designerin viel einfallen. Gefertigt wird in einer familiengeführten toskanischen Manufaktur. Zu den ersten Handelskunden der Marke zählen Helmut Eder in Kitzbühel oder die Boutique Schröder in München. Die EK-Preise liegen zwischen 30 und 180 Euro, im VK empfiehlt die Inhaberin 90 bis 490 Euro. Alle Schals und Tücher werden in einer kontrollierten Auflage produziert, von den meisten Modellen gibt es Lagerbestand – so lange der Vorrat reicht. Zu entdecken auf Messen wie der Premium in Berlin, Premiere Classe in Paris und Scoop in London. Feneun, Clara Chrocziel, München/ Deutschland, T 0049.172.1400816 sales@feneun.com, www.feneun.com
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Es war die Entdeckung dieser kleinen, feinen Strickmanufaktur im italienischen Carpi in der Provinz Modena, die sich auf kunstvolle Feinund Grobstrickwaren und vor allem auf die außergewöhnliche Kunst des Stickens spezialisiert hat. Valentino de Luca überzeugte das Gesamtpaket des sympathischen Familienbetriebs, wo in dritter Generation auch heute noch auf teilweise alten Maschinen produziert wird – alles zu 100 Prozent Handarbeit aus Italien. „Das sind ganz besondere Strickteile, die sich durch kunstvolle Stickereien und ganz ungewöhnliche Strickmuster auszeichnen. Das hat mich zum Namen Heritage Stitch inspiriert, denn hier wird noch traditionell gearbeitet. Von Fein- bis Grobstrick ist alles dabei, aber null Basics, das hier sind Einzelstücke“, erklärt der Designer. Die Kollektion wird erstmals im Januar und Februar zur Order angeboten, die erste Auslieferung ist dann im Juli 2016. Heritage Stitch präsentiert je sechs Modelle für Männer und Frauen in je vier bis sechs Farben. Die VK-Preise reichen von 189 bis 329 Euro. Für Deutschland hat Lars Fischer den Vertrieb übernommen, in Österreich Parisa Engel und in der Schweiz die Modeagentur Sacha Rohr. Deutschland: Moderaumfischer, München/ Deutschland, T 0049.89.45239893, lars@moderaumfischer.de Österreich: Parisa Engel Modeagentur, Wien/ Österreich, T 0043.676.7002677, info@parisaengel.com, Schweiz: Modeagentur Sacha Rohr, Glattbrugg/ Schweiz, T 0041.43.2119021, info@sacharohr.ch, www.luckydeluca.com
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ciff.copenhagen.hot I.HOT II.CPM.Moskau. Panorama.cpd.fashion.week.d端sseldorf. fashion.premiere. Creation Gross GmbH & Co. KG // HoubirgstraSSe 7 // 91217 Hersbruck // Germany // www.cg.fashion Phone +43 (0) 664 4 12 35 17 // e-mail: h.kitzler@carlgross.com
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Dieser Sneaker steckt voller Werte: 1923 wurde die Schuhmarke Andrea Zori von einem Familienunternehmen in der Provinz Venetien gegründet, wo das Schuhandwerk eine 800-jährige Tradition hat und bis heute die überlieferten Fertigungstechniken angewandt werden. Qualität ist bis heute die gelebte Produktphilosophie. Schließlich übernahm das Familienunternehmen von Giorgio und Paolo Xoccato, zu dem auch die Hemdenmarke Xacus gehört, die Schuhmarke und begann mit der internationalen Expansion. Der Kern der Marke ist ihre unverkennbare Designhandschrift und die Herstellung in Italien: Im Zentrum stehen luxuriöse Premiumsneaker sowie eine Schuh- und Accessoirekollektion, deren Produkte in Material, Finishing und Optik aufeinander abgestimmt sind. Mit EK-Preisen zwischen 85 und 100 Euro für die hochwertigen und reduziert designten Sneaker richtet sich die Marke gezielt an den Premiummodefachhandel. In diesem Januar starteten die Heritage Agents aus München mit dem Verkauf in Deutschland und Österreich und konnten bereits in der Preview namhafte Kunden überzeugen. Neben der Hauptkollektion strebt Andrea Zori auch ein kleines NOS-Programm für die klassischen Schuhe an. Die Heritage Agents präsentieren die Marke erstmals auf dem Pitti Uomo in Florenz. Heritage Agents, München/Deutschland, T 0049.89.32668063, info@heritage-agents.com, www.andreazori.com
Im Jahr 2001 verwirklichten Jochen Smuda und Martin Fussenegger mit Ucon Acrobatics ihre Vision einer Lifestylemarke, die sich durch cleanes Design, Kreativität und qualitativ hochwertige Verarbeitung auszeichnet, ohne Kompromisse bei der Qualität oder der Produktion einzugehen. Künftig konzentrieren sich die beiden in ihrem Berliner Studio direkt am lebhaften Boxhagener Platz voll und ganz auf ihre rund 80-teilige Taschen- und Rucksackkollektion. Exportiert wird in die USA, nach Kanada, Australien sowie in viele europäische Länder. Die VK-Preise liegen zwischen 29 und 89 Euro. Nicht nur die Corporate Social Responsibility bei der Herstellung ihrer Produkte liegt den Machern am Herzen, sie unterstützen mit ihrer Marke zudem die Welthungerhilfe, die Tierrechtsorganisation PETA und die Aktion Deutschland Hilft. Der Vertrieb im Norden und Osten Deutschlands wird in Eigenregie durchgeführt, im Süden und Westen ist die Agentur Lake Distribution zuständig. Zu sehen ist die Kollektion in dieser Saison auf dem Pitti in Florenz, der Seek in Berlin, der Jacked Required in London und auf der Liberty in Las Vegas. Deutschland: Ucon Acrobatics, Berlin/Deutschland, T 0049.30.89204861, hello@ucon-acrobatics.com Österreich: Agentur Stirner, Salzburg/Österreich, T 0043.662.453373, office@stirner-agency.com, Schweiz: Display Distribution Thomas Raynal, Zürich/Schweiz, T 0041.76.3495914, thomas@ucon-acrobatics.com, www.ucon-acrobatics.com
Das Entschleunigen mit Stil hat Markengründerin Daniela Huber sich selbst und ihrer Marke Sloww als gelebte Philosophie auf die Fahnen geschrieben – daher auch der Name. Mit luxuriösen Layering Pieces aus feinen Strickfleeces für drinnen und draußen setzt sie auf eine raffinierte, aber auch unaufdringliche Designhandschrift. Jedes Teil wird in der Schweiz entworfen und in Deutschland in Handarbeit produziert – es kommen ausschließlich hochwertige italienische Wollen und Stoffe zum Einsatz. Der ökologische Footprint ist Daniela Huber sehr wichtig, denn sie sieht ihre Casual-Luxury-Kollektion auch als persönlichen Gegenentwurf zu ihrem langjährigen Berufsweg als Designerin für verschiedene Sportmarken im Funktionsbereich. Natürlich nachwachsende und zum Teil eigens entwickelte Materialien wie Caregora, die erste zertifizierte Angorafaser, werden daher so sorgfältig und ressourcenschonend wie möglich verarbeitet. Die gebürtige Salzburgerin gründete Sloww 2014 in Bern mit ihrer Kreativagentur Designresource. In der Erstkollektion für Herbst/Winter 2016 präsentiert sie sieben Modelle mit einem Fokus auf Jacken und Ponchos, die VK-Preise liegen dabei zwischen 379 und 699 Euro. Schweiz: MPH Agentur, Zürich/Schweiz, T 0041.79.4579822, info@mphagentur.com, Österreich: Personal Dressroom, Salzburg/ Österreich, T 0043.699.16188901, horst.steinacker@personal-dressroom.at, www.sloww.ch
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Premium Berlin 19. – 21. Januar 2016 Modefabrik Amsterdam 24. – 25. Januar 2016 Premium Order Munich 13. – 15. Februar 2016 www.iqplusberlin.com
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Pianura Studio Extravaganz aus Rom
P448 O Sole Mio
Costumein Hemdensache
Das italienische Designer-Sneakers-Label P448 wurde 2012 gegründet und folgt dem Motto:„You can surf later!“ – soll heißen: Wenn du unsere Turnschuhe trägst, genieße den Augenblick, alles andere kann warten. Die Kollektion beinhaltet gängige Modelle wie Running, Skate, Slip-on und Tennis-Sneakers in exklusiven Materialkombinationen aus Vollleder, Rauleder, Mesh sowie Canvas mit knallbunten Mustern und Schriftzügen. Die Schuhe mit coolen Prints und Vintage-Finishes gibt es sowohl für Frauen als auch für Männer. Zur Wahl stehen flache oder halbhohe Varianten. Zum Einsatz kommt ausschließlich in Italien gegerbtes Leder. Alle Styles haben ein waschbares Fußbett und sind mit Frottee gefüttert. Die Kollektion beinhaltet rund 70 Styles zu VK-Preisen von 169 bis 219 Euro bei einer 2,8er-Kalkulation. Zudem gibt es in jeder Saison eine kleine Capsule-Kollektion mit Abwandlungen der Bestseller aus der Hauptkollektion. P448 hat allein in Italien bereits 250 Kunden. Dazu kommen nochmals 250 Kunden in den Niederlanden, Belgien, Spanien, Deutschland und Österreich. Ab der kommenden Saison wird auch nach Korea, Norwegen, Griechenland, Frankreich und in die Schweiz exportiert. Zu sehen ist die Kollektion auf der Premium in Berlin, der Premium Order München und der GDS in Düsseldorf. Deutschland: Agentur Stefan Wittmann, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.58589690, stefan.wittmann@agentur-wittmann.de Österreich: Smashbox, Amsterdam/ Niederlande, T 0031.20.6173533, info@smash-box.nl, www.p448.it
Was sie von anderen Shirt-Brands unterscheidet? Zum Beispiel unkonventionelle Detaillösungen wie unterschiedliche Abstände in der Knopfleiste. Was sie einzigartig macht? „Die Hemden duften auch nach mehrmaligem Waschen noch nach Meer“, erzählt Patrick Coppolecchia-Reinartz von D-tails, der im August letzten Jahres die Marke übernahm. Im Winter 2013 gegründet, hat sich der italienische Hemdenspezialist Costumein aus der Nähe von Neapel zu einer ausgefallenen Kollektion entwickelt, die inzwischen in Italien, Deutschland und Japan verkauft wird. Dahinter steht Alessandro Adamo, der selbst aus einer Textilfamilie stammt und dem das Produktions-Know-how und die Liebe zur präzisen Maßschneiderei in die Wiege gelegt wurden. Mit seiner sehr speziellen Nischenkollektion spricht er gezielt unabhängige, individuelle Stores an, die das innovative an seinen Hemden zu schätzen wissen: hohe Qualitätsstandards, Originalität im Produkt und funktionale, modische Details. Costumein produziert zwei Kollektionen im Jahr mit saisonalen Lieferrhythmen – jeweils sechs Styles gibt es als NOS-Programm – und die EK-Preise liegen zwischen 48 und 58 Euro für ein Hemd, die Kalkulation ist 2,5 bis 2,8. D-tails zeigt die Marke auf den Messen Panorama und Gallery. D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.costumein.com
Sie sind nicht nur Bruder und Schwester, sondern vor allem ein unschlagbares Team, wenn es um die Kunst der Strickproduktion geht: Anna und Salvatore Pianura gründeten bereits 1980 ihr Unternehmen und sind heute in über 40 Ländern an über 900 Points of Sale damit vertreten – das Exportgeschäft macht inzwischen über 50 Prozent des Umsatzes aus. Vom Headquarter in Rom aus koordinieren sie jeden einzelnen Produktionsschritt über die eigenen Produktionsstätten, denn alle Produkte der DOB- und Accessoirekollektion stammen zu 100 Prozent aus Italien. Und das ist ihre große Stärke, denn so können sie ihre experimentellen Designs und Prints, inspiriert von der Op-Art der frühen 1970er-Jahre, ungewöhnlichen Muster- und Materialkombinationen, knalligen Patchworks und vor allem jeder Menge Farbe in Eigenregie umsetzen. Als einzige Kollektion im modischen Topsegment geht Pianura Studio bis Konfektionsgröße 48 und präsentiert neben den zwei Hauptkollektionen pro Jahr auch zwei Pre-Collections. Patrick Coppolecchia-Reinartz von der Agantur D-tails in München übernahm zur Herbst-/Winter-Saison 2016 den Verkauf und präsentiert die Kollektion erstmals auf der Gallery in Düsseldorf. Für ihn ist das Preis-Leistungs-Verhältnis mit EK-Preisen von 65 Euro für Hosen und 80 Euro für Strick ein zentrales Argument: „Für besondere italienische Produkte wie Pianura Studio ist momentan der richtige Zeitpunkt, aber wir brauchen auch bestimmte Preisgrenzen.“ D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.pianurastudio.it
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THE ICONIC BOMBER SCHOTT NYC MA-1
www.schott.eu | SEEK Contemporary Fashion Trade Show, 19.-21.01.16, BOOTH C-67 New Showroom: Fichtenstr. 70, 40233 D端sseldorf
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La Jolie Mit Hand und Herz
Nicole Benisti Kanadischer Glamour
Alessandra Bi Für bekennende Softies
Großformatige Fellverbrämungen an Kapuzen und Säumen, glamouröse Materialkombinationen und modische Schnitte: Die charismatische Designerin Nicole Benisti ist gerade das modische Aushängeschild Kanadas, Montreal ist ein fester Bestandteil der Marken-DNA, die die raue Natur Kanadas mit internationalem High-Fashion-Anspruch kombiniert. Es gibt die Linien Nicole Benisti Luxury, Nicole Benisti Signature Collection, NB Series und die Herrenlinie M. Benisti. Bestseller wie Parkas mit bunten Fellen in Rosa, Fuchsia, Hellblau oder Weiß in der Saison Herbst/Winter 2016 sind als NOS-Programm aufgelegt, denn der Einsatz von solchen Trendfarben im Pelz ist gleichzeitig auch die große Stärke der Marke. Mit dieser Saison übernimmt die Agentur D-tails in München den Start-up-Vertrieb für die Kollektion, die sich mit EK-Preisen zwischen 300 und 1.000 Euro an das Topsegment im Handel richtet. „Mich hat das Preis-Leistungs-Verhältnis der Parkas überzeugt. Das ist ein Produkt, mit dem wir uns sehr punktuell an rund 30 Kunden in Deutschland und Österreich richten, die im obersten Premiumsegment angesiedelt sind“, erklärt Agenturinhaber Patrick Coppolecchia-Reinartz. D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.d-tails.de
Der italienische Strickspezialist BMA aus dem toskanische Sansepolcro, der für seine außergewöhnlichen nahtlosen Rundstrickverfahren bekannt ist, hat mit der Marke Alessandra Bi im Sommer 2015 eine neue Herausforderung angenommen: Sie nennen es den Easy Way of Cashmere, denn es geht darum, die extrem luxuriösen Strickteile, die ausschließlich in Italien gefertigt werden, so zu designen, dass sie sich jeder Lebenslage und jeder Figur optimal anpassen – und den Alltag etwas softer machen. Die Kollektion besteht aus rund 30 Einzelteilen, wo jedes charakteristisch für sich selbst steht, vom Kleid bis hin zum Strickoverall. Dabei stehen auffallende Silhouetten und sehr modische Schnitte im Vordergrund. Im VK liegt die Kollektion bei einer 2,7er-Kalkulation zwischen 300 und 400 Euro, es wird vorerst zwei Kollektionen pro Jahr geben. Die Agentur Modeist von Marion Hoferer übernahm Ende letzten Jahres den Vertrieb für Deutschland und Österreich und präsentiert die Marke erstmals auf der kommenden Premium in Berlin. Sie richtet sich mit der femininen Cashmere-Kollektion an den gehobenen Facheinzelhandel – der einen Sinn für diese Art besondere Nischenlabel hat. Modeist GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.15985591, info@b-kleidung.com, www.alessandrabi.com
Die in München lebende Designerin Sandy Perez-Martinez hat eine Leidenschaft für den perfekten Stoff. Um diesen jede Saison zu finden, überlässt sie nichts dem Zufall – sie entwickelt ihre Stoffe zum größten Teil selbst. Blusen, die das Herzstück von La Jolie sind, werden aus feiner Liberty Seide gefertigt. So kommen exklusive und einzigartige Drucke, Dessins und Materialkombinationen zustande, die ihre ausgefallene, lebensfrohe und feminine DOB-Kollektion mit jeder Menge Leben füllen – 100 Prozent made in Germany. 2013 in München gegründet, konnte La Jolie bereits Kunden wie Susanne Benter überzeugen, ein Store, der sinnbildlich für die ideale Positionierung der Marke im Handel stehen könnte: Es ist die individuelle, inhabergeführte Boutique mit einem urbanen, anspruchsvollen Sortiment. Für die Herbst-/Winter-Saison 2016, in der sie rund 36 Teile zeigt, konnte Sandy Perez-Martinez Julia Meuer von der Hinterhofagentur für den Vertrieb gewinnen. Die EK-Preise liegen für Seidenblusen um bei 110 Euro, für Kleider zwischen 150 und 170 Euro und für Kurzmäntel und Blazer zwischen 120 und 150 Euro. Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, T 0049.89.38887747, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.lajolie.cc
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Pride to be Höchste Konzentration!
Lumberjack Neustart
Begg & Co Cashmere-Träume
Nach rund sechs Jahren Abstinenz kehrte die Schuhmarke Lumberjack 2013 unter neuem Eigentümer, der türkischen Ziylan Group, mit neuer Produktstrategie und neuer Firmenzentrale in Mailand auf den deutschen Markt zurück. Für Herbst/Winter 2016 startet sie nun mit dem Team der Münchner Agentur D-tails, das sich mit dem Produkt nicht an den Schuh-, sondern gezielt an den Modefachhandel richtet, ganz neu durch. In der exklusiven Positionierung der kommerziell ausgerichteten Kollektion sieht Patrick Coppolecchia-Reinartz das große Potenzial von Lumberjack. Die EK-Preise liegen dabei zwischen 50 und 65 Euro. Den Outdoor- und Adventure-Charakter hat sich Lumberjack bis heute als starke Marken-DNA erhalten, allerdings ist die Produktpalette für Damen, Herren und Kinder weit darüber hinaus gewachsen und feiert den Yellow Boot heute nur noch als Heritage-Kernprodukt. Produziert werden die Schuhe an der Riviera del Brenta, aus Tradition eines der Schuhproduktions-Kompetenzzentren Italiens. D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.d-tails.de
150 Jahre Tradition in der Verarbeitung von Cashmere: An der Westküste Schottlands entstehen unter dem Namen Begg & Co seit langem Cashmere-Träume, vor allem Stoffe. Jetzt will die Manufaktur mit eigenen Produkten punkten, unter dem Namen Alex Begg & Co. Designt wird die Linie von den beiden Designern Michael Drake (ja, der von Drake’s London) und Angela Bell (ja, die von Queen & Belle). Zwei saisonale Kollektionen begeistern hierzulande unter anderem Kunden wie Lodenfrey, Bungalow oder Dantendorfer. Selbst für hartgesottene Cashmere-Liebhaber eine Sensation: Die federleichten Stolas der Marke, zum Beispiel das Modell Wispy, für das unglaubliche acht Kilometer Garn verwoben werden. Exklusive Entwicklungen wie zum Beispiel die Linie Nuance, bei der fünf Farben Cashmere-Garn miteinander verwoben werden und so einen unvergleichlichen Farbeffekt kreieren. Premium Brand Group, München/Deutschland, T 0049.89.27273414, office@premiumbrandgroup.de, www.beggandcompany.com
Hinter dem mutigen Namen steht ein erfolgversprechendes Team: Pride to be entstand im September 2015 als Zusammenarbeit der Münchner Modeagentur Modeist, dem renommierten Lederspezialisten JCC aus Deizisau und dem jungen Designer Timothy Hoferer aus München. Mit einem kleinen, feinen Programm aus zehn Jacken und zehn im Design auf die Oberteile abgestimmten Taschen aus edelstem Lamm-Nappa richtet sich Pride to be mit einer sehr konzentrierten, scharfen modischen Aussage an Kunden im gehobenen Mittelpreissegment. Die VK-Preise liegen mit einer 3,0er-Kalkulation um die 199 Euro für Taschen und um die 399 Euro für Jacken. In der ersten Saison wird es voraussichtlich nur ein kleines Lagerprogramm geben. Das Team von Modeist sieht in dem kleinen, runden Programm mit einem frühen Ausliefertermin im Juni und Juli 2016, dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis der Kollektion und vor allem in der Flexibilität des Lederspezialisten JCC hinsichtlich der Sortimentsgestaltung ein enormes Potenzial und präsentiert die Marke erstmals auf der Premium in Berlin und der GDS in Düsseldorf. Modeist GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.15985591, info@b-kleidung.com, www.modeist.com
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060 THE LONGVIEW
Nick Wooster: „Das Zeug muss gut sein.“
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Rauchen ist in New York verpÜnt. Bei Nick Wooster ist die Zigarette im Bild dennoch fast ein Markenzeichen – als Kontrast zu seiner makellosen Erscheinung.
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Nick Wooster zieht sich gut an. Das kann man ebenso gut sagen wie: Albert Einstein war ganz gut in Physik. Auf Social Media und Blogs ver folgen Hunderttausende jedes einzelne Outfit, das Wooster trägt. Da durch ist er zu einem der meistfotografierten Männer geworden – mit 55. Sorgsam hat er seinen Geschmack geschliffen, auf Verkaufsflächen, in Showrooms, in der Warendisposition. Nachdem er als Herrenmodeein käufer für Häuser wie Barneys New York, Neiman Marcus und Berg dorf Goodman gearbeitet hatte, wandte sich Nick Wooster dem Mode- Consulting zu. Nach zwei Sitzungen mit dem Label Lardini fragten ihn die Italiener, ob er mit ihnen eine Kollektion machen würde. Das tat er – mit einem zerzausten Kontrast zum eleganten Stil der Marke – und stellte ein für allemal klar: Dieser Mann kann es sich nicht nur erlauben, zwei verschiedene Schuhe zu tragen, er kann sie auch verkaufen. style in progress wollte wissen, was diese Magie ausmacht – und wie die Macht strukturen der Mode von innen aussehen. Interview: Petrina Engelke. Fotos: Clemens Kois, Lardini Herr Wooster, es gibt ein „Who The Fuck Is Nick Wooster“-T-Shirt von Todd Snyder. Hatten Sie damit etwas zu tun?
Ja, hatte ich. Für eine Townhouse-Veranstaltung in Tokio, zu der ich kommen sollte, planten sie ein T-Shirt. Als ich unter den Entwürfen dieses sah, sagte ich: Das müssen wir machen, das wird ein Spaß. Ich meine, es gibt ja einen „Fuck Yeah Nick Wooster“-Tumblr und Fansites auf Instagram und Facebook, an denen ich nicht beteiligt bin. Wie macht ein 55-Jähriger so was? Das fände ich auch dann interessant, wenn es nicht mir geschähe. Denn so etwas würde ich selbst mit Absicht nicht hinbekommen. Aber irgendetwas müssen Sie doch gemacht haben.
Ich kenne die Macht von Social Media, die Macht von Street style-Fotografie, und ich weiß, warum bestimmte Dinge fotogen sind. Und ja, ich wechsle meine Garderobe häufig. Aber das habe ich schon lange vor Instagram und Konsorten getan. Sie haben mehr als eine halbe Million Follower auf Instagram, plus weitere auf Twitter und Tumblr. Wann dämmerte Ihnen, dass Sie so viel Aufmerksamkeit anziehen?
Also das wurde mir im Februar 2011 bewusst. Als ich im Januar 2010 als Men’s Fashion Director bei Neiman Marcus und Berg 116 style in progress
dorf Goodman begann, wurde ich auf dem Weg zur Arbeit von Tommy Ton und Scott Schuman fotografiert und sie stellten das sofort auf Blogs bei GQ.com und Sartorialist. Danach tauchten in meinem Google Alert Dinge von Tumblr auf. Ich verstand das nicht so richtig, ich wusste nur, dass ich Content wurde. Damals kannte ich Twitter und Facebook, aber Tumblr nicht, und Instagram gab es noch nicht. Aber bei Bergdorf begannen sie gerade mit Tumblr und unterhielten sich darüber. Deshalb saß ich eines Morgens im Februar 2011 zu Hause und legte meinen eigenen Tumblr an. Dann ging ich duschen, und als ich zurückkam, folgten mir 1.800 Leute. Ich dachte: Oh, okay, das ist ja interessant (lacht). Auf Instagram ging das später noch schneller.
wird fotografiert, aber hinter den Kulissen passiert viel mehr als diese beiden Ereignisse.
Was denn zum Beispiel?
Was denn? Als Verkaufshilfe anzufangen, als Verkäufer zu arbeiten, Taschen durch die Gegend zu schleppen, fürchterliche Chefs zu haben, 30 Jahre lang eine Karriere aufzubauen um die Gelegenheit zu bekommen, bei diesen Veranstaltungen aufzutauchen. Man muss das lernen! Für diese Modeveranstaltungen bekommt nicht jeder eine Einladung. Heute gehen zwar mehr Leute hin als vielleicht noch vor
Wo das T-Shirt schon die Frage stellt, was sagen Sie denn: Wer ist Nick Wooster?
Ich denke, die Idee Nick Wooster ist ganz anders als der wahre Nick Wooster. Ich habe fast 40 Jahre im Einzelhandel gearbeitet, seit ich mit 15 Jahren in einem Modeladen begann. Hinter diesen Bildern steckt also eine Menge. Es gehört zu den Nachteilen von Social Media, dass sie alles einfach aussehen lassen, als ob man bloß aufkreuzen und sich vor eine Kamera stellen müsste. Ja, man kreuzt auf und ja, man
„Man muss an Neuem interessiert sein, sonst wird man ein furchtbarer Einkäufer!“
20 Jahren, aber ich musste dafür arbeiten, das wurde mir nicht auf dem Silbertablett serviert.
In den USA gibt es keine formale Ausbildung für Einkäufer oder die Arbeit im Einzelhandel. Wie sehen Sie das: Sollte dieser Job etwas sein, für das die Leute ausgebildet werden müssen?
Ich finde, für jeden Job sollte man ausgebildet werden. Ein guter Kellner wirst du nur, wenn dir ein guter Kellner beibringt, was dazugehört, und du Erfahrung sammelst. Dasselbe trifft auf Verkäufer zu, und erst recht auf Einkäufer. Man muss dafür nicht studieren, aber man ist auch nicht von ganz allein Einkäufer. Du musst viele Schritte durchlaufen. Zuerst einmal musst du zeigen, dass du ein guter Verkäufer bist. Dann führst du vielleicht ein paar Verkäufer. Danach lernst du beim Praktikum im Einkaufsbüro einige Mechanismen kennen. Später lernst du vielleicht die Bausteine der Warendisposition. Danach leitest du womöglich die Abteilungsleiter im Laden, und von da aus wirst du vielleicht Kaufmann. Jeder Einkäufer, den ich kenne, hat einen strengen, gründlich aufgebauten Lebenslauf hinter sich. Man wird das nicht über Nacht. Welche Persönlichkeitszüge finden Sie für einen Einkäufer unentbehrlich?
064 THE LONGVIEW
Nick Woosters Stilsicherheit beeindruckt Designer ebenso wie Blogger. Letztere kriegen sich gar nicht mehr ein, wenn sie zudem sehen, wie der Modeberater lebt und arbeitet.
Abgesehen vom Geschmack ist die wichtigste Eigenschaft die Neugier. Man muss an Neuem interessiert sein, sonst wird man ein furchtbarer Einkäufer. Ich würde mir wünschen, dass Geschmack und Neugier die einzigen notwendigen Fähigkeiten wären. Aber natürlich muss man auch mit Daten umgehen können und in Mathe bewandert sein. Und man muss verbal kommunizieren können, weil man ja verhandelt. Das sind wohl die Hauptzüge eines guten Einkäufers – damals ebenso wie heute. Hat sich auch etwas verändert?
Ja, der Schwerpunkt hat sich verlagert. Geschmack ist leider wohl nicht mehr so wichtig wie früher. Ich glaube, die meisten Chefs würden sagen, Daten sind wichtiger als Instinkt. Ich möchte gern dagegenhalten, dass sie gleich wichtig sind, aber ich bin sicher, da gewinnen die Daten, weil auf sie Verlass ist: Daten kann man messen. Mit Instinkt geht das nicht. Muss man heute auch ein Social-Media-Profil haben?
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„Es gibt das Beste, dann das Nächst beste, und dann Dinge, die vielleicht noch nicht so weit sind, im Rampenlicht zu stehen.“
Nötig ist es vielleicht nicht, aber wahr. Ich meine, jeder ist doch eine Marke. Also auch jeder Einkäufer. Meiner Ansicht nach war Tom Ford der perfekte Markenbotschafter für Gucci, als er dorthin ging. Ich finde auch, dass viele Einkäufer die perfekten Markenbotschafter waren, Tommy Perse bei Maxfield, Fred Pressman bei Barneys, Maria von Louisa, direkt aus den 1980ern, aber in ihren Rollen perfekt. Heute haben sich die Mittel und Menschen verändert, aber diese Komponente hat es immer gegeben, finde ich. Wer am Steuer steht, muss das Spiel mitspielen – wie jeder andere auch. Inzwischen werden viele Männer fotografiert. Beeinflusst das die Herrenmode?
Klar! Ich glaube, dass Street style und besonders die Blogs den Männern grünes Licht dafür gaben, sich für Mode zu interessieren und darüber zu sprechen. Das Rampenlicht mag heute stärker darauf scheinen, was Männer tun. Aber den Pfau
hat es in der Herrenmode schon immer gegeben. Es hat also nur das passende Mittel gefehlt, war aber schon immer da?
Ich denke, da flossen mehrere Dinge zusammen. Die Anfangstage der Social Media haben sicherlich viel beigetragen. Aber ich bin davon überzeugt, dass das Ganze mit MTV Cribs begann. Die Sendung zeigte das Zuhause von Sportlern und Rappern und dort entdeckten Männer auf einmal, dass sie hundert Paar Sneaker besitzen können. Viele von ihnen dachten: Oh Mann, ich kann mehr als eins haben? Das gab ihnen die Erlaubnis, lange bevor das Internet diesen Zugang demokratisierte. Das ist jedenfalls meine Theorie (lacht). Diese Demokratisierung bringt auch junge Stilikonen mit sich, die die von Ihnen geforderte Erfahrung nicht haben können. Wie sehen Sie das?
Jeder kann machen, was er will. Das ist wie mit einem Promi oder Sportler, der eine Modekollektion hat. Ich bin sicher, echte
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Designer würden schimpfen: Hey, ich habe das von der Pike auf gelernt! Und das haben sie ja auch. Gründete ich morgen ein Pharmaunternehmen, würde ich wahrscheinlich scheitern, weil man viel Wissen braucht, ehe man daraus ein Geschäft machen kann. Das Modegeschäft ist viel einfacher als die Pharmazie, aber ich glaube trotzdem, dass für beide dasselbe gilt: Wenn du keine Ahnung von dem Geschäft hast, wirst du höchstwahrscheinlich scheitern. Du kannst Glück haben oder den richtigen Partner finden, aber in erster Linie musst du qualifiziert sein. Was die jungen Leute angeht: Die sind jung, das macht ja den Reiz aus, deshalb brauchen sie kein Vorwissen. Aber sie bleiben auch nicht ewig jung.
Aber das ändert die Machtverhältnisse nicht wesentlich.
Dass mehr Leute Zugang bekommen, verbreitert den Diskussionsrahmen, es ist nicht mehr bloß eine kleine, abgeschlossene Welt. Heute ist jeder mit einer Kamera ein Fotograf – sicher zu seinem Leidweisen (zeigt auf Clemens Kois, der Wooster fotografiert). Und jeder, der Kleider trägt, ist angeblich ein Model. Es gibt Millionen toller Fotos von allen möglichen Leuten, nicht nur Modeleute, alte, qualifizierte Leute. Das macht die Gesellschaft aus. Aber ich glaube, es gibt einen Grund, warum manche so viele Follower haben: Sie haben vermutlich etwas zu sagen.
Bei Veranstaltungen wie Pitti Uomo oder der Pariser Modewoche ging es früher darum, ob man in eine Schau hineinkommt und wo man sitzt. Jetzt scheint jeder viel lieber draußen vor dem Eingang zu stehen und die letzten Streetstyles anzuschauen. Wie finden Sie das?
Wie sehen Sie diesen Erfolgsweg in Bezug auf Followerpower?
Sie haben jetzt die Erfahrung, die Geschäftskenntnisse und die Gefolgschaft: Hat das Ihre Macht verändert?
Irgendwo hat es das bestimmt, aber ich merke es eigentlich nicht. Ich meine, es gibt immer noch vieles, wozu ich nicht eingeladen werde. Die Machtstrukturen, die es vor dem Aufkommen der Social Media gab, diese Handels-Verlags-Achsen der Macht haben sich nicht verändert. Es gibt Vogue, GQ, Condé Nast, Bergdorf Goodman, Barneys New York. Und ich bezweifle, dass sich das ändert. Mit den Bloggern und Promis ist aber eine dritte Dimension dazugekommen, ein ganz neues Universum von Leuten, die nicht zur traditionellen Achse des Modehandels oder der Medien gehören und nun Einfluss haben. 116 style in progress
Vor drei Jahren sagten Sie, Sie würden gern sehen, wie die Medienbranche und der Handel zukünftig zusammenarbeiten werden. Was haben Sie bisher entdeckt?
Schauen Sie Mr Porter an: Das ist die perfekte Ehe von Handel und Medien. Es wirkt wie ein Laden, ist aber extrem redaktionell, sowohl auf der Website als auch im gedruckten Magazin und der Zeitung. Das ist wohl das beste Beispiel, das wir bisher gesehen haben, und meiner Ansicht nach erst der Anfang. Lucky hat sich vom ShoppingMagazin zu so etwas wie einem analogen Katalog gemausert und strebt jetzt online. Style.com wird eine Ladenkomponente haben. Deshalb glaube ich, wir fangen erst an zu sehen, welche Metamorphose da vollzogen wird.
Die Sache ist die: Es gibt einen Grund, warum eine Schau stattfindet. Wenn in einem Universum aus 100 Leuten 93 nicht zu der Schau gehen und die Schau draußen bilden, wird es natürlich ein Interesse dafür geben, und das ist gut so. Es macht einen Teil des Gesamtwerts und der Unterhaltung aus. Aber Streetstyle stellt Chanel, Dries van Noten, Comme des Garçons nicht in den Schatten. Er ist meiner Ansicht nach nur Prolog oder Epilog. Aber nicht jeder, der eine Modenschau macht, ist Chanel.
Klar kann ein unbedeutender Designer oder eine Marke, die nicht viel zu sagen hat, gegen die Show draußen verblassen. Man könnte sagen, sie sollten ohnehin keine Modenschau machen. Und ich finde, das trifft auf alles im Leben zu: Es gibt das Beste, dann das Nächstbeste und dann Dinge, die vielleicht noch nicht so weit sind, im Rampenlicht zu stehen. Das heißt aber nicht, dass man sie nicht mitmachen lassen soll. Es heißt nur, dass es eine natürlich Auslese geben
wird. Vielleicht werden sie ja noch toll. Vielleicht aber auch nicht. Solange jeder Spaß hat, gilt doch: je mehr, desto besser. Sicherlich, der Veranstaltungsplan ist irre und manchmal muss man da schwere Entscheidungen treffen. Bereuen Sie verpasste Veranstaltungen oder fällt es Ihnen leicht, zu sagen: Ach, dann eben ein anderes Mal?
Natürlich finde ich es nicht schön, wenn ich etwas wirklich Tolles verpasse. So etwas sagt man eigentlich nicht, aber: Es gibt immer ein anderes Mal. So denke ich über alles: Wenn es nicht heute passiert, dann eben morgen. Oder wenn es nicht diese Saison passiert, wird es in einer anderen Saison kommen. Nicht diese Marke, dann eine andere. Das liegt an dem rapiden Tempo und der Menge der Dinge, die sich abspielen.
Das ist andererseits ein Grund, warum Raf Simons Dior verlässt. Es scheint, als schluckte Mode ihren Kern: Das Tempo der Modezyklen schützt De signer nicht mehr, aber ohne sie gibt es keine Mode.
Darüber muss man sprechen. Raf und Dior, Alber (Elbaz) und Lanvin: Das ist eine hochinteressante Situation. Ich glaube, so viele freie Stellen bei so vielen großen Modehäusern zur selben Zeit haben wir noch nie gesehen. Ich würde es nun nicht Problem nennen, aber es ist sicherlich nicht gut fürs Geschäft. Es ist ein Symptom für ein tieferliegendes Problem. Haben Sie eine Ahnung, was dieses Problem ist?
Oh ja! (lacht) Ich denke, das ist alles schon besprochen worden: Es ist einfach zu viel. Zu viele Anforderungen, zu viele Entscheidungen, zu viele Shows, zu viele Termine, zu viel Stress, zu viel … Es ist einfach zu viel. Ja, und jetzt?
Ich glaube, es wird sich etwas ändern. Und das zu beobachten, wird faszinierend. Ich finde, eine Krise birgt stets neue Chancen. Vielleicht könnte dies eine Chance für junge, nicht etablierte Leute sein. Schauen Sie auf Gucci: Alessandro Michele war relativ unbekannt, das war eine Chance für jemanden, der auf diesen Job nicht hinentwickelt war, aber er bekam ihn. Mal sehen. Sie sind neuerdings auch Designer – zum Beispiel für Lardini. Wenn Sie eine Modenschau machten, wen würden Sie in die erste Reihe setzen?
„Ich finde, wir erweisen Designern einen Bärendienst, wenn wir uns mehr Gedanken über die erste Reihe machen als über das, was die erste Reihe zu sehen bekommt.“
Das wäre kaum anders als bei den meisten ersten Reihen. Es muss die richtige Mischung aus Branchenangehörigen und Branchenfremden sein. Lädt man zu viele Promis ein, wird es zur reinen Unterhaltung, und mit zu vielen Modeleuten wird es zu isoliert. Man verfährt am besten wie bei einer Einladung zum Abendessen: Die Chemie muss stimmen, damit es funktioniert. Schlussendlich aber sind die Kleider das Wichtigste, nicht die Leute, die sie anschauen. Ich finde, wir erweisen Designern einen Bärendienst, wenn wir uns mehr Gedanken über die erste Reihe machen, als über das, was die erste Reihe zu sehen bekommt.
068 THE LONGVIEW
Nick Wooster x Lardini: Feinste italienische Stoffe weiß Nick Wooster auch in seiner Rolle als Designer zu schätzen.
Gibt es die gute, alte Mode polizei noch?
Die wird es natürlich immer geben. Aber sie hat wohl etwas von ihrer Bedrohlichkeit eingebüßt. Denn so viele Leute haben so viele unabhängige Vorstellungen von richtig und falsch, das verwässert. Ich glaube, die Modepolizei hatte Bedeutung, als noch top-down diktiert wurde, im Gegensatz zum Bottom-up-Ansatz des Street style. Das setzt neue Akzente. Dann gibt es also eine Ver lagerung in der Machtstruktur?
Daran hatte ich jetzt nicht gedacht, aber ja! Darauf haben Sie vorhin ja angespielt: Dass die Show eher draußen als drinnen stattfindet. Ich meine, natürlich ist beides wahr. Eine Show findet drinnen statt und eine draußen. Und ja, das hat eine Verlagerung angestoßen, aber ich würde nicht sagen, es hat einen Umsturz bewirkt. Ich denke, das läuft schon seit langem, aber Street style, Blogs und Social Media haben das Tempo erhöht, in dem
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„Ich bin immer noch Kunde, und zwar vor allem anderen.“
Street einen Einfluss auf – sagen wir – die Spitze hat.
nicht. Es muss aus eigener Kraft fortbestehen.
Ich denke, dass unterm Strich die Kunden mit ihren Dollars wählen. Aber selbstverständlich ist es wichtig, dass Händler den Redakteuren folgen und Redakteure immer ein Auge auf die Zukunft halten. Das hat das Geschäft angetrieben, seit es existiert. Aber danach hängt es von den Kunden ab. Wenn ein Laden pleite geht, liegt das daran, dass er bei seinen Kunden keinen Anklang fand.
Ich glaube, ich bin da altmodisch. Wenn ich etwas im Laden sehe, erscheint es mir realer. Ich bin immer noch Kunde, und zwar vor allem anderen. Durch diese Linse betrachte ich die Dinge immer noch. Klar kann ich im Showroom bestellen. Aber wenn ich etwas im Laden sehe, weiß ich es richtig zu schätzen. Schließlich musste es jemand aussuchen, eine Order dafür schreiben, der Laden musste es bezahlen, und dann musste jemand sich darum kümmern, einen guten Platz dafür zu finden. Dahinter steckt viel mehr Arbeit als etwas, das bloß im Showroom hängt.
Wer bestimmt Ihrer Ansicht nach heute, was ich auf den Verkaufsflächen sehe?
Was müssen Läden und Marken denn tun, um ihre Botschaft an den Mann zu bringen?
Ich glaube, das geht immer auf dasselbe zurück: Zuallererst muss das Zeug gut sein. Wenn es nicht gut ist, ist es egal. Zweitens: Wasser findet immer seinen Weg. Das heißt, was es nicht wert ist, gerettet zu werden, wird es auch
Im Internet gibt es alles. Wie finden Sie da, was diese Qualität hat?
Dann war vielleicht das Käufer sein …
Das ist alles, was ich bin. Alles, was ich je gemacht habe. Einkaufen ist das einzige, das ich kann (lacht).
070 SO LÄUFT’S FAKTOR MENSCH
Erfolgsfaktor Mensch Ein Kommentar von Stephan Huber „Menschen wollen nicht von Maschinen kaufen!“ Eigentlich ist das eine sehr simple Wahrheit (siehe auch Editors Letter Seite 176). Nach all den Jahren, in denen selbst- oder fremdernannte Experten ununterbrochen postuliert haben, wir (also wir Menschen) würde über kurz oder lang eigentlich nur noch von Maschinen kaufen, ist es aber durchaus notwendig, diese Wahrheit auch mal ganz bewusst auszusprechen. Dass das ausgerechnet David Schneider, einer der Gründer und das Gesicht der Big Machine Zalando getan hat (style in progess 4_15), gibt ihr aber noch einmal ein völlig anderes Gewicht. Denn diese sehr bewusste Aussage kommt ja sozusagen aus dem Innersten einer Hightech-Avantgarde, die sich aufgemacht hatte, den Menschen zu ersetzen. Den Menschen überflüssig zu machen, ist ja wesentliches Element bzw. Motivation des technologischen Fortschritts. Und ohne Frage war und ist das an sehr vielen Stellen auch mehr als sinnvoll, also TATSÄCHLICH ein Fortschritt. Die Zivilisationsgeschichte ist auch eine Geschichte der Ersetzbarkeit des Menschen durch Technik. Im Zeitalter der scheinbar grenzenlosen Beschleunigung schienen dann auf einmal auch die Möglichkeiten, den Menschen zu ersetzen, grenzenlos. Es führt eine direkte Linie vom Drive-in zum selbst fahrenden Auto, vom Selfscanner zum Hochfrequenzhandel, vom Taschenrechner zu den Medical Robots. Wieder gilt, vieles davon ist absolut sinnvoll, das soll auch keine moralische Abhandlung sein. Bloß nicht! Mich beschäftigt vielmehr die Frage, was passiert, wenn die Ersetzbarkeit so weit vorangetrieben wird, dass der Mensch dabei verschwindet, also verloren geht? Oder wenn sich der Gedanke der Ersetzbarkeit verselbstständigt? Es passiert etwas eigentlich sehr Logisches. Wir können das aktuell schon in ganz unterschiedlicher Form beobachten. Es entsteht eine Sehnsucht, oder weniger dick aufgetragen, ein Bedarf nach dem Menschen. Das ist simpelste Populärpsycholgie. Der Mensch ist evolutionär kein Einzelgänger. Er ist ein kommunikatives Wesen. So grenzenlos auch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation heute schon sind oder vielleicht noch werden, sie KÖNNEN die direkte Kommunikation, den Human Touch und damit den Menschen selbst nicht ersetzen. „Menschen wollen nicht von Maschinen kaufen!“, ist nichts anderes als Ausdruck dieser Erkenntnis. 116 style in progress
Die entscheidende Ressource unserer Branche und der wichtigste Erfolgsfaktor ist und bleibt also der Mensch. Nicht nur, wie hier schon oft zum Thema gemacht, am PoS, im Kontakt mit dem Kunden, also wieder dem Menschen, sondern in wirklich allen Bereichen. Jeder von uns kann das an sich selbst überprüfen. Darum steht der Mensch auch ganz bewusst im Mittelpunkt dieser Ausgabe von style in progress. Und darum wünsche ich mir, dass er auch in der Modebranche, insbesondere in der vor uns liegenden, ohne Frage herausfordernden Ordersaison im Mittelpunkt stehen möge.
Im Gedenken an Olivier Burger Mit Ph. Olivier Burger, über Jahrzehnte nicht einfach nur Eigentümer, sondern Seele und Motor des Schweizer Modehandelsunternehmens PKZ, über den Pitti Uomo zu spazieren oder auf der Premium Berlin auf Entdeckungsreise zu gehen und dabei nicht nur über Mode, sondern über Gott und die Welt zu diskutieren, war jedesmal wieder ein echtes Highlight für mich. Burger war ein faszinierender Mensch und Unternehmer. Gleichzeitig im besten Sinne konservativer Kaufmann und echter Visionär. Mit einem immer klaren eigenen Standpunkt und dennoch immer offen für die Ideen anderer. Ein eleganter, geistreicher Sir mit augenzwinkerndem Humor. Am meisten hat mich immer seine unerschöpfliche Neugier beeindruckt. Als einmal bei einer Produktion für das PKZ-Kundenmagazin „The Look“ der Fotograf ein Motiv auf dem Feldweg liegend geschossen hat, hat sich Olivier Burger einfach auch auf den Boden gelegt, weil er sehen und verstehen wollte, was der Fotograf sieht. Diese kleine Anekdote ist mir immer im Gedächtnis geblieben, weil sie einfach so typisch und sympathisch war. Die Nachricht vom völlig überraschenden Tod Olivier Burgers kurz vor Weihnachten hat mich und alle hier im UCM-Verlag tief betroffen gemacht. Ein toller Mensch ist viel zu früh von uns gegangen. Ich bin dankbar, dass ich ihn kennenlernen durfte. Stephan Huber
mey.com
Ihr Sportwagen kommt ja auch nicht aus Kambodscha. Hochwertige Wäsche von Mey.
DoN’t Go WiTh LeSs.
EIN UND
alles Ohne Verkäufer geht gar nichts – weiß man. Ohne gute Verkäufer geht erst recht nichts. Warum also diese Despektierlichkeit dem Beruf gegenüber? Was muss passieren – und was passiert bereits –, um den Verkaufsberuf dorthin zu hieven, wohin er gehört: auf Augenhöhe mit den Kunden. style in progress hat Entscheidungsträger in Industrie und Handel um Antworten gebeten.
Text: Kay Alexander Plonka, Nicoletta Schaper. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
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EINE
Riesenchance
„Was kann ein Verkäufer aus seinem Beruf machen, ist für mich die richtigere Frage. Die besten Voraussetzungen sind gegeben: Wir haben tolle Sortimente, tolle Labels, schöne Läden, ein tolles Merchandising. Was kann nun der Mitarbeiter tun, damit ihm der Job Freude macht? Zunächst einmal braucht er die richtige Einstellung, und die ist ganz persönlich. Wenn sie nicht stimmt, kann auch der beste Motivator nichts ändern. Das Wichtigste in diesem Job ist der direkte Kontakt zu den Menschen und dafür offen zu sein. Ein Verkäufer muss sich bewusst sein, dass da eine Riesenchance auf ihn wartet! Er hat so viele Möglichkeiten, den Kunden zum Kauf zu animieren: zum Beispiel, indem er die Geschichte des Labels erzählt, die Philosophie, die dahintersteckt. Um den Job zu entwickeln, braucht es also Eigeninitiative. Was war das für ein Kunde, der gerade da war, was kann ich tun, damit er wiederkommt? Er kann sich selbst die Kundschaft aufbauen, umso besser, wenn sein Chef das mitbekommt, ihn fördert und ihm so auch Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt. Ich selbst habe verschiedene Stationen im Handel absolviert. Ich wollte immer Direktor sein, ich war Verkaufsleiter, Sales-Manager. Es war mir wichtig, dass ich Visitenkarten mit einem klangvollen Titel hatte. Bis ich gemerkt habe, dass es für mich nichts Besseres gibt, als Verkäufer zu sein. Wenn sich der Kunde am Ende für das, was ich ihm verkauft habe, auch noch bedankt, ist das immer wieder ein wunderbares Gefühl.“ Fritz Rogger, Inhaber Phänomen AG
EIN
kreativer JOB
„Den klassischen Verkäufer gibt es bei mir im Geschäft nicht. Eher solche, die nebenher noch etwas Spannendes, Kreatives machen, wovon sie aber nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können: Das kann die Bildhauerin sein, die Schauspielerin oder die mobile Friseurin für Kinder. Ich mag diese Frauen besonders, weil sie echte Persönlichkeiten und interessante Ansprechpartner sind, die zu meinem besonderen Konzept passen und mit den Kunden die gleiche Sprache sprechen. Sie arbeiten hier meist drei oder vier Tage, denn auf 450-Euro-Basis würde das nicht funktionieren: Wer nur an einem oder zwei Tagen die Woche hier ist, kann weder Beziehungen zu den Kunden aufbauen noch ihnen unsere Philosophie näher bringen. Generell ist das amerikanische Prinzip mit mehr als einem Job eher verpönt. Ich stehe dem aber gar nicht so negativ gegenüber und beobachte diese Einstellung immer mehr bei jungen Leuten, denen ein Beamtenjob auf Lebenszeit zu langweilig wäre. Umso spannender ist es doch, wenn sich zwei Jobs ergänzen. Wer zum Beispiel den einen Tag still für sich im Atelier kreativ arbeitet, genießt es umso mehr, an anderen wieder in unserem Geschäft mit vielen Menschen zusammenzukommen. Am verhältnismäßig niedrigen Gehalt von Verkäufern kann auch ich wenig ändern, dafür fehlen uns die finanziellen Spielräume. Was ich aber bieten kann, ist ein Ladenkonzept mit vielen, individuellen Besonderheiten, die es so zusammengestellt woanders nicht gibt. Deshalb mag manche Modestudentin gern hier arbeiten, weil sie unser Konzept als viel bereichernder empfindet als das eines klassischen Modehauses. Was mich allerdings stört, ist das Image unseres Berufs. Wenn man sagt, man sei Verkäuferin, ist das nichts, wofür man Bewunderung erntet – erst, wenn man erzählt, wie sich die Arbeit gestalten lässt, indem man mit interessanten Leuten zusammenkommt, mit tollen Marken zu tun hat und auch mal auf die Messe in Paris geht, sieht die Sache anders aus.“ Simone Chrystall, Geschäftsführerin Chrystall, Düsseldorf
MIT LEIB
und Seele
„Modeberater sein ist kein stupider Beruf, der sich einfach so abarbeiten lässt. Stattdessen muss man ein emotionaler, offener Mensch sein und auf andere gut eingehen können. Ich versuche meinen Mitarbeitern vorzuleben, dass Verkaufen ein wunderbarer und schöner Beruf ist. Dafür lassen sich auch viele Anreize schaffen, zum Beispiel mit internen Schulungen, auch von Markenseite. Oder mit Orderreisen, zu denen ich meine Mitarbeiter abwechselnd mitnehme, um sie bei der Auswahl einzubinden, und damit sie auch überzeugt verkaufen, was wir im Sortiment haben. Generell glaube ich daran, dass das Menschliche immer wichtiger wird. Manche Kunden sagen mir, dass sie ganz bewusst nicht ins Netz gehen, um online zu shoppen, sondern viel lieber zu uns kommen. Hier bekommen sie nicht nur die individuelle und modische Beratung, sondern auch eine Umarmung, einen Kaffee und wir halten ein privates Schwätzchen dazu. Es geht letztendlich darum, den Kunden als Person wahrzunehmen, das ist unsere größte Stärke im stationären Handel. Was ich mir allerdings wünschen würde, sind die gleichen Preise online und offline. Im Netz gibt es heute alles, der Kunde weiß genau, was er will, und hat mit einem Mouseclick schnell gekauft. Im stationären Handel sind wir darüber hinaus gefordert, rundherum den besten Service zu bieten, persönlich und individuell. Wir müssen viel tun, um den Kunden überhaupt in die Stadt zu locken, sei es mit dem Event zum Saisonstart oder mit einer Modenschau. Aber alle Mühen machen nur Sinn, wenn wir auch preislich annähernd gleich sind. Ein Anfang wäre wieder ein geregelter Schlussverkauf – das würde dem kompletten Einzelhandel enorm helfen.“ Evelyn Stütz, Geschäftsführerin Eve Pure Fashion, Schweinfurth
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Wahrnehmung VERBESSERN ATTRAKTIVITÄT DURCH Modernisierung
„Der Verkäuferberuf ist durchaus attraktiv. Die hohe Zahl von Ausbildungsverträgen – rund 25.000 werden jedes Jahr neu abgeschlossen. Hinzu kommen noch 27.000 Ausbildungsverträge im Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel – das zeigt jedenfalls, dass viele junge Menschen sich für den Beruf interessieren, auch wenn er nicht für jeden die erste Wahl darstellt. Wir wissen aber aus Befragungen, dass Auszubildende, die den Weg in den Einzelhandel gefunden haben, deutlich zufriedener mit ihrer Berufswahl sind, als sie es sich vorher vorgestellt haben. Wer den Handel von innen kennen gelernt hat, schätzt ihn auch entsprechend positiv ein, zumal der Handel beste Aufstiegsoptionen eröffnet: Vier von fünf Führungskräften des Handels kommen aus der Berufsausbildung. Die beiden Einzelhandelsberufe werden derzeit modernisiert und dadurch sicher attraktiver. Die zunehmende Digitalisierung der Handelsprozesse und die Verknüpfung von stationärem Verkauf mit E-Commerce werden sich verstärkt auch in den Ausbildungsberufen niederschlagen. Und speziell für Abiturienten bietet der Handel mit der Verknüpfung von Ausbildungs- und Fortbildungsberuf (Handelsfachwirt/in oder Fachwirt/in für Vertrieb im Einzelhandel) in den sogenannten Abiturientenprogrammen ein besonders interessantes, drei Jahre dauerndes Qualifizierungsmodell, das den Weg in höhere Hierarchieebenen ebnet.“ Wilfried Malcher, Geschäftsführer Bildung und Berufsbildung des Handelsverbands Deutschland (HDE)
„Schon die Bezeichnung des Berufs könnte attraktiver gestaltet werden. Das Wort Verkäufer deutet auf Kassierer – Modeberater hingegen stellt im Wesentlichen den Teil Beratung in den Vordergrund, denn schließlich geht es ja in erster Linie ums Beraten und nicht um den Vorgang des Kassierens. Der Verkäuferjob ist von außen betrachtet nicht so attraktiv, weil man sich vorstellt, ein Verkäufer sei nur ein Umsatzbringer. Gibt man den Mitarbeitern viel Verantwortung und die Möglichkeit, sich persönlich zu entwickeln, steigt die Attraktivität dieses Jobs ungemein. Die Kunden schätzen es, von einer sympathischen Verkaufsberaterin mit einer eigenen Meinung beraten zu werden. Dadurch wird das Einkaufserlebnis spannender und natürlich werden auch die Werte eines Unternehmens erlebbar gemacht. Eine gezielte Medienkampagne könnte besonders bei jungen Leuten das Image des Verkaufsberaters verbessern und den Beruf an sich attraktiver werden lassen. Dieser Job beinhaltet eben nicht nur den Verkauf und das Erreichen von Umsatzzielen, sondern bietet vielfältige kaufmännische und kreative Möglichkeiten von der Warenbewirtschaftung über Display-Gestaltung und Visual Merchandising bis hin zur Unterstützung beim Einkauf und der Kommunikation mit den Lieferanten und gelegentlich auch die Teilnahme an schönen Events. Nicht zuletzt kann man bei dieser Tätigkeit seine Persönlichkeit entfalten und den eigenen Geschmack mit einbringen, um erfolgreich einen Verkauf abzuschließen. Interne Ausbildung und Coaching, wie auch die Bereitschaft, Mitarbeiter selbstständig arbeiten zu lassen, sind hierfür allerdings unabdingbar. Denn so wird dieser Job deutlich vielseitiger und spannender, als Außenstehende sich ihn oft vorstellen.“ Laurence Antiglio, Inhaberin Vestibule Stores, Zürich
ALLEINSTELLUNGSMERKMAL
Mitarbeiter
„Wir sehen das Berufsbild Verkäufer als extrem veraltet an. Alleine die Bezeichnung ist nicht mehr zeitgemäß und trifft in unserer Branche nicht mehr wirklich zu. In den letzten Jahren ist es immer wichtiger geworden, die Vielzahl von Produkten auf dem Markt richtig einordnen zu können, sich Zugang zu entsprechenden Informationen über die Marken sowie den Eigenschaften und Herstellungsweisen der Produkte zu verschaffen oder einen Überblick über die verschiedenen Absatzkanäle zu behalten. Ein Verkäufer im klassischen Sinne ist zunehmend Selekteur und Stylist im Sinne eines Sommeliers, der Wissen und stilsicheres Auftreten vereint. Aus diesem Kontext schaffen wir für unsere Mitarbeiter die Möglichkeit, ihrer Leidenschaft für Fashion nachzugehen und sich durch ihre Tätigkeit selbst zu verwirklichen. Die Arbeit bestimmt einen großen Teil unseres Lebens und muss vor allem Spaß machen und positive Erlebnisse schaffen. Deshalb haben wir Raum für individuelle Weiterbildung oder Bildungsreisen geschaffen und setzen auf leistungsbezogene Bezahlung und flexible Arbeitszeiten, um die bestmögliche Leistung von zufriedenen Mitarbeitern zu bekommen. Im hochpreisigen Bereich setzen wir ganz andere Anforderungsschwerpunkte als Anbieter im Massenmarkt. Am wichtigsten ist für uns die qualifizierte Beratungstätigkeit mit einer ehrlichen, persönlichen und aufrichtigen Verbindung zu unseren anspruchsvollen Kunden. Hier spielt das Vertrauensverhältnis des Kunden zu seinem Berater in Kombination mit der unabdingbaren Professionalität eine wesentliche Rolle. Neben einem sorgfältig zusammengestellten Sortiment sind gut informierte, authentische Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren, der wesentliche Faktor in punkto Qualitätssicherung. Nur dadurch kann man sich heute in einer Großstadt wie Frankfurt noch ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten, erst recht wenn man bewusst auf E-Commerce verzichtet.“ Michael Munz, Stormanager The Listener, Frankfurt
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FAS H I O N T R A D E E V E N T
SHOW &ORDER MONDAY 18TH - 20TH JANUARY 2016 KRAFTWERK BERLIN MITTE KÖ P E N I C K E R S T R . 7 0 . 1 0 1 7 9 B E R L I N
MO DIE MI
18. Januar 19. Januar 20.Januar
10-19 Uhr 10-21 Uhr 10-18 Uhr
STARTING ON MONDAY, THE 18th SHOWANDORDER.COM
Leidenschaft & DISZIPLIN
„Der Wettbewerb ist stärker geworden, nicht zuletzt durch den E-Commerce, und wir im stationären Handel müssen einigen Aufwand betreiben, um in diesem Wettbewerb weiterhin zu bestehen. Heute, wo alles online verfügbar ist, müssen wir umso mehr ein Einkaufserlebnis schaffen. Dazu gehört zum einen ein herausragendes Merchandising oder die optimale Verbindung der Vorteile von offline und online, wie mit unserer Click & Collect Abteilung, wo der Kunde online bestellen und bei uns im Haus noch einmal anprobieren kann oder wo wir noch mal eine ergänzende Vorauswahl für ihn treffen können. Zum anderen sehen wir unsere Verkäufer als Gastgeber, denen es nicht um schnellen Umsatz, sondern um die nachhaltige Pflege von Beziehungen geht. Dafür setzen wir stark auf die Ausbildung und darauf, sie attraktiver zu gestalten. Wir haben bei Engelhorn mehrere Ausbildungsstufen, vom Einzelhandelskaufmann über den Handelsfachwirt bis hin zum Trainee in Kooperation mit der FH Handelsmanagement in Worms. On Top kommen Module hinzu, die in Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung erarbeitet wurden: Im Modul 1 wird der Mitarbeiter je nach Ausbildungsgrad für gewisse Bereiche unterschriftsberechtigt und zusätzlich sein Aufgabengebiet erweitert. Im Modul 2 gehen wir noch einen Schritt weiter, zum Beispiel, indem wir dem Auszubildenden Bereiche des Einkaufs überantworten. Wir wollen selbstständige Mitarbeiter haben, dafür nehmen wir sie auch in die Pflicht. Außerdem finden unsere Abschlussprüfungen im Gremium mit Geschäftsführung und Unternehmensleitung statt. So heben wir den Berufsstand des Verkäufers insgesamt noch mal auf ein höheres Niveau. Wir wollen die Menschen begeistern, sodass sie ihren Beruf mit viel Leidenschaft, aber auch mit der nötigen Disziplin ausüben können. Dafür bekommt auch jeder Mitarbeiter, ob 450-Euro-Kraft, studentische Aushilfe oder Vollzeitmitarbeiter, einmal jährlich eine Rückmeldung, um zu besprechen, wo er steht und was man noch verbessern kann. Wir tun alles, damit unsere Mitarbeiter die Gastgeberrolle, die wir von ihnen erwarten, auch erfüllen können.“ Dirk Fritz, Abteilungsleiter Einkauf/Verkauf, Design HAKA bei Engelhorn, Mannheim
DER VERKÄUFER ALS
Kaufargument
Beziehungen HERSTELLEN
„Zuerst einmal muss man unterscheiden, was mit Verkäufer gemeint ist. Wenn damit die Menschen beschrieben werden, die weder einen Kunden begrüßen, noch auf die Frage, wo sich das gesuchte Produkt befindet, entweder mit den Achseln zucken oder den Kunden mit einem unfreundlichen ‚da lang‘ den Weg weisen, dann ist sprichwörtlich Hopfen und Malz verloren. Diese Mitarbeiter haben nicht verstanden, was es heißt, Verkäufer zu sein. Man verkauft nicht nur das Produkt, sondern auch die Philosophie des Geschäftes. Wenden wir uns also den richtigen Verkäufern zu, deren Berufsbild sich in meinen Augen am besten und im idealsten Fall mit Berater beschreiben lässt. In erster Linie sollte man dem Verkäufer die Last von der Schulter nehmen, etwas verkaufen zu müssen. Einen guten Verkäufer zeichnet aus, dass er die Möglichkeit bekommt, zu seinem Kunden eine Beziehung herzustellen – also ganz ohne den Druck, den Provisionen produzieren. Vielleicht kauft der Kunde erst beim nächsten oder übernächsten Mal? Wichtig ist, dem Verkäufer die Möglichkeit zu geben, sich auch in Entscheidungsprozesse einzubringen – immerhin ist der Verkäufer dichter am Kunden dran als der Einkäufer. Wenn auch nicht immer machbar, aber zumindest eine reizvolle Vorstellung: dem Verkäufer Hintergrundwissen zu vermitteln. Spätestens, wenn der Kunde spürt, dass der Verkäufer Feuer und Flamme von dem Produkt ist und aus dem Nähkästchen plaudert, werden Kaufentscheidungen getroffen. Wer kauft nicht gerne bei einem, der Ahnung von der Materie hat?“ Sascha Pietsch, Blogger und Autor von horstson.de
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„Wir sehen im Job des Verkaufens die große Faszination, verschiedenste Menschen durch eine besondere Kommunikationsfähigkeit und Leidenschaft für coole Produkte glücklich zu machen. Dafür setzen wir stark auf die Ausbildung unserer Lehrlinge wie auch auf die Weiterbildung unserer Mitarbeiter und Verkäufer. Dafür fördern wir sie mit großem Investment in unserer Bründl-Akademie mit vielen Workshops und Seminaren. Die Herausforderungen im Job sind groß. So sind bei uns an unseren touristischen Standorten wie zum Beispiel Kaprun, Mayrhofen, Saalbach oder Ischgl Samstag und Sonntag die frequenzstärksten Tage, an denen unsere Verkäufer mit Begeisterung und Engagement arbeiten müssen, mit dem Ziel, andere Menschen zu überzeugen und ihnen zu Magic Moments zu verhelfen. Wir bereiten sie auf diese Herausforderungen umfassend vor, und das auch mal auf ungewöhnlichen Wegen wie einem Flirtkurs – denn das wahre Verkaufen ist nicht viel anders als Flirten in einer Bar. Wie trete ich mit dem Kunden in Kontakt, wie komme ich mit ihm ins Gespräch? Statt auf die plumpe Art spreche ich ihn lieber auf die Bergtour an, von der er gerade kommt, um mit ihm eine Verbindung aufzubauen, abseits vom Produkt. Wir leben eine besondere Kultur und versuchen, diesen Spirit durch unsere Verkäufer an die Kunden weiterzugeben. Überall gibt es ähnliche Produkte, in den Geschäften wie auch online. Umso mehr ist der Verkäufer das eigentliche Kaufargument.“ Christoph Bründl, Geschäftsführer Bründl Gruppe
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Gestaltungs-
MEHR SPIELRAUM
Bekannt VS. BEGEHRT
„Unsichere Märkte, die rasante Digitalisierung, steigende Anforderungen der Kunden sowie die anspruchsvollen Erwartungshaltungen unserer Mitarbeiter stellen uns vor immer größere Herausforderungen, denen wir uns proaktiv zu stellen versuchen. Wenn wir davon ausgehen, dass durch die totale Verfügbarkeit und weiterhin anhaltende Überflutung des Angebotes auf allen Kanälen im stationären Handel der Verkäufer eine noch wichtigere Rolle einnehmen wird, sind wir angehalten, die strategische Personalentwicklung in unserer Prioritätsskala nach oben zu schieben. Loyalität, Motivation, flexiblere Arbeitsplatzgestaltung, Feedback und vor allem Sinnhaftigkeit von Aufgaben erhalten einen ganz neuen Stellenwert. Die jungen Verkaufstalente streben immer mehr nach dem gesellschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit, sodass wir passende Projekte und Verknüpfungen schaffen müssen, was wiederum Identifikation mit dem Unternehmen nach sich zieht. Wir sind uns einig, dass der Service am Kunden intensiviert werden muss. Wir sprechen von 360 Grad Verkaufserlebnis, von Kundenerwartungen übertreffen, der optimierten Gastgeberrolle, dem ersehnten Mix aus Kundenwertschätzung, aufrichtiger Zuwendung, professioneller Beratung sowie Begeisterung des Verkäufers für Mode. Die Ansprüche kennen nur Wachstum. Nur durch stetigen Leistungsnachweis unserer Mitarbeiter entsteht Begehrlichkeit beim Kunden, der zu 90 Prozent nach Gefühl einkauft. Wenn wir diesem Identität, Sicherheit und Stimulation bieten möchten, müssen wir an allen Schrauben drehen. Und das heißt für uns auch: Marketingbudget in Personalbudget umwandeln. Obwohl seit geraumer Zeit zu den klassischen Statusfeldern Kleidung, Hausrat und Fortbewegung, Themen wie Reisen, Ernährung, Gesundheit und Bildung an Bedeutung gewinnen, sehen wir der Entwicklung des Verkäufers positiv entgegen. Der persönliche und direkte Kontakt zum Kunden gewinnt in Zeiten der Digitalisierung enorm an Sexyness.“ Claudia Kalocsai, Geschäftsleitung 5 STARS GmbH, u. a. Stenz, Heaven und Chalet, Kempten
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„Eine immer offensichtlichere Aufgabe ist es für uns, dem Frust bei unseren Mitarbeitern entgegenzuwirken: Täglich werden Verkaufsberater – auch direkt im Gespräch mit den Kunden – mit den Preisen im Internet konfrontiert. Oft lassen sich Kunden ausgiebig beraten, probieren an und vergleichen unterschiedliche Modelle, um dann ein Foto von der Artikelbezeichnung zu machen und – vielleicht – später noch mal wiederzukommen. Sehr viele Kunden nehmen die Dienstleistung der persönlichen und individuellen Beratung zwar in Anspruch, lassen es aber an der Wertschätzung und Honorierung fehlen. Das ist nur eines der Themen, die uns hier bewegen. Bei der Personaleinsatzplanung gilt es, zukünftig mehr Flexibilität an den Tag zu legen, um die Mitarbeiter auch langfristig bei Laune zu halten. Wer möchte nicht einmal einen Samstag oder ein verlängertes Wochenende mit der Familie verbringen? Ein anderer wichtiger Punkt, an dem wir arbeiten, ist die faire Bezahlung. Klassische Provisionszahlungen gehen zu Lasten der Servicequalität, dem Erscheinungsbild der Verkaufsfläche und dem Teamgeist. Auch einheitliche Teamprämien sind nicht der richtige Lösungsansatz. Wir erarbeiten derzeit ein faires Prämiensystem, das alle Mitarbeiter mit einbezieht und bei dem die Topverkäufer nicht zu kurz kommen. Auch wenn heute immer mehr von den Mitarbeitern gefordert wird, die Aufstiegschancen weniger rosig sind als noch vor 20 Jahren, die Komplexität von Multichannel-Strategie im eigenen Unternehmen und das Smartphone als Wettbewerber immer größere Herausforderungen mit sich bringt – Flori Schuster sagt immer: ‚Ich möchte, dass jeder unserer Verkäufer ein guter Gastgeber ist.‘ Dieses Motto leben und genießen wir richtig bei unserem regelmäßig stattfindenden Stammkundenfrühstück.“ Rainer Angstl, Geschäftsführer Sporthaus Schuster, München
Know-how TRANSPORTIEREN
„Das schlechte Image von Verkäufern resultiert oft aus mangelnder Kenntnis der Produkte. Wenn ich in einem Autohaus einem Verkäufer begegne, der mir als begeistertem und informiertem Kunden keine tiefergreifenden Informationen zu einem exklusiven Wagen geben kann und zudem nicht in der Lage ist, mich von der Marke und dem neuesten Sonderzubehör, die ein solches Fahrzeug gegenüber meinem jetzigen Modell zu bieten hat, begeistern kann, dann fühle ich mich als Kunde einfach nicht ernst genommen. Das Gleiche gilt auch für unsere Branche. Ein Verkäufer, der keinen blassen Dunst von Materialkunde hat und sich auch nicht die Mühe macht, den Kunden mit einem Minimum an Produktinformationen zu versorgen, ist die Hauptursache für das schlechte Image diese Berufstandes. Im Allgemeinen bleiben so viele wichtige Informationen über die Produkte zu oft schon beim Einkäufer hängen. Es ist aber existenziell, dass diese an das Verkaufspersonal weitergegeben werden. Möglicherweise ist dies einer der Gründe, warum sich der Onlinehandel in rasender Geschwindgkeit ausbreiten konnte, da es für den Konsumenten eben egal ist, ob er neutral im Internet oder schlecht beraten im sogenannten Fachhandel einkauft. Ich lege extrem großen Wert darauf, dass unsere Außendienstmitarbeiter sehr gut über jedes einzelne Produkt Bescheid wissen. Wenn wir dann bei unseren Handelspartnern Schulungen mit den Verkäufern durchführen, stellen wir immer wieder fest, dass alle diese Hintergrundinfos regelrecht aufgesogen werden. Vielen erscheint das Produkt daraufhin in einem ganz anderen Kontext. Dadurch lässt sich dem Kunden nicht nur vermitteln, wie aufwändig ein Produkt hergestellt wurde und wie es sich von herkömmlicher Massenware unterscheidet, sondern letztlich auch, wie ein deutlich höherer Verkaufspreis zustande kommt.“ Christoph Siegel, Geschäftsführer Candice Cooper
EHRLICHKEIT UND
Authentizität
„Das Image des Verkäufers muss besser werden. Das geht mit einer besseren Ausbildung und mit mehr Motivation einher. Dazu empfehle ich das Buch ‚Power Briefing für den Modehandel‘ von Andrea Grudda und Hans-Jürgen Hartauer. Die beiden erklären darin eine innovative Methode, mit der man Mitarbeiter bzw. ganze Teams in nur drei Minuten pro Tag schult, motiviert, führt und gleichzeitig den Teamgeist stärkt. Wir als inhabergeführter Laden legen großen Wert auf persönliche und ehrliche Beratung – Verkaufen ist nicht alles, vor allem, wenn es nicht glaubwürdig ist. Das würden die Kunden sofort merken. Ich würde mir grundsätzlich mehr Ehrlichkeit und Authentizität wünschen. Eine bessere Schulung der Verkäufer schafft mehr Motivation und zudem mehr Vertrauen und mehr Identifikation mit dem Laden. Ein Mitarbeiter, der sich gut integriert, hat natürlich höhere Chancen Verantwortung zu übernehmen, was sich dann für ihn auch finanziell auszahlt. Meiner Meinung nach sind die Öffnungszeiten im Handel generell annehmbar, ich denke nicht, dass flexiblere Öffnungszeiten zwingend den Job attraktiver machen. Bessere Kinderbetreuung ist sicherlich ein gutes Argument, allerdings haben nur größere Häuser die Möglichkeit, das intern umzusetzen. Für inhabergeführte Boutiquen oder Stores ist der Aufwand leider nicht tragbar.“ Gabriela „Ela“ Holscher-Di Marco, ELA selected, Düsseldorf
MENSCHEN
berühren VERBINDLICHKEIT DURCH
Freiräume
„Jedes Unternehmen wünscht sich die besten Mitarbeiter. Und jeder Mitarbeiter bringt seine Persönlichkeit, seine eigenen Rahmenbedingungen, seine Stärken und Schwächen mit. Meiner Ansicht nach existieren zwei Grundpfeiler erfolgreicher Personalentwicklung: Zum einen müssen Mitarbeiter die Unternehmenswerte glaubwürdig verkörpern. Sonst ist es unwahrscheinlich, dass der Organismus vom Potenzial des Einzelnen profitieren kann. Das funktioniert natürlich nur, wenn das Unternehmen sich über seine Werte und seinen innewohnenden Charakter selbst im Klaren ist. Nur wer sich darin wiedererkennt, kann sein Bestes hervorholen und leisten. Zum anderen sind wir längst in einer Zeit angekommen, in der Individualität so weit entwickelt ist, dass Persönlichkeit nicht mehr nur über den Arbeitsplatz definiert wird. Ziel sollte es nicht sein, Mitarbeiter, so eng es geht, zu binden, dass kein Gedanke an etwas anderes mehr möglich ist. Viel einfacher ist es, Verbindlichkeit durch Freiräume herzustellen. Sowohl in Form von Mitbestimmung, als auch in der Schaffung der individuellen Rahmenbedingungen. Am offenkundigsten ist das für Eltern wie mich selber relevant, die nicht zur Wahl zwischen Familie oder Beruf genötigt werden wollen. Wenn Verbindlichkeit durch Rücksicht auf das Umfeld der Einzelnen geschaffen ist, ist die Grundlage für Innovation gegeben. Das Naheliegendste ist meistens das Richtige: Jeder möchte Wertschätzung erfahren. Für wen Kerneigenschaften der Mitarbeiter immer noch bedingungslose Flexibilität, längste Arbeitszeiten, billigster Lohn sind, wird auch in Zukunft nicht mit den Besten rechnen können.“ Andreas Murkudis, Inhaber AM und AM+, Berlin
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„Die Frage für uns ist: Wie hoch ist die Identifikation und Eigenverantwortung des Mitarbeiters? Welchen Sinn erlebt er bei den täglichen Herausforderungen auf der Fläche – und wie begeistert erleben die Mitarbeiter die Führungskräfte und deren Begleitung zur Eigenständigkeit? Der Verkauf sollte keine Notlösung in der Berufswahl sein, weil man sonst nichts findet. Es ist ein Handwerk wie jedes andere auch, das Professionalität verdient. Wir im Modehaus in Kaprun haben das Moreau-Beratungsrad mit dem Team entwickelt: vom herzlichen Gastgeber zum Small-Talk, vom Wünsche wecken zum Lösungen kreieren und über die Zusatzempfehlung zur Verabschiedung. Jeder Baustein erfordert höchste Qualität und Präzision in der Umsetzung. Mit der Zeit muss es zu einem Spiel werden und ein Selbstverständnis bekommen, um Menschen mit Leichtigkeit und Spaß zu inspirieren und durch die Welt der Mode zu verzaubern. Preisreduktionen zu machen, ist einfach, Menschen zu berühren, ist teilweise harte Arbeit. Denn es gibt immer Unternehmer, die es billiger anbieten. Aber wir Menschen sind einzigartig und können nicht kopiert werden. Wir müssen wieder richtig Lust darauf bekommen, Menschen zu bedienen, für Menschen da zu sein. Besonders im Tourismus haben wir die einzigartige Chance, meist entspannten Menschen zu begegnen, die sich im Urlaub etwas Gutes tun und sich belohnen möchten. Der schönste Laden – offline oder online – wird doch erst vom Menschen zum Leben erweckt. Nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip stimmen bei glücklichen sinnerfüllten Menschen dann auch die Ergebnisse, sprich die Umsätze. Auf diese menschlichen Gestaltungsmöglichkeiten sollten wir stolz sein und sie jeden Tag neu bewusst leben.“ Andreas Moreau, Geschäftsführer Fashion & Sports Moreau, Kaprun
UNDERWEAR SOCKS SHIRTS office@maratexfashion.li
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Einkaufs-
FAKTOR MENSCH
M A C H T Wer das Geld hat, hat die Macht? Kein Wunder, dass sich Einkäufer ein neues Selbstbild zulegen müssen. Denn, wer nur auf diese Säule baut, sieht am Ende aus wie eine Statue. Aus einer Zeit, die schon lange nicht mehr ist. Text: Martina Müllner. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
Wie ein Schwarm Gänse zieht es ein: Das Einkaufsgeschwader von Filialist Nord oder Handelskette Süd. Der im verrücktesten Anzug führt an, zu seiner linken und rechten Seite – der Vergleich mit dem Flugbild von Gänsen trifft zu – streng nach Hierarchie die anderen. Die BWLer, die Flächenbewirtschafter, die Exelhelden. Sie steuern auf einen dieser überbordend langen Konferenztische im Showroom zu, von dem man immer, sitzt man da in anderer Funktion, denkt: Wer zum Himmel braucht so riesige Tische? Bevor es ans Eingemachte geht, die üblichen Gesten. Schulterklopfen, energisches Händeschütteln, Siegerlächeln – auf beiden Seiten. Dabei weiß man: Jetzt geht’s der Gans an den Kragen. Wobei natürlich noch zu entscheiden ist, welche Seite diesmal mehr Federn lässt. Dass an den übergroßen Konferenztischen die Mode, wenn überhaupt, als letzter Tagungspunkt rangiert, ist ein offenes Geheimnis. Konditionen, Termine, Quoten, LUGs, Umsätze, Abschriften. Marc Kofler, Mitinhaber der Adventure Fashion Agency: „Ich bin überzeugt, dass manch ein Einkäufer innerlich Angst hat – und die ist nachvollziehbar. So, wie der Job heute in vielen Konzernen ausgestaltet ist, ist es nur logisch, dass sich der
Einkäufer im Konzern insgeheim fragt: Wie lange brauchen die mich eigentlich noch? Wie sieht meine Stellenbeschreibung in Zukunft aus? Denn Depots verwalten und Concession-Deals verhandeln, dazu muss man kein Einkäufer sein, das können andere effizienter.“ Auch Reinhard Haas von der Modeagentur Aco in Österreich sagt: „Früher war ein Einkäufer ein Trendscout, heute ist das Finden neuer Kollektionen oder Trends nur ein Aspekt seiner Tätigkeit. Kooperationen, Deals, Umtauschkonditionen, all das will verhandelt sein. Was zur Konsequenz hat, dass wir Agenturen auch einen viel intensiveren Kontakt zu den Einkäufern pflegen.“ Um sich über Mode und Trends auszutauschen? Aber nein: Listen und Lösungen stehen auf dem Programm. „In den Modekonzernen ist es wie im Lebensmittelhandel: Die Regalmeter sind fest vergeben, jetzt geht es nur noch darum, wie diese bestückt werden“, findet Marc Kofler. Im Gänsemarsch
Doch wenn die Zahlen regieren, bleibt die Emotion auf der Strecke. „Im High-Fashion-Segment ist das vergangenheitsorientierte Einkaufen, wie es Konzerne mit ihren Abverkaufslisten betreiben, völlig inadäquat“, sagt Clemens
Sagmeister, der einen Familienbetrieb mit sechs Filialen in Westösterreich führt. „Listen sind gut, wenn ich zum Beispiel weiße Hemden einkaufe“, ergänzt Michael Arabiano von Gränicher in Luzern und Sursee. „Aber für geblümte Hemden hilft mir keine Liste. Da muss ich den Bauch walten lassen. Fällt die Kreativität im Einkauf zu Gunsten der Liste weg, gibt es am Ende im Laden nur Basics – und das ist gefährlich. Ich brauche den verrückten orangefarbenen Mantel im Schaufenster, damit Gränicher im Gespräch bleibt. Würden da nur die dunkelblauen hängen, die ich am Ende des Tages verkaufe, darüber würde man nicht sprechen. Aber der orangefarbene, der ist Stadtgespräch.“ Da der orangefarbene aber bestimmt auf keiner Liste auftaucht, bleibt er Terrain der Individualisten im Einkauf. Marc Kofler: „Zuallererst muss ich mich heute als Händler fragen: Wie weit glaubt der Fabrikant an mich als Wholesaler, macht er mich stark?“ Clemens Sagmeister erzählt: „Wir haben in unserem Sortiment einen starken Wandel hinter uns, haben uns von Marken getrennt, die im Wholesale nicht ihre Zukunft sehen – obwohl sie maßgeblich zu unserem Umsatz beitrugen. Das Ergebnis hat uns nur noch mehr bestärkt:
Wir haben diese Trennungen nicht gespürt. Bei der Entscheidung, wo wir unsere Budgets alternativ ausgeben, spielt heute mehr denn je die persönliche Beziehung eine Rolle. Dort, wo man sich auf Augenhöhe begegnet, wo nicht eine Seite versucht, Macht auszuüben, dort sehe ich die Zukunft. Ich glaube, dass es essenziell ist, dass das Machtgefüge zwischen Händlern und Lieferanten ausgeglichen ist. Denn ein allzu mächtiger Händler würde im Gegenzug ja auch einen ohnmächtigen Lieferanten bedeuten – und das will auch keiner.“ Wer schnattert mit?
Woran wird der Erfolg eines Einkäufers gemessen? Immer weniger daran, was an Ware dem Händler zufließt, sondern vielmehr, wie die Ware abfließt. Zum einen an den Konsumenten, gewiss, aber auch „return to sender“. Reinhard Haas: „Wir sind als Lieferant das ganze Jahr informiert und involviert. Wir fordern die Abverkaufslisten ja nicht zum Spaß – sondern weil es darum geht, frühzeitig Lösungen zu finden.“ Marc Kofler bemängelt: „Ich habe den Eindruck, dass der Einkauf für viele ein Netz mit doppeltem Boden geworden ist. Was eingekauft wurde, muss nicht zwingend an den Endkonsumenten verkauft style in progress 116
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Clemens Sagmeister, Sagmeister Der Mann:
„Das Netzwerk des Einkäufers ist seine allergrößte Trumpfkarte.“
Michael Arabiano, Gränicher:
„Der Einkauf braucht wieder Zeit für Strategie und Sourcing.“
werden, sondern die Verantwortung für nicht verkaufte Ware geht vielfach an den Lieferanten zurück. Aber daran hat die Industrie auch selbst Schuld. Mit ihrem eigenen Retail und vor allem ihren eigenen Outlets hat sie den Handelskunden ja deutlich gemacht: Wir können unsere Ware selbst vermarkten. Dann darf es auch nicht wundern, wenn der Händler sagt: Ihr habt ein Outlet, also nehmt das auch bitte zurück.“ Und wieder liegt der Verdacht nahe: Wer als Einkäufer das Kommissionsgeschäft heraufbeschwört, sägt am eigenen Sessel. Unverzichtbar macht 116 style in progress
sich der, der den Blick über den Tellerrand nicht scheut. „Es ist deutlich schwieriger geworden, spezielle Sachen zu finden, weil die Lieferanten auch das Risiko scheuen – verständlicherweise. Aber im Verkauf leben wir von unverbrauchten Geschichten und gerade modisch sind wir extrem gefordert: Weil es keinen eindeutigen Trend gibt, sind es die Einkäufer, die ihre Themen finden – und dann auch transportieren – müssen“, sagt Michael Arabiano. Um diesen Transfer erfolgreich zu leisten, hat es der Unternehmer zum Prinzip erkoren, dass „bei jedem Ordertermin der markenverantwortliche Mitarbeiter aus dem Verkauf mit dabei ist“. Damit nicht genug: Auch die Einkäufer von Gränicher verbringen mindestens vierzig Prozent ihrer Zeit auf der Fläche: „Das ist essenziell.“ Mit einem neuen System will Arabiano die Nachbestellungen an die Verkaufsmitarbeiter delegieren. „Jeder unserer Mitarbeiter wird Bestellungen machen können, direkt und ohne Rücksprache mit dem Einkauf oder mir. Damit wollen wir schaffen, dass der Einkauf wieder Zeit für Strategie und Sourcing hat.“ Ganz nebenbei steigen auch Zufriedenheit und Verantwortung bei den Mitarbeitern. „Selbstverständlich fühle ich mich für etwas, das ich selbst bestellt habe, ganz anders verantwortlich.“
ist sein Netzwerk? Das spielt eine wichtige Rolle.“ „Kontaktpflege zum Handel ist für uns Agenturen das A und O. Und das geht eben nicht nur übers Telefon. Da muss man auch mal raus und vor Ort erfahren, was läuft und wo der Schuh drückt“, ist Marc Kofler überzeugt. „Ich glaube, das Allerwichtigste in diesem
Macht kommt von machen
Marc Kofler, Adventure Fashion GmbH: „Ich
habe den Eindruck, dass der Einkauf für viele ein Netz mit doppeltem Boden geworden ist.“
Alphatiere
„Kein Wunder, dass der Einkauf im Fremdbild ein sehr glamouröses Image hat“, meint Clemens Sagmeister. „Man ist viel unterwegs, sieht die tollen Marken, reist in coole Städte. Die internationalen Einkäufer haben zahllose Follower auf Social Media und zelebrieren diesen Lifestyle natürlich auch. Doch dieser Glamour relativiert sich schnell, wenn man erst mal in dem Beruf tätig ist. Dann merkt man, dass man auch zu einem Gutteil Zahlenmensch sein muss, um erfolgreich zu sein. Dennoch bin ich fest davon überzeugt: Den guten Einkäufer zeichnet weder nur seine Kreativität noch nur sein Zahlenverständnis aus – in Wahrheit ist sein Netzwerk die allergrößte Trumpfkarte. Wie sind die persönlichen Beziehungen zu den wichtigen Herstellern und Agenturen, wie einflussreich
des Einkaufs. Das funktioniert gut – wenn die andere Seite ihre Rolle auch so versteht.“ Offenheit ist auf beiden Seiten gefragt: „Mit dem Austausch über den laufenden Abverkauf wollen wir das unsere zur Problemlösung und Ertragsoptimierung beitragen“, sagt Reinhard Haas. „Wer Offenheit gibt, wird belohnt. Das haben auch viele verstanden und machen um ihre Umsatzzahlen mit unseren Marken auch kein Geheimnis her. In dieser gegenseitigen Wertschätzung lässt sich ein gemeinsames Ziel viel schneller erreichen.“
Reinhard Haas, Aco Modeagentur Österreich:
„Wer Offenheit gibt, wird belohnt.“
ständigen Kontakt ist der ehrliche Austausch: Der Meinung des Einkaufs Gewicht zu geben, dafür Sorge zu tragen, dass das Feedback auch beim Lieferanten ankommt. Aufrichtiges Interesse und Offenheit für Probleme
Ein mächtiger Händler hat Einfluss, das Daumen hoch – oder Daumen runter – des Einkäufers kann alles verändern. Besonders, wenn es sich um Newcomer handelt. „Selbstverständlich ist es ein Zeichen für andere in der Branche, wenn ein etablierter Händler ein neues Label schreibt. Dessen sind wir uns bewusst“, sagt Clemens Sagmeister. „Wenn ich zum Beispiel meinen Kollegen im Masculin Modekreis ein Label ans Herz lege, dann ist das in der Konjunktur des Labels zweifellos richtungsweisend – aber das bedeutet nicht, dass ich diese Machtposition ausnutze. Im Gegenteil, ich freue mich daran, gemeinsam zu wachsen.“ Sein Kollege Michael Arabiano ergänzt: „Ich mag das Wort Macht in Bezug auf einen Einkäufer nicht – denn wenn jemand mächtig ist, dann gibt es auch Verlierer. Ich will nicht mächtig sein. Mein Ansatz ist ein gänzlich anderer: Ich will mit meinen Läden so gut sein, dass die Marken sagen: In der Deutschschweiz, da wollen wir unbedingt zu Gränicher. Das ist mein Antrieb.“
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JÄGER
SAMMLER?
Sollen die Verkäufer für ihre erzielten Umsätze prozentual belohnt werden? Das Thema Provision spaltet die Lager. style in progress stellt zwei Meinungen gegenüber – denn was für den einen Händler als Honorierung guter Leistungen selbstverständlich und sinnvoll ist, bedeutet für den anderen ein echtes No Go. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Teilnehmer
DIE KUNDEN SIND DIE BESTE MOTIVATION
Max Schoenberg führt gemeinsam mit seiner Frau Romy Schoenberg und Franz Tinnacher sechs Schuhund Modegeschäfte namens Fifty-6 in Saarbrücken. Service schreiben sie ganz groß im Handel, ein Anspruch, den sie auch an ihre 50 Verkaufsmitarbeiter haben. www.fifty-6.eu
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„Wer auf Provisionsbasis arbeitet, macht das vorrangig fürs Geld, und das darf der Kunde keinesfalls spüren. Und man verliert schnell den Blick dafür, worum es eigentlich geht. Ich selbst habe zehn Jahre auf Provisionsbasis gearbeitet. In den 1970er- und 1980er-Jahren habe ich in Kampen 50 Pfennig pro Kännchen Kaffee verdient, das ich servierte. In der Gastronomie finde ich Provision durchaus sinnvoll, weil der schnelle Service den Gast glücklich macht. Auch im Modegeschäft geht es darum, dass der Kunde sich wohlfühlt. Das kann er aber nicht, wenn ihn der Verkäufer in eine zwei Nummern zu kleine Hose steckt, womöglich weil er ihm nicht sagen will, dass die Größe 38 nicht passt. Schnell wird das falsche Teure verkauft statt das richtige, womöglich Preiswertere. Wir leben zu 80, 90 Prozent von Stammkunden, die wiederkommen, weil sie begeistert sind und ehrlich beraten werden. Dafür muss ein Verkäufer in der Lage sein, einfach mal zuzuhören, was der Kunde wirklich will, was nicht immer das ist, was er auch sagt. Der Verkaufsberater muss also mitdenken, womit schon mal 90 Prozent aller Bewerber bei uns ausscheiden. Die wirklich guten Berater sind meist die, die in der zweiten oder dritten Lebensphase sind. Das sind in aller Regel Quereinsteiger, die schon ein gutes Stück Lebenserfahrung mit sich bringen: die Mutter, deren Kinder aus dem Haus gegangen sind. Oder die langjährige Kundin, der zu Hause das Dach auf den Kopf fällt. Der Job ist eine echte Herausforderung: Ein Dienstleister muss dienen und leisten. Dienen ist nichts Negatives, weil man so viel zurückbekommt. Wie werden nun gute Mitarbeiter belohnt? Mit Freiheit und Verantwortung. Wenn ein Lehrling etwas besser kann als ich und das auch zeigt: wunderbar. Belohnung ist aber auch, dass das Team funktioniert, immerhin verbringen wir ein Drittel unserer täglichen Lebenszeit im Beruf und damit im Geschäft. Mode verkaufen heißt etwas verkaufen, was der Kunde nicht braucht, sondern was er will. Das ist toll für jeden Verkäufer! Was schnell vergessen wird: dass Menschen emotionale Wesen sind. Vieles muss freiwillig geleistet werden, das kann ich als Chef nicht abrufen. Die Anerkennung ist die beste Motivation. Wer bei uns arbeitet, bekommt jeden Tag gesagt, dass er der beste Verkäufer der Welt ist. Nicht von mir. Sondern von den Kunden, die sich manchmal sogar mit Handschlag beim ganzen Team bedanken. Ich bin sicher: Mit Provision kriegen Sie das nicht hin.“
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EINZELLEISTUNGEN SOLLEN HONORIERT WERDEN
„Grundsätzlich bin ich der Meinung: Je besser der Mitarbeiter ist, desto mehr sollte er verdienen und damit auch am Erfolg des Unternehmens teilhaben. Nur – wie lässt es sich gerecht umsetzen? Darüber gibt es bei uns immer wieder Diskussionen. Zurzeit haben wir eine Regel, die im Ergebnis einen Zusatzverdienst mit einer breiten Spanne bis zur dreifachen Prämiensumme im Monat von 100 bis 700 Euro ergibt. Darin liegt eine gewisse Ungerechtigkeit: Während der Verkäufer in der Ski- und Schuhabteilung ganz eng am Kunden ist und höhere Durchschnittsumsätze und dadurch Provisionen erzielt, sind es beim Verkaufsberater in den Accessoiresabteilungen wesentlich geringere Beträge, weil dort die Kunden öfter mal direkt zur Kasse gehen, ohne dass der Mitarbeiter seine Nummer auf das Etikett schreiben kann. Zudem ist er stark damit beschäftigt, die Ware zu ordnen und wieder aufzufüllen. Aber: Versuche, einfach die Anwesenheit zu honorieren, wären nichts anderes als eine Gehaltserhöhung für alle, ohne dass Einzelleistungen belohnt werden. Deshalb ist auch die Teamprämie für mich keine echte Option, weil sich dann womöglich der schlechtere Verkäufer auf dem Erfolg des besseren ausruht. Der große Nachteil der Einzelprämie jedoch ist das Phänomen Umsatzgeier. Wenn sich der Kunde ohne Beratung für die Canada Goose Jacke für 800 Euro entscheidet und dann ein Verkäufer eilfertig herbeispringt, um noch schnell seine Nummer aufzuschreiben, macht das keinen guten Eindruck – weder auf den Kunden noch auf den Mitarbeiter, der vielleicht die Jacke für den Kunden vom Bügel genommen hat, aber derzeit noch in einem anderen Kundengespräch war. Wir feilen weiter an einem gerechten Prämiensystem, sind aber noch zu keiner perfekten Lösung gelangt. Womöglich gibt es die gar nicht. Doch trotz aller Schwierigkeiten, die mit dem Thema verbunden sind, bin ich nach wie vor der Meinung, dass Einzelleistungen auch honoriert werden müssen. Verkaufen ist eine hohe Kunst, bei dem es nicht nur um die gute Beratung geht und darum, womöglich mal drei Kunden gleichzeitig zu bedienen, sondern auch darum, dass der Verkauf zum Abschluss kommt und der Kunde mit einem guten Gefühl aus dem Haus geht und Schuster seiner Gastgeberrolle gerecht geworden ist.“ 116 style in progress
Rainer Angstl ist Geschäftsführer Sporthaus Schuster, München. Das seit 102 Jahren bestehende Haus ist Platzhirsch an Münchens Marienplatz, darüber hinaus inhabergeführt mit 330 Mitarbeitern. Zur Schuster Gruppe gehört außerdem Sport Münzinger, ein Fußball-/ Style-Konzept im Rathaus am Marienplatz. www.sport-schuster.de
Photo by Irene Schaur
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JWD*
JANZ WEIT DRAUSSEN.
Stephanskirchen, Kitzingen oder Metzingen. Naturgemäß haben Modemarken ihren Standort nicht immer in urbanen Traummetropolen – kein Vorteil für so manchen Bewerber. Was tun die Unternehmen, um dennoch ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, was überhaupt müssen sie ihren Mitarbeitern und Bewerbern heute bieten? Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Unternehmen. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Es ist beste Werbung in eigener Sache. Der Imagefilm von Marc O’Polo zeigt emotionale Bilder mit jungen Leuten auf dem Bootssteg mit Blick auf die Berge, glücklichen Szenen von Menschen eins mit der Natur, im Team beim Sport und bei der Arbeit. „Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen“, lautet das Motto für das Unternehmen, das im beschaulichen Stephanskirchen bei Rosenheim beheimatet ist. „Viele Bewerber kennen unseren Standort nicht, dem wollten wir Abhilfe schaffen“, sagt Petra Tramp, Director HR bei Marc O’Polo. „Wir merken insgesamt, dass es nicht mehr so leicht ist, offene Stellen schnell zu besetzen.“ War for Talents
„Heute ist es deutlich schwerer geworden, die richtigen Mitarbeiter zu finden“, bestätigt HR-Profi Monika Pleschinger. Allgemein ist der Konkurrenzkampf unter den Unternehmen im Wettstreit
um die besten Talente härter geworden. Offene Märkte und globale Netzwerke haben lang bestehende Verhältnisse auf den Kopf gestellt und hochqualifizierte Kräfte sind zur knappen Ressource geworden. Als selbstständige Personalmanagerin wird Monika Pleschinger von den unterschiedlichsten Unternehmen beauftragt, um die besten Kräfte zu finden und Personal weiterzuentwickeln. Gerade in technischen Berufen ist der ‚War for Talents‘ ein sprichwörtlicher Begriff geworden. Dabei treten nicht mehr nur regionale Firmen miteinander in den Wettbewerb, sondern müssen sich internationaler Konkurrenz stellen. Umso mehr zählt, dass das Unternehmen erfolgreich ist. „Ich merke aber auch sehr, dass die Erwartungen auf Arbeitgeberund -nehmerseite immer mehr auseinanderklaffen“, sagt die Österreicherin. „Dabei beklagen die Unternehmen, dass sie keine guten Mitarbeiter bekommen style in progress 116
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Palle Stenberg, CEO Nudie Jeans: „Wir verbringen
viel Zeit damit, jeden ins Boot zu holen. Das kostet allerdings auch Zeit und kann deshalb ein Nachteil im internationalen Wettbewerb sein.“
und die Bewerber, dass es keine interessanten Jobs gibt.“ Was so paradox klingt, hat vielfältige Gründe und ist nicht nur auf die geburtenschwachen Jahrgänge in den Industrieländern zurückzuführen. „Oft werden Talente nicht früh genug erkannt und gefördert“, so Monika Pleschinger. „Viele Eltern sagen ihren Kindern, dass sie erst einmal Matura machen sollen, später hätten sie immer noch alle Möglichkeiten. Doch nicht jeder ist ein guter Maturant, und das eine oder andere Handwerkertalent geht auf diese Weise verloren.“
gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln.“ Bewerbermangel aufgrund des abgelegenen Standorts hat Markus Meindl bislang nicht zu beklagen. Naherholungsgebiete, günstiger Wohnraum, eine intakte Struktur im Dorf mit guter Anbindung an Kleinstädte und an Städte wie München und Salzburg sind die Pluspunkte für die Meindl Fashion Mitarbeiter. „Wir haben hier alles, nur eben nicht im Übermaß, aber wer braucht das schon“, sagt Meindl. „Die meisten unserer Mitarbeiter kommen aus der Umgebung, viele nehmen eine Stunde Anfahrt auf sich, um bei uns arbeiten zu können. Zum einen, weil die Marke sexy ist. Zum anderen, weil bei uns noch Menschen arbeiten. Wir sehen unsere Mitarbeiter als Partner, mit denen wir den Tag gemeinsam auf respektvoller Ebene und im familiären Zusammensein verbringen.“ Packages
Doch im Zuge allgemeinen Fachkräftemangels werden gerade entlegene Standorte zum immer größeren Nachteil. Auch und gerade bei hochspezialisierten Kräften, hat Monika Pleschinger festgestellt. „Um
Dinosaurier
Markus Meindl stellt sich mit seinem Unternehmen Meindl Bekleidung gegen diesen Trend. In Kirchanschöring, einem bayerischen 2000-Seelen-Dorf nahe der österreichischen Grenze, führt er einen vollstufigen Fertigungsbetrieb für authentische, luxuriöse Lederbekleidung mit 120 Mitarbeitern. „Wir sind ein Dinosaurier; vollstufig und so etwas wie uns gibt es heute nicht mehr“, sagt Markus Meindl. „Wir haben immer an den Standort geglaubt und nicht alles in irgendwelche Drittländer verlegt. Dabei ist es für uns elementar, dass wir selbst ausbilden, sowohl unsere Spezialisten in der Fertigung als auch alle Führungskräfte im Haus. Wer sich bei uns engagiert, hat die Chance, sich 116 style in progress
Marco Götz, Geschäftsführer Drykorn: „Wir müssen viel
tun, um unsere Mitarbeiter zu halten und neue zu finden. Eine spannende Herausforderung für uns. Leider passen immer häufiger der eigene Anspruch von Bewerbern und die persönliche Leistungsbereitschaft nicht zueinander. “
diesen Nachteil auszugleichen, schnüren Unternehmen ihren Mitarbeitern und Bewerbern manchmal besondere Packages: mit höherem Gehalt, vergünstigter Firmenwohnung und darüber hinaus mit einer Firmenkultur, die Freundschaften und Gemeinschaftsunternehmungen bewusst fördert“, sagt Pleschinger. „Arbeitgeber, die hier weniger Interesse und Engagement zeigen, werden künftig umso größere Schwierigkeiten haben, Bewerber für sich zu begeistern.“ Marco Götz hat seine Firma Drykorn in Kitzingen in der Nähe von Würzburg gegründet. Heute, 17 Jahre nach der Gründung, gibt es 140 Mitarbeiter vor Ort, von denen die meisten schon lange dabei sind. „Ein gewisses Engagement ist heute nötig, auch wenn es um das Arbeitsumfeld geht“, sagt Marco Götz. So engagiert er sich beispielsweise in Kooperation mit anderen Firmen vor Ort für eine internationale Schule oder für die Modernisierung von Sportangeboten und Sportstätten. Im Fitnessstudio können die Drykorn-Mitarbeiter einmal wöchentlich auf Firmenkosten trainieren, Gesundheitscheck und Goodiebag mit gesundem Frühstück inklusive. Ein weiteres Extra: der Veggy Day alle zwei Wochen, zubereitet von einem sehr guten Koch, mit Teilnahmepflicht – für gesunde Ernährung und Gemeinschaftssinn. „Bei uns herrscht ein sehr kommunikativer, freundlicher Ton mit relativ flachen Hierarchien; viele haben sich gemeinsam mit unserem Unternehmen weiterentwickelt“, sagt Marco Götz. Zwar kommt ihm bei Bewerbungen das coole Markenimage von Drykorn zugute. „Dennoch ist es in den Bereichen Produktentwicklung und E-Commerce schwerer geworden, gut ausgebildete Leute zu bekommen, weil das in aller Regel Leute sind, die ein urbanes Umfeld um sich haben wollen.“ Auch Kreative bevorzugen die Inspiration der Metropolen weltweit. „Allerdings kommen die Kreativen unserer Firma generell viel herum, sei es nach London oder Paris, Tokio oder New York“, sagt Marco Götz. „Dann nutzen sie ihre Zeit in Ruhe im Büro, um die Eindrücke aufzuarbeiten.“
Petra Tramp, Director HR Marc O’Polo: „Auch wir
möchten uns bei unseren Bewerbern als attraktives Unternehmen positionieren, um die passenden Fachkräfte zu finden und Talente langfristig zu binden.“
Laptop unter Palmen?
Dass die Anspruchshaltung der Bewerber heute eine andere ist, fordert die Unternehmen umso stärker heraus. Manch frischer Uniabsolvent träumt selbstbewusst vom Smartphone und Firmenwagen, ein anderer von der Freiheit, überall auf der Welt arbeiten zu können wie die vielzitierten digitalen Nomaden. Dem liegt auch ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wertewandel zugrunde: Strebten frühere Generationen in erster Linie nach Sicherheit, stehen für die heutige Freiheit und Selbstentfaltung stärker im Vordergrund. Das ist darüber hinaus eine Folge davon, dass Arbeit und Freizeit immer fließender ineinander übergehen. Workation heißt hier ein Schlagwort. Home Office ist ein weiteres. „Dieser Trend wird sich künftig noch mehr verstärken“, vermutet Olivia Pflugfelder-Jünger. Neun Jahre war sie von ihrer Wahlheimat Berlin aus als Freelance für verschiedene Projekte bei Drykorn tätig, heute arbeitet sie an einem neuen Textilprojekt von Red Bull in Salzburg und ist dort alle zwei Wochen für etwa drei Arbeitstage vor Ort, plus Reisen für Sourcing, Messen und Storecheck in den Großstädten. „Wer als Arbeitnehmer Forderungen stellt, muss erst einmal zeigen, welchen Mehrwert er mit seiner Arbeit für das
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PANORAMA
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Unternehmen bietet“, sagt sie. „Grundsätzlich ist es sinnvoll, die DNA einer Firma genau kennen zu lernen und auch mal längere Zeit am Stück im Team dort zu arbeiten.“ Gleichzeitig gilt es, für die Freiheit, nicht immer an einem Ort arbeiten zu müssen, entsprechend gut organisiert und auch erreichbar zu sein. Auf Unternehmerseite wird Home Office nicht immer gern gesehen, auch weil die Produktivität in Frage gestellt wird. „Es gehören schon Vertrauen und klare Absprachen dazu“, so Pflugfelder-Jünger. „Ich glaube aber, dass sich Arbeit im Büro und an einem frei gewählten Ort weiter miteinander vermischen werden. Warum nicht mal einem Kreativteam von vier Leuten die Möglichkeit geben, gemeinsam auf eine Reise zu gehen, um dort zu arbeiten? Das motiviert und kommt letztendlich auch dem Arbeitgeber zugute.“ Vorbild Schweden
Immer mehr träumen von der Weltreise, um nach einem Jahr wieder in ihren Job zurückzukommen. Immer mehr Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Für Palle Stenberg, CEO der schwedischen Brand Nudie Jeans, keine ungewöhnliche Forderung. „Die
Olivia Pflugfelder-Jünger, Freelance Creative Advisor für Red Bull: „Die Reise-
bereitschaft ist heute viel größer, und damit einher geht ein Reisearbeitstrend. Das kann so viel motivierender sein als das übliche Nine to Five im Büro.“
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können. „Der Markt wartet nicht auf uns“, sagt Stenberg. „Wir werden aber darauf achten, dass wir dennoch nicht unsere Seele verlieren.“ Willkommenskultur
Markus Meindl, Geschäftsführer Meindl Bekleidung:
„Wir bieten unseren Mitarbeitern ein Arbeitsklima, das nicht auf gemeinschaftlichem Yoga basiert, sondern auf ehrlicher Partnerschaft.“
Zahl der Männer wächst, die bei uns ihre 15 Monate Elternzeit nehmen wollen“, sagt er. „Wir zahlen pro Mitarbeiter 80 Euro für Kinderbetreuung im Monat, der Rest wird von der Steuer abgedeckt. Wir möchten unsere Leute gut behandeln, für mich ist das Teil der schwedischen Kultur.“ Überhaupt sei die Arbeitsatmosphäre in schwedischen Firmen entspannter, heißt es oft. Wenn auch das in den Medien vielgefeierte Modell des Sechs-Stunden-Tages auch in Schweden alles andere als normtauglich ist. „Es mag Bereiche geben, wo das Sinn macht, aber nicht bei uns“, so Palle Stenberg. „Als global agierende Brand kommunizieren wir mit unseren Büros weltweit, auch deshalb ist eine Kernarbeitszeit von 8 bis 17 Uhr wichtig.“ Gelebte Realität hingegen ist der konsensorientierte Arbeitsstil der Schweden. „Wir verbringen viel Zeit damit, jeden ins Boot zu holen“, bestätigt Palle Stenberg. „Das kostet allerdings auch Zeit und kann deshalb ein Nachteil im internationalen Wettbewerb sein.“ Bislang ist Nudie von flachen Hierarchien geprägt, aber aktuell steht die Marke vor dem next Step seines Wachstums. So plant Palle Stenberg mittelfristig eine weitere Hierarchieebene, damit Entscheidungen für alle Büros weltweit schneller getroffen und durchgesetzt werden
Petra Tramp hat als HR-Verantwortliche vollkommen verinnerlicht, dass Unternehmen heute ihren Mitarbeitern mehr bieten müssen. „Nicht nur die Bewerber bewerben sich bei uns, auch wir müssen uns ihnen als Arbeitgeber darstellen, der ihnen etwas bieten kann. Diese innere Haltung und Willkommenskultur ist wichtig“, ist sie überzeugt. Das Management von Marc O’Polo lebt es beispielhaft und mit Experimentierfreude vor. Zum Angebot gehören ein Sport- und Gesundheitsprogramm, eine Kinderferienbetreuung, Mitfahrzentrale für die 150 vorwiegend aus München pendelnden Mitarbeiter und individuelle Home-Office-Regelungen für geeignete Bereiche. Dazu kommt ein Test mit Open Space Offices in München. Für die rund 700 Mitarbeiter in Stephanskirchen entsteht derzeit ein viertes Gebäude, in dem Desk-Sharing-Lösungen, Meetingpoints und Rückzugzonen geplant sind. Ganz im Sinne moderner Arbeitswelten. „Wenn
Monika Pleschinger, Personalmanagerin: „Ein
wertschätzender Umgang mit Bewerbern ist leider nicht selbstverständlich. Das zeigt allein die Tatsache, dass viele Bewerber noch nicht einmal eine Absage erhalten.“
wir die Freiheit stärker nutzen, überall arbeiten zu können, benötigen wir auch weniger Platz“, so Petra Tramp. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist vor allem eine Neuausrichtung des Führungsgedankens, der sich an Ergebnissen statt an Anwesenheit orientiert. Die Aufstiegschancen in der Firma sind eine weitere Möglichkeit der Mitarbeiterbindung. „Seit eineinhalb Jahren haben wir das Thema Leadership stark intensiviert“, beschreibt Petra Tramp. „Es geht darum, Visionen gemeinsam zu entwickeln und zu begeistern, es geht aber auch darum, Vertrauen zu schenken und Talente gezielter zu fördern. Dabei steht die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Vordergrund – was für den Erfolg des Unternehmens umso nachhaltiger ist.“ Blick in die Zukunft
Auch die Zuwanderungssituation in Österreich und Deutschland wird den Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren beeinflussen. Einerseits birgt sie mittel- bis langfristig Chancen für wirtschaftlichen Auftrieb, weil sie der demografischen Entwicklung entgegenwirken könnte. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr vermehrter Beschäftigung auf Niedriglohnniveau. „Die Situation ist noch zu neu, um einschätzbar zu sein“, sagt Monika Pleschinger. „Tatsache ist aber, dass sich die Unternehmen künftig flexibler auf die Arbeitnehmer einstellen müssen. Dabei bringt nicht nur die Betreuung von Kindern, sondern immer mehr auch die Betreuung älterer Menschen neue Herausforderungen mit sich. Wer aber seinen Mitarbeitern Respekt und Wertschätzung entgegenbringt, bekommt dasselbe zurück“, ist sich Pleschinger sicher. „Mit Mitarbeitern, die voll und ganz für ihre Firma einstehen.“
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WIR WOLLEN DIE
BESTEN!
Die Sortimente: ähnlich bis austauschbar. Bestes Kaufargument: der Mensch – und damit der Verkäufer auf der Fläche. Wie finden Händler die besten Talente und wie werden sie auf die Herausforderungen im Verkauf vorbereitet? Text: Nicoletta Schaper. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Gerade ist Christoph Bründl aus New York zurück. Auf dem World Business Forum hat er einen Vortrag von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gehört, von dem Bründl viel für sich und sein Unternehmen mitgenommen hat. „Zuckerberg liest alle zwei Wochen ein Buch, das sind im Jahr bis zu 30 Bücher“, erzählt der Geschäftsführer von 22 Intersport-Geschäften in Österreich. „Mich hat diese große Neugier, die dahintersteckt, sehr beeindruckt; die Haltung, alles zu hinterfragen, ohne das Gefühl, je ausgelernt zu haben.“ Das Thema Lernkultur ist ein wesentliches für Bründl. Für ihn selbst, für die Mitarbeiter, die Führungskräfte und nicht zuletzt für die Lehrlinge im Verkauf. „Das Warenangebot ist überall ähnlich. Die große Chance liegt im Personal“, ist seine Überzeugung. „Die Kunden wollen von Menschen kaufen und nicht von Maschinen. Deshalb stecken wir enorme Budgets in die Aus- und Weiterbildung für Mitarbeiter mit Leidenschaft und Begeisterung. Dafür suchen wir die Besten und wollen keine Kompromisse machen.“ Hohe Ansprüche, hohes Investment
Ist es heute schwieriger geworden, die Richtigen zu finden? „Eindeutig ja“, sagt Jörg Noh,
Aus- und Weiterbildungsleiter bei Engelhorn. „Insgesamt gibt es weniger Schulabgänger mit einem insgesamt höheren Anteil an Abiturienten, die das Studium der beruflichen Ausbildung vorziehen. Mit der Folge, dass diejenigen, die für die Lehre zum Einzelhandelskaufmann oder -frau übrigbleiben, oft schlechtere Noten und Abschlüsse haben.“ Unattraktive Arbeitszeiten im Einzelhandel kommen erschwerend hinzu – länger am Abend und am Wochenende, wenn andere frei haben. „Der Verkäuferberuf leidet unter schlechtem Image und mangelnder Wertschätzung“, sagt Christian Greiner, Vorstand Einkauf, Verkauf und Marketing bei Ludwig Beck. „Im Taxi gibt man noch dem grummeligsten Fahrer ein Trinkgeld, aber im Verkauf kommt das selbst nach bester Beratung in den seltensten Fällen vor.“ Darüber hinaus mögen die begrenzten Karrierechancen so manchen Bewerber abschrecken. Denn je gefragter ein Unternehmen ist, desto seltener werden Positionen als Substitut, Abteilungsleiter oder Einkäufer frei. „Wir brauchen aber nicht nur die Führungskräfte, sondern ganz besonders auch die motivierten Topverkäufer auf der Fläche – hier spielt sich unser Geschäft ab“, so Greiner. Bei Ludwig Beck haben im vergangenen Sep-
tember 23 Bewerber ihre Lehre zum Einzelhandelskaufmann und Handelsfachwirt beginnen können. Doch das Haus kann sich nicht darauf ausruhen, dass es im gefragten München zu den besten zählt und als Ausbilder einen entsprechend guten Ruf genießt. Sondern es ist für die Nachwuchssuche wie alle großen Häuser, die ausbilden, deutlich aktiver geworden. Erste Voraussetzung ist die Selbstdarstellung: Denn nur, wer sich zeitgemäß präsentiert, gilt als begehrter Arbeitgeber. Dazu zählen Vorträge an Schulen, Werksbesichtigungen, der Messestand auf Ausbildungsmessen und die Kommunikation via Social Media, weil Jugendliche in der Regel online besser erreicht werden als durch Stelleninserate. Darüber hinaus sind Schulpraktika ein gängiger Weg, Lehrlinge zu finden, wie beispielsweise bei Engelhorn. „Wir vergeben im Jahr 150 Schulpraktikumsplätze“, so Jörg Noh. „Der Aufwand für die einzelnen Abteilungen ist zwar groß, weil die Schüler auch auf der Fläche arbeiten, aber er lohnt sich, weil zwei bis drei davon jährlich zu den insgesamt etwa 25 Auszubildenden dazukommen.“ Erkenntnis auf Verbandsebene
Im stationären Handel sind die Anforderungen an den style in progress 116
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Verkäufer nicht zuletzt durch den Onlinehandel gewachsen. „Die Kunden haben heute einen deutlich höheren Anspruch“, erklärt Christian Greiner. „Sie kommen ja nicht, weil sie noch nicht begriffen haben, dass es Christoph Bründl, Geschäftsführer Bründl Gruppe:
„Preis und Shop-Aura schafft jeder. Aber eine Kultur aufzubauen, ist tägliche Arbeit. Dabei bilden die Menschen den Markenkern.“ E-Commerce gibt, sondern, weil sie sich bewusst entschieden haben, ins Geschäft zu gehen. Dort erwarten sie nicht nur ehrliche Beratung, sondern auch ein Einkaufserlebnis.“ Dafür reicht heute nicht nur fachliches Know-how, weiß auch Wilfried Malcher, Geschäftsführer Bildung und Berufsbildung HDE (Handelsverband Deutschland). „Wenn der Kunde im Gespräch sein Smartphone zückt, um Preise zu vergleichen, muss der Verkäufer damit locker und souverän zugleich umgehen und die Zielsetzung seines Unternehmens vertreten können. Das lernt er in keinem Crashkurs, sondern nur in einer guten Ausund Weiterbildung.“ Auch auf Verbandsebene ist die Erkenntnis gereift, dass der Kernberuf eine Erneuerung braucht. „Wir müssen den Umwälzungen im Handel Folge tragen und sind dabei, die Ausbildungsinhalte und Prüfungsanforderungen für die Verkäufer und Einzelhandelskaufleute zu modernisieren“, erklärt Malcher. So gilt ab August 2017 eine neue Ausbildungsordnung mit überarbeiteten Inhalten nicht nur in punkto Waren- und Sortimentskenntnisse, Marketing, Kundenberatung, Warenwirtschaft oder E-Commerce. „Diese Anforderungen sind aufgrund der zunehmenden Digitalisierung deutlich technischer geworden, was sich auch in der Ausbildung wiederfinden muss. Das müssen wir aber in einer eher offenen Form in der Ausbildungsordnung formulieren, denn wir wollen vermeiden, dass deswegen Betriebe nicht mehr ausbilden können.“ Darüber hinaus hat der HDE die Berufspalette mit einem Konzept 116 style in progress
für den neuen Ausbildungsberuf Kaufmann/frau im E-Commerce sowie Fachwirt/in E-Commerce erweitert. Talentschmieden
Um dem Nachwuchs das richtige Rüstzeug mitzugeben, haben viele große Händler ihre Inhouse-Akademien ausgebaut. Waren- und Stilkunde sind die Basics. Daneben ist manches andere zunehmend wichtiger geworden. Zum Beispiel das Thema Benimmregeln, wesentlich für den Kundenkontakt auf Augenhöhe im Premiumhandel. Oder Deutschunterricht mit Fokus auf Rechtschreibung und Zeichensetzung, wichtig für die Stammkundenpflege per E-Mail oder Whatsapp. „Generell sind Fähigkeiten wie Rechtschreibung und Grundrechenarten schlechter geworden“, so Jörg Noh. „Das liegt aber auch daran, dass sich die Prioritäten in der Schulbildung verschoben haben. So können die Schüler heute viel besser präsentieren als früher, weil das im Unterricht gefördert wurde.“ Überhaupt sind Projekte ein wichtiges Thema für die Auszubildenden geworden. „Wir geben ihnen ungewöhnliche Aufgaben, bei denen sie lernen, sich selbst zu organisieren“, erklärt Noh. Das kann die Weihnachtsfeier für alle Azubis plus ihrer Paten sein oder im zweiten Lehrjahr die Gestaltung des Messestandes auf der Ausbildungsmesse. „Es geht uns um Eigenverantwortung, zumal im Einzelhandel viel mit Aushilfen gearbeitet wird. Dafür brauchen die Mitarbeiter den Blick fürs Ganze.“ Dazu kommt nicht zuletzt das klassische Verkaufstraining. Wo muss der Verkäufer stehen, damit der Kunde ihn am besten wahrnimmt? Wie findet er den Bedarf heraus? Vieles davon ist Technik.
Wilfried Malcher, Geschäftsführer Bildung und Berufsbildung HDE: „Für Verkäufer
gibt es keine staatlich geschützte Berufsbezeichnung. Aber wenn ein junger Mensch sagt, er habe den staatlich anerkannten Ausbildungsberuf Verkäufer/in erlernt und die Prüfung abgelegt, dann zählt das.“
Für anderes braucht es empathische Fähigkeiten. „Der Verkäufer hat es maßgeblich in der Hand, ob mehr verkauft wird, deshalb ist er auch entscheidender Bestandteil unseres Gesamtkonzepts“, so Christian Greiner. „Es ist wie in der Gastronomie, auch da finde ich es sehr interessant, zu beobachten, ob der Kellner gelangweilt die Bestellung entgegennimmt oder clever noch den Nachtisch verkauft.“ Was im Restaurant das Menü ist, lässt sich mit dem Outfit im stationären Modehandel vergleichen. „Dass heute weniger Kunden in die Läden kommen, ist eine Tatsache“, sagt Greiner. „Umso wichtiger ist es, den Umsatz mit den verbliebenen Kunden zu erreichen oder auch mit ZusatzverChristian Greiner, Vorstand Ludwig Beck/Wormland:
„Das Mode-Know-how kann man beibringen. Eine Haltung zu dem Thema Dienstleistung nicht, die kann man höchstens schärfen.“ käufen zu erhöhen. Man muss es als Chance sehen: Denn viele der Kunden, die kommen, sind auch gewillt, mehr auszugeben.“ Verkaufen ist komplexer geworden
Das Thema Verkaufen ist komplexer geworden – und damit die individuelle Ausbildung. Engelhorn trainiert das Selbstbewusstsein der Lehrlinge zum Beispiel mit einem Workshop im Hochseilgarten, weil es dem Unternehmen wie vielen anderen heute darum geht, dass die Verkäufer zwar serviceorientiert, aber auch selbstbewusst auftreten. Allein 34 Seminare und Workshops bietet Bründl für die Lehrlinge wie auch für die Weiterbildung an, angefangen beim Flirtkurs und Schauspielkurs und Verkaufstraining bis hin zu Meditationstraining. „Wir wollen unseren Mitarbeitern einen Entwicklungsarbeitsplatz bieten, an dem es nicht nur ums Geldverdienen geht, sondern auch darum, die eigene Persönlichkeit stetig weiterzuentwickeln“, sagt Christoph Bründl. „Außerdem wollen wir unsere Mitarbeiter mit einem Schutz-
Jörg Noh, Aus- und Weiterbildungsleiter Engelhorn: „Wir
müssen mehr denn je darauf achten, die richtigen Bewerber für den Verkauf auszuwählen. Gewisse Dinge kann man durch Schulung wettmachen, aber tiefergehende Persönlichkeitsstrukturen lassen sich nicht verändern.“ mantel ausrüsten, es ist wichtig, sie stressresistent zu machen“, fügt er hinzu. „Der größte Trubel ist in unseren Geschäften am Wochenende, dazu kommen zwölf Königstage im Jahr, an denen wir über uns hinauswachsen müssen, egal, welche Knöpfe ein noch so schlecht gelaunter Kunde drückt.“ Nicht umsonst sind im Modehandel Kräfte aus der Gastronomie als Quereinsteiger sehr willkommen. Nicht nur, weil sie an die Arbeitszeiten gewohnt sind. Sondern, weil sie den Service- und Dienstleistungsgedanken selbst unter Hochdruck verinnerlicht haben. Schlussendlich lernt man Verkaufen nur durch Verkaufen, sagt Jörg Noh. Deshalb werden die Lehrlinge nach einem dreitägigen Einführungsseminar direkt in ihre Verkaufsabteilungen geschickt, denn nur im Kundenkontakt lassen sich Hemmungen überwinden. „Bei aller Schulung gehört auch Talent dazu, denn Verkaufen ist eine Gabe, für die es die Freude am Job braucht“, ergänzt Christian Greiner. Und die Freude daran, mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. „Den Wissensvorsprung, den ein Verkäufer früher hatte, gibt es nicht mehr“, sagt Christoph Bründl. „Heute sind andere Fähigkeiten stärker gefragt. Warum kauft der Kunde heute im Geschäft? Weil er aus seiner Anonymität heraus und kommunizieren will. Dafür braucht es heute auch ganz andere Verkäufer.“
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„WIR BRAUCHEN LEIDENSCHAFTLICHE ÜBERZEUGUNGSTÄTER!“ Nicht nur in München gilt Lodenfrey als Kaufhaus mit besonderer Klasse, auch sein Ruf als Topausbilder ist weit über die Stadtgrenzen verbreitet. Im Interview spricht Markus Höhn, geschäftsführender Gesellschafter Lodenfrey, über die Suche nach Verkaufskräften, über Ausbildung, Wettbewerb und Wertschätzung. Text: Nicoletta Schaper. Foto: Lodenfrey
Herr Höhn, Sie suchen die Besten, wenn es um den Nachwuchs im Verkauf geht.
Wir müssen viel selektieren, um auf die 15 bis 20 Richtigen zu kommen, weil Qualität und Reife nicht immer zu uns passen. Dazu kommt, dass der Job im Einzelhandel in der Begehrlichkeitsskala ganz hinten liegt, bedingt durch die Arbeitszeiten. Für manche sind auch die begrenzten Aufstiegschancen ein Manko. Das gilt natürlich auch für uns, da wir kein Filialist sind und auch weniger Führungspositionen frei werden. Welchen Fokus legen Sie in der Ausbildung?
Wir brauchen leidenschaftliche Überzeugungstäter und damit die wahren Verkaufstalente. Wir sind ständig auf der Suche und appellieren auch an unsere Mitarbeiter, sich umzuschauen, wer für uns in Frage kommt. Das kann die Buchverkäuferin sein, der Autoverkäufer oder die Rezeptionistin im Hotel. Menschen, die den Servicegedanken verinnerlicht haben. Wir haben kein Problem damit, ihnen die Produktkenntnisse beizubringen. Umgekehrt tun wir uns schwer, wenn Talent und Leidenschaft fehlen.
Zum Beispiel auf Eigenverantwortung. Unsere Lehrlinge können im zweiten Lehrjahr unsere sogenannten besonderen Verkaufsaktionen federführend organisieren oder eine Konkurrenzbetrachtung mit anschließender Powerpoint-Präsentation durchführen: Was ist bei uns anders, was sind die Besonderheiten von Münchner Läden im Vergleich zu anderen Städten? Wir wollen den Blick durch die junge Brille, dadurch bekommen wir neue und wichtige Impulse.
Der Kampf hat also zugenommen?
Alle Mitarbeiter werden permanent geschult, sei es in Bezug auf Ware oder auf die richtige Ansprache von Kunden verschiedener Nationalitäten. Gute Mitarbeiter können sich darüber hinaus für unsere Inhouse Academy und damit für weiterführende Positionen qualifizieren. Es ist uns wichtig, den Beruf des Verkäufers aufzuwerten und weiterzuentwickeln. Außerdem müssen wir mit den Konzernen anderer Branchen mithalten; der Modehandel liegt nicht gerade vorn im Wettbewerb.
Unbedingt, München ist da sehr kompetitiv. Es sind viele neue Mitbewerber um die besten Verkäufer hinzugekommen, zumal alle großen Brands mit eigenen Stores vertreten sind. Und bei der Nachwuchssuche?
Auch da ziehen wir mittlerweile alle Register. Heute erfolgt das Recruiting im Wesentlichen über soziale Netzwerke, weshalb wir uns da stärker aufgestellt haben. Viele Bewerber kommen aber auch auf uns zu, weil ihnen Lodenfrey als Ausbilder empfohlen wurde. Woran hapert es bei der Auswahl?
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Wie sieht es mit der Weiterbildung aus?
Auf der einen Seite sind Verkäufer sehr gefragt. Auf der anderen mangelt es allgemein an Wertschätzung.
Das stimmt nicht – oder zumindest nicht bei uns. Für unsere Mitarbeiter macht nicht nur das gute Gehalt, sondern unser Gesamtpaket den Reiz aus. Wir pflegen unsere Unternehmenskultur, das Verhältnis untereinander ist von Respekt und Anerkennung geprägt. Die Championsleague macht natürlich mehr Spaß als Abstieg, unsere Mitarbeiter sind Teil des Erfolgs! Sie wissen, wie wichtig sie uns sind, sie müssen schließlich die Tore schießen. Und die gute Stimmung überträgt sich über die Belegschaft bis hin zu den Kunden.
Lodenfrey hat in den Jahren 2005 und 2015 den Rudolf-Egerer-Preis für besonderes Engagement in der Ausbildung gewonnen. Von 15 bis 20 Auszubildenden werden jährlich 60 Prozent übernommen. www.lodenfrey.com
Markus Höhn, geschäftsführender Gesellschafter von Lodenfrey, will mit seinen Mitarbeitern in der Championsleague des Modehandels spielen.
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„WIE WÄRS DENN MIT UNS BEIDEN?”
„An einem Beruf in der Mode gefällt mir besonders, dass man sich kreativ ausleben kann. Für mich ist es nicht nur Arbeit, sondern auch schon eine Form von Selbstverwirklichung. Es ist ein interessanter und abwechslungsreicher Job, in dem man viele Leute kennen lernt. Zudem bietet die Modebranche hohe Aufstiegschancen, wenn man sich anstrengt. Ich arbeite seit etwa drei Jahren aushilfsweise im Modehandel und nein, ich kann mir eine Karriere in dieser Form nicht vorstellen. Ein wesentliches Problem ist es, dass mittlerweile jeder als Modeverkäufer arbeiten kann, egal ob er vorher in der Drogerie oder woanders gearbeitet hat. Das führt dazu, dass es sehr oft nicht qualifiziertes Personal gibt. Und ja, das merkt man sehr stark während eines Verkaufsgesprächs. Zudem bietet der Modehandel im Vergleich zu anderen Jobs in der Branche wenig bis fast keine Aufstiegschancen. Genau das ist für mich auch sehr wichtig, da man sich ja auch entwickeln möchte. Hinzu kommt, dass die Bezahlung im Modehandel leider sehr schlecht ist. Mir ist es sehr wichtig, dass man mit Menschen zusammenarbeitet. Ich bin eine offene, kontaktfreudige Person und das sollte auch in meinem Beruf gefragt sein. Aber auch Karrieremöglichkeiten und Aufstiegschancen sind für mich sehr entscheidend. Zudem sollte man sich auch in gewisser Art kreativ ausleben können.“ Fabio Pace, 20 Jahre, Student, Düsseldorf
Ist die Arbeit im Modeeinzelhandel sexy? Mode ja! Auf der Fläche stehen? Mitnichten. Viele Berufsanwärter träumen von einer Karriere in dieser bunten, kreativen und vielfältigen Welt der Mode. Doch der Modeeinzelhandel leidet unter Nachwuchsproblemen. style in progress hat Nachwuchskräfte auf dem Weg in den Beruf oder ins Studium befragt, ob sie sich eine Karriere im Handel vorstellen können und welche Faktoren ihnen für ihren künftigen Weg wichtig sind. Text: Ina Köhler. Illustration: Claudia Meitert@ Caroline Seidler
„Ja, eigentlich kann ich es mir schon vorstellen. Was ich an dem Beruf schätze, ist der Verdienst, im Vergleich zur Damenmaßschneiderin. Ich will nicht das große Geld verdienen, aber genug, dass ich davon mal in Urlaub fahren kann. Ich finde, es ist ein schöner Job im Handel, weil man Leute beraten und ihnen zeigen kann, was ihnen gut steht. Mich würde es freuen, Menschen zu helfen, das Passende für sie zu finden und ihnen dadurch ein positives Gefühl zu vermitteln. Ich kann Kunden steuern, ihnen Informationen vermitteln und ihnen auch mal andere Dinge zeigen, z. B. nachhaltige Mode. Mir ist wichtig, dass ich in einem Job aufgehe, er soll mich erfüllen und ich möchte mit meinen Talenten gesehen werden. Negativ an einem Job im Handel könnte sein, dass ich mich auf Dauer nicht so kreativ ausleben könnte, bis auf das Thema Dekoration im Schaufenster oder auf der Fläche. Ich sehe dabei wenig Handwerkliches. Felicia Brecht, 19 Jahre, Auszubildende als Maßschneiderin, Frankfurt
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„Ich könnte mir vorstellen, zwischendurch im Nebenjob als Verkäuferin zu arbeiten, zum Beispiel neben dem Studium. Aber als Beruf, den ich die nächsten 20 Jahre machen soll, ist das für mich eher schwer denkbar. Eigentlich bin ich eher nicht der Typ, der von morgens bis abends an der Kasse steht und Kleidung einsortiert. Momentan würde das nicht in meine künftige Lebensplanung reinpassen. Dazu gehört auch, dass „Ich habe mir mehrere Studiengänge im man vermutlich nicht so viele Aufstiegschancen hat, Bereich Mode angeschaut, mich aber noch nicht vielleicht als Filialleiterin. In meinem künftigen Beruf entschieden. Natürlich möchte ich auch einen Studiengang ist mir wichtig, dass er mir Spaß macht und ich ihn wählen, mit dem ich später erfolgreich einen Beruf in dieser Branden Rest meines Lebens ausüben kann. Gleichche ergreifen kann. Die Richtung Einzelhandel kann ich mir persönlich zeitig ist es mir wichtig, ein gewisses Gehalt sehr gut vorstellen, da im Modehandel die Mode an die Leute gebracht wird. zu verdienen, um unabhängig und gut Im Modehandel wird entschieden, welche Kleidung den Konsumenten im großen versorgt zu sein.“ Jil Zamel, Maße zugänglich gemacht wird. Die Einkäufer großer Modeunternehmen entscheiden, 18 Jahre, Abiturientin, welche Kleidung in ihr Sortiment kommt, und die Leute können dann zwischen diesen Frankfurt Angeboten wählen. Um das richtige Modeangebot für die breite Masse zu haben, brauchen die Modeunternehmen gut geschultes Personal, das die Trends kennt und auch die Trends entdeckt. Dieses Gefühl für Trends fasziniert mich und von daher fasziniert mich auch eine Karriere in diesem Bereich, denn ohne diese Mitarbeiter kann kein Unternehmen in der harten Modebranche überleben. Die Verkäufer wiederum vermarkten die Produkte der Unternehmen, indem sie die Kunden beraten und den Kunden die Produkte präsentieren. Dadurch bekommt der Kunde eine persönliche Beratung, welche Kleidung seinem Typ entspricht. Dieses Angebot unterstützt den Handel mit der Kleidung. Die Modebranche ist einem ständigen Wandel unterlegen. Diese Tatsache macht sie für viele und auch für mich so interessant. Mit Mode kann man sich und seine Lebenseinstellung ausdrücken, z. B. wenn man nur einige Jahrzehnte zurückdenkt, an die sogenannte Hippie-Zeit. Dadurch, dass die Hippies mit ihrer Kleidung ihre Lebenseinstellung nach außen getragen haben, haben sie auch das Denken der Menschen verändert. Zum anderen kann die richtige Kleidung zum richtigen Anlass über das weitere Leben entscheiden, denken wir nur mal an ein Bewerbungsgespräch. Dort ist die richtige Kleidung sehr wichtig für den ersten Eindruck. Bevor überhaupt das erste Wort gewechselt wurde, wird jemand unter anderem aufgrund seiner Kleidung in eine Schublade gesteckt. Aber dieses Phänomen tritt nicht nur bei solchen offiziellen Treffen auf, sondern in ganz alltäglichen Situationen, wie zum Beispiel in der Schule. Nicht umsonst wird die Kleidung immer wichtiger, um den sozialen Status nach außen zu zeigen. Deshalb wird auch immer mehr Wert auf Markenartikel gelegt, um gerade seinen Status zu demonstrieren. Was früher das Auto war, ist heute oft die Kleidung. Dieses ganze Wirken der Mode beeindruckt mich. Deshalb möchte ich persönlich auch gerne in diese Richtung, zuerst mithilfe meines Studiums und später auch mithilfe meines Berufes, gehen. Ich möchte die Geschichte der Mode lernen, um ihre Wirkung besser nachvollziehen zu können. In meinem späteren Beruf möchte ich dann auch die Mode beeinflussen und meinen eigenen Modegeschmack zum Ausdruck bringen.“ Leonie Kobensen, 17 Jahre, Schülerin, Bocholt „Nein, ich könnte mir nicht vorstellen, im Modehandel zu arbeiten, da ich finde, dass für mich eine Aufgabe in einer Kreativabteilung geeigneter wäre. Ich denke, dass es mir Freude bereitet, mit Menschen zusammenzuarbeiten und so ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen, sei es bei einem Magazin oder auch in einer Modefirma. Mein Traum ist es, Mode und all ihre Facetten zu beeinflussen und etwas von mir zeigen zu können, also wäre ich meiner Meinung nach nicht richtig im Verkauf aufgehoben. Die Vielseitigkeit an der Modebranche reizt mich am meisten. Die sehr tiefgründige Beschäftigung mit Mode, aber auch ein kritischer Blick auf jene Thematik macht für mich ebenfalls einen großen Reiz aus. Ich möchte aber auch erreichen, dass mehr Menschen sehen, dass die Modewelt keine oberflächliche und perfekte Welt ist, sondern viel mehr als das! Für mich ist mein Arbeitsumfeld sehr wichtig, da es in meine Arbeit mit einfließt und sie maßgeblich beeinflusst. Ebenfalls sind meine ‚Mitarbeiter‘ essenziell für mich, da ich eine Zusammenarbeit an z. B. einem Projekt überaus wichtig und notwendig finde. Es wäre ideal, wenn wir auf einer Wellenlänge wären. Zusammenfassend kann ich zu meiner beruflichen Zukunft noch nicht viel sagen, aber ich bin äußerst zuversichtlich, dass ich genau meine Nische in dieser sehr abstrusen und vielseitigen Modewelt finden werde.“ Robert Hamala, 19 Jahre, Abiturient, Bergisch Gladbach
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ZAHL TAG Gutes Verkaufspersonal ist der Schlüssel zur Zukunft. Aber richtig gute Leute sind im Handel rar, was nicht unwesentlich an der oft schlechten Bezahlung liegt. Können Verkäufer gutes Geld verdienen, ohne dass das Geschäft die Gewinnzone verlässt? Sind Topverkäufer nicht eigentlich selbstfinanzierend? Text: Nicoletta Schaper.
Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Fünf Filialen, 380 Angestellte. Allein 250 Mitarbeiter sind für die fünf Filialen des Gewandhauses Bayern im Verkauf tätig, 150 davon in Vollzeit und nur 20 als geringfügig Beschäftigte. „Wir stehen für Service, unsere Kunden schätzen es sehr, dass wir uns für sie Zeit nehmen“, sagt Geschäftsleiter Hugo Gruber junior. Dafür sind die Personalkosten mit etwa 25 Prozent der Gesamtkosten zwar überdurchschnittlich hoch. „Aber das ist es uns wert; ohne unsere Leute auf der Fläche würde es uns nicht mehr geben.“ Imageproblem
Das schlechte Image des Verkäuferjobs ist hinreichend bekannt: Verkäufer wissen oft weniger als ihre Kunden und machen den Job ohnehin nur, weil ihre fehlenden Ambitionen in der Schulzeit wenig anderes zugelassen haben. Obendrein ist er schlecht bezahlt und unattraktiv wegen seiner Arbeitszeiten und fehlender Karrieremöglichkeiten. „Der Einzelhandel kämpft style in progress 116
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stark mit seinen Altlasten, es wurde generell lange zu wenig getan, um Verkäufer fachlich noch besser auszubilden“, sagt Florian Weingärtner, Partner bei Invest Search. „Heute erkennt der Handel immer mehr, dass er an der Weiterqualifizierung der Verkäufer arbeiten und ihnen Perspektiven aufzeigen muss. Gleichzeitig wächst der Retail vor allem durch mehr Monolabelstores, was zur Folge hat, dass es allgemein weniger Ver-
Harald Heldmann, Geschäftsführer Classico, Hamburg:
„Der Verkäuferjob hat ein schlechtes Image, weil er oft von Leuten besetzt wird, die den Job nur temporär wahrnehmen. Es gibt gute festangestellte Verkäufer, aber ein aufwändiges Leben können sie mit dem Gehalt meist nicht führen.“
kaufskräfte gibt – und sich der War of Talents ausweitet.“ Das Klischee der schlechten Bezahlung scheint ebenso nicht weit hergeholt. „Das stimmt zumindest für die, die unterqualifiziert sind und sich wenig einbringen“, so Weingärtner. „Wer aber mit Engagement an seiner Karriere im Verkauf arbeitet, hat durchaus die Möglichkeit, im Verlauf sein Einkommen entsprechend zu steigern.“ Durchschnitt und Spitzengehalt
In Spitzenfällen kann ein Topverkäufer um die 85.000 Euro Jahresgehalt verdienen, allerdings vorrangig in Städten, wo der Konkurrenzkampf besonders groß ist und die Lebenshaltungskosten hoch sind. Das Gros der 116 style in progress
Vollzeitgehälter im Premiummodehandel bewegt sich dagegen eher um 30.000 und 40.000 Euro, Prämie und 13. Gehalt inbegriffen. „Wir zahlen ein gutes Grundgehalt, verzichten aber für ein besseres Arbeitsklima auf Provision“, sagt Hugo Gruber. Allerdings hat das Gewandhaus München vor der Tür, wofür manche Händler gern noch mal eine Schippe drauflegen, was die Gehälter betrifft – und so Verkäufer abgeworben werden. Besonders junge Männer, die dort ausgebildet wurden und auch generell rar sind. „Wir schauen, dass wir die Guten an uns binden, auch finanziell“, so Hugo Gruber. „Wer sagt, in München würde er mehr verdienen, kommt manchmal auch wieder, denn unterm Strich ist Geld nicht alles.“ Auch Harald Heldmann, Geschäftsführer von Classico, weiß, dass er ein gewisses Gehalt zahlen muss, um gute Verkäufer, die zu seinen Geschäften passen, zu bekommen und zu halten. „Wir brauchen Kräfte mit Persönlichkeit und einem gewissen Standing“, sagt der Hamburger. „Die bekommen wir natürlich nur, wenn das Gehalt entsprechend ist. Es muss aber immer auch in Relation stehen zu dem Umsatz, den die Verkäufer erwirtschaften.“ Mit Provision zu arbeiten, hat Heldmann ausprobiert, aber in Absprache mit seinem Team auch wieder abgeschafft. „Natürlich ist es wichtig, dass gut verkauft wird, aber der Job besteht noch aus anderen Komponenten. Und es geht darum, dass das Team funktioniert. Wenn eine Verkaufskraft zwar große Umsätze erwirtschaftet, aber keine der gemeinschaftlichen Aufgaben mehr übernimmt, leidet darunter das gesamte Team – mit dem Ergebnis, dass insgesamt weniger umgesetzt wird.“ Mehr Verkäufer = mehr Umsatz?
Sind gute Verkäufer nicht auch selbstfinanzierend? „Ein guter Verkäufer kostet das Doppelte wie ein schlechter, aber er bringt womöglich viel, viel mehr“, meint Hugo Gruber. „In Einzelfällen finanziert er sich selbst“, bestätigt Harald Heldmann. „Man muss das aber auch im Gesamten sehen. Allgemein hat der stationäre Handel damit zu
kämpfen, dass Einzelgeschäfte zwar genauso gut funktionieren wie vor fünf Jahren, aber er in Summe unter Frequenzrückgängen leiden. Das lässt sich beispielsweise ausgleichen, indem Preise erhöht werden, aber nur, solange der Kunde das mitmacht. Oder indem die Durchschnittsbons erhöht werden, was dadurch erreicht werden kann, indem das Personal besser geschult wird.“ „Die Gleichung, dass mehr Verkäufer automatisch mehr Umsatz erwirtschaften, geht nicht immer auf“, sagt Alexander Petrskovsky, Vorstand Mode und Personal Kastner & Öhler. „Wir haben 300 Verkaufstage im Jahr, von denen 100 immer besser werden, aber auch 200, die immer schlechter werden. Nicht immer kann ich meinen Mitarbeitern umsatzgesteuert ein höheres Einkommen ermöglichen, weil ich sie nicht unbedingt an den verkaufsstarken Tagen auf der Fläche habe, sondern womöglich an einem Dienstagvormittag, wo kaum ein Kunde im Laden ist. Das ist unser größtes Problem: Wie schaffen wir es, die besten Mitarbeiter auch an den uns wichtigsten Tagen einzusetzen? Dagegen spricht zum Beispiel, dass österreichische Händler gesetzesbedingt ihren Verkäufern jeden zweiten Samstag frei geben müssen. Und das bedeutet auch, dass ich für unsere 14 Geschäfte
Alexander Petrskovsky, Vorstand Mode und Personal Kastner & Öhler, Graz:
„Auf Basicniveau kann vielleicht jeder im Verkauf stehen. Aber sobald es um die individuelle Beratung geht, ist ein Verkäufer umso stärker gefordert. Da trennt sich schnell die Spreu vom Weizen.“
Katrin Thörl-Schultz, Personal Shopperin, Regensburg:
„Ein Einzelhändler denkt zu stark daran, was er braucht, nicht aber, was seine Kunden brauchen. Diese Denke hat lange funktioniert, ist heute aber nicht mehr zeitgemäß.“
nicht mehr als rund ein Drittel an Vollzeitkräften beschäftigen kann.“ Schichtbetrieb
Die Einsatzpläne sind eine große Herausforderung für jeden Händler. In den USA werden die Arbeitsschichten der Verkäufer großer Ketten oft mittels Software ermittelt, die auf die jüngsten Stoßzeiten reagiert. Mit dem skurrilen und recht inhumanen Ergebnis, dass die Mitarbeiter ihre Einsatzzeiten mitunter erst kurz vorher erfahren und sie womöglich in einer Woche vielleicht 40 Stunden eingesetzt werden, in der Woche darauf aber nur zehn. So wird der Druck im stationären Handel eins zu eins an den Mitarbeiter weitergegeben, von dem maximale Flexibilität verlangt wird und der womöglich auch noch zu wenig verdient, wenn er auf Provision angewiesen ist und zu schlecht frequentierten Zeiten auf der Fläche eingesetzt wird. Das macht es fast unmöglich, die Arbeit als Verkäufer mit anderen Jobs, Privatleben mit Familie oder gar Weiterbildung zu verbinden. Weshalb sich Retailer wie J.Crew, Urban Outfitters und Gap vom On-Call Scheduling wieder verabschiedet haben und zum Arbeitseinsatz auf freiwilliger Basis zurückgekehrt sind. „Der Personalplan ist ein heikles Thema, man muss Rücksicht nehmen auf diejenigen, die nie etwas verlangen“,
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meint Hugo Gruber. „Wir bemühen uns, auch Extrawünsche nicht unberücksichtigt zu lassen. Wenn das funktioniert, kann man alle zufriedenstellen. Allerdings haben sich auch bei uns die Verkaufszeiten deutlich verschoben, und wenn die Kundschaft kommt, müssen wir zur Stelle sein.“ Umso höher ist das geforderte Maß an Flexibilität. Immer häufiger werden dafür geringfügig Beschäftigte eingesetzt – nach Meinung vieler Händler unumgänglich, wenn man mehr als acht Stunden am Tag geöffnet hat. „Ich sehe darin auch nichts Negatives, wir machen gute Erfahrungen mit geringfügig Beschäftigten, die wir gezielt an Samstagen einsetzen können oder zusätzlich fürs Weihnachtsgeschäft“, sagt Alexander Petrskovsky. „Das ist zum Beispiel die ehemalige Verkäuferin oder der Student, und beide können in kleineren Segmenten durchaus Spezialisten sein.“ Harald Heldmann hat für die Classico-Geschäfte je nach Jahreszeit zehn bis 20 Kräfte auf der Fläche. „Es darf aber nicht zu viele geben, wenn es insgesamt gut funktionieren soll“, meint er. „Denn die Mitarbeiter, die nur wenige Stunden in der Woche da sind, sind nicht in die Abläufe involviert und kennen sich auch nicht so gut aus im Sortiment.“ Es gibt – noch mal potenziert durch allgemein zu hohen Einsatz von geringfügig Beschäftigten – einfach zu viele unqualifizierte Verkäufer in den Läden, findet Katrin Thörl-Schultz. „Wir kennen diese Szenarien alle: Viele sind eher damit beschäftigt, Ware auszupacken und zu wenig bereit, sich auf die Kunden einzulassen. Daraus schließe ich, dass an Personalkosten gespart wird und Service immer noch nicht groß genug geschrieben wird im Handel.“ Katrin Thörl-Schultz kennt den Verkäuferjob von der Pike auf, sie arbeitete als Ein- und Verkäuferin, Substitutin, Abteilungsleiterin bei Handelsformaten wie Otto, Marc O’Polo und Hubert H. in Regensburg, bevor sie sich vor sechs Jahren entschloss, ihr Know-how als Personal Shopperin einzusetzen. Ihre Kunden goutieren ihren Service sehr, der sich nicht nur auf das Premiumgenre beschränkt, sondern auch H&M und Zara mit einbezieht. 116 style in progress
Denn gute Beratung darf kein Luxus sein, findet Thörl-Schultz. „Dagegen erlebe ich von Händlerseite noch zu wenig Bereitschaft, meine Dienstleistung als Chance zu sehen und gezielt zum eigenen Vorteil einzusetzen. Warum nicht mehr Personal Shopper engagieren zu Zeiten, in denen sie auf der Fläche gebraucht werden? Damit hat man gleich die qualifizierte Beratung inklusive und alle Seiten würden gleichermaßen profitieren.“ Der Mensch macht den Unterschied
Um die für guten Service notwendige Qualifikation zu gewährleisten, setzen manche Händler umso mehr auf die Ausbildung. „Wir investieren stark in unsere Lehrlinge, zumal wir uns ja gerade durch indi-
Florian Weingärtner, Partner bei Invest Search, München:
„Der Handel muss sich die Frage stellen, wie er sich zukunftsfähig aufstellen und wie er sich im besten Sinne des Wortes wertvoll machen kann. Das Personal ist dabei ein wesentlicher Faktor.“
viduelle Interaktion mit dem Kunden unterscheiden wollen“, so Alexander Petrskovsky. „So können wir außerdem unsere eigenen Verkäufer und Führungskräfte heranbilden.“ Auch Hugo Gruber schätzt einen großen Mitarbeiterpool, aus dem immer eine Führungskraft nachrücken kann, sodass seltener eine Stelle ausgeschrieben werden muss. Dennoch: Die Strukturen, die den weiteren Aufstieg im Handel ermöglichen, haben generell lang gefehlt und überdies zum schlechten Image des Berufs
Modeverkäufer beigetragen, meint Florian Weingärtner. „Heute wachsen die Möglichkeiten und der Job des Verkäufers diversifiziert sich, nicht nur mit Positionen als Merchandiser und Personal Shopper, sondern auch in Richtung Customer Relationship Management oder Einkauf, welcher über Omni- und Multichannel eine viel breitere Basis bekommen hat.“ Auch Alexander Petrskovsky sieht den Handel klar in der Verantwortung, um das schlechte Image des Berufsstands nachhaltig zu verbessern. „Wir müssen zeigen, dass Verkauf eine Aufgabe sein kann, die ein Leben lang attraktiv ist. Allerdings sind der besseren Bezahlung auch natürliche Grenzen gesetzt, denn die richtet sich nach dem erwirtschafteten Umsatz und letzten Endes auch nach dem Gewinn des Unternehmens.“ Immer mehr wird der Mensch im stationären Handel den wesentlichen Unterschied ausmachen. Umso mehr gilt es auf Emotion zu setzen, und das eben nicht nur in der Wareninszenierung. „Der Handel muss sich die Frage stellen, wie er sich zukunftsfähig aufstellen und wie er sich im besten Sinne des Wortes wertvoll machen kann“, sagt Florian Weingärtner. „Oft setzen das diejenigen Unternehmen mit familiärer Struktur und einer familiären Wertschätzung am besten um, was sich auch in einer entsprechend hohen Verweildauer der Mitarbeiter zeigt.“ „Ich gehe davon aus, dass der Onlineumsatz-Anteil im Handel in zehn Jahren auch durchaus 50 Prozent erreichen könnte“, schätzt Hugo Gruber. „Entsprechend wichtiger wird es für uns, ganz gezielt in unsere Mitarbeiter zu investieren, jeder muss gefördert und gefordert werden. An unserem großen Zuspruch merken wir, dass diese Rechnung aufgeht.“
Hugo Gruber, Geschäftsleiter Gewandhaus, Erding:
„Wir setzen auf unsere Stammbelegschaft, die mit uns zusammengewachsen ist, mit glücklichen Verkäufern, die mit Leib und Seele ihren Job machen.“
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VON MENSCH ZU MENSCH Verkaufen hat mehr denn je damit zu tun, eine Beziehung zwischen zwei Menschen aufzubauen. Was motiviert sowohl Mitarbeiter als auch Kunden und gibt ihnen ein gutes Gefühl? Welche sind die wichtigsten Faktoren für erfolgreiche Zusammenarbeit? style in progress hat sich bei Vertriebsagenturen und Verkaufstrainern umgehört. Text: Kay Alexander Plonka. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler
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Der größte Vorteil, den der stationäre Handel gegenüber dem Onlinehandel hat, ist die Tatsache, dass Menschen sich persönlich begegnen. Auch wenn Stilberater und Stylistin von Curated Onlineshopping-Konzepten wie Outfittery, Modomoto oder Zalon by Zalando per E-Mail, Telefon und im Livechat darauf abzielen, eine persönliche Bindung zum Kunden aufzubauen, so bleibt ein wesentlicher Faktor der Evolution dabei außen vor – das tatsächliche Aufeinandertreffen von Angesicht zu Angesicht. In Sekundenschnelle musste der Urmensch einst entscheiden, ob er Freund oder Feind gegenübersteht, dafür hat ihn die Natur mit seinem überlebenswichtigen Instinkt ausgestattet. Heute
„Wichtig ist, den Mitarbeitern eine klare Orientierung, Sicherheit und Anerkennung zu geben.“ Regis Benabou, MAB Fashion Agency
entscheidet der Mensch immer noch unterbewusst in den ersten Sekunden der Begegnung, ob ihm jemand sympathisch ist und er ihm vertraut oder nicht. Gute Freunde kann niemand trennen
Seit beinahe 20 Jahren begeistert und motiviert Sachbuchautor, Rhetorik- und Verkaufstrainer Ingo Vogel durch impulsive Vorträge und innovative Seminare. Der Ingenieur und ehemalige Profisportler vermittelt spielerisch sein fundiertes Wissen mit hohem Entertainmentfaktor. Eindrucksvolle Beispiele sind in seinem Youtube-Channel zu finden. Vogel polarisiert, motiviert, rüttelt wach und begeistert durch seine Intensität und Leidenschaft. Zu seinen Kunden zählen u. a. Adidas, L’Oréal und Mercedes Benz. Sein mittlerweile sechstes Buch „Verkauf ’s einfach
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emotional – So begeistern Sie Ihre Kunden“ avanciert gerade zum Bestseller. Spannend und auf den Leser zugespitzt, präsentiert Vogel darin neuestes Experten-Know-how aus den Bereichen Verkaufspsychologie, Neuromarketing und Hirnforschung. In seinen Büchern, Verkaufsschulungen und Vorträgen biete er konkrete Tipps, wie Verkäufer emotionale Kundenansprache in die Praxis umsetzen können, damit Kunden gern und regelmäßig bei ihnen kaufen. „Das wichtigste Erfolgsrezept ist: Erfolgreiche Verkäufer begegnen den Kunden von Mensch zu Mensch. Sie verhalten sich weder unterwürfig noch arrogant. Sie begegnen ihnen vielmehr auf Augenhöhe – ebenso wie sie dies bei ihren Freunden tun“, erklärt Vogel. „Freunde sind authentisch. Verkaufstechniken, wie man sie früher gelehrt hat, bringen langfristig nicht den gewünschten Erfolg. Das ist mittlerweile wissenschaftlich bestätigt. Ihr Gegenüber merkt relativ schnell, wenn auswendig gelernte Phrasen gedroschen werden oder versucht wird, ein Schema F in der Vorgehensweise anzuwenden oder einfach ein standardisierter Fragenkatalog abgespult wird. Menschen wollen echte Gefühle spüren, sie wollen, dass sich jemand wirklich für sie interessiert und ihren individuellen Bedürfnissen auf ehrliche Weise annimmt. Es braucht klare Botschaften, persönliche Empfehlungen, Aufmerksamkeit und Feingefühl – daraus entsteht das erforderliche Vertrauen. Weniger der exakte Wortlaut, als vielmehr die Tonlage, Mimik oder die Art, wie jemand etwas zum Ausdruck bringt, ist dabei entscheidend. Viel geschieht dabei über die Augen, ein intensiver Blick sagt mehr als ein standardisiertes ‚Kann ich Ihnen helfen?‘“, sagt Vogel. Viel wichtiger als Höflichkeitsfloskeln auszutauschen, ist es, Neugierde oder den Lustfaktor auf das gute Gefühl beim Einkaufen zu wecken. Produkte werden mit viel Aufwand emotional präsentiert und einladend in Szene gesetzt, genau diese Emotion muss sich auch in einem
professionellen Verkaufsgespräch widerspiegeln.
„Es braucht klare Botschaften, persönliche Leidenschaft ist ansteckend Empfehlungen, Aufmerk„Leidenschaft für Mode ist ein samkeit und Feingefühl.“ wichtiger Teil der Motivation. Ingo Vogel, Verkaufstrainer Ebenso das Interesse und die Faszination an der jeweiligen Marke. Nur so gelingt es, den Verkauf der Kollektionen mit zwei oder vier Orderterminen dustriegebiet eher nicht geboten im Jahr immer wieder erfolgwird. Wichtig ist, den Mitarbeireich zu gestalten und darüber ten klare Orientierung, Sicherhinaus im stetigen Kontakt mit heit und Anerkennung zu geben. den Kunden zu bleiben und Außerdem muss man selbst dafür zu sorgen, dass die Marke Leitfigur sein, mit gutem Beispiel nach vorne gebracht wird“, sagt vorangehen und die Werte, die Regis Benabou, Inhaber der man von seinen Mitarbeitern Agentur MAB Fashion, der in erwartet, vorleben.“ Deutschland für den Vertrieb Wertschätzung ist nicht nur von Marken wie 3.1 Philipp ein Bestandteil guter FühLim, BLK DNM, ba&sh, rung. Viele Studien belegen, Fendi, Jimmy Choo, Kenzo, Wertschätzung gegenüber den National Standard, Opening Mitarbeitern wirkt sich positiv Ceremony, Proenza Schouler auf die Motivation aus und wird und Paul & Joe verantwortlich immer öfter mit der physischen ist. Die Anforderungen an seine und psychischen Gesundheit der Mitarbeiter vom Contemporary bis zum Luxussegment sind breit Mitarbeiter assoziiert. gefächert. „Neben dem kaufmännischen Know-how ist ein Den Rücken freihalten ausgeprägtes modisches VerDer Vertrieb von über 20 urbaständnis erforderlich. Grundlenen Premiumlabels aus Italien, gend ist für uns immer die Frage: Frankreich, den Niederlanden, Was kann unser Kunde daraus Dänemark und Deutschland ist für einen Mehrwert generieren. seit über 25 Jahren die Basis der Eine Herausforderung, die von Agentur von Stefan Wittmann in der Recherche neuer Marken auf Düsseldorf. Das Portfolio besteht Messen über die Meetings bei u. a. aus Jacken von Jott, Project unseren bestehenden Partnern Force oder Canadian Classics, bis hin zu den Terminen im Sneakers von P448, Schuhe von Handel reicht.“ Gardenia und Shoe Biz, MensGenauso wichtig wie ein wear von Cuna sowie zahlreichen attraktives Arbeitsumfeld ist für Vollkollektionen für Frauen wie ihn vor allem das Arbeiten im Charlie Jo, Circle of Trust, La Team und der kollegiale Umgang Fée Maraboutée oder Rosamunmiteinander auf Augenhöhe. de. Stefan Wittmann fungiert auf „Unsere Mitarbeiter haben die dem deutschen Markt vielfach Möglichkeit, selbstständig und als Generalagentur und arbeitet eigenverantwortlich zu arbeiten, in den verschiedenen Gebieten sowie wichtige Entscheidungen mit freien Handelsvertretern. mitzubestimmen. Sich ausle„Wir halten den Kollegen im ben zu können und so frei zu Verkauf den Rücken frei, indem arbeiten, ist nicht immer und wir die Kommunikation mit den überall selbstverständlich und ein Verkaufsleitern auf Markenseite wesentlicher Beitrag zu ausgewo- vollständig übernehmen. Endlose gener Lebensqualität. Gleiches Meetingmarathons, zeitraubende gilt für die Marken und Kunden, Reportings oder umfangreimit denen wir zusammenarbeiche Forecasts auszufüllen – es ten. Wir bewegen uns in einem gibt genügend Störungen, die sehr anspruchsvollen, von IndiVerkäufer davon abhalten, ihren vidualität geprägtem Spektrum, Job gut zu erledigen. Nüchterne das in einem Großraumbüro bürokratische Abstimmungsmit Schreibtischjob in einem Inprozesse, bei denen es sehr
www.mountainforce.com Wir freuen uns darauf, Sie vom 24. - 27. 01. 2016 an unserem ISPO Service-Punkt begrüßen zu dürfen oder Sie besuchen uns für persönliche Gespräche direkt in unserem Showroom. ISPO Halle B1 ⁄⁄ Stand 105 Showroom Lodenfrey-Park Osterwaldstraße 10 Haus G / Eingang 19 DE-80805 München
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sachlich, bisweilen monoton und wenig inspirierend zugeht, sind meist keine gute Voraussetzung, um einige Stunden später oder am nächsten Morgen voller Leidenschaft, Motivation und mit viel Herzblut in einen Ordertermin zu starten“, sagt Wittmann. „Gleiches gilt für langwierige Verhandlungen, wie beispielsweise die immer wiederkehrende Diskussion über den Kauf der Musterkollektionen“, so Wittmann. Für ihn ist klar, die Vertreter sollen sich ungestört um das Tagesgeschäft und die Bedürfnisse des Kunden kümmern können, anstatt sich mit Verwaltungs- oder Organisationsabläufen beschäftigen zu müssen. Letzteres übernehmen kompetente Ansprechpartnerinnen in seinem Back-Office, die solche Aufgaben lösen, zudem als Puffer zwischen Marken und Vertretern fungieren und so Störungen, Unruhe und Stress während der Order abwenden. In drei Minuten zum Erfolg
Andrea Grudda ist ausgebildete Schauspielerin. Sie hat sich vor Jahren auf Sales-Training im
„Power Briefings sind eine tolle Methode, um komplexe Themen oder schwierige Ablaufe aufeinander aufbauend zu trainieren.“ Andrea Grudda, Coach und Autorin
Bereich Fashion und Lifestyle spezialisiert und coacht seit 2005 Unternehmen im In- und Ausland. Zusammen mit dem Gastronomiespezialisten Hans Jürgen Hartquer hat sie 2011 das Buch „Power Briefing“ geschrieben. Im Jahr 2014 erschien die Fortsetzung „Power Briefing für den Modehandel“. Zu ihren Kunden zählen u. a. Levi’s, MCM, Bang & Olufsen, Fashion Net oder Jades in Düsseldorf. Was genau verbirgt sich hinter einem Power Briefing, welches sind die Bestandteile und wie
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„Wir halten den Kollegen im Verkauf den Rücken frei.“ Stefan Wittmann, Agentur Wittmann
läuft es ab? Andrea Grudda erklärt: „Ein Power Briefing hat drei Phasen. Die Erste ist kurz: Begrüßen – loben – die Organisation besprechen. Die Zweite ist länger: Kurze Informationen über ein Thema geben – dann die Teilnehmer abfragen, indem man viele Fragen zu dem Thema stellt. Je mehr Fragen man stellt, umso effektiver ist das Training. Die Dritte ist wieder kurz: Zusammenfassung und ein positives Ende.“ Jedes Briefing ist ein abgeschlossenes System mit Anfang, Höhepunkt und Schluss und immer mit einem eigenen Thema. Je abwechslungsreicher der Inhalt, umso interessanter ist das Briefing für die Mitarbeiter. Das kann die Vorstellung einer neuen Marke sein, die Erklärung des perfekten Reklamationsablaufs oder aktuelle Verkaufstechniken. Wichtig ist, die Inhalte in kurzen Sätzen zu vermitteln, um dadurch die Gewissheit zu haben, dass sie genau so, wie man es möchte, beim Kunden ankommen. „Power Briefings sind eine tolle Methode, um komplexe Themen oder schwierige Abläufe aufeinander aufbauend zu trainieren“, sagt Grudda. Sie empfiehlt ihren Kunden, die Methode täglich immer zur selben Uhrzeit anzuwenden. „Das gemeinsame Training soll nicht viel länger als drei Minuten gehen. Durch den gemeinsamen Start in den Tag wird das tägliche Briefing sehr schnell von den Mitarbeitern eingefordert und ist somit gut in den Tagesablauf zu integrieren“, weiß Grudda aus Erfahrung zu berichten. Ihr Fazit: Die Trainings bringen Sicherheit im Alltag und vor allem Spaß und gute Laune. Die Mitarbeiter starten mit einem Lächeln in ihren Arbeitstag. So
wird das Arbeitsklima merklich verbessert und meistens auch gleich eine neue Kultur im Umgang miteinander eingeläutet. Dem eigenen Anspruch gerecht werden
Tägliche Meetings gehören zum Erfolgskonzept der Agentur Vestitus, die mit sieben Mitarbeitern ihren Hauptsitz im Düsseldorfer Medienhafen hat. Zum Portfolio gehören ausschließlich sehr gut besprochene Labels wie Jacob Cohën, Santoni, Herno, Antonelli, Finamore oder Fedeli. Allesamt Spezialisten, deren Einzelkollektionen die Warengruppen Jacken, Hemden, Hosen, Strick, Schuhe oder Accessoires bedienen. Geschäftsführer Peter Haertel erklärt, was für die Motivation von Mitarbeitern entscheidend ist: „Konstanz und Ehrlichkeit sind wichtig. Aber natürlich auch gute Stimmung im Team. Unsere Mitarbeiter sind aktiv von A bis Z ins Geschehen eingebunden – vom Werksgespräch vor der Saison, über die gesamte Orderphase bis hin zur Auslieferung und dem Abverkauf im Handel. Wir besprechen uns täglich, geben wichtige Infos weiter und bereiten uns gemeinsam auf die anstehenden Aufgaben vor. Das ganze Jahr über sind wir für unsere Kunden ein zuverlässiger Servicepartner. Jede Marke hat ihren festen Ansprechpartner, ganz gleich ob der Kunde im Februar, Mai oder Oktober anruft. Wir haben sehr intensiven und vertrauensvollen Kontakt zu unseren Kunden. Unserer Arbeitsweise ist kontinuierlich und konzentriert, dabei sind uns kleine Standorte genauso wichtig wie Häuser in großen Städten. Kompetenz, Professionalität und Ehrlichkeit sind heute die Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Miteinander. Uns ist es wichtig, dass Produktinformationen mit Hilfe von Schulungen bei den Verkäufern auf der Fläche ankommen. Außerdem erstellen wir regelmäßig Rundschreiben mit wichtigen Infos über Produktneuheiten oder relevanten Presseveröffentlichungen, um unsere Kunden auf dem Laufenden zu halten.
Das tun wir, um unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Gleiches gilt für unseren Showroom, den wir zu jeder neuen Saison renovieren. Kunden und Mitarbeiter müssen sich wohlfühlen. Und in schönen Räumen mit schönem Ausblick lässt es sich nicht nur besser arbeiten, sondern die Menschen fühlen sich darin einfach wohler. Wir sind alle mit Leidenschaft und Enthusiasmus bei der Sache. Eine unserer Mitarbeiterinnen ist seit 25 Jahren in der Agentur tätig, alle unsere Mitarbeiter bleiben uns lang erhalten.“ Gute Mitarbeiter zu finden, sie zu motivieren und als engagierte Arbeitskräfte zu halten, ist im
„Kompetenz, Professionalität und Ehrlichkeit sind heute die Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Miteinander.“ Peter Haertel, Agentur Vestitus
Laufe der letzten Jahrzehnte immer schwieriger geworden. Strukturierte Kommunikation bei der Zusammenhänge und Notwendigkeiten plausibel erklärt werden, binden die Mitarbeiter emotional in den Arbeitsprozess ein und beugen mangelnder Identifikation mit dem Unternehmen vor. Eine solch adäquate interne Kommunikationsstruktur eignet sich gut als Führungsinstrument mit dem sich Potenziale bestmöglich ausschöpfen lassen. Mitarbeiter einzubinden, sie spüren zu lassen, dass Wert auf unternehmerisches Denken, Verbesserungsvorschläge und den kritischen Dialog gelegt wird, ist der Anspruch an zukunftsfähige Unternehmer.
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It’s a People’s Business Es „menschelt“ in der Werbung. Je größer, anonymer und unübersichtlicher Konzerne und Medien sind, desto mehr setzen Strategen und Trendforscher auf Faktoren wie „Authentizität“ oder „Individualität“. Den Faktor „Mensch“ kann man nicht ersetzen. Zum Glück. Text: Ina Köhler. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert@ Caroline Seidler
Den Mann aus der Trigema-Werbung kennt fast jeder. Wolfgang Grupp ist die personifizierte One-Man-Show des textilen Mittelstands. Nicht nur in seinem Spot, sondern auch im Unternehmen gibt er den Ton an. Auf den ersten Blick vielleicht ein Fossil, spiegelt er auf den zweiten Blick viele Sehnsüchte des heutigen Konsumenten wider: Der Mann ist echt, es gibt ihn wirklich. Im Gegensatz zu Scheinidentitäten, die lediglich der Phantasie von Marketingstrategen entspringen, ist der Unternehmer aus dem schwäbischen Burladingen keine Pop-up-Blase, sondern höchst authentisch. Dabei ist „authentisch“ eines der Worte mit dem höchsten Missbrauchsfaktor der vergangenen Jahre und sollte der schreibenden Zunft eigentlich verboten werden. Wem ein so glaubwürdiges Testimonial fehlt, der zimmert sich eben eines: Man nehme eine künstlich verknappte Kleinserie, eine handgemacht wirkende Verpackung, eine Kampagne mit „authentisch“ aussehenden Menschen und ein paar Videos, in denen die handgewurzelte Manufaktur im Detail gezeigt wird – perfekt ist die Melange.
Bitte darauf achten: Die Protagonisten der Kampagne müssen unbedingt bärtig und die Hände müssen in Großaufnahme zu sehen sein. Authentisches zieht
Unter dem Stichwort „handcrafted“ verkaufen sich neben Kleidern, Accessoires und Schuhen mittlerweile zahllose Produkte wie Biere, Schokolade, Kosmetikserien, Whiskeys, grob behauene Möbel, ja sogar Analogkäse beim Discounter. Was sagt der Trend über uns aus? Der Verbraucher träumt – oft wider besseren Wissens: Von einer humanen, überschaubaren Welt, in der ein Mensch das Maß aller Dinge ist, und eben nicht die Industrieproduktion, in der auf billigste Art falsche Konsumgüter für echtes Geld zusammengeschustert werden. Was hilft? Und was ist wirklich authentisch? Reale Menschen und echte Produkte mit Unternehmern und Händlern, die für ihre Produktion garantieren und die es verstehen, wirkliche Dinge mit Liebe herzustellen oder herstellen zu lassen und sich nicht zu schade sind, dafür mit der eigenen Persönlichkeit und dem eigenen guten Namen zu werben. Das kann bei etablierten Unternehmen ebenso gut funktionieren wie bei Gründern. Einige Fallbeispiele:
typisch italienisch. Die Marketingstrategie – ein Familienprojekt. „Bei uns dreht sich alles rund um die Familie“, erzählt er. „Ich bin verantwortlich für das Design, meine Schwester macht das Styling, mein Bruder ist Fotograf und meine Frau und meine Cousine stehen vor der Kamera.“ De Luca kümmert sich persönlich um jedes Detail, wählt italienische Stoffe mit Sorgfalt aus, die beim Produzenten zu einer Kollektion nach dem Gusto des Firmengründers zusammengestellt werden. „Alles, was wir tun, machen wir mit Leidenschaft“, erzählt er. „Und das honorieren die Kunden. Sie mögen es, wenn ich selbst auf der Messe stehe. Da gehört einfach ein Gesicht dazu.“ Der Faktor Mensch funktioniert also nicht nur beim Produkt, sondern auch in der Vermarktung. „Ganz wichtig für uns: Wir pflegen die Kontakte nicht nur zu den großen Kunden, sondern auch zu den ganz kleinen. Und den persönlichen Kontakt und unsere Bodenständigkeit honorieren viele unserer Geschäftspartner. Jeder bei uns im Team ist mit Leidenschaft und vollem Herzen mit dabei. Letztlich ist es wie beim Kochen: Wenn die guten
Zutaten und die Leidenschaft fehlen, schmeckt es nicht...“ Mit seiner nahbaren Strategie hat sich Valentino de Luca bei seinen Handelskunden etabliert und gehört für viele Partner wie Hirmer oder Lodenfrey zum festen Bestandteil des Sortiments. Start-ups mit Persönlichkeit
Das Prinzip Persönlichkeit kann auch für Start-ups funktionieren: Das Taschenlabel von Shwetha Ringel ist zwar noch kein Jahr alt, aber an Leidenschaft und Charisma nimmt sie es locker mit gestandenen Unternehmen auf. Die Gründerin mit indischem Background hat nach Stationen in London und den USA in Düsseldorf Wurzeln geschlagen. Ihre indische Familie besteht aus Künstlern, Tänzern und Designern. Ringel studierte neben Philosophie und Mass Communication auch Global Marketing. Das und ihre Berufserfahrung bei Werbeagenturen wie Grey oder BBDO halfen ihr bei der Konzeption von Shwetha. Ihre Geschäftspartnerin Sandra Breede, ebenfalls eine Werberin, kümmert sich um den betriebswirtschaftlichen Part. Shwetha Ringel setzt auf Exotisches: Phulkari,
Name ist Programm
Valentino de Luca wählte nicht umsonst Lucky de Luca als Namen für seine Marke. „For very lucky people” ist die Lebensphilosophie des Modelabels und die Lebensfreude von de Luca ist selbst durch das Mobiltelefon spürbar. Das Logo: ein Glücks-Kleeblatt. Das Design: verspielt, fröhlich,
Lucky de Luca funktioniert als Familienunternehmen: Gründer Valentino de Luca ist der Kopf des Ganzen.
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Charisma und Leidenschaft: Sandra Breede und Shwetha Ringel stehen hinter dem Taschenlabel Shwetha.
eine indische Stickereitechnik aus dem Punjab lässt sie nach Vorbestellung durch Kunden bei indischen Kleinbetrieben in Handarbeit fertigen, auf Fair Trade legt sie viel Wert. „Mir ist wichtig, verschiedene Handwerkstechniken aus unterschiedlichen Regionen einzusetzen und dadurch einen einzigartigen Style zu entwickeln.“ Mit ihrer Kollektion liefert sie eine Art Antidot zum Massenmarkt: Zwölf unterschiedliche Taschen – von der kleinen Handbag bis zum großen Shopper – in Preislagen von 150 bis 400 Euro. Damit schaffte es das Team prompt auf eine Seite im Handelsblatt. „Wenn Sie als Gründer Aufmerksamkeit wollen, ist es wichtig, dass Sie Ihre Person nach vorne stellen“, erzählt die quirlige Kosmopolitin. „Menschen identifizieren sich eher mit einer Person als mit einer Marke.“ Ihrer Erfahrung nach hätten die großen Luxusmarken zunehmend an Exklusivität verloren. „Wer möchte schon viel Geld für ein beliebiges Produkt ausgeben, das weltweit tausende von Menschen tragen? Für mich ist das nicht mehr exklusiv.“ In der ersten Saison setzte das Team auf Private Shopping Events und lud kurzerhand Freundinnen und deren Freundinnen ein. Der Netzwerkgedanke entwickelte sich so gut, dass schnell in anderen Städten weitere Events geplant und realisiert wurden. Einen weiteren Schub bekam das Label, als das ehemalige Supermodel Elle McPherson sich mit einer Shwetha-Tasche ablichten ließ. Ist das kein Widerspruch zum Authentizitätsgedanken? „Nein, wenn Sie den richtigen Promi finden, der Ihre Werte teilt, ist es wunderbar!“, meint 116 style in progress
Moritz Wenz schwört auf handwerkliche Herstellung. Im gleichnamigen Düsseldorfer Laden zeigt er eine gezielte Auswahl von Produkten mit Geschichte.
Ringel. „Elle McPherson passt sehr gut zur Idee meiner Kollektion: Sie kleidet sich casual, liebt es zu reisen und achtet auf Nachhaltigkeit – so wie ich.“ Als nächsten Schritt möchte sie die britischen Hemsley Geschwister ausstatten – zwei Shootingstars der Kochszene und nahezu perfekte Botschafterinnen für Shwetha-Taschen. Für die Gründerin, die selbst gerne kocht, eine ideale Verkörperung ihrer Kundin ... Handwerk zum Anfassen
Auch im Handel ist die Identifikation über echte Unternehmer essenziell. Seit Herbst 2015 betreibt Moritz Wenz den gleichnamigen Laden und Showroom
in Düsseldorfs Trendviertel Flingern. Mit dem 140 Quadratmeter großen Conceptstore, an den ein Atelier angeschlossen ist, erfüllte sich der Schmuckund Industriedesigner den Traum von authentischen Produkten für den Herrn. Alle Dinge werden in handwerklichen Prozessen hergestellt, am liebsten in Deutschland: vom traditionellen Taschenmesser über seine eigenen Accessoires von Flöz, Schmuck, Lederwaren, Papeterie und Wolldecken von Klippan aus Skandinavien bis hin zu Spirituosen und Steaks vom lokalen Kultmetzger. Das Konzept wird besonders auch bei den Blaumann-Jeans sichtbar: Denim aus Japan mit Zutaten aus Deutschland, produziert in einem kleinen Betrieb in der Oberpfalz. „Der Manufakturgedanke und modernes Handwerk sind mir wichtig“, erzählt Moritz Wenz. Er verkauft nicht nur, sondern berät Unternehmen und entwickelt für sie Design- und Vertriebsstrategien, beispielsweise für die Manufaktur Otter-Messer aus der benachbarten Klingenstadt Solingen. Das Traditionsunternehmen stellt in handwerklicher Arbeit diverse Messertypen her. Wenz kümmert sich um Design, Verpackung, Vertrieb und Vermarktung, für das Design hat er bereits mehrere Preise eingeheimst. Das Leder seiner Taschenhüllen und Accessoires wird in einem süddeutschen Betrieb pflanzlich gegerbt. „Am schwierigsten im Prozess ist es, die richtigen Handwerker zu finden“, so Wenz. Wichtig bei der Auswahl der Produkte sei die Geschichte hinter jedem Produkt. „In erster Linie muss mit den Partnern die Chemie stimmen. Dazu kommt noch Verlässlichkeit.“ Das zeige letztlich auch der Umgang mit den Endverbrauchern. „Es gibt bei meinen Kunden einen großen Wunsch nach Beständigkeit“, sagt Wenz. „Deren Lebensqualität definiert sich nicht durch immer mehr Konsum, sondern durch andere Werte. Langlebige Produkte schaffen einen Mehrwert und Strukturen, von denen letztlich viele profitieren.“ Geschichten – und was sie versprechen
Diese und andere Geschichten finden sich zuhauf in der
Modebranche: Gisa Golpiras Story beispielsweise klingt wie ein Märchen – die Jungunternehmerin, wuchs die ersten Jahre ihres Lebens im Regenwald am Amazonas auf, bevor sie wieder in die europäische Zivilisation zurückkehrte. Heute vermarktet sie Schmuck und Goldnuggets aus fair geschürftem Gold mit ihrer persönlichen Geschichte. Viele Luxusunternehmen, die Authentizität imitieren, könnten sich daran eine Scheibe abschneiden. Nur – wer taugt als Identifikationsfigur, wenn selbst die Topdesigner als Galionsfigur abhanden kommen? Manche Unternehmen haben früh erkannt, wie wichtig es ist, Kunden am Handwerksprozess teilhaben zu lassen. Hermès rief bereits 2012 die Serie „Festival des Arts et Métiers“ ins Leben – in Städten auf der ganzen Welt zeigen seither Hermès-Handwerker, wie ein Seidencarrée gedruckt wird, wie ein Sattel entsteht oder wo der Täschner letzte Hand an eine der berühmten Hermès-Bags anlegt. Ein Pendant, das Authentizität verspricht, gibt es auch schon in der digitalen Welt mit Periscope: Via Livestream kann man garantiert ungeschnittene Filme streuen, die ein Stückchen Nahbarkeit versprechen: Als Verbraucher nehmen wir so anscheinend ungefiltert backstage an Modenschauen von Burberry, Marc Jacobs oder DKNY teil. Das Hamburger Zukunftsinstitut nennt das Management von unterschiedlichen Identitäten in der digitalen Welt „Nothenticity“ – das Gegenteil von Authentizität: Der einen realen Identität stehen viele, beliebig wählbare gegenüber. Die Skepsis bleibt, wenn uns Großkonzerne und –unternehmen glauben machen möchten, dass ausgerechnet sie uns authentische, individuelle und wirklich handgemachte Geschichten und Produkte liefern.
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„Jedes Teil erzählt eine Geschichte“ Wie kann die Persönlichkeit eine Marke prägen? Darauf gibt es nur eine Antwort: selber machen. Christian Weber gründete im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Partner Manuel das Label Weber + Weber Sartoria. Ihr Rezept: österreichische Stoffe, Fertigung in handwerklichen Manufakturen in Italien. Text: Ina Köhler. Fotos: Weber + Weber
Wie kam es zur Idee Ihres Labels?
Wir denken, dass ein Teil der Modeindustrie nicht mehr richtig auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht und teilweise sogar schon den Kontakt zum Endkunden verloren hat. Es geht leider oft nicht mehr um die Ware, sondern um Celebritys oder Modenschauen. Alles ist sehr umsatz- und gewinnoptimiert, das eigentliche Produkt tritt in den Hintergrund. Da wir in Österreich leben und arbeiten, wird dies für uns ganz besonders deutlich am Thema Tracht: Erstaunlicherweise begeistern sich gerade junge Menschen dafür, da sie dort eine Authentizität und Individualität finden, die sie an anderer Stelle vermissen. Diesen Grundgedanken greifen wir mit Weber + Weber Sartoria auf. Über jeden Stoff, jeden Knopf können wir eine Geschichte erzählen, in vielen Teilen stecken 20 bis 30 Prozent Handarbeit. Es geht dabei nicht um einen altmodischen rustikalen Trachtenlook, sondern um Cool Tailoring mit Heritage. Gerade im Alpenraum gibt es noch fantastische Webereien mit Wollstoffen, Loden und Filz. Diese werden überfärbt, um einen coolen Look zu erzeugen – dies verbinden wir mit der handwerklichen Produktion in italienischen Manufakturen.
sein, kein Wegwerfprodukt. Für uns ist auch die Frage wichtig: Mit wem machen wir was? Unsere Konfektionsbetriebe sind kleinere bis mittlere Betriebe, die wir alle persönlich kennen. Wir haben keine große Modenschau und keinen riesigen Messestand. Dafür leisten wir uns den Luxus, mit italienischen Betrieben zu arbeiten, und können so direkt die Produktion beeinflussen. Und wie erzählen Sie diese Geschichte?
Wir arbeiten nicht mit den üblichen Mitteln, mit großen Kampagnen oder Shows, sondern planen lieber ein schönes Kundenevent, wie wir es mit Sagmeister aus Bregenz, unserem ersten Handelskunden, realisiert haben. Dort hatten im Rahmen des „Felted Art“-Events unsere Capsule-Kollektion präsentiert, um zu zeigen, wie kunstvoll man Filze und Loden verarbeiten kann. Das gab ein tolles Echo und eine schöne Gelegenheit, Kunden direkt zu treffen. Wunderbar. Wenig Marketing, dafür bodenständig. Wie wichtig ist es, dass Sie als Köpfe der Marke vor Ort sind?
Es macht einen wesentlichen Teil unseres Projekts aus. Wir sind
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eben keine anonyme Designermarke. Das Tolle ist: Dort können uns die Endverbraucher persönlich erleben und mit uns sprechen, wir lernen aber auch unsere Kunden kennen. Es entwickelt sich dadurch ein wunderbarer Austausch. Später bleiben wir via Social Media in Kontakt, es gibt immer Anregungen und Fragen und Infos, die wir weitergeben können, über Stoffe und Produzenten oder Details. Das prägt unser Projekt – der persönliche Kontakt zu Kunden, genau da wollen wir hin. Wie viel Privates geben Sie letztlich preis? In Ihrem Youtube-Video zeigen Sie neben dem Making-of des Shootings auch, wie es bei Ihnen Zuhause aussieht.
Wie viel von Ihnen selbst steckt in Weber + Weber?
Sehr vieles. Alles, was wir machen, wird von uns selber getragen und muss den Test über einige Monate hinweg bestehen. Es soll was taugen, praktisch, nachhaltig und komfortabel
Christian und Manuel Weber stecken in ihr Label vor allem eines: Persönlichkeit.
Ein bisschen alpin, ein bisschen urban, ein bisschen Italianitá. Weber + Webers Cool Tailoring.
Wenn man so arbeitet wie wir, gehört es dazu. Prinzipiell geht es nicht nur darum, ein Produkt zu entwickeln, sondern auch die Marke mit Leben zu füllen – gerade wenn diese Ihren Namen trägt. Eine Marke, die sehr nahbar ist, muss etwas von Ihrer eigenen Persönlichkeit widerspiegeln, sonst ist sie nicht glaubwürdig. Wir leben selbst eben auch eine gewisse Bodenständigkeit. Mein Partner ist gelernter Gärtner, wir wohnen in Vorarlberg auf 1.000 Meter
Höhe. Letztlich fühlt der Kunde, ob Sie etwas vorspielen, ob Sie es leben oder nicht. Warum ist Authentisches heute so wichtig?
Ich glaube, dass Mode etwas sehr Persönliches ist. Ich trage es auf meiner Haut, auf meinem Körper, den ganzen Tag, eines der persönlichsten Dinge überhaupt. Mode ist das erste, was jemand von mir wahrnimmt. Die Passion in der Mode ist vielfach verloren gegangen, der Kunde zweifelt daran, wem er überhaupt noch vertrauen kann. Das Produkt hat an Glaubwürdigkeit verloren. Die Lebensmittelbranche zum Beispiel hat früh verstanden, wie wichtig die regionale Herkunft ist. Beispiele dafür finden Sie mittlerweile in fast jedem Supermarkt. Dem Kunden scheint es doch etwas wert zu sein. Wir arbeiten daran, so transparent zu werden, dass der Kunde nachvollziehen kann, wo seine Produkte herkommen. Er muss wieder Vertrauen in die Marke aufbauen. Wenn jemand zu unseren Events kommt, kann er sich davon überzeugen, dass sie auch so gelebt wird. Er kann in jede unserer Fabriken gehen, wir haben da keine Geheimnisse.
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2 Auf dem internationalen Radar der Design- und Modeausbildung kann man deutsche Schulen kaum verorten. Die Ursachen der fehlenden deutschen Präsenz liegen in Systemfehlern, aber auch an fehlenden Identifikationsfiguren. Text: Quynh Tran. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert@ Caroline Seidler
Um eine Industrie erfolgreich zu nähren, braucht es Humankapital. Daran sollte es in Deutschland eigentlich nicht mangeln, denn trotz bekanntermaßen kleinerer Modeindustrie als in Großbritannien, Frankreich und Italien hat Deutschland mit über 40 Schulen für Modedesign mehr Ausbildungsstätten als die großen Modenationen. Nur, von den deutschen Institutionen hört man mitnichten. Erfolgreiche Deutsche wie Tomas Maier und Karl Lagerfeld haben in Paris gelernt, andere wie Wolfgang Joop, Dorothee Schumacher, Johnny Talbot und Adrian Runhof haben erst gar nicht Mode studiert. Deutsche Modeschulen, so scheint es, finden nicht statt. Der Großteil der Eliteschmieden der Modeindustrie befindet sich erwartungsgemäß in direkter Nähe zu ihren Epizentren: In London sind es das Central Saint Martins, das Royal College of Art und das London College of Fashion, in New York Parsons und das Fashion Institute of Technology (FIT), in Paris das Institute Français de la Mode (IFM), die Ecole de la Cham-
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bre Syndicale und das Studio Berçot, in Mailand das Instituto Marangoni, nicht zu vergessen Polimoda in Florenz. Die Nähe zu den wichtigen Fashion Weeks und Messen sowie zu großen Modehäusern ist offensichtlich ausschlaggebend für den internationalen Ruf. Julia Menthel, die an der Polimoda und dem FIT Modedesign studiert hat und Mitbegründerin und Geschäftsführerin der Berliner PR-Agentur Agency V ist, erzählt, wie sie von der Infrastruktur profitiert hat: „In New York sind die Schulen und die Industrie sehr eng miteinander vernetzt. Viele der Lehrenden haben lange in der Industrie gearbeitet oder sind noch immer aktiv. Die Studenten werden begleitend zur technischen Ausbildung gleich von Anfang an durch Praktika ins kalte Wasser geworfen und haben Mentoren aus der Industrie, die einmal die Woche mit ihnen reden. Die deutschen Unis vermitteln ihren Studenten nicht, dass das Entwerfen nur ein kleiner Teil der Arbeit ist und Produktion und Organisation genauso wichtig sind.“
Avantgardisten hervorbrachte, die die internationale Modeszene nachhaltig beeindruckten. Beide Schulen zeichnen sich durch ein straffes Curriculum mit Anwesenheitspflicht aus, durch das viele Studenten durchfallen. Die Studenten werden getrimmt, bis jeder Schnitt perfekt sitzt – diese Rigidität findet man in Deutschland selten. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die starke DNA dieser Institutionen. In Antwerpen werden experimentelle, innovative Gestaltungsmethoden gefördert. In Tokio dagegen ist es ein Fünf-Säulen-Programm: Kooperation, Nachhaltigkeit, Handwerk, individueller Ausdruck und gesellschaftlicher Mehrwert der Kleidung, die nicht an Mannequins, sondern an durchschnittlichen Menschenkörpern entworfen wird. Neu in der Riege namhafter Designhochschulen ist die Aalto University in Helsinki, deren Absolventen in den letzten Jahren internationale Wettbewerbe aufmischten – katalysiert durch großen finanziellen Spielraum und Professoren, die Jahrzehnte in der Industrie in Paris, London und Mailand tätig waren.
Profil auch ohne Industrienähe
Was deutschen Schulen fehlt
Dass es auch ohne Industrienähe geht, hat die Royal Academy of Fine Arts Antwerp gezeigt, die in den 1980er-Jahren nach dem Erfolg der Antwerp Six schlagartig zu internationalem Ruhm aufgestiegen ist; ebenso wie das Bunka Fashion College in Tokio, das mit Kenzo Takado, später Yohji Yamamoto und Junya Watanabe, eine ganze Riege von
„Es gibt in Helsinki Lehrende, die noch immer in Unternehmen arbeiten und ein Netzwerk haben, von dem die Schulen profitieren. In Deutschland stimmt die Qualität der Lehrenden an den meisten Schulen nicht und es gibt keine Vernetzung zur Modepresse und zu den Unternehmen. Viele der Lehrenden haben nie erfolgreich in der Industrie
gearbeitet“, sagt Damir Doma, einer der wenigen international erfolgreichen deutschen Designer. Doma hat nach einem Studium an der Berliner und Münchner Esmod 2004 mit magna cum laude abgeschlossen, wirklich gelernt hat er anderswo: „Am meisten habe ich bei meiner Mutter gelernt, die in dem Bereich gearbeitet hat, und durch meine Arbeit bei Dirk Schönberger, Raf Simons und Ann Demeulemeester in Antwerpen. Eine Vision zu haben, was man will und wohin man möchte, kann die Schule nicht beibringen. Da gehört Interesse, Eigeninitiative, Motivation und harte Arbeit dazu. Was eine Schule kann, ist, vorzubereiten und zu helfen, sich zu öffnen. Aber was in Deutschland passiert, ist national begrenzt und geht wenig darüber hinaus.“ Boris Bidjan Saberi hatte eine Ausbildung in Deutschland erst gar nicht auf dem Radar. Für sein Studium ging er nach Barcelona, wo er 2006 sein Unternehmen aufgebaut hat: „Ich bin nach Spanien gegangen, weil mir die Kultur hier gefällt. Ich glaube nicht, dass eine akademische Ausbildung erfolgreich macht. Man kann auf die besten Modeschulen gehen, aber ohne eigene Seele kommt man nirgendwo hin.“ Allerdings hat sich in der Zwischenzeit viel an der Modeausbildung verändert, sagt unter anderem Esmod-Absolventin Nobieh Talaei. Nach zwölf Jahren im Retail und Merchandising bei nationalen und internationalen Modehäusern hat sie sich mit ihstyle in progress 116
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„Viele der Lehrenden haben nie erfolgreich in der Industrie gearbeitet.“ Damir Doma
rem Label Nobi Talai selbständig gemacht und wird vom Fashion Council Germany gefördert: „Als ich vor 15 Jahren studiert habe, war es praxisfern. Mittlerweile hat sich da einiges getan, das sehe ich an unseren Praktikanten, mit denen wir sehr gute Erfahrungen machen.“ Dem (Vor-) Urteil, deutsche Modeschulen würden niemand bedeutenden hervorbringen, widerspricht sie deutlich: „In der Modewelt gibt es viele Deutsche, die etwas bewegen, nicht unbedingt mit ihrem eigenen Namen, aber sie arbeiten für große Häuser und finden so ihren Platz.“
der Esmod Berlin widmete und in Berlin 2013 ihr Modeunternehmen gründete. Teile ihrer Debütkollektion wurden von Lady Gaga getragen und in die Sammlung des Fashion Institute of Technology in New York aufgenommen. Hoermanseder ist Mentee des Fashion Council Germany, das eine Förderung von Jungdesignern durch persönliche Mentoren aus Presse und Industrie bereitstellt. Auch Kritiker wie Julia Menthel und Damir Doma sehen Umbrüche: „Aus dem deutschsprachigen Raum machen Wien und die UdK (Universität der Künste, Berlin) einen tollen Job mit kleinen Klassen und international vernetzten Leuten“, sagt Doma. „Man merkt, dass die Schulen an sich arbeiten und ihre Programme mit den Mitteln, die sie haben, verbessern“, sagt Menthel. Tatsächlich fand in den letzten Jahren ein großer Personalwandel statt, sagt Heike Selmer, Professorin an der Kunsthochschule Weißensee. „Wir kooperieren für unsere Studentenprojekte mit der Industrie und internationalen Organisationen, zuletzt zum Beispiel mit Cashmere-Herstellern aus Umbrien.“ Kein schlechter, sondern gar kein Ruf
Valeska Schmidt-Thomson, Direktorin des Instituts für Bekleidungs- und Textildesign
Erfolg braucht Förderung und Mut
Auch Marina Hoermanseder beurteilt ihre Ausbildung positiv. „Die Uni ist dafür da, sich ausleben zu können. Alles andere müssen wir uns selbst beibringen. Es geht viel um die eigene Persönlichkeit, das habe ich in meiner Zeit bei Alexander McQueen gelernt. Ich glaube nicht, dass eine Institution mir sagen kann, wie ich kreativ bin und ein Unternehmen aufbaue. Dafür gibt es keinen Fahrplan, da muss man sich durchkämpfen.“ Die gebürtige Österreicherin hat an der Wirtschaftsuniversität Wien Betriebswirtschaftslehre studiert und Kurse am Central Saint Martins College belegt, bevor sie sich ihrem Studium an 116 style in progress
an der Berliner Universität der Künste (UdK), die in Antwerpen studierte und mit Nicolas Ghesquière und Stella McCartney zusammengearbeitet hat, sagt: „Was wir mit unserem Budget für eine Lehre machen, ist toll. Als staatliche Schule haben wir keine Ressourcen für Kommunikation, in den Medien wird sehr einseitig berichtet. Es ist ein Problem der Wahrnehmung, dass in den Medien oft nur über den Kopf berichtet wird und nicht über sein Team. Es gibt viele deutsche Absolventen in der zweiten Reihe, die aber essenziell sind.“ Ihr Kollege Waldemar Kraus, der bei Emilio Pucci gearbeitet hat, ergänzt: „Deutsche Studenten finden in der internationalen Industrie Platz und werden oft bevorzugt, weil sie technisch sehr gut sind und präzise arbeiten. Hugo Boss zum Beispiel, rekrutiert vor allem aus Europa, weil sie wissen, dass sie Absolventen bekommen, die konzeptuell arbeiten und umsetzen können.“ Patrick Rietz, lange Designer beim französischen CoutureHaus Grès und Professor an der Kunsthochschule Weißensee bestätigt: „In London und Paris arbeiten sehr viele deutsche Absolventen in Modehäusern.“ Schaut man in die zweite Reihe großer Marken, finden sich tatsächlich viele deutsche Absolventen: Zum Beispiel Claudia Bothe, Absolventin der Fachhochschule Hannover und Chefdesignerin bei Liebeskind, war vorher Senior Designer für Étoile bei Isabel Marant, oder Janosch Mallwitz von der UdK, der Senior Menswear Designer bei Diesel Black Gold ist. Netzwerk und Kommunikation als Erfolgsfaktor
„Die Uni ist dafür da, sich ausleben zu können. Alles andere müssen wir uns selbst beibringen.“ Marina Hoermanseder
Wie erfolgreich Absolventen letztendlich sind, hängt nicht allein von der Ausbildung ab. Wie immer in der Wirtschaft sind es Netzwerke, die Türen öffnen. Als Vivienne Westwood ihre Professur an der Universität der Künste, damals Akademie der Künste, verließ, sagte sie: „Forget London’s Saint Martins College, Berlin has the best fashion students in the world.“ Wie die Talente nach der Ausbildung ihren Weg finden, daran können die Schulen und die Industrie aber noch feilen.
„Ich glaube nicht, dass eine akademische Ausbildung erfolgreich macht.“ Boris Bidjan Saberi
Wie so oft liegt der Teufel im Detail: Die erfolgreichsten internationalen Modeschulen werden vom Staat oder von der lokalen Industrielobby unterstützt. Diese Unterstützung gibt es in Deutschland nicht, bedingt durch die hiesige föderale Struktur, die sich auch auf die Bildungslandschaft auswirkt. Gerade die staatlichen Schulen kämpfen mit Bürokratie. Für neue Mittel muss man erst mal durch ein bürokratisches Labyrinth. Auch das Inseldasein der Designausbildung scheint im internationalen Vergleich ein Nachteil zu sein. Wenn Design isoliert an Kunsthochschulen unterrichtet wird, bleiben auch die Absolventen Einzelkämpfer. Die Akademie Mode & Design (AMD) und das Fashion Design Institut steuern hier gegen. Dort werden nicht nur Design, sondern auch Management, Marketing und Journalismus unterrichtet – was nicht nur die Vermittlungsquote der Abgänger in die Höhe schnellen lässt. Eine solch integrierte Ausbildung befriedigt auch, wonach die Industrie immer wieder ruft: weniger Designer, mehr (Produkt-) Manager.
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Dornschild. DAS SAKKO OHNE ÄRMEL Sie führte lange Zeit ein Schattendasein. Als Element des klassischen Dreiteilers ist die Weste in der Konfektion ein modisches Stilmittel. Dass sie darüber hinaus eines der wandelbarsten modischen Statements der Menswear ist, hat die Münchner Manufaktur Dornschild auf den Punkt gebracht: Sie positionieren sie als Sakko ohne Ärmel. Text: Isabel Faiss. Fotos: Dornschild
Die Idee zu Dornschild entstand aus dem Bedarf. Der Münchner Marketingexperte und Agenturinhaber Jörn Boysen war auf der Suche nach einer modischen Weste und fand keine. Was er schließlich mit einer eigenen Kollektion beantwortete. Für Herbst/Winter 2015 präsentierte er gemeinsam mit Geschäftspartner Michael Ostermayer die erste Orderkollektion, die er ausgewählten Referenzkunden persönlich vorstellte. Und siehe da, Dornschild hatte einen Nerv getroffen. „Die Weste war schon immer da, aber sie war auch schon immer verkannt. Für mich ist sie das Sakko ohne Ärmel und extrem vielseitig. Deswegen ist der Rücken unserer Westen zumeist nicht aus Futterstoff gefertigt. Zum Einsatz kommen ausschließlich hochwertige italienische Stoffe, die sich abheben und keine klassischen Anzugsstoffe sind“, erklärt Boysen. Details wie aufgesetzte Taschen, farbige Innenfutter, edle Knöpfe, farblich abgesetzte Nähte oder Stoffkombinationen bringen den Fashion-Twist in jede Weste. So gelang die Platzierung im PremiumfashionSegment mit VK-Preisen zwischen 179 und 229 Euro. Der anfänglichen Befürchtung, in der Stammabteilung neben den Anzügen zu landen, war damit ein Schnippchen geschlagen. 116 style in progress
Fünf Grundschnitte, unendlich viele Looks
Jörn Boysen weiß heute: Die Raffinesse einer Weste ist der Schnitt. Bei Dornschild gibt es die fünf Grundmodelle Einreiher, Einreiher mit Revers, Zweireiher mit Revers, eine Smokingweste und ein Biker-Modell. „Eine Weste verzeiht nichts, man muss sie so skalieren, dass sie zu jeder Körperform passt. Die Perfektion liegt im Detail, jede Saison verfeinern wir den Schnitt, hier geht es um Millimeter.“ Die Westen sind etwas schmäler und länger geschnitten, wodurch sie Benno Führmann ebenso kleiden wie Roger Cicero – die Liste der prominenten Kunden ist lang. Die Erfolge der ersten Abverkäufe sprachen sich schnell herum, Interessenten aus der Schweiz und Norditalien meldeten sich ganz von allein. Über den Onlineshop verkauft Dornschild auch über die Grenzen Europas hinweg. Der nächsten Schritt ist, den Vertrieb in Skandinavien
In der Premiumfashion platziert, kann die Dornschild-Weste ihr ganzes Potenzial ausspielen: Zum Casual Look mit T-Shirt und Schal, zum Contemporary Menswear Chic mit Hemd und Einstecktuch oder klassisch zum Anzug.
auszubauen. Mit Kunden wie Hirmer, Ludwig Beck, Stiesing, Kastner & Öhler oder Stierblut konnte Boysen bereits in der ersten Runde große Namen begeistern, alle haben nachbestellt. „Wir bekamen nach drei bis vier Wochen Anrufe, dass bis zu 70 Prozent abverkauft war.“ Ein Grund mehr für die Produktion in der Slowakei, wo schnell nachproduziert werden kann. An der hochwertigen Positionierung und ihrem starken Produkt möchte die kleine Manufaktur festhalten, denn Jörn Boysen ist überzeugt: „Jede Marke startet mit einem starken Kernprodukt. Und wir sind The Vest Brand!“ www.dornschild.com
Dornschild-Geschäftsführer Jörn Boysen trifft mit seinem Produkt den Zeitgeist.
SEEK BERLIN 19.-21.01.16, BOOTH C-57 NEW SHOWROOM: FICHTENSTR. 70, 40233 DÜSSELDORF PENFIELD.COM
FOR LIFE IN THE OPEN
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Bosideng. DAUNE MIT GRIPS
Die modischen Daunenjacken von Bosideng Italy punkten mit einem ungewöhnlichen Preis-Leistungs-Verhältnis, das im Markt gut ankommt.
Der Ansatz ist mutig und die Strategie so glasklar durchdacht, dass Marketingmanager Giancarlo Tafuro im Gespräch lediglich einzelne Meilensteine punktuell beleuchten muss, um den Weg sofort erkennbar zu machen: Bosideng hat sich aufgemacht, den europäischen Markt zu erobern. Text: Isabel Faiss. Fotos: Bosideng
Das war Stand Anfang 2015. Inzwischen hat Bosideng in Italien eine stilistische Heimat gefunden, ein Headquarter in Rom mit international vernetztem Team aufgebaut und ein entsprechendes Image umgesetzt. Als eine der sieben Eigenmarken der chinesischen Bosideng International Holdings Limited mit Hauptsitz in Hongkong – der bereits 1976 gegründete Daunenspezialist produziert neben seinen Eigenmarken überwiegend Kollektionen für internationale Designerlabels – ist Bosideng in China der stolze Inbegriff des Wandels von Bil116 style in progress
ligproduktion hin zu Produkten mit hoher Funktionalität, einem tiefen Produktions-Know-how, bester Qualität und modischer Raffinesse. Neustart in Europa
Als Weltmarktführer für Daunenjacken und über 7.500 Verkaufspunkten in China startete Bosideng in Europa mit einem Bekanntheitsgrad kleiner gleich Null. Die Idee zu Bosideng Italy war darauf eine Antwort: Man kreiert eine Kollektion mit italienischer Designhandschrift, die auf den europäischen Kunden maßgeschneidert ist, um von Italien aus die Etablierung und den weltweiten Export voranzutreiben. 2014 fand der Launch von Bosideng Italy statt und traf in Europa auf einen durchaus mit Daunenjacken übersättigten Markt und eine preisaggressive Wettbewerbssituation. Mit dem Produktions-Know-how der Holding im Rücken, eigenen Produktionsstätten in China und einer italienischen State-of-the-Art-Designsprache
Marketingmanager Giancarlo Tafuro und das Team von Bosideng Italy betreiben von Rom aus die internationale Expansion der erfolgreichen Daunenjackenkollektion.
kann Bosideng Italy ein für dieses Segment erstaunliches Preis-Leistungs-Verhältnis bieten: mit EK-Durchschnittspreisen von 75 bis 80 Euro, aber qualitativ auf Augenhöhe mit etablierten Labels. Marketingmanager Giancarlo Tafuro:„Unsere Strategie ist es, ein attraktives, zeitgemäßes Produkt anzubieten, das verglichen mit der Konkurrenz die gleiche Qualität, aber einen besseren Preis hat. Damit gelingt es uns, einen großen Teil des Marktes abzudecken, denn viele Kunden kaufen mehr als eine Jacke für verschiedene Anlässe.“ Kompetenz im Team
Im Herbst 2015 übernahm die Münchner Agentur D-tails von Patrick Coppolecchia-Reinartz den Verkauf der Kollektion, die heute auch in Spanien, England und Russland vertreten ist. „Bis 2017 werden wir mit Bosideng Italy ein Retailprojekt in den wichtigsten internationalen Metropolen umsetzen, um den Bekanntheitsgrad und die
Wahrnehmung der Marke zu steigern. Aber im ersten Schritt konzentrieren wir uns auf den italienischen Markt und wollen hier eine noch stärkere Brand Indentity schaffen“, erklärt Tafuro. Dazu gehört vor allem die enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kunden wie beispielsweise Peek & Cloppenburg bzw. Fashion ID oder Nuova Moda, denen Bosideng neben einer Hauptkollektion pro Saison und einer zusätzlichen Pre-Kollektion für Herbst/Winter auch ein flexibles NOS-Programm anbietet. Patrick Coppolecchia-Reinartz präsentiert Bosideng Italy im Januar erstmals auf der Panorama in Berlin. www.bosideng-italy.it
Premium Berlin 19.-21.01.2016 Halle H5 Stand D02
Premium München 13.-15.02.2016 Halle H4 Stand L21
Agentur Stefan Wittmann Volmerswertherstraße 32 40221 Düsseldorf www.agentur-wittmann.de
GDS Düsseldorf 10.-12.02.2016 Halle H10 Stand 10B03
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Gaastra. AUF NEUEM KURS
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Die maritime Sportswearmarke Gaastra hat unter der Leitung des neuen CEO Oliver Frielingsdorf eine sanfte Kurskorrektur vollzogen. Jetzt steht das nächste Manöver mit einem konsequenten Trading-up in das Premiumsegment auf der Agenda. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Gaastra
Neuer Mann an Bord. Vor gut einem Jahr heuerte Oliver Frielingsdorf bei der niederländischen Lifestylemarke Gaastra an. 100 Millionen Euro Jahresumsatz schwer, gehört diese seit dem Jahr 2000 zur McGregor Fashion Group. Der Segelsport begeisterte Frielingsdorf ist kein Unbekannter im Modebusiness – Triumph International, Nautica, Tommy Hilfiger, Levi’s und Lee Jeans gehören zu den Stationen seiner Karriere. Bei Gaastra hörte er erst mal zu: Statt das Ruder kopflos herumzureißen, hat er Marke und Team behutsam auf den neuen Kurs eingestimmt. „Nach längerer Messeabstinenz zeigen wir nun wieder verstärkt Präsenz. Wir möchten unseren Kunden zeigen, wofür das neue Gaastra steht: bessere Qualitäten, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine eindeutige Positionierung im Premiumbereich. Mit Gaastra Pro Gear lancieren wir
eine technische Unterwäschelinie auf der ispo Vision. Auf der Wunschliste für künftige Messeauftritte stehen der Pitti Uomo und die Premium in Berlin.“ Auch in den Retail wird kräftig investiert: „Im Zuge der bevorstehenden Expansion in Großbritannien haben wir mit einem Pop-up-Store in Cowes zur Raceweek den Markt getestet, genau wie mit unserem Laden im US-amerikanischen Segelmekka Newport. In Schweden sind wir bereits einen Schritt weiter und haben nach Malmö gerade in der neuen Mall of Scandinavia in Stockholm einen Flagshipstore eröffnet. Als nächster Standort folgt im März ein eigener Store in Oslo. In diesem Jahr sind noch drei Storeeröffnungen in Polen und drei in der Tschechischen Republik geplant“, erklärt Frielingsdorf. Wind- und wasserfest
Die kompakte Gaastra Pro Linie orientiert sich an den Bedürfnissen von Profi- und Freizeitsegelsportlern. Es kommen fast ausschließlich Fleece, Hard- und Softshell von Goretex zum Einsatz. Preislich spiegelt sich das in VK-Preisen von 349 bis 599 Euro wider. Was in der Pro-Linie gelernt wird, findet auch in der Lifestylekollektion Niederschlag: Diese wurde neu strukturiert, auf 400 Styles reduziert und in die
drei Bereiche Sports, Yacht-Club und Sailmaker unterteilt. Die Sports-Linie steht der Pro-Linie mit Funktionsmaterialien und technischen Raffinessen am nächsten. Bei Yacht-Club kommt der Lebensstil des Seglers zum Tragen: von klassischen, nautisch inspirierten Jersey- und Strick-Basics über preppy und sopisticated Sportswear bis hin zu eleganten Blazern und Kleidern für den Sundowner an Deck. Die Sailmaker-Linie greift Elemente der Workwear aus der Gründungszeit von Gaastra auf – Peacoats, grober Strick, gewaschene Optiken und Vintage-Denims bestimmen hier den Look. Die VK-Preise für Jacken liegen bei 199 bis 399 Euro, Hemden, Polos und leichter Strick reichen von 59 bis 129 Euro bei einer 2,5er-Kalkulation. Alle drei Linien werden von Schuhen begleitet, die bei einem Lizenznehmer produziert werden. Auf den Weltmeeren zu Hause
Gaastra sponsert zahlreiche Events im Segelsport, fungiert als Ausstatter von Bootsbesatzungen und verkauft zudem exklusive und limitierte Event-Editionen auf Regattaveranstaltungen wie dem Les Régates de Saint Barth in der Karibik oder der Copa del Rey auf Mallorca. „Ein Highlight war die erfolgreiche Kooperation beim letzten Volvo Ocean Race mit dem Team Brunel. Gerade erst haben wir einen Zehnjahresvertrag als Sponsor der Kieler Woche abgeschlossen. Handelspartner werden zu diesen Events eingeladen und können auch mal mit einem Begleitboot neben einer Rennyacht herfahren, um den Spirit der Marke zu erleben“, erklärt Oliver Frielingsdorf. All das findet sich dann auf den Social-Media-Präsenzen oder dem Youtube-Kanal der Marke wieder.
Frischer Wind: Oliver Frielingsdorf ist der neue CEO bei Gaastra.
Verwaltung unter einem Dach vereint. Fitnessstudio, weitläufiger Blick aufs Wasser und die unmittelbare Anbindung an die Innenstadt Amsterdams – seinen 100 Mitarbeitern will Gaastra etwas bieten. In Deutschland trägt E.F. Sportswear mit Showrooms in Hamburg, Düsseldorf und München den Spirit der Marke weiter, Deutschlands Osten wird über die Vertriebsagentur PR Fashion in Berlin betreut. Beginnend mit der Auslieferung Herbst/Winter 2016 werden für Österreich und die Schweiz neue Distributionspartner von Zürich und Salzburg aus mit eigenen Showrooms die Kunden in diesen Märkten betreuen. Im deutschen Markt beliefert Gaastra etwa 270 Kunden wie L&T, Appelrath & Cüpper, Kastner & Öhler, Breuninger, P&C Nord, hat eigene Läden u. a. in Hamburg, Leipzig und Köln sowie 14 Partnerstores u. a. auf Sylt und Fehmarn und ist damit an 460 Verkaufspunkten präsent. Zu sehen ist die Kollektion auf der Wear Select in London, der Modefabriek in Amsterdam und auf der Premium Order in München. www.gaastra.eu
To be near you, to be free
Segelinspiration, hoher Freizeitwert: die Kollektion von Gaastra.
Wundert sich an dieser Stelle irgendjemand, dass Gaastras Hauptsitz im Westhafen von Amsterdam liegt? Hier sind neben einem großen Showroom auch Design, Vertrieb und style in progress 116
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Daniele Fiesoli. WENIGER IST MEHR Die umweltfreundliche Herstellung von Luxusprodukten und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wird immer existenzieller. Der italienische Strickspezialist Daniele Fiesoli integriert mit seiner Eco-Cashmere-Linie eine 70 Jahre alte Tradition in seinen Produktionsprozess und sichert obendrein Arbeitsplätze in seiner Heimat. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Daniele Fiesoli
Die Geschichte des Cashmere-Recyclings entstand in der italienischen Stadt Prato bei Florenz. Dort pflegen die sogenannten Cenciaioli – zu deutsch Lumpensammler – seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis heute die Tradition des Stoffsammelns. Mit geschickter Hand sortieren und trennen diese von ihren Landsleuten hoch geschätzten Handwerker die besten Stoffe nach Farben und Sorten, zermalmen sie zu Fasern, um diese anschließend ohne weitere chemische Einwirkung und ohne zusätzliche Färbemittel zu recyceln. „Der Respekt und die Achtung unserer Umwelt wird durch die Wiederverwendung von gebrauchten und bereits eingefärbten Cashmere-Fasern garantiert. Auf diese Weise vermeiden wir zusätzliche Färbeverfahren. Durch die Weiterverarbeitung von alten Cashmere-Fasern entfällt deren Entsorgung, was zur Einsparung wertvoller natürlicher Ressourcen wie Wasser und Energie führt. Unser Eco-Cashmere entsteht aus dem industriell anfallenden Verschnitt aus Produktionsstätten, die diese wertvolle Naturfaser verarbeiten“, erklärt Gründer Daniele Fiesoli und 116 style in progress
ergänzt: „Wie könnte ich an einem Garn vorbeigehen, das durch Recycling entstand? Die Wiederverwendung von Materialien, Produkten und Waren, die wir heutzutage Müll nennen, ist keine neuartige Entdeckung der Ökologie, sondern eine wirtschaftliche Praktik, die bis in die Antike zurückreicht. Schon lange vor unserer Zeit waren landwirtschaftliche Gemeinschaften bemüht, so wenig wie möglich wegzuwerfen. So eine Vorgehensweise ist für viele Menschen auf der Welt auch heute noch eine Überlebensfrage.“ Unvergleichliches Preis-Leistungs-Verhältnis
Das langfaserige und feine Cashmere wird im ersten Veredelungsprozess mit einem kleinen fünfprozentige Anteil Edelwolle versetzt. Dieses Verfahren erlaubt eine bessere Reproduzierbarkeit der ursprünglichen Farbe. Das Eco-Cashmere-Garn zeichnet sich durch dessen einzigartige Weichheit aus, dem Grundelement zur Erschaffung eines Kleidungsstücks vom nachhaltigem Wert. Immer wenn es darum geht, neue Garne von hoher Qualität zu entwickeln, zeigt Daniele Fiesoli besondere Aufmerksamkeit, Sensibilität und Kreativität. Leichtstrick aus Merinowolle und hochwertiger Cashmere-Feinstrick sind die Kernkompetenzen der exklusiven Marke, die zur Wool Group aus Signa bei Florenz gehört. Die Kollektion beinhaltet neben sportlichen Jackets und Blousons, T-Shirts, Wollhosen und einigen Accessoires wie Mützen und Schals vor allem zahlreiche Cardigan- und Pullovervarianten in schmalen Passformen. Vom Garn bis zum fertigen Produkt entsteht alles zu 100
Prozent in Italien. Die VK-Preise mit Kernpreislagen um 129 Euro aus dem NOS-Merinoprogramm und 199 Euro für die Eco-Cashmere-Pullover sind unschlagbar. Zu den Kunden in Deutschland und Österreich zählen bereits u. a. Brooks in Bielefeld, Daniels in Köln, Konen in München, Kaiser in Freiburg, Engelhorn in Mannheim, Revier4 in Frankfurt, Leo 33 in Hamburg, Norton Menswear in Wien, Pilatus in Graz, Mode Szenario in Sölden sowie Kastner & Öhler. Zu sehen ist die Kollektion von Daniele Fiesoli auf dem Pitti Uomo in der Area Teatrino Cortile della Ghiaia und auf der Premium in Berlin in Halle 3. www.danielefiesoli.com
Recycelter Cashmere made in Italy: Daniele Fiesoli überzeugt modisch und nachhaltig.
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Ten117. NEWCOMER MIT TRADITION Im Sommer 2015 feierte das Label Ten117 Premiere in Berlin. Als Jackenspezialist im Premiumsports-Segment richtet sich Ten117 an den gehobenen Facheinzelhandel und hat aufgrund ausgezeichneter handwerklicher Verarbeitung, zeitgemäßem Design und außerordentlicher Materialqualitäten beste Chancen, zur festen Größe im exklusiven Outerwear-Segment zu avancieren. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Ten117
Der Name des Labels – ausgesprochen Ten Eleven Seven – entstand in Anlehnung an die Postleitzahl des Berliner Designstudio im Stadtteil Mitte. Hier lässt Ferhat Kartal, Head of Design, mit seinem Team die Kollektion entstehen. Er lebt in München und pendelt regelmäßig zwischen dem Atelier in Berlin und seinen Businessdestinationen in Paris, London und Schanghai. Das spiegelt auch die von ihm entworfene Kollektion wieder. Urban, lässig und kompromisslos in punkto Qualität und Verarbeitung. „Wir haben ein klares Designkonzept mit emotionaler, innovativer Gewichtung. Individualität entsteht durch lässiges, ungezwungenes Verhalten –
Ferhat Kartal ist Head of Design von Ten117.
mich inspiriert das Bild der Frauen auf den Straßen von Paris, die mit einer angenehm beiläufigen Nonchalance weit weniger laut wirken und doch stets modisch, stilsicher und elegant erscheinen“, sagt Kartal. Die Kollektion beinhaltet rund 40 Styles für Frauen und 15 Modelle für Männer. Bei den Frauen unterteilt sie sich in die Produktgruppen Woven Tops mit VK-Preislagen von 149 bis 199 Euro, geradlinige, leichte Indoorjacken und -blazer von 249 bis 349 Euro, innovative Wollmäntel von 299 bis 399 Euro, coole Lederjacken von 599 bis 799 Euro, gefütterte Anoraks und Parkas in der Kernpreislage von 499 bis 749 Euro mit einzelnen besonders aufwändigen Highlights bis zu 1.100 Euro. Der Größenlauf reicht von 34 bis 44. Dank einer 2,7er-Kalkulation bleibt genügend Spielraum. Zu den Highlights der Frauenkollektion gehören u. a. Woven Tops, Langwesten und Kimono-Jacken aus gerissenem Bouclé, gebondeten Qualitäten oder Herringbone. Ten117 stellt klar, dass es in einer modischen Liga spielen will: Cleane kurze Biker- und Blousonjacken aus Velourleder oder neoprenartige Mischgewebe sowie dezente Blazertypen in H-Linie und moderne reduzierte Dufflecoat-Varianten. Dabei reicht das Farbspektrum von zartem Englisch und French Rose über Shades of Grey und French Grey bis Burgundy, Navy, Oliv und Jet-Set Black. Abgerundet wird die Frauenkollektion durch eine Reihe moderner, zeitloser Basics im klassischen Utility- und Uniform-Look wie Fliegerblousons mit softem Griff, Fishtail-Parkas mit Lammfellverbrämung oder relaxte Übergangsjacken mit herausnehmbarem Futter. Für Männer gibt es ausschließlich sportliche Premiumouterwear wie z. B. monochrome Trenchcoats und Fieldjackets
Ten117 steht für ein neues Stilbewusstsein auf der Höhe von Zeit und modischem Impuls.
aus Papertouchcotton, aus in Italien stückgefärbter Baumwollware oder Nylonqualitäten in Schwarz, Navy und Oliv. Der größte Teil der Kollektion wird in Europa gefertigt, einige wenige Produktgruppen in ausgewählten Betrieben in China. Über 90 Jahre ProduktKnow-how
Die Marke Ten117 gehört der Georg Haupt Bekleidungswerke GmbH. 1926 in Leipzig als Kittel- und Schürzenfabrik gegründet, befindet sich der Firmensitz seit 1947 im nordrhein-westfälischen Lippstadt. Seit 2009 ist Hans-Joachim Flüchter Geschäftsführer der Firma Haupt, die bis dato ein familiengeführtes Unternehmen war und rund 50 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Marken der Gesellschaft sind Haupt, Nadine H, Kitaro, Barbara Becker und Wiesenzauber. Vom Hauptsitz in der Technologie- und Textilregion Ostwestfalen-Lippe werden die Marken nach Belgien, Irland, in die Niederlande, die Schweiz, nach Österreich, Polen, USA, Kanada und Australien exportiert.
Die Hamburgerin Julia Jüngling koordiniert als Head of Sales die Handelsagenturen und kümmert sich um die Expansion in Europa: „Nachdem wir uns in der vergangenen Saison für den deutschsprachigen Markt aufgestellt haben, sind wir im Augenblick dabei, den Markteintritt in Skandinavien und Frankreich vorzubereiten“, erklärt Jüngling. Für den Vertrieb von Ten117 in Deutschland ist Stefan Wittmann aus Düsseldorf als Generalagentur verantwortlich, Kunden in Österreich werden von Clothing Concept, Erwin Kronawettleitner betreut und in der Schweiz ist Stefanie Beckers, Beckers GmbH zuständig. Zu sehen ist die Kollektion auf der Show & Order in Berlin und während der Orderwochen in Düsseldorf und München im Showroom. www.ten117berlin.com www.haupt-fashion.com
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Der gute alte Skipullover, modern inzeniert.
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Pesko. EIN PESKO, EHRLICH Nicht mehr und nicht weniger will der Spross der bekannten Sportartikeldynastie aus der Lenzerheide sein. Und dass ein Schuster bei seinen Leisten bleiben soll, nimmt die Familie seit 104 Jahren mehr als wörtlich. Text: Dörte Welti. Fotos: Nico Pesko
„Bun di“ sagt man dort, wo Nico Pesko herkommt, aus der Lenzerheide, sehr traditionelles Skigebiet, nicht so großkopfert wie die Orte, wo der Champagner schneller fließt als die Skigondeln fahren können. In diesem Ort im Bündnerland fand der Urgroßvater von Nico Pesko sein Glück. Der Schumacher am ungarischen Königshof ging nach Bad Ragaz, reiste nach England und kam in die Schweiz zurück, wo der Concierge des Grand Hotels Kurhaus ihn in die Lenzerheide holte. Einer, der sich mit den Füßen der betuchten Kundschaft auskennt, ist der Richtige für ein Geschäft, das die neumodischen Skischuhe anpasst und anfertigt. 1911 gründete Pesko sein Business und eine Er-
Dritte Generation Modehändler: Nico Pesko.
folgsstory, die bis heute auf Feingefühl für den Kunden beruht. „Retail ist Detail“, sagt Urenkel Nico, „so cheesy das klingt.“ Gelernt hat er im Familienbetrieb, hat die Großmutter bewundert, die die Mode zu den Schuhen in die Lenzerheide gebracht hatte. Nico Pesko erinnert sich, wie die stilsichere Grand Dame an der Kasse stand, dahinter ein Regal mit Cashmere-Pullovern in 30 Farben – alle exakt gleich geschnitten. Er erinnert sich an seinen Großvater, den schneidigen Skilehrer von der Lenzerheide, der immer so rassige Pullover trug. Eins kommt zum anderen und Nico entschließt sich, es mit einer eigenen Kollektion unter eigenem Namen zu versuchen. Preis-Leistung muss stimmen
Ganz wichtig: Ehrlichkeit. Nico Pesko misst dem Made-by-Faktor eine große Bedeutung bei. Die Ware wird in einem kleinen Betrieb außerhalb von Schanghai produziert, der von einer Schweizerin geführt wird. Ein Pullover kostet 290 oder 390 Franken, eine reversible Doubleface-Cashmere-Jacke hingegen 1.200. Die
Das Sporthaus Pesko in der Gründungszeit.
erste Kollektion verkauft der Firmenerbe im eigenen Geschäft. „Ich bin ein Kind der Fläche“, sinniert der 35-Jährige, „es war und ist für mich immer essenziell, das klare Feedback vom Kunden zu hören und gegebenenfalls auch umzusetzen.“ Auch den Einkäufern hört er zu. „Sie kennen schließlich ihre Kunden“, weiß der Businessmann. „Wie kann ich ihnen vorschreiben, welche Modelle sie in der Stadt, auf dem Land, in ihren Bergen verkaufen sollen?“ Das geht so weit, dass die Kunden selbstverständlich eigene Farbgebungen ordern können. Mutiert die Marke Nico Pesko damit nicht zum Dienstleister? „Nein, es ist ja kein generelles Wunschkonzert. Die kleine Produktion ermöglicht eben ein Baukastenprinzip, also dieser Schnitt mit diesem Ausschnitt und der Bordüre oder einer anderen.“ 20 Herrenund 15 Damenstile sind es im Moment, Passformkonstanz wird groß geschrieben, „das Leben ist kompliziert genug.“ Neu sind Jeans in sechs Farben: „Wir lassen Selvedge-Raw-Denims machen, auf alten Selvedge-Maschinen. Auch mit Wollanteil oder Cashmere. Die Denims haben einen völlig neuen Griff, und wegen der Passform ist immer etwas Stretch darin.“ Reduktion aufs Wesentliche
2014 hat er mit zwei Mitstreitern einen Shop in Zürich eröffnet, (wir berichteten in style in progress 1_15). Auch hier wird das Label Nico Pesko verkauft. In den USA hat sich Gorsuch für die Schweizer Marke erwärmt,
ein High-End-Skibekleidungsladen mit Dependancen in Aspen, Vail und Park City. Das war im vierten Jahr der Produktion, „als ich das Baby aus dem Haus gelassen habe.“ In Österreich hat Strolz in Lech am Arlberg die Qualität der Ware erkannt, ebenso einige Boutiquen in der Schweiz. Es gibt übrigens nur eine Kollektion pro Jahr, jeweils im Winter. Ab dieser Saison testet Nico Pesko einen kleinen Teil mit Sommerstrick, einer leichteren Merinoqualität. „Mein Traum ist es“, sinniert der frisch Verheiratete, „dass in 20 Jahren ein junger Mann in einem Pullover vor mir steht und sagt: Schaun S’, den hat schon mein Vater bei euch gekauft, als er so alt war wie ich.“ Vergleichsweise niedrige Preise („Warum soll man nur für einen Namen oder ein Image so viel aufschlagen?“), lange Haltbarkeit: Nico Peskos Hauptgeschäftstätigkeit ist die Leitung des erfolgreichen Familienunternehmens Pesko, 104 Jahre alt und mit vererbten Werten, die sich in der nächsten Kollektion niederschlagen: Die Herrenpullis 2016/17 haben ganz große Ähnlichkeit mit den Jumpern, die der Großvater als Skilehrer trug. Sie heißt Ski 60’s and 70’s, dazu the new basics und die Carry Overs, also Modelle, die es schon in der Kollektion zuvor gab. Pesko Sport AG Voa Principala 56, Lenzerheide/ Schweiz www.nicopesko.com
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Joop. IT’S COMING HOME Die Frage nach der Marke Joop und ihrer Zukunft gehört derzeit zu den am intensivsten diskutierten Themen. Thorsten Stiebing ist als neuer Geschäftsführer angetreten, um eben diese zu beantworten: mit einer klaren Strategie, die Deutschland als Joops Heimat und stärksten Kernmarkt ins Zentrum stellt. Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Fotos: Joop
Herr Stiebing, lieben Sie die Herausforderung?
Joop hat enormes Potenzial, einen außergewöhnlich hohen Bekanntheitsgrad und ist im Markt gut aufgestellt – das unterschätzt man. Die Aufgabe ist sicher kein Home Run, aber ich habe gerne zugesagt, weil ich Joop schon immer mochte und die Marke in der Holy Gruppe ein wichtiges Thema mit viel Potenzial ist. Stimmt, wir haben einen Bekanntheitsgrad von 95 Prozent, hohe Ambitionen und ein starkes Markenbild. Mit der Marke Joop werden im Retail nach wie vor große Umsätze gemacht – nicht nur in der Fashion, sondern auch bei den Lizenzprodukten wie Taschen und Schuhe, Uhren und Schmuck, Brillen und Joop Living. Wenn wir diese Kraft jetzt in die entsprechende Richtung kanalisieren, in klare Produktgruppen und Details, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Joop ist eine Marke mit einem enormen Wert, nicht nur für uns, sondern auch für den Einzelhändler. Wie genau sieht der Plan jetzt aus?
Der Plan ist klar: Wir werden die Marke wieder dort platzieren, wo sie hingehört. Einer der ersten Schritte dazu war der Wiedereinzug in die Joop Villa in Ham116 style in progress
burg. Diese Villa ist Joop, denn sie ist der Ursprung – hier war früher das Atelier von Wolfgang Joop. Es geht einem einfach das Herz auf, wenn man sie betritt. In den Fenstern im oberen Stock ist immer noch die Kornblume eingefräst. Auf dem Klingelschild stand nach sieben Jahren Fremdnutzung immer noch Joop. Die Überschrift ist „House of JOOP!“ – hier wird die Marke zusammengeführt: Joop, Joop Jeans und Joop Living. Die Joop Villa ist für uns auch eine Frage der Haltung. Joop ist Premium, daher liegen wir aus meiner Sicht auch preislich genau richtig. Das Profil der Marke haben wir geschärft. Wir sind klar, was die Strategie und den Stilismus betrifft. Die Investitionen werden ganz klar ins Produkt gehen, da gibt es keine Diskussion. Die Fokussierung auf den Premiummarkt bleibt bestehen – mit einem gewissen Twist und vor allem umgesetzt mit Spaß an der Sache. Im Markenaufbau im Fashionbereich steht Joop klar im Vordergrund und Joop Jeans – mit seiner glamourösen Vergangenheit – wird wieder ein wichtiger Faktor sein und die Marke sinnvoll befruchten. Das Konstrukt ist so aufgebaut, dass wir im Kern Joop haben und zu diesem Kern gehört Joop Jeans. Es ist ein Derivat, aber keine komplett anders ausgerichtete Kollektion. Joop Jeans ist stilistisch und geschmacklich klar angelehnt an Joop und wird kraftvoll nach vorne entwickelt werden. Daran arbeiten wir aktuell intensiv mit dem Designteam unter der Führung von Gregor Langerspacher. Der Handel hat Joop Jeans vermisst. Die Linie war extrem erfolgreich und daran werden wir anknüpfen.
Thorsten Stiebing präsentiert ein stimmiges Konzept für Joop, einen Neuanfang mit Joop Jeans und vor allem die Rückbesinnung auf den Ursprung der Marke.
Die Strategie ist und bleibt, den Ansatz einer globalen Premiummarke weiter zu verfolgen. Der Ausbau ist sicher, denn das macht Joop aus und dazu hat Joop auch die notwendige Kraft. Um die Marke aus dem Kern zu entwickeln, haben wir uns auch das Thema Marken-CI angeschaut und mit Inhalten gefüllt. Die „Colour of the brand“ wird ein tiefes Dunkelblau sein, darauf der Joop-Schriftzug in Weiß – das wird dem Premiumanspruch gerecht und gibt den Produkten Kraft. Gehört es auch zum Plan, dass Wolfgang Joop wieder als Gesicht der Marke fungiert?
Seine DNA steckt tief in der Marke und ist auch in Zukunft für uns eine wichtige Orientierung. Wie wird die neue Joop Jeans Kollektion aussehen?
Joop Jeans umfasst eine komplette Kollektion, aber der Fokus liegt klar auf der Jeans, die im Verkauf zwischen 99 und 159 Euro liegt. Mit Joop Jeans werden wir ein breites Publikum ansprechen und auch die entsprechenden Umsätze generieren. Und die Joop Womenswear wird vorerst nur über die eigenen Kanäle verkauft?
Wir entwickeln gerade die Winterkollektion 2016/17 mit einem hochmotivierten und frischen Designteam. Inspiriert hat uns ein neuer Typus der Joop Frau, auf dem die gesamte Konzeption basiert. Die Kollektion ist ab Herbst 2016 erhältlich und umfasst etwa 100 Teile. Gibt es einen konkreten Zeitplan, wann sie wieder in den Wholesale kommt?
Im ersten Schritt vertreiben wir sie aktuell in den eigenen Stores und Kanälen, national und inter-
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national. Nach der Wintersaison 2016/17 entscheiden wir, ob wir damit im Wholesale starten werden. Vertikaler mit neuen Produkten und stärker auf eigene Flächen ausgerichtet als bisher – daraus könnten sich interessante Möglichkeiten ergeben. Fanden über den Relaunch schon erste Gespräche mit Kunden statt?
Unsere Strategie haben wir ausgewählten Key-Accounts vorgestellt. Die Überraschung war groß und zwar dahingehend, dass die Kunden großes Potenzial sehen. Erstaunt hat sie auch die kurze Zeitspanne, in der wir das neue Konzept erarbeitet haben. Hinsichtlich unserer Retailstrategie werden wir uns neu aufstellen. Wenn wir neue Stores aufmachen, müssen sie so gut sein, dass die Leute einen Wow-Effekt haben. Im ersten Schritt konzentrieren wir uns auf 100 bis 150 Quadratmeter große Stores und einen konsequenten Ausbau von Shop-in-Shop-Flächen. Für Joop Jeans gibt es ein Flächenkonzept mit Soft-ShopFlächen, von denen wir 20 pro Jahr anstreben. Ein wichtiger Punkt ist aber das Erschließen der Key-Player in Städten um die 100.000 Einwohner. Wenn man mit etwas Phantasie und klarem Pragmatismus an die Sache herangeht, ist ganz klar, wo die Marke hingehört. Wir brauchen Produkt. Und es ist ganz klar, dass der Handel darauf reagieren wird, wenn er eine Marke mit einem starken Produkt und einem großem Bekanntheitsgrad in einer konsistenten Preislage findet. Was bedeutet denn konkret: Wir brauchen Produkt? Auch für die in diesem Segment immer stärker werdende Diskussion darüber, wo produziert wird?
Nachhaltigkeit ist für uns wichtig. Aus meiner Sicht gibt es einen großen Gap im Markt in der Preislage unter den Italienern, die wir mit Joop besetzen werden. Wichtig ist für uns, die Premiumpositionierung auch mit Premiuminhalten zu füllen. Wir müssen gleichzeitig in besonders starken Produktgruppen von Joop, wie beispielsweise Sportswear, Mantel und Jeans, den Wettbewerb gegen die Spezialisten aufnehmen. Davor haben wir keine Angst, der Handel sucht nach neuen Kollektionen, die kreativ sind, eine klare Aussage und die nötige Kraft haben. Es heißt, der offizielle Launch der neuen Joop Markenwelt wird in Berlin stattfinden?
Genau. Zuerst findet ein interner Launch für Mitarbeiter und Lizenzpartner in der Villa in Hamburg statt. Auf der Premium Berlin im Januar inszenieren wir dann auf 150 Quadratmetern die neue Joop Welt. Das ist für uns ein wichtiges Signal an den Kernmarkt Deutschland als Heimat der Marke. Vielen Dank für das Gespräch.
Die Kampagne für Frühjahr/Sommer 2016 präsentiert Edward Wilding als neues Gesicht der Joop Menswear.
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Eine klare Markenaussage, eine gebündelte Kollektion – Premium- und Sportswear werden eins – und starke Werbebilder: Die Holy Fashion Group hat Strellson geschärft und überarbeitet.
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Strellson. „WE ARE ONE“
Über lange Jahre war der Weg von Strellson ein Musterbeispiel für den strategischen Aufbau einer Marke über ein sorgsam definiertes und über Jahre klug kommuniziertes Markenimage. In einem radikal veränderten Markt ist aber auch der Erfolgsverwöhnte klug beraten, die eigene Positionierung immer wieder zu hinterfragen und zu schärfen. „We are one“, lautet das neue Selbstverständnis, mit dem die progressive Herrenmarke der Holy Fashion Group in die Zukunft geht. Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Fotos: Strellson
Strellson bewegte sich lange in einer Comfort Zone mit einem durchaus überschaubaren Wettbewerbsumfeld im Segment New Menswear. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Seit vor allem kleinere Marken mit provokanter Uniqueness punkten, ist die Markenbegehrlichkeit zum Zünglein an der Waage geworden. Managing Brand Director Thomas Jaeger, seit 22 Jahren bei Strellson, bringt die Motivation für den Nachdenkund Diskussionsprozess auf den Punkt: „Die Branche steht vor entscheidenden Zukunftsfragen. Die Marktmechanismen, die Konsumgewohnheiten, die Erwartungshaltungen der Endverbraucher – all das hat sich massiv verändert. Und diese Veränderung müssen wir nicht einfach nur mitmachen, wir müssen sie gestalten!“ Diesen Ball nimmt Christian Mascarenhas, neuer Head of Marketing Strellson, auf: „Die klassischen Trennlinien zwischen Freizeit und Arbeit sind ebenso überholt, wie traditionelle Trageanlässe oder Konventionen.
Wir haben uns intensiv mit dem veränderten Konsumverhalten unserer Kunden beschäftigt und auch mit der Frage, ob wir sie noch erreichen. Vor allem der junge Mann zwischen 22 und 35 will Individualität leben und sie nach außen auch kommunizieren, aber nicht über Revolution und das Brechen von Konventionen. Es gibt das Bedürfnis, in der großen Masse Individualität zu zeigen, keiner will konform sein, aber auf subtile Art, das läuft über Stilbrüche. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Gender-Diskussionen sehen wir auch das Bedürfnis, Mann zu sein. Im gesellschaftlichen Kontext modern, aber eben Mann. Das ist für Strellson ganz wesentlich. Die digitale Revolution hat bei den Konsumenten ein völlig neues Mindset geschaffen: Der Kunde sieht sich als Teil eines Entwicklungsprozesses, nicht mehr als simpler Verbraucher. Aus diesen Erkenntnissen konnten wir sehr viel für unsere Kultur und Marke herausziehen.“ Im Zuge dieser Konsumentendefinition hat das Team Kategorien wie die Markenarchitektur, Brand Purpose und Brand Mission überarbeitet und einen klaren Weg gefunden, was Strellson sein möchte. Das Mantra „Never Stopp Beginning“ hat sich das Team als neue Leitplanke formuliert, die die Innovationskraft der Marke hinsichtlich Produkt und Kommunikation kanalisieren soll. One Strategy, one Strellson
Eine konkrete Antwort, die Strellson auf all die komplexen Fragestellungen gefunden hat, ist die vor einem Jahr gestartete Markenoffensive „We are one“, die Marke, Unternehmenskultur, Kommunikation, Produkt und Distribution umfasst und als Zentrum eine aussagekräf-
Managing Brand Director Thomas Jaeger ist seit 22 Jahren bei Strellson – und jetzt ist er aufgebrochen, vieles neu zu machen.
Christian Mascarenhas, neuer Head of Marketing Strellson, lebt das neue Motto der Marke: Never stop beginning.
tige Hauptkollektion, die die bisherigen Linien Premium und Sportswear zusammenfasst. „In der Bündelung unserer Stärken und den Innovationsthemen aus den beiden Linien sehen wir die große Chance, die Marke wieder klar auf den Kunden zu fokussieren. Die direkte Auswirkung auf das Produkt ist, dass wir moderner in der Gesamtausrichtung werden, wir zeigen Capsule-Kollektionen wie ‚Seven Days, Seven Pieces‘ als Highlight aus der Hauptkollektion, wo wir mit sieben Teilen sieben Outfits kombinieren. Dieser Crosslook ist Teil unserer Message“, sagt Thomas Jaeger.
wollen wir in der Konzentration der Linien noch mehr ausspielen. Strellson soll für den Kunden so verständlich wie möglich sein. Gleichzeitig müssen wir in der Kommunikation der Marke wieder unverwechselbar sein. Wir wollen wieder eine spitze, einzigartige Kampagne. Das schließt in der Intensität an das an, wo wir herkommen“, erklärt Christian Mascarenhas. Dieses Denken zieht durch den gesamten künftigen Auftritt. Neues Storedesign, neues Branding, bewusste Betonung der Schweizer Heritage, die Farbe Rot als Stilmittel und Wiedererkennungsmerkmal. In der Kollektion beispielsweise als rotes Innenfutter bei Taschen, als roter Knopf oder als Signature-Detail. Thomas Jaeger: „Das Schöne ist, dass wir uns gar nicht neu erfinden müssen. Es ist ja alles da. Geschichte, Produkt, Präsenz. Aber auch eine wirklich gute Story, muss man eben immer wieder neu erzählen.“
Aber mit Wumms
Das Ergebnis der Markenoffensive rollt Strellson zur Herbst-/ Winter-Saison 2016 offiziell aus und präsentiert es erstmals auf dem Pitti Uomo im Januar. Die ersten Gespräche mit entscheidenden Key-Accounts haben das Team darin bestätigt, dass es der richtige Weg ist, auch hinsichtlich des Produktes. „Wir sind immer schon die leisen Lauten gewesen. Wir hatten immer ein cleanes Design, nicht zu verspielt, und diese Stilistik
www.strellson.com
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Brama. ALLES RICHTIG Man nehme erfolgreiche US-Brands wie J Brand, Current/Elliott, James Perse oder The Elder Statesman und dirigiere deren Europageschäft. Renzo Braglia hat mit Brama nicht einfach nur eine Distribution aufgebaut – sondern viel, viel mehr. Text: Martina Müllner. Foto: Yorick Carroux
„Wir suchen uns die Händler aus, mit denen wir arbeiten wollen. Das könnten in jedem europäischen Land deutlich mehr sein, aber das entspricht nicht unserem System“, so Renzo Braglia, der weiß, dass er vieles sagt, was im ersten Moment verwundert, um im nächsten Moment so logisch und so selbstverständlich zu sein, wie so vieles bei Brama. Ein Unternehmen, gegründet in den 1950er-Jahren als Strickproduzent. Irgendwann wurde im beschaulichen Modena nicht mehr gestrickt, sondern die Marke Mason’s erfolgreich aufgebaut und europaweit distribuiert. Von anno dazumal stammt auch der Name: Bra(glia) und Ma(son’s). Das alles ist Geschichte, weil Renzo Braglia ein viel umfassenderes Geschäft begonnen hat. An dessen Anfang stand ein heute enger Freund – Jeff Rudes, Mitgründer von J Brand. Er übergab 2005 die Marke in Renzo Braglias Hände, damals zunächst für Italien. Renzo Braglia wollte mehr. Eine US-Brand in Italien vertreiben? Kann jeder! „Was wir tun, ist das amerikanische Geschäft für Europa zu übersetzen“, sagt der Italiener. „Europa für amerikanische Brands begreifbar zu machen. Keiner versteht, warum wir in einem scheinbar geeinten Markt so viele Sprachen sprechen, so viele Zentren für die Mode haben, so viele Fashion Weeks, so viele Showrooms. Wenn unser ganzes Team – und zwei Mal 116 style in progress
im Jahr leisten wir uns das – in New York oder L. A. aufschlägt, dann macht das Eindruck. Wozu braucht ihr zehn Leute, werden wir dann oft gefragt? Warum kommen nicht einfach der Chef und der Sales Director? Dass wir die zehn Leute brauchen, um alle europäischen Bedürfnisse abbilden zu können, versteht eine US-Marke nicht. Muss sie auch nicht.“ Stimmt, denn sie hat ja Brama, die Um-Alles-Kümmerer. Die Problemlöser
In der europäisch-amerikanischen Verständigung hat Renzo Braglia Expertise wie kaum ein anderer. Aber warum gerade die USA? „Weil ich diese Art von Mode, nein, eigentlich ist sogar Mode das falsche Wort, weil ich diesen Stil in Europa nicht finde. Die US-Brands haben ein viel pragmatischeres Verständnis von Bekleidung. Es ist vor allem anderen ein System. Ein Business.“ Vieles von der Art, wie man in den USA schon immer Geschäfte macht, ist für den gebeutelten europäischen Modehandel ein Heilsversprechen. Vororder ein halbes Jahr vor Auslieferung? Pustekuchen. Gestaffelte Liefertermine? Aber sicher. Lagerservice? Immer doch. Um ein derart komplexes Business wie jenes von Brama mit Renzo Braglias Lässigkeit zu betreiben, braucht es vor allem System. Mit einem Team aus 80 Mitarbeitern, 45 davon in Modena, der Rest verteilt auf die Metropolen Europas, hat Braglia ein Werk geschaffen, in dem jedes Rädchen passgenau ins andere greift. In der Zentrale in Modena arbeiten „die heute vielleicht wichtigsten Leute: Disponenten. Wir haben einen Disponenten für die Ware. Sein Job ist es, die Lagerbestände auf einige Zeit im Voraus optimal zu planen. Dazu braucht er viel Erfahrung, aber vor allem das
Feedback von allen Verkaufsmitarbeitern in den Ländern. Eine unglaublich komplexe Aufgabe“, erzählt Renzo Braglia. „Und natürlich haben wir auch einen Finanzplaner – die Dollars werden auf ein Jahr im Voraus eingekauft, damit die Preise nicht von Währungsschwankungen beeinflusst sind.“ Wenn Renzo Braglia immer mehr Details des Systems Brama preisgibt, versteht man: Nichts, aber auch gar nichts ist hier Zufall. Im Gegenteil, der Pragmatismus, der Braglia an der US-Mode so beeindruckt, hat abgefärbt. „Ich verstehe gar nicht, warum sich in den europäischen Kollektionen immer alles ändern muss – jede Saison. Das ist doch verrückt. Bei J Brand gibt es einen Style, der ist gleich, seit wir begonnen haben. In Europa wäre das unmöglich – da wäre ein Knopf zwei Zentimeter nach unten gerutscht und ein anderer zwei nach oben – und das jede Saison irgendwie anders. Ich mag dieses amerikanische System. 50 Prozent der Kollektionsteile laufen von Liefertermin zu Liefertermin weiter, in den anderen 50 Prozent zeigt man Aktualität. Das reicht doch völlig aus. Wer kann denn alle sechs Monate die Welt neu erfinden?“ Gegen Verrücktheiten dieser Art hat Renzo Braglia Brama immunisiert. Im nächsten Schritt plant er, andere auszumerzen. Zum Beispiel, dass europäische Stoffe – mit Zoll belegt – in die USA geliefert werden, dort verarbeitet und – mit Zoll belegt – wieder zurückkommen, um hier verkauft zu werden. „Wir verfolgen den Aufbau einer europäischen Produktion mit aller gebotenen Überlegtheit und Muße, denn die hochwertige Positionierung unserer Marken lässt keine Fehler zu. Gerade Denim ist hochsensibel, die Premiumfertigung schaffen nur wenige Betriebe weltweit. Alles
muss bedacht werden – ein anderer Wasserhärtegrad beim Waschen ergibt zum Beispiel ein anderes Finish. Kaum zu glauben, oder?“ Wann es so weit sein wird, dass einige der vertretenen Brands auch in Europa produziert werden können, darauf will sich Braglia nicht festlegen. „Wenn alles passt.“ Genau wie ein Herzensprojekt, eine eigene Marke für hochwertige Strickpullover. „Back to the roots“, lacht er. Auch hierfür gilt: Con calma. „Ich bin mindestens alle sechs Wochen in den USA, habe gerade eine Wohnung in Paris gekauft, weil ich so viel dort bin, ich habe selten unter fünf Flüge die Woche. Das ist die eine Seite. Die andere ist: Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder – das muss auch noch Platz haben.“ Brama – mit Sitz in Modena – zeichnet für das Europageschäft folgender Marken verantwortlich: Current/Elliott, Doma, Enzo Costa, Equipment, Isapera, James Perse, J Brand, Mother, Norma Kamali, The Elder Statesman. In Paris, London, Mailand, Madrid, Kopenhagen, Antwerpen und Düsseldorf betreibt Brama eigene Showrooms. Im Frühjahr 2016 eröffnet Brama einen Showroom in München. Neben allen Fragen rund um Distribution kümmert sich Brama auch um PR und Marketing der Labels in Europa. www.bramafashiongallery.de, www.bramaspw.it
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Deutsche bewundert er für ihre Korrektheit, US-Amerikaner für ihren Pragmatismus. Renzo Braglia, Mastermind hinter Brama, kann trotzdem nicht leugnen, Italiener zu sein.
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Blau, blau, blau sind alle meine Kleider: Die Linie Denim Blue bildet den Markenkern.
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Liu Jo. FRÄULEIN WUNDER Die italienische Marke hat mit einer Deutschland-Niederlassung den ersten Schritt gemacht: Die hiesigen Bedürfnisse allerdings zwangen Liu Jo, über sich nachzudenken. Was dabei herausgekommen ist? (K)eine Fahrt ins Blaue! Text: Martina Müllner. Fotos: Liu Jo.
Jeans, gemacht für Frauen. Contemporary Fashion von sportlich bis partytauglich. Eigentlich kann man mit dem Angebot von Liu Jo in diesen Tagen nichts falsch machen. In Italien zählt die Marke aus Carpi bei Modena zu den ganz großen: 2014 erwirtschaftete die Liu Jo SpA 302 Millionen Euro, davon 40 Prozent im Export. In Deutschland hat man mit Jörg Korfhage einen Countrymanager ins Boot geholt, der viel Erfahrung aufweisen kann – und genau deshalb weiß, dass Liu Jo mit keiner seiner bisherigen Aufgaben zu vergleichen ist. Sieben verschiedene Linien, 1.800 bis 2.000 Kollektionsteile, zahlreiche Liefertermine, ein Komplettlook von der Tasche bis zur Jeans – das Angebot der Marke ist überbordend. Was in Italien Liu Jos Stärke ist, stellt im Export vor Herausforderungen. „Wir haben uns sehr intensiv gefragt: Was sind die Stärken der Marke? Und das Ergebnis eines langen Prozesses ist: Der Fokus der Markenpositionierung in Deutschland muss ganz klar die Jeans sein.“ Bottom-up
Überrascht? Mitnichten. Um die Jeans kreist alles, was Liu Jo so erfolgreich gemacht hat: Die Italianitá im Styling, die femininen Schnitte, die Sexyness trotz angezogener Looks. Sowas können eben nur die Italiener, ist man geneigt, zu sagen. Gleich wie man geneigt ist, zu fragen:
Und was können die Italiener nicht? „Genau“, lacht Jörg Korfhage, der als Countrymanager Liu Jos deutsche Selbstfindung moderieren muss. Gut ist: Liu Jos Spitze hat verstanden, dass die deutschen Uhren eben anders ticken. „Jetzt gilt es, das auch umzusetzen“, meint Korfhage. Gesagt, getan. Auf der Premium in Berlin präsentiert sich Liu Jo verschlankt und erfrischt. „Alles kreist um die Linie Blue Denim, diese neue Positionierung ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern knallharte Vertriebsrealität: Die Jeans von Liu Jo haben unsere deutschen Kunden glücklich gemacht, das ist die wichtigste Umsatzsäule.“ Der hohe Fashionanteil bleibt – und ist eine Einladung an gleich zwei Kundenschichten: Die Luxuskundin, die preislichen Unterbau sucht, oder die Frau, die sich aus dem Massenmarkt herausentwickelt hat und nun nach modischer Diversifizierung strebt. Mit entsprechender Marketingpower will die neue Klarheit auch transportiert sein. Im Interview mit style in progress erklärt CEO Marco Marchi seine Strategie. Was sind Ihre Pläne für den deutschsprachigen Markt?
Die Businesspläne stehen. Wir werden weder Marketingaktionen noch Investitionen scheuen, denn die D-A-CH-Region soll zum künftigen Wachstum des Liu Jo wurde ursprünglich als Strick- und Wirkwarenfabrikant für andere Marken gegründet. Die beiden Marchi-Brüder sind auch heute noch Inhaber der Firma. Der Jahresumsatz lag 2014 bei 302 Millionen. Das Unternehmen beschäftigt 630 Personen. 450 Points of Sale und 5.000 Multibrandkunden verteilen sich auf 50 Länder auf drei Kontinenten. In der D-A-CH-Region fokussiert Liu Jo seinen Messeauftritt auf zwei Kollektionen: Blue Denim und White Label, eine sportive Kollektion. Diese werden auf der Premium präsentiert. www.liujo.com
Unternehmens entscheidend beitragen. Liu Jo wird dort heute in Premiumboutiquen und Departmentstores verkauft. Unser Ziel ist, mit speziellen Produkten, dem entsprechenden Pricing und einer optimierten Lieferkette die Bedürfnisse des Handels und des Endkunden besser zu treffen. Auf welche Stärken und Produktgruppen konzentrieren Sie sich?
In diesen Märkten performen Jeans und Taschen am stärksten, sodass wir diese Kategorien noch stärker herausstellen werden. Das gilt insbesondere für den Launch der Blue-Denim-Kollektion für Herbst/Winter 2016/17. Eine Kollektion, die nur um Denim kreist: Jeans, Hemden, Röcke, Jacken, Jumpsuits. Das KeyPiece dieser Kollektion wird die Jeans „Bottom Up Amazing Fit“ sein, die typisches Liu Jo Design und Isko Blue Skin Technologie kombiniert. Die Jeans hat einen großartigen Effekt auf die Silhouette, sie verschlankt optisch und betont sexy Kurven. Wahrlich eine zweite Haut aus einem Material, das seine Form nicht verliert. Wird Liu Jo weiterhin auf den Wholesale fokussiert bleiben oder planen Sie eigene Stores?
Wir sind sehr glücklich mit unserer Positionierung in Premiumboutiquen und Departmentstores. In diesem Jahr haben wir uns vorgenommen, die Präsenz der Marke dort zu stärken, zum Beispiel mit Liu Jo Corners. Für einen Flagshipstore in Deutschland evaluieren wir Angebote. Welche Stärke hat Sie in Italien, Ihrem Heimmarkt, groß gemacht?
Unsere Stärke ist das kontinuierliche Arbeiten mit der DNA der Marke. Die Marke ist konsistent, klar im Fokus und wir haben eine erkennbare Identität. Ein weiterer Aspekt, wahrscheinlich gleichbedeutend, ist, dass wir
Marco Marchi ist als internationaler CEO verantwortlich für Liu Jos Geschicke.
uns dynamisch und trotzdem überlegt auf die Bedürfnisse des Marktes einstellen können. Sprechen wir über die kreative Seite, so ist Liu Jos Mission, die natürliche Weiblichkeit, die Schönheit jeder Frau zu unterstützen; durch einen raffinierten, glamourösen Stil, der immer offen für individuelle Interpretation ist. Wir bieten Kundinnen weltweit einen eleganten, feminine Stil, der durch und durch italienisch ist. Wie reagieren Sie auf die speziellen Bedürfnisse des deutschsprachigen Marktes?
Wir sind uns absolut bewusst, dass deutsche und nordeuropäische Kunden andere Anforderungen an Service, Auslieferungsdaten, Marge, Preispunkte und sogar Produkte haben. Da investieren wir stark, um unsere Lieferkette zu verbessern. Denn wir glauben daran, dass dies einer der Erfolgsfaktoren für künftiges Wachstum ist.
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The next 116 style in progress
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Ab Januar stellt sie sich wieder: die Frage nach dem Neuen, dem Bew채hrten, dem Innovativen. P체nktlich zum Start der Order Herbst/ Winter 2016/17 gibt es eine vielversprechende Aussicht auf die wichtigsten Themen der Saison. style in progress 116
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Mel Nienaber, Designerin Marlino: „Als Kind der 1970er hat mich die Mode dieser Zeit nie losgelassen. Das wilde, rockige, revolutionäre dieser Ära ist eine ständige Inspiration für mich. Meine Ideen legen sich aber nicht auf dieses Thema fest, sondern umkreisen es in Andeutungen und lassen Spielraum für die individuelle Interpretation des Trägers. Je nachdem, zu welchem Outfit z. B. ein Lammfellmantel kombiniert wird, kann er sehr edel wirken – das gleiche Teil kann aber auch im bodenlangen Rock zum Hippie-Look passen.“
Ten117
Sophia Bitter, CMO Airfield: „Die Airfield-Kollektion Herbst/Winter 2016/17 steht im Zeichen der Stilikonen der 1970er-Jahre wie Ali Mc Graw oder Farah Fawcett – so entstand ein lässig-sportiver Look mit einem Touch Edelhippie verfeinert.“ 116 style in progress
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Modern Boho Der 1970er-Look, der in der Fr체hjahr-/Sommer-Saison noch sehr verspielt mit Fransendetails und Crochet-Elementen den Boho-Look komplettierten, wird im Herbst/Winter deutlich zur체ckhaltender. Das Augenmerk liegt hier auf taillierte ShearlingM채ntel und Jacken, Woll-Capes, wie auch Schluppenblusen und Turtleneck, die neben der schmal geschnittenen Schlaghose einen cleanen Casual-Look bestimmen.
Minimum
Burberry
Odd Molly
Frieda & Freddies New York Drykorn
Cinque
Marlino
Milestone
Bloom
Airfield
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Alberto Woman
Marco Lanowy, Geschäftsführer Alberto: Als Spezialist für präzise konstruierte Schnitte freuen wir uns daher über jede neue modische Strömung, weil wir bekannt dafür sind, ebenso sensibel wie flexibel auf Kundenbedürfnisse zu reagieren, vor allem aber, weil wir mit jedem neuen Trend einmal mehr unser Können und unser kreatives Potenzial in der Hosenmacherei unter Beweis zu stellen vermögen.
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MODE 151
Flared Flair Die Culotte ist auch in der Herbst-/Winter-Saison allgegenwärtig. Daneben bestimmen weiterhin voluminöse Schnitte wie Palazzo- und Marlenehosen in Maxilängen die Kollektionen. Im Sommer noch aus Baumwolle und leichten Stoffqualitäten, wird die Culotte in der nächsten Saison verstärkt in Denim umgesetzt, was ihr sportiven Streetwear-Charakter verleiht.
Calvin Klein Collection
Marc O’Polo
Strenesse
Current Elliott
Belstaff
Blue Fire Co.
Windsor
Ralph Lauren
Marc Cain
Escada
Set
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Simona Barbieri, Founder and Creative Director of Twin Set – Simona Barbieri: „The opening of the season is focused on a proposal for dall‘appeal autumn colors, muted, yet accented by black as background. The prints flowers made of georgette and knitting together and soften the different shades‘ of pink and green.“
Minimum
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The Power of Flowers Flower-Power, aber ganz ohne Hippie-Remineszenz: Hier treffen extrovertierte Muster auf minimalistische Silhouetten. Die stilvollen Allover-Prints und großflächigen Blumendessins funktionieren auf klassischen Blusen ebenso wie auf Mänteln aus Teddy- oder Fake-Fur. Klare Schnitte gepaart mit plakativen Blüten erzielen einen edlen Look. Das wohl farbenfrohste Thema der Herbst-/Winter-Saison.
Windsor
Lucky de Luca
Closed
Michael Kors Collection
Comma
Bogner
Twin-Set
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Thommy Hilfiger Tailored
Andreas Schimon, Product Manager CG – Club of Gents: „Schwerpunkt ist der schmale Anzug, gerne mit Weste, aber auch etwas sportiver interpretiert mit aufgesetzten Taschen. Taperd-fit Hosen und Bundfalten sorgen für neue Fittings. Die Silhouetten bleiben schmal, softe und runde Schultern bestimmen das Bild. Die Revers bekommen teilweise wieder etwas mehr Volumen. Reine S‘120 Schurwolle aus Italien von Barberis, Cerutti I-Stretch sowie gewebte Rauten- und Wabenmuster von Marzotto werten die Kollektion zusätzlich auf.“
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Modern Tailoring Die Konfektion steht in vielen Kollektionen wieder an erster Stelle, jedoch mit neuen Einflüssen. Die Weste ist nicht mehr nur Teil des Styles, sondern darf für sich alleine ein Statement setzen. Die Passform bleibt schmal, aber entspannt, das Material wird vielfältiger. Klassische Schnitte aus hochwertiger feiner Schurwolle in Herringbone-Pattern und Tweedstoffen finden sich ebenso wie sportliche Sakkos und Joggingpants in eleganten Wollqualitäten und anschmiegsamem Jersey, die einen Bruch zum strengen Businesslook bilden.
Carl Gross Black Line
Marc O‘Polo
CG Club Of Gents
Luis Trenker
Dornschild
Lardini
Strellson
Alpha Studio
Joop
Floris van Bommel
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Meindl
Björn Gericke, CEO G-Lab: „In allen Lebensbereichen setzen wir auf Innovation und Hightech. Warum sollten wir bei unserer Bekleidung auf diese Vorteile verzichten?“ André Berger, Geschäftsführer Handstich: „Die Herbst-/ Winter-Kollektion 2016 steht unter dem Motto: no season. Das heißt, die Kollektion beinhaltet auch unsere Teile, die für eine Wintersaison leichter, zeitloser als bisher sind. Wir setzen auf das Thema Materialmix aus einheitlich gefärbten Leder-, Nylon- und Wollqualitäten mit kleinen Details in der Futterverarbeitung oder farblich abgesetzten Steppnähten.“
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Materialmix Unterschiedliche Stofflichkeiten, ein Farbton. Materialmix ist in der Herbst-/Winter-Saison 2016/17 als farbmonotones Thema zu finden. Zum einen im Allover-Look von Kopf bis Fuß, wo grobe Wollstoffe mit feinen fließenden Qualitäten in sportlicher Optik zusammenfinden. Zum anderen der Mix unterschiedlicher Materialoberflächen in einheitlichem Farbton, im Winter vornehmlich in der Outerwear in Leder-, Nylon- und Neoprenkombinationen verarbeitet. Die winterliche Farbrange reicht von erdigen und warmen Brauntönen über Grau, Anthrazit bis zu einheitlich in Schwarz gehaltenen Styles.
G-Lab
Blaumax
Woolrich
Mountain Force
Marlino
P448
Parajumpers
Handstich
Bosideng
Candice Cooper
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Barb’one
Valentino de Luca, Gründer und Designer von Barb’one und Lucky de Luca: „Wir sehen die Jeans in dieser Saison ganz weit vorne! Bei Barb’one zeigen wir die ganze Bandbreite in Optik und Passform in höchster Qualität. Edgy Patches und Used-Look, aber auch cleane Modelle in soften Waschungen werden im Herbst/Winter in der Menswear im TaperedFit und bei den Damen als Boyfriend und Skinny Jeans umgesetzt – natürlich alles made in Italy.“
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Forever Denim Der Klassiker der Streetwear kommt in dieser Saison wieder verstärkt in opulenter Optik. Patches und Used-Effekte sind ebenso wichtig wie Patchworkarbeiten und extravagante Waschungen. In der Womenswear wird die perfekte Passform in den Mittelpunkt gestellt. Dank innovativer hochelastischer Stretch-Gewebe, die modellierende Wirkung mit sehr hohem Tragekomfort kombinieren, werden Looks von casual bis glamourös möglich.
Diesel
Cream
Alberto
Nudie Jeans
Closed
Joop
Liu Jo
Hilfiger Denim
Guess
Gaastra
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American Vintage
„Martina Schmidl, Wholesale Director Germany & Austria American Vintage: „In der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2016 stehen Easy-to-wear-Styles wie Oversize T-Shirts, Strick, Kleider und Culottes in fließende Qualitäten wie Seide, Cupro und hochwertiger Viskose, Leinen und Baumwolle an vorderster Stelle.“
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Auf den Punkt Das Rezept f체r eine gelungene Nachorder beziehungsweise das schnelle Gesch채ft mit den schnellen Trends: pudrige und beerige Farben, Softwash-Optik, kuschliger Sommer-Cashmere, weite Hosenpassformen und Accessoires aus Veloursleder.
Onomato
Heldmann
Philo-Sofie
Catwalk Junkie
Souve
Zwei
Comptoir des Cotonniers
B Belt
Warm-Me
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Lena Terlutter steht dem Gesamtkonzept als Stylistin und Modebloggerin vor. Was via Social Media beworben wird, wird in den station채ren L채den verkauft.
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VOR ORT 163
Modische Pilgerstätte. BB Loves/Köln Lena Terlutter führt gemeinsam mit ihrem Mann Leonard Dobroshi vier Stores, die nicht nur Mädchenherzen höher schlagen lassen. BB Loves heißt das neueste Projekt, ein ansprechender Mix aus Interieur und Mode, der das Gesamtkonzept perfekt ergänzt. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Bina Terré/inlovebybina.com
Als Stylistin ist Lena Terlutter viel unterwegs. Sie ist als Modeexpertin im Fernsehen zu sehen, auf RTL oder Pro Sieben, auch in Werbespots von Clarisonic oder L’Oréal. Ihre Eindrücke, ihre Mode- und Reisetipps postet sie täglich, auf Facebook zum Beispiel oder Pinterest, und allein auf Instagram hat sie über 185.000 Follower. Gut, dass es ihren Lifestyle auch zu kaufen gibt, und zwar in mittlerweile vier Läden im angesagten Belgischen Viertel Kölns. Hipster, Blogger und ältere Damen
Begonnen hatte die Erfolgsgeschichte im Jahr 2007, als Lena Terlutters Mann Leonard Dobroshi den Salon Sahnestück in der Flandrischen Straße eröffnete. Vom Erfolg ermutigt, eröffnete das Paar drei Jahre später die Boutique Belgique als Conceptstore in der Brabanter Straße, nur drei Gehminuten von Sahnestück entfernt. 2012 folgte der Super Store. Das neueste Projekt schließlich heißt BB Loves, das 2014 direkt neben der fashionstarken Boutique Belgique eröffnet wurde. Beide Läden ergänzen sich im Sortiment; und wer etwas in der räumlich eher beengten Boutique gefunden hat, schlüpft nach nebenan in eine der vier großzügigen Umkleiden von BB Loves und schaut sich gern um, was es da in Sachen Interieur und Mode Neues gibt. BB Loves ist ein Wirklichkeit gewordener Mädchentraum. Rosa herrscht vor, kombiniert mit grauen Wänden, Holzele-
menten und rosé-goldfarbenen Kleiderstangen, plüschigen rosa Fellen und Barbiestühlen. Dabei ist der Einrichtungsstil aller Stores skandinavisch-clean, ohne zu kühl zu sein. In punkto Interieur bestimmt die dänische Brand Bloomingville das Bild. Es gibt Kissen und Felle, Buchstabentassen und Postkarten und gerahmte Poster mit coolen Sprüchen. Dazu Strickpullover in Pudertönen von Maison Scotch und ausgesuchte Kleinigkeiten kleiner, französischer Labels. Ein individueller Mix mit Preisen für jeden Geldbeutel. „Wir verkaufen mehr als einfach nur Kleidung, es ist ein ganzer Lifestyle“, erklärt Lena Terlutter. „Bei uns kaufen junge Mädels, Geschäftsfrauen, Hipster, Blogger und ältere Damen ebenso wie Männer, die Geschenke für die Freundin suchen und selbst eine coole Mütze oder Sonnenbrille für sich mitnehmen.“
BB Loves ist der neueste Store von Lena Terlutter. Alle Geschäfte sind von ihr gestaltet, skandinavisch und cool, aber bewusst mit einem Do-it-yourself-Touch.
Personal Shopper Service
Obwohl die vier Stores von der Onlinepräsenz stark profitieren – was gepostet wird, ist oft am gleichen Tag ausverkauft – gibt es keinen Onlineshop. Dafür aber einen besonderen Personal Shopper Service: Wer seine Wünsche per E-Mail schickt, kann die Ware nach Hause gesandt bekommen. „Das boomt; die Kunden nehmen diesen Service gerne an“, berichtet Terlutter. „Es kommen täglich Bestellungen und so gut wie keine Rückgabe.“ Für nicht wenige modebewusste junge Frauen sind die vier Stores Pilgerstätte, die sie nacheinan-
BB Loves
der alle besuchen. „Sie tun sich in Gruppen zusammen und machen Selfies und Fotos im Store, posten sich selbst oder ihre Tüte“, sagt Lena Terlutter. „Das ist toll zu beobachten und das größte Kompliment für meine Arbeit.“
Brabanter Straße 27 und 29, 50672 Köln/Deutschland www.boutique-belgique.de Eröffnung: Juni 2014 Inhaberin/Geschäftsführerin: Lena Terlutter Anzahl der Mitarbeiter: 5 Verkaufsfläche: 60 qm Marken Mode: u. a. Le Specs, Maison Scotch, Vila Marken Accessoires/Interieur: u. a. Bloomingville, Jute, Mrs Wonderful
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Von der Mode aus gedacht. Fashion Fifty-6/ Saarbrücken Ihre Kompetenz in Sachen Schuhe haben Romy und Max Schoenberg mit ihren Fifty-6-Geschäften hinreichend bewiesen. Mit dem Store Fashion Fifty-6 zeigen sie, dass sie auch in diesem Metier zu Hause sind. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Fashion Fifty-6
Erst die Mode. Dann die Schuhe. Von Gründung an werden die Schuhgeschäfte Fifty-6 so herum gedacht. Denn Romy Schoenberg, die den Einkauf bestimmt, hat sich immer zuerst umfassend auf den internationalen Modemessen über die neuesten Trends informiert, um dann die dazu passenden Schuhe einzukaufen. So war es nur folgerichtig, das Gesamtkonzept im Jahr 2008 mit einem Modegeschäft für Frauen zu ergänzen. Make the people happy
Alle Geschäfte von Romy und ihrem Mann Max Schoenberg
liegen in Saarbrückens Fußgängerzone am St. Johanner Markt und ergänzen sich im Sortiment, bauen aufeinander auf. Von den vier Schuhgeschäften wurde das älteste bereits vor über 30 Jahren eröffnet, auch ein Indiz dafür, dass die Schoenbergs ihr Business verstehen, zumal der Druck im Schuhhandel recht hoch ist. „Make the people happy“, so ließe sich die Strategie von Romy Schoenberg auch für die Womenswear beschreiben. Dabei ist ihr Trendgespür wesentliches Element des Erfolgs. Und die Freude am Metier. „Jeder kann bei uns kaufen, wir wollen alle
Fashion-Fifty-6-Inhaberin Romy Schoenberg betreibt mit ihrem Mann Max Schoenberg vier Schuh- und zwei Modegeschäfte in Saarbrücken.
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glücklich machen“, sagt Romy Schoenberg. Was für die Ältere die Lederhose von Utzon zum Sweater von 81 Hours Cashmere ist, ist für ihre Enkelin die Jeans von Closed zur Bluse von Custommade, ergänzt von einem Strickmantel und dem Hut von Hat Attack. Lässig unaufgeregt und immer mit einem Teil dazu, das überrascht. Der Outfitgedanke und die Qualität sind für Romy Schoenberg entscheidend, nicht der kurzfristige Trend. Grundsätzlich baut Romy Schoenberg auf ein Sortiment auch mal unbekannter Marken, die es nicht überall gibt, um sich der üblichen Vergleichbarkeit zu entziehen. Ihr Geschmack ist mediterran, frankophil, aber auch mal skandinavisch in Farben, Formen und Trends. Für ihren Anspruch reisen Max und Romy Schoenberg drei Monate pro Halbjahr. Saison für Saison kommen die Marken erneut auf den Prüfstand, was in Folge eine recht große Zahl neuer Brands pro Saison bedeutet. „Ich möchte das, was schöner macht, im Sortiment haben und nicht nur das, was sich gut verkauft“, beschreibt sie. Last but not least ist die Atmosphäre wichtig, die die Kunden willkommen heißt. So wird die Dame gehobenen Alters beispielsweise nicht von einer blutjungen Verkäuferin beraten, sondern auf Augenhöhe, damit sie sich verstanden fühlt. Persönlicher Service wird groß geschrieben; die passenden Schuhe zum Outfit werden ganz selbstverständlich aus den anderen Geschäften geholt, damit es vor dem Spiegel auch ein komplettes
Bild ergibt. 140 Quadratmeter sind der Mode vorbehalten, plus 70 sehr großzügige Quadratmeter für die Umkleide, ähnlich wie ein Boudoir. Auch das schätzt die Klientel, einschließlich der Kinder und Männer, die umso geduldiger warten. „Wer heute einen guten Store führen will, braucht drei Dinge: den perfekten Laden, ein perfektes Angebot und perfekten Service“, beschreibt Romy Schoenberg. „Früher war vielleicht nur eins davon ausreichend, heute müssen alle drei Faktoren zusammentreffen. Anders kann man heute nicht erfolgreich sein.“
Fashion Fifty-6 Bahnhofstraße 10, 66111 Saarbrücken/Deutschland www.fifty-6.eu Eröffnung: August 2008 Inhaber und Geschäftsführer: Romy Schoenberg, Max Schoenberg, Franz Tinnacher Anzahl der Mitarbeiter: 6 Verkaufsfläche: 200 qm Marken: u. a. 81 Hours, Anni Carlson, Bazar de Luxe, Better Rich, Bloom, Brasi & Brasi, Cambio, Closed, Custommade, Day, Essentiel Antwerp, Hugenberg, Johnny Was LA, Kudibal, Munthe, Please, Rude Riders, Steffen Schraut, Vilagallo Marken Accessoires: u. a. Altea, Caterina Lucchi, Chiara Ferragni, Gianni Chiarinni, Headless, Plomo o Plata
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Die Willkommensatmosphäre wird bei Fashion Fifty-6 groß geschrieben. Mit Marken, die es nicht überall gibt, und das gilt für die Mode- und auch die Schuhgeschäfte gleichermaßen.
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Manhattans Little Italy der Mode. Carson Street Clothiers/New York Der Laden strahlt Männlichkeit aus, ohne in Klischees zu versinken: Nicht nur ein exquisiter Geschmack, sondern auch ein ungewöhnliches Hobby hat zwei ehemalige Anwälte auf ihren Erfolgsweg in der Modebranche geleitet. Text: Petrina Engelke. Fotos: Carson Street Clothiers
Bravado. Dieses eine Wort gibt den Stil wieder, der Carson Street Clothiers prägt. Es liegt zwischen Tapferkeit und Angebertum, kleidet eine Mischung aus Draufgänger und Maulheld und ist in diesem Laden – der Wortherkunft zum Trotz – definitiv italienisch. „Italiener sind laut und voller Stolz“, sagt Brian Trunzo über das Besondere an italienischer Männermode. „Und wir“, so der Sohn eines Einwanderers aus Kalabrien, „haben das Know-how, um die begehrenswertesten, kreativsten und schönsten Stoffe der Welt herzustellen.“ Diese Leidenschaft für feinen Stoff und kleines Wagnis übersetzt sich bei Carson Street nicht nur in italienische Herrenmarken: Neben Missoni und Barena Venezia finden sich dort auch Greg Lauren oder Jil Sander – und von Anfang an ein eigenes Label. „Wir glaubten, dass wir unsere Perspektive mit einem eigenen Produkt schärfen mussten, um uns von anderen Läden abzusetzen“, sagt Trunzo. Modebewusstsein wartet auf Gleichgesinnte
Die in den USA allgegenwärtige rohe Ziegelwand ist bei Carson Street weiß getüncht, grobes Holz glänzend lackiert, Industriemetall subtil verschraubt. Hier wartet kein Americana auf Nostalgiker, sondern Modebewusstsein auf Gleichgesinnte – 116 style in progress
er sich pointiert über modische Fehlgriffe lustig. „Wenn etwas es verdient hätte, in meinem ehemaligen Blog auf die Schippe genommen zu werden, dann hätte es keinen Platz in unserem Laden verdient – und umgekehrt“, sagt er im Rückblick. Vom bissigen Blogger zum Ladenbesitzer mit Bravado
Vom Hedgefonds-Anwalt zum Ladenbesitzer: Brian Trunzo kleidet Anwälte und andere Bürogänger mit Geschmack ein.
folgerichtig fachsimpelt tatsächlich oft jemand in der Sitzecke mit Zeitschriften und Büchern. Mancher wartet mit einem Bier in der Hand nebenher aufs Maßnehmen; in dem Laden gibt es nicht nur Stangenware, Änderungen sind sogar kostenlos (wie auch das Bier). Nirgends schreit einen „Erlebnis!“ an; es passiert einfach. Doch dahinter steckt keinesfalls Zufall. „Ich wurde vom HedgefondsAnwalt zum Ladenbesitzer“, sagt Trunzo. Beim Jurastudium lernt er Matt Breen kennen, bald denken sie über ein gemeinsames Geschäft nach. Nebenher pflegt Trunzo sein Hobby: den Blog „Nice Try, Bro“. Darin machte
Gerade seine bissige Kritik bringt ihm wertvolle Kontakte ein: „Hätte ich Bilder davon gemacht, wie ich selbst in tra shigen Sachen, die ich gratis von grässlichen Marken bekomme, mit einem Eis in der Hand vom Bordstein springe, dann hätte ich ganz sicherlich keine ernstzunehmende Basis entwickelt, von der aus ich ein Geschäft hätte aufbauen können.“ Von der Welt der Blogs ist Trunzo inzwischen abgerückt – lange her, nur ein Hobby, winkt er ab. Dessen Kompromisslosigkeit prägt dennoch heute das Ladenkonzept. Als Unternehmer sieht er zudem viel klarer, was einen Modefreund im Netz leicht in die Irre führt: die Filterblase. „Längst nicht alles, was man in der Blogosphere sieht, hat Mass Appeal“, warnt er. Dort mag ein Insider nach dem nächsten über ein Nischenprodukt schwärmen, das aber letztlich nur Gleichgesinnte schätzen. Und: „Was die oberste Stufe der Gesellschaft anspricht, übersetzt sich noch lange nicht in Verkäufe in einem
Einzelhandelsgeschäft, das den Massen offensteht.“ Solche Erkenntnisse tun dem eingangs erwähnten Bravado keinen Abbruch. Auf der Website des Ladens etwa ist das aktuelle Wetter angezeigt. „Wir gehen davon aus, dass Besucher der Seite diese schließlich zu ihrer Startseite machen und frühmorgens den Wetterbericht sehen wollen“, sagt Trunzo.
Carson Street Clothiers 63 Crosby Street, New York, NY 10012/USA T 001.212.9252627 www.carsonstreetclothiers.com Eröffnung: März 2013 Inhaber: Matt Breen, Brian Trunzo Mitarbeiter: 8 Verkaufsfläche: 185 qm Marken Männer: AMI, Greg Lauren, Jil Sander, Lemaire, Massimo Alba, Missoni, Tomas Maier, Visvim u. a. Marken Accessoires: Blind Barber, Joya Studio, Lovat and Green, Mismo, Saphir u. a. Marken Schuhe: Number 288, Visvim, Want Les Essentiels de la Vie u. a.
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Elegant aufgemÜbelter Industrie-Chic prägt Carson Street Clothiers. Eine Lounge-Ecke macht den Laden zum Treffpunkt.
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Ein groß angelegter Umbau zum Fünfziger – Lösekann markiert seinen Führungsanspruch in Bielefeld.
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Family Business. Lösekann/Bielefeld In der ostwestfälischen Stadt Bielefeld steht ein Name für inhabergeführten Textilfacheinzelhandel wie kein zweiter – Lösekann. Seit über 50 Jahren gestaltet die Familie mit ihrem Team den Wandel in der Textilbranche Saison für Saison aktiv mit. Zum runden Geburtstag gab’s den Umbau. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Lösekann
Im Jahr 1965 legten Irmgard und Hans-Georg Lösekann mit der Eröffnung ihres ersten Geschäfts den Grundstein für eine Unternehmensgruppe, die bis heute in Bielefeld tonangebend für Fashion und textilen Lifestyle ist. Mit viel Herz und Verstand bauten die Lösekanns zahlreiche Geschäfte an verschiedenen Standorten in der Stadt auf. Dabei setzt man seit 50 Jahren auf die Kraft der Veränderung und auf den Glauben an die einzige Konstante im Einzelhandel: den Wandel. Im heutigen Stammhaus in der Fußgängerzone der Altstadt befindet sich im ersten Obergeschoss seit 2005 eine Abteilung für Maßanzüge, die seit der Wiedereröffnung als offenes Schneideratelier in das Shopkonzept integriert wurde. Gerade in Zeiten von Uniformität und Anonymität setzt Lösekann auf individuelle Beratung, Nähe zum Kunden und Sympathie. Leidenschaft und Herzblut, tagtägliches Engagement und ein exklusives Warensortiment bilden die Basis, um zum Herzenspartner der Kunden zu werden. Alles keine Lippenbekenntnisse – wie man zum Beispiel im Gästebuch der Unternehmenswebsite nachlesen kann. Dort schreiben zahlreiche Kunden ihre Geschichten auf, die sie mit ihren Einkäufen und den Mitarbeitern erlebt haben. Auch die vielen Erzählungen, Fotos und Anekdoten im über 100-seitigen Buch, das die Familie anlässlich
des Jubiläums herausgegeben hat, sind Zeuge einer innigen Beziehung. Faktor Mensch
Das operative Tagesgeschäft verantwortet seit 2010 Sohn André Lösekann als Geschäftsführer, der seit über 25 Jahren in Bielefeld mit seinen Stores Brooks und Ozone die Segmente Denim, Sports-, Skate-, Streetund Urban Wear bedient. Die operative Zusammenlegung der Läden war der konsequente und zukunftsorientierte Schritt zu mehr Effizienz in Sachen Personal, Einkauf, Logistik und Verwaltung und multipliziert zudem das Mode- und OnlineKnow-how. Ihren Mitarbeitern Beständigkeit, Sicherheit und eine familiäre Gemeinschaft mit Entwicklungsperspektiven zu bieten, war und ist der Familie Lösekann bis heute ein wichtiges Anliegen. „Für junge, zielstrebige Mitarbeiter ist unser Konzept eine innovative Talentschmiede, in der sie ihre persönlichen Stärken entdecken und Fähigkeiten entwickeln können. Diese strategische Ausrichtung zahlt entscheidend auf den wichtigsten Unterscheidungsfaktor im Wettbewerb ein: den Mitarbeiter. Durch unsere hauseigene Pluskonzept-Akademie sind diese nicht nur gut ausgebildet und fachlich auf der Höhe der Zeit, sondern besitzen durch den Gestaltungsspielraum und die vielfältigen Entwicklungschancen in verschiedenen Store-
Gelebte Familientradition: Mutter Irmgard mit Sohn André und Ehemann Hans-Georg Lösekann
konzepten ein hohes Maß an Motivation und Freude an ihrem Job.“ Lösekann ist kompromisslos engagiert, was die Entwicklungschancen seiner Mitarbeiter betrifft: „Jeder wird in seiner individuellen Persönlichkeit mit seinen jeweiligen Fähigkeiten unterstützt. Niemand ist perfekt, aber zusammen lässt sich alles lösen.“ Dabei stehen für den Unternehmer Werte wie Verantwortungsbewusstsein, Respekt, Wertschätzung, Herzlichkeit, Offenheit und Fairness an vorderster Stelle des gemeinsamen Handelns.
Lösekann Niedernstraße 8–10, 33602 Bielefeld/Deutschland, www.loesekann.de Inhaber: André Lösekann Anzahl der Mitarbeiter: 18 Wiedereröffnung nach Umbau: November 2015 Verkaufsfläche: 520 qm Marken für Frauen: AG, Allude, Burberry, Closed, Current Elliott, Fabiana Filippi, Mabrun, Marc Jacobs, Moncler, Mother, Patrizia Pepe, Robert Friedman, Tagliatore Mother Marken für Männer: Baldessarini, Bäumler, Boglioli, Caliban, Giorgio Armani, Herno, Hugo, Jacob Cohen, John Smedley, Moncler, Paul Smith, Polo Ralph Lauren, Scabal, Tagliatore, Tonello
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Ski out. Strolz am Rüfiplatz/Lech Seit drei Generationen ist das Familienunternehmen Strolz erfolgreich – vor allem weil es immer den Anforderungen der Zeit entgegenkam. Das zeigt auch der neue Conceptstore Strolz am Rüfiplatz. Text: Quynh Tran. Fotos: Alex Kaiser
In Lech ist Strolz schon eine echte Institution: Den Grundstein für das Familienunternehmen legte Ambros Strolz Senior 1921 mit einer Werkstatt für Lederskischuhe, die er bereits international verkaufen konnte. Das Schuhmachergeschäft wurde in der zweiten Generation um Mode und Sport erweitert. Die dritte Generation baut beide Bereiche erfolgreich aus. Unter der Leitung von Hannes Strolz werden jährlich circa 10.000 Paar Strolz-Skischuhe handgefertigt, 3.000 in den eigenen Häusern verkauft, der Rest weltweit exportiert. Im Mode- und Sporthaus – geführt von Ambros Strolz und Geschäftsführer Stefan Maierhofer – ist Veränderung sowieso Programm. Diesmal war der bisherige Snowboardshop Stuff an der Reihe: „Es ist ein innovatives Konzept unter dem Motto ‚Industrial design meets
alpine feeling‘, eine Mischung aus Freeriding und Snowboarding mit Verkauf und Depot, Verleih, Gastronomie und Skimuseum“, erzählt Ambros Strolz. Ski out am Rüfikopf
Was vorher auf gut 120 Quadratmetern bespielt wurde, ist jetzt auf eine Fläche von 780 Quadratmeter gewachsen. Das Entree macht die Gastronomie, der Gast und Kunde blickt auf die Sportfläche sowie die Textilfläche eine Ebene tiefer. Eine bauliche Herausforderung stellte der Zugang zum Club Archiv dar, der nachts geöffnet bleiben muss. Berglandschaft und goldene Verspiegelung begleitet die Partygänger jetzt auf ihrem Weg. Apropos Zugang: Aus dem Verleih kann man direkt mit der Rüfikopf-Seilbahn auf den Berg starten – für schneehungrige Sportler genau das Richtige.
Bei Strolz am Rüfiplatz treffen alpin und urban aufeinander.
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Industrial, dieses Motto nimmt mit steingrauem Betonputz, geräucherter Eiche, Schwarz eisen und eigens angefertigten Industrielampen Gestalt an. Der Arlberg verträgt genau das – denn Skifahren ist hier seit jeher weltmännisch und wenig Alpen-Humtata. Statt Erbsensuppe serviert also der Nachwuchsgastronom Christian Weiß in der Cafébar Baristro grüne Smoothies und Wraps aus regionalen Zutaten. „Was wir hier realisiert haben, ist auch ein Spiegelbild für Lech. Die jüngere Generation in unserer Familie und die Kinder unserer Stammgäste haben eine ganz andere Lebensart, sie sind viel lockerer und waren vorher immer schon lieber in unserem Snowboardgeschäft. Dieses Lebensgefühl von Sport, Freiheit und Natur zusammenzufassen und daraus ein übergreifendes Konzept zu machen, ist die konsequente Antwort auf den Zeitgeist“, erläutert stolz Ambros Strolz. Das heißt: Kunst – nämlich eine Installation von Daniel-Nikolaus Kocher, plus Textil, plus Platz für Filmvorführungen und Go-Pro-Community-Programm. Tiefe Kompetenz in Sachen Hardware, Freizeitbekleidung und Lifestyleaccessoires. Bleibt nur noch die Frage: Ist das noch ein Sportgeschäft oder gar das Zuhause eines ganz bestimmten Lifestyles?
Ambros Strolz, stolzer Familien unternehmer in dritter Generation.
Strolz am Rüfiplatz Rüfiplatz, 6764 Lech am Arlberg/Österreich www.strolz.at Neueröffnung: 5. Dezember 2015 Mitarbeiter: 10 in Verkauf und Verleih, 6 in der Gastronomie Gesamtfläche: 780 qm Verkaufsfläche: 600 qm Marken: u. a. Armada, Boom Bap, Burton, E11 – State of Elevenate, Hurley, Maloja, Ortovox, Peak Performance, Roxy, Scott, Volcom, Zimtstern Marken Accessoires: u. a. Airhole, Barts, Dana Beanies, Dedicated, Epic, Gang, Herschel, Mint, One Piece, Sionyx, Stance Marken Hartware: u. a. Atomic, Burton, Carrera, Dakine, Go Pro, Jones, K2, Oakley, Red Bull Racing
Schwarzeisen, VOR ORT 171 Betonputz und große Industrie lampen bestimmen den Raum.
Das Café-Bistro Baristro schließt eine gastronomische Lücke in Lech.
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Schlicht, hochwertig und unaufgeregt: Materialien wie massives Kirschholz und Messing unterstreichen den modernen Look.
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Wegwerfgesellschaft ade. Selekteur/Düsseldorf Mit seiner Firma Panorama Europe ist Felix Staeudinger Distributeur für zahlreiche Marken, die er zudem über seinen Onlinestore selekteur.com verkauft. Das erklärte Ziel ist, ausschließlich hochwertige Produkte mit Seele anzubieten, die nicht nach einer Saison in der Mülltonne landen. Jetzt hat Staeudinger einen Laden in der Düsseldorfer Innenstadt eröffnet. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Schwitzke GmbH
Kurz vor Weihnachten präsentierte Greenpeace eine Umfrage zum Kleidungskaufverhalten. Kirsten Brodde, Textilexpertin von Greenpeace bringt das Fazit auf den Punkt: „Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen und genauso kurzlebig wie Plastiktüten oder Einweggeschirr.“ Diese Wegwerfmentalität geht zu Lasten der Umwelt und Gesundheit. Sozusagen die gelebte Antithese davon öffnete ebenfalls kurz vor Weihnachten seine Tore: Selekteur. Geschäftsführer Felix Staeudinger und sein Team stellen sich der Aufgabe, langlebige Produkte mit Charakter im Einzelhandel zu etablieren, von denen man sich nicht so schnell wieder trennen möchte. Der Standort für dieses Unterfangen könnte kaum besser gewählt sein. Inmitten der historischen Düsseldorfer Carlstadt, umgeben von Feinkost und Fachgeschäften, eröffnete der Store in den Räumen des ehemaligen Tapken Farbengeschäfts in der Hohen Straße 6. Nur wenige Meter entfernt befindet sich auf dem Carlsplatz einer der schönsten Wochenmärkte der Region, an sechs Tagen pro Woche herrscht dort buntes Treiben. Der Entwurf des Innenraumes und die Möbel des 120 Quadratmeter großen Ladenlokales stammen vom Atelier Schumacher & Staeudinger aus Zürich. Für die Umsetzung und Betreuung der Umbaumaßnahmen zeichnen
die Ladenbauer vom Düsseldorfer Büro Schwitzke & Partner verantwortlich. Kauf keinen Schrott
Im Schaufenster strahlt in Leuchtbuchstaben das durchaus provokant gewählte Motto des Ladens: „Life is awesome. Don’t buy crap.“ Der Fokus bei den Produkten im Sortiment liegt auf traditionellen Marken, die mit alteingesessenen Manufakturen fast ausschließlich innerhalb Europas sowie vereinzelt in den USA oder Japan produzieren. „Dies garantiert kurze Produktionswege in Verbindung mit hohen Standards. Besondere Sorgfalt in der Herstellung ist selbstverständlich“, erklärt Staeudinger und fügt hinzu: „Wir bieten zeitlose Klassiker an, die niemals aus der Mode kommen Selekteur Store Hohe Straße 6, 40213 Düsseldorf/Deutschand www.selekteur.com Inhaber: Felix Staeudinger Storemanagerin: Ilka Leissler Anzahl der Mitarbeiter: 5 Eröffnung: 27. November 2015 Verkaufsfläche: 120 qm Marken für Frauen, Männer und Kinder: Menil, Orcival, Schott NYC Marken Accessoires: Caran D’Ache, Dr. Bronner, Kaweco, MHL Studio, Naseweiss, Otter, Pendleton, Reis, Sabatier, Tolix, Tweedmill,
und seit den 1950er-Jahren bis heute aus dem modernen Leben nicht wegzudenken sind.“ Neben hochwertiger Bekleidung für Damen, Herren und Kinder von Schott NYC, Menil und Orcival gibt es außerdem ausgewählte Accessoires von MHL-Studio, Beauty-Produkte von Dr. Bronner, Sammlerstücke wie Messer von Otter, Küchenaccessoires von Riess und Sabatier, Papeterie von Caran D’Ache und Kaweco, Kleinmöbel von Tolix, exklusive Heimtextilien von Pendleton und Tweedmill sowie besonders kindgerechtes Spielzeug von Naseweiss. „Wir haben uns im Vorfeld sehr intensiv mit den Produkten beschäftigt und nehmen nur solche ins Sortiment auf, von denen wir in Sachen Qualität und Optik hundertprozentig überzeugt
Wie im alten Kaufmannsladen – die Mitarbeiter von Selekteur tragen Schürze. Gründer Felix Staeudinger und Storeleiterin Ilka Leissler machen da keine Ausnahme.
sind. Das Sortiment passen wir saisonal an und ergänzen es stetig durch neue Produkte, die sich durch ihre traditionelle Fertigungsweise, Authentizität und ihren unverkennbaren Stil auszeichnen. Das Leben ist zu schön für schlechte Dinge!“, ist Staeudinger überzeugt.
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Stil mit Profil. Linnerth/ Wien Sicheres Gespür für guten Geschmack und eine klare Vision in Sachen Männermode – dafür steht Linnerth. Der exklusive Herrenausstatter feiert im Herbst 2015 sein Comeback. Alte Stärken und neue Tugenden. Text: Julia Dossi. Fotos: Linnerth
Stil kann man nicht kaufen, heißt es. Wer den Herrenausstatter Linnerth in der Wiener Innenstadt kennt, sieht das vermutlich anders. Großzügig, hell und einladend präsentiert sich der Traditionsbetrieb am neuen Standort. Nachdem der Flagshipstore am Lugeck im März 2015 seine Pforten schloss, folgte im Oktober das Grand Opening in der Walfischgasse. Das ist Wiens erster Bezirk as erster Bezirk can: Nur wenige Schritte entfernt von Staatsoper und Hotel Sacher. Alles neu und doch beim Alten
Auf rund 250 Quadratmetern, puristisch und luxuriös gestaltet von Architektin Iris Zopf, verschreibt sich Linnerth im Sortiment dem diskreten Luxus für den Herrn. Die edlen Verkaufs tische aus brasilianischem Marmor, deren Platten aus einem Stück gehauen sind, sind Spezialanfertigungen. „So schwer, dass sie quasi diebstahlsicher sind“, schmunzelt Gründer Dietlieb-Georg Linnerth. Geblieben sind neben dem umfangreichen Angebot exquisiter, vornehmlich italienischer Herrenmode die systemimmanente Fachkompetenz und Rundumservice auf gewohnt hohem Niveau. Habe die Ehre, Kundschaft! Mit Tradition in die Zukunft
Vor mehr als 40 Jahren hat Dietlieb-Georg Linnerth seinen Weg begonnen. Vom Handelslehrling in einem Kaufhaus in Laa an der Thaya hin zum Geschäftsführer des House of Gentlemen. 1976 116 style in progress
dann die Gründung des eigenen Geschäfts. Mit feinem Gespür für besondere Qualität holte er damals in Österreich unbekannte Marken wie Armani oder Zegna nach Wien. „Armani haben wir rund 20 Jahre lang allein vertrieben; wir waren der erste Kunde von Boglioli in Österreich“, erzählt Linnerth. In der Retrospektive finden sich noch zahlreiche Besonderheiten mehr: großangelegte Modeschauen, das frühe Fördern von Lokalmatador Helmut Lang … Doch zurück ins Heute. Marken wie Gabriele Pasini, Boglioli, Pal Zileri, Cantarelli oder Windsor werden durch passende Accessoires und Schuhe ergänzt. Selbstverständlich, dass auch Maßanfertigung zum Repertoire gehört: Stoffe von Zegna, Cerutti, Loro Piana und vielen mehr stehen zur Auswahl. Businessanzüge werden in Kooperation mit dem neapolitani-
schen Herrenschneider Luciano Manfredi produziert. Der Kunde kann dabei jedes Detail selbst bestimmen – vom Unterkragen bis hin zu Knöpfen und Futter, auf Wunsch mit Monogramm. Das Plus an persönlichem Engagement und Beratung wissen Stammkunden zu schätzen. Die hauseigene Maßschneiderei, 24-Stunden-Service sowie Home-, Hotel- und Büroservice machen Linnerth bei seiner Klientel unersetzbar. Der Politiker, der Manager, der Burgschauspieler – Diskretion ist Ehrensache.
40 Jahre Handelskarriere vom Lehrling zum Inhaber: Dietlieb-Georg Linnerth (rechts) und Geschäftsführer Christian Köpf.
Linnerth Walfischgasse 8, 1010 Wien/Österreich www.linnerth.com Eröffnung: 21. Oktober 2015 Inhaber: Dietlieb-Georg Linnerth (Gründer), Christian Köpf (Geschäftsführer) Fläche: 220 qm Mitarbeiter: 3 Marken: Artico, Boglioli, Cantarelli, Cruciani, Eton, Gabriele Pasini, Gimo’s, Gita, Jacob Cohen, Hevo, LAB, Lucia Roda, Pal Zileri, PT01, Truzzi
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Im ersten Bezirk heiĂ&#x;t es oft klotzen, nicht kleckern. Dass das auch stilvoll geht, beweist der neue Laden von Linnerth.
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Einfache Wahrheiten
Eigentümer/Verleger/ Redaktion/Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17, 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at
Nick Wooster steht geradezu prototypisch für die massiven Veränderungen der Modebranche in all ihren Komponenten durch Digitalisierung und Social Media. Trotz einer beeindruckenden und facettenreichen Jobbiografie ist er der Öffentlichkeit in erster Linie als „Street Style Ikone“ ein Begriff. Darüber muss er selbst wahrscheinlich manchmal grinsen, gleichzeitig bestimmt gerade diese Popularität seinen Marktwert und Einfluss. Im Gespräch mit style in progress bringt Nick Wooster, der gerne mit seiner Herkunft aus einem Nest in Kansas kokettiert, einige scheinbar einfach Wahrheiten auf den Punkt. Eine ganz wesentliche will ich herausgreifen: „Man muss an Neuem interessiert sein, sonst wird man ein furchtbarer Einkäufer!“ Das ist eine sehr unverblümte Kritik an einer Entwicklung, die in den letzten Jahren immer deutlicher zu beobachten gewesen ist. Vermeintliches Sicherheitsdenken statt Mut zur Innovation in den Sortimenten, Excel-Listen die letztlich nur die Vergangenheit abbilden statt Offenheit für Veränderung und damit für die Zukunft. Keine Frage, in einem immer komplexeren Markt mit einer immer anspruchsvolleren Wettbewerbssituation ist auch der Einkauf bzw. die Sortimentsgestaltung deutlich herausfordernder geworden. Überdies wirkten die Umsatzentwicklung und daraus folgend überwiegend wohl auch die Erträge im Fachhandel in den letzten Jahren wohl oft wie eine Bremse der Risikobereitschaft. „Bloß keine Fehler machen!“, war wohl die gängige Devise. Und das Neue, noch nicht Bekannte, noch nicht auf breiter Ebene irgendwie Abgetestete oder zumindest Wahrgenommene wurde allzu oft als gefährliche Fehlerquelle wahrgenommen. Das alles ist auch rational durchaus nachvollziehbar. Aber wozu hat dieses Orderverhalten in den letzten Jahren denn geführt? Zu spannenderen Sortimenten, die beim Konsumenten Begehrlichkeit auslösen? Oder doch eher zu more of the same, immer noch volleren Lagern und zunehmender Langeweile bei denen, die man eigentlich begeistern und damit als kaufende Kunden gewinnen will? Regelmäßige Leser wissen um mein Faible für Vergleiche. Also, mal wieder Fußball: Wenn eine 116 style in progress
Mannschaft in einem KO-Duell Mitte der zweiten Halbzeit in Rückstand gerät, sollte sie dann diesen Rückstand defensiv verwalten oder mutig versuchen, den Ausgleich zu erzielen? Eben! Ich behaupte jetzt einfach, Nick Wooster hat genau das mit seiner simplen Wahrheit gemeint. Denn die Neugierde ist immer die Grundvoraussetzung für Mut. Deshalb sollte Neugierde, also die Lust auf Veränderung und das echte Interesse am Produkt das Leitmotiv sein. Und davon abgeleitet natürlich die Fragen: „Passt das zu mir und meinen Kunden? Kann ich es (regulär) verkaufen und kann ich damit Geld verdienen?“ Auch eine simple Wahrheit! Und eben der entscheidend andere Zugang als die Frage: „Kann ich das meinem Lieferanten wieder zurückschicken und kann ich ihm eine Kartonentsorgungsbeteiligung aus dem Kreuz leiern?“ Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at
Geschäftsführung Stephan Huber Nicolaus Zott
Chefredaktion Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at Art Direktion/Grafik/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Autoren dieser Ausgabe Isabel Faiss Julia Dossi Petrina Engelke Ina Köhler Kay Alexander Plonka Verena Roidl Nicoletta Schaper Quynh Tran Dörte Welti Fotografen Yorick Carroux Clemens Kois Illustratorin Claudia Meitert Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz/Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Manfred Thurner Druck sandlerprint&packaging 3671 Marbach, Österreich Druckkoordination Manfred Reitenbach
Nächste Ausgabe 26. April 2016
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