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frühjahr sommer 15 # 4.2014

Zwischen Greenwashing und Wirtschaftlichkeit. Verantwortung als Businessmodell /// Komplizierte Ökobilanz. Jochen Zeitz fordert klare Standards /// Wachstumsschmerzen. Das Risiko des schnellen Erfolges /// Nicht immer alles schwarz sehen. Ist der Einkauf eine Kreativitätsbremse?

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„Ein Geschäft wird immer von Menschen gemacht.“ Heiner Oberrauch

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004 editorial

Vom Mut des Nachhaltigen

Liebe Leserinnen und Leser, „Es wird viel Unfug betrieben mit dem Thema Nachhaltigkeit und es gibt zu viele verschiedene Ansätze. Da herrscht einfach geistige Unordnung“, ist Stephan Hubers Gesprächspartner für das Coverinterview (The Longview, ab Seite 034), Heiner Oberrauch überzeugt. Der Multiunternehmer – sein Wirkungskreis reicht von den Marken Salewa und Dynafit bis zu einer eigenen Käserei – hat früh erkannt, dass Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil nicht nur der Philosophie eines Unternehmens sein muss, sondern auch der Bilanz eines Unternehmens. Dass ihm trotzdem das Gemüse, das er in seinem Garten selbst zieht, manchmal mehr Genugtuung bereitet als eine tolle (Öko-) Bilanz, ist die Freiheit eines Mannes, der schon viel geschaffen hat.

In die „geistige Unordnung“, die in diesem Thema herrscht, will diese Ausgabe etwas Ordnung bringen: Mit einem Schwerpunktthema unter der Regie unserer Autorin Ina Köhler (Nachhaltigkeit, ab Seite 044) und tollen Einzelbeispielen, die durch ihre Vorreiterrolle inspirieren. Ob Javier Goyenche von Ecoalf, der aus PET-Flaschen, Fischernetzen und Kaffeesatz eine modisch beachtenswerte Kollektion fertigt (Kaffeesatz mit neuem Leben, ab Seite 056) oder Beispielen aus dem Handel, die das Grüne und Sozialverträgliche am PoS in den Fokus rücken (Think Green, ab Seite 052). Wir fühlen uns von all den kreativen Ideen, die der Mode zu mehr Gewissen verhelfen, ermutigt. Auch auf dem Pitti Immagine Uomo und den Messen in Berlin war Nachhaltigkeit ein viel diskutiertes Thema – das sich auch in den Trends niederschlägt (Talking about a revolution, ab Seite 082). Doch die Bilanz, die dieses Heft zieht, ist nicht nur ökologisch wertvoll: Wir berichten über die Freuden und Leiden des Wachstums (Wachstumsschmerzen, ab Seite 068), ein Artikel, in dem Nicoletta Schaper ihren Hut zieht: Vor liebgewonnenen Kollektionen, die entschieden haben, aufzuhören, bevor sie aufhören müssen. Respekt! Mut zeichnet all jene aus, die in diesen Zeiten weiterhin daran glauben, dass sich Menschen gerne verführen und bedienen lassen. Nicht nur von schöner und neuer Ware, wie zum Beispiel in unserer NewcomerRubrik (Finden wir gut, ab Seite 024), sondern vor allem von den Menschen. Von Menschen, die faszinierende Schaufenster zaubern, die Autorin Petrina Engelke aus aller Welt zusammengetragen hat (Neuer Fokus aufs Schaufenster, ab Seite 100). Aber vor allem von den Menschen, die Läden erst zum Leben erwecken. Beispiele? Gerne, in unserer Rubrik Vor Ort, ab Seite 106. Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress

Coverfoto: Andreas Marini

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006 inhalt

The Longview 034 „Unternehmer zu sein bedeutet, einen Mehrwert zu schaffen“ style in progress im Gespräch mit Bergliebhaber Heiner Oberrauch

So Läuft’s

034

NACHHALTIGKEIT 044 Zwischen Greenwashing und Wirtschaftlichkeit Nicht mehr nur PR-Story, sondern Businesscase: Nachhaltigkeit schreibt schwarze Zahlen 048 Er muss nur kurz die Welt retten Jochen Zeitz über das Projekt seines Lebens, den ökologischen Fußabdruck in Unternehmensbilanzen 052 Think Green So verkauft sich Ökomode ganz ohne Ökoanstrich: Mutmacher aus dem Handel 055 „Die Zeit war reif dafür“ Bernhard Adelsberger über Kastner & Öhlers Fläche Fair 056 Kaffeesatz mit neuem Leben Wetten, dass Javier Goyenche seine PET-Flaschen nicht zum Pfandautomaten trägt? Er macht nämlich Mode daraus 058 Kann man die Natur besser machen? Super Natural tritt den Beweis an – mit schlauer Easy-to-Wear aus Merino und Hightech

060 Feinkost und Fashion Es muss nicht immer Mode sein: Wie sich Pesto oder Parfüm zum Frequenzbringer aufschwingen 044 064 Nicht immer alles schwarz sehen! Mut beim Einkauf hat besonders im Schuhhandel Konjunktur 068 Wachstumsschmerzen Der weite und harte Weg vom Erfolg zum finanziellen Erfolg 072 Frauen + Technik Traditionsmarke Wrangler hat seine (Neu-)Positionierung gefunden 073 Auf bestem Weg zur Marke Aysen Bitzer-Bourak macht aus einem Handelsliebling eine internationale Brand 074 Chris, der Baumeister Wie ein gelernter Zimmermann Chris Sports organisiert? Ziemlich solide 076 Vom Taschentuch zum Lingerie-Imperium Mit ihrer Unterwäsche made in USA macht Gale Epstein Frauen (und Männer) glücklich

068

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077 Die Frischekur Nur Private-Label-Hemden waren ihm zu wenig: Carlo Zanuso schuf Pomandère



008 inhalt

Im Gespräch 078

078 „Kuratieren lässt die Arbeit bedeutungsvoller klingen“ Elizabeth Beer und Brian Janusiak von Project No. 8 über ihren Laden zwischen Mode und Kunst

Mode 082 Talking about a revolution Die Trends der Saison 088 Form follows Function Sneakers zu Couture und Segeljacken in der City: Performance Wear als modisches Allgemeingut 092 Out Now

Vor Ort 100 Visual Marketing Neuer Fokus aufs Schaufenster

088

105 „Ein Monitor im Schaufenster macht noch keine digitale Kampagne.“ Christoph Stelzer von dfrost ersinnt visionäre Visual-Marketing-Ideen 106 Aller guten Dinge sind drei Trias/Pfäffikon 108 Ach wie schön ist Eppendorf Conrad Hasselbach/Hamburg 110 Die Paris-Tokio-Brooklyn-Connection Kinfolk Store/New York 112 Shopping mit Zooblick Bikini Berlin Concept Mall/Berlin 114 Wiener Shoppingwahrzeichen reloaded Steffl Department Store/Wien

092

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STANDARDS 004 EDITORIAL 010 JETZT 024 FINDEN WIR GUT 116 EDITORS’S LETTER/IMPRESSUM



jetzt

010 jetzt

Marc O’Polo

Uma Thurman folgt ihrer Natur

Follow your nature. Eine Kampagne, die Marc O’Polo vor drei Jahren ins Leben gerufen hat und die im Herbst/Winter 2014 mit Uma Thurman ein neues Gesicht bekommt. Damit tritt die Golden-Globe-Gewinnerin an die Seite von Oscar-Preisträger Jeff Bridges, der von Beginn an den Kampagnenslogan perfekt verkörpert hat. Nicht nur ihr Charakter, ihre entspannte Einstellung, ihr Talent und ihre Vielseitigkeit verleihen der Kampagne neue Tiefe, sondern auch die Tatsache, dass Uma Thurman, wie das Label selbst, deutsche und schwedische Wurzeln hat. Wie ihr Schauspielkollege war auch Thurman von Anfang an von der Natürlichkeit der Kollektion begeistert und schwärmte nach dem Shooting mit Starfotograf Mario Sorrenti: „This is what I wear myself in everyday life.“ Offizieller Kampagnenstart ist Anfang August. www.marc-o-polo.com

Uma Thurman ist ab August das neue Gesicht der Kampagne Follow your nature von Marc O’Polo.

Zoe Karssen

Es geht noch besser

Das ist mal eine Neuigkeit! Zoe Karssen senkt die Preise. Ehrlich, kein Scherz. Die coole Marke aus Amsterdam hat verkündet, dass die Denim-Pre-Collection Frühjahr 2015 preislich signifikant reduziert wurde. Als Grund gibt das Hauptquartier an, die Denimlinie mehr dem Rest der Kollektion anpassen zu wollen. Weiters sei die Konkurrenz enorm stark, dem muss man etwas entgegensetzen. Die Denimlinie hat sich bisher nahtlos in das Rock-’n’-Roll-Gefühl der Gesamtmarke gefügt, die vor allem durch außergewöhnliche T-Shirts ihren Ruf begründet hat. Hinter der Marke steht eine engagierte Frau: Zoe Karssen designt mit Hilfe von Quince Karssen seit 2010 vier Mal im Jahr eine Kollektion und fotografiert ihre Lookbooks selbst. In 27 Ländern gibt es diese an 500 Verkaufspunkten bis jetzt, eine ordentliche Positionierung. Und mit den neuen Preisen für Denim (von 105 bis 120 Euro EK) werden sicher noch ein paar Hotspots dazukommen. www.zoekarssen.com

Weniger soll mehr sein: Zoe Karssen senkt die Preise für ihre Denimlinie.

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Alberto aus Mönchengladbach startet mit einer Damen­ kollektion.

Alberto

Punktlandung

Vor zwei Saisons startete die Alberto-Hosenlinie für Frauen erst einmal auf Fashionsisters.de. Offenbar mit Erfolg, denn zur Frühjahr-/Sommer-Saison präsentiert Alberto die erste offizielle Damenkollektion. Es gibt drei Fits und fünf Styles, wobei Jeans im Fokus stehen, clean oder coloured, destroyed und bleached. Slim Fit markiert die schmale Röhre, Regular Slim fit bildet den Kern der Damenkollektion von Alberto Woman. Comfort Fit steht als Antwort für den Boyfriendstyle. Dazu kommen Modelle aus Ceramica, ein Material, das sich bereits bei den Herren bewährt hat, mit Paspelierungen und französischen Taschen fürs Büro oder als Chino. Dazu gibt es Hosen mit Flowerprints, Jacquardmuster im Camouflagelook oder mit eingewebten Denim-Dots. Satindenims mit Swarovski-Steinen runden die Kollektion ab. Preislich liegt Alberto Woman zwischen 89 und 139 Euro VK. www.alberto-pants.com



012 jetzt

Lombardini Group

Ein Geschenk für Europa

Atos Lombardini startete 1986 seine Modelinie unter eigenem Namen. Von jeher wurde die Kollektion in der Nähe des Geschäftssitzes nahe Bologna gefertigt. Lombardini sollte für blitzsauberes Made in Italy stehen. Zwar verkaufte der distinguierte Geschäftsmann nach Russland und China, den richtigen Schub aber bekam die Marke erst durch zwei Powerfrauen: die eigenen Töchter. Erst schenkte der Padrone der einen, Alessandra, die Marke Atos Lombardini und sie war fortan für das Design zuständig. Später bekam dann die zweite Tochter, Elena, die seit Anfang der 1990er-Jahre hauptsächlich Kommunikation und Vertrieb managte, die andere, jüngere Linie der Lombardini Group, Violet, geschenkt. Die Schwestern kurbelten den Vertrieb an, rollten von Belgien über die Niederlande bis heute Polen, Schweiz und schließlich Deutschland das weite Feld der Verkaufsmöglichkeiten in Europa auf. In Deutschland schätzt sich jetzt die Agentur D-tails unter der Leitung von Patrick Coppolecchia-Reinartz glücklich, den Vertrieb für Deutschland mit der Cruise Collection Sommer 2015 übernehmen zu können. Die Cruise Collection ist eine Hommage an das Amerika der 1950erJahre mit trapezförmigen Schnitten, College-Tops und Sweatern, wird aber fröhlich mit aktuellen Elementen wie Destroyed Jeans und sogar Military mit Parkas gemixt. Mit so einer unkomplizierten Kollektion und den angekündigten kundenfreundlichen Lieferterminen sollte dem Expansionsdrang der LombardiniFrauen – Mutter Silvana ist Finanzchefin – nichts im Wege stehen. www. atoslombardini.com

Die Eleganz und Klarheit im Design der Schuhkollektion ist die perfekte Ergänzung der klassischen, modernen Windsor-Kollektion.

Windsor Shoes

Kooperation mit Unützer und Ludwig Reiter

Die Premiummodemarke Windsor setzt die Kooperation mit der renommierten Münchner Schuhmarke Unützer und dem Wiener Traditionsunternehmen Ludwig Reiter für die Saison Frühjahr/Sommer 2015 fort. Begonnen hatte die Zusammenarbeit mit der Saison Herbst/Winter 2014. Exklusiv für Windsor entstanden zwei luxuriöse Schuhkollektionen bestehend aus Chelsea Boots, Pumps und Ankle Boots für Frauen, die von Unützer produziert werden, und Full Brouges und Desert Boots, Derby Lace, Golfer, Chelsea Boots sowie Jodhpur-Stiefel für Männer, welche von Ludwig Reiter gefertigt werden. Die Kollektion war erstmalig ab August 2014 in den Windsor-Stores und im Online­ store (für Deutschland, Österreich und die Schweiz) erhältlich. windsor.de

Pre-Collection: Atos Lombardini läutet den Sommer 2015 mit modernem Retrolook ein.

Funktionaler Anspruch, Liebe zur Natur: Peak Performance präsentiert sich in neu­ em Interieur.

Peak Performance

Ganzheitliches Storytelling

Das skandinavische Activewear-Label Peak Performance hat sein Retailkonzept rundum erneuert. „Wir wollen Markenerlebnisse schaffen und die gesamte Welt von Peak Performance erfahrbar machen“, so Mark Singrin, Head of Visual Merchandising. Die Materialien sind dezent gebeiztes Holz, Stein und Metall. So sind zum Beispiel Eisenstangen und Rollen Skigondeln nachempfunden, was an den Ursprung der Marke als Skibekleidungslabel aus dem schwedischen Bergdorf Åre erinnert. Bei der Herstellung der Store-Möbel entstand dank Lasercut-Verfahren wenig Abfall. Die Möbel werden nach Möglichkeit auch zusammengesteckt und nicht geleimt oder verschraubt. Damit ist das PoS-System auch rückbaufähig und lässt sich vom Flagship-Store über Shop-in-Shops bis hin zum Messestand einsetzen. Zur Herbst-/Winter-Saison 2014/15 zeigt die Marke mit Sitz in Stockholm außerdem eine neue Urban Sportswear-Kollektion in ausgewählten Stores. Peak Performance hat Kunden in 25 Ländern weltweit, dazu 40 Stores und über 150 Shop-in-Shops in Skandinavien sowie 25 Stores im deutschsprachigen Markt. www.peakperformance.com

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014 jetzt

Husky

Der beste Freund des Menschen

Die charakteristische Quilted Jacket von Husky im markanten Rautenstepp ist inzwischen ein Designklassiker, der viele Kollektionen ziert, doch im Original ursprünglich eine Erfindung von Steve und Edna Guylas aus dem Jahr 1965 war – so erzählt es die Geschichte der Marke Husky. In der Saison Frühjahr/Sommer 2015 präsentiert sie sich wieder auf dem deutschen Markt, vertreten von der Agentur Wiedbrauk in Hamburg. In Rückbesinnung auf die Ursprünge der Marke, die von königlicher Aufmerksamkeit gekrönt waren, weil die englische Königsfamilie für ihre Jagdausflüge gerne auf die wattierten Jacken mit Rautenstepp zurückgriff, präsentierte der heutige Inhaber von Husky Saverio Moschillo bereits 2012 eine Capsule-Kollektion, in der er das Urmodell mit authentischen Merkmalen wie Print, Hangtag und Necklabel von 1965 ausstattete. Die neue Sommerkollektion präsentiert nun designgeschützte Modelle für Damen, Kinder und Herren in je acht Farben und vier Styles. Insgesamt werden 40 Styles für Männer, 30 für Damen und 30 für Kinder angeboten. Die EK-Preise liegen zwischen 100 und 160 Euro. www.wiedbrauk-agentur.de

Ein Klassiker des Jacken­ segments kehrt zurück: die Quilted Jacket von Husky.

Smarter Businesslook: Fabio Borelli, Philipp Kronen (Igedo) und Patrick Coppolecchia-Reinartz.

Borelli

Forza espansione!

Im letzten Jahr noch schnell ein Flagship-Store in Tokio, dann Forte dei Marmi und Capri, jetzt gerade 150 Quadratmeter in Toplage in Florenz, der Via della vecchia vigna, und noch in diesem Jahr Schanghai und St. Petersburg – Fabio Borelli ist ganz klar auf Expansionskurs. Das traditionsreiche neapolitanische Modehaus wurde so, wie es heute existiert, 1957 von Luigi Borelli gegründet, die Geschichte der nähenden Borellis geht aber bis 1904 zurück, als eine gewisse Anna Borelli in das Handwerk guter alter italienischer Nähkunst eingewiesen wurde. Der Mann steht bei Borelli im Mittelpunkt, sie nennen ihn den neuen Gentleman. Hemden, Hosen, Jacken, Krawatten, Pullis, Jeans, sogar Parfüm gibt es unter diesem Namen. Borelli ist übrigens mit 13.000 Stück weltweit der größte Maßhemdproduzent (hergestellt bei Giampalo in Bari). Es gibt drei Stufen: Mit vier Handpassagen für 85 Euro, mit acht Handpassagen 125 Euro und komplett handgenäht für 180 Euro, alle EK. Auf Lager sind immer an die 190 Stoffe, die in den Made-to-measure-Books verfügbar sind, Lieferzeit maximal 15 Arbeitstage. Gerade eben hat Fabio Borelli noch ein Atelier mit zwölf Schneidern dazugekauft, es hagelt Aufträge, kein Wunder, wenn es edle Maßanzüge schon ab 650 Euro gibt. Für den deutschen, österreichischen und Schweizer Markt konnte Borelli die Modeagentur D-tails in München, Zürich und Düsseldorf für sich gewinnen. www.d-tails.de

GGDB by K.Jacques Saint Tropez

Besonderes Co-Branding

Zeitlose Ledersandalen von GGDB by K.Jacques Saint Tropez: das hochwertige Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit.

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GGDB und K.Jacques Saint Tropez – zwei Labels, die neben ihrer langjährigen Freundschaft auch gemeinsame Werte auf einem kreativen Weg ausleben, was diesen Sommer zu einer exklusiven Zusammenarbeit geführt hat. Entstanden sind zeitlose Ledersandalen, teilweise mit besonderen Details wie Fußringen aus verzinktem Messing. Die Farben der Modelle reichen von Gold in Kombination mit Schwarz oder Blau über gedecktes Grau bis hin zu klassischem Kornblumenblau. Letzteres dient neben der handschriftlichen Signatur außerdem als eingängiges Wiedererkennungsmerkmal. Komfort und Stil zu jeder Tageszeit – das bieten Sandalen von GGDB by K.Jacques Saint Tropez. Erhältlich sind die Modelle im offiziellen Store FLAG/MI in Mailand, im Onlineshop von GGDB und in den Läden von K.Jacques Saint Tropez. www.goldengoosedeluxebrand.com, www.kjacques.fr


Literary Walk Eskimo

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Sundance Jacket

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016 jetzt

AG Adriano Goldschmied

Zusammen­arbeit mit Alexa Chung

Bread & Butter

Müllers WeltTournee

Auf der Tradeshow For Selected Brands vergeht keine Saison ohne Schlagzeilen: Messechef Karl-Heinz Müller will mit seiner Messe wieder nach Barcelona – und das schon im kommenden Januar. Zudem zieht Müller seine Bread & Butter im Kalender deutlich vor und will so die erste internationale Messe der Saison sein. Die nächste Bread & Butter in Barcelona soll vom 8. bis 10. Januar 2015 an den Tagen Donnerstag bis Samstag stattfinden. Im darauffolgenden Sommer 2015 soll an einem möglichst frühen Termin der Austragungsort für die Bread & Butter dann wieder Berlin sein. Das Motto der neuen Kampagne lautet: Always The Sun. Zudem ist für den Zeitraum vom 3. bis 5. September 2015 eine Bread & Butter in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul geplant. Vor der Übertragung des WM-Halbfinalspiel Brasilien gegen Deutschland verkündete Bread & Butter President Karl-Heinz Müller im Lunapark dem anwesenden Publikum seine Pläne: „Bread & Butter wird in Barcelona den internationalen Sasionauftakt für die Fashion Industry veranstalten. Der Wunsch nach wirklicher Veränderung liegt in der Luft. Rund 100.000 Quadratmeter sind auf dem historischen Messegelände der Fira Barcelona am Placa d’Espanya für die Aussteller reserviert. Den genauen Termin für die Sommermesse in Berlin werden wir noch bekannt geben. Seoul ist eine sehr junge Stadt: progressiv, hungrig, unabhängig, und Streetlife hat dort eine wirkliche Kraft – zudem will Seoul uns. Eine Stadt fehlt allerdings noch für unseren Grand Slam und wir werden jetzt noch eine andere Richtung einschlagen. Der amerikanische Kontinent erwartet uns.“ www.breadandbutter.com

Alexa Chung for AG heißt die limitierte Jeanskollektion von AG Adriano Goldschmied, die in Zusammenarbeit mit der modebewussten Britin entstanden ist und im Sommer 2015 in ausgewählten Läden erhältlich sein wird. Von Overalls im Vintage-Look über T-Shirts und Jeans bis hin zu Deminkleidern – insgesamt 20 Teile spiegeln Chungs Sinn für coole Mode wider. Nach Stylistin Cher Coulter, dem Herrenlabel Travis Mathew und dem Textilstudio Liberty Art Fabrics führt AG Adriano Goldschmied mit dem aktuellen Projekt die Liste erfolgreicher Kooperationen fort. „Unseren neuen Kooperationspartner für AG auszusuchen, hat lange gedauert. Wir wollten jemanden mit einem einzigartigen Sinn für Mode und einem eigenen Kopf, um frische Ideen in die Denimwelt zu bringen“, so Sam Ku, Creative Director von AG Adriano Goldschmied. Als Fashionikone und Modevorbild fiel die Wahl auf Alexa Chung, die sich ihrerseits vom Unternehmen begeistert zeigt und nun die Möglichkeit hat, Kleidung zu kreieren, die sie bisher vergebens gesucht hat. www.agjeans.com

Mit Alexa Chung for AG wird im Sommer 2015 die Serie erfolgreicher Kooperationen fortgesetzt.

CCT Collectionen Christian Teufl

Ein Herz für Nachhaltigkeit

Soziales Engagement, faire Produktionsbedingungen und ökologisches Gewissen – das geschärfte Bewusstsein der Konsumenten verlangt nach Modekollektionen, die Verantwortung zeigen. Darin ist sich Christian Teufl, Inhaber der Agentur CCT Collectionen Christian Teufl, sicher. So rückt er jene Kollektionen in den Fokus seiner Kunden, die sich nach diesen Gesichtspunkten orientieren – zum Beispiel FTC Cashmere. Das Unternehmen überzeugt mit seiner gelebten Fair-Trade-Philosophie, die zuständige Verkaufsmitarbeiterin Jasmin Ebner unterstützt dieses Engagement mit Leib und Seele. Zur aktuellen Ordersaison übernimmt Jasmin Ebner mit SeeMe eine weitere Marke, die sich im hochwertigen Schmuckbereich durch ihr soziales Engagement einen Namen gemacht hat. Ausgezeichnet von der World Fair Trade Organisation (WTFO) unterstützt SeeMe Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. SeeMe bildet diese Frauen aus und beschäftigt sie, denn auf dem normalen Arbeitsmarkt ist es für sie oft schwierig, Fuß zu fassen. Jedes SeeMe-Herz ist ein aus recyceltem Rohstoff handgefertigtes Unikat. Vor allem aber symbolisiert es Zuflucht, Schutz und eine langfristige Perspektive auf dem Weg in ein eigenständiges, gewaltfreies Leben. Das Unternehmen aus Amsterdam wagt damit den Brückenschlag zwischen Luxus und fairem Handel. Prominente Unterstützung findet diese Botschaft von Karl Lagerfeld, für den SeeMe ein exklusives Key-Piece produziert hat. www.teufl.cc

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SeeMee heißt der Neuzugang in der Agentur CCT Collec­ tionen Christian Teufl. Die Schmuckmarke unterstützt Opfer häuslicher Gewalt.


www.minimum.dk @minimum_fashion


agen turen

018 jetzt

Catwalk Junkie und Kultivate bieten aufwändig aus­ gerüstete und bedruckte Shirts.

Fashion Factory by Mark Grütters/ Panorama Europe

Weichen auf Wachstum

Im vierten Jahr der strategischen Partnerschaft zwischen der Vertriebsagentur Fashion Factory by Mark Grütters und Panorama Europe Distribution sind die Weichen weiterhin auf Wachstum gestellt. „Die Sommerklassiker Espadrij l’originale und Rivieras funktionieren prächtig. Insbesondere Espadrij l’originale hat durch soliden Markenaufbau in Kombination mit einer starken PR- und Vertriebsarbeit seine Position im Markt behauptet. Sobald die Sonne scheint, fragen die Kunden nach dem Original: Aufgrund eines umfangreichen Servicefaktors in punkto NOS, Nachlieferbarkeit und Sortimentsauffrischung wird die Marke immer beliebter“, so Felix Staeudinger von Panorama Europe. Für diesen Sommer wartet Espadsrij l’originale mit neuen Farben für alle zehn Modelle auf. Das Markenportfolio bleibt unverändert bestehen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur alten Modeschule werden zur Vergrößerung der Flächen für Showroom, Lager und Verwaltung neue Räume angemietet. Labels: American College, Bailey of Hollywood, Espadrij l’originale, Grundéns, La Botte Gardiane, Menil, Orcival, Rivieras, Schott NYC Fashion Factory by Mark Grütters, Düsseldorf/Deutschland, contact@ffbymg.com, www.ffbymg.com Panorama Europe GmbH, Düsseldorf/Deutschland, mail@panorama-europe.eu, www.panorama-europe.eu Das Modell Classic von Espadrij l’originale ist nun in 38 Farben erhältlich.

Anke Burkhardt

Noch mehr Italianità

Colorful Trade

Erster Messeauftritt in Deutschland

Als Distributeur der Labels Catwalk Junkie und Kultivate für Deutschland und Österreich hat Colourful Trade diesen Sommer zum ersten Mal erfolgreich auf der Bread & Butter ausgestellt. Mit acht Lieferterminen umfasst Catwalk Junkie rund 30 bis 40 Artikel wie mit Slogans oder all-over bedruckten T-Shirts und Tanktops zu VK-Preisen zwischen 39 und 49 Euro, bodenlangen Single-Jersey-Kleidern für 49 bis 59 Euro und Sweatshirts für den Herbst von 69 bis 89 Euro. Liefertermine und Preise sind für die Männer T- und Sweatshirts von Kultivate gleich. Vertreten sind die Labels bereits in den Sortimenten von über 150 Kunden u. a. bei Garhammer, Engelhorn, Balz, Wöhrl, Reichmann oder Face in Frankfurt am Main sowie online bei About You oder Frontline. Während der Ordersaison wird sowohl die Vorschau des September-/Oktober-Programms als auch die Ware für den Auslieferungstermin Januar/Februar zu sehen sein. Für den Vertrieb in Österreich ist Susanne Benz in Salzburg zuständig. Labels: Anonyme Designers, Bleifrei Lifewear, Catwalk Junkie, Kultivate, Met Jeans, Red Soul, Silvian Heach Colorful Trade GmbH, München, Laudenbach/ Deutschland, colors@colorfultrade.de, www.colorfultrade.de

Mit der Sommersaison 2015 hat Anke Burkhardt die Kollektion Antonio Marras für Deutschland und Österreich übernommen. Der Sarde Antonio Marras gehört zu den ganz großen Modemachern in Italien, macht aber selbst nie ein riesiges Brimborium um seine Person. Dafür spiegelt sich sein ganzes Selbst, die Liebe zum Land, zur Kultur und zu Künsten in seinen Kollektionen wieder. Für Anke Burkhardt, die zu Hause in Pahlen in der Nähe von Heide in Norddeutschland gar keinen Showroom besitzt, sondern sich immer punktuell zu den Messetagen in Düsseldorf und München einmietet, eine perfekte Ergänzung zu ihrem kleinen feinen Markenportfolio, das bis auf eine Ausnahme – der deutschen Schmuckdesignerin Stephanie Schneider – aus namhaften italienischen Häusern besteht. Anke Burkhardt konnte Antonio Marras auch überzeugen, ihr eine pointierte Auswahl für die Ordertage in ihrem Düsseldorfer Showroom im Sky Office zur Verfügung zu stellen (25. bis 30. Juli 2014), eine Ausnahme, die der Designer sonst nicht gewährt. Labels: 17 Stephanie Schneider, Antonio Marras, Giles, Lamberto Losani, Mantù, Walter Voulaz, Zilla Agentur Anke Burkhardt, Pahlen/Deutschland, Circolo Marras: der Showroom des italienischen Designers Antonio Marras. Diese bunte info@ankeburkhardt.de, www.ankeburkhardt.de Welt bringt Anke Burkhardt zu ihren Kunden nach Deutschland und Österreich.

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German Distribution by BEN AND GmbH 路 +49 89 323 080 46 路 www.sandcopenhagen.com


020 jetzt

Ben And

Schlagende Argumente

Beständigkeit und langfristige Partnerschaft hat sich die Münchner Agentur Ben And auf die Fahnen geschrieben. Zu den Klassikern zählen Frye Boots, eine Linie, bei der fast alle Schuhmodelle permanent nachgeordert werden können. Auch Loveday Jeans hat sich gut entwickelt, im Handel beispielsweise bei Jades, Abseits, Different Fashion und Pool zu finden. Neu bei Ben And ist das Label Dstrezzed. „Für mich eine Kollektion, die sehr viele Argumente hat“, so Agenturinhaber Ben Botas. „Die Kollektion ist marktnah, mit tollen, oft aufwändig veredelten Qualitäten und überzeugt mit ihrem Preis-LeistungsVerhältnis und der Kalkulation von 3,2.“ Auch personell hat die Agentur aufgestockt. Mittlerweile arbeiten vier Salesmitarbeiter in Düsseldorf und sieben in München. Zusätzlich wurden die Firmen Brand Beast GmbH für Loveday Jeans und Brand Builder GmbH für Cervolante ausgegliedert und sind in ein eigenes Büro in München-Schwabing gezogen. Das Portfolio zeigt Ben And in den Showrooms in München und Düsseldorf. Labels: Cervolante, Dstrezzed, Frye Boots, Franklin & Marshall, GAS, Goosecraft, Loveday Jeans, Mason’s, Sand Copenhagen BEN AND GmbH, München/Deutschland, agency@ben-and.com, www.ben-and.com

Dstrezzed überzeugt mit top Qualitäten und einer Kalkulation von 3,2.

agen turen

Pinko aus Italien, preissensibel und mit wichtiger Pronto-Erfahrung.

Aco Modeagentur Deutschland

Herzens-

angelegenheit

„Neben bekannten Marken wie Just Cavalli, Versace Collection und Iceberg setzen wir insbesondere auf die Newcomer und preissensiblen Marken mit hohem Potenzial und Pronto-Erfahrung: Pinko, Manila Grace und Ki6 Who are you?“, sagt Agenturgeschäftsführer Michael Schulz. Ein Großprojekt für Aco ist der Relaunch der Marke Trussardi im deutschen Markt, mit den drei Kollektionen Trussardi, Tru Trussardi und Trussardi Jeans. „Einen Klassiker zu entstauben, liegt uns“, sagt Michael Schulz. „Und dieses Familienunternehmen liegt uns sehr am Herzen, da wir an ein großes Potenzial glauben.“ Zu den Newcomern bei Aco Deutschland zählen Peace by VSP, eine junge Lederlinie aus dem Hause VSP Vespucci Paris. Doralice positioniert sich als reine Flashkollektion aus dem Hause Antress. Ebenfalls neu ist die Herrenkollektion DAAD Dantone, die in Kooperation des renommierten Multibrand-Stores Dantone in Mailand mit der japanischen Shiffon-Gruppe entstanden ist. „Eine trendstarke und demokratische Kollektion mit einem phantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis“, so Michael Schulz. „Außerdem wird die Vororderkollektion zeitgleich mit einem Flashprogramm für den Winter angeboten.“ Labels: 2nd Day, Anneclaire, Day Birger et Mikkelsen, Dsquared Underwear, Doralice, Egò, Frankie Morello, Geospirit, Iceberg, Just Cavalli, Ki6 Who are you?, Manila Grace, Moschino Underwear, Oh! By Kopenhagen Fur, Paolo Pecora, Parosh, Peace by VSP, Pinko, Pirelli P Zero, Roberto Cavalli, Trussardi, Trussardi Jeans, Tru Trussardi, Versace Collection, Who*s Who, Yves Salomon Homme Aco Modeagentur, Düsseldorf/Deutschland, info@acomode.de, www.acomode.de

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Vestitus

Kontaktaufnahme per iPhone App

Um die Zusammenarbeit mit den Kunden in Deutschland und Österreich zu vereinfachen, hat Agenturchef Peter Haertel eine iPhone App eingeführt. In Deutschland ist er damit bisher der Einzige. Schneller Kontakt und einfache Kommunikation zwischen Einkäufern und Mitarbeitern der Agentur stehen neben aktuellen Messedaten, die auch jetzt schon für die Wintersaison 2015/16 abrufbar sind, im Mittelpunkt. In dieser Saison wird das Portfolio nicht erweitert. Bereits in der vergangenen Saison wurde die Neustrukturierung von Fedeli und Finamore sehr gut besprochen, die nun in der ersten Sommersaison auch weiterhin durch Vestitus begleitet werden. Kontinuierlich entwickelt sich zudem die Kollektion von Antonelli Firenze, die in der dritten Saison bei Vestitus bereits 50 Kunden begeistern konnte. „Hundertprozentiger Service, Pünktlichkeit und schnelle Antworten sind für uns die wichtigsten Kriterien für erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir wachsen mit den Marken, die Innovation und Zuverlässigkeit an den Tag legen“, sagt Peter Haertel. Labels: Alberto Biani, Antonelli Firenze, Direkte Case Factory, Fedeli, Finamore, Henry Kommunikation Beguelin, Herno, Jacob Cohen, Lardini, mit der Vestitus iPhone App. Olivieri, Orian und Santoni Vestitus GmbH, Düsseldorf, München/ Deutschland, service@vestitus.eu, www.vestitus.eu


THE FIRST COMFY COUTURE LABEL BOULEzAR.COM


022 jetzt

Aco Modeagentur Österreich

Italien-affin

„Service steht für die Aco Modeagentur im Mittelpunkt“, so Agenturinhaber Rudolf Kail. „Gerade in Zeiten wie diesen unterstützen wir Warenaustausch ebenso wie verkaufsfördernde Aktivitäten unserer Kunden.“ Neu im Programm ist die unter Lizenznehmer FFM SpA relaunchte Kollektion Frankie Morello, mit viel Sex-Appeal für Frauen und sportiver Fashion für Männer. Die Outdoorkollektion Allegri, ebenfalls für Männer, setzt auf einen typisch italienischen Contemporary Look made in Italy. Zusätzlich ergänzt die Kollektion Atos Lombardini das italienische Modeangebot von Aco. Die Sportswear-Brand Adenauer & Co hat in Deutschland bereits zehn Stores eröffnet und will nun mit eigenen Stores im österreichischen Markt expandieren. Auch Napapijri gehört zum Sportswear-Angebot von Aco und expandiert zurzeit stark über Monobrand-Shops in Österreich und Osteuropa. Eine weitere feste Größe der Agentur ist Steffen Schraut. „Die Kollektion hat sich Eingang in die besten Häuser verschafft“, so Rudolf Kail. Zuletzt wurde im Herbst 2013 das Studio bei Oberpollinger eröffnet, weitere sechs Flächen sind in Planung. Labels: Adenauer & Co, Allegri, Anneclaire, Atos Lombardini, Elisabetta Franchi, Etoile du Monde, Fame on You, Frankie Morello, GAS Jeans, Geospirit, Giorgio, Herzensangelegenheit, Iceberg, Just Cavalli, Kanga, Ki6 Who are you?, Maliparmi, Manila Grace, Pinko, Q1, Riani, Rossoforte, Steffen Schraut, Trussardi Jeans, Tru Trussardi, Versace Collection, Versace Immagine, Versace Jeans, Vip Flap, Who*s Who ACO Modeagentur, Salzburg und Wien/Österreich, info@acomode.at, www.acomode.at

Mala & Mad hat die Kollektion um Ta­ schen und Shirts mit StreetartMotiven erweitert.

Goodstuff Fashion Company

Streetart for Charity

Ab dieser Saison übernimmt das Team von Silvano Rose das spanische Label The Hip Tee für Deutschland und Österreich. Mit Dorothy Blue gibt es Damenshirts made in Los Angeles, die z. B. mit Schmucksteinen oder Nieten verziert sind. Die EK-Preise für Shirts liegen zwischen 17,90 und 24,90 Euro und Longsleeves bzw. Sweatshirts kosten 28,50 bis 34,90 Euro mit einer 2,8er-Kalkulation. Made in Italy sind die Hosen vom Label S.O.S. Jeans by Pasquale Orza mit einer EK-Preislage von 49,90 bis 74,90 Euro. Sofort ab Lager in Deutschland gibt es Leggings aus supersoftem Kunstleder in verschiedenen Farben, Optiken und Schnitten von Janice & Jo zu EK-Preisen von 49,90 bis 59,90 Euro – made in France. Das eigene Label Mala & Mad, bekannt für Tücher und Schals, zeigt 20 neue sommerliche Modelle aus ModalSeide und Modal-Cashmere mit Preisen von 37 bis 59 Euro. Die Kollektion wurde nun um handgesprayte Taschen-Unikate (EK 65 Euro), hochwertige Blusen, Sweatshirts und Shirts (EK 30 bis 60 Euro) mit Streetart-Motiven und eine samtige anthrazitfarbene Skinny Pant (EK 70 Euro) mit goldenen Graffiti-Tag erweitert. Zehn Prozent der Umsätze kommen dem Charity-Projekt Streetart for Streetkids zugute. Labels: Dorothy Blue, Janice & Jo, Mala & Mad, Michael Stars, S.O.S. Jeans by Pasquale Orza, The Hip Tee Goodstuff Fashion Company GmbH, Nürnberg/Deutschland silvano@goodstuff-fashion.de, www.goodstuff-fashion.de

agen turen

Freemountain

dreimal neu

Auf Erfolgskurs: Steffen Schraut im Portfolio der Agentur Aco.

414 style in progress

Die Salzburger Vertriebsagentur Freemountain beweist einmal mehr seinen guten Riecher für erfolgversprechende Marken. Denn mit Les Garçons Faciles, Pànchic und Momoé bereichern gleich drei Brands das bis dato schon vielfältige Kundenportfolio von Andreas Schmied und Irmi Les Garçons Faciles, Pànchic und Momoé – Haider. Les Garçons Faciles die drei Neuen bei Freemountain. überzeugt mit Hemden und Shirts aus biologischer Baumwolle, die an die 1960er- und 1970er-Jahre erinnern. Pànchic steht für zeitlose Sneakers, puristisches Design und globale Verantwortung. Und die Strick-Damenkollektion von Momoé bekommt durch die individuelle Interpretation von Trends eine ganz eigene Identität. Drei Labels mit hohem Erfolgspotenzial, die das Markenspektrum von Freemountain sinnvoll ergänzen, zu dem namhafte Brands wie Add, Bloom, Gwynedds, Handstich oder Sophie zählen. www.freemountain.at


w w w.bloom-fashion.com


024

finden wir gut No.1 Como

Chaser

Eine Daune ganz ohne Gänse Michael Boveleth brachte mit seiner Marke Blonde No.8 eine überaus erfolgreiche Jacken- und Parka-Range auf dem Markt. Die anhaltenden Diskussionen um Füllungen mit echten Daunen ließen den Modemacher nicht kalt. Und da er schon lange mit Thermore zusammenarbeitet, ein italienischer Spezialist für Thermo-Isolationsmaterial, war es nur logisch, die Fachleute dort für eine Alternative zu Daunenfüllungen anzugehen. Gemeinsam entwickelten sie ein Produkt mit superweichem Griff, für das keine Gans Federn lassen muss. Die eigens dafür entworfene Jacken- und Westenlinie heißt No.1 Como und ist in acht Damen- sowie fünf Herrenversionen zu haben. Jeden Style gibt es in 14 Farben und der Kunde kann wählen, ob er die Ware mit echten Daunen oder lieber mit der neuen synthetischen Füllung ausgestattet haben möchte, die den treffenden Namen Dream the down hat, was soviel bedeutet wie: „Stell Dir vor, es wäre Daune.“ Michael Boveleth liebt den Blindtest: Wenn er Kunden beide Varianten vorlegt, empfinden sie die synthetische Daune als die weichere und angenehmere. Gans viel Glück gehabt! Blonde No.8 GmbH, Bonn/Deutschland, T 0049.228.62908666, office@blondeno8.com, www.no1como.com

Chaser

Casual Modernity Das Womens-Label Chaser aus Los Angeles überzeugt vor allem durch seine zeitgemäßen T-Shirts. Viele Prints und Muster stehen zur Auswahl, von klassischen Vintage-Logos über Musik- und Slogan-Shirts bis hin zu All-overPrints und floralen oder Animal-Mustern ist alles vertreten. Die Schnitte reichen von sportlichen Longsleeves und Tanktops im angesagten Trikot-Look bis hin zu femininen Shirts mit weiten Rücken- oder Achselauschnitten. Labelchef Hadi Salem ist übrigens mit der Berner Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Yangzom Brauen verheiratet, die man hierzulande aus der Serie „Der letzte Bulle“ oder Filmen wie u. a. „Who Killed Johnny“ oder „Æon Flux“ kennt. Ihr erstes Buch „Eisenvogel, drei Frauen aus Tibet – Die Geschichte meiner Familie“ erschien 2009 im Heyne Verlag. Die Distribution für die DACHRegion und die Benelux-Länder hat Reinhart Oberstein mit CP Fashion übernommen. Die Preise für T-Shirts reichen von 69 über 79 bis hin zu 89 Euro, Sweatshirts werden unter 100 Euro VK-Preis bleiben. Eine Linie mit Shorts, Hosen, Maxikleidern und Hosenanzügen rundet die Kollektion ab. CP Fashion GmbH, 79713 Bad Säckingen/ Deutschland, T 0049.7763.927706-0, info@cpfashion.de, www.cpfashion.de

Manschettenknöpfen und eine ClassicLinie mit zwei Rumpfgrößen. Ab der Frühjahr-/Sommer-Saison 2015 wird es erstmals auch Damenblazer in Stretchstoffen geben (VK-Preis 199 bis 279 Euro, alles bei einer Kalkulation von 2,75 bis 2,8). Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, T 0049.89.3888774, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.brecos.itl

Brecos

Alte Bekannte No.1 Como

414 style in progress

Ein Comeback unter neuen Vorzeichen: Ursprünglich hatte sich die Marke Brecos schon in den 1980er-Jahren mit hochwertigen Lederjacken einen Namen gemacht, musste ihre Produktion finanziell bedingt einstellen. In dieser Saison feiert sie gemeinsam mit der Hinterhofagentur, die Brecos im deutschen Markt vertritt, ihr Revival – diesmal allerdings ohne Leder. Eines der ausschlaggebenden Argumente der Kollektion, die auf passgenaue Herrensakkos und Anzüge setzt, ist neben der umfangreichen Nachlieferfähigkeit während der laufenden Saison über ein eigenes Lager das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis, ist Dominik Meuer von der Hinterhofagentur überzeugt. Die Verkaufspreise liegen dabei zwischen 199 und 279 Euro für Sakkos und 349 und 399 Euro für Anzüge. Es unterteilt sich die neue Kollektion in zwei Linien, eine junge unkonstruierte Linie mit satorialen Details wie AMF-Nähten und durchgeknöpften

Brecos


finden wir gut 025

The Tiger Jay

Hart am Wind Neben innovativer Mens- und Footwear liefert Tiger Jay auch technische Segelbekleidung. Für die Saison Frühjahr/Sommer 2015 wird einmalig die CapsuleKollektion One-Off mit in limitierter Stückzahl aufgelegt, die nur bei den besten Händlern weltweit erhältlich sein wird. Diese Premiummenswear-Linie ist von der intensiven Recherche zum Wiederaufbau eines historischen Rennsegelbootes aus den 1930er-Jahren inspiriert – der Tiger Jay J-Class Jacht. Die J-Klasse bezeichnet eine Bootsklasse für große Kieljachten. Mit diesen Segeljachten wurden Regatten um den America’s Cup zwischen den Jahren 1930 und 1937 ausgetragen. Bis vor zehn Jahren dachte man, es gäbe nur zehn dieser Jachten, bis vor einiger Zeit ein elftes Boot auftauchte. Im Sommer 2015 wird das Label Tiger Jay die Segel dieses Rennbootes mit der Nummer J-11 wieder hissen. Die Kollektion beinhaltet klassische Menswear, die aus Hightech-Materialien, die sonst beim Sportsegeln zum Einsatz kommen, gefertigt wird. Jedes Teil der Kollektion reflektiert sowohl die Pracht der Vergangenheit dieser Schiffe als auch den modernen und technischen Anspruch, der auch beim Wiederaufbau der Jacht zum Einsatz kam. One-Off besteht aus den Linien Crew Only mit technischer Segelkleidung, Black Sails mit zeitgemäßen Menswear-Teilen, die mit innovativen Herstellungsverfahren aus der Welt des Segelns produziert wurden, sowie J-Classics mit elf kultigen Klassikern, deren Designs von nautischen Vorbildern beeinflusst wurden, und schließlich den Modellen von Tiger Jay Footwear. Tiger Jay Apparel BV, Wormerveer/Niederlande, T 0031.75.6467569, info@tigerjay.com, www.tigerjay.coml

Volks Rock’n’Roller by Andreas Gabalier

Volks Rock’n’Roller by Andreas Gabalier

Tracht meets Rockabilly

Ein echter Coup ist Meindl mit der Kollektion für Andreas Gabalier gelungen. Der Volks Rock’n’Roller feiert im gesamten deutschen Sprachraum große Erfolge. Spätestens mit der VOX-Erfolgsproduktion „Sing my Song“ wurde der junge Steirer auch zum Medienphänomen. Markus Meindl freut sich besonders darüber, dass diese Kooperation kein klassisches Sponsoring, sondern natürlich gewachsen ist. „Andreas hat von Anfang an unsere Lederhosen getragen, weil er den Look und die Philosophie von Meindl überzeugend findet. Seine eigene Linie wollte er trotz ausgezeichneter anderer Angebote unbedingt mit uns machen.“ Gabalier ist folgerichtig nicht nur Namensgeber, sondern in den gesamten Entwicklungsprozess eng eingebunden. Die im letzten Winter erstmals präsentierte Kollektion atmet authentisch den Geist der Original Alpine Rock Culture. Schwerpunkt der kompakten Kollektion für Damen und Herren sind hochwertige Lederhosen und -jacken. Ergänzt um eine kleine Auswahl von Hemden, Shirts und Accessoires. Inhaltlich konsequent hat Michi Klemera den selektiven Vertrieb von Volks Rock’n’Roller übernommen. Nach dem erfolgreichen Start im Winter will Klemera diese Saison gezielt ausbauen. Volks Rock’n’Roller by Andreas Gabalier, Kirchanschöring/Deutschland, Michi Klemera, T 0039.335.217170, michi@luistrenker.com

Tiger Jay

style in progress 414


026 finden wir gut

Superpants

lektion gibt es 100 bis 150 Teile. Kleider liegen im VK bei 400 Euro, Hosen bei 200 und Blusen bei 250 Euro mit einer Kalkulation von 2,6. MAB Fashion, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.437149 0, info@mab-fashion.com, www.mab-fashion.com, www.rachelzoe.com

C.P. Twentynine

Cashmere-Newcomer aus Hamburg

Superpants

Druckfrisch Die Idee der gewaschenen Baumwollchino hat sich als Verkaufsschlager im Handel etabliert – und eröffnet dadurch ungeahnte Möglichkeiten für Innovationen. Die italienische Hosenkollektion Superpants nahm diesen Faden auf und spann daraus eine modische Hosenkollektion für Männer und Frauen mit witzigen, teils geometrischen und auffälligen Drucken, die der klassischen Chino ein ganz neues Gesicht geben. Bereits in der ersten

Verkaufssaison konnte Superpants in Italien Kunden wie Playground in Florenz oder Bonvincini in Montecatini überzeugen. In der kommenden Frühjahr/Sommer-Saison 2015 übernimmt die Münchner Hinterhofagentur von Dominik Meuer nun den Vertrieb für Deutschland und stellt eine weitere Innovation vor: bedruckte Sweathosen. Geliefert werden die Chinos, Bermudas, Sweatpants und Shorts, die im Verkauf zwischen 79 und 99 Euro kosten, in einem witzigen, runden Karton, der sich als Eyecatcher im Laden schon bewährt hat. Die Hinterhofagentur, München/ Deutschland, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.superpants.it

C.P. Twentynine ist das erste eigene Label der Hamburger Firma Cashmere Products, das unter der Leitung von Kai-Martin Muhle mit der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2014 erfolgreich startete. Fashion-Cashmere-Styles zu erschwinglichen Preisen – ein Konzept, das überzeugt. Denn bereits die erste Kollektion wurde von 130 renommierten Stores wie Lodenfrey München oder Jades Düsseldorf geordert und ist online unter anderem bei Conleys vertreten. Die EK-Preise rangieren bei Accessoires zwischen 11,10 und 55,50 Euro, bei Damen- und Herrenoberbekleidung zwischen 59,90 und 104,90 Euro und bei Ledermodellen zwischen 118,50 und 449 Euro, wobei mit dem Faktor 3,0 kalkuliert wird. Von Sweatern und Cardigans über Blusen bis hin zu Mützen und Schals – zwei Kollektionen pro Jahr bestechen durch Qualität und Farbenvielfalt. Neben reinem Cashmere runden Seidenstretchund Sweat-Ware das hochwertige Angebot ab. C.P. Twentynine, Hamburg/Deutschland, T 0049.40.38038460, info@cp-twentynine.com, www.cp-twentynine.coml

Rachel Zoe

Vintage, Luxus und Glamour

Rachel Zoe

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Rachel Zoe fühlte sich schon in jungen Jahren in der Welt der Mode und Kunst zuhause. 2011 war es Zeit für die eigene Kollektion und so launchte sie ihre Contemporary Line, ergänzt von Schmuck und Schuhen im Jahr 2012. „Rachel Zoe gehört zu den Stylistinnen der größten Stars in den USA“, sagt Regis Benabou von der Agentur MAB. „Ihre Kollektion ist von Saison zu Saison immer stärker geworden, jetzt ist für uns der richtige Zeitpunkt gekommen, um mit dem Vertrieb im deutschsprachigen Markt zu starten.“ Ihr Stil ist von ihrer Leidenschaft für Vintage, Luxus und Glamour geprägt, Inspiration findet die Designerin in alten Filmen, Kunst, Büchern, Musik der 1960er- und 1970er-Jahre. „Ich versuche Klassiker mit Modernität zu verbinden, für die trendbewusste Frau von heute“, so Rachel Zoe, die in New York mit 20 Mitarbeitern arbeitet und weitere 30 in Los Angeles beschäftigt. Bislang hat sie 170 Verkaufspunkte weltweit erreicht, darunter Neiman Marcus, Nordstrom und Bloomingdales. Pro Kol-

C.P. Twentynine



028 finden wir gut

Novae Plus Paris

Versuchung aus dem Paradies Attraktive Düfte, fashionable Flakons zeichnen Novae Plus Paris aus, mit denen Dieter Ebling, ehemals Vertrieb Replay, Phard und Rockstars & Angels, auch den Modemarkt erobern will. „Ich bin überzeugt, dass ein Duft auch in Modeläden funktionieren kann“, sagt Dieter Ebling. „Wir bekommen bereits viel positives Feedback von Händlern, die einen klaren Vorteil darin erkennen, dass sie sich mit einer Sortimentserweiterung wie dieser von der Konkurrenz abheben können.“ Der Duft Sweet Amour im Apfelflakon mit Swarovski-Steinen erinnert an die Versuchung aus dem Paradies, Sunny Garden feiert die Renaissance der Romantik. Miss Caty Cat im Katzenflakon gibt sich extravagant, während Les Poupées in einer Flasche in Puppenform fernöstlich inspiriert ist. Jeweils 50 Milliliter kosten im EK 25,50 Euro und im VK 49,90 Euro. Zusätzlich zu den Düften bietet die Firma aus Erlensee Warenregale und Duftschränke zur Präsentation an. Emporium GmbH, Erlensee/Deutschland, T 0049.6184.932300, info@emporiumgmbh.de, www.emporiumgmbh.de

Melissa Odabash

Fer

Fer

Für urbane Superhelden Jacken mit neoklassischen Schnitten und unerwarteten Details – so beschreibt der Designer Fernando Moncho Lobo seine diesjährige Kollektion. Das Thema dieser

Novae Plus Paris

eigensinnigen Kleidungsstücke: The Urban Superhero. Anders, übernatürlich, originell. Das gilt für Jacke und Träger gleichermaßen. Für ein stimmiges Ganzes werden die Jacken der Herrenkollektion dabei um eine Auswahl von T-Shirts und Accessoires ergänzt. Rechargeable Power Cape, Zipperhero oder Mile High Propellers – jedes der Modelle überzeugt mit seinem ganz eigenen Charakter und greift aktuelle Trends wie Pastellfarben oder Camouflage auf. Präsentiert wird Fer unter anderem auf der Premium in Berlin oder dem Pitti Uomo in Florenz sowie im Londoner Showroom. Darüber hinaus ist das Label in zahlreichen amerikanischen Stores vertreten und kann über den Onlineshop bezogen werden. Fernando Moncho Lobo, London/UK, T 0044.207.2251774, fernando@moncholobo.com, www.moncholobo.com/fer

Melissa Odabash

Zusätzlich sportlich 1999 startete sie mit der ersten BeachwearKollektion, heute hat sich Melissa Odabash als feste Größe in der Beachwear etabliert. Bekannt für verspielte und feminine Bikinis und Badeanzüge, wird kommende Saison mit einer zusätz414 style in progress

lichen luxuriösen Sportkollektion ein aktueller Trend aufgegriffen. Verschiedene Farben und Muster, sportliche Ästhetik und Reißverschlüsse – Designerin und Namensgeberin Melissa Odabash bleibt wie in der Hauptkollektion ihrem klaren und minimalistischen Stil treu. Preislich bewegt sich das Label im VK zwischen 58 und 530 Euro. In Deutschland ist die Kollektion ab Oktober in exklusiven Boutiquen und Premiummodehäusern erhältlich. Außerdem ist Melissa Odabash in internationalen Onlineshops vertreten. Auf der Mode-City in Paris wurde nicht nur die neue Kollektion präsentiert, sondern auch Melissa Odabash selbst zum Beachwear Designer of the Year gekürt. Die Kollektion kann im Düsseldorfer Showroom oder bei einer Präsentation Ende Juli im Hilton Hotel in München unter die Lupe genommen werden. Trends by Bernard Flikier, Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.211.1688460, bernardflikier@googlemail.com, www.odabash.coml


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030 finden wir gut

PortenierRoth

Ein Kollektionskonzept in zwei Teilen

Switcher

Man muss nur wollen Wood’d

Klopf auf Holz In den späten 1950er-Jahren gründete Großvater Aschieri in Arconate die Algia Sas, eine Firma, die Zahnstocher aus Holz herstellte. Sohn Claudio erweiterte das Geschäftsfeld um jegliche Haushaltswaren aus dem Naturrohstoff, alles wurde zu Hause in der eigenen Werkstatt produziert. Jetzt hatte die dritte Generation eine bahnbrechende Idee. Claudios Söhne Stefano und Andrea Aschieri fabrizieren seit 2012 Cover, Slip-ons und mittlerweile auch diverses dekoratives Zubehör für iPhones und andere Smartphones, sowie für Tablets. Natürlich auch aus Holz. Die Brüder haben eine klare Aufgabenteilung: Andrea ist für das Design, die Produktion und den Verkauf zuständig, Stefano kümmert sich um die Kommunikation, den Webauftritt und Social Media. Inzwischen haben die Holzkenner das Verfahren so weit verfeinert, dass sie für Slip-ons, also Cover, die man einfach hinten auf das Smartphone klickt, sogar Intarsienarbeiten machen. Zu den Gadgets sind auch Accessoires wie Armreifen und Geldklammern neu dazugekommen, die aus einer Holz-Messing-Kombination bestehen. Wood’d by Algia Sas di Claudio Aschieri & C., Arconate/Italien, T 0039.0331.461902, info@woodd.it, www.woodd.it

Switcher

414 style in progress

Weniger bringt mehr, findet Switcher-Gründer Robin Cornelius. Schon 1981 begann der Schweizer, eine nachhaltige Textilmarke aufzuziehen, für die er 2005 zum Unternehmer des Jahres gekürt wurde. Für den rastlosen Chef, der sich vor einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückzog, um sich mehr den strategischen Aufgaben zu widmen, ist immer wichtig: Switcher ist nicht einfach eine Marke, sondern ein Versprechen, das immer wieder bekräftigt werden soll. Die Aktivitäten, mit denen er seinen Traum von einer besseren Welt umsetzen will, sind zahllos, eine Basis dafür ist seine Switcher Stiftung, die seit zehn Jahren weltweit unabhängig vom Unternehmen Projekte zugunsten der Gesellschaft realisiert. Switchers Kernkompetenz sind T-Shirts, Sweater, Sweatpants, Fleece und Softshell-Jacken. Zig Verkaufspunkte in der ganzen Schweiz, einige in Deutschland und sogar in Kuwait führen die saisonal unabhängige Kollektion. Einen großen Teil nimmt auch Firmenkleidung ein, die man ab 300 Stück in den eigenen CIFarben haben kann, Siebdrucke werden in der Schweiz gemacht, ein Auftragsvolumen von rund 20 Mllionen Franken jedes Jahr. Robin Cornelius hat in einem ziemlich emotionalen Buch beschrieben, wie sein Ethikunternehmen funktioniert – eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Es zeigt auf, dass Nachhaltigkeit machbar ist. Die VK-Preise beginnen für T-Shirts bei 5,60 Euro, für Polos und Sweatpants bei 23 Euro, bei Sweatshirts bei 40 Euro und bei Softshells bei 155 Euro. Das Buch „Das Switcher-Prinzip“ (Wörterseh Verlag) ist auch als E-Book erhältlich. Switcher SA, Le Mont-surLausanne/Schweiz T 0041.21.6414141, info@switcher.com, www.switcher.ch

© Simon Habegger

Wood’d

Sabine Portenier und Evelyne Roth sind Absolventinnen des Institut Mode-Design Basel HGK FHNW und entwerfen seit 2009 ihre Mode am Körper, setzen auf regional verwurzeltes Wissen und produzieren wann immer möglich vor Ort in Thun oder in Zusammenarbeit mit ausgewählten Produktionsstätten. Jedes Jahr entwickeln sie ein Kollektionskonzept mit zwei eigenständigen Kollektionen mit unterschiedlichem Fokus. Die Croisière läuft das ganze Jahr durch, die anderen teilen sich jeweils in Sommer und Winter. PortenierRoth unterstreichen ihr Bestreben für Nachhaltigkeit in der aktuellen Winterkollektion, die mit dem Ethical Fashion Project aus Stoffen aus Burkina Faso entstanden ist. Die handgemachten Textilien werden mit Seidenchiffon, Satin, Leder und Strick kombiniert. Bei aller Erdverbundenheit wollen PortenierRoth jedoch eines nicht: den typischen Ethno-Look. Ihre Kleider, Röcke, Hosen, Tops, Mäntel und Jacken sind denn auch eher urban, fast schon geometrisch aufgebaut und dennoch lässig. Zu sehen an der Mode Suisse im Oktober und mit der Mode Suisse an der Pariser Prêt à Porter (23. September bis 1. Oktober 2014). Preise: 70 bis 700 Euro EK. Die Preise variieren je nachdem, ob es sich um seriell produzierte Kleidung oder handgefertigte Einzelstücke handelt. PortenierRoth GmbH, Thun/Schweiz T 0041.33.2218503, portenierroth@laboutiquevolante.com, www.laboutiquevolante.coml

PortenierRoth


FASHION WEEK DÜSSELDORF 26.07. – 29.07.2014 | Cinque Showroom | Düsseldorf | GDS 30.07. – 01.08.2014 | Cinque Showroom | Düsseldorf | ILM 06.09. – 08.09.2014 CINQUE MODA GMBH | +49 (0)2161 9653 | info@cinque.de | cinque.de | CINQUE SHOES | pluslinks GmbH | +49 (0)2161 308510 | info@pluslinks.de CINQUE BAGS | Roberto Design International GmbH | +49 (0)6751 93500 | info@roberto-design.com


© Simon Habegger

032 finden wir gut

Looming Arts

Kunst to go

Kazu Huggler

Bei Looming Arts geht es um internationale Kunst zum Tragen und Anfassen. Gründerin Daniela Herneth ist Galeristin, Kuratorin, Trendscout und Designerin. Sie war bereits u. a. als Marketer im Museum der Moderne Salzburg tätig und arbeitete für die weltweit größte Unternehmenskunstsammlung, die Deutsche Bank Art. Ihre Tucheditionen aus reiner Seide, die in denselben Produktionsstätten wie z. B. Missoni oder Versace in Italien gefertigt wird, beinhaltet großformatige Kunstdrucke (140 mal 140 und 100 mal 180 Zentimeter). Die VK-Preise liegen bei 290 Euro. Die Motive, die in limitierten Auflagen auf die auf Seidentücher gedruckt werden, entstammen der zeitgenössischen Fotografie mit Arbeiten von Dave Robertson, Frank Ellis aus Kapstadt und Philip Metz aus Berlin und Ghana. Auf der Website gibt es Porträts und Videointerviews mit den Künstlern, die Geschichte zu den Fotografien, How-to-wearAnleitungen für die tragbaren Kunstwerke sowie News aus Wien, Kapstadt und New York. Looming Arts, Wien/Österreich, T 0043.699.14211142, daniela.h@loomingarts.com, www.loomingarts.com

Looming Arts

Acqua Alpes

Bergfrische

Kazu Huggler

So schön kann Kulturmix sein Vielleicht ist es der Abschluss vom renommierten Saint Martins College oder von Zürichs Design Hochschule oder die Zeit, die sie mit Vivienne Westwood verbrachte, oder ihre DNA, die aus der Schweiz und aus Japan kommt. Oder, oder, oder. Fakt ist, dass Kazu Huggler eine der kreativsten Designerinnen der Schweiz ist. Sie macht Mode, die von japanischer Kultur beeinflusst ist, ohne den europäischen Stil außen vor zu lassen. Kazu Huggler hat seit jeher neben Kollektionen und Maßanfertigungen aus eigenen Stoffen mit exklusiven Dessins auch Kimonos zu edlen Kleidern recycelt. Dazu sammelt sie wann immer möglich in Japan persönlich die schönsten Unikate. Nach dem Tsunami 2011 begann sie, ein Hilfsprojekt in Tohoku, Japan aufzuziehen, bei dem sie tatkräftig vom Schweizer Nähmaschinenfabrikant Bernina unterstützt wird (www.threecranesassociation. com). Ihre aktuelle Herbst-/Winter-Kollektion 2014 ist sehr feminin, mit klarer Farbaussage. Ab 490 Euro im Verkauf. Kazu Huggler GmbH, Zürich/Schweiz T 0041.43.2680575, info@kazuhuggler.com, www.kazuhuggler.com

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„Wir waren auf einer Wanderung in den Tiroler Alpen, schauten bei einer Rast auf die üppigen Blumenwiesen und waren betört vom überwältigenden Duft der Alpenblumen. In dem mitten durch die Wiese fließenden Bach rauschte smaragdgrünes Gletscherwasser zum Tal. Wir haben spontan den Entschluss gefasst, diesen Alpenduft in einem Parfüm einzufangen“, erinnern sich die Pharmazeutin Lara Balacco, Daniel Deutsch und dessen Bruder Benjamin an die Geburtsstunde von Acqua Alpes. Im September letzten Jahres hat die Tiroler Parfümmanufaktur den neuen Duft mit Zitrusnote aus Mandarine, Basilikum und Zitrone erstmalig herausgebracht, vier Monate später ist eine komplette Parfümkollektion mit Eau de Parfum, Eau de Toilette, einem Raumduft und Erfrischungstüchern entstanden. Dabei liegt das Besondere in der Verwendung natürlicher, handverlesener Duftessenzen – und in einer limitierten Auflage, was bereits Modehändler wie Hofinger in St. Johann in Tirol, Fink’s Woman in Innsbruck und Gschwantler & Scarano in Kitzbühel überzeugt hat. Acqua Alpes GmbH, Inzing/ Österreich, T 0043.5238.80110, info@acquaalpes.com, www.acquaalpes.coml

Acqua Alpes



Moderner Unternehmer alter Schule: Heiner Oberrauch brennt f端r seine Ideen.

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THE LONGVIEW 035

„Unternehmer zu sein bedeutet, einen Mehrwert zu schaffen“ Salewa, Oberrauch Zitt, die Lodenwelt, ein Bauernhof, eine Käserei... Heiner Oberrauch ist Unternehmer im Sinne des Wortes. Ein Anpacker, ein Zeichensetzer. Einer mit einer guten Nase für Veränderungen, für Brüche. Vielleicht haben die Berge seine Sinne geschärft. Denn dort zieht es ihn seit Kindesbeinen hin, wenn er einen klaren Kopf braucht. Im Gespräch mit style in progress erklärt er, warum er lieber von Verantwortung als von Nachhaltigkeit spricht, warum der Fachhandel selbstbewusster auftreten muss und warum Erfolg immer eine klare Positionierung verlangt. Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Fotos: Chris Rogl, Oberalp Group, Oskar da Ritz

Herr Oberrauch, hat Ihr Tag eigentlich wirklich nur 24 Stunden? Wie geht sich das aus, bei all dem, was Sie machen?

Das geht sich sehr gut aus. Ich hab zwei Seiten in mir, einmal die unternehmerische und einmal die musische. Deswegen bin ich eigentlich immer neugierig. Aber ich kann auch loslassen und wenn etwas geschafft ist, bin ich weg. Ehrlich gesagt, manchmal dürfen die anderen hinter mir aufräumen, das hat aber auch einen Vorteil, denn jeder Baum macht einen Schatten. Wenn ich immer da wäre und eingreifen würde, wäre das nicht gut. Ich bin kein Workaholic, sondern mache jedes Jahr sechs Wochen Urlaub und geh zweimal in der Woche auf den Berg. Dadurch sehe ich die Dinge manchmal mit mehr Abstand. Wenn man unter einem großen Berg steht, sieht er unendlich groß aus, und wenn man weiter weg steht, ist er gleich viel kleiner. Oder man sieht, dass hinten sogar eine Seilbahn raufgeht. Einer meiner Lebensgrundsätze ist es, die Dinge immer positiv zu sehen. Das sage ich deswegen, weil man Gefahr läuft, sich zu viel beim Negativen aufzuhalten, und das kostet wahnsinnig viel Energie. Diese Einstellung hängt auch mit meiner persönlichen Geschichte zusammen. Mein Bruder und

ich waren gerade mal 21 und 19 Jahre alt, als unser Vater uns ein eigenes Sportgeschäft ermöglicht hat. Er hat uns seine zwei besten Verkäufer gegeben, uns dann aber weitgehend freie Hand gelassen. Diese Erfahrung, wie positiv Vertrauen wirkt, hat mich als Unternehmer stark geprägt.

Ihre Unternehmerbiografie ist so umfangreich, dass man an einer klaren Einordnung scheitert, was Ihnen sogar ganz recht sein dürfte. Was beschreibt Sie genauer? Nebenerwerbsbauer oder Koch in Ausbildung?

(lacht) Ich bin ein Generalist. Ich kann nichts besonders gut oder schlecht. Was mir liegt, ist das Gespür für Menschen, dass meine Antennen funktionieren, um herauszufinden, was der momentane Zeitgeist ist. Vor allem in der Mode fragt man sich ja immer, ob sich etwas wirklich durchsetzt oder nicht. Und da erlebe ich schon, dass ich einen gewissen Riecher dafür habe, was kommt und was nicht. Für mich ist das ein bisschen wie ein Spiel, sei es im Hauptgeschäftsfeld mit den Marken Salewa und Dynafit oder im Modeeinzelhandel mit Oberrauch-Zitt… Zu kochen heißt ja auch immer, etwas Neues auszuprobieren. Entscheidend ist, dass man geerdet bleibt. Ich muss einfach viel draußen style in progress 414


036 THE LONGVIEW

„Wir produzieren technische Produkte, aber wir verkaufen eine Sehnsucht.“

Der zweite Punkt ist aber auch, dass technische Materialien einfach bequem sind und viele Vorteile mit sich bringen und das spürt der Kunde und sucht danach. Das alleine wäre aber nicht genug. Man muss als Marke das Lebensgefühl vermitteln und widerspiegeln. In unsicheren Zeiten, wie im Moment durch die Weltwirtschaft provoziert, flüchtet sich der Mensch wieder zurück in die Romantik, zurück zur Natur – das kommt noch hinzu. Der neue Luxus ist ja nicht Gold und Glamour, sondern Raum, den habe ich in der Natur, genauso wie Zeit und Muße, wirklich entspannt etwas zu tun und genießen zu können, die Gesundheit und körperliche Ausgewogenheit anstatt der schnellen Fitness im Fitnessstudio.

Haben Sie das 1990 bei der Übernahme von Salewa antizipiert?

sein, jeden Tag mindestens eine Viertelstunde im Garten verbringen, das erdet mich. Wenn ich im Garten bin und das Gemüse wachsen sehe, dann gibt mir das manchmal mehr Genugtuung als eine tolle Bilanz. Auf der letzten ispo in München ist mir, nicht zuletzt am Stand von Salewa, aufgefallen, dass die Transformation vieler Sport- und Outdoormarken hin zu Lifestylemarken schon sehr weit fortgeschritten ist. Wie erklären Sie es, dass die Durchdringung aller Lebensbereiche wirtschaftlich so attraktiv ist? Auch Salewa macht ein gutes Geschäft mit Menschen, die zwar das Lebensgefühl wollen, aber im echten Leben nie eine größere Bergtour machen würden.

Sie sagen es. Wir produzieren zwar technische Produkte, was wir verkaufen, ist aber die Sehnsucht nach Freiheit und Freundschaft am Berg. Und wie kommt es zu dieser Sehnsucht? Heute, wo man 24 Stunden lang online ist, muss man auch mal offline gehen. Dieses zurück in die Natur ist einfach eine Grundsehnsucht in dieser hektischen Welt. Darum ist die gesamte Outdoorbranche auch wieder so spannend geworden. 414 style in progress

Hm, eine interessante Frage. Es war natürlich meine Leidenschaft zum Bergsteigen, warum ich mich damals entschieden habe, Salewa zu kaufen. Berge sind wie meine Lehrmeister, das ist eine ganz tiefe Verbundenheit. Und die Marke hatte eine schwierige Eigentümerstruktur und nicht in allen Bereichen ein zeitgerechtes Management. Ich dachte mir, das besser zu machen, ist eigentlich nicht allzu schwer. Der dritte Grund war für mich die Frage, wo geht die Reise in diesem Markt eigentlich hin? Da fing bei mir die Ratio an und ich sah das Potenzial, dass das Bergsteigen und allgemein das Naturerlebnis in Zukunft an Bedeutung gewinnen würde.

– was wir ohnehin lieber tun, weil wir an ihr näher dran sind. Natürlich wissen wir, dass wir von den extremen Bergsteigern alleine nicht leben können, mit ihnen machen wir nur rund zehn Prozent unseres Umsatzes. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass der Erfolg umso beständiger ist, umso leidenschaftlicher und spitzer man die Kernzielgruppe kennt und bedient.

Ziel ist es also, sich im Performancebereich an der Spitze zu positionieren?

Ja. Wir werden in den nächsten Jahren sehr viel in technische Outerwear investieren. Das machen wir einerseits aus der Leidenschaft, immer wieder ein neues Produkt vorzustellen, und andererseits aus dem rationalen Bewusstsein heraus, dass technische Produkte eine Marke wie Salewa imageträchtig positionieren. Gleichzeitig limitiert die Funktion den modischen Spielraum. Wir müssen also immer aufpassen, nicht zu vergleichbar zu werden. Und die Funktion muss im Handel auch kompetent vermittelt werden. Das ist eine große Herausforderung für das Verkaufspersonal, gerade in unserer Branche. Viele Sportkunden sind fast schon Propheten, die probieren, die vergleichen, da geht es um jedes Detail. Spielt das Thema Nachhaltigkeit für diese Kunden auch eine Rolle?

Ja, ganz zentral. Aber sagen wir lieber unternehmerische Verantwortung. Wie definieren Sie diese für sich?

Heute macht diese Lebenswelt sehr viel Geschäft im urbanen Bereich. Wenn man durch Städte wie New York oder Berlin spaziert, sieht man im Alltag viele Menschen, die entweder Outdoormarken tragen oder einen Look, der sehr stark von diesen Marken geprägt ist. Hat das auf die strategische Ausrichtung von Salewa einen Einfluss, beispielsweise auch im neuen Logo?

Eigentlich nicht. Selbst, als der Kuchen im Markt größer wurde, haben wir gesagt, wir sind keine Outdoormarke, sondern eine Bergsteigermarke. Zuerst muss man die Kernzielgruppe ansprechen und für sie arbeiten

Bei allem, was ich tue, überlege ich mir, was Sinn macht.

Das ist ein Teil unserer Familienphilosophie. Wir investieren nicht nur einen Teil des Gewinns, sondern auch zehn Prozent unserer persönlichen Zeit für die Allgemeinheit und den guten Zweck, das wird in der Familie so seit Generationen gelebt. Bei allem, was ich tue, überlege ich mir, was Sinn macht. Und es macht Sinn und Freude, wenn wir die Kinder im firmeneigenen Kindergarten erleben oder wenn wir einen positiven ökologischen Footprint hinterlassen, weil wir auf unseren Dächern mehr Strom produzieren, als wir verbrauchen. Es macht Freude, wenn wir in unserer Kantine bewusst essen und lokale Zutaten verwendet werden. Es macht Sinn, wenn wir einen Park um unser Büro herum haben, wo sich über Mittag Mitarbeiter, nicht nur unseres Betriebes, unter einem Baum in den Schatten legen können. Es macht Sinn, wenn für Mitarbeiter ein Fitnessraum zur Verfügung steht. Mit einer der attraktivsten Kletterhallen Italiens wollen wir den Bergsteigern, von denen wir leben, etwas zurückgeben. Natürlich dürfen diese die Mitarbeiter kostenlos benützen. Also ist das Übernehmen unternehmerischer Verantwortung letztendlich etwas, das man auch für sich tut?

Ganz genau. Aber nur, wenn man es aus echter Leidenschaft heraus macht, wird es geglaubt und kommt auch zurück. Bestes Beispiel ist unsere Lodenwelt. Als mir mein Vater vor 15 Jahren die Oberrauch-Geschäfte übergeben hat, stellte sich für mich die Frage, was ich jetzt in der fünften Generation mit diesem Lodengeschäft mache, um einerseits der Leidenschaft für das Material Ausdruck zu verleihen und andererseits die Tradition fortzuführen. Heraus kam die Idee zur Lodenwelt, die wir im Jahr 2000 eröffnet haben. Natürlich war das Ganze auch getrieben vom unternehmerischen Ego, diese Aufgabe besonders gut zu machen. Aber es entstand alles ohne Businessplan, einfach nur aus der Begeisterung für Loden heraus. Heute ist es unser bestes Geschäft. Und warum ist Nachhaltigkeit dann im direkten Konsumverhalten nach wie vor so zäh? Ist der Konsument ignorant?



038 THE LONGVIEW

„Wenn ein Produkt fünf Jahre anstatt nur ein Jahr verwendet wird, dann ist das ressourcenschonend.“

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Wir haben selbst ein Modegeschäft eröffnet, das sich ausschließlich auf nachhaltige Mode konzentrierte und haben es wieder geschlossen, weil wahrscheinlich der Markt noch nicht reif war. Für den Kunden fehlt die klare Orientierung. Es wird in diesem Bereich auch viel Unfug betrieben und bei diesem Thema gibt es zu viele verschiedene Ansätze. Die einen stellen den Menschen und das faire Produzieren in den Vordergrund, die anderen die Umwelt. Da herrscht etwas geistige Unordnung. Im Bereich Nachhaltigkeit wehre ich mich dagegen, dass man sich nur auf einen Teilbereich fokussiert, für mich ist Verantwortung etwas, das sich durch alle Unternehmensbereiche zieht. Dafür führen wir eine Nachhaltigkeitsbilanz. Jeder Manager muss nicht nur seine Zahlen bringen, sondern auch zeigen, was er betreffend Nachhaltigkeit tut. Wir sind ein managementgeführtes Familienunternehmen, wo sich die Familie um die Kultur und die Marke kümmert, aber durchaus

strategische Entscheidungen dem Management überlässt. Nachhaltigkeit muss aber ein zentrales Thema der Familie sein, denn das ist eine Frage der Firmenkultur. Das Hauptargument, das in der Nachhaltigkeitsdiskussion für die Kaufentscheidung wirklich zählt, ist, dass man langlebige Produkte wählt. Wenn ein Produkt fünf Jahre anstatt nur ein Jahr verwendet wird, dann ist das ressourcenschonend. Das hat einen Impact von 80 Prozent auf eine Nachhaltigkeitsbilanz. Die restlichen 20 Prozent eines positiven Nachhaltigkeitseffekts liegen in der umwelt- und energieschonenden Produktion.

Ihre Wurzeln liegen ursprünglich im Fachhandel. Was erwidern sie heute all jenen, die den klassischen, inhabergeführten Fachhandel als System von gestern bezeichnen?

Das Gegenteil ist der Fall. Ein Geschäft wird immer von Menschen gemacht. Bestes Beispiel ist die Gastronomie. Vor ein paar Jahren hat man in der Gastronomie aufgehört, seine Leute anständig zu bezahlen, es

gab nur noch Billigpersonal und keinen Service mehr. Das lief eine Zeit lang schlecht vor sich hin und dann hat sich das Blatt gewendet. Heute ist ein Kellner in einem Südtiroler Lokal eine echte Persönlichkeit, mit eher gutem Einkommen. Man hat ihm wieder einen Wert gegeben, denn er berät die Gäste, er macht den Entertainer auf höchstem Niveau und das funktioniert. Übersetzt auf den Fachhandel heißt das, wir brauchen eine Spezialisierung, der Fachhandel muss sich eine Nische aussuchen und darin in die Tiefe gehen und unersetzbar sein. Das ist der Weg. Unternehmer zu sein heißt ja, einen Mehrwert zu schaffen, den Menschen und den Dingen Wert geben. Und ich glaube, in der persönlichen Beratung und Nähe zum Kunden wird sich das durchsetzen.

Wobei sich das Gesamtumfeld für den Fachhandel durch Faktoren wie die Vertikalisierung und den Onlinehandel schon gewaltig geändert hat. Wie spüren Sie das in Ihren Geschäften?


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040 THE LONGVIEW

Wir haben mit Salewa selbst 15 eigene Geschäfte und betreiben weltweit 120 Filialen als Franchise-Unternehmen, dadurch lebe ich beide Seiten. Im Modebereich kann ich sagen, dass es leichter geworden ist, weil der eine oder andere Mitbewerber weggebrochen ist, weil eben dieser Effekt wie aus der Gastronomie eingetreten ist, dass die Geschäfte am Personal gespart haben und das zu spüren bekamen. Einkaufen erfüllt ja nur teilweise den Zweck, sich einzukleiden. Gleichwertig geht es darum, verstanden und ernst genommen zu werden, also um eine Seelenmassage. Dieses Erlebnis, das eines der elementaren menschlichen Bedürfnisse bedient, kann der Fachhandel, der seinen Kunden kennt, besser bieten als jeder Mitbewerber im Markt. Aber dafür brauchen wir Persönlichkeiten in den Geschäften, denn das geht übers Personal. Dafür müssen wir unsere Leute gut bezahlen und ihnen den sozialen Stellenwert geben. Der Kunde zahlt den Mehrpreis, den dieser Service kostet, da

muss man keine Preisschlacht lostreten, davon bin ich überzeugt. Ich gehe ja auch lieber in ein gutes Restaurant, in dem der Service einfach stimmt und ich mich wohl fühle, und zahle dafür fünf Prozent mehr. Warum soll dieser Ansatz im Fachhandel nicht auch funktionieren? Fünf Prozent wären für einen Händler viel Marge. Braucht der Fachhandel für die Zukunft unbedingt einen Onlinestore?

Eines ist klar: Fläche hat heute weniger Wert als früher. Wenn es eine spezifisch gestaltete Fläche oder Themenwelt ist, wo ich die Leidenschaft rundherum merke, dann sieht die Sache gleich ganz anders aus, aber unspezifisch gestaltete Flächen gibt es zu viele. Und zweitens hat man online ein Produkt 24 Stunden verfügbar, was es früher nicht gab. Deswegen glaube ich, dass man Online schon braucht. Wir sind noch relativ in den Kinderschuhen, machen noch Fehler, aber wir brauchen es genauso, weil Multichannel einfach die Zukunft ist. Aber der stationäre Handel

Oberrauch-Zitt in Bozen. Heiner Oberrauch ist von den Stärken des Fachhandels überzeugt.

hat keinen Grund für Mutlosigkeit. Ich denke eher, dass es die Trennung in Zukunft nicht mehr geben wird. Online ist zwar eine technische Form des Verkaufens, ein technisches Mittel wie eine Kreditkarte, aber die Werte bleiben für den Händler gleich, damit funktioniert Online und Offline im Prinzip gleich. Ich erzähle das Beispiel öfter auch den Mitarbeitern: Mein Ururgroßvater hatte ein tolles Geschäft, er war Postkutscher und sah, dass

viele schöne Stoffe über Wien hereinkamen und hat dann einen Großhandel angefangen, ist eine Woche nach Wien gefahren, hat die Stoffe eingekauft und nach Italien importiert. Unter seinem Sohn ist das Unternehmen fast bankrottgegangen. Warum? Weil die Eisenbahn kam. Eine technische Veränderung, die er nicht mitgemacht hat. Die Händler sind mit dem Zug nach Wien gefahren und haben dort ihren Einkauf selbst gemacht. Das ist

Das Hauptquartier von Salewa, fertiggestellt 2011, hat in Sachen Unternehmenskultur und nachhaltiger Archtiktur Maßstäbe gesetzt.

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042 THE LONGVIEW

„Händler müssen den Mut haben, den Preis zu verlangen, den ihr Service wert ist.“

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eine uralte Businessweisheit, dass technische Veränderungen ein Umdenken erfordern. Erfordert das jetzt neue Geschäftsmodelle?

Ja, natürlich. Es muss neue Geschäftsmodelle geben, denn wenn sich in Zukunft alles nur noch über den Preis entscheidet, dann wird das Nebeneinander von Online und Offline nicht funktionieren. Deswegen muss der Einzelhandel das Verständnis des Kunden, dass man für Atmosphäre und für Service im Geschäft etwas mehr zahlt und dass nicht der Preis des Produkts das Ausschlaggebende ist, noch stärker herausstellen. Dafür braucht der Handel auch sich selbst gegenüber eine gewisse Würde, um für seinen Service mehr zu verlangen. Eine breite Klientel zahlt das gerne, wenn der Einkauf ein Erlebnis ist. Diese Idee muss zur Selbstverständlichkeit werden, bei den Kunden und auch bei den Händlern, aber das ist in den Köpfen noch nicht drinnen. Das ist eher ein Problem für uns Händler, weil man sich das erst einmal trauen muss

und dazu stehen muss, den Mut zu haben, den Preis zu verlangen, den der Service nun mal wert ist.

Kaufen Sie selbst online?

Wenig, ich bin lieber im Garten als vor dem Computer – der PC lag mir noch nie, seit es das iPad gibt, geht das mit dem Internet besser. Sie wollen ja auch noch Koch werden.

Ja, meine Vision ist es, jetzt schon einen Plan zu haben, was ich als Pensionist einmal machen möchte, weil man damit ja dann nicht ganz neu anfangen kann. Ich hab viele Wetten abgeschlossen, dass ich mit 60 aus dem operativen Geschäft aussteige – also hab ich noch vier Jahre Zeit. Das ist der Plan. Danach möchte ich einen Bauernhof bewirtschaften, wo ich alles selbst mache, vom Anbau alter Getreidesorten bis hin zu Gemüse und sämtlichen Obstsorten und allerhand Getier. Zweimal die Woche werde ich das verkochen, was ich selbst angebaut habe. Da gibt es dann nur das, was es zu dieser Jahreszeit eben gibt. Das ist meine große Vision.

Sie haben anfangs gefragt, was mich innerlich antreibt. Nach langem Nachdenken muss ich schon sagen, dass ich vielleicht auch manchmal ein Getriebener bin. Ein Getriebener, immer etwas Neues auszuprobieren, etwas neu zu erschaffen. Auf der anderen Seite verspüre ich aber auch die Muße in mir, noch mehr in die Tiefe zu gehen, eine gewisse Weisheit zu bekommen. Sie fragten auch, warum ich so viele Sachen mache. Als Spaß an der Freude, etwas zu schaffen. Die tatsächliche Antwort darauf habe ich noch nicht gefunden. Vielleicht ist das die große Herausforderung für meinen dritten Lebensabschnitt, mich jetzt auf eine Sache zu konzentrieren und darin in die Tiefe zu gehen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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SO LÄUFT’S 045

Nachhaltigkeit

Zwischen Greenwashing und Wirtschaftlichkeit Was haben die Modeunternehmen in den letzten Jahren über Nachhaltigkeit gelernt? Es scheint angekommen zu sein, dass faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produkte langfristig nicht nur Nice-to-have-Argumente sind, sondern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Text: Ina Köhler. Illustration: Sarah Egbert Eiersholt @Caroline Seidler. Fotos: Hersteller

Die Modebranche steht in keinem besonders schönen Licht da: Rund um den 24. April, den Jahrestag der Katastrophe von Rana Plaza in Bangladesch, wurde mit einer Fülle von Medienberichten mal wieder auf allen Kanälen grell beleuchtet, was in der Branche so alles schiefläuft. Schwarze Schafe gibt es genug: Viele Unternehmen, die nachweislich vor Ort produziert hatten, wie Benetton, Adler, NKD oder Carrefour, fühlen sich nicht in der Haftung für die Opfer. In den Treuhandfonds waren bis April 2014 lediglich 11,5 von 29 Millionen Euro eingezahlt worden. Das regt mittlerweile auch die Politik auf: „Die teilweise unmenschlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse in der Textilindustrie in Ländern in Asien oder Afrika sind nicht länger hinnehmbar!“, meint der deutsche Entwicklungshilfeministers Gerd Müller, der die Branche zu einem runden Tisch einlud. Das Fazit der Endverbrauchermedien: Die Modebranche drückt sich insgesamt vor der Verantwortung, ist von Skandalen und Katastrophen geprägt. Etikettenschwindel

Die Modeindustrie muss sich darauf einstellen, dass Konsumenten künftig noch genauer hinschauen. Eine Initiative wie der Fashion Revolution Day vom 24. April 2014, hinter dem Organisationen wie Greenpeace, GOTS oder Oxfam stehen, fordert Konsumenten dazu auf, ihre Bekleidung umzudrehen, um so zu kontrollieren, wo ihre Produkte hergestellt werden. Dass der Blick aufs Etikett nicht genügt, zeigen Berichte über chinesische Arbeiter in Prato, die zu

unsäglichen Konditionen Pronto Moda made in Italy herstellen. Während auf der anderen Seite manche der in Asien ansässigen Produzenten, wie das chinesische Unternehmen KTC, Mitglied der Fair Wear Foundation sind. Paradox? Nein, ganz normal in einer der globalsten Branchen der Welt. Die Frage des Produktionslandes ist weniger entscheidend als die Frage des individuellen Engagements der Unternehmen, das soziale und nachhaltige Standards einhält oder eben nicht. Politiker und Organisationen wie Get Changed fordern schon lange auf Gesetzesebene Änderungen: Unternehmen sollen künftig haftbar für Entschädigungen gemacht werden können. „Erstrebenswert sehe ich internationale Standards, denn viele Nachhaltigkeitsfragen sind ein globales und nicht regional begrenztes Problem“, meint auch Marie Måwe, CSR-Managerin der Bozener Oberalp Group. „Hier würde ein globaler Mindeststandard helfen.“ Regionale Fortschritte gibt es bereits: Ein Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch wurde von über 160 internationalen Unternehmen wie Adidas, PVH, H&M, Inditex, Mango oder Primark unterzeichnet. In dem asiatischen Land gilt jetzt der Mindestlohn von 60 Euro pro Monat, zudem wurde die Gründung von Gewerkschaften erleichtert. Schlechter Ruf der Branche – zu Recht?

An Lippenbekenntnissen in Form von Statements und Konferenzen fehlt es nicht: Bei Branchenkongressen wie dem

Copenhagen Fashion Summit, der im April 2014 ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit stand, traten zahlreiche Unternehmen von H&M bis Bottega Veneta auf. Nur leider handelt es sich bei den ganzen guten Vorsätzen oft um ein kurzes Greenwashing-Strohfeuer. Und dass Vogue-Chefredakteurin Franca Sozzani zu diesem Anlass postuliert, dass hinter der Mode eine der umweltschädlichsten Industrien der Welt stehe, wirft ein besonderes Licht auf die Branche. Doch es gibt sie, die Ideen und Anstrengungen, Design- und Produktionsprozesse ökologischer und sozial verträglicher zu gestalten. Sowohl auf Seiten der Rohstoffproduzenten und Weber als auch auf Seiten der Produktionsbetriebe, Wäscher und Logistiker. Marken wie Mammut, Schöffl, Vaude, Deuter, Odlo oder Mountain Force sind teilweise schon seit 2008 Mitglied in der Fair Wear Foundation. Auch Bekleidungsanbieter wie Acne, Filippa K, Gaastra, Odd Molly, Nudie oder Kuyichi gehören der Organisation an. In Kopenhagen eröffnete das Danish Fashion Institute eine Sourcing-„Bibliothek“, die sich auf nachhaltige Stoffe fokussiert. Diese arbeitet mit Partnern wie CLASS, Source4Style oder Ethical Fashion Forum zusammen. Die Stoffmesse Munich Fabric Start zeigt seit Jahren in ihrem Forum Eco Village und der Organic Selection nachhaltig produzierte Textilien. „Designer und Einkäufer sourcen und suchen sehr gezielt“, so Alex Vogt, Nachhaltigkeitsexperte der Messe. „Es werden lösungsorientierte Ansätze diskutiert, die sich auch im großen Maßstab umsetzen style in progress 414


046 SO LÄUFT’S

Nachhaltigkeit

„Unsere Hersteller müssen hohe Standards in Bezug auf soziale, ethische und Umweltfragen erfüllen.“ Henrik Lindholm, Nudie Jeans

„Mir ist es wichtig, dass man mit gutem Gewissen vorangehen kann.“ Andreas Knezovic, FTC

lassen.“ Schon im Designprozess lassen sich Wege finden, ökologischer zu arbeiten und weniger Ressourcen zu verbrauchen. Mit Designstrategien wie Upcycling und Recycling arbeiten bereits viele – von Patagonia über Puma bis Nudie Jeans. Nur an der Transparenz hin zum Verbraucher fehlt es noch. Nicht zuletzt müssen die Unter­ nehmen auch vor der eigenen Haustür kehren: Wie sieht eigentlich die Ökobilanz in ihren Heimatländern aus? style in progress stellt vier Unternehmen vor, die Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen umsetzen. Ideenreich: Nudie

Schon seit vielen Jahren verbessert die schwedische Marke Nudie Jeans schrittweise ihre Prozesse. Die Jeans beispielsweise sind aus Biobaumwolle, seit 2012 sind sie mit dem aner414 style in progress

kannten Label GOTS zertifiziert. Nicht nur das Ausgangsprodukt zählt, sondern auch die Produktions-, Wasch- und Färbeprozesse folgen sozialen und ökologischen Kriterien. „Wir arbeiten auch daran, faire Arbeitsbedingungen in der Lieferkette sicherzustellen“, so Henrik Lindholm, CSR-Verantwortlicher von Nudie. Garantiert wird dies unter anderem durch die Fair Wear Foundation, eine unabhängige Multistakeholder-Initiative, die die Rechte der Arbeiter unter die Lupe nimmt. „Unsere Hersteller müssen hohe Standards in Bezug auf soziale, ethische und Umweltfragen erfüllen. Diese

sollten am besten durch globale Zertifikate wie SA80000 oder ISO 14001 dokumentiert sein“, so Lindholm. Recycling ist auch ein Kernthema bei dem schwedischen Unternehmen: Es nutzt bereits jetzt recycelte Materialien wie Wolle in der Kollektion, die für den Sweater Yngve eingesetzt wurde. Aus alten Jeans werden neue Produkte: Nudie Teppiche, die aus getragenen und gespendeten Denims produziert werden. Die Kette ist aus gefärbtem Indigogarn, der Schussfaden aus den recycelten Lieblingsstücken. Die schwedische Society for Nature Conversation verlieh dem Produkt das Label Good Environmental Redesign. Eine andere Idee wurde im 2014 eröffneten Nudie Jeans Repair Store in Stockholm realisiert: Hier werden kostenlos Jeans repariert, wer selbst Hand anlegen will, für den gibt es Reperatursets. Auf getragene und zurückgegebene Jeans gibt es einen 20-prozentigen Discount. Über all diese Projekte wird auf der Website kommuniziert – so kann der Verbraucher beispielsweise nachvollziehen, in welcher Fabrik sein Produkt hergestellt wurde. Pioniere: Knowledge Cotton Apparel

Das dänische Familienunternehmen hinter Knowledge Cotton Apparel ist seit über 40 Jahren im Textilgeschäft. 1969 gründete Jorgen Mørup mit einem

englischen Webstuhl seine Firma J. Mørup Stof. Bereits zu Beginn der 1990er-Jahre arbeitete er mit Biobaumwolle, später produzierte er für Hersteller wie Hess Natur – und erwarb eine Menge Know-how in Sachen Nachhaltigkeit. „In der Zusammenarbeit haben wir viel gelernt“, so Mads Mørup, Sohn des Firmengründers, der 2007 die eigene Marke ins Leben rief. „Ich glaube, das Bewusstsein der Händler und Konsumenten hat sich in den letzten drei Jahren sehr verändert. Nachhaltigkeit könnte sich zum Megatrend entwickeln.“ Nach wie vor ist in der Kollektion von Knowledge Cotton Apparel Biobaumwolle ein wichtiger Bestandteil. „Alles, was aus Baumwolle ist, ist GOTS zertifiziert“, erläutert Mørup. Daneben kommen aber auch andere Materialien wie recyceltes Polyethylen, Wolle und Leinen zum Einsatz. Da die Männerkollektion breiter und vielfältiger geworden ist, arbeitet die Marke mittlerweile mit acht Partnern aus dem Baltikum, Portugal, der Türkei, Indien und China zusammen. „Wir kooperieren sehr eng und intensiv mit unseren Partnern und die Erfahrung als Produzent hilft uns dabei sehr“, erzählt Mørup. Über die hohen Qualitätsstandards und das Thema Nachhaltigkeit informiert die Marke auf ihrer Website. „Die meisten Endverbraucher wollen, dass ihr Produkt korrekt hergestellt ist“, meint er. „Daher wird


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Nachhaltigkeit

unser Fokus in der Kommunikation künftig ganz klar auf dem Thema Nachhaltigkeit liegen.“ Alles in einer Hand: FTC

Ein Premiumprodukt, bei dem die komplette Lieferkette in einer Hand liegt – keine Selbstverständlichkeit im heiß umkämpften Cashmere-Markt. „Zunächst geht es uns darum, mit FTC eine modische Fashion-Brand mit exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten“, sagt Andreas Knezovic, CEO der Interart of Cashmere World AG. Doch seit der Gründung hat er sich für ein fair gehandeltes Produkt engagiert. Von der Zucht der Ziegen über die Kämmerei und Färberei bis hin zur finalen Produktion in eigenen Strickereien. In der Provinz Shanxi beschäftigt das Unternehmen über Contract Farming rund 250 Bauern, 300 Arbeiter sind in den eigenen Fabriken angestellt. Man garantiert den Bauern vertraglich die Abnahme der Rohware und sichert damit deren Existenz. Zurzeit

gibt es 20.000 Ziegen, bis 2017 soll deren Anzahl auf 100.000 gesteigert werden, so Knezovic. Auch sozial ist das Unternehmen den Menschen vor Ort verpflichtet. Bereits 2007 initiierte es in der Provinz den Bau einer Ganztagesschule. „Mir ist es wichtig, dass man mit gutem Gewissen vorangehen kann“, so Knezovic. „Indem wir alle Prozesse kontrollieren, sind wir ohnehin ziemlich einzigartig.“ Und zudem auch noch innovativ: Mit dem Produkt Cashmere + SeaCell, einer Faser von Smartfiber, hat sich FTC die weltweiten Rechte für die Kombination der Materialien gesichert. Die Lyocell Seacell Faser besteht neben Cellulose aus einer isländischen Braunalge, die

nachhaltig geerntet wird, zudem darf sie das EU Ecolabel führen. Ganzheitlich: Salewa

Die Oberalp Group mit Sitz in Bozen hat so unterschiedliche Marken wie Salewa, Dynafit, Pomoca und Wild Country unter ihrem Dach. Ein internationales markenübergreifendes CSR-Team setzt sich mit den verschiedenen Schwerpunkten der Nachhaltigkeit auseinander: Produkt, soziale Standards für Mitarbeiter vor Ort und die Mitarbeiter der Zulieferer sowie ein konsequentes Umweltmanagement. Im Jahr 2013 wurden Salewa und Dynafit Mitglied der Fair Wear Foundation. Dies ist umso wichtiger, weil rund 65 Prozent der Produkte der Marke Salewa aus Asien kommen, die drei wichtigsten Zulieferländer sind China, Vietnam und Indonesien. „Bei Salewa nehmen wir die sozialen und arbeitsrechtlichen Standards sehr ernst, daher arbeiten wir fortlaufend daran, gesunde und faire Arbeitsbedin-

„Noch ist es nicht möglich für den Kunden, sein Produkt bis zur Fabrik zu verfolgen, aber wir haben uns eine solche Transparenz als Ziel gesetzt.“ Marie Måwe, Oberalp Group (Salewa)

gungen zu schaffen und streben langfristig danach, Transparenz in der gesamten Lieferkette herzustellen“, so Marie Måwe CSR-Managerin des Unternehmens. „Jeder unserer Lieferanten muss unseren Code of Conduct unterschreiben und zudem werden die Produktionsstätten regelmäßig von uns besucht. Für eine unabhängige und professionelle Überwachung der Arbeitsbedingungen sind wir Mitglied der Fair Wear Foundation und arbeiten täglich daran, deren strengen Anforderungen gerecht zu werden. Noch ist es nicht möglich für den Kunden, sein Produkt bis zur Fabrik zu verfolgen, aber wir haben uns eine solche Transparenz als Ziel gesetzt.“ Der Mensch soll bei Salewa im Mittelpunkt stehen: Mit Projekten in Bolivien und Nepal zeigt das Unternehmen soziales Engagement. Und vor der Haustür hört das Engagement nicht auf: Das im Jahr 2011 bezogene Headquarter in Bozen hatte bereits während des Baus nachhaltige Kriterien berücksichtigt, punktet mit einer Photovoltaikanlage und wurde mit dem Klimahaus Award für ein vorbildliches Energiekonzept ausgezeichnet. „Unser Fokus bei Salewa liegt darauf, unser gesamtes unternehmerisches Handeln nachhaltig und sozial zu gestalten und ständig zu verbessern“, so Marie Måwe.

„Das Bewusstsein der Händler und Konsumenten hat sich in den letzten drei Jahren sehr verändert. Nachhaltigkeit könnte sich zum Megatrend entwickeln.“ Mads Mørup, Knowledge Cotton Apparel style in progress 414


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Nachhaltigkeit

Er muss nur kurz die Welt retten Ganz so einfach macht es sich Jochen Zeitz natürlich nicht. Aber wenn man mit dem momentanen Aufsichtsratsmitglied von Kering (Mutterkonzern diverser Luxusmarken wie Gucci, Brioni, Saint Laurent oder Boucheron, aber auch Sport- und Lifestylemarken wie Puma und Volcom), wo er das SustainabilityProgramm leitet, über eben dieses Thema spricht, bekommt man schon den Eindruck: Eigentlich wäre es ganz einfach – das mit der Nachhaltigkeit. Interview: Dörte Welti. Foto: David Crookes

Jochen Zeitz, wie tief, glauben Sie, muss in einem Unternehmen Nachhaltigkeit und Ökologie verankert sein?

Wenn man wirklich etwas bewegen will, dann muss Nachhaltigkeit und alles, was ökologisch wichtig ist, in sämtlichen Bereichen eines Unternehmens verankert sein. Sowohl in den strategischen wie auch den operativen Maßnahmen. Operativ alleine reicht nicht aus, also mal hier etwas tun oder dort. Es braucht eine Strategie, die ein Unternehmen über die Supply Chain hinaus umsetzt.

Sie setzen sich dafür ein, dass Unternehmen – nicht nur die Textil- und Modebranche – eine Ökobilanz ausweisen. Wie muss man sich das vorstellen?

Bis ein Produkt auf den Markt kommt und schlussendlich vom Verbraucher gekauft und 414 style in progress

genutzt wird, beansprucht der Hersteller Wasser, nutzt Land, Luft und produziert Abfall und Schadstoffe wie Kohlenstoffdioxid. Diese Elemente müssen in ein messbares Verhältnis gesetzt und mit einem monetären Wert transparent gemessen werden. In der Summe erhalten wir so eine Ökobilanz, deren Grundlage für alle gleich ist und die am Ende eines Jahres wie die Geschäftszahlen auch ausgewiesen werden kann. Sozusagen den Umweltabdruck in Euro und Cent.

Wie soll man eine Tonne Kohlenstoff mit einem Liter Wasser nachvollziehbar miteinander vergleichen können?

Dazu gibt es bereits Kriterien und Rechnungsansätze. 2016 werden wir mit Kering unsere erste Ökozahlenbilanz veröffentlichen. Natur ist unser Kapital, wir müssen sie nur genauso


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Jochen Zeitz blickt positiv in die Zukunft: Eines seiner Ziele ist, dass jedes Unternehmen, egal wie groß oder klein, eine Ökobilanz nach einheitlichem Vorbild ausweist. style in progress 414


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Nachhaltigkeit

„Mein Wunsch ist es, dass es uns wirklich gelingt, einen Standard einzuführen. Und wenn der dann noch gesetzlich verankert ist, haben wir eine Grundlage, an der sich jeder orientieren kann und dann auch muss. Das dauert seine Zeit. Was man nicht misst, also in Zahlen und Werten ausdrückt, managt man auch nicht oder verbessert an der falschen Stelle. Dann bleibt Ökobilanz ein abstrakter Begriff.“ Jochen Zeitz

bemessen, wie wir es auch mit anderen Werten in Unternehmen tun. Die Standardisierung auf Branchenniveau allerdings, die wird eine Zeit brauchen. Grundsätzlich herrscht ja noch ein buntes Durcheinander dessen, was Firmen unter Ökobilanz verstehen. Wie soll man das vereinheitlichen?

Indem man qualitativ und quantitativ für die Elemente, die wir alle nutzen, egal ob wir Schuhe, Autos oder Bonbons produzieren, messbare Werte einführt. Es ist schon mal gut, dass überhaupt angefangen wird, über Ökobilanz nachzudenken, und dass jeder es erst einmal so macht, wie er denkt. Einfach, damit man vom reinen Reden zu Taten kommt. Dann allerdings müssen die Dinge optimiert werden. Ich habe das erst auch so gemacht, einfach mal losgelegt mit einer Idee. Im Laufe der Zeit findet man dann heraus, was wichtig und was nicht so wichtig ist. Es kann auch passieren, dass ein Unternehmen feststellt, dass in einer neuen Supply Chain unter ökologischen Bedingungen etwas nicht funktioniert. Wenn ich zum Beispiel ein Produzent bin, der zu viel Wasser an einem Punkt verbraucht, dann muss ich an genau der Stelle ansetzen und was ändern. Kleinere Unternehmen könnten sich an den Erfahrungen größerer orientieren, man muss das Rad nicht jeweils neu erfinden. Mein Wunsch ist es, dass es uns wirklich gelingt, einen Standard einzuführen. Und wenn der dann noch gesetzlich verankert ist, haben wir eine Grundlage, an der sich jeder orientieren kann und dann auch muss. Das dauert aber seine Zeit. Was man nicht misst, also in Zahlen und Werten ausdrückt, managt man auch nicht oder verbessert an der falschen Stelle. Dann bleibt Ökobilanz ein abstrakter Begriff. Glauben Sie, dass den Kunden und speziell den Luxuskun-

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den die Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung tatsächlich wichtig ist? Welche Maßnahmen könnten dazu führen, dass der Kunde sensibilisiert wird?

Man muss es markenspezifisch relevant machen und interessant und spannend umsetzen. Gerade bei den Luxusmarken geht es oft um Qualität, um Tradition, um Historie. Wenn man das konsequent um- und die Argumente einsetzt, wirtschaftet man automatisch nachhaltig. Ich muss mich jeweils fragen: Wo ist mein Competitive Edge, was macht mich als diese bestimmte Marke interessant für den Kunden? Und dann einfach danach handeln. Was ist mit den sogenannten Billiganbietern? Wird man die für eine Ökobilanz, wie Sie sie fordern, gewinnen können?

Schauen Sie sich den amerikanischen Markt an, was dort zum Beispiel im Bereich Food passiert. Seit einigen Jahren sind Whole Food Markets, also Supermärkte, die lokale Erzeugnisse anbieten, die mit Fair Trade arbeiten, die biologisch angebaute Ware verkaufen, auf dem Vormarsch. Das hätte man vor fünf Jahren nicht für möglich gehalten. Dann gibt es mit Tesla ein Elektroauto, das sehr attraktiv ist, und so gibt es bereits einige Beispiele. Chancen gibt es viele, aber man muss innovativ und selbstbewusst anpacken. Debatten helfen auch und führen langfristig zu einer Bewegung. Jetzt z. B. gerade gibt es die Diskussion in den Staaten über den Zuckergehalt in Softdrinks. Da geht es kontrovers zu, aber das ist alles in allem positiv. Solche Auseinandersetzungen brauchen wir mehr und in allen Bereichen. Wie realistisch sehen Sie die Chance, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen, bevor der Welt die Luft ausgeht?

Ich hoffe, dass wir, dass unsere Generation das noch erlebt. Wir müssen schnell handeln, vor allem nicht abwarten, bis etwas passiert. Ich bin überzeugt von dem, was ich tue, und es macht mir Spaß. Ich denke, so kann man auch etwas erreichen, wenn man aus voller Überzeugung handelt und sieht, was alles machbar ist.

Sie sind selbst sehr viel unterwegs, Ihre Arbeit und Ihre vielfältigen Engagements bringen das mit sich. Was tun Sie persönlich für Ihre Ökobilanz?

So viel wie möglich. Vor allem hole ich meine Ökobilanz eben genau mit diesen meinen Aktivitäten rein. Ich habe 2008 die Zeitz Foundation gegründet, eine Non-Profit-Organisation, die sich dem Long Run verschrieben hat, also Projekten, die nicht von eben bis jetzt halten, sondern effektiv nachhaltig sind. Wir helfen zum Beispiel in Rivas in Costa Rica, Biogärten zu bauen, die Abwasser reinigen und sauberes Wasser produzieren, das die Menschen und wiederum die Natur dort so dringend braucht. Wir bauen aber nicht nur die Anlagen, wir sensibilisieren und schulen die Einwohner auf das Thema und sorgen dafür, dass es auf lange Sicht funktioniert. Oder das Segera Retreat auf dem Laikipia Plateau in Kenia, wo auch unser Hauptquartier der Zeitz Foundation liegt. Unser Ziel ist es, die 20.000 Hektar Land und alles, was darauf wächst und lebt, zu erhalten. Hier forschen wir auch, um mehr über das ökologische Gleichgewicht der Natur im Zusammenspiel mit dem Menschen zu lernen. Im Segera Retreat setzen wir einen nachhaltigen Lebensstil um, den unsere Gäste bewusst erleben und so ihren Beitrag leisten können.

www.zeitzfoundation.org

Ökobilanz – nur eine Frage des Zeitz? Es mag und soll beeindrucken, was die sogenannten Großen dieser Welt bewegen wollen. Und man könnte zu sagen geneigt sein, na ja, dafür habe ich, dafür haben wir in unserem vielleicht eher kleinen Unternehmen ja gar nicht die Mittel. Wie sollen wir für eine bessere Umweltbilanz sorgen? Die zentrale Frage ist, wie Business generell die Welt verbessern kann. Jochen Zeitz hat gemeinsam mit dem britischen Unternehmer Sir Richard Branson die Mission Plan B ins Leben gerufen. Anhand einer Agenda mit zwölf Kernpunkten legen sie dar, was notwendig ist, um Unternehmerschaft, um Business gleichzeitig profitabel und somit interessant wie auch wirkungsvoll für eine bessere Welt einzusetzen. Sie machen deutlich, dass eine bewusste unternehmerische Einstellung und konsequente Verfolgung der Ziele sehr viel bewirken können. Die Plattform www.bteam.org informiert ständig über den Fortschritt, über erreichte Ziele, über inspirierende Umsetzungen in großen wie in kleinen Unternehmen aus aller Welt. Lernen von den anderen, das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.


Photo by Irene Schaur


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Fair oder ökologisch: Immer mehr Händler arbeiten mit dem Thema – wie Kastner & Öhler in Graz.

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Nachhaltigkeit

Think Green Der Markt mit nachhaltiger Mode ist endgültig erwachsen geworden. Immer professioneller und breiter wird das Angebot und allmählich wächst auch das Interesse des klassischen Handels. Höchste Zeit für einen Bewusstseinswandel. Text: Ina Köhler. Fotos: Unternehmen, Lupi Spum

Für die Sommersaison dekorierte Ludwig Beck seine Fenster mit dem Thema Upcycling und liegt damit voll im Trend – grüne Themen sind allgegenwärtig. Auch das Angebot nachhaltiger Mode scheint riesig: Grüne Marken und Labels gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Auf den Messen in Berlin wie der Ethical Trade Show ordern Einkäufer der Handelsschwergewichte wie P&C, Otto oder Zalando. Doch was davon kommt letztlich beim Endverbraucher an? Laut Studien des Markforschungsinstituts GfK liegt der Anteil der Bekleidung mit Ökolabeln bei mageren 3,7 Prozent. Das könnte sich ändern, denn Konsumenten zeigen mehr und mehr Interesse an nachhaltig oder fair produzierter Mode. Doch, wo kann man sie finden? In jedem Supermarkt gibt es mittlerweile klar gekennzeichnete Lebensmittel in Bioqualität. Im Textileinzelhandel dagegen ist alles viel komplexer: Konventionelle Ware hängt neben Biobaumwolle mit Phantasielabeln, eine undurchschaubare Fülle von Zertifikaten erschwert den Überblick. So wird Einkaufen zur Vertrauenssache, der Händler zum Garanten für das gute Gewissen. „Es ist wie auf dem Wochenmarkt“, sagt Renate Hunfeld, die in Düsseldorf seit sechs Jahren den nachhaltigen Store Suburbia führt. „Der Händler garantiert für frische und lokale Zutaten und sorgt dafür, dass sich der Kunde keine Gedanken machen muss.“ Skandale um die weltweiten textilen Produktionsbedingungen befördern diese Tendenz. „Immer

mehr Verbraucher sind sensibilisiert“, meint Bernd Hausmann, Gründer der vier Glore-Stores in Nürnberg, München, Hamburg und Stuttgart, in denen er ökologische und nachhaltige Mode verkauft. „Wenn das ZDF eine Reportage über sandgestrahlte Jeans sendet, fragen die Konsumenten ganz gezielt nach Produktionsbedingungen. Im Anschluss an die Katastrophe in Bangladesch kamen auffällig mehr Kunden in den Laden, die Zugriffsrate im Onlineshop hatte sich sogar verdoppelt.“ Das bestätigt auch Renate Hunfeld: „Die Medien spielen eine wichtige Rolle – viele Konsumenten wollen mehr über die Produkte wissen und sagen auch ganz klar: Wir wollen diese Mode nicht mehr, die unter solchen Bedingungen hergestellt wird.“ Der Markt wächst stetig

Allein in Deutschland gibt es über 60 Läden, die sich auf ökologische oder faire Bekleidung spezialisiert haben, Tendenz steigend. Gerade hat Katharina Partyka ihren zweiten Store Kiss the Inuit in Bonn eröffnet, in Düsseldorf zeigt seit dem Frühjahr Fräulein Bredow ausgewählte nachhaltige Mode. Die Plattform Get Changed listet die Stores nach Städten sortiert auf und zeigt den Konsumenten, wo sie fündig werden können. Auch die Vertikalen schlafen nicht. In ihren Kommunikationskampagnen spielen sie ganz geschickt mit Ökologie und Fairness – C&A präsentiert sich beispielsweise als einer der weltweiten Marktführer bei Biobaumwolle, H&M hat angekündigt, bis

2020 Baumwolle ausschließlich aus nachhaltigen Quellen zu verwenden. Da wird es höchste Zeit für den klassischen Handel, nachzuziehen. Immerhin: Bei einer 2013 durchgeführten Untersuchung des Bonner Einzelhandels durch den Verein Femnet stellten die Initiatoren fest, dass rund 50 von 250 befragten Stores Marken führen, die entweder fair oder ökologisch sind. Wenn, dann muss der klassische Handel ganz bewusst die Nachhaltigkeitskarte spielen. So hat das österreichische Unternehmen Kastner & Öhler im Frühjahr eine eigene Menswear-Fläche mit nachhaltiger Mode geschaffen. Pionier oder Nachzügler? „In meiner Wahrnehmung ist nachhaltige Mode im Mittelstand noch gar nicht richtig angekommen“, meint Sebastian Proft, Geschäftsführer des traditionsreichen Modehändlers Dollinger im Berchtesgadener Land. „Doch wir dürfen uns das Thema nicht von den Vertikalen aus der Hand nehmen lassen.“ Ökologische und faire Mode gehört daher zu einem der drei Fokusthemen des Dollinger-Managements. In der Herbst-/Winter-Saison soll ein Mindestanteil von fünf Prozent innerhalb des Gesamtsortiments erreicht werden. Langfristig will man den Anteil erhöhen. „Es ist natürlich eine Investition und wir müssen sehen, dass wir damit profitabel arbeiten.“ Dollinger bringt Marken wie Ragman, Outfitters of Change, Gardeur und Nudie Jeans auf die Fläche, in der DOB kommen Brands wie People Tree, Racine du Ciel oder Armed Angels zum Einsatz.

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054 SO LÄUFT’S

Nachhaltigkeit

Anders als manche Handelskollegen will Sebastian Proft die Produkte auf der Fläche mischen: „In der Kommunikation werden wir uns eine Kennzeichnung überlegen.“ Gerade bei Trachtenbekleidung, einer Spezialität des Unternehmens, tue sich der Markt aber noch schwer, meint Proft. „Die meisten der sehr kleinen Hersteller sind dafür noch nicht sensibilisiert, obwohl sie zum größten Teil in Südosteuropa produzieren. Aber wir werden in enger Zusammenarbeit mit den Herstellern darauf einwirken, dass man zum Beispiel stärker auf ökologische Materialien setzt.“ Mixen oder separieren?

Längere Erfahrung mit Nachhaltigkeit hat das Wolfsburger Modehaus Hempel. „Wir haben schon 2008 damit angefangen“, so Inhaberin Annette Hempel. „Wichtig bei der Auswahl der Marken ist, dass die Styles zu uns passen. Zu teuer und zu progressiv darf es nicht sein, die Marken sollten professionell geführt sein. Und man muss es als Händler wirklich wollen, die Margen sind oft nicht so hoch.“ In Wolfsburg gibt es Marken wie Good Society, Haikure, K.O.I., Knowledge Cotton Apparel, Lanius, Langerchen, Nudie, Wunderwerk, Umasan oder Format. Zunächst habe man die Labels gemixt. In der aktuellen Saison werden sie nach Farben und Styles zusammengefasst und zudem mit dem Logo „style plus“ innerhalb des Stores zentral platziert. „Ein Hinweis für unsere Kunden, dass es etwas Besonderes ist“, sagt Annette Hempel. Flut von Zertifikaten

Alle Händler beklagen sich einhellig über die Komplexität der Zertifikate – ein Verwirrspiel für Verkäufer und Verbraucher. „Wir arbeiten mit Fair Trade und GOTS“, sagt Annette Hempel. „Natürlich geht es darum, den Zulieferern zu vertrauen. Doch, wenn diese etwas falsch machen, sind auch wir die Leidtragenden.“ Sebastian Proft meint dazu: „Wenn ich mir von der Politik etwas wünschen dürfte, dann sollte sie das bestehende GOTS-Label zum Standard erheben, statt etwas Neues zu entwickeln. Das Geld sollte man lieber investieren, um 414 style in progress

„Wichtig bei der Auswahl der Marken ist für uns, dass die Styles zu uns passen.“ Annette Hempel, Modehaus Hempel

„Wir dürfen uns das Thema nicht von den Vertikalen aus der Hand nehmen lassen.“ Sebastian Proft, Dollinger Mode

„Immer mehr Verbraucher sind sensibilisiert.“ Bernd Hausmann, Glore

„Ich als Einzelhändler stehe in der Pflicht, direkt mit meinen Kunden zu kommunizieren.“ Renate Hunfeld, Suburbia Store

auch kleineren Herstellern die kostenintensive Zertifizierung zu ermöglichen.“ Auch für die „grünen“ Stores sind Kennzeichnungen wichtig: „Für den Kunden ist es einfach eine Sicherheit“, meint Katharina Partyka von Kiss the Inuit. „Zertifikate sind für uns das Kriterium Nummer eins“, bestätigt Bernd Hausmann von Glore. „In meinen Augen ist GOTS das anerkannteste Label.“ Diese Ansicht teilt auch Renate Hunfeld, wägt aber ab: „Bei Endverbrauchern ist es noch nicht bekannt genug. Ich als Einzelhändler stehe in der Pflicht, direkt mit meinen Kunden zu kommunizieren.“ Auf politischer Ebene traf der Vorstoß des deutschen Entwicklungshilfeministers Gerd Müller, ein einheitliches Textilsiegel einzuführen, direkt auf harten Gegenwind: Der Sprecher der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels AVE Jan Eggert bezeichnete die Idee als „völlig realitätsfern“. Argument: Bekleidung würde dadurch für breite Bevölkerungsschichten unerschwinglich. Erstaunlich daran ist, dass bereits viele Händler den Gegenbeweis angetreten haben. Nachhaltigkeit im Handel ist längst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.


SO LÄUFT’S 055

Nachhaltigkeit

„Die Zeit war reif dafür“ Im März 2014 hat das Unternehmen Kastner & Öhler in seinem Grazer Haus eine eigene 70 Quadratmeter große Fläche für nachhaltige Männermode eröffnet. style in progress sprach mit Einkaufsleiter Christian Adelsberger über das neue Konzept bei einem der größten Modehändler Österreichs.

In diesem Frühjahr haben Sie in Graz eine eigene Fläche mit nachhaltiger Mode eröffnet. Welche Idee steckt dahinter?

Die Zeit war reif dafür. Wir hatten es uns schon länger überlegt, aber vor fünf, sechs Jahren kamen die ganzen Nachhaltigkeitslabel noch eher aus der Bioecke, sie haben dementsprechend ausgeschaut und die Qualität hat auch nicht immer gestimmt. Wir wollten diese Fläche für nachhaltige Mode ganz klar mit dem Aspekt Fashion machen. Warum haben Sie Männermode ausgewählt?

Unser Herreneinkäufer Andreas Brandl hat schon ganz lange eine hohe Affinität zu dem Thema. Er hat nur darauf gewartet, bis die Labels so weit waren, und steht mit persönlichem Engagement dahinter. Wir arbeiten zum Beispiel mit Knowledge Cotton Apparel, Armed Angels, Natural World und Outfitters of Change. Hinzu kommen auch andere Labels wie Nudie. Haben Ihre Kunden aktiv nachgefragt oder bieten Sie durch die Nachhaltigkeit einen zusätzlichen Nutzen?

Beides ist richtig – vordergründig ist es eine Add-on-Geschichte, aber die Nachfrage ist in den letzten Jahren von den Konsumenten stark gestiegen. Wobei wir immer noch von nur rund zwei bis drei Prozent der Kunden

sprechen. Es ist ein kleines Pflänzchen, das wir gießen müssen, aber die Möglichkeit besteht, dass daraus ein kleiner Baum wird. Wir wollen Erfahrungen sammeln – für uns ist es auch ein Imagethema, bei dem wir vorangehen müssen.

Wie hat sich die Fläche seit der Eröffnung entwickelt?

Gut – wir liegen nach dem Start sogar über dem ursprünglich geplanten Umsatz. Nach welchen Kriterien haben Sie die Marken ausgesucht?

Die große Schwierigkeit liegt bei den Marken einerseits darin, dass die Produktionsprozesse im Einzelnen recht schwer nachvollziehbar sind. Wir haben uns recht viel Zeit gelassen, um uns dann für Labels zu entscheiden, die wir als glaubwürdig ansehen. Der zweite Aspekt ist der, dass jedes Label einen eigenen Fokus hat – die einen arbeiten mit Fair Trade, die anderen mit Biobaumwolle. Unsere Abteilung heißt Fair – online kann jeder Kunde nachschauen, was sich hinter den einzelnen Labels verbirgt. Es gibt ja eine Fülle von Zertifikaten. Sind diese wichtig für Sie?

Natürlich, aber es ist ein undurchsichtiger Dschungel – es gibt so viele auf dem Markt und es ist für den Einkäufer wie Konsumenten gleichermaßen schwierig, den Überblick zu

Christian Adelsberger setzt sich bei Kastner & Öhler für die neue Fläche Fair ein.

wahren. Für uns haben sich z. B. das Fair-Trade-Siegel und das GOTS-Label herauskristallisiert. Können Sie sich vorstellen, Ihr Konzept auch auf andere Filialen auszuweiten?

Mittelfristig in jedem Fall.

Und was ist mit den Damen?

Wir sind bei den Frauen dran und haben dafür eine kleinere Fläche konzipiert, für die kommende Saison ist das ganz sicher ein Thema.

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056 SO LÄUFT’S

Nachhaltigkeit

Kaffeesatz mit neuem Leben Ecoalf. Das Label Ecoalf des Spaniers Javier Goyenche ist erst seit wenigen Jahren auf dem Markt, hat durch seinen innovativen Ansatz aber schon jede Menge Freunde gewonnen. Gebrauchte Fischernetze, Kaffeesatz oder alte Reifen dienen als Ausgangsmaterial. Daraus entsteht eine modische Upcycling-Kollektion. Die Idee gefällt auch Promis wie Gwyneth Paltrow. Text: Ina Köhler. Fotos: Ecoalf

Wann wurde Ecoalf gegründet und was steckt dahinter?

Javier Goyenche glaubt an Nachhaltigkeit in der Mode. Sein Unternehmen Ecoalf hat er nach seinem Sohn benannt.

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Ecoalf wurde 2009 ins Leben gerufen. Die ursprüngliche Idee war, eine Modemarke zu kreieren, die wirklich nachhaltig ist. Das Konzept entstand aus meiner Frustration heraus, dass einerseits die natürlichen Ressourcen der Welt exzessiv verschwendet werden und andererseits von den industriellen Ländern so viel Müll produziert wird. Es schien mir der richtige Weg, die Ressourcen nicht mehr länger leichtsinnig auszubeuten. Recycling kann eine Lösung sein. Ein Problem allerdings gab es: Als wir nach geeigneten Materialien Ausschau hielten, gab es nur ein sehr beschränktes Angebot und das auch noch in einer schlechten Qualität. Die meisten Materialien enthielten nur einen kleinen Teil recycelter Materialien (15 bis 20 Prozent). Das machte es erforderlich, Partnerschaften mit Fabriken zu entwickeln, die Stoffe, Futter und Zutaten aus recycelten Materialien entwickelten. Wir reisten rund um die Welt, investierten in Research und Design und gründeten damit die Basis von Ecoalf. Mit bahnbrechenden Verfahren wollten wir Kleidung und Accessoires entwickeln, die

komplett aus recycelten Materialien bestehen, die aber nicht danach aussehen sollen.

Und der Name?

Der Name Ecoalf besteht unter anderem aus den Initialen meines Sohns Alfredo. Er symbolisiert damit auch, dass ich an eine neue Generation von Materialien und Produkten glaube. In Ihrem Manifest Tras(h) umanity, das Sie auf Ihrer Website veröffentlicht haben, unterstreichen Sie die Wichtigkeit von neuen Technologien. Inwiefern nutzen Sie diese?

Sowohl innovative Technologien als auch Research und Design sind essenziell für ein Unternehmen wie unseres. Im Augenblick haben wir weltweit elf Allianzen in Ländern wie Taiwan, Korea, Portugal, Mexiko, Japan oder Spanien. Diese erlauben uns, alle notwendigen Elemente zu entwickeln, um mit recycelten Materialien zu arbeiten. Weggeworfene Fischernetze, alte Plastikflaschen, Reifen, Baumwolle und auch Kaffeesatz werden zu Bekleidung, Badeanzügen, Sneakers und Accessoires. Nur durch sehr ausgeklügelte und innovative Prozesse können wir Materialien produzieren, die wir wollen. Was ist Ihre innovativste Technologie?

Vermutlich diejenige, die es uns ermöglicht, aus PET, was ursprünglich in den Weltmeeren schwamm, ein hochwertiges Garn zu entwickeln. PET, das sehr lange Salzwasser und Sonnenlicht ausgesetzt war, hat eine sehr labile Struktur. Aber stellen Sie sich vor – es dauert 600 Jahre, bis sich Plastikflaschen im Ozean abbauen. Wie kommen Sie an Ihr Material?

Wir haben Verträge mit unterschiedlichen Unternehmen. Die gebrauchten Reifen für unsere Linie Signus beispielsweise stammen zu 90 Prozent aus Spanien, die Fischernetze bekommen wir weltweit aus den Häfen. Sind nur Ihre Stoffe recycelt oder auch Details wie Reißverschlüsse oder Knöpfe?


SO LÄUFT’S 057

Nachhaltigkeit

Wir stellen auch die Zutaten wie Bänder, Labels, Schuhbänder aus recycelten Materialien unterschiedlicher Herkunft her. Noch haben wir Probleme, beispielsweise Reißverschlüsse in einer akzeptablen Qualität zu bekommen, das ist eine Ausnahme. Unser Ziel ist jedoch, eine neue Generation von zu 100 Prozent recycelten Produkten zu entwickeln, die den besten konventionellen Produkten in nichts nachstehen. Wie wichtig sind Upcyclingund Recyclingprozesse für die Branche? Sehen Sie darin einen Wachstumsfaktor?

Ich kann es mir ehrlich gesagt in Zukunft nicht anders vorstellen. Manchmal sieht es so aus, dass die Leute so auf diesem Planeten leben, als hätten sie noch einen anderen, auf den sie ziehen können. Wo sitzen Ihre Produzenten?

Wir konfektionieren dort, wo wir auch das Basismaterial produzieren. Wenn wir Altreifen

in Spanien recyceln, produzieren wir die Sandalen in Spanien. Wenn wir die Fischernetze in Korea recyceln, stellen wir die Artikel dort auch her.

Nutzen Sie Zertifikate wie GOTS oder andere nachhaltige Siegel? Wie wichtig sind diese?

Sehr wichtig! Wir arbeiten mit GRS (Global Recycled Standard), Blue Sign und Öko-Tex.

In welchen Ländern sind Konsumenten am meisten für Nachhaltigkeit sensibilisiert?

Aus meiner Perspektive sind es die USA, das ergibt sich daraus, dass 50 Prozent unserer Verkäufe in den US-Markt gehen.

Ich glaube daran, dass der Konsument sich verändert. Konsumenten suchen Unternehmen, die bestimmte Werte repräsentieren, mit denen sie sich identifizieren können. Der Wandel wird über den Verbraucher kommen. Was können Staaten tun, um die Produktionsbedingungen zu verbessern?

In meinem Fall würde es helfen, den Müll besser zu sammeln und zu trennen. In den westlichen Ländern wird nur 40 Prozent des Mülls gesammelt und kann damit recycelt werden! Das sind dramatische Zahlen.

Auf der einen Seite gibt es viele nachhaltige Labels – auf der anderen wachsen Unternehmen wie Primark rasant, die sich nicht darum zu scheren scheinen, Tonnen von Trashmode zu produzieren. Wie wird sich die Modeindustrie innerhalb der nächsten zehn Jahre verändern?

Ecoalf Die 2009 von Javier Goyenche gegründete Marke fokussiert sich auf hochwertiges Upcycling. Aus alten Materialien werden, nach aufwändigen Recyclingprozessen, modische Produkte hergestellt wie Shirts, Jacken, Rucksäcke, Taschen, Schuhe und Swimwear für Männer, Frauen und Kids. Die Marke mit Sitz in Madrid ist mittlerweile auf der ganzen Welt vertreten: von Reyer in Hallein bis Galeries Lafayette in Peking. Ein erster Shop (entwickelt aus 100 Prozent recycelten Materialien) steht in Madrid, zudem sind die Produkte über den eigenen Onlineshop erhältlich. Zahlreiche Kooperationen mit Prominenten machten das spanische Unternehmen schnell bekannt. In Kooperation mit der Website Cool Hunting entwickelte Ecoalf eine Anorak-Edition. Für Goop, die Website von Gwyneth Paltrow, produzierten die Spanier eine Weste plus Rucksack. www.ecoalf.com

Aufwändige Upcyclingprozesse sind notwendig, damit aus Abfallprodukten modische Artikel entstehen können.

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058 SO LÄUFT’S

Nachhaltigkeit

Kann man die Natur besser machen? Super Natural. Ein ehrgeiziger Plan. Naturfasern sind hochgelobt, im Trend, fast schon unumgänglich. Super Natural Europe wagt den Versuch, die Eigenschaften von Naturfasern zu optimieren. Text: Dörte Welti. Fotos: Super Natural

Es ist eine heikle Mission – eine schwere, eine erklärungs­ bedürftige und eine, die erst einmal Stirnrunzeln erzeugt: Reine Merinowolle soll nicht das non plus ultra sein? Thommy Stumpp, Geschäftsführer von Super Natural Europe, macht schlau: „Wenn Sie reine Merinowolle direkt auf der Haut tragen und sich aktiv betätigen, sagen wir mal Bergsteigen oder Skifahren oder so, dann saugt sich die Wolle natürlich mit dem abgesonderten Schweiß voll, wird feucht und schwer, und das feuchte Gefühl bleibt übrig.“ Und es kratzt. Jeder kennt das. Man will ja umweltbewusst sein, will ja Naturfasern tragen, funktionell und vom Schaf erprobte Merinowolle. Aber es juckt. „Eben“, sagt Thommy Stumpp. Wie seine Mitstreiter bei Super Natural Europe kommt er aus der Skiindustrie und war zuletzt unter anderem Geschäftsführer von Rossignol Deutschland. Skitouren liebt das Team, überhaupt aktiv sein und immer auf der Suche nach der optimalen Ausrüstung. Das Touch-and-Feel-Erlebnis

Dann kam vor etwas mehr als

zwei Jahren der Zufall zu Hilfe: Thommy Stumpp lernt jemanden kennen, der von einer neuen Faser spricht. Davon, Merinowolle mit einer intelligenten Kunstfaser zu mischen. „Auf einmal schien es möglich, sozusagen the best of both worlds zu nutzen“, rekapituliert Thommy Stumpp, „alle Vorteile der Natur mit allen Vorteilen der Technik.“ Okay, also ganz neu ist das ja grundsätzlich nicht, Mischgewebe gibt es schon ewig. Was also ist neu? „Die Fasern werden zu je 50 Prozent eingesetzt und miteinander superfein verwoben“, erklärt Stumpp. Nichts ist gecoated, nichts geschichtet. Tragekomfort: super. Dazu trägt dann auch in dem einen oder anderen Teil noch ein Lycra-Anteil bei. Die Einsatzfelder sind unendlich. Super Natural ist einen neuen Weg gegangen. Man hat nicht einfach mit der neuen Faser eine ganze neue Kollektion erstellt und sie stante pede verkaufen wollen, sondern erst einmal zwei Teile produziert, unzählige Samples verschickt und so die Kunden von dem neuen Produkt begeistert und überzeugt. Dann erst ist man hergegangen und hat entworfen, was der Markt

Die besten Trageeigenschaften der Merinowolle kombiniert mit den besten modernen Fasern: die Aktivkollektion Super Natural.

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Thommy Stumpp hat in Super Natural eine Lebensaufgabe gefunden.

tatsächlich braucht. Saison­ unabhängig übrigens, denn, was der Handel und speziell der Sport- und Modefachhandel am meisten sucht, sind optimale Produkte, die das ganze Jahr laufen. Come sunshine, come rain or snow, weg von der reinen Activewear hin zum multifunktionalen Einsatz. Vom Marktbedürfnis zum Produkt

So entstand erst eine lässige Running-Kollektion, dann eine YogaBalance-Linie und schließlich dachte man auch übers Reisen nach. Menschen, die 13 Stunden im Flieger nach Schanghai sitzen, müffeln bei der Landung. In Kleidung von Super Natural nicht. Also gibt es jetzt Reiseoutfits. Und sie kommen an. Die ganze Firma ist Bluesign-Systempartner, ein Qualitätssiegel, das garantieren soll, dass die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig, sozial verträglich, umweltneutral etc. ist. Thommy Stumpp vertraut dem Produzenten, der die vollstufige Produktion in China durchführt, man ist Partner (drei sind es insgesamt), die an das Produkt glauben. Ein Großteil der Merinowolle kommt übrigens aus Neuseeland. Nicht alles, es gibt gar nicht so viele Schafe, wie der Markt behauptet, Wolle von dort zu beziehen. Das wäre übernatürlich. Aber das ist eine andere Geschichte.

Super Natural Europe GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.32387733, office@sn-europe.com, www.sn-supernatural.com



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Feinkost und Fashion Fehlende Frequenz im Laden? Ein mögliches Gegenmittel können kleine Wohlfühlprodukte sein, um das Sortiment zu bereichern. Doch wie setzt man sie in Szene und wie wirken sie glaubhaft im Modegeschäft? Text: Nicoletta Schaper. Illustration: Stefanie Hilgarth@Caroline Seidler. Fotos: Gesprächspartner

Im Geschäft von Nicole Mohrmann liegen modische Taschen, Schuhe, eine Schale mit Haarschmuck auf dem urigen Holztisch. Daneben Servietten mit neongrünen Palmen darauf, bunte Kleberollen, um Geschenke zu verpacken, und Nackenkissen, die die Reise im Flugzeug angenehmer machen. Passt nicht zur Mode, zu den Jeans von AG Adriano Goldschmied, den Kleidern von Vanessa Bruno oder Semi Couture? Für StoreInhaberin Nicole Mohrmann auf jeden Fall schon – und für ihre Kunden auch. Mischkonzept

Nicole Mohrmann führt zwei Modeläden in München, den einen seit 13 Jahren in den Fünf Höfen in der Innenstadt, den zweiten in Haidhausen. Auch der Onlineshop nicolemohrmann. com gehört zum florierenden Konzept. „Ich bin viel unterwegs und sehe überall die gleichen langweiligen Einkaufszonen mit Ketten und Filialisten“, sagt sie. „Man muss seine Lücke finden und etwas anderes bieten.“ Nicole Mohrmann kommt aus dem klassischen Einzelhandel, arbeitete bei Theresa, Linette, Fischer in Stuttgart. Als sie sich vor 13 Jahren mit dem Laden in den Fünf Höfen selbstständig machte, war es für sie Zeit für etwas Eigenes – auch mit eigener Handschrift, heute wichtiger denn je. Dafür reist die Unternehmerin viel, in die USA, nach Indien, Argentinien. Sie bringt immer etwas mit, womit sie ihr Sortiment bereichern kann. Zum Beispiel Buntstifte aus Argentinien, Taschen aus Indien. ElektroGimmicks wie zum Beispiel ganz kleine Kameras, die sich unkompliziert an den Computer anschließen lassen. Alles kleine Besonderheiten, die zu einer Entdeckungsreise einladen – und die man nicht überall bekommt. 414 style in progress

Querdenken

Der Concept-Store-Gedanke ist nicht neu. Wer nach Mode sucht, hat auch ein Auge für vieles andere, was das Leben schöner macht. Wie eben Wohlfühlprodukte, die die Sinne ansprechen und die zu entdecken einfach Spaß machen. Dass der Mix verschiedener Bereiche durchaus inspirierend sein kann, zeigen beispielsweise Magazine wie Couch, Flair und Instyle und Messen wie die Premium Berlin. „Im immer schwieriger werdenden Markt muss der stationäre Handel die Bedürfnisse seiner Kunden kennen und sein Portfolio ständig aktualisieren und entsprechend anpassen“, sagt Anita Tillmann, Geschäftsführerin der Premium Exhibitions. „Im besten Fall findet der Kunde im Sortiment einen Mix aus den aktuellsten Designerkollektionen, kombiniert mit Schuhen, Accessoires sowie Lifestyleprodukten und Gadgets, die den aktuellen Zeitgeist widerspiegeln. Das ist genau das, was wir dem Handel auf der Premium präsentieren: ein Fashion-Portfolio, ergänzt durch Düfte, CDs, Magazine und Bücher, Kerzen sowie beispielsweise iPhone-Cases und Kopfhörer.“ Auch auf der Show & Order wird Mode plus Non-Fashion präsentiert; mit Decken und Plaids von Zoeppritz since 1828, Duftkerzen von Ancini, Lampen und Schalen von Ludwig Schröder. „Unsere Besucher interessieren sich nicht nur für Mode, sondern für sämtliche Lifestylethemen“, sagt Messechefin Verena Malta. „Wir möchten unseren Händlern Möglichkeiten aufzeigen, ihr Shopkonzept zu erweitern und somit dem Kun-

den ein branchenübergreifendes Sortiment anzubieten.“ Das erspart dem Händler möglicherweise Zeit, der so nicht auf weiteren Messen suchen muss. Auch Dieter Ebling denkt über den Tellerrand hinaus. Er ist Vertriebsprofi und arbeitete unter anderem für Replay, Phard, Anna Rita N und Rockstars & Angels. Heute baut er den europaweiten Vertrieb für die Emporium GmbH auf, eine Firma für Lizenzprodukte im Beautybereich wie die Düfte der französischen Firma Novae Plus Paris – nicht nur über die klassischen Kanäle, sondern auch in der Modebranche, wofür ihm seine Kontakte von Nutzen sind. „Ich bin ein Querdenker“, so Ebling. „Ich bin überzeugt, dass ein Duft auch in Modeläden funktionieren kann.“ Bislang bekommt er viel positive Resonanz, wenn er die Düfte von Novae Plus Paris bei Modehändlern vorstellt. „Viele erkennen den Vorteil, dass sie sich mit einer Sortimentserweiterung wie dieser von den anderen zwei Händlern in der Stadt abgrenzen, die ein sehr ähnliches Sortiment haben“, so Dieter Ebling. Um den Mix zu testen, stellt er den Händlern ausgewählte Düfte auf Kommission zur Verfügung, auf Wunsch auch mit Präsentationsschrank, denn ihm ist wichtig, Service zu bieten und es seinen Modekunden so einfach wie möglich zu machen. „Zwar sind die Kalkulationen für eine Duftkerze oder ein Parfüm geringer als in der Mode, sodass sich vielleicht nicht groß der Umsatz erhöht“, räumt Dieter Ebling ein. „Aber dafür verliert der Duft nicht schon nach einer Saison an Wert.“ Genießerkonzept

Viele Kunden betreten einen Laden erst gar nicht, weil sie vielleicht kein teures Kleidungsstück kaufen möchten. Vielleicht aber


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doch, wenn sie sich von der Reiselektüre oder dem Kürbiskernöl im Schaufenster angesprochen fühlen. So kann sich durchaus ein anregendes Gespräch entwickeln. Diese Erfahrung haben Thomas und Annette Wartner oft gemacht. Mit ihren zwei Stores Stulz Mode: Genuss: Leben im deutschen WaldshutTiengen nahe der schweizerischen Grenze verfolgen sie seit sechs Jahren ein besonderes Konzept. So gibt es neben der Mode – im Herrenladen mit Marken wie Hackett London, Handstich, Boglioli und im Damenladen mit Max Mara Weekend, Thomas Rath Trousers und Caliban – besondere Hoteltipps im Kundenmagazin sowie last but not least eine Topauswahl kulinarischer Köstlichkeiten. „Anfangs wurden wir komisch angeguckt, aber mittlerweile hat sich unser Genießerkonzept absolut etabliert“, sagt Thomas Wartner. „Die Leute spüren, dass das unsere Leidenschaft ist und dass es uns unglaublich viel Spaß macht.“ Dazu lassen sich Geschichten erzählen. Über den Grappa, der vor 20 Jahren im Barriquefass eingelagert wurde und nun von dem Sohn, der das badische Weingut übernommen hat, auf den Markt gebracht wird. Über die Fruchtaufstriche von Marge Ziegler, einer ehemaligen Stewardess aus Hamburg, die sich auf ihren vielen Fernreisen nicht mit der Allerweltsmarmelade in den Hotels zufrieden geben wollte und seitdem mit ihrer Manufaktur auf Hausgemachtes setzt. Thomas Wartner: „Wenn eine tolle Story dahintersteckt, wenn Herzblut dabei ist, können wir das an unsere Kunden weitergeben.“ Wie sich das inszenieren lässt? Bei Stulz ist jeder Samstag Genießertag mit Verkostungen an der Bar im Geschäft, wo zum Beispiel verschiedene Pestos probiert werden können. „Die Kunden lieben das, sie fragen nach, was wir uns für das nächstes Mal einfallen lassen werden“, so Wartner. Auch Kochkurse sind ab Herbst geplant. Mancher Kunde kauft auch mal den

Dieter Ebling, Vertrieb Emporium GmbH: „Heute muss ein Modehändler in seinem Angebot besonders sein, damit er nicht austauschbar ist.“

Anita Tillmann, Inhaberin und Geschäftsführerin Premium Exhibitions und Station-Berlin: „Mit NonFashion kann sich der Händler das Alleinstellungsmerkmal und den oft ausschlaggebenden Vorsprung vor dem Mitbewerber erarbeiten.“ ©Juergen Schabes

Verena Malta, Geschäftsführerin Show & Order: „Mit ausgefallenen Interior-Accessoires im Angebot kann der Händler seinen Fashion-Store interessanter gestalten und ein breites Publikum ansprechen.“

Thomas Wartner, Geschäftsführer Stulz Mode: Genuss: Leben: „Wenn eine tolle Story dahintersteckt, wenn Herzblut dabei ist, können wir das an unsere Kunden weitergeben.“

Nicole Mohrmann, Geschäftsführerin von Mohrmann Basics: „Viele Händler setzten auf Armbänder und Schals. Die Kunst liegt darin, nicht den Mainstream zu kaufen.“

Edelbrand von Rochelt, wenn er vielleicht nichts zum Anziehen gefunden hat und sich dennoch etwas Gutes tun möchte. Die beste Zeit, um mit Non-Fashion Umsatz zu machen, ist für die Wartners die Vorweihnachtszeit, wenn die Kunden nach besonderen Geschenkideen suchen. So auch bei Nicole Mohrmann. „Manche meiner Kunden kommen das ganze Jahr über nicht, nur einmal zu Weihnachten“, sagt Nicole Mohrmann. Dort decken sie sich mit weihnachtlicher Deko ein, die alles andere als klassisch ist, zum Beispiel Baumschmuck in Form eines Buddhakopfs, eines Oktopus oder der winkenden Hello Kitty. Besonders viel ist bei dem Weihnachtsevent los, der zu einer Institution geworden ist, weil sich Nicole Mohrmann immer etwas Besonderes einfallen lässt. So waren im letzten Jahr die drei Macherinnen einer New Yorker Papeterie vor Ort, die den Kunden live ihr eigenes Briefpapier bedruckt haben, handgemacht und individuell. Ein schönes Statement gegen Massenware. Glaubwürdig aus Überzeugung

Wird Non-Fashion neben der Mode gut in Szene gesetzt, kann es zurückfließen. So können auch die Modeumsätze mit spannenden Wohlfühlprodukten angekurbelt werden, die weder bei Douglas noch bei Rewe oder Aldi zu finden sind. Dann kann die Auswahl so verstanden werden, wie sie gemeint ist: als persönliche Empfehlung des Ladenbetreibers an seine Kunden. Schlussendlich kann die Duftkerze, der handverlesene Tee oder die Rasierseife im Schmelztiegel zur Mode kein Allheilmittel für mehr Frequenz und Umsatz sein, allerdings eine Chance. Voraussetzung für Glaubwürdigkeit ist, dass die Ware zur Philosophie des Ladeninhabers passt. „Es macht keinen Sinn, wenn man Feinkost mit Mode anbietet, nur weil es vielleicht gerade up to date ist“, sagt Thomas Wartner. „Viel wichtiger ist, ob ich als Händler das auch gern mache. Denn, nur wenn ich voll und ganz dahinterstehe, strahle ich das auch aus und kann meine Kunden begeistern.“

www.emporiumgmbh.de, www.nicolemohrmann.com, www.premiumexhibitions.com, www.showandorder.de, www.stulz-mode.de

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Nicht immer alles schwarz sehen! 064 SO LÄUFT’S

Warum Schuhsortimente Mut verdienen.

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Sind Schuheinkäufer Kreativitätsbremsen? Das Gros der Konsumenten bekommt all die schönen ausgefallenen Modelle, die sich Schuhdesigner einfallen lassen, niemals zu Gesicht. Fast scheint es, als sei es online leichter, besondere Produkte zu vermarkten. Text: Ina Köhler. Illustration: Graham Wiseman. Fotos: Gesprächspartner

Da steht er, das Objekt der Begierde: Ein Schuh, der in der Salzburger Getreidegasse eigentlich gar nicht stehen dürfte. Ohne Sohle, ohne Verschluss – ein kleines Kunstwerk und damit möglicherweise nicht so leicht verkäuflich. Dennoch hat der Schuh des Londoner Architekten Julian Hakes den Weg in den Handel gefunden. Die Geschichte dazu geht so: Der Brite Hakes entwickelt einen Schuh-Prototypen, der eher den Gesetzen der Architektur als der klassischen Schuhmode gehorcht. Er verteilt die Stützlasten auf Ballen und Ferse – spektakulär und schön, aber so gar nicht kommerziell. Hakes veröffentlicht Zeichnungen im Netz. Als nächsten Schritt stattet er Designer der London Fashion Week mit seinen Prototypen aus. Die Konsumenten und Presse posten begeisterte Kommentare. Heute gibt es das Modell Mojito in allen möglichen Farben und Oberflächen und der Designer

wurde von der Draper’s Footwear mit einem Preis ausgezeichnet. Der Einkäufer als Verhinderer

Jenseits aller medialen Begeisterung – normal ist es nicht, dass es solche Produkte in den Handel schaffen. Nur zu oft ist der Einkäufer das Nadelöhr, durch das neue Produkte durch müssen. Doch Hakes fand einen Partner, der an ihn glaubte: „Julian Hakes bietet ein interessantes, neues Produkt, das es in der Form noch nie auf dem Markt gegeben hat“, meint Stephan Krug, Managing Director von Highline United und Vertriebspartner. „Highline United war von der Idee überzeugt und beschloss, dieses spannende Projekt zu realisieren und gemeinsam diesen exklusiven Schuh den Endverbrauchern zugänglich zu machen.“ Nach seinen Erfahrungen war es auch gar nicht so schwer, damit den stationären Handel zu begeistern. „Progressive Facheinzelhändler haben von Anfang an das Alleinstellungsmerkmal von Julian Hakes Mojito-Schuh erkannt und diesen sofort in ihr Programm aufgenommen.“ Kreatives Design = unverkäuflich?

Erfahrungen mit ungewöhnlichen Modellen hat auch Ilya Morgan von Deluxe Distribution mit der Schuhmarke United Nude gemacht: Sie wurde ursprünglich durch die ausgefallenen Modelle Möbius oder Eamz von Gründer Rem D. Koolhaas bekannt. „Wir haben ein ikonisches Produktdesign,

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„Progressive Facheinzelhändler haben von Anfang an das Alleinstellungsmerkmal von Julian Hakes Mojito-Schuh erkannt.“ Stephan Krug, Highline United

„Das Schuh­ design von United Nude spaltet die Geister – die einen lieben es, die anderen können gar nichts damit anfangen.“ Ilya Morgan, Deluxe Distribution

„In Deutschland verkaufen wir die Kollektion noch nicht in der gleichen breiten Auswahl wie beispielsweise in den Niederlanden und Belgien.“ Pepijn van Bommel, Floris van Bommel

arbeiten auch immer wieder mit anderen Designern wie Iris van Herpen zusammen“, erzählt Ilya Morgan. „Das Schuhdesign spaltet die Geister – die einen lieben es, die anderen können gar nichts damit anfangen.“ Doch die Kunden seien mutiger als er erwartet habe. Das gelte insbesondere für den Onlinehandel wie Zalando: „Die Einkäufer mögen das Produkt und tragen es selbst. Und es werden dort die wirklich ausgefallenen Modelle angeboten.“ Aber auch stationär habe man hochwertige Kunden, die auf besonderes Design setzen, wie Galeries Lafayette, KaDeWe oder The Corner. Seit einem Jahr allerdings hat sich United Nude strategisch anders aufgestellt. Um eine breitere Käuferschicht anzusprechen, bietet die Marke auch kommerziellere Modelle an. Kompromiss oder notwendige Entscheidung, um die Einkäufer zu überzeugen? Schöne neue Warenwelt

Wirft man einen flüchtigen Blick auf die Warenwelt im Internet, scheint dort der Konsument zu414 style in progress

nächst mehr Auswahl zu haben: alle Farben und Formen von brav bis super extravagant. Leider sind es nur zu oft Fotos, hinter denen kein reales Angebot steht. Und sind Einkäufer für Onlineshops wirklich mutiger? „Internationale Shops müssen für diverse Märkte einkaufen, da sieht das Angebot automatisch größer aus, weil sie verschiedene Länder bedienen“, meint Lars Fischer von Moderaum Fischer, der die Marke Fratelli Rossetti vertritt. „Ob wirklich große Stückzahlen in Einzelmodellen realisiert werden, ist dann die Frage.“ Eine ähnliche Ansicht teilt Kurt Denkstein, der mit seiner gleichnamigen Agentur Brands wie Pretty Ballerinas oder Mascaró vertreibt. „Man muss bedenken, dass im Internet oft nicht alles erhältlich ist, was abgebildet ist. Die Vielfalt des Onlineangebots kann das Interesse des Käufers wecken und fördert möglicherweise seine Lust, in den Einzelhandel zu gehen und zu schauen, ob er dort das Produkt findet.“ Zudem gebe es online oft nur wenige Modelle vom jeweiligen Schuh. „Das

Erfolgsrezept für den stationären Schuhfachhandel liegt darin, ein Produkt in der Tiefe anzubieten, nicht nur in der Breite; das können wir im Vertrieb steuern“, argumentiert Denkstein. Vernetzung der Vertriebs­ formen

Handelsunternehmen, die zweigleisig unterwegs sind, müssen sich strategisch gut aufstellen. Die Kunst liege darin, die Ware offline und online aufeinander abzustimmen – so sieht man es zumindest bei der Grazer Leder & Schuh AG. „Alles, was im Laden verfügbar ist, sollte auch online verfügbar sein und umgekehrt“, so Heinzpeter Mandl, Mitglied des Vorstandes. „Wir könnten das Sortiment auf der Website gemeinsam mit Lieferanten durch Drop-Shipments erweitern (Der Partner hält Lager und macht Versand), das ist derzeit aber nicht Schwerpunkt unserer Aktivitäten.“ Beim Drop-Shipment stellen Lieferanten dem Handelspartner lediglich Produktbilder für dessen Shop zur Verfügung:

Das Risiko trägt die Marke und nicht mehr der Händler – und den Konsumenten wird so eine fast unendliche Bandbreite des Sortiments suggeriert. „Online haben sie die Möglichkeit, mehr zu experimentieren und zu zeigen, welch breites Angebot sie haben. Zudem können sie Frequenz erzeugen, unabhängig von Öffnungszeiten“, so Mandl. Aber trotz aller Begeisterung für das digitale Geschäft, plädiert er für einen kompetenten Einkauf, der weiß, für welchen Kunden er welches Produkt einkauft. „Wenn man ein riesiges Lager auf der grünen Wiese hätte, könnte man theoretisch online das Angebot in der Breite unendlich ausbauen. Stationär muss ich aufgrund begrenzter Fläche und Stellplätze viel stärker fokussieren und entscheiden, in welche Sortimentsbausteine ich stärker investieren will. Und schließlich geht es noch um die Frage des filialisierten Handels, in welchem Filialkreis ich welches Sortiment anbiete“, so Mandl. Eine knifflige Frage: Die 360 Filialen der Leder & Schuh AG mit den


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„Der stationäre Schuhfachhandel braucht Tiefe, nicht nur Breite!“ Kurt Denkstein, Agentur Denkstein

„Wir achten bei uns im Einkauf immer darauf, dass wir eine Geschichte erzählen. Der Kunde sollte im besten Fall emotional berührt und überrascht werden.“ Rebecca Herkenrath, Herkenrath 1873

„Alles, was im Laden verfügbar ist, sollte auch online verfügbar sein und umgekehrt.“ Heinzpeter Mandl, Leder & Schuh AG

Shopkonzepten Corti, Humanic, Dominici, Stiefelkönig oder Shoe4You sind in zehn europäischen Ländern vertreten. Zu den Standorten gehören einerseits Toplagen wie die Kölner Schildergasse oder die Wiener Mariahilfer Straße, aber auch kleinere Städte wie Wels, Dornbirn oder Mönchengladbach. Kopf und Bauch

Emotion ist das Schlüsselelement, das im Zusammenhang mit dem Einkauf immer wieder fällt. Auch für Rebecca Herkenrath, Einkäuferin der hochwertigen Multibrand-Schuh-Stores Herkenrath 1873 in Köln und Düsseldorf, ist der Einkauf ganz klar eine Frage des Bauchgefühls. „Gerade bei neuen Produkten setze ich ganz stark darauf, ob mich das Produkt auch emotional anspricht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss natürlich stimmen.“ Ähnlich sieht es Heinzpeter Mandl, der im Einkauf die Bauchentscheidung trotz aller Vorgaben als essenziell ansieht: „Der Einkäufer muss einen ausgewogenen Mix leisten

zwischen Bauchentscheidung und vorgegebenen Strukturen in Bezug auf Faktoren wie Preis, Marken, Lieferanten und Filialen.“ Auch neue Labels im Sortiment müssten sich durch ein attraktives Produkt auszeichnen. Eine bekannte starke Marke würde dies noch fördern. Doch viele Einkäufer wählen vermeintlich sichere Modelle. „Etwas mehr Risikobereitschaft wäre schön. Ein Beispiel ist dieser Schuh hier“, erzählt Lars Fischer am Messestand von Fratelli Rossetti. Jeder schaut sich das bunte, bestickte Modell an, kaum einer ordert es. Ich zeige es trotzdem, damit ich letztlich die Farben Braun oder Schwarz verkaufen kann.“ Das Konsumentenverhalten im Onlinehandel unterstützt diese konservative Einkaufssicht: „Der bestverkaufte Schuh bei uns im Netz ist der schwarze Ballerina“, so Kurt Denkstein über seine Produkte. Das beeinflusst natürlich den Einkauf: „Die Leute haben oft Angst davor, etwas zu probieren, daher konzentrieren sie sich auf vermeintlich sichere Modelle“, glaubt Lars

Fischer. „Im Resultat sehe ich von Flensburg bis zum Bodensee das gleiche Warenbild.“ Doch letztlich steckt im Sortiment das Potenzial, sich abzuheben. „Es kommt immer auf den Einkäufer an“, sagt Rebecca Herkenrath. „Ich habe schon oft erlebt, dass zwei Einkäufer zur gleichen Zeit im Showroom der gleichen Marke waren und dann sehr unterschiedliche Ergebnisse im Fenster und im Store standen.“ Storytelling und Individualität

Dass dabei wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle spielen, ist selbstverständlich. Die Marken haben ein Interesse daran, ihre Kunden so zu beraten, dass die Produkte auch verkäuflich sind. „In Deutschland verkaufen wir die Kollektion noch nicht in der gleichen breiten Auswahl wie beispielsweise in den Niederlanden und Belgien“, so Pepijn van Bommel, Commercial Director von Floris van Bommel. Das heißt, dass das durchschnittliche Warenbild nicht so extravagant wie in den Nachbarländern ist.

„Uns ist wichtig, dass ein Einzelhändler nicht nur ausgefallene Styles einkauft, sondern einen guten Mix aus kommerziellen und sehr avantgardistischen Modellen, schließlich geht es ums Geschäft.“ Dennoch: Gerade in Zeiten vergleichbarer Sortimente sind Emotionalität, Storytelling und Individualität im Einkauf Schlüsselthemen, dem Einkäufer wünscht man zuweilen mehr Mut. „Wir achten bei uns im Einkauf immer darauf, dass wir eine Geschichte erzählen. Der Kunde sollte im besten Fall emotional berührt und überrascht werden“, so Rebecca Herkenrath. „Wenn er nur das Erwartbare sieht, wirkt es schnell langweilig. Deshalb ist es auch so wichtig, individuell einzukaufen. Wir gewichten sogar unser Sortiment in Köln und Düsseldorf anders – der Kunde honoriert das.“

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Wachstumsschmerzen Das Kleiderlabel Liebig lässt die Kollektion ruhen und auch die Gründer von Firma Berlin haben im April entschieden, nach 17 Jahren ganz aufzuhören. Beispiele wie diese spiegeln den Druck im Markt wider und werfen die Frage auf, ob und auf welche Weise ein eigenständiges Modelabel langfristig Erfolg haben kann. Text: Nicoletta Schaper. Illustration: Esther Gebauer@Caroline Seidler. Fotos: Marken

„Independent ohne Investor gibt es eigentlich nicht, sonst bleibt ein Jungdesigner klein wie der Bäcker an der Ecke“, sagt Volker Tietgens. Seit 2008 ist der Privatinvestor zu 40 Prozent bei Kaviar Gauche beteiligt, die Michalsky Holding gehört ihm zur Hälfte. „Ich habe mich sofort in die elegischen Kleider von Kaviar Gauche verliebt“, so Tietgens. „Kaviar Gauche ist ein kleines, strahlendes Label, das aufgrund seiner Struktur mit relativ wenig finanzieller Unterstützung super funktioniert und in kleinen Schritten wächst. Michael Michalsky hat mit seiner bereits absolvierten Designerkarriere bei Adidas und Levi’s einen ganz anderen Hintergrund als die meisten Designer, und gerade diesen Businessansatz finde ich interessant.“ Heute stützt sich das Unternehmen Michalsky auf drei Säulen; zur Männer- und Frauenkollektion kommt das Lizenzgeschäft sowie Designprojekte, die Michael Michalsky über die Agentur Michalsky designLab verwirklicht. „Was die Lizenzen und Designprojekte betrifft, haben wir den Break-even erreicht“, so Tietgens, der auch zweiter Geschäftsführer bei Michalsky ist. „Mit der Modekollektion dauert es wohl noch ein paar Jahre. Mein großes Learning war, dass die Branche so langsam ist. Ein Händler sieht sich die Kollektion erst mehrere Saisons an, bevor er entscheidet, dafür eine bereits eingeführte Marke aus dem Sortiment zu nehmen.“ Bislang hat Michalsky 100 Verkaufspunkte im deutschsprachigen Markt erreicht, für Tietgens ist damit das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. „Die Presse sagt uns oft, wir sollen in Paris zeigen, um Erfolg zu haben. Ich sehe das nicht so. Unser Heimatmarkt ist groß genug und zunächst gilt es für uns, den Erfolg hier auszubauen.“ Allerdings kommt der Strukturwandel erschwerend hinzu, weiß Volker Tietgens. „Designerlabel haben es schon schwerer, in den Markt zu kommen, weil die Vertikalen zunehmend die Kompetenz der unabhängigen

Multibrand-Händler angreifen.“ Deshalb gilt es für Michalsky auch auf Big Player wie Zalando im Onlinemarkt zu setzen. „Der Marktimpact hilft auch dem stationären Händler“, so Tietgens. „Die Zeiten des allzu vorsichtig selektiven Vertriebs sind vorbei.“ Cleverer Coup

Olivia Pflugfelder-Jünger und Sandra Liermann hatten weniger Glück bei der Suche nach einem finanzstarken Partner. Dabei ließ sich ihr Start mit Liebig ausnehmend gut an. 2008, als das Thema Kleider nahezu ausschließlich von Diane von Fürstenberg besetzt war, ließen die beiden unkomplizierte Tageskleider aus Seide nähen, um sie an Freundinnen und Presse zu verteilen. Der Coup gelang, die Begeisterung war groß. Mit den Vertriebsagenturen Kappler und Baessler und der Messepräsenz auf der Premium wurden top Handelskunden von 14 oz. über Anita Hass, Lodenfrey bis hin zu Off & Co gewonnen. Und die Kollektion war mit 25 Kleidern pro Saison auf dem Punkt. „Natürlich wurde von uns eine stetige Weiterentwicklung erwartet“, so Olivia Pflugfelder-Jünger. „Die Kollektion wurde größer, zumal wir vermehrt auf Meinung und Wünsche der Händler eingegangen sind.“ Neue Materialien wie Viskose oder Samt wurden ausprobiert und dann wiederum vom Handel nur bedingt angenommen. „Als kleines Label, das von den Produzenten immer als letztes bedient wird, ist es nicht einfach, vier Kollektionen im Jahr zu stemmen, teilweise kommt man kaum zum Luft holen.“ Gleichzeitig wuchs der finanzielle Druck bei größeren Stückzahlen. Olivia PflugfelderJünger: „Man finanziert jede Saison sechs bis sieben Monate vor, zahlt die Stoffe zu mindestens 50 Prozent im Voraus und wenn die Order beim Produzenten platziert wird, liegt am nächsten Tag oft schon die Rechnung auf dem Schreibtisch.“ Dazu kommen die Probleme der Händler. „Teilweise wird erwartet, dass wir nicht verkaufte Artikel am Ende der Saison einfach zurücknehmen

und gutschreiben. Außerdem werden zunächst oft die großen Stammlieferanten bezahlt und zum Schluss erst die kleineren Marken.“ Im vergangenen Oktober fehlte das Geld, um die Saison Frühjahr/Sommer 2014 zu finanzieren. Nachdem die Verhandlungen mit einem potenziellen Partner scheiterten, beschlossen Sandra Liermann und Olivia Pflugfelder-Jünger, Liebig ruhen zu lassen, um das Set-up neu zu überdenken. Startgeld

Von den Banken bekommt heute nur Unterstützung, wer Sicherheiten bieten kann. Dabei muss die nächste Saison vorfinanziert werden, für die Kleinunternehmern schnell der finanzielle Puffer fehlt. Carl Tillessen und Daniela Biesenbach konnten sich zu Beginn von Firma über mehrfache Auszeichnungen freuen, darunter 2001 den Best International Designer Award vom Deutschen Herrenmodeinstitut, 2003 die „Goldene Nase“ als Auszeichnung der Modepresse. 2006, mit Einführung der Damenkollektion, wurde ihnen der Electrolux Fashion Award für die beste Kollektion der Prêt-àPorter Paris verliehen. Doch die oft damit verbundenen Preisgelder sind für junge Designlabels eher der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. „Die finanzielle Unterstützung gibt es meist für die Debütkollektion, doch zu diesem Zeitpunkt ist ein Label meilenweit davon entfernt, tragfähig zu sein“, sagt Carl Tillessen. „Meist fehlt die Nach-

Carl Tillessen, Geschäftsführer Firma Berlin: „Uns ist nicht das Geld ausgegangen. Wir sehen nur für uns keinen Weg mehr.“ style in progress 414


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Marktlücke getroffen: Cashmere-Mützen von Warm-Me.

Thomas Brugger, Geschäfts­ führer Warm-me: „Wir haben die richtige Nische für uns besetzt, einzigartige Produkte gehen immer. Außerdem profitieren wir von unserer Kernkompetenz Vertrieb, die wir mit Designkompetenz ergänzt haben.“

Norbert Reipert, Geschäfts­ führer Villa Gaia: „Wir brauchen Vielfalt im Handel. Und dazu ist die Mentorenschaft dringend nötig.“

haltigkeit in der Unterstützung, so klafft eine Lücke zwischen Starthilfe und Tragfähigkeit.“ Zuletzt hatte Firma 60 Kunden weltweit. „In der letzten Saison hatten wir ein überwältigend positives Feedback. Aber gerade diese Rückmeldung unserer Händler, alles richtig gemacht zu haben und dennoch wirtschaftlich keinen Millimeter vorangekommen zu sein, war für uns das Signal, aufzuhören“, beschreibt Tillessen. „Für jeden Neukunden gab ein anderer Kunde sein Geschäft auf, gleichzeitig haben die bestehenden Händler ihr Gesamtbudget geschrumpft. Deshalb sind wir stagniert.“ Nische und Netzwerk

Was sich andere an Vertriebsstruktur erst mühsam aufbauen müssen, legte für das Label Warm-Me den Grundstein. Als Christian und Iris Obojes, Inhaber der Agentur Room with a view, auf der Suche für ein Premiummützenlabel keines 414 style in progress

Der Markenkern von Villa Gaia ist Cashmere-Strick, der auf Handstrickmaschinen gefertigt wird.

fanden, hoben sie es kurzerhand selbst aus der Taufe. Auf der Premium 2011 präsentierten sie Cashmere-Mützen mit dem Namen Warm-Me, die von 50 Kunden vom Fleck weg geordert wurden. Zum einen, weil das innovative Produkt punktgenau die Marktlücke getroffen hatte. Zum anderen, weil das Agenturnetzwerk dem Label sehr zugute kam – und die Händler Christian Obojes Vertrauen entgegenbringen. „Warm-Me hat sich prächtig entwickelt“, bestätigt Geschäftsführer Thomas Brugger. „Wir verkaufen 10.000 Mützen pro Jahr an jetzt 260 Kunden weltweit und wachsen immer weiter.“ Ebenso profitiert Warm-Me davon, ein unkompliziertes Produkt ohne Passformprobleme zu sein, und davon, dass sich jeder auf seine Stärken konzentrieren kann. „Die Schlüsselpositionen sind mit fünf Personen gut besetzt“, so Thomas Brugger, der für den finanziellen Part zuständig ist.

Anfangs stützte das kleine Label die für Importlabels der Agentur gegründete Issue Modehandel GmbH. Im Mai 2013 wurde die Warm-Me GmbH gegründet und hat bereits einen kleinen Gewinn erwirtschaftet. „Jetzt wollen wir auch im Ausland wachsen. Die schwindende Zahlungsmoral mancher Händler merken wir schon, da ist es wichtig, mit anderen Märkten ausgleichen zu können.“ Auch online gilt es auszubauen, fügt Thomas Brugger hinzu. „Ich sehe keine Gefahr, dass das Label zu oft im Netz auftauchen könnte, allein aufgrund unserer gehobenen Preisstruktur zwischen 130 und 250 Euro VK.“ Nach vertikalem Vorbild

Norbert Reipert und Simone Zick von Villa Gaia animieren die Handelskunden ebenfalls, ihre 1993 gegründete Kollektion auch online zu verkaufen. Erst wuchs das Label über den privaten Kundenstamm, seit


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Unkomplizierte Seidenkleider standen im Fokus der Kollektion Liebig.

2003 ist Villa Gaia regelmäßig auf der Premium präsent und wächst seither pro Saison durchschnittlich um 40 Prozent. „Unser Wachstum erstaunt uns, zumal es der Branche ja nicht so gut geht“, so Norbert Reipert. „Die Banken finanzieren die Vororder der Händler nicht mehr, weil sie selbst unter Druck stehen. Außerdem führt die Niedrigzinspolitik dazu, dass die Immobilienmietpreise in 1-a-Lage durch die Decke gehen, sodass sie von unabhängigen Multibrand-Händlern schwer zu bezahlen sind.“ Dennoch geht die Strategie von Villa Gaia auf. Der Markenkern sind CashmereTeile, die auf der Handstrickmaschine gefertigt werden. Die Stärke ist, auf Maß stricken zu können – und flexibler zu sein, als das viele Großlieferanten können. So müssen sich die Handelskunden nicht lang im Vorfeld festlegen, sondern können kurzfristig Ware nachziehen, zumal in Europa und damit nah

Die Mode ist die dritte Säule der Michalsky Holding, neben den Lizenzen und Designprojekten des bekannten Designers.

am PoS produziert wird. Auf diese Weise konnte Villa Gaia den durchschnittlichen Umsatz auf 10.000 Euro pro Händler erhöhen. Großen Erfolg hat das 50 Mitarbeiter starke Unternehmen auch vertikal, mit zwei eigenen Läden in Prien am Chiemsee und in Rosenheim. „Damit erwirtschaften wir 25 Prozent unseres Gesamtumsatzes“, sagt Norbert Reipert. „Wir haben Erfolg, weil wir uns kümmern und ganz genau hinschauen.“ Doch selbst bei Erfolg bleiben Fehler und Pannen nicht aus. Ein Villa Gaia Laden in Hamburg in falscher Lage florierte nicht, dann folgte im Juni 2011 die Insolvenz der FactoringFirma. Und on top ein Winter, der keiner war. „Auf einmal saßen wir auf viel zu viel Ware“, sagt Reipert. Ein stiller Teilhaber wurde gefunden, um allen Verpflichtungen nachzukommen und um weiter wachsen zu können. „In zwei Jahren werden wir

die Vorfinanzierung der jeweils nächsten Saison aus dem Cashflow generieren können.“

Das Aus nach 17 Jahren: Firma Berlin.

Olivia Pflugfelder-Jünger, Geschäftsführerin Liebig: „Das Risiko kann nicht allein auf Labelseite liegen.“

Mentoren und Mäzene

Die Macher von Liebig können sich für die Zukunft vorstellen, back to the roots zu gehen, nur noch die besten Seidenkleider zu produzieren und über den eigenen Onlineshop sowie andere exklusive Onlineshops zu verkaufen. Carl Tillessen würde bei einem Neuanfang auf eine Linie mit viel Handwerklichkeit setzen, ähnlich dem Konzept von Werkstatt München. Noch luxuriöser – und zugespitzter. „Mode ist viel individueller als das, was jetzt so stark den Markt bestimmt“, sagt Norbert Reipert. „Es wäre gut, wenn sich in unserer Branche Mentoren fänden, die jungen Talenten über die Schulter schauen und ihnen auch Verkaufsflächen bieten. Wir brauchen Vielfalt im Handel. Und dazu ist die Mentorenschaft dringend nötig.“

Volker Tietgens, Geschäfts­ führer Michalsky: „Die Presse sagt uns oft, wir sollen in Paris zeigen, um Erfolg zu haben. Ich sehe das nicht so. Unser Heimatmarkt ist groß genug und zunächst gilt es für uns, den Erfolg hier auszubauen.“

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Frauen + Technik Wrangler. Die Traditionsmarke gehört als Klassiker in den exklusiven Club der authentischen amerikanischen Brands. Aber eine große Vergangenheit ist keine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft. Text: Ina Köhler. Fotos: Wrangler

Die Geschichte von Wrangler reicht bis ins Jahr 1904 zurück. Während andere Brands Authentizität und Geschichte mühsam aufbauen, hat die Jeansmarke jede Menge davon zu bieten. Die Schwierigkeit bei einer so langen Markenhistorie liegt eher darin, die Zielgruppe zu verjüngen, ohne den klassischen Käufer zu verlieren. Waren Jeans in den 1990er-Jahren noch allzu oft reiner Bedarfsartikel, ist der Anspruch an Produkt und Image von Marken gestiegen. „Bei einer Marke, die eine so lange Geschichte hat, legt man andere Kriterien an“, meint Matthias Herrmann, der als Sales Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich ist. Nach einem ausführlichen Consumer Research zur Zielgruppe von Wrangler setzte man die Ergebnisse in einer Strategie um, die den Fokus stark auf das Produkt legt. Das Ergebnis nennt sich Denim

Performance: Innovationen wie Jeans, die durch die integrierte Hohlfaser Thermolite warm halten, wasserresistente oder kühlende Jeans. „Unser Kunde will gute Qualität und einen Zusatznutzen für sein Geld. Mit unseren Produkten sind wir auf dem Markt einzigartig“, so Herrmann. Und sehr langlebig. Das Modell Texas ist schon 25 Jahre auf dem Markt und gehört zu den meistverkauften Zip-Fly-Jeans. Umworbene Zielgruppe: die Frauen

Frauen waren einst eine wichtige Konsumentengruppe für Wrangler. Sie rückten in jüngster Zeit wieder in den Fokus der Marke – ebenfalls mit neuen Ideen. „Live in Denim“, lautet der Slogan, unter dem Produktinnovationen wie Shape Keeper, Silk Soft oder die erfolgreiche Serie Denim Spa aufgelegt werden. In das Jeansfinish ist zum Beispiel Arganöl integriert, das hautpflegend wirkt. „Wir hatten damit ein ziemlich großes Echo in der Presse und bei den Konsumenten“, erzählt Herrmann. Bis 2015 soll der Womenswear-Umsatz verdoppelt und der Anteil am Gesamtumsatz vergrößert werden, zurzeit liegt er bei rund 25 Prozent. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelten für Wrangler als Schlüsselmärkte innerhalb Europas. Seit Zielgruppe und Kollektionsaussage noch stärker fokussiert seien, wachse die Marke Wrangler wieder überproportional zum Markt, so Herrmann: „Wir hatten ein sehr gutes Jahr 2013 und werden 2014 weiter wachsen.“ Für 2014 ist eine Steigerung um zehn Prozent anvisiert. Gerade im Kernmarkt Europas will die VF Corporation weiter investieren: Im Herbst startet eine große ConsumerKampagne mit Rennfahrer Kimi Räikkönen, der als Markenbotschafter auftritt. Investition in Retail

Wrangler setzt auf Jeans, die mehr können: kühlen, wärmen, Wasser abweisen und sogar pflegen.

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Zur Strategie von Wrangler gehört auch die Expansion im Retail – eigenen und in Kooperation mit Partnern. Im April eröffnete in der Essener Shopping-Mall Limbecker Platz

Matthias Herrmann: „Mit unseren Produkten sind wir auf dem Markt einzigartig.“

ein 70 Quadratmeter großer Wrangler-Laden, der zweite nach Leipzig 2012. Er soll Modellcharakter für weitere Stores im authentischen Look haben, die entweder in Eigenregie oder in Kooperation mit dem Einzelhandel betrieben werden. „Wichtig sind uns die richtigen Standorte mit einem guten Mieter-Mix. Das kann sowohl die Innenstadtlage als auch die gut bewirtschaftete Shopping-Mall sein“, meint Herrmann. Geplant ist, bis 2017 rund 30 Partner-Stores zu errichten, davon sollen in den nächsten zwei Jahren bereits fünf realisiert werden.

Wrangler Vor rund 110 Jahren gründete Charlie Hudson die Hudson Overall Company in Greensboro/North Carolina, die 1919 in Blue Bell Company umbenannt wurde. Greensboro ist auch der Sitz des Mutterunternehmens VF Corporation, des größten Bekleidungskonzerns der Welt, der 1986 die Blue Bell Holding kaufte. Im zurückliegenden Geschäftsjahr betrug der Umsatz der VF Corporation 8,3 Milliarden Euro. Nicht nur Jeansmarken wie Lee oder 7 for all Mankind gehören zum Portfolio der VF Corporation, sondern auch Brands wie Nautica, Timberland, The North Face, Vans, Eastpak, Napapijri, Reef oder Splendid. www.wrangler-europe.com


Auf bestem Weg zur Marke 0039 Italy. Innovative Oberteile, die die klassische Bluse alt aussehen lassen – dafür kennt man 0039 Italy. Aber kennt man den Namen auch für die Komplettkollektion? Text: Nicoletta Schaper. Fotos: 0039 Italy

Als ein Fernsehsender im Mai dieses Jahres mit einem Beitrag über erfolgreiche Frauen in Deutschland die Gründerin von 0039 Italy Aysen Bitzer-Bourak vorstellte, war das sofort spürbar. „Es war besonders viel los in unserem Stuttgarter Store, auch unser Onlineshop hatte eine tolle Frequenz zu verzeichnen“, freut sich die Unternehmerin. Vor 14 Jahren hat sie das Label 0039 Italy gegründet, um das Thema Bluse zu revolutionieren. Auf Anhieb überzeugte sie Tophändler im deutschen Markt mit viel Leidenschaft fürs Produkt. So begann die Erfolgsstory, und sie dauert bis heute an. Retail-Power mit Partnern

Rund 1.000 Verkaufspunkte hat 0039 Italy heute weltweit. Auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Handel legt Bitzer-Bourak besonders Wert, weshalb sie auch online bewusst selektiv bleiben will. Acht Partner-Stores gibt es bereits in Paris, Florenz, München, Berlin und Palma de Mallorca, gefolgt von Düsseldorf und Hamburg

Die Lab-Kollektion von 0039 Italy setzt auf noch mehr Details und noch mehr Handarbeit.

im September. Dazu kommen die bereits bestehenden 30 Corners in Premiumhäusern wie zum Beispiel Breuninger und Ludwig Beck. „In den Stores und Corners können wir 0039 Italy als Gesamtkollektion präsentieren“, so Bitzer-Bourak. Schließlich wurde 0039 Italy seit 2011 als stimmige Komplettkollektion aufgebaut, mit Strick, Jersey, Hosen und Outdoorteilen. Viel Handarbeit gehört dazu, sagt Bitzer-Bourak, die den kreativen Part als sehr emotionales Arbeiten beschreibt. Das gilt einmal mehr für die zusätzliche Lab-Kollektion, die die Essenz von 0039 Italy noch detailreicher, mit noch mehr Handarbeit sowie einem exklusiven MohnDruck für die Saison Frühjahr/

„Wir können mehr als nur schöne Oberteile“, sagt 0039-Italy-Gründerin Aysen Bitzer-Bourak.

Sommer 2015 auf den Punkt bringt. Produziert wird in Italien und Portugal – auch das ist Teil der Philosophie. Dafür ist Bitzer-Bourak neben Liefer­ pünktlichkeit und Service ein ausgewogenes Preis-LeistungsVerhältnis wichtig. So kosten Blusen im Schnitt 44 Euro und Hosen 48 Euro im EK, während Strick um 69 Euro und Outdoor um 169 Euro liegen. „Wir bieten eine Kalkulation von 2,75 sowie Warenaustausch, wenn nötig. Auf diese Weise erreichen wir eine Abverkaufsquote von über 90 Prozent.“ Öffentlichkeitsarbeit

Nun geht es vornehmlich darum, 0039 Italy als Komplettkollektion zu etablieren – und damit als Marke. Dafür ist auch die Öffentlichkeitsarbeit unerlässlich, mit einer Presseabteilung inhouse sowie Presseagenturen in England, Frankreich, Italien und den USA. „Wir sind auf dem besten Weg vom Brand zur Marke“, sagt Bitzer-Bourak. „Wir wachsen stetig, aber es ist ein anderes Arbeiten geworden – viel komplexer, was auch an unserer Retail-Entwicklung liegt.“ Dafür stehen 2015 weitere sieben Partner-Stores an: in Moskau, Beirut, London, Marrakesch und zwei in China. Perfekt, um das Bild von 0039 Italy als Marke international zu festigen.

Innnovation, ein stimmiges PreisLeistungs-Verhältnis und guter Service sind die Grundlagen von 0039 Italy.

0039 Italy Fashion Direct GmbH in Stuttgart 240 Teile zweimal jährlich mit drei Lieferterminen www.0039italy-shop.com


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Chris, der Baumeister Chris Sports. Von tragfähigen Konstruktionen versteht er etwas, Christian Bättig. Er hat schließlich Zimmermann gelernt. Und von Sport auch, er war schließlich Skirennfahrerund Servicemann. Text: Dörte Welti. Illustration: Eva Vasari@Caroline Seidler. Fotos: Dörte Welti, Chris Sports

Wenn eins zum anderen kommt, kann daraus ein durchaus tragfähiges Business entstehen. Die Entstehungsgeschichte von Chris Sports ist eine von Leidenschaft geprägte. Nur weil Christian Bättig und sein Freund im April 1989 nach der JuniorenWeltmeisterschaft in Alaska nicht sofort nach Hause fliegen, sondern finden, eine Reise auf dem Fahrrad von Salt Lake City durch die USA wäre cool, gibt es heute die Vertriebsagentur Chris Sports mit 18 Topsportbrands im Sortiment, 50 Angestellten und Firmengebäude im Kanton Thurgau mit Tausenden Quadratmetern Lagerfläche sowie einen zufriedenen Chef, der mit Freuden durch die Hallen führt. Angefixt waren sein Freund und er damals von der Qualität der Bikes, auf denen sie drei Monate durch die USA fuhren und die sie erst schweren Herzens abstellen mussten, als das Taschengeld alle war. Wirklich abstellen? Nein, die treuen Wegbegleiter kommen mit nach Hause, in die Schweiz. Auch da kann man prima Radfahren und schnell werden andere Tourenfahrer aufmerksam auf die HightechDrahtesel aus Übersee. Wer hat’s gebaut? Christian Bättig sucht, findet den Hersteller und gründet seinen ersten Vertrieb. Von Türöffnern und Glücksfunden

Anfangs hat Christian Bättig noch bei Adidas in Tagelswangen, Zürich gearbeitet, zwei Tage die Woche, so ein bisschen Mädchen für alles. Dort lernte er auch, was nicht geht. Und als passionierter Skirennfahrer trainierte er weiter auf dem Fahrrad, wenn kein Schnee ist, ist es die gleiche Motorik, wenn es runter

geht. Nicht alles, was er dafür braucht, findet er bei seinem Arbeitgeber. Cycling-Schuhe? Fehlanzeige, also sucht er selbst welche und vertreibt auch diese. Klar, mit dem Label Adidas auf der Visitenkarte hat der junge Vertriebsenthusiast einen Türöffner im Handel, aber liefern und zuverlässig und schnell sein, das muss er selbst. Zu fünft sind sie am Anfang, als Chris Sports neue Räume sucht, weil Tagelswangen für so viel Sporthandel einfach zu klein geworden ist. Ein Glücksfund in Münchwilen, unweit vom Ursprungsort, hilft der jungen Agentur auf die Sprünge, ein uncharmanter 1970er-JahreBau, aber egal, es soll ja nur funktionieren. Und das tut es so gut, dass ständig neue Fläche dazukommen muss. Auch als es allen schlecht in der Branche geht, geht es Christian Bättig gut. Bodenständig wie er ist, setzt der vierfache Familienvater konsequent nur auf Marken, die an die Spitze kommen, man braucht schließlich Volumen. New Balance ist so eine Marke, die heute ihren absoluten Hype erlebt, Fans übernachten vor den Shops, wenn neue Sondermodelle der US-Sneaker angekündigt werden. Der Handel liebt Christian Bättig, denn er kann binnen 24 Stunden alles liefern, wofür die Bestellung bis 16 Uhr reinkommt. Das ist einmalig und sichert dem Umtriebigen die Treue seiner Kunden. Die B2BShop-Lösung macht es möglich, eine Neuerung, die Christian Bättig 2011 eingeführt hat, als der Umsatz wegen der Eurokrise nicht steigen wollte. Findet der Käufer im Laden nicht das, was er will, genügt ein Klick und der Kunde bekommt es am nächsten Tag. Für viele macht Chris

Sports auch in-house Warenveredelung, auch ein einmaliger Service. Jeder Schuh wird von Hand ausgepackt, etikettiert und wieder eingepackt. Von Freunden und Profis

Inzwischen gibt es außer dem Firmensitz in Münchwilen einen Showroom im TMC (Textilund Modecenter) in Zürich, weitere in Aigle, in Bad Ragaz, im MOC München und in der Brand Box in Salzburg. Überall arbeiten passionierte Sportler, die ihre Kunden verstehen, überall hat man Freunde und nicht Geschäftspartner. Das ist ihm sehr wichtig, dem Handymann, der sich gerne Bob der Baumeister nennt. Wenn er durch seine Firma am Hauptsitz geht, spricht er jeden, wirklich jeden mit Namen an, fragt nach dem Wohlbefinden, stellt den Besucher vor. Den Chef gibt er nicht, eigentlich ist er ja überhaupt nur der Baumeister. Fürs Business hat er Profis wie überall, einen CEO, Damian Wirth, einen CFO, Andreas Guglielmo, und einen COO, Michel Fontana. Bättig reißt an, baut auf. Und die Konstruktion, die hält.

www.chrissports.ch

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Vom Taschentuch zum Lingerie-Imperium Hanky Panky. Deutschland, Italien und Großbritannien spielen für Hanky Panky derzeit die größte Rolle in Europa. Übersee ist für die Lingeriemarke aus den USA stets nur Verkaufs-, nicht Produktionsstätte. Text: Petrina Engelke. Fotos: Hanky Panky

Stolz ist Hanky Panky auf das Etikett made in USA. Der feine Stoff für diese Wäsche lief durch Nähmaschinen in New York.

In Deutschland laufen die Boyshorts am besten. Die Rede ist nicht von Denim, sondern von zarter Spitze. Diese Boyshorts sind Teil der Kollektion der Lingeriemarke Hanky Panky, die von sich behauptet, die bequemsten Stringtangas der Welt herzustellen. Diese Amerikanerinnen! Anno Tobako müssen amerikanische Eisenbahnmagnate und Ölbarone ihren Frauen noch echten Pariser Schick einschiffen lassen, wenn sie etwas gelten wollen. Die neueste Mode diktiert schließlich Europa. Doch Amerika kontert mit Erfindergeist: In „Vom Winde verweht“ bahnt sich Scarlett O’Hara in einem grünen Vorhang ihren Weg aus

der Modemisere, und die (echte!) New Yorkerin Mary Phelps Jacob befreit sich 1914 aus dem unbequemen Korsett, indem sie den BH erfindet – mit Hilfe seidener Taschentücher. Gale Epstein fallen keine seidenen, sondern bestickte Taschentücher in die Hand, als sie einer Freundin feine Unterwäsche als Geschenk nähen will. Darauf gründet die erfinderische New Yorkerin 1977 Hanky Panky. (Hanky ist eine Abkürzung für Taschentuch; hanky panky heißt unter anderem Schäferstündchen.) Seither hat sich auf dem Lingeriemarkt einiges getan: „Der Exodus der Bekleidungsherstellung und der dazugehörigen Branchen von unserer Küste war sicherlich der größte Wandel. Er hat sich durch eine Verknappung lokaler wirtschaftlicher Quellen auf uns ausgewirkt“, sagt Epstein. Schließlich hat Hanky Panky von Anfang an komplett in den USA produziert – und tut es noch. In der Marketingabteilung der internationalen Modemarke mit Sitz in Manhattan rufen Magazine wie Vogue an, um hauchzarte UnikatHemdchen für ein Shooting zu bestellen. Gleich um die Ecke des Schreibtisches, auf dem jenes Telefon steht, rattern mehrere Nähmaschinen. Heimische Produktion bringt Qualitätsvorsprung

„Outsourcing stand nie zur Debatte“, sagt Epstein. Es erfülle sie mit Stolz, die örtliche

Hanky-Panky-Gründerin Gale Epstein baut auf ihre Unterwäsche­ wahl das Modestatement des Tages auf – auch wenn es fast niemand zu sehen bekommt.

Wirtschaft zu unterstützen und die Arbeitsbedingungen ganz genau zu kennen. Auch ein schnellerer Umschlag zähle zu den Vorteilen, und außerdem gewähre die unmittelbare Aufsicht über die Produktion die beste Qualität. Eine Designerin beäugt weißen Tüll. Nicht weit von ihrem Schreibtisch entfernt liegen Spitzenbänder in allen Farben des Regenbogens ordentlich in einem Regal, vor dem gerade ein Sample zugeschnitten wird. Oben im Showroom warten bereits Spitzenhemdchen und -höschen in besonders leuch­ tenden Tönen. „Neonfarben sind ein spannender Trend; sehr schwierig für die Färbereien, aber hochgeschätzt von den Kundinnen“, sagt Epstein. Partner aus der Welt der Damen­ oberbekleidung zieht Hanky Panky ebenfalls an. So gibt es dieses Jahr eine Zusammenarbeit mit Gwen Stefanis Marke LAMB, 2015 wird Lilly Pulitzer folgen. Unterdessen plaudert Gale Epstein noch ihren persönlichen Tipp für ein kinky Mode­ statement aus, den ihr zufolge so einige ihrer Kundinnen befolgen. „Es mag unser Geheimnis sein“, sagt sie, „aber das Gleichgewicht für den Tag ziehen wir aus dem Wissen, dass unser Slip oder Stringtanga genau zu dem türkisen Ring oder dem roten Schal passt, den wir tragen.“

www.hankypanky.com

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Die Frischekur Pomandère. Es ist heutzu­ tage nicht selbstverständlich, dass Kinder das erlernen, was schon die Passion ihrer Eltern war. Für Carlo Zanuso von Pomadère kam gar nichts anderes in Frage. Text: Dörte Welti. Fotos: Pomandère

Als der junge Carlo Zanuso 2008 seine eigene Modelinie Pomandère für Frauen gründete, war es eine logische Konsequenz aus allem, was er als Kind und Jugendlicher tagtäglich erlebt hat. „Meine Eltern haben über 30 Jahre lang eine Hemdenmacherei geführt. Schon immer habe ich das, was sie tun, mit großer Neugierde verfolgt“, sagt er. So lernt der Junge aus Zanè in der Provinz Vicenza auch nicht nur, wie man Mode macht, sondern auch, warum genau so und nicht anders: „Ich habe die Fähigkeit erlernt, Dinge in möglichst einfacher Schneiderkunst zu fertigen, Elemente, die in der italienischen Tradition und Kultur liegen.“ Mit Pomandère verließ Carlo Zanuso jedoch die ursprüngliche Tradition, erweiterte das Genre Hemd um eine gesamte Kollektion und baute getrieben von einer sehr italienischen Leidenschaft für Mode eine stimmige Modekollektion auf. Hemden für andere Marken

zu produzieren, genügte ihm nicht – er wollte etwas Eigenes, etwas Unverwechselbares, etwas Zeitloses. Frei von Trends und Zwängen

„Das Charakteristische an Pomandère sind die keuschen Farben“, schwärmt der Designer. „Wir verwenden natürliche Stoffe und kreieren eine Home-made-Stimmung. Frauen kaufen Pomandère, weil sie sich darin bei jeder Gelegenheit wohl fühlen, egal, ob an einem ganz normalen Tag oder zu einem speziellen Anlass.“ Das mag auch erklären, warum Pomandère nicht wirklich einem Trend oder vorgegebenen Looks folgt, sondern ganz bewusst ein eigenes Bild schafft. Die Frauen sollen sich frei fühlen, frei, verschiedene Stile zu kombinieren und so ein ganz individuelles Aussehen an den Tag zu legen. Zanuso entwirft die Mode, legt bis zur Endkontrolle selbst Hand an, gerne auch mal in der allerletzten

Er mag es besonders fein: Carlo Zanuso huldigt mit Pomandère der Unbeschwertheit in der Mode.

Minute. Perfekt soll alles sein und nichts die Näherei verlassen, wohinter der Chef nicht höchstpersönlich mit ganzem Herzen stehen kann. Ab der kommenden Sommersaison 2015 wird Pomandère über die Agentur Room with a view auch in Deutschland vertrieben. „Wir haben schon eine Weile mit Room with a view in Österreich zusammengearbeitet und sind mit ihnen jede Saison stärker geworden. Und weil es eine tolle Partnerschaft ist, haben wir uns entschlossen, mit ihnen auch in Deutschland zusammenzuarbeiten.“ Ein luftig leichter Name

So elegant und schnörkellos die charakteristische, androgyne und gleichzeitig feminin interpretierte Kollektion von Pomandère auch ist, so ungewöhnlich ist ihre Namensgebung, denn Pomander sind ursprünglich kleine Duftsäckchen, die man als Frischekur für die Wäsche in den Kleiderschrank hängt. „Genau“, sagt Carlo Zanuso, „diese luftig leichten Leinensäckchen, gefüllt mit getrockneten Blüten und traditionell auch mit Zitronenschale, erfrischen jede Garderobe – das schwebte mir bei der Namensfindung vor.“

Androgyn: Oversized Jacken und Kleider, die wie Hemden fallen, zeugen von bester italienischer Schneiderkunst.

Immer richtig: Perfekte Schnitte sorgen dafür, dass frau in Pomandère zu jeder Gelegenheit perfekt gekleidet ist.

Zanuso srl, Zanè/Italien, T 0039.0445.360606, info@pomandere.it, www.pomandere.com

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078 IM GESPRÄCH

Elizabeth Beer und Brian Janusiak sind ständig unterwegs – und bringen Inspiration für Project No. 8 mit. 414 style in progress


IM GESPRÄCH 079

Kuratieren lässt die Arbeit bedeutungsvoller klingen Project No. 8 steht in dem Ruf, eins der coolsten Sortimente in ganz New York zu haben. Die Ladenmischung aus Luxusmode mit Kunstobjekten wurzelt im Lifestyle der Besitzer Elizabeth Beer und Brian Janusiak: Sie leben und arbeiten, wo sich Kunst und Design kreuzen. Das schlägt sich auch in ihrer Sicht auf den Onlinehandel nieder. Interview: Petrina Engelke. Fotos: Clemens Kois

Wie haben Sie 2006 mit Project No. 8 begonnen?

Brian Janusiak: Elizabeth hatte eine Kinderkleiderkollektion und ging dann in die Kunst. Dorther war ich gekommen und ging dann ins Grafikdesign. Als wir uns kennen lernten, sprachen wir über Vertrieb, wie Ideen in die Welt gelangen, über Läden versus Galerien. Wir fanden es interessant, einen Laden zu mieten und zu schauen, was daraus werden könnte. Elizabeth Beer: Außerdem explodierte zu dieser Zeit die Internetkommunikation. Es gab schon Onlineshopping, aber was Mode anging, zögerten die Leute noch, etwas zu kaufen, das sie nicht anprobieren konnten. Das ist heute passé. Trotzdem war es damals etwas rückschrittlich,

einen Laden zu eröffnen, während alles in die andere Richtung ging. Wir wollten sehen, wohin uns dieser rückwärtsgewandte Ansatz führen würde. Eine Website hatten Sie auch – mit einer recht ungewöhnlichen Struktur: Nur eine alphabetische Liste aus Luxusmodemarken, Künstlern, Farben, wahllosen Wörtern. Wie sind Sie darauf gekommen?

Brian: Damals gab es noch kein Einvernehmen darüber, wie eine Laden-Website aussehen oder funktionieren muss. Also machten wir eine Seite, die unseren eigenen Erwartungen entsprach. Alles sollte neutral sein, es sollte eine Liste geben, es sollte alphabetisch sein. Das ist sieben Jahre her und ich finde sie immer noch aktuell.

Elizabeth: Viele der Begriffe waren keine Produkte, die Website war weniger kommerziell, beinahe wie ein Kunstprojekt. Brian: Beim Klicken kam man schon mal bloß auf einen Gedanken, den wir zum Thema hatten, und nichts zum Kaufen. Die Site trotzte jeder Erwartung und schuf beim Benutzen ihre eigenen Erwartungen.

Welche Reaktionen gab es auf diese Website?

Brian: Wir stellten fest, dass die Leute total drauf standen. Wir bekamen Fanpost, denn eine bestimmte Kundengruppe schätzte es sehr, dass das hier völlig für sich stand. Dann wuchs das Publikum von Project No. 8, so wie auch die Vorstellungen von einer Laden-Website. Plötzlich kamen E-Mails wie: „Ich war auf Ihrer style in progress 414


080 IM GESPRÄCH

Auf der neuen Website folgt der Modeladen Project No. 8 zwar der Webshop-Gepflogenheit, Produktfotos zu zeigen – aber auf eigenwillige Weise.

Seite, ich glaube, die ist kaputt.“ Wir hatten also nicht mehr nur diese eine demografische Gruppe, und die Website ging an den Erwartungen mancher Leute vorbei. Wir wollten aber nie jemanden befremden. Also wollten wir die Seite relaunchen. Was ist denn Ihrer Ansicht nach heute für den Onlinehandel nötig?

Brian: Wenn die Leute etwas kaufen sollen, brauchen sie auf der Website Bilder. Aus Design414 style in progress

sicht gibt es jetzt klar definierte, völlig sinnvolle Hierarchien. Wir haben das Problem gelöst, indem wir den Fotografen Clemens Kois dazuholten. Abgesehen vom Design: Welche Trends sehen Sie im Onlinehandel?

Brian: Wir hören Händler am häufigsten über die Einführung von Storytelling reden. Im Grunde wollen sie ein Magazin werden, das von seinen Seiten verkauft.

Elizabeth: Zudem versuchen viele, eine soziale Erfahrung nachzuahmen. Brian: Man kann einen schönen Fotoshoot am Strand anschauen, wo umwerfend tolle Leute Dinge nutzen, die man vielleicht auch haben will, und darüber seinen Freunden tweeten, die auch auf die Site gehen und denken: Oh ja, die Tasche will ich, das herrliche Leben am Strand auch. Das ist Onlinehandel heute, denke ich. Ich will nicht zynisch

werden, ich denke, es geht schon in die richtige Richtung. In unserem Laden redet man über die Dinge darin, dann über Dinge außerhalb dieses Raums, über Ideen, mal verlassen die Leute den Laden mit einem Einkauf, mal nicht, manchmal kommen sie mit ihren Freunden zurück. Das ist ein wichtiger Grund, warum Läden überhaupt noch existieren (lacht). Kaum haben Händler den wahren Wert eines Ladens verstanden, wollen sie


IM GESPRÄCH 081

das nun online imitieren, ohne dass es wirklich passiert. Egal, ob online oder offline: Wie finden Sie, was Sie dann für den Laden einkaufen?

Brian: Wir sind immer und an allem interessiert. Wir finden es spannend, etwas zum ersten Mal oder auf eine andere Weise zu sehen. Elizabeth: Und wir reisen viel. So haben wir auch entdeckt, dass es viele intelligente, tolle Modedesigner gibt, die unserem Empfinden nach in New York entweder gar nicht oder zu wenig präsent waren. Brian: Unser Laden sollte das Machen und die Idee dahinter zeigen, deshalb dachten wir anfangs nur an Objekte. Durch das Reisen ging uns auf, dass dieser Prozess auch Kleidung betrifft. Wir fanden Designer wie Boudicca in England, Christian Wijnants, Stephan Schneider in Belgien, Kostas Murkudis in Deutschland. Sie formulieren unglaublich interessante Ideen und das Handwerk dahinter ist wunderschön.

tolle Ergänzung dafür, wie die Dinge im Laden miteinander sprechen, und es nehmen, obwohl wir wissen, dass es wohl niemand kaufen wird, und das macht nichts: Da finde ich, wir

kuratieren. Wir hätten gern, dass die Leute die Dinge wieder beim Namen nennen. Aber so läuft das nicht mehr. Meistens ist es ein Einkaufen und sie nennen es Kuratieren.

Beim Styling für die Onlineshop-Fotos legt Elizabeth Beer selbst Hand an. Auf dem fertigen Foto reicht später tatsächlich eine Hand den Kleiderbügel ins Bild.

Elizabeth Beer führt auch die Arratia Beer Gallery in Berlin mit, und das Wort „kuratieren“ stammt aus der Kunstwelt, wird aber auch oft von Einkäufern in Boutiquen benutzt. Ist das der passende Begriff?

Brian: Ich finde, dass er nicht immer trifft. Ich glaube, er wird eher deshalb benutzt, um Einkaufen besser oder durchdachter klingen zu lassen. Elizabeth: Obwohl wir beides gleichwertig finden, haben wir immer darauf beharrt: Dies ist ein Laden, keine Galerie. Kuratieren ist ein akademisches, sehr ernsthaftes Unterfangen und ich finde, die Leute benutzen den Begriff äußerst nachlässig. Kuratieren lässt die Arbeit bedeutungsvoller klingen, als die Welt sie eigentlich einschätzt. Wobei ich finde, dass Einkaufen durchaus bedeutungsvoll oder zumindest interessant sein kann. Sind Sie denn dann Einkäufer oder Kuratoren, wenn Sie etwas Neues in Ihre Läden bringen?

Brian: Beides, glaube ich. Als Einkäufer treffen wir ökonomische Entscheidungen, wir suchen aus, wovon wir wissen, dass es gut laufen wird. Aber wenn wir sagen: Das wäre eine style in progress 414


Trends Frühjahr/Sommer 2015

Luchino in Spiaggia

Legenden wie Luchino Visconti beim Baden? Naja, in einem Badeort. Einem sehr mondänen. Eklektisch, künstlerisch und gerne auch exzentrisch gekleidet, aber stets mit Stil. Die Basics für diesen Look sind breite Streifen in sommerlichen Farbstellungen, Frottee für Shirts, Polos, Pullover oder Sakkos und grafische Muster auf Hemden und Blazern.

Talking about a revolution..

Ein modischer Erdrutsch? Ein Trend, der alles auf den Kopf stellt? Das war einmal und kommt nicht mehr. Jedoch: Herkunft, Machart, Nachhaltigkeit, ökologische Fußabdrücke, Fairness. Das sind die Botschaften, mit denen Zukunft gemacht wird.

Text: Martina Müllner. Fotos: Bernhard Musil, Hersteller

Salvatore Piccolo McRitchie

Altea Hamaki-Ho

GZC

The Gigi

Daniele Fiesoli Tommy Hilfiger

Luchino Massimo Alba

Drykorn

Tagliatore Luis Trenker

Atelier Gardeur

Sand Cinque

Buttero

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Einfach gut

MODE 083

Barena

Über die Dominanz von Denim muss man nicht allzu viele Worte verlieren. Jeder Hersteller tut, was er am besten kann: cleane Jeans und scharfe Schnitte oder in allen Formen der Vintage-Kunst verfeinertes Blau. Für Auswahl ist gesorgt.

Fortela Care Label

Ron Herman Denim

Superga

René Lezard

Pence Barb’one

GAS

Marlino Replay

Alberto

Hamaki-Ho

Cinque

G-Design Mavi

Tommy Hilfiger Denim

Tommy Hilfiger Denim

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René Lezard

The Lion Sleeps Das Revier der Großkatzen ist groß in Mode. Dschungel-, Palmenblätter- und Blütenfantasien bringen Leben in die Outfits. Vorzugsweise auf Jacken und Hosen, mal dezent Ton-in-Ton, mal in fluoreszierenden Farben.

Minimum Bomboogie

Closed

Paul & Joe Patrizia Pepe

Element

Marni

A.T.P. & Co Antony Morato

Wool & Co

Yuketen Candice Cooper

G-Design Made in Heaven Sand

Woolrich Lodenfrey 1842

Drykorn

Colmar Superga

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Elfen-Amazonen

MODE 085

Leichte Baumwollvoiles, zartes Organza, flauschiger Strick, fließende Silhouetten, zarte Blumenmuster: Dass in solchen Gewändern starke Frauen stecken, darf niemanden verwundern. Ein bisschen Romantik steht dem Alltag ganz hervorragend. Interessantes Längenspiel: kurze Oberteile zu Maxi-Röcken.

Sportalm

Joop

Mabrun

Lacoste

Woolrich Minimum

Sessùn Marc O’Polo

Lodenfrey 1842 FTC Freds Bruder

Milestone Marc O’Polo Pure

Liu Jo

Bloom

Tommy Hilfiger Barb’one

Luis Trenker

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Auftreten

Yuketen

Sneakers! Retro-Running und Co haben ihre Vormacht noch ausgebaut: Ohne einen guten Sneaker ist ein Outfit nicht komplett. Das Retro vor dem Running mag jede Marke f端r sich selbst interpretieren: Ob 1980er-, 1970er-Jahre oder gar fr端here Formen, Hauptsache bleibt der Laufschuh von damals. Oder auch: von heute.

Gino B

Superga Raparo

SRP by Pulchrum

Gino B

Element Floris van Bommel

Antony Morato

Bruno Bordese

New Balance

Lacoste Candice Cooper

Superga

Munich

Gaastra

Tiger Jay

New Balance

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Tiger Jay

Hightech D.O.C.

MODE 087

Spiewak

Irgendeinen Nylonstoff irgendwo in China zu einer Jacke verarbeiten lassen, um sie dann teuer auf den Markt zu bringen? Vergangenheit. Die Hightech-Jacken von heute haben einen ökologisch einwandfreien Fußabdruck oder sind aus re­cycelten Materialen. Gut so.

Duvetica

Baracuta

C.P. Company

Blauer USA Elka

Ecoalf

Z Zegna Bomboogie

Bothos Blauer USA Parajumpers

Marc O’Polo

BPD Lodenfrey 1842

Joop

Tommy Hilfiger

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088 MODE

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MODE 089

Winddicht, wasserabweisend, atmungsaktiv – bei Urban Hightech-Sportswear stehen das Bekenntnis zum sportiven Lifestyle und der Wunsch nach cleanen Silhouetten und schlichten Designs im Vordergrund. Funktionseigenschaften sind ein willkommener, selbstverständlicher Nebeneffekt. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Hersteller, Cathleen Wolf für styleproofed.com

Wandern, Laufen oder Radfahren – Sport zu treiben spiegelt wider, was der moderne Konsument gerne von sich wissen lässt. Ein Outfit, dem man seine Sportlichkeit ansieht, unterstreicht die Botschaft. So sieht man junge Männer mit Helly Hansen Hochseesegeljacken in der Hamburger Innenstadt oder alpintaugliche Soft- und Hard­ shelljacken in Berlin-Mitte. Sportbekleidung hat längst ins alltägliche Bild auf unseren Straßen Einzug gehalten. In Turnschuhen und Funktionsjacke im Büro oder beim Dinner zu erscheinen, dass Bekleidungsdünkel längst aufgelöst sind, macht die ehemalige Sportklamotte zur Universalklamotte. Und doch gibt es in dieser neuen Normalität Peaks und Spitzen, sodass man geneigt ist, von einem echten Trend zu sprechen: Vermeintlich überall sind sie, die Nike Air Max Girls, Frauen, Mädchen, die dem Fashion-Laufschuh aus den 1980er-Jahren ein so fulminantes Comeback bescheren. Selbst ultraleichte Laufschuhe in Wettkampfoptik finden im Alltag Einsatz, weil ihre moderne Optik zu gut zu den aktuellen Outfits passt. „Der Boom der sogenannten Flatrace-Modelle mit extrem luftdurchlässigem Obermaterial, die aus dem Performance-Bereich für den 10.000-Meter-Lauf stammen und mit Carbon Inlays in den Sohlen ein sehr geringes Gewicht von unter 150 Gramm aufweisen, war zunächst vor einigen Jahren nur in London zu beobachten“, erklärt Carlos Alvarez bei Chris Sports Product- und Key-Account-Manager Schweiz und Österreich für New Balance. „Nachdem Lifestyle-Accounts die Performance-Schuhe geordert haben, hat New Balance im vergangen Herbst eigens die Kol-

lektion Blue Tab eingeführt. Bei diesen Modellen kommen die technischen Features in modischen Farbstellungen oder Tönen wie Schwarz, Dunkelblau oder Dunkelrot zum Einsatz. Bisher ist das noch ein sehr spitzes Thema, aber Kunden wie Titolo oder Sportslab haben die Linie bereits im Verkauf.“ Im Marathonschuh schafft man es schon mal auf den Fashionblog – ein mediales Phänomen oder bald ein Trend für die Masse? Carlos Alvarez: „Uns ist wichtig, dass wir unserer Philosophie treu bleiben und die Segmente Lifestyle und Performance getrennt voneinander bedienen, um bei den Endverbrauchern nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Hier muss man sehr behutsam vorgehen. Es macht auch nur wenig Sinn, echte Wettkampfschuhe im Lifestylesegment zu verkaufen, da sie durch höheren Abrieb den Anforderungen im Alltag gar nicht gerecht werden können.“ Sneakers auf dem Laufsteg

Der Kaiser hat den Schuh geadelt: Karl Lagerfeld hat für Chanel selbst die Haute seiner Couture-Models in Turnschuhen antreten lassen, seine treue Kundin Caroline von Monaco stapfte nur wenig später auch tatsächlich im Chanel-Sneaker auf den jährlichen Rosenball. Die Krücken, auf die sie sich nach einer Knie-OP stützte, ließen vermuten, dass es nicht nur ein Fashion-Statement war. „Der Trend zu Sneakers auf dem Laufsteg wird in der nächste Saison wieder verblassen“, glaubt Julia Freitag, Publisher & Stylist bei www.styleproofed.com. „Der Look Abendmode zu Sneakers ist eine Zeitgeisterscheinung, die aus dem echten Leben stammt und meiner Meinung nach eine

Ausdrucksform der To-go-Amerikanisierung ist und natürlich auch eine Hommage an die moderne Jugendkultur. Wer jung, hip und kreativ wirken möchte, trägt Sneakers! Und das auch abends.“ Anders als noch in den 1990er-Jahren, hat sich der Look mittlerweile etabliert. „Ganz klar ist das Tragen von Sneakers auf dem Red Carpet oder zur Abendgarderobe ein Anti-Establishment-Statement: Hey, schaut mal her! Ich bleibe mir selbst treu und verkleide mich nicht extra für die Gala xy. So was strahlt Pharrell Williams z. B. aus, der als Sinnbild der Jugendkultur sich selbst treu bleiben möchte. Ich habe für mein Onlinemagazin den Trend Abendkleid zu Sneakers getestet und für gut und machbar befunden, wenn man ein paar Stylingregeln einhält“, erklärt Julia Freitag. Den Komfort eines Turnschuhs mit möglichst viel Style und Prestige kombiniert – diese Rechnung geht auf. Immer mehr High-Fashion- und Premiumsportswear-Anbieter setzen auf Sport-Lifestyle-Produkte, wie z. B. von Adidas, die in Zusammenarbeit mit namhaften Designern Kollektionen entwickeln. Bei Deutschlands wohl bekanntestem High-FashionOnlinestore mytheresa.com in München werden neben den Linien Adidas by Stella McCartney, Adidas by Raf Simons und Adidas by Opening Ceremony weitere Sportlinien ins Sortiment aufgenommen. „Y3 ist das große neue Sportlabel, das wir mit der Herbst-/Winter-Kollektion 2014/15 ins Portfolio aufgenommen haben. Wir freuen uns sehr, dass wir die Marke trotz der stark begrenzten Distribution online anbieten können. Ebenfalls werden wir die Adidas Rick Owens style in progress 414


090 MODE

Justin O’Shea, Buying Director von mytheresa.com setzt ­ für die kommenden Saisons auf Luxus-Loungewear von namhaften Designern, wie z. B. High-End-Sneakers von Rick Owens for Adidas.

Julia Freitag, Publisher & Stylist www.styleproofed.com, hat den ultraleichten Sneaker ZX Flux von Adidas selbst zur Abendmode ausprobiert.

Sneakers in unser Sortiment aufnehmen und für Frühjahr/Sommer 2015 das Angebot um die Mary Katrantzou Kollektion für Adidas erweitern“, erklärt Justin O’Shea, Buying Director von mytheresa.com und fügt hinzu: „Bei den Marken, die wir bereits führen, haben wir für Herbst/ Winder 2014/15 und Frühjahr/Sommer 2015 noch tiefer eingekauft, um den wachsenden Bedarf unserer globalen Klientel zu decken. Mein Vorgehen in Bezug auf Sportmarken im Luxusmodebereich ist dennoch sehr bedacht. Unser Fokus liegt nach wie vor auf dem Angebot der angesagtesten Runway- und KeyPieces internationaler Designer.“ Trend zur Luxus-Loungewear

Doch auch auf den Laufstegen schmückt man sich gerne mit Symbolen der Sportlichkeit. Getaperte Trainingshosen, Jerseys mit groß aufgedruckten Spielernummern, eng anliegende Radlerhosen und Repliken von Radrennfahrertrikots sind nur einige Beispiele. „Die Versportlichung ist schon voll im Gange! Nach der elitären, sehr konstruiert-couturigen Mode der letzten Jahre, ist eine gewisse Lässigkeit und sportliche Attitüde einfach passend. Allerdings trägt man nicht die alte Trainingshose von Nike, sondern kauft sich eine Version aus Cashmere von seinem Lieblingsdesigner“, erklärt Julia Freitag. Auch Justin O’Shea sieht viel Potenzial in diesem Segment für die Zukunft: „Für die kommenden Saisons konnte 414 style in progress

man einen großen Trend in Richtung Luxus-Loungewear beobachten. Die Twin Sets aus Strick, die wir auf den Laufstegen von Marc Jacobs, Haider Ackermann, Céline und Isabel Marant gesehen haben, werden sich definitiv erfolgreich verkaufen.“ Während momentan noch immer Silhouetten der 1970er, 1980er- und 1990er-Jahre aus den Bereichen Running, Basketball, Tennis oder dem Skateboard die großen Stückzahlen im Lifestyle und bei Designer­sneakers ausmachen, werden in der Spitze die Designs immer technischer und moderner, ohne dabei auf optische Anleihen aus vergangenen Tagen zurückzugreifen. Gleiches gilt für Jacken und Oberteile, während Baseballjacken und OversizedSweatshirts auf der Straße noch die späten 1980er-Jahre reflektieren, werden auf den Laufstegen bereits die 1990erJahre als Ideengeber interpretiert. „Schlichtheit, Maskulinität und der Einfluss der amerikanischen Popkultur aus den 1980er- und1990er-Jahren sind die Elemente, die die Sportbekleidung mit der Ästhetik moderner Mode verbindet. Es gibt einen Unterschied zwischen funktionaler Sportbekleidung und Frauenmode. Hier geht es mehr um den Look als um die Funktionalität. In der Männermode gibt es definitiv eine stärkere Entwicklung in Richtung funktionaler Sportbekleidung“, sagt Justin O’Shea. Und um diesen Look ästhetisch gekonnt umzusetzen, ist Fingerspitzengefühl vonnöten. „Natürlich spielen die High-Fashion-Items die erste Geige und die Sportswear ergänzt den Look nur gekonnt. Ich persönlich würde mich immer bei Sportswear für dezente Farben und Formen entscheiden, damit eine gewisse Zeitlosigkeit und Eleganz bestehen bleibt. Nylonjacken mit eleganten Kleidern sind toll, genauso wie Radlershorts zu coolen Oversized-Blazern. Die richtige Mischung macht’s“, erklärt Julia Freitag. Urban Sportswear und HighTech-Outerwear mit cleaner Silhouette

„Wir verkaufen Premiumbasics und designtechnische Klassiker für Männer aus den Bereichen


MODE 091

Sportswear und Outerwear, die von den Designern veredelt werden und die durch ihr Labeling oder den stilistischen Cross-over ihr Alleinstellungsmerkmal erhalten“, erklärt Jörg Haas vom Berliner MenswearStore Firmament. Die Kunden von Firmament haben eine hohe Affinität zu Design, Mode und Kunst und schätzen besonders die Exklusivität und Qualität des Angebotes. Neben selektiven Linien von Adidas, Nike und New Balance gibt es z. B. auch Jacken und Taschen von Acronym aus Deutschland, die aus hochwertigem Funktionsmaterial von Gore-Tex oder Schoeller in Kombination mit Verschlussmechanismen aus dem militärischen Bereich gefertigt werden. Die VK-Preise gestalten sich ab 300 Euro aufwärts. Zudem gibt es die selektiv distribuierten Linien mit Jacken, Blazern und Oberteilen aus der Linie Shadow der italienischen Marke Stone Island und der Linie Veilance der kanadischen Outdoormarke Arcteryx. „Mit diesen High-EndOuterwear-Linien sprechen die Marken einen Konsumenten an, der über einen gehobenen Anspruch, ausgeprägtes Styleverständnis und das entsprechende Kleingeld verfügt. Der Vertrieb erfolgt derzeit nach dem Pyramidensystem. Zunächst werden nur kleine Boutiquen in der Spitze bedient, aber ich denke, dass diese Linien schon in ein paar Jahren auch im breiteren Markt bzw. über eigene Retail-Stores angeboten werden.“ Auch der Skiwear-Anbieter Mountain Force wird sich künftig deutlich stärker im modischen Segment positionieren und arbeitet an einer entsprechenden Linie. „Als ich Ende 2010 Mountain Force übernommen habe, war mir bereits klar, dass sich der Skibekleidungsmarkt weiter verändern wird. Deswegen haben wir Mountain Force bewusst als PremiumLifestyle-Brand neu positioniert. Mit strategischen Partnerschaften wie z. B. Porsche Österreich, der Ausstattung der Sportmoderatoren des ORF oder unserem Testimonial, dem Haubenkoch Johann Lafer, unterstreichen wir den Luxuscharakter unserer Bekleidung und freuen uns sehr, dass unsere Produkte inzwischen sich nicht nur auf der Piste,

sondern auch in den Städten einer stetig wachsenden Beliebtheit erfreuen. Vom Trend zu mehr Technik in der Mode profitieren gerade unsere Partner in den Städten, welche mit Produkten wie ultraleichten Daunenjacken, Shell-Jacken und Mänteln inzwischen auch eine Klientel bedienen, welches diese Produkte auch ohne große Affinität zum Skifahren zu schätzen weiß. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, bauen wir das Segment der technischen Allroundbekleidung weiter aus und werden in der kommenden Winter-Orderrunde nochmals deutlich mehr Teile präsentieren, welche sich an einen modischurbanen Kunden richten“, erklärt Mountain Force CEO Roman Stepek seine Strategie. Jil Sander und Miuccia Prada, die einst mit den ersten Designer-Sneakern oder Nylonstoffen für Rucksäcke den sportiven Look salonfähig gemacht haben, fanden innovative Nachahmer unter den Designern, die Mode und Bekleidung weiterentwickelt haben, ohne ständig die Looks vergangener Epochen neu zu interpretieren. Modische Kleidung aus immer innovativeren Funktionsmaterialien zu tragen, das ist heute nicht nur ein Bekenntnis zu lieb gewonnenen Trageeigenschaften, sondern auch ein Signal, dass der Träger technischen Neuerungen aufgeschlossen gegenübersteht.

Der Stil an sich ist das Aushängeschild. Den Firmament-Kunden von Jörg Haas geht es nicht darum, mit einem Logo aufzufallen, sondern mit dem Produkt, wie z. B. Hightech Urban-Outerwear von Acronym.

Carlos Alvarez, New Balance Product- und Key-Account-Manager für die Schweiz und Österreich, bietet mit der Kollektion Blue Tab ultraleichte Flatracer für den Alltagseinsatz an.

Roman Stepek, CEO von Mountain Force, baut das Segment der technischen Allroundbekleidung für modischurbane Kunden weiter aus.

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Out now Fotos: Bernhard Musil, www.b-musil.com Art Direktion & Produktion: Mody Al Khufash, www.jlffstudio.com Haare/Make-up: Kristin Belger Model: Jens Langenfurth @ Kult Model Agency Produktionsassistenz: William Schlesinger

Jacke: Peak Performance Windbreaker: Kjus 414 style in progress


MODE 093 Jacke: Drykorn Windbreaker: Kjus Hose: J Brand

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Jacke: Mountain Force Windbreaker: Kjus 414 style in progress


Jacke: GrundĂŠns Windbreaker: Uniqlo Hose: Adidas

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Rucksack: C么te & Ciel Jacke: Peuterey Shirt: Nike x Gyakusou Hose: Closed Socken: Falke Schuhe: Asics 414 style in progress


MODE 097

Rucksack: C么te & Ciel Jacke: C.P. Company Windbreaker: Patagonia Hose: Replay style in progress 414


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Jacke: C.P. Company Windbreaker: Replay Hose: Alberto 414 style in progress


MODE 099 Kopfhรถrer: Coloud Jacke: Minimum Rucksack: Dakine Hose: Sand

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100 VOR ORT

Visual Marketing Neuer Fokus auf Schaufenster Viele Ladenbesitzer haben erkannt: Gut gemachte Schaufenster bringen Aufmerksamkeit und setzen einen Laden von der Konkurrenz ab. Die Möglichkeiten des Visual Marketing erweitern sich ständig – wir zeigen jetzt mal, wie. Text: Petrina Engelke, Fotos: Galeries Lafayette, Kent Miller Studios for Macy’s, Millington Associates, Prop Studios, Sonja Greimel, Studio XAG

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Schaufenster haben wie­ der Bedeutung gewon­ nen – und ihre Gestalter gehen mit der Zeit. Einer der großen Zukunfts­ trends: Technologie einbinden. Schließlich beschäftigen sich Läden an allen Fronten mit der Konkurrenz auf Websites und Smartphones und sowohl beim Online- als auch beim WindowShopping scheint nur eine Scheibe die Kund­ schaft von der nächsten It-Bag zu trennen. Doch hinter Schaufensterschei­ ben kann man ganze Welten erschaffen – und zwar in 3D – und sie auf die Verkaufsfläche ausweiten. Diesen Vorteil wissen mehr und mehr Läden zu nutzen. Dem Ladenbau-Monitor 2014+ des EHI Retail Institute in Köln zufolge sind die Ausgaben für Dekorationselemente im vergangenen Jahr gestie­ gen. Bei den von EHI im Auftrag der Messe Frank­ furt für die Studie „Er­ folgsfaktor Schaufenster“ befragten Fachgeschäften, Filialen und Kaufhäusern schiebt sich beim Visual Marketing ein Ziel vor alle anderen: Differenzie­ rung im Wettbewerb. Im Klartext: Schon auf der Straße wollen sie besser dastehen als die Konkur­ renz. Das schlägt sich auch darin nieder, dass viele Läden ihre Schaufenster inzwischen nutzen, um ihre Bekanntheit zu steigern – oder wie etwa die großen Häuser, die für opulente Weihnachts­ dekoration berühmt sind, zur Imagepflege. Galeries Lafayette und Macy’s machen es vor: Perfekt inszenierte Auslagen ha­ ben eine Chance darauf, zum Ziel von Stadt­ rundfahrten zu werden. Dahin muss man aber erst einmal kommen. Und um Passanten aus ihrem Alltagstrott zu reißen, braucht es Über­ raschungseffekte.

Monochrom, Color Block oder eine Kontrast­ farbe mit Signalwirkung? Stylingfragen spiegeln sich in den Schaufenstern wider. Aber anders als am Körper lässt sich Mode dort zusätzlich mit ganz anderen Mitteln insze­ nieren. Zum Beispiel ohne Körper, also ohne Schaufensterpuppen. Mit Wörtern, bizarren Requisiten oder gar einer ganzen Architektur, eigens für ein einziges Prunkstück gebaut. Anderswo finden sich Hightech-Effekte hinter Glas, da leuchten LEDs, laufen Filme, folgt die halbe Dekoration einer Computerchoreografie. Von Hashtags, QR Codes und Bewegungssensoren ganz zu schweigen. So können Schaufenster wahre Spektakel werden – und das Gerangel um Aufmerksamkeit treibt immer neue Blüten. Wir zeigen acht Beispiele aus London, New York, Pa­ ris, Berlin und München.


VOR ORT 101

Kooperation mit der Kunstwelt. Selfridges/Prop Studios, London Das Kaufhaus Selfridges feiert eine David-Bowie-Ausstellung des V&A Museums in London mit einem Pop-up-Shop – und Schaufenstern. Die Gestaltungsprofis von Prop Studios schufen dazu mit Hilfe moderner Technologie eigene Kunstwerke, die auf Bühnenschuhen des exzentrischen Musikers beruhen: Auf schwebenden, verspiegelten Treppen stehen die berühmten Ziggy-Stardust-Stiefel in einer minimalistischen Interpretation aus lasergeschnittenem Acryl.

Das monochrome Drama der Architektur. Galeries Lafayette, Paris Als Kaufhäuser zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen, Schaufenster zu bestücken, stellten sie sie oft mit lauter Ware randvoll. Diese Idee hat sich nicht gehalten. Im 21. Jahrhundert darf das Schaufenster sich wieder füllen – diesmal aber nur, um die Bühne für ein einziges Produkt zu bereiten. Mit lauter weißen Streifen erwecken die Schaufensterprofis der Galeries Lafayette den Eindruck von Baukunst, die für das Kleid eine Grotte lässt, als sei es eine Ikone – und das alles ganz in Weiß. style in progress 414


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Mode in Aktion. Moncler/Selfridges/Millington Associates, London

Im Unterschied zu den Fotos in Webshops können Schaufenster in 3D vorführen, wie Mode sich trägt und wohin sie im Alltag passt. In Zusammenarbeit mit Moncler und Selfridges zeigen die Gestalter von Millington Associates hier, wie die Skimode sich im Lift macht – klug eingesetzte LED-Technik lässt sie förmlich abheben.

Neue Aufgabe für die Verpackung. Stan Smith & Adidas Originals/Studio XAG, Berlin Alltagsdinge für neue Zwecke zu verwenden, liegt nicht nur auf den Pinterest-Boards von DIY-Fans im Trend. Eine Schaufensterkampagne für die Zusammenarbeit von Adidas Originals mit Stan Smith brachte die kreativen Kräfte von Studio XAG auf die Idee, mit den dazugehörigen Schuhkartons zu spielen. So vermählen sie die bekannten drei Streifen mit dem Namen des Tennisspielers – in sportplatzfarbenem Neon zwischen Schuhkartonstapel gesetzt und mit Hashtag versehen. Merke: Wer für Überraschung im Schaufenster sorgen möchte, sollte ab und zu über den Tellerrand hinausschauen. 414 style in progress


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Scheren und Wortspiele.

Stella McCartney/Millington Associates, London „Kids are cool!“, sagt Millington Associates in diesem Stella-McCartneyLaden. Nicht nur mit Worten, sondern auch mit den Gestalten drumherum: Häschen und Rehlein kommen hier nicht in überniedlicher Gestalt daher, sondern als elterntaugliche Designelemente, die zudem ungewöhnliche Kleiderstangen abgeben. Das Formen-Ausschneiden-Spiel taucht übrigens auch in Schaufenstern in immer wieder neuen Varianten auf – günstig, wenn auch arbeitsaufwändig, geht das mit Papier.

Idee aus der Tasche gezogen.

Anya Hindmarch/Prop Studios, London Vom Produkt ausgehend hat Prop Studios bei Anya Hindmarch in London eine Idee entwickelt, die sich aus dem Schaufenster in den Laden hinein fortsetzt: Das Dominostein-Motiv der CascadeTaschenkollektion greift die Visual-Merchandising-Firma schon im Schaufenster auf – mit Steinen, die zum Antippen bereitstehen. Mit dem stilisierten Weihnachtsbaum aus grünen Dominosteinen machen sie das am Ende tatsächlich – für ein Video zur Kampagne. Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=fOiMulq7InQ

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Kontrast auf der Durchreise. Boss/Porsche/Eurotrade Flughafen München/Sonja Greimel, München

Mehreren Studien zufolge laufen Passanten in Großstädten immer schneller – umso schneller müssen dort auch Schaufenster Aufmerksamkeit erregen. Dieses Problem kennen die Shops an wuseligen Verkehrsknotenpunkten schon lange. Am Flughafen München arbeitet das Visual Merchandising beispielsweise beim ansonsten recht strengen Boss-Schaufenster mit der Signalfarbe Gelb – und schafft damit einen Blickfang für Eilige.

Technikgeschichten statt Produkte. Macy’s/Paul Olszewski, New York Das New Yorker Riesenkaufhaus Macy’s erzählt zur Adventszeit auf mehrere Schaufenster verteilt seine eigene, stets heimelige Weihnachtsgeschichte. Nostalgie hat dabei freilich ihre Grenzen. Der preisgekrönte Schaufensterdesigner Paul Olszewski kombinierte zuletzt eine produktfreie, winterliche Fantasiereise mit der Wunderwelt moderner, interaktiver Technik: Hier kann man mit kräftigen Armbewegungen Glitzersterne und Schnee wirbeln lassen, dort spiegeln LEDs die Silhouetten der Zuschauer. 414 style in progress


im gespräch 105

Ein Monitor im Schaufenster macht noch keine digitale Kampagne. Christoph Stelzer konzipiert und produziert RetailKonzepte für Läden und Schaufenster. Zusammen mit den beiden Geschäftsführern Nadine Frommer und Fabian Stelzer sowie dem 50-köpfigen dfrostTeam arbeitet er für Modeund Lifestylemarken wie Swarovski, Porsche Design und Tommy Hilfiger. Im Interview verrät er, worauf es bei einer erfolgreichen Schaufensterkampagne ankommt. Interview: Petrina Engelke. Foto: Ramon Haindl

Herr Stelzer, Sie beschäftigen sich mit Retail Identity. Was ist das?

Wir verstehen unter Retail Identity die Komposition eines Gesamterscheinungsbilds für eine Marke am Point of Sale. Die Erschaffung eines PoS-Finger­ prints sozusagen. Auch Marken sind ständig neuen Trends und Einflüssen ausgesetzt und dürfen trotzdem – oder gerade deshalb – ihre Identität nicht verlieren. Wie lässt sich das erreichen?

Mit einem scharfen Profil und einem ganzheitlich umgesetz­ ten Konzept. Ob Marke oder Store, Markenwerte, Lifestyle, Anspruch und auch der Habitus müssen erlebbar sein. So sollte ein Store-Angebot vom Schau­ fenster über die komplette Insto­ re-Kommunikation bis hin zum markentypischen Merchandising mit allen Sinnen wahrnehm­ bar sein. Dabei sorgen kleine, einladende Botschaften in Form von thematischen Impulsen an den einzelnen Berührungspunk­ ten am PoS für eine stringente Ansprache des Kunden. So wird der Einkauf zu einer Reise in die Welt der Marken. Ein Schaufenster setzt dabei engere Grenzen als ein Laden. Wie kann man dort ein Einkaufserlebnis schaffen?

Wir stehen nicht für Standardlö­ sungen. Um ein Beispiel zu ge­ ben: Ein Schaufenster kann wie ein begehbares Lifestylemagazin aufgebaut sein. Es würde für viele Marken funktionieren, im Schaufenster kuratierter zu arbei­ ten. Also nicht nur ein Manne­

Schaufenster sind sein Metier: Christoph Stelzer und sein Team setzen alles um, nur keine Standardlösungen.

quin mit einem coolen Look zu präsentieren, sondern eine ganze Welt darzustellen. Dazu müssen auserlesene saisonale It-Pieces ausgewählt und in einer in sich stimmigen Lifestylewelt und als Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls zu kompletten Key-Looks arrangiert werden. Im Schaufenster kann die Kompe­ tenz mittels kuratierter Produkte und marken- oder segmentüber­ greifend zusammengestellter Welten als stimmiges Gesamtbild an den Kunden kommuniziert werden.

Was denken Sie über den Einsatz von neuen Technologien, zum Beispiel LED oder Computerbilder?

Diese Trends und Innovationen sollte man ernst nehmen, beob­ achten und mit einbinden, weil sie einem mehr Möglichkeiten geben können. Allerdings: Allein

sind sie keine Heilsbringer, sie entwickeln ihre Kraft nur, wenn sie in eine ganzheitliche Kam­ pagne eingebunden sind. Ein Monitor im Schaufenster macht noch keine digitale Kampagne.

Die Analyse des derzeitigen PoS-Auftritts einer Marke ist einer Ihrer ersten Schritte. Was fällt dabei oft auf?

Es gibt perfekt realisierte Kon­ zepte. Da sieht man, wie jedes Produkt zu etwas wird, das man gern mit nach Hause nehmen würde. Allerdings sehen wir auch oft Defizite. Kunden erwarten begeisternde emotionale Ein­ kaufserlebnisse und Geschichten, die im Gedächtnis verhaften und es wert sind, mit der eigenen Community geteilt zu werden. Nur so lässt sich Markentreue zum Store aufbauen, werden aus Produkten Lovemarks, wird Umsatz generiert. style in progress 414


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Aller guten Dinge sind drei Trias/Pfäffikon. Schuhe, custom made Cowboy Boots und Accessoires – auf dieser Dreiheit (im Lateinischen: trias) beruht der Erfolg der Boutique von Markus Keller und Claudia Rindlisbacher. An einem nicht gerade prominenten Standort. Text: Dörte Welti. Fotos: Trias

Pfäffikon liegt ganz am oberen Ende des Zürichsees, rund 35 Kilometer von der pulsierenden Metropole Zürich entfernt, für die Stadtzürcher eine Weltreise. Wer hierher kommt, um sich exklusive Mode, Schuhe und Accessoires zu kaufen, kennt sein Ziel und kommt, weil er oder sie hier genau das findet, was man nirgendwo sonst bekommt. Bodenständige Entscheidungen

„Die Mieten in Zürich sind für ein so kleines Unternehmen, wie wir es sind, schlicht uner­ schwinglich“, begründet Markus Keller die Eröffnung in Pfäffikon 2007. „Hinzu kam, dass wir hier in der Nähe schon einen Show­ room betrieben haben.“ Die zwei Modeenthusiasten hatten etwas zu bieten. Markus Keller hat sich von jeher mit Füßen befasst. „Es ist doch verrückt, dass die Menschen grundsätzlich dem Teil ihres Körpers so wenig Qualität zuteil werden lassen, der sie eigentlich den ganzen Tag und durchs ganze Leben trägt“, wundert sich Markus Keller. Der Mann weiß, wovon er spricht. Seine Karriere hat er sozusagen zu Fuß begonnen. Skischuhe waren es zuerst, ein Produkt, das in den 1980erJahren im Rennen stark, in der Ein Herz und zwei Geschäfte: Markus Keller ist ganz und gar Modehändler, Claudia Rindlisbacher führt zusätzlich zu ihrem Engagement in der Boutique unter dem selben Dach noch ihr Immobiliengeschäft weiter.

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Masse eher mau war. Als freier Handelsreisender für Skischuhe baute Keller den Markt auf und sein Ruf, sich besonders gut mit Füßen auszukennen, verschaffte ihm einen Einstieg bei einer Agentur, die mit Timberlandund Sebago-Schuhen, den ewig trendigen Bootstretern, gerade den Hype ihres Lebens erfuhr. Später stieß Markus Keller auf Allen Edmonds, die sich im Untertitel „The Great Ameri­ can Shoe Company“ nennen. Dem Fachmann schwant: Das Geschäft mit hochwertigen, teils rahmengenähten Schuhen, ist ein großes.

wurde.“ Die Boots haben VKPreise im vierstelligen Bereich, das will man den Kunden mit gutem Gewissen erklären können und die honorieren soviel Einsatz mit Treue. Auch Modeproduzen­ ten bekommen Besuch, Claudia Rindlisbacher zeigt ein Fotobuch von einem Aufenthalt beim norwegischen Stricker Oleana. „Alle Frauen, die dort arbeiten, tragen Oleana“, freut sich die ge­ lernte Immobilienmaklerin, die in einem Teil des Ladens immer noch ihr Maklerbüro betreibt, weil allein von schöngeistigem Modebusiness kann man nicht existieren – leider.

Ein Leben für die Qualität

Kein Verrat am Kunden

Die Location in Pfäffikon wird erst als reines Schuh- und Accessoiregeschäft eröffnet. Bis heute hat Markus Keller den Vertrieb für Allen Edmonds behalten, Fratelli Borgioli kam als Ergänzung hinzu, auch so ein luxuriöses Produkt für die Füße. Wenn Händler kommen, wird kurzerhand die Boutique teilwei­ se geräumt und so zum Show­ room. Und die Kunden? „Unsere Kunden kommen von weit her“, konstatieren Markus Keller und Claudia Rindlisbacher, „auch, weil wir für Schweizer Maßstäbe entscheidende Argumente haben, nämlich direkte Autobahnan­ bindung und Parkplätze vor der Tür.“ Inzwischen kommen die Kunden aber nicht mehr allein wegen der Schuhe. Die Lust an handgemachten Dingen, die Begeisterung für Handwerk und der Spaß an durch und durch nachhaltig gefertigten Produkten haben Markus Keller und Claudia Rindlisbacher auch immer mehr Mode ins Sortiment aufnehmen lassen. Wann immer möglich, gehen die beiden auf Reisen. Nicht als Freizeitvergnügen – sie waren in den sieben Jahren seit Ladener­ öffnung genau einmal richtig im Urlaub –, sondern um jeden ihrer Lieferanten zu besuchen. „Wir wollen wissen, aus welchem Leder unsere handmade Cowboy Boots wirklich bestehen“, erklärt das Paar, „dafür sind wir nach Texas gereist und haben zuge­ schaut, wie das Leder für unsere Bestellungen speziell ausgewählt

„Wir verkaufen Qualität“, sin­ niert Markus Keller, „alles andere kann ich nicht.“ Doch, er kann Prinzipien vertreten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie nie Ausverkauf in der selben Saison machen, das wäre ihrer Meinung nach Verrat am Kunden und am Produkt. Und Geometrie. „High Heels brauchen eine spezielle Geometrie“, weiß der Fach­ mann, „sonst funktionieren sie nicht.“ Frauen, denen nach zwei, drei Stunden in Pumps die Füße schmerzen, sollten sich das mal erklären lassen. In Pfäffikon.

Boutique Trias Huobstraße 10, 8808 Pfäffikon/Schweiz www.boutique-trias.ch Eröffnung: Februar 2007 Inhaber: Markus Keller, Claudia Rindlisbacher Anzahl der Mitarbeiter: 2 Verkaufsfläche: 300 qm Marken Frauen: 0039 Italy, 1947 andreas, 7 for all Mankind, Artigiano, Canada Goose, Exit Brooklyn, Handstich, Hemisphere, John Smedley, Meindl, Nationality, Oleana, Pamela Henson, Reptiles House, Uli Schneider, Wallmann, Zimmerli Marken Herren: AD.M, Canada Goose, Eton, Handstich, Jacob Cohen, John Smedley, Meindl, Nationality, Reptiles House, Tardini, Silverking Marken Schuhe: Allen Edmonds, Baldinini, Cesare Paciotti, Francesco Benigno, Fratelli Borgioli, Ilse Jacobson, John Grey, Pura Lopez, Stallion, Swims


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Multitalent: Der Raum mit dem großen Tisch wird zum Showroom, wenn Kunden kommen und Schuhe ordern wollen. Die Mode fliegt aus den Regalen, die Schuhe kommen rein – man ist flexibel.

Stilsicher: Die Kunden, die hierher kommen, hetzen nicht rein und raus, sondern lassen sich viel Zeit, gerne in der gemütlichen Couch-Lounge.

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Stimmige Präsentation – lässiger Landhaus-Look trifft auf traditionellen englischen Einrichtungsstil.

Ach wie schön ist Eppendorf Conrad Hasselbach Shoes & Garment/Hamburg. Nach 14 Jahren ist Conrad Hasselbach mit seinem Geschäft für englische Mode, Ethnologie, Ästhetik, Design und Schuhwerk nun direkt an den Eppendorfer Klosterstern umgezogen. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Conrad Hasselbach

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Vom zweispurigen Kreisverkehr des Klostersternplatzes aus ist die verklinkerte Ladenfassade mit dem großen goldenen Conrad Hasselbach Schriftzug hervorra­ gend zu sehen. Und auch sonst gilt: verkehrsgünstige Lage. Von der Innenstadt bis hierher dauert die U-Bahn-Fahrt gerade mal sieben Minuten. Der Umzug von dem alten Ladenlokal, welches nur einen Steinwurf entfernt liegt, brachte viele Vorteile. Von der Straße aus ist der Laden mit seinen viel größeren Schau­ fenstern besser zu sehen, die Verkaufsfläche ist deutlich größer und auch für die Umkleiden ist jetzt mehr Platz. Minimalistisch leer ist der Laden noch immer nicht, aber das ist auch nicht

Conrad Hasselbachs Maxime. Die blau gestrichenen Wände und die Tricker’s Kartons im vor­ deren Bereich des Ladens sind als wären sie füreinander geschaffen. Passend dazu ist der Verkaufstre­ sen mit einer gestreiften Tapete verziert. Überall sind farbenfrohe Hand- und Umhängetaschen sowie Reisegepäck von John Chapman zu finden, hier und da hängen lila, gelbe oder rote Flin­ ten- und Büchsentaschen herum. „Heute will doch niemand mehr mit einem Hermann-GöringLoden in den Wald gehen“, schmunzelt Inhaber Conrad Hasselbach und fügt hinzu: „Und eigentlich war es früher ein Privileg für den gehobenen Stand, Farbe zu tragen.“

Nahezu einzigartige Fach­ einzelhandelskultur

„Hier im Herzen von Eppendorf sind die Läden zu 80 Prozent inhabergeführt. In der Innen­ stadt sind es doch maximal nur noch 20 Prozent. Das führt zu einer Art positivem Standorttou­ rismus. Eppendorf ist mittler­ weile eine Marke geworden und alle hier hoffen, dass das noch lange so bleibt und sich keine vertikalen Anbieter breitmachen. Der Stadtteil bietet die Mög­ lichkeit, hochwertig zu wohnen und zu arbeiten. Dabei gibt es ein abwechslungsreiches Angebot sehr guter Gastronomie und eben viele interessante Fachein­ zelhandesgeschäfte nicht nur aus den Bereichen Möbel, Textil und


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Neuer, größer und schöner – der neue Laden von Conrad Hasselbach am Klostersternplatz im Stadtteil Eppendorf.

Lebensmittel – und das in einem doch recht großen Gebiet, das bis nach Eimsbüttel reicht. Hier kann man den ganzen Tag entspannt zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein und auf höchstem Niveau in gewach­ senen Strukturen einkaufen. Das ist mittlerweile schon fast einzigartig in Deutschland.“ Lässiger Chic trifft auf formale Klassik

Die Zusammenstellung der Waren für Herren und Damen reicht von casual bis klassisch. So finden sich neben Sportswear von Woolrich, Mason’s, Nabholz, Ten C und Nigel Cabourn auch formale Jacketts und Hosen von Sheppard & Jones oder traditionelle Outfits für die hanseatische Hochzeitsbeklei­ dungskultur und Partys in den Gärten an den Kanälen der Alster mit Morning Coats und

Streifenhosen von Magee. Vom Manschettenknopf über das Ein­ stecktuch bis hin zur gehäkelten Blume fürs Knopfloch – bei Hasselbach gibt es sowohl die klassische Ausführung, als auch die augenzwinkernde Variante: „Wir haben Manschettenknöpfe mit Totenkopf oder Bierfla­ schenmotiven, besonders gut gehen derzeit Autothemen wie Drehzahlmesser oder Gangschal­ tungsmotive, aber auch Slogans“, erzählt der Hamburger. Seit dreieinhalb Jahren betreibt Hasselbach jetzt seinen Online­ store, der gerade ein neues Oberflächendesign erhalten hat. „Wir haben eine gute Stamm­ kundschaft aufgebaut, hierüber bedienen wir im Schuhbereich viele Kunden, die ihre Größe und Modellvorlieben schon ken­ nen und einfach ein neues Paar in einer anderen Farbe nachor­ dern“, erklärt er.

Inhaber Conrad Hasselbach freut sich, seine Kunden online und offline in neuem Look & Feel zu empfangen.

Conrad Hasselbach Shoes & Garment GmbH Klosterstern 2, 20149 Hamburg/Deutschland www.conradhasselbach.de Eröffnung: Oktober 2013 Inhaber: Conrad Hasselbach Verkaufsfläche: 90 qm Marken: Baracuta, Hunter, John Chapman, John Spencer, Lavenham, Magellan & Mulloy, Nabholz, Nigel Cabourn, Sebago, Sorel, Stutterheim, Ten C, Tricker’s, Woolrich

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Fahrräder an der Wand erinnern im Obergeschoss daran, dass Kinfolk mehr als Mode zu bieten hat.

In diesem Regal finden sich Kosmetik, Accessoires und Second-Hand-Sachen der Besitzer – nichts davon ist nur Dekoration.

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Die Paris-Tokio-BrooklynConnection Kinfolk Store/Brooklyn. In seinem Modeladen einigt sich ein umtriebiges, internationales Lifestylekollektiv auf eine klare ästhetische Ausrichtung. Text: Petrina Engelke. Fotos: Kinfolk

Plattenspieler, Fahrrad an der Wand, japanische Jacken, bunte Socken und Vintage-Design-Ma­ gazine: Was auf den ersten Blick wie ein weiterer Hipsterladen im übertrendy Viertel Williams­ burg aussieht, hat in Wahrheit eine lange, weitverzweigte und weltgewandte Geschichte. Sie beginnt in einer Bar im Tokioter Viertel Nakameguro: In der Kin­ folk Lounge treffen sich coole, junge Amerikaner und Europäer auf Reisen oder mit Job in der Fremde. Die Kinfolk-Gründer wollen Produkte und Dienstleis­ tungen bieten, nach denen sie selbst vergeblich suchen – etwa maßgefertigte Fahrräder, die sie von einem japanischen Meister seines Fachs in Handarbeit her­ stellen lassen. Vom Expat-Treffpunkt zum Modeladen

Nach dem Umzug nach Brook­ lyn (die Urzelle in Tokio existiert noch immer) finden sie erneut jede Menge Arbeit – und An­ hänger: Eine Kombination aus Coffeeshop, Restaurant und Bar fungiert auch hier als Treffpunkt für Gleichgesinnte, die Fahrrä­ der verkaufen sich weltweit und als Designagentur tüftelt das Kinfolk-Team an Auftragsarbei­ ten etwa für das Ace Hotel in Downtown Los Angeles. Anfang des Jahres ist nun auch noch Herrenmode hinzugekommen. „Bei allem, worauf wir stehen und was auch geschäftlich Sinn hätte, denken wir darüber nach,

Nur das Kinfolk-Logo weist auf diese Boutique hin. Gleich nebenan befindet sich die dazugehörige Bar.

wie wir es in die Marke Kin­ folk integrieren können“, sagt Jey Perie. Der Franzose traf in Brooklyn seine Freunde aus der Bar in Tokio wieder, trat ins Kinfolk-Team ein und ist nun für den Modeladen verantwort­ lich. „So viel kreative Freiheit hatte ich mit Mode noch nie“, sagt Perie, der zuvor im Mo­ demarketing arbeitete, unter anderem beim Tokioter Label Bedwin & The Heartbreakers. Ausgesuchte Teile aus dieser Kol­ lektion hängen nun im KinfolkStore. Das Pariser Label Bleu de Paname hingegen hat Perie nicht aus seiner Heimat mitgebracht – er entdeckte es erst in seiner Zeit in Japan und bat vor der Ladeneröffnung Freunde darum, einen Kontakt herzustellen. „An viele Designer komme ich über Freunde von Freunden“, lacht er.

Treffpunkt für Gleichgesinnte. Sie können bald auch noch die Nacht zum Tag machen: Gleich hinter der von Kinfolk designten Avantgarde-Holzwand entsteht gerade eine Veranstal­ tungshalle.

Stilvorgabe: Outdoor, Avantgarde, Heritage

Im Vergleich zu dieser Heran­ gehensweise folgt das Sortiment von Kinfolk beinahe strengen Regeln. Zwar tragen die Besitzer der Marke ganz unterschiedliche Kleidungsstile zur Schau und können sich gerade einmal auf den Begriff authentisch eini­ gen. Aber der Laden soll einer klaren Ästhetik folgen. Perie nagelt sie auf drei Richtungen fest: Outdoor, Avantgarde und Heritage. Es trage ja heute kaum ein Mann immer nur einen Stil, findet Perie. Dass es bisher bei Kinfolk nur Herrenmode gibt, liegt wie­ derum an der Besetzung des Kreativkollektivs: „Mit Män­ nermode kennen wir uns eben am besten aus“, sagt Perie. Ganz persönlich wird es im Regal an der Seite: Das meiste stammt aus den Haushalten des KinfolkTeams – und steht zum Verkauf. Ein Keramikhase, ein SpielzeugLKW, alte Schallplatten, schick vergilbte Kartenspiele, eine Polaroid-Kamera. Und PlayboyManschettenknöpfe, von denen sich deren Besitzer eigentlich gar nicht trennen will, erzählt Perie. Mit solcherlei Eigenheiten wird auch die Kinfolk-Boutique ein

Kinfolk Store 94 Wythe Avenue, Brooklyn, New York 11249/USA T 001.347.6894939 http://kinfolklife.com/94wythe/ Eröffnung: Januar 2014 Mitarbeiter: 4 Verkaufsfläche: 110 qm Marken Männer: AXS Folk Technology, Bedwin & The Heartbreakers, Bleu de Paname, Brown’s Beach Cloth, Kinfolk, Knickerbocker MFG, La Paz, Lewis Leathers, Maharishi, Maiden Noir, Metaphore, Mt. Ranier, Shanana Mils, The Wyler Clothing Co., Wings + Horns Marken Kosmetik und Accessoires: Emgie Libris, Etiquette Clothiers, Kinfolk, Maiden Noir, Portland General Store, retaW aoyama/tokyo, Superior Vintage, Tomahawk Canvas & Leather, Vacant, Zuni Tribe Jewelry u. a.

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Shopping mit Zooblick Bikini Berlin Concept Mall/Berlin. Berlin ist eine Dauerbaustelle ärmer: Gegenüber der Gedächtniskirche (dort baut man noch immer) und dem Waldorf Astoria Hotel hat mit Bikini Berlin Deutschlands erste selbsternannte Concept Shopping-Mall eröffnet. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Franz Brück

Nach 39 Monaten Bauzeit wurde Anfang April Eröffnung gefeiert, kein Wunder, dass der Bürgermeister in Feierlaune war: „Nachdem der Zoo Palast und das 25hours Hotel bereits neue Glanzpunkte in der City West setzen, freue ich mich jetzt auf die Eröffnung des erfolgreich restaurierten und modernisierten Bikini-Hauses am Breitscheid­ platz“, so Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von BerlinCharlottenburg-Wilmersdorf.

Destination Zoo

„Anders als herkömmliche Shop­ ping-Malls bietet Bikini Berlin durch eine einmalige Architek­ tur, sorgsam ausgewählte und aufeinander abgestimmte Bou­ tiquen, Concept- und FlagshipStores sowie Gastronomie- und Dienstleistungsanbietern ein vollkommen neues ShoppingErlebnis“, wie Kai-Uwe Ludwig von der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau betont. Fast 300.000 Besucher kamen

am langen Eröffnungswochen­ ende zum viertägigen ShoppingMarathon mit verkaufsoffenem Sonntag, um Deutschlands erste Concept-Mall und ihre architektonischen Highlights zu bewundern. „Wir freuen uns, dass Bikini Berlin so überragend von den Berlinern angenommen wurde. Unser Ziel ist es, eine Brücke zwischen Stadt und Natur, Kon­ sum und Erholung zu schlagen“, sagt Ludwig. Neben dem 14 mal

Einkaufen mit Panoramablick: Die Boxen im Erdgeschoss bieten kleinen Marken und jungen Designern die Möglichkeit, sich temporär im Bikini Haus zu präsentieren.

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vier Meter großen Panorama­ fenster in der großen Halle im Erdgeschoss mit direktem Blick auf den Affenfelsen kam die frei zugängliche Dachterrasse mit einer Fläche von 7.000 Qua­ dratmetern und Sicht auf die Freigehege des Berliner Zoos und seine Tierwelt besonders gut an. Retail der Zukunft

Mit der Concept-Mall wol­ len sich die Betreiber an ein anspruchsvolles, trend- und stilbewusstes internationales Publikum mit hohem Anspruch an Qualität und Einkaufserleb­ nis richten. Zudem beinhaltet das Einkaufscenter eine große Eventfläche für Veranstaltungen oder Ausstellungen. Das Konzept von Bikini Berlin soll für stetigen Wandel sorgen und will überraschend und flexibel bleiben. Mit 20 kleinen Pop-up-Stores, den sogenannten Boxes, welche maximal ein Jahr angemietet werden können, ist Veränderung Programm. Hier finden auch kleinere Marken wie z. B. German Garment, junge Designer oder Konzepte wie die Macaron-Manufaktur Makrön­ chen eine Plattform. Mit dem Concept-Store Super­ nova direkt am Westeingang will Bikini Berlin eine Experimen­ tierfläche für zukunftsweisende Retail-Konzepte etablieren. Ziel ist es, die Funktion von Retail im digitalen Zeitalter neu zu

Ein Grund mehr, in den Westen zu reisen – für Berliner und Touristen gleichermaßen.

definieren. Supernova wird von der Kreativagentur Kemmler Kemmler kuratiert, die jede Saison neue Partner zusammen­ bringt. Den Auftakt bis zum 13. Juli 2014 hat der Berliner Store Firmament in Zusammenarbeit mit Nike gemacht und dort anlässlich der Fußballweltmeis­ terschaft in Brasilien unter dem Thema Future of Football eine

Die neue Flaniermeile am Zoo: Die Freitreppe führt direkt auf die große Dachterrasse.

exklusive Auswahl aus Streetund Sportswear präsentiert. Ausgestattet wurde der Store mit Audio-Systemen von Teufel und Bildschirmen von Samsung. Berlin eben

Eine durchgängige Erfolgsge­ schichte? Nicht ganz: Auch vier Wochen nach dem Start waren noch nicht alle Ladeneinheiten eröffnet bzw. vermietet, die vollständige Belegung ist bis Dezember 2014 vorgesehen. Insgesamt wird es 58 Laden­ einheiten geben, darunter viele Marken und Händler aus dem Fashionbereich, der Technik, wie z. B. der Flagship-Store der Berli­ ner Hifi-Manufaktur Teufel, oder aus dem Segment Design und Kunst sowie ein großer Laden des Berliner Gestalten Verlages mit angeschlossenem Café. Die Berliner Kette Einstein Kaffee, ein Block House Restaurant, ein Kaisers Supermarkt und eine Cyberport Filiale ergänzen das Portfolio.

Sierra Germany GmbH Bikini Berlin Centermanagement Budapester Straße 44, 10787 Berlin/Deutschland www.bikiniberlin.de Eröffnung: 3. April 2014 Inhaber: Bayerische Hausbau GmbH & Co. KG Center-Manager: Ted Walle Fashion-Stores: Adddress Gallery, AM+, Andreas Murkudis, Anna Kraft, Aspesi, Bagatt Shoe Shop, Carhartt, Closed, Drei, Fashion & Furniture Concept Store, Firmament, Ganni, Gant, Mauro Grifoni, Mykita, Naracamicie, Odeeh, Parosh, Premiata, Riccardo Cartillone, Schiesser Artists for Revival, Supermarket, Umasan, Vans Zooperstore

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Fein kuratiert 端ber alle Etagen: Der Steffl hat das Gesicht bekommen, das einem Department-Store von internationalem Format w端rdig ist.

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Wiener Shoppingwahrzeichen reloaded Steffl Department Store/Wien. Steffl Department Store Vienna positioniert sich zunehmend als Luxuskaufhaus mit hohem Designanspruch und handverlesenem Premiumsortiment. Dabei hat der für die Umgestaltung und Neustrukturierung verantwortliche Creative Director Thomas Köckeritz ein Ziel vor Augen: dem Steffl eine Seele ein­ hauchen. Eine Bestands­ aufnahme des Upgradings. Text: Anneliese Ringhofer. Fotos: Julia Stix, Steffl

Der Steffl in der Kärntner Straße blickt wie sein Namensgeber, der nahe gelegene Dom, auf eine lange Tradition zurück. Doch konzentrieren wir uns auf die jüngere Vergangenheit. 2007 erwarb der Unternehmer Hans Schmid das alteingeses­ sene Kaufhaus. 2009 wurde für die Neupositionierung und Umstrukturierung der deutsche Creative Director Thomas Köckeritz geholt. Sein erster Eindruck: „Dem Haus fehlte die Seele, die einzelnen Markenportfolios und Pro­ duktsegmente hatten keinerlei Berührungspunkte.“ Erklärtes Ziel des Relaunches ist, Steffl als übergeordnete und homo­ gene Dachmarke zu etablieren. Unter diesem Dach befinden sich nun auf 13.000 Quadrat­ meter verteilt auf neun Etagen ein umfassendes Sortiment aus internationaler Designermode für Damen, Herren, Kinder sowie Babys, Schuhe, Acces­ soires und Lingerie sowie eine Parfümerie. Ein Teil der Fläche wird selbst bewirtschaftet, der Rest an Partnerunternehmen verpachtet. Gemeinsam werden die verschiedenen Cluster mit namhaften Architekten sukzessi­ ve in individuelle Lifestylewelten gegliedert. Harmonie und Luxus unter einem Dach

Köckeritz’ erstes Projekt als Creative Director wurde im August 2010 eröffnet: der Luxus-Shoe-Store The 6th Floor in der sechsten Etage, den er gemeinsam mit den Wiener BWM Architekten konzipierte. Im gleichen Jahr wird von der Steffl Textilhandels GmbH einen Stock tiefer der Pop-up-Store District 1 mit Young Contemporary Fashion & Jeans lanciert. „Der Erfolg war so groß, dass wir auf die gesamte Etagenfläche erwei­ tert haben“, blickt Köckeritz zurück. Mittlerweile beherbergt District 1 über 60 Trend- und Kultmarken. Danach folgte die Umgestaltung des Erdgeschosses.

Für das neue, offene Entrée und den 600 Quadratmeter großen Taschenbereich zeichnet der venezianische Architekt Paolo Lucchetta verantwortlich. „Paolo Lucchetta ist Impulsgeber für die formelle Neugestaltung des Hauses. Wir knüpfen in anderen Etagen an sein perfekt strukturiertes Seamless-FlowRetail-Design an“, schlussfolgert Köckeritz. Im Mai erhielt das Areal mit Sonnenbrillen, Uhren und Modeschmuck, das – wie auch die Taschen – von der hauseigenen Accessoires GmbH verwaltet wird, ein Facelift. Thomas Köckeritz: „Mit BEHF Architekten erarbeiteten wir ein sehr wienerisches Shopdesign.“ Es wird dabei die Fassade des Mozarthofes mit der vermutlich letzten erhaltenen Originalbüste Mozarts zitiert.

Terrasse with a view: Im Blick der Namensgeber des Kaufhauses, der Wiener Stephansdom.

Status quo & Zukunftspläne

Im August dieses Jahres soll sich das Sky Restaurant im Dachge­ schoss, das zusammen mit der SKY Bar als eigene Gesellschaft verwaltet wird, als kulinarischer Fashion-Hotspot zeigen. Gleich­ zeitig öffnen in der ersten Etage die Pforten des Lingerie-Ateliers in eine 600 Quadratmeter große Wohlfühlzone, gestaltet von ei­ nem Londoner Architektenteam. „Wer nun an ein Boudoir denkt, liegt falsch“, sagt Köckeritz. Vielmehr soll auch hier an das historische Ambiente von W. A. Mozart, der einst in demselben Stock des Hauses residierte, angeknüpft werden. Ein Piano spielt dabei eine wesentliche Einrichtungsrolle. „Bislang gibt es im deutschsprachigen Raum keine in der Exklusivität vergleichbare Dessous- und Strümpfeabteilung in einem Kaufhaus“, konstatiert der Crea­ tive Boss. Damit sind die Um­ baupläne längst nicht erschöpft: 2015 folgen die Damen- und Herrenabteilungen. Und für das bisweilen als Designer Sale und Verkaufsfläche für Herrenta­ schen sowie Reisegepäck genutz­ te Untergeschoss wird noch am Konzept getüfftelt.

Kaufhaus Steffl Betriebs AG Kärntner Straße 19, 1010 Wien/Österreich www.steffl-vienna.at Eröffnung 1895/96 als Warenhaus M. Neumann, ab 1961 Kaufhaus Steffl, seit 2007 Steffl Department Store Vienna Vorstand: Mag. Albert Löcker Anzahl der Mitarbeiter: ca. 250 Verkaufsfläche: 13.000 qm Marken: ca. 500, z. B. Burberry, Corneliani, Elie Saab, Givenchy, Gucci Kids, Jimmy Choo, Kenzo, The Kooples, Tom Ford, Valentino

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116 editor’S Letter /// Impressum

Eigentümer, Verleger, Redaktion & Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17, 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at Geschäftsführer Stephan Huber Nicolaus Zott

Chefredakteure Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at

Wegwerfunkultur

O

b die kürzlich zum wiederholten Mal aufgetauchten PrimarkEtiketten mit den Hilferufen der modernen Sklaven in den Nähbatterien der Globalisierung nun authentisch oder Aktionismus waren, ist letztlich gar nicht wirklich bedeutsam. Denn niemand zweifelt auch nur eine Sekunde daran, dass die Umstände, die sie anprangern, genauso oder noch schlimmer bestehen. Und zwar über ein Jahr nach der logischen Katastrophe von Sabhar, als beim Einsturz des Rana Plaza über 1.100 getötete und weit über 2.000 verletzte Menschen der Gier zum Opfer gefallen sind. Wir erinnern uns an die eilfertigen PR-Statements von KIK, Primark, Walmart & Co. An (wohl geheuchelte) Betroffenheit und an weitgehend leere Versprechen. In den groß angekündigten Entschädigungsfonds für die Opfer hat die Hälfte der 29 Unternehmen, die im Rana Plaza Ausbeutung und Schlimmeres befördert haben, noch nicht einmal einen Cent einbezahlt. Der Zynismus hinter dieser Mischung aus Aussitzen, Scheinaktivität und Abputzen an Dritten ist zwar atemberaubend, das Vertrauen dieser Zyniker auf das ethische Kurzzeitgedächtnis einer Mehrheit der Konsumenten aber leider völlig berechtigt. In einer Wegwerfgesellschaft wird auch der Mensch zum Wegwerfprodukt. Die Wegwerfmentalität, also die Reduktion von Bekleidung zum

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Einwegartikel, ist auch aus vielen Gründen ein, wenn nicht sogar das zentrale Problem unserer Branche. Genau deshalb habe ich die im Jahr 2004 mit Karl Lagerfeld gestarteten DesignerCapsules von H&M von Anfang an überaus kritisch gesehen. So genial diese Kooperation natürlich aus Sicht des schwedischen Fast-Fashion-Giganten natürlich waren und sind – in den Köpfen der Konsumenten haben sie verheerende Wirkung gezeigt. Nicht weil die Kollektionen schlecht waren, sondern weil sie bei allen, die den Zusammenhang zwischen Produkt und Preis nicht hinterfragen, die Überzeugung hinterlassen haben, alles, was teurer ist, sei eigentlich fast so etwas wie unmoralische Abzocke. Sich ständig abgezockt zu fühlen und mit der Jagd nach Billig zu kontern, ist heute ja so etwas wie die Kapitalismuskritik des kleinen Mannes. Der wunderbare Dries van Noten, Sohn eines Herrenausstatters und Enkel eines Schneiders, hat es in einem Interview mit der SZ auf den Punkt gebracht: „19 Euro für ein Hemd bei H&M – sorry, dafür kriegen wir nur die Knöpfe.“ Klingt vielleicht ein wenig abgehoben. Und Dries van Noten entspricht auch nicht der realen bzw. realistischen (Konsum-)Welt von wohl 95 Prozent der Menschen. Aber dieser beiläufige Satz erklärt viel. Wer die entsprechend hochwertige Leistung bietet, darf oder muss sogar den

Art Directrice/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at

Mut haben, dafür den angemessenen Gegenwert zu verlangen. Und wer hochwertige Leistung verlangt, sollte auch den Respekt haben, dafür entsprechend zu bezahlen. So einfach wäre das Rezept gegen die Seuche der Wegwerfunkultur eigentlich. Und außerdem wünsche ich mir, dass Österreich das Costa Rica 2018 wird. Nein... So pessimistisch bin ich gar nicht. Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at

Autoren Isabel Faiss Petrina Engelke Mody Al Khufash Ina Köhler Nicoletta Schaper Kay Alexander Plonka Dörte Welti Katharina Wohlfahrt Fotografen/Illustratoren Franz Brück David Crookes Sarah Egbert Eiersholt Esther Gebauer Ramon Haindl Stefanie Hilgarth Clemens Kois Andreas Marini Bernhard Musil Chris Rogl Lupi Spum Julia Stix Eva Vasari Graham Wiseman Cathleen Wolf Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Manfred Thurner Druck sandlerprint&packaging 3671 Marbach, Österreich Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627 BLZ 45010 Nächste Ausgabe 7. Januar 2015


SUPREME DÜSSELDORF 30JUL–01AUG GDS DÜSSELDORF 03AUG–06AUG CIFF KOPENHAGEN 09AUG–12AUG PREMIUM MÜNCHEN 18AUG–20AUG FN PLATFORM LAS VEGAS 31AUG–03SEP MICAM MILANO 12SEP–14SEP ESSENZ MÜNCHEN 14SEP–16SEP SOLE COMMERCE NYC 20SEP–22SEP WHITE MILANO 26SEP–29SEP TRANOI FEMME PARIS 26JUL–29JUL



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