FRÜHJAHR SOMMER 12 # 4.2011
Umsatz mit Absatz. Fashion-Stores laufen dem Schuhhandel den Rang ab /// Damen-Premiumjeans. Der beste Po gewinnt /// Teuerung, na und? Steigende Preise als Motor der Qualität /// London Calling. Das vibrierende East-End ///
style in progress wo-men’s fashion
Christopher de Vos und Peter Pilotto
„Pre-Collections sind die neue Saison innerhalb der Saison.“
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008 EDITORIAL
Das große Ganze und seine Bestandteile
Atelierbesuch in London: style in progress zu Gast bei Christopher de Vos und Peter Pilotto. Foto: Giles Price
Liebe Leserinnen und Leser, was macht große Designer aus? Ihre Reputation, die Wahrnehmung ihrer Person – oder doch die Kraft ihrer Entwürfe? Im Fall von Peter Pilotto und Christopher de Vos sind wir uns sicher: Anhaltspunkte, dass die beiden zu den ganz Großen zählen, gibt es in ihrem Schaffen genug. Was es umso charmanter macht, dass die Gesten und Gebärden des Designduos erfrischend bodenständig sind. style in progress Redakteurin Alana Wallace hat diese Atmosphäre in ihrem Gespräch perfekt eingefangen – und dem Duo viel Lesenswertes entlockt (the longview, ab Seite 034). Das Streben nach Größe, allerdings in einer rein wirtschaftlichen Dimension, ist Thema der Reportage von Thesy Kness-Bastaroli. Die erfahrene Wirtschaftsjournalistin nimmt den Drang italienischer Luxus- und Modekonzerne an die Börsen dieser Welt unter die Lupe (Italiens Luxusunternehmen: Vom Laufsteg aufs Finanzparkett, ab Seite 060). Wie sehr die Entscheidungen in der Modebranche vom Faktor Geld abhängig sind, zeigt auch das Salongespräch unter der Leitung von Chefredakteur Stephan Huber. „Ein T-Shirt wird 20 bis 25 Prozent teurer werden“, konstatiert Markus Funder (ab Seite 076) – und hat damit zu diesem Zeitpunkt absolut Recht. Dass nur wenige Wochen später die Baumwollpreise in den Keller sinken, ist keine Ironie des Schicksals, sondern perfektes Beispiel dafür, wie sehr unsere Branche heute als Teil des großen Ganzen zu sehen ist. Groß denken ja, groß werden nein, das haben sich die Macher der Londoner Menswearmesse Jacket Required verordnet: Mit ihrer kleinen, feinen Orderveranstaltung sind sie das Gegenteil der fulminanten Show, die wir gerade in Berlin erleben durften. Dass dieser Gedanke von Small is beautiful gerade in einer Megametropole wie London auf fruchtbaren Boden fällt, ist roter Faden des Specials, das wir dieser Stadt widmen (London Calling, ab Seite 088). Was bliebt wichtig, wenn sich Katastrophen wie im März in Japan ereignen? (Streben nach Veränderung – Japans Lehren aus dem 11. März, ab Seite 068). Eine Frage, die gerade in der Mode Grundprinzipien zu erschüttern vermag. Denn was ist schon Konsum im Angesicht solch unfassbarer Ereignisse? Was ist schon ein neuer Ge- oder Verbrauchsartikel, nur aus reinem Vergnügen gekauft, wenn es anderswo am Nötigsten fehlt? Mitunter eine Chance, Qualität auf ganz neue Art zu erleben. Schuhdesigner Seishi Tanaka berichtet: „Wenn man über zehn Kilometer zu laufen hat, lernt man den Unterschied zwischen billigen und qualitativ hochwertigen Schuhen schnell kennen.“ Dass Sie in dieser Ausgabe von style in progress noch mehrmals über Schuhe lesen werden, ist kein Zufall. Branchenkennerin Karolina Landowski erörtert in ihrem Artikel (Der Schuh drückt, ab Seite 042) die Gründe dafür: Längst hat der Modehandel den Schuhfachhandel abgelöst, was das Setzen von Trends anbelangt. Ausnahmen wie zum Beispiel Peter Herkenrath, tonangebender Schuhhändler und einer der Gesprächspartner im style in progress Fashion Diskurs (ab Seite 084), bestätigen die Regel. Was wünschen wir Ihnen also für diese Saison? Fühlen Sie sich gut in Ihrer Rolle als Teil des großen Ganzen – und sorgen Sie dafür, dass Ausnahmen weiterhin die Regel bestätigen. Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress
411 style in progress
010 INHALT
034 Zuhause in der Welt, Homebase in London: Designer Peter Pilotto und Christopher de Vos.
048 Sexy Schnitte und neue Labels lassen Premiumjeans für Damen wieder zurück in den Fokus rücken.
THE LONGVIEW 034 „Die Produktion ist die größte Herausforderung“ style in progress im Gespräch mit dem Designduo Peter Pilotto und Christopher de Vos CONCEPT 042 Der Schuh drückt Ist der Modefachhandel der bessere Schuhhandel? 048 Was Frauen wollen Zeit für neues feminines Blau 052 Mehr als skinny Kalifornische Coolness trifft zeitloses Design: Hudson Jeans 054 Bescheidener Luxus Blue Blood streift Schatten der Vergangenheit ab 056 Im Jahr des Hasen Witty Knitters mit Fokus auf Qualität und Fantasie
411 style in progress
084 Völlig zu Recht in der neuen Hauptrolle: Schuhe als Umsatz- und Trendmotor.
058 Aus Leidenschaft zum Stoff Textilkunsthandwerk von Swiss Textile Collection 060 Italiens Luxusunternehmen Vom Laufsteg aufs Finanzparkett 064 Frischer Wind für Nobelstricker Alle Zeichen auf Expansion: Malo 066 Mister Black Lauren Lesly Remy über seine Sucht nach Ralph Lauren 068 Streben nach Veränderung Japans Lehren aus dem 11. März OPINION 076 „Ein T-Shirt wird 20 bis 25 Prozent teurer werden“ Salongespräch zum Thema Rohstoffpreise 084 Fashion Diskurs Schuhe im Fokus der Öffentlichkeit
012 INHALT
088 Die britische Modeindustrie gibt deutliche Lebenszeichen – und übt sich in neuem Patriotismus.
120 Relaxte Looks, die trotzdem vor Sinnlichkeit strotzen – von Marcel GonzalesOrtiz in Szene gesetzt.
128 Romantische Blumenprints, eklektisch und feminin inszeniert – von Fotografin Sabine Liewald.
FASHION & INSPIRATION 088 London Calling Die Metropole inspiriert – auch modisch
LOOK & FEEL 138 Das Duo von Sihlporte Apartment, Zürich
089 Alte Marken, neuer Clou Britishness als Verkaufsschlager
140 L. A. Calling Mondrean, Wien
092 London Retail Rocks Londons Trendspot: das East End und seine Läden
142 Bloß kein normaler Laden First, Frankfurt
096 Phönix aus der Asche Warum Eingeweihte jetzt in London ordern 098 Fashion Report Street Style London 112 Vom Beiwerk zum Key-Player: Schuhtrends Die Aussichten für Frühjahr/Sommer 2012 120 Che Piace Es ist nicht schön, was schön ist, sondern was gefällt 128 In Full Blossom Adieu niedlich! Blümchen mit Sexappeal
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Standards 008 Editorial Das große Ganze und seine Bestandteile 018 Shortcuts 106 Selected 136 Retail News 144 Editor’s Letter Anerkennung vs Ignoranz 144 Impressum
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018
SHORTCUTS Elegant steht Vitali Klitschko gut.
600 heiß begehrte Woolrich Arctic Parkas in fünf exklusiven Farben.
Windsor STARKE PERSÖNLICHKEITEN
Seit Januar stattet Windsor ebenso wie Strellson – beides Marken der Holy Fashion Group – die Boxweltmeister Vitali und Wladimir Klitschko aus und hat damit starke Markenbotschafter gewonnen. „Bei Windsor trifft höchste Schneiderkunst auf feinste Materialien“, beschreibt Jens Höllein, Public Relations Manager von Windsor. „Diese Perfektion, kombiniert mit individueller Lässigkeit und subtilen Kontrasten, krönt den modernen Smart-Casual-Look. Die beiden starken Persönlichkeiten werden somit optimal betont und können bei offiziellen Anlässen perfekt gekleidet auftreten.“ Für die Händler präsentiert sich Windsor im Juli im brandneuen Showroom in Düsseldorfs Kaiserswerther Straße 183 auf 600 Quadratmetern. Zurzeit betreibt die Marke Windsor 16 Monostores weltweit, die in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollen. www.windsor.de
C.P. Company/Jaeger-LeCoultre 80-JÄHRIGE STILIKONE DIENT ALS INSPIRATION
Wandelbarkeit ist eine der besonderen Eigenschaften, die C.P. Company als international erfolgreiches Modelabel auszeichnet. Um dies wieder einmal unter Beweis zu stellen, befindet sich unter der aktuellen Kollektion aus der Hand von Enzo Fusco ein Goggle Jacket in limitierter Auflage. Auf der Juni-Veranstaltung des Pitti Immagine Uomo in Florenz wurde diese gemeinsam mit der aktuellen JaegerLeCoultre-Kollektion präsentiert. Denn: Inspiriert wurde das Design der Jacke von der Kult-Uhr „Reverso“ von Jaeger-LeCoultre, die im Rahmen des Pitti Immagine Uomo ihr 80-jähriges Jubiläum feierte. Umgekehrt zollt auch Jaeger-LeCoultre C.P. Company Tribut: Mit einem Sondermodell, dessen Gehäuse eine Gravur der Wort-Bild-Marke C.P. Company ziert. www.jaeger-lecoultre.com, www.cpcompany.com
C.P. Company überrascht mit einer Kooperation mit Jaeger-LeCoultre.
411 style in progress
14 oz. & Woolrich ARCTIC PARKER: LIMITED EDITION
Die Kunst, Klassiker spannend zu inszenieren, ist eine, die man Karl-Heinz Müller und seinem Team des Berliner Stores 14 oz. hoch anrechnen muss. Das tun auch Marken wie Woolrich, die bei der Bread & Butter 2011 in Berlin eine Limited Edition des Arctic Parkas präsentiert haben. Die Auflage von lediglich 600 Stück ist in fünf exklusiven Farben erhältlich und aus wasserabweisendem und winddichtem Byrd Cloth gefertigt. Die fortlaufende Nummerierung macht jeden Parka zum Einzelstück. „Mit der Auflage der limitierten Sonderedition in fünf fantastischen neuen Farben tragen wir gemeinsam mit Woolrich dem großartigen Zuspruch des Arctic Parkas im 14 oz. Rechnung“, so Geschäftsführer und Inhaber von 14 oz., Karl-Heinz Müller. www.14oz-berlin.com, www.woolrich.com
Jeder Arctic Parka ein Einzelstück: Limited Edition von Woolrich und 14 oz.
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020 SHORTCUTS
Cividini WIEDER ZURÜCK
Die unternehmerische Basis für einen Neustart ist geschafft. Piero Cividini, der nicht ohne Grund als „Magier der Maschen“ gilt, hat sein weltweit bekanntes Stricklabel Cividini grundlegend umstrukturiert. Nach Jahren der Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma MC Adams nimmt Cividini die Zügel für sein Unternehmen wieder selbst in die Hand. Das Designstudio in Bergamo, das gleichzeitig Sitz des Unternehmens ist, wurde vergrößert. Neue Mitarbeiter erweitern das Team, neue Produktions- und Vertriebspartner wurden an Bord geholt – vor allem für das zweite Standbein, die Stoffkollektion. Das Ziel: höhere Standards in der Verarbeitung, strengere Qualitätskontrollen, effizientere Produktionsabläufe und ein gutes Preis-LeistungsVerhältnis, um so letztendlich den Gesamtumsatz in den kommenden fünf Jahren zu verdoppeln. www.cividini.com
Schuh im charakteristischen Lacoste-Design.
Lacoste/Roland Garros TREUE PARTNERSCHAFT
Spiel, Satz, Sieg! In diesem Jahr haben Lacoste und die Roland Garros French Open etwas zu feiern: Seit 40 Jahren verbindet sie eine erfolgreiche Partnerschaft, die nun weiter ausgebaut werden soll. Sie teilen seit dem Jahr 1971 die Begeisterung für perfekte Performance, Eleganz, modische Raffinessen, Innovation und Funktionalität. Lacoste und Roland Garros, die nach dem Austragungsort der French Open benannte Mode- und Sportbekleidungsmarke, werden in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge eine gemeinsame Kollektion mit Bekleidung, Lederaccessoires und Schuhen für Damen, Herren und Kinder sowie dem Eau de Lacoste L.12.12. herausbringen. Erhältlich ist die Kollektion in allen Lacoste- und Roland-Garros-Stores und Onlineshops. Speziell für das diesjährige Jubiläum wurde eine Limited Edition aus Polound T-Shirts für Damen und Herren angefertigt. www.lacoste.com, www.storerolandgarros.com
Piero Cividini beweist mit seiner Frühjahr/Sommer-Kollektion 2011 sein kreatives Talent.
Scholl AUFBRUCHSTIMMUNG
Zu Beginn dieses Jahres wurde die vor über 100 Jahren gegründete Traditionsschuhmarke Scholl von dem in London ansässigen Unternehmen Reckitt Benckiser übernommen. Ende August wird der Übernahmeprozess von Scholl durch den weltumspannenden Konzern Reckitt Benckiser abgeschlossen sein. Der Hauptsitz wurde bereits von Maintal nach Mannheim verlegt – von dort aus leitet nun Achim Leidel, Country Manager von DACH Scholl Footwear, die Geschäfte. „Wir tragen auch weiterhin die alleinige Verantwortung für das DACH-Geschäft und freuen uns, mit einem Global Partner wie Reckitt Beckinser im Rücken das Geschäft zügig weiter voranzutreiben“, so Leidel über die Übernahme. Im Januar 2012 wird auch das italienische Scholl Footwear Headquarter umziehen – von Piacenza nach Mailand. www.myscholl.de Aus den Berlin Press Days werden die German Press Days.
German Press Days DEUTSCHLANDWEIT AKTIV
Scholl wurde zu Beginn des Jahres von Reckitt Benckiser übernommen.
411 style in progress
Die 2008 gestarteten Berlin Press Days gelten als Beispiel erfolgreicher Kooperation: Gemeinsam laden die wichtigsten Berliner PR-Agenturen Moderedakteure ein, sich in den Showrooms und bei Events die neuesten Kollektionen zeigen zu lassen. Ab Oktober 2011 wird aus dem Berliner Erfolgsmodell ein deutschlandweites: Unter dem Namen German Press Days werden dann zum ersten Mal auch Agenturen aus Hamburg und München eingeladen, sich an den Press Days zu beteiligen. Darüber hinaus wird die zweimal jährlich stattfindende Presseveranstaltung von zwei auf drei Tage erweitert. „Ziel ist es, den Journalisten ein hochwertiges Rundum-Sorglos-Paket zu bieten“, so eine der Initiatorinnen, Kerstin Geffert von Silk Relations. Besonderer Höhepunkt der ersten German Press Days im Oktober: Zusätzlich zum offiziellen Dinner ist eine Charity-Gala geplant. www.germanpressdays.de
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022 SHORTCUTS
Dear Cashmere MEHR MODE
CBY überzeugt auch im Sommer mit Daunenwesten in vielen unterschiedlichen Farben.
Dear Cashmere setzt neue Signale für mehr Mode – und hat dafür auch die Liefertermine für Frühjahr/Sommer 2012 mit dem Zeitraum November bis Januar noch händlerfreundlicher getaktet. Leuchtendes Flamingo, Türkis und Neongelb, handgestrickte CashmereStyles in Fischernetzoptik, Colourblocking und fröhliche Polka Dots sind die modischen Highlights der neuesten und deutlich erweiterten Kollektion. Zusätzlich wurde zur letzten Saison eine sechsteilige Handstrickkollektion in Zusammenarbeit mit dem Home-Accessoires-Label Studio Roam aus der Taufe gehoben. Pullover dieser luxuriösen Linie kosten 198 Euro im EK, Cardigans 172 Euro. Dear Cashmere erreicht heute etwa 200 Kunden im gehobenen Segment, die sich hauptsächlich auf Deutschland, Österreich und die Schweiz verteilen. Neuester Markt: die USA, wo das Label jetzt über The Hive Showroom in New York vertrieben wird. www.dear-cashmere.com, www.bestbodylines.eu
CBY FARBENFROHE HINGUCKER
Daunen im Sommer? Ein klares Ja zu diesem Thema gibt es von der italienischen Marke CBY, die zur Cinelli-Gruppe gehört. Der Grund: Die Wetterkapriolen der vergangenen Jahre lassen die Sehnsucht nach wärmenden Kleidungsstücken auch im Sommer wachsen. Selbstredend, dass die entsprechenden Kollektionsteile besonders leicht, praktisch und farbenfroh sein müssen. Mit seiner Westenserie Kiss macht CBY ein solches Angebot an den Handel und den Konsumenten. Da zur Füllung der Gilets ausschließlich der Flaum der Daune verwendet wird, sind die Kiss-Westen mit weniger als 200 Gramm echte Leichtgewichte – und lassen sich außerdem zusammenfalten und verstauen. Erhältlich ist die Weste in den Farben Gelb, Pink, Rot, Koralle, Minzgrün und Hellblau. Im Einkauf kostet die Weste 72 Euro. www.c-by.it
Mode, Innovation und starke Farben: Dear Cashmere, vertrieben von der Agentur Best Bodylines.
HTC TISCHLEIN DECK DICH
In der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2012 überraschen Andrea Brá und das Team von HTC mit einer Blazer- und Sakko-Edition aus Vintage-Tischtüchern aus dem legendären Hotel Chateau Marmont. Der Inhaber und Kreativkopf des Labels: „Wir hatten die Chance, 1.000 Tischtücher, die mehr als 50 Jahre alt sind, zu kaufen und daraus in Handarbeit diese Sonderedition herzustellen. Die Tischtücher werden im Stück gefärbt, es gibt acht starke Farben.“ Den Verkaufspreis, der bei rund 250 Euro liegen wird, argumentiert Andrea Brá sympathisch: „Es geht uns nicht darum, daran viel zu verdienen – wir wollen einfach, dass unsere Kunden so viel Spaß daran haben wie wir.“ Zu ordern ist die Limited Edition in Deutschland über die Agentur Ventrella, in Österreich und der Schweiz bei welcome to my room. Internationale Kunden werden im Showroom in Mailand bedient. www.htclosangeles.com
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Erstmalig im Frühjahr/Sommer präsentiert HTC eine Blazer- und Sakko-Edition aus VintageTischtüchern.
Baronesse Lucie Doraline Elisabeth Hedwig von Alten, der Gefahr ins Auge blickend. w w w.habsburg.co.at
024 SHORTCUTSAGENTUREN
welcome to my room MODE UNTERM DACH
Urban, cool und edgy – so positioniert sich das modische Programm der zweiten Salzburger Agentur von Christian Obojes, die von Theresa Steinbacher geleitet wird und jetzt ebenso wie room with a view in die noch großzügigeren Räume einer ehemaligen Druckerei gezogen ist. „Wir zeigen hier spannende Nischenkollektionen, die das großstädtische Flair von Paris, Mailand und New York haben“, so Christian Obojes. Ein neues Highlight von welcome to my room ist das Denimlabel Astrid Jane aus Nashville, Tennessee, das sich nun anschickt, den europäischen Markt zu erobern. Es entstand in Kooperation mit Sights Denim Systems, einem der Premiumdenimentwickler der USA, und definiert sich über beste, eigens für das Label entwickelte Materialien mit HighEnd-Finishings und herausragendem Stretchkomfort. Die Optik ist clean und zurückgenommen, für informierte Denimkundinnen. Die Cuts reichen von schmaler Passform, Straight und Bootcut bis hin zur Flared; die Preise liegen zwischen 189 und 249 Euro im VK. Accessoires werden auch im Premiummodehandel wichtiger; eine Tatsache, der die Agentur mit dem Neuzugang White Valentine Rechnung trägt. Hinter der Schmucklinie steht der größte Silberproduzent Italiens, der mit White Valentine eine eigene Kollektion ins Leben gerufen hat: cool, aber mit femininem Twist, wie zum Beispiel bei drei derberen Silberketten, die mit einer farbigen Perle zusammengefasst werden. Der Schmuck kostet im VK zwischen 119 und 499 Euro und ist kurzfristig lieferbar. Weiterhin stark bleibt das Gürtellabel HTC, dessen Angebot zur vergangenen Saison mit Schuhen sehr erfolgreich ergänzt wurde und zur Frühjahr-/Sommer-Saison 2012 Farben wie knalliges Grün, Gelb oder Rot für gewaschenes Leder in den Fokus stellt. Nicht nur auf Innovationen wie diese dürfen die Besucher von welcome to my room gespannt sein. Gesprächsthema Nummer eins ist in dieser Saison zweifelsfrei das neue Gebäude, das room with a view und welcome to my room Ende Juli beziehen. Auf drei Etagen werden alle Marken der beiden Agenturen ihre neue Heimat finden. Aufwändig umgebaut und gestaltet, setzt das Headquarter neue Maßstäbe. Christian Obojes: „Allerdings wollen wir nicht uns selbst ein Denkmal setzen, sondern unseren Kunden den Service bieten, beide Agenturen unter einem Dach zu finden.“ Labels: 7 for all mankind, Astrid Jane, Aglini, Claudio Cutuli, Denham, Dirtee Hollywood, Dolfie, Friendly Hunting, Giorgio Brato/WLG, House of Gods, HTC, Just Yummie, Lauren Moshi, MU, New Balance, PF Flyers, Roque Ilaria Nistri, Silver Jeans, Simeon Farrar, Swiss Criss, White Valentine welcome to my room, 5020 Salzburg/Österreich, www.welcometomyroom.at
Auf 1.000 Quadratmetern im neuen Haus präsentieren welcome to my room und room with a view Neuzugänge wie Astrid Jane (rechts) und White Valentine.
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Die Agentur Best of 19 verbucht mit dem T-Shirt-Label Market einen vielversprechenden Neuzugang.
Best of 19 INTERNATIONAL ERFOLGREICH
Nachdem sie im vergangenen Jahr bereits einen Showroom in New York eröffnete, arbeitet Gabriele Frantzen dort seit 2011 mit der PRAgentur Concepter zusammen, die den Erfolg von Gabriele Frantzen Schmuck in den USA unterstützt. „Bei uns passiert international sehr viel. Wir wollen die Expansion vorantreiben und uns auf starke Labels konzentrieren“, erklärt die Agenturinhaberin. Von Zürich aus unterstützt Claudia Mahler, PR & Brand Consulting, die Pressearbeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neuzugang im Portfolio ist das T-Shirt-Label Market, eine junge Linie von Rebecca Beeson, die in führenden Trendstores in den USA, wie z. B. Ron Hermann und hierzu Lande bei Stylebop schon vertreten ist. Die EK-Preise für die lässigen Styles liegen zwischen 18 und 30 Euro, die Produktion und die Stoffe sind made in USA. Von der neuen Saison erwartet Gabriele Frantzen vor allem positive Orderstimmung: „Die bedingt vom Wetter sehr guten Abverkäufe lassen auf einen guten Start hoffen.“ Labels: Gabriele Frantzen, Juliepark, Market, Muks, Love Quotes, Utzon Best of 19, 80335 München/Deutschland, www.bestof19.de
Vestitus GmbH KLASSISCHES COMEBACK
Die Düsseldorfer Agentur Vestitus nimmt zur kommenden Ordersaison einen alten Bekannten wieder ins Portfolio auf. Die italienische Premiumhosen-Marke Metradamo wurde bereits vor 20 Jahren von Vestitus vertrieben und hat jetzt einen kompletten Relaunch hinter sich, positioniert im klassisch-eleganten, sportiven Damensegment. „Besonders freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit Metradamo, einer Marke mit Geschichte, die sich in der kommenden Saison neu und innovativ als Total-Look darstellen wird“, erklärt Geschäftsführer Peter Härtel. Vertrieben wird Metradamo von Vestitus in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für die kommende Orderrunde blickt der Vertriebsexperte optimistisch in die ZuDie italienische Premiumkunft: „Der Kunde sucht das hosen-Marke Metradamo kehrt Individuelle, darum sind unsere Prozur Vestitus GmbH zurück. dukte momentan sehr gefragt. Weg von den großen Brands und dem damit verbundenen Logozirkus, zurück zum guten Geschmack.“ Vestitus erwartet für Frühjahr/Sommer 2012 einen deutlichen Umsatzzuwachs bei Produkten wie Herno, Jacob Cohen und Santoni. Labels: Della Ciana Cashmere, Henry Beguelin, Herno, Jacob Cohen, Lardini, Metradamo, Olivieri, Santoni Vestitus GmbH, 40221 Düsseldorf/Deutschland, www.vestitus.eu
026 SHORTCUTSAGENTUREN
Gabriela Kofler SERVICE IM VORDERGRUND
Für die kommende Orderrunde stellt Gabriela Kofler mit ihrer neuen Agentur einen interessanten Neuzugang vor. Der ehemalige Schiesser-Designer Heiko Storz bringt nach seiner erfolgreichen Jerseykollektion eine neue Linie hochwertiger Damenblusen auf den Markt, die erstmals auf der Premium in Berlin vorgestellt wird. Ebenfalls neu im Portfolio der Österreicherin ist die französische Denimkollektion Notify. „Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass bei den Kunden Kollektionen die authentisch sind, das Rennen machen. Sie wollen und brauGabriela Kofler freut sich über zwei chen Beständigkeit, Nachhalneue Kollektionen in ihrer Agentur. tigkeit und den besten Service“, sagt Gabriela Kofler, die vor allem in der Nähe zum Kunden ihre große Stärke sieht. „Wir wollen den Einkäufern den Aufenthalt in unserem Schauraum so angenehm wie möglich machen und eine positive Stimmung erzeugen, ganz ohne Druck.“ Als wichtige Themen für die Frühjahr-/Sommer-Saison 2012 stuft Kofler Farbigkeit ein, die jetzt sportlich und feminin umgesetzt wird. Chinos kommen in allen Varianten, dazu Blusen in Seide oder Baumwolle. Große Zuwächse prognostiziert Kofler Sommerstrick: „In diesem Bereich machen die Läden immer sehr gute Umsätze.“ Labels: Amorph Berlin, Arma Leder, Crick it, Drakewood, Exit Brooklyn, Giulu, Heiko Storz, Herzensangelegenheit, I Heart, Max Tesutti, Notify, Scholl, Walk in the Park, Wandelei Gabriela Kofler, 5020 Salzburg/Österreich, www.gabrielakofler.at
Elke Wirichs: „Ich liebe es, kleine Labels nach oben zu bringen, und scheue mich nicht vor dieser anspruchsvollen Aufgabe.“
Agentur Elke Wirichs DIE SPEZIALISTIN
Ausgewählte Kollektionen aus Italien bestimmen das Portfolio der Agentur Eccli.
Conex – Andreas Eccli ITALIENISCHE LEIDENSCHAFT
Einen ganz besonderen Neuzugang gibt es in der auf hochwertige Labels spezialisierten Salzburger Agentur von Andreas und Elke Eccli: die italienische Topkollektion Aspesi – für Damen und Herren. Alberto Aspesi, der die Marke 1969 als Shirt-Kollektion gegründet und 1980 zu einer Total-Look-Kollektion mit Schwerpunkt auf Jacken und Mäntel ausgebaut hat, versteht wie kaum ein Zweiter die Kunst der Reduktion und das Weglassen alles Überflüssigen – auch auf jedes sichtbare Logo wird verzichtet. Körpernahe Schnitte, innovative Materialien und ein nachvollziehbares Preis-Leistungs-Verhältnis sind Merkmale der Kollektion. „Wir wollten nach dem langjährigem Vertrieb von Moncler für Österreich nicht irgendeine Kollektion in unsere Agentur aufnehmen, sondern haben bewusst nach einer Marke mit starker Identität Ausschau gehalten. Mit Aspesi haben wir unseren Wunschpartner gefunden“, so Andreas Eccli. Ein weiterer Neuzugang ist die Kleiderlinie a.dress aus Padua, eine kleine, feine Jerseykleiderauswahl in herausragenden Qualitäten und Drucken in einer EK-Preislage von 65 bis 75 Euro – gefertigt in Italien. „Es ist uns wichtig auch im mittleren Preissegment überzeugende Kollektionen zeigen zu können,“ erklärt Elke Eccli. Weitere Neuigkeiten: Die italienische Polo-, Sweat- und Oberteilkollektion Eleventy, die bereits nach einem Jahr in den wichtigsten Geschäften Österreichs vertreten ist, hat ihr Angebot um Hemden und Accessoires erweitert und bleibt auch bei diesen Produktgruppen dem Produktionsstandort Italien treu. Des Weiteren ergänzen ausgewählte Lederteile von Daniela Panchieri – im Winter für ihre Cashmere-Mützen unter dem Label Danielapi bekannt – ebenfalls made in Italy, das Angebot. Auch personell hat man sich mit der Branchenkennerin Elfi Reiter, die bei Conex American Vintage und Ugg Australia betreuen wird, entscheidend verstärkt. Labels: a.dress, American Vintage, Aspesi, Brunello Cucinelli, Daniela Panchieri, Danielapi, Eleventy, Iris von Arnim, Pamela Henson, Post & Co., qcqc, Ugg Australia Modeagentur Conex, Andreas Eccli, 5020 Salzburg/Österreich, www.conex.at
Elke Wirichs gilt mit ihrer Münchner Agentur als Spezialistin für Premium-DOB und hat für diese Saison einige spannende Kollektionen im Gepäck. „Ich muss von einem Produkt 100-prozentig überzeugt sein“, sagt sie. „Ohne Enthusiasmus bewegt man meiner Meinung nach in unserer Branche nur wenig.“ Das Label Yerse aus Spanien ist eine kommerzielle Marke mit einer oberteilstarken Kollektion, deren Fokus auf gewaschenen Baumwollqualitäten und liebevollen Details liegt. Bei den Schuhen von Swedish Hasbeens wird viel Wert auf Handarbeit und Naturprodukte gelegt. Besonders aufwändig: Alle Holzsohlen werden aus einem einzigen Stück Holz geschnitten. Weitere Neuzugänge der Agentur sind feminine Jerseys von Cottin aus Deutschland und die Rain Collection von Ilse Jacobsen aus Dänemark. Darüber hinaus vertritt Elke Wirichs bereits seit 2005 die italienische Kollektion add als Generalagentur für Deutschland und kann auf eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken. „Maurizio Cittone von add hat mir damit vor einigen Jahren eine sehr große Chance geboten“, so Elke Wirichs. „Wir haben gemeinsam mit harter Arbeit sehr viel erreicht.“ Das sind heute allein 300 Kunden im deutschen Markt, die die sportive und dennoch sehr feminine Aussage der Jacken ebenso schätzen wie ihre Leichtigkeit. Labels: add, Cottin, Ilse Jacobsen, Polo Sylt, Swedish Hasbeens, Yerse Elke Wirichs Agentur München, 80805 München/Deutschland, www.elke-wirichs.com
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028 SHORTCUTSMESSEN
Prêt à Porter Paris PARISER ALLIANZ
CPD Signatures hebt Jeans- und Sportswear, Young Fashion und New Womenswear als eigenständige Bereiche hervor.
Künftig gehen sie gemeinsame Wege: die Prêt à Porter Paris und die Who’s next. „Die neuen Synergien werden den internationalen Stellenwert von Paris noch weiter verstärken“, sagt Mayouri Sengchanh vom deutschen Verbindungsbüro Exalis für die Prêt à Porter Paris. „Während Who’s next für Urban Fashion steht, ist die Prêt à Porter Paris stark für etablierte DOB-Kollektionen. Vor allem der kreative Part wird dank der Fusion neu belebt werden.“ Mit ihren Messen Who’s next, Première Classe und Paris sur Mode präsentieren sich Comexposium und WSN Développement als die in Frankreich führende Gesellschaft vorrangig für Modeveranstaltungen und haben diese Position jetzt durch den Erwerb von SODES, verantwortlich unter anderem für die Prêt à Porter Paris, festigen können. Die daraus resultierenden Änderungen werden erst im Jahr 2012 greifen. Die Prêt à Porter Paris im September präsentiert Kollektionen innerhalb der Bereiche Heart of Pret und New Talents, für eine bessere Orientierung der Besucher. Ein großes Accessoireangebot wird in der unteren Etage der Halle 7 gezeigt. Trendforum und Catwalkshows runden das Rundumpaket der Messe ab. 3. bis 6. September 2011, www.pretparis.com
CPD FEINSCHLIFF
Das im Februar dieses Jahres erstmalig vorgestellte Messeformat CPD Signatures der Igedo Company bekommt jetzt Feinschliff. Auf Grund der positiven Resonanz im Vorjahr soll der Bereich Moods, der sich auf Aussteller aus den Segmenten Jeans- und Sportswear, Young Fashion und New Womenswear konzentriert, weiter als eigenständigen Bereich hervorgehoben werden. „Die positiven Reaktionen zeigen uns, dass wir die richtige Richtung für ein Segment eingeschlagen haben, in der kommerzielle Young Fashion Brands ihre Heimat finden“, so Günther Sommer, Sales Consultant. Insgesamt haben sich für die kommende Veranstaltung 410 Aussteller angekündigt, darunter zirka 60 Neuzugänge im Bereich Moods. Eine wichtige Veränderung ist der neue Termin von Samstag, 23. bis Montag 25. Juli 2011. Der Handel hat dadurch die Möglichkeit, sein Business am gesamten Wochenende abzuwickeln. Dies kommt vor allem den internationalen Besuchern entgegen. Auch das Schauenkonzept wurde weiter ausgebaut. In sogenannten Slots haben Aussteller die Möglichkeit, ihre Kollektionen on stage den Fachbesuchern zu präsentieren. Partner für die Schauen ist Choreograffiti aus Köln. 23. bis 25. Juli 2011, ww.cpd-signatures.com, www.igedo.com
Die Prêt à Porter Paris und die Who’s next gehen eine ertragreiche Allianz ein.
Munich Fabric Start SEIT APRIL VOLL
Nur zwölf Wochen nach der vorangehenden Veranstaltung im Münchner MOC war die 31. Munich Fabric Start, die vom 6. bis 8. September 2011 stattfinden wird, erneut ausgebucht. Sie umfasst damit rund 800 internationale Aussteller. Die Messeleitung sieht die Veranstaltung als Drehscheibe für Innovationen und als informativen Pflichttermin für die Branche bestätigt. Der große Andrang von Ausstellern, steigende Besucherzahlen (im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent) und positive Wirtschaftsprognosen für die gesamte Branche stimmen Messechef Wolfgang Klinder für die kommende Veranstaltung sehr positiv. „Vieles deutet darauf hin, dass die Branche in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung von vier bis fünf Prozent erleben wird“, verweist er auf jüngste Umfragen und Studien. Für die kommende Veranstaltung im September stehen einige Neuerungen an: Im Eingangsbereich der Halle 3 wird es ein neues TrendLab geben, das führende Trendagenturen und -magazine Der Andrang ist groß: Die Munich Fabric Start im September ist ausgebucht. vorstellt, der Asia Salon erhält einen separaten Zutatenbereich für ausgewählte asiatische Aussteller, Organic Selection sowie Eco Village, die Services zum Thema Nachhaltigkeit und Ökologie, werden mit der Blue Zone vernetzt. Auch die Aufteilung der Messe in zwei Termine hat sich als sehr sinnvoll erwiesen. Die exklusive Previewveranstaltung View, die am 28. und 29. Juni am Prinzregentenplatz in München stattfand, hat sich als erste Inspirations- und Informationsplattform vor der Hauptveranstaltung etabliert. 6. bis 8. September 2011, www.munichfabricstart.com
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030 SHORTCUTSMESSEN
GDS SHOWPROGRAMM ERWEITERT
Zur kommenden Schuhmesse GDS in Düsseldorf erwarten die Veranstalter rund 840 Aussteller aus 37 Ländern. Diese zeigen Looks und Trends für Frühjahr/Sommer 2012. Areas wie die White Cube zeigen Premiumlabels, in den Hallen sind Sportswear- und Denim-Brands ebenso zu sehen wie Design-Newcomer. Brands wie Replay, Converse, G-Star, Shabbies Amsterdam, van Bommel, Stuart Weitzman decken ein breites Marktspektrum ab. Für die kommende Herbstedition kooperiert die GDS mit dem Team der Igedo Company. Die Fashionshows der Schuhmesse werden von den Trendexperten der Igedo Company umgesetzt und erstmals in einem eigenen Showzelt auf dem Messegelände veranstaltet. Trendseminare, Events und jede Menge Informationen über den Schuhmarkt ergänzen das Messeangebot. 7. bis 9. September 2011, www.gds-online.de
Die Fashionshows der GDS werden erstmals in einem eigenen Showzelt auf dem Messegelände veranstaltet.
Munich Fashion WoMen MEHR BESUCHER DURCH TOPLAGE
Inmitten des Münchner Stadtzentrums, genauer gesagt im MTC im Stadtteil Schwabing, präsentiert die Münchner Ordermesse Munich Fashion WoMen vom 13. bis 16. August bereits zum zweiten Mal das komplette Spektrum der Branche für Damen- und Herrenmode zu einem gemeinsamen Termin. 7.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und ein offenes Hallenkonzept, ähnlich dem Münchner MOC, stehen für die kommende Veranstaltung zur Verfügung. Auch an der Parksituation soll sich etwas ändern: Ein neues Parkleitsystem soll 1.500 neue Plätze direkt vor dem Gebäude ermöglichen. Die vergangene Munich Fashion WoMen zählte ca. 200 Aussteller und rund 750 Kollektionen. Als Neuzugänge für August nennt Aline Schade, Senior Sales Manager von der Projektleitung Munichfashion WoMen, unter anderem Marken wie Blugirl und Kenzo. „Wir sind bestrebt, allen Einkäufern wieder eine perfekte Orderplattform für den deutschsprachigen Raum zu bieten. Wir werden noch internationaler und blicken auf die Benelux-Länder, Frankreich, Skandinavien und den östlichen Raum, speziell auf Russland“, so Schade. 13. bis 16. August 2011, www.munichfashioncompany.de
Beste Lage und internationales Angebot: Die Munich Fashion WoMen im August.
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Die Supreme in Düsseldorf ist bereits seit Mai ausgebucht. Der Berliner Star-Designer Michael Michalsky wird wieder teilnehmen.
Supreme AUSGEBUCHT
Die für Ende Juli angesetzte Düsseldorfer Ordermesse Supreme, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal stattfindet, meldete bereits im Mai, dass sie ausgebucht ist. Vom 23. bis 26. Juli präsentierten sich im B1 auf dem Benningsen Platz auf zwei Etagen rund 300 Kollektionen von Marken wie unter anderem John Smedley, Aeronautica Militare, Tolani und Missoni Shoes. „Wir sind ausgebucht. Deshalb haben wir eine Warteliste eingerichtet. Sollte sich die Vielzahl an interessierten Ausstellern in den nächsten Wochen noch vergrößern, werden wir eine dritte Etage im B1 anmieten“, so Aline Schade, Senior Sales Manager munichfashion.company GmbH, vor der Veranstaltung. Einer der Gründe für den Erfolg der noch jungen Messe ist mit Sicherheit die zentrumsnahe Lage, denn mit der Location im B1 haben Aline Schade und Verena Malta von der Supreme für Düsseldorf den idealen Standort nahe der ShowroomMeile in der Kaiserswerther Straße gefunden. „Nach unserer Muttermesse, der Munichfashion WoMen, die wir 2007 gegründet haben, ist die Supreme unser zweites erfolgreiches Zugpferd. Düsseldorf ist für uns der perfekte Standort für unsere Orderplattform. Hier wird nach wie vor Geld verdient und stark geordert. Wir sind sehr zufrieden“, so Aline Schade. 23. bis 26. Juli 2011, www.munichfashioncompany.de
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Showroom D眉sseldorf 路 23. - 25. Jul 2 011 Hot 1 路 19. - 21. Jul 2011 | Hot 2 路 15. - 16. Aug 2011
032 SHORTCUTSMESSEN
Le Cuir à Paris LEDER, DER BESTE FREUND DES MENSCHEN
Gratulation: Mit der kommenden Veranstaltung feiert die Messe für Leder und Pelze ihr zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass werden zehn Designer ein speziell kreiertes Kleidungsstück präsentieren, um die Ledermesse, die als hochwertigste Veranstaltung ihrer Art gilt, zu ehren. Über 11.000 Besucher kamen zu Le Cuir im vergangenen September, 60 Prozent aus dem Ausland wie Italien, Großbritannien, Deutschland und den USA. Auch in diesem September locken neben zahlreichen Ausstellern wieder ein paar Extras, darunter die Vorträge Retro-Prospective über Leder, dem besten Freund des Menschen, Easy Leather über die Vielseitigkeit des Materials sowie über Eco Leather. Die Messe findet im Rahmen der Première Vision Pluriel statt und dauert komprimierte drei statt wie früher vier Tage. 20. bis 22.September 2011, www.lecuiraparis.com
Chic, die chinesische Messe für Mode- und Accessoires, veranstaltet im September die Chic Young Blood.
Chic NEUES KONZEPT FÜR URBANWEAR
Die Messe für Leder und Pelze feiert ihr zehnjähriges Jubiläum.
Chic, die chinesische Messe für Mode- und Accessoires, geht im Herbst erstmalig mit einem Young-Fashion-Ableger an den Start. Chic Young Blood heißt die Veranstaltung, die vom 27. bis 29. September 2011 stattfindet. Rund 100 internationale Sport- und Lifestyle-Marken werden erwartet und auf verschiedene Areas wie Sport & Street, Denim Force, Tasty Must-Haves und Urban Soul unterteilt. Das Konzept soll Business und Spaß verbinden. Als Veranstaltungsort wurde das National Agricultural Exhibition Center, ein monumentales Gebäude aus den 1960er-Jahren, mitten in Peking gelegen, ausgewählt. Geplant ist eine Ausstellungsfläche von 10.000 Quadratmeter. Da die Messe als Lifestyle-Event geplant ist, spielen Tanz, Musik und Spiele eine wichtige Rolle. Chen Dapeng, Organisator der Chic, plant weitere Neustrukturierungen, um der erhöhten Anfrage ausländischer Beteiligungen gerecht zu werden, die dieses Mal durch Platzlimitierung nicht alle berücksichtigt werden konnten. So avisierte bereits Aspersi, der spanische Kindermodenverband, eine größere Beteiligung seiner Marken auf der nächsten Chic. Der brasilianische Modeverband Abit beabsichtigt in Zukunft ebenfalls eine Teilnahme, um diesen interessanten Markt mit Potenzial zu erobern. Die nächste Veranstaltung der Chic wird vom 26. bis 29. März 2012 stattfinden. www.chic-online.com.cn, www.chicyoungblood.com
125 Aussteller waren auf der Novo Mania zu sehen, die im März erfolgreich über die Bühne ging.
Novo Mania SCHANGHAI ETABLIERT SICH ALS MESSESTANDORT
In Schanghai stehen die Zeichen auf Expansion. Novo Mania CEO Alan Fang und Jodi Yang, Geschäftsführer der noch jungen chinesischen Messeveranstaltung, die vom 9. bis 11. März 2011 zum zweiten Mal stattfand, berichten höchst zufrieden von 125 Ausstellern. Darunter auch einige der Topmarken aus dem Jeans- und Sportswear-Segment. Neben Calvin Klein, Superdry, G-Star und Tom Tailor konnten auch Aussteller wie Replay und Levi’s gewonnen werden. Die Attraktivität des boomenden chinesischen Modemarktes und das steigende Konsumpotenzial der vergleichsweise jungen chinesischen Mittelschicht, mache China vor allem für europäische Marken immer interessanter, so Fang. Bedingt durch die Tatsache, dass im chinesischen Markt große Multibrand-Händler bisher Ausnahme sind und Franchise-Unternehmen die Handelslandschaft prägen, sieht sich die Messe eher als Informationsplattform und Kontaktbörse denn als Ordertermin. Für die kommende Veranstaltung im März 2012 planen die Macher einen Umzug der Messe und damit eine Verdoppelung der Ausstellungsfläche, die auf bisher 14.000 Quadratmetern aus allen Nähten platzt. www.novomania.com.cn
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three-2-one.com
PANTS WE LOVE
Meet us at fairs: Modefabriek Amsterdam CIFF Kopenhagen New York MRket Dallas Market Chicago Collective West Coast Trend Show Los Angeles Charlotte, Southern Men´s Market Las Vegas Market CPM Moskau Hot 1 Salzburg Hot 2 Salzburg Fashion Salzburg ÖSFA Salzburg Next Season Poznan
Showrooms: Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Mönchengladbach, Eschborn, Sindelfingen, München Worldwide: FR, CND, USA, NL, DK, SE, CH, NO, BE, AT, PL, RUS, IT, GR, IRL, J
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Peter Pilotto und Christopher de Vos, das Designerduo hinter dem Label Peter Pilotto.
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„Die Produktion ist die größte Herausforderung“
Für junge Designer mit kleinen Produktlinien stellt die Fertigung ein Problem dar, das weiß das aufstrebende Designerduo Peter Pilotto und Christopher de Vos genau. In Antwerpen hatten sie bescheidenen Erfolg mit der Marke Peter Pilotto und so zogen sie nach London, wo der British Fashion Council und aufgeschlossene britische Kunden auf sie aufmerksam wurden. Die Designer schauten nie zurück und inzwischen befindet sich ihr aufblühendes Label in der Lage, über seine kleinen Produzenten hinauszuwachsen. Im Frühjahr/Sommer kommt die erste Peter Pilotto Pre-Collection – abermals ein paar lange Arbeitstage für das Designteam in East London. Interview: Alana Wallace. Fotos: Giles Price, Peter Pilotto
S
ie beide kommen aus interessanten Familien. Wie hat die kulturelle Erfahrung Ihre Perspektive und die Kollektionen beeinflusst? Peter Pilotto: Wir haben einfach viel Neu-
gier auf andere Orte. Meine Mutter ist Italienerin, mein Vater Österreicher, und Christopher ist halb Belgier, halb Peruaner, geboren in Libyen und dann in vielen Ländern aufgewachsen. Vermutlich macht einen das einfach grundsätzlich aufgeschlossen. Und wir können außerdem noch jeweils von den Erfahrungen des anderen profitieren. Was betrachten Sie als Ihr Zuhause? Peter Pilotto: Alles ist vorübergehend, zu
Hause kann überall sein. Wir leben seit fünf Jahren in London, aber es wird nicht ewig unser Zuhause sein, ich finde es schön, in Bewegung zu bleiben. Peter, Ihre Familie hat Einzelhandelsgeschäfte in Österreich. Wie hat das Ihre Karriere beeinflusst? Und Christopher, haben Ihre Eltern irgendwie zu Ihrem Karriereweg beigetragen? Christopher de Vos: Dadurch, dass ich als
Kind viel reiste, bekam ich wohl viele Dinge zu sehen, die Kinder sonst nicht kennen. Ich
begann mit Architektur und studierte erst später Mode. Ich war immer zwischen beiden hin- und hergerissen, musste aber Architektur studieren, weil das in meiner Familie eher als Mode gebilligt wurde. Aber bei dir [Peter] war das glaube ich von Anfang an akzeptiert. Peter Pilotto: Ich denke, es hätte mich durcheinandergebracht, wenn ich nicht Mode studiert hätte. Damit aufzuwachsen, die Messen zu sehen und wie sie mit Labels und Brands vollgestopft sind, ließ es wie einen unbezwingbaren Berg erscheinen. Ich glaube, deshalb wollte ich erst Grafikdesign studieren, aber nachdem ich einiges probiert hatte, erschien Mode am sinnvollsten. Im Geschäft meiner Familie habe ich meine ersten Modeerfahrungen gesammelt, und es ist gut, diese Seite gesehen und ein bisschen in Läden gearbeitet zu haben. Dieses Wissen ist wichtig – welche Probleme im Laden entstehen, was Kunden mögen und wie es ist, mit Kunden zu arbeiten. Heutzutage muss man die Beziehung zu den Händlern gut pflegen. Wir hatten zum Beispiel im April eine Trunk Show bei Harvey Nichols und letzten November reisten wir zu unseren Fachhändlern in Dublin, Hongkong, L. A., style in progress 411
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Nicht alle der hier gezeigten Skizzen der Herbst-/Winter-Kollektion 2011 gingen in Produktion. Peter Pilotto und Christopher de Vos produzieren viel, aber entscheiden sich meistens erst einen Tag vor der Show, welche Teile auf dem Laufsteg gezeigt werden.
New York und Österreich. Für uns ist es spannend, nicht nur unsere Händler, sondern auch unsere Kundschaft zu treffen. Natürlich ist die Menge derer, die wir pro Saison besuchen können, begrenzt. Zu manchen kommen wir vielleicht nur alle paar Jahre, weil wir weltweit verkaufen und es schwierig ist, alle zu besuchen. Finden Sie die Zeit, die Städte, die Sie bereisen, aufzusaugen und Inspiration mitzunehmen? Peter Pilotto: Das hängt vom Ort ab.
Manchmal gibt man uns Terminpläne, die es erschweren. Da kommen wir mit Jetlag in Hongkong an und müssen 25 Interviews geben. Manchmal ist absolut keine Zeit für etwas anderes übrig. Als wir herumreisten, waren wir auch in Japan, wo wir viel mehr Zeit dafür hatten, uns unglaubliche Architektur anzuschauen. Wir saugen dauernd etwas auf. Heute recherchieren wir auch gern im Internet. Ich suche ständig im Netz. Warum haben Sie sich London als Standort für Ihr Label ausgesucht? Peter Pilotto: Christopher und ich studierten
in Antwerpen und gründeten unser Label 411 style in progress
dort, aber wir kamen dort nicht voran. Dann zog Christopher wegen eines Jobs nach London und uns dämmerte, dass es für mich besser wäre, dorthin zu kommen als etwa nach Paris, was für Designer aus Antwerpen naheliegender ist. Das war klasse, denn weil wir uns für Förderung bei New Gen und all diesen Organisationen bewarben und langsam hineinwuchsen, empfing London uns mit offenen Armen. Obwohl wir nicht hier studiert haben, gelten wir als Londoner Designer, und das zeigt, wie London ist – die Leute sind echt offen und es ist toll hier. Außerdem wäre es anderswo schwer, ein Team wie unseres zu finden, mit so viel Erfahrung. Jeder ist hochmotiviert. Viele britische Designer produzieren in London, weil sie am Prozess teilhaben wollen, um die Qualität sicherzustellen. Ich bin sogar überrascht, wie viele das tun, es ist schön zu sehen, wie sie damit die heimische Wirtschaft unterstützen. Peter Pilotto: Diese Möglichkeit hat man in
anderen Ländern nicht unbedingt. Egal, was man beginnt, man beginnt klein; deshalb
braucht man Lieferanten, die verstehen, dass man womöglich nur sehr kleine Serien braucht. Aber jetzt erleben wir das Gegenteil, wir stoßen an die Grenzen einiger unserer Lieferanten und suchen nach anderen Optionen. Werden Sie die Produktion aus Großbritannien weg verlagern? Peter Pilotto: Ein bisschen. Wir testen
Hersteller in Belgien und Umgebung. Finden Sie London kulturell inspirierend? Peter Pilotto: Schwer zu sagen, wir arbeiten
buchstäblich Tag und Nacht. Haben Sie Zeit für irgendeinen Spaß? Peter Pilotto: Ja, aber wir haben hier im
Atelier auch Spaß. Gerade hier im Londoner Osten ist es toll, es ist so eine coole Gegend mit netten kleinen Restaurants und so. All unsere Freunde leben hier, auch das ist toll, wenn auch manchmal wie im Dorf. Ich finde London wirklich fantastisch. In früheren Interviews sagten Sie, dass Sie, Christopher, sich auf die Architektur des Designs konzentrieren, und Sie, Peter, auf die Grafik und Drucke. Ist das Ihre Arbeitsteilung?
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Die Kollektion Peter Pilotto für Herbst/Winter 2011: Zu den Kleidern in kunstvollen Digitaldrucken, für die das Label bekannt ist, gesellt sich in dieser Saison ein großes Mantelangebot.
Christopher de Vos: Wir machen alles zusammen und fällen jede Entscheidung gemeinsam. Wir stehen in ständigem Dialog, aber um etwas zu schaffen und effizienter zu sein, konzentriert sich Peter auf den Druckbereich, arbeitet daran mit seinem Team, und ich arbeite mit den Schnittmachern an den Formen. Am Ende treffen wir die Entscheidungen dann miteinander. Wie ist es, als Designduo zu arbeiten? Peter Pilotto: Ich schätze, im Großen und
Ganzen hat es Vorteile, aber es ist immer schwierig, ganz grobe Ideen zu formulieren und zu erklären. Andererseits ist ja in keiner Designfirma irgendwer wirklich alleine. Ich glaube kaum, dass irgendwoanders Mode in nur einem Kopf entsteht, es gibt immer ein Team. Im Atelier sah ich, dass Sie Ihre erste Pre-Collection fürs Frühjahr machen: Wie geht es voran? Peter Pilotto: Es geht … langsam voran. 411 style in progress
Christopher de Vos: Wir machen zum ersten Mal eine Pre-Collection, die neue Saison innerhalb der Saison. Sie erfordert eine Menge Organisation, es ist hart. Peter Pilotto: Neue Herausforderungen. Die Leute müssen an einem Tag an zwei Saisons arbeiten, das wird schwierig, aber das Team entwickelt sich und wird professioneller. Wir versuchen, unsere Terminkalender einzuhalten und es hinzukriegen, uns aber immer noch die Freiheit zu erlauben, etwas fünf Tage länger zu entwickeln wenn nötig. Direkt vor dem Stichtag ist man am kreativsten. Sicherlich profitiert auch die Hauptkollektion von dieser früheren Frist. Manchmal schafft man nicht alles rechtzeitig und den Rest kann man dann direkt in die nächste Kollektion einarbeiten.
zurechtkommen, und wir fanden, das ist jetzt der Fall. Es wird heftig, wie immer, aber es ist eine Wachstumschance für die Marke und es kommen neue Kategorien hinzu. Einige unserer Kunden kommen immer noch wegen der typischen Teile aus den ersten Kollektionen, und die bleiben ja, aber zusammen mit anderen Dingen. Bei PreCollections wird es stark um charakteristische Teile gehen und es macht Spaß, für die lange Saison Frühjahr/Sommer 2012 die Ideen anders zu entwickeln.
Warum starten Sie gerade jetzt eine PreCollection? Peter Pilotto: In manchen Märkten sind
Schau bei New Gen und jetzt bei Fashion Forward. Wir hatten zwei Jahre lang ein Atelier beim London College of Fashion in der Mare Street, das war sehr hilfreich. Es gibt verschiedene Programme, man findet eine
Pre-Collections wirklich wichtig. Es hing davon ab, ob die Firma und das Team damit
Welche Unterstützung haben Sie als junges Label gefunden und was hat am meisten geholfen? Das British Fashion Council (BFC) oder vielleicht Ihre Familien? Christopher de Vos: Das BFC förderte die
ph: Masao Yamamoto
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Das Peter-Pilotto-Atelier in East London, wo das Team die Mehrtahl seiner wachen Stunden verbringt.
„Obwohl wir nicht hier studiert haben, gelten wir als Londoner Designer, und das zeigt, wie London ist.“ Peter Pilotto
„Ich denke, Mode steht neuer Technologie recht offen gegenüber, besonders beim Digitaldruck. Wir gehören zu den Ersten, die Digitaldruck nutzten, heute tun das viele andere auch.“ Christopher de Vos
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Menge Unterstützung da draußen, die man als junger Designer braucht. Nicht nur finanzielle Hilfe, sondern auch den guten Rat und den Kontakt zu Leuten aus der Branche.
Promi-Stylisten auf gutem Fuß zu stehen. Für beide Seiten kann es eine gute Verbindung sein, wenn die richtige Person die richtigen Sachen trägt.
zeitig preschen die Herrenkollektionen mit sehr eleganten Styles vor. Wird die Damenmode dem folgen? Peter Pilotto: Es wird immer das Elegante
Und wer organisiert das? Ist das etwas, worum Sie sich selbst bemüht haben? Peter Pilotto: Damals hörten wir von New
Es gibt eine große Debatte über die Zukunft des Laufstegs und den Drang, Endkunden über Live-Streaming einzubeziehen. Wie sehen Sie die Zukunft und hätten Sie die Designermode gern zugänglicher? Peter Pilotto: Ich glaube, es kommen Verän-
neben dem Informellen geben, weil man über den Tag so viele Personen verkörpern muss, dass man auch verschiedene Stoffe braucht. Wir bieten auch etwas Strick und legere Sachen, das ist nett neben den schickeren Teilen.
Gen und jemand aus der Mode stellte uns dort vor. Wir bewarben uns und bekamen die Ausstellerförderung. Dadurch trafen wir andere Organisationen, die unsere erste außerplanmäßige Schau förderten. Während der Ausstellung trat der CFE an uns heran. Ich schätze, wenn man in diese Gruppen hineinkommt, zieht das auch andere Organisationen an. Es ist eine Plattform, um seine Arbeit zu zeigen und die richtigen Leute zu treffen. Ganz am Anfang hatten wir dieses Künstleratelier, das winzig, aber erschwinglich war: Das ist das Tolle am Leben im Londoner Osten: Man hat diese ganzen Künstlerateliers, es passiert so viel, das macht ihn zu einem guten Startpunkt. Außerdem gibt es tolle Läden in London, die jungen Talenten gegenüber offen sind. Diese Einkäufer haben es riskiert, bei uns zu ordern, und wir haben unseren Teil geleistet, rechtzeitig Qualität geliefert. So wuchs unsere Beziehung. In jeder Karriere gibt es einen Moment, der einen auf die richtige Bahn lenkt. Was war Ihrer? Peter Pilotto: Frühjahr/Sommer 2009 – das
war unsere erste richtige Modenschau. Es war aufregend, als zum ersten Mal viele Leute uns kauften und unsere Händlerliste richtig lang wurde. Aber es gibt viele Momente: Das erste Mal, als wir eine wichtige Redakteurin trafen… Es gibt viele. Brancheninsider haben Ihr Label von Anfang an unterstützt, aber man kann durchaus sagen, dass die Aufmerksamkeit der Kunden sich erhöhte, seit Promis in Peter Pilotto gesichtet werden. Wie stehen Sie zum Celebrity-Marketing? Befürworten Sie es aktiv? Peter Pilotto: Es begann damit, dass diese
Leute die Kleider einfach im Laden kauften, das war eine schöne Überraschung für uns. Dahinter stand überhaupt keine Strategie, aber es eröffnete uns auf angenehme Weise Märkte. Zum Beispiel tauchte etwas in einem deutschen Magazin auf und am nächsten Tag riefen deutsche Händler bei uns an. Das war sehr hilfreich. Als junge Marke hat man ja keine Werbung und natürlich müssen die Leute die Kleider zu sehen bekommen. Dann sehen Sie die Werbung durch Prominente positiv? Peter Pilotto: Es macht schon Spaß. Mit der
Zeit bemüht sich dann natürlich das Pressebüro, die richtigen Leute in unsere Kleider zu bekommen. Christopher de Vos: Es kurbelt definitiv den Verkauf an, wenn Promis unsere Kleider tragen, aber wir gehen nicht aktiv auf sie zu. Aber es ist schon vorgekommen und hatte immer erfreuliche Folgen. Peter Pilotto: Wir sehen auch zu, mit den
derungen, aber wer weiß das schon genau? Es ist schwer vorherzusagen. Alles wird schneller, die Schauen werden direkt vom Endkunden angeschaut, weil meistens gestreamt wird. Christopher de Vos: Die Branche wird dahin gehen, wohin sie muss. Als kleines Label können wir ja das Ganze nicht steuern. Es gibt mächtigere Akteure, die bestimmen werden, was mit dem Laufsteg passiert. Das gesamte System wird sich ändern und natürlich werden sich die jungen Designer daran anpassen müssen. Es sind viele Leute beteiligt und ich bin unsicher, ob da jeder dasselbe will, aber wir werden sehen. Historisch betrachtet hat Mode neue Stoffentwicklungen immer begeistert angenommen, besonders wenn sie die Kleidung bequemer machen. Halten Sie das für eine natürliche Entwicklung oder wird Mode immer mehr zu einer legeren Version ihrer selbst? Christopher de Vos: Ich denke, Mode steht
neuer Technologie recht offen gegenüber, besonders beim Digitaldruck. Wir gehören zu den Ersten, die Digitaldruck nutzten, heute tun das viele andere auch. Tauchen neue Technologien auf, ist das spannend, aber ich glaube, es wird immer um Komfort gehen, das wird niemand aufs Spiel setzen. Peter Pilotto: Frauen tragen höhere Schuhe als je zuvor, so vieles in der Mode dreht sich um Leidenschaft. Sie bringt einen dazu, Dinge zu tun und zu tragen, die nicht immer bequem sind. Mehr als alles andere geht es um Luxus, Stoffe müssen raffiniert sein. In den letzten Saisons sah man viele modern-minimalistische Kollektionen. Man spekuliert darüber, ob das als Reaktion auf das Wirtschaftsklima bewertet werden kann und Konsumenten Langlebiges wünschen. Wo stehen Sie in dieser Frage? Christopher de Vos: So denken wir nicht.
Wir denken über die Frau in unseren Kleidern nach und nicht über Krisenstrategie, ja oder nein. Die Leute wollen immer noch etwas anziehen und vielleicht wollen sie in Krisenzeiten gerade Spaß haben. Peter Pilotto: Ich glaube kaum, dass etwas länger hält, nur weil es minimalistisch ist. Es ist gut, so eine Vielfalt zu haben, auf der einen Seite extrem minimalistische Kollektionen und auf der anderen sehr opulente Sachen. Vermutlich macht es am meisten Spaß, sie zu mischen. In der Damenmode gibt es noch immer einen dominanten Casualtrend, gleich-
Abgesehen von den Pre-Collections, welche andere Dimension würde Sie Ihrem Label hinzufügen, wenn Sie könnten? Peter Pilotto: Wir konzentrieren uns sehr auf
das aktuelle Geschäft und die nächsten paar Jahre. Im Moment gibt es nichts außer den Dingen, an denen wir arbeiten, aber es wäre toll, eines Tages einen Laden zu haben. Die Vision auf diese Weise auszudrücken, läge uns sicherlich näher als etwa ein Parfüm, aber es liegt trotzdem in der Ferne. Wir fantasieren beide gerne, welch tolle Möglichkeit es wäre, unsere Kollektion in einem eigenen Geschäft zu präsentieren. Christopher de Vos: Es ist ein großer Schritt. Aber wir machen ja alles im eigenen Haus: Wir organisieren die Produktion, machen den Vertrieb, die Größen, die Schnitte. Sie haben erst einmal also genug zu tun. Christopher de Vos: Ja, es geht jetzt um den
nächsten Schritt und darum, die richtigen Partner zu finden. Die Produktion ist die größte Herausforderung. Wie wollen Sie Ihre Kollektionen so fein abgestimmt und gebündelt halten, wenn Sie als Marke expandieren? Peter Pilotto: Wir werden weiterhin auf die
Kernelemente achten. Mäntel waren eine Neuheit in der Herbst-/Winter-Kollektion, die sich auch exzellent verkaufte. Wir haben den Eindruck, dass wir mit den Mänteln jetzt an dem Punkt sind, den wir mit den Kleidern vor ein paar Saisons erreicht haben. Es ist spannend, wie unsere Kunden diese Kategorien dem zufügen, wofür wir bekannt sind. Sie müssen genauso wichtig werden wie andere Dinge. Wenn Sie die Marke Peter Pilotto in einem Wort zusammenfassen könnten, welches wäre es? Peter Pilotto: Ich finde, das sollten andere
Leute für uns tun. Wir versuchen, das jede Saison in unseren Shows zu sagen. Die Designpartner Peter Pilotto und Christopher de Vos lernten sich 2000 beim Studium an der renommierten Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen kennen. Sie gründeten ihr Label Peter Pilotto 2007 und wurden rasch für ihre ausgefallenen Drucke und skulpturhaften Formen, die sich mit jeder Saison weiterentwickelten, bekannt. Ein Wendepunkt in ihrer Karriere war der Best Emerging Talent Award bei den British Fashion Awards 2009. Die Marke ist längst ein Liebling der Modepresse, in den letzten Saisons auch von Promis wie Claudia Schiffer, Jessica Alba und Michelle Obama. Die beiden zogen kürzlich in ein neues Atelier in East London, wo sie alle Schritte der In-House-Produktion im Auge haben. www.peterpilotto.com
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042 CONCEPT
Wer ein Image fßr seine Marke aufbauen will, sucht die Zusammenarbeit mit dem Modefachhandel – so der Tenor vieler Vertriebsagenturen. Umsatzchancen, die sich der klassische Schuhhandel oft selbst vergibt.
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CONCEPT 043
Der Schuh drückt
Uniforme Sortimente und wenig Modemut machen den klassischen Schuhfachhandel zum Sorgenkind. Ist der Modefachhandel der bessere Schuhhandel? Text: Karolina Landowski. Fotos: Hersteller
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ines schon mal vorweg: Natürlich gibt es sie auf beiden Seiten. Die starken, gut aufgestellten Händler. Und es gibt Händler, die den Schlaf der Gerechten schlafen. Dennoch gilt der Textilfachhandel als der bessere, weil modischere Schuhhandel. „Trends schaut sich der Endverbraucher nicht in Schuhläden ab“, ist sich Tommy Wieler von der Stuttgarter Vertriebsagentur K+K Logistics sicher. Der Vertriebsleiter der portugiesischen Schuhmarke Dolfie weiß, wovon er spricht, schließlich verkauft er fast ausschließlich an den Modehandel. Für diesen prognostiziert er noch viel mehr Umsatzpotenzial mit dem Produkt Schuh, denn der Textiler kauft Schuhe deutlich modischer, mutiger und früher ein. Nicht zu unterschätzende Wertschöpfung. Es gibt sie, die modischen Schuh-
händler wie Shoes Fifty-6 in Saarbrücken oder Sigrun Woehr in Karlsruhe, Stuttgart, Pforzheim und Heilbronn, die mit Leidenschaft und sehr viel Modemut ihr Sortiment erstellen. Tut sich aber dahinter eine große Lücke auf, die der Textilfachhandel füllen kann? Nicht für Kurt Denkstein, der mit seinen Marken Pretty Ballerinas, Mascaró und
Tremp viele Textiler zu seinen Kunden zählt. „Textilhändler können den Schuhhandel nicht neu erfinden. Ihre große Aufgabe muss es sein, Lust auf Neues zu machen, Begehrlichkeit zu wecken und im allgemeinen Überangebot eine Nische zu bilden.“ Geht man durch die Innenstädte, bietet sich einem dasselbe triste Bild der fünf immer gleichen Marken in den Schaufenstern der Schuhgeschäfte. „An vielen Standorten gibt es keine guten Schuhgeschäfte, das bietet viel Potenzial für den lokalen Textilhandel“, weiß Florian Ranft von Komet und Helden, der die spanische Schuhmarke Preventi vertritt. „Die ordentlichen Wertschöpfungen mit dem Produkt sind nicht zu unterschätzen“, ergänzt Stefan Fischer von Ludwig Reiter. Vom Schuhfachhandel unterschätzt wird hingegen der Kunde. Besserwisser Kunde. „Der Kunde ist an-
spruchsvoller geworden, das unterschätzt der Markt“, bestätigt Vladimir Andjelkovic, Vertreter der Premiumdamenschuh-Kollektion Luis Onofre und der portugiesischen Herrenschuhmarke Carlos Santos. Gerade im Herrenschuhbereich habe ein modischer Wandel stattgefunden. Für Florian Ranft hat sich der
Herrenschuhmarkt am dynamischsten entwickelt: „Das Angebot an Marken ist viel interessanter, die Modelle viel modischer und vielschichtiger geworden, das spiegelt sich aber vor allem im Textilhandel wider.“ Falsches Sortiment? Bevormundet der Schuhfachhandel seine Kunden also mit dem falschen Sortiment? Ja und nein. Nach Meinung von Kurt Denkstein ist der Bedarfskunde im klassischen Schuhfachhandel besser aufgehoben. „Die Tiefe und Auswahl des Sortiments sind dort unerreicht. Sucht eine Kundin zum Beispiel klassische schwarze Pumps, findet sie ihn im Schuhhandel in sieben Größen plus eventuell halben. Der Textilfachhandel bietet höchstens vier.“ Auch in Sachen Fachberatung liegt der spezialisierte Handel ganz klar vorne. Aber was, wenn gar keine Beratung mehr gewünscht ist? „Die jungen Käufer möchten doch gar nicht mehr traditionell angesprochen werden. Sie wissen genau, was sie wollen“, sagt Uwe Deinert von Vic Matié. Christoph Siegel von Candice Cooper macht es noch konkreter: „Der Schuhfachhandel droht den Anschluss an die wichtige moderne Käuferschicht zu verlieren.“ style in progress 411
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Der Schuh im Rampenlicht. Immer mehr Textilhändler entdecken das begehrte Accessoire als Umsatzbringer und gehen modischer an die Ware heran als ihre Kollegen aus dem Schuhfachhandel.
Schuh auf dem Orderblock: Auf der Düsseldorfer Schuhmesse GDS gehören im Premiumbereich White Cubes längst Textilhändler zu den 1a-Kunden.
Lifestylewelten. Wie das Edelkaufhaus Steffl in Wien investieren immer mehr hochkarätige Textilfachkonzepte in atemberaubend inszenierte Schuhabteilungen.
Information first. Der Textilfachhandel gilt nicht nur als offener, sondern auch als deutlich informierter. Mit dem frühen Termin der Bread & Butter sind die Textilhändler einen gewaltigen Schritt voraus. Nach wie vor lassen sich viel zu wenige Schuhhändler in Berlin blicken. „Textilfachhändler schauen natürlich weiter über den Tellerrand“, sagt Gabi Heininger, Vertreterin der Marken n.d.c, Fitz, Yin und Maloles. „Sie besuchen mehr Messen, sie interessieren sich mehr für den Zeitgeist, sie reisen mehr.“ Geht man davon aus, dass viele kleinere Schuhhändler nicht einmal die GDS besuchen und ihren Bedarf an Standardlieferanten in den lokalen Schuhordercentern finden, fällt der Glaube an eine modische Informationsdichte schwer. „Schuhfachhändler muss man wirklich erst auf eine interessante Marke stoßen“, beobachtet auch Stefan Fischer von Ludwig Reiter, der mit den sehr klassischen Produkten hohe Akzep411 style in progress
tanz im Textilfachhandel findet. Dieser sucht neben modischen Impulsen mehr und mehr nach Marken mit Tradition und Geschichte, die Handwerk und Qualität verknüpfen. „Ein Großteil der Textiler zeigt großes Interesse nach dem Ursprung und der Seele eines Produktes“, sagt Stefan Fischer. Emotion und Bauchgefühl. „Bereits bei der Order merkt man den Unterschied zwischen Schuh- und Textilfachhandel. Der Textiler geht offener und viel emotionaler an das Produkt heran“, erklärt Ilya Morgan. Er sei eher bereit, kleinere Stückzahlen auszuprobieren, jede Menge Bauchgefühl sei dabei im Spiel. Unter der Devise disponiert hingegen der klassische Schuheinkäufer. Keine Überraschung für Kurt Denkstein, denn schließlich stehe für den Schuhfachhandel ein ganz anderer Umsatz auf dem Spiel. „Je mehr Umsatzanteile mit einem Produkt gemacht werden, desto vorsichtiger wird geordert.“
„Während die Textiler sehr selektiv nach neuen Marken suchen, geht der Schuhfachhandel nicht nach Trends, er geht nach Potenzial“, ergänzt Morgan, „er agiert sehr kaufmännisch, sehr kommerziell.“ Und sehr preisbewusst. „Textiler reden nicht über Preise“, bestätigt Stefan Fischer. Der Schuhfachhandel ist hingegen umsatzgetrieben, geordert wird meist mit der Abverkaufsliste. Ein schwerer Fehler, wie Uwe Deinert findet: „Wenn etwas letzte Saison gut lief, bedeutet das nicht, dass das auch für die kommende Saison gilt – und umgekehrt.“ Das heißt im Klartext: Der Schuhfachhändler kauft Ware von gestern, nicht die von Morgen. Schuh im Fokus. Endverbraucher sind
nicht nur modisch aufgeschlossener, sondern weniger preissensibel als angenommen. „Mich überrascht es schon, wie viel Kunden zum Teil bereit sind, für einen Schuh auszugeben“, sagt Susanne Lindner, Inhaberin
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Messe D端sseldorf GmbH Postfach 10 10 06 40001 D端sseldorf Germany Tel. + 49 (0)2 11/45 60-01 Fax + 49 (0)2 11/45 60-6 68 www.messe-duesseldorf.de
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1) „Trends schaut sich der Endverbraucher nicht in Schuhläden ab.“ Tommy Wieler, K+K Logistics 2) „An vielen Standorten gibt es keine guten Schuhgeschäfte, das bietet viel Potenzial für den lokalen Textilhandel.“ Florian Ranft, Komet und Helden 3) „Während die Textiler sehr selektiv nach neuen Marken suchen, geht der Schuhfachhandel nicht nach Trends, er geht nach Potenzial.“ Ilya Morgan, Deluxe Distribution
der Dortmunder Boutique Standy By Lindner, die im Schuhbereich eine Umsatzsteigerung von 30 Prozent generiert. „Der Schuhhändler ist starr in der Annahme, günstig zu disponieren, damit er den Kunden bedienen kann“, berichtet Vladimir Andjelkovic. Das sei ein Trugschluss. „Für den modernen Mann ist es heute kein Ding mehr, sich zum 1.000-Euro-Anzug einen Schuh für 300 oder 500 Euro zu kaufen.“ Wenn man in Betracht zieht, dass der Durchschnittsverkaufspreis eines Damenschuhs 2010 in Deutschland bei 62 Euro und der eines Herrenschuhen bei 75 Euro lag, ist man in der Realität aber näher an Gabor als an Gucci. Dennoch: „Der Stellenwert des Schuhs ist gewachsen – sowohl im Textilhandel als auch beim Endverbraucher“, ist Florian Ranft überzeugt. Einer der Gründe dafür ist die Präsenz in der Öffentlichkeit. Ob seitenlange Modestrecken in Frauenmagazinen oder schrille Werbespots von Zalando, Mirapodo & Co – der Schuh ist allgegenwärtig. Wertschätzung des Produkts. „Der Modefachhandel trägt unser Image weiter, es wird anders inszeniert und dekoriert“, sagt Wolfgang Dünkelberg, der mit seiner Marke Ash die kommerzielle Punktlandung vor allem durch den Textilfachhandel erzielt hat. Marken gehen nicht in der Masse unter. Gerade für viele kleine Brands bietet der Textilfachhandel somit ein interessantes 411 style in progress
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4) „Mich überrascht es schon, wie viel Kunden zum Teil bereit sind, für einen Schuh auszugeben.“ Susanne Lindner, Inhaberin Standy By Lindner
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7) „Textilfachhändler sehen den Schuh immer noch als reines Accessoire und nicht als eine der Top-Warengruppen. Es ist kein einfaches Produkt, sondern komplex und hochkompliziert.“ Uwe Deinert, Vic Matié
5) „Der Schuhhändler ist starr in der Annahme, günstig zu disponieren, damit er den Kunden bedienen kann.“ Vladimir Andjelkovic, Carlos Santos
„Der Modefachhandel trägt unser Image weiter, es wird anders inszeniert und dekoriert.“ Wolfgang Dünkelberg, Ash
6) „Man muss den Schuh im Laden haben.“ Kerstin Görling, Hayashi
„Der Textilfachhandel hält den Wert eines Schuhs hoch.“ Christoph Siegel, Candice Cooper
Sprungbrett. So auch bei der Trendmarke Dolfie, die nun in der dritten Saison vom der Agentur K+K Logistics vertrieben wird. „Wir möchten unser Image gezielt über den Modefachhandel aufbauen“, erklärt Vertriebsleiter Tommy Wieler. Dass richtige Stückzahlen aber erst vom Schuhfachhandel erreicht werden können, darüber sind sich viele Vertreter einig, und üben sich in Geduld. Ein Jahr gibt Wieler dem Schuhfachhandel noch, bis er sein Produkt „begreift“. Genug Zeit, um die Marke über den Textilfachhandel selektiv aufzubauen. „Der Textiler unterstützt ganz klar die Werte einer Marke“, ergänzt Florian Ranft.
Hochkomplexes Produkt? Vor allzu viel
Der Outfitgedanke. Den Lustkauf hat der Textilfachhandel klar für sich eingenommen. Platzhirsche wie Lodenfrey oder Selfridges machen es derzeit vor und investieren in riesige Schuh- und Accessoireabteilungen. „Man muss den Schuh im Laden haben“, bestätigt Kerstin Görling von der Frankfurter Trendboutique Hayashi. Für sie ist es einfach, Schuhe zu verkaufen, wenn der Gesamtlook stimmt. „Viele meiner Modelle würde die Kundin im Schuhgeschäft einfach nicht verstehen. In Kombination mit dem Outfit schon.“ Auch für Susanne Lindner ist der Outfitgedanke das stärkste Verkaufsargument. „Ein Schuh kann einen Look leben und sterben lassen. Der Kundin den passenden Schuh zum Outfit anbieten zu können, ist das A und O meiner Arbeit.“
Euphorie beim Schuh warnen aber die meisten Vertriebsexperten. Das Sortiment braucht eine klare Aussage – und die perfekte Passform. „Ein modischer Schuh ist kein Bedarfskauf und somit kein Selbstbedienungsprodukt, er muss aktiv verkauft werden“, weiß Florian Ranft. „Textilfachhändler sehen den Schuh immer noch als reines Accessoire und nicht als eine der TopWarengruppen. Es ist kein einfaches Produkt, sondern komplex und hochkompliziert“, ist Uwe Deinert sicher. Vor allem die Passform werde von vielen Textilfachhändlern mangels fachlicher Kenntnis unterschätzt. Trend hin oder her, drückt der Schuh, bleibt ein Imageschaden – vor allem für den Händler. Der Markt im Wandel. Glaubt man Uwe Deinert, befruchten sich beide Fachhandelskonzepte gegenseitig. „Durch die Zusammenarbeit mit den Textilern hat sich der Markt bewegt. Wir sind auf dem besten Weg dahin, dass ein Schuh auch wieder etwas kosten darf.“ Durch die Konkurrenz hat schließlich auch der preissensiblere Schuhfachhandel höhere Durchschnittspreise erzielt. Auch für Christoph Siegel profitiert der Schuhfachhandel letztlich von den Textilern. „Der Textilfachhandel hält den Wert eines Schuhs hoch. Und er hat die brutale Entwertung des Produkts durch Discounter und Volumenanbieter gebremst.“
048 CONCEPT
Georgia May Jagger als Model in ihrer Jeanslinie f端r Hudson.
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CONCEPT 049
Was Frauen wollen
Ihren großen Auftritt in der Womenswear hatten sie im Sommer 2010: Chinos waren eine frische, bequeme Alternative zu den Skinny Jeans, die seit Jahren die Damenhosenmode beherrscht hatten. Eine Zeitlang sah es aus, als hätte Denim für Frauen seine Coolness verloren, aber jetzt machen Chinos wieder Platz für das neue, feminine Blau. Text: Miranda Hoogervorst. Fotos: Hersteller
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uf dem Siegertreppchen standen bequeme, elegante und innovative Chinos vorübergehend – denn Denim wird aus der Bekleidungsrealität nie verschwinden. Und dennoch: Chinos haben sich in der Garderobe jeder Frau einen festen Platz erobert. Höchste Zeit, dass Denim auch wieder in der modischen Wahrnehmung an die Spitze zurückkehrt. Und das tut er – mit vielen neuen Marken im Gepäck und ihren Vorstellungen von neu interpretiertem Damenpremiumdenim. Modemagazine, Blogger und (Online-)Shops begeistern sich ebenfalls für das neue Blau. Besonders figurbetonende Denimkreationen bekommen volle Aufmerksamkeit – und zwar nicht nur die engen Stretch-Modelle, sondern auch Flare, Bell Bottoms und Jeans mit hoher Taille. Elegant, clean und auf den figurschmeichelnden Aspekt fokussiert; so ist Denim wieder einmal das neue Must-Have.
Hohe Preise. Die niedrigeren Preise von Chinos waren durchaus ein gewichtiges Argument für Frauen, nicht nur eine zu kaufen. Aber selten ist beim Griff zu einem tollen Kleidungsstück der Preis der Hauptfaktor. Finanzkrise hin oder her: Frauen sind bereit, viel Geld für gute Jeans auszugeben. Der Markt für Damenpremiumdenim ist in den letzten zehn Jahren gewachsen. Die Denim
in Depth-Ausgabe von WWD 2010 vermeldet, dass der Verkauf von Damenjeans in den USA von März 2009 bis März 2010 um 6,2 Prozent gestiegen ist. Ebenso erwähnenswert: Seit der Rezession erwarten die US-Kunden mehr von ihrem Produkt, der Anspruch an die Qualität ist gestiegen. Diese Aussage trifft auch auf den europäischen Markt zu. Mother Denim. Von Premiumjeans erwartet
man, dass sie perfekt sitzt, nachdem sie ein paar Stunden oder sogar ein paar Tage getragen wurde. Das Schlimmste an durchschnittlichen Skinny Jeans ist der Ausleier-Effekt: Die Jeans weiten sich um eine halbe oder sogar eine ganze Größe. Tim Kaeding, ehemaliger Creative Director bei 7 for all mankind, und Lela Tillem, ExVerkaufs- und Marketingchefin bei Citizens of Humanity, gründeten ihre Marke Mother Denim im Frühjahr/Sommer 2010. Ihre Mission: „Die Grenzen dessen zu überwinden, was die Leute inzwischen wegen durchschnittlicher Mainstream-Denimmarken erwarten.“ Die Marke verspricht, Beine und Po zum Hingucker zu machen, und zwar nicht nur in den ersten paar Stunden. Ihre hochwertigen Stoffe sind so weich und luxuriös wie Cashmere. Für ein angenehmes, umschmeichelndes Gefühl enthalten die Denims auch Stretch. Mother Denim bietet interessante Interpre-
tationen von Vintage-Modellen, etwa ausgestellte Beine, Bell Bottoms und sogar einen äußerst femininen, knöchellangen Jeansrock. Notify. Als Maurice Ohayon seine Denimmarke Seven Seven 2002 verkaufte, wollte er mit einer neuen Damen- und Herrenmarke ein exklusiveres Kapitel öffnen. Er gründete die anspruchsvolle Luxusdenimmarke Notify 2003 in Paris. Der Sinn für Schneiderei lag ihm im Blut (seine Mutter war Herrenschneiderin), und so ist die Kollektion vom Geist eines Maßschneiders durchdrungen. Laut Ohayon macht das wahren Luxus aus. Seine Jeans werden von Fachleuten in Italien hergestellt, die Details wie das gestickte Notify innen am Bund in traditioneller Handarbeit fertigen. Bequeme Materialien und innovativen Waschungen, besonders aber die Oberflächenbehandlung und Patina machen die Marke aus, und so wird sie von Frauen geschätzt, die nach hochwertigen, figurumschmeichelnden Designs mit einem modischen Touch suchen. Bereits 2004 arbeitete Notify mit schlanken Schnitten und Spezialbehandlungen wie Wachsbeschichtung. Experimente mit dem Gewebe des Stoffes eröffneten neue Möglichkeiten für diese besonderen Bearbeitungsformen und geben den Jeans einen subtilen, natürlichen VintageEffekt. Die Kollektion basiert auf klassischen, style in progress 411
050 CONCEPT
Modische Formen wie High-Waist-Jeans, im Bild von Mother Denim, mischen den Markt auf.
Feminer Premiumdenim stellt die Figur in den Mittelpunkt – wie hier von Notify.
einfachen Five-Pocket-Jeans, geht dabei aber in der Stoffbearbeitung weiter. Für die kommende Saison setzt Notify auf Flared und Marlene-Modelle, ebenso High-WaistDenims – und natürlich nicht zu vergessen die legendäre Nieten-Skinny. Auch die Kooperationen werden weitergeführt: Nach K Karl Lagerfeld, dem französischen Kinderlabel Bonpoint und Stella McCartney wird im Frühjahr/Sommer 2012 eine weitere überraschen. DL1961. Für den besonderen Tragekomfort
nützt die amerikanische Marke DL1961 die revolutionäre Vier-Wege-Stretch-Technologie Xfit von Invista. So erklärt der EuropaImporteur von DL1961 Ruud Bittink: „DL1961 Jeans korrigieren die Silhouette nicht, sie betonen sie auf bequeme Weise. Unser Denim enthält 27,5 Prozent Stretch, eingewoben in den Baumwollstoff. Er dehnt sich in vier Richtungen, auch nach öfterem Waschen schimmert keine weiße Elastikfaser durch; unser schwarzer Stretch ist wirklich schwarz. Durch diesen Stoff leiern und beulen unsere Jeans nicht aus, sie sitzen den ganzen Tag lang perfekt.“ DL1961 wurde im Sommer 2008 gegründet und ist in ganz Europa erhältlich. Die Marke hat über 200 Verkaufsstellen in Deutschland und den Bene411 style in progress
lux-Ländern. Anfang des Jahres eröffnete zudem ein Concept-Store im Pariser Trendviertel Le Marais. Made in Heaven. Für Frauen auf Denim-
jagd ist der perfekte Po ein Faktor für Selbstvertrauen – wie auch für Verzweiflung. Er steht im Zentrum bei der britischen Damenjeansmarke Made in Heaven. Besitzerin Chloe Lonsdale haucht der Denimmarke ihres Patenonkels aus den 1970er-Jahren neues Leben ein. Ihr Ziel: den schönsten Hintern der Welt kreieren. Made in Heaven ist ein durch und durch britisches Label. Das alleine fällt in einem Markt, der normalerweise von amerikanischer Geschichte, Rock-’n’-Roll-Styling oder Bezügen zu meist männlich geprägter Workwear bestimmt ist, auf. Jeans von Made in Heaven sind clean, schick und raffiniert. Ihr Fokus liegt darauf, die Stärken der Frauen zu betonen. Wem also eine Skinny zu viel zeigt, der kann aus zahlreichen Straight Cut, Marlene-Jeans und Boot Cut wählen. Der Renner der zurückliegenden Sommerkollektion nennt sich Marrakech Flared – vielbeachtet auch die Capsule Collection für Net-a-Porter.com. Psychologie bei Donna Ida. Die britische
Händlerin Donna Ida eröffnete ihren De-
nimladen 2006, weil sie selbst Schwierigkeiten hatte, gute Jeans zu finden. Inzwischen besitzt sie vier Läden in London, wo sie eine große Auswahl Damenmarken wie Hudson, Paige, James Jeans, J Brand, Citizens of Humanity, Goldsign, Made in Heaven und Mother Denim bietet. Sie ist überzeugt: „Frauen tragen vermutlich sogar noch mehr Denim als Männer, und es gibt auch viel mehr Auswahl an Damendesigns. Deshalb ist es viel sinnvoller, einen Denimladen speziell für Frauen zu führen. Ihre eigenen Einkaufserlebnisse hat sie zur erfolgreichen Verkaufstechnik gemacht: „Wir geben unseren Kundinnen zuerst Jeans, die einen Tick zu groß sind. Denn wenn eine Frau beim Anprobieren gleich die Erste kaum über die Oberschenkel kriegt, ist das schwer gutzumachen.“ Außerdem sollte man im Kopf behalten: Frauen machen beim Einkaufen ihre eigene Kalkulation. Eine langlebige 250-Euro-Jeans kann die sehr niedrigen Kosten pro Tag von einem Euro oder sogar weniger bedeuten: ein Schnäppchen. So kann das neue Blau also mit etwas weiblicher Psychologie, einer beruhigenden Umgebung und hochwertigen Denims nicht nur das Selbstvertrauen der Frau stärken, sondern auch den Umsatz des Händlers.
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052 CONCEPT
Mehr als Skinny
Hudson | Die Luxusjeansmarke Hudson kombiniert kalifornische Coolness mit raffinierten, zeitlosen Designs. Zusammen mit dem Kampagnengesicht Georgia May Jagger hat Designchef Ben Taverniti die erfolgreiche Linie Hudson by Georgia May Jagger kreiert. Text: Miranda Hoogervorst. Foto: Hudson
Ben Taverniti und Georgia May Jagger.
„D
ie Zusammenarbeit hat sich einfach ergeben“, erzählt Ben Taverniti. „Georgia wurde vor etwa zwei Jahren das Gesicht von Hudson und während der Shootings gab sie uns ein gutes Feedback. Sie mochte unsere Designs, sagte aber, dass sie ihr mit ein paar kleinen Änderungen noch besser gefallen würden. So hat es begonnen.“ Britische Coolness und kalifornische Freiheit – diese Synergie verkörpert das It-Girl perfekt. Die Linie zeigt fünf Styles in verschiedenen Waschungen und Materialien zu einem Verkaufspreis zwischen 200 und 400 Euro. Drei dieser Jeans sind Georgias Mutter Jerry Hall gewidmet: Jerry, Faye und Gonzales (Halls Geburtsort).
bei 300 Euro VK, limitierte Auflagen können bis zu 1.000 Euro kosten. Die Säulen, auf denen die gesamt Kollektion fußt, sind Qualität und zeitloses Design. Ben Taverniti: „Unsere Qualität bleibt immer gleich. Dieses Niveau ist das Resultat zehnjähriger Erfahrung. Ich hasse das Wort Trends. Jeans sind Jeans. Sie sind letztlich ein Accessoire für Frauen. Jede Hudson-Hose kann man die nächsten zehn Jahre tragen. Jeder sollte eine im Schrank haben. Denn Hudson folgt keiner Demografie, sondern einer Psychografie, alles hängt vom Mindset ab. Frauen fragen mich immer: ‚Welche ist die richtige Jeans für mich?‘ Aber wer bin ich denn, dass ich einer Frau vorschreibe, was ihr gut tut? Wenn sie sich darin gut fühlt, ist sie richtig. Nur die Haltung zählt.“
Psychografie. Neben der Kooperation mit
Georgia May Jagger und den regulären Linien für Damen und Herren bietet Hudson auch eine exklusive Kollektion. Sie beginnt 411 style in progress
Skinny und Technologie. Hudson wächst in Europa schnell und kommt sowohl in Department-Stores als auch in Trendläden
gut an, etwa bei Harvey Nichols, Selfridges oder L’Eclaireur. Für die kommende Saison verspricht Hudson leuchtende Farben und Gefühl. Ben Taverniti: „Mit Farben, besonderen Techniken und Stoffen werden wir etwas Lebendiges schaffen, wie Gemälde. Alle Cuts sind derzeit wichtig, deshalb bieten wir Bootcut, Skinny Flare, Wide Leg, High Waist – was das Herz begehrt. Skinny ist das Basic, das mal Bootcut war: Jeder hat eine, sie ist also kein Trend mehr, sondern haben ihren Zenit erreicht.“ Hudson Jeans. Los Angeles, CA 90015/USA, T 001.213.9955550, nicole.pearl@hudsonjeans.com, www.hudsonjeans.com Distribution in über 40 Länder, zirka 60 Verkaufsstellen in Deutschland, vier Hauptkollektionen: Regular (Damen/Herren), High End (Damen), Hudson by Georgia May Jagger (Damen), Preise zwischen 200 und 1.000 Euro VK, Europavertrieb durch Agenten und Distributoren, Unifa Fashion für Deutschland und die Schweiz.
054 CONCEPT
Zur체ck zu alter St채rke: Blue Blood f체hrt neben seinen Luxusdenims eine neue, kommerzielle Linie ein.
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CONCEPT 055
Bescheidener Luxus
Blue Blood | Vom Abgang des Denimexperten Jason Denham bis zur Insolvenz: Die Luxusdenimmarke Blue Blood hat in den letzten Jahren einiges mitgemacht. Mit einem soliden Investor und einem nagelneuen Team schickt sich Blue Blood nun an, die Schatten der Vergangenheit abzustreifen. Text: Miranda Hoogervorst. Fotos: Blue Blood
Micha Noot, International Sales Manager der komplett neu aufgestellten Marke Blue Blood.
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ls Steve te Pas und Jason Denham Blue Blood 2002 gründeten, stürzte sich die Marke direkt auf die hochpreisige Nische Luxusdenim. Denhams überragende Fähigkeiten als Jeansexperte und die selbstbewusste Marketingstrategie von te Pas kamen an, bald schon war Blue Blood ein wichtiger Name auf dem Jeansmarkt. Damals bezahlten die Leute locker 400 bis 600 Euro für eine Blue Blood und die Marke expandierte rapide, sowohl in den Niederlanden als auch im Ausland. Doch als 2006 ein neuer Investor ins Boot kam, wendete sich das Markenschicksal und der Niedergang endete im Oktober 2009 mit einer Insolvenz. Ein neuer Besitzer (Urban Trends Trading) und der ursprüngliche Investor kehrten die Scherben zusammen und halfen Blue Blood wieder auf die Sprünge. Ein neu angeheuertes Team arbeitete hart daran, das Vertrauen der Händler in aller Welt zurückzugewinnen.
Zurück zur früheren Marktposition. International Sales Manager Micha Noot arbeitete zuvor neun Jahre lang für Guess Jeans. Im Blue-Blood-Büro in der Amsterdamer City spricht er über seine neue Herausforderung: „Wir müssen Blue Blood dahin zurückbringen, wo die Marke einmal stand: an führender Position auf dem nationalen und internationalen Markt. Bei den Konsumenten ist unser Image zum Glück immer
noch stark. Sie haben höchstens gemerkt, dass man Blue Blood in den üblichen Multilabel-Stores kaum noch bekommt. Aber unsere Händler wissen alle, was hinter den Kulissen vor sich ging, und sie haben in den letzten Jahren ganz schön gelitten. Deshalb wollen wir sie finanziell entschädigen. Das ist die einzige Chance, mit ihnen weiterzumachen. Bisher halten die meisten unserer Kunden die Geschäftsbeziehungen mit uns aufrecht. Einige lassen sich allerdings Zeit. Sie wollen erst einmal sehen, dass es jetzt besser läuft.“ Schuhe und Taschen. Ob Tokyo Ronnie oder Steve Dry Alter, übrigens eine Anspielung an Steve McQueen: Es ist offensichtlich, wie sehr Blue Blood die erfolgreichen Styles noch aus Jason Denhams Feder schätzt. Micha Noot: „Diese Designs und Schnitte sind so toll, dass wir sie in unserer Luxuslinie behalten. Wir werden eine klare Denimmarke mit Vintage-Look bleiben. Glänzende Oberflächen und Details, Stretch-Denim für Männer: So etwas kommt uns nicht ins Jeansregal. Aber wir bleiben natürlich innovativ. Zur Bread & Butter im Juli werden wir ein paar schöne Waschungen einführen. Und ab nächsten Winter gibt es eine neue Linie mit Taschen, Gürteln und Schuhen.“ Nett und nahbar. Derzeit hat Blue Blood etwa 400 Verkaufsstellen weltweit, inklusive
der USA und zwölf Ländern in Europa. Hinzu kommen Agenten in Australien und Kanada. In Holland gibt es fünf MonobrandStores und es ist geplant, einen solchen Laden in jedem Blue-Blood-Verkaufsland zu eröffnen. Seit letzten April läuft auch der Webshop. Keine Frage: Expansion steht weit oben auf der Liste, gestützt von einer neuen Strategie. Blue Blood erobert sich jetzt seinen Platz auf einem sich wandelnden Denimmarkt, ist Micha Noot überzeugt: „Wir haben früher bloß teure Luxusjeans gemacht. Aber die Endkonsumenten, die mal eben ein paar hundert Euro für eine Jeans hinblättern, sind weniger geworden. Deshalb haben wir eine kommerziellere Denimlinie hinzugenommen, deren Preise zwischen 99 und 139 Euro liegen. Wir sehen uns damit neben Marken wie Diesel und Replay.“ Ganz offen fügt er hinzu: „Blue Blood hat sich stark verändert. Es war eine ziemlich arrogante Firma, die ausstrahlte: ‚Dein Pech, wenn du dir keine 400-Euro-Jeans leisten kannst.‘ Wir sind als Marke jetzt viel netter.“
Blue Blood wurde 2002 von Steve te Pas und Jason Denham gegründet. Nach Denhams Abgang und der Insolvenz im Jahr 2009 tritt jetzt ein neues Team, unterstützt von dem Investor Urban Trends Trading, an, die Luxusdenimmarke neu zu positionieren. Dazu wurde eine kommerzielle Linie aufgelegt, deren Preise zwischen 99 und 139 Euro liegen. www.bluebloodbrand.com
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056 CONCEPT
Im Jahr des Hasen
Witty Knitters | Im chinesischen Horoskop gilt das Langohr als Glückstier. Ein Schlitzohr, wer in einem solch symbolträchtigen Jahr (2011) ein Label gründet? Jutta Schweiger, Fashiondesignerin aus Überzeugung, überlässt mit Witty Knitters jedenfalls nichts dem Zufall. Text: Dörte Welti. Fotos: Christian Schoppe, He&Me für Witty Knitters
Witty Knitters Wunderland: Designerin Jutta Schweiger hat sich bei ihrem Shopdesign märchenhaft inspirieren lassen.
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itty Knitters Heimathafen ist Hamburg, das Label ist in der ultramodernen Hafencity vor Anker gegangen, in einem 70 Quadratmeter großen Atelier mit eben so geräumigem Shop. Keine zufällige Wahl: „Unsere Retailstrategie sieht vor, dass wir uns auf Resorts konzentrieren“, erklärt Labelgründerin Jutta Schweiger (35) und ist überzeugt, dass die Hafencity am Tor zur Welt Resortcharakter hat. Die zwei anderen Shops, zwischen 40 und 70 Quadratmeter groß, eröffneten just auf Sylt, in Keitum und Westerland. Überhaupt wird deutlich, dass hier zwar der Traum vom eigenen Label wahr wird, aber keineswegs Luftschlösser gebaut werden. Jutta Schweiger hat an der AMD (Akademie Mode und Design) Hamburg Modedesign studiert und sich von jeher auf Strick konzentriert. Witty Knitters entstand für die Norddeutsche zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, mit den richtigen Leuten und vereint Liebe zum Detail, technisches Know-how und „witty“ Designs.
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Fokus auf Qualität und „witty“ Designs.
Zum Einsatz kommen unter anderem hochwertigste Cashmere-Garne aus der Mongolei, deren Mischung und Feinheit Jutta Schweiger selbst entwickelt. Produziert wird vorwiegend in Asien und Europa, die Styles, hauptsächlich DOB, werden von XS bis XXL angeboten. Im Team von Witty Knitters wurde für jeden Aufgabenbereich der beste Partner gefunden, ob Produktion, die Finanzen (Firmensitz ist in Münchenstein, Schweiz), Retail oder die Distribution, um die sich die Adventure GmbH in München kümmert. Ihre Kreativität zieht Jutta Schweiger zum großen Teil aus dem Privatleben: „Meine beiden Töchter erinnern mich jeden Tag daran, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Und auch mein Mann, der als Fotograf arbeitet, ist eine der besten Inspirationsquellen für mich.“ In einem Punkt ist die junge Geschäftsfrau kompromisslos: „Qualität ist die Grundvoraussetzung unseres Schaffens. Wobei sich Qualität und Fantasie nie ausschließen dürfen!“
Die Witty Knitters wollen in den nächsten fünf Jahren 100 Stores in Europa eröffnen, Mittel zum Zweck: „Konstante Qualität und immer wieder überraschende ‚witty‘ Designs!“ Die Zukunftsperspektive für einen Hasen, geboren im Jahr des Hasen, ist gut: Man achte auf nachhaltige Investments, nehme die Dinge gelassen und gehe sie dennoch ernsthaft an. Nichts überstürzen und auf Langfristigkeit setzen, allen zum Trotz, die das Vorgehen als spießig oder gar traditionell zu sehen glauben. Klingt doch vielversprechend für Witty Knitters.
Witty Knitters AG. Kaspar-Pfeiffer-Straße 4, 4142 Münchenstein/Schweiz Witty Knitters AG. Am Kaiserkai 46, 20457 Hamburg, T 0049.40.21111179-11, www.wittyknitters.com Gegründet März 2011, drei Shops, 12 Mitarbeiter
FWD FASHION WEEK DÜSSELDORF | 23.07. – 26.07.2011
CINQUE SHOWROOM | SPEDITIONSTRASSE 17 | D-40221 DÜSSELDORF
CINQUE MODA GMBH | DOHRWEG 48 | D-41066 MÖNCHENGLADBACH | +49.(0)2161.9653 | INFO@CINQUE.DE | FACEBOOK.CINQUE.DE | CINQUE.DE
058 CONCEPT
Aus Leidenschaft zum Stoff
Swiss Textile Collection | Schweizer Stoffe und Schweizer Textilkunsthandwerk haben es im 20. und 21. Jahrhundert in alle Welt geschafft. Seit jeher bedienen sich die Diors, Chanels und Givenchys dieser Welt der sensationellen Schweizer Stoffqualität, vornehmlich aus dem St. Galler Raum. Man sieht die Roben, jeder ist hin und weg – die Kleider eben leider auch. Text: Dörte Welti. Fotos: Frank Nader, Cornelia Wilhelm/Walter Zimmermann
Die Schatzhüterin der Schweizer Textilkunst: Rosmarie Amacher.
Feminines Corsagenkleid aus Seidenorganza (1965), Abendmantel und Top aus Abraham Seide (1958).
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osmarie Amacher, selbst erfolgreiche Couturière aus Leidenschaft, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Swiss Textile Collection aufzubauen, die Textilkunst, Modehandwerk und Design auf höchstem Niveau repräsentieren soll. „Die Collection soll in Zukunft auf der ganzen Welt gezeigt werden und dem Schweizer Textilhandwerk wieder öffentliches Renommee verschaffen“, wünscht sich die Zürcher Haute-Couture-Salon-Inhaberin, „vor allem aber soll die zukünftige Generation Textilschaffender inspiriert werden und die Chance haben, sich diese unglaubliche Handwerkskunst der Couture-Kleider anzusehen, sie fühlen und sie studieren können.“ Denn dort liegt der Kern der Idee: Beim 411 style in progress
Nachwuchs. „Die jungen Leute, die unser wunderbares Handwerk erlernen wollen, müssen doch erst einmal Kleider überhaupt erfassen“, spricht Rosmarie Amacher, die in ihrem Salon à ma chère im Zürcher Seefeld selbst Lehrlinge ausbildet, aus Erfahrung. „Wie wird eine Corsage geformt? Wie werden bestickte Stoffe scheinbar unsichtbar aneinandergefügt? In den Kleidern schlummert Fachwissen, das es weiterzugeben gilt!“ Leider hätten eben die Jungen heute kaum Zugang zu großer Schneiderkunst aus den vergangenen Jahrzehnten, die meisten existierenden Sammlungen sind privat oder gar nicht erfasst. Jedes Mal, wenn ein junger Schneiderlehrling mit Rosmarie Amacher in ihr Lager geht, wo momentan noch aus
Mangel geeigneter Räumlichkeiten die inzwischen über 300 Kostbarkeiten aus aller Welt archiviert sind, ist es das selbe Spiel: Der Lehrling ist fassungslos vor Staunen und beklagt sich zu Recht, dass zur Zeit der Zugang zu solchem Anschauungsmaterial fast unmöglich ist. Der Aufbau der Swiss Textile Collection ist von langer Hand geplant, fünf Jahre sind veranschlagt. Priorität zur Zeit: Donatoren, Gönner und Sponsoren finden, die entweder textile Beiträge leisten oder finanzielle – und eine geeignete Location. www.swisstextilecollection.ch, rosmarie.amacher@caraque.ch
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AGENTUR CONEX – ANDREAS ECCLI A-5020 SALZBURG TEL.: +43 (0) 662 455690 0 E-MAIL: OFFICE@CONEX.AT
Im Laufschritt an die Bรถrse: Italienische Luxusund Modefirmen wollen mit dem erlรถsten Kapital die globale Expansion finanzieren.
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CONCEPT 061
Italiens Luxusunternehmen: vom Laufsteg aufs Finanzparkett
Frisches Kapital benötigt! Italiens Vorzeigeunternehmen aus Mode und Luxus auf der Suche nach neuen Geldquellen. Logische Konsequenz einer globalisierten Modewelt oder Verjubeln des Familiensilbers? Text: Thesy Kness-Bastaroli. Illustration: Esther Gebauer/www.carolineseidler.com
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ass Italiens Modeindustrie Hunger auf frisches Kapital hat, ist in diesen Tagen unübersehbar. Drei italienische Luxusmodehäuser, Prada, Ferragamo und Moncler, peilen im Sommer 2011 den Börsengang an. Ein anderes Luxusunternehmen, der Schmuck- und Accessoirehersteller Bulgari, wurde im Frühjahr 2011 von dem französischen Luxuskonzern LVMH geschluckt. Grund für den neuerlichen Kapitalhunger ist nicht nur die Notwendigkeit, die während der Krisenjahre angehäuften Schulden zurückzuzahlen. „Die nötige internationale Expansion muss finanziert werden“, begründet Professor Armando Branchini das „going public“ der Modehäuser. Branchini lehrt nicht nur Mode- und Designwirtschaft an der Mailänder Eliteuniversität Bocconi, sondern ist auch Präsident des Fachverbandes der Luxusunternehmen Altagamma. „Neue Märkte müssen gefunden, neue Geschäfte in Asien und Südamerika müssen gegründet werden. Auch investieren zahlreiche
Luxusunternehmen – etwa Gucci – in neue E-Commerce-Plattformen. Da eigene Plattformen für Amerika, Asien oder Europa nötig sind, besteht hier ein großer Finanzbedarf“, meint Präsident Branchini. Er erwartet gegen Jahresende weitere Börsengänge in der italienischen Luxusbranche. Das letzte Halbjahr 2010 sei für die Luxusindustrie gut gelaufen. Auch 2011 und 2012 erwarten die italienischen Eliteunternehmen eine Fortsetzung des Wachstums. „Wir werden im laufenden Jahr die Rekordergebnisse von 2007 übertreffen“, so Branchini. Die Krise sei endgültig überwunden. Sollte es zu keinen neuen Kriegen, Natur- oder Finanzkatastrophen kommen, stehen der Luxusbranche drei Wachstumsjahre bevor. Die Aussichten sind gut. Sowohl beim
Florentiner Modehaus Ferragamo wie auch beim Mailänder Hersteller von Luxusdaunenjacken Moncler besteht die Absicht, die Anzahl der eigenen Monomarkenshops im
Ausland zu erhöhen. Dafür benötigen sie aber frisches Kapital. Als Vorreiter für die erfolgreiche Expansion durch die Börsennotierung werden Luxusunternehmen wie etwa der Edelschuhhersteller Tod’s genannt. Dieser konnte nach seinem IPO (Initial Public Offering) im Jahr 2000 den Umsatz mehr als verdreifachen. Allerdings erwies sich die Börsennotierung bei zwei anderen Modekonzernen, etwa bei Finpart (IT-Holding) und bei Mariella Burani Fashion Group (MBFG) als Flop. Beide Gruppen wurden vom Börsenzettel gestrichen, nachdem sie zahlungsunfähig geworden waren. Insofern ist das „going public“ keineswegs ein Erfolgsrezept für alle. „Der Börsengang muss von einem gültigen Geschäftsplan und soliden Unternehmensresultaten flankiert werden“, meint Branchini. Der Mailänder Trendsetter Prada hat seit 2000 versucht, sich an der Börse frische Mittel zu beschaffen. Bislang scheiterten die Versuche nicht nur am Terroranschlag in style in progress 411
062 CONCEPT
New York (2001) und seinen Folgen, sondern auch an der allgemeinen Konjunkturund Finanzkrise. Gleichgültig, ob es nun das vierte oder fünfte Mal ist, dass der Mailänder Edelschneider zum Börsengang ansetzt: Diesmal meint es Konzernchef Patrizio Bertelli ernst. Nach der Erdbebenkatastrophe in Japan hatten Beobachter vermutet, dass Prada die Pläne aufs Eis legen könnte. Doch der Mailänder Modetrendsetter ließ sich diesmal bei seinen Börsenabsichten nicht bremsen. „Die nötige internationale Expansion muss finanziert werden.“ Armando Branchini, Universität Bocconi und Präsident des Fachverbandes der Luxusunternehmen Altagamma.
Anfang Juli soll die Erstnotierung erfolgen. Nicht Mailand, sondern Hongkong wurde zum Finanzplatz gewählt. Mit dem Verkauf eines Fünftels des Kapitals könnte Prada nach Schätzungen aus Finanzkreisen mindestens 1,5 Milliarden Euro einstreichen. Doch der Teufel trägt nicht nur Prada, er steckt bekanntlich auch im Detail. Noch rückt das weltbekannte Modelabel mit enormen Wachstumsraten in den Metropolen Asiens mit Einzelheiten nicht heraus. Das 1913 gegründete Unternehmen Prada ist besonders für Handtaschen und Schuhe bekannt und betreibt weltweit Einzelhandelsgeschäfte. Unter dem Dach des Konzerns firmieren neben dem Aushängeschild Prada noch die Zweitlinie Miu Miu, sowie die beiden Schuhmarken Church’s und The Original Car Shoe. Glückssuche im Osten. Nach Hongkong hatte es 2010 auch den französischen Kosmetikhersteller L’Occitane gezogen. Investoren sind in Hongkong mit seinem rasch wachsenden Reichtum der Oberschicht aktiver als Anleger in Europa, wodurch mehr Mittel eingespielt werden können als etwa in Mailand. Prada wächst in Asien am stärksten. 2010 legten die Umsätze in der Region um knapp 50 Prozent zu, in Europa waren es „nur“ 20 Prozent, in Amerika 27. Mit dem Gang an die Börse würde Prada das wachsende China-Geschäft ausbauen. Beobachter trauen der Volksrepublik zu, sich binnen fünf Jahren zum größten Markt für Luxusmode aufzuschwingen. Prada erwartet, dass der Absatz in Asien in drei Jahren den in Europa überflügelt. Doch das zu erwartende Wachstum ist nur eine Seite der Medaille: Ein IPO hilft auch, Schulden abzubauen, die bei Prada mit 630 Millionen Euro angegeben werden. Im Sommer 2010 mussten die Mailänder dementieren, dass ein chinesischer Investor einsteige. Damals war ein Kredit zu refinanzieren, was mit sieben Banken und einem so aufgebrachten Volumen von gut 350 Millionen Euro gelang. Prada gehört zu 95 Prozent der Familie von Designerin Miuccia Prada und dem Vorsit411 style in progress
zenden Bertelli, ihrem Ehemann. Die Mailänder Großbank Intesa Sanpaolo hält fünf Prozent. Als die Bank 2006 einstieg, wurde Prada mit zwei Milliarden Euro bewertet, die fünf Prozent bekam sie für 100 Millionen Euro. Heute schätzen Finanzexperten den Börsenwert auf acht Milliarden Euro. Das Ende familiengeführter Modeimperien? Prada ist mit zwei Milliarden
Euro Umsatz eines der größten und bekanntesten italienischen Modelabels. Die wesentlichen Rivalen sind Teile von Konglomeraten: Zur französischen LVMH gehören Louis Vuitton, Givenchy, Kenzo, Loewe, Marc Jacobs oder Fendi. Zu PPR aus Paris zählen unter anderem Gucci und damit auch Yves Saint Laurent, Sergio Rossi, Boucheron, Bottega Veneta, Alexander McQueen, Stella McCartney. LVMH versucht seit geraumer Zeit, Hermès zu schlucken, kommt aber gegen die Familie nicht an. Bei Prada gilt Gründerenkelin Miuccia, die das Unternehmen 1978 geerbt hatte, als die kreative Kraft. Mit ihrem Mann Patrizio Bertelli hat sie die Marke berühmt gemacht. Bei der Übernahme der Hamburger Modemarke Jil Sander machten die Italiener allerdings keine gute Figur. Jil Sander konnte auch unter der Führung von Prada nicht saniert werden und wurde schließlich an ein Private-Equity-Unternehmen verkauft. Während Prada den Börsenplatz Honkong vorzieht, planen der Daunen-Windjackenhersteller Moncler und das Modehaus Ferragamo aus Florenz ihre Notierung am Mailänder Finanzplatz Piazza Affari. Die Bewertung Ferragamos liegt bei rund 1,5 Milliarden Euro und Moncler wird mit einer Milliarde Euro bewertet. Das italienische Luxusmodeunternehmen Ferragamo will noch bis zur Jahresmitte an die Mailänder Börse gehen. Dies bestätigte Präsident Ferruccio Ferragamo vor Journalisten. Das Florentiner Modehaus wird mehrheitlich von der Gründerfamilie Ferragamo kontrolliert. Acht Prozent der Anteile sind in Händen des chinesischen Unternehmers „Trotz des Erdbebens in Japan und seiner Folgen sowie der unsicheren internationalen geopolitischen Situation wollen wir nach drei Jahren Vorbereitung den Börsengang wagen.“ Ferruccio Ferragamo, Präsident Salvatore Ferragamo
Peter Woo, der die Anteile erst vor wenigen Wochen erwarb. Einer der Gründe für das IPO sei, jene Familienmitglieder auszuzahlen, die ihre Anteile verkaufen wollen. Massimo Ferragamo hat seine Anteile (rund ein Drittel) bereits an seine Geschwister abgegeben. Er erklärte auch seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat. Frische Mittel benötigt Ferruccio Ferragamo auch, um die Expansion ins Ausland und die Internationalisierung zu finanzieren.
Zwischen 20 und 30 Prozent des Modehauses sollen an die Börse gelangen. „Trotz des Erdbebens in Japan und seiner Folgen sowie der unsicheren internationalen geopolitischen Situation wollen wir nach drei Jahren Vorbereitung den Börsengang wagen. Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt und Mailand ist für uns als italienisches Unternehmen das geeignete Parkett“, erklärte Präsident Ferragamo die Börsenabsichten. Der bekannte Edelschuhhersteller Salvatore Ferragamo, der in den 1950er-Jahren mit seinen Nobelschuhen dem dolce vita in Rom einen Hauch von Luxus verlieh, hat inzwischen sein Angebot von Schuhen und Accessoires auf Prêt-à-Porter-Kollektionen (Damen- , Herren- und Kindermode) erweitert. 2010 setzte der Konzern 786,1 Millionen Euro um, rund ein Viertel mehr als im Vorjahr. Der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm im Jahresvergleich um 83 Prozent auf 113,1 Millionen Euro zu. Ferragamo schrieb 2010 unterm Strich mit 60,8 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen, nachdem 2009 ein Verlust von 14,7 Millionen Euro verbucht worden war. Daune auf Expansionskurs: Moncler.
Auch das Mailänder Modeunternehmen Moncler will noch bis Jahresmitte an der Mailänder Börse notieren. 49 Prozent des Moncler-Kapitals werden vom PrivateEquity-Unternehmen Carlyle kontrolliert. Weitere 38 Prozent sind in Händen des Kreativdirektors und Unternehmenspräsidenten Remo Ruffini, der im Jahr 2003 die Modegruppe von der konkursreifen börsennotierten Modebeteiligungsholding Finpart erwarb. Ruffini gelang es, innerhalb von wenigen Jahren aus den wattierten MonclerDaunenjacken begehrte Statussymbole zu machen. Das italienische Modehaus hat inzwischen sein Angebot von Daunenjacken und Sportmode auch auf eine Sommerkollektion für Damen und Herren ausgeweitet. Der Umsatz belief sich 2010 auf 428,7 Millionen Euro, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Ebitda nahm im Jahresvergleich um knapp ein Drittel auf 102,1 Millionen Euro zu. Der konsolidierte Nettogewinn kletterte 2010 um 48 Prozent auf 52,2 Millionen Euro. Die Nettoverbindlichkeiten machten im Vorjahr 142,7 Millionen Euro aus. Innerhalb von wenigen Jahren hat das Unternehmen die Anzahl der eigenen Geschäfte von fünf auf 50 erhöht. Der Erlös aus dem IPO soll vor allem für die Expansion in den USA und in Asien genutzt werden. Möglicherweise werden über 50 Prozent der Moncler-Anteile notiert. Der europäische Co-Chef der US-Beteiligungsgesellschaft Carlyle, Marco De Benedetti, kommentierte den Börsengang vor Journalisten: „Das Angebot steht sowohl in- als auch ausländischen institutionellen Investoren wie auch Privatanlegern offen.“ Analysten bewerten die Modefirma aus Mailand mit rund einer Milliarde Euro.
064 CONCEPT
Frischer Wind für Nobelstricker
Malo | Bei der italienischen Cashmere-Ikone Malo ist alles neu: Besitzer, Designer – wenig überraschend, dass in der Florentiner Modemarke die Zeichen auf Expansion stehen. Text: Thesy Kness-Bastaroli. Foto: Malo
Das Ingenieurtrio des neuen Besitzers Evanthe und Generaldirektor Fabio Ducci wollen Malo zu alter Stärke führen. V. l. n. r.: Paolo Pratesi, Fabio Ducci, Giuseppe Polvani und Gianrico Specchio.
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tilist Guglielmo Capone will Malo verjüngen. Der neue Kreativchef des Edelstricklabels präsentierte seine erste Herrenkollektion (Herbst/Winter 2011/12) im Juni in Florenz. Zum Septembertermin der Mailänder Fashion Week folgt die erste Frauenkollektion. Guglielmo Capone war in der Vergangenheit bereits für renommierte Modehäuser wie Max Mara, Fendi und Les Copains aktiv. Sein Auftrag für Malo lautet: Das Label soll erneuert werden und zur „best in class“ avancieren. Ziel ist, die Cashmere-Kollektion mit neuen Accessoires in sublimen Farben zu einem innovativen Kultprodukt zu machen. Der Fokus liegt dabei auf Qualität, Understatement und Dauerhaftigkeit des Produktes. „Wir warten auf die neue Kollektion, Malo muss bei gleicher Qualität und neuem Stil die Preise senken“, meint der Besitzer des Mailänder Kult-Cashmere-Ladens Gemelli. Jahrzehntelang habe er Malo in seinem Sortiment gehabt, 2010 habe er aber die Aufträge gestoppt. Nun warte er mit Spannung auf die neue Kollektion, berichtet Franco Gemelli. Ähnlich geht es vielen europäischen
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Händlern: Wer Malo im Sortiment führt, liebt die Marke – doch jetzt erwartet der Handel, dass diese Treue auch belohnt wird. Das Versprechen neuer Besitzer. Nachdem Malo vor knapp einem Jahr aus der Konkursmasse des zahlungsunfähig gewordenen Modekonzerns IT-Holding um zehn Millionen Euro von dem Immobilienausstatter Evanthe erworben wurde, haben die Käufer ehrgeizige Pläne. Der Umsatz soll bis 2016 von derzeit 27 auf 55 Millionen Euro erhöht, sechs Millionen sollen in den Ausund Umbau des Retail-Netzwerks investiert werden. Derzeit betreibt Malo insgesamt 13 Flächen, davon fünf außerhalb Italiens. Fokussiert wird auch der Ausbau der FranchisingLäden. Die Anzahl der fünf Franchiser soll verdreifacht werden. In Osteuropa, Frankreich, Indien und im Nahen Osten soll die Präsenz gefestigt und das Großhandelsnetz neu strukturiert werden, erklärt Geschäftsführer Giovanni Polvani seine Pläne. Das Florentiner Modelabel Malo wurde 1972 gegründet. Nach einem steilen Aufstieg und einem Erfolg als Edelmarke in den
boomenden 1980er- und 1990er-Jahren ging es mit dem Unternehmen abrupt abwärts. Seit die IT-Holding das Stricklabel 1999 erwarb und auf eine Komplettlinie umstellte, verlor Malo an Appeal. Giovanni Polvani und seine Partner Gianrico Specchio und Paolo Pratesi, das Ingenieurtrio, halten derzeit 80 Prozent der Anteile an Malo, die restlichen 20 Prozent liegen bei Generaldirektor Fabio Ducci. Erfahrung im Luxussektor haben alle: Giovanni Polvani und Partner waren jahrelang im Topmanagement des Mode-Maisons Prada tätig, bis sich das Ingenieurtrio 2005 selbstständig machte und Evanthe gründete. Das Unternehmen ist auf die Ausstattung von Luxusgeschäften spezialisiert. Fabio Ducci machte sich als Manager bei Helmuth Lang einen Namen.
Malo wurde 1972 in Florenz gegründet und konnte schnell zu einer der bekanntesten Marken für Luxus-Cashmere aufsteigen. 1999 wurde die Marke von der IT-Holding übernommen und im Oktober 2010 an Evanthe verkauft. Die erste Kollektion unter der neuen Führung wird für Herbst/ Winter 2011/12 präsentiert. www.malo.it
So sieht der Stolz eines Sammlers aus. Doch Lesly Remy hortet seine Sch채tze nicht nur, er tr채gt sie auch.
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CONCEPT 067
Mister Black Lauren
Lesly Remy sammelt seit 1996 Kleidung von Ralph Lauren. Er verinnerlicht die Geschichte einer Modesubkultur, die sich von Gangs über Hip-Hop-Musik in den Mainstream bewegt. Text: Petra Engelke. Fotos: Ashley DuPree
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r nennt sich Mr. Black Lauren, schläft in Ralph-Lauren-Bettwäsche und kaum wacht er auf, überlegt er, welche der Marken des Lauren-Konzerns sein Tagesoutfit prägen sollen. Lesly Remy ist ein Fan. Damit ist der 30-jährige Ingenieur aus Long Island nicht allein: Bereits Mitte der 1980erJahre gehörten Produkte der Luxusmarke zum gewohnten Bild in bestimmten Teilen von Brooklyn – allerdings nicht unter den wohlhabenden weißen Amerikanern, die das Image der Marke prägen, sondern unter Schwarzen aus sozialen Brennpunkten. „Es war die Zeit von Reaganomics, Kokain und Crack, als diese Kultur sich entwickelte. Man musste schon jemand sein, um diese Marken zu tragen, ein Gauner, ein Drogendealer, jemand, der sehr schnell viel Geld verdiente“, sagt Remy. Die Ghetto-Kids zog die farbenfrohe Optik der Polo-Sportswear an. Vor allem aber verkörpert Ralph Laurens Stil und Geschichte perfekt die Sehnsucht nach sozialem Aufstieg. Der Designer kam mit nichts aus der Bronx und entwickelte eine Vision, wie reiche Leute leben. In den armen Vierteln Brooklyns gehört ein Polo-Träger bald zu denjenigen, zu denen man aufschaut – und mit denen man sich besser nicht anlegt. Eine Gang nennt sich Mitte der 1980er-Jahre
Ralphie’s Kids, eine andere Polo USA (United Shoplifter Association), später vereinigen sie sich zu den Lo Lifes. Gangster-Rapper wie Wu-Tang Clan tragen in Musikvideos Polo, stets zwei Nummern größer als nötig, und bestimmen damit, welche Teile zum Kult werden. Der verblasst, bis Kanye West bei Foto-Shootings in Ralph Lauren auftaucht – und den rosa Pullover für harte Jungs zum Trend macht. Sammeln nach dem Arche-NoahPrinzip. Lesly Remy war nie ein Gangster,
trotzdem hat er längst nicht alle Teile seiner Sammlung gekauft: „Wir Sammler stehen mehr auf Tauschen. So funktioniert das in einer Subkultur.“ Er erkennt zwar die Teile aus der Zeit zwischen 1988 und 1992, die auch von der zweiten Fangeneration, den Lo Heads, besonders in Ehren gehalten werden. „Aber bloß weil das richtige Etikett dranhängt, heißt das noch lange nicht, dass ich es tragen würde“, sagt er. Seine Sammlung entspricht dem ArcheNoah-Prinzip. Beispielsweise besitzt er drei Blazer, einen von jeder Art Tweed. Von den Chino-Hosen eine Frontpocket, eine Cargo. Und sollten ihn Freunde zu einem Skiurlaub oder – noch obskurer – zur Jagd einladen, möchte er in Ralph-Lauren-Montur antreten.
„Dein großer Moment kann jederzeit kommen“, sagt Remy. „Und dann will ich auch perfekt angezogen sein.“ Remy erinnert sich an eine Anzeige aus den frühen 1980er-Jahren mit einem Mann im Smoking in einem Jeep im Wald: Den Gegensatz zwischen diesen beiden Bildern müsse man verstehen, um ein Chambray Denimshirt mit einer Fliege und einem Blazer zu kombinieren, dazu Jeans und Loafer. Er arbeitet auf eine Eine-Million-DollarSammlung hin. Sein Juwel ist im Moment ein Indian Head-Sweater, den er für sieben Dollar in einem Secondhandladen fand. Mit Loch. Remy weiß inzwischen genug über Schneiderei, um beurteilen zu können, ob sich so ein Kauf lohnt. Im Ralph-LaurenFlagship-Store lässt er den Pullover flicken, der ihm nun bei Ebay rund 350 Dollar einbrächte. Sein Traum wäre, in Laurens Archiv zu arbeiten. Schließlich kennt er dessen Designgeschichte. „Ich weiß, dass Ralph alles abnimmt, bevor es rauskommt, deshalb denke ich schon mal: ‚Im Ernst? Sie dachten, das sei eine gute Idee?‘“ Lesly Remy lacht. „Manchmal muss man das sagen. Aber meistens trifft er den Punkt.“ lookbook.nu/mrblacklauren mrblacklauren.tumblr.com
Eines von jeder Art: Lesly Remy aka Mister Black Lauren hat für jede Gelegenheit die passenden Kleider – natürlich von Ralph Lauren.
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068 CONCEPT
Streben nach Veränderung Japans Lehren aus dem 11. März
Am 11. März 2011 gingen in Tokios wichtigsten Einkaufsbezirken buchstäblich die Lichter aus. Wenige Wochen später war Japans Modemetropole allerdings zurück im Geschäft. Den Rückschlägen zum Trotz sind Experten der Ansicht, dass die entstandenen Veränderungen im Konsumentenverhalten und in den Kommunikations- und Kooperationsmodellen der Industrie auf lange Sicht helfen werden. Text: Alena Eckelmann. Fotos: Antony Tran
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tunde Null. Am 11. März um exakt
14.46 Uhr erschütterte ein Erdbeben der Stärke 9 den östlichen Teil Japans, der daraufhin von einem massiven Tsunami überrollt und mit einem nuklearen Desaster konfrontiert wurde. Wellen mit Höhen von bis zu 23 Metern trafen auf einer Strecke von 500 Kilometer auf die Küste Japans und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Mehr als 15.000 Menschen kamen in den Fluten ums Leben, über 5.000 wurden verletzt, mehr als 8.500 werden immer noch vermisst. Als die Erde bebte, kamen Tokios öffentliches Transportsystem und die Infrastruktur zum kompletten Stillstand. Die normalerweise überfüllten Boulevards, Kaufhäuser und Einkaufsbezirke waren in den folgenden Wochen so verlassen wie eine Geisterstadt. Fashion Brands: Hilfe und Wiederaufbau. Die Menschen im westlichen Teil Ja-
pans und dem Rest der Welt begannen umgehend, mit großzügigen Spenden und Wohltätigkeitskampagnen den Wiederaufbau zu unterstützen. Celebritys und Modemarken nahmen an der Kampagne Pray for Japan teil, um Mittel für die Opfer der Katastrophe zu sammeln. Japans Modeindustrie und internationale Marken unterstützen mit beachtlichen Geldspenden und Waren. Um nur Einige zu nennen: Louis Vuitton spendete dem japanischen Roten Kreuz 500 Millionen Yen (ca. 4,3 Millionen Euro) für die Opfer. Gap Japan spendete 16 Millionen Yen (136.000 Euro) und 130.000 warme Kleidungsstücke. Uniqlo spendete 1,4 Milliarden Yen (knapp 12 Millionen Euro) und 850.000 Kleidungsstücke. Die Kaufhäuser leiden schwer. In den
Wochen nach der Katastrophe versagten sich viele japanische Konsumenten das Shopping. Die allgemeine Stimmung der Zurückhaltung (auf Japanisch: Jishuku) hielt sie davon ab. Eine Art für die Tokioter, ihre Solidarität mit den Opfern zum Ausdruck zu bringen. Der drohende Gau in Fukushima veranlasste 411 style in progress
zahlreiche Ausländer, die in Japan arbeiten, aber auch Japaner selbst zur Flucht. Urlaube und Geschäftsreisen nach Japan wurden storniert. In der Folge sanken die Umsätze im März in japanischen Kaufhäusern laut der Japan Department Store Association um 14,7 Prozent. Tokio verzeichnete einen Umsatzrückgang von 21,5 Prozent und sogar im relativ weit entfernten Osaka sanken die Umsätze um 3,2 Prozent.
werden sie in den nächsten Saisons keine Designerkollektionen kaufen können. So oder so werden sie nur einkaufen, was sie mit Sicherheit verkaufen können, sie werden keine Experimente eingehen und mutige Designs einkaufen“, befürchtet Le Goëc. Wut Berlin hat seine eigene Strategie, die Verluste durch die Konsumzurückhaltung der Tokioter Bevölkerung auszugleichen: Die Verkaufsaktivitäten in Osaka werden deutlich intensiviert.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Einzel-
nen Shops, die weder Abhängigkeit vom Tourismus noch von Laufkundschaft kennen, erlebten keine so drastischen Zeiten. Wut Berlin, ein Shop in Tokios angesagtem Stadtteil Omotesando, der sieben junge Berliner Designer vertritt und Berliner FashionFlair verbreitet, blieb die ersten vier Tage lang geschlossen. Der japanische Inhaber hielt es für unsicher, die Geschäfte zu öffnen. Dennoch: In den verbliebenen März-Tagen verzeichnete Wut Berlin Rekordumsätze. „Es waren Schulferien. Die Schüler und Studenten wussten nicht, was los war, und ihnen war langweilig. Also sind sie zu uns gekommen, um zu entspannen, indem sie ein bisschen Geld für Kleidung ausgeben“, erzählt Yann Le Goëc, der Geschäftsführer und Einkäufer bei Wut Berlin. Er stammt ursprünglich aus Frankreich und lebt seit zehn Jahren in Japan. Wut Berlin spricht eine junge Klientel zwischen 18 und 35 Jahren an, 70 Prozent sind Stammkunden. Wut Berlin arbeitet mit ausländischen Designern, die sich aktuell verständliche Sorgen darüber machen, ob es sich die japanischen Kunden leisten werden können, die Winterauslieferung auch zu bezahlen. Tatsächlich ist Cash-Flow eines der größten Probleme für viele japanische Modeläden und Kaufhäuser, denn der März ist der wichtigste Monat der Frühjahrssaison. Wenn die neuen Kollektionen in den Läden ankommen, wird normalerweise auch am meisten verkauft. Doch in diesem Jahr wird alles anders sein – die Margen sind empfindlich geschrumpft. „Viele Shops haben noch viel Ware auf Lager, wenn sie sich nicht schnell erholen,
Rückschläge für Designer. Die zwölfte
Japan Fashion Week (JFW) in Tokio, ursprünglich vom 18. bis zum 25. März angesetzt, konnte Anmeldungen von über 30 jungen Designern verzeichnen, wurde dann allerdings abgesagt. Einer der Designer war Kiyonori Nemoto. Sein Label für androgyne, hochwertige Damenmode ist 2010 an den Start gegangen. Auf der JFW wollte er ursprünglich erstmals seine Kollektion Urban Elegance präsentieren, Entwürfe für Geschäftsfrauen und Celebritys zwischen 30 und 40. Das Erdbeben platzte mitten in seine Vorbereitungen. „Mein Veredler hatte mit Stromausfällen zu kämpfen und konnte keine Muster produzieren. Meine Wäscherei musste schließen, weil ihre Geldgeber bankrott gingen. All meine Zulieferer konnten plötzlich nichts mehr liefern. Ich hatte also sowieso keine Chance, mich auf die Show vorzubereiten“, erzählt er. Wie die Konsumenten üben sich auch Werbetreibende aus Rücksicht auf die Opfer in Zurückhaltung. Mit der Konsequenz, dass man im Fernsehen, in Magazinen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln sehr viel weniger Werbung sieht. Nemoto, der noch keinen eigenen Shop besitzt, bietet seine Kollektion auf einer Onlineshoppingplattform an. Allerdings hat der Betreiber dieser Plattform bis auf Weiteres Werbung und Newsletter an Kunden untersagt. Soma Design, die Vertretung der Labels Somarta und Molfic, war ebenfalls für die JFW 2011 angemeldet. „Wir hatten für unsere Labels Aufträge an Produzenten vergeben,
„Mode hat die Kraft, Menschen glücklich zu machen und ihnen ihre Stärke zurückzugeben.“ Kiyonori Nemoto, Designer
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070 CONCEPT
„Der 11. März ist keine Entschuldigung für sinkende Umsätze. Es ging nur denjenigen Shops und Herstellern schlecht, die keine Qualitätsprodukte produziert haben.“ Seishi Tanaka, Designer und Inhaber TST
„Einige Firmen sind in den Westen Japans umgezogen, die Geschäfte in Osaka gehen gut. Wir sollten darüber nicht in Panik verfallen, wir müssen weitergehen und Tokios Modeindustrie wiederbeleben. Weglaufen ist zwar einfach, aber keine gute Lösung.“ Takashi Mori, Designer
die in von dem Tsunami betroffenen Gebieten liegen. Einige Zeit hatten wir keinerlei Kontakt zu ihnen. Ihre Computersysteme waren blockiert, die Fabriken hatten keinen Strom und die Logistik lag brach. Lieferungen waren unmöglich“, berichtet Tamae Hirokawa, ihres Zeichens Geschäftsführerin von Soma Design und Designerin bei Somarta, einer Marke für Damenmode, die über sich selbst sagt, eine zweite Haut für Frauen in ihren Dreißigern zu sein. Auf die Verkaufszahlen der Frühjahr-/Sommer-Kollektion wirkte sich die Katastrophe noch nicht aus – alle Teile wurden bereits vor dem 11. März an die japanischen Kunden ausgeliefert. Allerdings wollten die Designer auf der JFW neue Kunden gewinnen, besonders Einkäufer aus Asien. Hirokawa organisierte also eine private Show in Tokios angesagtem Bezirk Daikanyama, um die verpasste Chance auszugleichen. Ihre Shows finden normalerweise in einer großen, fensterlosen Halle bei Kunstlicht und digitalem Sound statt. Das sollte dieses Mal ganz anders aussehen. „Ich habe eine kleine Galerie mit großen Fenstern gemietet. Wir haben ausschließlich Tageslicht verwendet. Tagsüber wurden die Shows von Livemusik, einem Piano und einer Violine, begleitet. Die Besucher wurden über den Tag in drei Zeitfenster aufgeteilt. So haben wir Energie gespart und eine zurückhaltende, beruhigende Atmosphäre geschaffen, die der Beklemmung entgegenwirkte“, erklärt Hirokawa, die überrascht feststellen musste, dass dieses Konzept hervorragend aufging. Aus der Not eine Tugend machen. Für
Kiyonori Nemoto war die Absage der JFW 411 style in progress
ursprünglich natürlich ein Rückschlag, er erkannte aber bald, dass die Ereignisse des 11. März ihm auf eine Art und Weise dienlich sein konnten. Sein androgynes Label basiert auf einem umweltfreundlichen Recyclingkonzept. Der Designer verwendet Stoffreste und bestickt diese, sodass neue Texturen und überraschende Teile entstehen. „Mein Öko-Konzept sorgte bei seiner Einführung letztes Jahr nicht für besonders viel Aufmerksamkeit, aber seit dem diesjährigen März verzeichne ich einen deutlichen Anstieg der Anfragen“, berichtet er. Die jüngsten Ereignisse bestätigten auch das Konzept, das der Molfic-Designer Takashi Mori auf seine Herrenkollektion anwendet. Es basiert auf der Nutzung von leichten, synthetischen Funktionsmaterialien, wie sie zum Beispiel beim Camping in den Bergen Verwendung finden. „Viele Menschen sind obdachlos geworden und müssen jetzt in Notunterkünften leben. Die brauchen Decken, aber herkömmliche Decken sind sehr dick und sehr schwer. Die synthetischen Materialien sind leicht, platzsparend und effektiv. Das sind die Materialien der Zukunft“, ist Mori überzeugt. Der 11. März verdeutlichte darüber hinaus den Wert von Social-Media-Plattformen für die direkte Kommunikation. Da das Mobilfunknetz außer Gefecht gesetzt war, nützte Japans Bevölkerung verstärkt Facebook und Twitter und erkannte so, dass Massenmedien inzwischen Informationen in einem Maß kontrollieren, wie es bis dahin nur Japans Endverbrauchermagazine in punkto Modegeschmack und Konsumverhalten getan hatten. „Vielfalt in Medien und Mode ist sehr wichtig, das geht Hand in Hand. Modemagazine
verlieren nicht nur aufgrund des Internets an Einfluss, sondern auch weil die Leute realisieren, dass es diesen Magazinen an Einzigartigkeit, Individualität und Vielfalt mangelt“, so Mori. Werteverschiebung. Fast Fashion hat in
den letzten Jahren in Japan einen Boom erlebt, japanische Konsumenten haben sich daran gewöhnt, im Ausland produzierte Waren zu günstigen Preisen kaufen zu können. In der Folge mussten zahlreiche japanische Textilfabriken den Betrieb einstellen, da sich die Produktion nach China und in andere asiatische Länder verlagert hatte. Was niemand gekümmert hat – bis der 11. März kam und einen neuen Stolz für Made in Japan aufleben ließ. „Als der Tsunami die Fabriken im Osten Japans weggespült hat – darunter auch viele Fabriken aus der Textilindustrie – realisierten wir, dass das der Todesstoß für das Made-inJapan-Image sein könnte. Made in Japan steht für sichere, verlässliche Qualitätsprodukte. Das konnten wir so nicht passieren lassen“, erklärt Masaaki Sakaguchi, Modeexperte und Berater der Synergies Planning Co. Ltd. Qualität macht sich bezahlt – und sie übersteht auch Naturkatastrophen. Die Tokioter Angestellten von TST Footwear, einer Premiummarke, die 2002 in Europa gegründet wurde und seit 2005 in Japan aktiv ist, gehörten zu den Menschen, die nach dem Erdbeben an zwei Tagen in Folge aus dem Büro zu Fuß nach Hause gehen mussten. Dieser Umstand ließ sie die Premiumqualität ihrer Produkte erkennen und schätzen. „Meine Angestellten waren nicht restlos von der Qualität unserer Produkte überzeugt,
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, 2.OG, 40476 Düsseldo
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11....UNITED CPD....23.07.– 25.07.20 61, Standnr. 040 06.08.2011....Øksnehallen 12, 80538 München ECKEL Hirschauer Straße CPH VISION....04.08.– ST R TU EN AG .... 11 3.08.– 16.08.20 MUNICH FASHION....1
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„Die Werte der Menschen verändern sich. Sie lernen, zu schätzen, was sie haben. Es ist eine sehr harte Zeit, aber es ist ein Wendepunkt. Die Menschen beginnen, anders zu denken.“ Tamae Hirokawa, Geschäftsführerin Soma Design und Designerin Somarta „Die japanischen Konsumenten waren sehr materialistisch. Sie wollten einfach nur einkaufen und es war ihnen egal, wo die Dinge herkamen. Nach dem 11. März haben sie begonnen, ihr Handeln zu hinterfragen. Sie sind in sich gegangen und haben überlegt, ob sie tatsächlich so leben wollen.“ Masaaki Sakaguchi, Modeexperte und Berater Synergies Planning Co. Ltd.
„Wir sind noch in der Erholungsphase, aber wir sind noch hier. Nach zwei, drei Saisons wird es sich wieder normalisiert haben. Tokio wird das Zentrum der japanischen Modeindustrie bleiben. Macht euch um uns keine Sorgen.“ Yann Le Goëc, Geschäftsführer und Einkäufer Wut Berlin
aber wenn man über zehn Kilometer zu laufen hat, lernt man den Unterschied zwischen billigen und qualitativ hochwertigen Schuhen schnell kennen“, lacht Seishi Tanaka, Designer von TST Footwear und CEO von Tanaka Universal Co. Ltd. Der renommierte Schuhdesigner glaubt nicht, dass das Desaster einen direkten Einfluss auf die Verkäufe hat. „Der 11. März dient denjenigen, deren Geschäfte sowieso schon auf dem absteigenden Ast gewesen sind, lediglich als Entschuldigung. Qualitativ hochwertige Produkte werden sich immer verkaufen. Verkaufsvolumen und Marktanteile sind eine Sache der 1980erJahren. Heute sind Qualität und Kundenservice das Wichtigste“, erklärt er. Die Zielgruppe der Marke TST ist modebewusst und zwischen 20 und 50 Jahre alt. 85 Prozent ihrer Kunden sind Multibrand-Stores. Der Zukunft entgegensehen. In den letzten Jahren sind die Verkäufe von Luxusmarken und Importmarken in Japan konstant zurückgegangen. Internationale Marken kehren 411 style in progress
Japan den Rücken und konzentrieren ihre Verkäufe mehr auf Asien. Japanische Marken und Designer gehen nach Paris, um ihre Kollektionen zu präsentieren, da ausländische Einkäufer Japan immer mehr meiden. Europäische Designer interessieren sich mehr für Einkäufer aus Hongkong, China, Taiwan und Korea. Die Gefahr, dass der 11. März diese Tendenz beschleunigt, ist eminent. Für Sakaguchi, der auch Vizepräsident der japanischen Textildesignervereinigung ist, ist das Kind Japan noch nicht in den Brunnen gefallen. Er empfiehlt Kooperationen für den Weg aus der Krise. „Es ist keine Frage von Ein- und Verkauf mehr, sondern eine Frage des gemeinsamen Kreierens. Europa ist im Moment auch nicht gerade innovativ und viele gute Konzepte und Produktideen kommen aus Japan. Wenn wir eine bessere Zukunft für alle schaffen wollen, muss in Sachen Bekleidung, Textilien und Design mehr kommuniziert und kooperiert werden“, erklärt er. Der aufmerksame Beobachter der Modebranche ist der Ansicht, dass der 11. März
die Welt enger zusammengebracht hat. Durch Twitter und Facebook ist die japanische Bevölkerung näher an den Rest der Welt herangerückt, die Menschen reden und agieren mehr miteinander. „Japanische Designer sollten sich direkt an Einkäufer und Modemagazine vermarkten. Wir brauchen keine Mittelsmänner mehr“, fügt er hinzu. In den Nachwehen des 11. März haben Menschen weltweit offen Informationen und Gefühle ausgetauscht. In Japan ging es so weit, dass ehemals sehr materialistisch veranlagte Menschen inzwischen ihre Besitztümer und ihre Unterkünfte mit den Opfern der Katastrophen teilen – das wäre vor dem 11. März unvorstellbar gewesen. „Einander unbekannte Menschen werden Freunde und bewältigen Dinge zusammen. Das ist das Kommunikations- und Kooperationsmodell der Zukunft. Warum sollten wir das nicht auch in der Modeindustrie nutzen?“ www.androgyne.jp, www.somadesign.jp www.wutberlin.com, www.tanaka-u.co.jp, www.molfic.jp, www.j-fashion.cocolog-nifty.com
076 OPINION
„Ein T-Shirt wird 20 bis 25 Prozent teurer werden“ Steigende Rohstoffpreise, steigende Lohnkosten, steigende Frachtgebühren: Modehersteller sehen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert – und nicht zuletzt mit der Frage, ob die ewige Jagd nach den günstigsten Produktionsbedingungen mit dem Bewusstsein aufgeklärter Konsumenten vereinbar ist. Gespräch: Stephan Huber. Fotos: Yorick Carroux
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tephan Huber, Chefredaktion style in progress: In der Mode wird ge-
rade alles teurer, was teurer werden kann: Produktion, Rohstoffe, Transport und Arbeitskosten. Welche Auswirkungen wird das haben und wer wird Hauptbetroffener dieser Entwicklung sein?
Robert Stöckl, Regional Vice President EMEA Lacoste Footwear: In erster Linie
wird es sehr preiswerte Anbieter treffen. Was die Fabrikationen anbelangt, wird diese Entwicklung die Karawane weiterziehen lassen. Die Vertikalen werden hauptsächlich darunter leiden, aber auch die sein, die den schnellsten Ausweg finden. Markenanbieter werden den etwas anderen Weg gehen und werden auf Material- oder Produktmix setzen. Hans Taubenberger, Geschäftsführer Toni Sailer Sports: Auch im Mittelpreissegment
wird es Probleme geben. Denn Standorte wie China profitieren, sie können jetzt Mengen und entsprechende Preise einfordern. Auch die Löhne steigen. Wir können in der Fertigung von Funktionsbekleidung nicht ausweichen, weil es in Europa keinen Produzenten gibt, der unserem Anspruch gerecht 411 style in progress
wird, geschweige denn den dafür nötigen Maschinenpark besitzt. Wir werden mit diesem Teil der Kollektion in China bleiben müssen und die steigenden Preise schlucken. Wir versuchen die Preise zu halten, aber irgendwann wird es auch den Konsumenten treffen. Made in China ist bei uns kein Billigprodukt. Stephan Huber: Meindl ist davon auch betroffen, obwohl Sie keine Fernostproduktion haben. Markus Meindl, Geschäftsführer Meindl Bekleidung: Der chinesische Markt ist
mittlerweile ein großer Faktor. Der Bedarf an Rohwaren für den eigenen Markt ist enorm. Man muss sich nur vorstellen, wenn sich jeder Chinese ein Paar Lederschuhe kauft – das ist absolut unmöglich zu bewerkstelligen. Aber: Sie haben Geld in der Tasche und wollen konsumieren – und nicht nur Schuhe. Taschen, Jacken, Kosmetik und Autos mit Ledersitzen, alles Faktoren die am steigenden Rohstoffpreis beteiligt sind. Im Endeffekt wird auch der Endverbraucher dafür zahlen. Es ändern sich die Eckpreislagen. Die im unteren Segment werden
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Was passiert, wenn die Preise fĂźr Rohstoffe um bis zu 150 Prozent steigen? Mit style in progress Chefredakteur Stephan Huber diskutierten Markus Funder, Better Rich, Markus Meindl, Meindl Bekleidung, Hans Taubenberger, Toni Sailer Sports, Robert StĂśckl, Lacoste Footwear.
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damit eher Schwierigkeiten haben. Weil es im oberen Segment einfacher ist, Preise zu rechtfertigen. Markus Funder, Produktmanager Better Rich: Wird der Endverbraucher noch be-
zahlen? Was ist wenn er sich weigert? Wenn er weniger konsumiert als sonst? Wir müssen uns also fragen: Welche Möglichkeiten haben wir den Preis relativ smooth zu halten? Hans Taubenberger: Das Wichtigste bei uns ist, unseren Qualitätsstandard zu gewähren. In China wurde in den letzten Jahren enorm investiert. In neue Maschinen und folglich auch in die Optimierung technischer Verarbeitung. Wir haben keine Ausweichmöglichkeiten. Markus Meindl: Das war für uns immer der Grund, unseren Produktionsstandort beizubehalten. Wir haben entsprechend technisch aufgerüstet und in unsere Mitarbeiter investiert, was viel Geld gekostet hat, aber jetzt sein Geld wert ist. Hans Taubenberger: In unserem Fall gibt es in Europa niemanden mehr, der unsere Qualitätsstandards erfüllen kann. In China haben sie die letzten Jahre investiert, die technische Verarbeitung wie Schweißen, Kanten kleben etc. zu optimieren. Robert Stöckl: Das ist ja auch das Kapital der Asiaten, dieses Know-how. Eines der größten Probleme besteht bei ihnen untereinander: Arbeiter, die was können, werden sofort abgeworben. Um das zu verhindern, werden sie bewacht und nicht rausgelassen. Sie werden gepampert, weil vor der Firma bereits der Nächste steht, der mit einem größeren Scheck winkt. Markus Meindl: Das ist bei uns genau das gleiche, wir haben nicht nur in Maschinen investiert, sondern auch in die Manpower. Die Näherinnen, die das überhaupt noch können, werden auch von uns gepflegt und gefördert. Auch in China sind heute speziell ausgebildete Arbeitskräfte am Werk, die es bei uns gar nicht gibt. Daher versucht man ja mittlerweile diese chinesischen Arbeiter nach Italien oder Rumänien zu holen, wo viele Italiener Fabriken aufbauen. Stephan Huber: Das heißt, das mediale Bild vom Billigproduktionsland China stimmt so gar nicht mehr? Hans Taubenberger: In China gibt es Ketten, die machen von einer Daunenjacke 20.000 Stück. Wer von uns macht das noch? Wir haben solche Mengen nicht, aber die meisten chinesischen Lieferanten haben nur noch Interesse an Mengen oder hochwertiger Konfektion. Robert Stöckl: Wir haben zwei Prozent der Produktion in China, wohlgemerkt nur die top, top Schuhe, weil dort die besten Leute daran arbeiten. Den Rest haben wir in andere asiatische Länder verlagert. Wir versuchen auch in Schulungen zu erklären, dass Made in China nicht heißt, dass wir das Produkt billig zusammenschustern, die Fabrikanten vor Ort haben teilweise kräftig 411 style in progress
investiert. Die vermeintliche Krise hat das Ganze noch mal kräftig durcheinandergewürfelt. Fabrikanten, die nichts taugen, sind platt und die Guten können sich vor Aufträgen kaum retten. Man muss froh sein, wenn sie überhaupt für einen produzieren. Stephan Huber: Ist die europäische Modeindustrie inzwischen in einem Abhängigkeitsverhältnis? Markus Funder: 60 Prozent der weltweiten Textilproduktion kommt aus China. Wir reden nicht über Rohstoffe, sondern über andere Abhängigkeiten. Wir stehen unter einem gewissen Druck, egal in welchen Bereichen, sei es bei Baumwolle oder Kupfer. China kann sagen: Wir sind ein super Markt, in dem Milliarden Menschen konsumieren wollen, möchtest du mitmachen? Wenn nicht, können wir dich auch sanktionieren. Der Staat ist sehr stark und sorgt dafür, dass alles schön geregelt ist. Der hohe Baumwollpreis hat auch damit zu tun, dass ihn die chinesische Regierung gerne oben sieht und dementsprechend stützt. Das wird sich in nächster Zeit regulieren. Wir werden aber nicht zu dem Punkt zurückkommen, den wir uns wünschen. So betrachtet: China ist mächtig. Stephan Huber: Was sind bei einer Kollektion wie Better Rich, die sich im Premiumbereich als kommerziell versteht, die Auswirkungen? Markus Funder: Im Baumwollbereich beziehen wir die Rohstoffe größtenteils aus China, Indien hat nichts freigegeben, Pakistan konnte wegen der Überflutungen keine Ware liefern – aber dennoch sind das nicht die einzigen Gründe, warum die Preise um fast 150 Prozent gestiegen sind. Es hat auch damit zu tun, dass unsere Lieferanten heute die Wahl haben – sie können die Preise einfach um einen nicht gerade geringen Prozentsatz erhöhen. Stephan Huber: Wie wirken sich diese Erhöhungen auf den Durchschnittskonsumenten aus? Was bedeutet das in Zahlen für ein T-Shirt? Markus Funder: Da stellt sich zunächst die Frage, welchen Anteil der Preis der Rohware hat. Klar ist, dass der Rohstoff nicht 100 Prozent des Einkaufspreises ausmacht, aber es können bis zu 40 Prozent sein. Wenn der Preis um 150 Prozent steigt, muss diese Erhöhung weitergegeben oder eben kompensiert werden. Das große Fragezeichen ist: Wie wird der Endverbraucher nach der Auslieferung der nächsten Kollektion reagieren, die ja schon eine Preiserhöhung erfahren hat? In Deutschland stimmt ja alles. Das Konsumklima passt, aber in anderen Ländern funktioniert das nicht ganz so gut. Die sind schon am Ende der Preisschraube und da kommt jetzt noch einer oben drauf. Wie reagiert der Mann draußen, der momentan mit einer Inflation zu kämpfen hat? Er hat nichts mehr in der Tasche, möchte aber weiterhin konsumieren, bekommt dabei aber schlechte Laune. In Deutschland haben wir
uns erfolgreich durch Konsum gegen die Krise gestemmt, was atypisch war. Aber jetzt frage ich mich, ob der Endverbraucher eine weitere Preiserhöhung schluckt. Stephan Huber: Wovon sprechen wir genau, wenn von Preiserhöhung die Rede ist? Markus Funder: Ein T-Shirt wird sicherlich 20 bis 25 Prozent teurer werden. Damit wird sich auch der Wettbewerb verstärken: Von einer teuren Jacke werden statt drei nur noch zwei gekauft. Robert Stöckl: Ich glaube, dass der Konsument irrsinnig widerstandsfähig ist und das schlucken wird. Die Preiserhöhungen, die es seit Einführung des Euros zum Beispiel in der Gastronomie gibt, haben wir alle geschluckt. So ähnlich wird es auch jetzt wieder sein. Autos sind ein gutes Beispiel: Die Steigerungsraten bei Kleinwagen sind extrem, wenn man sie umrechnen würde – und trotzdem werden sie verkauft. Markus Meindl: Bei Bekleidung ist das schwieriger, weil ein Look viel demokratischer ist. Du kannst heute schon mit wenigen Sachen super aussehen. Robert Stöckl: In der ganzen Diskussion muss man auch den sozialen Faktor bedenken. Die Schere zwischen Arm und Reich ist extrem weit auseinandergegangen. Wer genug verdient, wird auch hochwertig kaufen, weil er sich vielleicht auch ganz anders mit dem Produkt auseinandersetzt und ihn gute Argumente dafür überzeugen, das Geld auszugeben. Der andere, kann oder wird vielleicht nur noch Schaufenstershoppen. Hans Taubenberger: Wenn es sich um ein hochwertiges Produkt mit Mehrwert handelt, dann macht es weniger Unterschied. Aber wenn ein Bedarfsartikel wie ein T-Shirt das Doppelte kostet, ist das etwas ganz anderes. Stephan Huber: Die Psychologie ist beim Konsum ein wichtiger Faktor. Vor allem, wenn es um Sachen geht, die am Ende des Tages keiner braucht. Robert Stöckl: Ich finde, dass es im Schuhoder Textilbereich viel zu viele Anbieter gibt. Ich möchte natürlich keine wegwünschen, aber es gibt einfach viel zu viele Marken und Labels. Markus Meindl: Mittlerweile gibt es Gott sei Dank Leute, die sich bewusster informieren und sagen: „Das kaufe ich mir nicht, weil ich weiß, wo es herkommt. Ich muss nicht 129 Euro für ein Poloshirt zahlen, das aus China kommt.“ Markus Funder: Man darf auch hier wieder nicht verallgemeinern. Apple beispielsweise feiert große Erfolge mit Made in China. In China hat man hochtechnische, sehr gute Produktionsbetriebe. Wenn wir über Made in China reden, ist aber meist Masse und günstig gemeint. Bei Made in Italy sehen wir gerade den Versuch, es zu vergolden. Betriebe gehen wieder nach Italien zurück, produzieren natürlich auch teurer, um sagen zu können: „Wir stellen uns gegen Massenkonsum und -produktion, wir müssen dadurch mehr verlangen.“ Dass dem einen oder anderen
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„Europa hat ein anderes Problem: Es gibt ein Ausbildungsloch.“ Markus Meindl, Geschäftsführer Meindl Bekleidung
Italiener das nicht gelingen wird, weil sie das Etikett Made in Italy auch gerne mal nur einnähen, ist eine andere Diskussion. Stephan Huber: Im Lebensmittelbereich haben wir die Trendwende zu bewusstem Konsum schon miterlebt. Viele Konsumenten achten beim Einkaufen heute auf Nachhaltigkeitsfaktoren. Liegt in der aktuellen Entwicklung also nicht auch eine Chance, Bekleidung neu zu kommunizieren? Robert Stöckl: Dieser bewusste Konsument ist vorhanden und der Anteil wächst, ja. Aber eben langsam. Die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen und sich zu informieren wächst auch, allerdings langsam. Am Beispiel unserer Produkte: Vor drei Jahren haben wir eine kleine Kollektion eingeführt, in der nachhaltige Materialien verwendet werden, propagiert mit schönsten Marketingmaterialien. Doch wirtschaftlich gesehen konnten wir es einstampfen. Nachhaltigkeit hieß da, die Konditionen in der Massenproduktion zu verbessern. Doch unsere Erfahrung hat gezeigt, dass der Endkunde noch nicht bereit ist, das zu unterstützen. 411 style in progress
„Made in China ist bei uns kein Billigprodukt.“ Hans Taubenberger, Geschäftsführer Toni Sailer Sports
Stephan Huber: Was hat die Mode ver-
säumt? Robert Stöckl: Es wird nicht kommuniziert. Schon die kleinsten Verbesserungen finde ich anerkennenswert. Markus Meindl: Die Bekleidungsindustrie hat hier viel versäumt. Heute wären alle froh, die Qualitätsproduktion in Europa zu haben. Wenn man nur des Profits wegen gearbeitet hat oder um Shareholder zu befriedigen, ist der Weg zurück meistens nicht mehr möglich. Ich habe einmal sehr weise Worte von einem großen Textiler gehört, der sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt hat. Er hat gesagt, er würde am liebsten wieder ohne Aktionäre arbeiten und sein Unternehmen schön und fein halten. Er bereue, was er gemacht hat. Ich möchte gerne, dass das mein Sohn eines Tages weitermacht. Warum soll es uns in 30 Jahren nicht noch geben? Die Entwicklung ist prächtig und ich will nicht an Hinz und Kunz und an jede Kette verkaufen. Stephan Huber: Aus meiner Sicht ist das größte Problem die Reduktion der Beklei-
dung zu einem Einwegartikel. Durch diese aus Marketingsicht genialen Kooperationen von H&M mit Lagerfeld und Konsorten ist beim Konsumenten hängen geblieben: Chanel ist in Wahrheit Beschiss, weil Lagerfeld eigentlich nur 49,90 Euro kostet. Markus Meindl: Das ist die Dummheit der Modebranche. Der Kunde wird verdorben. Stephan Huber: Kommen wir zu dieser massiven Planungsunsicherheit. Was hat sich am massivsten in den letzten zehn Jahren geändert? Hans Taubenberger: Zehn Jahre greifen zu weit, die letzten beiden Jahre haben massive Veränderungen gebracht und es kündigen sich weitere für das nächste Jahr an. Die Verfügbarkeit der Kapazitäten, Produktion, Stoffe und auch die Laufzeiten für Stoffe haben sich drastisch verschoben. Früher waren Stoffe in drei Monaten verfügbar, jetzt muss man sie sechs Monate vorher blocken. Würde ich bis nach Orderschluss warten, um die Mengen festzulegen, könnte ich noch nicht mal im Dezember ausliefern. In der nächsten Saison verschärft sich das noch:
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Hat sich Europas Textilindustrie in eine zu große Abhängigkeit von Produzenten in Fernost begeben, sodass die Launen des Rohstoffmarktes nun eine Herausforderung für viele sind? Im Salongespräch wird offen und kontroversiell diskutiert.
Ich müsste im September, wenn die Kollektion noch nicht einmal fertig ist, schon die Stoffe blocken. Durch diesen gestiegenen Bedarf haben wir Vorlaufzeiten, die fast nicht mehr zu handeln sind. Als Hersteller hat man viel mehr Risiko. Stephan Huber: Kann das letztendlich dazu führen, dass es irgendwann dazu kommt, dass man wieder in Europa produziert? Hans Taubenberger: Noch mal zum Verständnis: Wir produzieren in Asien, weil es in Sachen Technik und Funktion in Europa keine vergleichbaren Alternativen mehr gibt. Alles andere, wie Fleece, Unterzieher, Accessoires oder Strickmützen produzieren wir in Europa. Stephan Huber: Könnte, hypothetisch gesehen, ein Produzent wie Sie es sind, sagen: „Ich baue einen Produktionsstandort in Rumänien?“ Hans Taubenberger: Man müsste die ganzen Maschinenparks herüberbringen und wahrscheinlich auch das Personal. Ob es vorstellbar ist, weiß ich nicht. Die Hauptmaterialien kommen natürlich auch aus 411 style in progress
Asien, also muss man sie herüberfliegen, um sie dann in die ganze Welt zu verschicken – nachhaltig ist das auch nicht. Markus Meindl: Der Weg zurück ist fast nicht möglich. Zum einen, weil die Vorlieferanten alle drüben sind, und zum anderen, weil es einer extremen Investition bedarf. Europa hat ein anderes Problem: Es gibt ein Ausbildungsloch, hier ist 20 Jahre nichts gemacht worden. Es gibt noch 60-Jährige, die gut nähen können und jetzt vielleicht wieder ein paar 20-Jährige, die gerade mit der Ausbildung fertig geworden sind. Robert Stöckl: Und dann ist die Frage, ob die jungen Leute das überhaupt wieder machen wollen. Markus Meindl: In Europa gibt es seit 1. Mai eine neue Regelung, die möglich macht, dass man Leute aus Ungarn, Polen usw. raufholt. Für uns arbeiten jetzt Näherinnen aus Tschechien, für uns die einzige Möglichkeit, denn es gibt hier keine qualifizierten Arbeitskräfte. Stephan Huber: Wie reagiert eigentlich der Handel auf die Entwicklungen?
Markus Meindl: Der Handel hat nicht ge-
jammert, weil er wusste, dass die Preise steigen werden. Robert Stöckl: Was wir noch gar nicht angesprochen haben: Prozentual die höchsten Kosten verursacht der Transport. Auch dieser Faktor wird steigen. Stephan Huber: Frachtkosten sind ja, simpel gesagt, distanzabhängig. Also stelle ich meine Frage noch einmal: Würde es nicht Sinn machen, die Produktion zurück nach Europa zu verlagern? Robert Stöckl: Wahrscheinlich sind die Frachtkosten noch nicht hoch genug, um das voranzutreiben. Aber es passiert ja auch. Wir versuchen für kleinere Linien wieder in Europa Fuß zu fassen. In Portugal oder Spanien zum Beispiel. Und wir sind da nicht die Ersten. Markus Meindl: Die Schwierigkeit ist, die Kapazitäten aufzubauen. Robert Stöckl: Ganz genau. Bis die Leute angelernt, die Maschinen angeschafft sind... Auch in Asien ging das nicht von heute auf morgen. Wir gehen aktuell viele Kooperatio-
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„Wenn der Preis um 150 Prozent steigt, muss diese Erhöhung weitergegeben oder kompensiert werden.“ Markus Funder, Produktmanager Better Rich
nen mit Produzenten ein, geben unser Commitment ab, dass wir die nächsten Jahre mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Damit auch sie die Sicherheit haben, zu investieren. Denn auch in Asien läuft ein ständiger Konkurrenzkampf. Nach dem Motto: „Wer kann billiger?“ Unsere Partnerschaften garantieren uns jetzt auch die Mengen, denn es kommt immer häufiger vor, dass potenzielle Marken mit großen Aufträgen gar keinen Produzenten mehr finden. Hans Taubenberger: Ich glaube, dass viele Hersteller, die Problematik der Lage noch nicht erkannt haben. Sie reagieren nicht rechtzeitig und blocken nicht vor und dann gibt es Probleme. Viele wissen noch gar nicht, was nächste und übernächste Saison auf sie zukommt. So grundlegend hat sich alles geändert. Man weiß von der Liefersituation des letzten Jahres, dass alles aus Asien generell zu spät kam. Normalerweise muss man große Kunden im September mit der Winterware beliefern – aber bei einigen Mitbewerbern wurde es November.
„Nachhaltigkeit heißt, die Konditionen in der Massenproduktion zu verbessern.“ Robert Stöckl, Regional Vice President EMEA Lacoste Footwear
Markus Funder: Es kann überall haken. Auch wenn du einen halbwegs vernünftigen Produzenten gefunden hast, kann der mit der Rohware so viel rumgedealt haben, dass er dadurch später gar keine mehr bekommt. Auch dann hast du einen Komplettausfall. Oder er manipuliert und du bekommst nicht den Qualitätsstandard, den du gerne hättest. Daher soll man Partnerschaften nicht ständig neu erfinden, denn sie sind wichtiger als je zuvor. Seit zwei Jahren hat sich der Spieß umgedreht: Jetzt sind die Auftraggeber unter Druck. Früher konnten wir Druck machen, nach dem Motto: Das ist alles zu teuer, das müssen sie um die Hälfte reduzieren, sonst gibt es gar nichts. Jetzt kommt dieser Druck zurück. Die Industrie sagt: „Den Auftrag können Sie wieder mitnehmen. Entweder zu unseren Konditionen, ansonsten suchen Sie doch weiter.“ Aber echte Partnerschaften bedeuten, in einer Zeit, in der Geld verdient wird, dem anderen die Möglichkeit zu geben, daran zu partizipieren und nicht nach dem Motto
vorzugehen: „Da kriegen wir noch ein bisschen was raus.“ Markus Meindl: Partnerschaften sind sicherlich das Wichtigste, man muss sich das Vertrauen gegenseitig erarbeiten. Wir arbeiten mit einigen Gerbereien seit über 50 Jahren zusammen, sie wachsen mit uns und sind heute das ganze Jahr über 100 Prozent ausgelastet – in guten oder schlechten Zeiten. Es gab auch Jahre, in denen haben wir die Rohware förmlich gehortet, um diese Gerbereien auszulasten. Das verstehe ich unter Partnerschaft – aber solche Beziehungen sind in den letzten 20 Jahren vernachlässigt worden. Hans Taubenberger: Die Partnerschaft muss sowohl mit dem Lieferanten, mit den Zulieferern, mit dem Produzenten als auch mit dem Handel sein. Kunden, die vorausschauend sind, wollen auch richtige Partnerschaften mit dem Lieferanten. Jeder muss seinen Teil beitragen: Der Handel, indem er Partnerschaften sucht und es uns so möglich macht, dass wir rechtzeitig die Kapazitäten blocken. Alles muss ein Miteinander sein. style in progress 411
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Der Schuh am Zenit der Aufmerksamkeit. Selten stand das Accessoire so im Mittelpunkt wie heute, nie hatte es eine derartige Begehrlichkeit und Macht Ăźber Perfektion oder ZerstĂśrung eines Outfits.
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Shoe Stories FASHION-DISKURS | Vom Accessoire und funktionalen Beiwerk zum unverzichtbaren Umsatzbringer und Outfitmacher. Der Schuh steht momentan stärker in der Öffentlichkeit als je zuvor und eine Flut neuer Marken steht bereit, den Bedarf zu decken. Schuhe wecken beim Verbraucher eine große Begehrlichkeit. Die Trends rotieren. Gleichzeitig gibt es einen starken Hang zu Wertigkeit, zu Handwerk und zum Fokus auf das Produkt. Welchen modischen Stellenwert hat der Schuh momentan? Ist der Zenit schon erreicht? Bestimmen Schuhe derzeit die Mode oder bestimmt die Mode immer noch den dazu passenden Schuh? Wie wichtig ist die Marke dabei? Wie viel Persönlichkeit sollte in einem Schuh stecken? Werden steigende Lederpreise und Produktionskosten den momentanen Aufwind des Schuhs zukünftig bremsen? Oder ist die Preisspanne bei dem richtigen Produkt nach oben hin offen? Text: Karolina Landowski. Illustration: Sarah Egbert Eiersholt. Fotos: Hersteller
Rupert Sanderson Peter Herkenrath
Weniger ist mehr
Kopf und Fuß
Rupert Sanderson Designer und Gründer der Luxusschuhmarke Rupert Sanderson
Peter Herkenrath Geschäftsführer von Herkenrath 1873
„S
chuhe haben einen Stellenwert in der Mode. Es ist sehr spannend, die zahlreichen Kooperationen zwischen Schuhund Modedesignern zu sehen und ein Teil davon zu sein. Ich glaube nicht, dass der Höhepunkt bisher erreicht ist. Schuhe sind und bleiben relevant. Ich glaube nicht, dass Mode und Schuhmode sich gegenseitig definieren. Schuhdesigner, genauso wie Modedesigner, übersetzen ihre Inspirationen in ihr Design. Aus diesem Grund ist jede Kollektion, ganz gleich ob Schuh oder Textil, einzigartig für den Designer. Mein Designprinzip ist: „Weniger ist mehr: großartige Silhouetten, Linien und Materialien.“ Ich habe immer schon daran geglaubt, Dinge an einem Schuh wegzulassen. anstatt sie hinzuzufügen. Das lässt das Design so pur wie möglich. Ich möchte, dass die Frau meinen Schuh trägt und nicht umgekehrt. Die Marke Rupert Sanderson möchte, dass die Frau sich auf das Wesentliche beruft. Diese Frau lässt sich nicht von der schimmernden, mit Prominenten bestückten Marketingwelt der großen Marken an der Nase herumführen, sie ist wohl überlegt, und ihr gefällt, dass es Schuhe gibt, bei dem der Designer, dessen Name auf dem Label steht, auch jede einzelne Naht entworfen hat. Ich denke, die Dramaturgie und der Sexappeal eines Schuhs werden durch den Schnitt, die Linien und die Silhouette bestimmt, mehr durch die Einfachheit als durch aufgeputzte Details. Ein Schuh kann das komplizierteste Design haben und trotzdem bequem und schön sein. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Machart eines Schuhs die Passform und Funktionalität jedes Designs beeinflusst. Wir sind eine der wenigen Schuh-Brands, bei der garantiert wird, dass jedes einzelne Modell in unserer eigenen Fabrik in einem kleinen Dorf in Italien hergestellt wird. Meine Passion ist das Design und die Bedeutung, wie ein Schuh eine Frau verwandeln kann.“ Rupert Sanderson ist einer der gefragtesten britischen Schuhdesigner. Nach seinem Studium am renommierten Cordwainers College in London lernte er bei Sergio Rossi und Bruno Magli in Bologna und gründete 2001 seine eigene Schuhmarke. Mittlerweile führt er eigene Stores in London, Paris und Hongkong. www.rupertsanderson.com
er Schuh ist gleichwertig mit der „D Oberbekleidung. Erst der passende Schuh zum Outfit macht den Auftritt sprichwörtlich perfekt. Der passende Schuh verbessert die Figur und macht die Erscheinung erst so, wie der Träger es möchte. Der Zenit ist für den Schuh absolut nicht erreicht, da er sich zu jeder Mode neu erfindet. Eine Zeitspanne ergibt sich daher nicht. Textil- und Schuhmode sind immer sich ergänzende Teile für das gesamte Erscheinungsbild. Es gibt nicht die Mode, sondern es gibt eine solche Vielfalt, dass sich jede Frau oder jeder Mann seinen eigenen Stil prägen kann. Voraussetzung ist, dass der Träger für sich einen Stil gefunden hat, sich dann aus der jeweiligen Mode für seinen Stil bedient und sein Outfit zusammenstellt. Die Marke ergibt sich aus dem Anspruch des Trägers an Qualität und Aussehen. Jeder Schuh, den man erwirbt, sollte optimal sitzen. Nichts ist so abwertend wie falsch sitzendes Schuhwerk. Dies ist unabhängig, ob es flache Schuhe oder Highheels sind. Ein gut gemachter Schuh ist ein Kunstwerk. Wenn er seitlich klafft oder schlappt, zerstört er das gesamte Erscheinungsbild. Der falsche Schuh am Fuß hat nie Persönlichkeit, dies liegt aber nicht am Schuh, sondern an der falschen Auswahl. Da es unterschiedliche Füße gibt, kann nicht jeder Schuh an jedem Fuß passen. Wenn ein Designer keinen guten Handwerker hat, der seine Ideen und Entwürfe umsetzt, dann kann kein guter Schuh entstehen. Ich behaupte, dass ein guter Entwurf, mit gutem Material und einem guten Handwerker immer eine optimale Lösung für jeden Fuß gestalten kann. Leider wird diese Kombination immer seltener. Schuhe müssen an den Füßen und nicht nur im Kopf passen.“ Peter Herkenrath ist Geschäftsführer von Herkenrath 1873, einem Schuhgeschäft mit 135 Jahren Geschichte, das nun in der fünften Generation geführt wird. In den beiden Filialen in Köln und Düsseldorf werden hochwertige Damen- und Herrenschuhe von Balenciaga bis John Lobb verkauft. www.herkenrath1873.de
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086 OPINION
Wiederentdeckung des Handwerks Sauro Doria International Sales Manager von Preventi
chuhe unterstreichen und prägen „S mittlerweile den gesamten Stil einer Person. Die Kunst ist es, allerdings einen Schuh mit eigenem Charakter und einer eigenen Identität zu kreieren. Die Marke ist nur dann wichtig, wenn das Design, die Qualität und der Komfort eines Schuhs stimmen. Alle diese Faktoren machen einen Schuh und dessen Begehrlichkeit aus. Die eigene Handschrift über mehrere Saisons ist maßgebend für den langfristigen Erfolg einer Marke. Ohne eigene Handschrift des Designers hat der Schuh keine Seele und wird nie ein besonderes unverwechselbares Produkt werden. Es ist manchmal sehr schwierig, wenn man zu sehr einem bestimmten Trend folgt, dass der Komfort dabei auf der Strecke bleibt. Natürlich spielt der Preis heutzutage in allen Bereichen eine sehr große Rolle und es ist sicher richtig, dass es oft sehr schwierig, ist den hohen Qualitätsanspruch und den perfekten Preis zusammenzubringen. Es gibt allerdings immer wieder Möglichkeiten, gute Qualität bezahlbar zu machen. Dies ist die große Herausforderung an die Designer und Produktmanager. Wir glauben, dass die Wiederentdeckung des Handwerks und die Heritage einer Marke sehr wichtig sind. Dazu gehört insbesondere die Einstellung und Philosophie aller am Produkt beteiligten Personen, die alle in die gleiche Richtung denken müssen. Dies macht am Ende eine Marke aus. Unserer Meinung nach verliert der klassische Schuhhandel immer mehr an Bedeutung, sobald es nicht um einen reinen Bedarfskauf geht. Der Kunde möchte heute inspiriert werden und einen kompletten Look präsentiert bekommen, zu dem natürlich auch der richtige Schuh gehört. Den perfekten Look mit dem falschen Schuh gibt es nicht.“ Der Italiener Sauro Doria leitet als International Sales Manager die Expansion der spanischen Schuhmarke Preventi, einem kleinen Familienbetrieb mit Tradition zum Schuhhandwerk. 40 Jahre lang hat Preventi für große Designer Schuhe in Handarbeit gefertigt, bevor 1990 unter eigenem Namen produziert wurde. Merkmal der Schuhe sind die aufwändig gewaschenen Leder. www.preventishoes.com
Accessoire des Moments
Zurück zum Ursprung
Paolo Gambato Designer von Philippe Model
Diego Rossetti Managing Director Fratelli Rossetti
m Moment genießen Schuhe eine große chuhe sind nicht nur ein Accessoire, „I „S Aufmerksamkeit in der Modewelt und sondern werden mehr und mehr als diktieren auch die Mode, die wiederum ein Detail betrachtet, das den Look komhilft, den Schuh im Gesamtlook perfekt zu machen. Eine Marke ist wichtig, da sie einen bestimmten Schuh identifiziert und bei den Kunden ins Gespräch bringt. Die Kriterien für den richtigen Schuh sind Wiedererkennung und ein Markenzeichen, das jede Brand haben muss, in unserem Fall ist es ein Schild an der Seite – das Symbol von Paris. In meinen Augen ist der richtige Schuh einer, der bei der richtigen Person, die ihn trägt, heraussticht, und die auch weiß, wie man seinen Stil interpretiert und in den Gesamtlook integriert. Ich sehe oft Menschen mit Schuhen, die nicht wirklich ihre Person repräsentieren. Ich habe immer Schuhe unter Berücksichtigung der Kultur ihres Produktionsstandortes gemacht. Mein aktuelles Projekt mit Philippe Model entsteht in der Gegend von Venedig, mit einer starken Tradition für Schuhhandwerk. Ich glaube, dass wir in Europa und den USA bereits eine kleine Krise aufgrund der erhöhten Lederpreise spüren. Aber ich glaube, wenn es sich um die Textilie oder das Accessoire des Moments handelt, werden erhöhte Preise den Aufwind nicht stoppen können. Der Markt teilt sich in zwei Strömungen. Zum einen in die Konsumenten, die lediglich nach Trends kaufen und für die es keine Rolle spielt, wo oder wie ein Schuh hergestellt wird, solange der Preis und der Name auf dem Label stimmt. Und es wird Endverbraucher geben, die mit Nachsicht und hoher Aufmerksamkeit auf die Heritage, Qualität und Details einer Marke achten. Brands und Produkte, die sich dazwischen bewegen, werden sehr leiden.“ Der italienische Designer Paolo Gambato ist gemeinsam mit dem französischen Kreativen Philippe Model Kopf der gleichnamigen Sneakersmarke, die derzeit einen wahren Hype erlebt. Die High-End-Modelle werden im italienischen Riviera del Brenta handgefertigt und zeichnen sich durch ihren gewaschenen Unikatcharakter aus. www.philippemodel.com
Sauro Doria Paolo Gambato Diego Rossetti
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plett verändern kann. Auch wenn Schuhe ein wichtiger Teil der Modewelt sind, glaube ich, dass sie ein Eigenleben führen. Sie stehen zweifellos unter dem Einfluss der Mode, wenn es um die saisonalen Farben geht, aber bezogen auf Schnitte stellen Schuhe ihren eigenen Regeln auf. In unserem speziellen Fall vermeiden wir es, Trends zu sehr zu folgen. Wir stehen für einen nüchternen, aktuellen, raffinierten, aber nicht zu lauten Stil. Wir widmen der Entwicklung eines Schuhs viel Aufmerksamkeit und stellen innovative Elemente und Techniken vor, ohne unseren Ursprung zu vergessen. Der richtige Schuh ist das Resultat einer Balance aus Tradition und Innovation. In unserem Fall ist die Marke wichtig, weil sie unsere Herkunft bescheinigt. Fratelli Rossetti wurde 1953 von meinem Vater Renzo Rossetti gegründet. Wir fertigen unsere Schuhe noch immer so, wie er es damals tat, nach dem alten, traditionellen Weg in mehr als 150 Schritten. Die meisten davon werden von Hand ausgeführt – obwohl die Anlagen und Technik unserer Fabrik natürlich auf dem letzten Stand sind. Letztendlich sind es die vielen kleinen Details – und darunter oft die unsichtbaren – die die Magie eines guten Paars Schuhe ausmachen. Kunden suchen heute nach Werten wie Tradition, Ursprung, Stabilität. Sie sind sich der Bedeutung der inneren Werte und des Handwerks zunehmend bewusst. Weil dieses Umdenken ihr Leben auch sonst positiv verändert, glaube ich nicht, dass das nur ein kurzfristiger Trend ist. Daher bin ich auch überzeugt, dass zukünftig der Preis eines Schuhs verstärkt durch seine Qualität und seinen Wert bestimmt wird.“ Das traditionelle, familiengeführte Unternehmen Fratelli Rossetti mit Sitz in Parabiago in der Nähe von Mailand gehört zu den wichtigsten Schuhmarken Italiens und steht seit fast 60 Jahren für Stil und Qualität. Als Managing Director führt Diego Rossetti das von seinem Vater gegründete Unternehmen gemeinsam mit seinen Brüdern Dario und Luca in die Zukunft. www.fratellirossetti.com
www.swiss-chriss.ch
+39 02 255151.1
JACKETS
088 FASHION&INSPIRATION
LONDON calling
Die Straßen Londons sind weltbekannt für ihr richtungweisendes, individuelles Stilgespür. Hier werden Trends gesetzt, nicht befolgt. Der Londoner Osten setzt stark auf Vintage, kombiniert mit einigen neuen, aber sehr klassischen britischen Marken. In Shoreditch wandeln die Modebewussten und Designer lassen sich inspirieren. 411 style in progress
FASHION&INSPIRATION 089
Alte Marken, neuer Clou
London calling | Burberry, Barbour, Mackintosh, Jaeger, Norton & Sons – die britischen Marken, die sich selbst aus der Konsumflaute gepusht haben, treten zur Ehrenparade an. Aber wenn man eine angeschlagene Marke retten will, reicht es dann wirklich aus, sich auf die eine patriotische Sache zu stützen, über die die Briten gern reden – ihre Tradition nämlich? Text: Alana Wallace. Fotos: Hersteller
Schaufenster zur königlichen Hochzeit im legendären Londoner Kaufhaus Selfridges. Models spielen das Hochzeitsfrühstück live auf der Oxford Street.
M
arken durchlaufen Zyklen wie Menschen auch. So wie sich Madonna einst jede Woche neu erfand, versuchen angeschlagene Marken, mit einer Generalüberholung ihren Marktanteil zurückzugewinnen. Im Vergleich zu gescheiterten Rebranding-Versuchen wie jenem von Gap wird klar: Keiner kann das so wie die Briten. Denn: Britische Labels können mit einer erstklassigen Geschichte aufwarten und oft genug heuern sie einen angesagten neuen Kreativdirektor an, um die Marke zu ihrem Ursprung zurückzusteuern. Bis dato ist die wohl größte dieser Erfolgsgeschichten Burberry. Unter der Leitung von Christopher Bailey hat die Marke sozusagen den Mode-Kilimandscharo bezwungen. Chavs, Großbritanniens White-TrashTeenager, hatten die Marken zuvor mit ihrer Vorliebe für (kopierte) Karoschals- und Baseballcaps in ein arges Imageproblem gebracht. Diese karierte Vergangenheit hat Burberry abgeschüttelt, um das Kultlabel zu werden, das es heute ist. Ein Blick auf die Promiseiten der Magazine reicht, schon sieht
man Burberry an Harry-Potter-Hauptdarstellerin und Markengesicht Emma Watson, der Gattin des britischen Premiers Samantha Cameron und der künftigen Königin Kate Middleton. Um diesen Turnaround zu schaffen, hat Burberry sich nur die Rosinen aus seiner langen Geschichte herausgepickt. So hat der Markengründer nie den Rock-’n’-Roll-Lifestyle geführt, der inzwischen mit der Marke verbunden wird. In seinem Nachruf in der Daily News heißt es: „Herr Burberry hatte außerhalb des Geschäfts höchstens Interesse für Abstinenz, Religion und Landwirtschaft, er las nicht einmal Romane.“ Wer als Traditionsmarke in neu erwecktem Erfolg schwelgen will, wandert auf schmalem Grat: Verlässt man sich zu sehr auf die Markengeschichte, versumpft man in der Vergangenheit, lockert man den Bezug zu ihr zu sehr, versinkt man in Belanglosigkeit. Alle Augen nach Osten. Burberrys durchschlagender und nun so konstanter Erfolg geht heute zu einem Teil auf das Konto digi-
taler Medien. Burberry erkannte deren Potenzial und investierte bereits, als die meisten Luxusmarken diesen Bereich noch bewusst mieden. So schlägt Burberry Kapital aus seiner weit zurückreichenden Geschichte und steht gleichzeitig für Innovation, verwischt gar die Grenze zwischen Marke und Medienkonzern. Der schnelle Draht zum Kunden hat sich als Goldgrube erwiesen: Im November 2010 meldet das Unternehmen für das erste Halbjahr den schwindelerregenden Gewinn von 117,7 Millionen Pfund, hochgeschossen von 78,4 Millionen. Dabei tragen die Umsätze in Großbritannien nur mickrige sechs bis sieben Prozent zu den weltweiten Gewinnen bei, was bedeutet, dass nicht nur die Briten an die Markentradition glauben. Dass Burberry seine Britishness unterstreicht, trifft bei Kunden in aller Welt den Nerv – und ganz besonders in Hoffnungsmärkten wie China. Erfolgsmeldungen auch beim britischen Luxuslederlabel Mulberry, dessen Gewinne im letzten Jahr um 38 Prozent gestiegen sind, von 32,3 (2009) auf 44,7 Millionen Pfund. style in progress 411
090 FASHION&INSPIRATION
Von Geschichte tief durchdrungen, nutzt Norton & Sons auf der Savile Row den neuen Hang zur Eleganz in der Herrenmode.
Die Vororder für die Herbst-/Winter-Kollektion 2011/12 belief sich auf atemberaubende 91 Prozent mehr als im Vorjahr. Angesichts solcher Zahlen ist es kaum zu glauben, dass sich Großbritannien inmitten der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg befindet. Doch es sind eben nicht die Briten, die 795 Pfund für die neueste Alexa It-Bag ausgeben. So zitierte der Independent im Oktober 2010 den MulberryChef Godfrey Davis, dass das Absatzwachstum in Asien Großbritannien überflügle, besonders in Südkorea. „Das Großhandelsgeschäft in Asien wächst um mehr als 100 Prozent per annum“, sagte er. In zehn Wochen im Herbst 2010 schnellten die Umsätze in den britischen Mulberry-Shops um 57 Prozent in die Höhe – angetrieben von chinesischen Touristen. Qualität, Tradition und Integrität. Nicht nur die Tradition zählt, dem modernen Konsumenten liegen auch Qualität und Herkunft mehr denn je am Herzen. So kommentiert Sam Lobban, Einkäufer in der Contemporary-Abteilung bei Selfridges, im März 2011 auf den Style-Seiten der Financial Times: „Wir erleben eine Nachfrage nach Produkten und Marken, die Qualität, Tradition und Integrität beschwören – Marken wie Barbour, Lavenham und Hunter. 411 style in progress
Sie sind nicht nur erfolgreiche Traditionsmarken, sondern haben ihre Produkte für die trendorientierten Märkte optimiert.“ Genau das hat Barbour getan, ein vor über 100 Jahren gegründetes, seit fünf Generationen von Familienhand geführtes Unternehmen, dessen Outdoor-Jacken wieder gefragt sind. Mit Pop-up-Läden in London und internationaler Expansion hat sich die Marke den Bedürfnissen moderner Konsumenten angenähert. „Barbour hat das Interesse von Modefans geweckt, sie sind von der BarbourGeschichte fasziniert. Barbour steht für den legendären Markenwert Freiheit – eine kleine Flucht aus überfüllten Städten an einen weit offenen, freundlicheren Ort“, ist Sue Newton, PR-Managerin bei Barbour, überzeugt. Nicht immer braucht es den großen Wandel, auch eine Marke weiterzuentwickeln, bewahrt für den Konsumenten von heute ihre Bedeutung. Die Inspiration bei Marken wie Barbour liefert die Tradition – und doch gilt es, jede Saison moderne, zeitgemäße Jacken zu kreieren. Dass diese generationenübergreifend getragen werden können und Gefallen finden, ist ein wesentlicher Vorteil. Auch die Anlässe zum Tragen sind durchaus unterschiedlich: bei der Jagd, zum Reiten, bei der Arbeit auf dem Land, über dem Anzug in der Stadt oder auf einem Festival. „Die Auswahl an Stilen und Designs kommt jedem
Wunsch nach, und doch werden dabei nie die Grundprinzipien aufs Spiel gesetzt: Qualität, Strapazierfähigkeit, Zweckmäßigkeit und Liebe zum Detail. Ob Lifestyle Collection oder klassische Jacke: Man weiß immer, dass es Barbour ist“, so Sue Newton. Auf dem Weg von der Traditionsmarke in die Gegenwart misst Barbour außerdem Kooperationen eine bedeutende Rolle dabei zu, die Aufmerksamkeit einer neuen Zielgruppe zu sichern. Sue Norton: „Klug ausgesuchte Kooperationen mit Designern sind sehr rentable Marketingwerkzeuge und eine Gelegenheit, die Marke neu zu zeigen. Besonders bei stilbewussten Konsumenten können Kooperationen dazu beitragen, die Relevanz zu erhöhen. Wir werden weiterhin solche Projekte einbauen, wo es strategisch sinnvoll ist.“ In den letzten Saisons hat sich Barbour mit dem japanischen Designer Tokihito Yoshida, mit Alice Temperley und Anya Hindmarch zusammengetan. Der Wandel der britischen Mode. Für einen Maßschneider von der Savile Row wie Norton & Sons hingegen erschienen Kooperationen zunächst widersprüchlich. Die Savile Row ist ein Symbol für hohe Qualität, eine vor Geschichte triefende Gegend, die ihre Traditionen wie eine Festung verteidigt. Für den Relaunch der Prêt-à-Porter-Linie
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Der erste eigene Mackintosh-Laden auf der prestigeträchtigen Londoner Mount Street: ein Riesenschritt für den Markenklassiker.
E Tautz lud Norton & Sons dennoch die britischen Designtalente Kim Jones, Giles Deacon, Richard Nicoll und Christopher Kane ein, gemeinsame Sache zu machen. Dass junge britische Designer die Chance bekommen, ihre Arbeit auf der Savile Row zu präsentieren, ist ein klares Barometer für den Wandel der Mode in Großbritannien. „Wir sind unglaublich stolz darauf, mit diesen Leuten gearbeitet zu haben. Es fordert unser Handwerk heraus und hält unsere Schneider im Dunstkreis der Avantgarde. Dass einer wie Christopher Kane drei Saisons nacheinander mit uns arbeitet, sagt viel über die Fähigkeiten unserer Fachkräfte aus. Das kann unserer Marke und der Savile Row als Ganzes nur nützen“, erzählt Patrick Grant, Besitzer von Norton & Sons. „Unsere Tradition ist enorm wichtig. Sie bestimmt, was wir heute tun. Sie beeinflusst unseren Stil und diktiert die Art, wie wir produzieren. Der Lebensstil und die Geschichten unserer traditionellen Kunden sind in den Stoff, aus dem die Marke besteht, eingewebt.“ In seinen Glanzzeiten hat Norton & Sons unter anderem Cary Grant, Frank Sinatra, Lord Mountbatten und Winston Churchill eingekleidet. Im Frühjahr 2004 stolperte Patrick Grant über eine Anzeige in der Financial Times, dass die bekannte, aber ange-
Der erste Barbour Heritage-Laden liegt im Newburgh Quarter in der Nähe der Carnaby Street.
schlagene Schneiderei verkauft werden sollte. Ohne jede Erfahrung in der Herrenschneiderei oder der Modebranche kauft Grant die Firma für eine seiner Aussage nach bescheidene Summe, über die aber Stillschweigen vereinbart wurde. Brillant wendet er das Blatt für das Unternehmen, schließt 2010 mit einem kleinen Gewinn und verdreifachtem Erlös. Für den aufblühenden Erfolg macht Grant harte Arbeit, die Markentradition und das Kundenbedürfnis nach Qualität verantwortlich – und ein Rebranding zu einem Zeitpunkt, an dem in der Herrenmode der Hang zur Eleganz zurückkehrt. „Jahrelang haben sich modebewusste Männer der Casualwear zugewandt, um sich von der langweiligen, formellen Garderobe der 1980er- und 1990er-Jahre abzugrenzen. Aber jetzt ist der lockere Look zu einer Uniform geworden, und die Männer sind abermals auf dem Sprung, sich modisch abzusetzen. Wir profitieren von dieser Entwicklung genauso wie von der Bewegung zurück zu purer, nachhaltiger Qualität nach den Jahrzehnten der Markenbesessenheit.“ Aufsehen erregen. Während Norton &
Sons genau den Service bietet, den man von einem Savile-Row-Schneider erwartet, erregt sein Sportswear-inspirierter jüngerer Bruder E Tautz Aufsehen. Bei Norton & Sons be-
ginnen Abendanzüge bei 3.000 Pfund – zur Hälfte dieses Preises bietet E Tautz neu interpretierte Klassiker mit demselben Erbe an. Als urbritische Marke wird sie auch global verstanden – mit Verkaufsstellen bei Barneys in New York, Galleria in Seoul, Matches, Harrods und Selfridges in London, und online bei Mr Porter und im eigenen E-Commerce-Store. Die gesamte Kollektion, abgesehen von französischen Taschentüchern, wird in Großbritannien produziert. Und wie die Herrenmodeeinkäuferin von Matches Stacey Smith berichtet, lieben die Kunden Geschichten wie die Herkunft der Wolle, aus der die Handschuhe von E Tautz gemacht sind. Sie stammt von Schafen der Farm des Herzogtums Cornwall. Der Erfolg dieser britischen Marken fördert nicht nur die einheimische Wirtschaft von Produktion bis Tourismus, er versorgt auch die Konsumenten mit Gesprächsstoff. Denn: Sie wollen heutzutage einen Grund zum Geldausgeben, der die bloße Begehrlichkeit oder den Bedarf übersteigt. Kunden wollen mit jedem Kauf an etwas teilhaben. Möglicherweise, ja, möglicherweise klingt auch der Trend zum Traditionellen irgendwann ab. Aber so lange Chinas Liebesbeziehung zu London nicht in die Brüche geht, darf Großbritannien darauf hoffen, noch jahrelang in Mode zu sein. style in progress 411
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Der erste internationale Laden der T-Shirt-Kultmarke Johnny Cupcakes bringt Humor in den Handel.
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Retail Rocks
London calling | Über den Londoner Einzelhandel ist in den letzten 18 Monaten eine Welle interessanter Läden geschwappt. Sei es ein Männermodeladen mit integrierter Espressobar, der die aufkeimende Kaffeekultur der Stadt mit Kleidung vereint oder eine Designerboutique mit einem indoor Wald, in die man nur nach Terminvereinbarung kommt: Innovation und persönlicher Service stehen im Mittelpunkt. Text: Alana Wallace. Fotos: Shops, Dirk Lindner
J
OHNNY CUPCAKES
Als im März der erste Johnny-Cupcake-Laden außerhalb der USA eröffnete, stand eine Schlange von hippen Teenagern und Twenty-Somethings um den ganzen Block. Aus aller Welt flogen Fans der Marke ein und kampierten vor dem Laden, um sich die nur in London erhältlichen limitierten Produkte zu sichern. John Earle gründete die T-Shirt-Kultmarke im Jahr 2000 aus dem Kofferraum seines verbeulten 1989er Toyota Camry. Inzwischen gibt es vier Geschäfte. „Durch unseren Onlinestore haben wir eine große Anhängerschaft in ganz Europa entwickelt. London ist ein Knotenpunkt, der mit vielen anderen Ländern verbunden ist, deshalb dachte ich, es würde dazu beitragen, die Marke zu verbreiten“, sagt Earle. „Während meine T-ShirtBäckereien viele hungrige Amerikaner an der Nase herumführen – und ärgern, habe ich das Gefühl, die Londoner besitzen einen besseren Sinn für Humor, sie gehen damit hoffentlich lockerer um.“ Die Einrichtung ist wie eine nostalgische amerikanische Bäckerei gestaltet und wahrlich einzigartig, da finden sich T-Shirts in Kühlschränken und statt Plastiktüten bekommen die Kunden Kuchenschachteln, um ihre Einkäufe nach Hause zu tragen. „All unsere T-Shirts und
Waren stellen wir in altmodischen, geschwungenen Glas-Backformen und Kühlschränken aus. Ich entschied mich, das völlig durchzuziehen, und kaufte alte Bäckereiausstattung. T-Shirts zeigen wir in Kühlschränken, auf Backblechen und in Backformen, in den Schaufenstern liest man 0% Carbs, 0% Fett, 0% Zucker oder Frisch Gebacken! Gut versteckte Vanille-Duftbäumchen geben ein leckeres Aroma ab. Ich habe schon vielen Leuten weisgemacht, dass ich Vanille-Glasur in die weiße Wandfarbe gemischt habe. Ein paar Freunde habe ich sogar dazu gebracht, an der Wand zu lecken, um zu schauen, ob sie sie schmecken.“ Johnny Cupcakes, 10 Fouberts Place, Carnaby, London, W1F 7PF/UK, www.johnnycupcakes.com
PRESENT
Eddie Prendergast and Steve Davies, Branchenurgesteine und Besitzer von Present, haben eine beeindruckende Modeherkunft vorzuweisen. Die Gründer von Duffer of St. George (von dem Label trennten sie sich vor ein paar Jahren) haben tiefe Wurzeln in der Herrenmode und sammeln jetzt Erfahrungen mit ihrem Multilabel-Herrenmode-Store in Shoreditch. Present ist mehr Galerie als Geschäft und verbindet seltene Bücher und Magazine mit einer Kaffeebar namens style in progress 411
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Present: eine sorgfältige Auswahl an Traditions-Herrenmode von den Gründern von Duffer of St. George.
Prufrock, die von Conde Nast Traveller zu einer der besten Chancen auf guten Kaffee in London gekürt wurde. Der alte Schriftzug der Golden Horn Cigarette Company und die hippen Pärchen, die kaffeeschlürfend mit ihren Hunden draußen stehen, machen es nicht leicht, den Laden auf Anhieb zu finden, aber das sagt alles über die Atmosphäre des Ladens und das Gefühl, dass es drinnen etwas zu entdecken gibt. Der deutliche Fokus auf authentische Traditionskleidung wird durch exklusive Kooperationen zeitgemäß. Present dehnt die Grenzen der Herrenmode, aber nichts wirkt übertrieben oder untragbar. Geht es um Denim, erweisen sich Prendergast und Davies als Puristen, sie führen nur Selvedge Denim von Marken wie Studio D’Artisan, Real McCoy und Davies’ eigenem Label Lost Souls. Der FinancialTimes-Beilage How To Spend It sagt Davies im März 2010: „Nigel Cabourn fängt die Essenz dessen ein, was Present ausmacht.“ Es ist erfrischend zu sehen, wie bodenständig die Besitzer an den Laden herangehen. Oft sieht man Prendergast oder Davies, wie sie Kunden beraten, ans Telefon gehen oder hinter dem Tresen arbeiten. Present, 140 Shoreditch High Street, London, E1 6JE/UK, www.present-london.com
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Exzentrischer Buchladen, Kaffeehaus und Schule: An der Idler Academy kann man seine Kenntnisse in englischer Grammatik, Latein oder Stickerei auffrischen.
THE IDLER ACADEMY
Die im März dieses Jahres eröffnete Idler Academy befördert nach eigener Aussage den Geist kultivierten Müßiggangs ins 21. Jahrhundert und kreuzt ihn mit der lebhaften Atmosphäre eines Kaffeehauses aus dem 18. Jahrhundert. Der exzentrische Laden in West London kombiniert ein Café mit einer Schule und einem Buchladen, der alte wie neue, nützliche und schöne Bücher führt, darunter Plato, Nancy Mitford, Vergil, William Cobbett, Aristoteles und Aldous Huxley. The Idler ist tatsächlich ein Ort des Faulenzens, entstanden aus dem Buch Anleitung zum Müßiggang von Mitbesitzer Tom Hodgkinson, das entspannte Argumente für eine neue Art liefert, mit Routine und Chaos klarzukommen, ein Plädoyer für das Leben in vollen Zügen und im Moment. Die Idler Academy spiegelt dieses Ethos mit Begeisterung, sie schenkt Faulenzern einen Ort, an dem sie die Stunden mit einem Kaffee vorüberziehen lassen können oder in einem Kurs ihr Wissen über englische Grammatik, Latein, Kalligrafie, Ukulelespielen, Gärtnern oder Stickerei auffrischen. Am Lieblingsort der Londoner Literatur- und Theaterszene halten jeden Mittwoch bedeutende britische Dichter, Denker, Philoso-
phen und Künstler Vorträge für 30 bis 40 Leute. Mit den Worten von Louis Theroux, dem exzentrischen, für seinen Gonzo-Journalismus bekannten britischen Radiomoderator: „Faulenzer von überall haben jetzt einen Zufluchtsort von der Gehaltssklaverei, an dem wir die Zeit mit Heißgetränken und Büchern vertrödeln können.“ Kurse haben dort Themen wie Edible London: Learn To Forage and Feast in the City with Robin Hartford und The No 9 Bus to Utopia with David Bramwell. The Idler Academy, 81 Westbourne Park Road, London, W2 5QH/UK, www.idler.co.uk
LATE NIGHT CHAMELEON CAFÉ
Die 465 Quadratmeter große Ladenfläche im East Londoner Dalston ist ein Gemeinschaftsprojekt von John Skelton (ehemals oki-ni und Harrods) und Daniel Mitchell mit einer Inneneinrichtung des gefeierten Setdesigners Gary Card. Die Gründer stellen klar, dass der Concept-Store nicht einfach zum Einkaufen gedacht ist, sondern wie ein Showroom behandelt werden soll. Sie ermuntern Gleichgesinnte, vorbeizuschauen, etwas zu trinken, sich die Bücher in der Bücherei anzuschauen, Musik zu hören und online einzukaufen, nachdem sie die Atmo-
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LN-CC: Das bahnbrechende Konzept gleicht eher einer Installation als einem herkömmlichen Laden.
sphäre aufgesaugt und sich mit den Kleidern beschäftigt haben. Das Angebot an Herrenund Damenmode bei LN-CC basiert auf Unisex-Styling und kombiniert Designerlabel wie Balenciaga, Jil Sander, Dries Van Noten, Rick Owens und Yohji Yamamoto mit weniger bekannten japanischen Marken wie Sasquatch und Wacko Maria sowie vielversprechenden internationalen Marken wie J. W. Anderson, Sibling und Tze Goh. Das Ergebnis ist eine Streetwear-inspirierte Auswahl begehrter Produkte. „Geschäfte in London waren für mich uninteressant geworden. Eine Stadt wie London brauchte in meinen Augen einen Laden wie LN-CC. Wir wollten einen zukunftsweisenden Laden, der anders ist als alle anderen auf der Welt. Ein Besuch bei LN-CC ist eine echte Erfahrung, und genau das wollten wir einfangen“, sagt Markenchef Dan Mitchell. „Aus verschiedenen Gründen öffnen wir nur nach Vereinbarung: Wir wollen eine geordnete Rundumversorgung bewahren und unseren Kunden einen Service wie sonst nirgends bieten. Wir versuchen überhaupt nicht, elitär oder dünkelhaft zu sein, und wenn Kunden uns hier erst einmal treffen, erleben sie die Atmosphäre und worum es uns geht. Wir sprechen Leute an, die zu aller-
Der Haushaltswarenladen Pedlars im Herzen von Notting Hill: eine Kombination aus Londons erwachender Kaffeekultur mit seltenen und limitierten Produkten.
erst das Produkt lieben. Unterschiedliche Leute finden das bei uns: Buch- und Plattensammler oder Leute, die ausschließlich auf Mode stehen.“ Die Neuartigkeit führt sich in einer Ladengestaltung fort, die eher einer Installation als einem Laden gleicht. Der Laden besteht aus drei Konzepträumen – einem Buch- und Plattenladen, einem Club für Privatveranstaltungen und einem Fotostudio – miteinander verbunden durch einen Indoor-Wald und ein futuristisches Tunnelgerüst aus unbearbeitetem Holz und orangefarbenem Acryl. Late Night Chameleon Cafe, 18 Shacklewell Lane, Dalston, London, E8 2EZ/UK, www.ln-cc.com
PEDLARS
Der offizielle Slogan von Pedlars heißt: „Sachen, die wir lieben und die Sie auch lieben werden.“ Das ist vermessen, stimmt aber. Im Grunde ist Pedlars ein Familiengeschäft für Wohn- und Gartenmöbel im schottischen Hochland. Es wurde vor über zehn Jahren vom Ehepaar Charlie und Caroline Gladstone eröffnet und bietet im Trend liegende Produkte, die das Paar selbst getestet hat. Das beweist, dass sie am Puls der Zeit leben, obwohl sie das Landleben genießen, 13 Kilometer vom nächsten Geschäft und acht
Kilometer vom Handyempfang. Eine eklektische Mischung aus schrulligen Schreibwaren, Möbeln, Küchenutensilien, Spielzeug und Outdoor-Produkten mischt sich mit antiken Uhren und Auftragsarbeiten für limitierte Drucke. Mit Exklusivkooperationen mit unter anderem Globe-Trotter, Billingham Bags und Lock & Co hält die Firma ihr Angebot aktuell. Pedlars bietet auch eine große Auswahl typisch britischer Produkte, von Hunter-Gummistiefeln bis zu alten HovisBrotdosen (die als Pflanztopf toll aussehen), jeweils so lange der Vorrat reicht. Auch Pedlars zählt zu den Läden, die den Londoner Trend, seine neu gefundene Kaffeekultur mit Einzelhandel zu verbinden, den passenden Schliff geben. Die beeindruckende Kaffeemaschine ist der Liebling der örtlichen Kundschaft, die draußen auf der Bank im Macchiato-Mama-Viertel von West London sitzt. Die Talbot Road, gleich um die Ecke der Portobello Road, hat den Charme, persönlichen Service und die Vielfalt, die man in einer solchen Gegend erwartet. Pedlars, 128 Talbot Road, London, W11 1JA/UK, www.pedlars.co.uk
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Phönix aus der Asche
London calling | Das königliche Hochzeitsfieber hat uns gelehrt: Großbritannien ist wieder da. Kates AlexanderMcQueen-Kleid, „Bubble and Squeak“-Kanapees, Yorkshire Pudding auf der Feier… Britischer geht es nicht. In der Modebranche läuft schon seit einigen Saisons eine stille, britische Revolution. Text: Alana Wallace. Foto: Jake Hardy
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innen weniger Minuten nach ihrer Ankunft in Westminster Abbey war das blaugrüne Burberry-Plisseekleid der Gattin des britischen Premierministers bei Net-a-porter ausverkauft. Seit wann diktieren Politikergattinnen den Modegeschmack? Seit Großbritannien seine Coolness wiedergewonnen hat. „Produziert in Großbritannien, kreiert in Großbritannien, designt in Großbritannien, erfunden in Großbritannien“, so lautete ein patriotisches Statement von Finanzminister George Osborne bei einer Staatshaushaltsdebatte im März, auf der er betont, dass die Briten ihre Wurzeln in der Fertigung wiedererlangen müssen. Da müssen sich Designer wie Christopher Kane, Erdem, Roksanda Illinic, Meadham Kirchoff und Peter Pilotto am Kopf gekratzt haben, denn sie leben schon lange nach diesem Grundsatz. All diese Designer arbeiten mit einheimischen Fabriken und Facharbeitern, aber warum hängen sie es nicht an die große Glocke? Vor zehn oder 15 Jahren stand das Etikett „Made in Britain“ für Amateurdesign, Designer wollten lieber mit Italien und Frankreich in Verbindung gebracht werden, weil das nach Qualität im Design und in der Herstellung klang. Doch britische Lieferanten arbeiteten jahrelang hart daran, nun überdurchschnittliche Fähigkeiten vorweisen zu können. Inzwischen zahlen junge Marken Höchstpreise für einheimische Hersteller, weil sie so einen lückenlosen Überblick über Produktion und eine direkte Chance zur Qualitätskontrolle bekommen. Made in Britain. „In London gibt es viele
kleine Hersteller, die echt tolle Qualität liefern, sodass wir unsere Kollektionen von Anfang an auf höchstem Niveau produzieren können“, sagt Peter Pilotto über seine aufstrebende Marke. Pilotto findet auch, dass London die Unterstützung bietet, die der Schlüssel zum Erfolg der hiesigen jungen Designer ist, dank Organisationen wie dem British Fashion Council (BFC). Noch vor zehn Jahren zeigte sich ein gänzlich anderes Bild. Als unter anderem Alexander McQueen, Stella McCartney und John Galliano zu fremden Ufern aufbrachen, hat das Land einige der größten Talente der Branche verloren. Aber die London Fashion Week erlebt in den letzten Saisons ein Comeback – mit der Rückkehr von Burberry, Matthew Williamson, Amanda Wakeley, Jonathan Saunders, Antonio Berardi und Pringle, ganz zu schweigen von Tom Ford, der nach fünf Jah411 style in progress
ren Abwesenheit aus der Modewelt nun ein Atelier in London eröffnet. Eine Studie von Oxford Economics im Auftrag des BFC stellt fest, dass die Modebranche der britischen Wirtschaft 21 Milliarden Britische Pfund einbringt, sogar 37 Milliarden Pfund, wenn man deren Umwegrentabilität inklusive Tourismus einbezieht. Der BFCVorsitzende Harold Tillman, der auch Chef von Jaeger und Aquascutum ist, hofft, dass die Studie die Regierung dazu bewegt, in die Modebranche zu investieren. „Mode ist eine Erfolgsgeschichte für Großbritannien, und diese Studie unterstreicht ihre wahre Reichweite und wirtschaftliche Bedeutung.“ Ein nationaler Plan. Während die Topdesignermode Presse und Kritikerlob bekommt, hat Großbritannien auch äußerst erfolgreiche, kommerzielle Ladenketten, die viele Touristen anziehen. Schneller als man Plagiat sagen kann, übertragen Einzelhandelsriesen wie Topshop Designertrends auf Massen-Must-Haves. Eine Fähigkeit, die sich die Ladenketten anderer Länder erst noch aneignen müssen. London profitiert zudem von seiner neu entdeckten Stärke auf dem Herrenmodemarkt mit einer Unmenge innovativer Geschäfte von Designerboutiquen bis StreetwearLäden, die in den letzten 18 Monaten im Londoner Trendviertel Shoreditch wie Pilze aus dem Boden schießen. Shoreditch ist zu einem unumgänglichen Ziel für Herrenmodeeinkäufer und Designer geworden. Eine Entwicklung, die eine neue Messe in der Hauptstadt schon fast überfällig macht. Am 7. August 2011 startet Jacket Required, eine neue Premium-Herrenmesse von Mark Batista, einst Mitgründer der Streetwear-Messe To Be Confirmed (TBC), der sich jetzt mit den Menswear-Veteranen Craig Ford und Andrew Parfitt zusammengetan hat. style in progress traf das Trio in East London, in der Nähe des Veranstaltungsorts ihrer Messe. style in progress: Wie läuft es bisher mit dem Aufbau von Jacket Required? Craig Ford: Gut bisher. Andrew Parfitt: Ich fand die Idee gut, weil
ich so stark bei all den europäischen Messen vertreten bin und mich immer fragte: Warum gibt es in London keine auf diesem Niveau? Marken zu verkaufen, ist Ihr Alltag in Ihren Läden und Showrooms. Merken Sie, dass mehr internationale Einkäufer nach London kommen?
Craig Ford: Das ist einer der Gründe, warum
wir Jacket Required ins Leben rufen: Wir haben Termine mit Einkäufern aus den besten internationalen Läden hier in unseren Londoner Showrooms, da wir unsere Marken auf keinen Messen zeigen. Andrew Parfitt: Genau diese Leute wollen wir dazu bewegen, unsere Showrooms und gleichzeitig die Messe zu besuchen. Mark Batista: Einige Marken, die wir bei Jacket Required präsentieren, sind in keiner anderen Stadt vertreten. Hier unterscheiden wir uns also und liefern internationalen Einkäufern einen besonderen Grund vorbeizuschauen. Andre Parfitt: Wenn künftig 35, 36 Marken an einem Ort versammelt sind, dann lohnt der Messebesuch. Was werden Sie tun, um Einkäufer nach London zu ziehen? Craig Ford: Wir zeigen Marken, die noch
nie in Europa präsentiert haben, zum Beispiel haben wir eben erst Bedouin und andere japanische Labels gewonnen. Mark Batista: Wir wollen Brit-Marken wie Universal Works, Heritage Research und Garbstore zeigen. Diese Marken sieht man nicht in jeder Stadt in Großbritannien oder Europa. Finden Sie, dass es auch eine Entwicklung im Einzelhandel gibt, die eine Reise nach London wieder attraktiv macht? Mark Batista: Auch aus Handelsperspektive
ist London überzeugend. Es ist seltsam, dass es nicht längst eine Messe wie unsere gibt. Es gibt tolle Messen in Florenz, Paris und Berlin, aber nichts dergleichen hier. Dabei haben wir hier einen viel gesünderen, kräftigeren und richtungsweisenderen Herrenmodemarkt. Andrew Parfitt: Was derzeit hier im Einzelhandel passiert, ist wirklich wichtig. Warum kann man nur auf Einladung zur Messe? Craig Ford: Wir wollen keine Vertikalen
oder Plagiateure auf die Messe lassen. Wir wollen auch nicht, dass Marketingleute auftauchen. Die Messe ist eine reine Ordermesse. Bekommen Sie gute Rückmeldungen? Mark Batista: Die Rückmeldung ist deutlich
positiv. Es werden keine Horden von Einkäufern nach London kommen, dafür die richtigen. Qualität vor Quantität. Jacket Required findet vom 7. bis 8. August statt, direkt in der Redchurch Street in East London, wo sich auch die neue Szene an richtungsweisenden Herrenläden formiert. www.jacket-required.com
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Das Team der neuen Londoner Herrenmodemesse Jacket Required (v. l. n. r.): Mark Batista, Craig Ford und Andrew Parfitt.
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Street Style LONDON
Ihr weltbekannter, richtungweisender Stil führt dazu, dass auf den Straßen Londons Trends gesetzt und beobachtet werden. Auf der Brick Lane und seinen Nebenstraßen in Shoreditch wandeln die Modebewussten, lassen sich die Designer inspirieren. Der Londoner Osten setzt stark auf Vintage, kombiniert mit konventioneller Massenware und Traditionsmarken. Text: Alana Wallace. Fotos: Christopher Fenner
Blazer/Zara, T-Shirt/H&M, Leggings/American Apparel, Stiefel/All Saints, Tasche/Delia
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Rechte Seite Rechts: Cardigan/Rageblue, Hemd/Uniqlo, Krawatte/Vintage, Shorts/Vintage, Gürtel/Vivienne Westwood Links: alles Vintage
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Linke Seite Oben links: Mantel/Primark, Leggings/Topshop, Stiefel/La Redoute, Tasche/Blue Oben rechts: Jacke/All Saints, T-Shirt/All Saints, Jeans/Behave, Stiefel/All Saints, Tasche/Paul Smith Unten links: Sonnenbrille/Cheap Monday, Trenchcoat/H&M, Polohemd/Raf Simons for Fred Perry, Jeans/Cheap Monday, Schuhe/New Balance Unten rechts: Eine britische Institution. Die Mitglieder der London Pearly Kings & Queens Society sammeln Geld für wohltätige Zwecke vor Ort. Die Pearly Kings & Queens sind seit dem 19. Jahrhundert ein Symbol der Londoner Arbeiterklasse. Tausende Perlmuttknöpfe sind auf ihre Kleidung genäht, einige dieser Outfits werden seit Generationen weitergegeben. Rechte Seite Oben links: Sonnenbrille/H&M, Top/Topshop, Strumpfhose/Topshop, Manschetten/Asos, Stiefel/Vintage Unten links: Sonnenbrille/Ray-Ban, Shirt/Vintage, Schuhe/Vintage, Tasche/Vintage Unten rechts: Sonnenbrille/Asos, Top/Beyond Retro, Tasche/Vintage Moschino, Schuhe/Urban Outfitters
Nächste Seite links Alles Vintage Nächste Seite rechts Brille/Vintage, Blazer, Hose, Hemd/eigenes Label (Gabriel Akinosho), Krawatte/Vintage, Schuhe/Russell & Bromley
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Linke Seite Alles Vintage Rechte Seite Oben links: Brille/Oliver Peoples, Shirt/Agnes B, Hose/Ralph Lauren, Jacke/Barbour Unten links: T-Shirt/Oasis, Kapuzenpulli/American Apparel, Jeans/Burberry, Schuhe/Nike Unten rechts: Sonnenbrille/Ray-Ban, Krawatte/J. S. Homestead, Hemd/Ralph Lauren, Hosenträger/Ralph Lauren, Hose/Comme des Garçons, Schuhe/Converse, Tasche/Ralph Lauren
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SELECTED
Pomandère WEGWEISENDER VINTAGE-LOOK
Blondes make better T-Shirts UMWELTSCHUTZ IN NEUEM GEWAND
Humorvoll, stylisch und umweltfreundlich – so präsentieren sich die T-Shirts der norwegischen Marke Blondes make better T-Shirts. Ins Leben gerufen wurde das Label von der norwegischen Designerin Lise Ellingsen. Die Shirts stechen nicht nur durch ihre ausgefallenen Designs hervor, die Qualität kann sich ebenfalls sehen lassen. Für die Herstellung der Shirts werden ausschließlich nachhaltige Textilien verwendet, somit leistet das Modelabel einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Blondes make better T-Shirts konnte bereits mit seiner ersten Kollektion große Erfolge erzielen und will nun voll durchstarten – vier Kollektionen pro Jahr sind geplant. Dabei wird die Kollektion um unisex T-Shirts und Longsleeves erweitert. Die EK-Preise liegen zwischen 20 und 30 Euro bei einer Kalkulation von 2,6. Geschäfte, die bereits T-Shirts des Newcomer-Labels führen, sind unter anderen Ortner in Dortmund und Petera in Innsbruck. K&K Logistics, 70329 Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.52089715, www.kk-logistics.de, www.blondesmakebettertshirts.com
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Anmutiger Retrocharakter, zeitgemäß interpretiert. Dafür steht das 2007 gegründete italienische Modelabel Pomandère. Der Name stammt von Duftkissen, die einst in Schränke gelegt wurden, um Kleidung frischen Duft zu verleihen. Entwickelt hat sich das junge Label aus einem kleinen traditionsreichen Schneidereibetrieb. Pomandère entwirft Kollektionen intuitiv: Die Kleidungsstücke entstehen in einem von Spontaneität geprägten kreativen Prozess und ergänzen sich wie selbstverständlich zu einer in sich stimmigen Kollektion. Der Pomandère-Look überzeugt durch die harmonische Verbindung von Gegensätzen: soft und bequem, aber gleichzeitig zerknittert mit einem Hauch von Vintage. Diese spannenden Gegensätze sind die Konstante der Kollektionen. Zwei Kollektionen bringt das Label jährlich heraus. T-Shirts kosten im Einkauf sechs bis 80 Euro, Hosen 64 bis 78 Euro bei einer Kalkulation von 2,5 bis 2,7. room with a view, 5020 Salzburg/Österreich, T 0043.662.875651, office@roomwithaview.at, www.roomwithaview.at, www.pomandere.it
Stretta ELEGANTER SEXAPPEAL
Atemberaubend sexy präsentiert sich das Modelabel Stretta, das seine Wurzeln in Los Angeles hat. Die Kleiderkreationen sind dem Stil der Bandage Dresses von Hervé Léger nachempfunden – allerdings wesentlich günstiger. Der Name kommt aus dem Italienischen und bedeutet soviel wie hautnah, knapp. Gegründet wurde das Label 2011 von Eric Benarouche und Mayren Viray. Bei dem Label ist der Name Programm, denn die extravaganten Kleider lassen deren Trägerin viel Haut zeigen und zaubern eine wunderschöne, weibliche Silhouette. Neben den Kleidern komplettieren Leggings aus Stretchmaterial und figurnah geschnittene Röcke die Kollektion. Zu drei Lieferterminen – den beiden Hauptkollektionen und einer Cruise Collection – werden die Produkte zu einem EK-Preis von 90 bis 200 Euro angeboten, die Kalkulation liegt bei mindestens 2,7. FlipMunich, 80802 München/Deutschland, T 0049.89.344259, info@flipmunic.de, www.flipmunich.de, www.strettaapparel.com
SELECTED 107
Ipilya NEUER ABSATZ(AM)MARKT
Hohe Absätze an Schuhen haben naturgemäß einen Haken für die Trägerin. Aurora Oriana, Australierin mit italienischen Wurzeln, setzte sich für ihre 2010 gegründete Schuhlinie Ipilya daher ein konkretes Ziel: Schuhe für Frauen zu designen, die schön anzusehen und bequem zu tragen sind. Jedes Modell der Linie, die ausschließlich in Italien und aus dort verarbeiteten Ledern von Hand gefertigt wird, ist mit einer speziell gepolsterten Multi-Layering-Sohle ausgestattet. Highlights der zweimal jährlich erscheinenden Kollektion sind Abendsandalen, Stiefel und Pumps mit abnehmbaren Felldekorationen. Zusätzlich gibt es eine übersaisonale Brautschuhkollektion. Die Verkaufspreise beginnen bei 500 Euro. Der europaweite Vertrieb, der von der Geschäftszentrale in London aus gesteuert wird, befindet sich gerade im Aufbau und sieht renommierte Kunden wie Harrods in London, Theresa in München oder Quartier 206 in Berlin vor. Als speziellen Service bietet Ipilya Händlern die Möglichkeit, Farbvarianten oder Modelle in verschiedenen Stilrichtungen nach eigenen Vorstellungen zu variieren. Zudem soll es keine Mindestbestellmengen für kleinere Boutiquen geben und die Nachlieferung einzelner Modelle wird für einen Zeitraum von einer Woche versprochen. Ipilya, Christian Schwarz, W1B 5TB London/UK, T 0044.207.7348968, sales@ipilya.com, www.ipilya.com
SPRB DIE MODERN HÖHLENFRAU
Nelleke Strijkers, Inhaberin der Amsterdamer Modeläden SPRMRKT, beschreibt die SPRBWinterkollektion als „den Look der modernen Höhlenfrau“. Im Sommer 2009 rief sie zusammen mit Anne Marie Kramer und Nicky Boulton das Label ins Leben. Das Ergebnis ihrer Vision von Mode in Verbindung mit ihrem Know-how sind robuste und weiche, grobe und feine Stücke. Das Label beweist große Liebe für authentische Materialien, Proportion und Sinnlichkeit. SPRBs Positionierung liegt im mittleren bis hohen Modesegment. Das Label arbeitet mit handgefärbter Schafswolle, Nappa- und Veloursleder, unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit und großzügigen Drucken. Highlights im Sortiment sind grob gestrickte, übergroße Schals und monolithische Accessoires. Die Winterkollektion besteht aus etwa 50 Teilen, die überwiegend in Sarajewo in Handarbeit gestrickt und gefärbt werden. Den SPRB-Look gibt es ab August 2011 in Concept-Stores wie SPRMRKT, L’Eclaireur und Apartment. SPRB, 1016 LZ Amsterdam/Niederlande, T 0031.20.3305601, info@sprb.nl, www.sprb.nl
My Bob, use your head! KREATIVE KÖPFE
Globetrotter unter sich: Fasziniert von praktischen Panamahüten traf Geoffroy Moreel auf den passionierten Fotografen und Künstler Alberto Ibarretxe. Gemeinsam brachten sie ihre vielseitigen Talente und Erfahrungen im wahrsten Sinne des Wortes „unter einen Hut“. My Bob, use your head! ist das Ergebnis einer Lebenshaltung: Hüte, Mützen und Kappen, geschaffen für all jene, die gerne die Welt entdecken und das Beste aus unterschiedlichen Kulturen in ihren eigenen Lebensstil einfließen lassen. Lammwolle aus Schottland, Baumwolle aus Asien oder Stroh aus Südamerika – nicht nur die verarbeiteten Materialien stammen aus allen Erdteilen, auch das Händlernetz ist breit gestreut und reicht von Deutschland, Frankreich, Spanien und der Türkei bis nach Japan und Australien. Der multikulturelle Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch das Konzept von My Bob. Das typische Erkennungsmerkmal des Labels liegt damit nahe: ein rotes Ripsband auf der Hutinnenseite. Wärme, Optimismus und Schlichtheit lauten die klar definierten Schlagworte für die Herbst-/Winter-Kollektion 2011, mit der My Bob auf Messen wie Pitti Uomo, Premium und Première Classe Tuileries vertreten ist. Die Einkaufspreise liegen bei 24 Euro für zweifarbige Lammwollmützen und 81 Euro für Chelsea-Hüte. My Bob, use your head!, Geoffroy Moreels, 1050 Brüssel/Belgien, T 0032.474.605975, g.moreels@mybob.be, www.mybob.be
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108 SELECTED
Yerse FABELHAFT FEMININ
Feminin, aber unkompliziert – so präsentiert sich das spanische Modelabel Yerse, das es in den letzten Jahren geschafft hat, sich im jungen DOB-Segment durchzusetzen. Die Brand des 1964 gegründeten spanischen Familienunternehmens ist seit 2009 in Deutschland aktiv und beliefert nach vier Orderrunden bereits rund 300 Türen. In Österreich und der Schweiz gibt es zirka 80 Verkaufsstellen. Das Erfolgskonzept: authentische Designs aus qualitativ hochwertigen Materialien zu marktfreundlichen Preisen. Als Ergänzung zu den Kleidungsstücken wird das Label ab der aktuellen Orderrunde um eine hochwertige Accessoirelinie erweitert. Liebevoll gearbeiteter Schmuck, Schals und Taschen runden das Portfolio harmonisch ab. Diese sind zeitgleich mit den beiden Hauptkollektionen zu ordern. Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2012 wurde von amerikanischen Filmen und TV-Serien der 1950er-Jahre inspiriert. Im EK liegen die Preise zwischen sechs und 35 Euro bei einer Kalkulation von 3,0. Geordert werden kann bis 15. September, ausgeliefert wird von 15. Januar bis Ende Februar. Diese Saison ist Yerse auf den Messen Premium, Who’s Next und der CPM vertreten. Agentur Elke Wirichs, 80805 München/Deutschland, T 0049.89.32308100, info@elke-wirichs.com, www.elke-wirichs.com sue-vêt AG, Susanne Röthlisberger, 8050 Zürich/Schweiz, T 0041.43.2994050, susan@sue-vet.com, www.sue-vet.com Wolfgang Glaser Handelsagentur GmbH Fashion Mall, 5028 Salzburg/Österreich, T 0043.662.455000, office@modeagentur-glaser.at, www.modeagentur-glaser.at www.yerse.com
Parker EINFACH BEZAUBERND Alina Schuerfeld HAMBURG MEETS ITALY
Die Premiummarke für Schuhe und Taschen Alina Schuerfeld steht für klare Linienführung, subtile Details, spannenden Materialmix und sorgsame Farbwahl. Die auf der Hamburger Veddel ansässige Marke schafft den harmonischen Übergang zwischen modernen Elementen und zeitlosem Stil. Ausschließlich aus vegetabil gegerbtem Leder in italienischen Manufakturen gefertigt, setzt Alina Schuerfeld auf hohe Qualität. Das hohe handwerkliche Niveau spiegelt sich in den Endprodukten wider. Die Range der Schuhe reicht von Stiefeln mit Stiletto-Absätzen über Reiterstiefel bis hin zu femininen flachen Schnürschuhen. Der EK der Damenkollektion liegt zwischen 144 und 270 Euro. Herrenschuhe sind zum EK-Preis von 160 bis 315 Euro zu erwerben. Die Taschen und Koffer mit raffinierten Schließ- und Verbindungselementen liegen bei EK-Preisen von 330 bis 770 Euro. Die Kollektion wird mit 2,5 bis 2,8 kalkuliert. Alina Schuerfeld GmbH, 20539 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.76990216, sales@alinaschuerfeld.com, www.alinaschuerfeld.com
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Kleider und Tops, die Gegensätze vereinen, kreiert das Modelabel Parker. Die Kollektion ist lässig, aber dennoch verspielt, cool, aber dennoch elegant und edel. Hochwertige Stoffe, aufwändige Stickereien und detailreiche Paillettenverzierungen heben Parker von anderen Labels ab. Zarte Stoffe in leuchtenden und sanften Farben sind das Markenzeichen des US-Labels. Für die Münchner Vertriebsagentur Flip ist Parker eine perfekte Kollektion für Läden, die modische, nicht ausschließlich an den großen Marken orientierte Kundinnen bedienen. Der EK-Preis liegt zwischen 90 und 200 Euro bei einem Kalkulationsfaktor von mindestens 2,7. Bereits erhältlich ist das amerikanische Label in führenden Häusern wie Barneys, Intermix und Saks5th Avenue. In Europa startet der Vertrieb mit der ersten Pre-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2011, die Mitte November ausgeliefert wird. Die weiteren beiden Liefertermine des Labels sind Ende Februar für die Sommerkollektion und Ende August für die Herbst-/Winter-Ware. FlipMunich, 80802 München/Deutschland, T 0049.89.344259, info@flipmunich.de, www.flipmunich.de, www.lilykateshowroom.com/parker
SELECTED 109
Gold Bunny GOLDSTÜCK
Die Jacken von Gold Bunny aus feinstem, weichstem Leder ließen sich sogar ganz unkompliziert in eine kleine Tasche stecken – wenn sie dafür nicht viel zu schade wären. Das innovative Jackenlabel mit dem herzigen Namen wurde im Jahr 2008 gegründet und hat seither schon beachtliche Erfolge erzielt. So ist Gold Bunny im Handel beispielsweise bei Pool in München, Jades in Düsseldorf, Gallery in Madrid, Helmut Eder in Kitzbühel und Harvey Nichols in London zu finden. Die aktuelle Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2012 zeigt leichteste Materialien wie zum Beispiel Känguruleder in fluoreszierenden Farben. Handgemachte Vintage-Effekte und spezielle Perforierungen machen die innovativen Stücke zu etwas ganz Besonderem. Jede Kollektion umfasst etwa 30 Teile für Frauen und Männer. Baumwolljacken liegen preislich bei 119 bis 129 Euro EK, Lederjacken kosten zwischen 239 und 295 Euro EK mit einer Kalkulation von 2,7. Agentur Toepfer, 40476 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.1306360, office@agentur-toepfer.de, www.agentur-toepfer.com, www.gold-bunny.it
Souve TRAG, WAS DU DENKST!
Mit diesem Claim startete die erste Kollektion der im März 2011 gelaunchten Marke Souve aus München. Ziel des Geschäftsführers und Kreativdirektors Hendrik Boeing ist, mit seinen Produkten den Menschen auf der Straße eine modische Stimme zu verleihen. Claims wie „Munich is for Lovers“, „I lost my Heart in Salzburg“, „Poor but Sexy“ oder „Can’t affort a Birkin“ zieren die Shopper Bags aus festem Canvas. Boeing erklärt: „In diesem niedrigpreisigen Segment findet man in der Regel ausschließlich typische Merchandising-Produkte. Unsere Produkte sind mit Jutebeuteln aus lappigem Stoff nicht vergleichbar.“ Das Design „Can’t affort a Birkin“ wurde bereits im Mai von ersten Händlern wie Isy’s in München oder Helmut Eder in Kitzbühel gut abverkauft. Die erste Kollektion umfasst ausschließlich Shopper Bags aus Canvas die 7,50 Euro im Einkauf kosten und mit einer Kalkulation von 2,7 angeboten werden. In Planung sind Produkte mit hochwertiger Vintage-Leder-Veredelung. Souve UG, Hendrik Boeing, 81541 München/Deutschland, T 0049.176.66889900, mail@souve.net, www.souve.net
Cottin TRAUMJERSEY
Schmeichelnd und noch dazu ökologisch korrekt ist die Wohlfühlkollektion Cottin, mit Jerseyqualitäten mit Ökotex 100 Zertifikat zu fairen Preisen. Das Label wurde im Januar 2010 von Elke Cottin von der Plan B Fashion GmbH in Köln ins Leben gerufen und zeigt viel Weiblichkeit, mit Shirts und fließenden Kleidern und Details wie etwa Smokeffekten und Schlitzen. Dafür gibt es bislang 44 Kunden in Deutschland und Spanien, darunter Zusann in München, Liedhoff in Hamburg, Paulina in Celle und Dipol in Mannheim. Jährlich bringt die Plan B Fashion GmbH zwei Kollektionen mit 65 Teilen heraus. Shirts kosten im EK 39 bis 59 Euro, Kleider 89 bis 129 Euro. Die aktuelle Kollektion für Frühjahr-Sommer 2012 setzt auf Colourblocking und Layering, außerdem wird das Programm um Strick und gewaschenen Seidenqualitäten erweitert. Ein erster Cottin-Shop ist auch schon in Planung. Plan B Fashion GmbH, 50677 Köln/Deutschland, T 0049.221.3028304, cottin@cottin.de, www.cottin.de
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110 SELECTED
Judith Haarmann STRICK À PORTER
Exklusive italienische Garne, gepaart mit der hohen Handwerkskunst der Strickerei, dafür steht das 1999 gegründete Stricklabel Judith Haarmann. In ihrem eigenen Store in Westerland auf Sylt präsentiert die Hamburger Designerin Mäntel, Plates, Capes, PonchoSwinger, Schlauchkleider, Stiftröcke bis hin zum Bananenrock, handgefertigt aus Materialien wie Cashmere und Seide, auf Wunsch auch Vikunja. Als weiteres Material verarbeitet die Designerin auch Seiden mit Elastankern oder hochwertige Viskosen kombiniert mit Elastan, um die Passform zu stabilisieren, spezielle Oberflächeneffekte und höchsten Tragekomfort zu gewährleisten. Ein Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist seit Sommer 2011 angesetzt. Anvisiert sind Händler im hochpreisigen Luxuswarensegment. Die VK-Preise bewegen sich zwischen 450 Euro für Pullover, 1.200 bis 2.400 Euro für Kleider bis hin zu 9.000 Euro für handgefertigte Cashmere-Pullover. Die EKPreise errechnen sich je nach Ordervolumen. Judith Haarmann, 25980 Westerland (Sylt)/ Deutschland,T 0049.4651.299797, info@judith-haarmann.de, www.judith-haarmann.de
Blockindustrie ALTE WERTE, NEUER LOOK
Mit Blockindustrie hat die Firma MC Adams aus Italien eine neue Kollektion herausgebracht, die sich mit lässigem Style auf alte Werte und das Know-how des 1973 gegründeten Unternehmens stützt. Jedes Stück entsteht mit viel Handarbeit und erhält stückgewaschen und luftgetrocknet einen besonders natürlichen, einzigartigen Look, der 40 Jahre Erfahrung in Sachen Schneiderkunst, Waschungen und Treatments spürbar macht. Das mögen bislang 30 Händler in Europa, darunter Emerson Renaldi in Nürnberg, Sugar im italienischen Arezzo sowie Spoon in Modena und Udo Toepfer, der jetzt mit dem Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz startet. Die Kollektion umfasst Jacken, Hosen, Strick und Shirts für Frauen und Männer. Jacken kosten 138 bis 218 Euro EK und Hosen 57 bis 97 Euro mit einer Kalkulation von 2,8. Agentur Toepfer, 40476 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.1306360, office@agentur-toepfer.com
Rosemunde STILLER ALLTAGSLUXUS
Die Kollektion von Rosemunde ist so skandinavisch, wie eine Kollektion nur typisch skandinavisch sein kann: Geprägt von einem stillen, dezenten und puristischen Luxus, der sich weniger in den Designs als vielmehr in den verwendeten Materialien ausdrückt. Der Anspruch der Designer Katherine Hviid und Maj Christoffersen und ihrem 50-köpfigen Team war es Styles zu kreieren, die man an 365 Tagen im Jahr tragen kann. Zum Einsatz kommen hochwertige Materialkombinationen wie beispielsweise 70 Prozent Seide und 30 Prozent Baumwollmischungen für Tops, Cashmere-Stoffe, innovative Materialien wie Tencel (Lyocell) und zertifizierte Biobaumwolle. Die Kollektion erscheint viermal jährlich und greift keine aktuellen Trendthemen auf, sondern stellt zeitlose und eher klassische Looks vor. Die Marke wird bereits in den Ländern Österreich, Belgien, Dänemark, England, Finnland, Deutschland, Holland, Norwegen, Spanien und der Schweiz vertrieben und ist weltweit in mehr als 70 Stores vertreten, darunter auch Ludwig Beck in München und C’est la vie in Hamburg. Agentur Norbert Gresch, 20251 Hamburg/Deutschland, T 0049.172.4012967, germany@rosemunde.com Agentur Erwin Kronawettleitner, 4813 Altmünster/Österreich, T 0043.664.2303030, austria@rosemunde.com Kamm & Kamm Company, 8800 Thalwil/Schweiz, T 0041.771.7565, switzerland2@rosemunde.com, www.rosemunde.dk
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SELECTED 111
Swedish Hasbeens KINDHEITSTAGE
Im Jahr 2007 tat sich Emy Blixt mit einer Freundin aus Kindheitstagen zusammen, um das Schuhlabel Swedish Hasbeens zu gründen. Mit der simplen Idee, bessere Schuhe für eine bessere Welt zu kreieren, ohne Plastik und Bling-Bling. Seitdem geht es rasant bergauf für die Holzclogs, Sandalen und Sportschuhe im Retrostyle, die es zum Beispiel bei American Rag in Los Angeles, Merci in Paris und Antonia in Mailand zu kaufen gibt – und die auch Sarah Jessica Parker und Maggie Gyllenhaal gut gefallen. Weltweit wird Swedish Hasbeens in 20 Ländern mit insgesamt 500 Verkaufspunkten vertrieben, das größte davon die USA. Nun ist es Zeit, Deutschland intensiver anzugehen, neu unter den Fittichen der Agentur Wirichs. Zu angemessenen Verkaufspreisen zwischen 150 und 350 Euro, denn Nachhaltigkeit hat seinen Preis für ein Label, für das viel Handarbeit und Naturprodukte selbstverständlich sind. Agentur Elke Wirichs, 80805 München/Deutschland, T 0049.89.32308100, info@elke-wirichs.com, www.elke-wirichs.com, www.swedishhasbeens.com
masha & kate KLASSISCH WAR GESTERN
B-Low the Belt KUNSTWERK GÜRTEL
Zeitlos elegant mit einer Prise Rock ’n’ Roll. Die Gürtel des 2002 ins Leben gerufenen Labels B-Low the Belt sind absolute Hingucker. Nieten, Schnallen und Schnürungen machen die Gürtel zu kleinen Kunstwerken. Aber auch die Handtaschen und Accessoires können sich sehen lassen. Für die Herstellung werden ausschließlich Materialien höchster Qualität verwendet. Gegründet wurde das Label von den beiden kreativen Köpfen Carole Kotler und Ana Schoenberg. Inspiriert von Musik, Kunst und Architektur schlägt B-Low the Belt die Brücke zwischen unkonventionellen Accessoires und zeitlosem Stil. Der Liefertermin für Herbst ist August/September, für Frühling Februar/März. Im Einkaufspreis liegen die trendigen Gürtel zwischen 50 und 120 Euro bei einer Kalkulation von mindestens 2,7. Nach der erfolgreichen Marktetablierung des Labels in den USA nimmt sich die Agentur FlipMunich jetzt dem Vertrieb in der EU an. FlipMunich, 80802 München/Deutschland, T 0049.89.344259, info@flipmunic.de, www.flipmunich.de, www.b-lowthebelt.com
Verspielte Popkultur at its best. Mit dem Label masha & kate kommen ab August 2011 Halstücher und Schals auf den Markt, die kräftige Farben der Popkultur mit typischen Motiven der Volkskultur gekonnt mixen. Hier treffen Brezeln auf die Berliner Siegessäule und Lebkuchenherzen auf zarte Folkloremuster. Highlight sind die vielen kleinen Details, die es auf den zweiten Blick zu entdecken gilt. Die Tücher sind aus weich fließenden Stoffen wie Seide, Baumwolle oder einem SeideCashmere-Gemisch gefertigt und in den Formaten 90 mal 90, 200 mal 70 und 180 mal 130 Zentimeter erhältlich. Die Mash-up-Tücher und -Schals überzeugen nicht nur durch Topqualität, sondern auch durch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis: Die typischen masha & kate Styles sind zu EK-Preisen von 47 bis zu 149 Euro erhältlich. Im Handel sind die Tücher und Schals ab August unter anderem bei Konen in München, Marie Jo in Hannover und Hege 9 in Hamburg zu kaufen. Vertriebsagentur Hoferer GmbH, 80807 München/Deutschland, T 0049.8932.7298315, www.agentur-hoferer.de
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SENKT DIE BLICKE!
Richten wir doch unseren Blick mal nach unten – auf ein Accessoire, das sich vom Beiwerk zum Key-Player gemausert hat. Im Outfit wie im Handel. Die Aussichten für Frühjahr/Sommer 2012 verraten führende Designer in style in progress. Text: Martina Müllner. Styling: Roswitha Wieser. Fotos: Andreas Hechenberger
Lacoste Lacoste Dolfie Dolfie Tkess Tkees Tkees United Nude
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FASHION&INSPIRATION 113
New Balance Superga Leather Crown TST Philippe Model Philippe Model (links)
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114 FASHION&INSPIRATION
Ludwig Reiter Superga Red Wing Red Wing Clarks
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FASHION&INSPIRATION 115
Fiorentini & Baker Primabase Sabbies Amsterdam Sabbies Amsterdam Primabase
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116 FASHION&INSPIRATION
Santoni Rupert Sanderson Arfango Alden Floris van Bommel Scholl
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FASHION&INSPIRATION 117
n.d.c. Dolfie New Balance Volta Preventi Pantofola d'Oro
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118 FASHION&INSPIRATION
Tosca Blu Tosca Blu Tosca Blu Pura Lopez Ash
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Rem D. Koolhaas, Designer United Nude. United Nude steht für architektonisches und konzeptionelles Schuhdesign. Dennoch erfindet sich das Label wieder einmal mit einer eleganten Kollektion neuer Styles und Neuauflagen zeitloser Klassiker neu. Von einem Basiskonzept, wie beispielsweise dem hölzernen Abstract bis hin zu neuen glamourösen Styles wie Web und Geisha. Die perfekte Balance zwischen Design und Mode wurde gesucht und gefunden. Floris van Bommel, Designer Floris van Bommel. Unsere Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2012 wird aus einer Mischung aus leuchtenden und gedämpften Farben bestehen. Zu Beginn der Saison stellen wir uns stets die Frage: Werden Sneakers immer noch wichtig sein? Mit zwei vollkommen neuen Sneakerslinien beweisen wir: Und ob! Darüber hinaus haben wir eine Segelschuhlinie entwickelt, die sehr deutlich die Handschrift von Floris van Bommel tragen wird. Adolfo Lendoyro, Designer Dolfie. Wir designen und kreieren alles, von dem wir denken, dass wir es gerne tragen würden oder dass es innovativ und modern ist. Das können durchaus auch Dinge sein, die wir auf der Straße sehen und erleben. Auf jeden Fall ist es eine Zeit, in der man anführen sollte, anstatt zu folgen, und in der man darauf achten sollte, was man kauft, um sich einen einzigartigen Look zu erschaffen. Pierre Garnier, Design Director Lacoste Footwear. Die Lacoste-Vision für Sommer 2012 ist, hochwertige, bewusst einfach gehaltene und konsumentenorientierte Schuhe zu entwickeln. Zudem sollen die Schuhe Authentizität, Optimismus, Verwegenheit und Eleganz reflektieren. Wir reduzieren die Komplexität unserer Produktpalette und steigen auf Produktbotschaften um, die simpler und gezielter sind. Gabor Magyar, General Manager Red Wing Shoes. Der größte Nutzen jedes Red Wing Boots war und ist seine ausgezeichnete Qualität. Unsere neue Kollektion wurde von klassischen Produkten aus unseren Archiven und nicht nur von kurzlebigen Trends inspiriert. Innerhalb der Beckman-Kollektion aus Featherstone-Leder werden wir einen Oxford-Schuh auf den Markt bringen. Außerdem wollen wir mit einer vollständig handgenähten Kollektion überraschen. Roberto Basso, Designer Primabase. Die nächste Frühjahr-/Sommer-Kollektion ist vor allem von der Flower Power der 1970er-Jahre beeinflusst. Flache Schuhe und farbige Sneakers mit Nieten, Vintage-Effekten und Stitchings, meisterhaft verarbeitet von italienischen Schuhhandwerkern. Sauro Doria, International Sales Manager Preventi. Der derzeitige Schuhtrend bewegt sich in Richtung eines hybriden Schuhs, der zwischen Sneakers und Lederschuh liegt. Dieser Hybridschuh ist angenehm zu tragen und eignet sich sowohl für elegante, als auch für ungezwungene Anlässe. Mode ändert sich sehr schnell und die Kunden suchen nach einem speziellen Schuh, der easy und smart wirkt.
Mauro Simionato, Designer und Brand-Manager Volta. Die Menschen sehnen sich wieder nach Qualität, auch wenn das höhere Preise bedeutet. Und das möchten wir mit Volta erreichen; die alltäglichen Bedürfnissen der Konsumenten zu erfüllen und gute Schuhe zu entwickeln, die sofort zu Klassikern werden. Enrique Corbi, Designer und Mitbesitzer n.d.c. Leichte, bequeme und flexible Konstruktionen gearbeitet aus weichem Veloursleder, vegetabil gefärbtem Leder und gewaschenem Leinen. Espadrilles mit Ledersohle und vegetabil gefärbte Ledersandalen sind die Schlüsselelemente der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2012. Achim Leidel, Country Manager Deutschland, Österreich, Schweiz, Scholl Footwear. Neben Ultra-Flats und komfortablen Keilabsätzen werden wir in der Frühjahr-/SommerKollektion 2012 die bewährten Bioprint-Sohlen um eine Neueinführung erweitern. Auch bei den Holzabsätzen wird es einen Relaunch geben. Sandalen, Sandaletten und Wedges in Vintage- bzw. Used-Optik kommen in frischen Farben wie Coral, Citro oder Blue-Sky sowie Schwarz, Weiß und Naturtönen daher. Carly und Jesse Burnett, Inhaber und Designer TKees. Wir freuen uns auf Flip-Flops mit Spitzenbändern im Frühling. Darin fühlt man sich sexy, sobald man hineingeschlüpft ist. Es fühlt sich an, als würde man Dessous an den Füßen tragen, die man dann natürlich gerne herzeigt! Giacomo Ronzoni, Inhaber von Minoronzoni Srl (Tosca Blu). Die Frühjahr/Sommer-Kollektion 2012 spielt mit verschiedenen Farben, um weibliche Energie gekonnt in Szene zu setzen. Eine Kombination aus natürlichen Tönen wie Sand und Stein kombiniert mit Korallrot. Ebenso finden sich metallisches Gold, Silber und Orangetöne, die mit hell- und dunkelbraunen Ledertönen gemixt werden. Gabriel Cañellas, Creative Director Lotusse. Die Schuhtrends der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2012 zeigen sich bei Lotusse in einer kraftvollen, sportlichen und gleichzeitig eleganten Kollektion. Ein wichtiges Thema im Sommer 2012: Strukturen bei Absätzen und Sohlen in verschiedenen Finishings wie Kork, Vachetta und Kokos. Auch das Thema Leichtigkeit spielt eine große Rolle – vor allem durch die Microschuhsohlen. Die neue Linie Delice wird ebenfalls erweitert. Rupert Sanderson, Chefdesigner und Inhaber. Für die Frühjahr-/SommerKollektion 2012 können unsere Kunden mit allem rechnen – das Sortiment reicht von niedrigen, farbverändernden Heels mit Blockabsatz bis hin zu wolkenkratzerhohen Wedges. Conrad Hasselbach, Vertriebsagentur von Trickers. Für Frühjahr/Sommer 2012 sehen wir einem Revival des Tassel Loafers der 1980er-Jahre entgegen – auch für Frauen. Farblich werden Velourslederschuhe in Blau, Pistazie und Crème dominieren. Details wie farblich abgesetzte Tassels und farbige Futterleder sind ein Muss.
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NON È BELLO CIÒ CHE BELLO, MA CIÒ CHE PIACE* *Es ist nicht schön, was schön ist, sondern was gefällt. Fotos: Marcel Gonzalez-Ortiz/www.gonzalez-ortiz.com Styling/Produktion: Roswitha Wieser, Karin Siller Haare/Make-up: Karin Bogner Model: Kristina Nikolic, www.wienermodels.com Dank an Sport & Mode Reyer/www.reyer.cc, Die Brille Salzburg
Bluse Villa Gaia Shorts 7 for all mankind Hosenträger R95th Socken Kunert Schuhe n.d.c.
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Weste Closed Hose Closed G端rtel Guess by Marciano Kette Chan Luu
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Bluse Marc Oâ&#x20AC;&#x2122;Polo Shorts J Brand Ohrringe Sence
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Jacke 81hours Top 0039 Italy Shorts 34 White Schal Kudibal Gürtel Naf Naf Stiefel Marc O’Polo Sonnenbrille Dsquared Stoffarmband Mathias Chaize Armbänder Isabel Marant
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Kleid Kristensen du Nord M端tze Warm-Me Stiefelette Janet & Janet
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Kleid Twenty8Twelve Hut Roeckl Handschuhe Roeckl
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Bluse Dr. Denim Shorts Missoni Tasche Giorgio Brato Kette Chan Luu
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Kleid St.Emile Panty Hanky Panky Armband Noa Noa Lederarmb채nder Saami Crafts
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IN FULL BLOSSOM Fotos: Sabine Liewald, www.sabineliewald.com Styling & Produktion: Sabine Berlipp, www.blossommanagement.de Haare/Make-up: Sascha Schuette, Tune Management Model: Jelena, Model Management Hamburg Dank an Sanctum Store, www.sanctum-shoes.com, Herkenrath, www.herkenrath1873.de
Rock Villa Gaia Top Naf Naf Schuhe Prada von Herkenrath
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Kleid Marimekko
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Hot Pants Edith & Ella Bluse Department 5 Tasche & Tuch Barbour Handschuhe Roeckl Brille Mykita Schuhe Prada von Herkenrath
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Rock Susanne Bommer Bluse Joie Tuch Ra-Re Schuhe Prada von Herkenrath
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Bluse Noa Noa Hose Amsel Tasche George Gina & Lucy Brille Six Million Glasses
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Top Lacoste Hose Hugo Schuhe Liid von Sanctum
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Kleid Schumacher Tuch Roda Handschuhe Roeckl
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136 LOOK&FEEL
RETAIL NEWS
Berlin, Rom, Salzburg: Mit neuen Monolabel-Stores setzen Marken optimistische Zeichen. Das Interieur der neuen Läden ist so divers wie die Brands selbst – von reduziert bis überschwänglich opulent.
Denim am Kurfürstendamm
Stylische Freizeitlooks
7 for all mankind / Berlin
Hugo Boss / Sylt
Die kalifornische Premiumdenim-Marke 7 for all mankind erweitert ihr Angebot in Berlin. Mitte Juni eröffnete am Kurfürstendamm 185 der zweite Store. Auf 125 Quadratmetern verteilt über zwei Etagen zeigt die im Jahr 2000 gegründete Marke aus Los Angeles ihre komplette Range. Der großzügige Eingangsbereich wird von den großen Glasfensterscheiben dominiert. Prägende Elemente im Interieurkonzept des Stores: Eiche natur, Zebrano, Zementplatten, Glasvitrinen und bronzefarbene Kleiderstangen. Der erste Store von 7 for all mankind in Deutschland eröffnete 2010 im Berliner Quartier 206, darauf folgten weitere in Düsseldorf und Hamburg. „Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für uns“, sagt Manager Massimo Ferrucci. „Insbesondere Berlin ist eine Stadt, die für uns modisch interessant ist. Wir freuen uns, dass es uns nun möglich ist, hier mit einer weiteren Dependance glänzen zu dürfen.“ Kurfürstendamm 185, 10707 Berlin/Deutschland, www.7forallmankind.com
Hugo Boss ist seit Mai mit seinem ersten Store auf Sylt vertreten und bietet nun in der Friedrichstraße 10 in Westerland drei seiner Linien an. Kollektionen und Accessoires von Boss Black, der Casualwear-Linie Boss Orange und der golfinspirierten Sportswear-Linie Boss Green liefern die perfekten Outfits für unbeschwertes Sylter Freizeitvergnügen. Nicht nur Mens- und Womenswear sind in dem neuen Store erhältlich, Kinder erwartet die stylische Boss Kidswear-Kollektion. Modernstes Interieur auf rund 172 Quadratmetern bildet die perfekte Umgebung. Das sportliche Shopkonzept wurde speziell für die Präsentation von Boss Black Sportswear, Boss Orange und Boss Green erstellt. Angelehnt an das Thema Segeln, erinnert der Store an eine Yacht – hochwertige Materialien wie gebeizte Eiche und Schwarzstahl lassen den Shop zugleich edel und sportlich erscheinen. Originalsegel der Hugo Boss Yacht wurden in Form von abgehängten Deckenfeldern und Wandpaneelen in das Designkonzept integriert. Friedrichstraße 10, 25980 Sylt/Deutschland, www.hugoboss.com
Modelabels in historischem Ambiente WP Lavori / Rom
Ein 125 Quadratmeter großes Denim-Paradies: der neue 7 for all Mankind Store in Berlin am Ku’Damm.
Der neue Boss Store auf Sylt. Edel, exklusiv, einladend.
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In einem historisch wertvollen Altbau in unmittelbarer Nähe zur Piazza di Spagna präsentiert sich die Markenwelt von WP Lavori auf rund 300 Quadratmetern in neuem Glanz. Im April 2011 eröffnete WP Lavori dort seinen neuesten Store in Rom. Das abwechslungsreiche Markenportfolio des römischen WP-Stores setzt sich aus Woolrich, Woolrich Woolen Mills, Pennrich, B.D. Baggies, Save Khaki, Barbour, Avoncelli und Blundstone zusammen. Zudem haben junge, innovative Brands aus UK, Japan und den USA ihren Weg dorthin gefunden, wie die beiden japanische Labels Beams+ und Fith. Mit seinen neuen Stores knüpft WP Lavori an seine früheren Retail-Erfolge an – die Stores galten lange Zeit als maßgebliche Trend-Stores in Italien und sollen genau das jetzt wieder werden. Die 1982 gegründetet WP Lavori in Corso Group konnte im Geschäftsjahr 2010 ein Plus von 15 Prozent erzielen. Um auf diesen Erfolg weiter aufzubauen, werden in diesem und nächstem Jahr noch weitere Store-Eröffnungen folgen – vorerst allerdings nur in Italien. Via Salita San Sebastianello 6B, 00187 Rom/Italien, www.wplavori.com
WP Store in Rom – abwechslungsreiche Mode präsentiert in historischen Räumen.
LOOK&FEEL 137
Die Schweden sind los
Schaufenster für Design-Objekte
Björn Borg / Düsseldorf
Stone Island / Paris
Anfang Juni öffnete der deutschlandweit erste Björn-Borg-Store in Düsseldorf seine Tore. Bei der Eröffnungsfeier bewarben neun BjörnBorg-Doubles den neuen Store. Auf rund 68 Quadratmetern in der Kö-Galerie präsentiert das Underwear-Label sowohl seine Damenund Herrenkollektionen als auch Swimwear, Taschen und Socken. Jens Reuschel, Sales Manager von Björn Borg in Deutschland, ist vom Standort des Flagship-Stores begeistert: „Die Kö-Galerie hat sich zum innovativen Center in der Modehauptstadt Düsseldorf entwickelt. Die Nähe zu unserer Zentrale in Würselen ist auch perfekt.“ Weitere Stores in Deutschland sollen folgen – wo und wann die Stores aufmachen, ist allerdings noch nicht bekannt. Gegründet wurde die Marke im Jahr 1989. In Skandinavien und den Niederlanden zählt sie bereits zu den führenden Unterwäschemarken. Inspiration und Namensgeber des Labels ist die schwedische Tennislegende der 1970er-Jahre Björn Borg. Königsallee 60, 40212 Düsseldorf/Deutschland, www.bjornborg.com
Paris ist seit Juni 2011 um ein Fashion-Highlight reicher: Mitten im Herzen der Stadt eröffnete im Rahmen der Pariser Men’s Fashion Week der erste Flagship-Store Frankreichs von Stone Island. Inhaber Carlo Rivetti möchte sich damit auf dem französischen Markt etablieren, jedoch auch gleichzeitig auf dem internationalen Parkett glänzen. Beeindruckend sind vor allem die baulichen Maßnahmen, die für die Neueröffnung des Shops in der Rue Saint-Honoré getroffen wurden. Die Verkaufsfläche von etwa 80 Quadratmetern beeindruckt mit fließendem Boden aus Marine-Edelstahl und vertikalen Lichtelementen aus Carbon und Glasfaser. Beim Grundriss wurde auch die Außenseite des Shops mit einbezogen und eine doppelte Glasstruktur über zwei Ebenen sorgt für eine imposante Außenwirkung. Rue Saint-Honoré 316, 75001 Paris/Frankreich, www.stoneisland.com
Auf zu neuen Ufern Cinque / München und Salzburg
Neueröffnung im Juli 2011: Das Modelabel Cinque präsentiert zwei neue Stores in guter Lage, einen Flagship-Store im Herzen von München und einen Partner-Store in Salzburg, ebenfalls zentrumsnah. Der Münchner Flagship-Store liegt in der Brienner Straße 1, nahe dem Odeonsplatz. Auf rund 160 Quadratmetern werden hier die facettenreichen Cinque Kollektionen Donna, Uomo sowie Shoes und Accessorires präsentiert. Der neue Partner-Store in Salzburg befindet sich in der Linzer Gasse 37. Auf etwas bescheideneren 90 Quadratmetern erlebt man hier spannungsreiche Modetrends, die den Spagat zwischen Coolness und Leidenschaft perfekt meistern. Betreiber des Partner-Stores ist die Firma Desidero. Vor Ort wird der Salzburger Cinque-Store von seiner österreichischen Vertriebsagentur, der Aco Modeagentur Gmbh begleitet. Beide neuen Stores wurden gemeinsam mit dem Architekturbüro Pankrath-Windisch entwickelt. Das Konzept basiert auf bestehenden Stores in Berlin, Braunschweig und Düsseldorf – es wurde allerdings an die neuen Stores individuell angepasst und um einige Details weiterentwickelt. Shop München, Brienner Straße 1, 80333 München/Deutschland Shop Salzburg, Linzer Gasse 37, 5020 Salzburg/Österreich, www.cinque.de
Stone Islands erster Store in Paris.
Der farbenfrohe Björn Borg Flagship-Store in Düsseldorf.
Der brandneue Flagship-Store von Cinque im Herzen von München.
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Die Zwei von der Sihlporte
The Apartment Store / Zürich. Seit sieben Jahren leben und arbeiten Marcel Hofmann und Hanspeter Limacher ihren Traum von der perfekten Boutique an der Sihlporte in Zürich. Seit der Vergrößerung der Ladenfläche im letzten Herbst wird The Apartment Store seinem Namen noch mehr gerecht und präsentiert großzügig einen sehr speziellen Markenmix. Text: Dörte Welti. Fotos: Jan Willem den Hollander
Hanspeter Limacher (l.) und Marcel Hofmann verkaufen nur das, was sie auch selbst tragen würden: einen puren Style ohne Chi-Chi und Pomp.
„L
aut Definition im Duden ist ein Apartment eine großzügige, luxuriöse Einzimmerwohnung“, erklärt Hanspeter Limacher den Namen des Geschäftes. „Da unser Laden aus einem großen Raum besteht und wir eine Atmosphäre anstreben, als würde man zu Freunden einkaufen gehen, fanden wir The Apartment Store sehr passend.“ Damit hat der Absolvent der Textilfachschule auch gleich die Erfolgsformel für The Apartment Store verraten. Er und sein Partner Marcel Hofmann haben nämlich von Anfang an auf persönliche Betreuung der Kunden gesetzt. Hofmann, der noch in einer Stickerei in der Westschweiz seine kaufmännische Ausbildung absolvierte und eigentlich liebend gerne Designer geworden wäre, begründete mit Hanspeter Limacher das Konzept für den Shop vor sieben Jahren auf der Beobachtung, dass es allerorten am Dienstleistungsgedanken fehlt. Der Kunde soll im Mittelpunkt stehen, der Umsatz käme dann wie von allein. Textilhandel als 24/7 Passion. Der Erfolg gibt den beiden Mitt-
vierzigern Recht. Nicht gerade an Laufkundschaft freundlicher Lage, dafür aber im aufstrebenden Sihlporten-Viertel von Zürichs Business-District gelegen, lebt The Apartment Store vor allem von Stammkunden und die wissen: Hofmann und Limacher verkaufen nur das, was der oder dem Suchenden wirklich steht. „Wir sind ehrlich“, beschreibt Hanspeter Limacher den vertraulichen Kundenkontakt, „nur um am Abend ein paar Franken mehr in der Kasse zu haben, lassen wir unsere Kunden nicht mit dem Gefühl aus unserem Laden laufen, wir hätten sie zu irgendwas überredet.“ Eben weil es so persönlich ist, machen Marcel Hofmann und Hanspeter Limacher eigentlich alles alleine. Sie haben eine Auszubildende. Sind allerdings Messebesuche und Einkäufe angesagt, springen im Laden Mutter Limacher und eine Tante ein. Marcel Hofmanns Familie trägt auch zum Ladenkonzept bei: Vater Hofmann hat alle beweglichen Möbel im Laden gebaut. 411 style in progress
Ladys links, Herren rechts. Frauen steuern in Geschäften zuerst
die linke Seite an, belegen Fachstudien. Darum sind im The Apartment Store die Marken für Sie auf der linken Seite sortiert. Fein nach Labels, von denen das belgische Sofie d’Hoore der erklärte Liebling von Marcel Hofmann und Hanspeter Limacher ist. „Falke“, kommt es unisono von beiden. Falke bringe mit der im Store groß geschriebenen Pureness jede Saison wieder wunderbar tragbare Klassiker im neuen Look, die der Kunde nicht müde werde zu kaufen. Kaufen Limacher und Hofmann nach Labels ein? „Nein, gar nicht“, erklärt Hanspeter Limacher, „wir gehen auf die Messen und schauen, lassen uns inspirieren. Dann erst wird geordert, was uns gefällt. Nicht etwas, nur weil es einen großen oder trendigen Namen hat.“ Bis auf die Lieblingslabels ist also keines gesetzt, dementsprechend schwer taten sich die Herren auch mit der Entscheidung für einen Taschenlieferanten. Erst nach – wirklich – jahrelanger Suche hat man sich für M0851 entschieden, weil Hofmann und Limacher jede einzelne der unaufgeregt daherkommenden Taschen aus Montréal auch selber benutzen würden. Das ist Leidenschaft fürs Textilbusiness, Leidenschaft pur.
The Apartment Store. Löwenstraße 1, 8001 Zürich/Schweiz T 0041.43.2431551, www.theapartmentstore.ch Eröffnung: August 2004. Inhaber: Marcel Hofmann, Hanspeter Limacher. Mitarbeiter: 3 (1 Auszubildende). Verkaufsfläche: 210 qm. Damenmode: Adidas SLVR, A.P.C., Fine Collection, Firma, Gabriele Colangelo, Kristensen du Nord, Loft, Mantù, Samantha Sung, Simeon Farrar, Sofie d’Hoore. Männermode: Adidas SLVR, Aether, A.P.C., C.P. Company, Falke, Firma, Isaora, J. Lindeberg, Loft. Accessoires: Alexander Olch, Common Projects, Henry Christ, M0851, Preventi, Warm-Me.
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Hier war kein Interieurdesigner am Werk, Hofmann und Limacher haben alles selbst konzipiert.
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Andrea Bocan, Gesch채ftsf체hrerin der Mondrean Fashion GmbH.
Der Eingangsbereich mit gem체tlicher Leseecke und einem der Bilder von Andreas Reimann.
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L. A. Calling
Mondrean / Wien. Der Blick schweift durch den Shop, bleibt an einem Flat-Screen hängen. Darauf zu sehen: ein Video, das in eindrucksvollen Bildern die Geschichte des Stores erzählt. Und schon ist man angekommen, in Hollywood, mitten in Wien. Text: Claudia Janka. Fotos: Mondrean
„I
ch liebe L. A. einfach. Und mit meinem Concept-Store möchte ich den ‚L. A. Spirit of Fashion‘ nach Wien bringen. Dieses geordnete Chaos, das Sie hier überall sehen, das ist L. A.!“, so Andrea Bocan, Geschäftsführerin von Mondrean. Schon beim Betreten des im März 2011 in Wien eröffneten Multilabel-Stores ist eine gewisse Magie spürbar. Das Gefühl, man habe gerade eine andere Welt betreten, versteht der Shop zu erzeugen. Hollywood Großstadtflair meets Wiener Charme. Im Hintergrund lockere Beachsounds. Während in einer Ecke Barbies die Wand zieren, findet sich in einer anderen eine original Baywatch-Boje mit Unterschrift von David Hasselhoff. Hollywood, wohin das Auge blickt. Ein Shopkonzept, das in der Wiener Modeszene durchaus für Gesprächsstoff sorgt.
Die Idee kam am Sunset Boulevard. „Bei meinem ersten Besuch
in L. A. verfiel ich in einen wahren Shoppingrausch. Ich habe es schon immer geliebt, mir schöne Kleidung zu leisten, doch so etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich war quasi haltlos. Diese Stadt hatte mich in ihren Bann gezogen. Eines Tages lag ich dann mit meinem engen Freund Uwe Kröger am Pool des Hotels Mondrian am Sunset Boulevard und wir wussten ganz genau, was wir wollen: Diesen unverkennbaren L.-A.-Lifestyle nach Wien bringen.“ Als dann die perfekte Location im exklusiven ersten Wiener Gemeindebezirk gefunden war (und der Ort der Eingebung kombiniert mit dem Vornamen der Betreiberin den Namen lieferte), stand der Eröffnung des ersten L. A. Fashion Concept-Stores in der Donaumetropole nichts mehr im Wege. Der deutsche Musicalsänger Uwe Kröger, der die Liebe zu L. A. mit Andrea Bocan teilt, wirkt an der Realisierung des Traums mit: Er sorgt nicht nur für Publicity, sondern ist auch persönlicher Berater in Sachen Dekoration und Männerkollektionen. The easy way of living. Elegante Abendroben, Casual Streetwear, Business Outfits und sexy Schuhe. Der Wiener Concept-Store Mondrean bietet ein vielseitiges Sortiment, aber auch ein eigenes
Parfüm namens Sky 73, Schmuck und Bücher in einer Leseecke. An den hohen Altbauwänden finden sich Kunstgemälde von Andreas Reimann, die zum Kauf angeboten werden. Die Mondrean-CD und das exklusiv von Beryll designte Mondrean-T-Shirt krönen das Sortiment. „Die Aufgabe eines Concept-Stores besteht für mich darin, dass jede Preisklasse vertreten ist und jeder Kunde etwas für sich findet. Niemand soll meinen Shop unbefriedigt verlassen“, so Andrea Bocan. Die Preise reichen dabei zum Beispiel bei Jeans von 70 bis 700 Euro. Derzeit sind 66 Labels im Store vertreten, größtenteils Marken, die Andrea Bocan aus L. A. ordert. Sie möchte den Stil der Hollywood-Stars – und damit auch das einmalige Lebensgefühl des Sonnenstaats Kalifornien – in Wien etablieren. Andrea Bocan, die ihre beruflichen Erfolge bisher in der Gastronomie feierte, zeigt als Quereinsteigerin mit ihrem ersten Fashion-Store ihre scheinbar grenzenlose Leidenschaft zum „L. A. Spirit of Fashion“. „L. A. ist so frei und offen, irgendwie scheint dort einfach alles möglich zu sein. Ich habe mich gefragt: Kann ich dieses Gefühl auch nach Wien transportieren?“ Offensichtlich, ja. Ihre Pläne für die Zukunft? Natürlich: noch mehr L. A. nach Wien bringen.
Mondrean Fashion GmbH. Dorotheergasse 13, 1010 Wien/Österreich, T 0043.1.5128585, www.mondrean.at Eröffnung: März 2011. Inhaber und Geschäftsführer: Andrea Bocan. Mitarbeiter: 6. Verkaufsfläche: 170 qm. Kollektionen: u. a. 81hours, Afflication, Adriano Goldschmied, Artisan de Luxe, Giulu, Gwynedds, Hammit, Harry & Sons, HTC, Jetlag, King Baby, Michael Stars, New Balance, Pantofola d’Oro, Projekt E, PRPS, Ralph Gladen, Robins Jean, Rock & Republic, Romy Gold, Schierholt, Sundek by Neil Barrett, The Same Guy, Tkees, Top Gub, Tortuga, Victoria Beckham, Vudo Shoes, Wanawake, Wet Clement Clothing.
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Macht bloß keinen normalen Laden!
First / Frankfurt. First in Frankfurt war schon früher eine Adresse für High Fashion jenseits des Mainstreams. Das hat sich nach dem Umzug vom Hinterhof direkt an die Straße auch nicht geändert – im Gegenteil. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: First
A
ls die Mietverträge für die Geschäftsräume im Hinterhof ausliefen, nutzten Johanna Kalliwoda und ihr Mann und Partner Immo die Gelegenheit und zogen nur ein paar Meter weiter, aber direkt an die Mörfelder Landstraße.
Bonus in der Off-Lage. Auch der neue Store hat keine Lauflage,
denn hier gibt es eher Wohn- und Bürohäuser und kaum weitere Modegeschäfte. Aber Ladeninhaberin Johanna Kalliwoda stört das nicht. Die neue Lage zeigt Präsenz, denn anders als früher wird der Store mit seinen 20 Metern Schaufensterfläche wahrgenommen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Leute dreimal vorbeifahren und beim vierten Mal aussteigen“, schmunzelt Johanna Kalliwoda. So schauen jede Woche Neukunden vorbei, aber nicht zu viele, sodass bei First immer die intime Atmosphäre erhalten bleibt. Auch die Parkplatzsuche wie in der Innenstadt fällt weg, Stellplätze gibt es direkt vor der Tür. Ein Bonus für Kunden, die aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet kommen, um bei First bestimmte Marken zu finden, zum Beispiel Jitrois oder Ilaria Nistri. Mode, die nicht immer sofort zu verstehen ist und sich der Kundin oft erst bei der Anprobe erschließt. Aber um ausgefallene Stücke näher zu bringen, sind Johanna und Immo Kalliwoda auch da: „Bei uns ist es großzügig und entspannt, bei uns kann man erzählen – und wir können über die Designer erzählen und die Informationen besser transportieren“, sagt Johanna Kalliwoda. Den Umzug haben Immo und Johanna Kalliwoda genutzt, um das Markenportfolio noch einmal spitzer zu positionieren. Geordert wird hauptsächlich in Paris, wohin die Kalliwodas auf Entdeckungsreise gehen. Doch immer mehr sind sie in der Position, dass Designer per E-Mail auf sie zukommen, und manchmal sind kleine Glücksfälle dabei. Im Sortiment sind Namen wie Givenchy, Moncler und J Brand die Zugpferde, aber von den meisten Marken, die für ihren Geschmack breit gestreut sind, trennen sie sich. Viel Service gehört zu den Bonuspunkten in einer Off-Lage, etwa die Maßanfertigung bei Schuhen wie zum Beispiel von den Labels Rocco P. 411 style in progress
und Alberto Fasciani, ebenso können Teile auch einzeln nachbestellt werden. Johanna Kalliwoda: „Unsere Kunden wissen, dass sie bei uns meist Langlebiges kaufen, das in der Regel nicht schon nach einer Saison unmodern ist, sondern lange hält, weil die Qualität stimmt.“ Auch für den preislichen Unterbau ist gesorgt, zum Beispiel mit L’autre chose und Maliparmi. So achtet Johanna Kalliwoda bei der Fenstergestaltung, die alle zwei Wochen wechselt, darauf, dass auch Kleider zu 150 Euro gezeigt werden, um Zögerlichen die Schwellenangst zu nehmen. Denn bei aller netten Atmosphäre wirkt First exklusiv, ohne den Loftcharakter des ersten Stores verloren zu haben, dank hoher, offener Betondecken und Estrichboden. „Macht bloß keinen normalen Laden! haben unsere Kundinnen gesagt“, lacht Johanna Kalliwoda. Gestalterisches Highlight im Store ist ein rundes Podest im 1950er-Jahre-Stil, ansonsten wird bei First auf die gewohnt zurückgenommene Präsentation geachtet. Jetzt, zur aktuellen Saison startet First mit einer kleinen Auswahl für Herren. „Wir wurden von ihnen immer wieder gefragt, warum wir so etwas nicht auch für sie machen würden“, so Johanna Kalliwoda. „Steter Tropfen höhlt den Stein, und so haben wir uns entschlossen, nun auch Männer etwas glücklicher zu machen!“ First. Mörfelder Landstraße 106, 60598 Frankfurt/Deutschland, T 0049.69.689777580, www.first-frankfurt.de Umzug: 30. September 2008. Inhaberin: Johanna Kalliwoda. Verkaufsfläche: 180 qm. Mitarbeiter: 2. Frauen: Army Fur, Beyond, Blayde, J Brand, Giles, Givenchy, Herno, Ilaria Nistri, Isaac Sellam, It’s all about romance, Jitrois, L’Agence, L’Autre Chose, Malo, Maison Martin Margiela, Moncler, Yves Salomon, Stouls. Schuhe: Alberto Fasciani, Ash, Camilla SkovgaardChrissie Morris, Guillaume Hinfray, L’Autre Chose, Michel Perry, Premiata, Roberto del Carlo, Rocco P., Silvano Sassetti. Accessoires: Battle Pearls, Blayde, Claudio Cutuli,Givenchy, Horiyoshi, L’Autre Chose, Mad et Len, No. 10, Orciani, Riccardo Forconi, Yves Salomon. Herren: Isaac Sellam, John Varvatos, Maison Martin Margiela. Schuhe: Alberto Fasciani, Rocco P., Silvano Sassetti.
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Nach dem Umzug hat First seinen Loftcharakter beibehalten, mit hohen offenen Betondecken und Estrichboden.
Johanna Kalliwoda, Ladeninhaberin von First: „Wir möchten an unsere Kunden mit gutem Gewissen und aus voller Überzeugung verkaufen können.“
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144 EDITOR’S LETTER /// IMPRESSUM
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Anerkennung vs Ignoranz
wo-men’s fashion
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Von Stephan Huber, Herausgeber style in progress
N
icht dass es dieses Nachweises noch bedurft hätte, aber die jüngste Bread & Butter und Premium haben erneut eindrucksvoll gezeigt, dass sich Berlin international als Mode(haupt)stadt fest etabliert hat. Lustigerweise verstehen Berlin selbst nur teilweise, Gesamtdeutschland bzw. die mediale deutsche Öffentlichkeit eher gar nicht, wie es dazu kommen konnte, oder es wird von den meisten Vertretern dieser medialen Öffentlichkeit konsequent missverstanden. Der entscheidende Faktor hinter dieser beachtlichen Performance war, um das noch einmal zu betonen und der Legendenbildung entgegenzuwirken, dass risikofreudige Unternehmer (allesamt Wahlberliner) zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Ideen umgesetzt haben. Selbstverständlich war und ist Berlin der richtige Ort. Pragmatisch (nach wie vor preiswert, relativ zentral, Hauptstadt des wichtigsten Modemarktes Europas) wie emotional (place to be, zeitgeschichtliche Symbolik, morbider Charme). Ich wage dennoch zu behaupten, dass die Bread & Butter, insbesondere aber die Kombination von Bread & Butter und Premium, auch wenn sich die Protagonisten noch so lieb haben, überall funktionieren würde, wo die grundsätzlichen Notwendigkeiten für solche Veranstaltungen gegeben sind. Zugegeben, das ist angesichts des katalanischen Intermezzos der Bread & Butter keine wirklich gewagte Ansage. Erstaunlich ist, dass trotz des objektiv feststellbaren, enormen internationalen Erfolges, trotz einer weltweit ohne jeden Zweifel einzigartigen Breite und Tiefe betreffend teilnehmender Marken und Unternehmen und trotz einer ebenso einzigartigen Anziehungskraft für den internationalen Topfachhandel beide Veranstalter nach wie vor um die Anerkennung durch die großen nationalen Medien (Tagespresse, Wochenmagazine etc.) kämpfen müssen. Das könnte man jetzt achselzuckend abtun, denn es geht darum dass WIR, also die Fachbesucher, gut und richtig finden, was uns da konzentriert auf höchstem Niveau geboten wird. Aber so einfach ist das nicht. Denn diese Ignoranz gegenüber der Mode/Bekleidung als Kulturgut, Wirtschaftsfaktor, als Kommunikationstool, als ganz vieles also, die nervt nicht nur, die ist schädlich. Nach wie vor ist Mode in den Augen des sogenannten Qualitätsjournalismus etwas – gelinde gesagt – also schon irgendwie Oberflächliches. Auf jeden Fall etwas, was man selbst in zwecks der Anzeigenakquise erfundenen Sonderausgaben immer mit leicht ironischer Distanz oder alternativ extremer Überhöhung reflektiert 411 style in progress
Geschäftsführer Stephan Huber Nicolaus Zott
werden muss. Deshalb muss, denn sonst könnte man ja in Konsumtrottelverdacht geraten. Kommerzielles wird also gar nicht oder zumindest nur mit der Kneifzange angefasst, wenn es aus pragmatischen Gründen (Anzeigenkunde!) notwendig ist. Das liest sich jetzt vielleicht ganz lustig, ist es aber nicht. Denn unserer Branche fehlt in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum eine ernsthafte mediale Auseinandersetzung. Eine ganzheitliche, über doofe Castingshows im Privatfernsehen und den Catwalk-Glamour von Paris hinaus, von dem die meisten eh nur immer möglichst groteske Fotos bringen, aber höchst selten relevante, modische und gesellschaftspolitische Reflexion. Weil das nämlich kaum einer kann, schlicht, weil das Wissen über und das Interesse an den echten Themen, die diese unsere Branche bewegen, nicht vorhanden ist, hängen die Vertreter der medialen Öffentlichkeit, in Berlin eben überwiegend bei Schauen (und den jeweils angeschlossenen B-Promi Go Sees) ab, die für sich zwar schon in Ordnung sein mögen, denen aber letztlich genau das internationale Format und die tatsächliche Relevanz fehlt, die Bread & Butter wie Premium zum selben Zeitpunkt in Berlin, der Modehauptstadt by accident, einmal mehr unter Beweis gestellt haben. Mittelfristig wird sich dieses Problem von selbst lösen, schon allein deshalb, weil die Vertreter der alten Medienordnung ihrer Meinungshoheit verlustig gehen, angesichts der neuen Generation der Digital Natives, die ihr Wissen über einen völlig anderen, modularen Medienkonsum generiert. Ob das dem Thema Mode und Bekleidung in der öffentlichen Wahrnehmung jenen Stellenwert bringen wird, den es sich aus ganz vielen, auch an dieser Stelle schon mehrfach reflektierten Gründen braucht und auch verdient, sei mal dahingestellt. Aber immerhin müssen erfolgreiche Protagonisten dieser Branche dann nicht mehr um die gnädige Aufmerksamkeit der alten Medienordnung buhlen. Weil sie nicht mehr wichtig ist. stephan.huber@ucm-verlag.at
Chefredakteure Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at Chefin vom Dienst Nicolette Scharpenberg nicolette.scharpenberg@ucm-verlag.at Art Directrice/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Autoren Elisabeth Bärnthaler, Sabine Berlipp, Alena Eckelmann, Petra Engelke, Isabel Faiss, Jeanette Fuchs, Miranda Hoogervorst, Claudia Janka, Thesy Knees-Bastaroli, Ina Köhler, Karolina Landowski, Kay-Alexander Plonka, Maria Prock, Nicoletta Schaper, Alana Wallace, Dörte Welti, Roswitha Wieser Fotografen+Illustratoren Yorick Carroux, Ashley DuPree, Sara Egbert Eiersholt, Christopher Fenner, Marcel Gonzalez-Ortiz, Esther Gebauer, Jake Hardy, Andreas Hechenberger, Sabine Liewald, Dirk Lindner, Giles Price, Antony Tran Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Petra Engelke, David Luther Druck Laber Druck, Salzburg Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627 BLZ 45010
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