Französische Hutmacher begründeten die heute 225-jährige Tradition
Nach der Reichsgründung 1871 herrscht auch in der Einkaufsstadt Konstanz Aufbruchsstimmung: Die „Hutmanufactur Schedler“ ist ein florierendes Unternehmen, als die Familie Zwicker es übernimmt. Die Gründer waren jedoch französi sche Emigranten, die 1797 mit der Hutproduktion begannen.
DR. TOBIAS ENGELSING, LEITER DER KONSTANZER MUSEENDer 25-jährige Kaufmann Adolf Zwicker, nach Ausbildungsstationen in den europäischen Großstädten eben erst zum Nachfolger seines Onkels Theodor berufen, inseriert 1904 in der Tageszeitung: „HofHutmanufactur von Theodor Zwicker: Das erste, größte und ältes te Special-Hutgeschäft im badischen Oberland.“ Das war, obwohl es eine Werbeanzeige war, keineswegs zu dick aufgetragen: Als die Annonce erscheint, blickt die Kaufmannsfamilie Zwicker auf eine bereits über 30-jährige Konstanzer Firmengeschichte zurück. Das am zentralen Platz, der Marktstätte, gelegene, große Hutgeschäft lebt von bürgerlicher, adliger und Schweizer Kundschaft. Im „wohl sor tierten“ Fachhandel gibt es alles, vom einfachen Filzhut bis zum teu ren, handgeflochtenen Panama-Strohhut. Das Unternehmen selbst ist jedoch viel älter. Es waren zwei politische Flüchtlinge, die einst
den Grundstein zur heute ältesten Einzelhandelsfirma der Stadt leg ten: Nach dem Sturz der Monarchie in der Folge der Französischen Revolution setzte ab 1792 eine Massenflucht aus Frankreich unter anderem nach Süddeutschland ein. Im damals kleinen vorderöster reichischen Landstädtchen Konstanz lebten zeitweise über 2.000 französische Emigranten, darunter Bischöfe, Adlige, vertriebene Fab rikanten, später auch einige Mitglieder des Konvents, die für die Hin richtung Ludwigs XVI. gestimmt hatten. Die Wohlhabenderen unter diesen Flüchtlingen mieteten sich in Konstanz schöne Wohnungen, sie waren gern gesehene Kunden des Einzelhandels und der örtlichen Gastronomie. In den Gastwirtschaften lagen damals sogar zweispra chige Speisekarten aus. Dominique Cyrot und sein Kompagnon Do menget sind zwei der finanziell unabhängigen Emigranten – beide
Nach dem Tod seines Vaters kehrt Theodor Zwicker 1929 aus den USA zurück, um sein Erbe zu liquidieren. Doch er trifft auf Hildegard – und bleibt. Hildegard führt das Geschäft während der Kriegsjahre und nach dem Tod ihres Mannes weiter, um es schließlich 1959 an ihren Sohn Theodor zu übergeben. Bild links: Ladenfront mit Theodor Zwicker, 1930. Bild rechts: Bei einem Umbau 1932 entsteht eine neue Schaufensteranlage mit Passage.
erfahrene Hutmacher aus Lyon. Im Frühjahr 1794 erwerben sie in der Vor stadt Stadelhofen das Torkelgebäude und die Scheune des Altenheimes an der Kirche St. Jodok. Auch ein nahe liegender Brunnen wird bald darauf ge kauft, denn zur Hutherstellung benötigt man viel Wasser. Drei Jahre später, 1797, läuft die Herstellung von Hüten nach Lyoner Vorbild richtig an. Die zylinderartigen, aus Haarfilz gefertigten Hüte kommen bei der Kundschaft der Region gut an. Doch die französischen Emigranten wollen keine Kon stanzer werden. Als der neue Herrscher, Napoleon I., Amnestien erlässt, kehren sie zurück: Einer von Cyrots Konstanzer Mitarbeitern übernimmt 1811 das Unternehmen: Michael Karl Schedler gibt die Massenproduktion auf, verkleinert auf Hutveredelung und zieht mit seiner Frau Katharina Wittelsbach in deren elterliches Haus in der Münzgasse/Ecke Hohenhaus gasse. Über sechs Jahrzehnte führen erst Michael Karl Schedler, dann sein Sohn Karl Michael das Hutgeschäft. 1864 wird das Haus „Zum weißen Bär“ erworben, der heutige Stammsitz an der Marktstätte. Doch Schedler hat keine Nachkommen. Ein Jahr nach der Gründung des Deutschen Reiches verkauft er 1872 das florierende Unternehmen an den aus Hanau stammen den Neu-Konstanzer Gustav Adolf Zwicker und seinen zeitweiligen Kom pagnon Karl Schubart. An der Marktstätte findet der Zugezogene seine spätere Ehefrau, es ist die Wirtstochter Johanna Karolina Möhrle aus dem Gasthof „Zum Schiff“, der wenige Jahre später der Hauptpost Platz macht.
Gustav Adolf Zwicker ist vom Boom der sogenannten „Gründerjahre“ nach dem gegen Frankreich gewonnenen Krieg angesteckt. Er will wieder selbst Filzhüte produzieren. Damals geht kein Mann ohne Hut aus dem Haus. Im neuen Gewerbegebiet Wallgut errichtet Zwicker eine Fabrik und ein Wohnhaus, das heute noch an der Ecke Laube/Gartenstraße steht. Doch die Arbeit mit der „Filz-Hut-Fabrik“ mit 80 Mitarbeitern und Handelsver tretungen in Berlin, Hamburg und Amsterdam und dem Ladengeschäft, wächst Gustav Adolf bald über den Kopf. So ruft er seinen Bruder Theodor zu sich, der 1875 den Laden an der Marktstätte ganz übernimmt. Zehn Jah re später wird die Hutfabrik während eines Großbrandes im Quartier be schädigt. Um den drohenden Konkurs abzuwenden, übernimmt Theodor
auch die Fabrik und wickelt die Arbeit schleunigst ab.. Bruder Gustav Adolf flieht mit seiner Familie nach Charkow, wo ein weiterer Bruder einen Ge treidegroßhandel betreibt.
Theodor und Luise bleiben kinderlos, so rufen sie Gustavs Sohn Adolf nach Konstanz, ermöglichen ihm eine internationale Ausbildung, bevor er 1901 Laden und Firma übernimmt. Längst ist Zwicker da schon Hoflieferant der großherzoglichen Sommerresidenz auf der Insel Mainau, beliefert auch Graf Zeppelin mit den weißen Fliegermützen und stattet die halbe Ost schweiz mit Hüten und Kappen aus. In den Jahren bis zum Ersten Welt krieg 1914 erzielt das Unternehmen traumhafte Umsätze. Der vorausschau ende Adolf schickt seinen Sohn Theodor zu Beginn der Hochinflation 1923 in die USA. Nach dem Tod des Vaters, 1929, kehrt Theodor nur zurück, um die Firma aufzulösen. Doch er trifft auf Hildegard – und bleibt.
Mit dem aufziehenden Nationalsozialismus kann der freiheitsliebende Deutsch-Amerikaner nichts anfangen. Er beflaggt das Haus zwar an Feier tagen mit der Hakenkreuzfahne, aber das Schild „Für Juden verboten“ wird nicht an seinem Geschäft hängen. Zu Kriegsbeginn wird er eingezogen und fällt 1944. Hildegard führt das Geschäft durch die magere Nachkriegs zeit, bis es ihr Sohn Theodor – der Dritte der Familientradition – gemein sam mit seiner Frau Eleonore 1959 übernimmt und das reine Hutgeschäft zu einem modernen Herrenausstatter umwandelt. Mehrere Grundsanie rungen haben seither dafür gesorgt, dass das traditionsreiche Haus „Zum weißen Bär“ und das 1995 miteinbezogene Nebenhaus „Zum weißen Adler“ auch innenarchitektonisch attraktive Einkaufsziele des Konstanzer Einzel handels sind. Ottmar und Anneruth Zwicker, die das Unternehmen seit 1995 leiten, haben das traditionsreichste Einzelhandelsgeschäft der Stadt zuletzt 2016 erneut grundlegend saniert und zudem eine Filiale in der Ros gartenstraße eröffnet. Der neue, in warmen Naturholztönen gehaltene Stammsitz wurde von der baden-württembergischen Architektenkammer mit einem Preis für herausragende Innenarchitektur ausgezeichnet: Ein kaufen bei Zwicker bleibt also auch im 225. Jahr des Bestehens ein Erlebnis.
Bild links: Theodor und Nore Zwicker mit OB Dr. Helme bei der Feier zum 175. Firmenjubiläum. Sie entwickeln durch verschiedene Erweiterungen und Umbauten das Hutge schäft zum Herrenausstatter weiter. Bild Mitte: Nach dem großen Umbau von 1972: Im Inneren gibt es jetzt Mode auf zwei Etagen und nach außen eine neue Schaufensterfront. Bild rechts: Bei einem weiteren Umbau 1982 wird u. a. die Passage erweitert. 1995 übergeben Theodor und Nore Zwicker das Unternehmen an ihren Sohn Ottmar Zwicker.
„AUS TURBULENTEN ZEITEN MUT UND SELBSTVERTRAUEN SCHÖPFEN UND MIT OPTIMISMUS IN DIE ZUKUNFT ZU BLICKEN – DAS IST UNSER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG.“
OTTMAR ZWICKER225 Jahre –ein Jubiläum mit bewegter Geschichte
Jahrelange Tradition, Selbstvertrauen und ein optimistischer Blick in die Zukunft – getragen von diesen Werten feiern wir in diesem Jahr mit Stolz unser 225-jähriges Firmenjubiläum. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, die von politischen, wirtschaftlichen, techno logischen und gesellschaftlichen Umwälzungen geprägt ist, ist eine langjährige und erfolgreiche Firmengeschichte keinesfalls selbstver ständlich. Angefangen als Hutmanufaktur, freuen wir uns heute als bekannter Herrenausstatter mit eigenem Onlineshop über zahlreiche Stammkunden. Die Firmengeschichte war von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägt, die immer wieder Innovationen und kreative Lösun gen erfordert haben, um den Fortbestand des Unternehmens möglich zu machen. Unsere langjährige Tradition lässt uns aus schwierigen Zeiten lernen und neue Kraft schöpfen, um mit unserer Leidenschaft für die Mode und mit neuen Ideen die Firmengeschichte weiterzu schreiben.
„VOR NUNMEHR 10 JAHREN HABEN WIR UNSER ZWEITES GESCHÄFT IN DER ROSGARTENSTRASSE ERÖFFNET! “
Herzensaufgabe
Mit der Mode kann man alt werden und jung bleiben – für Zwicker trifft beides zu. Unsere 225-jährige Tradition ist so lebendig, weil wir unsere Werte aktuell halten und stets neu interpretieren. Das ist das Einzigarti ge an der Mode: Ihr Wesen kennt keinen Stillstand. Und doch ist es von Werten und Traditionen geprägt: Handwerk, Schneiderkunst, Ästhetik, alles Faktoren, in denen die Mode auf Jahre, Jahrzehnte und ähnlich wie bei Zwicker sogar Jahrhunderte an Erfahrung zurückgreift. Diese Mi schung ist einzigartig und konstante Quelle der Inspiration für Designer und Marken, das Bekannte immer wieder überraschend und spannend neu zu interpretieren.
Vor nunmehr 10 Jahren haben wir unser zweites Geschäft in der Ros gartenstrasse eröffnet. Hohe modische Qualität, renommierte Marken, perfekter Service und ein stilvolles Ambiente haben es neben unserem Stammgeschäft „Zwicker Herrenausstatter“ ebenfalls zu einer Topadresse in Konstanz gemacht. In dieser Saison ist die Kunst der Neuinterpretati on besonders offensichtlich: Da haben alte Bekannte durch neue Farben, Materialien und Shapes Aktualität bekommen. Jedes Stück ein charakter voller Neuzugang, der sich nahtlos in eine gewachsene Garderobe ein fügt und so dazu beiträgt, dass der eigene Stil noch mehr Raffinement bekommt. Eine Herzensaufgabe für uns bei Zwicker – wir freuen uns, Ihre Leidenschaft für Mode mit Ihnen zu teilen. Gestern, heute und morgen.
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SEIT 1797 IN KONSTANZ.
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FALL/WINTER 2022 AUSGABE / ZWICKER ROSGARTENSTRASSE
GESAMTKONZEPTION, ARTDIRECTION UND REALISATION: UCM Verlag, B2C Corporate Publishing GmbH, Michael-Walz-Gasse 37, 5020 Salzburg, Österreich, office@ucm-verlag.at, www.ucm-verlag.at
Fotografie: Olga Rubio Dalmau , Styling: Roswitha Wieser
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