3/2010: L'Université brûle

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über.morgen

Jahr 2, Ausgabe 3, Kostenlos

die kritisch-unabhängige Studierenden-Zeitung

L‘UNIVERSITÉ BRÛLE Von internationaler Mobilisierung und Vernetzung in Paris S. 4-5 FOTO: MARTIN JUEN

GRÜNEWALD KOMMENTIERT HOCHSCHULDIALOG S.9

FOTO: ERICH SCHMID

PLATZVERWEIS FÜR DR. LUEGER S.13

FOTO: MARTIN JUEN

KIPPPUNKTE: PODIUMSDISKUSSION MIT SASKIA SASSEN S. 7


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INHALT IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 IN KÜRZE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 L‘UNIVERSITÉ BRÛLE-T-ELLE? DIE UNI BRENNT. AUCH IN PARIS?. . . . . . . . 4 INTERNATIONALE VERNETZUNG UND MOBILISIERUNG IN PARIS. . . . . . . 5 C1 BLITZARTIG GERÄUMT. UNI BRICHT ABMACHUNGEN.. . . . . . . . . . . . . 5 REKTORAT: RÄUMUNG AUS SICHERHEITSGRÜNDEN. . . . . . . . . . . . . . . . . 5 WENN BAUMATERIAL POLITIK MACHT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 KULTURSCHOCK IN FRANKREICH. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 „KIPPPUNKTE“ - PODIUMSDISKUSSION MIT SASKIA SASSEN . . . . . . . . . . 7 „DIALOG“: MINISTERIN BEI ÖH-PODIUMSDISKUSSION . . . . . . . . . . . . . . . 8 DEUTSCHLAND: DIE PROTESTE GEHEN IN DIE NÄCHSTE RUNDE. . . . . . . . 8 GRUNDLAGE DER DEMOKRATIE IST DIE BILDUNG DES VOLKES. . . . . . . . 8 §278A - WENN DER PROZESS BEGINNT, HÖRT ALLES ANDERE AUF . . . . . 9 STIMMEN DES HOCHSCHULDIALOGS: KURT GRÜNEWALD. . . . . . . . . . . . 9 DAS NEUE KÄRNTEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Was euch erwartet über.morgen war beim großen Vernetzungstreffen an der Sorbonne in Paris dabei, das sich anders gestaltete, als erwartet - doch lest selbst. Während die Studierenden sich im Nachbarland vernetzten, lies das Rektorat der Universität Wien das Foyer des C1 räumen. Bei uns kommen beide Seiten zu Wort: Es gibt einen Erfahrungsbericht und auch bei der Universität haben wir nachgefragt.

POLITICAL REFORM IN FRANCE OVER THE LAST FIVE YEARS. . . . . . . . . 11 STIMMEN DES HOCHSCHULDIALOGS KOMMENTIERT: BEATRIX KARL. . 11 „MIT STUDENTEN SOLIDARISIEREN, DAS KLINGT SUPER UND KOSTET NIX UND IST DESWEGEN AUCH NICHTS WERT“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 SUPERGAU: MUSIKALISCHES UND AKTIONISTISCHES „NACHSITZEN“. . 13 PLATZVERWEIS FÜR DR. LUEGER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 DIE SENDUNG MIT DEM GRAUS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 LE PETIT MORT: NABOKOVS MODELL FÜR LAURA . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 HUND DER WOCHE, SUDERECKE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Das Wort in der Reihe „Stimmen des Hochschuldialogs“ gehört Kurt Grünewald und auch „Das neue Kärnten“ ist in über.politik zu finden . Alles um den Wettbewerb der Akademie der bildenden Künste zur Umgestaltung des Lueger-Platzes ist in über.kitsch und kultur nachzulesen und über.morgen deckt den Mafiaparagraphen §278a auf. Zwei Stimmen zu den Protesten: Saskis Sassen diskutierte im Burghtheater und Stefan Ruzowitzky stand im Interview Rede und Antwort. Als kurios stellte sich die Ansicht des Sicherheitschef der Sorbonne heraus, der den Satz „andere Länder, andere Sitten“ offenbar etwas zu ernst nahm. Und auch das verwundert: Ein Ziegelstein kann mehr Freunde als H.C. Strache haben - zumindest auf Facebook. Dem Graus graust es dieses Mal vor der Wirtschaftskrise und der Hund der Woche wedelt im Dreivierteltakt. spenden.morgen@gmail.com

[bama]

Impressum Medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332. Tel.: +43664 558 77 84, Homepage: http://unsereuni. at/morgen; Redaktion: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1070 Wien. Hermanngasse 2a/332; Redaktionelle Leitung: Jakob Arnim-Ellissen, Dario Summer; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Layout: jaae, axt; Cover: axt, jaae, roro; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach §44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet.


über.ich

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LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER heute bin ich zum ersten Mal so international wie die unibrennt-Bewegung. Denn die Universitäten brennen in ganz Europa, nicht nur in Wien. Sie brennen auch in Paris und von dort berichte ich heute. An der Sorbonne Universität trafen Studierende aus vielen verschiedenen Ländern zusammen, um sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.

onaler und geht neue Wege. Das ist gut so, denn unibrennt ist eine Bewegung und hält den Stillstand nicht aus. Mir geht es ganz genauso. Deshalb bin auch ich über.all, wo

der Protest ist, um euch zu berichten und zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid, in euren Anstrengungen. Und so wie Studierende aus Wien in ganz Europa unterwegs sind, werden bald Student_innen aus ganz Europa nach Wien kommen. Zur Demonstration und zum Gegengipfel, um gemeinsam Fehlentwicklungen aufzuzeigen und Alternativen für eine bessere Zukunft zu erarbeiten.

Zuhause in Österreich wirkt es manchmal, als wäre der Protest am Verschwinden, doch wer genau hinschaut, sieht ihn sich immer weiter ausbreiten. Studierende reisen durch ganz Europa, um ihre Kolleg_innen zu informieren und zu mobilisieren. Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Großbritannien, die Liste ist lang und wird täglich länger.

Und auch der Bologna-Gipfel wird nicht das Ende sein. Denn unibrennt will viel und vieles zu erreichen wird lange dauern. Darum wird der Protest weiter gehen. Weiter gehen müssen. In Österreich. In Deutschland. In Frankreich. In ganz Europa. Und darüber hinaus. Und auch ich werde weiter dabei sein, meint euer über.ich.

Der Protest verändert sich, er wird internatiFOTO: WIKIPEDIA, ROSSS

OPENBLOG AUF UNSEREUNI.AT

Letzte Woche besetzten Studierende Universitäten in Utrecht, Amsterdam, Rotterdam und Nijmegen. In Sussex wurde ein Sitzungssaal von Student_innen besetzt. Zwei Länder, ähnliche Gründe: Einsparungen im Bildungsbudget, Demokratisierung der Universitäten, drohende Entlassungen (Sussex) und die Kürzung von Beihilfen (Niederlande). Auch ein Hörsaal an der Universität in Augsburg wurde temporär von Studierenden besetzt, nachdem Gespräche mit der Universitätsleitung scheiterten.

AG BOLOGNA SUCHT WORKSHOPS FÜR GEGENGIPFEL IM MÄRZ Im Zuge der „Bologna MinisterInnen - Jubiläumskonferenz 2010“ veranstaltet die Protestbewegung vom 12. - 14.3. einen alternativen Gipfel zu bildungs- und gesellschaftspolitischen Themen am Campus der Universität Wien. Es werden immer noch Leute gesucht, die Workshops abhalten wollen. Das Formular zur Anmeldung findet ihr auf der Homepage: http://bolognaburns.org/ index.php?id=81&L=1

Mit dem OpenBlog hat nun jeder die Möglichkeit Inhalte auf die Homepage der #unibrenntBewegung zu stellen. Einfach registrieren und schon geht‘s los. Durch die Möglichkeit zu bloggen, soll die Homepage die Hetereogenität der Bewegung widerspiegeln. Auch soll so der Informationsfluss zwischen den AGs verbessert werden. Näheres dazu unter: http://unsereuni. at/?p=14205

KÜRZE

IN

NEUE BESETZUNGEN IN DEN NIEDERLANDEN, ENGLAND UND DEUTSCHLAND

UNI WIEN WILL SCHADENSVERURSACHER ZUR KASSE BITTEN Nach Aussagen der ÖVP und FPÖ kostet die Audimaxbesetzung der Universität Wien 1,5 Mio. Euro. Laut Wissenschaftsministerin Karl müssen die Unis die Schäden aus eigenem Budget bezahlen. Die Universität Wien will nun „eindeutig identifizierte“ Schadensverursacher zur Kasse bitten, wie „der Standard“ berichtet.

HIGHER EDUCATION RELOADED - HOCHSCHULKONGRESS WIEN 2010 Unter dem Motto „Bildung ist, was du draus machst!“ veranstaltet die ÖH am 20./21.2. an der TU Wien den Hochschulkongress 2010. Es werden Basis- und Vertiefungsworkshops zu verschiedenen bildungspolitischen Themen wie „Was ist Bildung“ oder „Finanzierung von Hochschulen“ angeboten. Bereits am 19.2. findet der „Bologna Information Day“ statt: Hier können sich Studierende über die Einzelheiten des Bologna-Prozesses informieren. Alle Infos und Anmeldung unter www.her2010.at

HOCHSCHULDIALOG: LIVE-STREAMS BEI ALLEN ARBEITSFOREN Ab sofort gibt es Live-Streams aus allen Arbeitsforen, allerdings unter einer Bedingung: Die Studierenden der AG Mittwoch, welche für die Protestbewegung teilnimmt, sollen ihre vollen Namen nennen. Um Transparenz nach außen zu ermöglichen und das Thema der Namensnennung ein für alle mal zu beenden, stimmten die Student_innen der Bedingung zu. Siehe auch: http://unsereuni.at/?p=14467


über.thema

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L‘UNIVERSITÉ BRÛLE-T-ELLE? DIE UNI BRENNT. AUCH IN PARIS? Geplante und ungeplante Störungen dominierten die Veranstaltung L‘Université brûle-t-elle? an der Pariser Sorbonne Universität am vergangen Donnerstag. Ein Theaterstück, Schreiduelle zwischen Organisator_innen und Zuhörer_innen und schließlich zwei Knallkörper auf der Galerie drängten die Inhalte in den Hintergrund. Studierende aus sieben verschiedenen Ländern versammelten sich zu der als „große Debatte über die aktuellen Studierendenproteste in Europa“ angekündigte Veranstaltung. Viele Teilnehmer_innen waren enttäuscht von den Rahmenbedingungen. „Wir sind 400km für eine Vorlesung gereist, die als Debatte angekündigt wurde,“ kritisiert Clara aus Wien.

L‘UNIVERSITÉ BRÛLE-T-ELLE?

FOTO: ARAM GHADIMI

Im ersten Teil der Veranstaltung an der Sorbonne berichteten Studierende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Italien und Frankreich von der Situation der Protestbewegung in ihren Ländern. Im zweiten Teil sollte eine Podiumsdiskussion stattfinden. Davor wurde die Veranstaltung durch eine kurze Theater-Einlage unterbrochen. Die Theatergruppe L‘Université du Baz‘art stürmte maskiert die Bühne um die Universität anzuzünden. Schon die Vorstellung des Podiums versprach einen emotionalen Abend. Der Rektor der Universität Sorbonne, Georges Molinié, die ehemalige Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Marie-Noëlle Lienemann und der Vize-Präsident der Studierendenvertretung Paris IV – Sorbonne, Maxime Lonlas wurden, vor allem auf der Galerie, mit BuhRufen empfangen. Der emotionale Beitrag von Rektor Molinié,

der für österreichische Verhältnisse fast revolutionär klang, wurde immer wieder von Zwischenrufen französischer Studierender unterbrochen. Ihm wurde vorgeworfen einen Kompromiss mit der Regierung am Ende des französischen Universitätsstreiks von 2008 eingegangen zu sein. Er rechtfertigte sich, dass die Streikbewegung 2008, bei der Lehrende, Forschende und Studierende gemeinsam protestiert hatten, gegen Staat und Medien „verloren“ hätte.

meinsamen Handeln, speziell beim Bologna-Gipfel in Wien.

„EINE OFFENE DEBATTE FEHLTE“

„Das Bildungssystem ist ein wichtiger Teil der Demokratie. Es sollte nicht von politischen oder ökonomischen Kräften kontrolliert werden.“

Schließlich wurden Wortmeldungen vom Auditorium zugelassen. Viele der extra angereisten Aktivist_innen kritisierten die Form und die Rahmenbedingungen der Veranstaltung. „Eine offene Debatte fehlte. Wenn es nur darum ging ein paar Leute reden zu lassen, verstehe ich den Sinn dahinter nicht wirklich,“ meint auch Frederic Lemaire von Attac Frankreich, der die Veranstaltung besuchte.

FOTO: JAKOB ARNIM-ELLISSEN

In den Podiumsbeiträgen wurde vor allem die zunehmende „Ökonomisierung“ der Bildung beklagt. In Bildungsfragen werde nur mehr ökonomische Sprache verwendet und Studierende werden als Kunden betrachtet, meinte Etienne Boisserie, Präsident der Organisation „Sauvons l‘Université“ (Retten wir die Universität). Einig waren sich auch alle Anwesenden in ihren Aufrufen zum ge-

Gegen Ende der Veranstaltung wurde die

FREDERIC LEMAIRE ATTAC Frankreich ÜBER.PROTEST?

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„Die Bewegung bedeutete Hoffnung für uns. Dass es dort so einen Protest gab, der sich nicht nur mit nationalen, sondern globalen Problemen beschäftigt. Viele Studierende in Frankreich, die selbst aktiv sind, haben #unibrennt verfolgt.“ Ü

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„Ich werde versuchen ab 11. März nach Wien zur Demo und dem Gegengipfel zu kommen. Außerdem wird gleichzeitig ein Streik in Italien stattfinden soll. Ich hoffe wir können eine Europäische Bildungs- und Forschungs-Bewegung aufbauen.“


über.thema Diskussion hitziger. Nachdem zwei Knallkörper auf der Galerie des Hörsaals gezündet wurden, lieferten sich die Veranstalter_innen Schreiduelle mit einigen französischen Studierenden im Auditorium. Veranstalter_innen und Securities forderten die Gäste daraufhin eindringlich zum Verlassen des Gebäudes auf. Die Universität hatte gegenüber den Veranstalter_innen den Einsatz der Polizei angedroht. Außerdem am Podium saßen die Professorin Isabelle Bruno vom Kollektiv Printemps 2010; Vincent Lauren von der französischen Studierenden-Umweltorganisation „Refedd“; Quentin Retali, vom Veranstalter „Theoria Praxis“ und Julien Bayou von der Organisation „Jeudi Noir/Generation precaire“ (Black Thursday/prekäre Generation). Die Veranstaltung L‘Université brûle-t-elle wurde von der französischen Studierendenorganisation Theoria Praxis und der Studierendenvertretung der Sorbonne Universität organisiert. [jaae]

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INTERNATIONALE VERNETZUNG UND MOBILISIERUNG IN PARIS Im Umfeld der Veranstaltung an der Sorbonne wurde die internationale Vernetzung der Protestbewegung weiter vorangetrieben. Mobilisierung für den Bologna-Gegengipfel im März und Vorbereitungen für einen Bildungskongress im Juni stießen auf reges Interesse. Die Aktivist_innen aus Österreich waren mit Flyern und Buttons nach Paris gekommen, und nutzten ihre Wortmeldungen um für den Gegengipfel in Wien zu mobilisieren. Am Tag nach der Veranstaltung arrangierten Aktivist_ innen aus Deutschland ein Vorbereitungstreffen für einen Bildungskongress, der von 1. bis 6. Juni in Bochum stattfinden soll. Auch das Kollektiv Printemps 2010 nutzte die Gelegenheit um für ihren Gegengipfel Ende März in Brüssel, anlässlich des Treffens des

Europäischen Rats zur Lissabon-Strategie, zu mobilisieren und zu einer Demonstration beim Rat der Bildungsminister im April in Madrid aufzurufen. Printemps 2010 (http://www.spring2010.eu) ist ein Kollektiv aus verschiedenen Organisationen, die „gegen die Vermarktung von Forschung und Bildung, gegen den allumfassenden Wettbewerb zwischen Bevölkerungen und Territorien, für einen demokratischen und emanzipatorischen öffentlichen Bildungsund Forschungssektor“ auftritt. Die Professorin Isabelle Bruno vom Kollektiv Printemps 2010 wird beim Gegengipfel in Wien einen Workshop zum Thema „Lissabon-Strategie in Hochschulbildung und Forschung“ abhalten. [jaae]

C1 BLITZARTIG GERÄUMT UNI BRICHT ABMACHUNGEN KOMMENTAR EINER C1-BESETZERIN Um 9.00 Uhr wird es ernst. Etwa 20 Securities der Fa. Wagner haben sich beim C1 eingefunden. Die Besetzer_innen werden aufgefordert das Gebäude zu verlassen und kommen dieser Aufforderung auch ohne Widerstand nach. Ein kleines Häufchen an Polizist_innen sieht zu. Als Abschiedsgeschenk wird den Besetzer_innen ein 24-Stunden-Ticket der Wiener Linien und ein Lunch-Paket in die Hand gedrückt. Versprochen wird, dass alle den Besetzer_innen gehörenden Gegenstände am Montag abgeholt werden können. Eine Augenzeugin berichtet jedoch vom Wegwerfen von Heurigenbänken, Kästen, der Kiste der AG Kreative Aktionen und anderer Privatgegenstände. Dass dem Rektorat Wohnungslose egal sind haben wir schon bei der Räumung des Audimax festgestellt, doch die Respektlosigkeit vor Privateigentum macht

auch vor Student_innen der Uni Wien keinen Halt. Viele Gegenstände waren außerdem von Sympathisant_innen und Studienrichungsvertretungen geborgt. Einige Wochen zuvor haben die Besetzer_innen das C1 freigegeben. Bedingungen für die Freigabe waren, dass das Foyer weiter benutzt werden darf und die Zusicherung der Aula im Hof 1. Das Foyer ist geräumt und auch vor der Aula sind gegen Mittag drei, um 18.00 Uhr vier und um 20.00 Uhr bereits sechs Securities positioniert. Die Aufgabe der Securities ist Zugangsbeschränkungen zur Aula durchzusetzen. Das gesamte Wochenende ist nämlich nur Student_innen, nach Vorweis des Student_innenausweises, der Zutritt zur Aula gestattet. So wurden schon Lehrende und Schüler_innen, Student_innen ausgeschlossen oder nur willkürlich hinein gelassen. Wir sind gespannt wie es am Montag weiter geht.

FOTO: TWITTER.COM/PORRPORR

REKTORAT: RÄUMUNG AUS SICHERHEITSGRÜNDEN Am Samstag, dem 13. Februar 2010, wurde der C1, der größte Hörsaal des Campus, auf Anordnung des Rektorats der Uni Wien in den Morgenstunden von Securities geräumt. Auf Anfrage von über.morgen, ob dies nicht ein Bruch des Versprechens des Rektorats sei, meinte ein Sprecher der Universität Wien, dass das Foyer nicht mehr für studentische Arbeit benutzt worden sei, sondern lediglich ein Aufenthaltsort für Obdachlose gewesen wäre. Das Rektorat habe deshalb beschlossen, das Foyer aus Sicherheitsgründen räumen zu lassen, fügte er hinzu. Die Aula am Universitätscampus stehe den Studierenden weiter-

hin als Kommunikationszentrum zur Verfügung, solange sie auch dafür genützt werde. Nach der Räumung berichteten Studierende von Ausweiskontrollen vor der Aula. Einige wurden am Betreten gehindert, erzählt Wolfgang, ein Aktivist der Protestbewegung. Das Foyer soll zu einer „offenen Studier- und Kommunikationszone“ umgebaut werden, berichtet „derstandard.at“. Verschidene Gestaltungsmöglichkeiten sollen den Studierenden vorgestellt werden, auch eigene Vorschläge sind willkommen. Die Student_innen sollen dann das Foyer während der Studienzeit zur freien Verfügung haben. [sl] [bama]


über.kurioses

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WENN BAUMATERIAL POLITIK MACHT „Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Freunde haben als H.C. Strache?“, fragt eine Gruppe auf facebook. Bereits 105.453 (Stand 14.2.2010) Menschen sind dieser Meinung.

105.453 FANS

Wien - Dienstag um 17:34 stand es fest: „Dieser seelenlose Ziegelstein KANN mehr Freunde haben als H.C. Strache!“ Drei Tage zuvor, Samstag Mittag, startete der anonyme Gruppengründer die als Satire gemeinte Aktion. Das Ziel wurde klar genannt. Des Ziegels erster Pinwandeintrag war: „Aktuell hat H.C. Strache 17.999 Fans bzw. 3893 Freunde!“ Innerhalb kürzester Zeit löste er damit eine Kettenreaktion aus. Die Mitgliederzahl wächst täglich und es wurden bereits Bastelvorlagen für den kleinen Stein online gestellt. Der Gruppengründer hält auch nicht viel von Hetze und Beleidigungen. Deshalb werden sämtliche respektlose Postings von ihm gelöscht.

gegen Andersdenkende mobilisiert werden. 1.641 Menschen (Stand 13.2.2010) sind bereits Fans dieses geschichtsträchtigen Gewächses. Die Kornblume diente unter anderem zwischen 1933 und 1938 als Erkennungszeichen der illegal agierenden Nationalsozialist_innen in Österreich.

Mittlerweile kam es auch zu einem Konter der anderen Seite. Mit dem Motiv einer Kornblume soll gegen die linke Hetze

Der Stein zum Selbermachen: http:// bit.ly/9jJZ6p

Fraglich bleibt der Einfluss solcher Gruppen auf die österreichische Tagespolitik. Von Seiten der FPÖ kam es bisher zu keiner Aussage über die Ziegelsteingruppe. Der seelenlose Ziegelstein auf facebook: http://tinyurl.com/seelenloser-ziegelstein

[sud]

KULTURSCHOCK IN FRANKREICH ÖSTERREICHISCHE AKTIVIST_INNEN IN PARIS „Ich weiß nicht wie das in Österreich ist, aber in Frankreichs Universitäten, und besonders in der Sorbonne, verbringt man nicht die Nacht.“ Mit diesen Worten komplimentierte der Sicherheitschef der Pariser Sorbonne Universität eine österreichische Studentin nach der Veranstaltung L‘Université brûle-t-elle aus dem Gebäude. Die Veranstaltung war von einem massiven Security-Aufgebot begleitet. An den Eingängen des Universitätsgebäudes wurden Ausweise kontrolliert und Rucksäcke durchsucht. Laut französischen Studierenden ist das an dieser Universität „normal“. [jaae]

FOTO: JAKOB ARNIM-ELLISSEN


über.bildung

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„KIPPPUNKTE“ IM BURGTHEATER

AUFTAKT DER NEUEN VERANSTALTUNGSREIHE: PODIUMSDISKUSSION MIT SASKIA SASSEN Mit der neuen Veranstaltungsreihe „KippPunkte“ geht die Kooperation zwischen der Bildungsprotestbewegung und dem Burgtheater in die nächste Runde: Den Auftakt machte am 28. Jänner eine Podiumsdiskussion mit der Soziologin Saskia Sassen, moderiert von Isolde Charim. ner Führungsgruppe zugeschrieben wurde.

Die gebürtige Niederländerin Saskia Sassen beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Globalisierung und internationaler Migration. Die weltweit anerkannte Soziologin prägte unter anderem den Begriff der „global city“. Ihr gleichnamiges Werk „The Globals Cities“ machte sie 1991 über ihr Fach hinaus bekannt. Sie ist Mitglied im „Club of Rome“.

Besondere Aufmerksamkeit bekam der Begriff des „assett stripping“, welcher die Zerschlagung bzw. Ausschlachtung der Universitäten (oder generell Unternehmen) meint und die damit verbundene Ökonomisierung.

FOTO: MARTIN JUEN

Sassen ließ, bevor die Diskussion mit den Anwesenden startete, kurz die Bildungsmöglichkeiten in den USA und anderen Ländern von den Zeiten, als Frauen und Schwarze noch ausgeschlossen wurden, bis heute Revue passieren. Schließlich gab sie die Frage an die Diskutant_innen weiter, was eigentlich das Narrativ sei, das wir über uns selbst herstellen wollen. In der folgenden Diskussion wurden verschiedene Aspekte dargelegt: Ein Narrativ ist zum Beispiel die Tatsache, dass die Protestbewegung ohne eine Führungsgruppe auskommt. Dies stelle, nach Sassen, eine zukünftige Form der Organisation dar. Die Ansicht, dass die Führung hier im Networking bestehe, konnte sie teilen, es sei ein Teil der Mobilisierung. Aus dem Publikum wurde des weiteren der Aspekt aufgegriffen, dass die Arbeit mit dem Web 2.0 die Orientierungsfunktion übernehme, die vorher ei-

Von Anfang an unterstützte das Burgtheater mit Direktor Matthias Hartmann die Anliegen der Student_innen. Bereits im November 2009 bot das Burgtheater den Student_innen in einer Pause von „Lorenzaccio“ die Bühne als Forum. Mit einem Banner, auf dem Brechts Zitat „Schwierigkeiten werden nicht dadurch überwunden, dass sie verschwiegen werden“ stand, verlasen die protestierenden Studierenden ihre Forderungen. Im Jänner 2010 zeigte Direktor Matthias Hartmann wiederholt Verständnis für die Anliegen der Student_innen. In einer Diskussion betonte er, dass die eher abstrakte gesellschaftliche Verantwortung des Burgtheaters mithilfe der Themen, die bei den Studierendenprotesten aufgegriffen wurden, konkreter werden könne. Das Burgtheater könne als Forum für eine gesamtgesellschaftliche Bildungsdebatte fungieren.

FOTO: MARTIN JUEN

„KIPPPUNKTE DER GLOBALEN BILDUNG“ Am Donnerstag, 28.1, um 16:30 war es dann soweit: Die Veranstaltungsreihe „KippPunkte“, organisiert von Studierenden der Bildungsprotestbewegung in Kooperation mit dem Burgtheater, hatte ihren Auftakt. Geladen waren Saskia Sassen und Student_innen zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „KippPunkt der globalen Bildung“. Moderiert wurde die Veranstaltung von Isolde Charim, die an der philosophischen Fakultät der Universität Wien arbeitet und bereits

im besetzten Audimax zu Gast war.

Sassen zollte der Protestbewegung Respekt und betonte den Mut und die Leidenschaft, wirklich etwas verändern zu wollen. Wir hätten das „assett stripping“ erkannt und würden nun darauf reagieren. Sie merkte an, dass man sich aus der Opferrolle herausbewegen und einen gemeinsamen Fokus finden müsse. Die Soziologin riet davon ab, sich als politische Organisation zu strukturieren und betonte den globalen Ansatz, den man finden müsse.

EIN ZEICHEN SETZEN Die neue Veranstaltungsreihe setzt ein Zeichen: Mit dem Ende der Besetzung des Audimax ist der Protest der Studierenden noch lange nicht beendet. Um selbst einen Beitrag zur Förderung bildungspolitischer und gesellschaftlicher Themen zu leisten, organisieren die Student_innen künftig in Kooperation mit dem Burgtheater weitere Vorträge und Veranstaltungen. [bama]


über.bildung

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„DIALOG“ MIT DEUTSCHLAND: DIE PROTESTE STUDIERENDEN: GEHEN IN DIE NÄCHSTE RUNDE MINISTERIN BEI ÖH-PODIUMSDISKUSSION Am 17.11.09 protestierten in Augsburg, im Rahmen des Bundesweiten Bildungsstreiks, 1000 Student_innen und Schüler_nnen für ein besseres Bildungssystem. Der Bildungsprotest war in Augsburg endgültig angekommen. Fünf Wochen besetzten die Studierenden die Uni Augsburg, bis sie vor Weihnachten 2009 den besetzten Raum verließen.

Am 4. März stellt sich die neue Wissenschaftsministerin Beatrix Karl der Diskussion mit Studierenden und Vertreter_innen der Österreichischen Hochschülerschaft. Das Gespräch wird in der Aula der Akademie der Bildenden Künste stattfinden, bestätigte ein Sprecher der Ministerin der über.morgen. Die Podiumsdiskussion wird von der ÖH, Studierenden der Protestbewegung und FM4 organisiert und soll hauptsächlich ein Dialog zwischen der Bundesministerin und dem Auditorium sein. Karl möchte in einen konstruktiven Dialog mit den Studierenden treten und dokumentiert hiermit ihren neuen Stil, ergänzte er seine Ausführungen. Sigrid Maurer, Vorsitzende der ÖH-Bundesvertretung, äußerte im Ö1 Mittagsjournal die Hoffnung, dass die Ministerin endlich klare Antworten gibt. Die Themenpalette der Fragen wird sich von den Studiengebühren über die Frage von Zugangsregelungen, bis zum Bolognaprozess erstrecken, ist Birgit, eine Aktivistin der Protestbewegung, überzeugt. Offen sei bisher noch, in welcher Form das Auditorium die Fragen an die Ministerin stellen darf, meint Thomas Wallerberger, stellvertretender Vorsitzender der ÖH-Bundesvertretung. Die Entscheidung liege bei der ÖH. Eine Variante wäre, dass die Moderation die Fragen aus dem Publikum sammelt und das Podium diese beantwortet. Eine andere, dass die Studierenden im Vorfeld die Möglichkeit haben die Fragen einzureichen und die Moderation diese dann ans Podium richtet, so Wallerberger. Neben Karl werden ein_e Student_in aus der Protestbewegung, ein_e Vertreter_in des Vorsitzteams der Bundes ÖH und ein_e Vertreter_in der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft am Podium sitzen. Wie der/die Student_in ausgewählt werden soll ist noch nicht klar. Michael Fiedler von FM4 wird die „Fragestunde“ mit der Ministerin moderieren. Die Diskussionsveranstaltung ist für eineinhalb Stunden angesetzt. [sl]

Nun plant die bayerische Staatsregierung Kürzungen des Zuschusses für die Studentenwerke. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums in München sieht der Entwurf für den Nachtragshaushalt 2010 eine Kürzung des Zuschusses an die Studentenwerke um 2,63 Millionen Euro vor, das entspricht fast einem Viertel der gesamten Förderung. So gab es auch Proteste beim Besuch von Wissenschaftsminister Heubisch während seiner Eröffnungsrede zum Brecht-Festival und beim Besuch des bayerischen Finanzministers Fahrenschon an der Universität Augsburg. Seit Anfang dieses Jahres trifft sich wieder ein wöchentliches Plenum. Für den 11.2 wurde die Universitätsleitung mit Kanzler Zimmermann in den Hörsaal 1 eingeladen. Im

Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass die Universitätsleitung keine deutliche Stellungnahme zu den Forderungen hat. Inhalt und Art von Zimmermanns Auftretens brachte den Saal zum brodeln: Die Diskussion wurde nach Abstimmung des Plenums abgebrochen, der Hörsaal erneut besetzt und der Rücktritt der Universitätsleitung gefordert. Am 12.2 wurde das Senatsgebäude der Universität Augsburg daraufhin für etwa 6 Stunden besetzt. Erneut wollte man eine Stellungnahme der Universitätsleitung erzwingen. In den Verhandlungen mit dem Kanzler, kam es abermals zu keinem Ergebnis. Als neuer Verhandlungspartner wurde Vizepräsident Alois Loidl gefordert. Das Gesprächsangebot von Vizepräsident Loidl führte schließlich zu einer Entspannung der Situation. Die Proteste werden wohl weiter gehen, denn auch im gesamten Bundesland Bayern brodelt es. Noch in diesem Monat werden verschiedene internationale Treffen stattfinden, um das weitere Vorgehen zu besprechen. http://blog.bildungsstreik-augsburg.de [mf] [bama]

GRUNDLAGE DER DEMOKRATIE IST DIE BILDUNG DES VOLKES K

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Wir leben in einer Demokratie, oder zumindest in einer Staatsform, die sich als solche bezeichnet. Das Volk hat direkt sowie indirekt die Möglichkeit, die Menschen zu wählen, die sie gerne als ihre Vertreter_innen in der Politik hätten. Das bedeutet aber auch, dass jede_r und jedem in einer Demokratie eine gewisse Verantwortung zuteil wird. Wer Entscheidungen fällt, muss als erstes Kenntnisse über die vorhandenen Optionen sowie deren Vor- und Nachteile gewinnen, muss dann aufgrund seiner Werte und seiner Moral entscheiden, was er/sie für gut oder schlecht befindet und kann schließlich seine/ ihre Meinung (mehr oder weniger gut und effektiv) in Form seines Wahlzettels abgeben. Was braucht es aber, um Informationen aus Zeitungen, oder Medien generell, zu gewinnen, die die Optionen von verschiedenen Seiten

beleuchten? Was braucht es, um herauszufinden, welche_r Politiker_in eigentlich tatsächlich an einer Demokratie interessiert ist? Es ist immer wieder die gleiche Antwort – es braucht Bildung. Menschen müssen Lernen lernen, müssen kritisch denken lernen. Ohne diese Fähigkeiten laufen die Menschen Gefahr, dem/der Lautesten zu glauben, dem/ der mit der schönsten Frisur oder dem/der, der/die am öftesten mit ihnen saufen geht. Ohne Bildung laufen sie Gefahr, aus ihrer Angst vor unbekannten Dingen ebendiese abzulehnen oder zu verbieten. Und ein Verbot „andersartiger“ Dinge, sei es eine Religion oder eine Kultur, gefährdet wiederum die Demokratie selbst, denn eine Demokratie besteht aus vielen unterschiedlichen Stimmen. Deshalb ist es unsere Aufgabe, immer und immer wieder für die Bildung einzutreten – im Dienste einer Demokratie, die sich nicht selbst verbieten sollte. [arr]


über.politik

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§278A - WENN DER PROZESS BEGINNT, HÖRT ALLES ANDERE AUF Im März beginnt der Prozess gegen 13 Tierrechtsaktivist_innen, denen nach §278a Bildung und Mitgliedschaft einer kriminellen Organisation vorgeworfen wird. Diese konstruierte Organisation soll für alle legalen und illegalen Aktionen mit Tierrechtsbezug seit den 1980er-Jahren in Österreich verantwortlich sein. K

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Das Besondere am §278a ist, dass zu seiner Anwendung keine konkreten Straftaten benötigt werden. Der eigentlich gegen die organisierte Kriminalität eingeführte Paragraph lässt so viel Spielraum, dass jetzt Aktivist_innen vor Gericht stehen, weil sie Kampagnen organisierten, an internationalen Aktivist_innen-Treffen teilnahmen und Berichte über Tierrechtsaktionen sammelten.

PROZESS IN WR. NEUSTADT Eineinhalb Jahre nach den Enthaftungen wird der Prozess, der auf sechs Monate angesetzt ist, im Landesgericht Wr. Neustadt beginnen. Das bedeutet für alle 13 Angeklagten drei Mal pro Woche Anwesenheitspflicht. Mindestens ein halbes Jahr wird das Leben der 13 angeklagten Aktivist_innen und ihres nahen Umfelds davon vereinnahmt werden. Die bisherige Auseinandersetzung mit der Repression wird gezwungenermaßen noch verstärkt. Insbesondere Themen wie die stattgefundene Überwachung, Verhaftung und U-Haft sowie drohende Gefängnisstrafen führen zu zusätzlicher psychischer Belastung.

ten in der Geschichte der Zweiten Republik – ist es für die Angeklagten unmöglich, den finanziellen Aufwand selbst zu tragen. Derzeit werden allein für die Bezahlung der Anwält_innen mehrere €100.000 veranschlagt. Dazu kommen Gerichtskosten, Fahrtkosten etc. – diese enormen Beträge können nur durch Spenden aufgebracht werden. Am 21. Mai 2008 war es nach jahrelangen Ermittlungen und weitreichenden Überwachungen der österreichischen Tierrechtsszene zu 23 Hausdurchsuchungen und zehn Verhaftungen gekommen, die in dreieinhalb Monaten U-Haft mündeten.

ENORMER FINANZIELLER AUFWAND

Die Unterstützer_innengruppe Antirep2008 benötigt zusätzlich Hilfe bei der Prozessbegleitung, dem Organisieren von Solipartys, Demonstrationen und vielem mehr.

Aufgrund der außergewöhnlichen Dimension dieses Prozesses – er ist einer der größ-

Mehr Infos dazu und aktuelle Termine findet ihr auf www.antirep2008.tk.

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GASTKOMMENTAR Es ist erfreulich, wenn Bundesministerin Dr. Karl den gerade begonnen Dialog über Ziele und Aufgaben des tertiären Bildungssektors als „längst überfällig“ bezeichnet. Ich möchte aber daran erinnern, dass seit der Regierungsübernahme durch den ehemaligen Bundeskanzler Schüssel lediglich Belehrung, Monologe sowie Selbstbeweihräucherung und Tarnen und Täuschen auf der Tagesordnung standen. Unverständnis und Unwissen über das, für Forschung und Lehre nötige atmosphärische wie finanzielle, Umfeld standen dabei weitgehend im Vordergrund. Es war

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nicht zuletzt das Verdienst der Studierenden und deren Proteste, den Blick hinter die Kulissen zu öffnen und jenen Druck zu erzeugen, der die Politik, spät aber doch aus der bildungspolitischen Lethargie rüttelte. Bildung und Wissenschaft wurde, dank der Protestbewegung, wieder zum Thema und bald erkannte wohl auch die Mehrheit der Rektoren und wichtiger Entscheidungsträger des tertiären Bildungssektors, dass allen Vorurteilen und Irritationen zum Trotz diese Studierenden als Verbündete und nicht als Gegner zu sehen wären. Respekt verdient, dass hier keineswegs gruppenspezifische Interessen wie Studiengebühren und Zulassungsbeschränkung im Vordergrund der Forderungen standen,

sondern grundlegende Fragen über den Mehrwert der Bildung und Forschung. Dass bestehende, offensichtliche und jahrelang bekannte Defizite, soziale Selektion und weitgehend fehlende bildungs- und forschungspolitische Konzepte nun wirksam benannt wurden ist ein weiteres Verdienst der Proteste.

FOTO: MARTIN JUEN

UNIVERSITÄTS- UND HOCHSCHULDIALOG: DISKURS MUSS ZUM HANDELN FÜHREN!

Ich wünsche, dass die Universität als Ort der kritischen und offenen Auseinandersetzung erhalten bleibt und nicht die berechenund unmittelbare Nützlichkeit die politischen Erwartungen von Bildung und Forschung dominiert.

beispielsweise ein Vizekanzler und Finanzminister Pröll parteipolitische Scheuklappen und Dogmen überwindet und damit einer notwenigen Grundsatzdebatte Raum geben. Wachsamkeit ist hier allerdings angesagt, damit der Dialog nicht zu Beschäftigungs- und Verzögerungspolitik missbraucht wird. Ich werde alles tun, damit dies nicht geschieht.

Dazu gehört aber auch, dass nicht nur die zuständige Ministerin sondern auch andere wie

Kurt Grünewald ist Abgeordneter im Nationalrat und Wissenschaftssprecher der Grünen

H O CH S CH U L D I A LO GS :

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über.politik

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DAS NEUE KÄRNTEN Klagenfurt ist nicht mehr wieder zu erkennen. Nach den Schlagzeilen um die Abspaltung des Kärntner BZÖ von der Bundespartei und dem Skandal um die Hypo Alpe Adria will Kärnten einen Neuanfang. Kommentar und Fotos von Dieter Zirnig, Herausgeber des Blog neuwal.at K

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Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist ein politischer und sozialer Veränderungswille vieler Kärntner_innen zu spüren. Menschen gehen auf die Straße, gründen eigene Plattformen, Vereine oder Initiativen und setzen sich für „ein anderes Kärnten“ ein. Grund ist die Enttäuschung über die derzeitige politische Führung mit ihren Skandalen, Korruptionen und Proporz.

DAS NEUE KÄRNTEN Schon vor gut einem Jahr habe ich gemerkt, dass die Politik und die Gesellschaft in Kärnten vor großen Veränderung steht: In den Medien wurden erstmals kritischere Themen angesprochen und politische Missstände öffentlich gemacht. In den Jahren zuvor hat dieser Gegenpol gefehlt und der herrschenden Politik absoluten Freiraum gelassen. Zu groß war damals die Angst vor „den Anderen“ verraten und ausgegrenzt zu werden. Reinhard Eberhart ist Sprecher der Plattform „Das neue Kärnten“ und möchte bei den derzeitigen Entwicklungen nicht mehr zusehen und all diejenigen ansprechen, die derzeit enttäuscht sind. Es ist ein „Rosenmontag des Widerstandes“ und im Juni wird ein „Festival gegen die Dummheit“ veranstaltet. Neue Plattformen und Politiker_innen sind wichtig für Kärnten, da derzeitige Kandidat_innen aller Parteien verbrannt sind und

die Kärntner Politik kaputt gemacht haben.

FREITAGSDEMONSTRATION Was vor einigen Jahren noch unvorstellbar war, ist jetzt möglich: Es sammeln sich mehr und mehr Menschen, die öffentlich zeigen, dass sie mit der derzeitigen politischen Situation unzufrieden sind. Mehr als 600 Teilnehmer_innen wünschen sich ein „neues Kärnten“ und gehen dafür auf die Straße. Mit Plakaten, Pfeifen und „Rücktritt“-Sprechchören geht es jeden Freitag von der Kärntner Landesregierung quer durch die Innenstadt zum Landhaushof. Die überparteiliche Demonstration wird von den Grünen in Kärnten mit Landessprecher Rolf Holub organisiert. Lojze Wieser, eine Säule der Kärntner Kultur, begrüßte die Menschen bei der Abschlusskundgebung in seiner zweisprachigen Rede mit „Dobro Jutro“ - auf Deutsch: „Schönen guten Morgen“ und wies auf den Beginn einer neuen Ära hin. „Die Zukunft dieses Landes geht hier und steht hier auf der Straße. Die Vergangenheit ist in der Politik und sitzt da drinnen“, sagt Lojze Wieser und zeigt auf das dahinterliegende Kärntner Landhaus, in dem die Landesregierung tagt. Rolf Holub wünscht sich, dass es politisch nach vorne geht und dass die Verantwortlichen aus ihren Fehlern lernen. Er möchte das System verbessern und es demokratischer gestalten: Von unten nach oben und nicht umgekehrt.

vom Zaun brechen. Derzeit haben bereits mehr als 2.600 Unterstützer_innen seinen Wunsch nach Neuwahlen auf seiner Plattform unterstützt. Georg Holzer, Initiator von k2020.at und Kärntner Journalist des Jahres, spricht sich für eine komplette Veränderung der politischen Struktur in Kärnten aus. Er setzt sich für ein „Open Government“ ein und fordert eine offene und transparente Regierung, bei der die Verwaltungen bürgerorientiert, interaktiv und effizient werden und den öffentlichen Zugang zu Daten ermöglichen soll.

NEUE CHANCE IN KÄRNTEN Kärnten steht derzeit vor der einzigartigen Chance eines kompletten Neubeginns auf politischer, sozialer und gesellschaftlicher Ebene.Ein Neubeginn, der nicht durch sofortige Neuwahlen definiert wird, sondern ein Neubeginn, der sich aus Aufklärung und Besonnenheit zusammensetzt. Eine neue Ära, die von allen Menschen ausgeht und gestartet wird. Was in Klagenfurt möglich ist, kann in allen Kärntner Orten fortgesetzt werden. Ideen, die sich mit Hilfe des Internets rasch realisieren und verbreiten lassen: Verwendet das Internet, Social Media und LIVE-Streams, um mehr Leuten von den Bewegungen zu informieren und daran teilhaben zu lassen.

NEUWAHLEN FÜR KÄRNTEN?

An Ideen und Visionen mangelt es nicht – Kärnten hat das Zeug, neue politische Wege zu bestreiten.

Von unten nach oben möchte auch Andreas Sucher aus Villach mit seiner Initiative „neuwahlJETZT.at“ sofortige Neuwahlen

Mehr Interviews, Videos, Berichte und eine 45-minütige Diskussionssendung zu Kärnten gibt es auf http://neuwal.com


über.denken

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POLITICAL REFORM IN FRANCE OVER THE LAST FIVE YEARS forms are necessary. Since 2007, according to that imperative, the government seemed to confuse necessity and urgence. Consequently numerous reforms in several fields like education, university, public services and so forth were started, without consulting the people who are concerned - because this process of consultation was considered as being “not quick enough”. The trains are already partially privatised, and the the post is the next in line… strikes don‘t seem to change anything!

FOTO: JAKOB ARNIM-ELLISSEN

GASTKOMMENTAR VON P I E R R E D E C O U S S Y Over the last five years, politicians from every political background liked to say, that France is in a period of crisis, and that re-

Many reforms before and after 2007 provoked strikes and manifestations. But before 2007 some of them were able to force governments to re-evaluate their decisions. After 2007, this was not the case anymore. Students were particularly affected by the shift in dealing with these forms of public protest. Furthermore, the Law concerning the Liberties and Responsibilities of Universities („Loi relative aux libertés et responsabilités des universités“, LRU) was adopted. It is based on an interpretation of the Bologna Process, with the goal to privatise and reduce the numbers of universities, thereby putting them in a situation of competition. This is surprising, keeping in mind that these actions were undertaken to rank higher

in the hierarchy the Shangai University produces (which gives more credit to an university occupying, for example, as to a nobel price winner). At the very same time, the number of teachers is decreasing (are the costs for employing them too high?), while the number of policemen is increasing. Where is a state with more cops than teachers going to, what is its priority? Education or security? Hence it is little surprising that student mobilisations in France last year, which, like many others before, came to an end without having achieved any results. The government decided to ignore the wishes of the students. The only ones, sent to talk to them were policemen. Events organised by student organisations to debate these reforms are ignored by the Secretary of the State in charge of these matters. It appears that Mrs Pécresse, State Secretary for University and Research, although she might talk to a few students now and then, is unable to take part in bigger events in presence of a lager number of students. Pierre Decoussy ist Student an der Pariser Sorbonne Universität.

K O M M E N T A R In unserer letzten Ausgabe starteten wir die Reihe „Stimmen des Hochschuldialogs“ mit einem Paukenschlag. Die neue Wissenschaftsministerin Beatrix Karl meldete sich persönlich zu Wort. Der Dialog habe das große Ziel, schrieb sie, „eine Grundlage und einen Schulterschluss für unser gemeinsames Anliegen: die Zukunft unserer Universitäten“ zu erreichen. Seine Ergebnisse würden für sie „wichtige Empfehlungen“ darstellen, sein Ende solle der „Beginn einer neuen Ära der Hochschulpolitik“ sein. „Neue Ära“, das klingt beeindruckend. Vor meinem inneren Auge sehe ich demokratische, freie

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und gut ausgestattete Universitäten. Studentische Mitbestimmung und anständig bezahlte Lehrende, Studienpläne, die selbstbestimmtes Studieren ermöglichen und Seminare, deren Größe richtige Diskussionen erlauben. Ich sehe Universitäten, die sich über einen großen Andrang junger Menschen freuen und allen das bestmögliche Bildungsangebot bieten, dass das siebentreichste Land der Welt bieten kann. Eine schöne „neue Ära“. Doch wenn ich an den Antritt der neuen Wissenschaftsministerin denke, ändert sich das Bild in meinem Kopf. Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen. Eines sei ihr wichtiger als das andere. Ist es wichtig wel-

HOCHSCHULDIALOGS

ches? Bei jeder Gelegenheit sprach sich Karl für Studiengebühren aus. Das System habe sich „bewährt“ und nur weil sie keine Mehrheit dafür bekomme, sei die Wiedereinführung „im Moment“ vom Tisch. Konzepte abseits von Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen gibt es im Wissenschaftsministerium offensichtlich noch immer nicht. Es hat mich gefreut, dass die neue Ministerin den Gastkommentar persönlich schrieb. Ihre Wortmeldungen zum Thema Dialog mit Studierenden, die Pläne für ein öffentliches Treffen mit ÖH und Protestbewegung – einiges hat sich geändert im Ministerium. Doch dort worauf es eigentlich ankommt – Perspek-

FOTO: MARTIN JUEN

SCHÖNE NEUE ÄRA?

tiven und Strategien für die Gestaltung des Hochschulsektors – da kräht die neue Ministerin genau wie ihr Vorgänger. Schöne neue Ära? [jaae]

Der Gastkommentar von Beatrix Karl wurde in Ausgabe 2/2010 veröffentlicht. Nachzulesen unter www.unsereuni.at/uebermorgen.

KOMMENTIERT:

BE AT RI X

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über.kitschundkultur

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INTERVIEW: „MIT STUDENTEN SOLIDARISIEREN, DAS KLINGT SUPER UND KOSTET NIX UND IST DESWEGEN AUCH NICHTS WERT“ Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „unitalks“ bat die über.morgen Filmemacher und Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky zum Gespräch. Nicole Kornherr sprach mit ihm über Bildung, Ökonomisierung und die Studierendenproteste.

FOTO: ALUMNIVERBAND/STEFAN KUGLER

ÜBER.MORGEN: KÖNNEN SIE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER BEWEGUNG NENNEN?

ÜBER.MORGEN: MAN KÖNNTE ES ALSO ALS EIN EXPERIMENTIERFELD FÜR GELEBTE DEMOKRATIE SEHEN?

ÜBER.MORGEN: WELCHE GEFAHREN VERBERGEN SICH HINTER DER ÖKONOMISIERUNG DER BILDUNG?

Ruzowitzky: Ja. Aber es wird den Studenten oft etwas vorgeworfen, was irgendeiner gesagt hat, weil es eben nicht die drei offiziellen Repräsentanten gibt. Wenn dann irgendwer vor das Mikro läuft und sagt: „Ich will Freibier für alle!“, dann steht das in der Zeitung als Forderung der Studenten.

Ruzowitzky: Wenn man sich mit zukünftigen Arbeitswelten beschäftigt, gibt es das Schlüsselwort: Flexibilität. Die Kompetenz sich weiterzubilden, zu lernen, sich zu verändern. Deshalb ist eine kurzsichtige, sprich kurzfristige Ökonomisierung das Falsche. Wenn ich nur versuche, das heran zu züchten, was der Arbeitsmarkt gerade jetzt oder

FOTO: ALUMNIVERBAND/STEFAN KUGLER

ÜBER.MORGEN: WIE KOMMENTIEREN SIE DAS VERHALTEN DER POLITIK?

ÜBER.MORGEN: WENN SIE WISSENSCHAFTSMINISTER WÄREN, WAS WÜRDEN SIE ÄNDERN?

ÜBER.MORGEN: WENN NICHT ÜBERSPITZT GEFORDERT WIRD, BEKOMMT MAN AUCH NICHTS? Ruzowitzky: Ja. Ich glaube man muss irgendwo ansetzen. Der erste Punkt ist, dass man erkennen muss, wie viel gut ausgebildete Studenten wollen wir wirklich und wie bilden wir die aus. Man soll anfangen zu denken: Was soll am Ende herauskommen und nicht, was ist mit dem Geld möglich? Was dann herauskommen soll sind Leute, die einfach fit sind, um diese Gesellschaft voran zu bringen und nicht nur auf einem streng abgezirkelten Fachgebiet ausgebildet sind.

Ruzowitzky: Stärke ist gleich Schwäche. Es ist das unhierarchische, ungeplante, dass es keine ausgefeilten Strategien gibt. Das macht das ganze irgendwie sympathisch, weil es so etwas Basisdemokratisches hat. Mit Organisationsstrukturen bin ich dann in anderen Bereichen natürlich fixer und schlagkräftiger.

Ruzowitzky: Gab es ein Verhalten, nicht wirklich oder? Ich habe versucht für den Film politisch etwas zu bewegen. Was hilfreich ist, wenn man einen Rückhalt in der Bevölkerung hat, dass die Politiker sehen, das bringt mir gute Presse. Aber das dauert lange und bei euch geht es einfach um andere Summen. Bei euch sind es ja wirklich Strukturen, die geändert werden müssen.

Ruzowitzky: Was ich mitbekommen habe ist, dass der Bologna-Prozess eine gute Intention hatte, aber es sich in die falsche Richtung entwickelt hat. Jetzt muss auf europäischer Basis gesagt werden: Wir müssen korrigieren. Um mich jetzt bei dir und den Studis unbeliebt zu machen: Die Idee, einerseits sollen so viele wie möglich studieren, gleichzeitig soll es umsonst und auf hohem Niveau sein. Das kann sich nicht ausgehen.

innerhalb der nächsten fünf Jahre braucht. Sinnvoll wäre, dass aus der Uni Leute raus kommen, die mit dieser Ausbildung etwas anfangen können und damit auch Geld verdienen können, dagegen kann ja niemand etwas haben?

ÜBER.MORGEN: WELCHE TIPPS HABEN SIE FÜR DIE STUDIERENDEN, UM IHRE ZIELE ZU ERREICHEN? Ruzowitzky: Das temporäre Ende fand ich unglücklich. Da hätte man strategischer bzw. dramaturgischer denken können. Ab einem gewissen Punkt ist die öffentliche Meinung positiv, dann beginnt sie zu kippen. Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen wo ich sage: „So jetzt höre ich damit auf und lasse mir etwas Anderes einfallen.“ Das, finde ich, hat man verabsäumt. Also da würde ich jetzt als Mensch der mit Dramaturgie zu tun hat, mit Öffentlichkeitsarbeit sagen, das würde ich anderes einsetzen. Gerade wenn man davon ausgeht, dass das Produkt, das ihr zu verkaufen habt – nämlich eure Ansprüche – ein gutes bzw. offensichtlich gut vermarktbares Produkt ist.

ÜBER.MORGEN: KÖNNEN SIE SICH VORSTELLEN, DASS SIE MIT DEN STUDIERENDEN IRGENDWIE EINE KOOPERATION EINGEHEN KÖNNTEN? Ruzowitzky: Mit den Studenten solidarisieren, das klingt super und kostet nix und ist deswegen auch nichts wert. Ich glaube, wo es Sinn macht ist, wenn es eine konkrete Forderung gibt und ich dann sag‘: Da bin ich dabei.

ÜBER.MORGEN: VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH!


über.kitschundkultur

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AG SUPERGAU: MUSIKALISCHES UND AKTIONISTISCHES „NACHSITZEN“ Mit Unterstützung von sympathisierenden Künstler_innen, diversen NGOs und den Medien wird die AG Supergau im März das Rahmenprogramm zum Protest gegen die Bologna-Konferenz gestalten. Die Aktivist_innen brauchen dafür deine Hilfe. “Wenn die Öffentlichkeit nicht für Bildung kämpft, dann muss die Bildung für Öffentlichkeit kämpfen und das mit der größtmöglichen Hörerschaft - Auditorium Maximum - eine Art Nachsitzen für die Gesellschaft,” sagt Tom von der AG Supergau.

Konzept der Arbeitsgruppe. Anläßlich des Jahrestags des Tibet-Aufstands gegen die

Mitarbeiter_innen der ehemaligen AG Presse, AG Radio Audimax, der AG Doku und anderen Arbeitsgruppen haben sich zur AG Supergau zusammengeschlossen. Die Arbeitsgruppe steht allen Interessierten offen. Ihre Treffen können auch über Livestream mitverfolgt und mitgestaltet werden. Alle Informationen sind unter www.auditoriummaximum.org zu finden.

Von 10. bis 14. März sollen Konzerte und DJs die Teilnehmer_innen des Gegengipfels, Touristen und alle anderen Interessierten am Heldenplatz unterhalten. Neben anderen haben Sänger Hubert von Goisern und die Band Alkbottle ihre Teilnahme zugesagt. Das weitere Line-up wird Ende des Monats bekannt gegeben. Unter dem Motto „Paint it black – International Funeral Service“ soll in einer aktionistischen Trauerfeier „Abschied von lobbyfreier Bildung“ genommen werden, heißt es im

Neben Musik und Aktionismus sind auch Live-Übertragungen vom Bologna-Gegengipfel der Protestbewegung vorgesehen. Zum Abschluss der Veranstaltungswoche sollen schließlich die Ergebnisse des Gegengipfels am Heldenplatz präsentiert werden.

Besetzung durch China ist außerdem eine Kooperation mit der Free-Tibet-Bewegung geplant.

Die Bologna-Jubiläumskonferenz findet vom 11. bis 12. März in Wien und Budapest statt. Teilnehmer sind die 46, für die Bildungspolitik zuständigen, Minister_innen der EU. Sie sollen die Umsetzung und die Strategie des so genannten Bologna-Prozesses erörtern. [sl]

PLATZVERWEIS FÜR DR. LUEGER Wettbewerb der Akademie für angewandte Kunst zur Umgestaltung des Lueger Denkmal in ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus in Österreich Wien 2010, der Ton wird rauer. Dass in einem Wahljahr politische Parolen zunehmen und sich Untergriffe häufen kennt man ja. Im Herbst wird in Wien gewählt und der Wahlkampf hat begonnen. Hauptakteur ist diesmal die FPÖ, die rassistische und antisemitische Rhetorik wieder salonfähig gemacht hat. Ob in der Person des Nationalratspräsidenten Martin Graf oder des Parteivorsitzenden H.C. Strache - Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung hat viele Gesichter.

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT Ein berühmtes Gesicht des Antisemitismus ist jenes von Dr. Karl Lueger. Der von 1897 bis 1910 amtierende Bürgermeister Wiens war bekennender Antisemit und erlangte seine Macht durch gezielte Gesetzgebung gegen Juden und Jüdinnen. „Wer Jud is bestimm i“ ist das bekannteste Zitat unseres Altbürgermeisters. Selbst Hilter rühmte ihn in dem Buch „Mein Kampf“. Trotzdem ehrt Wien Dr. Karl Lueger, indem sowohl ein Teil der Ringstrasse, als auch ein Platz nach ihm benannt sind. Warum?

Er hat die Hochquellwasserleitung gebaut und die Gaswerke kommunalisiert. Anscheinend Grund genug für Wiens Politiker_innen über seine politischen Ansichten hinweg zu schauen.

INTERNATIONALER OPEN CALL Diese Ansicht teilen nicht alle. Studierende und Lehrende der Universität für angewandte Kunst Wien rufen dazu auf ein Zeichen zu setzen. Das Denkmal für Karl Lueger darf nicht länger eine ausgeblendete Geschichte des Antisemitismus verharmlosen. Es soll daher zu einem Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus umgestaltet werden. Der internationale Wettbewerb läuft noch bis 31.März 2010. Kreative Köpfe können Ideen zur Umgestaltung einreichen. Alle Entwürfe werden in einer Ausstellung veröffentlicht. Der Siegerentwurf wird von einer internationalen Jury ausgewählt. Der Arbeitskreis setzt sich dann intensiv für die Umsetzung des Projekts ein. Infos und Facts zum Wettbewerb unter www.luegerplatz.com [jil]


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LE PETIT MORT: DIE WIRTSCHAFTSKRISE NABOKOVS MODELL FÜR LAURA DIE SENDUNG MIT DEM GRAUS

Rezension von „das modell für laura“ von Vladimir Nabokov Lust und Vernichtung, Orgasmus, der schöne Tod. Das heißt, dem 78-jährigen Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Schmetterlingsforscher beim Denken zuschauen.

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Nein, Sie halten hier keinen fertigen Text in Händen. Was Sie mit „das modell für laura“ bekommen, ist ein Zettelkasten; übersetzt und kommentiert. Nabokov, den viele kluge Leute den „größten Erzähler des 20. Jahrhunderts“ nennen, hat vor seinem Tod 1977 seinen letzten Roman auf Karteikarten vorbereitet, seiner Frau aber vor dem Ende das Versprechen abgenommen, die Manuskripte zu vernichten. Nun hat sich der Sohn Dmitri Nabokov dazu durchgerungen, „das modell für laura“ zu veröffentlichen. FOTO: EN.WIKIPEDIA.ORG

Im vergangenen Jahr hatte die Wirtschaft eine Krise, von der sich diese noch nicht ganz erholt hat. Schuld waren Verantwortungslosigkeit und fehlender Weitblick von solchen Leuten, wie man sie z.B. aus dem Film „Let‘s Make Money“ kennt. Die haben ihre eigene Vorstellung davon, was der Wirtschaft gut tut. Da soll es weniger Staat und mehr privat geben. Reguliert sich eh alles selbst. Und den Rest regulieren sie: Z.B. indem sie Konzerne und Banken so groß werden lassen, dass ihr Niedergang Volkswirtschaften bedrohen würde. Dann muss der Staat eingreifen und den Karren aus dem Dreck ziehen. Und vor den Karren werden die Steuerzahler gespannt. – Klingt erpresserisch, ist es auch! Die ÖVP erklärt uns, warum das so sein muss. Sie sagt, „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.“ – Und schon waren einige Milliarden dazu verwendet, die Fehler derer auszubessern, die glauben eh alles selbst regulieren zu können. Macht aber nichts, weil geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut. Was noch alles zu tun sein wird, damit es der Wirtschaft wirklich wieder gut geht, will uns der Finanzminister aber erst nach den Landtagswahlen erzählen. – Sicher haben sie sich diesbezüglich schon einiges einfallen lassen.

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Auf 138 Karten entsteht in kleinen Tropfen eine faszinierende Geschichte. Der Leser hantelt sich von Wort zu Satzfragment zu Textpassage und findet sich plötzlich mitten in einer Welt wieder, von der er nicht angenommen hat, sie würde so kräftig und unmittelbar aus diesem Buch sein ganzes Denken und Fühlen gefangen nehmen. Was Nabokov benennt ist das Zerreißen eines alternden Mannes, Philip Wild (ein weltberühmter Neurologe), der von seiner jungen, schönen Ehefrau betrogen und gedemütigt wird. Geheim arbeitet der untersetzte Mann, der seine Beine schon immer gehasst hat, an einem Werk in dem er die ekstatischen Zustände beschreibt, in denen er sich durch Selbsthypnose selbst aufzulösen versucht. Nabokov beweist in dieser Arbeit ein letztes Mal sein großes Talent zum Erzählen, das über ein bloßes Wortefinden hinausgeht. Durch den Text setzt er vertrackte Gefühle direkt in der Brust der Leserin frei, sich dort auszubreiten. Ein Erlebnis. Eine Erlösung. Das Ende darf hier verraten werden. Karteikarte 138 liest sich (in der Übersetzung) so:

FOTO: SUP, TAS

(wegwischen) ausstreichen ausradieren löschen, wegreiben tilgen vernichten Vladimir Nabokov – das modell für laura; rowohlt (Hamburg: 2009); ISBN: 978 3 498 04691 0 [cgal]


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Puzzle 1 (Medium, difficulty rating 0.56)

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DER WAUNZL HÄLT SICH GERN IM WARMEN AUF UND BEANSPRUCHT VIEL PLATZ. ER LIEBT ES, BEI PRICKELNL DEM BLUBBERWASSER UND KLASSIL SCHER MUSIK DER GANZEN WELT SEIN GLITZERNDES NEUES HALSBAND VORL ZUFÜHREN.

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DASS ANDERE REICHE FRAUCHEN UND HERRCHEN FÜR ALLE FORDERN, KANN ER ÜBERHAUPT NICHT VERSTEHEN.

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WIE AUCH, IST ER DOCH SCHLIESSL� LICH NUR EIN HUND.

Puzzle 1 (Medium, difficulty rating 0.45) Generated by http://www.opensky.ca/~jdhildeb/software/sudokugen/ on Sun Feb 14 15:50:50 2010 GMT. Enjoy!

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Mein absoluter Liebling 7 8 1 6 5 der nervtötenden Dinge im Leben ist 9 1 diese Woche das WG-Casting. Mag 2 6 7 9 3 sein, dass es für die Zimmersuchenden nicht besonders erbaulich ist, von 1 4 8 7 allen aktuellen Bewohner_innen aufs genaueste auf Hobbies, Vorlieben und schlechte Eigen2 3 4 schaften durchleuchtet zu werden, aber die wirklich Leidtragenden sind die 4 2 Bewohner_innen selbst. Man könnte meinen, nach dem zehnten gleich strukturierten Gespräch über Kautionen und Putzpläne Generated by http://www.opensky.ca/~jdhildeb/software/sudokugen/ on Sun Feb 14 15:53:00 2010 GMT. Enjoy! würde es langsam langweilig – aber das wird es nicht. Jedesmal wieder muss ich feststellen, dass sich alle Kuriositäten der Altersklasse 18 bis 30 genau UNSER Inserat ansehen und für gut befinden. Das Highlight dieses Mal war eine gerade erst von daheim ausgezogene BWL-Studentin, die ebendieses Studium schon seit ihrer Kindheit als Lebenstraum gehegt hatte und voller Begeisterung für die 14 Knockout Prüfungen innerhalb von drei Monaten in der Studieneingangsphase war. Zu allem Überfluss fand sie auch noch meinen ebenfalls anwesenden Freund anscheinend sehr - sagen wir - „nett“, denn sie saß eine halbe Stunde lang ihn anstarrend auf der Couch, sah ihm in die Augen und schnatterte unentwegt, ohne etwas um sich herum wahrzunehmen, während meine Mitbewohner und ich abwechselnd aus dem Fenster und uns gegenseitig ungläubig anstarrten. Nach diesem Tag waren meine Nerven am Ende und eine Einzimmerwohnung wieder ein klein wenig reizvoller geworden.

[arr]


meine Botschaft:

EIN SEELENLOSER ZIEGELSTEIN: „ICH HAB‘ MEHR FANS ALS H.C. STRACHE“


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