12/2010: Scho wödfremd, oda checkst as no?

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체ber.morgen

www.uebermorgen.at | Jahr 2, Ausgabe 12 | Fr 29.10.2010 | Kostenlos

die kritisch-unabh채ngige Studierenden-Zeitung

regietheaterTITAN neuenfels: interview S. 10

sud

wir haben gebacken ab s. 4

big Brother Award beobachtet S. 13


über.inhalt

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über.inhalt

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Über Leben und Tod Impressum

über.ich

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Liebe Leserinnen, liebe Leser In Kürze

über.thema über.bildung

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1 Jahr #unibrennt

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Meinungen zu 1 #unibrennt

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Frust und Vollversammlung Aktionstag: Gemeinsam gegen die Politik?

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Über Leben und Tod Die unbeschwerte Jugendzeit der über.morgen (geborene Morgen) ist tot. In den frühen Morgenstunden des 29. Oktober 2010 kam sie bei einem Autounfall nahe der Universität Wien ums Leben. Ein Bus rammte ihren Trabant, Baujahr 1968 – sie war sofort tot. Bei der Obduktion wurden ein Blutalkoholwert von 1,5 Promille und große Mengen an Kokain sowie Marihuana nachgewiesen. Der Buslenker beging Fahrerflucht und tauchte im nahen Börsengebäude unter. Die auf diesem Wege völlig unvorbereitet in die Erwachsenenzeit gestoßene über.morgen fand sich, nachdem zu allem Überfluss nun auch die Familienbeihilfe ab 24 gestrichen wurde, genötigt, zur Bewältigung der allzu hohen Begräbnis- und Überlebenskosten wohl gesinnte Bekannte und Gönner um finanziellen Beistand zu bitten. Den Anfang übernahm ein naher Verwandter. Sein philanthroper Beitrag zur posttraumatischen Überlebenssicherung der über.morgen kann auf ihrer allerletzten Seite der aktuellen Inkarnation bewundert oder übersehen werden. Aufgrund ihrer dennoch verbliebenen Selbstachtung und bewahrten Würde, wird die über.morgen diese neue Form der Überlebenshilfe dennoch nur von kultureller und sozial engagierter Seite entgegennehmen.

Education is a human right! Bildungsproteste in den USA

über.politik

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Die christlichen Werte der Frau Maria F. Wir brauchen Konsens, keine Knüppel (S21)

9 über.denken über.kitsch&kultur

Zürichs autonome Inseln 2. Teil

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Fortschritt gibt es nicht - Neuenfels im Interview

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Another education system on fire

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Datenschutz? Uns doch egal! Bonaparte Konzert Rezension

über.graus

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Sendung mit dem Graus: Verhüllen, Enthüllen Rezension: #unibrennt - Der Film

über.reste

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Unser Lieblingsplatz: Schnapsloch Hund der Woche Sudereck: Facebook

Den lesenden Freundinnen und Freunden dankt die über.morgen für die geleistete Anteilnahme und bittet um Verständnis und auch lesenden Beistand für ihren neuen Lebensweg. [red]

Wie man uns unterstützen kann: Nutzen Sie die Möglichkeit durch ein Spendenabo die über.morgen Monat für Monat frei Haus geliefert zu bekommen: http://abo.uebermorgen.at oder spenden@uebermorgen.at Konto: 00074753235 | BLZ: 60000 (PSK) Zweck: über.morgen Alle Einlagen gehen ausschießlich zugunsten des Vereins (Druckkosten). www.facebook.com/ueber.morgen

Impressum Medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1170 Wien. Taubergasse 35/15. Tel.: +43664 558 77 84, Homepage: www.uebermorgen.at; Redaktion: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1170 Wien. Taubergasse 35/15; Redaktionelle Leitung: Matthias Hütter, Dario Summer; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Layout: axt; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach §44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet.


über.ich

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Liebe Leserinnen, liebe leser Uns gibt es immer noch und wir feiern unseren ersten Geburtstag. Am 28. Oktober erschien die erste morgen. Klingt jetzt arg, ist aber so. Denn am Anfang, eben da, als wir noch morgen hießen, wurde von vielen bezweifelt, dass wir unsere erste Ausgabe überleben werden. Martin Gantner vom Falter hat damals etwas geschrieben, was wir euch, liebe Leserinnen und Leser, natürlich nicht vorenthalten wollen. Auf der Medien-Seite des Falter vom 4.11.2009 stand geschrieben: “‘Zwischen den Flüssen Reno und Savena, am Fuß der Apenninen (…) liegt ein Städtchen namens Bologna.’ So lauten die ersten Zeilen eines Textes in der ersten (einzigen?) Ausgabe von Morgen, die mit Eva und Hans Dichand nichts zu tun hat. Es ist die Zeitung der Audimax-Besetzer. Über Nacht geschrieben und 10.000-fach gedruckt.” Damals waren wir noch ein chaotischer Haufen von unerfahrenen Jungs und Mä-

dels aus dem besetzten Audimax, die „die da draußen“ über unsere Anliegen informieren wollten. Wir hatten große Ziele. Wir waren motiviert. Wir hatten viel Spaß bei der Zeitungsarbeit. Eigentlich hat sich das bis heute nicht geändert. Trotzdem gab es mit der Neutaufe zur über. morgen einen Wandel. Bildung und der Protest sind nun nicht mehr unsere alleinigen Themenschwerpunkte, sondern teilen sich mit den Bereichen Politik, Kultur und Gesellschaft den Platz in unserem kleinen, kritischen Blättchen. Unser Ziel ist es heute, ein alternatives Nischenprodukt in der österreichischen Medienlandschaft anzubieten. Mit viel Herzblut erscheint monatlich die über.morgen. Langsam steigende Abozahlen, eine stetig wachsende Fangemeinde auf facebook und die Aufnahme in den Österreichischen Medienverband bestätigen unseren Weg. Heute haben wir 16 Seiten, eine Auflage von 1000 Stück und sind noch immer kostenlos, aber nicht umsonst.

Der Dank dafür gebührt allen Förderabonnentinnen und Förderabonnenten, Spenderinnen und Spendern, Audimaxistinnen und Audimaxisten, sonstigen Unterstützerinnen und Unterstützern und vor allem all jenen, die das vergangene Jahr Zeit und Arbeit in dieses kleine Zeitungsprojekt investiert haben. Sei es, als sie noch morgen hieß, oder schon über.morgen getauft wurde, sei es, ob sie noch mit dabei sind oder uns verlassen haben. Danke Leute, ohne euch wären wir nicht da, wo wir jetzt stehen. 8 Ausgaben oder 120 Seiten morgen. 12 Ausgaben, 184 Seiten und eine Gesamtauflage von 28.500 über.morgen. Ahja: WIR LEBEN NOCH! Und haben sicher nicht vor das zu ändern…

Freie Medien unter sich

Strache wird angezeigt

Am 15. Oktober fand im Museumsquartier der Tag der Freien Medien statt. Der Österreichische Medienverband organisierte die Messe mit Workshops, Podiumsdiskussion und Vorträgen. In einem separaten Programmblock wurde freien und unabhängigen Medien die Möglichkeit gegeben sich zu präsentieren. www.medienverband.at

936 Menschen haben bereits den FPÖ-Parteichef HC Strache wegen des Tatbestandes der Verhetzung laut § 283 StGB angezeigt. Der Grund dafür ist seine Aufforderung “Mustafa” eins mit der Steinschleuder “aufzubrennen”. Passiert ist das ganze im FPÖ-Folder “Sagen aus Wien”. Online ist die Zahl der Anzeigenden und die Sachverhaltsdarstellung unter www.dasbuendnis.twoday.net zu finden.

Fekter wird besachwaltert

Poster-Ausschreibung

Die Aktion “Wir helfen Fekter” setzt sich online für eine Besachwalterung der Innenministerin Maria Fekter ein. Die nicht ganz ernst zu nehmende Kampagne versteht sich als Anregung, Asylwerber und Einwanderer in diesem Land endlich wieder als Menschen wahrzunehmen. Mittlerweile unterzeichneten knapp 2000 Menschen die Petition auf www.wirhelfenfekter.at

Eine Ausschreibung zu einer Plakatserie der ÖH Bundesvertretung zu den Protesten des vergangenen Jahres! Die fünf Hauptpreise werden mit je € 1.000 honoriert, Einsendeschluss ist der 25. November 2010. Präsentiert werden die Siegersujets am Hochschulkongress der ÖH Bundesvertretung. www.oeh.ac.at

IN KÜRZE IN KÜRZE IN KÜRZE IN KÜRZE www.uebermorgen.at


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端ber.thema

1 Jahr #unibrennt

Fotos: Martin Juen, Tobi Stadler

www.facebook.com/ueber.morgen


über.thema

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Fotos: Martin Juen, Tobi Stadler

[Collage: lil, irh]

Sind Sie der Meinung, dass die Studierendenproteste Erfolg hatten? Glauben Sie, dass es Sinn macht, die unibrennt-Bewegung weiterzuführen? FRANZ SCHUH

Studentenproteste sind immer in Gefahr, an der Hartleibigkeit der Politik zu zerschellen. Protestieren Studenten nicht stets und sitzen Politiker nicht andauernd alles aus, was ihnen gegen den Strich geht? Was bleibt, ist die Hoffnung, dass es diesmal anders ist, dass der Ernst der Lage begriffen wird und dass alle Beteiligten ihren Sinn fürs Notwendige und zugleich fürs Mögliche bemühen.

Foto: Manfred Werner

A. VAN DER BELLEN

Erfolg? Ja, weil es die Studierenden geschafft haben, die Öffentlichkeit auf die Misere an den Universitäten aufmerksam zu machen; nein, denn geändert hat sich im finanziellen Bereich nichts. Ja, denn auch die Rektoren haben inzwischen ihre vornehme Zurückhaltung aufgegeben und machen öffentlichen Druck; nein, denn auch das hat bisher nichts genützt. Die Auseinandersetzung muss also weitergehen. Die Trägheit der Regierenden ist nicht zu akzeptieren. Dafür sind Universitäten, Forschung und Innovation, Bildung und Ausbildung zu wichtig. Foto: www.gruene.at

Martin Blumenau

Foto: Martin Juen

Viel an Energie ist verpufft, Energie, die eine gut funktionierende Gesellschaft aufgefangen und kanalisiert hätte - in tatsächliche Kommunikation über die Uni-Situation, in gemeinsame Arbeit an deren Verbesserung. Stattdessen ging (zu) viel Energie in Blockades und Abwehrmaßnahmen. Auch das Medien-Umfeld hat die Zeichen und Botschaften nicht verstanden, drückt sich weiter angstvoll um all das herum, was #unibrennt im Experimentieren mit den neuen Ausspielkanälen der Kommunikation vorgezeigt hat. Die einzig bewirkte (Ver)Änderung ist die, die sich in den Köpfen und Herzen der Teilnehmer abgespielt hat, Erfahrungen, die jetzt schon Lebenswege in andere Bahnen geführt haben. KLAUS WERNER-LOBO

Die Proteste der Studierenden sind jetzt schon ein Erfolg, weil nach vielen Jahren der scheinbaren politischen Lähmung an den Universitäten der Funke der Unibrennt-Bewegung auf Zigtausende in- und außerhalb Österreichs übergesprungen ist und ein Feuer entfacht hat, das so schnell nicht mehr verglühen wird. Nachlegen, weiterbrennen!

Foto: Paul Sturm, flickr: clows

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über.bildung

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Frust uND VOLLVERSAMMLUNG Die Angst des Rektors vor den Studierenden

In ganz Österreich verbündeten sich Studierende, Mittelbau und Universitätsleitungen um Druck auf die Bundesregierung aufzubauen. In ganz Österreich? Nein! In der größten Universität des Landes trennt eine scheinbar unüberbrückbare Kluft Rektorat und Studierende. Veranstaltung über einen Livestream, der in angrenzende Hörsäle und auf eine Leinwand vor das Juridicum übertragen wurde.

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Schon im Vorfeld der Vollversammlung an der Universität Wien war die Frustration unter den Studierenden groß. Das Rektorat hatte die Versammlung für 95.000 Universitätsangehörige in einem 300-Personen-Hörsaal im Juridicum angesetzt, im Gegensatz zu anderen Universitäten gleichzeitig stattfindende Lehrveranstaltungen nicht abgesagt und sich bei der Mobilisierung auf einen Artikel auf der Homepage beschränkt.

Vollversammlung im Keller Dank intensiver Arbeit von Unibrennt-AktivistInnen und ÖH war der Andrang zur Vollversammlung trotzdem groß. Mehrere 1.000 Studierende drängten sich im und um das Juridicum, nur wenige ergatterten einen Sitzplatz im Hörsaal. Die anderen verfolgten die

Eine Stunde lang wurden die Studierenden dann vom Podium informiert, bevor sie in einer 20 minütigen Diskussion selbst zu Wort kamen. In mehreren Wortmeldungen machten sie ihre Frustration über das Rektorat deutlich. Auch der Professor von der Chemiefakultät und Senatsmitglied, Günther Trettenhahn, wunderte sich, „warum wir uns hier im Keller verstecken müssen“.

In Loipersdorf einigten sich SPÖ und ÖVP auf eine minimale Erhöhung des gesamten Universitätsbudgets um 80 Millionen, während gleichzeitig Sozialleistungen drastisch gekürzt wurden. So soll zum Beispiel die Familienbeihilfe nur mehr bis zum vollendeten 24. Lebensjahr ausbezahlt werden. Der existenzbedrohende Druck auf Studierende und Universität erhöht sich also weiterhin. Rektor Winckler wäre gut beraten, seine Angst vor engagierten jungen Menschen zu überwinden und die Studierenden in ihrem Kampf gegen die katastrophale Politik der Bundesregierung zu unterstützen.

Die Kritik an Ablauf und Planung der Vollversammlung ignorierte Rektor Winckler in seinem Abschlussstatement völlig. Auf die Frage warum er die Proteste im Vorjahr nicht unterstützt hatte, antwortete er, die Rektoren seien den „Schalmeienklängen der Regierung noch erlegen“ gewesen. Zuvor hatte er kritisiert, die Audimaxbesetzung habe „nicht die Gesellschaft oder die Politik erreicht“.

[jaae]

Ein Wiedersehen im Audimax Nach der gut besuchten Demonstration aller Wiener Universitäten kam es zu einer „Alternativen Vollversammlung“ im Audimax der Universität Wien. Auf Vorwürfe eingebrochen zu haben, konterten die Studierenden mit Bildern von unversehrten Türen. Die erneute Besetzung des Audimax wurde in der Früh zwar wieder aufgegeben, zuvor hatten sich allerdings einige Arbeitsgrup-

Foto: jaae

Foto: jaae

Komm

pen neu formiert. Angesichts der einige Tage später folgenden Budgetverhandlungen der Bundesregierung sollte sich das auch als bitter nötig erweisen.

Aktionstag: Gemeinsam gegen die Politik?

Daniel, Student

Nina, Angestellte

A.o. Prof. Klaus Stolze

Prof. Rudolf Giffinger

„Es war einmal gut zu hören, von den ganzen Dekanen und Rektoren, dass das im Herbst doch nicht so blöd war von uns.“

„Weil ich es nicht gut finde, dass das Unibudget gekürzt wird.“

„Es ist notwendig ein Zeichen zu setzen, wenn man sich nicht engagiert, wird es nicht besser.“

„Wir arbeiten und bemühen uns möglichst viele Studierende durchzubringen, aber es wird immer schlimmer.“ [gog]

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über.bildung

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Education is a human right! Bildungsproteste in den USA Am 7. Oktober fand in allen US-amerikanischen Universitätsstädten ein “National Day of Action to defend public education” statt. Überall gingen Studierende, Lehrende und Schüler auf die Straßen.

bühren. Damit ist noch keine Unterkunft, kein Essen und kein Unterrichtsmaterial bezahlt. Die University of Minnesota liegt damit durchaus im US-Durchschnitt. Als Land-grant University, der bei der Gründung große Ländereien zugesprochen wurden (die zuvor von den Ojibwe und Dakota entrissen wurden) besitzt die Universität wie viele Unis im Mittelwesten eine stabile

nutzt. Alle die auf andere Schulen aufgeteilt wurden, haben jetzt Probleme. Die Schulen sind ohnehin schon überfüllt gewesen und dann kommen jetzt noch neue Schülerinnen und Schüler dazu.“

Finanzierungsgrundlage. Regelmäßige Zuwendungen des Staates sind hingegen minimal. Damit müssen die „Undergrads“ einen Großteil der Kosten übernehmen.

Foto: Thomas Schmidinger

In Massachusetts veranstalteten Studierende einen langen Marsch von 114 Meilen, also 183 km, um gegen die Kürzungen im

Auf der Demonstration von Studierenden in Minneapolis treffe ich eine College-Studentin, die gerade ihr Studium begonnen und letztes Jahr ihre High School abgeschlossen hat. Sie war der letzte Jahrgang, der an der Arlington High School in Minnesotas Hauptstadt St. Paul ihren Abschluss machen konnte. „Wir haben protestiert, “ erzählt sie heute, „aber es hat nichts ge-

Bildungsbereich zu protestieren. Auch an Eliteuniversitäten wie Berkley gingen tausende Studierende auf die Straßen. Kalifornien ist von den Budgetkürzungen in Folge der Wirtschaftskrise in besonderem Ausmaß betroffen. Kalifornien kürzte das Budget für die University of California / Berkley heuer um 637 Millionen U$, was Einsparungen um 10% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dabei wurden bereits letztes Jahr 800 Millionen U$ eingespart. Auch an anderen Universitäten in den USA sieht es kaum besser aus. Fast jede Universität musste Einsparungen hinnehmen, viele kürzten „freiwillig“ die Gehälter der MitarbeiterInnen. Dabei trifft es jedoch fast nie die gut verdienenden ProfessorInnen, sondern „teaching assistants“ und andere schlecht bezahlte Lehrende und Forschende. Einsparungen wurden jedoch nicht nur im Universitäts- und Hochschulbereich durchgeführt. Das Management der Wirtschaftskrise schlägt sich im gesamten Bildungsbereich durch. Hunderte Grundschulen und High Schools wurden in den letzten zwei Jahren in den USA geschlossen. Die SchülerInnen wurden einfach anderen, ohnehin schon überfüllten und oft mit sozialen Problemen überforderten Schulen, zugeteilt.

Auch an der University of Minnesota, einer der Top-Universitäten des Landes, werden die Gehälter jener Angestellten, die man bei uns als Mittelbau bezeichnen würde, gekürzt. Dabei ist die Situation in Minnesota noch vergleichsweise entspannt. Im Vergleich zur Universität Wien herrschen hier für die Studierenden geradezu ideale Studienbedingungen. In Seminaren mit 20 Studierenden kann noch ernsthaft diskutiert und gearbeitet werden, es gibt eine Fülle von Kommunikationsräumen und Einrichtungen, die zum gemeinsamen Lernen und Diskutieren ermuntern. Der Preis dafür sind jedoch extrem hohe Studiengebühren, die die meisten Studierenden nur mit Krediten aufbringen können. Die “tuition fee” für Undergraduates beträgt pro credit U$ 376,für Residents of Minnesota. Wer nicht aus Minnesota kommt, bezahlt U$ 824,-. Daneben gibt es eine 13 Credit or more flat rate pro Semester bei der alle, Minnesotans und Non-Minnesotans um U$ 7.047,- studieren dürfen. Das sind aber allein die Studienge-

Umso aufmerksamer werden von diesen die Kürzungen verfolgt. Wenn die Universitäten an Wochenenden oder in den Ferien schließen, über die Kürzungen der Bibliotheksöffnungszeiten diskutieren und damit ihre Infrastruktur nicht mehr im selben Ausmaß zur Verfügung stellen, ist dies hier durchaus Grund für Proteste. Die Bildungsproteste in den USA gehen jedoch darüber hinaus. Ähnlich wie in Wien, wird hier Bildung als Menschenrecht eingefordert, wird die soziale Exklusion von Armen aus dem Bildungssystem ebenso thematisiert, wie die Arbeitsbedingungen und Einkommen von Lehrenden mit geringerem Status. Der Aktionstag am 7. Oktober war jedoch erst ein Anfang. Ende Oktober findet an der San Francisco State University eine USweite Mobilisierungskonferenz statt. Weitere Aktionen gegen den Bildungsabbau in den USA sind geplant. Weitere Infos: www.defendeducation.org [Thomas Schmidinger] www.uebermorgen.at


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über.politik

Die christlichen Werte der Frau Maria F. Nicht nur hieß die Vorgängerpartei der ÖVP „Christsoziale Partei“, auch nach der Neugründung nennt die Pröll-Partei 1995 die Besinnung auf die christliche Soziallehre als einen der wichtigsten Grundsteine des Partei-Konzepts. Dass nun Abschiebungen an sich nicht ganz in das Konzept „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ passen, ist klar, doch ist der Mensch an sich fehlbar und es bedarf nur einer kleinen Reflexion, zu erkennen, dass die Asyldebatte sich nicht auflöst indem Abschiebung einfach nicht mehr passiert. (Die Frage stellt sich: Ist das Problem „Abschiebung“ ein Fingerzeig auf Schwachstellen des Konzepts „Nationalstaatlichkeit“?) Man kann zum brisanten Thema der letzten Wochen stehen, wie man will. An der Feststellung, dass es sich bei Abschiebungen mit übertriebenem Polizeieinsatz in frühesten Morgenstunden nicht um einen würdevollen Umgang mit gleichwertigen Menschen handelt, kommt niemand vorbei. Die Bewertung einer solchen Situation wiederum ist offen. Man mag der Meinung sein, AsylbewerberInnen seien Menschen zweiter Klasse und es wäre deshalb ok, sie wie Schlachtvieh aus ihren Betten hinein in Polizeibusse, in Gefängniszellen, in ein Flugzeug zurück in das Land, aus dem sie fliehen wollten, zu verfrachten. Diese Meinung steht Menschen, die in ihrer geistigen Entwicklung etwas Grobes verpasst haben. Frau Maria Fekter, die als Ministerin vor vielen Gleichgesinnten in erster Schusslinie steht, genießt ihre schulische Bildung im Gmundner Kreuzschwestern Gymnasi-

um, studiert Jus und Wirtschaft und dürfte auch über soziale Kompetenzen verfügen, ist sie doch verheiratet und in der Politik in einem Bereich tätig, der eine bestimmte Begabung in Kommunikation und Assoziationsvermögen erfordert. „Wir begründen unsere gesellschaftspolitischen Grundsätze aus dem christlichen Bekenntnis zur Würde des Menschen“ heißt der erste Satz im Parteiprogramm der zeitgenössischen ÖVP. Klingt schön. Und beim weiteren Wortlaut wird man fast rot, vor soviel Liebe: „Unser politisches Handeln richtet sich am einzelnen und dessen Einbindung in die Gemeinschaft aus. Wir folgen dabei den Prinzipien der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Toleranz. Wir arbeiten für den Frieden und die Erhaltung der Schöpfung.“ Huch… Das ist ja lieb. Aber warum ist angesichts der sich aufbäumenden Welle an Integrationsproblemen nichts über einen Stufenplan bekannt, der eine freiheitliche (und hier ist ganz sicher nicht die FPÖ gemeint), tolerante Integration der Alteingesessenen und Neuankommenden in ein neues System zum Ziel hat? Bekannt sind Aussprüche wie „Recht muss Recht bleiben“. Maria Fekter könnte an ihrer Position, der Spitze des österreichischen Innenministeriums, einem der wichtigsten Posten der Republik, mehr zur Lebensqualität der Menschen in diesem Land beitragen, als viele. Sie könnte ein Klima verbreiten, das Neues Willkommen heißt, das Interesse für andere Kulturen fördert, das das Bewusstsein für das Eigene, das Individuelle der Einzelmenschen als Stärke wertet. Stattdessen

bildet sich unter ihrer Regentschaft das Innenministerium zu einem Polizeiapparat, der „für Recht und Ordnung“ sorgt. Das Prinzip der Toleranz und der Nächstenliebe ist verloren gegangen in der Fokussierung auf „Gerechtigkeit“, die längst nicht mehr den idealen Zustand gesellschaftlichen Miteinanders meint, sondern das Befolgen blinder Gesetze. Mit ihrer harten Linie stellt sich Frau Maria Fekter auf eine Ebene mit Personen des wenig elaborierten Weltverständnisses. Solche, die im www.forum-politik.at der Meinung sind, Österreich werde von einer linken Mafia unterlaufen und ihre Wahrnehmung eines türkischen Plans der Machtübernahme entspräche der Realität. Man muss die Frage stellen, ob soziale Gerechtigkeit noch das Leitbild unserer Gesellschaft ist. Wäre sie es, würde der Stempel „humanitäres Bleiberecht“ wohl öfters verwendet, Abschiebungen wären kein Thema der Populärmedien und Österreich würde von vielen neuen Kräften profitieren. Frau Maria Fekter hat ihre Arbeit ohne einen der wichtigsten Grundsätze der Österreichischen Volkspartei und des europäischen common Sense gemacht: Menschlichkeit vor Allem. Dass solcher Stil sich am ganzen Kontinent breit macht, sieht ein Blinder. Ob das jedoch die Haltung sein soll, mit der hierzulande Leben gestaltet wird, wird bald zu beantworten sein. Die Reaktion Frau Maria Fechters auf ein bisschen mehr menschliche Gemütlichkeit, kennt jedeR youtube-Versierte: „Mich nennt niemand Mitzi!“ - natürlich [cgal] nicht, Frau Oberstabsministerin.

wir brauchen konsens, keine Knüppel k o mm e n t a r „Pro oder contra #s21 ist eigentlich egal. Man prügelt seine Bürger nicht. Punkt.“ Twitteruser: [dingler_4d]. Ein Kommentar zu S21 und den Geschehnissen am 30.09.2010 in Stuttgart: S21. Diese drei Buchstaben haben Deutschland in den letzten Monaten aufgewühlt. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich ein stark umstrittenes Bauprojekt in Stuttgart, bei dem der vorhandene Kopfbahnhof unter die Erde verlegt werden soll. Seit das Projekt 1994 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, gab es Widerstand: Zu teuer, überflüssig und schlecht konzipiert. Mit dem Beginn der Bauarbeiten Anfang 2010 formierte sich eine stetig wachsende, breite, bürgerliche Protestbewegung. Im Zentrum des Protests: Der Schlossgarten. Viele der 200-jährigen Bäume – die auch in den Notzeiten des 2. Weltkriegs von den Bürgern nicht verfeuert wurden - sollten nun für das www.facebook.com/ueber.morgen

Grundwassermanagement der Deutschen Bahn gefällt werden. Daraufhin formierten sich die „Parkschützer“, die den Schlossgarten besetzten, um so friedlich gegen die Abholzung zu protestieren... Am 30.09.2010 eskalierte die Situation: Unter massivem Einsatz von Schlagstöcken, Reizgas und Wasserwerfern räumte die Polizei den Park, obwohl zu dieser Zeit eine angemeldete Schülerdemonstration im Schlossgarten stattfand. Das traurige Resultat dieser Aktion: Mehrere hundert (!) Verletzte (bei einem Mann besteht die Gefahr permanenter Erblindung) und erzürnte Bürger. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion (ab ca. 1:45) wurden dann die Bäume gefällt. Dieses Verhalten ist einer Demokratie unwürdig! Die regierende CDU sowie einzelne Vertreter der Polizei sehen die alleinige Schuld an der Eskalation bei den Protestierenden. Die

Augenzeugenberichte sprechen eine andere Sprache. Seither geht der Protest mit Großdemonstrationen in Stuttgart unvermindert weiter, die in Baden-Württemberg regierende CDU befindet sich im Umfragetief. Inzwischen (nach den Gewalt-Exzessen) wurde Heiner Geißler - ehemaliger Generalsekretär der Bundes-CDU und nun außerdem ATTACMitglied – als Vermittler berufen. #s21, die Proteste gegen den Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg, oder auch #unibrennt sind Symptome eines gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsels: Wir brauchen Konsens, keine Knüppel. Die Zeiten, in denen eine kleine, elitäre Gruppe auf Kosten der Allgemeinheit ihren Eigeninteressen frönen konnte, sind vorbei. Willkommen im 21.Jahrhundert! [fab]


über.politik

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Zürichs autonome Inseln

oder: die Früchte liberaler Freiraumpolitik unter Rot-Grün Zürich steht mit seiner liberalen Räumungspolitik im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten zusehends alleine da. Einst als „Genfer Linie“ bekannt, ist Zürich mittlerweile die einzige Stadt in der Schweiz, die diese noch anwendet. Dennoch scheint eine Abkehr davon unwahrscheinlich. Rot-Grün wurde dieses Jahr von der Züricher Bevölkerung im Amt bestätigt und Anfragen der Opposition bezüglich rascherer Räumung von Hausbesetzungen werden vom Stadtrat mit Verweis auf die Bewährtheit des liberalen Kurses seit 1990 deutlich zurückgewiesen. Die seit 2006 besetzte „Binz“, eine ehemalige Fabrik im gleichnamigen Industriequartier und die größte Besetzung der Stadt, überstand bereits ein gefühltes Dutzend Räumungsfristen. Das Areal könnte nun tatsächlich dauerhaft einer kulturellen Nutzung zugeführt werden. Ob dies im Einklang mit den Interessen der derzeit etwa 40 BesetzerInnen, verteilt auf sieben Wohngruppen, möglich ist, ist freilich unklar. Den Rang als größte Besetzung der Stadt könnte übrigens bald das „Hotel Atlantis“ übernehmen, das kurz vor Redaktionsschluss in Zürich besetzt wurde (hotelatlantis.wordpress.com). Weitere „Kultursquats“, also Häuser mit sozialem und kulturellem Anspruch, sind neben der Binz die seit Ostern besetzte „Friesi“, das seit August 2008 besetzte Haus in der Hönggerstraße mit seinem für großartige internationale Konzerte bekannten „Bunker“ (umgebauter Schutzraum) und die „Drucki“, die jedoch im Dezember nach knapp einem Jahr schließen muss. Auch in manchen der „Wohnsquats“ finden ab und zu Veranstaltungen statt, wie etwa das mehrfach abgehaltene „Squat-Gourmet“, eine Art „Vokü Deluxe“, zu dem die ganze Szene eingeladen wird. In den meisten Häusern leben ein halbes Dutzend bis zu 15 Personen, die Binz ausgenommen. Bis zur Räumung im vergangenen März war auch die „Kalki“, ein altes Ziegelgebäude am Tram-Depot Kalkbreite, ein Kultursquat ersten Ranges. Die Bekanntheit der dortigen Bar wurde so groß, dass man ernsthafte Probleme mit Nachtschwärmern bekam, die nach der amtlichen Sperrstunde massenhaft in die „Kalki“ pilgerten. Eine gern erzählte Anekdote dazu lautet, dass eines Abends eine Frau mit Pelzmantel die Bar in der Kalkbreite betrat und verwundert in den Raum fragte, seit wann denn hier Punks reingelassen würden. Die ungebetenen Gäste, man nennt sie zumeist Yuppies, erfreuten sich an den niedrigen Getränkepreisen und dem subkulturellen Flair – drohten aber zusehends

Teile der Szene zu verdrängen. So machten Zürichs HausbesetzerInnen ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Gentrifizierung – ein wesentlicher Grund, warum die Szene etwas Respektabstand zum Internet hält. Man will nicht zum „coolen“ Pionier für eine „Quartier-Aufwertung“ werden. Nur wenige Häuser kündigen Veranstaltungen online an (etwa auf radar.squat.net) oder betreiben gar eigene Webseiten bzw. Blogs. Twitter und Facebook spielen in der Szene praktisch keine Rolle, man vertraut auf die Stärke der privaten SMS-Ketten. Konzerte und Partys sind auch so gut besucht. Lediglich, als der Binz im Sommer 2009 die

„gegenwärtig“ 18 besetzten Häusern. In einem Protokoll des Zürcher Stadtrates aus dem April 2010 ist bereits von 22 besetzten Häusern die Rede. Seit letztem Jahr gibt es zudem „Nachwuchs“ in der Szene: Zahlreiche Jugendliche ab etwa 15 Jahren aufwärts – Lehrlinge, SchulabgängerInnen und MaturantInnen – wohnen in neu besetzten Häusern. Exemplarisch dafür steht etwa die „Wehnti“, die bis August 2010 knapp ein Jahr besetzt war und ca. 15 JungbesetzerInnen beherbergte. Wöchentlich wurde dort die „Trink-Bar“ abgehalten, die rasch ihr eigenes, junges, alternatives Publikum im Quartier fand. Nach dem Auszug ver-

Räumung drohte, suchte man mit medienwirksamen Aktionen gezielt Aufmerksamkeit und Sympathien der Öffentlichkeit und binzbleibtbinz.ch wurde online gestellt.

teilten sich die BewohnerInnen auf andere oder neu besetzte Häuser, darunter eine Villa am Zürichberg.

Foto: Sadi

[Fortsetzung des 1. Teils]

Die Kalkbreite wurde am 17. März 2010 geräumt – die BesetzerInnen wurden, wie in Zürich üblich, vorab von diesem Termin informiert, sodass sie rechtzeitig neue Bleiben für sich und ihre Sachen suchen konnten. Die sieben Jahre lang als „Inzest-Bar“ stadtweit bekannte Bar (mit einer Leucht-Tafel aus dem 2001 bis 2004 besetzten „EgoCity“) übersiedelte ebenfalls und ist unter neuem Namen weiterhin in Betrieb. Wenn es eine Konstante in der Geschichte der Zürcher Squats seit der Jahrtausendwende gibt, dann ist es möglicherweise diese Bar. Zürichs HausbesetzerInnen-Szene befindet sich also im Gegensatz zu vielen anderen Städten auch nach 20 Jahren noch immer in einer Blütephase. „Sechs Hausbesetzungen innert zwei Wochen“, titelte der TagesAnzeiger im Sommer 2009 und sprach von

Insgesamt dürften momentan etwa 200 Leute in besetzten Häusern wohnen. Die Szene, ihr Umfeld und ihre Mobilisierungskraft sind natürlich deutlich größer. Um dies festzustellen, genügt ein Blick auf perfekt durchorganisierte Überraschungs-Aktionen im öffentlichen Raum, etwa die zweitägige Besetzung des (leer stehenden) HardturmFußballstadions („brotäktschen“) im Juli 2008. Die Aktion war gegen die fortschreitende Kommerzialisierung und Privatisierung des öffentlichen Raums gerichtet und fand große Medienresonanz und -akzeptanz. Wer jetzt Lust bekommen hat „das andere Zürich“ kennen zu lernen, wendet sich am Besten an den Infoladen Kasama. Mehr zu Zürichs Squatting-Szene gibt’s auch in meinem Blog: fm5ottensheim.blogspot.com. [niwo]

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über.denken

Fortschritt gibt es nicht

Der Regisseur Hans Neuenfels über brennende Stoffdackel 1968, die kunstimmanente Anarchie, gesellschaftlichen Mehltau und natürlich: Wagner.

über.morgen: Haben Sie die Studierendenproteste des vergangenen Jahres mitbekommen? Hans Neuenfels: Natürlich habe ich sie mitbekommen und fand das auch immer sehr wichtig und interessant. Ich selbst bin ja auch ein wenig geprägt von den 68ern. Unmittelbar war ich involviert in Heidelberg. Dort war ich 1968 engagiert und geriet dabei in die Reibmühle zwischen den aggressiven, linken Studenten und den Rechten. Beide besuchten meine Vorstellungen am dortigen Theater und es kam zu regelmäßigen Ausfällen. Die entscheidende Aufführung war jene, als ein Student bei einem Theaterstück von Günther Grass auf die Holzbühne sprang, einen Stoffdackel – eine Figur die in diesem Stück eine Rolle spielte – mit Benzin übergoss und anzündete. Das hat mich sehr belastet. Der Student wurde verhaftet und es kam in Folge dessen zu den Mannheimer Prozessen. Da gewann die für mich wunderbare Aktion der Studenten jene militante Form, die ich nicht unterstützen wollte. Und da hat dann die Linke in der „Zeit“ zum ersten Mal eine ästhetische Definition ihrer Haltung veröffentlicht. Auch über meine Art Theater zu machen wurde berichtet. In diesem Zusammenhang warfen mir die militanten Studenten vor, mich auf Kosten des rechten Publikums empor zu arbeiten. Es war insgesamt eine ziemlich schwierige Zeit. Das Positive aber war, dass die von der Hitler-Generation, in Deutschland genauso wie in Österreich, unreflektiert übernommenen Begriffe wie Autorität, Gehorsam, Recht, usw. hinterfragt wurden. Das finde ich eine der größten Errungenschaften der letzten Jahrzehnte. Sie waren ja 1960 in Paris. Wo haben Sie hier später die größten Differenzen zu Deutschland und Österreich gesehen? Frankreich war natürlich ein total gebildetes Land, aber auch unglaublich autoritär. 10.000 Menschen beherrschten mehr oder weniger das geistige Leben in Frankreich. In Österreich fand damals für mich die erste Begegnung mit eindeutig erkennbaren Klassen statt. Es gab wenige Reiche – ich wohnte damals in Ottakring, da gab es ein einziges Auto auf der Brunnengasse und sehr viele arme und alte Leute, die hilflos waren. Es war alles noch sehr nah vom Krieg berührt. Für mich war Wien eine große, schwarze Stadt, nicht schön, aber historisch imponierend. Aus den Kellern roch es enorm nach Kohle und Kohl. Die Tollheit der Stadt war erkennbar, aber ihr Niedergang war groß. 1972 sind Sie nach Frankfurt gegangen, www.facebook.com/ueber.morgen

ein Mittelpunkt der 68er-Bewegung... ...und auch des Kapitals natürlich. Und da haben wir die Mitbestimmung am Theater eingeführt. Wir haben da ein politisches System ins Theater hineingetragen und das hat, für mich gesehen, sehr gut funktioniert. Wo sehen Sie die großen Unterschiede zwischen den damaligen Studierendenprotesten und den heutigen? Erstmal können ja die Studenten von heute auf etwas aufbauen: auf eine vollkommen anders informierte Gesellschaft, die ja zumindest Begriffe dialektisch oder zumindest hintergrundmäßig anders zu bewegen weiß. Man spricht anders über Sexualität etc. Ich weiß allerdings nicht, ob nicht gewisse entscheidende Dinge immer noch in einem abgeschirmten Rahmen verbleiben. Also, ich meine, man kann nicht von einer aufgeklärten Gesellschaft sprechen, wahrscheinlich gibt es eine solche nie. Es ist einfach eine notwendige Utopie, weil sich immer andere Dinge hineinfräßen. Sicherlich ist heute die Frage des Kapitals und des Geldes als virtuelle Kraft größer denn je. Österreich ist eine kapitalistische Demokratie. Das Geld und die damit verbundenen Realisationshoffnungen und -wünsche bestimmen natürlich ganz enorm das Verhalten der Einzelnen. Ganz sicherlich. Waren die Zukunftschancen der Studierenden vielleicht damals noch größer? War es damals für UniabgängerInnen einfacher, sich in der Gesellschaft zu etablieren? Es war insofern einfacher, weil die Studierenden viel weniger waren. Man konnte dort auch durch Diskurse mit den Professoren einen klareren Weg zu sich finden. „Der Dichter steht auf einer höheren Warte, als auf den Zinnen der Partei!“, schrieb Ferdinand Freiligrath 1841. Georg Herwegh entgegnete: „Partei, Partei! Wer sollte sie nicht nehmen, die doch die Mutter aller Siege war!“ – wie sehen Sie die Rolle der Kunst, soll sie Partei ergreifen? Die Kunst ergreift immer automatisch Partei. Sie birgt es in sich, dass sie Partei ergreift. Sie wird nie gegen Minderheiten sein, nie für Gewalt sein. Die Kunst ist für sich immer von diesem Widerspruch besetzt, dass sie immer dagegen ist. Sie ist gegen gesellschaftliche Verengungen und Reduzierungen. Das macht sie aus. Sie kann gar nicht anders. Das war ja die große Diskussion bei Wagner: die antisemitischen Strömungen

in seinen Schriften. Es gibt in seiner Musik nichts Antisemitisches. Der Komponist ist absolut nicht antisemitisch. Das wäre gar nicht möglich. Es gibt ja die These, dass die Romantik die Geburtshelferin des Nationalismus war. Hat man Wagner hier vielleicht gleich mit hineingepackt? Natürlich. Man konnte ihn ja auch gut benutzen. Aber man kann auch Beethoven toll benutzen für repräsentative Formen des Nationalismus. Die Kunst ist hier eine Gratwanderung – ausbeutbar natürlich. Aber wenn sie wirklich Kunst ist, dann ist es nicht möglich, dass sie für eine Partei wirklich nutzbar gemacht werden kann. In einem FAZ-Interview sagten Sie, die größte Falle bei Wagner sei die des Nationalismus... Die Falle ist die, dass man das nicht dialektisch aufbereitet, man kann ihn eben maßlos dafür okkupieren. Wenn man Wagner heute aufführt, dann kommt quasi ihr Handwerk ins Spiel: Die Interpretation... Ja, die geschichtliche Entschlackung, indem man das ja weiß. Weil wir wissen ja, was das bedeutet hat. Die Deutschen, und die Österreicher natürlich auch - die Österreicher sind noch lange nicht so weit wie die Deutschen. Die Deutschen haben es immerhin geschafft, dass sie ihre Verbrechen durchreflektiert haben. Die Österreicher noch nicht. Und das ist eine große Aufgabe für Österreich, dies schleunigst und auf die Dauer zu tun. Das ist das Einzige, was man gegen Österreich sagen kann. Und das ist das Einzige, das für Deutschland spricht. Sie haben gesagt, Kunst ist zwangsläufig Widerstand. Gedeiht dann Kunst in konservativen, veralteten Gesellschaften besser als in progressiven, liberalen? Das würde ich nicht sagen, weil das eine Selbstbewegung ist. Die Kunst wirft in Deutschland andere Fragen auf, als sie das in Österreich täte. Sie wird immer, weil sie berührt und von Natur aus anarchistisch ist, Fragen aufwerfen. Jeder Dichter hat diese kreatürlichen und kreativen anarchistischen Züge. Das ist einfach so. Auch Grillparzer übrigens. Er ist absolut anarchistisch, ob er will oder nicht. Selbst dann, wenn er bei „König Ottokars Glück und Ende“ am Schluss eine Ode an die Habsburgerdynastie anstimmt?


über.denken Das ist so eine Art von Nachschleppdienst, durchschaubar, erkennbar und das kann man so oder so weglassen oder durchsichtig machen. Aber man merkt das Angeklebte, das ist ja selbst einem Supergenie wie Mozart passiert. Und es hat trotzdem eine unglaubliche Qualität gewonnen. Das ist erkennbar und damit kann man sofort spielen.

das, was passiert ist. Dann siehst du wirklich Hitler und Genossen. Ich war auch vor der Inszenierung zum ersten Mal in Israel, mit jüdischen Freunden. Das hat noch einmal eine andere Wachheit gebracht. Wäre es eine Herausforderung für Sie Wagner in Israel zu inszenieren?

Sie haben diesen Sommer erstmals Wagner in Bayreuth inszeniert. Sehen sie die Gefahr, dass die Kunst in diesem Festspielort zu einer für die obere Gesellschaftsschicht wird?

Ja. Es wäre ein interessanter Gedanke. Darauf bin ich noch gar nicht gekommen.

Ja. Aber das ist ja jetzt der Versuch, das zu öffnen durch die neue Führung und durch die Mitbemühung von uns Regisseuren.

Nein, da würde ich es eher verschärfen. Sagen wir mal so: Ich hätte jetzt nach meinen Erfahrungen mit Wagner-Inszenierungen keine Bedenken es in Israel zu inszenie-

Stört sie die High-Society-Inszenierung im Rahmen der Festspiele?

Würden Sie da anders an die Inszenierung herangehen als jetzt in Bayreuth?

Ja, aber es sollte gar nicht provokativ sein. Es hat einen ganz ursprünglichen Sinn: Dass man eine Metapher findet, die groß genug ist, den Entwurf Wagners zu transportieren, aber gleichzeitig jede Form von Gefahr abzuwehren, zum Beispiel dass in den deutlich zu erhörenden und erkennbaren „Heil“-Chören auf keinen Fall etwas gemeint sein könnte, was mit etwas zu tun hat, das einmal passiert war. Und das muss man sofort in eine kritische, märchenhafte oder ironische Distanz bringen, ohne dass die Musik dadurch geschmälert wird. Wäre es nicht die größere „Provokation“, Wagner ganz klassisch, historizistisch zu inszenieren, mit glänzenden Rüstungen und Schwertern? Nein. Das ist keine Provokation, das ist eine Identifikation. Soviel Distanz hat man dann im Moment des Hörens nicht. Dann wird man eingesogen von Musik und Bild. Entweder veräppelt man es dann nur, dann wäre es ein unernster Vorgang, der die Tiefe der Musik zerstört, oder man macht es identisch, dann saugt es einen irgendwann auf und es stößt einen dann aber auch irgendwann ab. Ich hab historische Sequenzen Wagners „Lohengrin“ gesehen und das finde ich entsetzlich. Das Bild haut dann die Musik so zu, macht sie so widerlich und macht sie so national und man denkt ununterbrochen an

hindern. Der Satz von Ernst Bloch – „Der Kapitalismus ist selbst für die Kapitalisten ungesund“ – der bleibt. Das ist so! Dass sich die Leute einrichten, könnte doch Ausdruck einer gewissen Zukunftsangst sein, Angst vor der unklaren Existenzsicherung, vor allem bei den Jüngeren. Gibt es hier einen Unterschied zwischen der damaligen Generation und der heutigen? Ja, das finde ich schon. Vor allem war man willens Dinge auszuprobieren – also sich selbst und die Umgebung auszuprobieren. Ich glaube, dass die Aufregung, das Risiko und das Abenteuer nicht mehr als Erfüllung gesucht wird, dass sich nicht mehr getraut wird, dieses Risiko mit sich selbst einzugehen. Janis Joplin hat gesungen „Freedom is just another word for nothing left to loose“. Die heutige junge Generation hat ja noch nichts, ist aber trotzdem nicht mutig und frei, sondern angstvoll darauf bestrebt einmal etwas zu haben. Fast schon eine biedermeierliche Grundstimmung...

Nein. Das gehört dazu, das ist ein Theater, ein Vorspiel – so lange die Leute die Fortsetzung davon sehen. Sie sehen ja dann eine andere Form von Wirklichkeit, sobald der Vorhang aufgeht. Wenn das jetzt nicht hoftheatermäßig verlängert wird – das wäre ja tödlich – ist das eine scharfe Reibung, eine Verfremdung, würde Brecht sagen. Und Sie versuchen Wagners „Lohengrin“ mit Ihrer Inszenierung ein wenig zu brechen, indem Sie die Handlung in einem Versuchslabor ansiedeln und den Chor als Ratten auftreten lassen?

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ren, und den Israelis klar zu machen, dass Wagner wirklich kein Antisemit ist. Ich hätte den Mut, es zu machen. „Regietheaterberserker, Regietheaterschreck, Opernwüterich und immer ein Garant für Wilde Buh-Orgien, Enfant terrible der Opernkunst, altgediegener Regietitan und lustvoller Zertrümmerer von vermeintlich verlässlichen Opernstoffen“, so einige Pressestimmen zu Ihrer Person. Können Sie damit etwas anfangen? Sehen Sie sich als Provokateur? Nein, als Provokateur schon überhaupt nicht. Es ist die Aufgabe des Interpreten, den Nerv zu finden, der das Kunstwerk ausgemacht hat. Der sozusagen durch die Zeit hindurch geblieben ist. Die Kunst beglaubigt, dass sie eine ist, und das hat immer etwas mit Aufdeckung, Berührung, Aufklärung und auch Haltung zu tun – vor allem letztere muss immer durchkommen. Am besten, sie kommt am breitesten durch, damit meine ich am aufgefächertsten, nicht eng, als so eine Schmalform, sondern als die größte Metapher natürlich. Wie sehen sie die momentane gesellschaftliche Entwicklung: Sind wir am Ende des Kapitalismus angelangt? Es ist ein möglicher Gedanke. Es liegt so wie Mehltau über der Gesellschaft. Die Leute richten sich ein, aber es gärt, denn man kann einen Drang zur Klärung nicht ver-

Sie haben noch nichts, nein. Sicherlich ist dieses Phänomen Ausdruck einer merkwürdigen Beängstigung um die Zukunft. Das war eigentlich das Thema meines Vaters. Mein Vater war fest angestellter Jurist bei der Regierung und immer um die Zukunft besorgt, er litt unter ihr. Und dann hatte ich eines Tages viel mehr Geld als er. Mein Vater aber gab die Sorge um die Zukunft beharrlich nicht auf. Und irgendwann sagte ich einmal: „Papa, du entschuldige, es ist doch nicht der mindeste Grund zu einer Besorgnis da. Es geht uns gut!“, und er entgegnete: „Aber das kann sich doch jederzeit ändern. Es kann ein Dachziegel runter fallen, oder ein Fahrradunfall...“ Gibt es da also eine Parallelität der heutigen Generation mit der Ihres Vaters? Ja. Ich finde das so merkwürdig. Das ist doch neu. In den 1990ern gab es das ja beispielsweise nicht. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen? Es gibt ja diesen berühmten Satz von Man Ray: „Es gibt keinen Fortschritt“ – genauso wenig wie es Fortschritt in der Kunst gibt. Das holt sich in Kreisen ein. Ich glaube das ist jetzt so ein Punkt. Und was Sie eben sagten, mit so einer biedermeierlichen Situation, da ist schon sehr viel Wahres dran. Es ist eine merkwürdige Absicherungstendenz bemerkbar. Ich weiß aber nicht woran das liegen könnte. Vielleicht ist es wirklich der Mangel an Alternativen? Vielleicht auch an systemischen Alternativen, so nach dem Motwww.uebermorgen.at


über.denken

12 to: Das ist jetzt die Gesellschaft in der wir leben, es gibt dazu keine Alternative mehr...

Projekte, die Sie in naher Zukunft unbedingt verwirklichen wollen?

...sich gegen diese Gesellschaft zu stellen?

Ich möchte gerne noch ein Buch schreiben. Ein bisschen mit autobiographischen Zügen, obwohl das ganz schrecklich ist, weil Autobiographien furchtbar langweilig sind.

Es lohnt sich nicht! So ist es. Und das macht diese Infamie aus.

Und jetzt nach Neu-Bayreuth vielleicht Neu-Salzburg?

Auch wenn es vielleicht gerade konkrete Zukunftspläne sind, welche die angesprochene Angst erzeugen: Gibt es

Nein. Es ist nichts im Busch, nichts geplant. Es ist sozusagen studentisch.

Es lohnt sich nicht!

[mahu, jei]

über.Neuenfels Hans Neuenfels, 1941 in Krefeld geboren, studierte am Max-Reinhardt-Seminar, war Assistent von Max Ernst in Paris und prägte das Schauspiel Frankfurt mit, bevor er von 1986 bis 1990 Intendant der Freien Volksbühne Berlin war. Er inszeniert nicht nur am Theater, sondern auch Opern. 2010 gab Neuenfels mit Wagners „ Lohengrin“ sein Debüt in Bayreuth. Die Fachkritik wählte ihn 2005 und 2008 zum „Opernregisseur des Jahres“. Er gilt als einer der wichtigsten Regisseure der Gegenwart.

ANOTHER EDUCATION SYSTEM ON FIRE STUDENTS AND TEACHERS ARE PROTESTING IN ARGENTINA g

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Von Lucia Murakami On Thursday, 16 September, in part of the 34th anniversary of Night of the Pencils, 30,000 students went to march for public and education. However, the media only said it was an act of commemoration for the students who disappeared in 1976, distorting the true motivation. The occupation of the square meant a big win for the student movement, a great impetus for the struggle to go on and continue the debate. It‘s been over a month since dozens of high schools began with the occupations, then the college and university students joined in to unite and demand and massified the open struggle in defense of our education system which is in crisis. Despite the knowledge of the lack of budget, deplorable building conditions, academic quality degradation, the non-payment to our

teachers, there is a total absence of replay from authorities and government. The crisis of the education system is due to the continuous and systematic implementation of politics in favor of the interests of the minority who benefits from the process of privatization of our education. At the General Assembly in the Faculty of Psychology, the motions voted were: active squat (with classes), participation in the camp in front of the Ministry of Education together with the secondary schools and colleges, another assembly in two days and the drafting of a plebiscite signed by the students with all our claims. In addition to the claims of each college or secondary or faculty, this is a fight for a decent education. We must continue working on the participation and organization to get the massification of the claim and win victories. The fight goes on! [Lucia Murakami lives and studies Psychology in Buenos Aires]

„Macri und die X zerstören die Bildung. Wir kämpfen bis zum Sieg.“ (Anm.: Mauricio Macri ist Bürgermeister von Buenos Aires) www.facebook.com/ueber.morgen


über.kitsch&kultur

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Datenschutz? Uns doch egal!

Zum zwölften Mal findet die Big Brother Award Gala nun in Österreich statt. Das ist weltweit einzigartig. Kein anderes Land hat es seit der ersten Verleihung in London geschafft, jedes Jahr eine solche Veranstaltung auf die Füße zu stellen. Der Wiener Verein quintessenz will mit diesem Preis die Öffentlichkeit auf das heikle Thema der Bürgerrechte und des Datenschutzes aufmerksam machen. 1999 gab es die erste Gala. Auf der Bühne des alternativen Kulturzentrums flex wurden die Preise in Form von Schweinsohren verliehen. Spektakulär wurden die Trophäen mit Motorsägen von Schweineköpfen geschnitten. Damals war es noch nicht vorstellbar, dass sich Nominierte oder gar Preisträger den Preis abholen oder auch nur darauf reagieren. Das hat sich heute geändert.

Das Wiener Rabenhof Theater, in dem die Gala seit ein paar Jahren stattfindet, spricht ein größeres Publikum an. Die Preisverleihung ist zu einem Fixpunkt im Kalender geworden und hat deutlich an Einfluss gewonnen. Große österreichische Medien berichten darüber und Nominierte sowie Preisträger geben immer öfter Stellungnahmen ab; teilweise sogar live auf der Bühne,

ren sind zu Beton-Figuren in der Form eines großen Bruders geworden. Der Award umfasst sieben Kategorien. Wobei dieses Jahr zum ersten Mal der Positivpreis „Defensor Libertatis“ vergeben wurde. Ihn bekam der Amerikaner John Young. Seine Website cryptome.org gilt als die Mutter von Aufdeckerhomepages wie wikileaks. Eine achtköpfige Jury trifft die Auswahl der Nominierten und der Preisträger. Sie schöpft aus einem Pool von Hunderten Einreichungen. Einsenden kann jeder, der irgendwo einen Eingriff in die Privatsphäre oder einen Bruch des Datenschutzes erkennt. Die Veranstalter verfolgen mit dem Big Brother Award das Ziel kritische Fälle aufzuzeigen, den Blick der Gesellschaft zu schärfen und Verantwortlichen vorzuführen. Den wie hat schon Bertolt Brecht gesagt: „Das Böse hat Name und Anschrift.“

Foto: axt

Ulla Schmid und Michael Nikbakhsh wurden zur Einvernahme in das Landeskriminalamt Wien bestellt. Die beiden arbeiten für das Nachrichtenmagazin profil. Ihr vergehen: Zitieren aus den Gerichtsakten eines laufenden Verfahrens. Ist das in Österreich illegal? Nein. Aber in Deutschland. Verantwortlich dafür zeichnet sich die Staatsanwaltschaft Wien. Am Montag den 25. Oktober wurde sie dafür ausgezeichnet; mit einem Negativpreis – dem Big Brother Award.

wie dieses Jahr Christian Felber von attac oder Daniel Goldscheider vom SMS-Gewinnspielbetreiber Lottelo. Auch der Preis hat sich verwandelt. Blutige Schweinsoh-

Alle Preisträger und Nominierte, sowie weitere Informationen gibt es unter: www.bigbrotherawards.at www.bigbrotherawards.org www.quintessenz.org [sud]

…und es herrscht perverse Anarchie! Auf der Bühne herrscht perverse Anarchie. Vodkaflaschen werden von einer halb nackten, blutbeschmierten Nonne leer getrunken. Ein König spuckt Brot ins Publikum. Ein Riesenhase mit Engelsflügel steht hinterm Keyboard. Das ist nicht die Geschichte eines schrägen LSD-Trips, sondern ein Auftritt des internationalen Party-Bataillons Bonaparte.

Der Auftritt wurde dem Untertitel „Circus Show“ mehr als gerecht. Bonaparte touren übrigens gerade mit ihrem neuen Album „My Horse Likes You“ durch Europa. Bonaparte aus der Konserve ist aber fürchterlich langweilig. Wenn also die Möglichkeit besteht: Unbedingt live anschauen und sich von dieser Wahnsinnsshow [sud] herficken lassen!

Foto: Melissa Hostetler

Am 16. Oktober beschafften sie dem Publikum im Röda in Steyr eine Alkohol-, Sex- und Party-Orgie, die ihresgleichen sucht. Mittelmäßige Durchschnittsmusik, die an White Stripes gewürzt mit Elektro-Synth-Beats erinnert, war aber nicht wirklich der Grund

für den abendlichen Party-Orgasmus. Zwei Stunden schrägste Zirkus-Show mit Tierverkleidungen, Stripperinnen und einer wunderbar erfrischenden Scheiß-auf-alles-Mentalität machten den Abend zum Highlight.

www.uebermorgen.at


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über.graus

Die Sendung mit dem Graus Ein Hochzeitsvideo mit

Besucherkommentaren

HEUTE: Verhüllung, Enthüllung

Foto: sup, tas

Es ist der 22. Oktober 2009. Studierende gehen auf die Straße. Das Audimax der Universität Wien wird besetzt. Von Anfang an mit dabei: Kameras. Zu Beginn unorganisiert und später durch die AG-Doku koordiniert, es wird mitgefilmt. Als Partner ins Boot geholt wird coop99 und am 29. Oktober 2010 der Kinofilm „#unibrennt. Bildungsprotest 2.0“ ins Kino gebracht.

Ich liebe die Nacktheit, verkündete vor Jahren ein junger Mann auf einer Party, riss sich die Kleider vom Leib und stürmte in die Grazer Sommer-Nacht hinaus. Die Bedenken waren groß, war doch allen Zechern klar, dass er sich mit diesem Outfit erhebliche Schwierigkeiten einhandeln konnte.

Nach einem knappen Jahr entstand ein Zeitdokument, welches sich den Anspruch stellt, über die Ereignisse rund um die Audimax-Besetzung zu informieren. Das Ergebnis: Ein wackeliges Hochzeitsvideo mit Kommentaren der Gäste. 900 Stunden Material wurden zu einem Erinnerungsfilmchen für die TeilnehmerInnen geschnitten. Die zeitliche Verortung fällt selbst dann schwer, wenn man im Audimax mit dabei war. Die eingeblendeten Pressemeldungen und twitter-Kurznachrichten informieren nur wenig. Grafiken werden nicht erklärt und erklären somit nicht. Allein positiv erscheinen die Interviews fast aller betroffenen Parteien; Studierende, Lehrende, Rektoren und Politiktreibende kommen zu Wort.

Drei unbekleidete Frauen lächelten im Sommer verführerisch von den Hirter-Bier Plakaten. Jede mit einem Seiterl in der Hand präsentierten sie die drei Hirter Fasstypen. Mit ihren Händen und Biergläsern verdeckten sie den größten Teil ihrer Oberkörper. Der Werberat ortete Sexismus und bezeichnete die spärlich verhüllten Frauen als „inadäquat“. Der Titel des neuen Buches von Alice Schwarzer ist Programm: „Kampf gegen das Kopftuch“. Bedeutet, wie der Untertitel des Buches verrät, „für Integration, gegen Islamismus“ zu sein. Demnach solle sich die muslimische Frau nicht verhüllen. Der bekopftuchten Frau wird ihre Emanzipation abgesprochen. Vielmehr wäre sie Opfer eines patriarchalischen Systems. Unterstützt werden die Aufrufe zur Enthüllung von der Kronen Zeitung. Klar, die Krone zeigt‘s vor und lässt jeden Tag auf Seite 4 die Hüllen fallen. Außer in der Advent-Zeit, denn heilige Zeit verträgt sich scheinbar nicht mit nackter Haut. Im einen Fall wird die Enthüllung der Frau im Namen eines Kampfes gegen den Islamismus gefordert. Im anderen die Verhüllung der Frau im Namen eines Kampfes gegen den Sexismus. Wer aber definiert wo Sexismus beginnt und was religiöser -ismus ist? Denn die Forderung sein Haar unbedeckt zu lassen und sich damit den Blicken der Männerwelt auszusetzen, könnte als sexistisch motivierte Kleidungsvorschrift aufgefasst werden. Und die geforderte Verhüllung der Hirter-Bier Frauen könnte als Reflex einer christlich geprägten Körperfeindlichkeit gedeutet werden. Es täte also gut, wenn Mann und Frau in den Debatten um Entund Verhüllung andere Perspektiven mitdenken und eigene Zugänge hinterfragen würden. Übrigens: Der junge Mann, der die Nacktheit liebte kam nicht weit. Er sprang vor dem Haus in die Glasscherben einer zerbrochenen Bierflasche und wurde, in eine Decke gehüllt, von der Rettung abgeholt. [masc]

www.facebook.com/ueber.morgen

Foto: axt

Die Frage nach dem passenden Outfit, nach Verhüllung und Enthüllung des Körpers, ist ein viel besprochenes Thema. Vor allem in Bezug auf den weiblichen Körper.

Trotzdem lässt der Film einen #unibrennt-Neuling ratlos zurück. Teilnehmende fahren dafür eine Runde auf der Gefühlsachterbahn. Die Bilder der ersten Tage euphorisieren, die Gefühle der letzten Tage und die darauf folgende Räumung schmerzen wieder. Aus den Reihen des Bildungsprotestes hagelt es Kritik am Vertriebsmodell. Der Film kommt vorerst nur ins Kino. Irgendwann wird er als DVD erscheinen. An die Freigabe im Internet wird vonseiten des Vertriebes nicht gedacht. Dies kritisieren vor allem jene, welche der AG-Doku Bildmaterial der ersten Tage zur Verfügung gestellt haben. Tom Schaffer, er stellte Material dieser Zeit zur Verfügung, wurde zwar wegen der Nutzung seiner Aufnahmen für einen Film gefragt. Informiert darüber, dass dieser ausschließlich kommerziell vermarktet werden wird, wurde Schaffer nie. Abschlussbewertung: Netter Gefühlsfilm für am Protest Teilnehmende. Filmtechnisch wird das Ganze eher dem Videoportal youtube gerecht. Schade, dass trotz professioneller Partner nichts Besseres herausgekommen ist. Österreichweiter Kinostart: 29. Oktober. Der Film wird am 8. November als Eröffnungsfilm beim film:riss-Festival in Salzburg gezeigt. [sud]


UNSER Lieblingsplatz

über.reste

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Eine angeblich illegale Bar, klein, dunkel, selbstverwaltet und leicht psychotisch. Drinnen stehen auf einer improvisierten Theke zahlreiche Flaschen. Eigentlich alles alkoholische Getränke; nur nicht der Orangensaft. KünstlerInnen aus der benachbarten Akademie sind die Gäste und die Öffnungszeiten nicht wirklich bekannt - angeblich immer Freitags und Samstags. Sein tut das ganze vermutlich in der Lehargasse 13, 1060 Wien. Genannt wird dieser Zufluchtsort Schnapsloch und Schild davor gibts keines. Viel Spaß beim Suchen. Es rentiert sich!

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der Woche

Der über.morgen-Tierredaktion wurde ein ganz trauriger Fall zugetragen. Der kleine konsolidierte Schlawiner Budget Zwei-Null-11 wurde von seinem Herrl seit vielen Monaten vernachlässigt. Erst haben sie ihm seinen Schwanz (wissenschaftliche Bezeichnung: Budgetus universitätus) abgetrennt und nur behelfsmäßig wieder angeklebt. Nun wurde sogar bekannt, dass er kastriert werden sollte und ihm seine Hoden (wissenschaftliche Bezeichnung: Beihilfus Familiarae) abgeschnitten werden sollten. Schicken Sie Spenden bitte, bitte umgehend an: Bundesministerium für Finanzen, Hintere Zollamtsstraße 2b, 1030 Wien. Dankend verbleiben wir, Ihre über.morgen-Tierredaktion

Foto: Günter Havlena, pixelio.de

SUD

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Mark Zuckerberg mag die Facebook-Idee von anderen geklaut haben, und er mag vielleicht auch nicht besonders korrekt mit meinen Daten umgehen – weswegen ich aber wirklich einen Groll gegen den jüngsten Milliardär unserer Zeit hege, ist das Wort an sich. Facebook. Du musst es hören, wenn du neue Freunde findest („Du bist doch sicher auch auf Facebook…“), wenn du welche wieder verlierst („Ich lösch dich auf Facebook von meiner Freundesliste!“), wenn du über die, die du noch hast, reden möchtest („Was der gestern auf Facebook wieder gepostet hat…“), wenn jemand dir von der letzten Party erzählt („Hast du die Fotos auf Facebook gesehen?“), oder ganz einfach wenn du gerne wüsstest, was in den nächsten Tagen so an Festln, Demos oder Geburtstagen ansteht („Bist du nicht eingeladen über Facebook?“). Die Liste ist endlos und der Kampf gegen mein persönliches Unwort des Jahrhunderts ist hart. Meiner Erfahrung nach nutzen Drohungen, dass der nächste, der das Wort „Facebook“ verwendet, eins auf die Fresse bekommt nichts. Das mag einerseits an meiner wenig einschüchternden Körpergröße liegen, andererseits aber auch daran, dass man gezwungen wäre, eine Massenschlägerei unter seinen Freunden anzuzetteln. Also hier die neue Idee: Jeder, der „Facebook“ sagt, trinkt. Nach einer Stunde dürfte dann auch der letzte in der Ecke liegen und Ru[arr] he geben. Und wenn ich ehrlich bin, wäre ich dann wohl eine der Ersten.

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