6/2009: Gesellschaftswut

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Mi 02.12.2009 • Nr. 6 • Kostenlos

U-BahnZeitung der Protestbewegung

Gesellschaftswut

Foto: Martin Juen

If you‘re not Outraged, you‘re not paying attention! Die neue Serie in der Morgen:

„Sendung mit dem Graus“ Foto: Martin Juen

Heute: Warum gibt es eigentlich Bildung? von und mit N. Graus Seite 14

Foto: Martin Juen

Autor J. Ziegler:

Hochschuldialog:

„Es geht darum, die Freiheit im Menschen zu befreien“

Die „Kompromissbereitschaft“ des Wissenschaftsministers Seite 4

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2 Inhalt Basisdemokratie for President. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Bildungsdialog. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 „Die Freiheit im Menschen befreien!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Die Lebensmittelversorgung der Vokü braucht euch!. . . . . . . 4 Tosender Applaus im Volkstheater. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ringdiskussion mit Ökonomen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 „Es geht nicht um einen Raum, es geht um Politik“. . . . . . . . . . . . 8 Europa wächst im Audimax. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Zur Ökonomisierung der Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Effiziente Fortbildung vs. universitäre „Orchideenfächer“. . 9 DIE STUDIERENDEN SIND DER ELAN DER GESELLSCHAFT . . . . . . . . . . 10 Die Macht des Buttons. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 GrüSSe aus der Steinzeit1�������������������������������������������������������������������� 12

Gesellschaftswut. Der Schweizer Soziologe und Politiker Jean Ziegler besuchte das Audimax. Seinen Vortrag nehmen wir zum Anlass und widmen diese Ausgabe der aktuellen Gesellschaftspolitik und der berechtigten Kritik an dieser. Der Neoliberalismus ist zu einer Religion geworden. Der Profit wurde zum Abendstern. Wie die Heiligen Drei Könige laufen ihm alle nach und ignorieren dabei die moralischen Bedenken. In der Reportage „Die Freiheit im Menschen befreien!“ wird die derzeitige Gesellschaftsordnung untersucht. Zieglers Rede im Audimax bildet die Grundlage der Analyse. Unserer neue Serie „Die Sendung mit dem Graus“ behandelt die bedenkliche Wahlkampfaussendung vom blauen Krawallmacher HC Strache. Einfach und für jeden verständlich wird darin erklärt, warum HC nicht gerade ernst zu nehmen ist. Denn wieder einmal gilt, lieber Herr Strache: „Die Beherrschung der Arithmetik ist keine Frage der Überheblichkeit!“

IN EIGENER SACHE Da „Morgen“ kein kommerzielles Projekt ist und wir uns ausschließlich durch Spenden finanzieren (Werbeschaltungen wurden von der Redaktion einstimmig abgelehnt), sind wir auf eure Unterstützung angewiesen. Um unsere Unabhängigkeit zu wahren, können wir euch für eine Spende, außer, dass wir weiterhin erscheinen, keine Gegenleistung anbieten. Falls ihr uns dennoch unterstützen wollt, erreicht ihr uns unter: spenden. morgen@gmail.com! Weitere Informationen gibt es auf: unsereuni.at

Nachtrag zum Terminkalender: Am Samstag, den 05.11.2009, um 15 Uhr findet beim Westbahnhof (Treffpunkt kann noch geändert werden) eine Großdemo statt. Sie bildet den Auftakt zum Bildungswochenende „Education is not for sale“.

Es gibt so viele Geschlechter wie es Menschen gibt. . . . . . . . 13 Zuerich kämpft mit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Sendung mit dem Graus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Rätsel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Hund der Woche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz: Die AG-Zeitung ist ein freier Zusammenschluss von Studenten und Studentinnen, welche sich zum Ziel gesetzt haben die Öffentlichkeit mit unabhängigen Informationen zu versorgen. Sie ist frei von parteipolitischem Einfluss. Die AG-Zeitung finanziert sich durch Spenden, diese werden ausschließlich für Druckkosten verwendet. Grundlegende Ausrichtung: Wir sind eine freie und unabhängige studentische Wochenzeitung mit dem Ziel unsere Anliegen und Themen der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen und die öffentliche Diskussion zu fördern. Wir bieten keinen Raum für jegliche Art der Diskriminierung und stehen für eine faire und kritische Auseinandersetzung mit den Themen. Impressum: MedieninhaberIn & Herausgeber: Die Ag Zeitung der BesetzerInnen des Audimax Dr. Karl-Lueger-Ring 1 1010 Wien Herstellerin: Druckerei Fiona, Wien www.fiona.or.at Verlagsort & Herstellungsort: Wien


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Basisdemokratie for President Die Besetzer_innen der Universität Wien wollen hoch hinaus. Ihr neues Ziel ist eine wöchentliche Casting-Show mit dem Zweck, eine_n eigene_n Bundespräsidentschaftskandidat_in auf den Wahlzet[maz, tok] tel zu bringen. Eine experimentelle Demokratie-Show der Superlative wird derzeit von österreichischen Student_innen geplant. In der wöchentlichen TV-Show sollen Kandidat_innen diverse Aufgaben einer Bundespräsident_in meistern. Der/die Sieger_in erhält von den Studierenden 6.000 Unterschriften und 3.500,- Euro Amtsgeld. Alle Voraussetzungen für eine Gegenkandidatur zu Heinz Fischer, der in einer ersten Anfrage des ORF das Engagement der Student_innen begrüßt. Die Arbeitsgruppe im Audimax Wien, die mit der Durchführung dieses Events betraut ist, ver-

spricht allerdings noch viel mehr, wie uns ein Mitglied exklusiv verraten hat: „Wichtig ist, dass Demokratie in Zukunft transparent abläuft. Es muss allen Beteiligten die Möglichkeit gegeben werden, auch schon den Entstehungsprozess von politischen Entscheidungen beobachten zu können. Idealerweise sehen wir bei „Audimax sucht den/die Bundenpräsident_in“ eine kritische Auseinandersetzung mit den Kandidat_innen, weil diese schon vor ihrer Amtsausführung mit den wichtigsten Aufgaben konfrontiert werden. Es ist und war noch nie in Ordnung, dass solche entscheidenden demokratischen Prozesse hinter verschlossenen Türen verhandelt werden. Unsere Sendung hat sich zum Ziel gesetzt, etwas dagegen zu unternehmen!“ Foto: Sagd

der Bildungsdialog

beginnt ihn ja schließlich „und zwar mit voller Kraft und [er wird] bis zur letzten Minute daran arbeiten“. Da bestehen keine Zweifel, dass in den nächsten Monaten viel geredet werden wird.

Endlich war es soweit. Wissenschaftsminister Hahn erklärte sich am 25.11.2009 bereit zu Verhandlungen mit den Besetzer_ [arr] innen der österreichischen Universitäten.

Als Résumée bleibt zu sagen: Es ist dem Minister vollends gelungen, durch einen einstündigen Monolog erneut den Dialog mit den Protestierenden zu umgehen. Zusätzlich hat er es dieses Mal noch geschafft, sich in den Medien als entgegenkommend und kompromissbereit darzustellen.

von Dialogen und Monologen

Die Umsetzung sah dann allerdings etwas anders aus. Die anwesenden Journalist_innen waren den „geladenen“ Student_in-

nen zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen. Die meisten der Bildungsexpert_innen und Politiker_innen kamen nicht und statt eines produktiven Dialogs, in dem beide Seiten ihre Standpunkte hätten anbringen können, gab es ein recht einseitiges Gespräch von Seiten des Ministers. Dessen Kompromissbereitschaft bestand hauptsächlich darin, Arbeitsgruppen zu gründen. Arbeitsgruppen, die bis zum nächsten Sommer entscheidende Ergebnisse liefern sollen – der Sommer, in dem sich Wissenschaftsminister Hahn Richtung Brüssel verabschieden wird. Er selbst bestätigt zwar, dass er den angeregten Prozess nicht zu Ende wird führen können, doch er

Die Student_innen ließen sich diese politische Farce allerdings nicht gefallen. Sie organisierten selbst einen „echten Bildungsdialog“, zusammen mit Lehrenden, Bildungsexpert_innen und Interessierten. Im Rahmen dieses „echten Bildungsdialoges“ kamen Diskussionen zustande und ernst gemeinte Verbesserungsvorschläge wurden angebracht. Die Veranstaltung mit anschließender Lichterkette ums Parlament war gut besucht – wer nicht anwesend war, ist wohl nicht schwer zu erraten: Hahn.

Ergebnisse?! - Hahns Arbeitsgruppen zu folgenden Themen: Gesellschaftlicher Auftrag des tertiären Sektors Koordinierte Entwicklung des tertiären Sektors: Universitäten, Privatuniversitäten, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen ua Bologna & Studienstruktur (Curricula) & Lehre Studienwahl und Hochschulzugang Foto: Martin Juen

„Es ist notwendig, einen Dialog zu führen. Wir brauchen bei der Hochschuldiskussion einen möglichst breiten nationalen Konsens“, so Hahn. Das Projekt sollte „Dialog Hochschulpartnerschaft“ heißen. Viele wichtige politische Vertreter_innen wie Unterrichtsministerin Claudia Schmied, die Klubobleute und Wissenschaftssprecher_innen der Parlamentsparteien, sowie das Präsidium der Universitätenkonferenz sollten anwesend sein und es sollte endlich mit den Protestierenden diskutiert werden. So weit so gut.

Ressourcen und Finanzierung von Lehre und Forschung


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„Die Freiheit im Menschen befreien!“ Der schweizer Soziologe, Politiker und Buchautor Jean Ziegler sprach anlässlich seines Wien-Besuchs zu protestierenden Student_innen. Dienstagabend vergangene Woche ist das besetzte Audimax der Uni Wien bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf der Galerie geht nichts mehr, an den Eingängen drängen sich die Menschen. Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderbotschafter für das Recht auf Nahrung und Mitglied des beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats, hat angekündigt, sein neues Buch „Der Hass auf den Westen“ vorzustellen und zu den Audimaxist_ innen zu sprechen. Doch ein Gerücht macht die Runde: Ziegler sei erkrankt, der Besuch nicht sicher. Kommt er? Kommt er nicht? Erleichterung, als endlich die Meldung eintrifft: Er kommt!

tuellen und kulturellen Freiraum, errungen vom revoltierenden Bürgertum im Revolutionsjahr 1848, gegen die damaligen Monarchien. „Heute aber ist der Feind nicht mehr ein autoritärer König oder Kaiser, er ist viel mächtiger und gefährlicher, es ist die Tyrannei, die Diktatur des globalisierten Finanzkapitals.“

Seinen gesundheitlich angeschlagenen Zustand sieht man ihm an, als Ziegler unter tosendem Applaus auf die Bühne tritt. Doch als er zu sprechen beginnt, ist sie sofort zu spüren, die Energie, die den rastlosen Kritiker des Neoliberalismus seit Jahren antreibt, ihn von Stadt zu Stadt und von Podium zu Podium reisen lässt. „Es ist mir eine große Ehre, hier sein zu dürfen, der Robert Misik hat mich geholt. In der französischen Presse habe ich gelesen, dass eine große Bewegung ganz Europa erfasst, die hier ihren Ursprung nimmt. Ich danke euch für die Gelegenheit, hier sprechen zu dürfen, am Beginn dieser großen, wichtigen Bewegung des Aufstands und des Wi-

Jean Ziegler wäre nicht die Galionsfigur des Widerstands gegen die neoliberale Weltwirtschaftsordnung, würde er nicht gleich zu Beginn auf seine Kernthemen, das globale Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd, und den Welthunger zu sprechen kommen. „In unserer kannibalistischen Weltordnung stirbt alle 5 Sekunden ein Kind am Hunger. Alle 4 Minuten verliert ein Mensch in der so genannten „Dritten Welt“ sein Augenlicht, pro Tag sterben 47.000 Menschen am Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. Und das, obwohl die Weltlandwirtschaft laut „World Food Report“ täglich 12 Milliarden Menschen, also das Doppelte der aktuellen Weltbevölkerung,

derstands“

Foto: Martin Juen

Gleich zu Beginn stellt Ziegler klar, was die Institution Universität ausmacht: Einen intellek-

ernähren könnte. „Eine Milliarde Menschen, das ist jeder sechste Mensch auf der Welt, ist heute schwerstens unterernährt“ „Die kapitalistisch-finanzoligarchische Weltordnung, die kannibalische Weltordnung ist also nicht nur mörderisch – ich habe den Hunger genommen, ich könnte die Epidemien nehmen, das vergiftete Wasser, das hunderttausende von Kindern tötet, jedes Jahr – sie ist nicht nur mörderisch, diese Weltordnung, sie ist auch absurd. Sie tötet, aber sie tötet ohne Notwendigkeit.“ Schnell kommt der Schweizer auf die Belange der Student_innen zurück. Die inzwischen zumindest europaweite Aufstandsbewegung komme eigentlich recht spät, meint Ziegler. Denn es sei absolut normal, dass die wirtschaftlichen und politischen Eliten keine kritische Universität dulden könnten. Eine radikal-kritische Universität, wie sie die Studierenden fordern, widerspräche dieser Weltordnung, die Leichenberge im Süden und

Die Lebensmittelversorgung der Vokü braucht euch! Seit Beginn der Besetzung haben viele kleinere und auch einige größere Betriebe, Bäuer_innen und Bäcker_innen mit ihren Produkten die Vokü und somit die Protestbewegung unterstützt und am Laufen gehalten. So wie auch viele Student_innen, die aus eigener Tasche Lebensmittel gekauft und gespendet haben. Dafür danken wir euch allen herzlichst!

Foto: Christoph Liebentritt

Doch all die Warenspenden müssen in unsere Uni transportiert werden. Eine kleine Gruppe spontaner Besetzer_innen kümmert sich darum täglich. Den Fahrer_innen und Transporteur_innen gebührt unser größter Dank aus vollem Magen! Doch auch sie sind nur Menschen und stoßen an ihre Grenzen. Darum helft bitte mit, die Lebensmittelversorgung der Vokü zu sichern! Wir suchen Leute

mit oder ohne Auto bzw. Lastenfahrrad o.ä., die regelmäßig an einem oder mehreren Wochentagen für uns Lebensmittelspenden abholen und zum Audimax bringen können. Für nähere Infos meldet euch (bei Toni unter 0664/845 85 96 oder direkt in der Vokü), damit der Protest auch weiterhin aufrecht erhalten werden kann! [VoKü]


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Goldberge im Norden anhäufe, so der langjährige Professor für Soziologie. „Die Bologna Reform ist absolut logisch, wenn man die momentane Vorherrschaft des Neoliberalismus betrachtet. Drei Elemente machen Bologna aus: Der Prüfungs-Hindernislauf, ein Auswahlverfahren nach dem anderen, das abgeteilte Wissen, durch das keine gesellschaftlichen Zusammenhänge mehr erforscht und erkannt werden können, sowie das absolute Konkurrenzdenken unter den Studierenden, das ein gemeinsames, intellektuelles Schaffen und auch Solidarität verhindert“. Den Studierenden, die gespannt dem Vortrag lauschen und ihn immer wieder durch heftigen Applaus unterbrechen, gibt Jean Ziegler seinen persönlichen Rat mit. Immerhin habe er den Großteil seines Lebens auf der Universität verbracht. „Ich bin ja uralt, als ich jung war, vor 200 Jahren, habe ich mich immer gefragt, was nützt das Wissen? Was ist die Aufgabe eines Intellektuellen? Und ich glaube, die Universität muss die Produktion der symbolischen Güter, der Bewusstseinsinhalte und der Werte übernehmen.“ Es ginge nicht darum, jemanden politisch zu indoktrinieren, ist Ziegler überzeugt. Wenn man im Audimax eine politische Umfrage machen würde, würde ein „Mosaik aus den verschiedensten politischen und weltanschaulichen Meinungen“ zusammenkommen.

„Es geht nicht um politische Schulung. Es geht darum, die Freiheit im Menschen zu befreien!“ Ziegler legt Wert darauf, dass der „theoretische Klas-

Foto: Martin Juen

senkampf“ nichts mit Linksradikalismus zu tun hat, sondern es um die „Bereitstellung der geistigen Waffen“ geht, die für eine kritische Sicht auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik von Nöten sind. Und diese „Waffen der Vernunft“ muss die Universität schmieden. „Das beste, was einem Professor begegnen kann, ist, wenn eine Studentin oder ein Student total unangepasst ist. Die Vernunft des/der Einzelnen muss gefördert werden. Wir müssen die Intellektuellen der globalisierungskritischen Bewegung sein.“ Jean Ziegler sieht die Studierenden und ihren organisierten Protest als einziges Potential der Veränderung jener Missstände, die er in seinen Büchern immer und immer wieder aufdeckt, darstellt und angreift. Diejenigen, die diese untragbaren Verhältnisse des Südens, das Elend der absoluten Mehrheit der Weltbevölkerung erkennen und beseitigen wollen – jene muss die Universität fördern und ausbilden. „Der kategorische Imperativ besagt: die Unmenschlichkeit, die einem Anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir. Das ist das Motto der neuen planetarischen Zivilgesellschaft. Das ist das neue Subjekt der Weltgeschichte, das auch hier seine Wurzeln hat, in diesem Saal. Und es geht jetzt darum, Solidarität herzustellen zwischen den neuen Nationen des Südens und der planetarischen Zivilgesellschaft, die sich dank der Freiheits[wr, maz] rechte hier entfalten kann. Es gibt Hoffnung.“

Zur Person Jean Ziegler Der Schweizer Soziologe, Buchautor und Politiker Jean Ziegler (75) ist Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrates. Davor war er Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, Genfer Abgeordneter im Nationalrat für die Sozialdemokratische Partei, Mitglied der UN-Task-Force für humanitäre Hilfe im Irak und hat in Genf und Paris Soziologie gelehrt. Sein teils heftig kritisiertes politisches Engagement brachte ihm Klagen ein, die ihn zeitweilig an den Rand des finanziellen Ruins brachten. Ziegler gilt als Gallionsfigur der Globalisierungskritischen Bewegung. Foto: Martin Juen

Proteste erreichen das Parlament

Und es geht weiter!

Vergangenen Mittwoch wurde das Parlament zweimal Schauplatz von Protest-Aktionen. Um 11:15 versammelten sich rund 60 Studierende im Foyer, um über „Demokratisierung der Bildung“ zu diskutieren. Ab 20 Uhr trafen sich Schüler_innen, Lehrende und Studierende, um eine Lichterkette um das Parlament zu bilden. Die Aktion stand unter dem Motte „Licht ums Dunkel“.

Education is not for sale! Unter diesem Motto stehen die ProtestAktionen am 5. und 6. Dezember. Für Samstag ist eine Großdemo geplant. Am Sonntag findet ein alternativer Bildungsgipfel statt. Parallel dazu wird es etwa 20 Workshops geben, in denen Perspektiven zum derzeitigen Bildungssystem ausgearbeitet werden.

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Tosender Applaus im Volkstheater

Bei der Buchvorstellung Jean Zieglers im Volkstheater kündigten zwei Studenten eine neue Veranstaltungsreihe im Audimax an und beteiligten sich an der Diskussionsrunde. Dabei wurden sie von den Besucher_innen herzlichst empfangen. Vergangenen Mittwoch (25.11.) stellte Jean Ziegler im Volkstheater sein neues Buch vor. Zwei Studenten wollten die Veranstaltung nutzen, um auf eine neue Vortragsreihe im besetzten Audimax der Universität Wien aufmerksam zu machen – die Ringdiskussionen. Dazu wollten sie dem Autor eine Nachricht zukommen lassen, um ihn den ersten Vortrag ankündigen zu lassen. Doch er bestand darauf, dass sie selbst auf die Bühne kommen und ihre Anliegen vortragen.

Zwei Studenten auf der Bühne mit Jean Ziegler

Foto: Rudolf Handl

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Das voll besetzte Volkstheater empfing die beiden mit tosendem Applaus auf der Bühne. Sie präsentierten dem interessierten Publikum die Vortragsreihe und luden ins Audimax ein. Danach wollten sie die Bühne wieder verlassen, doch Jean Ziegler forderte sie mit den Worten “Bleibt hier und diskutiert mit uns” zum Gegenteil auf. Sofort standen zwei Stühle direkt neben Jean Ziegler. Nachdem sich die folgende Diskussion zunächst wieder um das neue Buch gedreht hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit mit den Worten “Jetzt beantworte ich keine Fragen mehr, jetzt sind die Studenten dran” wieder auf die studentischen Anliegen. Die beiden verabschiedeten sich mit dem Kommentar, dass gesellschaftliche Veränderung nur möglich ist, wenn sich alle dafür einsetzen.

Ringdiskussion mit Ökonomen Ein alternatives Lehrveranstaltungs-Programm hat sich die Arbeitsgruppe Ringsdiskussion zur Aufgabe gemacht. Und so sind schon jetzt viele interessante Vorträge zustande gekommen. Nachdem namhafte Volkswirtschafter_innen das ihrige zu (gesellschafts-)politischen Themen beigetragen haben, steht genügend Raum für Diskussion frei.

Die nächsten Termine HEUTE Mittwoch, 02.12., 17:00 Uhr „Der Finanzkapitalismus, die Ökonomisierung aller Lebensbereiche und die große Krise“ Vortragender: Dr. Stephan Schulmeister (WIFO) Donnerstag, 03.12., 16:30 Uhr „Polarisierung der Einkommensverteilung und die Ursachen der gegenwärtigen Krise“ Vortragender: Engelbert Stockhammer (WU)

Mehr Informationen unter: www.unsereuni.at/wiki suchen: Ringdiskussion

und 17:30 Uhr „Ökonomische Analyse: Was ist eine Universität?“ Vortragender: Prof. Wolfgang Weigel (Uni Wien) Ort ist gleich bleibend das Audimax der Universität Wien.


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Anzeige in eigenem Interesse


8 Züricher Studierende sprechen mit MORGEN über ihre Bewegung, Gespräche mit dem Rektorat und die internationale Solidarität der Studierenden Seit Dienstag, den 17. November, besetzen zwischen 400 und 600 (Stand MI 25.11.) Studierende der Universität Zürich den größten Hörsaal ihrer Universität. Tendenz: steigend. Auch in Basel, Bern und Lausanne haben sich Studierendenbewegungen formiert, Hörsäle wurden besetzt. Die Student_innen in Zürich haben im Zuge ihres ersten Plenums den Titel „Unsere Uni“ für ihre Bewegung beschlossen- ganz im Zeichen der internationalen Solidarität mit allen Studierenden und Teilnehmer_innen der europaweiten Besetzungen und ihrem „Herzen“, dem Audimax in Wien. Die Forderungen der Schweizer Student_innen richten sich unter anderem gegen die Ökonomisierung der Universitäten und Studienrichtungen. Zudem treten sie für ein höheres Bildungsbudget und den Abbau diskriminierender Schranken ein. Kleinere Gespräche mit dem Rektorat hätten zwar bereits stattgefunden, wirkliche

Ergebnisse inhaltlicher Natur habe es aber keine gegeben, da sich der Rektor nur beschränkt für die Anliegen der Student_innen seiner Universität zuständig fühle.- So erzählt Sandro, einer der Gäste, die die Bewegung in Österreich derzeit mit ihrer Anwesenheit unterstützen. Das am Problem vorbeigehende Angebot, den derzeit größten Hörsaal der Uni Zürich im Gegenzug für einen kleineren Raum aufzugeben, wurde von den Student_innen abgelehnt.

Zu den Kritikpunkten an der derzeitigen Situation zählt nach Sandro auch folgendes: „Die Studienrichtungen Jus und Wirtschaft bekommen nagelneue, riesige Hörsäle finanziert, während andere Studienrichtungen, die in den Augen der Politik weniger ökonomische Relevanz besitzen, in andere, wesentlich ärmere Stadtteile, abgesiedelt werden und massiven Einsparungen ausgesetzt sind“.- Eine untragbarer Kurs für die Studierenden, der das Einstehen für ihre Anliegen erforderlich macht.

„Es geht nicht um einen Raum, es geht um Politik“ Diese wollen ihre Anliegen nicht einfach so an den Rand gedrängt sehen, sondern fordern die Aufmerksamkeit, die ihrem Wunsch, faire Bedingungen zu schaffen, gebührt. „Es geht nicht um einen Raum, es geht um Politik! Wir wollen nicht marginalisiert werden und in einen winzigen Raum gepfercht werden, der viel zu klein für uns ist!“

Erreichbar sind die Student_innen der Schweizer Universitäten, in Anlehnung an die Webpage der österreichischen Bewegung, unter der Adresse „unsereuni.ch“.- Ein weiteres unmissverständliches Zeichen für die Gemeinschaftlichkeit des mittlerweile europaweiten „Flächenbrandes“ an den Universitäten. [cgal] [pii]

Europa wächst im Audimax Was der EU bisher noch nicht gelungen ist, wird nun im Rahmen der Studierendenproteste Realität. Das besetzte Audimax in Wien nimmt seine Verantwortung als Ursprungsquelle für die europaweite Bewegung wahr und startet ab sofort eine englischsprachige, supranationale (überstaatliche) Radiosendung für und über ALLE besetzten Universitäten Europas. Die Aufgabe ist groß und somit auch die Erwartungen an das Sendekonzept. Ein Student aus der zuständigen Arbeitsgruppe „Spezial Programme“ hat die MorgenRedaktion in das Vorhaben eingeweiht: „Es gibt bei diesem Projekt keine zentrale Hoheit, nur aus technischen Gründen eine Sendeabwicklung, die in Wien agiert. Dies sichert die Vielfalt und die Spannung dieses Mediums. Jede Universität kann mit einer Arbeitsgruppe am Prozess des Radiomachens teilnehmen und somit selbst bestimmen, was zum Bild der gesamten Bewegung beigetragen wird. Die Berichte werden voraussichtlich in Köln, Innsbruck und natürlich Wien gesammelt und jeden Tag mit Live-Reportagen in eine Sendung gepackt. Da wir in ganz Europa mit der 68er-Student_ innenbewegung ein geschichtliches Bild verbinden, haben wir uns bewusst dafür entschieden, ausschließlich Musik von damals in die Sendung einzubauen. Einerseits, um niemanden durch den Sound zu verjagen und andererseits, um allen Beteiligten in dieser Bewegung nochmals

vor Augen zu führen, dass wir heute wie damals Geschichte schreiben und die Gesellschaft verändern.“ Passend dazu nennt sich die erste Radioshow des weltweit empfangbaren Senders „Good morning Audimax, Good morning Europe“. Diese wird täglich im Internet auf der Webseite http://www. unionair.eu um Punkt 11 Uhr live von der Bühne des Audimax in Wien ausgestrahlt. Angesichts dieses weiteren Informationsangebotes zum brandheißen Thema kann wohl keiner mehr sagen, er habe von der historischen Dimension der Bewegung, die mittlerweile über 80 Universitäten erfasst hat, nichts mitbekommen. In Zukunft weiß wohl jede_r (Besetzer_in) was, wo, wie dort draußen passiert. [maz, tok] Guten „Morgen“ Europa! unionair.eu


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Zur Ökonomisierung

der Bildung Bildung soll ökonomisch quantifizierbar, ökonomisch messbar sein. Also ist es nahe liegend, junge Menschen so schnell wie möglich durch das Studium zu pressen, das Ergebnis zu optimieren. Angehende Student_innen werden als Rohstoffe betrachtet, die es zu formen gilt. Das Studium soll ihnen einen gewissen ökonomischen Mehrwert aufdrängen. Nach Erreichen eines akademischen Titels sind die Student_innen Fertigprodukte, die der Wirtschaft zur Verfügung stehen. Unternehmen können wie im Fachhandel

nach geeigneten Produkten Ausschau halten und die frisch gebackenen Bachelors in ihren Dienst stellen.

Was ist also der Auftrag einer Universität? Von diesem primitiven, oben genannten und leider auch praktizierten Ansatz ausgehend, muss die Universität also nur speziell die Energien der Student_innen ans Licht bringen, die wirtschaftlich verwertbar sind.

Aus dieser plumpen Ausbildung wird aber nichts wesentlich Neues entstehen, ausschließlich vorgefertigte Inhalte werden gelehrt und vermittelt. Der menschliche Verstand, das kritische Denken, also das, was uns von tierischen Instinkten abhebt, wird in der derzeitigen Bildungspolitik verhöhnt. Von den Universitäten wird erwartet, dass sie sich durch die Schaffung neuer Gedanken, neuer Erfindungen, neuer Forschungsergebnisse und neuer Theorien auszeichnen. Die freie Forschung und die freie Lehre jedoch den ökonomischen Aspekten und vorgefertigten Inhalten zu unterwerfen, kommt einem gesellschaftlichen Stillstand gleich. Diese Regulierung des Denkens ist die Fortführung des Orwell‘schen Gedankens und die reale Bestätigung der „Schönen Neuen Welt“. Die Politik muss sich endlich klar werden, in wessen Dienst sie steht: Ist sie rein von ökonomischen Aspekten geleitet oder nimmt sie ihren Auftrag zur Vertretung der Gesellschaft wahr? Wenn politische Entscheidungen nur auf Beziehungen zu anderen politischen und wirtschaftlichen Akteur_innen basieren, so befindet sich die Demokratie in einer Sackgasse. Für die Entscheidungsträger_innen gilt es, die Bedürfnisse der Bevölkerung wahrzunehmen und zur positiven Weiterentwicklung der Gesellschaft beizutragen. Und dazu gehört auch, den eigentlichen Auftrag der Universitäten zu erkennen und diesen in [flo] der Gesellschaft zu legitimieren.

Grafik: red

Effiziente Fortbildung vs. universitäre „Orchideenfächer“ Seit Anbeginn der Menschheit sind wir damit beschäftigt Wissen anzuhäufen. Zu praktisch allem finden wir Informationen im Internet, in Bibliotheken oder in Museen – wir wissen im Gesamten also relativ viel. Aber wie viel wissen wir eigentlich als Individuen? Auf diese Frage eine Antwort zu geben, fällt nicht leicht. Zum einen erweitern wir unser Wissen im Privaten jeden Tag – sei es, weil wir uns gerade die Bedienungsanleitung unserer neuen Digitalkamera durchlesen oder sei es unbewusst, weil wir Dinge auf der Straße wahrnehmen. Zum anderen spielt das Wissen im Berufsleben – Stichwort Fort-

bildung – eine große Rolle. In so gut wie jedem Berufsfeld wird Weiterbildung groß geschrieben. Wir besuchen Schulungen, Seminare, Kurse und Vorträge – häufig finanziert durch Arbeitgeber_innen, um unsere Arbeitsleistung zu steigern und damit auch die Effizienz des Betriebes insgesamt zu steigern. Wissen wird demnach explizit sowie implizit ökonomisiert. Auch für uns persönlich ist Wissen somit zu einem ökonomischen Faktor geworden, denn im besten Fall springt mit der gesteigerten Arbeitsleistung auch für uns ein höheres Gehalt beziehungsweise ein höherer Lohn heraus. So

weit so gut. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es in einer sich ständig weiterentwickelnden Welt fast nur logisch, die Weiterbildung der Mitarbeiter_innen anzustreben. Andererseits wird ein enormer Leistungsdruck erzeugt. Wir hinterfragen nicht, warum wir in diesem Seminar oder jener Fortbildung anwesend sind, wir sitzen einfach nur dort. Wir sitzen dort, weil wir müssen. Wir sitzen dort, weil wir uns mit dem Leistungsdruck abgefunden haben. In den seltensten Fällen sitzen wir dort, weil es uns so brennend interessiert. Wir haben unsere Vorlieben und Interessen hinten angestellt. Die Ökonomisierbarkeit von Wis-

sen spielt also nicht nur auf der Uni eine Rolle, sondern zieht sich durch unser ganzes Leben. Daher sprechen sich die Studierenden und ihre Protestbewegung nicht nur gegen ein verschultes universitäres System aus, sondern fordern, die – von der Politik gerne als „Orchideenfächer“ diskreditierten – geisteswissenschaftlichen Fächer zu verteidigen und auszufinanzieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass in unsere Gesellschaft aufgeklärte, mündige Bürger_innen [jou] mitgestalten.


10 DIE STUDIERENDEN SIND DER ELAN DER GESELLSCHAFT

Bahman Nirumand im MORGEN - Interview Bahman Nirumand ist Exil-Iraner und gilt als einer der zentralen Persönlichkeiten der Studierendenbewegung von 1968. Er war mit Rudi Dutschke befreundet, traf Ulrike Meinhof und organisierte die Anti-Schah-Demo am 2. Juni 1967 in Berlin, auf der Benno Ohnesorg erschossen wurde, und die zur Radikalisierung der Studierenden in Deutschland führte. Heute lebt er als freischaffender Intellektueller, Buchautor und Journalist wieder in Deutschland. Anlässlich seines Österreich-Besuchs hat [bib][wr] MORGEN ihn zum Interview gebeten.

Kanäle hineingezwängt, sondern da steht ein System dahinter und man muss hinterfragen, was dieses System ausmacht und warum, und was verändert werden muss. Es muss gesellschaftspolitische Konsequenzen geben.

Die Studierenden fordern ja auch „Bildung statt Ausbildung“… Nirumand: Man muss schauen, warum man so wenig Geld für die Bildung ausgegeben hat und muss sich fragen: Wer mischt da alles mit und was sind die Hintergründe? Die Forderung „mehr Bildung“ ist völlig richtig, denn die Gesellschaft braucht Bildung und die Generationen müssen sich weiterentwickeln. Wieso aber geschieht nichts? Warum kann man Milliarden für Banken ausgeben und so wenig für die Bildung? Das hat mit einer gesellschaftlichen Struktur zu tun. Man muss an den nächsten Schritt denken.

Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür, dass in Bildung wenig und in Banken viel investiert wird?

Foto: Lorant Racz

Herr Nirumand, die Unibrennt-Bewegung ist auf Deutschland übergeschwappt. Wie haben Sie das erneute Aufflammen der Proteste in Deutschland erlebt? Nirumand: Ich war froh, dass es endlich mal eine Bewegung gibt innerhalb der Studentenschaft, denn es war ja jahrelang ziemlich ruhig und ich wunderte mich über die Jugend. Denn die Jugend ist ja unsere Zukunft und sie muss sich bewegen, damit es Veränderungen gibt. Ich hoffe, dass diese Forderungen der Studenten, die ja doch sehr mit ihren beruflichen Anliegen zusammenhängen, auch irgendwann noch richtig politisch werden. Die Kritik der Studenten hat ja auch politische Hintergründe, das ist doch nicht einfach ein Fehler, der da irgendwie passiert ist. Die Studenten werden nicht in

Nirumand: Unsere Gesellschaft – vor allem in den USA und in Europa – ist zu schnelllebig geworden. Man denkt nur mehr an die allernächste Zukunft, lang und mittelfristig wird nichts getan. Und da man darauf aus ist, Profit zu maximieren, denkt man dabei nicht mehr an Bildung. Wenn es mal ein bisschen kracht, wie in der Finanzkrise der Fall, werden Banken mit Milliarden und Abermilliarden unterstützt. Wenn es aber in der Bildung kracht, merkt man das erst in 10 Jahren, dann eben, wenn die nächste Generation die Führung übernimmt. Und da muss man investieren. Das wissen die Kapitalisten genauso gut wie alle anderen: Wenn man nicht investiert, dann gibt es auch keinen Ertrag. Doch jeder denkt, die wenigen Jahre, die ich habe, da will ich viel Geld machen und was später kommt, das interessiert mich nicht.

Innerhalb der Studierendenbewegung gibt es oft Diskussionen über politische Vereinnahmung, besonders aus linker Richtung. Nirumand: Meine Erfahrung ist: Sobald eine politische Bewegung eine festgefahrene Ideologie annimmt, kommt sie auf Abwege. Jede Ideologisierung einer Bewegung führt zu ihrem Untergang. In den 1960ger Jahren haben die sogenannten K-Gruppen die breite Bewegung kaputt gemacht – die eigentliche Ausrichtung der Bewegung war spontan, offen und pluralistisch. Deswegen würde ich sagen: Organisation Ja – denn ohne Organisation kann man nicht beständig arbeiten, aber ein klares Nein zu ideologischer Vereinnahmung.

Grafik: Cornelia Rauchbuechl

Ihr Buch „Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder die Diktatur einer freien Welt“ hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Protestbewegung der späten 60er Jahre. Könnten Sie unseren Leser_innen erklären warum? Nirumand: Ich wollte zeigen, dass Regime, die vom Westen unterstützt werden, eigentlich nicht im Interesse ihrer eigenen Völker arbeiten. Das Bild, das damals vom Schah-Regime in Deutschland herrschte, war sehr positiv. Man sprach von einem formorien-


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U-BahnZeitung der protestbewegung

tierten, europaorientierten, westlich orientierten, aufgeklärten Kaiser und interessierte sich eigentlich mehr für diese Geschichten am persischen Hof: Frauen, Thron und dieses schöne Kaiserreich und diese schöne Kaiserin, die Faradiba, all das war mehr für die Regenbogenpresse und ich habe mit diesem Buch versucht, die Realitäten aufzuzeigen. Wie sieht es tatsächlich im Iran aus? Welche Politik haben die USA dort verfolgt, welche Politik die Europäer? Was ist da passiert? Und welche Rolle spielt der Schah? Das alles stand konträr zur gängigen Meinung in Europa. Man wusste nicht, dass er ein blutrünstiger Diktator war. Aber der Schah war der beste Freund des Westens. Und diese Ambivalenz, diese Diskrepanz der Politik, war das Thema. Einerseits redete man von Freiheit, Menschenrechten etc., andererseits unterstützte man einen Diktator, der sein Volk unterdrückte und jede Entwicklung seines Landes verhinderte. Die Deutschen waren sehr provinziell eingestellt damals. Sie haben innerhalb ihrer vier Wände gedacht und nicht die Außenwelt gesehen. Aber auf einmal wurde gefragt: „Wieso habt ihr so eine Beziehung zum Iran? Was macht ihr in Vietnam? Was macht ihr in Algerien? Was macht ihr in Saudi-Arabien? Was macht ihr in Nicaragua?“ Das Buch hat sozusagen zur Internationalisierung der Bewegung geführt und das war ein sehr wichtiger Aspekt.

Passt das Buch auch noch für die heutige Situation? Nirumand: Das Regime wurde bekanntlich gestürzt, aber durch ein noch Schlimmeres ersetzt. Schauen Sie sich das Problem Afghanistan an: Da stehen deutsche Soldaten, amerikanische Soldaten, kanadische usw. Das ist ein Problem! Auch danach sollten die Studenten heute fragen. Studenten sind in ihrer gesellschaftlichen Position die Speerspitze des geistlichen Fortschritts. Man müsste fragen: Was machen wir eigentlich da? Warum haben wir diesen Krieg überhaupt begonnen? Oder auch im Irak. Es ist klar: Die Straffung der Studienpläne hat zu einer Apolitisierung der Studenten geführt. Und wenn die Studenten sagen, diese Studienpläne sind zu gestrafft und wir möchten mehr Zeit haben, ist das eine politische Forderung! Das ist nicht, weil es die Studenten bequemer haben wollen, sondern weil sie aufatmen müssen und Zeit haben müssen, um sich auch mit gesamtgesellschaftlichen Fragen zu beschäftigen.

Foto: Lorant Racz

Der Unibrennt-Bewegung wird oft vorgeworfen, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Man solle sich nicht mit Kritik an der Globalisierung, mit dem Neoliberalismus oder den Menschenrechten beschäftigen. „Verliert eure Forderungen nicht aus den Augen, konzentriert euch mal auf das Wesentliche, ihr könnt die Welt nicht verändern.“ Nirumand: Das ist Unsinn, mit Verlaub. Aber sie müssen einen Zusammenhang herstellen, wenn sie ihre Studienprobleme in Zusammenhang mit diesen wichtigen internationalen Fragen bringen, dann ist dieser Vorwurf völlig unberechtigt.

Stört Sie etwas an der aktuellen Bewegung? Nirumand: Kritik hab ich nicht, nur eben die Empfehlung, alles in einen stärkeren gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu stellen. Sonst wird das eine Flickschusterei. Das heißt man repariert ein bisschen, aber im Grunde ändert sich nichts. Und irgendwann wirft man den Studenten ein bisschen Zuckerbrot hin, erhöht ein bisschen BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz, Anm. d. Red.) usw. und dann sind viele zufrieden und sagen: „Jetzt haben wir was erreicht“. Und es herrscht wieder Ruhe und Zufriedenheit. Das darf es nicht sein. Die Studenten haben eine gesellschaftliche Rolle. Sie sind die nächste Generation, die mit ihrem Wissen, mit ihren Fähigkeiten, mit ihren Begabungen, einfach entscheidend ist für die Zukunft. Es muss Bewegung da sein, das Wasser muss fließen, damit es immer frisch bleibt. Die Gesellschaften müssen ständig in einem Veränderungsprozess sein, sonst sind das abgestandene Gewässer, die dann einmal stinken. Die Studenten sind der Elan der Gesellschaft.

Wie schätzen Sie die Perspektiven der Bewegung ein?

Foto: Lorant Racz

UNIBRENNT.TV So nennt sich die Video-Plattform der Protest-Bewegung. Egal ob Interviews, Hahns Bildungsmonolog, Protest-Aktion im Burgtheater oder die Geschichte einer Bombendrohung – das alles und vieles mehr findet ihr auf unibrennt.tv. Werdet aktiv und ladet eure eigenen Filme hoch! [masc]

Nirumand: Das ist schwer zu sagen. Ich sag nicht, die Studenten sollen die ganze Zeit ihres Studiums demonstrieren, das wäre ja Blödsinn. Aber Sie müssen der Gesellschaft einen Ruck geben, das ist ihre historische Aufgabe. Die Gesellschaft in Schwung halten ist ihre Aufgabe. Das tut man nicht, indem man nur kleine Forderungen stellt. Man muss mehr wollen. Wenn jemand sagt, ich will im Leben ein kleiner Angestellter werden oder jemand sagt, ich will irgendwie etwas machen, womit ich in dieser Welt was bewege. Das ist ein Qualitätsunterschied, ja! Und wenn die Studenten jetzt nur kleinklein was haben wollen, dann verläuft das bald im Sande. Schwung und Elan!

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Nirumand: Sehr gerne.


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Die Macht des Buttons Über die unwiderstehliche Anziehungskraft des Understatements Foto: Martin Juen

Es war wieder einmal so weit: Man wurde alt. Manifestation dieses unaufhaltbaren Dauerzustands: Maturaball des um fünf Jahre jüngeren Cousins. Ort: Obersteirische Provinz. Prädikat: Unausweichlich, außer man war gewillt, einen familieninternen Streit vom Zaun zu brechen. Ich musste also Wien und vor allem das besetzte Audimax, für einen Tag verlassen. Den Protest aber nahm ich mit – in Form eines unscheinbaren Abzeichens am Revers,

des klassischen Unibrennt-Buttons aus der nimmermüden Manufaktur der AG Buttons. Dieser – in zeitlosem Weiß gehalten, darauf in schwarzen Konturen ein flammenumschlungenes, stilisiertes Unigebäude griechischen Stils – wurde am Anzug fixiert. Vielleicht würde dieses kleine Ding sogar Anstoß für die eine oder andere interessante Diskussion geben. Die bildungspolitischen Anliegen mussten ja schließlich auch aus dem Audimax aufs Land und in die Schulen getragen werden. Ich war gewappnet.

GrüSSe aus der Steinzeit Die österreichischen Massenmedien hinken nicht nur dem Tempo der #unibrennt-Bewegung hinterher, sondern offenbaren dieser gegenüber noch dazu eine enge, starre Denkweise. Die Berichterstattung über die Proteste kann man natürlich nicht verallgemeinern. Doch es gibt Charakteristika, die einige „klassische“ Massenmedien miteinander verbinden: Neben ihrer langen Reaktionszeit ist dabei besonders der Versuch hervorzuheben, der Bewegung unter dem Motto „Was wollen die eigentlich?“ das Image einer naiven Möchtegern-Rebellion anzuhängen. Zudem ist das Phänomen des anfänglichen Hypes um die Thematik und den bald darauf wieder folgenden Abgesang im Chor zu bemerken. Nach der kurzen Phase der Widmung wurde das baldige Ende des Protestes prognostiziert, nicht zuletzt unterstützt durch das Bemerkbarwerden der immer dezentraler und verstreuter werdenden Aktivitäten in Arbeitsgemeinschaften und kleineren Initiativen an den Instituten. Die Medien erkannten und erkennen dabei jedoch nicht die Natur von #unibrennt. Die breite Palette an relevanten Themen, wie zum Beispiel Barrierefreiheit, welche mit der Systemkritik einhergeht, wird in der Berichterstattung wenig beachtet. Selbst die eigenernannten „Studi-nahen“ Zeitungen wie der Standard und Falter nehmen keine Impulse auf. Der frische Wind, der gerade über die Medienlandschaft in die Gesell[der] schaft wehen soll, bleibt zu vermissen.

Am familiären Tisch angekommen, zog mich der Onkel noch während des Händeschüttelns an sich heran, blickte mir besorgt in die Augen und deutete mit dem linken Zeigefinger auf das runde Plakettchen am Revers: „Mit dir muss ich später noch reden.“ Später meinte gleich. Er konnte es nicht erwarten mit mir eine bildungspolitische Debatte vom Zaun zu brechen – ich opferte mich. Heraus kam nichts, aber es wurde diskutiert. Nach einer halben Stunde rettete ich mich an die Cocktailbar. Unverhofft lief mir dort der Freund meiner Cousine über den Weg, ein Kopfnicker in Richtung Button: „Da reden wir lieber nicht drüber, wir würden uns nur in die Haare kriegen!“ und Abmarsch. Entnervt nahm ich einen etwas beherzteren Schluck meines Gin Tonic. Auftritt älterer Cousin, Kommentar: „Woher hast du das nur, dass du immer alles so negativ siehst?“ Ab diesem Zeitpunkt verfluchte ich meine frühabendliche Button-Courage. Es folgte eine heiße Diskussion. Der Cousinenfreund wollte nun anscheinend doch „drüber reden“ und gesellte sich zu uns. Mittlerweile war mein Cousin bei seinem Lieblingsthema angekommen: Den „dummen Preußen“, die an unserer Bildungsmisere und eigentlich überhaupt an allem schuld seien (allmählich neugierig-verstohlene Blicke der Umstehenden). Der Zeitpunkt für eine Radikalkeule war gekommen: „So wie du sprichst, könntest du eigentlich gleich die FPÖ wählen.“ – Eigentor. Die hätte bei der letzten Wahl wohl doch nicht zu Unrecht fast 18 Prozent bekommen. So sein Konter. Es war an der Zeit, das Feld zu räumen, hier war mit Logik nichts mehr auszurichten: „Siehst du, und genau deswegen bin ich für freien Zugang zur Bildung für alle.“ – Abgang Cousin. Daraufhin der Cousinenfreund: „Und, was habt ihr mit eurem Protest erreicht? Nichts. Ihr tuts eh nur Party machen und ein bisserl Revoluzzer spielen ...“. Ich: „Würden ausgerechnet wir beide ohne die derzeitigen Proteste miteinander über Bildungspolitik sprechen? Es wird darüber geredet. Das haben wir erreicht.“ Mein Gegenüber starrte mir stumm in die Augen, nippte an seinem Rotwein, nickte mir verabschiedend zu, drehte sich im Stand um die eigene Achse und ging. Jetzt musste definitiv ein Bier her. Und siehe da, kaum hatte man die Bar angesteuert, um das Primärbedürfnis zu befriedigen, drang auch schon eine zögerlich-schüchterne Schülerinnenstimme durch das Bargetümmel an meine Ohren: „Bist du von der Feuerwehr?“, fragte eine Maturantin im Debütantinnenoutfit und tippte auf die weiße Plakette. – „Ja, die Uni brennt.“

Grafik: Oliver Schopf

[mahu]


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U-BahnZeitung der protestbewegung

Es gibt so viele Geschlechter,

wie es Menschen gibt Im Zuge der Evolution haben sich zur Reproduktion zwei Geschlechter entwickelt – männlich und weiblich. Bei Menschen wird das definiert durch entweder einen XY-, oder einen XX-Chromosomensatz. Rein biologisch gesehen gibt es aber auch Zwischenstufen. Etwa Hermaphroditen, die primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale beider Geschlechter haben, oder Pesudohermaphroditen, bei denen Gensatz und Geschlechtsmerkmale nicht übereinstimmen. Weiters gibt es transsexuelle Menschen, die sich ihrem biologischen Geschlecht nicht zugehörig fühlen; Begriffe wie Metrosexualität und Homosexualität zeigen, dass die binä-

re Einteilung heute wohl überholt ist. Laut dem Psychologen Magnus Hirschfeld zum Beispiel gibt es 43.046.721 Sexualtypen, die sich aus körperlichen, geistigen und diversen anderen Aspekten zusammensetzen. Als aufgeklärte, unabhängige Student_innen achten wir in unserer Protestbewegung natürlich sehr auf korrektes Gendern – ein Anglizismus, der die Verwendung einer emanzipierten Sprache, frei von patriarchalischen Begrifflichkeiten, beschreibt. Um politisch noch korrekter zu sein, wurde jetzt im Plenum die Benutzung eines Unterstriches eingeführt. Dieser steht für „alles dazwischen“.

Um 43.046.721 verschiedene Zeichen einzuführen, waren die Ambitionen nicht hoch genug – man muss sich nur einmal überlegen, um wie viel länger ein Artikel in der „Morgen“ damit wäre, wie viel Inhalt herausgenommen werden müsste, um den Maßstäben gerecht zu werden. Im Vergleich zu dem, was sein könnte, ist das _innen wohl kein allzu großer Aufwand. Es ist aber, wie ich persönlich finde, eine der stärksten Formen von Diskriminierung – ein permanentes darauf Hinweisen, dass es in unserer Gesellschaft nicht um Menschen geht, sondern um Männer und Frauen. Und alles

dazwischen. Ich bin eine Frau, eine Studentin, ein Individuum, aber zu aller erst bin ich doch wohl ein Mensch. Ein Mensch, der sich nicht an einzelnen Begrifflichkeiten aufhängt, sondern Gleichberechtigung als eine Selbstverständlichkeit empfindet, die man sich einfach nimmt und lebt. Die Politik, Gesellschaft und freie Marktwirtschaft setzen einem da sicherlich Grenzen. Aber wie will ich denn von anderen verlangen, mich für emanzipiert zu halten, wenn ich es nicht selbst tue. [tas]

„Putzball“ im Audimax

RÄUMUNG

VERNETZUNG

Während eines Vortrags von Anselm Wagner zum Thema „Müll in der Kunst“ fand am Samstagabend im Audimax eine große Putzaktion statt – das Audimax glänzt wieder!

Auch vergangene Woche wurden wieder Universitäten, unter anderem in Köln und Bonn geräumt. Besetzer_innen weltweit verurteilen diese Schritte!

Am Samstag den, 28.11.09, fand in München das erste internationale Vernetzungstreffen statt. Die Student_innen organisieren sich zunehmend über die Landesgrenzen hinaus.

[arr]

[Gog]

[Gog]

Zuerich kämpft mit Wir sind drei Zürcher Student_innen und letzte Woche haben wir uns vorgenommen, ein Stück der Solidarität, welche die Wiener_innen in Zürich zu uns brachten, zurück nach Wien zu holen. Isolieren ist in einer kleinen Uni das Verkehrteste, was man in der momentanen Lage machen kann. Vielmehr geht es darum, neue Wege zu begehen, Neues zu entdecken und neuen Sinn in die eigene Position und Ausrichtung der Bewegung zubringen. Eine neue Welt tat sich in Wien in unseren Augen auf. In der Uni herrscht ein Szenario wie im Bürgerkrieg. Sie ist besetzt! Man hat das Gefühl, sie stamme direkt aus der Zeit der französischen Revolution, ein Kind

des Ausbruchs aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Ein authentisches Bild menschlicher Freiheit und deren Kampf um sich selbst. Und um diese „Freiheit im Menschen zu befreien“, so Jean Ziegler, der wie wir extra aus der Schweiz angereist war, dafür steht diese Bewegung und wird es auch weiterhin tun. An Forderungen, welchen es teilweise an unabhängigen, kompetenten und vernunftorientierten Adressat_innen wie z.B. Akteur_innen aus der Politik fehlen mag, wird in mehr Aktionsgruppen gearbeitet, teilweise bis tief in die Nacht.

tiert werden?“ Weil nicht alle reich sind. Weil nicht alle die gleichen Chancen auf Bildung haben. Und, weil Wohlstand kein Indikator ist für eine gerechte Gesellschaft. Heute nicht und morgen erst recht nicht. Wenn, dann ist Reichtum ein Zeichen dafür, dass in nicht allzu weiter Entfernung die Armut sprießt. Zürich ist der Inbegriff einer maroden Wohlstands-Gesellschaft. Hinter der goldenen und idyllischen Fassade lauert das Ende einer kapitalistischen Ära, welche sich keine Fehler einzugestehen vermag, bevor sie nicht am eigenen Erbrochenen erstickt ist.

„Was gibt’s in Zürich zu streiken, das müsst ihr mir jetzt mal erklären!“ wurden wir bald mal gefragt. „Warum sollte in der reichsten Stadt des reichsten Landes Europas protes-

Lasst es uns allen so sagen, dass es jedes Kind versteht von Wien bis Zürich. Man wird uns verstehen! Ein freies Europa heißt ein [zue] Europa mit freier Bildung!


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Sendung mit dem Graus Aus unserer Reihe „Die Sendung mit dem Graus“

Heute:

Warum Bildung? Bildung ist ein Grundrecht jedes Menschen. Menschen den Zugang zu Bildung zu verwehren (zB durch Zugangsbeschränkungen an den Unis), ist nicht gut. Weil dann kann es passieren, dass die Leute den Damen und Herren aus der Politik allzu viel glauben. Denn wenig zu wissen, bedeutet vieles zu glauben. Und weil manche Politiker gerne Schauermärchen erzählen, kann man da schon Angst bekommen.

Besetzungsprogramm Audimax Mittwoch, 02.12.2009 17.00 @ Audimax: Ringdiskussion: Der Finanzkapitalismus, die Ökonomisierung aller Lebensbereiche und die große Krise – Dr. Stephan Schulmeister 18.00 @ Akademie der Bildenden: Kinoheterotopie – Vortrag von Massimo Perinelli

Donnerstag, 03.12.2009 16.30 @ Audimax: “Polarisierung der Einkommensverteilung und die Ursachen der gegenwärtigen Krise” - Engelbert Stockhammer 17.30 @ Audimax: „Ökonomische Analyse: Was ist eine Universität“ – Wolfgang Weigel 18.00 @ Akademie der Bildenden: „salomania“ – Vorträge von Pauline Boudry und Renate Lorenz Grafik: Summer Pablo und Teresa Sittauer

18.00 @ Akademie (Aula): „What is democracy?” – Filmvorführung in Anwesenheit des Regisseurs Oliver Ressler

Vor wenigen Tagen habe ich einen Brief vom HC Strache bekommen. Den Brief hat er allerdings nicht selber geschrieben. Für solche Dinge hat er einen Freund, den Herrn Kickl. Der denkt sich für den HC allerhand Sachen aus. Und der HC braucht’s nur nachreden oder setzt seine Unterschrift darunter. – Klingt komisch, ist aber so! Nur leider hat sich in dem Brief, den der HC für mich schreiben hat lassen, ein Rechenfehler eingeschlichen. Der HC glaubt nämlich seinen eigenen Wahlplakaten und wurde daher zu einem sehr ängstlichen Menschen. Und deshalb hat er sich ausrechnen lassen, wie viele Räuber in Wien pro Tag ihrem Handwerk nachgehen. Allerdings sind die Angestellten vom HC davon ausgegangen, dass ein Tag 26,25 Stunden hat. – Klingt komisch und ist falsch! Aber weil der HC nicht nur ängstlich, sondern auch leichtgläubig ist, hat er seine Unterschrift unter den Brief gesetzt. Und dadurch hat er sich fürchterlich blamiert. Damit den anderen Menschen sowas nicht passiert, hat der HC rasch eine

Freitag, 04.12.2009

eigene Akademie eröffnet. Dort werden zB Seminare über den Islam veranstaltet. Aber weil der HC nicht soviel weiß über den Islam, kann er den Leuten auch nix Gescheites beibringen. Und so werden auch die Schüler_innen vom HC bald Angst haben und Rechnungen nicht richtig lösen können. Und deshalb sind gut ausgebildete Lehrer_innen so wichtig. Und vor allem, dass es genug davon gibt, weil sonst müssen so Leute wie der HC Strache das übernehmen. Und das wollen wir [Masc] alle nicht, oder?

15.00 @ C1: Armut in Österreich – Vortrag von Prof. Peter Rosner 19.00 @ Audimax: „Uns gehört die Welt“ – Vortrag von Klaus Werner-Lobo

Samstag, 05.15.2009 18.00 @ Audimax: Als man die Kultur zu Grabe trug - ohne Grab 19.30 @ C1: Klassisches Konzert aus der Schweinkrippe


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U-BahnZeitung der protestbewegung

Rätsel Waagrecht 1 3 9 10 11 14 16 17 18 21 22 23 24

Mir wird beim Pflaumen Essen immer so unbehaglich und übel. Extremitätengruppe, infanteristisch, ihr geht der Stamm hinterher. Die zweifelhate Großmutti verkündet unheilvolle Vorzeichen? Gehört zu den Hilfsverben und bilanziert sich neben dem Soll Die Hirnerhellung schlägt manchmal einfall zu Der IT-Administrator Erklärt Die Verbindung für hergestellt, wird auch für 17 waagrecht gebraucht. Hinterrücks (!) wird dieses Verbrechen in London verübt. Er macht so viele Partys, dass er ein eigenes Rechnernetz dafür braucht. Vor den Augen aller kann „das“ Verkehrsmittel sich „die“ Meinung bilden. „Solch“ ein Haus ist eigentlich gar kein Wolkenkratzer sondern die Kammer der Beauftragten. Das geschwätzige Gelaber ist doch nur wirres Gewäsch. Fruchtet watschlich am Kopf und erzeugt rote Lauscher? Die (essbare) römische Gottheit befindet sich im Anmarsch

Hund der Woche Ist dieses Mal ein Kater ... Justus hat sein Katzenklo zwar noch nicht im Audimax platziert, verfolgt das Geschehen in Österreichs Hörsälen aber mit großem Interesse. Gleichzeitig plagt ihn aber auch die Einsamkeit, die sich ab und an einstellt, wenn sein Frauchen auf der Uni sitzt.

Senkrecht 1 2 4 5 6 7 8 12 13 15 19 20 22

Mensch muss von unten (!) hinaufsteigen zur Ortschaft am Bichl. An einem anderen Ort im alten Rom, anderswo eine Ausrede. Das persönliche Fürwort bleibt wohl nur ein Wunschgedanke Ende mit der Bildungsstätte! Jetzt fangen die Ferien an. „Ab Tirol“ befindet mensch sich in einer Umlaufbahn. Dunkler Saal für bewegte Bilder. Verkleidungsfeiern, wie sie im Fasching fallen! Agent in geheimer Tür-Mission. Die Lösung ist noch nicht entschieden. Nutztierische Bestien: „Da brauch‘ ich keinen guten Riecher/ In dem Transport sind arme -“ Die ReadyMadeOper ist nicht mea Schuld. Ach halloo, dass ich dich hier in den Vereinigten Staaten treffe hätte ich mir nicht gedacht. (1-2 Wörter) So ein mist das feuchte englische Wetter!

SUDOKU


Stefan Dvorak


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