1/2011: Wagenplätze: unabhängig und unerwünscht

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über.morgen

www.uebermorgen.at | Jahr 3, Ausgabe 1 | Fr 28.1.2011 | Kostenlos

die kritisch-unabhängige Studierenden-Zeitung

WAGENPLÄTZE

unabhängig und unerwünscht

KLO, WASSER, STROM SIND LUXUS S. 8

EIN KENNER DER LINKEN SZENE S. 9

KEINE INFLATION FÜR ASYLWERBERINNEN S. 6


über.inhalt

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über.inhalt

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Über Inhalt Impressum

über.ich

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Liebe Leserinnen, liebe Leser In Kürze

über.thema

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Wagenleben in Wien muss möglich sein Leben und Alltag in den Wagenburgen

über.kurioses

Über Inhalt

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Wiener Wagenplätze. Gesucht: Dauerhafte

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(K)ein Problem mit Inflation. AsylwerberIn-

Lösung in der Stadt nen in Österreich Supernackt im Audimax

Wir kennen unsere Wurzeln. Hervorgegangen aus Protest, freuen wir uns immer, wenn wir über Protest berichten können. Gründe zu protestieren liefert uns unsere Gesellschaft ja genug. Für das über.thema haben wir die Aktionstage der WagenplatzbewohnerInnen besucht. Die WagenplatzbewohnerInnen protestieren für ein Recht auf alternatives Wohnen in Wien. Kurios sind die Kostenhöchstsätze für die Grundversorgung von AsylwerberInnen in Österreich. Da wird zwar noch nicht protestiert, berechtigt wäre es aber allemal. Bildungsproteste stehen uns ja besonders nahe, einiges ist passiert in unserer Winterpause, so richtig Fahrt haben sie aber nicht aufgenommen. Ob die neue Übergangsregelung all unsere Probleme lösen wird? Auch über eine ganz spezielle Art des Protests denken wir diesmal nach, Obdachlosigkeit ist hier ausnahmsweise mal eine freie Entscheidung. Die Demonstration gegen den diesjährigen WKR-Ball wird als Übung für europäische Polizeikooperation genutzt, während die Verfahren um die Geschehnisse aus dem Vorjahr noch immer andauern. Die Medienpolitik unserer ungarischen Nachbarn hat schon für viele Proteste gesorgt, darüber erkundigen wir uns direkt vor Ort.

über.bildung

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#uniglimmt - Rückblick und Ausblick Ergebnis: Übergangsregelung

über.denken

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Klo, Wasser, Strom ist Luxus

über.politik

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Ein Kenner der linken Szene. NO-WKR-2010 im Berufungsverfahren

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Ungarns Mediengesetz

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War on Protestismus: EU-Kooperation bei

über.kitsch&kultur 12

Demokontrolle Ekstase der Verneinung Qualität in Serie: sender.fm

über.graus

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Die Wut der BürgerInnen Der Graus: Wiki-Nepp-Verlage Rezension: Was ihr wollt

über.reste

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Unser Lieblingsplatz: Urlaub Hund der Woche: Silvio Berlusconi Unser Zahlenrätsel Sudereck: Textaufgaben

Überall wird wütend protestiert. Als Wutbürger wollen wir uns trotzdem nicht bezeichnen lassen. Das und mehr findet ihr in dieser Ausgabe der über.morgen.

[red]

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über.ich

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER Ich vermisse meine Kindheit. Zwar bin ich noch nicht besonders alt, aber die unbeschwerte Zeit der aus allen Nähten platzenden Redaktionssitzungen, nie versiegenden Spendenströme, unersättlichen ZeitungsverteilerInnen und allwöchentlichen Ausgaben ist vorbei. Mein unfassbar großer Freundeskreis ist auf einen kleinen Kern aus treuen Seelen geschrumpft, die mir unermüdlich, aber stets erschöpft, jeden Monat neues Leben einhauchen. Nun kann ich das natürlich verstehen. Ich bin nicht einfach, verlange Zeit und Motivation. Trotzdem will ich mehr. Denn es passiert so viel in Österreich. Es wird demonstriert und blockiert, besetzt und pleniert, gehungert und geflashmobt. Ich kann nicht überall dabei sein, aber ihr seid sowieso immer vor Ort. Darum berichtet, fotografiert, interviewt, kommentiert und rezensiert. Ich kann euch nichts dafür geben, außer Platz auf meinen Seiten.

Ich bin kritisch, ich bin unabhängig und ich will eine alternative Sicht der Dinge verbreiten. Doch dafür brauche ich euch, denn ich kann mich nicht selbst verteilen. Ich liege als Print-Ausgabe im NIG herum, kann für eine Spende abonniert werden, habe eine eigene Website und treibe mich auf Facebook herum.

„ICH KANN NICHT ÜBERALL DABEI SEIN, ABER IHR SEID SOWIESO IMMER VOR ORT.“ Also schnappt euch einen Stapel und bringt ihn in euer Lieblingslokal. Dreht eurer Patentante ein Abo an. Shared unseren FacebookLink mit eurer Oma und mailt das neue PDF an eure Jugendfreunde.

Wenn ich euch gefalle, dann lobt mich. Wenn ich euch enttäusche, dann kritisiert mich. Wenn euch etwas fehlt, dann erinnert mich daran. Ich bin immer erreichbar. Schickt mir ein Mail (redaktion@uebermorgen.at) oder kommentiert meinen Facebook-Status (www.facebook.com/uebermorgen), besucht meine Website (www.uebermorgen.at) oder spendet mir eure Kleingeldbüchse. Vor allem aber, kommt zu meinen RedaktionsSitzungen. Denn wenn euch an mir, eurer im Protest verwurzelten Monatszeitung etwas liegt, dann solltet ihr mir das auch zeigen. Die nächste Gelegenheit dazu habt ihr am Donnerstag, dem 3. Februar um 19.00 Uhr in der Pizzeria Mario, Esterhazygasse 25, 1060 Wien bei der Redaktionssitzung für die nächste Ausgabe. Es freut sich auf euch, euer über.ich

ABSCHIEBUNG NACH NIGERIA

FLASHMOB GEGEN BESCHRÄNKUNGEN

Eine Frau aus Nigeria wird von Menschenhändlern nach Wien verschleppt und zur Prostitution gezwungen. Sie macht trotz der Bedrohung durch die Menschenhändler eine Aussage bei der Polizei. Am Mittwoch, den 19. Jänner wird sie abgeschoben – zurück nach Nigeria, quasi in den sicheren Tod. Dagegen gab es eine Demonstration vor der Roßauer Lände, die von der Polizei aufgelöst wurde. Die Abschiebung konnte nicht verhindert werden.

Der Flashmob gegen Zugangsbeschränkungen an Universitäten am 20. Jänner 2011 vor der Hauptuniversität bestand aus einem Spiel: Eine Reihe wurde gebildet, jeder hielt sich an den Händen. Dann kamen Kommandos wie: „Sind deine Eltern der oberen Mittel- oder Oberschicht zuzuordnen, geh’ einen Schritt vor. Geh’ so viele Schritte zurück, wie du Geschwister hast.“ Am Ende konnten die vordersten zwei Reihen die „Zugangsbeschränkungen“ überwinden, die große Masse musste draußen bleiben - setzte aber schlussendlich zu einem Sturm auf die Universität an.

REKTORENHEARING Am Samstag, den 22. Jänner fand das „Rektorenhearing“ an der Universität Wien statt. Die vier (männlichen) Bewerber, die in der engeren Auswahl für den Posten des Rektors sind, stellten in 20-minütigen Beiträgen ihre Vorstellung von der Weiterentwicklung der Universität und ihr Konzept der Rektorentätigkeit vor. Anschließend fand eine Diskussion mit dem Senat und anderen Universitätsangehörigen statt, auch Studierende waren eingeladen dabeizusein. Die Kandidaten sind Heinz W. Engl, Steffen Huck, Helmut Konrad und Wolf Rauch.

NO-WKR-DEMO Am Freitag, den 28. Jänner 2011 findet wieder der Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) statt. Die Burschenschaften des WKR sind bekannt für ihre antisemitischen, rassistischen und sexistischen Ansichten. Der Treffpunkt für die antinationale Gegendemo ist diesmal am Praterstern um 17.00 Uhr. Danach findet ab 21.00 Uhr der „Ball“ der Politikwissenschaften unter dem Motto „Links- statt Rechtswalzer“ im Club U statt.

IN KÜRZE IN KÜRZE IN KÜRZE IN KÜRZE www.uebermorgen.at


über.thema

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WAGENLEBEN IN WIEN MUSS MÖGLICH SEIN K

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Wien ist anders. Dieses von der Stadt selbst geprägte Sprichwort muss wieder einmal bemüht werden, wenn es darum geht, den Umgang der Stadt mit ihrer Vielfalt zu beschreiben. Denn anders als anderswo ist man in Wien nicht bereit, alternative Wohnformen zu tolerieren. Selbst wenn dabei niemand zu Schaden kommt und es ohnehin nur um ein paar Dutzend von 1,7 Millionen Einwohnern geht. Anstatt auf Augenhöhe mit den „Alternativen“ zu diskutieren und sich um eine Lösung zu bemühen, setzt man auf Polizeieinsätze und Kriminalisierung. Und so spielt die Stadt Wien mit dem Innenministerium Ping-Pong – die Wagengruppen sind der Spielball. Folgerichtig heißt es dann auch stets, wenn sich die Wagengruppen über Schikanierung und Ausgrenzung beklagen, dass die jeweils andere Behörde Schuld daran trage und man selbst keine Möglichkeiten habe, etwas zu ändern. Wien ist nicht Chicago, auch nicht Istanbul, und Wien hat Glück, auch nicht Zürich zu sein. Denn die als Bankenmetropole bekannte Stadt hatte vor 20 Jahren ähnliche „Probleme“, aber in einem ungleich größerem Ausmaß: Nicht zuletzt aufgrund akuter „Wohnungsnot“ (die wiederum darauf zurückzuführen ist, dass man den Wohnungsmarkt der Stadt fast ausschließlich Privaten überlassen hat, was auch zu vielen unleistbaren Mieten führte) kam es damals zu dutzenden Hausbesetzungen. Die Stadt erkannte erst dann, dass man das Geld, das regelmäßige

Großeinsätze der Polizei zur Räumung von Hausbesetzungen kosten, sinnvoller investieren kann. Man erkannte, dass autonome Wohnprojekte in leer stehenden Gebäuden (oder auf leeren Grundstücken) an sich keine Bedrohung darstellen, sondern vielfach sogar zur Belebung der Nachbarschaften und der (sub)kulturellen Vielfalt der Stadt beitragen. Auch wenn Wien weit davon entfernt ist, von Haus- und Grundstücksbesetzungen überschwemmt zu werden, könnte die Stadt schon jetzt die richtigen Lehren aus den Erfahrungen anderer Städte ziehen. Zürich wird seit 1990 rot-grün regiert, und die damals eingeschlagene liberale Räumungspraxis bei Besetzungen funktioniert bis heute so vorbildlich, dass man anders, als im internationalen Trend, nicht zu einem repressiveren Kurs zurückkehren will. In 20 Jahren hat sich gezeigt, dass die Gegenargumente unzutreffend sind. Kein Immobilienbesitzer wird „enteignet“. Sobald ein Bauprojekt bewilligt wurde, ziehen die Besetzer ohnehin freiwillig ab. Die Polizei wird nur noch selten benötigt. Auch die Zahl der Besetzungen ist trotz der Wohnungsknappheit in Zürich keineswegs „explodiert“, wie in Wien manche befürchten. Lediglich Spekulanten, die leere Gebäude und Grundstücke über Jahre ungenutzt lassen und wie Aktien handeln, und damit die Mietpreise zusätzlich in die Höhe treiben, müssen etwas zurückstecken. Dass die Grünen nun einen rechtlichen Rahmen für Zwischennutzungen setzen wollen, kann daher nur be[niwo] grüßt werden.

Nach der Wiener Bauordnung gibt es vier Arten von Grundstücks-Widmungen: Grünflächen, Verkehrsflächen, Bauland und Sondergebiete. Da LKW und Wohnwagen als „bauliche Anlagen“ gelten, müssen Wagenplätze Bauland sein. Eine mögliche Lösung besteht in der zeitgemäßen Anpassung des Planungs- und Baurechts mit der Möglichkeit einer „Zwischennutzung“. Zwischennutzung bedeutet eine zeitlich befristete (häufig kulturelle) Belebung leer stehender Flächen. Ein Beispiel ist das Musiklokal Fluc. Der Frage nach der Nutzung des öffentlichen Raums der Stadt widmete sich kürzlich das Architekturzentrum Wien in der Ausstellung „Platz da! European Urban Public Space“, Begleittexte und Kataloge befinden sich online auf www.azw.at. Im rot-grünen Koalitionsabkommen ist eine „Agentur für Zwischennutzung“ vorgesehen, die „Freiräume und Zwischennutzungen von leer stehenden Gebäuden, Brachflächen und Baulücken in allen Stadtteilen“ ermöglichen soll. Dies wird als Zugeständnis der SPÖ an die Grünen gewertet, nachdem die Stadt Wien während der Koalitionsverhandlungen die Wagenplätze räumen ließ. [mak, niwo]

LEBEN UND ALLTAG IN DEN WAGENBURGEN “Wagenplatz unser, der du nicht bist in Wien, geändert werde dein Wagen, dein Platz komme, dein Wille geschehe“ formuliert die AKW Lobau auf ihrer Homepage. Wagenleben bedeutet, dass eine Vereinigung von Menschen in selbst- oder umgebauten Wägen in einer kollektiven Form des Miteinanders zusammenwohnt. Eine solche Form alternativen Zusammenlebens ist in ganz Europa vorzufinden: Auf 100 wird die Zahl der Wagenplätze in Deutschland geschätzt, rund 30 sollen es in der Schweiz sein. In Österreich gibt es etwa 50 bis 70 Wagenplatzbewohner, die sich in drei Gruppen aufteilen: Die Wagenburg Hafenstraße, das AKW Lobau und der Wagenplatz Treibstoff, alle in Wien.

leben auf den Wagenplätzen. Die Gründe in einem Wagen zu wohnen, sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sich dafür entscheiden. Einerseits soll ein Bezug zum eigenen Lebensraum hergestellt, der Komfort des städtischen Lebens nicht als gegeben angenommen werden sowie ein bewusster Umgang mit der Umwelt und natürlichen Ressourcen gepflegt werden. Andererseits geht es um die Mobilität und die Möglichkeit, jederzeit umziehen zu können. Ziel dabei ist es, nicht länger „alleine“ sondern „miteinander“ zu leben, „zusammen“ statt „aneinander vorbei“, sich zu helfen und zu unterstützen. „Es ist eine fortschrittliche, wunderbare Art zu wohnen“ schwärmt die Treibstoffgruppe auf ihrer Homepage.

WUNDERBARE ART ZU WOHNEN

STRUKTUREN SELBER AUFBAUEN

Nicht nur Studierende, auch Angestellte, Selbstständige, Künstler und sogar Kinder

Für Strom sorgen Solaranlagen und Aggregate, Wasser kommt aus einem ordentli-

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chen Wasseranschluss oder Wassertanks. Als Toiletten werden Turmklos benutzt oder ein Kompostklo. Die Müllentsorgung erfolgt durch einen Komposthaufen, Restmülltonnen und die Sammlung von Wertstoffen. Im Winter sorgt ein mobiler Saunawagen für angenehme Wärme. Abseits von „Konsumgesellschaft“ und „Ellbogenpolitik“ sehen sich die Gruppen nicht nur als alternative, selbstverwaltete Wohnform, sondern auch als Raum, in dem Projekte und Ideen verwirklicht werden können. Regelmäßig finden Konzerte und Diskussionen statt, die auch für Besucher offen stehen: „Wir sehen den Wagenplatz als zwanglosen, sozialen Treffpunkt und als gelebte Utopie, die aufzeigen soll, dass Fortschritt nicht Beton, Glas und Gewinnmaximierung, sondern kreatives, solidarisches und entspanntes Zusammenleben bedeuten kann“. [lib]


über.thema

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WIENER WAGENPLÄTZE

GESUCHT: DAUERHAFTE LÖSUNG IN DER STADT Von 3. bis 6. Dezember machten WagenplatzbewohnerInnen im Rahmen von Aktionstagen auf die jüngsten Räumungen und ihre prekäre Lage aufmerksam. Eine Lösung könnte in der legalisierten Zwischennutzung leer stehender Flächen liegen. „Unsere Wagen haben einen Wagenplatz bekommen, aber ohne uns Menschen.“ Am 21. Oktober wurde die Wagengruppe “Treibstoff” von ihrem Standort, einem der PORR gehörenden Grundstück in der Baumgasse neben der Arena, polizeilich geräumt, die Wägen wurden abgeschleppt, Wertgegenstände verschwanden. „Keiner hat uns informiert“, sagt Christina (22), eine Bewohnerin. Am Abschleppplatz durften sie abgeholt werden. Die Kosten beliefen sich auf 17.000 Euro. Sechs Tage später wurde der zweite Wagenplatz, Hafenstraße, nach einer 24–stündigen Frist geräumt. Die Stadt Wien, zuständig ist Wohnbaustadtrat Ludwig, verweist auf den von ihr zur Verfügung gestellten Wagenplatz in der Lobau. Am angrenzenden Grundstück wurde jedoch kurz nachdem ein Nutzungsvertrag unterzeichnet wurde, eine auf Jahre angelegte Großbaustelle eröffnet. Der Lärm ist unerträglich, der Standort unzumutbar. Zwei Wagengruppen sind zurzeit dort untergebracht, “Treibstoff” besetzte ein Grundstück der Stadt Wien in der Krieau. Mit den Aktionstagen suchten die Wiener Wagengruppen daher auf verschiedenen zentralen Plätzen in der Stadt gezielt die Öffentlichkeit, um Bewusstsein für ihr alternatives Lebensmodell zu schaffen. Vor dem Wiener Rathaus wurde zeitgleich der Forderung nach Akzeptanz durch die Stadt Wien Ausdruck verliehen. Wagengruppen aus anderen europäischen Ländern zeigten sich so-

FOTO: NIWO

lidarisch und kamen für jenes Wochenende ebenfalls nach Wien.

LEGALISIERUNG GEFORDERT „Wir wollen ja nichts geschenkt“, sagt Christina. Viel wichtiger sei die Legalisierung dieser Wohnform, Miete haben sie bis jetzt immer bezahlt. Auch abseits ihrer finanziellen und rechtlichen Lage haben es die Bewohner alternativer Lebensformen in Wien nicht leicht. „Niemand versteht, warum es nicht möglich ist, legal in Wägen zu leben“, sagt Christina. Die Wagengruppe „Treibstoff“ bezog nach der Räumung vorübergehend ein Grundstück an der Gumpendorferstraße/Gürtel. Die Reaktionen der Anrainer seien überwiegend positiv gewesen.

SPIELREGELN Bei der Pressekonferenz am Ende der Aktionstage wurde auf den Erfolg der Dialoge in anderen Ländern verwiesen, allein in Deutschland soll es rund 100 Wagenplätze geben. Von der Wiener Politik wurden die Betroffenen bislang jedoch nur enttäuscht. Der vor einiger Zeit von der Stadt Wien eingesetzte Mediator Peter Florianschütz erwies sich als „unbrauchbar in dieser Situation“, da er mit keinerlei Kompetenzen ausgestattet wurde. Auch nach der Wahl und der Bildung der rotgrünen Koalition seien Bürgermeister Häupl und Vize-Bürgermeisterin Vassilakou zu keiner Stellungnahme bereit gewesen. Martina Wurzer, Gemeinderätin der Grünen, weist

diesen Vorwurf jedoch entschieden zurück und meint, dass im Hintergrund an einer Lösung gearbeitet wird. „Ich bin zuversichtlich, dass etwas in Bewegung kommt.“ Über Winter soll die Wagengruppe Treibstoff in der Krieau bleiben dürfen, für Sommer erwartet sie sich eine dauerhafte Lösung für Zwischennutzungen. Die Grünen streben die Zwischennutzung brachliegender Flächen als Wohnort für die Wagenplatzbewohner an. Die Schaffung einer „Agentur für Zwischennutzung“ ist auch im rot-grünen Koalitionsabkommen vorgesehen. Für die Koordination der Regeln soll Jutta Kleedorfer von der MA 18 (Stadtentwicklung und Planung) sorgen. Von einer solchen Lösung zeigt sich Ludwigs Pressesprecher Christian Kaufmann jedoch nicht begeistert: „Wohnen an sich ist kein Zwischennutzungsbereich.“ Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) verlautet in einer Aussendung, dass jeder in Wien „so wohnen und leben“ könne, „wie sie und er das will“. Die „Hausordnung und Spielregeln“ müssten jedoch von allen eingehalten werden. Mittlerweile, “nach endlos scheinendem Bitten”, konnte zwar ein Termin mit Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Vassilakou vereinbart werden. Zu große Hoffnungen will man sich bei den Wagenplatz-BewohnerInnen aber nicht machen. Christina: „Ich weiß nicht, wie oft ich mit meinem Wagen schon vor dem Rathaus gestanden bin.“ [lib, mak, niwo, schall]

FOTO: LIB

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(K)EIN PROBLEM MIT INFLATION

ASYLWERBERINNEN IN ÖSTERREICH Wir ÖsterreicherInnen haben es schwer. Ob Miete, Benzin oder Lebensmittel, die Preise steigen und steigen. Wir reißen uns das Sitzfleisch auf, um uns finanziell irgendwie über Wasser zu halten. AsylwerberInnen müssen sich darüber keine Gedanken machen, denn die kriegen seit sieben Jahren immer genau gleich viel Geld. Im Jahr 2004 wurden in der Grundversorgungsvereinbarung Kostenhöchstsätze für Unterbringung, Ernährung und Taschengeld von AsylwerberInnen festgeschrieben, die auch heute noch gelten.

AsylwerberInnen, denen erlaubt wird in eine eigene Wohnung zu ziehen, dürfen die Wohnungssuche mit €110,- bestreiten. Familien, ob zu zweit oder zu fünft, dürfen sich über den doppelten Betrag, also 220 Euro, freuen.

Die meisten AsylwerberInnen leben in organisierten Unterkünften. €17 pro Tag und Person bekommen die BetreiberInnen, meist NGOs oder gescheiterte BesitzerInnen unrentabler Tourismusbetriebe, dafür. Immerhin mehr, als eine Jugendherberge in Wien für ein 10-Bett-Zimmer mit Selbstverpflegung (€16,90) verlangt. In vielen dieser Unterkünfte dürfen sich die BewohnerInnen auch selbst verpflegen und bekommen dafür täglich etwa €5,- der €17,-.

Um fast €6,- pro Tag, dürfen sich diese Glücklichen dann den Bauch vollschlagen. Minderjährige bekommen so viel allerdings nur, wenn sie auf sich alleine gestellt sind. Kinder, die von ihren Eltern versorgt werden, müssen mit €2,63 pro Tag auskommen. Für die viele Freizeit erhalten AsylwerberInnen, die inzwischen ausschließlich für Saisonarbeit angestellt werden dürfen (und nur, solange dafür keine EU-BürgerInnen zur Ver-

GRUNDVERSORGUNGSVEREINBARUNG 2004 Die GVV wurde 2004 als Reaktion auf die Aufnahmerichtlinie der EU zwischen Innenministerium und Landeshauptleuten ausgehandelt. Ziel war die bevölkerungsadäquate Verteilung der AsylwerberInnen auf die Bundesländer, eine Kosten- und Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern, sowie die Vereinheitlichung von Betreuung und Versorgung.

geld, medizinische Versorgung, Information, Beratung und soziale Betreuung, etc.), sowie die Gründe für Einstellung oder Einschränkung der Grundversorgung. Die GVV wurde in verschiedenen Landesgesetzen und einem Bundesgesetz umgesetzt, wobei gegebene Ermessensspielräume zu deutlichen Unterschieden führten. Sie weitete den Kreis der LeistungsbezieherInnen aus und gewährt erstmals Rechtssicherheit für AsylwerberInnen.

Sie regelt den Umfang von Leistungen (Unterbringung, Verpflegung, Taschen-

fügung stehen), €40,- Taschengeld im Monat. Solange keine Telefonkosten anfallen und auf Hygieneartikel verzichtet wird, geht sich da ja einiges aus.

NICHT OHNE BEDINGUNGEN AsylwerberInnen, die es trotz aller Barrieren schaffen eine Saisonarbeit zu ergattern, scheiden natürlich sofort aus der Grundversorgung aus (und dürfen damit nicht mehr in den organisierten Unterkünften wohnen). „Die Ordnung störendes Verhalten“ kann ebenfalls den Verlust der Grundversorgung bedeuten. Dafür liegen in den meisten Unterkünften Hausordnungen auf, die Kochen in den Zimmern oder das Übernachten von Besuch verbieten. Außerdem wurde, um den Missbrauch dieser fürstlichen Beihilfen zu verhindern, im vergangenen Jahr eine Sonderkommission, die SOKO-GVS, zur Kontrolle der BezieherInnen eingerichtet. Ihre Juristen und Fremdenpolizisten sind zu allen Tages- und Nachtzeiten unterwegs, und kontrollieren die Unterkünfte der AsylwerberInnen anhand eines, nicht öffentlichen, Kriterienkatalogs für Hilfs- und Schutzbedürftigkeit. Seit 2004 wurden die Kostenhöchstsätze nicht an die Inflation angepasst. Der dafür zuständige Bund-Länder-Koordinationsrat ist scheinbar mit den Konflikten um die Verteilung der AsylwerberInnen auf die Länder völlig ausgelastet. [jaae]

SUPERNACKT IM AUDIMAX Es war eine Vorlesung, auf die man sich freute. Wenn man auch Angst davor hatte, was man lernen würde, worüber man lachen musste, bis es einem im Hals stecken blieb. Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba lasen aus den, teilweise im Falter veröffentlichten, Abhörprotokollen des ehemaligen Finanzministers Karl Heinz Grasser, und über 4.000 Menschen wollten dabei sein.

FOTO: JAAE

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Etwa 800 passten ins Audimax und schon eine Stunde vor Beginn war der Saal voll. Für Studierende vertrautes Terrain, wenn auch die Vortragenden wesentlich weniger

trocken waren, als in diesem Saal üblich. Über den Inhalt darf an dieser Stelle nicht mehr verraten werden, sonst drohen hohe Geldstrafen. Ohne den kabarettistischen Kontext wäre der aber sowieso kaum ertragbar. Das Zitat des Abends kam von einer älteren Dame, die es nicht mehr in den Saal geschafft hatte: „Bei der Besetzung war das nie ein Problem,“ sagte sie und drehte den Securities mit einem verächtlichen „Spießer“ den Rücken zu. [jaae]


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über.bildung

#UNIGLIMMT – RÜCKBLICK UND AUSBLICK BILDUNGSPROTEST IN DER ZWEITEN SAISON BESETZUNG UND FLASHMOBS

FOTO: CG

PLATTFORM ZUKUNFTSBUDGET Über 110 Organisationen riefen für den 27. November als Plattform „Zukunftsbudget“ zur Großdemonstration auf. Anlass war der Loipersdorfer Budgetbeschluss, gegen den bereits einen Tag nach den Beschlüssen über 3.000 Studierende spontan vor dem HaasHaus, aus dem live die ORF-Sendung „Im Zentrum“ ausgestrahlt wurde, protestierten. Die Protest-Aufbruchsstimmung vom Oktober konnte aber auch dieses mal nicht in den November weitergetragen werden. Zu groß war die Demonstrations-Lücke zwischen 24. Oktober und 27. November, obwohl die Sparpläne der Regierung besonders die Studierenden treffen.

Die scheinbar harmlose Mahnwache, die bis zum Budgetbeschluss jeden Dienstag im Dezember am Ballhausplatz abgehalten wurde, entpuppte sich ab dem zweiten Termin als Ausgangspunkt für Guerilla-artige Protestaktionen. So zogen am 14. Dezember rund 50 Studierende zur SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße und besetzten diese für einige Stunden. Anlass war die akut gewordene Befürchtung, die SPÖ könnte der ÖVP-Forderung nach flächendeckenden Zugangsbeschränkungen nachgeben. Die beiden Bundesgeschäftsführer Kräuter und Rudas stellten sich daraufhin dem Dialog mit den Studierenden, die im Anschluss unter den Augen der Polizei das Gebäude wieder verlassen mussten. Bei der nächsten Mahnwache fand sich ein Großaufgebot der Polizei am Ballhausplatz ein, die Ministerien und Parteizentralen wurden gesichert. Am 22. Dezember, dem Tag der Budgetbeschlüsse, gab es einen Flashmob im Parlament. Rund ein Dutzend unibrennt-AktivistInnen

schrien „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“, warfen Flugzettel in den Plenarsaal und versuchten zwei Transparente zu entrollen, was die Securities jedoch verhindern konnten. Im neuen Jahr blieb es eher ruhig. Lediglich die Verschärfung der Zugangsregeln, durch die zuständigen Ministerinnen Karl und Schmied, sorgte für Aufregung bei den Studierenden.

FRAU KARL AUF KURS Nur eine Sache scheint die Mehrheit der Studierenden bis heute nicht verstanden zu haben, nämlich, dass Ministerin Karl kein Stück weit von ihrem Ziel abgewichen ist, den Unis Investitionen durch Aussperren der Studierenden zu „ersparen“. In Salamitaktik setzt sie Stück für Stück all ihre Vorhaben um. In eine Defensivhaltung gezwungen, wagt es kaum noch jemand, an die einst sogar in Koalitionsabkommen verankerten Ziele wie „2% des BIP für tertiäre Bildung“ zu erinnern, obwohl bei derart großer Nachfrage nach Studienplätzen bereits Stillstand ein großer Rückschritt ist. [niwo]

ERGEBNIS: ÜBERGANGSREGELUNG Viel Zeit ist vergangen, seit die Studierenden das Thema Bildung in die Schlagzeilen und auf die Agenda der Politik gehievt haben. Zeit, die mit groß inszenierten Dialogen, vollmundig angekündigten Plänen und heftigen Diskussionen gefüllt war. Das Ergebnis: eine Übergangsregelung. K

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Die neuen Regelungen sind bis 2014 befristet, bis dahin soll laut Wissenschaftsministerin Karl eine „transparente Regelung auf Basis festgelegter Kapazitäten“ gefunden werden. Die wir dann auf dem fünfjährigen Geburtstag von Unibrennt diskutieren können. Über ein Jahr hat sich die Regierung Zeit gelassen, um eine Antwort auf die katastrophalen Studienbedingungen an den österreichischen Universitäten zu formulieren. Gut Ding mag Weile brauchen, doch dieses Ding ist mehr als überschaubar. Eine vorverlegte Inskriptionsfrist, verpflichtende Studienberatung und eine einsemestrige Studieneingangsphase mit mindestens zwei Prüfungen, die nur einmal wiederholt werden dürfen, sollen ab dem Wintersemester 2011 die Situation verbessern.

„Ein Griff ins Klo“, sagt die ÖH, ein „Schritt in die richtige Richtung“, der Vorsitzende der Rektorenkonferenz Hans Sünkel. Er freut sich über bessere „Planbarkeit“ und die „qualitative Zugangsbeschränkung“. Was auch immer man von diesen Regelungen hält, sie gehören ohne Zweifel zu den einfalls- und substanzlosesten Ergebnissen die eine einjährige Nachdenkpause je hervorgebracht hat. Die Inskriptionsfrist vorzuverlegen, damit die Universitäten besser planen können, und verpflichtende Studienberatung sind Ideen eines Kalibers, das mehr auf eine kurze Zigarettenpause hindeutet. Letztere musste auch gleich um ein Semester verschoben werden, da natürlich nicht daran gedacht wurde, dass eine Beratungspflicht nur mit einem großflächigen Beratungsangebot funktionieren kann. Und da die Studieneingangsphase mit einer KnockOut-Prüfung nicht kommen durfte, einigte

man sich kurzerhand auf mindestens zwei. Die Tendenz dieser Pläne ist klar. Es sollen nicht die Studienbedingungen verbessert werden, um vielen Studierenden ein optimales Studium zu ermöglichen, sondern die Studierendenanzahl verringert werden, um die Studienbedingungen zu verbessern. Da sich die Regierung das aber nicht selber zu tun traut, überlässt man die Drecksarbeit den Universitäten. Die können ihre Prüfungen nun so gestalten, dass nur mehr die von ihnen gewünschte Zahl an Studierenden übrig bleibt. Viel Wahl haben sie angesichts der anhaltend unzureichenden Finanzierung eigentlich nicht. Und die Regierung, die denkt wieder nach. - Wir sind alle furchtbar gespannt. [jaae]

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über.denken

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KLO, WASSER, STROM IST LUXUS Die Freundin verlassen, sein Hab und Gut verkaufen, Schlafsack kaufen und freiwillig für vier Monate obdachlos sein, denn „Klo, Wasser, Strom ist Luxus“: Rowin Höfer, 21 Jahre alt, Student an der Graphischen in Wien über seine Motivation, Erfahrung und Wünsche. „Ich wollte schon immer draußen wohnen, alles vereinfachen und intensiver leben, wenn ich in Räumen bin, spüre ich, dass irgendwas nicht passt“ sagt Rowin, als wir uns in einem veganen Restaurant bei Tofu-Geschnetzeltem gegenüber sitzen. Der einzige Haken ist seine Freundin: „Mit ihr wäre es dann aus gewesen“. Nach drei Jahren in einer Beziehung sei bei ihm ein Freiheitswunsch aufgekommen, Freiheit von der Gesellschaft und von der Bindung an seine Freundin, denn seine Idee hätte sie nie ganz ernst genommen. „Und deine Eltern?“, frage ich. „Sie haben nichts gesagt und ich habe mit ihnen davor nicht darüber gesprochen.

einsame Leben auf der Straße sozialer zu werden.“ Er hat jetzt mehr Kontakte als früher; als er sagt „Der Höhepunkt des Tages ist ein Gespräch mit jemand Fremden“, klingt er einsam. „Aber bereut habe ich es nie.“ Auch auf der Straße leben wird irgendwann zur Routine, zur Gewohnheit. Die nächste Herausforderung wäre seine Lebensmittel selbst anzubauen, „dass es zur Anstrengung wird einfach nur zu überleben“. Er will unabhängig sein, Materielles loswerden, denn „Materielles beschränkt den Geist“. Der leere Geist würde durch Materielles gefüllt und wenn man das loswird, hat man mehr Platz für Spirituelles, für sich selbst.

Ein Skatepark und bei Regen der Einkaufswagen-Unterstand eines Baumarkts waren die ersten Nächte sein Zuhause. „Plötzlich war ein Vertrauen da, dass nichts passiert und ich hab mich dort zuhause gefühlt, wo ich gerade war.“ Ich will wissen wie er sich verändert hat: „Man wird aufmerksamer, schläft nicht mehr so tief und hört genauer hin. Man spürt, wenn etwas nicht in Ordnung ist und entwickelt ein Grundvertrauen, dass man aufwacht, wenn doch etwas ist.“ Auch sein Körper hat sich verändert, durch das viele Laufen und Tragen ist er kräftiger geworden. Und was ist mit der Hygiene: einmal die Woche geht er ins Schwimmbad und duscht sich dort, Zähneputzen natürlich öfters und Kleidung trägt er drei Wochen lang. Ein Bett, sagt er, lernt man ganz anders schätzen, für gutes Essen im Restaurant bezahlt er gerne. Das meiste Geld, das er als Kameraassistent verdient, und die Familienbeihilfe spart er aber. Wenn er neben dem Studium genug Zeit hat, holt er sein Essen aus dem Müll, aber oft ist es ihm zu anstrengend sich darum so intensiv zu kümmern. Schließlich fällt er nicht jeden Abend in ein gemachtes Bett.

FOTO: MARLENE KARPISCHEK

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SOCKEN ALLE DREI WOCHEN

STOLZ RADIKAL ZU SEIN Ja, er selbst würde sich als Obdachloser sehen, aber viel Kontakt mit anderen Obdachlosen hätte er nicht gehabt. Nur einmal ist er nachts von einem Obdachlosen geweckt worden, der ihn aber wohl nur übersehen hatte. Andere bezeichnen ihn als Naturburschen wenn er mit dem Rucksack in die Klasse kommt. Und natürlich ist es angenehm und schön die Bewunderung zu spüren, wenn er erzählt, dass er draußen wohnt, denn er ist stolz darauf, dass er radikal und extrem lebt.

EINSAM „Früher war ich verschlossen, oft alleine und jetzt war ich plötzlich gezwungen durch das

Seine Art zu leben sieht er als Kritik und Protest gegen „unsere Welt, unsere Gesellschaft, die Konsumwelt, die Werbung, die Politik die mit der Wirtschaft verbunden ist, man soll nur arbeiten und kaufen und arbeiten und kaufen.“ „Man ist auf der Seite der Mörder, auf der Seite des Westens, auf der Seite derer, die das Übel in der Welt anrichten, im System drin. Deshalb hatte ich immer Schuldgefühle.“ Und das Gefühl nicht mehr Teil davon zu sein, das ist das Schöne, dann fühlt man sich nicht mehr so schuldig.

MODELL FÜR DIE GESELLSCHAFT? Nein, ein Modell für die Gesellschaft sei das nicht, aber den Verzicht ins Leben zu bringen könnte jeder versuchen. Denn mehr zu haben mache nur kurzzeitig glücklich. Als ich frage, ob das ein Vorwurf sein soll, verneint er, er rede schon mit anderen, aber nicht auffordernd. Als ich nach der Liebe des Lebens frage, sagt er: „Hoffentlich nicht, ich bin noch nicht ausgeglichen, noch nicht fertig, ich will diesen Traum noch leben. Aber es wäre schon schön jemand zu haben.” [axt]


über.politik

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EIN KENNER DER LINKEN SZENE

NO-WKR-2010 IM BERUFUNGSVERFAHREN

Der Demonstration gegen den WKR-Ball 2010 folgte eine Flut von über 700 Anzeigen. Sechzig Berufungen gegen erstinstanzliche Strafbescheide haben es bislang vor den Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) Wien geschafft, 40 davon wurden bereits entschieden: Großteils negativ, die polizeilichen Geldstrafen werden der Reihe nach bestätigt. Wenn man den Verhandlungssaal in der Muthgasse betritt, wird man freundlich von jenem Senatsmitglied empfangen, das – aus verfahrensökonomischen Gründen – für alle Berufungen gegen Verwaltungsstrafen im Zusammenhang mit der WKR-Ball-Demonstration 2010 zuständig ist: Dr. Schmid. Seines Zeichens ein Kenner der linken Szene. Immerhin hat er bereits einige mit dem Polizeikessel in Verbindung stehende Maßnahmenbeschwerden (Beschwerden gegen behördliche Gewaltanwendung) verhandelt und entschieden. In diesen Verfahren, meint er, wäre bereits alles festgestellt worden, was auch für die Verwaltungsstrafverfahren von Belang wäre. Er bezieht sich daher auch in den Berufungsverfahren zu den Verwaltungsstrafen und den diesbezüglichen rund 30- bis 45-minütigen Verhandlungen immer wieder auf die darin dargelegten Ermittlungsergebnisse, Zeugenaussagen und Erkenntnisse.

sei ohnehin „notorisch amtsbekannt“, dass Linke den polizeilichen Aufforderungen (zum Verlassen der Örtlichkeit) nicht nachkommen würden. Liest man seinen zu 85 Prozent aus Schimmeltexten zusammengestellten Bescheid, kommt man schnell zum Schluss, dass PolizeibeamtInnen niemals Fehler machen oder die Unwahrheit sagen (bspw. weil sie sich einfach nicht mehr daran erinnern können oder wollen). Und wenn doch? Dann kann man sich sicher sein, dass die behördlichen Zeugen trotzdem bei ihrer Geschichte bleiben, weil sie wissen, dass sie sich sonst der falschen Zeugenaussage strafbar machen. „So dumm sind die nun auch nicht“, erzählt Dr. Schmid aus dem Nähkästchen als gehörte das zum Tagesgeschäft. Man mag es beinahe glauben.

EIN GUTER JURIST... Fragt man nach, lernt man seine ungeduldige und weniger freundliche Seite kennen. Anträge Zeugen zu laden? Da lächelt er oft nur aufgesetzt freundlich zurück. Auf die Frage, ob man sich das Polizeivideo, auf dem quasi alles eindeutig zu sehen sei, im Rahmen der Akteneinsicht ansehen darf, antwortet er: „Sie müssen schon Beweismittel vorlegen, die Ihre Argumentation stützen“. Schon während der Verhandlung, spätestens danach wird den meisten klar, dass das anfänglich joviale Auftreten lediglich Show ist. Dr. Schmid kennt sein Geschäft. „Ein guter Jurist“, sagen die, die es wissen müssen, aber (in diesem Medium) nicht namentlich genannt werden wollen: Seine ehemaligen Kollegen im Innenministerium. Ehrgeizig sei er gewesen, als er noch Leiter der Grundsatzund Dublinabteilung im Bundesasylamt war. Davor war er Polizist. Daher rührt auch seine Menschenkenntnis und sein Verständnis für polizeiliche Bürden und Arbeitsweisen.

Es sei „notorisch amtsbekannt“, dass Linke den polizeilichen Aufforderungen nicht nachkommen würden. Wie sich die Polizei vorgestellt hat, die rund 700 DemonstrationsteilnehmerInnen innerhalb von lediglich 10 Minuten durch eine einzige Öffnung in den Polizeiabsperrungen zu schleusen, wollte jemand wissen. Nun, es

Als eine Berufungswerberin in der Verhandlung ihr Gedächtnisprotokoll zückt, um sich die darin notierten Uhrzeiten und Details noch mal in Erinnerung zu rufen, unterbricht er ihren Redefluss und bietet an, das Schriftstück in ihren Händen als Beweismittel zum Akt nehmen zu können (eigentlich: zu wollen). Es handle sich dabei um ein Angebot seinerseits, sofern die Berufungswerberin damit einverstanden sei. Auf ihre Entgegnung, dass der Inhalt des Gedächtnisprotokolls ohnehin in ihre Berufung eingeflossen sei, lässt er die Schriftführerin protokollieren: „Die Berufungswerberin weigert sich, trotz mehrmaliger Aufforderung, das Beweismittel vorzulegen“.

… HART AN DER GRENZE DER RECHTMÄSSIGKEIT Den Beteuerungen der BerufungswerberInnen, sie hätten die behördlichen Durchsagen über die Auflösung der Versammlung und Aufforderungen zum Verlassen der Örtlichkeit aufgrund der vorherrschenden Geräuschkulisse

(skandierte Parolen und Pfiffe, Trommeln und Musik aus Lautsprecherboxen, explodierende Schweizerkracher und Feuerwerkskörper aus dem „schwarzen Block“) nicht hören, geschweige denn verstehen können, schenkt er keinen Glauben: Das Ermittlungsverfahren bei den Maßnahmenbeschwerden hätte eindeutig ergeben, dass die polizeilichen Durchsagen „akustisch leicht […] verständlich“ waren und „von den Versammlungsteilnehmern offenbar verstanden“ wurden. Interessant nur, dass im gleichen Bescheid – den Antrag auf Ladung eines (Ohren-)Zeugens betreffend – festgehalten wird, „dass niemand Zeuge darüber sein kann, ob ein anderer etwas (nicht) gehört hat“.

Ob er sich daran hält, liegt aber an der Beharrlichkeit und Wortgewandtheit seines Gegenübers. Die gesamte Verfahrensführung hat einen schalen Beigeschmack. Dr. Schmid ist ein guter Jurist, wenn es darum geht, immer hart an der Grenze der Rechtmäßigkeit zu (re)agieren, manchmal auch dahinter. Manuduktionspflicht, Recht auf Akteneinsicht (und Sichtung der vorliegenden Beweise; unabhängig davon, welche Argumentation sie stützen), der Grundsatz der Unmittelbarkeit einer Verhandlung (und die dazugehörende Beweisaufnahme) und das Recht Anträge zu stellen; all dies ist ihm zwar nicht fremd, ob er sich daran hält, liegt aber an der Beharrlichkeit und Wortgewandtheit seines Gegenübers. Und das sind meist junge Menschen, die noch nie eine solche Situation erlebt haben, oftmals gar nicht wissen, welche Rechte und Pflichten sie haben. Dr. Schmid hat gewonnen. Der Rechtsstaat auch. Kaum eineR, der auf diese billige Weise Bestraften wird den Gang zum Verwaltungs- oder Verfassungsgerichtshof antreten. Weil sie glücklicher- und bedauerlicherweise zugleich etwas Besseres zu tun haben. Und eigentlich stolz darauf sein können, einer repressiven Gesetzesinterpretation wenigstens kurzfristig und jedenfalls gewaltfrei Widerstand geleistet zu haben. [gko]

Manuduktionspflicht ist die Verpflichtung zur Erteilung einer mündlichen Rechtsbelehrung für unvertretene oder nicht qualifizierte Personen www.uebermorgen.at


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UNGARNS MEDIENGESETZ

MAULKORB FÜR DIE PRESSE ODER KAMPF GEGEN PORNOGRAPHIE? Im EU-Parlament wird heftig über das neue Mediengesetz in Ungarn debattiert. Manche Stimmen sehen darin das Ende der Pressefreiheit. Andere sind der Meinung, dass alles nicht so schlimm sei. Ungarn würde sich in Sachen Pressefreiheit nicht gravierend von manch anderen Staaten der EU unterscheiden.

FOTO: CG

Bei den Parlamentswahlen in Ungarn 2010 erreichte die nationalkonservative FIDESZ eine Zweidrittelmehrheit. Viktor Orbán wurde zum Ministerpräsidenten ernannt. Gleichzeitig mit dem Antritt Ungarns zum Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft trat das neue Mediengesetz in Kraft: Ein Medienrat, dominiert von der FIDESZ, kontrolliert Rundfunk und Zeitungen. Websites weichen auf USamerikanische Server aus, um der Kontrolle durch die Medienbehörde zu entgehen. Ein Druckmittel sind die empfindlich hohen Geldstrafen, die bei „unausgewogener“, „fehlerhafter“, oder „gegen die Nation gerichteter“ Berichterstattung verhängt werden können. Journalisten sind verpflichtet, ihre Quellen offen zu legen, wenn die „nationale Sicherheit“ bedroht ist: Schwammige Begriffe, die viel Spielraum zulassen, wenn es darum geht, einen Gesetzesverstoß zu orten. Unliebsame Medien können rasch mundtot gemacht und Whistleblower ausgeforscht werden. Die EU-Kommission prüft, Gegner demonstrieren und Ministerpräsident Orbán warnt, er sei zum Kampf bereit.

terreich leben, haben sich zu einer Gegendemonstration versammelt. Mit dem Rücken zur Hauswand steht ein älterer Herr in knielangem gefütterten Ledermantel. Ausführlich antwortet er auf die Fragen der Presse. Diktiergerät und Mikro fangen seine Stimme ein, Kugelschreiber kritzeln auf Notizblöcke. Der Mann ist auf das kommunistische Regime nicht gut zu sprechen. In den 50er Jahren wurde er in Ungarn zu Unrecht der

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Die pelzbemützte Frau, die die Reden der Kundgebung mit lauten Pfui und Buh-Rufen kommentiert, sieht ebenso nichts Schlechtes am neuen Mediengesetz. Vor Einführung des Gesetzes wäre es schlimm gewesen: „Weil in Ungarn wurden die Journalisten die rechts gerichtet sind, von den Linken verprügelt. Was war da dann Pressefreiheit? Ich bin auch für Pressefreiheit, aber dann muss es für rechts und links Pressefreiheit geben. Hier in Österreich ist das Übergewicht links. Wir in Österreich haben schon lange keine Pressefreiheit mehr. Unseren Rotfunk und den ORF, die kann man schmeißen.“

„...FÜR MEINEN GESCHMACK EIN BISSCHEN ZU VIEL“

FOTO: DANIEL WEBER

STIMMEN UND GEGENSTIMMEN Am Freitag den 14. Jänner 2011 riefen acht österreichische Organisationen zu einer Kundgebung für Medienfreiheit vor der ungarischen Botschaft in Wien auf. Die über. morgen war vor Ort und hat Teilnehmer der Gegendemonstration interviewt. Ein halbes Dutzend UngarInnen, die in Ös-

Spionage angeklagt und zu 14 Jahren Haft verurteilt. Befragt zum neuen Mediengesetz erklärt er, dass eigentlich nach wie vor fast alles erlaubt sei. Die einzige Beschränkung sei, dass man zu den frühen Sendezeiten keine pornographischen Beiträge ausstrahlen dürfe, wegen der kleinen Kinder.

Von der Presse umringt, beantwortet der ungarische Botschafter Vince Szalay-Bobrovniczky geduldig die Fragen der JournalistInnen: „Der Schutz der Schutzbedürftigen ist durch das neue Mediengesetz mehr geregelt als früher.“ Jugend müsse vor Gewalt und Pornographie geschützt werden. Nur in diesen Fällen würden Strafen ausgesprochen werden. Strafen für Vergehen gegen das Me-


über.politik diengesetz seien bedeutend niedriger als in anderen Ländern der EU, die Presse könne weiterhin alles publizieren und der Medienrat sei eine unabhängige Behörde. „Es ist in unseren Augen eine regelrechte Kampagne, die auf keinen wirklichen Tatsachen beruht. Was in den europäischen Medien läuft ist für meinen Geschmack ein bisschen zu viel.“

„MASSENPSYCHOSE“ Adam, ein Ungar, der in Österreich lebt, sieht das alles etwas anders: „Was in Ungarn läuft, ist eine Massenpsychose, die vergleichbar ist mit dem, was in Deutschland 1933 war. Wenn man ungarisch kann und sich dort die Diskussionen in den Medien anschaut, dann ist das ein Wahnsinn. Das ist eine unglaubliche Radikalisierung, die dort stattgefunden

hat. Seit einigen Jahren hat die konservative Partei, die jetzt in der Regierung ist, die nationalistischen Gefühle, den Faschismus und die faschistische Partei JOBBIK unterstützt. Die diktieren nun den nationalen Diskurs in den ungarischen Medien. Ein Punkt ist auch, dass man nach den 90er Jahren gesagt hat, der Kommunismus war schlecht und dann hat man einen Umkehrschluss gezogen: Alle die gegen Kommunisten sind und waren sind gut. Und damit sind natürlich nicht nur die Bürgerlichen gemeint, sondern auch die Nazis in den 40er Jahren.“

UNGARN QUO VADIS? BefürworterInnen und GegnerInnen des neuen Mediengesetzes bringen lautstark ihre Stimme in die Diskussion ein, die zwischen

11 Adam und dem Mann im Pelzmantel entflammt. Einig ist man sich nicht. Die Fronten sind verhärtet. Der Botschafter hat sich inzwischen in die Botschaft zurückgezogen. Das Tor in der Bankgasse ist verschlossen. Zurück bleibt das Emblem am Tor, „Part of Europe“, und die Frage, wie es weitergehen wird, wenn Ungarn nach dem 30.06.2011 als Ratspräsident aus dem Scheinwerferlicht der EUBühne tritt. “Es ist gut, wachsam zu sein, wenn sich die ersten Gedanken und Sorgen äußern, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt sein könnte“, heißt es in der Abschlussrede der Veranstalter, „besser vorher demonstrieren, als nachher den Mund nicht mehr aufmachen zu können.“ [masc]

WAR ON PROTESTISMUS

EU-KOOPERATION BEI DEMO-KONTROLLE Auf heise.de wurde es als erstes verlautbart, mittlerweile haben auch traditionellere Medien davon berichtet: Die Ereignisse rund um den WKR-Ball bekommen internationale Polizeipräsenz. Dabei stört weniger das Zusammensein rechtsextremer Männer, als die Proteste dagegen. Seit dem 01. September 2010 läuft eine EUweite Polizeiaktion. Den Anfang machten die Castor-Proteste und über den Umweg NATO-Gipfel in Lissabon kommt GODIAC nun nach Wien, doch worum geht es? GODIAC entstand nicht aus dem Nichts, sondern hatte ein Vorgängerprogramm namens EU-SEC (I und II). Dieses europäische Forschungsnetzwerk für Sicherheitsforschung, bestehend aus 23 Sicherheitseinrichtungen, sollte durch gegenseitige Hilfestellung neue Sicherheitskonzepte erarbeiten und Standards für polizeiliche Großeinsätze, wie etwa Weltmeisterschaften oder große Gipfeltreffen, entwickeln. Ein besonderes Augenmerk wurde auf internationale Datensammlungen von „potenziellen Störern“ bis hin zu kritischen Journalisten gelegt, um diese schon

an der Grenze zurück schicken oder präventiv inhaftieren zu können.

VON CASTOR ZUM WKR-BALL Da das Projekt (EU-SEC II) aber im Jahr 2011 ausläuft, wurde GODIAC ins Leben gerufen, mehr als nur ein Nachfolgeprojekt. Es sind 20 Organisationen involviert, darunter die Polizei diverser Staaten sowie Innenministerien, Polizeischulen und eine paramilitärische Gendarmerie. Öffentlich wurde es erst, als im Rahmen der Castorproteste im Wendland französische Polizisten Gewalt gegen Protestierende anwendeten und die Klärung dieser Sachlage eine Anfrage im EU-Parlament erforderte. Bis dahin wurde dieses Projekt, von der schwedischen Polizei angeführt, geheim gehalten.

Zehn „Feldstudien“ wird es geben, die bei verschieden grenzüberschreitenden Protesten durchgeführt werden. Die österreichische Polizei schlug ihrerseits den WKR-Ball vor, um auch mal zeigen zu dürfen, wie sie denn mit so etwas umgeht. Dabei soll speziell die Kommunikation zwischen den Demonstrierenden selbst, als auch zwischen Demonstrierenden und der Polizei beobachtet werden. Bedenkt man jedoch die Proteste der letzten Jahre, als auch den als Übung titulierten Kessel bezüglich der Spontandemo am 19. Jänner 2011, geht es wohl um mehr effektive Eskalation und offensiven Umgang mit Protesten. Also Bezugsgruppen und Fremdsprachenkenntnisse nicht vergessen! - solltet ihr an dieser „Studie“ teilnehmen wollen. [cg]

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EKSTASE DER VERNEINUNG Am 9. Jänner lasen Ildiko Csamay und Stefan Lotter ihr aktuelles Programm „Wir sind nicht da“ im Café Anno in der Lerchenfelderstraße 132. „Wir leben an der Demarkationslinie eines verlorenen idealistischen Wertgefühls, von dem de facto nichts übrig geblieben ist als ein dampfender Haufen Hundescheiße.“ Ildiko Csamay und Stefan Lotter lasen erneut einen ihrer philosophisch depressiven Texte. Nach ihrem letztjährigen Projekt „Schlampe Brennt“ starteten sie nun ihr neues Programm „Wir sind nicht da“. 25 Leute waren gekommen. Das Hinterzimmer des Café Anno war voll, spärlich beleuchtet und düster. Das Duo hat an einem fragilen Tischchen Platz genommen. Vor ihnen: Zettel und jeweils ein Glas Wasser. „Hängst du noch am Leben?“ fragt Stefan. „Ich bin mir nicht mehr sicher. Ich fühle Liebe jetzt anders. Sie erschüttert mich bis ins Mark. Als du meine Augen gefangen nahmst, sah ich, wo ich sein könnte. Und wollte gehen,“ antwortete Ildiko mit sonorer Stimme.

Q U A L I T Ä T

Die Geschichte ist keineswegs autobiografisch. Die beiden Lesenden nehmen fremde Rollen ein. Doch vermitteln sie die Gefühle ihrer Figuren – Desillusion, Weltenhass, Lust, Liebe, Schmerz – als hätten sie diese gerade selbst erlebt. Das Publikum ist gebannt. „Rühr die Scherben nicht an. Das, was am Boden liegt, muss am Boden bleiben. Es geht uns doch gut. Das Arschloch bist du selber.“ Tiefe Melancholie aber doch auch eine gewisse euphorische Lebensfreude bestimmen die Atmosphäre. Ein Satz scheint prägend für den Abend: „Ich wollte Ihnen meine Generation vorstellen.“ Ist es wirklich so schlimm? Ist unsere Generation wirklich so am Boden? Beide so um die 23 Jahre alt. Beide besetzten das Audimax mit. Beiden ging die Besetzung nicht immer in die richtige Richtung. Und vor allem: Beide zeichnen mit gefass-

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ter Stimme ein Bild einer Generation, welche scheinbar keine Richtung findet, keinen gemeinsamen Nenner – mit Ausnahme der Desillusion. Am Ende steht dann doch: das Licht. Hoffnung? Oder doch der lang ersehnte Tunnel? Die Interpretation bleibt jedem selbst überlassen. Das Publikum war begeistert, die Gastgeber zufrieden und Ildiko Csamay und Stefan Lotter sichtlich erfreut über den gelungenen Abend. Die Lesung „Wir sind nicht da“ fand im Zuge der Veranstaltungsreihe es Anno Literatur Sonntag statt. Jeden Sonntag lesen im Café Anno in der Lerchenfelderstraße 132 in 1080 Wien ab 20 Uhr junge Literaturschaffende aus eigenen Texten. Der Eintritt ist frei. Weitere Termine für die Lesung „Wir sind nicht da“ entnehmen Sie bitte der Webpage von Stefan Lotter. www.stefanlotter.at. [sud]

S E N D E R . F M

NEUE MEDIEN BRAUCHT DAS LAND Als Qualität in Serie werden wir in den kommenden Ausgaben Projekte vorstellen, die Raum für mediale Partizipation bieten und kritischen Stimmen Gehör verschaffen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur medienkulturellen Vielfalt in Österreich und darüber hinaus. ichmachpolitik.at, wientv.org, supertaalk.at, zurpolitik.com, nonapartofthegame.eu, allen diesen Medienprojekten ist eines gemeinsam: Egal ob Blogs, Videoaufzeichnungen oder wöchentliche Nachrichtenbeiträge, ihr Medium ist das Internet. Wir starten heute mit „sender.fm“ - einem Internetportal, das in Zukunft von einigen der genannten Medienprojekten als gemeinsamer Webauftritt genutzt werden soll.

INTERAKTIVE MUSIK & KOMMUNIKATIONSPLATTFORM Elektro, Ambient, Trance, House, Experimental Musik, Tekno und Core ist die Musik, mit der sender.fm überzeugen kann. Als OnlineService ermöglicht sender.fm nicht nur selbst produzierte Songs nach Musikrichtungen geordnet upzuloaden, sondern auch eigene Radiosendungen zu gestalten. „Members“ haben darüber hinaus die Möglichkeit, jederzeit ihre persönlichen Profile zu gestalten und können auch einen Link zu ihren Websites einrichten. Die 1500 - 2000 User, die täglich die Plattform besuchen, hören den www.facebook.com/ueber.morgen

Musik-Stream, suchen sich ihre Musikrichtung aus, stellen Playlists zusammen, bewerten die Künstler und kommentieren deren Songs. Für User stehen im Downloadbereich derzeit etwa 6000 Werke zum Download bereit. Es handelt sich dabei um sogenannte GEMA- bzw. AKM-freie Musik. „sender.fm ist kostenlos und werbefrei. Wir finanzieren uns bis jetzt ausschließlich durch Spenden von privaten Personen“, erklärt der Projektinitiator Heimo Rauter. Gegründet wurde sender.fm bereits im Dezember 2006. Die Idee war es, eine werbefreie Multimedia-Kommunikationsplattform ins Leben zu rufen. Nach Übernahme einer bestehenden Tekno-Website und ihrer Weiterentwicklung wuchs sender.fm bis zum Sommer 2009 zu einer beachtlichen Community an.

NACHRICHTENPORTAL Doch sender.fm ist mehr als nur eine Musikplattform. In dem 250 m² großen Büro in der Neubaugasse 12-14 treffen sich Medienschaffende, zeichnet supertaalk.at sei-

ne Diskussionssendungen auf und werden die Videos für ichmachpolitik.at geschnitten. „Ein Sponsor hat uns den Ankauf des notwendigen Equipments ermöglicht“, sagt H.R. Für das Jahr 2011 plant er die Vernetzung mit weiteren Video-, Radio- und Zeitungsprojekten, um eine vielfältige Nachrichtenund Informationsplattform zu schaffen: „Wir wollen Projekte zusammenführen, die sich - wie wir meinen - mit ihren Ideen und ihrer Arbeit positiv und nachhaltig auf alle Lebensformen auswirken.“ So sollen die Synergien zwischen den Projektgruppen genutzt werden, um gemeinsam mehr zu erreichen. Kritisches Hinterfragen aktueller sozialpolitischer Entwicklungen ist gefragt. „Wir werden uns bemühen Lösungsvorschläge zu bringen.“ Mehr über das Portal findet ihr auf www.sender.fm. In der nächsten Ausgabe der über. morgen stellen wir die „Mitmachplattform für Politik und gesellschaftsrelevante Themen“ ichmachpolitk.at vor. [masc]


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DIE WUT DER BÜRGERINNEN DEMOKRATIE IST MEHR ALS IHRE INSTITUTIONEN

Wutbürger ist das Wort des Jahres unserer deutschen NachbarInnen. Doch mündige, für Partizipation kämpfende, BürgerInnen sollten sich nicht von diffamierenden Kampfbegriffen in Schubladen stecken lassen. K

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Kampfbegriffe, die vor allem Menschen gelten, die noch an so etwas wie sozialen Fortschritt glauben, gibt es einige. Der nervige, naseweise „Weltverbesserer“ zum Beispiel rettet gerne Wale oder das Klima, steht aber im Vergleich zum „Gutmenschen“ noch halbwegs auf dem Boden der Tatsachen. Dieser bemitleidenswerte Menschenschlag sitzt nämlich tatsächlich immer noch der naiven Vorstellung auf, es gäbe so etwas wie Soziales, Solidarisches im Menschen, der endgültigen Ausrufung des selbstsüchtigen und nutzenmaximierenden Homo Oeconomicus zum Trotz. Dass er deshalb auch das Schicksal aller Gutgläubigen teilt und ständig der egoistischen, eigentlichen Natur des Menschen zum Opfer fällt, ist schlimm genug gefährlich jedoch wird es, wenn er sich in Eine-Welt-Gruppen und Grünen Parteien organisiert und von da aus versucht, seine rosarote Brille der Realpolitik aufzusetzen.

UNBEHOLFENHEIT UND PERFIDIE Die jüngsten breiten Protestbewegungen in Europa sind jedoch mit den alten Schlagern der misanthropen Wortkreation nicht mehr zu erklären. Viel zu viele gibt es der Demonstranten gegen S21, die Castor-Transporte oder diverse Schulreformvorhaben, und viel zu „normal“ und gut situiert scheinen sie. Viel zu viele Streikende in Frankreich, Portugal, Italien oder Spanien, viel zu viele, um sie alle in die Ecke der Links-Linken zu drängen.

Wenn sich das Stimmvieh auflehnt, muss es sich Einiges an Polizeiprügel gefallen lassen. So gesehen ist der für sie gefundene – und zum Wort des Jahres 2010 gewählte – Begriff „Wutbürger“ ein Ausdruck der Hilflosigkeit der Medien, diese Gruppierungen einzuordnen. Die Funktion dieses Begriffs jedoch bleibt dieselbe: Es geht um die Homogenisierung und Diffamierung genannter Bewegungen, das Aufbereiten der Angriffsfläche für Medien jeglichen Couleurs. Zum Beispiel für die Zeit: „Der Wutbürger ist nicht konservativ, er ist reaktionär. (...) Reaktionär insofern, als er insgeheim von einem glühenden Misstrauen gegenüber dem Parlamentarismus und demokratischen Institutionen geprägt ist, die Partizipation strukturieren“,

schreibt Andreas Soboczinsky in seinem Artikel „Wir Antidemokraten“. Damit offenbart er den im Begriff „Wutbürger“ latent mitschwingenden Begriff von Politik: Die derzeitige Art und Weise, Gesellschaft zu organisieren, ist das Höchste des Erreichbaren, demzufolge ist jede Art von Protest dagegen reaktionär, ja antidemokratisch.

FREEDOM IS SLAVERY Verkehrte Welt. Die Demokraten sind also jene, die in den Hinterzimmern der Macht Projekte entwerfen, eilig durch die Gremien boxen und dem Stimmvieh zum Fraß vorwerfen.

Die WutbürgerIn hat genug davon, alle vier, fünf Jahre den Status Quo mit einer Stimme abzusegnen. Wenn sich dieses Stimmvieh dann jedoch gegen sein Dasein als solches auflehnt, wohlgemerkt unter Nützung seiner demokratischen Grundrechte, muss es sich neben dem Vorwurf des Reaktionarismus und der Demokratiefeindlichkeit auch noch einiges an Polizeiprügel gefallen lassen. Demokratie wird damit in die Parlamente, in die Parteiausschüsse und die Lobbies verbannt - von Partizipation, das heißt einer aktiven Einbindung des Volkes in die Gestaltung seiner Angelegenheiten, kann hier keine Rede sein. Lassen wir uns den Wutbürger als einen Menschen verstehen, der genug davon hat, alle vier, fünf Jahre den Status Quo mit einer Stimme abzusegnen. Mag sein, dass das nicht auf alle seine Spielarten zutrifft, aber man kann davon ausgehen, dass der Protest,

der Europa die letzten Monate erschüttert, die Unzufriedenheit, aus der gesellschaftlichen Mitte kommt: dem Bürgertum. Seit diese Menschen mitansehen mussten, wie die Geschäfte amerikanischer Banker die Staatsetats implodieren ließen, und mit ihnen die Bildung ihrer Kinder, die Versorgung ihrer Eltern und Großeltern, die eigene soziale Sicherheit, seitdem haben die Menschen ein sehr wohl begründetes „Misstrauen gegenüber dem Parlamentarismus und demokratischen Institutionen“. Letztere wären gut damit beraten, den Parolen aus Stuttgart, London, Rom, Paris, Wien, Lissabon usw. zuzuhören, mehr Partizipation zu wagen, anstatt sich in die abgehobenen Sphären der Gremienwirtschaft zu flüchten.

EIN DURCHSICHTIGES GEWAND „Die Staatsform muss ein durchsichtiges Gewand sein, das sich dicht an den Leib des Volkes schmiegt“, so ein Dantonist in Büchners „Dantons Tod“, „Jedes Schwellen der Adern, jedes Spannen der Muskeln, jedes Zucken der Sehnen muss sich darin abdrücken“. Und das Aufbegehren seines Trägers, Wutbürger hin oder her, allemal so zumindest die ursprüngliche, aufgeklärte Vorstellung von Staatlichkeit. Medien wie Institutionen, die Kampfbegriffe gegen mündige, artikulationsfähige BürgerInnen bilden und würdigen, stellen sich in den Dienst einer politischen Elite, die sich längst vom Souverän entfremdet hat - und somit dieser aufgeklärten Idee einer Demokratie nicht mehr gerecht wird. Denn eine solche muss erkämpft werden, Tag für Tag. Und ob die Befolgung dieses Ideals mit Kampfbegriffen zu verunglimpfen einer lebendigen Demokratie wirklich zuträglich ist, darf – und muss! - hinterfragt werden. [vic] www.uebermorgen.at


über.graus

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DIE SENDUNG MIT DEM GRAUS

HEUTE: WIKI-NEPP-VERLAGE

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FOTO: SUP, TAS

Oberflächlich gesehen, sieht alles nach großem Spaß aus. So billig kann man sich`s natürlich auch machen... in der stolz beworbenen Neuübersetzung „Fassung des Burgtheaters“. Aber... je länger der Abend, desto größer die Schieflage: Wenn die Gags einmal nicht zünden - sieht man die gähnende Leere der Inszenierung... Muss die Burg trashige Fernsehunterhaltung kopieren...? Illyrien wird so zum Billigausflugsziel und Schenkelklopfertheater für lach-und applauswütige Theatergänger.

„DAS WIRD GEMELDET!“:

Vor einigen Tagen landete ein digitales Briefchen aus Mauritius in meinem elektronischen Postkasten. Absender war ein Herr C., „Acquisition Editor“ bei einem Verlag mit Hauptsitz auf Mauritius; eine Insel östlich von Madagaskar im Indischen Ozean gelegen - klingt seltsam, ist aber so. Bei seiner Recherche an der Uni, so schreibt der Herr C., wäre er auf meine Abschlussarbeit gestoßen. Und da sein Verlag gerne akademische Abschlussarbeiten kostenlos publiziert, wendet er sich nun an mich - sehr aufmerksam, denk ich mir, heruntergewirtschaftete Akademiker derart unterstützen zu wollen. Der Web-Auftritt des Verlags verrät: Print-to-Order-Verfahren. Dass Bücher erst auf Bestellung hin gedruckt werden, ist heute eine übliche Vorgehensweise vieler Verlage. 12% Honorar pro verkauftem Buch klingt nach nicht viel, aber, so denkt sich der publikationswillige Akademiker, mensch ist Schlechteres gewohnt. Allerdings erfolgt die jährliche Auszahlung erst ab einer Summe von 600 Euro. Das bedeutet, dass, wenn ein Buch 50 Euro kostet (und das kostet ein 80-Seiten-Büchlein in diesem Verlag), 100 Stück davon in einem Jahr verkauft werden müssen, damit das Honorar ausbezahlt wird. 50 Euro sind für ein 80-Seiten-Büchlein eine Stange Geld. Ob sich davon 100 Stück verkaufen lassen, ist zu bezweifeln. Damit der oder die publikationseifrige AkademikerIn nicht leer ausgeht, gibt‘s in so einem Fall Bücher-Gutscheine. Einzulösen beim Verlag, um damit die überteuerten Bücher der KollegInnen zu erwerben. Z.B. Bücher mit Wikipedia-Inhalten. Denn die geschäftstüchtigen Kerlchen vom Verlag laden WikipediaInhalte runter und basteln daraus Bücher. Das hat einen zweifachen Vorteil: Zum einen rasch produzierte Bücher, für die von ahnungslosen Kunden viel Geld ausgegeben wird. Zum anderen gibt‘s pro Buch Tantiemen von der VG-Wort - doppelt gemoppelt.

Professionelle Schauspieler retten den Abend. Die konzeptionslose und häufig auch alberne Aufführung lebt bei Hartmann hauptsächlich durch den Spielwitz der Akteure: Sir Toby (Nicholas Ofczarek) als Tom Jones in 20 Jahren und Bleichenwang (Michael Meartens) als Jim-Carrey-artiger Dumm-und-Dümmer-Tölpel ergeben ein verblödetes Ritterduo. Joachim Meyerhoff in der Rolle des notgeilen Verwalters Malvolio provozierten das Publikum zum Lachen und Szenenappläusen... Kurz: Ist diese Aufführung (für einen lerngeplagten Studenten) einen Besuch wert? Wer „seine Stars“ live auf der Bühne sehen will – okay – eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Shakespeares Welt ist diese Inszenierung keinesfalls. Echter Spassfaktor: 4/10 Alternativen: The Fockers... Auf ca. der gleichen Unterhaltungsebene und mit ähnlich vielen Stars: Robert de Niro, Dustin Hoffman,Ben Stiller...aber nur 100 min lang.

WAS KANN ZEITGEMÄSSES THEATER LEISTEN? Am 14. November 2009 gegen 22.00 Uhr unterbrachen rund 150 bis 200 Demonstranten eine Vorstellung von Alfred de Mussets „Lorenzaccio“ im Burgtheater und versuchten von der Bühne herab für ihre Anliegen zu werben. Man sei von der Aktion überrascht worden, entschuldigte sich Vizedirektorin Karin Bergmann auf der Bühne für die Vorstellungsunterbrechung. Die Aspekte Bildung und Kultur seien jedoch so eng verbunden, dass es opportun gewesen sei, den Studenten die Gelegenheit zu geben, ihre Proteste zu formulieren.

KEYWORDS

Auf plagiatsgutachten.de/blog.php wurden die Wiki-Nepp-Bücher thematisiert. Einer der Vorwürfe war, dass sich die Verleger nicht einmal die Mühe machen würden, verwandte Themen, die über Wikipedia verstreut sind, zusammenzufassen. Man könnte deshalb auch einen Affen an den PC setzen, der blind Wiki-Artikel ausdruckt und zu einem Buch zusammenheftet. Der Geschäftsführer des Verlags, Dr. M., äußerte sich zu den Vorwürfen: „Im Gegensatz zu Verlegern alter Schule interessieren mich Inhalte nicht im Geringsten.“ Seine Philosophie sei es, „Das Buch wie einen Big Mac herzustellen, anzubieten und zu verkaufen.“

Warum wird die Leitung des Burgtheaters von einer solchen Aktion überrascht?... Die Studenten protestierten schon seit Wochen... War man betriebsblind?... durch das immer wieder (neue?) Auflegen von oftmals längst vergangenen Thematiken... von traurig um Aktualisierung bemühten Inszenierungen?...

Den Graus graust es nun. Viele Unis haben das böse Spiel durchschaut. Wiki-Nepp-Verlage stehen auf schwarzen Listen, von diesen werden überhaupt keine Bücher mehr angekauft - egal ob es sich um Wiki-Nepp-Bücher, oder Abschlussarbeiten handelt.

Hat man dabei ganz übersehen, was vor der eigenen Haustür passiert? Ist das nicht eigentlich die wirkliche Krise des Theaters... Ist DAS THEATER eigentlich wirklich in der Krise? ...oder nur die „Macher“ ...?

[masc]

[anonymus]

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Wollte man erst wegducken, abwarten... wie die Dinge sich entwickeln und dann... später aufspringen? dann aber... mit Flucht nach vorn: Burgtheater als Diskussionsforum! Auch eine Form des Theatralischen...? Oder...zu sehr beschäftigt mit der eigenen Imagepflege?


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Gerade in der Prüfungszeit wäre man ganz gerne dort, denn die Lust ist immer dann am größten wenn man gar keine Zeit hat. Hätte man Zeit wäre es ganz einfach, denn man findet ihn überall. Sogar, und vor allem, an Orten, von denen man noch nie etwas gehört hat.

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der Woche

Hänge- und Isomatten, unbekannte Gerüche und Farben, die man so noch nicht gesehen hat. Die Menschen und Bräuche dort versteht man nicht, doch das macht sie gleich viel sympathischer. Sobald Prüfungen und Arbeit endlich ein Ende haben treffen wir uns dort. Im Urlaub.

Dieses Mal haben wir uns eines ganz armen Teuferls angenommen. Der kleine Silvio ist nicht mehr der Jüngste. Der rüstige Südländer legt aber noch ganz viel Energie an den Tag, wenn’s um Weibchenangelegenheiten geht. Er bespringt jede, die ihm auf den Landsitz kommt, und vergisst dabei schon mal auf ihre Geschlechtsreife zu schauen. Danach will er das dann ganz oft mit großen, schönen Diamanten wieder gut machen. Sollten Sie also über einen ausgeglichenen Staatshaushalt verfügen, nehmen Sie sich doch bitte um den geilen Rüden an. Eure über.morgen-Tierredaktion

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Bjemand men,

Akommt mit

dem Tod eines Gguten Freundes

SCHWIRIGKEITSGRAD: SEHR SCHWER

UNSER ZAHLENRÄTSEL UNSER LIEBLINGSPLATZ

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dieser jemand fällt Uin men eine tiefe Depression.

Angenommen, durch dieTerAseseinen Beeinträchtigung verliert Job. Frage: Würde die

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Xösterreichische Krankenkasse eine

Edenpsychotherapeutische Behandlung für besagten Jemand zahlen?

: dentin Angenommen, eine an Diabetes erkrankte Stubraucht täglich ca. 10 Teststreifen, um ih-

Kren Blutzucker zu messen. Angenommen, 100 dieser

Teststreifen kosten 50 Euro. Angenommen, die KranCkenkasse zahlt von einem Tag auf den anderen die Test-

Estreifen nicht mehr. Frage: Was passiert? RAngenommen, ein Studierender fällt nach einem Kreislaufkol-

Elaps frontal auf sein Kinn und bricht sich den Kiefer. Angenom-

Dnehmen, men, er kann deshalb für drei Wochen nur Flüssignahrung zu sich von der 24 Beutel knapp 100 Euro kosten, und er täglich 4-

U5 davon braucht. Frage: Wird seine Krankenkasse besagte Nahrung zah-

S len, oder wird der Studierende verhungern?

[arr] www.uebermorgen.at


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EZTÄRKNEGAM

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