4/2011 - ÖH-Wahl 2011

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über.morgen

www.uebermorgen.at | Jahr 3, Ausgabe 4 | Fr 20.5.2011 | Kostenlos

Mit Courage gegen

Revisionismus

Homophobie

über.politik S. 15

über.politik S. 14

ÖH-Wal, die/der; Verbreitung: österr.weit; auf Liste d. bedroht. Arten; verlor in den letzten Jahrzehnten 3/4 seines (polit.) Gewichtes.

25,7%*

*Wahlbeteiligung ÖH-Wahl 2009

„Almanya“: Der lange Weg nach Deutschland S. 18

Feminismus: Eine Debatte S. 10-12

Almeria: Ausgebeutet für billiges Gemüse S. 9


über.ich

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über.kurz Grüne in Bohunice/Slowenien

AktivistInnen der Grünen mit weißen Schutzanzügen und Gasmasken versammelten sich am 13. Mai vor dem AKW Bohunice. Die Aktion soll auf die Sicherheitsrisiken des AKWs aufmerksam machen. „In Bohunice werden Brennstäbe und radioaktives Material am Gelände gelagert“, so Klubobfrau Eva Glawischnig, „das Kraftwerk steht auf einer Erdbebenlinie.“ Bohunice ist 120 km von Wien entfernt. » http://ichmachpolitik.at/questions/1151

Grüße von ganz oben

Straßen Frei!

Am Freitag den 13. Mai startete Friday Night Skating in die 13. Saison. Jeden Freitag bis 23. September fährt eine Demo um 21:00 Uhr vom Heldenplatz ab, immer einer anderen Route folgend. Organisiert wird das Ganze von den Wiener Grünen. Radfahrer sind willkommen. » http://wien.gruene.at/skater

99 Luftballons…

Besser gesagt ein Warmluftballon. Die Diplomarbeit eines Linzer Kunststudenten geriet außer Kontrolle und versetzte die Austro Control in Panik. Diese verständigte prompt das Bundesheer, das gleich die Eurofighter hinterher schickte. Der Einsatz kostete 500.000 Euro. Zahlen muss der Student nicht, ihm droht aber eine Anzeige wegen fahrlässiger Gemeingefährdung. Zuletzt wurde der Ballon über Griechenland gesehen.

Südwind-Straßenfest

Der Verein Südwind lädt zum alljährlichen interkulturellen Straßenfest. Begegnung und Dialog zwischen Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten sind das Motto des Tages. Gefeiert wird am 28. Mai ab 14:00 Uhr am Campus der Uni Wien. www.facebook.com/ueber.morgen

P

ia (Name von der Redaktion geändert) ist 21 Jahre alt und schließt dieses Semester ihren Bachelor auf der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) ab. Sie hat sich für zwei Masterstudienplätze beworben und wurde bei beiden abgelehnt. über.morgen hat mit ihr darüber gesprochen. Wie geht es dir bei der Suche nach einem Masterstudienplatz? Ich habe mich für zwei englische Master auf der WU beworben – das eine ist CEMS/International Management das andere Strategy, Innovation and Management Control – und ich wurde nicht einmal zum Interview eingeladen. Es bewerben sich circa 300 bis 400 Leute und davon werden 100 bis 150 zum Interview eingeladen. Beim einen gibt es 60 Plätze pro Jahr und 80 im anderen Master. In der E-Mail ist gestanden, dass ich alle Voraussetzungen erfülle, aber den Level of Merit, das Leistungspotenzial nicht erreicht habe. Deswegen war ich beim Master-Day der WU und habe nachgefragt, woran das liegen könnte. Dort haben sie gemeint, dass der Notenschnitt ausschlaggebend ist. Man braucht 1,8 oder darunter. Man kann auch den GMAT machen. Das ist so ein englischsprachiger Wirtschafts-Test. Den muss man auch machen, wenn man an einer amerikanischen Uni studieren will. Das kannst du quasi statt des Notendurchschnittes abgeben. Da braucht man mindestens 650 von 700 Punkten um überhaupt eingeladen zu werden. Vorher musst du noch den TOEFL-Test machen, wegen des Englischniveaus. Das hab ich halt gemacht. Die Hälfte der Plätze bekommen ausländische Studenten. Das heißt, es fallen wieder 30 Plätze weg. Und es bleiben nur noch 30 Plätze für hiesige Studenten. Und das bei mehr als 5000 Studienanfängern pro Jahr; wo es auch nur 12 Masterstudiengänge gibt.

Und die sind alle so überrannt?

Ich weiß es nicht. Es gibt vier Englische und ich habe mich für zwei davon interessiert; und von den Deutschen interessiert mich einer. Aber da gibt es nicht das mit dem Notendurchschnitt, sondern einen Aufnahmetest. Sprich, du musst einen Monat lang im Herbst die Kurse besuchen und danach gibt’s erst den Test. Das heißt, du verlierst sozusagen einen Monat, den

über.termine Nutz dein Wahlrecht bei den ÖH-Wahlen 2011 von 24. bis 26. Mai an deiner Universität oder Fachhochschule. Entspann dich beim Lichterfest in Base 19 am 1. Juni in der Gymnasiumstraße 85.

FOTO: REDAKTION

Ein Stück über die Frustration und Orientierungslosigkeit einer Generation, die ihr Leben in die Zukunft investiert und sich dabei selbst vergisst. Ein bürokratisches Märchen, erzählt vom Theaterkollektiv PressText. Uraufgeführt wird es am Samstag, 28. Mai um 19:30 Uhr im Palais Kabelwerk, Oswaldgasse 35a. Es folgen weitere Aufführungen am 29., 30., 31. Mai und am 1. Juni.

Abgelehnt

du bei einem anderen Master schon haben könntest. Also musst du den Test schaffen. Und im Endeffekt haben letztes Jahr 60 Leute die Aufnahmekriterien erfüllt, aber die Hälfte ist beim Test durchgefallen. Das heißt es ist echt unfair, wenn sie 60 Plätze haben aber diese nicht vergeben.

Hättest du mit dem Bachelor schon Jobchancen, oder schaut es da eher schlecht aus?

Ja, ich weiß nicht. Momentan ist der Bachelor noch nicht so viel wert wie ein Magister. Ich hab schon gehört von Leuten, die gesagt haben, dass der Magister nicht viel mehr Arbeit war als der Bachelor; zwar ein oder zwei Semester mehr, aber sonst kein großer Unterschied. Ich will aber halt den Master machen.

Was machst du, wenn die Bewerbungen nicht erfolgreich sein werden und du keinen Masterplatz bekommst?

Ja, ich probier es im Ausland. Oder ein Jahr Praktikum arbeiten oder so. Und dann noch einmal versuchen...

[sud]

Fieber für einen guten Zweck beim Ute Bock Cup 2011 am 5. Juni ab 12:00 Uhr am Wiener Sport-Club Platz in der Alszeile 9. Komm zur Redaktionssitzung der über.morgen am Freitag, 20. Mai, 20:00 Uhr in die Pizzeria Mario (Esterhazygasse 25, U3 Zieglergasse).


über.ich

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Damit niemand Angst haben muss

Tierschutzprozess: Unbequeme ausschalten?

...mehren sich wieder die Versuche, Homosexualität als psychische Störung darzustellen und „Heiltherapien“ anzubieten...

...wenn VollzieherInnen des Staates tatsächlich im privaten Auftrag Unbequeme auszuschalten versuchen und dabei nicht einmal mehr nach ihren eigenen Regeln spielen...

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über.inhalt

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Sexismus und Einflussnahme

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ie letzten Wochen haben wir uns durch den Schriften-Dschungel geschlagen, mit der Layout-Schlange gekämpft und Blut geschwitzt. Aber! Jetzt ist sie da: Die über.morgen in neuem Design. Schöner, besser und mit mehr Weißraum. Aber auch inhaltlich haben wir uns für euch einiges einfallen lassen. Die Studierenden der IE ringen noch immer um ihren Master. Sie werden sich so schnell auch nicht unterkriegen lassen. Wie es dort weitergeht auf Seite 8. Eine Redakteurin weilt gerade in Spanien und hat sich mal die dortige Gemüseproduktion angeschaut. Ein Lagebericht ab Seite 12. Am Heldenplatz fand am 8. Mai ein Heldengedenken statt. Studentenverbindungen feierten vor dem Heldentor und zwischen vielen GegendemonstrantInnen. Ein Bericht dazu ab Seite 14. Und natürlich gibt es noch viele weitere anregende Artikel und kontroverse Kommentare in der vierten Ausgabe der über.morgen in diesem Jahr.

[red]

feedback

Wie man uns unterstützen kann: Nutzen Sie die Möglichkeit durch ein Spendenabo die über.morgen Monat für Monat frei Haus geliefert zu bekommen: » http://abo.uebermorgen.at oder spenden@uebermorgen.at Konto: 20010926409 | BLZ: 14200 BIC: EASYATW1 IBAN: AT431420020010926409 Zweck: über.morgen Alle Einlagen gehen ausschießlich zugunsten des Vereins (Druckkosten).

Einem Kommentar in unserer letzten Ausgabe wurden unsolidarische Kritik, Einseitigkeit und Sexismus vorgeworfen. Die Studienvertretung (Stv) der Politikwissenschaft hat uns daraufhin aufgefordert unsere Zeitung nicht mehr in ihrem Kommunikations-Zentrum (KomZ) im NIG zu lagern. „Ein Penis auf der Frauendemo“ (über.morgen, Ausgabe 3/2011) kritisierte die Art und Weise, wie auf der FrauenLesbenMädchen Demonstration am Internationalen Frauentag (8. März) das ausgerufene Männerverbot von einigen Demonstrantinnen durchgesetzt wurde. Der Autor hat verbale Angriffe gegen sich selbst und einen unbeteiligten Passanten beschrieben. Schon vor der Veröffentlichung des Kommentars wurden wir von mehreren LeserInnen auf ähnliche Erlebnisse hingewiesen.

wir in dieser Ausgabe fort. Unmittelbar nach Beginn der Debatte um den Kommentar haben wir begonnen, nach sachkundigen KritikerInnen zu suchen, um die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Ansichten für diese Ausgabe vorzubereiten. Diese sind ab Seite 10 zu finden.

Platzverweis und Einflussnahme

Die Entscheidung der Stv, die über.morgen aus dem KomZ zu verbannen, statt sich mit der Diskussion inhaltlich auseinanderzusetzen, haben wir zu akzeptieren. Den Versuch, Einfluss auf Blattlinie und Redaktionsarbeit zu nehmen, können und müssen wir aber scharf zurückweisen. Die über.morgen ist eine Plattform für kritische und unabhängige Berichterstattung. Diesen Grundsätzen fühlen wir uns verpflichtet und sie aufzugeben, weil der Stv Politikwissenschaft ein abgedruckter Kommentar nicht gefällt, kommt für uns nicht in Frage.

...unsolidarische Kritik, Einseitigkeit und Sexismus...

Kritik muss möglich sein

Die Diskussion ob diese Kritik nun einseitig, unsolidarisch oder gar sexistisch ist, führen

Magda Katz Ich verstehe nicht, wo das Problem dabei liegt, wenn eine Gesellschaftsgruppe für die eigenen Rechte eintritt und sich Menschen aus eine anderen Gesellschaftsgruppe damit solidarisieren und sich mit der marginalisierten Gruppe an eine Seite stellen und für deren Rechte einstehen. Jemanden auszuschließen nur weil er einen Penis hat (und das bei einer öffentlichen Demonstration (!!!)), ist genau so diskriminierend, wie jemanden von einer Arbeitsstelle auszuschließen, weil er/sie eine Vagina hat und potenziell Kinder bekommen kann.

[red]

Blanka Modestus hätte mir nicht gedacht, dass ihr derart sexistische kommentare in eurer zeitung abdruckt. eine frauen*demo ist nunmal eine demo bei der frauen für ihre eigenen rechte auf die straße gehen. an 364 anderen tagen im jahr ist es sehr willkommen, dass auch männer* für frauenrechte auf die straße gehen (anstatt peinlich/beleidigte artikel zu schreiben). Quelle: » http://tinyurl.com/umtalk www.uebermorgen.at


über.thema

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ÖH-Wahl: VertreterInnen der Fraktionen W

Warum deine Fraktion?

Weil die VSStÖ bei der sozialen Absicherung und der Ausfinanzierung der Unis die Schwerpunkte setzt.

Das größte Problem der Unis?

Eines der größten Probleme ist die nichtvorhandene soziale Absicherung und dass die Unis einfach viel zu wenig Geld bekommen.

Dein wichtigstes Anliegen?

Die Ausfinanzierung und soziale Absicherung ist auch mein größtes Anliegen.

Ein Koalitionspartner No-Go? RFS, JES. Mit der AG kann ich mir nicht vorstellen, dass es zu einer Koalition kommt, weil die Standpunkte einfach grundsätzlich verschieden sind.

Stichwort Café Rosa Find ich gut!

Idealer Hochschulzugang?

Offen. Freier Hochschulzugang, auf jeden Fall!

Warum engagieren?

Ich denke, dass es notwendig ist sich auf der Uni politisch zu aktivieren angesichts der Tatsache, dass die Studierenden von Seiten der Regierung einer gewaltigen Offensive ausgesetzt sind.

Warum deine Fraktion?

Weil wir nicht glauben, dass es mit einem Beschluss auf einer BV- oder UV-Sitzung getan ist. Es braucht Proteste um die Lage zu verbessern.

Das größte Problem der Unis?

Ich denke, man kann das zusammenfassen unter Ökonomisierung der Bildung. Da geht es vor allem darum eine breite Masse auf Bakkalaureatsebene für den Markt zuzuschneiden.

Dein wichtigstes Anliegen?

Eh das, was ich schon gesagt habe.

Ein Koalitionspartner No-Go? RFS, AG, JuLis und JES

Stichwort Café Rosa

Eine gute Sache. Ich halte es aber für sehr bedenklich, wenn man so viel Geld in die Hand nimmt, das so intransparent zu gestalten und in einen Verein auszulagern.

Idealer Hochschulzugang? Frei. www.facebook.com/ueber.morgen

Sabrina Balik * Kandidatin * TU * Vermessung und Geoinformation * 2. Semester

Warum engagieren?

Ich engagiere mich, weil ich es untragbar finde, dass drei Viertel der Studenten nicht wissen was die ÖH überhaupt ist, geschweige denn, was sie macht.

Warum deine Fraktion?

GRAS - Grüne & Alternative StudentInnen

Weil ich es wichtig finde.

David Lang * Kandidat an der Universität Wien * Geschichte, Germanistik Lehramt / 6. Semester

RFS - Ring Freiheitlicher Studenten

Warum engagieren?

KJÖ-StudentInnen / KSV - Kommunistischer StudentInnen Verband

VSStÖ - Verband sozialistischer Student_innen

Miriam * Wahlwerberin * Internationale Entwicklung * 5. Semester

FOTOS/INTERVIEWS: SUD

ir sind für euch auf die Straße gegangen und haben mit den Fraktionen für die ÖHWahl an der Uni Wien gesprochen. Wir haben die Wahlwerbenden auch nach ihrer Haltung gegenüber dem Café Rosa gefragt, dem von der ÖH finanzierten und betriebenen Studierendenlokal.

Romed Felderer * Wahlwerber * Politikwissenschaft * 2. Semester

Warum engagieren?

Ich bin selber Student und mir ist einfach nicht wurst, was die ÖH mit meinem Studienbeitrag macht.

Warum deine Fraktion?

Ich bin überzeugter Grüner. Ich weiß aber, dass die GRAS nicht das gleiche ist wie die Grünen. Es ist Teil der grünen Bewegung.

Ich bin beim RFS, weil ich mit den Grundsätzen der Partei und mit den Grundsätzen des RFS gut übereinstimme und mein eigenes Weltbild damit in Bezug setzen kann.

Das größte Problem der Unis?

Das größte Problem der Unis?

Dein wichtigstes Anliegen?

Die größten Probleme sind, dass die ÖH keinerlei Kontrollfunktion hat und dass nur für einen Bruchteil der Studenten Politik gemacht wird.

Dein wichtigstes Anliegen?

Mein größtes Anliegen ist, dass die Studenten mehr Interesse daran haben, was mit ihrem Geld passiert.

Ein Koalitionspartner No-Go? Im Prinzip verhandeln wir mit jedem, der vernünftige Ansichten vertreten kann.

Stichwort Café Rosa

Ich bin entsetzt. Ich bin entsetzt darüber, dass 400.000 Euro von dem ÖH-Budget da reingesteckt werden, ein Café zu errichten.

Idealer Hochschulzugang?

Der Zugang zu höherer Bildung soll für jeden offen stehen, der leistungsfähig und leistungsbereit für die Uni ist.

Dass ich inzwischen die gleichen Verpflichtungen habe, wie auf der FH, nur weniger Angebot. Ich habe keinen Sitzplatz, es ist überfüllt.

Die Form des Lernens auf einer Uni ist nicht mehr zeitgerecht. Es ist mir viel wichtiger, dass ich eine Chance habe mit meinen Vortragenden zu reden, dass ich kleinere Gruppen habe, mit denen ich mich austauschen kann.

Ein Koalitionspartner No-Go?

Ich merke einfach, dass der RFS der absolute Gegenpol ist. Auch bei der JuLis ist es absolut gegensätzlich.

Stichwort Café Rosa

Ich bin ein Mann und fühle mich trotzdem dort nicht ausgegrenzt. Ich war jetzt seit der Eröffnung schon drei mal dort, weil es mir einfach gefällt.

Idealer Hochschulzugang?

Wurst aus welchem Hintergrund er kommt, wurst wie viel Geld die Eltern haben, es soll einfach die Möglichkeit geben, dass alle das studieren was sie wollen.


über.thema

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Warum engagieren?

Weil ich mich schon in der Schulpolitik aktiv eingesetzt habe. Und es war klar, dass ich auch auf der Uni weiter mache.

Warum deine Fraktion?

Weil diese Fraktion am unabhängigsten von jeglicher Ideologie ist und sich eigentlich ohne gesellschaftspolitische Themen nur den Problemen der Studenten widmet.

Das größte Problem der Unis?

Das größte Problem ist das Verhältnis Studenten zu Professoren. Zweiteres ist die Annäherung von Unis an die Fachhochschulen.

Dein wichtigstes Anliegen?

Ich kandidiere für die Studienvertreterebene und kann zwar was anmerken aber auf der Studienvertreterebene sind die Anliegen sehr studienplanintern.

Ein Koalitionspartner No-Go? Schwierig. Aber ich werde vermutlich nie in die Position kommen jemanden auszuschließen, weil ich nur für die Studienvertreterebene kandidiere. Aber am ehesten würde ich den RFS sagen.

Stichwort Café Rosa

KSV LiLi Roland Bayer * Wahlwerber * Wirtschaftsinformatik * TU * 8. Semester

Warum engagieren?

Weil es mir persönlich wichtig ist, dass eine gewisse Qualitätsverbesserung stattfindet und dass gewisse Drop-Out-Quoten fallen.

Warum deine Fraktion?

Weil die anderen gegen Studiengebühren sind. Weil es meiner politischen Haltung entspricht und ich einfach mit den Leuten sehr gut auskomme.

Das größte Problem der Unis?

Drop-Out-Prüfungen sind nicht der optimale Weg wie man das Platzproblem lösen könnte. Sondern durch irgendwelche Form von Zugangsbeschränkungen.

Dein wichtigstes Anliegen?

Studiengebühren, nachgelagerte wie es in unserem Programm steht, wo du im Nachhinein abbezahlst, wenn du arbeitest, abhängig von deinem Einkommen.

Ein Koalitionspartner No-Go?

Solange sich jemand an demokratische Grundsätze hält, zu dem auch Minderheitenschutz gehört, ist jeder Koalitionspartner für uns vorstellbar.

Café Rosa ist eindeutig eine Investition, die ich nicht nachvollziehen kann. Diese 400.000 Euro einfach in ein Café zu stopfen, halte ich nicht für die Aufgabe der ÖH.

Stichwort Café Rosa

Idealer Hochschulzugang?

Idealer Hochschulzugang?

Es ist natürlich die Idealvorstellung, dass die Matura die Hürde sein sollte, um nachher zu studieren. Jeder soll die Möglichkeit haben, sich ein Studium richtig anzuschauen.

Also meiner Meinung nach gibt es wichtigere Sachen, was man mit den Geldern von den Studierenden anfangen kann. Er sollte möglichst einfach sein, so dass du keine administrativen Hürden hast. Es soll natürlich auch auf sozialer Ebene keine Hürden geben.

Sissi und Julia * Öffentlichkeitsarbeiterinnen * Internationale Entwicklung und Vergleichende Religionswissenschaften * Politikwissenschaften

Warum engagieren?

Julia: Weil wir die Unis natürlich verbessern wollen. Uns geht es aber nicht nur um die Universitäten sondern auch um die Gesamtgesellschaft.

Warum deine Fraktion?

Julia: Weil wir basisdemokratisch, also radikaldemokratisch sind und viel feministische und antirassistische Arbeit machen.

Das größte Problem der Unis?

Julia: Das ist natürlich die nicht ausreichende Finanzierung. Sissi: Alleine die Finanzierung wäre nicht genug, weil auch andere gesellschaftliche Strukturen den Zugang für Viele erschweren.

Dein wichtigstes Anliegen?

Julia: Bildungspolitik und Studienbedingungen, die Schaffung von mehr selbstverwaltetem Raum und auch gesamtgesellschaftlich die Überwachung und Kontrolle. Sissi: Auch die Demokratisierung der Unis.

Ein Koalitionspartner No-Go?

Julia: Da gibt’s eigentlich ein paar. Sissi: Ganz klar der RFS, weiters die JES oder die AG und auch mit den JuLis können wir nicht so viel anfangen.

Stichwort Café Rosa

Sissi: Wir sind ja gerade in der Koalition der ÖH-Uni Wien und haben das Projekt gemeinsam realisiert. Es ist ein Versuch mehr selbstverwaltete Räume an den Unis zu schaffen.

Idealer Hochschulzugang?

Julia: Offen und frei für alle Menschen. Sissi: Ja, Bildung ist ein Menschenrecht.

JES - Junge europäische Studenteninitiative

Marek Sitner * Kandidat * Juridicum * Jus * 6. Semester

Julis - Junge Liberale Österreich

AG - AktionsGemeinschaft

im Wortlaut Venzel Czernin * Kandidat * Universität Wien * Geschichte, Unternehmensführung * FH und WU * 3. Semester

Warum engagieren?

Weil es auf der einen Seite Fraktionen gibt, die ganz klare ideologische Zielsetzungen verfolgen, aber eigentlich eine Minderheit darstellen. Andererseits eine große Mehrheit, die diesen ganzen Ideologien von links nichts entgegensetzen kann.

Warum deine Fraktion?

Ich hab gefunden, dass die JES aufgrund ihrer Geschichte und Traditionen auch meinen Anliegen und Ideen am Nächsten stehen würde.

Das größte Problem der Unis?

Ein großes Problem ist generell die Frage der Uni-Finanzierung. Wenn von Seiten der Universität eine angebrachte Gegenleistung kommen würde, wären Studiengebühren durchaus angemessen.

Dein wichtigstes Anliegen?

Dass der ÖH-Beitrag, den jeder Student zahlen muss, ausgegeben wird für Dinge, die unmittelbar mit dem Studium zu tun haben.

Ein Koalitionspartner No-Go?

Ich würde nicht von vornherein irgend jemand ausschließen. Ich könnt mir aber nicht vorstellen, dass die Kommunisten mit uns zusammenarbeiten wollen.

Stichwort Café Rosa

Ich finde es prinzipiell ganz nett, dass es solche Cafés gibt. Aber ich halte es für einen unerträglichen Zustand, dass dieses Café Rosa von den ÖH-Beiträgen bezahlt wird.

Idealer Hochschulzugang?

Der Zugang zu höherer Bildung sollte so sein, dass man mit höherer Bildung auch sieht, dass einen Bildung auch zu mehr Verantwortung führt. www.uebermorgen.at


über.thema

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ElefantInnen unter sich A

m Mittwoch den 11. Mai fand im Hörsaal C1 am Uni Campus eine Podiumsdiskussion zur ÖH-Wahl statt. Geladen waren acht Fraktionen, welche die Vorgabe an mindestens sechs Universitäten zu kandidieren, erfüllten. Die Moderation übernahm Armin Wolf. [sud] Es passierte an einem lauen Sommerabend. Der Zeiger springt auf die Sieben. Im Hörsaal liegt Spannung in der Luft. Gleich ist es so weit. Die Menschen begeben sich auf ihre Plätze. Ganz vorne steht ein Tisch. Dahinter Stühle, so angeordnet, dass die darauf Sitzenden sich dem Publikum stellen müssen. Vor jedem Platz steht ein weißes Namensschild. Darauf Name und Fraktion; nur das Mittige trägt den Untertitel Moderation. Es ist Armin Wolfs Platz. Er leitet an diesem Abend das Gespräch. Etwa 300 Studierende und eine Handvoll Journalisten haben Platz genommen und der Kampf kann beginnen. Der Kampf am Podium zur ÖH-Wahl. Jede/r SpitzenkandidatIn bekommt eine Minute, um sich und seine Fraktion vorzustellen. Kernanliegen bei allen Fraktionen ist die Erhöhung des Universitätsbudgets. Doch da die Ausfinanzierung der Hochschulen in weiter Ferne liegt, scheiden sich schnell am Uni-Zugang die Geister. Während die amtierenden GRAS und VSStÖ, sowie die Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ) und die kommunistischen Gruppen KSV/ KJÖ-StudentInnen und KSV-LiLi sich für einen vollkommen freien Zugang aussprechen, sehen die konservativen und rechten Fraktionen die einzige Möglichkeit in einer Zugangskontrolle. Die Jungen Liberalen (JuLis) sprechen sich ganz

klar für Zugangsbeschränkungen aus und sehen es als Aufgabe der Universitäten an, die Studierenden auf die Fächer zu verteilen. Bei der Aktionsgemeinschaft (AG) wird nicht von Zugangsbeschränkungen gesprochen. Sie ließen sich das “faire Zugangsmanagement” einfallen. Damit wird ein kaum konkretisiertes Programm für den Hochschulzugang zusammengefasst. Auch beim Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) wird man wenig konkret. Nach längerem Herumlamentieren des RFS-Kandidaten Oskar Polak meint dieser schlussendlich, dass er doch für einen freien Zugang sei. Ein weiteres Streitthema ist die Finanzierung der jeweiligen Fraktionen. Bernhard Krall von der AG wird nicht müde, jegliche Nähe zur ÖVP zu dementieren und meint die Finanzoffenlegung müsse noch im Bundesvorstand diskutiert werden. So sträubt sich nur noch der RFS davor, seine Geldquellen zum ehesten Zeitpunkt offen zu legen. Die anderen Fraktionen haben sich dazu bereit erklärt. Was bleibt, ist der Eindruck einer Nationalratssitzung. Die größeren Fraktionen plänkeln gleich ihrer Mutterparteien herum. Die kleineren kommen kaum zu Wort. Nachschauen: » http://tinyurl.com/Podium2011

über.wählen

Termin: 24.-26. Mai 2011 Studienvertretung: Wahlmodus: direkte Personenwahl Je nach Größe der Studienrichtung können drei bis fünf KandidatInnen direkt gewählt werden. Fakultätsvertretung: Wahlmodus: indirekte Wahl Die Studienvertretungen entsenden MandatarInnen in die Fakultätsvertretung Universitätsvertretung: Wahlmodus: direkte Listenwahl Hier können einzelne Listen direkt gewählt werden, jedoch keine Personen. Bundesvertretung: Wahlmodus: indirekte Wahl Je nach Ergebnis an den Universitäten, werden MandatarInnen an die Bundesvertretung entsandt. Fraktionen: Zur Wahl stehen unterschiedliche Listen, von links außen bis ganz rechts. Wer den über.blick verliert, findet auf » www.wahlkabine.at Hilfe. Wo wählen? Eine Liste aller Wahllokale und deren Öffnungszeiten findet ihr auf » http://wahl.oeh.ac.at und auf den Homepages eurer Universitäten.

Seitenblicke auf den Wahlkampf Kommentar

D

er ÖH-Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Flyer werden verteilt, Plakate geklebt und Kaffee ausgeschenkt. Die antretenden Fraktionen versuchen sich ins beste Licht zu rücken. Doch nicht immer gelingt es, den gewünschten Effekt zu erreichen. Jeder und jedem ist es passiert: das kleinere oder größere Hoppala. Wie nicht anders zu erwarten, zeigten der RFS das gewohnte Bild. Ihre Flugblätter bringt ein strammes deutsches Mädel unter die Leute. Zackige Sprache und wehrmachtstaugliche Haltung. Hinter dem Infotischchen steht dann noch ein junger Mann, dem ich nächtens sicher nicht begegnen möchte: durchtrainiert mit Bierbauchansatz, grimmigem Blick, Kampfhund und dem obligaten Dosenbier. Kein Wunder, dass die beiden von Passanten berichten können, die www.facebook.com/ueber.morgen

nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Bei den JuLis geht’s da schon gemütlicher zu. Leger stehen die bekennenden Kapitalisten vor der Hauptuni. Spitzenkandidatin und Obmann auch dabei. Der Rest wirkt wie aus dem Kleider Bauer-Katalog entführt. Ein Wahlhelfer aus dem gemeinen JuLi-Volk war fix interviewt. Und beim Fototermin dann der Höhepunkt. Frontfrau Claudia entledigte sich noch schnell ihrer Weste, um fürs Bildchen „mehr Fleisch zu zeigen.“ So sieht die selbstbestimmte Frau im Kapitalismus aus. Die Herren von JES liefern einen aristokratischen Anblick. Traditionsbewusst verkündet man die Fraktionsgeschichte und freut sich darüber, dass Parteigründer Vincenz Lichtenstein gewesen ist. Seinesgleichen Enkel des letzten Kaisers. Ach, ja: Fraktionschef Venzel Czernin darf sich auch des blauen Blutes rühmen. Vielleicht trug sein Begleiter deshalb einen Pullover, der dem

Wappenrock eines Heroldes glich. Flaniert man über den Wahlkampfboulevard, bekommt man auch noch viele andere witzig oder tragische Dinge zu Gesicht oder zu Gehör. Eine VSStÖ-Kandidatin, die sich für einen für alle leistbaren Uni-Zugang ausspricht, um es Sekunden später schmunzelnd auf “frei in jeglicher Hinsicht” zu revidieren. Die Spitzenkandidatin der Gras wird bei einer Podiumsdiskussion ausfällig gegenüber einem Fragensteller, der sich daraufhin kleinlaut niedersetzt. Der KSV und die KSV/LiLi werden nicht müde ihre Namensgleichheit zu erklären und bei der AG wird man noch weniger müde werden die Nähe zur ÖVP zu dementieren. Hach, wie langweilig wäre ein Wahlkampf ohne seine Darsteller…

Dario Summer


über.bildung

Master Desaster

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bei „Internationale Entwicklung“

D

ie neuesten Entwicklungen an der Uni Wien geben den über 3.000 Studierenden der Internationalen Entwicklung (IE) allen Grund zur Sorge. Der seit langem versprochene Master, der im Wintersemester 2011/12 umgesetzt werden soll, steht auf wackligen Beinen. Damit hätten nicht nur Studierende, die das Bachelorstudium IE absolvieren kein Masterstudium, sondern auch für die vielen Studierenden, die aus IE die Wahlfächer wählen, wäre das ein großer Verlust. Karin Stanger

Finanzierung? Rektor Winckler erklärte in einem Brief vom Februar 2011, dass wegen knapper Ressourcen und unklarer weiterer Ausstattung der Unis seitens der Regierung keine Zusage für eine Finanzierung gemacht werden könne. Es müsse das voraussichtlich Ende April zu erwartende Bundesfinanzrahmengesetz abgewartet werden. Uff. Natürlich war und ist allen Studierenden klar, dass nicht viel Geld da ist. Aber, dass dadurch gleich die komplette Durchführung des Masterstudiums gefährdet war, kam überraschend. Gerade wegen der prekären Anstellungsverhältnisse der Lehrenden ist IE das kostengünstigste Studium in Österreich. Dass es dennoch als nicht finanzierbar angesehen wird, ist eigentlich fast ironisch. Die Studierenden und Lehrenden vernetzten sich und überlegten weitere Schritte. Am 24. März versammelten sich Studierende vor dem Büro des Rektorats zu einem ProtestFrühstück. Sie protestierten gegen die Aufschiebung des Master-Studiums und forderten für die weiteren Verhandlungen die Beteiligung von Studierenden. FOTO: CG Rektor Winckler und Vize-Rektorin Schnabl traten für 25 Minuten vor die Türe. Die Forderung, auch Studierende an den Verhandlungsgesprächen teilnehmen zu lassen, wurde erfüllt.

Inhaltliche Einmischung!

Am 1. April wurden die Verhandlungen zum Masterstudium geführt. Konkret sollte die Einführung des Studienplans diskutiert werden, denn inhaltlich wurde dieser bereits vom zuständigen Senat angenommen. Das Rektorat übte aber vor allem inhaltlich Kritik, entgegen seinen Befugnissen. Rektor Winckler forderte einen englischsprachigen Elitestudiengang, der den Vorstellungen der IE konträr entgegensteht.

Denn jetzt werden bereits LV in englischer Sprache gehalten. Nur durch die Pflicht der englischen Sprache wäre es für die Uni ein Leichtes, den Master mit Zugangsbeschränkungen zu versehen. Zudem liegt die inhaltliche Ausgestaltung von Studien, laut Universitätsgesetz 2002 bei der Studienprogrammleitung und dem Senat. (Anm.: Diese Einflussnahme wird derzeit durch einen Anwalt der ÖH Uni Wien geprüft.) Doch der Senat hatte es sich anders überlegt. Es scheint als sei er dem Rektorat hörig, und forderte nun auch einen neuen Studienplan.

wIEderstand! Eine Studierende sagte, „dass man dies auch als Verzögerungstaktik beschreiben kann, die man ja eh kennt. In diesem Studium muss alles erkämpft werden.“ Es scheint, als sei der kritische Ansatz des Studiums ein Dorn im Auge des Rektorats, was dazu führte, dass die IE seit ihren Anfängen einen schweren Stand in der Universitätslandschaft hatte. So wird seit vielen Jahren von Studierenden und Lehrenden ein Institut gefordert. Diese wurden bisher aber nur mit einer zeitlich auf drei Jahre begrenzten Forschungsplattform vertröstet. Auch, dass IE

lange nur als „Individuelles Diplomstudium“ inskribierbar war, zeigt, dass man das Studium nicht fest an der Uni Wien verankern wollte. Mit dem Aktionstag am 13. April versuchte man ein weiteres Zeichen zu setzen und zahlreiche Workshops zu verschiedenen (Bildungs-) Themen fanden statt. Später formierte sich als Schlusspunkt am Campus eine Demonstration mit ca. 2.000 Personen, die lautstark über die Universitätsstraße vor die Uni Wien zog. Eine Gruppe von Studierenden begab sich daraufhin in das Gebäude der Universität, um an der Veranstaltung „Bachelorday!“ teilzunehmen und ihre Forderungen auch dort kundzutun. Die Studierenden unterbrachen dabei die Podiumsdiskussion mit Vizerektorin Schnabl, Wirtschaftskammerpräsidentin Jank, und dem Personaldirektor der OMV. Statt sich der Diskussion zu stellen, haben sich die AdressatInnen der Forderungen bei Ankunft der Studierenden durch die Hintertür davongestohlen. Das Rechtsgutachten, das die Studienvertretung IE über die ÖH in Auftrag gegeben hatte, kam am 6.Mai. Darin wurde bestätigt, dass die „von der Uni Wien beschlossenen Entwicklungspläne [ ] für die Uni Wien selbst bindend sind“. „Da solche Pläne ja nur unter Zustimmung des Universitätsrates gem § 13 UG 2002 nach Vorlage durch das Rektorat beschlossen werden kann, ist ein Abweichen von diesem Plan außerhalb dieser Verfahrensregelung nicht zulässig.“ Hintergrund des Gutachtens ist die seit Langem kritisierte Tatsache, dass die Schaffung eines IE-Masterstudiums (schon zum Wintersemester 2009/10) im Entwicklungsplan der Universität Wien verankert ist und von der IE als bindend, und damit als in jedem Fall umzusetzen, angesehen wird. Für kommenden Herbst sieht es also für das Masterstudium Internationale Entwicklung schlecht aus. Aber das Gutachten bedeutet, dass der Master Internationale Entwicklung umgesetzt werden muss. Es wäre schön, wenn das auch die Obrigkeiten bald begreifen. Weitere Infos und Anfragen: » http://ie.bagru.at/presseinfo-master-2011

www.uebermorgen.at


über.extra

Que se vayan todos! Alle müssen

S

panien wird derzeit von der größten Protestwelle der letzten Jahre erfasst. Getragen wird sie von einer breiten Koalition derer, die von der verlautbarten wirtschaftlichen Erholung nichts spüren. Sie organisieren sich nach dem Vorbild der arabischen Revolutionen über Facebook und Twitter, besetzten öffentliche Plätze und verlangen Zukunft, Würde und „echte Demokratie“.

„Que se vayan todos!“ – Alle müssen gehen! Mit dieser Botschaft drückt auf unzähligen Plätzen Spaniens eine enttäuschte und frustrierte Generation ihren Unwillen aus, der rasanten Verschlechterung ihrer Lebens- und Arbeitsverhältnisse weiterhin zuzuschauen. In mindestens 27 Städten des Landes besetzten AktivistInnen seit dem 15. Mai Hauptplätze und verwandelten sie in Protestcamps, in denen diskutiert, vernetzt und organisiert wird. In Barcelona lautet die Botschaft des Protestcamps am Plaza Catalunya: „Wir gehen erst, wenn die Dinge sich ändern“, auch in Sevilla, Zaragoza und Bilbao gab es Besetzungen und Versammlungen. Nachdem in Madrid ein erster Versuch, ein Camp am Platz Puerta de Sol zu errichten, von der Polizei am Dienstagmorgen geräumt wurde, fanden sich am Abend desselben Tages 10.000 Menschen am Platz ein, sämtlichen Abriegelungsversuchen der Polizei zum Trotz. „Wir sind gekommen um zu bleiben“ klang es aus dem kleinen Lautsprecher, der hoch über die Köpfe der Versammlung gehalten wurde, um auch die hinteren Reihen zu erreichen. Der Sprecher der Besetzung in Sol, Pablo Gomez, www.facebook.com/ueber.morgen

Fabian Unterberger und Viola Singer

erklärt: „Sie sind zu weit gegangen, haben uns alles genommen. Jetzt ist es Zeit aufzustehen und uns das zurückzuholen, was uns gehört.“

„Sie sind zu weit gegangen, haben uns alles genommen. Jetzt ist es Zeit aufzustehen und uns das zurückzuholen, was uns gehört.“ Spontan wurde eine improvisierte Infrastruktur organisiert, Zelte aufgezogen, Matratzen und Sofas auf den Platz gezerrt. Die Menschen, die sich hier versammeln um an Stelle ihrer individuellen Schicksale einen gemeinsamen Kampf zu setzen, kommen aus allen sozialen Sektoren, deren Lebensumstände sich in den

letzten Jahren dramatisch verschlechtert haben. Eine Mobilisierung wie diese, schreibt die spanische Tageszeitung EL PUBLICO, „hat es in den letzten Jahren in Spanien nicht gegeben. Keine Gewerkschaft, keine Partei und keine große NGO scheint hinter diesen Protesten zu stecken.“ 2000 Menschen verbrachten in Madrid dann auch tatsächlich die Nacht unter freiem Himmel, während die massiv mobilisierte Polizei dem Treiben tatenlos zusehen musste. Auftakt der vielfältigen Kampagne bildeten die Demonstrationen des 15. Mai, die unter dem Motto „Wir sind keine Ware in den Händen der Politiker und Banker“ in Spaniens Hauptstädten stattfanden. Mit 40.000 TeilnehmerInnen in Madrid und 20.000 in Barcelona, stellen sie die größten Mobilisierungen seit den Protesten gegen den Irakkrieg 2003 dar. In ganz Spanien waren 130.000 Menschen auf den Straßen. Zwei Monate lang wurde mit einem breiten Aufruftext mobilisiert, beginnend mit den Sätzen „Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um zu studieren, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden.“ Der Breite wurde allerdings inhaltliche Schärfe


über.extra

n gehen!

FOTO: TRANCHIS, FLICKR

geopfert, Forderungen oder gar Alternativen zum herrschenden Zustand waren im Aufruf kaum zu finden. Vielmehr drückte er eine diffuses Unwohlsein und allgemeine Frustration aus. Konkreter wurde es dann auf den Asambleas (Versammlungen mit beratendem Charakter), die anschließend an die Demonstrationen in den Protestcamps eingerichtet wurden und immer noch andauern. Urnen gingen die Runde, um Vorschläge und Ideen zu sammeln, die dann von einer Arbeitsgruppe ausgewertet wurden. Forderungen, wie die nach einer Aufteilung der Arbeit und einer Verkürzung der Arbeitszeit bis Vollbeschäftigung erreicht sei, oder der nach einer „Partizipativen Demokratie“, waren das Ergebnis dieses demokratischen Austauschprozesses. Lydia Posada, Sprecherin des Camps am Platz Puerta del Sol in Madrid meinte am Dienstagabend: „Unser Ziel ist es nun, eine Versammlung abzuhalten, um zu sehen, wie es mit den Protesten und den Camps weitergehen soll“. Weitergehen zumindest soll es. Bis zu den Kommunalwahlen am 22. Mai wollen die AktivistInnen die Camps aufrechterhalten. „No nos representan – no les votas!“ – „Sie repräsentieren uns nicht, wählt sie nicht“ – lautet deren Botschaft. Mit einer Arbeitslosenrate von fast 5 Millionen, d.h. 20%, verzeichnet Spanien den höchsten Stand seit 1976, die Jugendarbeitslosigkeit erreicht mit über 40% nie gekannte Ausmaße. Die aktuellen Proteste bringen die Wut über die hohe Arbeitslosenrate und damit einhergehende Perspektivenlosigkeit, die Kürzungen im

Sozialbereich, sowie das Parteiensystem zum Ausdruck. PP und PSOE werden Korruption und Veruntreuungen vorgeworfen. Unter Ministerpräsident Zapatero wurde Anfang September 2010 eine Arbeitsmarktreform verabschiedet, die die Arbeitsverhältnisse weitgehend flexibilisierte. Neben der faktischen Abschaffung des Kündigungsschutzes und der Ausweitung von

„Wir wollen diese repräsentative Demokratie nicht mehr, die immer die gleichen gebrochenen Wahlversprechen zur Grundlage hat“ Kurzarbeit wird es Arbeitslosen erschwert, Arbeitsoder Weiterbildungsangebote auszuschlagen. Wer diese ablehnt, ist mit Leistungskürzungen konfrontiert. Mit einem Generalstreik am 29. September hatten die Gewerkschaften gegen die neue Reform protestiert, doch das Land lahm zu legen und eine breite Mobilisierung zu erreichen, gelang ihnen nicht. Laut aktuellen Umfragen stürzte die Regierungspartei PSOE auf 33,4% ab und wurde von der PP mit 43,8 %

überholt. Von dieser wird allerdings erwartet, dass sie den unpopulären Sparkurs der Regierung Zapateros noch weiter verschärfen wird. Die Ablehnung des Zweiparteiensystems drückt sich in Sprüchen wie: „Ni PP, ni PSOE“ - „Weder PP, noch PSOE“ oder „PP, PSOE la misma mierda es“ - „PP, PSOE ist die gleiche Scheiße“ aus. Es wird aufgerufen keiner der beiden Parteien eine Stimme zu geben und/oder kleinere Parteien zu wählen. Die Ablehnung des politischen Systems geht bei vielen der Protestierenden aber durchaus noch weiter. So meint Aguierre Such, Aktivist der Besetzung von Sol: „Wir wollen diese repräsentative Demokratie nicht mehr, die immer die gleichen gebrochenen Wahlversprechen zur Grundlage hat, mit Politikern, die machen was sie wollen anstatt dem Volk zu dienen und selbst knietief im Korruptionssumpf stecken.“ Weitere Informationen: Die taz über die „Jugendrevolte in Spanien“: www.tinyurl.com/taz-spanien Ein flickr-Bilderpool der Proteste in Spanien: »www.tinyurl.com/bilderpool-spanien Blogeinträge die eine Übersicht über die Lage in Spanien liefern: »www.tinyurl.com/blog-spanien »www.tinyurl.com/blog2-spanien »www.tinyurl.com/blog3-spanien www.uebermorgen.at


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Der Tierschutzprozess: Unbequeme Ausschalten? Kommentar Der Tierschutzprozess ist vorbei, wirklich aufatmen dürfen die Angeklagten noch nicht. Medien und ProzessbeobachterInnen bezeichneten die uneingeschränkten Freisprüche als Ohrfeige für die Staatsanwaltschaft. Die lässt sich davon nicht beirren und meldete Einspruch an. Der Einspruch nach dem mehr als eindeutigen Urteil verstärkte die Kritik an Polizei und Staatsanwaltschaft. Ihnen wird vorgeworfen Anklagen und Prozess zu inszenieren. Auf Wunsch von einflussreichen Privatpersonen aus der Bekleidungsindustrie werde damit versucht, das Engagement der TierschützerInnen zu unterbinden. Vom Zustandekommen der SOKO Bekleidung, über die Ermittlungen der Polizei und der Präsentation der Ergebnisse durch die Staatsanwaltschaft im Prozess, bis zur Verhandlungsführung durch die Richterin finden sich Ungereimtheiten, die

diese Kritik nähren. Besonders augenscheinlich wurde diese im Verfahren, wo entlastende Informationen aus den Ermittlungen erst auf Initiative der Angeklagten bekannt wurden und leitende BeamtInnen sich in Widersprüche verwickelten. Schließlich wunderte sich die Richterin in ihrer Urteilsbegründung doch noch über die offenkundigsten der exekutiven Falschaussagen.

Kalkül oder Unvermögen?

Die Grünen zeigten leitende BeamtInnen der SOKO Bekleidung bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft an. Die neue Justizministerin beeilte sich eine Evaluierung des Prozesses und des §278a anzukündigen und die Polizei wird ihre eigene Rolle in dem Verfahren überprüfen. Der lange Prozess und die hohen Kosten für die Beteiligten führten außerdem zu einer Diskussion über die gesetzlichen Regelungen des Kostenersatzes bei Freisprüchen, derzeit stehen Angeklagten in Strafrechtsprozessen maximal 5.000 Euro

zu. Die Kosten für die TierschützerInnen waren weit höher. Für sich selbst genommen können die meisten Ungereimtheiten BeamtInnen, die ihre Ermittlungen mit Erfolg abschließen wollen, einem ehrgeizigen Staatsanwalt und einer überforderten Richterin, in Kombination mit einer Zivilgesellschaft, die angesichts offensichtlicher Fehltritte der Anklage sofortige Konsequenzen, ungeachtet des vorgeschriebenen Verfahrensrechts, fordert zugeschrieben werden. Insgesamt zeichnet sich aber ein Bild, angesichts dessen politisch engagierten Menschen mulmig werden muss. Denn wenn VollzieherInnen des Staates tatsächlich im privaten Auftrag Unbequeme auszuschalten versuchen und dabei nicht einmal mehr nach ihren eigenen Regeln spielen, dann wird das Vertrauen in den Rechtsstaat bald unmöglich.

Jakob Arnim-Ellissen

Richterin Sonja Arleth im Wortlaut über das E-Mail-Forum der kriminellen Organisation: „Das Beweisverfahren hat ergeben, dass das Fadinger-Forum eine Internetplattform für Tierrechtsaktivisten ist.“

den umstrittenen Gutachter Schweiger: „Das Gericht ist davon ausgegangen, dass die Gutachten des Dr. Schweiger unbestimmt und nicht nachvollziehbar sind.“ Der Vergleichstext

sei „übrigens zum Teil falsch abgeschrieben worden von der Polizei“. Demo-Drohungen: „Die Androhung von vielen Demos ist laut Gericht keine gefähr-

Konsens statt Mehrheit V ETO – Wer während den Besetzungen der #unibrennt-Bewegung dem einen oder anderen Plenum beigewohnt hat, kennt dieses Wort und seine blockierenden Folgen in politischen Entscheidungsprozessen. Basisdemokratie, parlamentarische Demokratie oder Postdemokratie; antihierarchische Organisationsmöglichkeiten gibt es viele. Die meisten funktionieren über das Prinzip „Mehrheit“. Um diese wird gekämpft, sie wird geformt, sie ergibt sich oft erst durch Widerspruch. Und egal ob diese nun relativ oder absolut ist, besteht die Gefahr, dass über Minderheiten drüber gefahren wird. In dieser Nische, zwischen Blockade und Drüber-Fahren, positioniert sich nun das SKPrinzip. SK steht für „Systemisch Konsensieren“ und will mehr als nur eine Alternative zu den etablierten Entscheidungsformen sein (u.a. angewandt wurde SK bei #unibrennt.graz). Grundsätzlich funktioniert „SK“, anders als gewohnt, nicht durch Unterstützung, sondern durch die Ablehnung einer bestimmten Sache. www.facebook.com/ueber.morgen

Klingt negativ, ist aber so. Somit gewinnt nicht der Vorschlag mit den meisten UnterstützerInnen, sondern der, der am wenigsten Widerstand verursacht.

Alte Probleme – Neue Lösungen

Zum Veranschaulichen ein kurzes Beispiel: Eine Gruppe von Menschen möchte eine Veranstaltung machen und hat dafür drei Termine zur Auswahl: A, B und C. Eine Abstimmung nach alten Ritualen bringt folgendes Ergebnis: Für A votierten 43% der Leute, für B 30% und für C 27%. A hätte hier also gewonnen, obwohl doch 57% nicht für diesen Termin waren. Also auch wenn eine Mehrheit für eine Option gefunden wurde, könnte doch eine absolute Mehrheit (ungefragt) dagegen sein. Finden wir nun eine Entscheidung nach dem SK-Prinzip, hat die Gruppe die Möglichkeit ihre Ablehnung zu den verschiedenen Optionen auszudrücken, und zwar stufenweise von 0 bis 10 W(iderstandsstimmen). Wenn also A 54%

liche Drohung, es handelt sich ja um ein verfassungsrechtlich gewährtes Recht.“ Quelle: Live-Ticker derStandard.at

aller W-Stimmen bekommt, B 29% und C 17%, gilt C in diesem Fall als konsensiert.

Konsens über alles

Wir haben somit ein Ergebnis, das in der Gruppe am wenigsten Widerstand bekommt. Somit werden so wenige wie möglich übergangen. Und wenn auch vielleicht nicht jeder zufrieden ist, sind zumindest die wenigsten wirklich unzufrieden. Kritisch sehe ich den hier eingeschlagenen Weg des geringsten Widerstandes, der zur Maxime erhoben wird. Große Sprünge sind hier meines Erachtens schwer, idealistische Beschlüsse u.U. nicht möglich. Zum Beispiel im Bereich von Anti-Diskriminierungsgesetzen oder Menschenrechten verspricht der Weg des geringsten Widerstandes nicht den meisten Erfolg. Auch die Veränderung von Machtstrukturen scheint mir hier schwer möglich.

[cg]


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Land unter Almeria FOTO: FLICKR, ANDYROBE

A

llen jenen, die in den heimischen Billas und Spars und Hofers ihr Obst und Gemüse kaufen, ist der Name der südspanischen Provinz sicher bekannt. Anderen hat womöglich der Film „We feed the world“ vor Augen geführt, was sich hier in der Intensivlandwirtschaft abspielt. [fri] In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte Almeria zu den ärmsten Provinzen Spaniens. Viele Einheimische emigrierten in den Norden oder in andere Länder, bis in den 1960ern auch auf Satellitenbildern sichtbar wurde, wie sich langsam und dann immer schneller eine Flut weißer Plastikplanen über das wüstenhafte Gebiet ergoss. Heute wachsen diese „invernaderos“ sogar Berghänge hinauf. In ihrem Inneren werden zum Teil monströse Pflanzen herangezogen, erschreckend dicke Tomatenranken wachsen beladen mit prallen Früchten aus Substratbeuteln, der Torf in ihnen stammt etwa von den Mooren unsres Nachbarlandes Slowenien. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft entstanden viele Arbeitsplätze, die zunächst an hunderttausende MarokkanerInnen vergeben wurden. Die schwere Arbeit in den extrem heißen und feuchten Gewächshäusern gaben die SpanierInnen gerne ab, es folgten weitere MigrantInnen aus Lateinamerika, subsaharischen Ländern und besonders in den letzten Jahren, aus Osteuropa. Heute liegt der Anteil an MigrantInnen in der Provinz bei weit über 90 Prozent, in den Straßen der Städte sieht man viele AfrikanerInnen und hört an fast jeder Ecke marokkanisches Arabisch. Dies hat zu einem enormen Überangebot von Arbeitskräften geführt, was es den Unternehmen leicht macht, in den Gewächshäusern und Packhallen Menschen anzustellen, die wenig verlangen und hart arbeiten. Der ohnehin schon geringe Mindestlohn von um die 44 Euro pro 8h-Arbeitstag wird oft nicht eingehalten, Überstunden werden kaum bezahlt und freie Samstage oder Sonntage sind eine Seltenheit. Viele der EinwanderInnen sind illegal nach Spanien gekommen und begehren aus Angst, aufgegriffen zu werden, nicht auf. Außerdem warten auf jeden freien Arbeitsplatz viele andere Arbeitswillige, die für noch weniger Geld noch mehr Leistung versprechen.

Die mächtigen Preisdrücker Die Guts- und LandbesitzerInnen allein für die Misere verantwortlich zu machen, ist wenig sinnbringend. Die Preise von Obst und Gemüse werden immer weiter gedrückt und für ein Kilogramm Tomaten verdienen die VerkäuferInnen nur mehr wenige Cents. Die Konkurrenz aus Marokko, dem Land mit noch mehr Sonne und Wärme spielt hier eine wichtige Rolle, ganz besonders beteiligt ist aber der Druck, den die Supermärkte auf die ProduzentInnen ausüben. Durch den Zusammenschluss zunächst kleiner Märkte zu Supermärkten, die sich später zu riesigen Ketten und so genannten Hypermärkten vereinigten, erlangten die AbnehmerInnen eine Menge an Macht. Sie konnten Tonnen an Lebensmittel bestellen und somit leichter Druck auf die ErzeugerInnen ausüben, mit immer neuen Begründungen und selbst zugeschriebenen Vergünstigungen drücken sie die Preise immer weiter. Dies treibt natürlich die LandwirtInnen in eine schwierige Situation. Es ist nicht so, dass den ArbeiterInnen aus Boshaftigkeit der Lohn vorenthalten wird, oft können sie ihre ArbeiterInnen einfach nicht mehr bezahlen oder beschäftigen.

Das Schweigen der Presse

Von alledem liest man in der Regionalpresse Almerias kaum etwas. Die Zeitungen sind finanziell von den großen Unternehmen abhängig und hüten sich, zu veröffentlichen, was in Almeria jedeR weiß und kaum jemand ausspricht. Anstatt das Offensichtliche zu bestätigen, schreiben viele Zeitungen lieber über die neuesten Saatgutkreationen und die Optimierung der Gewächshäuser – die Menschen, die in ihnen arbeiten werden, nicht erwähnt. Aber nicht nur die Presse macht die ArbeiterInnen mundtot. Besonders die ImmigrantInnen, die die spanische Sprache nicht beherrschen, sind

leicht auszubeuten. Ihnen werden unverständliche Verträge hingehalten und ohne Kontakte ist es schwer, Unrechtmäßiges anzuklagen. Meist ist es den Menschen aber schlichtweg wichtiger, ihren Job zu behalten und sie ziehen ihren miserablen Job der Arbeitslosigkeit vor. Erschreckend ist die Tatsache, dass derartige Ausbeutung auch in Unternehmen passiert, die unsere Supermärkte mit Bio-Labels beliefern.

Vor der Haustüre…

Dass Spanien hier kein Einzelfall ist und sich in fast allen Ländern, etwa Holland, Österreich, Frankreich und Italien ähnliche Szenarien abspielen, zeigt auf, wie durchsetzt die Landwirtschaft ganz Europas von Machtstrukturen ist. Wie also kann sich die/der verantwortungsbewusste KonsumentIn also verhalten? Es ist schwer, zu erkennen, woher das Gemüse und Obst stammt, denn oft beziehen auch die kleineren Läden ihre Ware von großen Verteilern und von einem Gütesiegel, das die Arbeitsbedingungen herkömmlicher Produkte berücksichtigt, fehlt noch jede Spur. Ein möglichst aufmerksamer Blick, ein genaues Nachfragen bei den Geschäften, Unterstützung von Kooperativen, von ProduzentInnen, denen man vertrauen kann wäre hier ein erster Schritt. Die große Frage, wann bewusster Lebensmittelkonsum auch in Andalusien etwas ändert, wird so vielleicht etwas schneller beantwortet. Interessante Links: Unter » www.tinyurl.com/almeria-artikel wurde eine Auswahl an Artikeln in verschiedenen Sprachen zum Thema hochgeladen Die Website des Guardian bringt einen sehr informativen Film über die Situation in Almeria, der die Regionalpresse aufgerüttelt hat: » www.tinyurl.com/almeria-guardian Wer sich mit eigenen Augen im Internet von den Auswüchsen der Intensivlandwirtschaft überzeugen möchte: » www.tinyurl.com/almeria-bilder www.uebermorgen.at


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Feminismus – Jetzt erst recht Kommentar

„Die Legitimation Kritik ausführen zu dürfen wird abgesprochen.“ schloss sich an, in der von queerfeministischer Seite die widersprüchliche Argumentation kam, die Demo sei zum Frauen/Mädchen/Lesben Raum ausgerufen worden, dieser sei auch ob der „heteronormativen Realität“ wichtig und richtig, deshalb müssten Männer es verstehen, dass sie hier nicht erwünscht wären, um ihnen dann gleichzeitig fehlende Solidarität vorzuwerfen. Beobachten kann man in solchen Räumen und

FOTO: HANNA SILBERMAYR

Die über.morgen hat ihren „Sexismus“ Skandal. Ein Redakteur der Studierendenzeitung kreuzt auf einer Frauen/Mädchen/Lesben–Demo auf, um zu berichten, wird prompt als „Schwanzträger“ beschimpft, aufgefordert sich zu entfernen, trifft andere JournalistInnen, denen es ähnlich erging und schreibt einen kritischen, nicht unpolemischen, aber fairen Kommentar. Eine verrückte Diskussion in Foren und Blogs

Szenen leider regelmäßig eine gewisse Unfähigkeit zur Reflexion, wie manche feministische oder queere Praxis auf Außenstehende wirken muss. Bei Kritik daran wird ganz einfach die Legitimation diese Kritik ausführen zu dürfen, wegen mangelndem Hintergrundwissens abgesprochen. „Du kannst nicht mitreden“, oder auch „Du bist ja nicht aktiv“. Dass (radikal) queerfeministische Gruppierungen exklusiv funktionieren und teils extreme Züge aufweisen, könnte man daraus ableiten. Doch darum geht es den JournalistInnen der über.morgen wohl nicht, zumindest nicht in erster Linie. Die Studienrichtungsvertretung Politikwissenschaft auf der Uni Wien komplimentierte das Team kurzerhand aus ihren Räumlichkeiten hinaus, mit dem Hinweis, man könne jederzeit wiederkommen, wenn man die „Linie“ ändere und sich quasi vom Kommentar distanziere. Als Mitgestalter einer unabhängigen Gesprächsserie im Internet ist mir der Versuch des In-Beschlag - Nehmens von alternativen medialen Angeboten vertraut. Das Blatt/die Sendung/der Blog ist alternativ, hat also nach unseren Regeln zu funktionieren, hat unsere Themen zu bringen und unsere Haltung wiederzugeben. Dies gefällt eben auch vielen prinzipiell

fortschrittlich eingestellten Leuten nicht und sollte einmal zur Kenntnis genommen werden. Ebenso sollte akzeptiert werden, dass es gerade an radikalen, „queeren“ Haltungen eine Menge Kritik gibt. Ich jedenfalls werde mir meine profeministische Haltung (Frauen verdienen in Österreich im Durchschnitt noch immer um rund ein Viertel weniger als Männer, Sexismus in Medien und Werbung hat Konjunktur wie nie zuvor und ein reaktionäres Rollenbild setzt sich gerade bei jungen Frauen wieder durch) und mein Eintreten für die Rechte von Homosexuellen und Transgenderpersonen durch derartiges sicher nicht austreiben lassen.

Werner Reisinger

werner.reisinger@supertaalk.at

Ich habe nichts gegen Feminismus, aber...

Kommentar „Doch ob mit solchen Botschaften und Verhaltensweisen den großartigen Leistungen der internationalen Frauenbewegung, die sich mit Kraft und Energie für viele Anliegen einsetzt, gedient ist, darf bezweifelt werden“ - so beendet ein Redakteur der „über.morgen“ seinen Kommentar zur Frauendemo am 8. März. Einer solchen Argumentationsweise bin ich schon häufig begegnet, wenn frauenpolitische Fragen www.facebook.com/ueber.morgen

debattiert werden. Das Rezept dazu ist recht einfach. Zunächst braucht es ein weibliches Vorbild. Edle Vorkämpferinnen für Frauenrechte, „vernünftige“ Politikerinnen oder andere Frauen*, die Binnen-I und Frauenraum nicht nötig haben bzw. hatten. Im nächsten Schritt folgt das Bekenntnis zu diesen Frauen* und der „guten Sache“, denn so ganz grundsätzlich sei ja nichts gegen den Feminismus einzuwenden. Dieses Bekenntnis mündet schließlich in eine Disziplinierung oder einen moralischen Appell, diese oder jene Verhaltensweise von Frauen* würde nämlich der guten Sache schaden und die vielen Unterstützer_innen der Frauenbewegung doch nur vergraulen. Dass diese Argumente meist von Menschen ins Spiel gebracht werden, die sich kaum durch feministisches Engagement hervorgetan haben, ist Teil des Konzepts. Die Redaktion von über.morgen sieht sich aufgrund der Veröffentlichung des Kommentars nun also mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert. Über die entsprechenden Reaktionen und das Verhalten der Stv Politikwissenschaft ist

Mensch verärgert. „Wir sehen den Kommentar als herausfordernde Kritik an problematischen Vorgehensweisen bestimmter Menschen. Eine solche Kritik muss auch in dieser Form erlaubt sein“, wird auf der Website trotzig formuliert. Zumindest sollen jetzt aber auch „sachkundige KritikerInnen“ Diskussionsbeiträge liefern. Aber warum ist das eigentlich nicht schon in der vorigen Ausgabe passiert? Warum stand der Kommentar „Penis auf der Frauendemo“ alleine, obwohl der 100. Frauentag Anlass zur breiteren Auseinandersetzung mit dem Thema geboten hätte? Dass es ein redaktionelles Statement ist, eben nur diesen Kommentar zu veröffentlichen, darüber muss sich das Redaktionsteam im Klaren gewesen sein. Nun, dazu brauchte es wieder einmal die Kritik von „unbequemen“ Feminist_innen, die sich trotz „antisexistischem Grundsatz“ selbst einreklamieren müssen.

Brigitte Theißl

» http://denkwerkstatt.wordpress.com


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Konfrontation statt Solidarität? Kommentar

W

ie kommt man zu einem richtig emotionalen Streit? Zum Beispiel so: Man gehe am 8. März – Internationaler Frauentag – als Mann zur Frauendemo. Dort wird von Feministinnen dagegen demonstriert, dass in der Gesellschaft, in der wir leben, die Chancen zwischen unterschiedlichen Geschlechtern ungleich verteilt sind und – grob gesagt – in dieser Gesellschaft Männer sich tendenziell in einer dominanten Position befinden. Und auf dieser Demo schaffe man den Feministinnen

„Wer so agiert, hat die Demo nicht verstanden.“ dann an, wie sie demonstrieren sollen – als eigene Frauendemo oder eben nicht... Wer so agiert, hat wohl die Demo und ihr Anliegen zumindest nicht ganz verstanden. Wer sich dann in der über.morgen unter dem Titel „Ein Penis auf der Frauendemo“ über die anscheinend nicht immer zurückhaltenden Reaktionen von Demoteilnehmer_innen empört,

zeigt auch, dass ihm das Verständnis der Vorfälle auch kein wirkliches Anliegen ist. Und der Titel deutet auch an, dass die Bemühungen queerer Feminist_innen um eine Dekonstruktion essentialistischer Geschlechterkategorien zumindest in diesem Fall nicht wirklich gefruchtet haben. Ja, es gibt die Frage, wie eine derartige Demo aussehen kann. Ja, es gibt auch Fragen, die sich tatsächlich unter dem Titel „Ein Penis auf der Frauendemo“ verhandeln ließen – etwa die Frage, wie mit Personen mit Transgenderhintergrund und weiblicher Identifikation auf einer Frauendemo umgegangen wird, was nicht von allen Organisator_innen und Teilnehmer_innen in der gleichen Offenheit betrachtet wird. Ja, es ist wichtig, dass auch Menschen, die als „Männer“ kategorisiert sind, selbst erkennen, dass eine nach Geschlechtern segmentierte Gesellschaft eine Einschränkung für alle ist und sich von der Rolle als klassischer Profiteur eines patriarchalen Systems emanzipieren. Ja, und sie sollen auch ihren Platz in diesem politischen Kampf haben. Aber wer der Demo in der Männerrolle dann von außen vorschreiben möchte, wie sie sich zu präsentieren hat, der nimmt freiwillig und ohne Notwendigkeit die Position dessen ein, wogegen demonstriert wird. Es geht hier den Kampf einer Hälfte der Gesellschaft gegen die Diskriminierung durch Geschlechterkategorien – und das Konzept der Frauendemo soll diesen

Kampf sichtbar machen. Eine gemischte Demo verschleiert aus Sicht der Organisator_innen diesen Kampf – und der Ärger, wenn jemand versucht, ihnen ihr Demokonzept aus der Hand zu nehmen, trägt sicher nicht zu einer sachlichen Debatte bei, ist aber nachvollziehbar. Fordernde Konfrontation ist kein adäquater Ausdruck von Solidarität mit gemeinsamen Anliegen – und eine Demo ist auch nicht der geeignete Ort, an dem Grundsatzfragen politischer Strategie verhandelt werden können. In diesem Sinne also bitte bei der nächsten Demo: Mehr Solidarität, weniger Konfrontation!

Iris Hajicsek

Aggressionen und Frauentag? Kommentar

Z

umindest verbal-aggressives Verhalten einiger Proponentinnen der Demonstration am 8. März 2011 konnte ich, eher Passantin denn Teilnehmerin, am Christian Broda Platz lang vor Abmarsch des Demozuges wahrnehmen. Viele der Parolen, die auf Transparenten zu lesen waren, oder über Megaphone und Mikrophone in die Menge getragen wurden, deuteten darauf hin, dass hier vor allem der harte Kern der Frauenrechtlerinnen anwesend war. Ob bereits vorab in den Medien und Onlineforen klar hingewiesen wurde, dass bei dieser Veranstaltung Männer nicht zugelassen waren, mag mit letzter Sicherheit nicht festzustellen sein. Dass jedoch Männer, die sich entweder aus Interesse, Neugier oder aus Solidarität zur

größer werdenden Frauenmenge gesellten, in teils unzumutbarer und aggressiver Weise von Einzelnen aus der Menge aufgefordert wurden, den Platz, die im Weggehen befindliche Demons-

„Sachliche Info hätte einen wertvolleren Dienst erwiesen.“ tration für Frauenrechte sofort zu verlassen, war auffällig wahrnehmbar. Dies in einigen Fällen auch unter Androhung gewaltausübender Handlungen. Auch mir war zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, was die Veranstalterinnen mit diesen Auftritten zum Ausdruck bringen wollten.

Auch nicht, ob diese „Verweise“ tatsächlich durch die Veranstalterinnen legitimiert wurden, oder ob sich hier Einzelverhalten einiger wenigen, die hierin eine Möglichkeit ihrer falsch verstandenen Machtausübung sahen, in solch ausfälligem Umgangston manifestiert hat. Aus einigen mitverfolgten Gesprächsfetzen war die Empörung über das „Wie“ der erfolgten „Verweise“ sehr klar herauszuhören. Hier hätte sachliche Information, ohne jede Drohung und Aggression sowohl der Sache selbst als auch dem Andenken der historisch unumstrittenen Frauenrechtskämpferinnen und der vielen Aktivistinnen der mitbeteiligten Institutionen und Vereinen einen weitaus wertvolleren Dienst erwiesen.

Anneliese Rohrer www.uebermorgen.at


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LeserInnenMeinung: Sexismus oder legitime Kritik? Iga Mazak die ganze story ist höchst lächerlich. die frauen-mädchenlesben demo zu kritisieren ist kein sexistischer akt. die übermorgen aus ihrem „kammerl“ zu werfen, der ohnehin seit jahren mehr als freiraum als als treffpunkt und austragungsort ideologischer grundsatzdebatten fungiert - ganz schön vermessen. peinlich - sowas nennt sich politikwissenschaft? lasst euch nicht erpressen.. so gewinnt man keine öh wahlen, so verliert man glaubwürdigkeit. Peter Gaube jede stv hat das recht, mit dem ihr zugewiesenen budget so umzugehen, wie sie (und die jeweilige gebarungsordnung) es für richtig hält, dafür wurde

sie ja auch gewählt. wem die entsprechenden entscheidungen nicht passen, möge künftig anders wählen, so funktioniert das in einer repräsentativdemokratischen öh, ob man will oder nicht. es ist zwar bedauerlich für die redaktion, aber wer mit politischer meinung nicht umgehen kann oder will, möge sich eben andere unterstützer_innen suchen, denen es völlig wurscht ist, was sie da finanzieren. ich bin jedenfalls froh, dass es noch öh-organe gibt, die wissen, wofür sie stehen. elischa der abdruck von „kritischen“ artikeln bzw. kommentaren ist nicht das problem, sondern wie damit innerhalb der zeitung dann

umgegangen wird. einen derart unreflektierten kommentar ohne weitere anmerkungen oder sichtweisen abzudrucken halte ich bei einem antisexistische n anspruch für sehr problematisch. das macht nämlich dann die blattlinie aus. die blattlinie nicht vertreten zu können und deshalb die zeitung nicht mehr zu unterstützen, sehe ich deshalb als legitim an! auch wenn ich die stvpowi naturgemäß sonst nicht so toll find ;( Lena ...und jetzt mal einige versöhnliche Punkte: pro stv: Obwohl der Kommentator vermutlich aus den besten Gründen hingegangen ist, hat er das nicht wirklich rübergebracht. (Ja die

Blattlinie könnte sich bei so einem reißerischen Kommentar schon auch einen positiven erlaubten bzw. einen Bericht dazu.) pro übermorgen: Einzelne Zurufe rausnehmen und nicht das Gesamtbild bringen - ist natürlich problematisch - aber darum ist es auch ein Kommentar! Das ist zu akzeptieren! pro alle: Im besten Fall wird bei der nächsten Frauendemo nicht wieder dasselbe passieren. Weil da kann man sich einig sein - das ist nicht okay! (Kann mir auch nicht vorstellen, dass die Organisatoren das in irgendeiner weis e gut finden!!!)

AG beseitigt kritische StrVs uf der Wirtschaftsuniversität beweist die Aktionsgemeinschaft einen besonderen Sinn für politische Fairness: Sie schafft Vertretungen, in denen sie keine Mehrheit zustande bringt, kurzerhand ab. [vic] Sowas hatte man auf der WU noch nie gesehen: Vor der breiten, zum Haupteingang führenden Stiege, auf der sich üblicherweise Studierende eine Pause in der Nachmittagssonne gönnen, twisteten und tanzten vom einen Moment auf den anderen ungefähr 30 Menschen zu „Shout“ von den Isley Brothers. Ein Flashmob auf der Wirtschaftsuniversität? Was musste passieren, um eine solche Protestaktion auf der - nicht unbedingt für ihre revolutionären Umtriebe berüchtigten - WU zu provozieren?

Bunt, Mutig, Studentig?

Da im Sommersemester 2011 die Diplomstudien auslaufen und in der Folge auch die Struktur der Studienrichtungsvertretungen angepasst wird, beschloss die Universitätsvertretung zunächst, für die Masterstudien Volkswirtschaft und Sozioökonomie jeweils gesonderte Vertretungen einzurichten. Doch in der Sitzung am 18. März folgte der Knalleffekt: Die AktionsGemeinschaft brachte einen Antrag auf eine Zusammenfaswww.facebook.com/ueber.morgen

sung der Vertretungen der Masterstudien ein, ließ KritikerInnen durch eiliges Schließen der RednerInnenliste gar nicht erst zu Wort kommen und setzte ihn mit ihrer 2/3-Mehrheit durch. Die Abschaffung der (traditionell linken) Studienrichtungsvertretungen der Masterprogramme VWL und Sozioökonomie durch die AG war also beschlossene Sache. Zum offensichtlichen machtpolitischen Hintergrund dieser Entscheidung kommt noch eine weitere Problematik hinzu: Die Studierenden der Fächer Sozioökonomie und VWL nehmen nur einen kleinen Teil der Gesamtzahl der WU-Studis ein. So befinden sich etwa nur 5% aller Masterstudierenden an der WU in entsprechenden Studiengängen – in einer gemeinsam gewählten StRV würden ihre Stimmen nicht besonders stark ins Gewicht fallen. Da auch im Bachelorstudiengang (in welchem alle Studienrichtungen außer Wirtschaftsrecht zusammengefasst sind) die Betriebswirtschafter die Hörsäle dominieren, hat bis dato die StrV des Diplomstudiums die Interessen des VWL- und Sozioökonomiezweiges vertreten. Auch diese Studierenden müssten künftig ohne eigene Vertretung auskommen. Dem schon etwas angestaubten Wahlspruch der AG „Bunt, mutig, studentig“ dürfte eine solche Vorgangsweise wohl kaum noch gerecht werden.

Protest blieb erfolglos- noch.

Der Flashmob, in kürzester Zeit gesammelte

FOTO: FLICKR,NICCOLOCARANTI

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1176 Unterschriften, Spamaktionen auf den Facebookseiten von AG und ÖH WU sowie mehrere Protestschreiben verschiedener Institutsvorstände und Lehrender der betroffenen Studienrichtungen blieben erfolglos: Stefan Kilga, Vorsitzender der AktionsGemeinschaft an der WU, erklärte in einem knappen Facebook- Post sinngemäß nur, man könne in schwierigen Zeiten wie diesen nicht jeder Minderheit eine eigene Vertretung zugestehen. Die Initiative „Wir lassen uns nicht mundtot machen“ hofft nun auf ein Abstrafen der AG bei den kommenden ÖH-Wahlen.


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Projekt „VinziRast-MITTENDRIN“ Ein Haus für Obdachlose und Studierende

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ährend der Besetzung des Audimax im Rahmen der Studierendenproteste 2009, aus der auch die über.morgen stammt, trafen Studierende, unter ihnen der Lehrer und Anglizistikstudent Peter Nitsche, auf obdachlose Menschen, die im Saal nächtigten. Er wollte für sie eine längerfristige Unterkunft im kalten Wien und vor allem Beschäftigung schaffen. Mit einem E-Mail wandte er sich an den Bauunternehmer Hans-Peter Haselsteiner. Haselsteiner, ein großzügiger Unterstützer des VinziRast Hauses, verwies Nitsche an Cecily Corti, die das VinziRast-Corti Haus in Wien aufgebaut hat. Man traf sich und aus dieser Begegnung entstand die Idee zu VinziRast-Mittendrin, ein Haus für Obdachlose, Studierende und an Sozialprojekten interessierte Menschen. Mittendrin deshalb, weil das Haus an der Währinger Straße mitten im Studierendenviertel und nahe der Innenstadt liegt. Haselsteiner kaufte das heruntergekommene Gebäude und Cortis Verein renoviert es gerade. Im Haus sollen nicht nur Obdachlose und Studierende wohnen, sondern es sollen auch „ein Café ohne Konsumzwang, Räume für Beratung, Begegnung und kulturelle Veranstaltungen, Möglichkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten sowie eine Werkstatt entstehen“, sagt Cecily Corti. Die Begegnung der Studierendenbewegung #unibrennt mit der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan wird so in einem fruchtbaren Pilotprojekt münden, auf das man gespannt sein darf. Im Sommer 2012 soll es fertig sein.

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ecily Corti, Obfrau des Vereins Vinzenzgemeinschaft, resümiert im Gespräch mit Peter Nitsche über den Werdegang des Projekts.

Was dachten Sie, als Sie von Dr. Haselsteiner beauftragt wurden, mit den ProtagonistInnen des

Projekts, Emily Kollarz, Peter Nitsche, und anderen, Kontakt aufzunehmen? Cecily Corti: Von Beginn an war ich begeistert von dieser neuen Idee; vom Elan der Studierenden und deren Ausdauer, mit der sie sich nicht nur in der Zeit der Besetzung für obdachlose Menschen und deren Bedürfnisse und Schicksale mit allen ihren Fähigkeiten einsetzten. Dieser Mut und die Beharrlichkeit waren von Beginn an spürbar.

Als feststand, dass das alte Haus in der Währinger Straße der Vinzenzgemeinschaft zur Errichtung des neuen Projektes übergeben wird..? Ich war überwältigt, dass wir alle diese Chance durch die Hilfe von

Herrn Dr. Haselsteiner bekommen haben. Auch die Aufgabe, die auf uns alle nun in den nächsten Jahren zukommt, ist mir in diesen Tagen sehr bewusst geworden. Ob wir das alles, was wir uns vornehmen, schaffen werden, ob alles so gelingen wird, wie wir es planen,… Auch hier hat mich die Sichtweise der Studierenden in unserem Planungsteam, ihre Visionen für ein neues Zusammensein von jungen Menschen und Menschen, die bereits viel Schlimmes in ihrem Leben erfahren haben, positiv gestimmt.

BesucherInnen, MitarbeiterInnen,… ein Ort der Achtsamkeit und Begegnung ist. Dass wir die Ziele, die wir uns alle gesetzt haben, zum Wohle aller Menschen im Haus erreichen und umsetzen können. Und, dass jener Geist spürbar ist, getragen von Kraft, Mut, Ausdauer und Kreativität, der uns vom ersten Gespräch an getragen hat.

Was wünschen Sie sich persönlich für dieses neue Projekt „Vinzirast Mittendrin“?

» www.vinzirast.at

Zu allererst, dass es für alle Menschen, die in unserem Haus sind, ob als MitbewohnerInnen, als Gäste,

VinziRast MITTENDRIN Währinger Straße 19 / Ecke Lackierergasse, 1090 Wien Vollbetrieb ab Mitte 2012 geplant.

Peter Nitsche, Karin Stanger

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1170 Wien. Taubergasse 35/15. Tel.: +43664 558 77 84, Homepage: www.uebermorgen.at; Redaktion: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. 1170 Wien. Taubergasse 35/15; Redaktionelle Leitung: Dario Summer, Jakob Arnim-Ellissen; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Layout: jaae, axt, cg; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach §44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet. www.uebermorgen.at


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über.politik

Damit niemand Angst haben muss! I

m März 2011 forderten 85 Staaten den UN-Menschenrechtsrat in einer gemeinsamen Erklärung auf, dafür zu sorgen, die Menschenrechtsverletzungen aufgrund der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität zu unterbinden. Wir haben Mag. Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle Courage, anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie (engl. „IDAHO“ am 17. Mai) zum Interview gebeten. [gko] über.morgen: Niemals zuvor haben sich so viele Staaten für dieses Thema stark gemacht...

Es mehren sich die Versuche, Homosexualität als psychische Störung darzustellen. Sitzen die Vorurteile nach Jahrhunderten der Aufklärung immer noch so tief?

Besonders in fundamentalistisch-religiösen Milieus mehren sich wieder die Versuche, Homosexualität als psychische Störung darzustellen und „Heiltherapien“ anzubieten. Aber auch bei der Durchschnittsbürgerin, beim Durchschnittsbürger hält sich hartnäckig die Meinung, Homosexualität sei eine Krankheit und daher heilbar, wenn die derart Betroffenen nur wollten. Und das, obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Diagnose „Homosexualität“ vor über 20 Jahren, nämlich am 17. Mai 1990 aus dem internationalen Diagnoseklassifikationssystem (ICD) gelöscht hat.

In den vergangenen Wochen hat sich medial einiges dazu getan. Wie haben Sie die Berichterstattung wahrgenommen?

Während so mancher Vertreter der katholiwww.facebook.com/ueber.morgen

Es gibt nach wie vor Staaten, in denen die Tötung von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen gesetzlich legitimiert wird.

Ich wünsche mir Akzeptanz der Vielfalt anstelle der Toleranz des Andersartigen. Es geht vor Allem darum, dass Menschen akzeptieren, dass es unterschiedliche Lebensentwürfe in unserer Gesellschaft gibt, und dass keiner dieser Entwürfe besser oder schlechter ist. Denn der Unterschied zwischen Toleranz und Akzeptanz

Ich wünsche mir Akzeptanz der Vielfalt anstelle der Toleranz des Andersartigen. steckt im Detail. Während die lediglich Tolerierten niemals als gleichwertige Menschen angesehen werden, sind die Akzeptierten Teil der Gesellschaft und gar nicht mehr aus dieser wegzudenken.

FOTO: WAHALA.AT

Johannes Wahala: Ja, und obwohl eine solch große Unterstützung als Erfolg gesehen werden kann, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gewalt gegen gleichgeschlechtlich empfindende Menschen wieder zunimmt; dass Menschen, die sich gegen Homophobie einsetzen oder ihre Homosexualität in der Öffentlichkeit nicht verstecken wollen, beleidigt, beschimpft, angegriffen, verfolgt und ermordet werden. Es gibt nach wie vor Staaten, in denen die Tötung von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen gesetzlich legitimiert und staatlich organisiert wird. Wiederum andere Staaten haben zwar die „legitimierte Ermordung“ in der Zwischenzeit aus ihren Gesetzestexten verbannt, dennoch werden diesbezügliche Straftaten oft nicht oder nur zögerlich verfolgt.

schen Kirche keine Gelegenheit auslässt, um gleichgeschlechtlich empfindende Menschen zu verunglimpfen und zu TäterInnen umzudeuten – manche gehen sogar soweit, diskriminierende Verfolgungshandlungen und Gewalttaten als legitimes Menschenrecht der GewalttäterInnen darzustellen – scheint es in der Mehrzahl der medialen Berichte um das Zurschaustellen der Homosexuellen zu gehen.

Wünschen Sie sich mehr Toleranz?

Oftmals wird ausschließlich männliche Homosexualität dargestellt... Weibliche Homosexualität unterliegt einer wesentlich stärkeren gesellschaftlichen Tabuisierung und wird daher viel seltener in die Öffentlichkeit getragen; Mitunter können Lesben gerade deswegen froh darüber sein, nicht am Titelcover eines Wochenmagazins als „Leidende“ dargestellt zu werden. Trotzdem, eine schiefe Optik. Und darüber hinaus in einem eigenartigen Licht. Weibliche Homosexualität wird jedenfalls anders dargestellt und wahrgenommen als männliche. Meist liegen der medialen Darstellung nicht nur homophobe, sondern auch verklärte oder romantisierende Zerrbilder und Vorurteile zu Grunde.

Aber auch innerhalb der gleichgechlechtlich liebenden Gemeinschaft ist die Rezeption von Homosexualität oftmals unterschiedlich... Ja, auch zwischen heterosexuellen Beziehungen gibt es Unterschiede, aber diese werden in der Regel nicht von den Medien herangezogen, um darüber covertauglich zu berichten. Das liegt vor allem daran, dass die politische Instrumentalisierung von Vorurteilen oft nicht als solche erkannt wird.

„Eine tolerante Gesellschaft erkennt man daran, dass die darin lebenden Menschen die Vielfalt der individuellen Lebensentwürfe positiv wahrnehmen, akzeptieren und als Bereicherung für sich und die Gesellschaft sehen.“ Mag. Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle Courage Die Courage ist eine geförderte Beratungsstelle für gleichgeschlechtliche und transGender Lebensweisen mit Beratungseinrichtungen in Wien, Graz und Innsbruck. Sie bietet kostenlos und anonym Beratung vor allem für Lesben, Schwule, Bisexuelle, TransGenderPersonen und ihre Angehörigen an.


über.politik

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8. Mai – Wien Nazifrei

Polizeiübergriffe auf Nachdemo

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edes Jahr veranstalten die deutschnationalen Burschenschaften des Wiener Korporationsrings (WKR) am 8. Mai, dem Tag der Befreiung Europas vom Hitler-Regime, eine Gedenkveranstaltung für die „Helden“ des Zweiten Weltkrieges. [niwo]

Foto: cg

den Ausgängen. Ein Teil der Menge zieht nun rasch über den Ausgang Michaelerplatz in die Herrengasse, wo zunächst nur vereinzelt AntifaschistInnen über die gesperrten Seitenstraßen Parolen Richtung abziehende Burschenschafter riefen. Schließlich trafen rund 300 bis 400 Personen bei den Absper-

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rungen um die Mölker Bastei (Schottengasse und Ring) ein, um quasi als Nachdemo weiter Parolen zu rufen. Die Lage blieb friedlich, die Polizei verstärkte mit etwas Verzögerung aber nach und nach ihr Aufgebot um die Mölker Bastei. Als zahlreiche Burschenschafter und Neonazis im Restaurant Leupold in der Schottengasse essen gehen und die Polizei halbherzig die am Ring versammelten DemonstrantInnen zu kesseln versucht (aber schließlich doch ziehen lässt), verlagert sich der Schauplatz in die Schottengasse. Als eine Gruppe Burschenschafter auf der Herrengasse Richtung Innenstadt geht, beginnen mehrere

ART FOT O: M

FPÖ-Bundesparteiobmann Strache kündigte erstmals seit 2004 wieder an, eine Rede bei dieser Veranstaltung zu halten. Auf der Startseite der (Neo-)Nazi-„Netzseite“ Alpen-Donau-Info wurde für das „Heldengedenken“ geworben. Und so wurde auch für die Gegendemonstrationen dieses Jahr breiter mobilisiert. Ein Aufruf zur Blockade des Heldenplatzes ab 15:00 Uhr blieb zwar ungehört, doch am „Fest der Befreiung“ am Schwarzenbergplatz fanden sich ab 16:00 Uhr etwa 150 Personen ein. Ab 17:00 Uhr wurde schließlich zur Universität Wien mobilisiert – ein Bündnis aus Grünen, Israelitische Kultusgemeinde und Sozialistischer Jugend rief dazu auf. Dieses Bündnis konnte erwirken, dass entgegen der jährlichen „No-WKR“-Demos Ende Jänner, die Schlusskundgebung direkt auf dem Heldenplatz abgehalten werden konnte. Gegen 19:00 Uhr befanden sich 1.000 bis 1.500 Personen vor der Uni Wien, als die Demonstration über den Ring loszog. Der Heldenplatz war nur über ein einziges Burgtor sowie über den Michaelerplatz erreichbar. Die Bühne für die Schlusskundgebung befand sich burgseitig, etwa 100 Meter weit von der Krypta entfernt. 1.700 DemonstrantInnen wurden gegen 19:30 Uhr gezählt (Quelle: nochrichten.net). Durch einen Korridor aus Tretgittern sollte die Menge zur Bühne geschleust werden, jedoch blieben mehrere Hundert direkt hinter dem Burgtor stehen, um keine 30 Meter vom Versammlungsort der Burschenschafter entfernt lautstark Parolen wie „Nazis raus“ oder „Gebt den Burschis endlich Platzverbot“ zu rufen. Gegen 20:15 Uhr trafen rund 300 Burschenschafter und Neonazis, die als Begleitung dabei waren, von der Mölker Bastei durch die Innenstadt kommend bei der Krypta am Heldenplatz ein. Die Sprechchöre wurden lauter, vereinzelt flogen Gegenstände und Böller in die von der Polizei eingerichtete „Sicherheitszone“, insgesamt war die Lage jedoch friedlich, obwohl ein enger ziehen der Polizeikette um mehrere Meter kurzfristig eine Eskalation befürchten ließ. Als die Burschenschafter kurz vor 21:00 Uhr abzuziehen beginnen, schließt die Polizei das Burgtor und den Ausgang bei der Nationalbibliothek. Es gibt einige Wortgefechte, die Polizei reagiert mit Einschüchterung durch Verstärkung ihres Aufgebots mit gerüsteten Einheiten bei

Personen, diesen nachzulaufen. Auf der Flucht werden laut Augenzeugen zweien davon die Kappen vom Kopf gezupft. Die Burschis kehren über die Teinfaltstraße zur Mölker Bastei zurück und werden dort von PolizistInnen schützend empfangen. Bis etwa 22 Uhr blieb eine stetig kleiner werdende Menge Protestierender aus zuletzt etwa 100 Personen vor einer Kette aus PolizistInnen vor dem Restaurant Leupold versammelt, als zahlreiche Busse und Gefangenentransporter in der Schottengasse eintrafen und die Polizei via Lautsprecher durchsagte: „Verlassen Sie die Fahrbahn der Schottengasse und begeben Sie sich auf den Gehsteig – sollten Sie dem Ganzen nicht Folge leisten, sehen wir uns gezwungen einzuschreiten.“ Wie auf Videos von WienTV. org zu sehen ist, waren schon eine Minute später fast alle auf den Gehsteigen. Eine Polizeikette drängte die Personen nun weiter bis zum Schottentor/-ring ab, mehrere Personen fielen dabei hinter die Polizeikette zurück und wurden eingekesselt. Die übrigen blieben hinter der Polizeikette am Gehsteig bzw. Haltestellenbereich Schottentor zurück, um das weitere Vorgehen zu beobachten und sich verbal zu empören. Die Polizei reagierte indes damit, die paar Dutzend vom Zusehen abzuhalten und drängte diese unter Beiziehung der Hundestaffel auf den Ring. Als einige Personen dennoch wieder bis zur Polizeikette heranrückten, wurde die Polizei rabiat. Die Menge wurde nun über den Ring gescheucht, RadfahrerInnen und andere, die nicht schnell genug reagieren konnten, wurden überrannt, gestoßen, getreten, auf den Boden gedrückt, fixiert. Ein Video zeigt gar, wie einer der Radfahrer gepackt und mehrere Meter weit weggeschubst wird und wie anschließend mehrere Polizisten sein Fahrrad auf den am Boden liegenden werfen. Einer der Polizisten tritt mehrmals mit den Füßen auf ihn ein. Laut Aussagen Anwesender, die unmittelbar nach dem überraschenden Vorfall von WienTV.org aufgenommen wurden, wurden Personen auch mit Faustschlägen auf den Körper traktiert. Nachdem sich die Lage stabilisierte, verweigerten sämtliche Beamte auf Nachfrage von Opfern und Zeugen die Herausgabe der Dienstnummer, auch der Einsatzleiter wurde nicht genannt. Laut Aussage eines Beamten befand sich dieser in der Zentrale am Schottenring, bei weiteren Fragen solle man sich an die Pressestelle wenden. Eine Linksammlung zu den Videos (u.a.) findet sich auf » www.fm5ottensheim.blogspot.com www.uebermorgen.at


über.kultur

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The Legend of the Seekers

Indien und die Ritter der Wahrheit

FOTO: MAHU

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n die 600 Augenpaare starren gespannt in Richtung Tür. Neben mir fängt eine in blütenweisses Leinen gehüllte Frau im Lotussitz an zu singen, die Augen geschlossen, im Takt wippend: „Shiva, Shiva, Shiva...“ Und wieder einlullender Mantragesang. Nach ein paar Minuten tritt er ein, Guru Prem-Baba. Ein Mitfünfziger, gebürtiger Portugiese, seit knapp vier Jahren erleuchtet und als Guru tätig. Er lässt sich auf seinem gepolsterten Thron in der Mitte der halbkreisförmigen Menge nieder und beginnt seine Lektion. Portugiesisch, eine Simultanübersetzerin tut ihr Bestes. Unter den Zuhörern kein einziger Inder. Er spricht von Glück, dem Sinn des Lebens, der Wichtigkeit der Selbstversenkung und umspielt währenddessen mit seiner rechten Hand eine rote Rosenblüte. Schließlich die Botschaft: „What can YOU

FOTO: MAHU

www.facebook.com/ueber.morgen

do?“ – kurze Kunstpause – „Always follow the instructions of your GURU!“ Ich verlasse die Sitzung. Gurusightseeing beendet. Genug Jim Jones für einen Tag. In einem Café suche ich Zerstreuung. Das Städtchen schmiegt sich friedlich an die Uferhänge des noch wilden Ganges. Genau dort, wo er die behütete Geborgenheit des Himalaya hinter sich lässt. Rishikesh, die selbsternannte Welthauptstadt des Yoga. Seit die Beatles hier 1968 für ein paar Monate in einem Ashram abstiegen, nimmt die Pilgerschar der sinnsuchenden westlichen Exilanten keinen Abbruch. Schicke Yogaschüler mit Sakko und Guccitasche geben hier bedreadlockten Alt- und Neohippies in bunten Ethnokleidern genauso die Klinke in die Hand, wie der purtugiesische Guru dem us-amerikanischen und dieser seinen

Mercedes-Benz-Autoschlüssel dem indischen Parkwächter. Ein verrückter Ort… Im Bus nach Rishikesh hatte ich Fritz aus Nürnberg kennen gelernt. Er versucht, im fleischophoben Indien ein Bratwurstbusiness aufzuziehen und verdient sein Geld derweil mit dem Online-Verkauf von hölzernen Lichtpfählen... Gestern beim Frühstück drückte mir eine der vielen “Westerners” einen Flyer in die Hand. „Unconditional love“, las ich laut. Darüber in fetten Lettern „Tantraworkshop“. Mein Tischnachbar riss mir sofort das Zettelchen aus der Hand, las es erstaunt durch und fragte nach: „Also practically?“, sie verneinte entrüstet. Es gehe um die philosophische Theorie der Liebe… Heute Vormittag ein kurzer Plausch mit dem Asketen Babaji. Er war erfolgreicher Computerprogrammierer in England gewesen. Dann


über.kultur Depression und eine psychologische Behandlung. Während dieser ein mystisches Erlebnis. Er zog nach Indien, wurde Asket und besitzt seither nichts als Überwurf und Pilgerstab. Als er schließlich zu erläutern begann, dass Glastonbury einen der wenigen UFO-Landeplätze der Welt besäße, suchte ich das Weite... Zu Mittag ein kurzes Gespräch mit Malcom. Langzeitreisender, aber nie ganz in Indien angekommen. Ein mystischer Hindumissionar mit Paulo Coelho unterm Arm. Er schwärmte von der tiefen Spiritualität, die sich die Inder bewahrt hätten. Von Schattenseiten, wie Kastenwesen, Benachteiligung der Frauen, herrschende Sitten- und Religionszwänge, Aberglaube usw. wollte er nichts hören. Als ich schließlich meine Präferenz einer säkularisierten Gesellschaft durchblicken ließ, stellte er mit traurigen Augen die Totschlagfrage: „Do you believe in God?“, und entschwebte nun auch sprachlich in die luftige Metaebene. Und wieder hatte sie zugeschlagen, die vom autozentri-

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schen Sinnsuch-Scheuklappen-Blick geprägte Romantisierungs-Automatik der postmodernen Gralsritter. Sinnsuche im Elfenbeinturm. Mit neonrosa Brillen… Eine junge Frau setzt sich an meinen Kaffeehaustisch. Backpacker-Smalltalk. Sie komme gerade von ihrer täglichen Meditationsstunde im Ashram ihres persönlichen Gurus. Um vier Uhr gebe er seine tägliche Lektion, ich solle doch mitkommen. Etwas gereizt lehne ich ab - „I don’t need no Guru. You know, I’m from Austria, we’ve had that…” Zurück im Hotel ein kühles Kingfisher mit einem Amerikaner. Vor ihm auf dem Tisch die Selbstfindungstrip-Bibel schlechthin: “Eat, Pray, Love” von Elizabeth Gilbert. Mit einem Kopfnicker in Richtung Buch frage ich, ob er denn auch schon in einem Ashram abgestiegen sei. Sichtlich amüsiert meint er schlicht: “No, I‘m not a seeker – I‘m a traveler.“

[mahu] FOTO: MAHU

Wir sehen hin wo andere wegschaun Qualität in Serie: WienTV.org

FOTO: WIEN.TV

Wir setzen unsere Serie heute mit Wientv.org fort: Dienstags-Nachrichten ganz org.

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er Internet TV-Sender Wientv.org ist eine Plattform für Botschaften der Zivilgesellschaft. Seit mehr als zwei Jahren berichtet Wientv.org von den verschiedensten Ereignissen und sieht sich als Ergänzung zu den großen HörfunkMedien des Landes. Wientv.org berichtet unter anderem von Geschehnissen, die sonst keinen Eingang in die mediale Öffentlichkeit finden würden. Das Credo lautet: „Wir sehen hin wo andere wegschauen“. Berichte über Pressekonferenzen, Demonstrationen, Tagungen, Kundgebungen, Konzerten und vieles mehr wird auf Wientv.org gesendet. Zusätzlich bieten wir Livestreams von Podiumsdiskussionen und anderen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Flüchtlingsball. Zu sehen ist Wientv.org derzeit ausschließlich im Internet. Regelmäßige Sendeformate sind die wöchentliche „Nachrichtensendung der etwas anderen Art“ und auch einzelne Beiträge aus den Bereichen der Politik und der Gesellschaft. Neue Sendeformate sind in Planung und sollen das bestehende Angebot an die SeherInnen erweitern. Neben den schon bewährten Nachrichten sollen ein- bis zweimal wöchentlich Kurznachrichten erscheinen. Weiters möchten wir Diskussionssendungen aus dem öffentlichen Raum bringen, zu denen wir ExpertInnen an unterschiedliche Plätze in Wien einladen.

Wientv.org ist natürlich auch in den Social Media Foren vertreten. Auf Facebook und Twitter werden Beiträge geschaltet, Bilder veröffentlicht. In den Foren und auf der Webseite haben die SeherInnen die Möglichkeit sich aktiv ein zu bringen und mit zu gestalten. In der Redaktionskonferenz, die entweder virtuell oder am jeweiligen Drehort der Nachrichten stattfinden kann, werden Themen diskutiert und basisdemokratisch entschieden, über welche Ereignisse berichtet wird. Die ehrenamtlich MitarbeiterInnnen des Redaktionsteams von Wientv.org sind Studierende, Arbeitssuchende, prekär Beschäftigte, neue Selbständige oder Berufstätige aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und fühlen sich dem Ehrencodex der österreichischen Presse

verpflichtet. Die Redaktion von Wientv.org ist für alle Menschen, die sich gern mit Medien und Journalismus beschäftigen offen. Die InteressentInnen können in allen Bereichen von Wientv.org tätig sein. Das kann die Moderation von Nachrichten, Berichterstattung über Events oder auch administrative Tätigkeiten, wie Akkreditierungen, Stellungnahmen einholen, etc. umfassen. VideojournalistInnen haben die Möglichkeit uns Beiträge zukommen zu lassen, die über Wientv.org gesendet werden. Wer Interesse hat bei Wientv.org mitzuarbeiten oder Beiträge einzusenden, der schreibt an redaktion@wientv.org.

[sl/vz] www.uebermorgen.at


über.reste

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FOTO: CONCORDE FILMVERLEIH

Almanya – Willkommen in Deutschland Rezension

„Was sind wir denn nun, Deutsche oder Türken?“, will der sechsjährige Cenk von seinen Eltern wissen, nachdem ihn in der Schule weder die deutsche, noch die türkische Mannschaft zu sich gewählt hat und der Geburtsort seiner Großeltern leider nicht auf der Europakarte lag, weswegen sein Fähnchen weit von allen anderen entfernt in die weiße Wand gesteckt wurde. Beides, erklärt ihm Cenan, seine Cousine, und fängt an, die Geschichte ihres Großvaters zu erzählen, der als 1000.001. Gastarbeiter nach Deutschland kam. Wie anders alles war in Almanya, wie schwierig es anfangs mit der Sprache war und wie seltsam, als die Kinder plötzlich Deutsch konnten und Weihnachten feiern wollten.

Diese Rückblenden ans Ende der Sechziger Jahre sind eingebettet in die Reise der ganzen Großfamilie in „die Heimat“, ein kleines Dorf in Anatolien, denn Hüseyin Yilmaz, der Großvater, hat dort ein Haus gekauft. Das Drehbuch stammt von den SamdereliSchwestern, die über zehn Jahre und nahezu vierzig Fassungen zusammengetragen haben, wie es damals war, als Gastarbeiter nach Deutschland zu kommen. Dabei spielen auch viele Anekdoten aus ihrer eigenen Familie hinein, wie beispielsweise die Geschichte von einem der Brüder, der panisch vor dem toten Mann am Kreuz davon läuft, den die Deutschen anbeten. Immer wieder blinkt, vor allem in den Träumen der Charaktere, der Stil der Regisseure durch, die auch „Wer früher stirbt, ist länger tot“ produziert haben. So muss Hüseyin voller Entsetzen zusehen, wie seine Frau bei der Abholung des Deutschen

Unser Zahlenrätsel Puzzle 1 (Hard, difficulty rating 0.62)

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Unser Lieblingsplatz Man begegnet ihnen im Museums Quartier, im Burgund Volksgarten, am Heldenplatz, in Schanigärten und noch auf vielen anderen Plätzen in Wien. Neben TouristInnen, PensionistInnen, Müttern mit ihren Kindern und Studierenden findet man auch uns, die sonnenhungrigen RedakteurInnen der über.morgen. Nach langen Arbeitsstunden in dunklen und spärlich belüfteten Räumen, sehnen auch wir uns nach einer erholsamen Zeit unter strahlender Sonne.

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Passes im Dirndl ein Hähnchen verspeist und dabei nuschelt: „Hüseyin, jetzt hab‘ dich nicht so, wir sind doch immer noch Türken!“ Vielleicht sind manche Witze ein wenig gefällig, doch „Almanya“ ist eine Geschichte, die voll Herz erzählt wird – und eine, die ein breites Publikum erreicht. Das ist wichtig, denn es ist die erste, die die Sicht einer Gastarbeiterfamilie zeigt: Wie Deutschland sie gerufen hat und wie es langsam zu einer zweiten Heimat wurde, in der nun schon die dritte Generation ihrer Familie heranwächst. Kurzum, Almanya ist eine lebendige und liebevoll erzählte Geschichte, die mit einem Zitat von Max Frisch endet, das passender nicht sein könnte: „Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen.“

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www.facebook.com/ueber.morgen

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FOTO: FLICKR, X-RAY DELTA ONE


über.reste

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Ausgegrenzt und abgeschoben Die Sendung mit dem Graus

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talien will die Flüchtlinge aus Nordafrika nicht haben. Doch Dublin II verhindert, dass die Menschen in andere EU-Länder weiterreisen können. Die Zuständigkeit liegt bei demjenigen Land, in dem die Flüchtlinge erstmals EU-Boden betraten. Und das ist in diesem Fall Italien. Damit die Flüchtlinge in Zukunft erst gar nicht bis Italien kommen, plant das Land eine Seeblockade zu errichten. FRONTEX soll die Einsätze vor den Küsten verstärken – ausgrenzen und abschieben, das ist EU-Flüchtlingspolitik. Grenzen dicht machen, heißt es auch in Österreich. In „Ausländern“ und „Asylanten“ werden die Schuldigen gefunden, für steigende Arbeitslosigkeit und bedrohte Sozialleistungen. Deshalb wird rasch ein neues Fremdenpaket geschnürt. „Deutsch vor Zuzug“ ist einer der viel beworbenen Grundsätze. Dieser Punkt sei eine Schikane, kritisiert SPÖAbgeordnete Sonja Ablinger. Denn die Regelung gelte nur für Zuwanderer aus Drittstaaten, nicht für jene aus EU-Ländern. Sogenannte Hochqualifizierte sind von dieser Regelung gänzlich ausgenommen. „In Wirklichkeit ist das eine Maßnahme, um Menschen abzuhalten nach Österreich zu kommen“, so Nadja Lorenz von SOS Mitmensch. Hier gehe es nicht darum Integration zu befördern,

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DER WOCHE

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sondern darum, neue Barrieren zu errichten. Während die Wirtschaftskrise mächtige Erschütterungen auslöst, stolpern die Regierungsparteien orientierungslos umher. Die Kraft nachhaltige gesellschaftspolitische Veränderungen herbei zu führen, trauen die WählerInnen ihnen nicht zu. Andere, mit kernigen Sprüchen und verkürzten Wahrnehmungen, erscheinen kompetenter. „Schauts wie schiach wir zu die Tschuschn sind, laufts uns nur nicht davon“, karikiert Thomas Maurer die AsylPolitik von SPÖ und ÖVP. In Ermangelung eigener Perspektiven greifen die Regierungsparteien die Forderungen eines zunehmend stärker werdenden rechten Lagers auf. Als Ergebnis einer „Sensibilisierungstherapie

durch Haider“, bezeichnet Thomas Maurer Xenophobie, Fremdenhass und Rassismus in der österreichischen Politik. Was noch vor 10 bis 15 Jahren undenkbar gewesen sei, könne heute in der Öffentlichkeit gesagt werden, ohne dass es einen Aufschrei gebe. Das Fremdenrechtspaket wurde am 29. April 2011 mit den Stimmen von ÖVP und SPÖ beschlossen. Nur die SPÖ-Abgeordnete Ablinger verließ während der Abstimmung demonstrativ den Sitzungssaal. Zufrieden zeigte sich hingegen der BZÖ-Mandatar Peter Westenthaler: Mittlerweile seien alle zwölf Punkte des freiheitlichen Ausländervolksbegehrens aus den Neunzigern umgesetzt. Österreich stellt mit dieser menschenunwürdigen Novellierung keinen Einzelfall dar. Rassismen und die Verletzung von Menschenrechten dominieren die Flüchtlingsund Zuwanderungspolitik EU-weit. Sowohl an den Außengrenzen, als auch innerhalb der Staatengemeinschaft. Dass die Genfer Flüchtlingskonvention am 20. Juni 2011 60 Jahre alt wird, ist also noch lange kein Grund zum Feiern!

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Heute haben wir ein ganz altbackenes Kerlchen. Den kleinen rechten Recken. Bei einem tragischen Unfall wurde er seiner Potenz beraubt und fristet nun sein Dasein in einer der schrecklichsten Buden der Stadt. Sein durch Inzucht entstellter Körper hat aus ihm einen bissigen Artgenossen gemacht. Bewegt man sich in seinem linken Blickfeld bekommt man ganz schnell seine säbelscharfen Krallen zu spüren. Solltest du einen Platz in deiner Strafanstalt haben, nimm dich bitte dieses kranken Rassetieres an.

[s ud

: k c e r e d u S

man mit

dem Radl, um

was Gutes für die

Umwelt und für seinen

Adoniskörper zu machen

und was passiert? Es ist wieder

mal kein Radl-Parkplatz frei und

man hängt den geliebten Drahtesel an

das nächste Schild. Da stehen auch noch

nette Herren von den Wiener Linien daneben,

]

Eure über.morgen-Tierredaktion

Weißt,

da fährt

weil ja gerade eine riesige Veranstaltung ums

Eck ist. Die schauen einfach zu wie man sich ins

Verderben stürzt. Weil die Pointe von der Geschichte

ist ja: nach dreißig Minuten kommt man zurück und das

super geile rote Puch Rennradl anno 1970 ist weg. Einfach

weg. Leere, Nichts. Weg. Nachdem das Herz in der Hose und der

Schritt ganz feucht geworden ist hab ich dann den netten Herrn

der Wiener Linien gefragt. Der meinte nur: „Das haben‘s vor 15 Minuten

abgeschleppt. Ich hab‘s nicht angeordnet, aber sie können‘s in Währing

am Montag abholen. Tschuldigung!“ Super, danke. Also jetzt frag ich mich nur

noch:“Dürfen’s denn das?“, und verkriech mich in ein feuchtes Loch zum Weinen! www.uebermorgen.at


PHILIPP RENDER

Ägypten, Lybien, Syrien, Fukushima, Hochwasser am Missisippi, der Tot Bin Ladens, Eurovision Song Contest... und das alles gleichzeitig. Ab wann verliert eine Nachricht an Wichtigkeit, wie groß muss eine Katastrophe

sein, um eine andere von den Titelblättern zu drängen? Und interessieren die Demonstranten in Tel Kelach die Strahlenwerte vor der japanischen Küste? Philipp Render


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