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Cari Cari im Interview


Cari Cari bieten den perfekten Soundtrack für Roadtrips und Festivals. Wer einmal einen Song des Duos, bestehend aus Alexander Köck (Gesang, Gitarre) und Stephanie Widmer (Gesang, Schlagzeug, Didgeridoo), gehört hat, erkennt die Band unter Tausenden wieder. Das haben sich wohl auch die Macher der US-Serie Shameless gedacht und Songs von Cari Cari in Serie und Soundtrack eingebaut. Kürzlich ist mit „Belo Horizonte“ eine neue Single des Duos erschienen. Alexander gibt uns im Interview Einblicke in das Bandleben.
Um gleich mit einem aktuellen Thema zu beginnen: Alexander, du hast ja kürzlich auf die teils extrem geringen Gagen von Musiker/innen aufmerksam gemacht. Welches Feedback hast du von anderen dafür bekommen?
Das Feedback war überwältigend. Ich hätte nie gedacht, dass meine kurze Ansprache so Wellen schlägt, denn mir war ehrlicherweise nicht einmal bewusst, wie schlimm das Gagengefälle bei Orchestermusiker/innen ist. Darum war ich auch über die 30 Euro so schockiert und musste etwas dazu sagen. Das Feedback kommt aus allen Ecken und nicht nur von Musiker/innen. Viele Nicht-Musiker/innen haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Schere geht in vielen Bereichen sehr stark auseinander.
Alfons Haider hat sich damals auf der Bühne sofort eingeschaltet, sodass zwischen euch eine Diskussion entstanden ist, die durch die Medien gegangen ist. Im Nachhinein hat er sich öffentlich für die geringen Gagen und seine Wortwahl entschuldigt. Hat er nochmal Kontakt zu dir aufgenommen?
Nein, zu mir hat niemand Kontakt aufgenommen oder sich entschuldigt. Ich bin vor Ort noch auf ihn zugegangen und hab erklärt, dass ich mit meinen Aussagen nicht ihn angreifen, sondern auf einen
Missstand aufmerksam machen wollte, für den er in diesem Fall ja gar nicht direkt verantwortlich war. Ich glaube, das ist auch so angekommen, aber ich befürchte beste Freunde werden wir trotzdem nicht mehr werden. Mir geht es um die Sache und nicht um persönliche Befindlichkeiten. Also bei mir muss sich keiner entschuldigen.
Auch ihr konntet anfangs natürlich nicht allein von eurer Musik leben. Wie und wann habt ihr gemerkt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eure (Neben-)Jobs zu kündigen und euch voll auf die Musik zu konzentrieren?
Stephanie und ich haben beide keine professionelle musikalische Ausbildung und waren der Meinung, dass es unmöglich ist, von Musik zu leben. Ich denke, das ist unsere Geheimwaffe, weil uns immer egal war, ob wir kommerziell erfolgreich sind. Das macht unsere Musik „echt“ und besonders, denke ich. 2018, als unsere Songs in Radios gelaufen und die Konzerte immer größer geworden sind, haben wir uns ein Jahr Zeit gegeben, um nur auf Musik zu fokussieren. Seitdem leben wir davon.
Wenn es euch nicht zu persönlich ist: Wie habt ihr die Corona-Zeit finanziell überstanden? Habt ihr staatliche Unterstützung bekommen?
Ich möchte mich nicht beschweren. Wir waren die zwei Jahre davor quasi ununterbrochen auf Tour und hatten dadurch etwas angespart. Für uns haben auch die staatlichen Hilfen sehr gut funktioniert. Das war sehr wichtig und hat vielen Musiker/innen extrem geholfen. Wir haben natürlich sehr viel weniger verdient,
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ERFOLGREICH SIND.
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aber wir sind schon über die Runden gekommen. Wir haben Musik geschrieben. Da hat es andere viel schlimmer getroffen.
Könnt ihr das Gefühl beschreiben, wie es war, zum ersten Mal nach den ganzen Konzertabsagen endlich wieder auf der Bühne zu stehen?
Das war so wie für Gäste kochen, die zwei Tage nichts gegessen haben! Großartig und für alle vor, hinter und auf der Bühne, ein wunderschöner Moment.
Hat die ganze Krise auch etwas Gutes gehabt – für euch persönlich oder ganz generell?
Die Krise hat sicher entschleunigt. Ich habe gemerkt, dass viele durch diesen Pause-Knopf die Möglichkeit hatten, zu reflektieren: Lebe ich mein Leben so wie ich das möchte? Macht das alles Sinn? Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Viele haben sich umorientiert, wir hatten wieder mehr Zeit für Verrücktes und Experimente.
Das Animationsvideo zu eurer neuen Single „Belo Horizonte“ stammt vom Australier Kane Rowlingson, der auch schon für Angus Stone bzw. Dope Lemon gearbeitet hat. Wie entstehen solche Kontakte und Zusammenarbeiten?
Wir sind Fans von Kanes Arbeit und haben schon länger überlegt, mal etwas gemeinsam zu machen. Wir hatten eine Grundidee für „Belo Horizonte“, für die er gleich Feuer und Flamme war. Drei Wochen später war das Video fertig.
Wie viel an Ideen und Gestaltungen kommen bei solchen Dingen wie beim Drehen von Musikvideos, bei der Gestaltung von Merchandise oder Album-Covers von euch selbst?
Sehr, sehr viel. Zu viel eigentlich (lacht). Bei unserem Jelly Jelly-Video haben wir das wirklich auf die Spitze getrieben. Stephanie wollte unbedingt mal ein Stop-Motion-Video machen und aus dem heraus ist das Projekt immer größer geworden. Im Endeffekt haben wir Regie geführt, alle Kulissen und Miniaturmodelle gebaut, geschnitten, die Post-Production gemacht und den ganzen Clip produziert. Und fast alles davon haben wir vorher noch nie gemacht. Das hat viel
Kraft gekostet, aber auch sehr viel Spaß gemacht. In Zukunft wollen wir da mehr aus der Hand geben.
Man liest von euch, ihr habt euch das Beste aus Städten wie Melbourne, London und Tokyo mitgenommen. Wie schlägt sich dieser Einfluss aus den verschiedenen Städten und Ländern in eurer Musik nieder?
Das hängt mit den verschiedenen Kulturen zusammen. Es gibt unterschiedliche Zugänge zu Musik, aber auch die Lebensbedingungen, der Stellenwert von Musik. Das Leben in London ist einfach um ein Vielfaches härter. Fast niemand kann sich einen Proberaum leisten, Musiker/innen haben oft nebenbei zwei Jobs. Das verändert die Art, wie Musik produziert wird. In Australien gibt es dagegen in jeder Bar fast jeden Abend Live-Musik. Das macht auch etwas mit dem Publikum und den Musiker/innen. Viele kommen so über die Runden, feilen an ihrem künstlerischen Handwerk. Das ist sicher auch ein Grund, warum so viel großartige Musik derzeit aus Australien kommt.
Wie ist bei Stephanie die Idee entstanden, Didgeridoo zu spielen? Und stimmt es, dass sie statt auf einem echten Didgeridoo auf einem PVC-Rohr spielt?
Stephanie ist durch Australien gereist und hat bei jemandem aufgenommen, der in seinem Studio Musik für Naturdokumentationen produziert: ein Meister des Didgeridoos. Auf Nachfrage hin hat er ihr ein PVC-Rohr abgeschnitten, in die Hand gedrückt und gesagt: „Üb mal“. Seitdem spielt sie PVCRohr bei uns!

Ihr habt bereits in unzähligen Ländern auf der ganzen Welt Konzerte gespielt. Gibt es ein Land oder eine Location, in der ihr unbedingt einmal spielen wollt?

Japan! Auf dem Fuji Rock Festival zu spielen ist ein Traum von uns.
Über euch liest man immer wieder, dass ihr eine Band gegründet habt, um mal in einem Soundtrack eines QuentinTarantino-Films vorzukommen. Wenn ihr dieses Ziel erreicht habt, was kann dann noch kommen? :)
Das ist eine gute Frage (lacht). Dann machen wir trotzdem weiter. Der Weg ist das Ziel!
Ihr seid große Filmfans. Kannst du unseren Leser/innen deine aktuellen Lieblingsfilme empfehlen?
Puh, das ist schwierig. Wir haben gerade auf einem Flug wieder Kill Bill Vol. 1 gesehen. Großartig! Jojo Rabbit fanden wir sehr gut. Gerade vertonen wir für das Capitol Theater in Offenbach The Lost World aus dem Jahr 1925. Das ist der Blueprint von Jurassic Park. Sehr empfehlenswert!
UNIMAG ist ein Magazin für Studierende, deshalb interessiert uns natürlich immer: wenn du heute zu studieren beginnen würdest, welches Studium würdest du wählen? :)
Das ist schwierig. Wahrscheinlich Lehramt für Kunst und Werken und nebenbei Musik machen (lacht).
Vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß bei euren nächsten Konzerten!
Interview: Elisabeth Voglsam Fotos: Andreas Jakwerth