UNI & LEBEN
DIE UNI NACH CORONA: WIE GEHT’S WEITER? Die aktuellen Covid-19-Fallzahlen machen Hoffnung: Hoffnung, dass alles wieder normal wird - so wie früher. Warum das morgen aber nicht das gestern sein sollte, und warum das heute eine Chance ist, das morgen besser zu machen. Einige Denkanstöße von Manuel Gruber.
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gal mit wem man aktuell redet, der Wunsch, die Sehnsucht ist überall spürbar. Verständlicherweise nach 15 Monaten Pandemie, dass wir alle schon langsam genug von Fernlehre und dem ständig vor dem Laptop-Sitzen haben. Der Wunsch nach Präsenz. Sowohl an der Uni, aber auch im sozialen Austausch und im Dialog mit Lehrenden, Studienkolleg*innen, Freund*innen. Endlich wieder im Foyer mit anderen zusammenstehen und über Gott und die Welt reden, gemeinsam an Projekten arbeiten, in Seminaren diskutieren, beim Pub Crawl der Studienvertretung auf die erfolgreich gehaltene Präsentation im Seminar anstoßen, ohne schlechtes Gewissen in der Bib lernen oder sich einfach mit anderen treffen. Zusammengefasst: wieder leben und sich nicht nur über Stunden am Bildschirm anstarren. Die Digitalisierung kann zwar vieles erleichtern, indem sie vor allem mehr Flexibilisierung in unser Studium gebracht hat, die gerade auch jenen zugutekommt, die sich aufgrund ihrer Lebenssituation nicht zu 100 Prozent dem Studium widmen können und etwa einer Berufstätigkeit oder Betreuungspflichten nachgehen müssen. Gleichzeitig verschärft die pandemiebedingte Digitalisierung auch die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft: etwa was die
aktive Teilhabe an den Lehrveranstaltungen angeht, wenn es Studierenden aufgrund ihrer sozioökonomischen Lage nicht möglich ist, über die notwendige technische Ausstattung zur aktiven Teilhabe zu verfügen. Oder auch Lehrende, die plötzlich mit der Doppel- und Dreifachbelastung umgehen müssen, wenn zu Hause neben der Kindererziehung auch die Fernlehre gemacht werden musste oder die Furcht besteht, dass die Digitalisierung den eigenen Job unnütz machen könnte. Die aktuellen Covid-19-Fallzahlen in Salzburg, aber auch in Österreich stimmen entsprechend zuversichtlich, dass wir uns einem Status Post -Covid-19 immer mehr nähern und der Wunsch nach der Rückkehr zur Präsenz Realität wird. „Endlich wird alles wie früher“, wird sich die eine oder andere jetzt denken. Chancengerechte Teilhabe notwendig Nein, das kanns auch nicht gewesen sein, denke ich mir jetzt. Eine Welt, wie es sie vor Covid-19 gegeben hat, wird es nicht mehr gegeben, denn ein hoffentlich baldiges Ende von Covid-19 darf nicht das Ende der Digitalisierung bedeuten. Vielmehr muss es der Start in eine neue bessere Zukunft sein, in der Universität chancengerecht, pluralis-
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