UP #705: Geheim (Juli 2021)

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POLITIK & GESELLSCHAFT

ÄNDERT SICH ALLES, ÄNDERT SICH NICHTS Wie Greta Thunberg weltweit oder Luisa Neubauer in Deutschland kämpft Katharina Rogenhofer in Österreich seit 2018 als eine der Spitzen der „Fridays for Future“Bewegung darum, die Klimakatastrophe abzuwenden. Die uni:press hat sich mit dem Co-Autor Florian Schlederer ihres ersten Buches unterhalten, das nicht nur wissenschaftliche Fakten präsentiert, sondern auch persönliche Einblicke in das undankbare Leben des Aktivismus gewährt. Das Interview führte Carlos P. Reinelt

uni:press: Ich erinnere mich dunkel an einen Abend in Tokio im Herbst 2017, an dem du mir von den Sorgen über die Klimakrise erzählt hast. Seitdem ist viel passiert: Seit 2018 hast du Fridays For Future in Österreich mitaufgebaut, das Klimavolksbergehren mitorganisiert, nun kommt ein Buch heraus. Wann haben deine Bedenken begonnen und wie erfolgte der Schritt, Taten zu setzen? Florian Schlederer: Also das Umweltthema war bei mir eigentlich seit der Schulzeit präsent. Ich habe immer gewusst, das ist eine Priorität für gutes Leben. Von allen Dingen, für die man sich engagieren kann, ist es etwas Grundlegendes, das alles andere bedingt. Und als Katharina 2018 nach dem Klimagipfel in Kattowitz zurückkam, – wo sie auch Greta Thunberg kennengelernt hat, – hat sie in Österreich Friday For Future mitinitiiert. Für mich war sofort klar, dass ich mich da reinhänge und bin sehr froh, dass viele andere Leute dasselbe gespürt haben. Diese Priorität und Dringlichkeit, egal, wo sie gerade im Leben waren. Sei es im Arbeitsleben, in der Schule, mitten im Studium, viele Leute haben plötzlich mitgeholfen und Großarti-

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ges geleistet, und darum ist Fridays For Future in Österreich so groß geworden. In dem Buch wird neben wissenschaftlichen Fakten auch viel von eurer Arbeit als Klimaaktivist:innen berichtet. Katharina nennt es eine „undankbare Arbeit“. Gibt es daneben auch dankbare Momente, an die du dich gern zurückerinnerst? Undankbar ist die Arbeit deshalb, weil man nie einen Erfolg feiern kann. 2040 klimaneutral zu sein ist ein ambitioniertes Ziel, dass wir durchaus erreichen können. Aber im Jahr 2021 können wir dafür nur die Weichen setzen und noch nicht die Ernte einfahren. Insofern sind dankbare Momente kleine Erfolge, die man sich herausstiehlt aus der Überforderung. Der 15. März 2019 dringt da ins Gedächtnis. Wir haben eine Demonstration für 1000 Leute angemeldet und hatten die Sorge, uns mit 200, 300 Leuten lächerlich zu machen. Und dann kamen große Demozüge vom Karlsplatz und der Uni auf den Heldenplatz geströmt, paukten und riefen die Politik zur Besinnung. Letzten Endes waren es mehr als 30.000 Leute, die sich ver-


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