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Wirtschaftsethik/Reziprozität

Wirtschaftsethik

Von der Gegenseitigkeit: Reziprozität und Marktbeziehungen der Moderne

«Lange Zeit war der Mensch etwas anderes; und es ist noch nicht sehr lange her, seit er eine Maschine geworden ist – und gar eine Rechenmaschine.» (Mauss 1950) In diesem öffentlichen Gespräch fragen wir, was wir über moderne, marktlich (und anderweitig) organisierte Gesellschaften lernen können, wenn wir «Gegenseitigkeitsbeziehungen», also das Geben, Nehmen und Erwidern, das irgendwo zwischen Freiwilligkeit und sozialer Verpflichtung liegt, in den Mittelpunkt unserer Betrachtung stellen. Welche Perspektive erlangen wir auf heutige Marktbeziehungen, wenn wir diese mit klassischen und zeitgenössischen Konzepten der Gabe, Gegenseitigkeit und Reziprozität oder etwa Dankbarkeit in Verbindung setzen? Einen ersten Anhaltspunkt zum Beantworten dieser Frage liefert uns Marcel Mauss mit seinem Essay «Die Gabe» (1924). Für vormoderne und archaische Gesellschaften zeigt er eine tiefe Verankerung der alltäglichen wirtschaftlichen Organisation im sozialen Leben. Mittels der Gabenbeziehungen deutet Marcel Mauss auf eine Vielschichtigkeit des normativen und kulturellen Gefüges von Ökonomien und lädt uns ein, genauer hinzuschauen. Das wollen wir tun, und ausserdem fragen, ob nicht die gleiche wirtschaftliche Tätigkeit oder ein betrachteter Gegenstand wie etwa Geld sehr Verschiedenes bedeuten kann. Einbezogen werden sozial- und kulturtheoretische Ansätze, unter denen einige aus einer engen Verbindung zur Ökonomik hervorgegangen sind, insbesondere Mauss’ Rezeptionen durch Marcel Hénaff und Alain Caillé, aber auch Georg Simmel. Das Theoretische wird im Rahmen der Betrachtungen mit dem Besonderen, Praktischen und Unfertigen verbunden.

Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-U123 (Anmeldung erforderlich, siehe S. 4!)

15. September 22. September 29. September

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