Stadt und Region St.Gallen – Regionalgeschichte Vor 100 Jahren: Der Abstieg beginnt – Krise und konservative Wende im Kanton St.Gallen 1921–1929
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Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war man in St.Gallen überzeugt, dass sich die Stickereiindustrie rasch erholen werde. Der wirtschaftliche Aufschwung von Stadt und Kanton St.Gallen sollte weiter voranschreiten. Tatsächlich bestätigte eine kurze Scheinkonjunktur von 1919/20 diese Annahme. Doch zu Beginn des Jahres 1921 sackte die Nachfrage nach Stickereien regelrecht ab. Die Arbeitslosigkeit nahm rasant zu. Der Liegenschaftsmarkt brach zusammen. Immer mehr Menschen zogen aus der Stadt St.Gallen weg. Die Stickerei verschwand aus weiten Teilen des Kantons. Die Politik reagierte nur zögernd auf die Krise. Zugleich gewannen die konservativen politischen Kräfte an Einfluss. Die anhaltende staatliche Sparpolitik verstärkte die Krise und führte zu einem neuen kantonalen Selbstverständnis. Rückwärtsgewandte Vorstellungen, fremdenfeindliche Abwehrhaltungen und rassenhygienisches Gedankengut machten sich breit. Der erste Vorlesungsabend widmet sich den wirtschaftlichen Veränderungen in den 1920er-Jahren. Dabei soll die st.gallische Entwicklung in den nationalen und internationalen Kontext eingebettet werden. Wie reagierten Unternehmer, Arbeiter und Staat auf die Krise? Der zweite Teil beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen, welche sich aus der wirtschaftlichen Entwicklung ergaben. Welche Vorstellungen von Gesellschaft gewannen die Oberhand und wie wirkten sich diese auf das politische Gefüge aus? Den Abschluss macht eine Betrachtung der politischen Auseinandersetzungen in den 1920er-Jahren. Dabei geht es sowohl um Fragen der Gesellschafts-, Steuer- und Sozialpolitik als auch um die langfristigen Wirkungen der Krise. Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Online-Übertragung (Anmeldung erforderlich, siehe S. 4) 2. März
9. März
16. März
Dozent | Prof. Dr. Max Lemmenmeier, Historiker, St.Gallen