urbanite | Stadtmagazin Leipzig | April 2021

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Wie bist du (Eliza) zum Tätowieren und letztlich zur Selbstständigkeit gekommen? Eliza: Ich habe schon ganz früh angefangen zu zeichnen. In

Hamburg haben mich meine Eltern bei dem Hamburger Künstler Peter Paulwitz-Matthai malen lassen – da war ich 12. Man musste da richtig mit Bewerbung und Mappe hin. Das hab ich gemacht und bei ihm habe ich wirklich viel gelernt, deshalb werde ich diese Zeit auch immer im Herzen tragen. In Leipzig bin ich dann zur Schule gegangen und meine Eltern sorgten dafür, dass ich nebenbei an der Abendschule Mappenkurse belegen konnte. Dort sagte mir der Professor aber, dass meine Kunst und mein Stil zu festgefahren sind und ich mich gar nicht bewerben brauche. Diese Aussage hat mich sehr eingeschüchtert und als junges (zum diesem Zeitpunkt 17-jähriges) Mädchen wirklich mitgenommen. Dann war ich erstmal sehr vorsichtig und habe ein Lehramtsstudium angefangen. Währenddessen habe ich Designs für Bands oder fürs Full Force Festival gemalt. Der Wunsch, Tätowiererin zu werden, schlummerte weiterhin in mir, aber ich hab mich nie getraut. Nachdem ich mein Studium erfolgreich beendet hatte, stand die Frage im Raum, ob ich jetzt in den Lehramtsberuf einsteige oder gleich als Tätowiererin mein Glück versuche.

CITY Interview mit Eliza Bathory und Jonas aus dem Tattoostudio Ebenholz

DAS GLÜCK IST MIT DEN MUTIGEN Die Tattoonadel hat sich auf der Leipziger Stadtkarte einen neuen Punkt ausgesucht und sticht nun seit dem 8. März in der Kurt-Eisner-Straße 56, unter kreativer Führung von Eliza Bathory, einzigartige Motive. Daneben fungiert Jonas als Shopmanager (oder wie er es gerne nennt: als Gärtner) und regelt alles hinter den Kulissen, damit Eliza als kreative Blume erfolgreich (auf)blühen kann. Wir haben dem Powerduo einen Besuch abgestattet und einiges über die Szene erfahren und auch darüber gesprochen, wie schwer es ist, im kunterbunten Viertel der Südvorstadt, eigene Farbabdrücke zu hinterlassen. von Sina Trautmann

Jonas hat mir dann ins Gewissen geredet. Jonas: Ich bin immer so ein Pusher. Ich habe sie gefragt, was

in dem Studium das Schönste war und da hat sie gesagt: ‚Immer wenn ich Zeit zum Malen hatte.‘ Da war die Sache doch klar und es ging auch sofort durch die Decke. Eliza: Jonas hat mir meine erste Tattoomaschine finanziert,

die ich dann brav abgezahlt habe. Anfangs habe ich nebenbei noch gejobbt, bis ich wenig später nur noch tätowiert habe. Das ging dann wirklich innerhalb eines Jahres alles. Ich habe mich sehr gefreut, dass da auch die Resonanz da war. Das lag bestimmt nicht daran, dass ich die geilste „Bitch“ im Game bin und total toll tätowieren konnte, sondern eher daran, dass ich mit meinen Kund:innen eine Vertrauensbasis aufbauen konnte und dass sich jede:r verstanden gefühlt hat. Jonas: Und dass dich ein Shop gleich genommen hat. Eliza: Und dass mich Sinnträger sofort genommen hat, war

total toll. Sie haben mir von Anfang an die Chance gegeben, nach meinen Vorstellungen zu tätowieren und dafür werde ich immer dankbar sein. Als meine gute Freundin Silvia von Hellcat Tattoo nach Leipzig gezogen ist, habe ich eine Zeit lang bei ihr tätowiert. Unabhängig von den Studios, in denen ich gearbeitet habe, war es immer mein Traum, meinen eigenen Custom Tattooshop mit Jonas zu eröffnen. Und dass das jetzt in kurzer Zeit, in dieser Pandemie-Phase geklappt hat, ist natürlich der Wahnsinn.

Fotos: Ebenholz

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