CITY Bauvorhaben Markthalle
EINER MUSS ES JA MACHEN Seit fast 80 Jahren liegt der Wilhelm-LeuschnerPlatz brach. Bereits 2017 verabschiedete die Stadt Leipzig einen Masterplan für die Gestaltung des Areals, der auch den Bau einer Markthalle vorsieht. Einer, der schon lange von solch einer Markthalle in Leipzig träumt, ist Fatih Demirbas (Inhaber vom Renkli). Der Gastronom hat lange an einem ökologischen, urbanen Konzept getüftelt und könnte schon bald vom Visionär zum Bauherren werden. von Marius Mechler Abgesehen vom Neubau der Probsteikirche St. Trinitatis und der S-Bahn-Station vor wenigen Jahren,
und arbeite anschließend in Hamburg für einen Weinver-
ist dort seit Jahrzehnten im Grunde genommen nicht
sand-Händler. Dort wurde ihm jedoch schnell klar, dass er
viel passiert, doch das soll sich nun ändern. Bereits
sich selbst nicht in der Rolle eines kleinen Zahnrädchens
2017 hat die Stadt einen Masterplan für die Bebau-
eines großen Konzerns sieht, dass er sich stattdessen selbst
ung des Areals bestätigt. Jener Plan sieht insgesamt
verwirklichen muss und eigene Konzepte braucht. 2015 zog
drei Baufelder u. a. für die Errichtung von Wohn- und
Fatih schließlich nach Leipzig. Ein Jahr später eröffnete
Geschäftseinheiten, eines 55 Meter hohen Hochhau-
er am Anfang der Karli das Renkli, denn „wer nichts wird,
ses, Passagen und Grünflächen sowie den Bau einer
wird Wirt“, so Fatih. Vier Jahre lang war er selbst Dreh- und
Markthalle vor.
Angelpunkt im Renkli, das bereits von mehreren Gour-
Im Zuge dieses Bauvorhabens will Fatih Demirbas
met-Magazinen zu den besten Weinbars in Deutschland ge-
nun seine Vorstellungen einer Markthalle realisieren.
zählt wurde, war gute Seele, Kellner und Inhaber in einem –
Lange Zeit haderte er noch mit sich und der Idee, da
ein waschechter Wirt eben. Nicht zuletzt deshalb ist Fatih in
er sich, nach eigener Aussage, nicht in der Lage fühl-
Leipzig mittlerweile wohl so bekannt wie ein bunter Hund,
te, solch ein Mammutprojekt zu koordinieren und
oder besser gesagt wie ein renkli Hund (renkli ist türkisch
das Projekt tatsächlich anzugehen. „Ich mach’s jetzt
und bedeutet bunt bzw. farbenfroh).
aber einfach“, so Fatih im Gespräch mit urbanite.
Seit geraumer Zeit schon feilt Fatih nun an einer neu-
Eine Machbarkeitsstudie seitens der Stadt sei bereits
en Idee, denn Projekte treiben ihn an und sind für ihn wie
durchgeführt und als positiv bewertet worden sein.
der Wein in seinen Adern. Seinen Posten als Betriebsleiter
Sobald die öffentliche Ausschreibung raus ist, will
des Renklis hat er kürzlich an seinen Gründerkollegen You-
Fatih perfekt vorbereitet mit seinen Markthallen-Vi-
nis abgetreten, um Platz für frischen Wind zu schaffen und
sionen zur Stelle sein. Deshalb hat er bereits ein Team
um sich künftig größeren Projekten widmen zu können. Das
von Expert:innen um sich geschart, ist mit Fachleu-
Renkli soll jedoch auch weiterhin sein Wohnzimmer bleiben,
ten, dem Stadtrat und Architekten im Gespräch, ließ
verrät er uns; und Inhaber bleibe er ohnehin, so Fatih.
Gutachten erstellen, suchte Investoren und ist gerade
Im Blickfeld des Gastronomen steht seit einiger Zeit der Wilhelm-Leuschner-Platz. Als Fatih 2015 nach Leipzig zog,
dabei, ein detailliertes Konzept auszuarbeiten, dass er der Stadt im Sommer präsentieren will.
wunderte er sich über diese riesige Brachfläche im Zentrum der Stadt und war fasziniert von der Idee, den Platz mit ei-
Wir waren mit Fatih im Gespräch, um heraus-
ner Markthalle wiederzubeleben. Damals wusste er noch gar
zufinden, wie man vom Wein-Wirt zum Markthal-
nicht, dass dort einst eine historische Markthalle gestan-
len-Bauer wird und um mehr über sein Konzept zu
den hatte, welche im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist.
erfahren.
Foto: Robert Strehler
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Fatih Demirbas ist 32 Jahre alt und in Quedlinburg aufgewachsen. Nach der Schule studierte er Weinwirtschaft