Velosophie 2010-03

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M A G A Z I N f ü r FA H R R A D K U LT U R

www.velosophie.at

03-2010 HERBST

TIS! A R G alle programm-highlights

BICYCLE FILM FESTIVAL

16.–19. September wien/urania

picnic ride

besuch bei der traditions marke Brooks in birmingham

fairness-ZONEn

zu fuss, per rad und wie sich konflikte vermeiden lassen


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„Heute habe ich´s eilig Papa!“

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U N T E R S T Ü T Z T V O N S TA D T R AT R U D I S C H I C K E R

So 19.9. Bike-Brunch

Mo 20. - Mi 22.9. Mo 20. - Mi 22.9. Bike+Ride

E-Bike-Test

am Wiener Rathausplatz

im Wiener U-Bahn Netz

am Wiener Rathausplatz

Komm mit dem Fahrrad, feier mit und hole Dir Dein Gratis-Frühstück. 09.00 - 12.00 Uhr

Komm mit dem Rad zur U-Bahn-Station und hole Dir Deinen Gratis-Fahrschein. 07.00 - 17.00 Uhr

Komm zum Gratis-E-Bike-Test und gewinne ein E-Bike. 10.00 - 18.00 Uhr

Symbolfoto


velotorial

KREATIVITÄT UND INDIVIDUALITÄT

KULTURTRÄGER FAHRRAD Unser allerliebstes Verkehrsmittel – es ist mehr als nur die schnelle, effiziente, umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Maschine, die uns im städtischen Gewühl sicher und direkt ans Ziel bringt. Das Fahrrad bewegt viel mehr als nur seine ReiterInnen, sein Antrieb sind nicht nur ein Paar Beine. Es bewegt sich etwas, das wächst und sich vernetzt und sich ausbreitet wie ein freundlicher Virus. Wir nennen ihn Fahrradkultur, sein Wirt sind Bike Communities in unzähligen Städten weltweit, er verbreitet sich auf verschlungenen digitalen und terrestrischen Wegen und überträgt sich von Mensch zu Mensch. Seine Schöpfungen werden in unterschiedlichster Weise zur Schau getragen: als dein und mein Fahrrad auf der Straße, als Design und Modeschöpfung, als Buch und Film. Vor allem als Lebensgefühl und Inspiration, gespeist aus Tradition und Moderne, vom Underground vorangetrieben und vom Mainstream mit offenen Armen aufgegriffen. Diese velosophie-Ausgabe widmet sich diversen Blüten dieser wohl gedeihenden Pflanze, die so jung gar nicht ist: Zehn Jahre hat das International Bicycle Film Festival schon hinter sich, gleichzeitig als

Dünger und Feld der urbanen Radkultur mittendrin und vorneweg. Wir beleuchten die filmischen Highlights des Festivals (S.24), das heuer in 38 Städten und darunter zum vierten Mal in Wien gastiert. Das jährliche Fest fürs Fahrrad steht vor der Tür, es bringt Parties, Events und Kunst (Veloart, S.48) mit sich. Der traditionellen Seite der Fahrrradkultur – ihre Wurzeln existieren ja schon seit vielen Jahrzehnten - wenden sich die Beiträge zu Jan Heines Liebe zu klassischen Renn- und Reiserädern (S.44) und der Firmengeschichte von Brooks Saddles (S.6) zu. Die britische Traditionsmarke hatte stilgemäß zum Picnic Ride geladen, velosophie war dabei und hat sich die backsteinerne Produktionsstätte bei Birmingham angesehen. Das Velozine (S.12) berichtet von Geisterrädern und Freak Bikes, in den Velocities (S.36) betrachten wir Verkehrspolitik und Velophilie in aller Welt und zeigen ein Beispiel aus Stan Engelbrechts faszinierender Foto-Porträtserie von Radfahrenden in Südafrika. Seine Bilder präsentieren einen anderen Aspekt dessen, was wir Radkultur nennen. Sie hat viele Gesichter und Geschichten, lernen wir sie kennen! Alec Hager, Chefredakteur

FOTOS: roxy erickson /brooks england/bicycleimages, bicyclefilmfestival.com

GRUPPENREISE Tradition und Regenguss: Der britische Sattelhersteller Brooks lud zum Picnic Ride durch die englischen Midlands, über pittoreske Hügel und in die Fabrikshallen, wo seit vielen Jahrzehnten die bekannten Ledersättel gefertigt werden. S.6

FILM FÄHRT RAD

Verleger fährt!

Das International Bicycle Film Festival feiert zehnjähriges Jubiläum! Seit 2001 zieht es über die Kontinente und führt eine Packtasche voller Fahrradfilm-Kleinode mit sich. Mitte September funkelt diese Schatzkiste wieder in Wien: BFF ab S.24

Jan Heine ist Herausgeber des Magazins „Bicycle Quarterly“, das von Seattle aus FahrradverehrerInnen mit Fachwissen und Details zu Historischem, Feinem und Individuellem, Schwerpunkt Rennrad, verwöhnt. velosophie porträtiert ihn auf S.44 velosophie.at

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velocontents

IN dieser ausgabe PICKNICK MIT LANDPARTIE Ein BESUCH IN DEN ENGLISCHEN MIDLANDS BEI BROOKS 12 velozine kulturelles, Nützliches und INTERESSANtes aus der Welt des Fahrrads 20 AUF ENGEM RAUM MEINUNGEN ZUM KONFLIKT POTENzIAL ZWISCHEN FUSS- UND RADVERKEHR 24 FAHRRADKULTUR GALORE! DAS BICYCLE FILM Festival feiert zehn jaHre radrambazamba 3o E-REALITY DIE SIEGERINNEN DEs VOTINGS DER WIEN ENERGIE E-BIKE INITIATIVE 2010 36 velocity berichtenswertes aus den fahrradstädten dieser welt 40 veloport bikes, die uns gefallen 42 velostyle Dinge, die wir vielleicht brauchen und sicher mögen 44 STILLE VOM FEINSTEn JAN HEINE IST RENNRAD-BEWUNDERER UND VERLegER 48 veloART MATT MOORE MAG ES FARBENFROH 50 veloverse tanta raja legt sich ins zeug 6

16 Impressum

FOTO: nagy zsolt

Cover-ART: GOJIRA VS. VELOSOPHIE, Ralf hauser

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Zu Besuch bei Brooks

Picknick mit Seit 1882 produziert die britische Traditionsmarke Brooks Leders채ttel f체r Radfahrende mit Stil und Ausdauer. Velosophie hat die alteingesessene Fabrik bei Birmingham besucht und sich dem Picnic Ride angeschlossen. text ALEC HAGER

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fotos Roxy Erickson/Brooks England/BicycleImages


Landpartie


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in Picknick ist eine Mahlzeit, die im Freien eingenommen wird, meistens gemeinschaftlich in einer Gruppe. Oft ist ein Picknick verbunden mit einem Ausflug: Was im Lexikon trockene Tatsache ist, kann zu feuchter Realität werden, wenn man sich auf Einladung von Brooks in die englischen Midlands begibt. Die saftig grünen Wiesen auf den sanften Hügeln rund um Birmingham beziehen ihre Lebenskraft aus Regen, und diesen gibt es momentan in rauen Mengen. Eine ausgewählte Schar radbegeisterter Menschen aus einigen Kontinenten hat sich versammelt, ihre feinsten Tweed-Klamotten angelegt und die Schmuckstücke aus der Radsammlung mitgebracht: Picnic Ride! Startpunkt ist die traditionelle Produktionsstätte der Brooks-Sättel in Smethwick, wo das Erbe des Fabriksgründers weiter getragen wird. Die Legende von der Geburtsstunde der britischen Ledersättel erzählt man sich am knisternden Torffeuer der lokalen Pubs ungefähr so: John Boultbee Brooks brach 1865 aus seinem Heimatort Hinckley in Leicestershire Richtung Birmingham auf, in seiner Tasche gera-

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de mal 20 Pfund. Dort angekommen, erarbeitete er sich eine kleine Werkstatt für Pferdegeschirr und Lederwaren in der Great Charles Street, die er 1866 eröffnete. Die Geschäfte gingen wohl nicht allzu gut, denn als sein einziges Pferd 1878 das Zeitliche segnete, war John finanziell nicht zum Ankauf eines nagelneuen Gaules im Stande. Also borgte er sich ein Fahrrad, um zur Arbeit zu gelangen. Und dieser Akt des frühen Alltagsradelns brachte ihn zu einer schmerzhaften Erkenntnis: Der Sattel des Fahrrades war höllisch unbequem, daher machte John sich daran, diesem Umstand Abhilfe zu verschaffen. Am 28. Oktober 1882 meldete er sein erstes Patent für Fahrradsättel an. Er hatte wohl einen wunden Punkt getroffen, seine Produkte fanden rasenden Absatz und viel Bewunderung. Er expandierte mit Ledertaschen und anderen Rad-Accessoires und baute damit ein Familienunternehmen auf, das ihm großes Ansehen und ebenso große Anwesen in England einbrachte. Viele der Patente, die JB Brooks & Co. entworfen haben, nahmen schon vor einem Jahrhundert Entwicklungen vor-

weg, die in unserer Zeit wieder aktuell wurden: Aussparungen im Dammbereich zur besseren Durchblutung, Bemühungen um Fahrkomfort durch Federung. Letztere wurde durch prächtig gedrehte Stahlfedern erreicht, die seit 1898 immer noch zu den Markenzeichen der schweren, bequemen Produktlinien gehören. Die Rennsättel der Schienen „Swallow“ und „Swift“ wiederum bestechen durch schlanke Linien, Leichtgewicht und Eleganz. Ihr Design geht auch schon aufs Jahr 1937 zurück, als die Brooks Company seine erste Hochblüte erreicht hatte. Nach einigen Wirrnissen und Talsohlen steht die Marke im 21. Jahrhundert wieder in vollem Saft, hat als Teil des Selle RoyalKonzerns italienische Raffinesse vor allem im Bereich der Taschenmodelle und des Marketings dazugewonnen. Die Sättel werden aber weiterhin im britischen Smethwick bei Birmingham produziert, in denselben alten Backsteingebäuden an denselben Maschinen wie in den 1960ern. Bob wäre aus diesen Hallen ebenso wenig wegzudenken wie jede einzelne der stampfenden und zischenden Pres-


sen und Stanzen. Seit 51 Jahren wartet, pflegt und hätschelt der 75-Jährige die Stahlungetüme. Er verkörpert jene Tradition und Sorgfalt, die auch auf die Auswahl der Materialien für BrooksSättel gelegt wird. Das verwendete Leder stammt ausschließlich von frei gehaltenen Kühen aus Europa, nur die stärksten Teile der Haut werden verwendet, da das Leder eine Mindeststärke von fünf Millimetern aufweisen muss. Die stabilsten Rückenpartien werden für Rennsättel eingesetzt, der untere Rücken für Touren- und Citybike-Sättel. Mindestens 36 Monate wachsen die zukünftigen Sattelmaterialträgerinnen möglichst natürlich und langsam auf, denn das Leder von gedopten Mastkühen würde niemals die geforderte Stärke erreichen. Neu zum Einsatz kommt ein schwedisches Färbeverfahren mit organischen, biologisch hergestellten Färbemitteln, die sich vor allem auf den Retro-Sätteln der „Colt“-Serie mit Türkis, Pink und Violett hervorragend in die Netzhaut einbrennen. Kommt das Leder dann in Smethwick an, dauert der Verarbeitungsprozess zum fertigen Sattel drei Tage:

Durch saftiges Grün in die Fabrikshallen: Manuelle Fertigung von Ledersätteln braucht Zeit und Routine.


stanzen, wässern, pressen – maschinelles oder manuelles Bearbeiten der typischen Sattelnieten – schneiden, glätten, stempeln. Zu guter Letzt werden die Brooks-Plättchen angebracht, und ab geht es in den Karton. Die rhythmische, metallische Geräuschkulisse in den gemauerten Fabrikhallen lässt an die industrielle Revolution denken, hier wird manuell, hart und genau gearbeitet. Routine kennzeichnet jeden Handgriff, so muss jeder Rennsattel händisch an den Seiten nachgeschnitten werden, damit nichts am pedalierenden Sportlerschenkel reibt. Draußen vor den Fabrikstoren zeigt sich das Wetter weiter konsequent von der britischen Seite, Regenponchos werden verteilt, und der Picnic Ride kann losgehen. Die Stimmung ist trotz Regens bestens, die internationale Schar gleicht sich plötzlich aufs Haar, alle in denselben John-Boultbee-Capes und mit triefenden Nasen. Die Route führt an den Kanälen entlang ins Herzen von Birmingham, niedrige Backsteinbrücken spannen sich über den Weg, farbenprächtige Hausboote säumen das Ufer und zwischendurch kommt britisches Gebranntes zum Einsatz, um Durchblutung und Motivation aufrecht zu erhalten. Ziel ist das ehemalige Herrenhaus der Brooks-Familie, ein backsteinfarbiger Klischeebau inmitten von Schafweiden und Golfplätzen. Pünktlich zum Eintreffen schieben sich die schweren Wolken zur Seite und lassen die Sonne durch, Teller mit Roastbeef und Pickles auf Knien balancierend trocknet die Picknickschar langsam auf und labt sich an Pimm’s mit Zitrone oder Cider. Zur Verdauung folgt vor den unverzichtbaren Scones with Tea die gesellige Preiszeremonie mit Kategorien wie „Bester Sturz“ oder „Most Dirty Participant“. Die velosophie-Abordnung wird doch tatsächlich mit dem Sonderpreis „Best Dressed Man“ nach Hause kommen, der speziell radgeeignete Tweed-Maßanzug der Wiener Schneiderei rotknopf hat auf dem regennassen Rasenlaufsteg vor Blackwell Court die Jury überzeugt. Gestärkt schwingt man sich wieder aufs Rad, weiterhin behauptet die Sonne ihren Platz am Himmel, durch die regenschwere Luft ziehen weiße Schäfchenwolken, und die Landpartie radelt ihrem Ende zu. Es war ein gemeinsamer Ausflug mit Mahlzeit, wie aus einem regenfeuchten Bilderbuch. vs

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Franz-Josefs-Kai 3 1010 Wien T 059905 919 bawagcontemporary .at täglich 14 – 20 Uhr Führungen jeden Donnerstag um 18 Uhr Eintritt frei Begleitveranstaltungen Eintritt frei

9. September – 27. Oktober 2010 Eröffnung 8. September, 19 Uhr

Phyllida Barlow Street


velozine

kommentar aktuelle meinung zu aktuellen themen

Stau auf dem Kilimandscharo Ein Berg, der aus einer Ebene hochragt, ist weithin sichtbar. Eine sympathische Schlusspointe hinter trostlosen Verkehrsnachrichten wäre dies auch. mutbar sei, sie solchermaßen vor den Kopf zu stoßen. Ende der Durchsage. Vielleicht greift ein anderer Radiosender die Idee auf, ist ja nichts anderes als eine Idee, obendrein eine sehr sympathische, es kann frei darauf zugegriffen werden, und selbst, wenn kein Sendeplatz für Verkehrsnachrichten vorhanden ist, könnte ein solcher geschaffen werden: Verkehrsnachrichten für RadfahrerInnen, das wäre doch was! Keine Staumeldungen, hoffentlich keine Unfallmeldungen, keine Radarwarnungen, sondern der Verkehr in der Stadt von seiner schönsten und unstressigsten Seite, nicht nur während der europäischen Mobilitätswoche.

Wolfgang Rafetseder, Herausgeber

Ein Hinweis in eigener Sache sei noch gestattet: Die befreundete IG Fahrrad veranstaltet auch heuer wieder das Bicycle Film Festival in der Wiener Urania vom 16.–19. September (mit Außenstelle in der benachbarten Strandbar Herrmann), und velosophie supportet die BFF Opening Party am 16.9. in der legendären Pratersauna (ab 21 Uhr, Waldsteingartenstraße 135, 1020 Wien, freier Eintritt!). Für AnhängerInnen der sportlichen Dreifaltigkeit gibt’s ebendort mit Start bereits um 18 Uhr einen Triathlon der besonderen Art, u.a. mit Plantschen im Pool und mit Vienna City Bikes auf den Hausberg Cobenzl.

THIS IS NOT REAL …

Für diese Art von Humor – trostlosen Verkehrsnachrichten ein Augenzwinkern mitzugeben – scheinen die wichtigen Leute beim Lokalsender Radio Wien jedoch nichts übrig zu haben. Die sympathische Idee stammt aus dem Büro des Wiener Verkehrsstadtrats Rudi Schicker und wurde ebendiesen wichtigen Leuten von der Geschäftsführung und der Sendeleitung von Radio Wien vorgetragen. Vorausgeschickt sei noch, dass diese Idee in der Planungsphase der umfassenden Stadt-Wien-Aktionen zur europäischen Mobilitätswoche vom 16.–22. September 2010 entstanden ist. Zum Kern der Sache: Angefragt wurde also, ob es möglich sei, die Verkehrsnachrichten von Radio Wien mit dem Satz „… auf den Radwegen Wiens kommen Sie staufrei voran“ enden zu lassen. Das sei nicht möglich, lautete die Antwort seitens Radio Wien. Und alleine das ist schon bemerkenswert, von wem die Idee kam (von Seiten der Politik, der allzu häufig Konformität mit starken Gruppierungen – z.B. jener der Auto Fahrenden – vorgeworfen wird) und von wem sie abgelehnt wurde (von Medienmachern, die angeblich über eine so offene Geisteshaltung verfügen). Den (inoffiziellen) Grund der Ablehnung konnte velosophie über Kontakte zu Radio Wien auch in Erfahrung bringen: weil es den Auto Fahrenden bzw. Stauenden nicht zu-

Räder für ein besseres Leben

„Baisikeli“ bedeutet Fahrrad auf Suaheli, für die dänischen Gründer des gleichnamigen Unternehmens steht dieses Wort für eine Mission, die sie voller Enthusiasmus verfolgen. „Wir wollen zuverlässige Fahrräder für die ärmsten Menschen in Afrika verfügbar machen“, meint Henrik Mortensen. Dabei verfolgen sie die Methode, Entwicklung durch wirtschaftliche Starthilfe zu ermöglichen. Knowhow und Geschäftsmodell werden nach Tanzania und Sierra Leone gebracht, wo Werkstätten aufgebaut und Wissen über Fahrradbau und Reparatur vermittelt werden: „Ein Fahrrad kann einfach dadurch die Erträge eines kleinen Bauern verdoppeln, indem er die 12

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doppelte Menge transportieren kann!“ Es geht um realistische Möglichkeiten, durch Mobilität medizinische Versorgung, Transport, Ausbildung und Nahrung besser erreichen zu können und mit kleinem Profit die Basis für menschenwürdiges Leben zu legen. In Kopenhagen sammelt Baisikeli Alträder und finanziert über Radproduktion und einen florierenden Radverleih deren Transport gen Süden. In den kleinindustriellen Betrieben wie in Arusha nahe dem Kilimandscharo werden die Räder repariert und lokal verkauft. Gewinne werden vor Ort in Ausbau und Ausbildung investiert, um ständiges nachhaltiges Wachstum zu garantieren. baisikeli.dk

FOTO: henrik mortensen ART: joel benjamin

Das sozio-ökonomische Projekt „BAISIKELI“ bringt Fahrrad-Fertigkeiten aus Kopenhagen nach Afrika.


„demRadfahren kommt Flug der Vögel am nächsten. “ Louis J. Halle, USA

Louis J. Halle war US-amerikanischer Naturforscher und Autor, der für seine philosophischen Betrachtungen und ornithologischen Beobachtungen bekannt wurde. Er starb 1998. velosophie.at

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Der heiSSe Sommer des Bike Polo Die Weltmeisterschaft in Berlin und die Europameisterschaft in Genf kürten die Besten unter den Hardcourt Bike Polo Teams. Innerhalb eines Monats fanden sowohl die Europa- als auch Weltmeisterschaften des neuen Trendsports der urbanen Fahrradkultur statt: Hardcourt Bike Polo, Rad statt Pferd und Beton statt Rasen. In Genf traten Mitte Juli 48 Teams aus ganz Europa zum Turnier an, die Hausherren von „L’Equipe“ verteidigten ihren Titel souverän in zahllosen spannenden Mat-

ches, erst das Golden Goal entschied im Finale gegen die London Cosmics. Bei der WM in Berlin konnten die Schweizer der Übermacht der nordamerikanischen Teams bis ins Halbfinale standhalten, als Siegerteam und damit weltweit beste Polo-Mannschaft gingen die „Beaver Boys“ aus Milwaukee vom Platz. Dort am Court geht es dynamisch zur Sache, Rad-

und Schlägerbeherrschung sind beeindruckend, Geschwindigkeit und Einsatz steigern sich bis zur Dramatik. „Bike Polo, nimmst du dich wirklich ernst genug?“, fragte der Bike Snob NYC einst spöttisch im weltweit meistgelesenen Bike-Blog. velosophie meint: Yes, es ist Zeit, Polo ernst zu nehmen! Denn es macht höllisch Spaß. ehbpc.org | whbpc2010.org

Freak Bikes unterwegs IN Europa Selbstgeschweißte Fahrradmonster mit einer kompletten Camping-Ausrüstung beladen und damit von Berlin über Prag und Wien bis Budapest reisen klingt nach einem hervorragenden Plan! Oder? Nicht der Weg alleine war das Ziel, sondern ihn mit Rädern zu bewältigen, die auf den ersten Blick zwar viel Erstaunen und Bewunderung hervorrufen, aber eher selten das Vertrauen in ihre Tragfähigkeit und Eignung als Langstreckenfahrzeuge wecken. Eine Gruppe von RadköchIn-

nen aus der Wiener Bike Kitchen hat es nun vorgemacht, es klappt! Unterwegs wurden Initiativen mit ähnlicher Motivation besucht, Heimstätten von lokalen Bike Communities und Selbsthilfe-Werkstätten wie das Bajkasyl in Prag, die Bringakonyha in Budapest oder der Radschlag in Dresden. Freak Bikes, das richtige Verkehrsmittel, um das Netzwerk mitteleuropäischer kollektivistisch organisierter Radinitiativen zu erfahren. bikekitchen.net

Der Berliner Verlag gestalten hat sich auf Artefakte visueller Kultur spezialisiert und mit dem Band „Velo“ einen umwerfenden Überblick über die künstlerischen Ausprägungen der weltweiten Bicycle Culture publiziert. Inklusive einer Photoserie über NYC aus der 2008er Herbst-Nummer von velosophie! gestalten.com 14

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Radbote spielen

Gemütlich zu Hause den harten Job von RadbotInnen erleben? Das Brettspiel „Velo City“ von Abacus macht es möglich, abzüglich Abgasen, Taxitüren und Schweiß. Was da noch bleibt? Sich in den Windschatten würfeln und als ersteR am Ziel sein wollen. Für den Feierabend in der Botenzentrale. abacusspiele.de

MUSIK Golden Bubble

Das aktuelle Album der Ginger Ninjas wurde soeben veröffentlicht, Kipchoge und seine Band sind noch mit dem Bicycle Music Festival quer durch Europa unterwegs, wie Wien Anfang August erleben konnte. Musik auf und mit Rad, Begeisterung und Pedalpower. Erhältlich per Download auf: gingerninjas.com

FOTO: nagy zsolt, gudrun pollak, alec hager

Bicycle Bild Band

SPIEL

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sofa cyclist FAHRRADKULTUR FÜR ZUHAUSE. Empfohlen von UNSERER redaktion


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Mir geht’s um ein lebenswertes Wien für alle. Wien ist eine herrliche Stadt zum Leben. Auch für diejenigen, denen es nicht so gut geht. Weil sie sich darauf verlassen können, dass wir ihnen helfen. Ein Herzstück meiner Politik für Wien ist, dass alle Menschen in jedem Bezirk und Grätzl von unserer weltweit einzigartigen Lebensqualität und Wirtschaftskraft profitieren. Denn wir reden nicht nur, sondern machen’s. Ich lade Sie ein: Gehen wir gemeinsam den erfolgreichen Wiener Weg ins nächste Jahrzehnt.

Dr. Michael Häupl


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sinnliche technik die zarteste versuchung, seit es fahrräder gibt

Stufenlos sanft schalten Zahlenzählen beim Schaltvorgang muss nicht sein!

Am Drehgriff der brandneuen Nabenschaltung NuVinci 360 prangen keine Zahlen. Dreigang, Achtgang? Orientierungslosigkeit macht sich aber nur kurz breit, denn das Display spricht für sich, kaum dreht man: Vor dem niedlichen kleinen Radfahrmännchen auf dem Griff erhebt sich plötzlich ein kleiner Hügel, je weiter man dreht, desto steiler wird die Strecke – und desto leichtgängiger die Übersetzung des NuVinci-Testrades. Eine stufenlose Schaltung, tatsächlich! Die NuVinci 360 ist die überzeugende Weiterentwicklung der N170 aus dem Jahr 2007. Die

Bandbreite wurde deutlich erhöht – eben auf 360%, womit sie gängige Nabenschaltungen wie die Shimano Nexus 8, SRAM IMotion 9 und auch Rennradübersetzungen schlägt und nur von der Rohloff Speed Hub und MTBSchaltgruppen übertroffen wird. Dabei hat sie nun ebenso deutlich Gewicht verloren. Das alles mag für den Komponenten-Spezialisten interessant sein, die NormalverbraucherInnen aber fasziniert das sanfte, stufenlose Schaltgefühl, die Flexibilität der Übersetzungswahl, die Befreiung vom Schubladendenken: Welchen Gang nehme ich wohl

jetzt? Die Trittfrequenz muss passen, das Bein funkt direkt an die Hand: Ein Stückerl dreh noch, meine Liebe, dann bringe ich dich schneller vorwärts. Technisch wird dies ermöglicht durch einen Satz rotierender Kugeln zwischen Innen- und Außenschale der Nabe, die, je nach Neigung, ihre Kontaktdurchmesser ändern und damit eben die Übersetzung zwischen Kurbeldrehzahl und Laufrad. Aber diese drehen sich ebenso geschmeidig, wen man es nicht ganz versteht. Hauptsache, es lässt sich spüren! nuvinci.com

Das Fahrrad steht für Bewegung, Sportlichkeit und Umweltfreundlichkeit. Es kann aber auch als Imageträger im anderen Sinne dienen. Nämlich im tatsächlichen Wortsinn: MonkeyLectric heißen die bunt leuchtenden, mit Laufschriften programmierbaren LED-Leuchten für Fahrrad-Speichen. Bis dato konnte man damit Sprüche durch die Gegend schicken, sich im Pedaltritt rhythmisch dre-

PEFC/06-39-08

Velosophie, Magazin für Fahrradkultur Postanschrift Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien, +43/1/8650404–0, Fax +43/1/8650404–15, Internet: velosophie.at Herausgeber Wolfgang Rafetseder Chefredakteur Alec Hager Redaktion +43/1/8650404–17, buero@velosophie.at, Mariella Bleimuth, Ralf Hauser Velosophie-Autorinnen und -Autoren Wolfgang Rafetseder, Martin Strubreiter Fotos Ablinger, Vedral & Partner ZT GmbH, BFF Vienna, bicyclefilmfestival.com, Stan Engelbrecht, Roxy Erickson, Adam Hackney, Alec Hager, Ralf Hauser, Troels Heien, K.C. Hohensee, kurtpinter.com, Monkeyelectric Henrik Mortensen, NYCstreetsmemorials, Bobby Placencia, Gudrun Pollak, Jean-Pierre Praderes, Eigand von Sassen (LHM), Andrew Zöchbauer, Nagy Zsolt Art Joel Benjamin, Ralf Hauser, Matt W. Moore, Silke Schmidt, Art Direction & Design Ralf Hauser Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH, Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien Geschäftsführung Wolfgang Rafetseder Assistentin der Geschäftsführung Mariella Bleimuth Druck Leykam, Let’s Print, AT–7201 Neudörfl Velosophie erscheint 2010 dreimal

Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen.

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hend. Nun hat Designer Dan Goldwater eine neue Generation entwickelt, die komplette Animationen, Videos und Grafiken abspielen kann: MonkeyLectric Video Pro 7. Lautlose Marketingfahrten ohne PKW und Brennstoff, das freut velosophie! Diese werden nun auch in Wien möglich sein, die erste Kampagne wird bald ausgeliefert. Bewegte Bilder durch sich bewegende Beine. cycloscreen.com

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velosophie.at FAHRRAD_KULTUR_COMMUNITY

Vertriebspartner Berlin:

FOTOS: bobby placencia, nycstreetsmemorials, monkeyelectric

DAS LEUCHTENDE BEISPIEL


Geisterräder in Gefahr Der Begriff „Ghost Bikes“ bezeichnet Gedenkräder für Unfallopfer. Nun stehen diese RÄDER in New York vor ihrer Entfernung. Weltweit kommen weiß bemalte Ghost Bikes an Stellen zum Einsatz, wo RadfahrerInnen bei Kollisionen mit motorisierten Verkehrsmitteln ums Leben kamen. Dieses Zeremoniell, das Mitgefühl mit den Hinterbliebenen und die Gefahren von KFZ-dominierten Straßen zum Ausdruck bringen soll, kommt aus den US-amerikanischen urbanen Bike Communities. Auch in Österreich wurden in den letzten Jahren Ghost Bikes errichtet, wenn in Städ-

ten, vor allem in Wien, tödliche Unfälle zu beklagen waren. Die 2008/2009 in Wien aufgestellten Räder wurden nach geraumer Zeit behördlich entfernt. Ein gleiches Schicksal droht nun den Gedenkrädern in New York City, wo zahlreiche dieser Fahrräder über Jahre gepflegt wurden und auf breite Akzeptanz von Behörden und Bevölkerung stießen. Nun ist aber eine Gesetzesnovelle des Amts für Stadtreinigung (DSNY) in Begutachtung,

das erstmals die Entfernung von verlassenen Rädern regelt. Trotz vorauseilender Beteuerungen via Presse-Aussendung, Ghost Bikes davon auszunehmen, wird nun doch die Entfernung nach 30 Tagen im Gesetzesvorschlag aufgeführt. Bei einer öffentlichen Anhörung am 10. August hatten AktivistInnen die Gelegenheit zur Stellungnahme genutzt, das Ergebnis lässt auf sich warten. Aktuelle Neuigkeiten auf: ghostbikes.org

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radgeber MECHANISCH aufklärendes UND GEISTIG erhellendes

Läuft’s wie geschmiert?

Dr. Sigi B. Friend, Cycloanalyst

mechaniker Max, unser erfahrener Schrauber, grantelt* für UNS aus dem WerkzeugkÄSTCHEN.

Velosophie gibt Rad auf der Couch

Da sitz ich in der Sonne vor der Werkstatt, und schon wieder kommt so einer daher, man hört ihn schon von weitem. Ein Zirpen, ein Quietschen, auch Rattern oder Krachen. Das Geräusch einer sträflich vernachlässigten Fahrradkette, die sich am Zahnkranz reibt. Eine Ganslhaut** zieht es mir da auf! Falls Situation und erkennbare Kommunikationsbereitschaft des Pülchers*** eine Kontaktaufnahme zulassen, komme ich direkt aber ohne aufzustehen zur Sache und biete meine fachmännischen Dienste an: „Brauchen’s ein Öl?“ Wobei: Es ist natürlich auch wichtig, welches Öl wohin, aber am allerwichtigsten ist das Schmieren an sich! Schmierstoffe verringern die Reibung, sorgen für Funktionieren der mechanisch-metallischen Komponenten des Fahrrades und senken den Kraftaufwand zur Fortbewegung ebenso wie sie die Lebensdauer der Bestandteile erhöhen. Ein pief… deutscher Kollege hat mal gesagt: „Prinzipiell ist selbst PenatenChreme besser als gar kein Schmierstoff!“ Prinzipiell richtig, im Detail liegt der Hund. Am intensivsten benötigt die Kette eine regelmäßige Ölung, und eben nicht nur die letzte, denn meist ist die Kette ungeschützt der Witterung preisgegeben. Ausnahme: Geschlossene Kettenkästen bei Hollandrädern oder deren dänischen Kollegas, denn dort ist Radfahren Alltag und der ist nun eben oft verregnet. Im heimischen Normalfall jedoch ist die Kette nackert, und wenn es sich auch noch um eine Kettenschaltung handelt, sind die Belastungen enorm. Nabenschaltungen

und schaltungslose Räder**** sind weniger betroffen, da dort die Kette nicht so stark beansprucht wird. Aber regelmäßig und rechtzeitig geschmiert müssen sie alle werden, und zwar im besten Fall mit speziellem Kettenöl, dickflüssig, hochviskos, druckbeständig und kriechend. Nähmaschinenöl war mal, das wird der modernen Kettenschaltungsbelastung nicht mehr gerecht. Das Öl sachte auf die Innenseite der Kette auftragen und dann mit einem Lappen überschüssiges Öl abwischen, während man die Kurbel rückwärts dreht. Zuviel Öl oder zu klebrige Fabrikate ziehen nämlich Schmutz an und verkleben erst recht den Antrieb. Zur Schmutzabwehr kann danach noch zusätzlich Silikonspray oder Sprühwachs aufgetragen werden, aber nie als Schmierersatz! Sollte doch vorher eine Reinigung der Kette nötig sein – und das ist sie oft –, ist von Kettenreinigungsmaschinchen mit Fettlöseflüssigkeit abzuraten, da diese auch das Fett aus den Kettenlagern spülen und die Kette somit innerlich austrocknen. Die Lebensdauer leidet sehr darunter. Das gilt übrigens auch für das ansonsten wirkungsvolle Wundermittel WD-40: Als Rostlöser ja, Schaltungsproblembeheber sicher, Kettenpflegmittel: nein! Etwas Spülmittel-Wasser in Kombination mit der alten Zahnbürste hilft, gleichzeitig ist auch eine Reinigung der Zahnkränze zu empfehlen, mit denselben Mitteln. Und dann: regelmäßig ölen! Befiehlt: Der Max. * Wienerisch für: schimpfen ** Gänsehaut: vom vegetativen Nervensystem gesteuerte Kontraktion des Haarbalgmuskels *** Strolch, Gauner **** Single Speed, Fixed Gear, Waffenrad: Für Max alles eins

Lieber Dr. Sigi B. Friend, Wenn alles krächzt und knirscht und im Leben einfach so gar nichts mehr wie geschmiert läuft: Ist das nur eine vorübergehende Phase oder ist größere Besorgnis angeraten? Mfg, Dieter R. Lieber Dieter! Vielleicht hilft dir ja meine allgemeine Antriebstheorie weiter, dich reibungslos einzuordnen und dadurch geschmeidig zu restabilisieren: Gehörst du etwa zu den Rad-Maniacs, die für jedes Rädchen, jeden Zug das richtige Mittelchen auf Lager haben, koste es was es wolle? Oder zählst du zu den Rad-Brachioten: Kettensägenöl ist dir das Allerliebste und die Lieblingsassoziation zu Kette sowieso Massaker? Als Rad-Normalo wiederum wärst du dir der nötigen Pflegegriffe nur unterbewusst, gleichwohl käme es zu Frühjahrsbeginn und vor der Fahrt in die Werkstatt zu Überkompensationen mittels Ölbad. Bist du Rad-Fleckmatiker, dann sind Schmier und Fetzen auf immer verloren, du würdest nur mehr vom RadNihilisten übertroffen werden. Beide sind als therapieresistent einzustufen, Letzterer wird zusätzlich vom Todesantrieb in Richtung egozentrischer Antriebsverschleiß gelenkt. Dass du dich an mich gewandt hast, zeigt: Du bist bereit. Jetzt geht es weiter. Beginn einfach mal mit dem ersten Glied der Kette!

Dein Cycloanalyst Fragen an Dr. Sigi? sigi@velosophie.at 18

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ART: ralf hauser

Balsam für die Seele und Öl für die Kette wünscht,


BFF10/VIENNA 16. - 19.SEPTEMBER

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Streitthema Gehsteig und Radverkehr

Auf engem Raum foto KURT PINTER

Die Nutzer der Verkehrsmittel Fahrrad und FuSS geraten in unseren St채dten zusehends in Konfliktsituationen. Lokalpolitik und Stammtisch greifen den Konflikt gerne auf, leider oft am falschen Ende. Nun nehmen Vertreter von RadlobbY und Walkspace hier ihre Standpunkte ein. 20

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KAMPF DER KULTUREN

DER blick des konvertiten Für Autofahrer sind Radfahrer ein Feindbild. Weil es immer so verdammt knapp wird, weil man so extrem aufpasssen muss. Es war knapp. Knapp für das Eichhörnchen in der Prater-Hauptallee, knapp für zwei Enten und ein gutes Dutzend japanischer Touristen im Wiener Stadtpark. Fast hätte ich sie über den Haufen gefahren. Ich fahre nämlich seit kurzem Rad. In die Arbeit und wieder zurück. Und das ist gefährlich. Als Radfahrer wechselt die Perspektive. Feindbild sind aber nicht etwa die Autofahrer, nein, man blickt hinunter auf der Ernährungsstufe. Es sind die Fußgänger. Nicht weil sie gefährlich sind, sondern weil sie sich selbst gefährden. Und im Weg stehen. Meistens stehen sie am Radweg herum und schauen dumm. In die falsche Richtung. Das gilt ganz besonders für Touristen, die am Ring herumlatschen. Auf dem Radweg selbstverständlich. Klingeln? Da wird vom Fußgänger bestenfalls die Faust geschwungen, das aber wiederum ist eine Spezialität des Wiener Fußgängers, da sind japanische Touristen ganz zurückhaltend. Und während sich der Japaner im besten Fall mit einer Verbeugung entschuldigt, ruft einem der Wiener in der Regel noch etwas nach, was jetzt nicht ganz druckreif ist. Dabei haben Radfahrer für Fußgänger prinzipiell Verständnis. Weil sie selbst

Michael Völker, Ressortleiter Innenpolitik des Standard und Mitarbeiter in dessen AutomobilTeil, vor kurzem zum Alltagsradler konvertiert

DI Tadej Brezina, Technische Universität Wien, Institut für Verkehrswissenschaften und Vorstandsmitglied Radlobby.NÖ 22

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auch Fußgänger sind und gelegentlich auch auf dem Zebrastreifen stehen. Das verbindet. Zwischen Radfahrern und Autofahrern wird es aber so bald keine Aussöhnung geben. Da liegen Welten dazwischen, nicht nur PS-mäßig, auch weltanschaulich. (Der Standard, 13.08.2010)

Gehsteigradler?

Beobachtungen zu einem Phänomen Was bringt einen erwachsenen Menschen eigentlich dazu, mit dem Fahrrad auf dem Gehsteig zu fahren? Der § 68 der StVO, Verhalten der Radfahrer, verbietet es explizit: „Auf Gehsteigen und Gehwegen ist das Radfahren in der Längsrichtung verboten.“ Was ist es dann? Da stehen sich die subjektive Wahrnehmung des „Druckes von hinten“ durch Autos auf der Fahrbahn und die Abwägung der Alternativen von Umwegen, Hindernissen und der Konkurrenz mit Fußgängern gegenüber. Viele RadfahrerInnen halten es mittlerweile für normal, sich mit Bordsteinkanten, parkenden Autos, Mistkübeln und anderen Schikanen abseits von Fahrbahnen herumschlagen zu müssen. Reine Gehwege werden immerhin von ca. 20 % der Radfahrenden genutzt – vor allem dann, wenn der Autoverkehr auf der Fahrbahn als stark empfunden wird. Den „Druck von hinten“ kann man als RadfahrerIn bald verspüren. Die Ausrichtung der Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs nur am Autoverkehr, der gesellschaftliche Glaube an das Mantra der eingebauten Vorfahrt für Autos – RadfahrerInnen können sich da schon schnell als Verkehrshindernis und Verursachende von „unflüssigem“ Autoverkehr fühlen. Die großflächige Errichtung von Radwegen auf Gehsteigen in den letzten Jahrzehnten scheint eine große „Radwegegläubigkeit“ hervorgerufen zu haben. Vor allem bei Menschen, die sich nicht sicher fühlen, weil sie z.B. mit dem Rad im städtischen Verkehr noch wenig Erfahrung haben. Denn je stärker ein Radfahrer in seinem Verhalten fahrbahnorientiert ist, desto weniger sind seine qualitativen Ansprüche von expliziter Radverkehrsinfrastruktur erfüllt. Die „Radwegegläubigkeit“ äußert sich gerne in diversen Selbsterklä-

rungs- und Rechtfertigungsmustern. Der Zögerlichkeit bei der Routen-Planung: „Dort wird es aber schon Radwege geben, oder?“, folgt unterwegs gerne die Erlösung: „Ah schau, dort ist endlich ein Radweg!“. Diese Mentalität von RadfahrerInnen entsteht aus dem Zusammenspiel von „Radweggläubigkeit“ und dem behördlichen Verlagerungsdruck von der Fahrbahn weg durch Radfahrverbote auf Fahrbahnen und separate Fahrradinfrastruktur mit unterschiedlichster, meist geringer Qualität. Lassen sich hier archaische Muster entdecken? Autofahrende – die große, starke, gefährliche Spezies – darf in keinem Fall irgendwie verärgert werden. Schon gar nicht durch Radfahrende, die sich nicht an die Maßnahmen der Behörden halten, welche die RadfahrerInnen aus dem Lebensraum des Autoverkehrs durch Radwegbenützungspflicht in Sicherheit bringen sollen. Nehmen so eingeschüchterte GehsteigradlerInnen in vorauseilendem Gehorsam die Vertreibung von der Fahrbahn in Kauf, die sie als AutofahrerInnen implizit erwarten, ja fordern? Von den angebotenen Radwegen, die ja im Regelfall nur in einem geringen Anteil am städtischen Straßennetz vorzufinden sind, setzt sich das Ausweichen von der Fahrbahn fort auf Straßenzüge mit reinen Gehsteigen, nur für Fußgänger vorgesehen. Bei den kommunalen Versuchen, den Radverkehr durch Radwege zu fördern, kann man dadurch eine Erziehung zur Gehsteigradlerei beobachten. Dabei wäre das Gegenteil die Lösung: Viele RadfahrerInnen im Wahrnehmungsbild des Autoverkehrs erhöhen die Sicherheit! Die wirkungsvollste Radverkehrsstrategie namens „Safety in numbers“ wäre der richtige Weg für alle. www.radlobby.at


Faire Nutzung der Stadt

eine FuSSgängerInnensicht StadtbenützerInnen brauchen Platz und Raum fürs Flanieren, Sitzen und auch um zu staunen, was die Radler da so alles drauf haben! Lebenslust kommt in den Städten überall dort auf, wo es sich gut gehen lässt: An den schönen Orten der Stadt, vor den Kulturbauten, in den urbanen neuen Mischzonen, in den City-Parks, in den gemischten Einkaufs- und Dienstleistungsbereichen, entlang von Wasserlinien, an Verweilorten, in der Nähe von großen Umsteigeknoten des öffentlichen Verkehrs, auf einer Sitzbank im Trubel einer Geschäftsstraße oder auch in den „Schrebergartenwegen“ am ehemaligen Stadtrand. Also her mit den Shared Spaces, Begegnungszonen, Stadtfairteil-Prozessen! Wir FußgängerInnen wünschen uns nichts mehr als gute, qualitätsvolle Fußwege für alle NutzerInnegruppen: Kinder und Jugendliche mit ihren Scootern, die Golden-Agers mit ihren Rollatoren und die Mid-Ager mit Ihren coolen Trolleys im Schlepptau. Wir wollen auch genau dort gut zu Fuß gehen können, wo der Platz ein wenig enger ist: In den Zwischenbereichen der Stadt, wo hauptsächlich der PKW-Verkehr Platz und Raum hat. Wir finden es uncool, wenn die KollegInnen von der Fahrradfraktion es eilig haben und der Gehsteig der kürzeste Weg ist für ihre nächste Etappe. Wir haben kein Verständnis, wenn für die „Active Trave-

DI Dieter Schwab, Obmann von WalkSpace, Österreichischer Verein für FußgängerInnen

ler“, die Gruppe jener nämlich, die sich mit eigener Körperenergie fortbewegen, an manchen Stellen nur die spärlichen Restflächen für Radeln und Gehen bleiben. Unsere Vision lautet: Wo wenig Platz ist für bequemes Radfahren und komfortables Fußgehen, da ist ein roter Farbkübel für Gehsteigradwege leider zu wenig – so lässt sich der Raum nicht funktionell teilen. Nicht mit Farbe, sondern mit ausreichend urbanem Stadtraum soll das Problem hinkünftig bewerkstelligt werden! Das „Muaterl“ im Schulterschluss mit dem E-Bike-Family-Ausflug inklusive Radanhänger. Ansonsten braucht es auf österreichischer Eben endlich die Einführung der Begegnungszonen nach Schweizer, belgischem und französischem Vorbild, darüber hinaus Fußgängernetzanalysen, Pilotprojekte zu „Shares Space“ und Begegnungszonen. Gehen ist cool, sexy und gesund, besonders wenn die Qualitäten im öffentlichen Bereich für das Zufußgehen passen. Der Prozess der Umwandlung läuft weltweit: Vom Brunnenmarkt in Wien bis Barcelona mit seine Fußgängerquartieren. Darauf sollten wir, FußgängerInnen und RadfahrerInnen, neben einem Fairnessgebot aller VerkehrsteilnehmerInnen hinwirken: Qualitäten und Platz und Raum für Active Traveler! Wir gehen gerne mit. www.walk-space.at

Fairnesszonen – Die Stadt Wien versucht zu vermitteln Ein Beispiel für gemeinsam genutzten Raum mit Konfliktpotential entlang großflächiger KFZ-Fahrbahnen ist der Flanierweg am Donaukanal im Stadtzentrum Wiens. Von den FußgängerInnen wird dort schnelles Radfahren als störend empfunden, Radfahrende befahren die Strecke aber gerne als ampellose Stadtquerung, da der Fahrbahnbereich unnutzbar ist. In diesen Bereichen wurden im Jahr 2008 Fairnesszonen-Markierungen angebracht, die 2010 erneuert und mit zusätzlichen Infokampagnen aufgewertet wurden. Jedoch zeigt auch diese Situation: Eine wirksame Entflechtung des Fuß- und Radverkehrs kann wohl nur durch eine Radverkehrslösung im Fahrbahnbereich erreicht werden.


Film, Fahrrad, Party

FAHRRADKULTUR Das International Bicycle Film Festival BFF feiert heuer sein Zehnjähriges Jubiläum in 38 Spielorten weltweit. Mitte September gastiert es auch wieder in Wien, zum vierten Mal. Im Dezember folgt München. text ALEC HAGER

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fotos bicyclefilmfestival.com, andrew zöchbauer, bff vienna


GALORE!


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as Fahrrad als Kulturträger und Kultobjekt versammelt einmal im Jahr alle seine Jünger und Verehrerinnen um sich. Verschiedenste Aspekte von Radbegeisterung finden sich zusammen ein, die lokale Fahrradkultur-Szene feiert sich selbst, und die wundersame weite Fahrradwelt kommt auf einen Sprung vorbei – auf die Leinwand. Gemeinsam ergibt das mehr als die Summe seiner Teile, der Überschuss an Begeisterung und Gestaltungsfreude lässt sich mühelos aufschnappen. Auch von jenen, die zum ersten Mal, aus Neugier – vielleicht wegen der Erzählungen vom letzten Jahr –, dazu gestoßen sind. Das Bicycle Film Festival BFF ist in der Stadt, es zelebriert jene Individualität, Kreativität und Freiheit, die das Rad als Verkehrsmittel, als persönliches Designobjekt und als Symbol bietet. Der hedonistische Virus hat sich weit ausgebreitet, in New York war 2001 das erste BFF von Brendt Barbur veranstaltet worden, im Jubiläumsjahr 2010 hat sich die Zahl der Spielstädte auf 38 erhöht, neu dazu kamen schillernde Namen wie Sao Paulo, Seoul, Barcelona, Taipei und das ehrwürdige

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Athen. Bike Communities in zahllosen Städten warten darauf, auch endlich dabei sein und ihr eigenes BFF gestalten zu können. In Wien bedeutet das BFF sonnige Stunden am Strand des Donaukanals mit Bike-Action, Musik, Rennen und Wettbewerben; ausgelassenen Stimmung und staunende Andacht bei einem der ausgesuchten Kurzfilmprogramme im Kinosaal der Urania; Große Party beim Eröffnungskonzert mit seinen Zusatzevents. Vom 16.–19.9. bietet das BFF insgesamt fünf Film-Programme, zusammengestellt von der New Yorker Jury aus Kurzfilmen, Experimentalfilmen, Dokumentationen und Animationen, die einige Highlights beinhalten. In „Line of Sight“ porträtiert Benny Zenga einen ganz Großen der BFF-Gemeinde: Lucas Brunelle ist ein besessener Dokumentarist der urbanen Radszenen des gesamten Globus. Er verfolgt Alleycat-Rennen mit seiner Helmkamera auf dem Rennrad, immer dicht an den Führenden – und den Stürzenden. Mitten im Verkehr schildert der Film die Faszination schneller, illegaler, urbaner Radrennen.

„Riding the Long White Cloud“ setzt sieben professionelle Skateboarder auf das ungewohnte Fortbewegungsmittel Fahrrad, um die schönsten Spots der neuseeländischen Inseln zu erkunden. Ein Film voller wunderbarer Landschaften, immer in Bewegung unter dem weiten Himmel des Südens. Dazu kommt die von Spike Jonze, dem Regisseur von „Being John Malkovich“, produzierte BMX-Doku „The Birth of Big Air“, ein Porträt eines der herausragenden Verrückten des BMX-Sports. Mat Hoffman setzte alles daran, den höchsten Sprung mit einem BMX zu vollführen. Dieser Film erzählt die Story hinter der Legende. In „Tokyo to Osaka“ begeben sich zwölf US-amerikanische Fixie-Fahrer auf eine 600 km lange Reise durch Japan. In der Dokumentation „The Cyclocross Meeting“ betrachtet Brian Vernor, Regisseur von „Where are you go?” (BFF 2009) einen aktuellen Trend. Vor Jahrzehnten war Querfeldein-Radsport beinahe vom Mountainbike verdrängt worden, nun erhebt sich der Sport mit Rennrädern durchs Gelände soeben von den USA bis Japan wieder aus dem Schlamm.


Klarerweise kommen auch heimische Produktionen beim BFF zum Zug. Zwei davon hatten ihre Weltpremiere schon bei der Eröffnung des heurigen BFFWeltzirkus im Juni: In New York, als zum zehnten Mal dort das BFF eingeläutet wurde. „Where are the pyramids?” begleitet fünf RadbotInnen aus Wien und Linz in die Verkehrshölle Kairos, die größte Stadt der arabischen Welt mit ihren ungeregelten Verkehrsströmen ohne Ende. „Bike Kitchen – A Filmic Approach” besucht die Heimstätte der Wiener Bike Community. Das Portrait der Selbsthilfewerkstatt mit ReparierBar im 15. Wiener Bezirk erzählt vom Enthusiasmus der BetreiberInnen, ihrem sozialen Anspruch und der Energie für viele Radprojekte in Wien. Der dritte Wiener Kurzfilm im Programm feiert überhaupt seine Weltpremiere hier: „Sauf Velo – The Radrowdies’ Guide to Vienna“. Die Rad Rowdies sind Wiens erste FahrradGang. Neon ist ihre Farbe, und ein Plüsch-Bär namens Bier ihr Gefährte. Ihr Anspruch ist weniger ernst als allumfassend: “Rad Rowdies till we die!” In diesem Kurzfilm zeigen sie ihr Wien.

Fahrradfilme aus aller Welt, von Japan über Ägypten nach Nordamerika. Jährlich wählt die Jury des BFF das Beste aus für jene Filmprogramme, die dann wieder um den Globus geschickt werden.


Das Rahmenprogramm des Bicycle Film Festivals Vienna findet wie gewohnt am Areal der Strandbar Herrmann statt: Samstag und Sonntag wechseln sich in der „Bike Fun Arena“ verschiedenste Bewerbe und Shows zum Mitmachen und Zusehen ab. Der Samstagnachmittag gehört den BMXern und den Fixie-Fahrern sowie jungen RadfahrerInnen beim Kiddie Bike Workshop. Der Sonntag startet den Bike Fun mit dem Faltradrennen, kürt beim Bike-Beauty-Contest die beste Performance mit dem schönsten Rad und erlebt Ritterspiele auf dem Tall Bike und andere rustikal-rabiate Aktionen mit selbst gebauten Radungetümen. Begleitend dazu bietet die Schau „Art Cycle“ Fahrradkunst aus aller Welt in der Street Art Gallery Inoperable und am Pavillon der Strandbar Herrmann, wo der brasilianische Sprayer Alex Hornest eine ganze Wand gestaltet. Ebendort leistet die Fotoschau „Freak Bikes – Bike Freaks“ der Wiener Bike Kitchen pars pro toto, was das BFF weltweit ermöglicht: das Eintauchen in die bunte Welt der Fahrradkultur. vs

BFF VIENNA 2010 16.–19. September Urania Kino | Strandbar Herrmann 4 Tage Filme, Parties, Events, Fahrrad bicyclefilmfestival.com/vienna Tickets unter filmfest@ig-fahrrad.org ART CYCLE VIENNA #4 16. September–3. Oktober Galerie Inoperable, Wien-Neubau Die internationale Kunst-Schau zeigt Street Art, Siebdruck, Malerei und Fotografie zum Thema Rad. inoperable.at OPENING PARTY „BIKES ROCK!“ 16. September, Pratersauna Live: Binder & Krieglstein Freier Eintritt! pratersauna.tv

Fahrradkulturfest münchen 2010 2.–5. Dezember Filmprogramm, Musik, Parties: Internationale Fahrradkultur an der Isar. radlhauptstadt.de

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R. Jusuf, Indonesien J. Bussard, USA

R. Moreira, Bolivien

Portugiesische Navy Segler, Niederlande

B. Petroni, USA

M. Hoff

M. Price, England

W. Brumm, Deutschland

M. Klawitter, Alaska

E. Bonhomme, Kanada

Z. Murício, Brasilien

Single mehr! Einilität t is r e ig b Mo : Wen MU UNOd Rad für optimale e e p S

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esien

O. Guinea, Spanien

B. Horta, Portugal

J. Hon & R. Hartwell, Taiwan

G. Fallica, Italien

H. M. Dias, Portugal

A. Hayward, Spanien

J. Tong, China

G. Sánchez-Etayo, Spanien

E. de Jong, Belgien

A. Wong, Singapur

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S P7: zu einDesign und Tech nik em ultima tiven Bik vereint e

Faltrad Klub Beijing, China

A. & D. Arthur , Schweiz S. J.v. Diest, Indonesien

R. Tzschöckel, Deutschland

E. Petri, Indonesien

Sende uns deine schöns ten, ausgef allens ten oder coolsten Bilder und wir poste n sie auf unsere r Webse ite www.d ahon.c om, damit sie dort besta unt werde n können . Schick e hocha uflöse nde Pics an conta ct@da hon.co m www.ehs.at | 2011 ZAHLREICHE NEUHEITEN in Österreich! | www.dahon.com


Die E-Bike Initiative von Wien Energie

Teil 3 und Abschluss der Reality-Serie in VELOSOPHIE: 50 TesterInnen legten zwei Monate lang die Wege des Alltags und der Freizeit mit dem E-Bike zurück. Viele tausend Kilometer Erfahrungen wurden gesammelt, viele hundert Blog-Einträge verfasst, und ein Publikums-Voting entschied darüber, welche fünf TesterInnen ihr E-Bike als Gewinn behalten dürfen. PROMOTION

text WOLFGANG RAFETSEDER

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fotos KURTPINTER.COM, RALF HAUSER

etzt stehen die Glücklichen fest, aber es war definitiv nicht das Glück, das darüber entschied, wer das KTM eCross als Gewinn behalten darf, sondern der Lohn aus vielen verfassten Blog-Einträgen und der Mobilisierung einer großen Voting-Community. Denn diese Blogs der TesterInnen stellten das Herzstück der E-Bike Initiative von Wien Energie dar. Via Blog wurden zwei Monate lang persönliche Testurteile und Eindrücke vom E-Bike und rund ums E-Biken abggeben. Zur Halbzeit des größten und aufschlussreichsten E-Bike-Tests, den es bisher gegeben hat, setzte das Publikums-Voting ein – für die TesterInnen galt es also, eine möglichst große und treue Fan-Gemeinde hinter sich zu versammeln und auf den Schneeballeffekt zu hoffen: „Weitersagen, weil es geht um ein tolles Elektro-Fahrrad als Gewinn!“ (Und ganz bestimmt wurde den TesterInnen häufig das Verprechen abgenommen, dass, wenn es zum Gewinn kommt, das E-Bike auch mal ausprobiert werden darf – die Dimension EBiken löst jedenfalls Neugier, meistens Begeisterung und gar nicht selten den „Auch-haben-wollen“-Effekt aus.) Was jetzt, nach Abschluss der E-Bike Initiative von Wien Energie und allen Erkenntnissen daraus, beantwortet werden kann, sind die eingangs – zum

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Start der Reality-Serie in velosophie – gestellten Fragen zur Tauglichkeit des „Radfahrens mit eingebautem Rückenwind“ zwischen Wohn- und Arbeitsort, zwischen Einkäufe erledigen und Freizeit genießen. Dazu lassen sich aus den Blog-Einträgen der 50 TesterInnen – weiterhin nachzulesen auf blog.wienenergie.at – einige signifikante Aussagen filtern. Die Fahrt zum und vom Arbeitsplatz: Viele TesterInnen setzten das E-Bike vorwiegend dazu ein, und in den meisten Fällen brachte es sowohl eine Zeit- als auch eine Kostenersparnis (gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto), jedenfalls aber eine Erhöhung der Lebensqualität – sei es, weil man diese Wege mit einer gut dosierten Einheit Sport verbindet, weil man trotzdem nicht unangenehm verschwitzt in die Arbeit gelangt oder weil man die Stadt aus einer neuen Perspektive kennen lernt. Eine Problemstellung, die sich für die TesterInnen im Zusammenhang mit der Fahrt zur Arbeitstätte sehr häufig ergab, war das sichere Abstellen des ebenso wertvollen wie auffälligen Elektro-Fahrrads ebendort. In seltenen Fällen waren sichere Abstellplätze vorhanden, noch seltener in absperrbaren Räumen, die nur MitarbeiterInnen zugänglich sind. Ähnliches galt für das Abstellen des E-Bikes gene-

rell, das Einkäufe-Erledigen oder der Stadtbummel wurde von den TesterInnen entweder bewusst vermieden oder erfolgte mit Bauchweh, erschien der Wert des KTM eCross mit 2.200 Euro zu hoch, um es sorglos an das nächste Verkehrsschild gelehnt (natürlich abgesperrt, aber trotzdem) stehen zu lassen. Sehr gerne wurde das E-Bike von den TesterInnen für Fahrrad-Touren und Ausflüge eingesetzt. Der gegenüber einem herkömmlichen Fahrrad erweiterte Aktionsradius sowie der höhere Spaßfaktor waren die Hauptgründe, warum die Mehrzahl der TesterInnen ihre Freizeit viel häufiger Rad fahrend verbrachten als in der E-Bike-losen Zeit. Mit wenigen Ausnahmen entschieden sich die TesterInnen nach Beendigung der E-Bike Initiative von Wien Energie zum Kauf ihres Test-Fahrrads, wohl auch begünstigt durch das attraktive Angebot, das InitiativePartner KTM eingeräumt hatte, aber vor allem wollte das E-Bike und dessen Vorzüge nicht mehr gemisst werden. Einige erhielten das KTM eCross ohnehin als Gewinn, die fünf auf den Folgeseiten vorgestellten GewinnerInnen aus dem Voting-, ein Tester als fleißigster Blogger und zwei weitere per Losglück.


„Das E-Bike hat auch für einen sportlichen 30-Jährigen einen Nutzen.“ Voting-gewinner Markus Struggl, 30 Software-Entwickler, fährt hobbymäSSig Mountainbike und läuft „In der Freizeit brauche ich keinen Strom, um in die Arbeit zu fahren schon“, fasst der ambitionierte Hobbysportler Markus sein Verhältnis zum E-Bike zusammen. Die Fahrdauer zwischen Wohn- und Arbeitsort (Wien 3 – Wien 22) kann er mit dem E-Bike gegenüber den Öffis halbieren und kommt dennoch unverschwitzt und ganz entspannt im Büro an. An der E-Bike Initiative gefielen ihm ganz besonders die Community-Treffen, vom DonauinselFest bis zum Rapid-Wien-Spiel, die „echt cool zusammengestellt und gemacht waren.“ Um zum Voting-Erfolg zu kommen, habe er „seine Leute“ jeden Tag genervt, erzählt er mit einem breiten Grinsen.


„E-Bike gewonnen statt gekauft, jetzt geht sich sogar ein neues Mountainbike aus.“

Voting-gewinnerin Helga Scheibelhofer, 43 Kindergarten-Pädagogin, Wellness- und Fitness-Trainerin

„Am Anfang habe ich nicht an den Gewinn geglaubt, aber dann richtigen Ehrgeiz entwickelt“, erzählt Helga, „und ich habe Gott und die Welt kontaktiert, damit für mich Stimmen abgegeben werden.“ Mit welchem Einsatz sie bei der Sache war, zeigt ihr erleichtertes Aufatmen nach Beendigung der E-Bike Initiative: „Es war eine schöne und intensive Zeit, aber jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist.“ Durch das E-Bike habe sie neue Motivation fürs Radfahren gefunden – jetzt soll neben dem E-Bike, das sie natürlich weiterfahren wird, auch ein neues Mountainbike angeschafft werden –, und über einen weiteren positiven Nebeneffekt weiß die gebürtige Steirerin zu berichten: „Durch das Fahren mit dem E-Bike habe ich Wien erst so richtig kennen gelernt.“

Szenen vom Community-Treff an der Summer Stage am Wiener Donaukanal, wo Wien Energie kürzlich auch eine Strom-Tankstelle für Elektro-Fahrräder in Betrieb genommen hat. Franziska Maierhofer (Bild links), die wir für die Sommer-Ausgabe von velosophie bei einer Testfahrt begleitet hatten, verpasste den Gewinn ihres E-Bikes knapp, nachdem sie lange Zeit gut im Rennen gelegen war. Alex Jokel wiederum machte Stimmung im Radio – bei InitiativePartner Radio Wien: Testfahrer und Reporter in Personalunion.

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„Ride how you feel, feel how it rides.“

Voting-gewinner Michael Stift, 33 IT-Techniker, Hobby-Mountainbiker Michael zählt sich trotz seines jungen Alters und seiner Sportlichkeit zur Zielgruppe für ein E-Bike, „wegen des langen Wegs zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause.“ Den großen Vorteil gegenüber einem normalen Rad – er hat diese Strecke von 17 Kilometern, eine Richtung, wohlgemerkt, früher gelegentlich mit dem Mountainbike absolviert – sieht er darin, so fahren zu können, wie man sich gerade fühlt: „Gut drauf mit weniger, schlecht drauf mit mehr Motorunterstützung.“ Er gehörte zu den Testern, deren Bike vom Defektteufel gejagt war, einmal Akku, einmal Motor, „aber die Leute von KTM haben flugs die Ersatzteile geschickt.“ Im Gegensatz zu anderen TesterInnen steht für Michael das eCross auch als Sportgerät hoch im Kurs: „Zum Trainieren den Akku runter, so ist das Bike leichter, und du kommst nicht in Versuchung, den Motor zuzuschalten.“


„Wenn man Komfort abstrahiert, die bessere Alternative zum Auto.“ Voting-gewinner Jens Borken, 39 Physiker, Klimaforscher und Car-Sharing-User Mit Jens hat sich ein Klimaforscher in den Reihen der TesterInnen und sogar GewinnerInnen eingefunden, ein hochinteressanter und vom journalistischen Standpunkt faszinierender Aspekt. Er selbst sieht in der Verwendung des EBikes positivere Effekte für die Gesundheit als für den Klimaschutz: „Auch mit der höchsten Unterstützungsstufe ist das E-Biken noch immer besser, als würde man auf der Couch sitzen.“ Mit dem E-Bike hat Jens wieder zum Radfahren gefunden („früher in Berlin bin ich häufig mit dem Rad gefahren“), jetzt legt er den Arbeitsweg vom 3. Bezirk nach Laxenburg fast täglich per E-Bike zurück. An diesem wüsste er natürlich zahlreiche Verbesserungen durchzuführen, leichter, weniger aufwändig und damit auch preisgünstiger sollte es sein, aber sein „Arbeitstier“, wie er es bezeichnet, möchte er nicht mehr missen. Wie sein Erfolg im Voting zustande gekommen sei: „Ich verfüge über ausgezeichnete internationale Kontakte und kann auf ein großes Netzwerk zugreifen“, so seine Antwort, begleitet vom spitzbübischsten Grinsen eines Klimaforschers.

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Voting-gewinnerIN Cornelia Sigwald-Datler, 30 Versicherungsreferentin Wr. Gebietskrankenkasse, Paragleiterin Sport und liebste Freizeitbeschäftigung bedeutet für Cornelia Paragleiten, zum Radfahren stand bisher nur ein zu kleines Mountainbike, das sie schon als Jugendliche gefahren hat, zur Verfügung, und dementspechend selten hat sie sich in der Zeit vor dem E-Bike-Test in den Sattel geschwungen. Mit dem E-Bike von KTM drehte sich ihre Einstellung zum Radfahren um 180 Grad, statt mit dem Auto wird die Fahrt zwischen Wohn(Perchtoldsdorf, direkt an der Grenze zum 23. Bezirk) und Arbeitsort (Wien 10) auch forthin per Fahrrad absolviert werden, „außer das Wetter ist ganz schlecht.“ Sie selbst bezeichnet sich als Quereinsteigerin im Radgeschehen und freut sich, ihrer Gesundheit und der Umwelt etwas Gutes tun zu können. „Ein normales Rad kommt nicht in Frage,“ bekennt sich Cornelia voll zum tretkraftunterstützten Radfahren.

„Immer nur mit Stufe vier, das macht ja den Unterschied zum normalen Fahrrad.“


Š 2010 adidas AG. adidas, the Trefoil, and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. Silhouette Int. Schmied AG, adidas Global Licensee.


velocity

Zügig radelnd kommt man schon bald nach der Stadtgrenze von Genf an die Abzweigung in die verschlafene Siedlung Chambésy. Mitten unter den Vorgärten in einem der hölzernen Gartenhäuschen wartet eine Überraschung: ein Velosoph! Unter diesem Namen betreibt nämlich Valentin Dufour als Nachfolger von Damien Bisetti dort den einzigen Fixed- und Singlespeedshop der Region. Der Wahlspruch des Ladens lautet: „Save the planet, ride a veló!“ velosophie sagt: Ein gutes Motto, ein guter Name! velosophe.blogspot.com

03 PARIS Vive la Velorution! Anfang Juli hat internationaler FahrradAktivismus die Stadt an der Seine fröhlich überrollt: Die Critical Mass Universelle eroberte bunt und laut die Straßen von Paris, alle Welt kam und feierte Fahrrad fahrend mit. Die freundliche Revolution des Mobilitätsverhaltens in unseren Städten hin zum umweltfreundlichen, raumsparenden Verkehr steht bei den Critical-Mass-Fahrten weltweit als Ziel im Vordergrund. Alléz! 36

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02 WIEN Bike and Ride

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Der Knotenpunkt Kennedybrücke liegt nicht nur an der verkehrsreichen Westeinfahrt der Bundeshauptstadt, sondern auch an der U-Bahnlinie U4 und bald am so genannten „WienflussRad-Highway“. Dadurch erhält die Drehscheibe für Fußgänger-, Öffi- und Autoverkehr noch in diesem Jahr einen Radverkehrsanschluss. Dessen Nutzbarkeit für zügiges Alltagsradeln als Verkehrsmittel wird zwar durch einige widrige Rahmenbedingungen eingeschränkt, aber am Knotenpunkt wartet dafür bald eine Radgarage mit rund 100 wetterfesten Abstellplätzen. Somit wird die Anreise per Rad aus den Vororten zur U-Bahn durch sicheres Radparken erleichtert. Initiiert von der Stadt Wien, wird die Radgarage im Haltestellengebäude künftig von der WIPARK Garagen GmbH betrieben, die damit ihren 10.600 KFZ-Stellplätzen in Wien, Graz und Budapest die ersten 100 Radabstellplätze hinzufügt. Ein erster Schritt, aber da ist noch einiges aufzuholen! Eröffnung ist für Oktober geplant, Zutritt wird gegen eine Gebühr von 1 Euro über eine Schleuse mit Magnetkartenleser möglich sein. FOTOS: stan engelbrecht, ablinger, vedral & partner zt gmbh, adam hackney

01 GENF Le Velosophe


„ichBremsen habe keine! “

NTANDO FUTHELA, STELLENBOSCH

Ntando Futhela (16) aus Stellenbosch, Südafrika, fährt mit seinem Rad täglich zur Schule. Sein Porträt ist Teil des Fotoprojekts „Bicycle Portraits“ über afrikanische Radkultur: bicycleportraits.co.za. velosophie.at

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L.A. bietet an seinen berühmten Stränden Platz für Beach-Cruiser und SandSurfer. Dahinter jedoch dominiert das Automobil eine Stadt, die kaum öffentlichen Verkehr und nur eine minimale Zahl von Radfahrenden aufweisen kann. Nun aber steht der Stadt ein alltagsradfahrender Bürgermeister vor, und dieser lässt aufhorchen: 3,2 Millionen US-Dollar für Radverkehrsmaßnahmen 2010, 1.600km Radwege in Planung! Am eigenen Leib hat Mayor Antonio Villaraigosa unlängst erfahren, dass die Situation für RadfahrerInnen in L.A. nicht erfreulich ist; er lässt sich aber auch von einem Gipsarm nicht vom Weg abbringen. Weiter so!

DO. 16. 9. - SA. 18. 9.

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FOTOS: ralf hauser, k.c. hohensee, wigand von sassen (lhm)

04 LOS ANGELES Autometropole goes Fahrrad


05 MÜNCHEN Humor vermittelt Sicherheit

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Der Sicherheitsjoker ist unterwegs! Als aktionistisch-charmanter Teil der Münchner Fahrrad-Kampagne radelt er durch die bayrische Hauptstadt und soll auf positive Weise Aufmerksamkeit für das Thema Verkehrssicherheit erzeugen. Er möchte spielerisch helfen, gegenseitige Vorurteile abzubauen und die Verkehrsteilnehmer zu einem respektvollen Umgang miteinander ermuntern. Laut Konzept belehrt und rügt der himmelblaue Joker nicht, sondern bestätigt und unterstützt das Positive, das im Straßenraum oft zu kurz kommt. Da wünscht velosophie gutes Gelingen, möge auch ihm selbst die gute Laune nicht ausgehen! radlhauptstadt.de

Ausbildung zum orge Coac Ernährungsvorsorge-Coach Lernen Sie, wie Sie Menschen Lust auf gesunde Ernährung machen. Lehrgangsstart: 20.9.2010

Ausbildung zum/zur diplomierten Wellness- und Fitnesstrainer/-in In den drei Modulen der berufsbegleitenden Ausbildung eignen Sie sich das notwendige Know-how an, um als Wellness- und Fitnesstrainer tätig zu werden. Lehrgangsstart: 27.9.2010

Ausbildung zum/zur diplomierten Kindergesundheitstrainer/-in Mehr als Computer, Fast Food und Fernsehen – der Lehrgang zeigt Ihnen, wie sie Kinder spielerisch zu einem gesundheitsbewussten Leben motivieren. Lehrgangsstart: 1.10.2010 Information und Anmeldung im Kundenservice: www.wifiwien.at/kontakt, Tel. 01/476 77-5555, en Währinger Gürtel 97, 1180 Wien

www.wifiwien.at


veloport

Bernds Falttandem KTM Gran Pure Chic Cycling by KTM: Österreichs mit Abstand größter Fahrradhersteller gibt mit den Modellen Gran (Komplettausstattung mit Lichtanlage und Kotflügel) und Gran Pure (wie schon der Name sagt) ein überraschendes Statement ab und zeigt, dass frischer Wind weht durch die Design-Abteilung in Mattighofen weht. Preis: E 899,– ktm-bikes.at

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Der deutsche Faltradspezialist Bernds hat auch einen „Zweisitzer“ im Programm. Der Stahlrahmen stammt aus eigener Produktion, das komplette Bike wiegt in der Grundausstattung unter 20 kg, und das Zusammenfalten auf ein kompaktes Maß soll einfach und rasch funktionieren. Auch mit E-Antrieb und in zahlreichen Ausstattungsvarianten. Preis: ab E 2.550,– bernds.de


Herbst & zeitlos

kleiner Ausblick auf das Modelljahr 2011: dreimal design und etwas für unzertrennliche. Bella Ciao Ingegnere Due schindelhauer siegfried Unlackiertes, gebürstetes Aluminium, profiliertes Sattelrohr, Singlespeed-Nabe mit Riemenantrieb, Leder-Sattel und Leder-Griffband von Brooks – nicht nur velosophie ist von Siegfrieds Sinnlichkeit angetan, sondern das waren auch die Jurys vom „reddot design award“ und vom „BrandNew Award“ der Bike Expo München. Preis: E 1.295,– schindelhauerbikes.de

ART: ralf hauser

Die klassischen Rahmen für die Bella CiaoRäder stammen aus Italien (von einer der letzten verbliebenen Stahlrahmen-Manufakturen), die finale Montage findet in SachsenAnhalt statt, die Ingenieurskunst, der kreative Geist und die Verkaufszentrale haben in Berlin ihren Sitz. Prädikat: ein stimmiges Ganzes, einfach schön. Preis: ab E 1.175,– bellaciao.de

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velostyle VAUDE URBAN LIFE Wir widmen uns diesmal Produktneuheiten der Saison 2011. Darunter sticht die UrbanLife-Kollektion durch ihren ökologischen Ansatz und dezent stilvolles Design hervor. Umweltfreundliche Jacken, Taschen und Hosen aus Bio-Baumwolle und recycelten Materialien. Grüne Welle! Preise: ab E 80,– vaude.com

TSG KRAKEN Der erste flexible Helm, der sich der Kopfform der TrägerInnen anpasst. Die mehrteilige Innenschale kann vor allem für extravagante Köpfe die Lösung sein, auch was das Desigen betrifft: US-Artist David Flores hat ihn gestaltet. Preis: ab E 58,– ridetsg.com

REDVIL ILLUMINATE

BASIL SELECT-SERIE

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Jan Heine, Verleger

Stille vom Feinsten Kurzfassung einer auSSergewöhnlichen Biografie: Von Deutschland nach Seattle, und dann wird das Hobby zum Beruf. text MARTIN struBreiter

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fotos jean-pierre praderes

an kann in Jan Heines Welt nicht einfach hineinköpfeln, man sollte einen kleinen Umweg nehmen, einen fast vergessenen, kaum befahrenen mit Aussicht: Reiseräder, aus allen Jahrzehnten. Aber nicht die Krapfen aus dem Baumarkt, sondern die feinen, edlen, leichten, handgefertigten, die Constructeurs-Räder, wie sie besonders im Frankreich der 30er- und 40er-Jahre perfektioniert wurden. Damals wurden sogar Constructeurs-Wettbewerbe abgehalten, und wer das leichteste, robusteste und feinste Rad an den Start (und dann auch ins Ziel) brachte, hatte seinen Ruf wieder etwas gemehrt. Räder, die mit Gepäcksträgern (ja, meistens vorne und hinten), Kotflügeln, Lichtanlage und Gangschaltungen (meistens auch vorne und hinten) sieben bis acht Kilogramm wogen, waren keine Seltenheit, und sie fuhren dennoch perfekt und hielten durch. Auch Berge ließen sich niederstemmen: Zwei Kettenblätter vorne waren guter Standard, und ihr Größenunterschied nahm vorweg, was wir heute als Kompaktkurbel schätzen. Auch der AluminiumAnteil war auf heutigem Niveau, die Rahmen ausgenommen, aber auch das galt nicht lückenlos. Man fuhr damals mit seinem Reiserad auf Urlaub (der Anteil an Packtaschen war hoch), und wenn man sie daheim benutzte, dann durften sie gerne als Statussymbol aushelfen: Auf einem Rene Herse fein gekleidet vor

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einem Straßencafé vorzufahren, war ungefähr das, was heute der auf die Theke gewuchtete Ferrari-Schlüsselanhänger ist, nur irgendwie nobler. Jan Heine: „Rene Herse und Alex Singer waren damals praktisch die Schutzheiligen der Rahmenbauer, ihre Räder kosteten in den 40er-Jahren rund drei Ingenieurs-Monatsgehälter. Heute wären das rund 10.000 Euro.“ Bevor das Thema jetzt ins Nostalgische kippt:

Die feinen Reiseräder sind noch immer unterwegs, heute in einer wohligen Nische, und besonders von Japanern

und US-Amerikanern werden die verbliebenen Construkteure kultisch verehrt. Alex Singer fertigt noch immer, wie einst im kleinen Geschäft im Pariser Vorort Levallois, in der Neuzeit dazugekommen sind J. P. Weigle in den USA oder Toei in Japan, und jeder Kunde bekommt sein Fahrrad nach Maß und nach persönlichen Vorstellungen. Jan Heines Zeitschrift „Bicycle Quarterly“ passt perfekt zu den Reiserädern, die darin in hoher Dichte vorfahren: Als unaufgeregtes, perfekt recherchiertes, hoch kompetentes Magazin bewegt sich die Zeitung trittsicher in Vergangenheit wie Gegenwart, beantwortet Fragen, die außer Jan Heine noch niemand gefunden hat. In der Einleitung zu einem Interview wurde er kürzlich als „the most important cy-

Jan Heine, ausnahmsweise neben dem Reiserad statt drauf. Wer zu den Rennern um ihn herum mehr wissen will, kann in einem feinen Bildband nachlesen und -schauen, Wegweiser auf der nächsten Doppelseite.



cling journalist you’ve never heard of“ charakterisiert. Er spürt die Raffinesse der alten Räder in Praxistests und mäandernden Berechnungen auf, und weil die Zeit der Reiseräder längst zeitlos ist, wurde vor einigen Jahren das Wort vintage aus dem Titel gestrichen. Seither ist „Vintage Bicycle Quarterly“ als „Bicycle Quarterly“ endgültig in der Gegenwart angekommen, ohne die Vergangenheit zu vergessen. Stille Kompetenz, sozusagen, auf Augenhöhe mit den Fahrern der feinen Räder. Jan Heine ist Jahrgang 1968, und sein Interesse an Fahrrädern ist kaum jünger: „Ich bin im Rheinland aufgewachsen, direkt neben einer Rennrad-Trainingsstrecke, und schon als Zehnjähriger wollte ich Rennfahrer werden. Und vor allem natürlich bei der Tour de France mitfahren.“ Die Faszination des Fahrrades kam aber auf mehreren Ebenen: „Für mich war Radfahren schon damals ein Mittel zur Freiheit. Heute werden die Kids in den USA mit dem Auto direkt von der Schule abgeholt, aber wir konnten mit unseren Fahrrädern kleine Abstecher machen, von denen unsere Eltern nichts wussten.“ Natürlich wurde Jan Heine später Rennfahrer, aber er fuhr nur ungern im Kreis: „Ich hatte immer Interesse daran, was hinter dem nächsten Berg liegt. Daher habe ich früh begonnen, am Wo-

chenende quer durch Deutschland zu radeln und Freunde zu besuchen, und nach der Wende bin ich oft die Ostsee entlang gefahren – auf einer Wellenlänge mit den französischen Randonneuren, und die hatten auch die perfekten Räder dafür. Ein Kriteriumsrennen, wo man nach der ersten Runde schon die Strecke kennt, hat mich schon damals kaum interessiert.“ Jan Heine hat Geologie, Geografie und Mathematik studiert, bei einem Studienaufenthalt in den USA 1989 ist er in Seattle hängengeblieben, das Interesse für Reiseräder war im Gepäck immer dabei:

„Diese nach Kundenwunsch gefertigten Custom-Bikes waren immer Kunstwerke, da sie als Einheit konstruiert und gefertigt wurden. Für alle Komponenten wurden spezielle Anlötteile vorgesehen, damit waren die Randonneur-Räder stets aus einem Guss und nicht einfach nur aus Komponenten zusammengeschraubt.“ Um die Erkenntnisse, Testergebnisse und Schlussfolgerungen seiner Forschungen zu bündeln, veröffentlichte Jan Heine im Sommer 2002 erstmals

das Vintage Bicycle Quarterly, ein Hobby, das in Schwung kam wie ein edles Randonneur-Rad. Die Zeitschrift wurde schnell quer durch alle Länder abonniert, wurde dicker und noch ambitionierter, „und irgendwann hatte ich die Wahl, sie hauptberuflich zu gestalten oder wieder einzustellen.“ Statt der Zeitung stellte Jan Heine lieber seine anderen Jobs ein, und aus einer Zeitung wurde ein ganzer Verlag, Vintage Bicycle Press (www.vintagebicyclepress.com). Das Ziel klingt höchst sympathisch in einer nach schrillen Nachrichten hechelnden Welt: „Bicycle Quarterly soll ein qualitativ hochwertiges Magazin bleiben, das damit seine Leser begeistert, ich will davon Leben können, und der größte Lohn ist sowieso das Feedback der Leser.“ Die kommen mittlerweile auch von Büchern – dass das erste des Verlages „The Golden Age Of Handbuilt Bicycle“ heißt, ist nur logisch, und im jüngsten sind feine Rennräder mit Geschichte dran, eine Kurzkritik steht nebenan. Die Fotografie zum Buch zerkleinerte eineinhalb Jahre, aber es gibt kaum Fotos von Jan Heine selbst, was er locker erklären kann: „Es ist ja selten ein Fotograf dabei, wenn ich Rad fahre.“ Wie gesagt, Jan Heine fährt gerne viel – aber in aller Stille, schließlich sollen die Straßen zu seinen Rädern passen. vs

Vintage Bicycle Quarterly heißt jetzt nur mehr Bicycle Quarterly, damit haben alle Jahrzehnte Platz. Die wunderbar stille und kompetente Zeitschrift ist ein feines Statement gegen schrillen, oberflächlichen Journalismus. 46

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Jan Heine: Die Räder der Sieger. Eine fotografische Zeitreise. Mit Fotografien von Jean-Pierre Pradères. Covadonga Verlag, Bielefeld. Die deutsche Ausgabe erschien im Jahr 2009. 176 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro, ISBN 978-3-936973-46-4 Erhältlich ist das Buch unter covadonga.de, oder bei Vintagebicyclepress (vintagebicyclepress.com) oder bei fahrradbuch.de

JAN HEINE: DIE RÄDER DER SIEGER

Räder mit Geschichte quer durch die Geschichte, vom 1880er Hochrad bis zu Tony Romingers Stundenweltrekord 1994. Zu Tode restaurierte Siegerräder kamen für Jan Heine und Fotograf Jean-Pierre Pradères nicht in Frage. In diesem Buch sollte jedes Rad die Authentizität längst zerronnener Zeiten ausstrahlen, die Spuren des Siegens in die Gegenwart tragen, in der die Räder längst als Liebhaberstücke stehen. Jan Heine: „Und wenn doch restaurierte Stücke zu sehen sind, dann ist die Geschichte dieses Fahrrades so außergewöhnlich, dass wir nicht darauf verzichten wollten.“ Und außergewöhnlich ist die Geschichte des Radsports sowieso. Von den Tagen des Hochrades an wurden damit Wettkämpfe ausgetragen, es gab skurrile, zeitlose Seitengassen wie das Dursley-Pedersen, Luftfahrt-Technologie bei den ersten Alurahmen – und langsam emanzipierten sich die Rennräder durch geringes Gewicht, feine Konstruktion und insgesamt edlere Ausführung von den meisten anderen Fahrrädern. Wobei nicht alle dem klassischen Netzhautmuster eines Rennrades entsprechen: Auch die Zeitungskuriere in Paris, beispielsweise, fuhren Rennen, und ihre Porteurs-Räder trugen rund 15 Kilo-

gramm Zeitungen am schon unbeladen eher breiten Gepäcksträger. Die Räder der Sieger ist die rare Kombination eines Bilderbuches, das auch beim Text in die Tiefe geht, das mit der Hartnäckigkeit der Liebenden recherchiert wurde, und man darf sich diese Recherche ruhig etwas umfangreicher vorstellen: Inklusive Fotografie dauerte sie eineinhalb Jahre, dabei wurden praktisch aus dem LKW heraus vier Fotostudios in Frankreich aufgebaut, eines in Italien, und die Räder aus den USA wurden mit viel Überredungskunst ins Studio in Seattle gebeten. Fotografiert wurde in Europa also in einem Schloss oder in Scheunen, einmal sogar in einer offenen Garage. Weil dort zu viel Tageslicht dazukam, entstanden die Fotos bei Nacht, und keiner der Nachbarn traute sich nach dem Grund des Blitzens in der Garage fragen. Noch aufwändiger als das Fotografieren war die Auswahl davor: Nicht alle Räder, die als echte Siegermaschinen von ihren Besitzern präsentiert werden, sind auch solche. Wie bei anderen Kunstwerken gibt’s auch hier Fälschun-

gen, und manche sind besser als die anderen. Jan Heine: „Von fast jedem Bianchi aus den 50er Jahren mit Rahmenhöhe 59 cm wird heute behauptet, dass garantiert Fausto Coppi damit gefahren ist. Natürlich entlarvten auch wir einige Fälschungen, wobei die heutigen Besitzer meistens gar nicht wussten, dass ihr Rad nicht das echte Siegerrad war.“ Zu den aktuellen, kunstvoll reduzierten und technisch perfekten Fotos gibt’s zeitgenössische Aufnahmen von damals. Und einen Text, der den Renner zurückhebt in die damalige Zeit und in seine Koordinaten stellt, denn auch die Rennen selbst sind mit der Zeit gereift: „Die Rennen haben die Technik der Fahrräder beeinflusst, und umgekehrt hat auch die Technik die Rennen mitgezeichnet. Früher waren die Strecken deutlich länger, und selbst an der Spitze kamen die Fahrer mit großen Abständen ins Ziel. Daher waren auch andere Übersetzungen nötig und andere Rahmengeometrien.“ Man lässt sich beim Genießen des Buches also gerne mehr Zeit, als sich die Rennfahrer früher und ganz früher auf ihren Maschinen nehmen durften.


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MATT W. MOORE

Art Decocyclique

Farbenfroh-geometrisches Artwork zeichnet den Stil vom Matt Moore aus, „Vectorfunk“ nennt er dieses ausgeprägte Merkmal selbst. Matt arbeitet in seinem Studio MWM Graphics in Portland, Maine quer durch alle Disziplinen, von digitaler Illustration über großformatige Gemälde hin zu gesprayten Wandmalereien und Shirt-Design. Radfahren war für ihn immer ein zentraler Teil seines Lebens. Nachdem er gestalterisch auf Skateboards, Snowboards, Surfboards und Skiern tätig war, lag als nächstes Objekt das Fahrrad nahe. Für die Momentum Exhibition in Cambridge, Massachusetts, fertigte Matt im Jahr 2009 fünf handbemalte Bahnrad-Rahmen in seiner typischen, klaren Farbensprache. Großformatige Bilder ergänzten die Schau, diese sorgen seither für Furore unter Radkunst-Aficionados. Die Bucht rund um Portland bietet ihm prachtvolle Strecken zum täglichen Radfahren, Spaß und Training stehen dabei für ihn im Vordergrund. Anders als bei seinen nächtlichen Ausflügen nach Downtown: „Drunk cycling!“ Matts Botschaft an die velosophieLeserschaft lautet: „Falls irgendjemand sagt, Fahrradkultur wäre nur ein Trend, erinnert diese Leute daran, dass ihr und der Rest der Welt eigentlich schon ewig Rad fährt!“ mwmgraphics.com

ART: matt w. moore

Matt Moore stellt in Wien bei ART CYCLE VIENNA im Rahmen des BFF 2010 aus: Galerie Inoperable, 16.9.–9.10.

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Foto: Olaf Beck

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… fährt durch die Stadt rer durch. Das Land, in dem ich jetzt lebe, funktioniert nach der Grundregel: Links fahren, rechts wählen, scheiß der Hund drauf! Da darf sich keiner wundern. Noch so eine Spezialität: Radwege, die Gleiskörper queren. Dauerbimmelnde Bimfahrer haben wir ja schon in der letzten Folge besprochen. Heimtückischer noch sind die stummen Fallen: Schienen und Weichen leicht schräg zur Fahrtrichtung, Vorderräder fressende Monster. Und hinterher, während man sich aus den Schienen wurschtelt: Bimbim! Auch nicht schlecht: Dort, wo besonders viele Radfahrer von Rädern zermalmt worden sind, lackiert man roten Lack hin. Das hat einerseits natürlich den Vorteil, dass man das Blut des nächsten Gestürzten nicht mehr so gut sieht, andererseits den Nachteil, dass der Verkehr (bis auf besonders rücksichtslose Gestalten) durch die am Boden liegenden Radfah-

rer behindert wird, besonders bei Nässe. Aus dem Physikbuch für Radwegplaner: Lack ist rutschig! (Quod erat demonstrandum). Dann gibt’s da noch die Radwege aus dem Rätselheft, Abteilung Irrgarten. Statt einmal links abzuzweigen wird man um den gesamten Block geschickt, rechts-rechts-rechts. Und dann ist die Ampel rot, eh klar. Oder die, die irgendwo versickern. Oder die gegen Einbahnen, wo Lieferwagen so gern drauf parken. Oder, oder, oder. Wenn ich Zeit habe, geb ich mir den ganzen Wahnsinn. Wenn ich dabei für die gesamte Stadt mitdenke, komme ich auch irgendwann im Ganzen dort an, wo ich hin will. Für Schnelligkeit, Sicherheit und Effizienz benutze ich die Straße. Schneller als die Blechschlangen dort bin ich – außer vielleicht um Mitternacht – allemal.

ART: silke schmidt – silkeundich.de

In der Stadt, in der ich lebe, gibt es viele Radwege. Manchmal, wenn ich es nicht eilig habe, benutze ich sie. Ich habe es selten nicht eilig, und diesem Umstand ist wohl meine ungebrochene körperliche Unversehrtheit geschuldet, ja ich blühe wie eine Bohne im Mai. Das durchschnittliche Rest-Lebensalter eines Menschen fällt nämlich ins Bodenlose, benützt er einen Radweg in dieser Stadt und hat es eilig. Manche Radwege kann nur der Bocksfüßige persönlich entworfen haben beziehungsweise sein klappriger Kumpan, Gevatter Tod: Radwege, die am rechten Straßenrand geführt diagonal in die Mitte verschwenkt werden, um zu seiner Rechten Platz für eine Rechtsabbiegespur der Vierrädrigen zu machen. Der Rechtsabbieger von Welt schneidet nämlich erst im letzten Moment nach rechts, idealerweise mitten durch den Radfah-

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