M A G A Z I N f ü r FA H R R A D K U LT U R
www.velosophie.eu
01-2011 FRÜHLING
! S I T GR A
RAUM FÜRS RAD
CICLOVIDA
PLUS: VELO-CITY CONFERENCE SEVILLA
FAHRRAD-SCHAUEN ÜBERALL
RIGHT NOW
VELO LOVE BERLIN & FRANKFURT, BIKE FESTIVAL WIEN
STEEL IS REAL
ÜBER DIE KUNSTFORM SCHLANKER ÄSTHETIK. EINE LIEBESERKLÄRUNG
Intelligente E-Bikes
velotorial
Parade und Paradoxon
raum fürs rad! Weltweit gewinnt das Fahrrad an Raum, im tatsächlichen Wortsinne: Ein Phänomen breitet sich aus, das in Bogota als „Ciclovia“ begann und freien Raum für Millionen von RadfahrerInnen schafft. Dieser Erscheinung widmen wir uns am Beginn des Heftes (S.10), auch aus Anlass der ersten Wiener Radparade. Mehr Raum erreicht auch velosophie durch die größere Verbreitung im vierten Jahr. 2010 hatten wir uns nach Berlin vorgewagt, heuer breiten wir uns in Deutschland nach Hamburg, München, Frankfurt und Essen aus und queren über den Bodensee in die Schweiz, nach Zürich. In all diesen Städten und natürlich in Österreich liegen damit die schönsten Seiten des Radfahrens in Cafés, Boutiquen und Radläden auf. Der puren, schlanken Schönheit des Stahlrahmenbaus widmen wir folgerichtig unsere Hauptstory (S.28), Radthemen aus aller Welt tragen wir im Velozine (S.16) zusammen und besuchen die Velocities (S.34) dieses schönen Planeten. Bei der freakigen Covergrafik des kalifornischen Künstlers Mike Bertino greifen wir jedoch nicht zum Mittel der Schönheit, sondern zu jenem der paradoxen Intention: Mike thematisiert in sei-
ner einzigartigen Stilistik den Moloch Stadtverkehr, dem wir in der Tradition von Viktor Frankl und Paul Watzlawick unsere Vision vom friedlichsten Verkehrsmittel Fahrrad entgegenhalten. Ebenso nur scheinbarer Widerspruch steckt hinter der Aussage: Mehr Radfahrende, weniger Radunfälle. Denn mehr Rad im Verkehr bedeutet Entschleunigung und Sichtbarkeit, höhere Aufmerksamkeit der AutolenkerInnen und dadurch die relative Abnahme des Unfallrisikos für Radfahrende. „Safety in Numbers“ heißt das Konzept nach der Studie von P.L. Jacobsen, das schön langsam zur Entscheidungsgrundlage für sinnvolle Verkehrspolitik in Europa wird. Klar, mit sinnvoll meint velosophie nachhaltige Radverkehrsförderung und nicht kontraproduktiven, kurzsichtigen Populismus á la Kinder-Radhelmpflichten wie soeben vom österreichischen Verkehrsministerium angekündigt. Sicherheit sieht anders aus! Daher ist velosophie für mehr Raum fürs Rad, bei sonntäglichen Ciclovias und Radparaden ebenso wie im verkehrsgestalterischen Alltag. Das ist gut für uns alle. Also, keine Angst vor scheinbaren Widersprüchen, rauf aufs Rad! Alec Hager, Chefredakteur
schöner sTahl
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ciclOvida lOca
Three Times One
Ganze Straßenzüge und Viertel werden für den motorisierten Verkehr gesperrt, Radfahrende und FußgängerInnen genießen Raum und Ruhe. Millionen tun es schon lange in Kolumbien, nun erreicht das Phänomen auch Europa. S. 10
Die neue Porträtserie startet mit Christiane Soeder-Richter, Weltklasse-Straßenfahrerin, Ärztin, Buchautorin und engagiert darin, mehr Frauen zum Sport und im Speziellen zum Radfahren zu bringen: „Radeln macht schön und sexy“. S. 44
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FOTOS: Manu Trillo, Matthias Maier, Eva Kees
Beinahe wäre der ureigenste Baustoff für Fahrradrahmen ein Opfer der Materialentwicklung von Alu und Karbon geworden. Jetzt ist der Stahlrahmen zurück. Schöner und schlanker denn je, handgemacht und individuell gefertigt. S. 28
Eine Initiative des Vereines zur Förderung innovativer Projekte
SONNTAG
3. APRIL 1. WIENER RADPARADE
UM DEN RING gtheater. 11.00 Uhr Treffpunkt beim Bur um den Ring. 12.00 Uhr Abfahrt zur Rundfahrt
en Mitfahr schätzen it en e z r h a F gewinn e Helm Nutcas
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www.radparade.at
Die Radparade wird unterstützt von Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou
velocontents
IN DIESER AUSGABE 10 16 24 28 34 38 40 42 44 50 18
VIVA LA CICLOVIDA SONNTAGS GEHÖREN VON KOLUMBIEN BIS SPANIEN DIE STRASSEN DEM RAD VELOZINE KULTURELLES, NÜTZLICHES UND INTERESSANTES AUS DER WELT DES FAHRRADS VELOTALK GESPRÄCHE ÜBERS RAD MIT WIENS STADTRÄTIN VASSILAKOU UND – EINEM PFERD FÜR IMMER SCHÖN DIE RENAISSANCE DES STAHLRAHMENS BRINGT UNS ELEGANZ ZURÜCK VELOCITY BERICHTENSWERTES AUS DEN FAHRRADSTÄDTEN DIESER WELT VELOELECTRIC PEDELECS IM TEST VELOPORT BIKES, DIE UNS GEFALLEN VELOSTYLE DINGE, DIE WIR VIELLEICHT BRAUCHEN UND SICHER MÖGEN THREE TIMES ONE CHRISTIANE SOEDER-RICHTER, AUFGENOMMEN AUS DREI BLICKWINKELN VELOART MIKE BERTINOS HORRORSHOW IMPRESSUM
FOTO: gudrun pollak
COVER-ART: MIKE BERTINO
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¡VIVA LA Urbaner Raum fürs Rad
CICLOVIDA!
EIN PHÄNOMEN BREITET SICH INTERNATIONAL AUS. IN KOLUMBIEN CICLOVIA GENANNT, IN LOS ANGELES CICLAVIA, IN SEVILLA CICLOVIDA, STELLT ES RAUM FÜR UNMOTORISIERTE BEWEGUNG ZUR VERFÜGUNG. WIEN IST BALD DABEI! text ALEC HAGER
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fotos MANU TRILLO, MARCOS JULIAN, LARRY GASSAN, TRAVASS, PETER PROVAZNIK
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S
onntagsausflug vor der Haustür? Nicht sehr einladend, wartet dort doch in Großstädten meist eine Blechlawine stehender und fahrender Autos, sowohl in den Megacities Südund Nordamerikas als auch in den Hauptstädten Europas. Dennoch gehen, laufen, radeln, skaten abertausende Menschen sonntags durch die Straßen dieser Städte, ganz ohne Autoverkehr – denn es ist Ciclovia! Den Menschen ihren Raum zurückzugeben, die Stadt erlebbar zu machen und dabei Ruhe und Freude empfinden zu können, das macht Ciclovia möglich. Straßenzüge werden für Kraftfahrzeuge gesperrt, Bühnen aufgebaut, Straßenmusik findet an ihrem namensgebenden Ort statt und wird glockenhell gehört, ebenso wie das fröhliche Geklingel der zahllosen Radfahrenden. Alles begann in Bogotá Die kolumbianische Hauptstadt wird wohl kaum mit zukunftsweisender Verkehrspolitik assoziiert, zu Unrecht. Nicht nur auf diesem Gebiet, sondern allgemein hat Bogotá die Lebensqualität und Sicherheit ihrer sieben Millionen EinwohnerInnen seit den dunklen Neunzigern stark verbessert, die sonnigen Straßen sind nun deutlich sicherer – und jeden Sonntag autofrei. Die verkehspolitische Umorientierung begann in der Amtszeit des Bürgermeisters Enrique Peñalosa Ende der Neunziger. Er begann das System umzukrempeln, orientierte es an den Bedürfnissen der unmotorisierten, einkommensschwachen Bevölkerungsmehrheit und wandte sich gegen die autoverstopften Straßen. Seine Lösung war das bevorrangte Schnellbussystem „TransMilenio“, das weltweit in Fachkreisen für Aufsehen sorgte, und ein Netzwerk von attraktiven Radrouten. Eine breitere Wirkung, ja einen globalen Dominoeffekt erzielte eine andere Idee, die in seiner Amtszeit groß wurde, jedoch schon in den Siebzigern begann: Dem Volk die Möglichkeit zu geben, ihren freien Sonntag mit gesunder Bewegung auf den Straßen der Stadt verbringen zu können, ohne Autos. Denn Fläche gäbe es genug, man müsse sie nur nutzbar machen. „Ciclovia“ ist der Name dafür, der eigentlich einfach „Radweg“ bedeutet, aber was für einer! 30 Prozent der Bevölkerung, also über zwei Millionen Menschen, nutzen jeden Sonn- und Feiertag 120 Kilometer gesperrte Straßen. Die Städte Cali und Medellín folgten in Kolumbien dem Bei12
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BOGOTÁ
LOS ANGELES
VELO-CITY-KONFERENZ: THE CYCLE OF LIFE Das Motto 2011: Das Fahrrad als Teil des täglichen Lebens und als Quelle der Gesundheit für Menschen jeden Alters.
SEVILLA
Velo-City ist die weltweit führende internationale Konferenzreihe zum Thema Radverkehrsförderung und Planung. Sie wird von der European Cyclists’ Federation (ECF) sowie ausgewählten Gastgeber-Städten organisiert. Heuer ist die andalusische Hauptstadt Sevilla dran, die letzten Jahre blicken mit Brüssel 2009 und Kopenhagen 2010 auf sehr erfolgreiche und inspirierende Veranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmenden zurück. Sevilla erhielt vor kurzem den UN-Habitat Best Practice Award und wurde dank des erfolgreichen Aufbaus seiner kompletten Fahrrad-Infrastruktur dazu ausgewählt, die Velo-City 2011 auszurichten. Die Konferenz dient als globale Kommunikations- und Informationsplattform mit dem Ziel, Entscheidungsträger dahingehend zu beeinflussen, dass die Planung und Bereitstellung der Infrastruktur für den täglichen Gebrauch des Fahrrads im städtischen Raum verbessert und der Stellenwert des Radverkehrs allgemein gehoben wird. Traditionell beteiligen sich VertreterInnen von Verbänden und Institutionen aus Wissenschaft und Politik an den Konferenzen. Die Eröffnungsrede wird Gro Harlem Brundtland, ehemalige Präsidentin der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung, halten. Auch velosophie wird vor Ort sein und ein Steinchen ins globale Vortragsmosaik einbringen und online von der Konferenz berichten. Velo City 2011, 23.–25. März, Sevilla velo-city2011.com ecf.com
spiel, daraufhin schlossen sich andere lateinamerikanische Metropolen an, darunter Quito in Ecuador oder auch Mexico City. Auto-Metropole Los Angeles folgt nach Bogotás wegbereitender Bürgermeister Enrique Peñalosa ist nun Präsident des Institutes für Transport und Entwicklung (ITDP). Er erklärte kürzlich die Faszination des Fahrrads und damit den Erfolg des Konzepts Ciclovia in einem Interview so: „Für mich repräsentiert das Fahrrad Friedfertigkeit, Gesundheit, Gleichheit, Respekt vor der Menschenwürde, Harmonie sowie die Möglichkeit, sich ohne großen Aufwand in einer Stadt zu bewegen. Noch einfacher und besser ausgedrückt: Fahrräder bereiten einfach Spaß!“ Dieser freundliche Virus breitete sich durch den Tortilla Curtain nach Nordamerika aus: Las Cruces, New Mexico, feiert einmal monatlich freie Straßen. Cleveland,
Ohio, veranstaltet seit 2006 “Walk+Roll Cleveland”, und 2008 folgte New York mit „Summer Streets“. Die rivalisierende Schwester an der Westküste, Los Angeles, war dann 2010 unter ihrem neuen Bürgermeister Antonio Villaraigosa bereit für „CicLAvia“: Im Oktober wurden zwölf Kilometer freigegeben unter dem Motto: „Bike, jog, take Fido for a walk!“, vier Events mit zunehmendem Raumanspruch sind für 2011 geplant. Auch in Los Angeles wird neben dem Erholungseffekt jener der sozialen Integration betont: Ciclovia verbindet Menschen und Bezirke über Durchzugsstraßen hinweg, gibt Raum und Ruhe. Das Klima einer Stadt bessert sich in jeder Hinsicht. Sevilla bringt Europa ins Spiel, Wien ist in den Startlöchern Die spanische Sprachbrücke scheint hilfreich zu sein: Sevilla ist die erste europäische Stadt, die der Idee aus Lateinamerika über den großen Teich verhilft.
VIENNA
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Ciclovida bringt seit November 2010 Leben in die Straßen der Stadt. Das Programm wurde im Rahmen der Vorbereitungen auf die Velo-City Konferenz 2011 organisiert, die Ende März ebendort stattfindet (s. Kasten). Auch die andalusische Hauptstadt ist nicht eben mit einem hohen Radverkehrsanteil verwöhnt und unternimmt nun gezielte Anstrengungen zur Verbesserung, viermal rollt 2011 die Ciclovida durch Sevilla, zum nächsten Mal am 27. März. Kurz darauf ruft Wien am 3. April im Rahmen des Bike Festivals am Rathausplatz zur RADpaRADe auf. An diesem Sonntag geht’s rund, um und auf dem Ring. Ganz ohne Autolärm und Abgase, nur das Surren der Räder, das Klingeln der Radglocken und die Musik der Soundmobile wird zu hören sein, wenn tausende RadlerInnen gemeinsam um die Wiener Innenstadt fahren! vs Los Angeles: ciclavia.wordpress.com Wien: radparade.at
Sportwochen 2011.
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Steffen Hofmann – SK Rapid Wien Wir bringen Sie näher an die Sportstars. Die Wien Energie Sportwochen bieten das ideale Programm für jeden. Seien Sie dabei und gewinnen Sie Preise im Gesamtwert von 12.000 Euro! Alle Termine, Ermäßigungen und Gewinnspielinfos finden Sie im Sportwochen Extra sowie im Internet auf wienenergiebewegt.at
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Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianz Austria.
velozine Kulturelles, nützliches und interessantes aus der Welt des fahrrads
kommentar aKtuelle meinung zu aKtuellen themen
Kopfüber in die HelmpflicHt? 87 Prozent unserer Kleinsten tragen schon heute einen radhelm, tendenz steigend. Warum dann radhelmPflicht in Österreich für Kinder bis zehn? Während in Österreich Diskussionen darüber entbrannt sind, ob die Einführung einer Helmpflicht für Rad fahrende Kinder bis zehn Jahre sinnvoll sei oder nicht, hat man die Sache anderswo längst geklärt. Nämlich in Ländern, die einen vielfach höheren Radverkehrsanteil aufweisen als Österreich – und wo ein kategorisches Nein zur Helmpflicht ausgesprochen wurde. Die entsprechende Ankündigung der Bundesministerin für Verkehr, diese Helmpflicht mit der nächsten StVO-Novelle einführen zu wollen, hat einerseits scharfen Gegenwind aus Richtung der Fahrrad-Lobbys, andererseits auch unabhängiger Institutionen ausgelöst. Dabei wird sich nicht gegen das Tragen eines Radhelmes an sich ausgesprochen – das wäre ja hochgradig unsinnig –, sondern gegen die Einführung einer Helmpflicht. Immerhin gibt es einige Beispiele, wie dieses sensible Pflänzchen Radverkehrsanteil sein Wachstum rasch wieder entschleunigt, wenn es sich nicht frei entfalten kann. Und Helmpflicht ist eines der bösesten Wörter, das man VertreterInnen heimischer Fahrrad-Lobbys an den Kopf werfen
kann (und vielleicht würde es sich dann ja sogar auszahlen, einen Helm zu tragen) – sie sind nämlich diejenigen, die an der Basis für die Erhöhung des Radverkehrsanteils arbeiten und gelegentlich in den lichten Höhen der Verkehrspolitik ihre Bemühungen zunichte gemacht sehen. Meine Tochter ist knapp neun und hat wohl die meisten Ahnung von Chic Cycling im Umkreis der Redaktion. Bei einem solchen Papa hat sie natürlich mehrere Radhelme zur Auswahl, und sie stimmt die Kleidung auf die Farbe des Helms und nicht den Helm auf die Farbe der Kleidung ab. Sich ohne Helm aufs Rad zu setzen, wäre für sie definitiv uncool. Für ihre Freundinnen und Freunde übrigens auch. Und daran würde sich auch nichts ändern, wenn die Helmpflicht in Kraft tritt. Massive Trotzreaktionen auf Verbote und Gebote treten erst ab der Pubertät auf, und da ist der Helm keine Pflicht mehr und kann weiterhin cool bleiben.
Wolfgang Rafetseder, Herausgeber
Verkehr macht Feinstaub
Nach EU-Vorgaben darf der Feinstaubgehalt in der Luft nicht höher als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter sein. Ab Juni drohen Städten, die mehr als 35 Überschreitungstage dieser Grenze pro Jahr aufweisen, Strafzahlungen von bis zu 300.000€ pro Tag. Damit setzt die EUKommission druckvolle Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Bevölkerung. Einer der Hauptverursacher der Belastung sind Autoverkehr und Splitstreuung, verstärkt durch widrige Wetterlagen. Sowohl Berlin als auch Wien haben heuer schon besorgniserregend viele Überschreitungen zu verzeichnen: Allein im Jänner wurde in Berlin 20 Mal der Grenzwert für Feinstaub überschritten, in Wien 14 Mal. Werden in Berlin allerdings schon gezielte Schritte gegen die Ver16
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kehrsbelastung gesetzt – Stichwort Umweltzone, die Einschränkungen für Emissionsverursacher vorsieht –, nimmt in Wien der Pendlerverkehr mittels Auto weiter zu. Gerade hier würden Anreize zum Umstieg auf intermodale Verkehrslösungen mit Zug und Rad einiges bewirken können. Nicht nur die Feinstaubbelastung, auch CO2-Ausstoß würde dadurch reduziert. Laut Green City Index liegt Wien mit 5,19 Tonnen pro Kopf in diesem Bereich zwar deutlich vor Berlin und erstaunlicherweise knapp vor der Klimastadt Kopenhagen, dennoch aber weit hinter den 2,2 Tonnen von Europasieger Oslo. Berlin hat gerade beim CO2 massive Belastungsreduktionen von 25% im Vergleich zu den Neunzigern erzielt. Eine Lösung: Fahrrad fahren!
FOTOS: michael praschl, nutcase
eu-Kommission drängt auf massnahmen zur luftverbesserung. ein vergleich Wien – berlin
„ichAufeinmeinem RAd spüRe gAnz spezielles gefühl von fReiheit. “ MaGGie Thrysoe, KopenhaGen
Margaritha Thrysoe aus Kopenhagen wurde als Fahrradbotin „Maggie“ gerufen. Sie hat zwei Monate damit verbracht, ihr Gazelle-Rennrad aus den 80ern zu restaurieren und mit individuellen Mustern und persönlichen Symbolen zu bemalen. Mehr Geschichten aus der „City of Cyclists“ sind im gleichnamigen Buch zu finden, s. Sofa Cyclist, S.18 velosophie.eu
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velozine
auf zuM CyClo CaMp! das transnationale festival für fahrrad-subKultur versammelt biKe Kitchens aus ganz euroPa an der donau. Ende Juli wird im oberösterreichischen Ottensheim an der Donau, nahe bei Linz, der Schweißfunke heftig fliegen. Die Bike Kitchens aus Wien und Linz laden ihre GesinnungsgenossInnen zum fahrradaktivistischen Zeltlager, das Netzwerk der Gleichgesinnten des Kontinents wird sich zur kreativen und kritischen Auseinandersetzung mit Fahrrad und Gesellschaft zusammenfinden – und der Spaß kommt dabei sicher nicht zu kurz. Radbau-Work-
shops in den Sparten Tall- und ShittyBike sind zu erwarten, Performances, Filmvorführungen, Diskussionen und Party. Das Do-it-yourself Prinzip dominiert sowohl Organisation als auch Bastelei: Das Festival beruht auf Selbstorganisation aller Teilnehmenden, nur die Basisinfrastruktur wird zur Verfügung gestellt, Programm und Camp entstehen so gemeinsam und unvorhersehbar vor Ort. So wird dem Bedürfnis nach Austausch
der Erfahrungen und Ansätze der selbst verwalteten Reparaturkollektive und dem gestalterischen Entstehungsprozess freier Raum gewährt. Ebenso wie dem Bau von Donau-Radsprung-Rampen, Rodeo-Rädern und radaffinen Freundschaften. Von Grenoble über Zagreb bis Pecs und Prag sind schon TeilnehmerInnen angekündigt. In die Startlöcher, FahrradköchInnen aus Europa, auf nach Ottensheim! Infos: cyclocamp.blogsport.eu
Cecilia Vanman hat zusammen mit Fotograf Robin Maddock ein detailliertes und bilderreiches Portrait der Radhauptstadt geschaffen. Neun Kapitel mit jenen Menschen, die das Fahrrad-Phänomen Dänemark so lebendig machen. Durchblättern ist fast so gut wie dort wohnen! „Cyklernes By Copenhagen“; Bestellung: cphbikes@gmail.com
leben per rad
Ciclovida ist eine ethnographische Filmdoku über eine Gruppe von Campesinos, die Rad fahrend auf der Suche nach naturbelassenem Saatgut durch indigene Communities und kleine Farmen Südamerikas zieht. Im Fokus liegt die Frage nach ökologischer und gesellschaftlicher Gerechtigkeit, die Antworten liegen auf dem Weg. ciclovida.org
explosive miscHung
Die Band nennt sich „This Bike is a Pipe Bomb!“ und lässt es in drei Akkorden feste krachen, Bike-Punk-Oldstyle. Der Bandname als Sticker auf einem geparkten Fahrrad führte übrigens auf dem Memphis International Airport zu einer Evakuierung wegen Bombenalarms. Kleine Ursache, große Wirkung: Worldwide Fame für 15 Minuten. myspace.com
Velosophie, Magazin für fahrradkultur Postanschrift Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien, +43/1/8650404–0, Fax +43/1/8650404–15, Internet: velosophie.eu Herausgeber Wolfgang Rafetseder Chefredakteur Alec Hager Redaktion +43/1/8650404–17, office@velosophie.eu, Mariella Bleimuth, Ralf Hauser Velosophie-Autorinnen und -Autoren Wolfgang Rafetseder, Martin Strubreiter Fotos Bernd Angerer, Event Company, Larry Gassan, h3t.cz, Alec Hager, Marcos Julian, Eva Kees, Matthias Maier, NR22, Nutcase, kurtpinter.com, Gudrun Pollak, Peter Provaznik, Florian Spielauer, Travass, Manu Trillo, Upsolut/Hochzwei Art Joel Benjamin, NR22, Matt W. Moore, Silke Schmidt Art Direction & Design Twentytwozerotwo Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH, Obere Donaustraße 71/4, AT-1020 Wien Geschäftsführung Wolfgang Rafetseder Assistentin der Geschäftsführung Mariella Bleimuth Vertrieb Deutschland Jomi-Plak, DE-10629 Berlin Druck Goldmann-Druck, AT-3430 Tulln Velosophie erscheint 2011 dreimal offenlegung geMäss § 25 Mediengesetz Medieninhaber Boarder’s Zeitschriftenverlag GmbH., Sitz Wien Geschäftsführer Wolfgang Rafetseder Gegenstand des Unternehmens ist der Verlag und die Herausgabe von Zeitschriften. Gesellschafter Wolfgang Rafetseder, Wien, mit einer Beteiligung von 80 %, Mag. Clemens Reinöhl, Wien, mit einer Beteiligung von 20 % Grundlegende Richtung der Zeitschrift Magazin für Fahrradkultur
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FOTOS: gudrun pollak
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velozine
sinnliche technik die zarteste versuchung, seit es fahrräder gibt
der Himmel Hängt voller räder
radverleihsystem mit ästhetischem ansPruch auf moderne KommuniKation. tor und Lithium-Akku mit 50 Kilometer Reichweite wie seine Entlehnstationen über Solarenergie-Panels zum Wiederaufladen. Das Rad ist noch dazu so konzipiert, dass es an den koppelbaren Achsen zum Tandem zusammengesteckt werden kann und so nicht nur im Paar gefahren, sondern auch als leeres Reservegefährt zur nächsten Station mitgeführt werden kann. Der Monocoque-Alurahmen weist nicht nur die üblichen LEDLampen auf, sondern programmierbare Leuchtkörper, denen die NutzerInnen individuelles Design über das multifunktionale Bedienungspanel geben können – oder die dem Betreiberunternehmen Werbeschaltungen ermöglichen. Und nachts, wenn die fahrbaren Designobjekte an ihren blumenähnlichen Aufbewahrungsmasten über den Marktplätzen der Stadt baumeln und sich aufladen, spenden sie den flanierenden StadbewohnerInnen sanftes Licht in variablen Farben. Wer möge da noch meinen, ein Rad sei ausschließlich zum Fahren da! rafaa.ch
FOTOS: rafaa (2x), jim rokos (2x)
Das Konzept hat den Red Dot Design Award gewonnen und durch umfassende Detailverliebtheit unsere Aufmerksamkeit geweckt: Das Bike Share System von RAFAA, Studio für Architektur und Design in Zürich, beschränkt das Fahrrad ebenso wenig auf die Funktion Fahren wie moderne Mobiltelefone sich nur aufs Kommunizieren reduzieren. Eher umgekehrt: Das Bike Share System ist als integraler Bestandteil der Stadt geplant, das gleichzeitig Sensor und Transporter ist und sich so der Situation entsprechend verhalten kann. Dazu muss Information gesammelt und ausgetauscht werden, wozu die Räder mit Computer, GPS und WLAN ausgerüstet sind, Daten an eine Web-Plattform weitergeben können und diese dadurch Analyse und Konfliktmanagement betreiben kann. Nicht nur Position und Status würden so übermittelt, durch GPS kann auch das Rad beim Verlassen der Stadtgrenzen automatisch blockiert werden. Es verfügt ebenso über einen elektrischen Unterstützungsmo-
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WohnmobiL mit PedaL Ein luftiges, mobiles Heim hatte sich Jacob Strand geschaffen, um zukünftige Strategien des Lebens im urbanen Raum experimentell und tatkräftig anzugehen. Unter dem Titel „Supertramp“ war es Teil des Kunstprojekts „Lehman B“: Lehman für jene Brüder, die das globale Finanzsystem in die Krise stürzten, und B für den Plan B, der dadurch notwendig wurde: Ein Umdenken, pionierhaftes muti-
ges Herangehen an unvorhersehbare Aufgaben in einer zerbröckelnden Welt, neue Lösungen, um sich und den Planeten zu erhalten. Auf dieser theoretischen Basis hatte Strand einen Bike-Camper aus Zeltstoff für mobiles urbanes Wohnen gebaut, ausgestattet mit Holzöfchen und Rauchfang, und sich in London konsequent darin niedergelassen. Leider wurde das Objekt nach einiger Zeit und
während einer komfortableren, anderswo abgehaltenen Nachtruhe des Erbauers geklaut. Es scheint sich also schon ein weiterer nomadischer Bewohner oder eine radaffine Wohnungssucherin mit dem Konzept angefreundet zu haben. Wie hat sich wohl der Winter darin verleben lassen? Nun scheint wieder die Frühlingssonne durch die Leinwandwände des „Supertramp“. Irgendwo.
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Wer bremst, verliert
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mechaniKer max, unser Wiener WerKmeister, grantelt* für uns aus dem WerKzeugKästchen.
velosoPhie gibt rad auf der couch
dass sowohl der Abstand der Bremsschuhe zur Felge so minimal wie möglich ist, ohne dass sie am Laufrad schleifen. Ebenso sollte der Weg des Bremshebels zum Griff ein bis zwei Zentimeter Idealabstand unter Zug aufweisen, ohne eben den Griff nur in Ansätzen zu berühren. Diese Abstände lassen sich über die Einstellschraube am Bremsgriff und die Seilklemmschraube an den Bremszangen einstellen. Damit wäre eine Grundvoraussetzung für effektives Bremsen hergestellt. Weiters muss die Reibung des Seiles in der Bowdenhülle durch regelmäßiges, tröpfchenweises Ölen minimiert werden. Rissige Hüllen müssen getauscht werden, und keinesfalls sollen die Bowdenzüge in zu engen Radien verlegt werden, auch das vermindert durch Reibung die Kraft des Gummis auf die Felge. Die Bremsgummis wiederum sind natürlich Verschleißteile und müssen vor kompletter Abnutzung rechtzeitig getauscht werden, welche man gut an Indikatoren erkennen kann – oder zu spät an grauenhaften Schleifgeräuschen, was Ohr und Felge nicht gut tut. Tja, und dann das Quietschen! Allermeist liegt es am Winkel des Bremsschuhs zur Felge: Dieser muss schräg zur Felge stehen, seine Vorderspitze näher positioniert sein als hinten, um beim Bremsvorgang nicht zu vibrieren und dadurch eben zu quietschen. Apropos vorne und hinten: Die Vorderbremse zieht um einiges stärker als die Hinterbremse. Vorsicht vor Überschlag! Warnt euer: Max. * Wienerisch für: schimpfen ** Auch bekannt als Quark. Hier: Schwachsinn *** Aussagen von zweifelhaftem Wahrheitsgehalt tätigen **** abfällig für: unzuverlässige Jugendliche (Im 2. Fall ohne Freilauf) ***** wenn vor Zorn die Adern anschwellen
Lieber Dr. Sigi B. Friend, Mein Leben scheint in Schwung zu sein, alles läuft glatt, sogar wenn es bergauf geht! Allein das Entschleunigen fällt mir schwer, bei Annäherungen an die Talsohle scheint alles rasant und quietschend vorbeizuschlittern. Ich fürchte mich vor dem Aufprall… Mfg, V. Breek Lieber Viktor! Du bist anscheinend an den Gipfelsieg gewöhnt, steckst eine Bergwertung nach der anderen locker weg. Dass es zum Freilauf des Lebens gehört, am Scheitelpunkt in den Abgrund zu blicken, verdrängst du wohl während deiner Anstrengungen im Wiegetritt. Darin sehe ich den Grund für deine Unausgeglichenheit: Du verweigerst den Gedanken an das Kommende, trotz deines Bewusstseins auf rationaler Ebene für die Anforderungen des Kommenden willst du eines nicht wahrhaben – den möglichen Stillstand, der neuen Aufstieg in sich birgt. Daher trägst du keine Sorge für dein lebenswichtiges Rüstzeug, das dich vor schmerzhaften Kollisionen bewahren könnte. Es handelt sich dabei um eine weit verbreitet Fehleinstellung unserer Zeit, du befindest dich in guter Gesellschaft. Arbeite dennoch mit Bedacht an deinen Spannungen und Einstellungen, adjustiere hier ein bisschen und balsamiere dort etwas mehr, dann wird sich jegliches Störgeräusch bald verflüchtigen und du wirst mit Sicherheit zum Stehen kommen. Denn merke dir: Auf auf folgt ab! Mahnt dein Cycloanalyst
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ART:nr22
So ein Topfen**! Da ärger’ ich mich jedes mal wenn irgendeiner so etwas verzapft***. Wer bremst, wird nachher zumindest noch erzählen können, warum. Sogar diese Bankert**** mit ihren viel zu bunten Rädern, die ja auch auf den zweiten Blick gar keine Bremsen haben, bleiben meist punktgenau stehen. Wenn sie wollen, weil von den Ampelfarben haben diese Fixie-Gfraster**** offensichtlich ja keine Ahnung. Da geht mir das G’impfte auf! ***** Aber nun zurück zum Auftrag: Bremsen. Wer sie betätigt, verliert meist nur eins: Gummi. Oft aber ist das Bremsen für alle Beteiligten in vielerlei Hinsicht unbefriedigend, es quietscht, es schleift, es bremst gar nicht so richtig. Und dafür gibt es natürlich verschiedenste geheimnisvolle Gründe, darum fragt ihr ja mich. Wir sprechen hier zur Klarstellung zuerst mal von Felgenbremsen, diese haben im städtischen Alltag die höchste Verbreitung, ob als Cantlilever-Bremse mit zentralem Seilzug oder als V-Brake, der moderneren Schwester. Bei beiden Bremssystemen greifen zwei Bremsschuhe aus ausgeklügelter Gummimischung auf die Radfelge, die Reibung zwischen Bremsschuh und Felge verzögert das Rad bis zum Stillstand. Den Druck auf die Felge stellt der Zug am Bremshebel über den so genannten Bowdenzug her, also ein Bremsseil in einer flexiblen, aber druckfesten Gleithülle. Das sind die Komponenten des Bremssystems, und sie alle können der Grund für schlechtes Bremsverhalten sein – und für gutes! Es muss also einerseits die Länge des Bremsseiles so eingestellt sein,
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Maria Vassilakou ist Wiens neue Vizeb체rgermeisterin und Verkehrsstadtr채tin. 24
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radfahren Macht spass!
WiEn hat ErStmalS EinE rot-GrünE StadtrEGiErunG und dadurch mit Maria Vassilakou EinE VizEbürGErmEiStErin und VErkEhrSStadträtin auS dEn rEihEn dEr WiEnEr GrünEn. VEloSohiE fraGt nach rückEnWind für radVErkEhr. interview Alec hAger
foto FloriAn SpielAuer
Viele Hoffnungen werden durch diese Koalitionspremiere für die drittgrößte Stadt des deutschen Sprachraums speziell ins Verkehrsressort von Maria Vassilakou gelegt. Jahrzehnte autozentriert geprägter Verkehrspolitik der sozialdemokratischen Alleinregierung sollten nun durch moderne, nachhaltige Konzepte abgelöst werden. Im Fall der Vizebürgermeisterin kommt endlich auch alltägliche radfahrerische Praxiserfahrung ins Rathaus, sie legt nämlich ihren Weg an die Ringstraße mit Fahrrad oder 43er-Straßenbahn zurück. Wie wird sich das auf die Radverkehrspolitik in Wien auswirken? velosophie: Frau Vizebürgermeister, die Erwartungen der Wiener RadfahrerInnen sind hoch, auch in der medialen Auseinandersetzung ist der Radverkehr ein präsentes Thema, was velosophie natürlich sehr freut. Wie sieht ihr persönliches Verhältnis zum Fahrrad als Verkehrsmittel aus? Maria Vassilakou: Zuallererst, Radfahren macht viel Spaß und ist für mich ein großes Vergnügen. Mir geht es darum, dass noch viel mehr Menschen entdecken, dass Radeln eben mehr ist, als von einem Ort zum anderen zu kommen. Radfahren ist gesund, ist ökologisch und hebt die Lebensqualität enorm. Das möchte ich vermitteln. Denn
eine Stadt, die für RadlerInnen gut ist, ist auch für die Umwelt gut, für den Klimaschutz gut, ist gut für sanfte Mobilität. Kurz gesagt, eine Stadt mit vielen Radfahrmöglichkeiten ist eine Stadt mit einer hohen Lebensqualität. Das ist mein Zugang.
Das Ziel Ihrer Legislaturperiode lautet für den Radverkehr: Verdoppeln! 10% Radverkehrsanteil an den zurückgelegten Wegen sollen es 2015 sein. Das ist ein mutiger Vorsatz, der mutige Maßnahmen braucht. Worauf dürfen sich VelosophInnen in Wien denn konkret freuen in den nächsten Jahren? Es wird eine Vielzahl von großen und kleinen Maßnahmen geben, um das Rad-
fahren in Wien zu pushen. Wir haben im Koalitionsübereinkommen festgeschrieben, dass der Anteil an RadlerInnen in den kommenden fünf Jahren um das Doppelte ansteigen soll. Dafür müssen wir auch etwas tun. So investieren wir in Abstellanlagen, um die Sicherheit zu erhöhen. Wir bauen neue Radwege, wie beispielsweise den Ring-Radweg auf der Außenseite. Und für die ganz Kleinen wollen wir zum Beispiel vermehrt Sicherheitstrainings anbieten und dadurch die Begeisterung für das Radfahren wecken. Vielleicht noch etwas, was mir besonders am Herzen liegt: die Abhaltung von so genannten Cyclovias: Temporäre Rad-feste auf Straßenzügen, die zu diesem Zweck für kurze Zeit für den Autoverkehr gesperrt werden. In anderen Städten haben diese Events bereits große Tradition.
renden Bremsen unterwegs sind und sich rücksichtsvoll verhalten. Dann steht einem wahren Radel-Boom in Wien nichts im Wege.
Neben Verkehrserziehung stehen Bewusstseinsbildung und Infrastrukturgestaltung ganz vorne bei den Handlungsfeldern, in denen sich Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs aufdrängen. Welchen Ansatz verfolgen Sie diesbezüglich? Ich möchte, dass in Wien Radfahren in Zukunft einfach zum guten Ton gehört. Radfahren ist eine große Chance für Wien, im Hinblick auf den Klimaschutz aber auch für die Reduktion von Feinstaub und Lärmbelastung. Das wollen wir klar kommunizieren. Aber besonders wichtig ist, dass es zu einem Wandel bei der Einstellung zum Radfahren kommt. Radfahren macht Spaß! Voraussetzung dafür sind natürlich auch Verbesserungen bei der Infrastruktur. Wien braucht mehr Radwege, braucht Fahrradstraßen, braucht eine Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht, was allerdings nur von Bundesseite aus getan werden kann. Dann können die schnellen RadlerInnen auf die Straße ausweichen und auf den Radwegen bleibt mehr Platz für die, die auf den Radweg angewiesen sind. Ich lege aber auch Wert auf Bewusstseinsbildung für Aspekte der Sicherheit beim Radfahren. Ich setze auf verantwortungsbewusste RadlerInnen, die mit intaktem Licht und funktionie-
Was in Wien nun erstmals stadt findet, ist in München schon eine stetige radtour durch die institutionen mit weiterem Wachstumspotenzial. seit 1990 regiert an der isar die Öko-partei mit der spd, oberbürgermeister christian ude hatte zuletzt im april 2008 einen koalitionsvertrag mit den Grünen unterzeichnet. radverkehrspolitisch hat die koalition der bayrischen hauptstadt einiges vorgelegt: der radverkehrsanteil (rV) hat sich von 10% im Jahr 2002 auf 15% im Jahr 2009 erhöht, der Grundsatzbeschluss „radverkehr in München“ vom Juli 2009 hat eine weitere steigerung des rV auf mindestens 17% bis 2015 als Ziel festgelegt und dafür die große imagekampagne „radlhauptstadt.de“ im Jahr 2010 initiiert. in Wien wurde am 12. november 2010 das rot-grüne koalitionsabkommen präsentiert, seither regiert die spÖ von Bürgermeister Michael häupl mit den Grünen unter Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. neben einer deutlichen reduktion des autoverkehrs in der österreichischen hauptstadt wird die erhöhung des rV auf 10% bis 2015 angestrebt, ein koordiniertes programm mit konkreten Maßnahmen zur erreichung diese Ziels ist soeben in arbeit. Vor allem das thema fahrradstraßen sorgt dabei für rauschen im Blätterwald und Gehupe in online-foren.
Welchen Stellenwert wird das Radfahren in Zukunft in Wien haben? Es gibt von der rot-grünen Stadtregierung ein ganz klares Bekenntnis zum Radfahren. Das ist im Regierungsübereinkommen nachlesbar. Wir orientieren uns dabei an Städten wie München, die es durch gezielte Maßnahmen geschafft haben, den Anteil der RadlerInnen signifikant zu steigern. Das wollen wir für Wien auch schaffen. vs
urbane Zeichen auf rot-Grün
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Hans Wagner und Hubert Weinheimer bauen Das Trojanische Pferd. 26
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Lastenfahrrad: Dutch-ID Fillibus, dutch-id.com, dutch-id.at
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Musik eroberT sTaDT
Sie laSSen Mauern deS MuSikgeSchMackS wackeln und einStürzen. wer bereit iSt für derlei angriffe, Sperrt die lauScher auf für Das Trojanische PferD. gesprächsnotizen wolfgang rafetseder
foto kurtpinter.com
Brücken zwischen Wien und Berlin zu schlagen, das hat Vergangenheit und Gegenwart. Will an der grundlegenden Richtung dieses eleganten Heftchens festgehalten werden, wäre die „Distanzfahrt“ Wien-Berlin anno 1893 als Beispiel anzuführen: ein Radrennen nonstop mit einer damaligen Siegerzeit von knapp über 31 Stunden. Über die Neuauflage eines solchen Rennens ließe sich gut plaudern, aber das ist eine andere Geschichte … Die eigentliche handelt von einer gegenwärtigen musikalischen Brücke zwischen den Städten: Hubert Weinheimer kommt aus einem kleinen Ort in Oberösterreich nahe Gmunden, Hans Wagner aus Berlin, beide leben nun in Wien, wo sie sich bei einer Vorlesung an der ehrenwerten Universität für Musik und darstellende Kunst kennen gelernt haben. Hans studiert deshalb in Wien, weil er in Berlin der Ausbildung für nicht würdig befunden wurde (haben wohl nicht richtig hingehört, Pech für Berlin). In Wien zu leben, zu studieren (Hubert: Soziologie) und von hier aus musikalisch zu wirken, das ist für beide ein rundes Lied – im Gegensatz zu „Kein rundes Lied“, wie einer der Titel auf ihrem ersten Album, gleichnamig Das Trojanische Pferd, heißt. Mit dem Fahrrad sei er allerdings viel lieber in Berlin unterwegs gewesen, merkt Hans an, „weil da alles viel breiter ist, die Straßen, die Gehsteige, und die Leute gegenüber Rad Fahrenden viel toleranter sind als in Wien“. Sowohl Hans als auch Hubert sind leidenschaftliche Zu-FußGeher und freuen sich über jedes Auto weniger auf den Straßen, was als ideologische Schnittmenge mit der MehrRaum-fürs-Radfahren-Bewegung gelten darf. Hubert verbindet übrigens die eine Leidenschaft mit einer anderen, dem Schwammerlsuchen. Auf Anhieb kann er zehn genießbare Pilzsorten, die alleine in Wien und unmittelbar um Wien herum zu finden sind, aufzählen, und Hans wirft lachend in Huberts Schwammerl-Monolog ein, „er kann dir auch genau erklären, warum diese Pilze ihre Namen tragen“. Wer also aus einem Fahrradmagazin einen Tipp fürs Schwammerlsuchen ziehen möchte – Hubert: „Von Röhrenpilzen kann man sich nicht tödlich vergiften.“ 2007 haben sich die Trojaner gefunden, 2009 erschien ihr erstes Album, das von
der lokalen Musikkritik in lichte Sphären gehoben wurde – für die Rotzigkeit der Texte, für Huberts sprachliche Exaktheit und Gewalt, für Hans geniale Arrangements, in die er, nach Gelegenheit und Bedarf, auch Streicher, Bläser und Chor einbindet, und die hohe Eigenständigkeit des Ganzen. Ein vortrefflicher Kommentar von Ernst Molden, Wiener Liedermacher und Schriftsteller:
„Zwischen Punk, Kammermusik und hoher Poesiekunst spannen die Trojaner
ein Zirkuszelt auf, das uns Kleingeistern groß erscheint wie der Weltraum. Es gibt hier grad keine Band, von der man sich willenloser um den Finger wickeln lässt.“ Die Texte sind auf Deutsch. Huberts Vortrag weist eine hohe Kompatibilität mit dem gesamten deutschen Sprachraum auf und bewegt sich zwischen dem jungen André Heller und Dirk von Lowtzow, Sänger und Gitarrist von Tocotronic, ohne sich irgendwo anzulehnen. Hans kleidet Huberts Texte („ich komme mit Akkorden, Textbausteinen und Ideen, und der Hans arrangiert dann“) mal in freizügige, mal in hochgeschlossene, mal in bunt schillernde und mal in tiefschwarze Klangkostüme. Hubert Weinheimer: „Obwohl wir uns gern – so wie jetzt: sitzen in unserem Lieblingslokal, trinken ein Bier und reden – dazu hinreißen lassen, unsere Musik zu theoretisieren, entstehen die meisten Texte und Liedideen relativ spontan. Wenn beispielsweise jemand sagt: ‚damit ich mir meinen aufwendigen Lebensstil leisten kann‘, dann hab ich damit schon einen fertigen Textbaustein. So war das in dem Fall (Anm.: das Lied heißt ,Lebensstil‘) auch wirklich. Meist fallen mir diese Kernsätze, wie zum Beispiel ,ich hab alle Zeit der Welt, aber keine Geduld‘ (Anm.: ,Wien brennt‘) in Bezug auf alltägliche Situationen ein, und dann bau ich das restliche Lied einfach drum rum.“ Am zweiten Album wird übrigens gerade gearbeitet, es soll im Spätsommer erscheinen. Hans vermag die Vielseitigkeit des Cellos und dessen Harmonie mit der Gesang in ein aufregend betörendes Ganzes zu verdichten, und dazu braucht es gar nicht mehr als Huberts Gitarre (akustische
oder E-) und Stimme, die von Schwermut über Aufbegehren bis hin zu abgehobener Euphorie ein breites Spektrum emotionaler Befindlichkeiten mitteilt – und dich am Nacken grapscht, sodass dir Schauer über den Rücken laufen. Guter Sex, wenn man’s auf diese Ebene bringen mag. Freilich aber lassen sich die beiden auch gerne musikalisch unterstützen, von Schlagzeuger Clemens Wannemacher, der mittlerweile einen Stammplatz einnimmt, oder von spannenden Kollegen der Wiener Szene, wie an jenem großen Abend im Sendesaal des ORF-Radiokulturhauses, als diese Unterstützung von Paper Bird, Sir Tralala sowie der Bang Ginga (im Chor), zudem einem vierköpfigen Bläsersatz und zwei zusätzlichen Streicherinnen kam. Hubert zu den Inhalten der Texte: „Das Trojanische Pferd ist keine politische Band, aber eine subversive Band. Wir versuchen uns an den Grundfesten der Gesellschaft abzuarbeiten, ohne daraus konkrete Schlüsse zu ziehen. Wahrscheinlich geht es da um eine Art von Sensibilisierung in Bezug auf die statische Situation, also die Tragfähigkeit von Alltag im Allgemeinen: Grenzen, Definitionen …“ Nach ihrem ersten Auftritt in Berlin zierte tags darauf eine Liedzeile eine Hauswand: „Was nützt der Weltraum ohne Romy Schneider?“. Man ahnt schon: Das Trojanische Pferd hat in der neuzeitlichen Version zwar das Hölzerne abgelegt, aber nichts an Schlagkraft eingebüßt. Frei nach einer Zeile aus einem Song von Leonard Cohen: „First we take Vienna, then we take Berlin.“ vs
Trojaner auf velosophie.eu Die Trojaner stellen die sieben Lieder vom konzert am 13.2.2010 im Großen sendesaal des orf-radiokulturhauses gratis zum Download zur Verfügung, exklusiv auf velosophie.eu – in der originalversion auf dem Debutalbum Das Trojanische Pferd enthalten, das man in Österreich im Plattenladen des Vertrauens und von Deutschland aus am einfachsten über hoanzl.at/das-trojanische-pferd.html beziehen kann (erhältlich auch die remix-eP, wer auf Vinyl steht). Konzertanfragen: charlie.bader@medienmanufaktur.com velosophie.eu
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Die Renaissance des Stahlrahmens
FÜR IMMER
SCHÖN
DIE LIEBE ZUM STAHLRAHMEN BIEGT IN DEN FRÜHLING, BEVOR DER HERBST FAHRLÄSSIG ZU ENDE GEHEN KONNTE. ÜBER EINE KUNSTFORM SCHLANKER ÄSTHETIK, DIE UNS BEINAHE ABHANDEN GEKOMMEN WÄRE. text MARTIN STRUBREITER
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fotos MATTHIAS MAIER
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m Ende seines ersten Lebens war der Stahlrahmen eine Clownnase auf Rädern, als Lachnummer abgestellt im hintersten Winkel der Fahrradgeschichte: Zum Einkaufenfahren noch geduldet (wenn der Radständer am Hinterausgang wartete), aber am Radweg der Begehrlichkeiten setzte Karbon gerade an, Aluminium zu überholen, und wie! Heute befindet sich der Stahlrahmen im Bonustrack seines Lebens. Er ist übers Hintertürl schlanker Kunst zurückgekommen, hat sich von banalen Alltagsaufgaben gelöst und darf jetzt als Statement cooler Lebensart seine eigene Spur ziehen: Kein anderes Material lässt ähnlich schlanken Rahmenbau zu, mit keinem Material ist ein ähnlich faszinierendes Zusammenspiel von Rohren und kunstvoll gestalteten Muffen möglich, nirgends lassen sich die Kontraste zwischen verchromten Muffen und Lack und Dekor feiner auf die Räder stellen. Zurückgekommen in den Brennpunkt unserer Freude ist der Stahlrahmen
mit den Fixies und der unerschütterlichen Freude US-amerikanischer und japanischer Sammler an alten Rennund Reiserädern, und der Fan auf leisen Sohlen diagnostiziert: Nie zuvor gab es schönere Stahlrahmen als jetzt, die britischen Lightweights der frühen Jahre vielleicht ausgenommen – aber das wird eine eigene Geschichte, nachzulesen demnächst in diesem schmucken Heft. Der Reihe nach Am Anfang nämlich ist die Fahrradgeschichte ohne den Stahlrahmen losgerollt: Der Freiherr von Drais hatte seine Laufmaschine 1817 aus Holz gefertigt, aus Stahl waren nur die Reifen, und alles fuhr und klang so, wie wir uns das jetzt vorstellen. Es gab in einer wohlig beleuchteten Sackgasse sogar Bambusrahmen, Ende des 19. Jahrhunderts von der Klagenfurter Firma Grundner & Lemisch, beispielsweise, und die Vorstellung einer Rahmenrohr-Plantage im eigenen Schrebergarten ist schön wie ein heutiges Rennrad von Ulrich Vogel.
„Because technology alone is a poor substitute for experience.“ Richard Sachs, Rahmenbauer, USA
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Die Fahrradgeschichte hat dann doch anders entschieden, ihre Evolution gleicht der industriellen Revolution davor, und die war vom Stahl getragen. Stahl ist leicht zu bearbeiten, flexibel im perfekt dosierten Ausmaß und dennoch stabil, er ist haltbar, sofern man nicht geologische Maßstäbe anlegt und man den Rost gut abpuffern kann. Auch frühe Abzweigungen in Richtung Leichtbau ließen sich befahren, zumindest nach damaligen Messlatten: Ein sehr feines Rennrad wog in den 30erJahren schlanke acht Kilogramm. Das war einst ungefähr das Gewicht einer Feder. Reynolds Es gab viele berühmte Erzeuger von Rahmenrohren, und Reynolds war der berühmteste. 1841 startete die Firma mit Nägeln, ab den 1890er Jahren wurden dort Rohre nicht einfach zugeschnitten, sondern nach feinster Art zubereitet: So entstand das Doublebutted-Rohr, von geringer Wandstärke in Rohrmitte, wo Brüche unwahr-
scheinlich sind, aber dezent verdickt an den gefährdeten Enden. 1897 wurde das Patent erteilt, nirgendwo wurden feinere Stahlrohre für Fahrradrahmen gefertigt – außer ab 1935 bei Reynolds selbst: Aus Flugzeugrohren wurde das Reynolds 531-Rohr (mit seiner charakteristischen Mangan-Molybdän-Kohlenstoff-Legierung), es sollte erst 1976 vom Reynolds 731 abgelöst werden. Da war die Konkurrenz längst groß, Columbus in Italien oder Tange in Japan fertigten mit weiter verfeinerten Rohrdurchmessern, Wandstärken, inneren Versteifungen und Ovalisierungen. Jeder damit gefertigte Rahmen kam als Kunstwerk auf die Straße. Zum Verarbeiten der Rohrsätze war nämlich auch ein Künstler und Rohrversteher gefragt, denn wurden die Rohre zu heiß, dann versprödeten sie. Früh wurden auch die Muffen als Kunstwerke zurechtgefeilt, besonders bei britischen Lightweights zerkleinerte das Feilen so viel Zeit wie heute die Fertigung einer Schiffsladung kompletter Rahmen in Fernost.
Das Reynolds-531-Rohr ist heute noch beim (inzwischen mehrfach übernommenen) Hersteller erhältlich, trotz neuer Liebe zum Stahl nur mehr als Sonderbestellung. Reiseräder Nochmals verfeinert wurde der Stahlrahmen schon früh von den französischen Schutzheiligen des Rahmenbaus. Bei ihren Rennen ging’s nicht um Schnelligkeit alleine, und es saß auch niemand auf einem Rennrad, sondern auf Reiserädern mit Gepäcksträgern, Schaltungen, Kotflügeln und Lichtanlagen. Wer ein leichtes Rad hatte, war während des Rennens im Vorteil, wessen Rahmen brach, der hatte verloren. Constructeure wie Rene Herse oder Alex Singer feilschten mit der Physik um jedes Gramm (zwei zarte SattelKlemmschrauben statt einer dickeren, zum Beispiel), und sie gewannen schon in den 30er Jahren eine schlanke Ästhetik, die in Reiserädern mit sieben bis acht Kilogramm gipfelte. Damals wurde auch schon die banale Schelle zur Befe-
EINE ITALIENISCHE REISE
… und als Souvenir nahm Matthias Maier die Idee für eine Fahrradmarke mit nach Berlin. Heute ist die Fotografie ein liebes Hobby, früher war sie sein Beruf. Von Matthias Maier stammen auch die tragenden Bilder zu dieser Story, aufgenommen in jener kleinen norditalienischen Manufaktur, wo die Rahmen für die Bella-CiaoFahrräder entstehen. Mit drei weiteren Partnern gründete er Bella Ciao vor etwas mehr als zwei Jahren, und alle gemeinsam verpflichteten sich dem schönen Fahrrad für die Stadt. Dass dieses nur um einen klassischen Rahmen aus Stahl herum gebaut werden könne, darüber bestand niemals Zweifel. Und das Publikum dankt mit Applaus. Bella-CiaoModelle gibt es für Damen (Bild: Neorelista) und Herren, jeweils in zahlreichen Antriebs- und Ausstattungsvarianten zwischen 745 und 2.350 Euro. bellaciao.de
stigung von Komponenten entsorgt, stattdessen implantierte der Rahmenbauer den Rohren zarte Anlötteile, ein Akt mikroskopischer Zuneigung. Japanische Sammler hängen sich die Fahrräder der damaligen Zeit heute als Kunstwerke an die Wand, gleich neben einen Van Gogh. Immerhin kosteten diese Räder, als sie neu waren, auch mehrere Monatsgehälter, ein feines Herse-Reiserad war praktisch der Sportwagen der 30er Jahre. Das wussten damals auch die Damen, und der Herr von Welt fuhr durchaus am Tandem vor. Aluminium & Karbon Stahl war also im Zusammenspiel seiner Talente nicht zu überbieten, aber es gab frühe Versuche. Erste Alurahmen (Diamant in Deutschland in den 20er Jahren, Caminargent in Frankreich in den 30ern, beispielsweise) führten zwar zu Kunstwerken, kaum aber zur gewünschten Steifigkeit: Schon das Verbinden der Alurohre mit den Muffen war schwierig, Klebestellen brachen, Weltbilder brachen ein. Der Alurahmen kam erst in den frühen 70ern in Schwung, die italienische Firma Alan wurde zur Legende bei den Querfeldein-Fahrern, Komfort und Aussehen der Rahmen waren stilbildend, nur an der Haltbarkeit wollte noch immer gefeilt werden. Sie kam mit den Oversized-Rohren, und mit ihnen das Diktat der Effizienz: Stahl war zum Auslaufmodell degradiert, der Rahmen von Welt hatte künftig aus Alu zu bestehen, einfach muffenlos verschweißt und günstig zu produzieren. Und er wanderte aus: Kaum noch wurden Rahmen in Europa oder den USA gefertigt, die Produktion in Fernost war billiger, trauriges Ende einer früheren Kunstform. Damit wurde die Zukunft eng für Muffen- und Rohrhersteller und Rahmenbauer in Europa. Fixies Die alten, feinen Gäule wurden aber nicht entsorgt, sondern für eine gegen des Strich gebürstete Mode der späten 1990er Jahre aufbewahrt: Botenfahrer implantierten ihren Stahlrahmen Räder mit Starrlauf und die Reduktion auf reinen Speed: Der Lenker war schmal und
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gerade, die Schaltung wegen des Starrlaufs unnötig, und gebremst wurde wie auf der Radbahn durch Gegentreten. Das Fehlen der Bremsen der Polizei schlüssig zu erklären, gehört bis heute zu den Herausforderungen des FixieFahrens, wie das Bremsen selbst übrigens auch. Dennoch wurde die Fixie-Mode mehrheitsfähiger, eine zusätzliche Felgenbremse ging auch noch durch, und die Liebe der Sammler zu den Stahlrahmen war ohnedies noch intakt. Legendäre Hersteller schleusten am Beginn der 2000er-Jahre plötzlich wieder ein Rahmenmodell in Stahl in ihre Palette, es brachte die Kunst der frühen Jahre bunt und fröhlich in die Neuzeit. Freilich sind auch Alu und Karbon schön auf ihre Art, aber schlank darf Stahl alleine sein, also durchtrainiert und mit feinen Muffen auch ein wenig verspielt. Die Neuzeit Der Stahlrahmen ist als Rahmen der Herzen zurück, und er wird bleiben. Längst gibt’s eigene Messen, beispielsweise die North American Handmade Bicycle Show, berühmte Namen wie Tommasini (sogar aus Edelstahl!), DeRosa, Cinelli fühlen wieder Stahlrahmen im Programm, oft feiner als je zuvor, und es gibt wieder eigene Legenden des Rahmenbaus, beispielsweise Ulrich Vogel, Sacha White mit Vanilla, Ira Ryan, Richard Sachs. Peter Weigle muss seinen Kunden gut kennen, um einen seiner handverlesenen CustomRahmen zu fertigen, und dafür braucht er dann eben so lange, bis er selbst damit zufrieden ist. Schöner kann man die neue Liebe zum Stahlrahmen nicht zelebrieren. Und falls jetzt noch immer jemand anmerkt, dass auch ein billiges FernostAlurad ganz gut fährt: Man kann sich auch einen Kunstdruck an die Wand hängen und über alle lachen, die ein echtes Gemälde wählen. Die mit dem Gemälde kennen den Unterschied. vs reynoldscycles.co.uk 2011handmadebicycleshow.com richardsachs.com vanillabicycles.com iraryancycles.com vogel-rahmenbau.de
WAHRE LIEBE, NÄCHSTER TEIL Falls jemand Michael Embacher noch nicht kennt: Hauptberuflich ist er Architekt, als Berufung hat er das Sammeln von Fahrrädern erkannt, und wie jeder gute Sammler betont er stets, jetzt aber wirklich damit aufzuhören. Weil auf seinem Dachboden aber noch Platz ist, wird bei rund 200 Fahrrädern nicht Schluss sein, und weil die Bücherregale der Radfans auch nicht so schnell erschöpft sind, hat er soeben das zweite Buch über außergewöhnliche Fahrräder herausgegeben, und nicht ganz zufällig gehören alle ihm. Diesmal also: 100 Bikes aus allen Epochen, einziger Nenner: Faszination für außergewöhnliche Ideen, Formen, wunderbare Manufakturen und faszinierende Sackgassen, und das Vorwort stammt vom Modedesigner Paul Smith. Michael Embacher (Hrsg.): Cyclopedia. Modernes Fahrraddesign, Dumont Buchverlag 2011. ISBN 978-3832193492. 224 Seiten, Euro 29,90
FOTOS: bernd angerer (2x)
Ein Buch für jene, die alle Fahrräder mögen (bis auf die gewöhnlichen).
velocity ein buntes panorama aus den fahrradstädten unserer welt
01 MeLBOune feieRt sein Bikefest Die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria in Australien wurde im letzten Jahrzehnt bereits dreimal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt und beansprucht nun auch den inoffiziellen Titel der Fahrradkultur-Metropole Down Under für sich. Grund dafür ist das Melbourne Bikefest, das sich 2010 aus dem Bicycle Film Festival entwickelt hat. Seither reihen sich die Fahrradevents aneinander, im Februar fand Bike Town statt, ein Bühnenspiel mit Fahrrädern als Hauptdarstellern, und das Cargo Bike Picnic. Darauf folgt nun im April das Choreographie-Projekt Bike Dance, das unter der Leitung von Antony Hamilton und Byron Perry gemeinsam mit BMX-Tricksern Fahrräder zum Tanzen und TänzerInnen aufs Fahrrad bringen wird. Alles Walzer!
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02 PRAG sitzt in deR sAunA
FOTOS: h3t.cz
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Die Moldau-Metropole ist nun nicht gerade als Fahrradstadt bekannt, aber nun wird sich auch das ändern: Sie ist nun die Heimatstadt der BikeSauna! Die von Menschenkraft betriebene und transportierte Sauna ist ein Werk der Prager Architektengruppe H3T und eine Weiterentwicklung ihrer früheren schweißtreibenden Projekte: Sie hatten schon eine schwimmende und eine fliegende Sauna realisiert, darauf folgte die pedalierende. Sie kann bis zu sechs Personen in sich aufnehmen und ist als Geschenk an die Bikecommunnity von Prag gedacht, die sie Mitte Februar bei ihrer Critical Mass an den Ufern der Moldau einweihte. Zur Zeit ist sie beim Prager Bajkazyl auszuleihen. Volldampf! h3t.cz
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Hotspots
ORte, die den nABeL ihReR fAhRRAdstAdt BiLden
BARCELONA: My Beautiful Parking Das Parkhaus liegt nicht weit von den Ramblas und der Plaça Reial, mitten im verwinkelten Gassengewirr der Altstadt. Geparkt werden hier natürlich ausschließlich Fahrräder, nämlich jene von AnrainerInnen oder PendlerInnen, die ihr Gefährt in Sicherheit wissen wollen und Dauerparkscheine lösen. Zum erfolgreichen Konzept inklusive Werkstatt und Fahrradverleih gesellte sich vor Kurzem ein feiner Fixie-Shop, in dem nun entweder arbeitet oder abhängt, wer in Barça in Sachen Skids, Tricks oder Polo einen Namen hat. mybeautifulparking.com velosophie.eu
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05 Wien feieRt Bike festivAL Der Wiener Rathausplatz kann für das Argus Bike Festival (2./3. April) zwar nicht vergrößert werden, die Ausstellungsfläche wird aber dennoch mehr „Luft“ bekommen. Möglich wird dies durch eine neue Anordnung des Dirtjump-Parcours für den „Vienna Air King“ (Auftakt der Freeride MTB World Tour) gegenüber den Vorjahren. Noch mehr Platz wird es auch für den E-Bike-Testparcours geben – und das umfangreichste Programm ever. bikefestival.at 36
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04 BeRLin & ffM LieBen fAhRRädeR
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Am 26./27. März ist es soweit: Die VeloBerlin, die Publikumsmesse rund ums Fahrrad und urbane Mobilität, öffnet auf dem Berliner Messegelände unterm Funkturm zum ersten Mal ihre Tore. Damit wurde dem Wunsch der Fahrradindustrie nach einer starken Publikumsmesse in der Hauptstadt zu Beginn der Saison gefolgt. Die Freude liegt ganz beim Publikum, denn die VeloBerlin wird einen repräsentativen Querschnitt durch das Angebot an neuen Fahrrädern (EBike-Testparcours) und Zubehör bieten. Eine Woche später folgt die VeloFrankfurt. veloberlin.com, velofrankfurt.com
FOTOS: christa richert, james wilsher, upsolut/hochzwei, event company
Die neuen Fahrrad-Highways in London waren einiger Kritik ausgesetzt, dennoch zeigen sie Wirkung: Jüngste Zählungen sprechen von Steigerungen der Anzahl von RadfahrerInnen auf den beiden ins Zentrum führenden Fahrradrouten um bis zu 100%. Weitere 10 FahrradSchnellstraßen sind geplant. Das Sicherheitsgefühl der Londoner Cyclists dürfte trotzdem nicht das beste sein: In letzter Zeit setzt sich der Trend durch, mit Helmkamera in die City zu radeln, um bei möglichen Unfällen das Fremdverschulden der motorisierten Unfallgegner auf Band zu haben. Weird.
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AusGABe sOMMeR 2/2011 eRscheint AM: 08.Juni.2011 DeR jUNge BLOg FüR F AHRRADKULTUR. DIe eUROpAweITe weB-
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pLATTFORM DeR UR BAN BIKe COMMUNI TIes: seI DABeI, BLOg ge MIT, TRAg DICH eIN & sTeLL DICH RAUF! HIeR FINDesT DU AK TUeLLe BLOgARTIKeL Des VeLOsOpHIe-TeA Ms, FOTOs UND VIDe Os, RADFReUNDe UND VeLOsOpHi NNeN AUs gANz .eU! www.VeLOsOpHIe.eU
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GanZ SCHneLL WirD’S maSCHineLL
Ein ElEktro-Duo bEhErrschtE Das WiEnEr FrühlingsErWachEn jEnsEits von 25 km/h: zWEi bikEs Für staDt & lanD im tEst. text Marco Mattlschweiger*
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Diamant Zouma Supreme +
Entfesselte Watt für freie Fahrt Wer meint, 250 Watt würden ob des einfachen Zehner-Divisors nur für 25 km/h reichen, der täuscht: Den Luftwiderstand berücksichtigend, kann ein Triebling (Motor oder Mensch), der 250 Watt zu leisten imstande ist, einen Körper laut Physik auf über 34 km/h beschleunigen – im Falle des Fahrrads dasselbe plus sich selbst. Gewalts der mächtigen Pulsweiten der Elin-Maschine wird der Flaneur zum Falken, dem der Fahrtwind durchs Gefieder stro(e)mt. Hirn und Hausverstand zügeln jedoch die Tendenz abzuheben: 35 Sachen nur auf Geraden, die weit und überschaubar ist. So lässt sich‘s brausen von einer Wiener Sehenswürdigkeit zur nächsten (zum Donaufritzi, dem Radhändler-und-Verleih-Original, dann Pra38
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terstern, zum Enterwasser und zum Naschmarkt). Im schnellsten Betriebsmodus bei mäßig‘ Höhenklettern dient der Akku locker dreißig Kilometer. Mit 40 Volt schrumpft die große Stadt zum Rendezvouz, denn Distanz wird wohlig Labsal.
StorCk raDDar muLtitaSk
Dynamischer Allround-Flitzer Auch ohne siedeatmige Anstrengung des Fahrers lotet derselbe auf dem rahmensteifen Raddar Multitask Grenzen aus. Schwalbes Marathon-Cross-Reifen, relativ grob im Profil, verstärken die empfundene Federwirkung der Suntour-Gabel, die mit effektiven 50 mm schon das Gröbste schluckt. Und Grobes widerfährt dem Velosophen selbst stadtseits auf Radwegen à la Freeride-Strecke, etwa in der überformten Wiener Heinestraße vul-
go Buckelpiste. Wo ein Mehr an Geschwindigkeit möglich wird, tut daher auch ein Mehr an Federung gut. Die adäquaten 160er-Shimano-Scheibenstopper stellen das agile Vehikel solide ruhig. Die Storckeigene Motoransteuerung führt am Berg ebenfalls zu gefühlter Abbremsung, weil sie offenbar nicht adaptiv, sondern stets gleich stark unterstützt. Allenthalben fungiert der Heißsporn als gezähmter Trekking-Gaul, denn auch mit leeren Zellen geling die Heimkehr tadellos. * Drei große Entitäten dominieren Marco Mattlschweigers Denke: Elektr(on)ik (als studierter Elektrotechniker), Fotografie (Tiroler Heimat) und Mountainbiken („entfesseltes Wandern“); Pedelecs – bislang hat er über dreißig verschiedene Modelle durchgetestet – lassen diese Interessen zur Leidenschaft verschmelzen.
Storck Raddar Multitask
Diamant Zouma Supreme +
Motor
250 W, Storck
250 W, BionX
Gewichtsangabe Hersteller
20,9 kg
20,5 kg
max. Drehmoment
60 Nm
40 Nm
Spannung
25,2 V
40,7 V
Ladung, Akkutyp
10 Ah, Lithium-Polymer
6,4 Ah, Lithium-Mangan
Ladedauer
6–7 h
3–4 h
Füllstandanzeige
LED-Reihe am Akku
Symbolreihe am LCD
Energierückgewinnung
schwache Rekuperation
Rekuperation in 4 Stufen
Einschalten
Wippe umlegen, unmittelbar aktiv
Drucktaster kurz betätigen, Konsole braucht einige Sek.
Die rechtliche Situation „Tu misera Austria!“ möchte man verzweifeln: Die rechtliche Situation rund um E-Bikes in Österreich weist – gutem Emmentaler gleich – mehr Loch als Substanz auf. Das Gesetz kennt weder den Terminus „Pedelec“ noch das „Pedalieren“, dafür aber den Begriff „Bauartgeschwindigkeit“. Lustig, denn was ist bei einem Mensch-Maschine-Hybrid die „Bauart“? Solch gedübelt Maß an naturtrübem Unsinn erzieht zur Anarchie. Deutschland macht es richtig: Wer schnelle Pedelecs fährt, fährt schnelle Pedelecs und hat es entsprechend zugelassen. Supi!
lange Steigungen Fahrt ohne Motor
Rahmen
Alu
Alu, hydrogeformt
Gangschaltung
Shimano Alivio
Shimano XT
Gabel
Suntour NEX 4610, 63 mm
Bontrager Nebular Carbon
Reifen
Schwalbe Marathon Cross
Schwalbe Energizer
Bremsen
Shimano BR-M575, 160 mm
Magura HS33
Licht
keine Beleuchtung
Supernova E3E (LED-Frontlampe) & Rücklicht im Akkugehäuse
Sattel
Storck Prologo X10
Selle Royal Ariel
Preis (Testversion)
€ 2.690,–
€ 3.299,–
Web
storck-bicycles.de ehs.at
diamantrad.com
Was wir mögen
über 28 km/h schnell; samtweich angesteuerter Motor mit max. 60 Nm(!); formschöner, tief verbauter LiPo-Akku
Magura HS33-Bremsen inkl. BionX-Nutzbremse; unsichtbare Kabelverlegung; Ständer
… und nicht mögen
Ruckeln an der Ampel mit dem Fuß am Pedal
ungünstige Gewichtsverteilung (Motor und Akku am Heck)
WAS SonST (SiEBEn MoDELLE, kuRZ uMRiSSEn)? kTM Macina Bold: Wohltat mit Bosch-Motor und Nexus-Getriebenabe, ktm-bikes.at kalkhoff Pro Connect S: Bubentraum mit 40 km/h, kalkhoff-bikes.de Giant Twist Esprit Power: Touren-Pendler-Rad mit Sanyo-Frontmotor, giant-bicycles.com Gruber Cross Modular: superleicht mit verstecktem 100-Watt-Motor, gruberassist.com Raleigh Dover Lite: königliche Pendlersänfte mit Panasonic-Mittelmotor, raleigh-bikes.de Flyer S urban: pflegeleichtes Fahrzeug für die Stadt mit 35–45 km/h, biketech.ch Vital Bike Cross Diamant: wunschfarbener Frontantriebler mit Heckakku, vitalbike.de Winora S2 Cross: Design-Gustostück mit 360 Wattstunden, winora.de velosophie.eu
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veloport SPORTLICH, ELEGANT, ORIGINELL – RÄDER, DIE WIR SELBER GERNE FAHREN WÜRDEN
COOPER BIKES T100 SPA CANNONDALE QUICK CX ULTRA Spannender und sehr sportlicher Mix aus Mountainbike und Cyclocross-Renner. Dementsprechend breit ist das Spektrum der Anwendungen für Stadt und Land, für Alltag und Sport – ein Allrounder im besten Sinne des Wortes und auf der lockerleichtfüßigen Seite des Radverkehrs. Entweder als Version mit Starrgabel oder als HeadShok-Federgabel-Version (Foto) erhältlich und als Überdrüber-Ausführung auch in Karbon. Preis: € 1.299,– (Alu). cannondale.com
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Sein Vater John Cooper hat den Mini Cooper erfunden, die Liebe von Mike Cooper gehört jedoch den Fahrrädern. So ist der Firmensitz in West-Sussex heute einerseits Automobilmuseum, andererseits entstehen dort ganz wunderbare Fahrräder. In hoher Handwerkskunst gefertigte Stahlrahmen werden mit feiner Komponentenware aufgebaut. Die Modellbezeichnungen sind klassischen Rennstrecken entliehen, das abgebildete T100 Spa kostet € 1.099,– cooperbikes.de
ELECTRA TICINO LUX Auch wenn die Bikes von Electra heute ein deutlich „europäisierteres“ Auftreten haben als noch vor einigen Jahren (und auch wenn die Marke von einem Schweizer und einem Berliner in den USA gegründet wurde), so fühlen sie sich immer noch stark nach Cruisin’ California an – willkommen auf der sonnigen Straßenseite! Für das Lux kommt als einziges Modell in der Ticino-Modellreihe die aufregende Kombo Stahlrahmen/Singlespeed-Nabe zum Einsatz. Preis: € 1.290,– electrabike.com
PASCULLI FARINI Klingt rein italienisch, ist es aber nur zur Hälfte. Die junge Fahrradmarke Pasculli entspringt einer deutsch-italienischen Freundschaft, die Rahmen (egal, ob Stahl, Alu oder Karbon) werden ausschließlich in Italien produziert, die Initialzündung kommt aus Berlin, wo auch der der Firmensitz mit angeschlossenem Shop „Villa Pasculli“ liegt. Das Modell Farini steht für klassischen Stahlrahmenbau und kostet, mit hochwertigen Komponenten aufgebaut, € 2.990,– (nur Rahmen € 1.200,–) pasculli.de
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POC RECEPTOR
DINGE, DIE WIR VIELLEICHT BRAUCHEN UND SICHER MÖGEN
Der „Commuter“ aus der Receptor-Serie der jungen schwedischen Hersteller ist auf die Bedürfnise von StadtradlerInnen abgestimmt und gefällt sich und uns durch sehr reduzierte Farbgebung und Gestaltung. Mit anti-statischer Polsterung! Preis: € 119,– pocsports.com
ZWEI COURIER C15 Frische Farben, bürotaugliche Innenausstattung und feines Design. Taschenhersteller Zwei hat sich der Botentasche angenommen, das gefällt auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick und Griff entpuppt sich die Courier noch dazu als Doppelpack: Ihr Volumen lässt sich durch einen Handgriff um über 30% vergrößeren, damit geht auch noch der spontane Supermarkt-Einkauf neben dem Laptop rein. Preis: € 79,90 zwei-bags.com
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MASTERLOCK STREETCUFF
FAHRER SPITZEL
Sowohl zum Schutz des geliebten Fahrrades bestens geeignet als auch zum Festsetzen von in flagranti erwischten Radbanditen. Gehärteter Stahl mit 10-StiftzylinderSchloss und ABS-Beschichtung, per Knopfdruck zu schließen und besonders kompakt zu transportieren. Preis: € 92,95 masterlockbike.com
Die Berliner Bastelstube begann mit chicen Hosenbeinbändern und minimalistischen Fahrradtaschen. Nun stellt sie ihre Halterung fürs iPhone vor, was besonders bei der Verwendung als Navigationshilfe im urbanen Gewirr hilfreich ist. Flexibel einsetzbar für fast alles. Preis: € 39,– fahrer-berlin.de
TRIPLE2 BIKE-SHIRT Ganz im Trend für Alltagsradeln liegt Funktionsbekleidung im Casual Look. Hier sogar aus recyceltem Polyester mit Hanf-Anteil für das angenehme Tragegefühl gefertigt, CO2-neutral und mit Wasserkraft produziert. Ventilationseinsätze sorgen für dosierte Frischluftzufuhr. Preis: € 74,– triple2.de
Natürlich radl ich. Radl mit! Mit Balisto® radln fürs Klima und Fahrräder gewinnen: 30x KTM klima:aktiv mobil Citybikes … … und 1000x fruchtige Balisto® Fahrradkörbe!
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THREE TIMES ONE Start zur neuen Porträtserie: Dr.Christiane Soeder-Richter
WELTKLASSE-STRASSENFAHRERIN, ÄRZTIN UND FRONTFRAU VON KAMPAGNEN IM SPORT UND FÜR DEN SPORT: DASS CHRISTIANE SOEDER-RICHTER „SCHÖN“ UND SCHNELL RAD FÄHRT, STEHT WOHL AUSSER ZWEIFEL, IHRE BEGEGNUNG MIT DER CHIC-CYCLING-BEWEGUNG WAR ABER EINE PREMIERE – INSZENIERT VON FOTOGRAFIN EVA KEES.
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rauen-Radrennsport ist populär in den USA, Kanada und Holland, durchaus auch im sportbegeisterten Deutschland, während das Interesse im kleinen und auf wenige Sportarten fokussierten Österreich deutlich geringer ist. Christiane Soeder-Richter, 36, stammt aus Remscheid in Nordrhein-Westfalen, lebt seit 2003 in Wien, ist mittlerweile auch Österreicherin (Doppel-Staatsbürgerschaft) und fährt Radrennen mit österreichischer Lizenz. Da wie dort hat sie es geschafft, sich einen Namen zu machen, der nicht nur Radsport-Interessierten bekannt ist. Zum Teil mag das an ihren großartigen internationalen Erfolgen liegen – immerhin zählte sie bei zwei Olympischen Spielen zu den heißesten österreichischen Medaillentipps und verpasste 2008 in Peking mit Rang vier im Straßenrennen und Rang sieben im Einzelzeitfahren nur knapp Edelmetall, wurde Vizeweltmeisterin im Einzelzeitfahren und gewann die Tour de France der Frauen 2008 –, aber darüber hinaus ist sie eine wichtige Repräsentantin des Radsports, des Frauensports und des Sports im Allgemeinen. Und sie beweist, dass Erfolg im Sport und im Beruf und die konsequente Arbeit in beiden Bereichen einander nicht im Weg stehen müssen. Chrissi, wie sie von Freunden und in ihrem sportlichen Umfeld genannt wird,
wirkt dabei völlig unverkrampft, ist beinahe jederzeit für einen Spaß aufgelegt – und schafft es sogar, wenn nicht gerade ein Rennen am Plan steht, die traditionelle Sonntagsrunde im Kreis von Hobbyfahrerinnen und -fahrern einzuhalten. Frauen, vor allem junge Frauen, zum Radfahren und vielleicht sogar zum Radrennsport zu bringen, ist ihr ein großes Anliegen. Denn als Ärztin – seit kurzem mit eigener Praxis in Wien – weiß sie um die positiven Effekte regelmäßiger Sportausübung: „Radeln wirkt sich auf jede einzelne Zelle unseres Körpers positiv aus. Körperliche Fitness, den Kopf frei zu bekommen von den Dingen des Alltags, Spaß zu haben in einer Gruppe Gleichgesinnter – das alles erzeugt ein tolles Lebensgefühl, das wiederum zurückstrahlt in den Alltag.“ Gemeinsam mit ihrer Schwester, Stefanie Mollnhauer, ehemalige Leistungssportlerin, die heute ein Institut für sportmedizinische Beratung und Leistungsoptimierung am Bodensee leitet (Proformance Deutschland, Christiane macht Proformance Österreich) hat Christiane Soeder-Richter ein Buch verfasst: „Frauenradsport – Der Perfekte Ratgeber für Einsteigerinnen und Fortgeschrittene“. Mit ihrem zwölften Staatsmeistertitel hat sich Christiane Soeder-Richter im letzten Herbst vom aktiven Radrennsport verabschiedet.
HINTER DER KAMERA: EVA KEES Die Vorarlbergerin studierte Modedesign in Düsseldorf und Fotografie in Wien und Brüssel. Nach ihrem Diplomabschluss in künstlerischer Fotografie in Wien assistierte sie einem renommierten Architekturfotografen in New York City. Heute lebt und arbeitet Eva Kees in Wien, ihr fotografischer Schwerpunkt liegt auf Porträt, Still Life und Architektur. Selbst sehr sportinteressiert und als Kind des Arlbergs begeisterte Snowboarderin, hatte die Inszenierung einer Weltklassesportlerin für sie einen besonderen Reiz. Make-up: Nadine Ottmann Styling: Mariella Bleimuth
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CHRISSI SOEDER-RICHTER, DIE SPORTLERIN
Um im Sport erfolgreich zu sein, braucht es Motivation, Willen und ein gutes Konzept – so lassen sich alle Ziele erreichen. Aber alleine schon der Weg zum Ziel ist schön und erstrebenswert und gibt einem viel Kraft. Es gibt keine bessere Lebensschule als den Sport. Von den Erfahrungen und Erlebnissen im Sport profitiert man ein Leben lang. Ich habe mich immer als Gewinnerin gesehen! Siegen war für mich sekundär … Es macht sehr viel Spaß und ist ein großes Geschenk, wenn man seiner Leidenschaft nachgehen kann und an sich arbeiten darf.
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Women‘s Long Sleeve Jersey, Classic Jersey, Shorts und Cap, alles von Rapha; Schuhe AdiTrack aus der AdidasOriginals-Linie, Stahl-Racer Vent Noir (ca. 1978) von Steyr-Daimler-Puch bei Radlager.at
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DR. CHRISTIANE SOEDERRICHTER, DIE ÄRZTIN
Ob Psyche und Geist, Herz und Kreislauf oder sonstige Organe, der Stoffwechsel, Gelenke und Knochen oder Haut und Ausstrahlung: Radfahren wirkt sich auf jede einzelne Zelle unseres Körpers positiv aus – von Kopf bis Fuß. Daraus resultiert mehr Wohlbefinden im Alltag durch höhere Leistungsfähigkeit, und das wiederum erzeugt Freude, Lust und Energie. Und: Radfahren macht schön und sexy!
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Midtown Capri, Shirt und Hood Jacket, alles von Vaude; Schuhe Coronado Cruiser von Keen, Rucksack Contact Pack von Oakley, Helm Urban-I von Abus, E-Bike eTrail von KTM
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CHRISTIANE SOEDERRICHTER, RADFAHREN ALS LIFESTYLE
Die Natur genießen oder die Stadt von einer anderen Seite zu erleben – neben dem sportlichen Aspekt beinhaltet Radfahren noch so viele andere Dimensionen. Radeln verbindet auch, und man lernt schnell andere Leute kennen. Außerdem kommt man auf kurzen Distanzen, wie innerhalb von Städten, meist schneller, kostengünstiger und stressfreier ans Ziel als mit jedem anderen Verkehrsmittel, und Autofahrten in der Stadt sind in vielen Fällen überhaupt verzichtbar. Und man kann ein Vorbild abgeben für die Kids. vs
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Urban Jacket und Confidant Dis-Dress von Nau, Tasche Soho von Brooks, Helm Tokyo Blue Tech von Yakkay, Fahrrad No 6 von VanMoof 48
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THE MAGAZINE THAT BINDS IT ALL TOGETHER
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LIFESTYLE SUSTAINABILITY
MOBILITY
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veloart KUNST ZUM THEMA FAHRRAD VON KÜNSTLERINNEN AUF DEM FAHRRAD
MIKE BERTINO
NEON HORROR SHOW
ART: mike bertino
Mike Bertinos zeichnerische Welt ist schaurig schön, voller schräger Elemente und liebevoller Details, die allerdings zartere Gemüter durchaus zum Überdenken der Nahrungsaufnahme bringen können. Dann überrascht er wieder mit ungebrochener Idylle inklusive fröhlich tanzender Rollmöpse – vor ParanoiaBackground, versteht sich. Alles in der Farbigkeit halluzinierender Leuchtstiftafficionados nach der letzten Margerita. Des Öfteren befindet sich in seinem farbenfrohen Kaleidoskop das eine oder andere Fahrrad – nicht von ungefähr! „Mein Rad bietet mir die Fluchtmöglichkeit in einer Stadt, die hinter geschlossenen Türen existiert. Hier in Los Angeles befindet sich die Großzahl der Menschen in Räumen oder Autos. Radfahren gibt mir meine Verbindung zu meinem Lebensraum zurück. Ich höre, rieche, sehe und erlebe dann meine Welt nahe und real. Durch Fenster, Windschutzscheibe oder Monitor ist das unmöglich.“ Der gebürtige Kalifornier studiert Illustration am Pasadena College of Design, hat schon vielerlei Publikationen in den USA mit seinem Kosmos der Kreaturen bereichert und startet weiter durch. Mit Rad, versteht sich. Seine Message an die LeserInnen von velosophie: „Let your bike be a connection to your community!“ mikebertino.com
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