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Zu Besuch bei dem australischen
ZUR PERSON Ob Privathäuser oder Hotels, ob Shops, Bars oder Restaurants: Was Jonathan Richards gestaltet, ist immer eine fein ausbalancierte Mischung aus Coolness und Behaglichkeit, Tradition und Zeitgeist. Dafür skizziert er die ersten Entwürfe per Hand und achtet darauf, dass auch die elegantesten Ideen alltagstauglich bleiben. Der zweifache Vater leitet mit der Interiordesignerin Kirsten Stanisich ein Büro in Sydney.
richardsstanisich.com.au @richards_stanisich
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TIEFGANG Eine Portion Lässigkeit gehört zum Job. Designer Jonathan Richards in der Familienküche, wo er luxuriösen Marmor mit grün eingelassenen Holzfronten kombiniert. Die dunklen Wände lassen die weißen Akzente umso heller strahlen
TREFFPUNKT Die selbst entworfene Eckbank mit cognacbraunem Lederbezug ist Besuchermagnet und Richards’ Lieblingsplatz. Sie legt sich sportlich in die Kurve. Am ovalen Esstisch kommt die ganze Familie zusammen, inklusive Hund und Katze
Zu Besuch bei JONATHAN RICHARDS
In seinem Zuhause setzt der gefeierte australische Innenarchitekt mit gefühlvoller Eleganz Vergangenheit und Modernität neu zusammen
FOTOS FELIX FOREST TEXT TINA SCHNEIDER-RADING
NACHGEFRAGT Was machen Sie zuerst, wenn Sie nach Hause kommen? Ich muss als Erstes den Hund beruhigen! Er springt an mir hoch, als hätte er mich jahrelang nicht gesehen. Dann gehe ich auf die Dachterrasse und schaue über die Dächer hinweg. In welchem Zimmer verbringen Sie die meiste Zeit? In der Küche. Sie ist unser Lebensmittelpunkt. Was retten Sie, wenn es brennt? Natürlich Familie und Haustiere. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich auch noch meine Lieblingsgemälde abnehmen. Was würden Sie sich nie in Ihr Apartment stellen? Kopien von Möbelklassikern. Ich habe Respekt vor dem Original. Auf welches Designstück sparen Sie? Ein neues Sofa. Im Moment träume ich von „Yak“ von De Padova. Was war Ihr größter Fehlkauf?
Da fällt mir keiner ein. Ich denke lange über jede Anschaffung nach. Und wenn ich kaufe, passt es. Ihr bester Kauf? Unser Bett, das vom australischen Designer Adam Goodrum entworfen wurde. Es hat eine eingebaute Nackenrolle und ein gebogenes Rückenteil – schön und komfortabel zugleich. Welchen Teil Ihres Hauses haben Sie zuletzt verändert? In den letzten fünf Jahren so ziemlich alles! Neulich habe ich im Eingang eine geriffelte Glaswand eingesetzt und so eine Art Vestibül geschaffen. Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank? Exzellenten Ziegenkäse und eine gute Flasche Riesling. Kochen oder essen gehen? Kochen! Meine Frau ist eine hervorragende Köchin. Sie ist ein echtes Naturtalent. Deshalb lieber zu Hause als in irgendeinem Restaurant.
RAUMWUNDER Die verglaste Trennwand zwischen Küche und Wohnbereich gliedert und schafft Privatsphäre, die Spiegelwand mogelt noch mehr Tiefe in den Raum. Im Wohnzimmer treffen sich Leder, Leinen und Wolle zum Behaglichkeitsgipfel
»Mein Stil ist ZURÜCKHALTEND. IM INTERIEUR WIE IM LEBEN« JONATHAN RICHARDS
WARMFRONT Der Ton macht die Musik: In der Küche wird tiefgrün eingelassenes Bauholz zum standesgemäßen Partner für die weißen Marmorflächen. Das Bord ist eine Maßanfertigung aus massiver Eiche, die perfekt zum Esstisch passt
LUFTLODGE Jonathan Richards und Olivia Beynon hatten lange im Viertel gewohnt, bis sie das ehemalige Lagerhaus in Darlinghurst kauften. Auf der Dachterrasse behält das Paar den Überblick über die „terrace houses“, die für die Gegend typischen alten Reihenhäuser
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1 BLICKWECHSEL Richards arbeitet gern zu Hause am Esstisch 2 NACHTGALERIE Dunkle Wände schenken dem Lederbett eine Traumkulisse 3 STILGEMÄLDE Ruhige Farben und angenehme Materialien verschmelzen zu purer Harmonie
Wer Jonathan Richards gegenübersitzt, kann nicht glauben, dass diesen Mann überhaupt etwas aus der Ruhe bringen kann. „Ich finde, dass ein Zuhause in erster Linie beruhigen muss“, sagt er. Er lehnt auf einer Ledercouch im Wohnzimmer, der Duft von frischem Kaffee flutet aus der offenen Küche. Seine Frau Olivia Beynon ist mit Hund und den beiden Kindern unterwegs, die Katze hat sich ins oberste Stockwerk zurückgezogen. Ganz zu Beginn seiner Karriere hat der Architekt Ausstellungen in Museen gestaltet. Er ist also langjähriger Profi darin, verschiedene Elemente vor grandioser Kulisse zum homo genen Gesamtkunstwerk zusammenzufügen.
In seinem eigenen Haus in Darlinghurst liegt die Sache etwas anders. Das Gebäude stammt aus den 1890er-Jahren, ursprüng lich war im Erdgeschoss ein Pferdestall untergebracht, später wurde es als Lager mit Büro genutzt. „Wir haben uns sofort in diese schräge Mischung aus Lagerhalle und Reihenhaus verliebt“, sagt Richards. „Der Grundriss ist fast dreieckig, und Sie schauen hier durch lauter unterschiedliche Fenster.“ Die Familie bewohnt die oberen beiden Etagen, ein Innenhof im ersten Stock versorgt das Apartment mit Gartengrün und Tageslicht.
Richards renovierte jedes Detail seines Familiendomizils so behutsam, dass die Vergangenheit des Gebäudes überall gegen wärtig scheint. Die Bauholzdielen ließ das Paar grau lackieren,
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32081 ORANGE CLAIR
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1 GRAUZONE Geriffeltes Glas nimmt die Industriekulisse auf 2 KLARDENKER Der Waschtisch aus Marmor und Holz holt Sinnlichkeit ins Bad 3 RUHEMODUS Neben dem Gemälde von Chris Langlois entfaltet der „Butterfly Stool“ seine Schwingen
industriell anmutende Raumteiler aus geriffeltem Strukturglas trennen Küche und Wohnbereich, lassen aber viel Licht durch. Bäder und Küche gestaltete der Architekt vollkommen neu. Durch zwei Flügeltüren tritt man vom Wohnzimmer auf die Terrasse und blickt ins Grüne und über die Dächer des ganzen Quartiers: „Hier haben wir die sachlichen Schiebetüren ausgewechselt. Die Aussicht wirkt doch besser, wenn sie von klassischen Fensterrahmen eingefasst wird.“ Als Farbpalette wählte der Australier nur abge tönte Nuancen in Grau, Blau und Grün. Zusammen mit den sinnlichen Oberflächen von Marmor, Leder und Eichenholz ergibt sich ein Effekt, der das ganze Haus durchströmt: ruhig, elegant und dennoch wunderbar zeitgemäß.
Kein Wunder, denn für sein eigenes Zuhause wendet Richards den gleichen Grundsatz an, dem er bei all seinen Projekten nach kommt: Er entschlüsselt zuerst den Charakter des Hauses und gönnt ihm im zweiten Schritt ein Interieur und Farbkonzept, das ganz genau passt. „Es ist ein bisschen, wie eine neue Schicht Farbe auf ein altes Gemälde aufzutragen. Behutsam und in dem Bewusstsein, dass nach uns wieder eine Generation kommen wird, die darauf ihre eigene Schicht hinterlässt.“ Und immer schön in Ruhe.
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