Ausgabe 03/2011
Schutzgebühr € 2,00
ISSN 2219-942X
Heinz Greissing
Subjektive Wahrnehmung
magazin
für
kreativität
von
kunst
Landschaft
und
kultur
Hans Wurst lädt ein zum literarisch-humoristischen Miniatur-Symposium. Es geht um die Wurst. Hier wird durch den Fleischwolf gedreht. Jeder darf seinen Senf dazu geben. Mit vollem Mund das Wort zu ergreifen, ist erwünscht. Dem werten Publikum ist dank der Verkostung gesottener und geräucherter Wurst-Spezialitäten der Mund gestopft. Damit ist es zum Zuhören verdammt, bis der letzte Wurstzipfel den Weg alles Irdischen angetreten hat. Diese Minuten des genussvollen Schweigens bieten dem Literatur- und Kabarett-Nachwuchs die Gelegenheit, seinen Senf zum Alltags-Brät abzugeben. Im Anschluß daran lassen sich im lockeren Gespräch in gesellig-gesättigter Runde die frisch gewonnenen Sinneseindrücke literarischer und kulinarischer Art gastrosophisch verdauen. wurst & wort Unter
diesem Titel veranstaltet verbale eine Reihe von literarisch-humoristischen Miniatur-Symposien. Diese finden im verbale forum sowie an wechselnden Orten der alltäglichen Bedarfsdeckung und der sozialen Begegnung statt, wie zum Beispiel Lebensmittel-Geschäften oder Cafes. Das Bespielen solcher allgemein nicht damit assoziierten Orte vermittelt Kunst durch direkte Begegnung und unerwartete Konfrontation. Die Verkostung von WurstSpezialitäten als „hors d´oeuvre“ weckt den Appetit auf „Kunst als Lebensmittel“.
Das Projekt „wurst & wort“ schafft einen originellen und zwanglosen Rahmen, in dem Künstler und Publikum zueinander finden. Jede Veranstaltung ist einem Künstler gewidmet. Im Anschluss an ihr Programm stellen sich die jeweils für maximal 20 Minuten Vortragenden dem Dialog mit dem Publikum, erklären im Gespräch ihre Intentionen und lassen Kunst als integrativen Bestandteil des Alltags begreifbar werden. Mach mit! - AusschreIbung Zur Teilnahme eingeladen sind LiteratInnen, KabarettistInnen und ähnliche WortkünstlerInnen. Insbesondere der Nachwuchs erhält die einzigartige Gelegenheit, das Projekt “wurst & wort” für ersten Publikumskontakt zu nutzen und sein Schaffen zu präsentieren. Die Symposien werden aufgezeichnet und als multimediale Anthologie zugunsten der Mitwirkenden verlegt.
magazin
Anfragen nach weiteren Informationen und Teilnahmebedingungen bitte per Email an wurstundwort@verbale.org oder per Post an die Redaktion.
Inhalt
02 Wurst & Wort
Open Call zum Humoristisch-Literarischen Miniatur-Symposion
Herausgeber Verein verbale, ZVR 662286396, Perthaler Gasse 15/2, 6020 Innsbruck, Österreich Telefon: +43 681 10677574 Email: office@verbale.org Internet: http://www.verbale.org Inhaber Florian Tschörner (51%) Georg Rainalter (49%)
wort
03 Inhalt
bild
Kurzfilmfestival Kufstein
Anzeigenannahme Email: werben@verbale.org Phone: +43 681 10677574
06 Harry Triendl
Performing Multimedia-Instrumentalist
10 Martin Landsky
presented by Blossom & Electronuts
12 Heinz Greissing
Subjektive Wahrnehmung von Landschaft
16 Art 4 Everybody
Kunst-Poster zum Herustrennen im Mittelteil
21 Die Erstickung Position
Thriller von Reinhard Kocznar
22 im Freiraum: „soed“ Tuats lei so sauber wie des Geld is
23 Junepack
Der Juni macht die Musik
Fokus
24 Anpruggen
Entdeckungen im ältesten Stadtteil von Innsbruck
28 Ralf Metzler
Ein Universal-Dilletant aus Berufung
31 Timetable
Der Veranstaltungskalender
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Mediadaten und Anzeigenpreise Es gelten die unter der Adresse www.verbale.org/media veröffentlichten Mediadaten und Anzeigenpreise zu den unter www.verbale. veröffentlichten org/tradingterms Geschäftsbedingungen.
04 Editorial
05 Ganz grosses Kino
Unternehmenssgegenstand Herstellung, Verlag und Vertrieb von Medien aller Art unter dem Label verbale. Rechtevorbehalt Nachdruck, Vervielfältigung und Verbreitung sowie die Übernahme von Beiträgen iSd § 44 Abs 1 und 2 UrhG werden gemäß § 44 Abs. 1 zweiter Satz UrhG ausdrücklich verboten. Alle Urheber- und Verwertungsrechte bleiben vorbehalten. Die mit dem Namen des Verfassers gekennzeichneten Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion dar. Bei Einsendungen von Artikeln und Fotomaterial an die Redaktion wird das Einverständnis zur Veröffentlichung vorausgesetzt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für eingesandtes Redaktions- und Bildmaterial. Termine und Ausschreibungen werden nach Ermessen gewissenhaft, jedoch ohne Gewähr veröffentlicht.
verbale magazine / Inhaltsverzeichnis / Impressum
Am Anfang ist immer noch das Wort...
klang
Grundlegende Ausrichtung Das verbale magazin versteht sich als Magazin für Kreativität, Kunst und Kultur und bietet Kunstschaffenden und Kulturtreibenden den notwendigen medialen Raum, welchen andere Medien nicht im benötigten Ausmaß einräumen können oder wollen. Ziel des verbale magazin ist es, den Zugang zu Kunst zu erleichtern. Es spricht ein breites Publikum an und weckt das Interesse an den Themen Kreativität, Kunst und Kultur auch bei nicht kulturaffinen Lesern. Der Kunstschaffende als Mensch steht im Mittelpunkt, wird nach seiner Motivation und Arbeitsweise gefragt und sein kreatives Schaffen auf eine sehr nahe gehende, persönliche Weise beleuchtet. Auf einen elitären Anspruch wird dabei bewußt verzichtet. Als ideologisches Ziel werden die kulturelle Identität und Selbstwahrnehmung innerhalb eines europäischen Kulturverständnisses gestärkt, beeinflusst und weiter entwickelt.
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Editorial
Aller guten Dinge sind drei! Glänzende Erfolge
und düstere
Aussichten
Die ART Innsbruck 2011 ist vorüber, begleitet von dem einen oder anderen Skandälchen, welches uns zu weitaus mehr Erfolg verhalf als erwartet: unsere Nr.2 fand sehr großen Anklang und ist bis auf wenige Restexemplare vergriffen! Aus der für diese Ausgabe angekündigten Diskussion rund um die angeblich so sexistische „BassWoman“ des Metallbildhauers Bernhard Witsch wird übrigens vorerst nichts, denn wie die Zeit wurde auch der Umfang unseres Magazins zu knapp. Die Story kommt aber noch. Versprochen! Überhaupt sind wir stolz auf unser Baby, das mehr und mehr auch das Interesse namhafter Künstler weckt, wie Heinz Greissing (in dieser Ausgabe), Aaron Demetz oder Hermann Kremsmayer (in den kommenden Heften). Auch unsere Basisstation, das verbale forum, entwickelt sich und drängt sich mehr und mehr in die öffentliche Wahrnehmung. Leider aber gibt es hierzu auch sehr, sehr schlechte Nachrichten! Der Unternehmer, der uns diese Räumlichkeiten auf unbestimmte Zeit kos-
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tenlos zur Verfügung gestellt hat, ist nun von der ursprünglichen Vereinbarung zurückgetreten. Von Seiten der Eigentümerin haben wir zwar die Zusage bekommen, den Raum als Mieter übernehmen zu können, doch ist dies mit hohen Kosten verbunden. Bezüglich deren Finanzierung tappen wir im Augenblick im Düsteren. Ob wir dabei auf Eure Unterstützung zählen können? Wir starten den Versuch und orientieren uns dabei an Wikipedia, dessen Überleben ja auch ausschließlich auf der unterstützenden Wertschätzung seiner Nutzer durch Spenden beruht. Von dieser Ausgabe an werden wir Euch immer wieder auf vielfältige Weise den Bettlerhut vor die Nase halten und auf großzügige Spenden auf das Konto 00001619196 bei der Tiroler Sparkasse, BLZ 20503, hoffen! Herzlichst dankt Euch
Florian Tschörner Gründungsherausgeber
Kurzfilmfestival Kufstein
Ganz Grosses Kino Das Kurzfilm-Festival Kufstein
Am 14. April 2011 heißt es im Funnplexx Kino Kufstein bereits zum 4. Mal „Film ab“ für das jährliche KurzfilmFestival „Prädikat:wertvoll“.
Im Rahmen eines integrativen Projekts des Studienlehrgangs für Sport-, Kultur und Veranstaltungsmanagement der Fachhochschule Kufstein entstand 2005 der Kurzfilmabend „Prädikat:wertvoll“. Damals schloss sich eine kleine Gruppe filminteressierter Studenten zusammen und entwickelte in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Hannah Stegmayer, Dozentin der Kulturwissenschaften, diese regional einzigartige Veranstaltung. Die Intention dieses Projekts war es, „Prädikat:wertvoll“ als jährliche Veranstaltung im Kufsteiner Kulturgeschehen zu etablieren und damit jungen Filmemachern eine Plattform zu schaffen, um ihre Kurzfilm-Produktionen einer qualifizierten Jury sowie einem interessierten Publikum zu präsentieren. In einer Ausschreibung an nationale und internationale Hochschulen wie die Filmakademie Wien, die Filmschule Baden, die Züricher Hochschule der Künste, die Film und Television School Europe oder die Kunsthochschule für Medien Köln werden deren Studenten eingeladen, ihre Beiträge einzureichen. Aus den inzwischen sehr zahlreichen Einsendungen werden die besten acht Kurzfilmproduktionen selektiert. Diese wer-
den im Rahmen des Festivals dem Publikum vorgeführt. Der Kufsteiner Kurzfilmregisseur Alexander Mair, der mit seinem Kurzfilm „WOW“ kurz vor der Oskar-Nominierung steht, wird Mitglied der fachkundigen Jury sein, die schlussendlich die drei besten Beiträge prämieren wird. Durch die Vergabe eines Publlikumspreises können die Zuschauer ihrerseits den beliebtesten Film küren. Am 14. April 2011 um 20:00 Uhr heißt es nun bereits zum vierten Mal „Film ab!“ für das Kurzfilmfestival Kufstein „Prädikat:wertvoll“ im Funnplexx Kino in Kufstein. Nach den Vorführungen bietet sich ab circa 23:00 Uhr beim geselligen Beisammensein im Szene-Lokal „Hemmingway“ die Möglichkeit zum Austausch zwischen Filmemachern, Gästen und Jury. Online-Informationen: www.praedikatwertvoll.com
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Musik 4 life
Harry Triendl
Performing Multimedia-Instrumentalist Wenn das Publikum mittels eines raffinierten Klanggeflechts in einen akustischen Kokon eingesponnen wird und sich der avandgardistisch-experimentellen Ambient-Performance fast in Trance hingibt, kann daran nur der international bekannte Multimedia-Instrumentalist Harry Triendl beteiligt sein.
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Musik 4 Life
„Ich bin Performer. Um mich als Musiker zu bezeichnen, dazu spiele ich viel zu schlecht“, meint der 1973 geborene Tiroler Harry Triendl schmunzelnd. Eine konkrete musikalische Ausbildung hat der Autodidakt nicht absolviert. Seine Instrumente zu spielen erlernte er im Selbststudium. Bass, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug, Gesang. Was er eben so braucht für seine Kompositionen und multimedialen Projekte. Die musikalische Qualität leidet darunter nicht, schließlich ist Harry Triendl ein Perfektionist. Auf die Schnelle geht viel, aber nie wird gehudelt oder gepfuscht. Vielleicht sind die Wurzeln seiner Sorgfalt und Detailverliebtheit in seinem Beruf zu suchen? Bereits mit 12 Jahren schrieb er sein erstes Computerprogramm, mit 14 folgten erste
ompositionen, damals am K Commodore 64. „Irgend was mit Computern“ lautete sein Berufswunsch. Also wurde er Technischer CADZeichner und EDV-Spezialist und ist bis heute in der IT-Branche tätig. Seit 1997 lebt der gebürtige Oberperfer in Telfs. Die seit mehr als 20 Jahren bestehende Partnerschaft zu seiner Lebensgefährtin bereichern „eine 15jährige Tochter, ein Hund und ein Hase“. Und eben die Musik. Speziell die hauptsächlich flächige und eher unaufdringliche Ambient-Music, die sich festen Strukturen entzieht und - weil von den Meisten als angenehm empfunden - viel im Meditations-, Klang- und Wellnessbereich eingesetzt wird. Harry Triendls feinsinniges künstlerisches Gespür für eine harmonisierende
Kombination aus Bild und Ton zeigt eine Qualität, die man in unseren Breitengraden nur sehr selten findet. Er legt viel Wert darauf, Musik im Moment entstehen zu lassen. Darin liegt auch die Stärke seiner Performances, in die - vor allem in jüngeren Projekten - vielfach auch visuelle Medien eingearbeitet sind. Eines dieser Projekte nennt sich „IN-TOUCH & The Virtual Orchestra“. Darin verschmelzen die Grenzen zwischen Live und Virtuell - die Darbietung des live konzertierenden Musikers ergänzen per Video eingeblendete virtuelle Musiker. Um Interpreten global zu vernetzen, implementiert Triendl die technischen Möglichkeit, die erst Streaming über das Internet bietet. Eine Recherche in diesem globalen Datennetzwerk verrät auch, dass er seit 2004 mehr
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Musik 4 Life
als 120 Auftritte absolviert hat. Derzeit arbeitet er am Zyklus III des „Virtual Orchestra“-Projekts. Mehr als den Titel „Eschaton“ will er uns kaum verraten. Eschatologie (von altgriech. ta és-chata, „die äußersten/letzten Dinge“) ist ein theologischer Begriff, der die Lehre von den Hoffnungen auf Vollendung des Einzelnen und der gesamten Schöpfung beschreibt. Früher verstand man darunter auch die „Lehre vom An-
Harry Triendl „nonverbale.live.klang.kokon.komposition“ 18.03.2011, 19:00 Uhr verbale forum
Innstrasse 55 (St. Nikolaus), 6020 Innsbruck Eintritt frei, Spenden erbeten.
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bruch einer neuen Welt“. In seinem Schaffen strebt Triendl nach Vollkommenheit. Wir aber auch - und so verrät er nach beharrlichem Nachbohren mehr. Zwei Schlagwerker werden gemeinsam mit ihm live auftreten. Über Video-Zuspielung werden außerdem Streicher, E-Gitarre und Harfe, ein DJ, Rapper und ein Literat mitwirken. Ein interessanter GenreMix also, auf den es leider länger zu warten gilt als auf seinen Auftritt am 5. März 2011 in Belgien. Dort ist er neben Künstlern aus England, Belgien und Kanada als einziger Österreicher zu Gast bei einem hochrangig besetzten Internationalen Ambient-Loop-Festival. Auch in die USA wurde er zum weltweit größten LoopFestival eingeladen, wieder als einziger Österreicher unter fast 50 Musikern. Doch Harry Triendl fällt
nicht nur durch seine Performance-Projekte auf. Eine weitere Besonderheit sind die Instrumente, die er einsetzt und damit große Aufmerksamkeit erregt. Neben den vielfältigsten elektronischen Instrumenten kommen auch solche aus dem asiatischen Raum zum Einsatz - oder hierzulande Unbekannte wie seine TouchGitarre. Dieses 10-saitige Instrument vereint Gitarre und Bass in Einem und wird im Gegensatz zur klassischen Gitarre nicht nur gezupft, sondern auch mit einer Anschlagstechnik namens Tapping bespielt. Dank zweier integrierter Tonabnehmer und digitaler Effektgeräte lädt dieses Instrument zu einem abenteuerlichen Spiel mit seinem Klangspektrum ein. Neben Triendl gibt es in Österreich übrigens nur noch einen weiteren Touch-Gitarristen!
Musik 4 Life
Apropos Aufsehenerregend: seitens Johanna Penz, Direktorin der ART Innsbruck, wurde Triendl das Bespielen der akustischen Skulptur „BassWoman“ des Metallbildhauers Bernhard Witsch auf der Kunstmesse untersagt. Dieses extravagante Instrument in der Form der Silhouette eines Frauenkörpers hat dank der über Facebook ausgetragenen Diskussion um den angeblichen Sexismus der Skulptur eine beachtliche Bekanntheit erlangt. Rasch ist die Zeit vergangen im Gespräch mit Harry Triendl alias kunst4life. Sein gut gefüllter Terminkalender drängt ihn, der ohnehin lieber in die Zukunft blickt als über Vergangenes zu erzählen, weiter zu arbeiten. Abschließend erinnert uns der Organisator des Ambient Art Festivals, das im November des vergangenen Jahres in Innsbruck und Hall über die Bühne ging, an seine regelmäßig stattfindenden Auftritte im Nepal Restaurant Himchuli am Wallnöferplatz in Telfs, wo es unter anderem auch nepalesische und indische Musik zu hören gibt. In eigener Sache laden wir ein, Harry Triendls „nonverbale.live.klang.kokon. komposition“ am 18.03.2011 im verbale forum in der Innstrasse 55 in Innsbruck bei freiem Eintritt zu erleben! (ft)
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Studio21
Martin Landsky presented by blossom
&
electronuts
„Es ist nicht s chwer, zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen“. Das meinte einst Johannes Brahms, und genau dies ist die Kunst, die Martin Landsky wie kaum ein anderer beherrscht: das Wesentliche in der Vordergrund zu bringen! Nach diesem Motto feiert auch das Studio21 im Gebäude der ehemaligen Wäscherei in der Karmelitergasse in Innsbruck seinen ersten Jahretag. Auf das Wesentliche konzentriert, ohne langes um den heißen Brei herumtänzeln. Nach Florian Meindl, Parov Stelar, Krack & Smack, Makossa & Megablast, Sebastian Lutz, JohnWaynes und vielen anderen Highlights folgt der nächste Kra-
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studio21
cher: MARTIN LANDKSY (mobilee recordings, pokerflat, berlin)!
I
m Gegensatz zu allen anderen deutschen Protagonisten der Electronic Dance Szene hat sich Martin Landsky von der landläufig bekannten Definition von Electronic Dance Music distanziert. Sein verbaler Ansatz ist sicherlich nur ein Teil des Ganzen und des ursprünglichen Sound Landskys, der Elemente des Techno, House, Minimal und Funk stilsicher kombiniert. Er wurde nicht erst seit 2000 vielfach gehört und wahrgenommen als eine der Schlüsselfiguren im Kreise der Produzenten bei Poker Flat Records rund um Steve Bug, den Eigentümer des Labels, der zugleich auch ein langjähriger Freund von Martin Landsky ist. Als sensationeller DJ und Produzent schlägt er bereits seit Mitte der 1990er Wellen.
GEHÖRT
MAKOSSA feat. SUGAR B. G-STONE RECORDS / FM4
FR.18.3.
MARTIN LANDSKY POKERFLAT REC., MOBILEE
JUNIOR FREAK SYLVESTAR & X-MATIC FREAKSOUND
Neben Remixes für Marc Romboy, Booka Shade, Eyerer & Chopstick oder Namito schuf Landsky in der Vergangenheit mit den Hits „Fools (They dont know the time)“ aus dem Jahr 2004 und „FM Safari“ (2005) einige besondere Highlights für heiße Club-Nächte. Mit „1000 Miles“ (2006) kreierte er ein düster-hypnotisches Meisterwerk, das ohne Zweifel Landskys bisher erfolgreichste Arbeit ist. „Let Me Dance“ tritt ebenso in die Fußstapfen von „1000 Miles“ wie ein anderer Hit auf Poker Flat aus dem Jahr 2008: „Man High“. Landsky remixte neben D.H.S`s „House Of God“, P. Zigon`s „Mental Draining“ auch J. Priestly & D. Berkson`s „The Source“. 2009 behielt er das Remixen bei, arbeitete an F.E.X.`s „Can You Feel It“ und Burnski`s „Freaky“, und beendete das Jahr mit dem Release seiner neuen EP „We are Streaking“ bei Poker Flat und dem Remix von Pan-Pot`s „Confronted“ als Höhepunkt.
A
uf den Höhepunkt Martin Landsky bereiten am 19.03.2011 nach dem offizielles Warm-Up ab 14 Uhr bei CHICAS am Sparkassenplatz im Studio21 ab 22:00 Uhr die nicht weniger beachtenswerten Sylvestar & Xmatic (innvision records, electronuts.at, Innsbruck) und Juniorfreak (freaksound.at, Linz) vor.
Mit seinen Produktionen „One Night stand2, „Superlover“, „New Way“ oder „Ain`t Nothing“ hat Juniorfreak für eine große Gemeinde von DJ´s rund um den Erdball seinen Job gut gemacht. Er ist in
GEFEIERT!
ELECTRONUTS / AT
SA.19.3.
18.&19.3./ STUDIO21 Karmeliterg. 21 // 6020 // www.studio-21.at
nahezu alle relevanten Charts mit Vorreiterpositionen vertreten. Während „Superlovers“ als Huldigung für die eigene Label Comunity für Go TV als Video produziert wurde, ist „Ain`t Nothing“ auf der Mix CD des la troya-Residents DJ Oliver vertreten, „New Way“ fand den Weg auf den KickOff-Sampler von DJ Sin Plomo. Das erleichterte ihm den Eintritt ins internationale Business mit Auftritten unter anderem im „Privilege“, „KM5“, „Mambo“, „Zoo Project Ibiza“, „Starclub & Karmalounge“ (Griechenland), „Climax“ (Stuttgart) oder „Prinzip and Palais“ (München)...
19.03.2011, 22:00 Uhr Studio21 Karmelitergasse 21, Innsbruck Sylvestar & Xmatic Juniorfreak Martin Landsky VVK: € 8,00 über chicas, Sparkassenplatz 2, Innsbruck (offizielles Warm-Up ab 14:00 Uhr mit coolen DJs und mehr...) AK: € 10,00
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Streifenweise
Sur le motif Ronda auf dem durch eine Schlucht getrennten Felsen und seinem davorliegenden Tal aus Feldern und Olivenhainen
Heinz Greissing
Subjektive Wahrnehmung von Landschaft
Text: Anna Greissing
„Der zwischen seinen Wohnsitzen bei Wien, am Bodensee und in Andalusien nomadisierende Maler Heinz Greissing ist vor dreißig Jahren dazu übergegangen, in „Streifenbildern“ segmentiert auf der Leinwand festzuhalten, was im Zeitfluss eines Tages, in der Gleichzeitigkeit räumlicher Dimensionen und im Ortswechsel von Bewegung rund um ihn sich ereignet. Dabei erkundet er mit den Mitteln traditioneller Malerei ein Terrain, auf das sich die zeitgenössische Kunst meist nur mit apparativer Unterstützung einlässt. Greissings malerisches Werk dokumentiert damit die Vorwegnahme eines künstlerischen Blicks, der üblicherweise nur der digitalen Kunst der Gegenwart zugebilligt wird “. schrieb Werner Wolf, Direktor des Museum der Wahrnehmung (MUWA) in Graz, anlässlich der Ausstellung von Greissing 2002. Streifen
Cover: Simultane Landschaften Öl auf Leinwand, 150x150cm, 2004
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als
Mittel
der
Bildkonstruktion
1991 wird Tirol Schauplatz einer bedeutenden Etappe in der Ausstellungstätigkeit des Malers. Dr. Oscar Sandner, ehemaliger Kulturamtsleiter der Stadt Bregenz und Kurator zahlreicher international beachteter Ausstellungen, organisierte in diesem Jahr in Innsbruck eine Gemeinschaftsausstellung der Künstler Gottfried Bechtold, Heinz Greissing, Oswald
Streifenweise
Oberhuber, Mario Rott und Isabel Sandner in der Galerie im Taxispalais. Zu Greissings Beitrag schrieb er damals im Katalog der Ausstellung: „Die aus Bildraster (…) und vertikalen Streifen, die seine Bilder kennzeichnen, sind keine Attitüde… die Streifen sind Mittel der Bildkonstruktion. Baugerüste werden, wenn das Haus fertig ist, entfernt, Greissing lässt das Gerüst stehen, die Streifen sind, um es zeitgeistiger zu sagen, ein Konstrukt “. Die Freilichtmalerei unterwegs“
oder
„Der Maler
von
Wer einige der schönsten Plätze Europas bereisen möchte, dem würde ich raten, dorthin zu fahren, wo der in Wien geborene Maler mit Vorarlberger Wurzeln schon gemalt hat: Tirol, Vorarlberg und Südfrankreich, aber vor allem Spanien haben sein Leben und Werk bestimmt. Ebenso wie das Reisen, das er auch dem Rat seines Lehrers Robin C. Andersen verdankt, bei dem er an der Akademie der bildenden Künste in Wien von 1956 bis 1964 studierte. Dieser legt ihm nahe, nicht zuviel in Museen aber lieber ‚in die Natur zu gehen’:
„Greissing ist viel dorthin gegangen. Damals ist er zum Maler von unterwegs geworden...„ so schrieb Dr. Otto Breicha, Kunst- und Literaturkritiker und ehemaliger Leiter der Salzburger Landessammlungen Rupertinum, 1983 in einem seiner Texte über den Maler. „Ich bin gern in der Landschaft“, sagt Greissing. „Ein Dreschplatz ist mein Atelier. Diese mich dort umgebenden Farben und Formen sind mein Thema. Ich sehe sie auf mich bezogen („Ich in der Landschaft“). Je nach Standpunktverschiedenheit komme ich in ein jeweils anderes malerisches Kräfteverhältnis in der Landschaft zu stehen. Deshalb genügt mir eine relativ kurze ‚Atelierstrecke’ für viele Jahre“. Eine dieser Atelierstrecken fand der Maler auf der Virgen de la cabeza, seinem Malplatz außerhalb von Ronda mit Blick auf die Stadt und ihr davorliegendes Tal. 360°
auf einer
Leinwand
Die Einzigartigkeit des Panoramas rund um das Ronda-Tal in Andalusien sei es gewesen, die Greissing zum Malen vor dem Motiv und zur Streifenmalerei gebracht
Blick auf Ronda im Abendlicht Öl auf Leinwand, 130x210cm, 2007
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Streifenweise
360 ° auf meinem Malplatz Öl auf Leinwand, 155x165cm, 1986. Im Besitz des Rupertinum, Salzburg
hat: jene Methode, die er seit Anfang 1970 immerfort weiterentwickelt. 1971 kommt der Maler zum ersten Mal nach Ronda. Er weiß sofort: hier will er malen, in der Hitze des aus Afrika herüberwehenden Windes, im Licht des Südens, in der Schroffheit der steinigen Landschaft. Ronda, diese auf einen Felsen aufgehäufte Stadt, und sein Tal rundherum begeistern ihn: „Es riss mich herum, weil es in jede Richtung, in die ich schaute, so beeindruckend war“, erinnert er sich, als er zum ersten Mal auf der Virgen de la cabeza stand. „Ich musste eine Möglichkeit finden, das gesamte Panorama auf eine Leinwand zu bringen. So entstand sein Nachdenken über eine Methode zur Mehrdimensionalität“. Seitdem markieren Steifen sein Territorium, in
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Spanien und in Österreich, seinem beiden Heimaten, in denen er sich, wie er sagt, als Mitteleuropäer gleichermaßen wohlfühlt. Als er 1972 zum ersten Mal auf der Virgen de la cabeza stand, seinem privilegierten Malplatz mit Blick auf Ronda, war er von der Ansicht der Stadt und seiner Umgebung begeistert: „Es riss mich herum, weil es in jede Richtung, in die ich schaute, so beeindruckend war. Ich musste eine Möglichkeit finden, das gesamte Panorama auf ein Bild zu bringen.“ Damit begann das Nachdenken über eine malerische Methode zur Mehrdimensionalität. Vieles ist schon geschrieben worden zu den Greissing’schen Streifen: „Vorwärts zu Cézanne oder Malen gegen den Wind“ (1983) und „Nach vorwärts und rückwärts zugleich“ (1992) sind zwei der Titel von zahl-
Streifenweise
Landschaft
als
Möglichkeit
„Wer das malt, was er vor sich hat, ist sich (auch) dessen bewusst, dem er den Rücken zukehrt: Heinz Greissing hat daraus die gehörigen bildnerischen Konsequenzen gezogen (…) Darum komprimiert er auf rechteckiger Bildfläche Rundum-Blicke, aber gestaffelt und ineinander verschränkt; als Streifenbilder, die Hinsicht und Rückblick kombinieren und also auf ihre Art der vormals alleinseligmachenden Zentralperspektive zuwiderhandeln.“ Otto Breicha reichen Texten Oscar Sandners über den Maler; „Greissing, oder wie man Landschaft stückelt“, bzw. „Landschaft als Möglichkeit“ (1991) lauten die Überschriften zu Texten von Otto Breicha. Die Vorarlberger Schriftstellerin Ulrike Längle titelte 1997 „Streifen, die die Welt bedeuten“. „Streifenweise“ ist eine 2001 gedrehte Dokumentation der Wiener Filmproduktion Cinevision über Leben und Arbeitsweise des Künstlers, und WT-Chefredakteur Dr. Walter Holiczki berichtet 2007 von einem „Maler inmitten von Raum und Zeit“. Die alternierenden Streifen bilden abwechselnd den realen Blick nach vorne und den Blick in den Spiegel, nach hinten. Die
Ich
in der
Landschaft
„Durch das Kombinieren zweier Ansichten entsteht eine neue, die ohne das Dazwischentreten des Malers nicht existieren würde. Also stelle ich mich hinein. Das Wichtige ist die Standortwahl. Es kommt auf den Standort an. Schon ein Schritt daneben würde andere, womöglich unmögliche Verhältnisse schaffen..” Heinz Greissing
Anordnung der Steifen birgt auch die Möglichkeit, eine Ansicht bevorzugt zu betonen, während die andere, zweite Ansicht leicht im Hintergrund steht. Das verleiht den Streifenbildern ihren reizvollen Rhythmus, der, so Schriftsteller Sandner, „wie nach dem Versprinzip im Wechsel betonter und unbetonter Silben läuft“. Man wird erinnert an das Wittgenstein’sche Theorem, nachdem die Erinnerung und die Wirklichkeit in einem Raum sein müssen. Bei Greissing sind sie in einem Bild. Es ist nicht verwunderlich, dass Greissing immer wieder und am liebsten J.S. Bach hört, vorzüglich die Goldberg-Variationen oder die englischen Suiten. Neben Spanien lebt und arbeitet Greis-
In der Landschaft (bei Ronda) Diptychon, Öl auf Leinwand, 2x 100x80cm, 2001
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Heinz Greissing Szene in west-テカstlichem Gelテ、nde (Ausschnitt), テ僕 auf Leinwand, 13x 194x170cm, 1992
Streifenweise
sing vor allem am Pfänder in Vorarlberg, seinem zweiten Wohnsitz. Hier malt er die Berge im Umkreis des Dreiländerecks, Tannen und Fichtenwälder, und natürlich den See, mit seinen vielfältigen Lichtverhältnissen - Variationen, für die Streifen wie geschaffen. Berg und Baum, Meer und See gehören immer schon zu Greissings Lieblingsmotiven. Überhaupt sei er leidenschaftlicher Freilichtmaler, sagt Greissing. Nicht weil es in freier Natur schöner sei als in jedem Stadtatelier, sondern weil beim so erarbeiteten Bild die Intensität des Erlebnisses -
Wittgenstein’schen Satzes „Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit“ von Heinz von Förster - der übrigens Großneffe des großen Philosophen war - zu „die Wirklichkeit ist ein Modell des Bildes“, verweist laut Werner Wolf auf den Wandel, den das Verständnis von Kunst und ihr Verhältnis zur Wirklichkeit in den vergangenen 25 Jahren vor allem durch den Einfluss der zeitgebundenen Medien erfahren hat. War die Kunst der Klassischen Moderne darum bemüht, einer realen Wirklichkeit der Welt die Wirklichkeit des Bildes zur Seite zu stellen, heißt es im Konstruktivismus, dass Wirk-
Nachmittäglicher Lichtablauf über dem Bodensee Öl auf Leinwand, 112x210cm, Herbst 2007
als Gesamt-Sinnerlebnis - automatisch in das Resultat einfliesst. Die klimatischen Bedingungen malen sozusagen mit. Greissings Bilder sind stimmig, es ist der Anspruch der Richtigkeit, die ihn zu einem genauen Arbeiten motiviert, die Farben und Formen der Natur als oberstes Gebot. Dabei geht es ihm weniger um eine Abbildung der Wirklichkeit im realistischen Sinn, als vielmehr um die Übertragung seiner eigenen Wahrnehmung dieser vor ihm liegenden Wirklichkeit. „Wie der Erkenntnistheoretiker Heinz von Foerster sich in seinem Überlegungen der Paradoxien bediente, um „...das Verstehen zu verstehen“ oder „das Lernen zu lernen“, ist dem Maler Heinz Greissing daran gelegen, „das Wahrnehmen wahrzunehmen“ und „das Abbilden abzubilden“. Die
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kühne
Umdrehung
des
lichkeit nur subjektiv erfassbar ist: unsere Wirklichkeit ist und bleibt lediglich „Wahrnehmungswirklichkeit“. Otto Breicha hat festgestellt: „Im Grunde malt Greissing als rein künstlerisches Thema das wahrnehmende Subjekt – also sich selbst – inmitten der Landschaft.“ Malen
gegen
Wind
und
Wetter
Im Herbst 1990 verbrachte der Maler zwei Wochen im Südtiroler Villnössertal auf einer Hütte von Reinhold Messner auf 2000m Seehöhe und malt dort die Geislerspitzen, wo Messner als Kind mit seinem Vater das Klettern begonnen hat. Der deutsche Geograph Friedrich Ratzel sagte, man müsse Berge von verschiedenen Seiten her sehen. Greissing malt die Geislerspitzen 3-teilig, Furcchetta- Sass Rigais - Gran Odla, von links nach rechts über einen ganzen Tag im Wechsel des Lichts. Genaues Malen war angesagt: weil
Streifenweise
Heinz Greissing beim Malen der Geislerspitzen Herbst 1990
Reinhold es vom Klettern kannte, mussten Kanten und Querungen erkennbar sein! Doch auch Greissing kennt Berge als Motiv, verbrachte er doch drei Jahre (1953 -56) in Innsbruck als Medizinstudent, bevor er sich für die Malerei entschied und nach
HEINZ GREISSING - Leben
und
Werk
1933 in Wien geboren. Kindheit in Ungarn, wohin der Großvater aus Vorarlberg gezogen war 1944 Rückkehr nach Österreich 1945 Gymnasium Kloster Mehrerau, Bregenz (1945-49); danach humanistisches Gymnasium (Matura 1953) 1953-56 Medizinstudium, Universität Innsbruck 1956 Sommerakademie Salzburg bei Oskar Kokoschka. 1956-64 Akademie der bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen und Herbert Boeckl. Nach dem Diplom ein Semester in der Bildhauerklasse bei Fritz Wotruba
Wien ging. Der herrliche Blick auf die Nordkette, den der Student damals von seinem Domizil in Wilten hatte, sei nicht ganz ohne Schuld an dieser Entscheidung gewesen: die Nordkette habe er damals nicht nur gelegentlich bestiegen, sondern auch immer wieder gemalt... (ag)
1969 Kistenmenschen 1971-72 entsteht in Südspanien eine Baumserie (die Baumchoreographie). Seither jährliche Aufenthalte in Ronda, Andalusien. 1979-80 Von den geschriebenen Landschaften über die NOWS- Darstellungen zu den Streifenbildern. Seit 1980 Weiterführung des Konzepts der Streifentechnik zur Darstellung von Mehrdimensionalität und versetzten Zeitabläufen. Heinz Greissing ist auch als Porträtist bekannt und lebt und arbeitet vornehmlich in Ronda, Andalusien, am Pfänder über dem Bodensee und in Weinsteig in Niederösterreich, nördlich von Wien.
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Streifenweise
„Selbstporträt“ (Serie Nr. 1) Von Farben u. Formen des jeweiligen Standortes umgeben. Hier: zwischen Vauvenargues u. Le Tholonet. Photocollage, Luftpinsel und Öl, übermalt, 125x120cm
HEINZ GREISSING Preise 1965: Internationaler Wettbewerb Linz 1968: Wettbewerb des Tiroler Landestheaters Innsbruck 1970: Theodor Körner Preis 1984: Hypo-Bank-Preis
Film 2001: Dokumentarfilm „Streifenweise“, Cinecraft & Cinevision, Wien. Kamera: Robert Neumüller, Drehbuch: Wolfgang Stickler
Von Natur
erfüllt
- Porträt Rudolf Z. in Aussee Öl auf Leinwand, 180x100cm
HEINZ GREISSING Einzelausstellungen 1972: Randspiele Bregenz. Kistenmenschen im Deuringschlösschen. Galerie Würthle in Wien, und Kellergallerie im Schaetzler-Palais, Augsburg. 1972: Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz - „Baumserie“ 1983: Streifenbilder. Festspielhaus, Bregenz; Galerie Insam, Wien; Kulturhaus Graz. 1985: Galerie Ynguanzo, Madrid. 1986: Arthouse Bregenz; Neufeldgalerie, Lustenau. 1987: Galerie Welz, Salzburg. 1988: Neufeldgalerie, Lustenau. 1989: Galeria Cadaqués. Cadaqués, Spanien. 1991: Interstoff Art Gallery, Frankfurt 1993: Galerie am Markt, Köln 1996: Galeria Artivisive, Rom. 1997: Galerie Sechzig, Feldkirch 1998: Galerie Aller-Art, Bludenz 2001: Galerie Arthouse Bregenz. 2002: Museum der Wahrnehmung (MUWA), Graz 2008: Palacio de Congresos y Exposiciones, Ronda, Spanien: “Enrique Greissing. Pinturas de Ronda, 1977-2007”.
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neues im Buchregal
Die Erstickung Thriller
von
Reinhard Kocznar
Ob er einen Nachtklub leitet, sich der künstlerischen Fotografie widmet, oder Motorrad fährt, Reinhard Kocznar macht die Dinge ganz. Der Versicherungs- und EDV-Profi hat vor 10 Jahren seine Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt. Actiongeladene Romane sind sein Metier, es soll „etwas weitergehen“ in seinen Büchern, und der Spaß am Schreiben ist ihm so wichtig, wie der seiner Leser. Zu erfinden braucht er nicht viel, sein Leben bietet ihm unerschöpflichen Stoff. Ein halbes dutzend Berufe hat der „erfolgreiche Schulabflieger“ ausgefüllt, mit 30 hatte er drei Ehen hinter und einen mörderischen Crash vor sich. Er hat ihn überlebt. „Only the strong survive“. Dieses Motto (und literarische Wegbegleiter wie Hemingway, Camus, Churchill, aber auch Ambler und Chandler) prägen sein Schreiben. Dass die Kritik an allmächtigen und alles kontrollierenden Systemen, an gesellschaftlicher Heuchelei und allgegenwärtiger Korruption immer wieder einfließt, gibt seinen knallharten Texten eine tiefere Dimension. A propos knallhart: Seit 15 Jahren lebt Reinhard Kocznar in einer harmonisch glücklichen Beziehung, beugt sich gerne dem Filiarchat seiner Tochter und gibt sich auch sonst häuslich. Drei Rezepte beherrscht er perfekt: die für Spiegelei, Steaks und toskanische Lammkeule. Ein Kochbuch wird er trotzdem nicht schreiben. (Mag. Bernhard Dworschak)
Die Erstickung - Inhalt
Die Überwachung der Bürger ist mit dem Fortschritt der Technik auf einer nie gekannten Höhe angelangt. Funkchips in Ausweisen, Geräten, Kleidern, Lebensmittelpackungen und sogar Banknoten lassen den Weg ihrer Besitzer lückenlos nachverfolgen. Meldepflichtige Artikel, z.B. Alkoholika, werden automatisch den Behörden gemeldet. Das ist längst nicht alles, zur Videoüberwachung kommen wirksamere Methoden hinzu. Die Rasterfahndung der siebziger Jahre sieht dagegen alt aus. Zugleich wuchern die Vorschriften. Eine Anstellung ist ohne Unbedenklichkeitsbescheinigung der Sozialversicherung nicht mehr möglich.
Ein Ermittler erhält den Auftrag, eine Frau zu suchen. Sie ist verschwunden, nachdem sie erhebliche Teile der Familienstiftung an einen dubiosen Geschäftsmann verkauft hat. Sie befindet sich in den Katastrophengebieten des hitzegeplagten Südeuropas. Dort sammeln sich die Ausgestoßenen und Desperados.
Die Erstickung - Thriller Jänner 2011 Edition KoCheck, 768 Seiten, ISBN 978-39502628-3-4
Der Ermittler ist bereit, alles auf sich zu nehmen, um der erdrückenden Vorsorge wenigstens für einige Wochen zu entkommen. Rascher als erwartet ist er aber in einer viel schlimmeren Lage...
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Freiraum
tuats lei so sauber wie des geld is im freiraum:
„soed“
„soed“ schreibt meist lyrisch mit einer Affinität zur Wortklauberei neben exzessiver Experimentalliteration auch Limericks und Analismen („Lebensscheissheiten“) sowie mehr oder weniger klassische Lyrikformen...
tuats lei so sauber wie des geld is
is es geld so sauber wie‘s tuat oder is es do nur voller bluat sperma befleckt und scheidensekret benetzt speichel beleckt und‘s jetzt zerfetzt hört des geld was die webung verspricht oder verspricht die werbung was des geld haltet? haltet sich des geld im tresor von selbst oder versperrt der tresor den weg zum sein? is nur der was , der was hat oder hat‘s den der sein möcht? der , der hat lebt angenehm und wer nur is vegetiert meist unbequem es klassifizieren die rastlosen zungen und verschlingen die lebensfrohen jungen fällts auch unter die naturgesetze die groben der geldfluss fliesst von unten nach oben von oben nach unten fliesst nur das fäkal und das saubere geld manipuliert die wahl is es geld so sauber wie‘s tuat oder is es do nur voller bluat sperma befleckt und scheidensekret benetzt speichel beleckt und‘s jetzt zerfetzt a sauberer dreck do vo mir aus tuats lei so sauber wie des geld is
Freiraum für Jedermann! Das verbale magazin bietet Platz zur Publikation freier Meinung. Jeder ist eingeladen, seinen B eitrag einzureichen! Zusendungen mit Foto und kurzem Lebenslauf bitte per Email an freiraum@verbale.org.
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Junge talente
Junepack Der Juni
macht die
Wenn vier junge Musiker eine Band gründen und alle im Monat Juni Geburtstag feiern, ist der Bandname Junepack schon fast eine logische Konsequenz! Vermutete Ähnlichkeiten zur berühmten Las VegasGang „The Rat Pack“, wie Frank Sinatra, Sammy Davis, Jr. und Dean Martin, sowie Joey Bishop, Peter Lawford und Shirley MacLaine anlässlich ihrer zahlreichen Konzerte im Sands Hotel genannt wurden, sind jedoch spätestens dann vom Tisch, wenn Christian Sailer (Gitarre), Norbert Kössler (Bass), Thomas Eitzenberger
Musik
(Drums) und Lars Gräff (Vocals) zu spielen beginnnen. Bestimmte anfangs puristischer Rock ihren Sound, würzen sie ihren neuen Songs mit einer Brise Pop. Indie Einflüsse werden ebenfalls nicht abgestritten. Geht es jedoch nach den vier Jungs, bleibt die berühmte Genre-Schublade zugunsten mehr Freiraum für eine freie und kreative Gestaltung besser geschlossen. Seit ihrer Gründung vor etwa zwei Jahren traten Junepack bereits im Hafen, im Weekender und bei der „Super Bowl Party“ im Hotel Hilton auf. Ihr bisher herausforderndstes Pro-
jekt allerdings ist der dieses Jahr im Innsbrucker Livestage ausgetragene Bandwettbewerb! Die Jury wählte sie in dessen ersten Runde im Jänner auf den zweiten Platz. Wie so oft entschied auch hier die Jury anders als das Publikum, das sie in der Publikumswahl auf den ersten Platz katapultierte. Für die nächste Runde, die am 19. März - wieder im Livestage - stattfinden wird, hofft die Band auf eine ähnlich große Unterstützung des Publikums. Dass es hierzulande für junge Bands schwer ist, Fuß zu fassen und sich zu etablieren, ist ja hinlänglich bekannt. Umso mehr kommt es auf unser aller Unterstützung an. Der beste Support ist das fleißige Voten beim Livestage Bandwettbewerb - für wen, muss hier ja nicht mehr gesagt werden. Nach dem Wettbewerb werden sich Junepack bei ihren Fans auf jeden Fall mit einer Debüt-CD bedanken, an der sie im Augenblick emsig arbeiten. Vielleicht werden die Jungs eines Tages den Größen der Musik-Welt zeigen, dass auch im bergigen Tirol guter Sound zu Hause ist. (gr)
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Anpruggen
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as neue Logo von Innsbruck ist wegen der „Zweiteilung“ des Stadtnamens durch ein Apostroph umstritten. Das Selbstverständnis als urban-alpiner Lebensraum jedoch wird durch die Betonung des Inns und der Brücke darüber hervorgehoben. Neues - wie das Logo der Stadt Innsbruck - ist immer auch ein guter Grund,
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rste Besiedelungsspuren des Innsbrucker Beckens reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Funde spätbronzezeitlicher Urnengräber im Bereich der Höttinger Gasse belegen eine Besiedelung der strategisch günstigen Hänge am nordseitigen Innufer. Der ursprünglich räterromanische Ortsname wurde im Zuge der Bayuwarischen Landnahme um 600 n. Chr. nicht übernommen und ge-
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sich Vergangenem zu widmen. Wir wollen in einem mehrteiligen Spaziergang nach den Wurzeln der modernen Stadt suchen und in Erfahrung bringen, wie sich in Anpruggen, der älteste Stadtteil von Innsbruck, entwickelt hat. Dabei spielt die Innbrücke eine bedeutende Rolle. Brücken werden geschlagen, um zu verbinden - in
diesem Fall das nördliche mit den südlichen Innufer. Man könnte auch sagen, die der Stadt den Namen gebende Innbrücke ist eine in die Zukunft Orientierte. Blicken wir zunächst zurück in die Vergangenheit und erinnern daran, was die Menschen um 1170 zu diesem die Stadtgeschichte prägenden Bauvorhaben veranlasste.
riet in Vergessenheit, was darauf schließen lässt, dass im Gegensatz zu den Siedlungen im Umland hier am Fuße der Nordkette erbitterter Widerstand geleistet wurde. Die Grafen von Andechs, deren Burg „ad umbras“ („im Schattigen“, heute Schloss Ambras) vermutlich im Zuge einer Fehde mit Heinrich dem Stolzen um 1130 zerstört wurde, entzogen dem erstmals 1128
urkundlich erwähnten „Hetiningen“ (heute „Hötting“) das am nördlichen Innufer gelegene Gemeindegebiet. Dort entwickelte sich aus einem Lager- und Handelsplatz an der alten Floßlände (Überfahrt) mit zunächst nur wenigen Holzhäusern um 1165 eine Marktsiedlung, die in späteren Urkunden als „Anpruggen“ (von lat. Aenus, räterrom. En für Inn) erwähnt wird. Schnell wurde das Gebiet
Anpruggen
Anpruggen
Ein Spaziergang durch den ältesten Stadtteil von Innsbruck
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Bilder dieser Seite (c) Hansjörg Knabl, Quelle: Brenner-Archiv
zu klein und man errichtete eine erste Brücke, um das rege Handelstreiben auf das am südlichen Innufer gelegene Stück Land ausdehnen zu können, welches die Grafen von Andechs 1180 in einem Tauschvertrag vom Stift Wilten erhielten. Hier entstand schließlich eine von einer Mauer und einem Graben umgebene Siedlung - heute Innsbrucks Altstadt.
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as aber ist aus Anpruggen, so die ursprüngliche Bezeichnung für das Ursprungsgebiet der Stadt, geworden? In einem mehrteiligen Spaziergang erkunden wir das gegenwärtige Gesicht der Häuserzeile am nördlichen Innufer. Obwohl durch die Innbrücke direkt mit Altstadt und Innenstadt verbunden, ist Anpruggen von den Ne-
gativwirkungen des Tourismus verschont geblieben und hat sich im Stillen zu einem einzigartigen Lebensraum entwickelt. Nirgendwo sonst findet multikulturelles Miteinander so reibungslos statt, haben sich mehr Kreative und Kunstschaffende niedergelassen oder lässt sich Kultur und Geschichte in einem reizvolleren Ambiente erleben.
Die Einwohner von Anbruggen sind also mit Recht Stolz auf ihren Stadtteil und ihre Identität als „Koatlackler“. Dieser Spottname hat seinen Ursprung übrigens darin, dass sich früher das von den Hängen herabrinnende Regenwasser in den alten Gassen sammelte und diese in schlammige Tümpel verwandelte. Die Kreuzung am Fuße der
Höttinger Gasse ist der Angelpunkt von Anpruggen. Hier gilt es zu entscheiden, ob man nach links Richtung Mariahilf-Kirche oder nach rechts zum Hans BrennerPlatz spazieren möchte. In einem Durchgang lässt sich dieser Straßenzug jedenfalls nicht erkunden, und so widmen wir uns in dieser Ausgabe zunächst dem östlichen Teil.
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ür die Grünflächen im Hofgarten am Rennweg heißt es „Betreten verboten“. Dies gilt nicht für die großzügigen Rasenflächen des nach dem bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker Walther von der Vogelweide benannten Walther-park. Dieser lädt geradezu ein, auf dem Grün im Herzen von Innsbruck zu entspannen. Hier erinnert auch ein Denk-
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Anpruggen
mal an Franz Thurner, der am 25. Oktober 1828 im Hause an der Innstrasse 25 als Sohn eines Seilermeisters geboren wurde. Sein soziales Engagement galt der unmittelbaren Hilfeleistung für seine Mitbürger. Thurner ließ sich in Stuttgart zum Feuerwehrmann ausbilden, bestellte auf eigene Rechnung mehrere Hakenleitern, einen Rettungsschlauch, ein Sprungtuch und andere Feuerwehr-Utensilien und gilt als Begründer der Innsbrucker Feuerwehr.
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ie Aussicht vom Walther-Park auf die Altstadt von Innsbruck, insbesondere die einzigartige Ansicht des Doms zu St. Jakob, ist ein begehrtes Fotomotiv. Wir lassen uns davon zu einem romantischen Bummel entlang des Inns verführen und kommen am denkmalgeschützten „Flößerkreuz“ vorbei, das an die ehemals hier gelegene „Lände“ erinnert - die Anlegestelle jener Floße, mit denen Handelsgüter über den Inn verschifft wurden. Erst 1850, mit dem Bau der Eisenbahn, fand die Innflößerei ihr Ende! Von hier aus nähern wir uns dem „HansBrenner-Platz“, an dem die „St. NikolausGasse“ abzweigt und in ein Labyrinth verwinkelter Gassen führt. Der Platz selbst ist nach dem am 25. November 1938 in Innsbruck geborenen und 1998 in München verstorbenen Schauspieler Hans Brenner benannt. Dieser lernte an der Schauspielschule von Salzburg und war nach seinem Abschluss zunächst an der Landesbühne Bregenz engagiert, später in Heidelberg, Göttingen, Berlin und Zürich. Er trat in zahlreichen beliebten TV-Serien auf, darunter „Münchner Geschichten“ oder „Meister Eder und sein Pumuckl“. Bis zu seinem Tode lebte er über 25 Jahre mit Ruth Drexel zusammen, mit der er die Tiroler Volksschauspiele in Telfs mitinitiierte. Hans Brenner ist auf dem Friedhof St. Nikolaus in Innsbruck begraben.
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och genug jetzt von Sehenswürdigkeiten und dem Erinnern an Vergangenes. Das Gegenwärtige, das Lebendige macht den Reiz von Anpruggen aus! Und Neues, Innovatives, vor allem aber Kreatives, gibt es hier fast in jedem Haus.
Das verbale forum in der Innstrasse 55 ist die Home Base des verbale magazin und versteht sich als zeitgeistige Kommunikationsplattform für Kunst und Kultur. Monatlich wechselnde Ausstellungen Junger Kunst werden von einem abwechslungsreichen
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Rahmenprogramm aus Lesungen, Konzerten, einem Künstlerstammtisch jeden 1. Mittwoch im Monat und vielem mehr begleitet.
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as Taminda ModeCafe im Nachbarhaus ist ein ganz besonderes Wunderland! Taminda ist Esperanto und bedeutet liebenswürdig. Das T steht auch für Tamara Putz, die Unternehmerin, die mit der Gründung des ModeCafé’s dem logischen Verlauf ihres Lebenswegs folgt. Der Mensch steht im Mittelpunkt aller ihrer Aktivitäten, sie legt höchsten wert auf ökologische und ethische Wertehaltung und individuellen Ausdruck von Selbstwertschätzung. Im Taminda fusioniert sie kulinarische, sinnliche und kulturelle Eindrücke für alle Sinne. Das Mode-Sortiment heimischer und internationaler Nachwuchsdesigner ist breit gefächert, die Auflagen streng limitiert. Die vor allem in Familienunternehmen traditionell, vielfach in Handarbeit hergestellten Kleidungsstücke kommen aus vielen verschiedenen Weltländern. Das Angebot besteht aus einem bunten Mix verschiedener Stile und Typen. Exklusivität und Trend sind keine Grenzen gesetzt! Die Speisen- und Getränkekarte des Cafes
Anpruggen
bietet eine einmalige Mischung von Köstlichkeiten aus Ländern der Welt. Alles wird aus allerbesten Zutaten in ihrer natürlichsten Form hausgemacht. Die äußerst gesunde Küche für alle Geschmäcker und Lebenstypen bietet immer Neues, Kurioses und Schmackhaftes. Anpruggen ist auch Wohnort des international positionierten Künstlers Elmar Trenkwalder, der an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Max Weiler und Arnulf Rainer studierte. Das verbale magazin wird ihm zu gegebener Zeit mehr Aufmerksamkeit schenken als es der knappe Platz hier zulässt.
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esondere Beachtung verdient das Haus in der Innstrasse 23, beherbergt es doch seit über 230 Jahren nicht nur die Seifenfabrik Walde, sondern auch eine Menge Kreativer, allen voran die junge Mode-Designerin Lisa Walde! Sportlich-elegant und diskret in der Erscheinung, so kann man ihre Kollektion beschreiben. Die Kombination ausgefallener, bewusst ausgewählter Materialien, einer schlichten Silhouette und einer einfachen Kombinierbarkeit tragen genauso zur Ausstrahlung der Kollektion bei wie Langlebigkeit und Kreativität. In ihren Kollektionen vereint sie konträre Materialien, Muster und Farben zu einzigartigen Kleidungsstücken. Überflüssige Elemente werden weggelassen und durch ausgeklügelte unaufdringliche Details ersetzt, dass das Stück zum Lieblingsteil machen kann!
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ir werfen einen kurzen Blick in den von Stella Golle geführten Creativ Club, bevor wir im Haus Innstrasse 17 den 1947 in Eisenerz geborenen und seit 1976 als Freischaffender Künstler tätigen Axel Pühringer in seinem Atelier besuchen. Dort ist auch die Kunstschule Musentempel des Weltrekordhalters im Schneefigurenbauen beheimatet. Der vielseitige Maler und Bildhauer stellte neben München und Zürich auch in Florenz erfolgreich aus und schuf unter anderem das Mosaik einer Badenden im Hallenbad Innsbruck. Ein Blick durch das Schaufenster des Ateliers grüner+grüner des Künstlerpaares Christopher und Susanne Grüner in der Innstrasse 15 erlaubt einen flüchtigen Eindruck vom Werk von Christopher Grüner, der 2000 mit dem Kunstpreis der Stadt Innsbruck ausgezeichnet wurde und zuletzt an der Neugestaltung des Eduard-Wallnöfer-Platzes beteiligt war. Für heute beschließen wir unseren Rundgang durch die Innstraße mit einem Besuch im Metropol Kino, um uns die Oper Carmen in 3D anzusehen. Der Gutschein auf dieser Seite kommt uns dabei gerade recht...
Im Innenhof des gleichen Hauses finden sich auch Die Modellbauer und die Designergruppe Pudelskern. Erstere sehen sich als Hersteller qualitativ hochwertiger Architekturmodelle und 3D-Visualisierungen für Wettbewerbe, Ausstellungen und Verkaufspräsentationen. Zu ihrem Kundenkreis zählen Architekten und Immobilienbüros, aber auch Künstler und Filmschaffende schätzen ihr Interesse am Experimentieren mit Ausdruck und Material. Die Pudelskern-Designer Nina Mair, Georg Öhler und Horst Philipp arbeiten seit 2006 zusammen. Sie verstehen ihr Studio als Labor für Material-Experimente und entwickeln dort exklusives Interieur. Im Innenhof des Gebäudes könnten wir nun die neue Galerie Soaproom in der ehemaligen Margarine-Produktion der Seifenfabrik Walde besuchen. Dieser jedoch widmen wir in einer der kommenden Ausgaben einen ausführlicheren Lokalaugenschein.
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Ralf Metzler
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b er jemals ankommen wird, ist eine philosophische Frage. Doch so wie ich ihn kennenlernen durfte, ist Ralf Metzler ein Mann, der in der Gegenwart lebt, mit einem scheuen Blick für die Zukunft. Ein Mann, dem das Leben vor dem Tod wichtig ist und der es daher in allen Belangen gnadenlos geniesst, benützt und auslebt. Vielleicht liegt gerade deswegen stets Herzlichkeit in der Luft, wenn er einen Raum betritt. Überhaupt ist es eben diese Aura, die Ralf Metzler als Men-
Ein Dilettant ist jemand, der eine Sache um ihrer selbst Willen ausübt, ohne darin eine professionelle Ausbildung zu haben, und es dabei trotzdem zu vollendeten Fähigkeiten und Kenntnissen bringen kann. Wenn dem so ist, dann ist Ralf Metzler ein ausgezeichneter Dilettant in Sachen Dichtkunst. Das wird deutlich, wenn man in seinem Gedichtband „zeitlos lang“ gelesen hat, denn man erliegt unweigerlich seiner Poesie. Die Aussage sehr persönlicher, ursprünglich in Briefform verfasster Texte kom-
hat, mag seine Ernsthaftigkeit beim Dilettieren bezeugen. Des Künstlers Weg ist ja die Kunst an sich und nicht die Profession, auf die man sich beruft. Seine Seele aber hat Ralf Metzler allein an die Musik verkauft, und die liegt dem Kind schon in der Wiege. Der Vater trommelt dem Sohn von Geburt an das Taktgefühl ins Blut. Die dadurch früh erwachte Liebe zur Musik weist ihm damit den Weg. Bis zum Alter von Sieben begleitet er den Herrn Papa zu dessen Konzerten, dann fordert
Universal-dilettant aus Berufung Ralf Metzler
im
Portrait
„Wenn du nicht weisst wo du hin willst, darfst du dich nicht wundern wenn du nicht ankommst.“ (Mark Twain) Text: Georg Rainalter
schen auszeichnet, ihn auf Anhieb für jeden sympathisch macht. Der Titel dieses Porträts Ein Universaldilettant aus Berufung - mag nur zu einem gewissen Teil stimmen, denn als Musiker und Produzent ist er ohne Zweifel ein Berufener, ein Profi. Er weiss bei der Musik ganz genau, wohin er will, und ist mit über fünfzig produzierten Platten auch schon weit des Weges vorangekommen - und doch ist er selbst in seiner Profession ein Nischendenker, der sich nicht im Kommerz sehen will.
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primierte er in nur eine Zeile. Das ist ihm in einer unglaublich berührenden Art und Weise geglückt. Am liebsten lässt er Frauen aus seinem Band vorlesen. „Ich finde es interessant“, sagt er, „wenn Frauen Gedichte über das Leben und die Liebe vorlesen, die ein Mann geschrieben hat“. „Das Ventil zur Musik ist das Malen“, und dafür mag das Wort Dilettant auch wieder richtig sein. Allein, dass er es seit 1998 schon zu knapp zwanzig Ausstellungen in Österreich, Deutschland und Italien gebracht
das unerbittliche Schulwesen sein Recht auf regelmässige Anwesenheit. Die Wanderjahre der Familie sind somit vorbei, die Ausbildung des jungen Ralf hat begonnen. Eine ungarische Konzertpianistin gibt ihm erste Übungsstunden am Klavier, und legt somit das Fundament für seinen Besuch am Innsbrucker Konservatorium schon ein Jahr später. Dort übernimmt Prof. Karl Cernohaus die weitere Einführung in die wunderbare Welt der Klassik. So spielt der begabte junge Pianist schon mit elf Jahren sein erstes Beetho-
Ralf Metzler
mondentanz
und sollte ich je mein lied vergessen so werden doch meine monde um dich tanzen (aus „zeitlos lang“, Berenkamp Verlag) ven-Konzert im Stadtsaal. Mit vierzehn Jahren begann er, in verschiedenen Bands zu spielen: die hübschen Mädchen folgen den Rattenfängern mit ihren Stromgitarren und Pianos wie hypnotisierte Wesen. Populärmusik ist eben spannender als Klassik. Schon damals ist ihm klar, der Weg des Lebens ist die Musik, und es streift ihn auch das erste Mal seine spätere grosse Liebe: der Jazz. Das Manhatten Jazzquartett, ein Freund macht ihn darauf aufmerksam, ist
Ralf Metzler 11.03.2011, 19:00 Uhr „Am Rande des Dormitoriums„, Vernissage Ausstellung geöffnet bis 12.04.2011 jeweils DISA 15:00-19:00 Uhr im verbale forum, Innstrasse 55, Innsbruck 25.03.2011, 19:00 Uhr „zeitlos lang“ Lyrische Lesung von und mit Ralf Metzler im verbale forum, Innstrasse 55, Innsbruck
die erste grosse Offenbarung. Mit achtzehn Jahren emigriert er nach Deutschland und findet sich in einer deutschen Top-40 Band wieder, mit der ein ganzer Kontinent erlebt und bespielt wird. Ob es Schweden, Spanien, Italien oder Finnland ist, ein aufregendes Leben und gutes Geld halten ihn für fünf Jahre im „Wonderland“. Dann erkennt der Gefühlsmensch Ralf Metzler, dass sich in einer Band alles wiederholt und immer wieder wiederholen wird. Zum Schluss zieht er den Strich, und der Jazz tritt endlich und dies für immer - in sein Leben. In Graz an der Musikhochschule wird die Aufnahmeprüfung bestanden und er studiert am Kärntner Konservatorium bei Harald Neuwirth Jazzpiano. Dort lernt er auch Alfred Stingl kennen, bekannt unter anderem für die Komposition zu Peter Turrinis „Rozznjagd“ und „Sauschlachtn“. Stingl unterrichtet Ralf Metzler trotz bereits zurückgelegter Professur zwei Semester lang in Komposition und Klassik - vielleicht der wichtigste Einfluss. Als mit Ende des Studiums, das er sich selbst finanzieren musste, kein Geld mehr vorhanden ist, spielt Ralf erneut für zwei Jahre in einer Band und kehrt nach langen Jahren zurück ins Heilige Land Tirol. Dort startet er 1996 mit einem Freund in Telfs das erstes Tonstudio - das aber zerbricht an den unterschiedlichen Richtungen, in die die beiden gehen wollen. Ralf ist dem Jazz verfallen und möchte diesen auch produzieren. So betreibt er sein eigenes Tonstudio im Ötztal und
gründet 1999 seine erste Produzentenfirma mit dem eigenen Plattenlabel Central Station Music. Zehn Jahre lang produziert Ralf über 50 Platten mit Musikern wie Jimmy Cobb, Rob Bargad, JoJo Mayer, Harry Sokal, Florian Bramböck, Primus Sitter oder Michael Erian. Da immer wieder gute Liedermacher bei ihm anklopfen, gründet Ralf 2002 seine zweite Plattenfirma LeeBelle Music, da deren Genres unter dem Jazzlabel einfach nicht produzierbar waren. Künstler wie Yewa, Gerald Gaugerler oder Dominik Plangger werden in den folgenden Jahren von ihm produziert. Jahrelang als Bertelsmann Verlagsedition wechselt er 2007 als Co-Verlag zu Universal Music, wo er bis heute seine Produktionen verlegt. Die Dramatik der einbrechenden Musik-Industrie zwingt Metzler nach 10 Jahren, sein eigenes Tonstudio aufzugeben - was ihn nicht daran hindert, weiterhin Jazzplatten und Liedermacher zu produzieren. Mit Konstantin Wecker, den er 1991 kennenlernt und mit dem heute eine Freundschaft verbindet, spielt er einige Konzerte als Vorband und vermittelt ihm nun seine Liedermacher nach Deutschland. Ralf Metzler ist ein Künstler, der Kompetenz mit Höflichkeit verbindet und seinen Lebensstil pflegt. „Ich habe mich mit dreißig dazu entschlossen, in allen Belangen nur noch mit Profis zusammenzuarbeiten.“ Solche Sätze sind Ernst gemeint, und beschreiben den Künstler doch nur zum Teil in seinem „Universal-Dilettantismus aus Berufung“.
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Timetable
Timetable Veranstaltungskalender
Programm
Wenn auch Sie Ihre Veranstaltung im verbale magazin ankünbdigen möchten, setzen Sie sich mit uns unter timetable@verbale.org in Verbindung! Bitte beachten Sie bitte den Annahmeschluss am 18.03.2011, 19:00 Uhr! Ausstellungen
SA 05.03.2011
Anonyme Skulpturen Galerie im Taxispalais, Innsbruck
Die verkaufte Braut Tiroler Landestheater, Grosses Haus Beginn 19:30
Maler des Lichts - Johann Evangelsit Holzer Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck „Kitzbüheler Landschaften“, Ernst Insam Museum Kitzbühel „Famos2, Blue Noses Swarovski Kristallwelten
DI 01.03.2011 Meisterkonzert Congress Innsbruck Beginn 20:00 Uhr
MI 02.03.2011 3. Künstlerstammtisch verbale forum Innsbruck ab 19:00 Uhr Onkel Theo kommt Kolpinghaus Kitzbühel Heimatbühne, 20:30 Uhr
DO 03.03.2011 Filou Lounge Club Filou, Innsbruck ab 19:00 Die verkaufte Braut Landestheater Großes Haus Beginn 19:30 Uhr
FR 04.03.2011 Reinhard Kocznar - Die Erstickung verbale forum Innsbruck Lesung aus dem neuen Roman, ab 19:00 Koch/Seidel/Hermann, Jeunesse Innsbruck Tiroler Landeskonservatorium Beginn 20:00 Uhr Eine Nacht in venedig Tiroler Landestheater, Grosses Haus Beginn 19:30 Uhr
SO 06.03.2011 Mein herr Othello Tiroler Landestheater, Grosses Haus Beginn 19:30
MO 07.03.2011 Rosenmontagkonzert Martin Schmitt Stadtsaal Lienz Beginn 20:00
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Ralf Metzler Am Rande
des
Dormitoriums
Ausstellung vom 11.03. - 12.04.2011 Vernissage 11.03.2011, 19:00 Uhr
Rebekka Bakken Komma Wörgl Beginn 20:00
18.03.2011, 19:00 Uhr
Harry Triendl
nonverbale.live.klangkokonkom-
DO 10.03.2011
position
Filou Lounge Club Filou, Innsbruck ab 19:00
Live Performance mit „INTOUCH & The Virtual Orchestra Eintritt frei, Spenden erbeten!
FR 11.03.2011
25.03.2011, 19:00 Uhr
Ralf Metzler
Vernissage Ralf Metzler verbale forum Innsbruck ab 19:00 Uhr Rossini Projekt Spitalskirche Lienz Beginn 20:00
„Zeitlos
lang“
Lyrische Metzler
Lesung
von
&
mit
Ralf
Eintritt frei, Spenden erbeten!
SA 12.03.2011
01.04.2011, 19:00 Uhr
Rudolf Vogl
Komponisten unserer Zeit XI Canisianum Tiroler Kammerorchester InnStrumenti, Beginn 20:15
7 Lesungen
zum
77er
Auftakt der 7-tägigen LiteraturReihe in Memoriam Rudolf Vogl quer durch St. Nikolaus Infos: www.verbale.org/rudivogl
SO 13.03.2011 Victor Gernot - Michael Niavarani Congress Innsbruck Beginn 20:00
vom Metropol / Innkeller 300m Richtung St. Nikolaus schräg gegenüber M-Preis Das verbale forum in St. Nikolaus, dem ältesten Stadtteil von Innsbruck, versteht sich als Ort der kreativen Begegnung und des künstlerischen Austauschs. Im Mittelpunkt steht das Schaffen junger Künstler aller Ausdrucksformen. Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Performances bieten ein abwechslungsreiches Kulturprogramm.
MI 16.03.2011 Onkel Theo kommt Kolpinghaus Kitzbühel Heimatbühne, Beginn 20:30 Uhr
Geöffnet
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03/2011
DI
-
SA
ab
15:00
Uhr
verbale forum Innstrass 55, 6020 Innsbruck www.verbale.org | forum@verbale.org
DO 17.03.2011
DO 24.03.2011
Filou Lounge Club Filou, Innsbruck ab 19:00
Filou Lounge Club Filou, Innsbruck ab 19:00
5. Symphoniekonzert Congress Innsbruck Beginn 20:00 Uhr
FR 25.03.2011
FR 18.03.2011
Ralf Metzler liest Metzler verbale forum ab 19:00 Uhr
Ralf
nonverbale . live . klang . ko kon.komposition
Suicidal Yodels - Bubble & Bangs Komma Wörgl Erika Stucky, Beginn 20:00 Uhr
5. Symphoniekonzert Congress Innsbruck Beginn 20:00 Uhr
SA 26.03.2011
verbale forum Innsbruck A m b i e n t - P e r f o r m ance mit Harry Triendl, ab 19:00 Uhr
SA 19.03.2011
Der Hase läuft Swarovski Kristallwelten Workshop für 4-6 Jährige ab 13:00 Uhr
The Rocky Horror Show Kammerspiele Innsbruck Beginn 20:00 Uhr
SO 27.03.2011
SO 20.03.2011 Der Kirschgarten Landestheater Großes Haus Beginn 1930 Uhr
Othello Landestheater Großes Haus Beginn 19:30 Uhr
MI 30.03.2011 Eine Nacht in Venedig Landestheater Großes Haus Beginn 19:30 uhr
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Basierend auf Peter Paul Rubens, Venus vor dem Spiegel, um 1613/14, Sammlungen des FĂźrsten von und zu Liechtenstein, VaduzWien
e h t s s i m t ’ n o ! D e u s s i t x ne
www.verbale.org