Annette

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

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ISBN 978-3-95954-135-0

© Illustrationen: Angelika Reuter

© Kommentare, Einleitung etc.: Uwe Jahnke

© Gesamtgestaltung: Verlag Jörg Mitzkat

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden

Gestaltung: Verlag Jörg Mitzkat

www.mitzkat.de © Verlag Jörg Mitzkat

Uwe Jahnke (Text) Angelika Reuter (Illustrationen) Annette
von Droste-Hülshoffs Naturbeobachtungen bei ihren Reisen durch Westfalen
Verlag Jörg Mitzkat Holzminden 2022
Annette
[Annette von Droste-Hülshoffs „Westphälische Schilderungen“]

Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848)

Annette von Droste-Hülshoff wurde 1797 im westfälischen Münsterland auf der Wasserburg Hülshoff bei Münster geboren. Nach dem Tod des Vaters zog sie 1826 mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Jenny in das sogenannte „Rüschhaus“ um, wenige Kilometer von der Burg Hülshoff entfernt. Von dort aus unternahm sie oft mit der Kutsche Reisen durch Westfalen, um die Verwandtschaft ihrer Mutter im Haus „Bökerhof“ in Bökendorf bei Brakel im Paderborner Land im östlichen Westfalen zu besuchen. Dabei kam sie auch durch den Teutobuger Wald und das Eggegebirge. Das Dorf Bökendorf liegt unweit der Weser in der Nähe von Kloster Corvey und der Stadt Höxter.

Annette ist eine der ersten Frauen in Deutschland überhaupt, die erfolgreich Bücher veröffentlicht hat. Sie wurde als Schriftstellerin und Autorin bekannt und später sogar sehr berühmt. Sie hat vor allem Gedichte geschrieben und veröffentlicht, wie z.B. das Gedicht „Der Knabe im Moor“. Ihr erstes Buch mit Gedichten wurde 1838 im Aschendorff Verlag in Münster gedruckt und veröffentlicht. Weltbekannt ist aber auch ihre Kriminalgeschichte „Die Judenbuche“, die in dem Dorf Bellersen im östlichen Westfalen angesiedelt ist, nur einen Steinwurf weit entfernt vom dem Dorf Bökendorf, das sie oft besucht hat. Annette verarbeitet in dieser Geschichte einen wirklichen Mordfall, nämlich den Mord an dem Juden Soistmann Berend in dem Dorf Ovenhausen im Jahre 1783, in unmittelbarer Nähe des Dorfes Bellersen.

Als Annettes Schwester Jenny 1834 heiratete und später nach Meersburg am Bodensee umzog, reiste Annette mehrere Male für längere Zeit dorthin, um sie zu besuchen. Dabei benutzte sie nicht nur die Kutsche, sondern auch schon moderne Verkehrsmittel wie Dampfschiffe auf dem Rhein und die Eisenbahn. Schließlich kaufte Annette 1843 in Meersburg ein kleines Haus, das sogenannte „Fürstenhäusle“, das sie bewohnen wollte. Von dort hatte sie einen wunderbaren Blick auf den Bodensee bis hin zu den Alpen. 1846, als es ihr gesundheitlich schon nicht mehr sehr gut ging, reiste sie das letzte Mal für fast zwei Jahre vom „Rüschhaus“ bei Münster in Westfalen zur Meersburg am Bodensee. Dort starb sie im Jahr 1848.

Die Texte in diesem Bilderbuch stammen aus dem Text „Westphälische Schilderungen aus einer westphälischen Feder“. Diesen Text hat Annette in den Jahren 1841/42 in Meersburg am Bodensee geschrieben. Erstmals gedruckt wurde dieser Text anonym, also ohne Nennung ihres Namens, im Jahr 1845 in einer Zeitschrift.

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ber ihre Reise mit der Kutsche vom Rüschhaus bei Münster, wo sie wohnte, quer durch Westfalen zum Bökerhof, in der Nähe von Höxter an dem Fluss Weser, wo sie die Verwandten ihrer Mutter besuchte, hat Annette Notizen in ein kleines Notizheft aufgeschrieben. In diesen Berichten geht sie vor allem auf die Pflanzen und die Tiere ein, die sie vom Fenster der Kutsche aus genau beobachtet hat. Solche Dinge in der Natur haben Annette von klein auf, als sie noch ein Kind war, schon immer sehr interessiert.

In den Notizen von Annette über ihre Reise durch Westfalen findest du an einigen Wörtern ein *. Damit werden Wörter und Begriffe markiert, die Annette damals verwendet hat, die heute aber nicht mehr so einfach zu verstehen sind. Du findest daher zu diesen mit einem * gekennzeichneten Wörtern unten auf der Buchseite immer Worterklärungen in einem Glossar (so nennt man solche Worterklärungen).

Meersburg

6 Ü

Burg Hülshoff Rüschhaus

Münster

Bökerhof

Höxter

Brakel Paderborn

Zu Beginn der Reise fährt Annette durch das westfälische Münsterland, eine ganz flache Landschaft mit vielen Hecken und Sträuchern, in denen viele

Vögel und Insekten zu sehen sind: Annette schreibt dazu:

[…] vielmehr mögen wenige Landschaften* so voll Grün, Nachtigallenschlag* und Blumenflor* angetroffen werden, und der aus minder* feuchten

Gegenden Einwandernde wird fast betäubt vom Geschmetter* der zahllosen

Singvögel, die ihre Nahrung in dem weichen Kleiboden* finden. – Die

wüsten Steppen haben sich in mäßige, mit einer Heidenblumendecke farbig

überhauchte Weidestrecken zusammengezogen, aus denen jeder Schritt

Schwärme blauer, gelber und milchweißer Schmetterlinge aufstäuben* läßt

[…] .“

*Landschaften = bei den Landschaften geht es hier um das westfälische Münsterland, also um die Gegend um die Stadt Münster in Westfalen

*Nachtigallenschlag = Vogelgesang einer Nachtigall

*Blumenflor = Blumenfülle, ein Teppich aus vielen Blumen

*minder = weniger

*Geschmetter = lauter und vielstimmiger Vogelgesang

*Kleiboden = fester, zäher und zugleich feuchter Schlickboden wie z.B. im Watt an den Nordseeküsten

*aufstäuben = eine Wolke von hier zahllosen Schmetterlingen fliegt auf

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Auf den Wiesen des Münsterlandes kann Annette von der Kutsche aus viele kleine Tümpel und Wasserflächen sehen mit vielen Blumen und Insekten: Annette notiert dazu in ihrem Notizbuch:

„[…] – Fast jeder dieser Weidegründe enthält einen Wasserspiegel*, von Schwertlilien umkränzt, an denen Tausende kleiner Libellen wie bunte Stäbchen hängen, während die der größeren Art bis auf die Mitte des Weihers* schnurren, wo sie in die Blätter der gelben Nymphäen*, wie goldene Schmucknadeln in emaillierte Schalen niederfallen und dort auf die Wasserinsekten lauern, von denen sie sich nähren* […] “

*Wasserspiegel = kleines Gewässer, kleiner Teich, Tümpel

*des Weihers = des kleinen Teiches

*gelbe Nymphäen = gelbe Seerosen

*nähren = ernähren, fressen

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Außerdem ziehen während der Fahrt mit der Kutsche auch viele kleine Wälder mit Laubbäumen an Annette vorbei, in denen viele Vögel zu beobachten sind: Annette schreibt dazu:

[…] – Das Ganze umgrenzen kleine, aber zahlreiche Waldungen*. – Alles Laubholz, und namentlich* ein Eichenbestand von tadelloser Schönheit […]

– in jedem Baume ein Nest, auf jedem Aste ein lustiger Vogel, und überall eine Frische des Grüns und ein Blätterduft, wie dieses anderwärts* nur nach einem Frühlingsregen der Fall ist.“

*Waldungen = kleine Wäldchen und Hecken

*namentlich = besonders

*anderwärts = anderswo, an anderen Orten

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