Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Abbildung Umschlag: Aloys Reminghorst (1973) ISBN 978-3-95954-082-7 © Hermann-Josef Sander Alle Rechte vorbehalten Holzminden 2019
Hermann-Josef Sander
EINFACHHEIT UND VERZICHT ALS LEBENSIDEAL Auf den Spuren von Einsiedlerpfarrer Bruder Hermann Aufenanger (1901–1988)
Holzminden 2019 Verlag Jörg Mitzkat
Inhalt Zum Geleit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Zur Entstehung dieses Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Lebensstationen Hermann Aufenangers bis zur Pensionierung . . . . 13 Kindheit, Schule, Studium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Werdegang als Pfarrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Exkurs: Heinrich Aufenanger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Leben als Einsiedler in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Einfachheit als notwendiges (Über-) Lebensprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Die Klause auf dem Eichhagen - „das kleinste haus von der Welt“ . . . . . 47 Zum Tagesablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Über das Fasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Exkurs: Fasten in unserer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Von Deutschland nach Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Die letzten Jahre im Altenheim Paschke in Arolsen (1985 – 1988) . . 69 Über die Gedankenwelt Bruder Hermanns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Einsiedlerwesen als Grundlage für eine bessere Welt . . . . . . . . . . . . . . 83 Vorbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 Glorifiziertes Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Düstere Gegenwart und allgemeine Abwärtsbewegung . . . . . . . . . . . . . 97 Öffentlichkeitsarbeit mit Herzblut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Bücher, Broschüren, Pamphlete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Verbreitung seiner Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Begegnungen an der Klause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Briefwechsel mit Zeitgenossen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Zur Bedeutung und Aktualität Bruder Hermanns . . . . . . . . . . . . . . . 149 Einsiedlerwesen mit Zukunft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
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Zum Geleit Auf meiner Suche nach einer mönchischen Lebensweise und Lebensform besuchte ich verschiedene Klöster unter anderem die Trappisten-Abtei Maria Wald, die Kartause Marienau und die Abtei Chiara Valle bei Mailand, einer Gemeinschaft von Zisterzienser-Mönchen, die neue Wege zu gehen beabsichtigen. Mein Herz jedoch gehörte bereits der Kartause, doch mir fehlte die ganzheitliche Kraft und Fähigkeit, mich dafür endgültig zu entscheiden. Ich bin nicht nur „Herz”. Da musste noch einiges hineinfinden in das, was ich wirklich wollte. Bei diesem vielleicht „ausweichenden Suchen” wurde ich aufmerksam gemacht auf die Lebensweise von Bruder Hermann Aufenanger und auf die Klus Eddessen. Bei der ersten Begegnung mit Bruder Hermann haben mich sein klares und helles Gesicht und seine Augen beeindruckt. Einsiedler? Das war mir noch sehr fern. Ich fragte ihn nach seinem Gebetsleben – denn das war mir schon das A und O eines mönchischen Lebens. Seine Antwort enttäuschte mich. Er sprach da von, wovon er alles befreit sei. Ich wollte doch gar nicht davon befreit werden. Das alles war doch mein Lebenselexier. Da begann auch ein „NichtmehrVerstehen” von dem, was Bruder Hermann wollte. Der Priester, der mich auf meiner Suche begleitete, sagte mir: „In dem großen Sandhaufen Bruder Hermanns gelte es die ‘Goldstücke’ zu entdecken.” Es gibt sie, auch wenn ich sie nicht so übernehmen konnte, wie Bruder Hermann sie lebte. Bei der Lektüre des Vordruckes für dieses Buch stieß ich auf eine, für mich bemerkenswerte Aussage von ihm am Ende seines Lebens: „mein ganzes wirken ist auf dem toten punkt angelangt! vorläufig!” Ich erinnerte mich: Wenn er mir von seinem Fasten erzählte und vor allem dann, wenn er „ausgefastet” hatte: Jetzt muss ich wieder ganz langsam meinem Körper Nahrung zuführen, ihn wieder daran gewöhnen. „Warum?" fragte ich mich. Geht es denn nicht jetzt erst richtig weiter?
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Ja, ich träumte und träume immer noch davon, dass es dann erst richtig weiter geht, wenn der Mensch an einen solchen „toten Punkt” angekommen ist. Israel – so die Bibel – wird von seinem Gott durch Fasten und ähnlichem Bemühen „gefügig gemacht”. Wofür? Für das Werk, das Gott selbst in und mit dem Menschen vollbringen will – auf der mehr unsichtbaren Ebene eines reinen, kontemplativen Lebens und Weges? Ich glaube ja. Das, was wir Menschen oft unter viel Anstrengungen und Mühen anstreben, erhält er plötzlich als Geschenk, das anzunehmen ist in dem tiefen Vertrauen: Das kommt ausschließlich von Dir, Gott, ist ganz wahr und ganz rein - für Zeit und Ewigkeit. Wie bereits gesagt: Mein Herz schlägt für die Kartause. Als ich nach 20 Jahren fähig geworden-war und reif für dieses „Nichts-mehr-tun”, trat ich dort ein. Und es war wirklich so: Als ich an meinem toten Punkt ankam, ging es erst richtig weiter. Das Leben ist eben doch mehr als Machen und Tun und Haben oder nicht Haben, Können oder nicht Können… Vor einiger Zeit bekam ich durch das Radio in meinem Auto ein Gespräch mit einem Wirtschaftswissenschaftler mit. Er arbeitet mit einem Team an Regeln, die Foto: privat
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wichtig sind, wenn unsere Wirtschaft, die ja – auf ständiges Wachstum ausgerichtet – nicht mehr funktioniert. Das ist wie beim „Turm-Bau von Babel” – es funktioniert doch nicht (vgl. Gen 11). Ich dachte: ob er wohl Bruder Hermanns Schriften gelesen hat? Jedenfalls erschien mir, dass vieles von dem, was dieser Einsiedler geschrieben und selbst gelebt hat, jetzt Forschungsobjekt für Wirtschaftswissenschaftler geworden ist. Dem Leser dieses reichhaltigen Buches wünsche ich, die Goldstücke zu entdecken… Sie tun einem gut und stärken in dem Wollen, doch anders zu leben als bisher, als „die Welt”, damit an „einem Punkt” doch etwas anders werden kann, was anders werden muss…und so aufgehen kann in der Fülle wahren und reinen Lebens.
Pater Ulrich Maria Ebert
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Klus Eddessen – die zwischen Bßhne und Borgholz mitten im Wald gelegene Kapelle. Foto: Verfasser
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Zur Entstehung dieses Buches
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s liegt schon einige Jahre zurück. Ein Gespräch am Silvestertag des Jahres 2015 gab zwar letztlich den Anstoß, doch dieses Buch war zunächst überhaupt nicht geplant. An jenem Tag unterhielt der Verfasser sich mit der damaligen Bewohnerin der Klus Eddessen, Schwester Mechthild. Sie ermunterte ihn, eine Broschüre über die Geschichte und die Bedeutung der Klus Eddessen zu erarbeiten, zumal die bisherige Schrift schon seit Jahren vergriffen war. Dazu sollte auch ein Kapitel über die Eremiten zählen, die immer wieder auf der Klus lebten. Ein Einsiedler ragte unter diesen besonders heraus, der seit Ende der 1960er Jahre weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt wurde und dem Autor ebenfalls persönlich bekannt war: Einsiedlerpfarrer Bruder Hermann Aufenanger.
In den 1970er Jahren konnte man ihm auf dem Eichhagen, wie das Waldgebiet bei der zwischen Bühne und Borgholz gelegenen und zur Kirchengemeinde Borgholz gehörenden Klus Eddessen bezeichnet wird, oft begegnen: dem kleinen, bärtigen Mann im grünen (an Feiertagen im blauen) Drillichanzug, etwas gebeugt, aber ziemlich schnell gehend – „falle ich … überall auf durch meine schnellfüßigkeit“1 –, verschmitzt lächelnd und zumeist von Knoblauchduft umgeben. Viele Medien berichteten damals über diesen pensionierten Pfarrer, der nur wenige 100 m von der Klus Eddessen entfernt in einer winzigen selbstgebauten Holzhütte als Einsiedler lebte, sich ausschließlich von Beeren, Nüssen, Obst, Gemüse und in Wasser aufgequollenen Getreidekörnern sowie Milch ernährte, der weder Radio noch Fernseher besaß, auf die Lektüre von Zeitungen verzichtete, indes zahlreiche Schriften und Bücher verfasste, in denen er seine Lebensweise dezidiert erläuterte, und jeden seiner Besucher geradezu missionarisch von der Notwendigkeit seines Weges zu überzeugen suchte.
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Wollte er doch die Welt besser machen, sich dabei allerdings weniger in realitätsferner Theorie verlieren, sondern rigoros bei sich selbst, im Kleinen, beginnen und das vorleben, was er auch seinen Zeitgenossen nahelegte. Sein Todestag, der sich im März 2018 zum 30. Male jährte, war dann Grund genug für den Verfasser, ihm in der Heimatzeitschrift für die Kreise Paderborn und Höxter die warte ein Porträt zu widmen, das in der Osterausgabe 2018 dieser Zeitschrift erschien.2 Die intensive Beschäftigung mit dem Leben Bruder Hermanns, die Materialfülle sowie nicht zuletzt die Resonanz auf jenen Artikel führten rasch zu dem Entschluss, die Arbeit an der Broschüre über die Klus Eddessen vorerst hintanzustellen (Inzwischen ist sie bereits wieder aufgenommen worden.) und erst einmal Leben und Wirken dieser Persönlichkeit in einem Buch noch umfassender darzustellen. Vor allem mit Hilfe der beachtlichen Anzahl von Selbstzeugnissen Bruder Hermanns (zahlreiche Veröffentlichungen, die größtenteils nicht mehr allgemein verfügbar sind, und Briefe) soll auf diese Weise versucht werden – die Worte eines seiner Freunde aufgreifend –, „seine gedanken und hoffnungen für die menschheit wach zu halten“.3 Auch wenn manche seiner Prognosen bereits Geschichte sind, sein Appell, dass es notwendig sei, die Lebensweise radikal zu ändern, hat nach wie vor Bestand. Viele seiner Aussagen sind heute noch genauso aktuell wie damals und verdienen deshalb, sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern stets aufs Neue sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dieses Buch wendet sich daher nicht nur an Leser, die Bruder Hermann kannten, sondern auch an Zeitgenossen, die etwas über eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit Vorbildcharakter erfahren möchten. Allen, die durch ihre Informationen dazu beigetragen haben, das Bild von Bruder Hermann zu vervollständigen und zu erhellen, ist deshalb herzlich zu danken. Besonderer Dank gilt Manfred Aufenanger aus Altenbeken, einem Neffen Bruder Hermanns, der dem Verfasser noch vorhandene persönliche Aufzeichnungen des Einsiedlers aus seinem Archiv zur Verfügung stellte.
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Ebenso zu danken ist Aloys Reminghorst (Fröndenberg), Marilis Kurz-Lunken bein (Augsburg), Reginald Paschke (Bad Arolsen), Franz-Josef Dubbi vom Museum im Stern (Warburg) sowie Hans-Curt Köster (Königstein i. Ts.) für die zahlreichen Fotos, ohne die dieses Buch in der vorliegenden Gestaltung nicht hätte erscheinen können, und Franz-Josef Blaschke (Amelunxen) für die Tonbandaufzeichnung seines mit Bruder Hermann 1978 geführten Interviews. Nicht zuletzt hat allen ein Dankeschön zu gelten, die in oft langen Gesprächen sowie Telefonaten mit dem Verfasser dazu beitragen konnten, sich die Facetten der Persönlichkeit des Einsiedlerpfarrers zu erschließen: Erich Aufenanger (Altenbeken), Rudolf und Hildegard Kersting (Alten beken), Rudolf Koch (Altenbeken), Pater Ulrich Maria Ebert (Padberg), Pastor Klaus-Peter Goebel (Wulmeringhausen), Wilhelm und Änne Vössing (Jakobsberg), Maria Gievers † (Borgholz), Ferdinand Graf von Spiegel (Bühne), Egon Wiemers (Nörde), Maria Nolte (Erwitzen), Renate Montino (Erkeln), den Pfarrern Werner Lütkefend (Borgentreich), Gerhard Pieper (Warburg), Andreas Wilke (Warburg) sowie Peter Heuel (Bad Arolsen). Ein Wort des Dankes gilt darüber hinaus gleichermaßen den Mitarbeitern verschiedener Institutionen, die den Verfasser bei der Recherche für dieses Buch unterstützten: Alexandra Rappelt (Gewerberegisterordnungsamt Offenbach/ Main), Molly Klinger (Haus der Stadtgeschichte, Offenbach/Main), Michael Schurig (Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen, Berlin), Roland Foitzik (Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin), Brigitte Kistler (Provinzialat der Pallotiner, Friedberg/Bayern), Rita Hillebrandt (Seelsorgeeinheit an Wolf und Kinzig), Gerda Davin (Gymnasium Marianum, Warburg), Astrid Marx-Vehling (Haus Maria, Geseke), Michael Streit (Erzbischöfliches Archiv Paderborn) und Josef van Elten (Historisches Archiv des Erzbistums Köln). Ein Dankeschön verdient auch die Fa. Conze Druck in Borgentreich für die Unterstützung beim Scannen. Jörg Mitzkat ist ebenfalls herzlich zu danken, als er diese Erinnerung an Bruder Hermann in das Programm seines renommierten Verlages aufgenommen hat.
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Einsiedlerpfarrer Bruder Hermann Aufenanger. Foto: Aloys Reminghorst (1973)
„Der Mann mit einer neuen Idee ist ein komischer Kauz, bis sich die Idee durchsetzt.“ (Mark Twain) 4
Lebensstationen Hermann Aufenangers bis zur Pensionierung Kindheit, Schule, Studium
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ermann Reinhold Aufenanger wurde geboren am 7. Januar 1901 in Willegassen, damals selbständige Gemeinde im Amt Peckelsheim, heute Stadtteil von Willebadessen, wo sein Vater – Johannes Aufenanger (14.07.1865 – 09.01.1936), verheiratet mit Maria Aufenanger, geb. Kleine (28.08.1871 – 28.09.1957) – als Lehrer arbeitete. Seine „eigentliche Heimat“1 war allerdings Schweckhausen, lediglich 1,5 Kilometer von Willegassen entfernt, wohin die Familie bereits am 07. April 1901 umzog und Hermann mit seinen drei Brüdern August (11.03.1895 – 24.02.1969), Heinrich (25.01.1905 – 22.07.1980) und Robert (30.12.1909 – 1944, vermisst in Bessarabien) sowie den vier Schwestern Luise (06.03.1897 – 16.02.1990), Käthe (07.04.1899 – 27.10.1951), Hildegard (02.10.1902 – 09.04.1990) und Maria (08.12.1907 – 23.04.1999) aufwuchs. Wird der Stammbaum der Familie Aufenanger herangezogen, gibt es – wie Erich Aufenanger aus Altenbeken in langjähriger akribischer Forschung festgestellt hat – eine genealogische Linie, die sich auf den um 1570 in Alhausen bei Bad Driburg geborenen Johann Aufenanger (gestorben 12.03.1639) zurückführen lasse. Dieser müsse offenbar durch einen außergewöhnlichen Bartwuchs aufgefallen sein, habe sein Rufname doch „Smückebart“2 gelautet. Die tief religiöse Familie lebte in ziemlich einfachen Verhältnissen; es wurde gespart ‘an allen Ecken und Kanten’, um den Kindern trotz des eher niedrigen Lehrergehaltes des Vaters eine gute Ausbildung oder ein Studium zu ermöglichen. Die Sparsamkeit von Johannes Aufenanger zeigte sich beispielsweise darin, dass er „manchmal des Sonntags eine halbe Zigarre“ rauchte, die „andere Hälfte rauchte er am nächsten Sonntag.“3
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Familie Johannes und Maria Aufenanger; Kinder von links nach rechts um die Eltern stehend: Maria, Hildegard, Luise, August, Hermann, Käthe und Heinrich; in der Mitte zwischen den Eltern: Robert. Foto: entstanden um 1915, Fotograf nicht mehr festzustellen; Archiv Manfred Aufenanger
Das alte Haus, das die Familie in Schweckhausen bezogen hatte, und die Umgebung gefielen dem kleinen Hermann außerordentlich, aber die Geschwister litten vor allem unter der Strenge ihres Vaters, denn „das lebensglück hängt nicht entscheidend von der umgebung ab, sondern von den eltern […] aber unsere lieben eltern, die es so gut meinten, zerschlugen unsere selbständigkeit. kein wunder, daß wir 8 geschwister alle bedrückte menschen waren. wir wurden nie gefragt, was wir wünschten. wenn wir etwas angestellt hatten, wurden wir nie gefragt, warum wir das getan hatten. wir wurden auch nie ermahnt, es nicht wieder zu tun, nie verwarnt, nie bedroht. wir hatten auch nie den mut uns zu verteidigen. schreien und weinen oder bitten bei der bestrafung hatten gar keinen zweck. der vater sagte einmal: ‘ìch haue euch, daß ihr an den wänden rauf geht!’ aber er beherrschte sich, er haute niemals mehr, als er es gewohnt war. wir bekamen einfach immer dieselbe porzion schläge, ob wir pech gehabt hatten oder wirklich eine sünde getan hatten. mit dem 1 m langen, 1 zeigefinger dicken spanischen rohrstock bekamen wir 4 jungen mit aller manneskraft
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10 schläge durch die hände, 5 in die linke und 5 in die rechte. ich weiß nicht, ob ihr euch diese entsetzlichen schmerzen vorstellen könnt. die 4 mädchen bekamen diese schläge auf den rücken oder mit der hand auf die hände. es spielte auch keine rolle, ob wir etwas schlimmes getan hatten oder etwas geringes. … so ist es also kein wunder, daß meine ersten erinnerungen aus meinem leben einen bedrückten, verschüchterten menschen zeigten.“4 Hermann war „verschüchtert, was schlimmer ist als verwöhnt und verbittert, obwohl beides auch ein großes elend bedeutet.“5 Aber nicht nur vom Vater ging Gewalt aus; so hebt Aufenanger in Erinnerung an seine erste heilige Beichte hervor: „in familien, in denen die gewalt herrscht, herrschen auch die geschwister mit gewalt übereinander. eine meiner älteren schwestern bemächtigte sich meiner, und ich mußte vor meiner beichte schon vor ihr eine vollständige vorbeichte ablegen. sie sagte, ich könnte die gewissenserforschung nicht allein fertigbringen. verschüchterte widersprechen nicht. sie lassen alles über sich ergehen. […] ich fühlte auch nichts befreiendes nach der heiligen beichte. das ganze war eben ein gewalt-eingriff in mein leben. so etwas ist nur bei verschüchterten menschen möglich. sie haben nicht den mut, sich zu wehren.“ 6 Von Ostern 1911 bis Ostern 1914 besuchte Hermann die Volksschule in Schweckhausen, obendrein erhielt er noch Privatstunden. Es muss eine harte Zeit für ihn gewesen sein: „als ich 10 jahre alt war, bekam ich täglich 8 stunden unterricht, 5 bei meinem vater in der volksschule und 3 stunden gümnasial-unterricht beim herrn kaplan in peckelsheim. wenn ich danach nach haus kam, mußte ich für alle diese 8 stunden schularbeiten machen. ich hatte einen schwachen magen, der wohl zum teil auch mit den aufregungen zusammenhing. infolgedessen wurde ich oft so müde, daß mir die augen zufielen und der kopf zusammensackte, wenn vater das sah, setzte er sich stundenlang neben mich und paßte auf, daß ich lernte. wenn dann wieder der kopf heruntersank, sagte er: ‘dann steh mal auf!’ und stehend lernte ich weiter. niemals ist es vorgekommen, daß er mal sagte: ich solle mich mal etwas hinlegen und ausruhen. […] die folgen blieben nicht aus. mein großes elternhaus mit all der schönen umgebung war mir zu einem gefängnis geworden.“ 7
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Johannes und Maria Aufenanger; von links Luise, Hermann, Käthe, Robert (1901). Foto: aus ich unglücklichster wurde der glücklichste, S. 7
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Hermann letzte Reihe in der Mitte. Foto: aus ich unglĂźcklichster wurde der glĂźcklichste, S. 14
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Spiel und Spaß kannte er kaum, denn „ich kam den ganzen tag nicht zum spielen nach draußen, außer in der dämmerung. und ich mußte sofort wieder ins haus kommen, wenn in unserer küche die petroleumlampe angezündet wurde.“ 8 Überhaupt: Spielen mit dem Vater war für Hermann und seine Geschwister erst recht nicht möglich; „jedes spiel war dem vater verhaßt. Nur lernen, lernen, lernen. niemals in seinen 71 jahren hat er mit uns 1 spiel gemacht.“ 9 Er betrachtete es als „großes unglück meiner jugendzeit, daß mein vater volkschullehrer war. durch diesen beruf, den die technik zwingt, fast nur noch den verstand und das gedächtnis zu schulen, war er, ohne es zu wissen, ein ganz einseitiger verstandesmensch geworden.“ 10 Hermann litt unter dem Vater, der auf ihn „schon in den ersten lebensjahren bedrückend gewirkt“ habe, denn „gemüt und gefühl durfte man nicht haben. sie galten als schwäche. nur energie und verstand wurden geschätzt“ 11, und „ein mensch ohne freude ist kein vorbild, sondern ein schreckbild.“ 12 Bis Ostern 1920 war er dann Schüler am Gymnasium Marianum in Warburg – nicht zuletzt wegen des Ersten Weltkrieges „Jahre furchtbarer Hungersnot, die meiner Gesundheit sehr zugesetzt haben“ 13, wie er in seinem Lebenslauf schreibt. „zum frühstück gab es eine hauchdünne scheibe brot, über welche marmelade oder margerine geschmiert und dann wieder abgekrazt war. Nach einer halben bis ganzen stunde waren wir wieder hungrig wie wölfe bis zur nächsten mahlzeit“14. In der Schule tat er sich sehr schwer: „ich saß in jeder schulstunde auf meinem platz. aber ich war nicht bei der sache, ich grübelte statt zu lernen. 3 jahre lang habe ich so im geiste leeres stroh gedroschen.“ 15 „von untertertia bis untersekunda einschließlich, hatte ich einen schweren inneren kampf durchzufechten mit der einseitigen verstandesbildung meiner zeit. sie ist eine typische einseitigkeit der modernen zeit. […] ich habe da zum ersten male die furchtbare fragwürdigkeit moderner geistes strömungen erlebt. meine eltern und meine lehrer haben es verhütet, daß ich dadurch zur religiösen gleichgültigkeit oder gar gottesleugnung kam, wie so viele unserer zeitgenossen.
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diese drei jahre waren die schrecklichsten jahre meines lebens, ich war ja noch viel zu jung für solche auseinandersetzungen, haben mir aber große klarheit gebracht über die einseitigkeiten, in denen sich das moderne leben bewegt, wie einerseits die überbetonung des verstandes, des gedächtnisses und des wissens, und andererseits die umgekehrte einseitigkeit der überbetonung des sinnen genusses.“ 16 Auch die Strenge seines Vaters ließ ihn zugleich mehr und mehr die Lust am Lernen verlieren, die Zeugnisse fielen immer schlechter aus, so dass er nach einem Jahr ins Warburger Schulkonvikt gesteckt wurde, „weil man darin täglich 2 stunden unter aufsicht studieren mußte.“ 17 Seine Leistungen verbesserten sich allerdings nicht. Außerdem fühlte er sich von Mitschülern und seinem Klassenlehrer missverstanden. Weihnachten 1916 befürchtete er sogar, im folgenden Jahr zu Ostern nicht versetzt zu werden, denn „ich hatte gar nicht die hoffnung, in den 3 monaten nachholen zu können, was ich in 3 jahren versäumt hatte. ich wollte es auch nicht nachholen.“ 18 In seinen ständigen Grübeleien sah er sich als Versager, der sich selbst nicht verstand und den die gesamte Welt nicht verstand. Angesichts der „aussichts losigkeit meines lebens“ 19 geriet er sogar „in die versuchung, mit diesem elen den, verzweifelten leben ein ende zu machen, etwa mir einen dicken stein an den hals zu binden und mich damit ins wasser zu stürzen.“ 20 Ob er wirklich mit diesem Gedanken gespielt hatte, sind doch solche suizidalen Gemütslagen für einen Pubertierenden nicht ganz ungewöhnlich – man denke etwa auch an den 1906 erschienenen stark biographisch gefärbten Roman „Unterm Rad“ von Hermann Hesse mit Erinnerungen an seine Landschulzeit – , oder ob es sich lediglich um eine von ihm im Nachhinein entworfene Fiktion handelte, lässt sich nicht verifizieren. Bedenkenswert ist auf jeden Fall der Hinweis eines Freundes der Familie Aufenanger: „Hermann neigte zu Übertreibungen.“ 21 Gleichwohl gelang es ihm, versetzt zu werden, und vor allem dank neuer Lehrer und Fächer änderte sich daraufhin seine Einstellung zum Lernen. Ausschlaggebend war, „daß ich in meinen jugendbund quickborn eintreten konnte.
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dieser jugendbund hat die große wende in meinem leben gebracht.“ 22 Hier fand er Gemüt und Harmonie, die sich ja letztlich gegenseitig bedingen. Bereits 1909 gegründet, gelang es dieser katholischen Jugendorganisation vor allem nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sich als eine Lebensreformbewegung zu etablieren. Sie lehnte unter anderem jegliche Genussgifte ab, legte insbesondere Wert auf Eigenständigkeit und Selbsterfahrung des jungen Menschen – Zielsetzungen, die Hermann entgegenkamen: „gerade, weil die erziehung meines treuen vaters meine selbständigkeit vernichtet hatte, hatte ich sinn für verselbständigung des menschen.“ 23 – , betonte des Weiteren ein Leben in der Gemeinschaft und gab ferner ein klares Bekenntnis für den christlichen Glauben ab. Hermann war rundum begeistert, denn bei dieser Vereinigung junger Leute hatte Emotionalität Vorrang vor Rationalität: „dieser jugendbund hatte zweierlei anziehendes für mich. 1. hatte er wie ich den ernst des lebens gespürt, daher tranken wir keinerlei alkohol, rauchten nicht, gingen ohne kopfbedeckung, schliefen auf unseren fußwanderungen bei bauern auf stroh. 2. bildete der quickborn sehr das gemüt und das gefühl aus, was mir so sehr gefehlt hatte. wir vertieften uns in die natur, in kultur und kunst, besonders in volkstum, volkslied und volkstanz, in die religion, besonders die liturgie. es war eine rechte freude am leben und an der gemeinschaft. wir kannten keine platte genußsucht, sondern diese lebensfreude bildete tiefste gemütswerte aus.“ 24 1917 wurde dann der Verein der Quickbornfreunde gegründet in der Absicht, zugleich eine zentrale Einrichtung für den Jugendbund Quickborn zu schaffen. Diese entstand daraufhin als Tagungsstätte und Jugendherberge in der Burg Rothenfels am Main, nachdem der Verein diese Burg 1919 erworben hatte. Einmal jährlich fanden hier die sogenannten Quickborntage statt, zu denen zumeist mehrere Tausend Jugendliche aus ganz Deutschland zusammenkamen; auch Hermann Aufenanger nahm 1920 und 1921 an diesem Treffen teil.25 Von 1927 – 1939 war Romano Guardini (1885 – 1968) geistlicher Leiter der Burg und des Quickbornbundes. „Rothenfels strahlt aus als ein Zentrum religiö ser und kultureller Bildung und Experimentierfeld der Liturgischen Bewegung.“ 26
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Hermann als Theologe. Foto: aus ich unglücklichster wurde der glücklichste, S. 37
Das Abitur bestand Hermann Aufenanger 1920. Hatte er zunächst beabsichtigt, sich dem Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften zu widmen – in der schriftlichen Abiturarbeit im Fach Mathematik hatte er als Note „genügend (reichlich)“ 27 , also ‘voll befriedigend’– erhalten, entschied er sich dann doch für die Theologie. Bis zum Sommer 1926 studierte er in Paderborn, zwischenzeitlich – 1922 – auch ein halbes Jahr in Freiburg, besonders beeinflusst von der Kultur- und Kapitalismuskritik Romano Guardinis, den er bereits
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zuvor bei der Quickborn-Jugendbewegung kennengelernt hatte. Freimütig räumt er indes ein: „der schwarzwald war mir wichtiger als die uniwersität.“ 28 Beim Quickborn freundete er sich ebenfalls an mit Karl Geerling (1893 – 1967), dem späteren Kölner Priester und Gründer des Familien-Ferien-Werks; in diesem fand er „einen prächtigen freund fürs ganze leben“ 29. Mit ihm unternahmen er und andere Quickborn-Studenten oft lange Wanderungen, “mitten in der schwersten inflation“ 30, unter anderem nach Österreich; ebenso waren sie gemeinsam sieben Wochen lang durch Italien gewandert und hatten dabei auch Florenz und Rom besucht. Diese Wanderung begeisterte ihn, überdies war er überwältigt von der Menschenfreundlichkeit der Italiener: „mit unserm deutschen gelde konnten wir im auslande nichts beginnen. trotzdem wollten wir nach rom, ein gutseleve, ein uhrmacher und zwei theologen, dafür hatten wir eine geige, eine gitarre und eine laute mitgenommen. auf dem lande schliefen wir bei den bauern auf stroh. aber in der stadt war es schwierig, umsonst für die nacht unterzukommen. einmal ging ein friseurmeister 1 ½ stunden lang mit uns durch die stadt und klopfte für uns vier an, bis wir umsonst untergekommen waren. … nicht weit von rom, spielten und sangen wir auf dem marktplatz zwischen käufern und verkäufern. da nimmt ein vielleicht 25jähriger, der einem katholischen jugendbund angehört, seinen hut vom kopf und sammelt für uns ein. […] der junge mann geht mit uns durch eine straße in richtung st. elias. singend und spielend durchziehen wir sie. da kommen sechs oder sieben frauen mit halben und dreiviertel broten zu uns auf die straße und schenken sie uns. wir gehen in einen hauseingang, lassen die brote im rucksack verschwinden und sagen dem jungen mann, er dürfe nur noch geld annehmen, das brot würde uns zu schwer und trocken. das tut er auch. […] sieben wochen lang waren wir in italien, wohnten fünf tage in florenz und zehn tage unmittelbar neben dem petersdom und hatten beim abschied von italien mehr geld als vorher. wer kann so ein volk wohl vergessen? solch ein volk mit soviel menschenfreund lichkeit?!“ 31
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Ebenfalls beim Quickbornbund machte er Bekanntschaft mit Lorenz Humburg, dem späteren bekannten Maler und Kunstpädagogen, 1906 in Herne geboren, 1994 in Warburg gestorben, wo er seit 1948 gelebt und bis 1979 am Gymnasium Marianum sowie am Hüffert-Gymnasium als Kunsterzieher gewirkt hatte. Noch Jahrzehnte später standen beide in Kontakt zueinander, zählte Humburg doch zu seinen ‘besonderen Freunden’. In einer nur wenige Wochen vor seinem Tod verfassten Notiz hält Aufenanger fest: „(humburg, lorenz) studienrat, lief mal auf der hauptstr. in warburg stürmisch hinter mir her, rief: ‘hermann, was du machst, das ist das einzige gescheite, was man machen kann.’“ 32
Werdegang als Pfarrer
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um Priester geweiht wurde Hermann Aufenanger am 8. August 1926 im Hohen Dom zu Paderborn von Bischof Caspar Klein (1865 - 1941). Anschließend war er drei Jahre und acht Monate Vikar in Esbeck bei Lippstadt. Aber fortwährend gab es Meinungsverschiedenheiten mit dem dortigen Pfarrer – „er war ideal, und das ist nicht zeitgemäß. man muß heute mit wenigem zufrieden sein, denn wir gehen abwärts“ 33 – , so dass er sich 1930 versetzen ließ. Er kam für sechs Jahre nach Altenbeken und brachte sich besonders in die Jugendarbeit ein. Die gute Zusammenarbeit mit dem dortigen Pfarrer Franz Goller lobt er. Dieser „... war lange pfarrer und dechant in wittenberg gewesen. Ich konnte Hermann als Vikar in Staßfurt-Leoschön mit ihm arbeiten.“ 3 4 poldshall. Foto: aus ich unglücklichster wurde der glücklichste, S. 53
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Foto: Verfasser; Archiv Manfred Aufenanger
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Auszug aus seinem Heft freunde für missionarisches einsiedlertum. Foto: Verfasser; Archiv Manfred Aufenanger
1936 wurde er versetzt nach Staßfurt-Leopoldshall in Sachsen: „das war die traurigste und erbärmlichste gegend deutschlands“ 35 , denn, wie er in einem 1978 geführten Interview betont, „es gibt überhaupt keine bauern, nur ganz riesengroße güter, 8.000 morgen, 10.000, 15.000 morgen …., und dann geht da fast kein mensch mehr in die kirche.“ 36 Während des Zweiten Weltkriegs war er hier von der Gestapo für kurze Zeit verhaftet worden, weil in der Kolpingsfamilie ein religiöses Lied in der Melodie eines Nazi-Liedes gesungen wurde: „die geheimpolizei verhaftete mich, um mich zu zwingen, ihr die namen meiner jugendlichen mitarbeiter zu nennen, aber sie erreichte ihren zweck nicht.“ 37 Nach sechseinhalb Jahren trat er seine vierte Stelle an, und zwar in Holsen bei Salzkotten, wo er dann 8 ¾ Jahre als Pfarrvikar wirkte. Hier gründete er übrigens einen Volkstanzkreis unter den Jugendlichen.
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Dem Volkstanz maß er eine herausragende Bedeutung bei, sah er in ihm ein christliches Ideal verkörpert, nämlich „ein sinnbild kraftvoller gemeinschaft“ 38 zu sein. Ferner betont er immer wieder die Wichtigkeit des Volkslieds.39 In dieser Hinsicht hielt er es mit dem griechischen Philosophen Platon, der den erzieherischen Wert der Musik für junge Menschen ebenso herausstellt: „Rhythmen und Töne dringen am tiefsten in die Seele und erschüttern sie am gewaltigsten.“ 40 Aufgrund seiner Bewerbung wurde er dann am 1. Juli 1951 Pfarrer in Erkeln. Auch in dieser heute zur Stadt Brakel zählenden Ortschaft rief er wiederum „einen so lebendigen volkstanzkreis“ ins Leben, „daß sich kein jugendlicher meiner pfarrei davon ausschloß.“ 41 An den Übungsabenden dieses Volkstanzkreises, die einmal wöchentlich stattfanden, „nahmen niemals unter 40 Jugendliche teil.“ 42 Seine Tätigkeit als Pfarrer in Erkeln währte indes nur kurz. Schon am 01. Juni 1953 musste er wegen eines schweren Magen- und Darmleidens sich in den Ruhestand versetzen lassen. Rückblickend hielt er fest: „auf all meinen 5 seelsorge-stellen habe ich mit freude gearbeitet. die ganze woche hindurch lebte ich in meiner predigt des nächsten sonntags. trotzdem hätte ich weiter gearbeitet, wenn mir nicht meine 4 schwestern gesagt hätten: ‘laß dich panksionieren! du gehst vor die hunde!’“ 43 Fortan verstand er sich als Einsiedler.44
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