Kristallwunder

Page 1


Kristallwunder_Layout.indd 1

06.05.13 12:26


Kristallwunder Kristallglasuren auf Porzellan

Kristallwunder_Layout.indd 1

06.05.13 12:26


Detail aus Vase S. 30

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-940751-66-9 © des Textes beim Autor. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Rechteinhaber reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. © der Abbildungen beim Fotografen. Verlag Jörg Mitzkat www.mitzkat.de Holzminden 2013 Druck: Lönneker, Stadtoldendorf Titelbild: Horst Gottschaldt, Vase Modell 1834, H 70 cm, mit Braunstein-Mangan-Titanoxidglasur, Zinkoxid und Kupfercarbonat-Reduktion im 2. Brand Rückseite: Detail aus dem Titelbild Bild S. 1: Detail aus Vase S. 44 Bild S. 4: Horst Gottschaldt, Vase Modell 1003, 55 cm mit Glasur K 1003-12 „Velvet Pink“, BraunsteinTitanoxid aus der „Solitaire“-Kristallglasurenkollektion der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG

Kristallwunder_Layout.indd 2

2|3 2

06.05.13 12:26


Werner Gnegel, Horst Gottschaldt Wolfgang Lenhardt (Fotografie), Thomas Krueger (Bearb.)

Kristallwunder Kristallglasuren auf Porzellan Begleitbroschüre zur gleichnamigen Ausstellung im Museum der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG 15. Mai bis 3. November 2013

Herausgeber: Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG Verlag Jörg Mitzkat Holzminden 2013

Kristallwunder_Layout.indd 3

06.05.13 12:26


4|5 4

Kristallwunder_Layout.indd 4

06.05.13 12:26


Vorwort Seit 2009 experimentiert unser Oberbrennmeister Horst Gottschaldt mit der uralten Technik der Kristallglasur, inspiriert von einer Ausstellung in unserem Museum im Schloss (2008/2009) und von den Arbeiten des Leiters der Studienwerkstatt Keramik der Kunsthochschule Kassel Werner Gnegel. Werner Gnegel selbst arbeitet seit vielen Jahren mit dieser besonderen Glasurtechnik, vor allem auf Porzellanmasse aus FÜRSTENBERG. Aus den Experimenten entstand eine Kollektion von Vasen und Schalen, die Einzigartigkeit verspricht und hält. Jedes Teil ist ein wirkliches Einzelstück, dessen Aussehen mit seinen ungewöhnlich anmutenden Mustern, die sich über das homogen geformte Porzellanobjekt ergießen, Ergebnis eines sich selbst organisierenden chemischen Prozesses ist. Doch wird nach wie vor weiter bei uns experimentiert, um neue phantastische Effekte

zu erzielen. Viele Unikate sind dabei entstanden, die in unserer Ausstellung präsentiert und in diesem Katalog dokumentiert werden, Werke aus den Kristalllaboren der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG und der Studienwerkstatt Keramik der Kunsthochschule Kassel. Ergänzt wird die Dokumentation von Makrofotografien des Fotografen Wolfgang Lenhardt, die den Betrachter tief hinabtauchen lassen in die phantastische Welt der Kristalle. Unser Anspruch, mit Leidenschaft, Kreativität, Präzision und Empathie wertvolles Porzellan zu fertigen, wird hier in besonderer Weise deutlich. Ich hoffe, dass sich viele Besucher und Leser begeistern lassen von der Wunderwelt der Kristalle auf FÜRSTENBERG-Porzellan und danke ganz besonders Horst Gottschaldt, Werner Gnegel und Wolfgang Lenhardt für ihr großes Engagement sowie unserem Museumsteam unter der Leitung von Thomas Krueger für die Umsetzung der „Kristallwunder“-Ausstellung. Fürstenberg, im Mai 2013 Stephanie Saalfeld Geschäftsführerin

Kristallwunder_Layout.indd 5

06.05.13 12:26


Werner Gnegel Faszination Kristallglasur Von Anfang an nahm der Mensch die ihm von der Natur gebotenen Rohstoffe wahr und nutzte Mineralien und Gesteine zur Herstellung und Bearbeitung einfacher Werkzeuge. Nach der Bekanntschaft mit Metallen wie Gold, Kupfer, Zinn und Eisen begann er intensiv alle Gesteine zu untersuchen, in denen sie enthalten waren. Die archäologische Forschung zeigt auf, dass sich schon die Babylonier, Kelten und Griechen mit dem systematischen Mineralienabbau befasst haben. Die ältesten Aufzeichnungen darüber stammen vom griechischen Philosophen und Wissenschaftler Aristoteles (384 – 322 v.u.Z.). Mineralien sind natürlich vorkommende chemische Verbindungen, seltener reine Elemente und Legierungen, die bei geologischen Prozessen entstanden sind; die meisten sind anorganischer Zusammensetzung. Zu den am häufigsten vorkommenden Mineralien gehören die Silikate. In der Erdkruste mit einer Stärke von dreißig Kilometern sind die gesteinsbildenden Mineralien in der größten Menge vertreten. Davon sind der Quarz, die Feldspate und die Calcite ebenso nützliche Rohstoffe für die keramische Arbeit wie die aus mehreren Mineralien gebildeten Gesteine wie Basalt, Kalkstein und Dolomit. Sie dienen z.B. als Bestandteile von Kristallglasuren. Diese Glasurart fasziniert mit ihrer Vielfalt der verschiedenen Kristallformen, den wechselnden Farben und dem Nebeneinander von Harmonie und Spannung, von Kristall und Glasphase. Die Kristallglasur ist eine der interessantesten, aber zugleich aufwendigsten Glasurtypen, deren erfolgreiche Arbeitsergebnisse intensives Forschen und Experimentieren mit Glasurrohstoffen und Brennverfahren voraussetzen. Die Geschichte der Kristallglasur ist auf das 10. Jahrhundert zurückzuführen, in die Zeit der Song-

Dynastie. Chinesische Keramiker benutzten damals schon hohe Mengen an eisenoxidhaltigem Erz für ihre Glasuren. Beim Prozess der Abkühlung kristallisierte der übersättigte Teil des Eisenoxids aus. Diese alte Form der Kristallglasur kennt man als Glasur mit vielen silbrigen Punkten, die einem Sternenhimmel gleichen. Die zu dieser Glasurengruppe gehörende, sogenannte Hasenfellglasur gleicht einem Nieselregen. Weiterhin entstand seinerzeit in China die strahlende, prachtvolle Eisenrotglasur und die lebhafte Teestaubglasur. Zu beobachten sind an der Oberfläche der Teestaubglasur kleine olivgrüne Kristallpunkte, die als Wollastonit (CaO·SiO2) identifiziert werden konnten. Auch zeigten viele Eisenglasuren ein typisches Aventuringlitzern, das durch die Kristallisation von Eisenverbindungen entstanden ist. So entwickelten sich die ersten Kristallglasuren in der Keramikgeschichte vor ca. 1000 Jahren bei den Chinesen. Der hohe technische Entwicklungsstand ihrer Glasuren zu der Zeit war Grundlage und Voraussetzung für die Kristallglasur. Aufgrund der damaligen Beschränkung an Wissen und Forschung blieben die Ergebnisse in der Größe der Kristalle jedoch begrenzt. Die Kristallglasur der heutigen Zeit hat als Kristallbildner das Zinkoxid (ZnO) und wurde in Sèvres, Frankreich, von dem Chemiker und Geologen Alexandre Brongniart (1770 – 1847) entwickelt, der ab 1800 Direktor der Porzellanmanufaktur Sèvres war. Seine Forschungsgrundlagen waren 1849 die Basis der ersten Kristallglasuren auf Porzellan durch Wöhler und Wächter, als der Chemiker Jacques-Joseph Ebelmen (1814-1852) Leiter der Porzellanmanufaktur in Sèvres war. Nach dem Weggang Ebelmens aus Sèvres, kurz vor seinem Tod 1852, stoppte die Produktion von Porzellan mit Kristallglasuren. Erst die Chemiker Charles Lauth und G. Dutailly präsentierten am 19. September 1885 dem Museum der Manufaktur Sèvres wieder ein Stück

6|7 6

Kristallwunder_Layout.indd 6

06.05.13 12:26


Werner Gnegel, Schale Nr. 1, Dm 32 cm, Kupfercarbonat-Eisenoxid gefärbte Zinkoxidglasur mit Kristallglasur, Ergebnis einer langen Zeit der Kristallglasurforschung. Ab 1890 gingen neben Sèvres die Manufakturen Berlin und Rörstrand (Schweden) mit Kristallglasuren an die Öffentlichkeit. 1898 hatte die Porzellanmanufaktur Sèvres ihre Kristallglasuren als ein Gemisch aus Zinkoxid und einem Kaliumsilikat beschrieben, das bei der Höhe des Porzellanbrandes leichtflüssig ausschmilzt und beim Abkühlen auskristallisiert. Die Kristallisation der Glasur wurde als künstliches Willemit (2 ZnO·SiO2) identifiziert. 1906 wurden ausführlich die Dreistoffsysteme Na2O·ZnO·SiO2 und K2O·ZnO·SiO2 beschrieben. 1908 erschienen Publikationen zu Calcium–

Kristallwunder_Layout.indd 7

Titan–Kristallisationen und zu Molybdän und Wolfram. Über die vielfältigen Färbungen von Nickeloxid in Zink–Erdalkaliglasuren wurde 1921 in den USA detailliert berichtet. In Europa war die Zinkkristallglasur eine der beliebtesten Glasurtechniken der Jugendstilzeit. Jedoch verblühte sie auch mit der Jugendstilzeit Mitte der Zwanziger Jahre. Ihre Herstellung war zu arbeitsintensiv und ökonomisch zu wenig einträglich. Außerdem änderte sich die Lebensanschauung, mehr Natürlichkeit in der Keramik war gefragt, aktuelle Strömungen der Kunst fanden ihren Einfluss. Die Kristallglasur war scheinbar zu dekorativ, kitschig, die visuellen Effekte zu prächtig und prahlerisch.

06.05.13 12:26


Aber dennoch üben natürliche Kristalle und Kristallglasuren einen unwiderstehlichen Reiz auf die Menschen aus. Weltweit existiert eine Gruppe von StudiokeramikerInnen, die sich mit viel Lust und Herzblut der Kristallglasur zuwendet. Sie entwickeln eine Vielfalt von Glasuren mit großen sichtbaren Kristallen inmitten der Glasphase. Durch Brennverlauf, Abkühlung und Tonauswahl bestimmen sie annähernd die Größe und Form der Kristalle, ob sie sich vereinzelnd bilden oder die gesamte Oberfläche bedecken. Die Glasur mit Makrokristallen unterscheidet sich dabei von einer Mattglasur, die aus einer dreidimensionalen Struktur aus Kleinkristallen besteht. Voraussetzung für das Gelingen einer Glasur mit großen Kristallen ist die Bildung von Keimen in der Glasur, herbeigeführt durch die Übersättigung von Kristall bildenden Rohstoffen.

Nicht alles kann in der Glasphase gelöst werden, da nicht genügend Partnerrohstoffe für eine Glasbildung vorhanden sind, z.B. mehr Zink, als zur Glasurbildung nötig ist. Nicht alle Partikel werden in der Glasur gelöst. Die Glasur muss sehr leichtflüssig, leicht schmelzbar sein. Dann können sich die Partikel und Atome in dem Gemisch der Schmelze so zueinander bewegen, dass Kristalle gebildet werden. Wichtig ist auch die Brennkurve, die Aufheizgeschwindigkeit bis zur Maximaltemperatur. Sie soll ab 900°C mindestens 100°C in der Stunde betragen. Nach Erreichen der Maximaltemperatur muss schnell abgekühlt werden, bis die Glasur das Stadium der Zähflüssigkeit erreicht hat. Dann muss weiter sehr langsam abgekühlt werden. So bestehen unendlich viele Variationen des Abkühlens und des Einflusses auf die Kristallbildung, das in Kombination mit intensiver Forschungsarbeit und Anwendung auf vielen Ton- und Porzellanproben zu phänomenalen Ergebnissen führt.

Horst Gottschaldt, Vase Modell-Nr. 1658, H 18 cm, vor dem und nach dem Brand, Braunstein-Titanoxid

8|9 8

Kristallwunder_Layout.indd 8

06.05.13 12:26


Werner Gnegel Die Kristallglasuren der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG Das Museum im Schloss der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG zeigte vom September 2008 bis zum März 2009 die Sonderausstellung „Abenteuer Kristallglasur“ mit Arbeiten von 19 KeramikerInnen aus 11 Ländern.1 Der Gedanke, für die Manufaktur Kristallglasuren zu entwickeln, entstand spontan und gemeinsam während eines Rundgangs durch die Ausstellung mit dem Betriebsleiter Stefan Hofmann und dem Oberbrennmeister Horst Gottschaldt. Als Teilnehmer informierte ich beide über die Entwicklung und Geschichte dieser faszinierenden Glasur und ihrer reichhaltigen, vielschichtigen Anwendung auf Steinzeugton und Porzellan. Für die Manufaktur Kristallglasuren zu entwickeln, würde eine spannende Aufgabe werden, das war uns bewusst. Wir gingen arbeitsteilig vor, Stefan Hofmann kommunizierte unser Vorhaben mit der damaligen Geschäftsführung, Horst Gottschaldt übernahm das Experimentieren mit den unterschiedlichsten Brenn- und Abkühlkurven und ich entwickelte die Rezepturen der Glasuren auf der Basis von Fritte und Feldspat. Die ersten Versuche wurden bei einer Maximaltemperatur von 1 260°C glattgebrannt. Die zweite Versuchsreihe wurde nach historischem Vorbild auf einem bei 1 400°C verglühten Scherben oxidierend im Elektroofen der Glasurbrandtemperatur von ebenfalls 1 260°C ausgesetzt, wie auch alle späteren Stücke oxidierend im Elektroofen. Die Ergebnisse waren gut – bis Horst Gottschaldt nach anfänglicher Begeisterung kritisch anmerkte: Das ist nicht der Charakter des Fürstenberger Porzellans, wir brauchen Kristallglasuren, die bei der Maximaltemperatur von 1 400°C gebrannt werden. Bisher waren mir nur Kristallglasurergebnisse bekannt, die bis zu 1 300°C hoch gebrannt wurden. Meine eigenen Arbeiten auf Steinzeugton und Porzellan hatten eine Maximaltemperatur von 1 280°C. Als Keramiker, der gerne unorthodox und mit Lust und Leidenschaft seine Arbeit angeht, war die Forderung von Gottschaldt nach Kristallglasuren für 1 400°C eine aufregende Herausforderung, 1

über die Grenzen des bisher Angewandten hinaus zu gehen und neue Kenntnisse und Erfahrungen zu erlangen. Die anschließenden Wochenenden und Urlaubstage verbrachte ich im Labor und entwickelte Versuchsreihen aus Feldspat, Fritte, Quarz, Erdalkalien und dem Kristallbildner Zinkoxid. Meine ersten Kristallglasuren entstanden 1978 während meiner Werkstudentenzeit in der Keramikwerkstatt der Glashütte Süßmuth in Immenhausen. Seither widme ich neben meinen anderen beruflichen Tätigkeiten fast jedes Jahr einige Wochen der Kristallglasur. Zudem habe ich seit meiner Gaststudienzeit 1977 am Clay Dimension Institute in San Diego, USA, ein Faible für die Glasurentwicklung. Ich arbeite mich seitdem durch die Glasurbereiche mit Glattbrandtemperaturen von 900 – 1 400°C, meistens oxidierend gebrannt im Elektroofen, ab und zu reduzierend im Gasofen oder Holzbrandofen. All diese Erfahrungen halfen jetzt. In sechs Monaten entstand eine Palette von 50 Basisrezepturen für die Temperatur von 1 400°C mit zwei Abkühlkurven. Horst Gottschaldt und ich waren sehr zufrieden mit den Resultaten. Mein Teil der Zusammenarbeit war hiermit vorerst beendet und alles Weitere lag nun auf den Schultern von Horst Gottschaldt. Er entschied sich für sechs Rezepturen, mit denen er weiter arbeiten wollte. Mit all seinem Wissen, seinen Kenntnissen und Erfahrungen aus 40 Jahren Porzellanbrennerei entwickelte Gottschaldt ein fulminantes Programm an unterschiedlichsten Brennkurven und erzielte phänomenale Resultate mit den vielfältigsten Formen an Kristallen und Farben. Wir waren begeistert! In den Glasuren zeigten sich teilweise rechteckige Kristalle, die wir nicht einordnen konnten. Von den Wissenschaftlern und Kristallglasurkeramikern Bernhard Schärf, Oppin b. Halle, und Hans–Joachim Wehnert, Stuttgart, die beide über Zink–Aluminiumkristalle, den Gahniten (ZnAl2O4), geforscht hatten, erfuhren wir, dass die Rechteckkristalle durch das Zinkaluminat entstanden waren.

Die Ausstellung, zu der ein Katalog erschien, wurde 2008 zunächst im Keramikmuseum Mettlach, dann im Deutschen Porzellanmuseum Hohenberg und schließlich in Fürstenberg präsentiert.

Kristallwunder_Layout.indd 9

06.05.13 12:26


Die Glasuren der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG führten zu einem intensiven Dialog mit KristallglasurkeramikerInnen im In- und Ausland, es waren Türen zu neuen Erkenntnissen aufgestoßen worden. Trotz ausgiebiger Recherche haben wir keinen Betrieb oder Studiokeramiker zum Erfahrungsaustausch getroffen, der auf gleich hohem Brennniveau arbeitet. Die hohe Brenntemperatur der Fürstenberger Kristallglasuren unterstützte Bernhard Schärf in seiner Vermutung, dass eventuell auch Kristalle bei der Schmelztemperatur des Zinksilikats Willemit von 1 512°C entstehen. Er brannte 2011 eine Rezeptur bei 1 520°C im Hochtemperaturofen der Studienwerkstatt Keramik der Kunsthochschule Kassel und war erfolgreich. Auf einer horizontalen Fläche aus Witgert-Tiegelmasse mit Engobe aus Fürstenberger Porzellan bildeten sich fächerförmige Kristalle bis zu einer Größe von 15 mm. In der zweiten Hälfte des Jahres 2009 entstand unter der Leitung von Horst Gottschaldt eine eigene Abteilung für die Kristallglasur in der Manufaktur FÜRSTENBERG. Es wurde in die Technik investiert und alle nötigen Rohstoffe erworben. Horst Gottschaldt hatte sich zu einem leidenschaftlichen Kristallglasurkeramiker entwickelt, der mit großer Experimentierlust und Kreativität immer wieder neue Brennkurven erforscht, Rezepte variiert und erweitert und neue Farbpaletten auf Wandbildern, Schalen und Vasen bis zu einer Höhe von 80 cm komponiert. Die Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG und Horst Gottschaldt sind international auf Messen und in Galerien vertreten. Sie bekommen Aufmerksamkeit und Anerkennung von Fachleuten und Sammlern für die Einzigartigkeit ihrer Arbeit auf höchstem Niveau.

Werner Gnegel 1950 geboren in Marl, Nordrhein-Westfalen 1968-70 Töpferlehre, Gesellenbrief 1970-73 Arbeit als Geselle in Werkstätten der Gefäß- und Baukeramik 1973 sechs Monate Studienreise durch England, Schottland und Irland, keramische Praxis 1973-75 Zivildienst in der Krankenpflege 1975-80 Studium der Bildhauerei, Keramik und Design an der Kunsthochschule Kassel und Clay Dimensions in San Diego, USA 1978-79 Werkstudent der Glashütte Süßmuth, Immenhausen 1979-82 Werkstatt im Handwerkerhof Bad Karlshafen, gleichzeitig Aufbau einer eigenen Werkstatt in Grebenstein 1980-82 Aufbaustudium,Diplome als Designer und als Künstler seit 1982 Mitarbeit an der Kunsthochschule Kassel 1982-87 Mitarbeiter bei Prof. Hans Dobe in der Studienwerkstatt Keramik, nach dessen Pensionierung Übernahme der Leitung als „Lehrkraft für besondere Aufgaben“ 1993-95 Gastdozent an der Uni Paderborn/Abt. Höxter - FB Landschaftsarch./Gestaltung 2004 Gastprofessur am Nanjing Institute of Arts, College of Design, VR China; seither regelmäßige Besuche und Workshops an der Technischen Hochschule Dalian, Fachbereich Architektur und Kunst, und am Nanjing Institute of Arts.

Meine eigenen, hier vorgestellten Gefäßformen sind aus Fürstenberger Porzellanmasse, alle Schalen – Kraterschalen genannt – sind aus schamottiertem Fürstenberger Porzellan antstanden. Die Gefäßformen sind achsensymmetrisch auf der Töpferscheibe gedreht. Alle Stücke sind oxydierend im Elektroofen bei 1 340°C gebrannt worden. Wir wünschen, dass die Fürstenberger Porzellane mit Kristallglasur für viele KeramikerInnen Anregung sind, sich mit dieser erlebnisreichen Glasur zu beschäftigen und dass sie zu wunderbaren Ergebnissen kommen.

Werner Gnegel (links) und Horst Gottschaldt in der FÜRSTENBERG-Kristallerie, 2013 (Foto privat).

10 | 11 10

Kristallwunder_Layout.indd 10

06.05.13 12:26


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.