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Lichtenberg: Zeigt her eure Braunen Seite

Schlanders/Initiative Drususkaserne

Goldene Narben der Geschichte

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Wenn etwas zu Bruch geht, nicht mehr richtig funktioniert oder einfach aus der Mode gekommen ist, dann wird es durch Neues ersetzt, ganz egal ob es sich um Kleider, Gebrauchsgegenstände oder auch um Gebäude handelt. Erst langsam besinnen wir uns wieder darauf, Dinge zu reparieren, den Reiz der Geschichte und die Patina des Erlebten wieder wertzuschätzen. „Die Japaner kennen die Kunst der Reparatur in verfeinerter Form schon seit Jahrhunderten. Sie heißt Kintsugi, die Reparatur mit Gold“, weiß die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre Pichler. „In dieser Kultur bedeuten Beschädigungen und Gebrauchsspuren keinen Wertverlust. Sie gehören zum Gefäß. Es wird sorgsam geklebt und die Narbe mit Gold oder Silber veredelt. Das Gefäß geht aus dem Bruch noch wertvoller hervor.“

Für viele Einwohner Südtirols rufen die faschistische Besatzung und das Abtrennen von Tirol noch nach Jahrzehnten schmerzhafte Erinnerungen hervor. Der Bruch von damals wurde nicht vergessen und der Schmerz ging in das kollektive Gedächtnis über.

Geschichtliche Aufarbeitung brauchen wir, um als Gesellschaft mit diesem Schmerz leben zu können. Sie bewahrt uns vor dem Vergessen. Das Verneinen und Verdrängen kann vergangenes Unrecht nicht aufheben. Es führt nur zu Relativierung, verliert an Bedeutung und entschwindet nur scheinbar aus der Erinnerung. Mit dem Schleifen vieler faschistischer Denkmäler und Gebäude, hat man das Gefühl, als hätte es diese dunkle Zeit gar nicht gegeben. Viele der jungen Generationen erfahren nur noch im Geschichtsunterricht davon.

Auch die Drususkaserne in Schlanders ist vielen Menschen immer noch ein Dorn im Auge. Zu groß der Schmerz, den sie auch heute noch hervorruft. Aber vielleicht lernen wir, die Besatzung als eine Erfahrung mehr zu betrachten, ein Ereignis, das uns ungewollt definiert hat, Spuren und Narben hinterlassen hat. Diese Verletzungen haben uns noch wertvoller gemacht. Selten sieht man eine so lebendige Tradition und aktiv gelebtes Brauchtum wie in Südtirol mit seinen Musikkapellen, Schützenvereinen und anderen traditionellen Gruppen. Wenn der Widerstand groß ist, rücken die Menschen zusammen, stehen für das ein, was ihnen wichtig ist. Diese wertvolle Erfahrung prägt uns bis heute. Wir müssen nur noch den heutigen Wert dieser Risse erkennen.

Die Gebäudehülle der Drususkaserne bietet die einmalige Chance, Vergangenes aufzuarbeiten ohne die Opfer unserer Vorfahren in Vergessenheit geraten zu lassen. Innovative Inhalte haben die Sprengkraft, faschistisches Gedankengut definitiv zu besiegen und Brücken zwischen den Sprachgruppen innerhalb eines vereinten Europas zu bauen. Wir haben die Möglichkeit, unsere Narben mit Gold zu veredeln.

Die Initiative Drususkaserne setzt sich für die geschichtliche Aufarbeitung statt Verdrängung ein. Was ist eure Meinung zu diesem Thema?

Schreibt uns unter: idrukas@gmail.com

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Schlanders

Biodiversität im Fokus

Für mehr Biodiversität arbeiten Landwirte, Forstmitarbeiter, Imker und Gemeindevertreterinnen in Schlanders Hand in Hand. Es ist ein kleines Projekt mit großer Wirkung, das die Biodiversität in der intensiven Obstbaukultur fördert. Gemeinsam werden Hecken gepflanzt, Blühstreifen gesät und

Lesesteinhaufen mit Gehölz als Insektenhotel gebaut. So entstehen biologische Korridore, die eine vernetzte Landschaft fördern und Lebensräume für Nützlinge, Kleinlebewesen und Wildtiere wie Vögel und Insekten bieten. Im vergangenen Jahr nahm das Projekt seinen Anfang, am vergangenen 7. Mai wurde zum einen eine Bestandsaufnahme gemacht, zum anderen das Projekt weitergeführt.

Einig war man sich darin, dass das Ganze nicht „von heute auf morgen geht, sondern erste sichtbare Ergebnis in frühestens 5–10 Jahren zu erwarten sind.“ Das Aufräumen der Landschaft – in vielen Köpfen verankert – steht im Gegensatz zu Pflanzenvielfalt und Biodiversität. „Man weiß, wenn die Landschaft nicht aufgeräumt wird, dann ist die Pflanzenvielfalt da“, sagte Klaus Bliem vor versammelter Mannschaft. Dass muss auch in den Köpfen der Bevölkerung ankommen. Projekt für mehr Biodiversität an der ehemalige Vinschger Staatsstraße und heute Alte Landstraße.

Fotos: Angelika Ploner

Angeregt wurde das Projekt Biodiversität von Landwirt Rudi Tappeiner, in die Wege geleitet und vorangetrieben von Klaus Bliem, dem Stationsleiter der Forststation Schlanders und den beiden Referentinnen Monika Wielander und Christine Kaaserer. Kaaserer hat in mehreren Gesprächen mit den angrenzenden Landwirten, die dem Projekt vorausgegangen waren, den Boden für eine reibungslose Umsetzung bereitet. Realisiert wurde es schlussendlich von vielen Händen.

Damit ist das Projekt Biodiversität neben der Alten Landstraße in Schlanders ein Gemeinschaftswerk. (ap)

Prad/Thiersee

Nur alle 6 Jahre

Nur alle sechs Jahre finden die traditionellen Passionsspiele in Thiersee am Tor zu den Tiroler Alpen statt. Wenn am 12. Juni Premiere gefeiert wird, zeigen sich die Spiele in diesem Jahr komplett erneuert: Neuer Stücktext, neue Musik, neues Bühnenbild… die ZuschauerInnen dürfen sich auf eine überraschende Neuinszenierung freuen. „Nirgendwo sonst gibt es einen See, der so eng mit dem Ort und seinem Passionspiel verbunden ist, wie in Thiersee“ schwärmt der Schriftsteller und Literaturwissenschafter Toni Bernhart von der einzigartigen Lage des Passionshauses direkt am Thiersee. Der gebürtige Prader zeichnet auch für den neuen Stücktext der Thierseer Passionsspiele verantwortlich.

Die Passionsspiele Thiersee werden vom 12. Juni bis zum 2. Oktober aufgeführt. Infos: https://passionsspiele-thiersee.at/ Nauders/Martina

Wehranlage Ovella vor Fertigstellung

Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI): Betonierarbeiten am Einlaufbauwerk gehen in die Endphase.

Die Bauarbeiten auf der Wehrbaustelle in Ovella laufen derzeit auf Hochtouren. Die offizielle Inbetriebnahme ist nach achtjähriger Bauzeit für November 2022 geplant. Der künftige Stauraum erstreckt sich von der Wehranlage über eine Länge von 2,5 Kilometer bis zur Innbrücke in Martinsbruck-Martina. Das erstmalige Aufstauen des Inn ist im August geplant. Gleichzeitig werden die Maschinen im Krafthaus Ried/ Prutz gründlich getestet. Dieses umfangreiche Test- und Messprogramm erstreckt sich über mehrere Wochen. Im November wird die neue Anlage dann ans Netz gehen: Mit einer Leistung von 89 Megawatt werden jährlich rund 440 Gigawattstunden Strom Foto: Andreas Waldner erzeugt werden. Das entspricht dem Stromverbrauch von 90.000 Haushalten. Das Dotierkraftwerk in Ovella liefert zusätzlich rund acht Gigawattstunden Strom und geht voraussichtlich im Jänner 2023 in Betrieb. Das Laufkraftwerk sollte eigentlich planmäßig 2018 in Betrieb gehen. Unter anderem sorgten massive geologische Probleme beim Vortrieb des Triebwasserstollens für eine Verzögerung und einen Kostenanstieg von 461 auf 605 Millionen Euro. Es waren nach einem Steinschlag umfangreiche Sicherungsarbeiten auf der Wehrbaustelle in Ovella notwendig. Die Gesamtinvestitionskosten betragen aktuell rund 620 Millionen Euro. Allen voran gebe es einen Preisschub bei Stahl und Aluminium sowie durch die Corona-Pandemie Probleme bei den Lieferketten. (aw)

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