www.visavis.de • Heft 5/2007
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos: „Auch die Steuerzahler müssen vom Aufschwung profitieren und nicht nur der Fiskus.“
WAHLTARIFE
START-UPS
LOGISTIK
Der neue Wettbewerb unter den Krankenkassen senkt die Beiträge.
Der Zeitpunkt ist gut. Mit Franchising sicher in die Selbstständigkeit.
Standortvorteile werden zum Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb.
INHALT
Magazin
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Editorial; Managed Open-Source-Markt in Deutschland; IT-Standort Deutschland gefährdet; Blogs – mit dem Kunden auf Du und Du; dezentrale Strukturen; Mittelständler fühlen sich wohl in Deutschland; Duales System Deutschland spart Primärenergie.
Franchising
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Die Bedeutung von Franchising beim Start in die Selbstständigkeit wächst und wächst. Der Einstieg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft wird durch erprobte Geschäftsmodelle sehr erleichtert.
des europäischen Kontinents. Für den Standort sprechen die hohe Qualität der Arbeitskräfte, die gute Infrastruktur und die zentrale Lage.
Marché français
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Geschäfte zwischen dem Saarland und dem Nachbarn Frankreich obliegen einer langen Tradition. Die Saar-LB, das größte Kreditinstitut des Saarlandes, hat ihr Frankreich-Geschäft zu einem wichtigen Standbein ausgebaut.
Logistik IT
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Im DHL Innovation Center werden technologische Trends in den Bereichen Brief, Express und Logistik erforscht. Dabei stehen unter anderem Geodatensysteme, RFID-Etikettierung und Tracking & Tracing im Mittelpunkt.
Forschung
Drehscheibe bietet eine außerordentlich gute Basis für ein überproportionales Wachstum in einem expansiven Markt.
Digitales TV
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Die Zeit des analogen Fernsehens geht dem Ende entgegen, ab 2010 gibt es nur noch das digitale TV. Die neue Technik ermöglicht es Pay-TV-Anbietern, mehr Qualität ins Wohnzimmer zu bringen.
Vorsprung
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Der neue Trend des Fernsehens heißt Triple Play: Fernsehen, Telefonieren, Surfen – alles aus einer Hand. VDSL ist die neue Lösung.
Krankenkassen
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Überwiegt die neue Qualität oder sind neue Eingriffe in die Marktfreiheit zu befürchten? Die Folgen der gerade beschlossenen Gesundheitsreform lösen bei Verbänden und Experten eine kontroverse Diskussion aus.
Medizintechnik
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Demografischer Wandel und typische Wohlstandskrankheiten lassen die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen weiter ansteigen. Die Hersteller der Medizintechnikbranche können von dieser Entwicklung profitieren, wenn sie ihre Chancen richtig nutzen.
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Innovationsfreude und die geografische Lage im Herzen Europas sichern der deutschen Logistikbranche eine internationale Spitzenposition.
Standort Deutschland
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Das Land gehört zu den begehrtesten Wirtschafts- und Innovationsstandorten
Drehscheibe
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Duisburg zählt inzwischen zu den großen Logistikplätzen Europas. Die Logistik-
Managed Open Source für Deutschland Der Nutzen von Open Source wird immer mehr erkannt, es existiert kaum ein Unternehmen, kaum ein Verband, in dem nicht bereits im einen oder anderen Bereich Open Source Software eingesetzt wird. Doch bisher herrschte bei vielen Unternehmen noch immer der Gedanke vor, Open Source sei nicht professionell. Aber der Open-SourceSoftwaremarkt agiert mit Lösungen, die eine 100 %ige Herstellerunterstützung garantieren. So setzen die Anbieter z. B. auf die Themen Zukunftssicherheit und Investitionsschutz. In diesem Kontext hat der führende Open-Source-Anbieter für Enterprise Content Management Software, eZ Systems, mit seiner zu 100 Prozent herstellergestützten ECM-Lösung reagiert. Rund zwei Millionen Downloads kann eZ Systems bisher verbuchen, 150.000 Installationen sind weltweit im Einsatz. Die Company hat diverse Pakete für kleine, mittlere und große Unternehmen geschnürt. So kann z. B. die Instant Ver-
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sion eZ Publish now in ihrer Grundversion schon kurz nach der Installation auf dem Webserver zum Einsatz gebracht werden. Ralf Rutke, Geschäftsführer von eZ Systems Deutschland, betont: „eZ Publish ist heute die ‚Open Source ECMS‘-Alternative zu den führenden kommerziellen Systemen. Mit unserer Unterstützung für Crossmedia Publishing, Schnittstellen zu SAP, der integrierten Shop-Lösung, Dokumentenmanagement und „Media Asset Management“-Funktionen stehen wir den Großen dabei in nichts nach. Nicht umsonst setzen Unternehmen wie Prisma Presse, Edipress, das Schweizer Fernsehen, aber auch insbesondere der deutsche Mittelstand stärker auf uns. Entscheidend ist dabei, dass die Unternehmen zunehmend erkennen, dass das Thema Enterprise Content Management weit über reine Programme zur Webseitenverwaltung hinausgeht.“ Das Thema Barrierefreiheit dürfte sicherlich in naher Zukunft auch für Deutsch-
land und deutsche Webseiten von großem Interesse sein. Hier sollten sich vor allem öffentliche Einrichtungen angesprochen fühlen, die durch ez Publish eine barrierefreie Lösung erhalten. Gerade erst wurde die neue Version 3.9.2. zum Download freigegeben. www.ez.no
VORTEIL „eZ Publish ist die ‚Open Source ECMS‘-Alternative zu den führenden kommerziellen Systemen“, erklärt Ralf Rutke, eZ Systems Deutschland.
EDITORIAL
Die Richtung stimmt Rund um die Uhr informieren wir Sie mit topaktuellen Unternehmensnachrichten unter visavis.de.
Spezial-Dienstleister VISAVIS
im Gespräch mit FranzJoseph Miller, Geschäftsführer der time:matters GmbH, über Kurier-Sameday-Notfalllogistik. www.visavis.de/interviews
Logistikbranche Prof. Dr. Michael ten Hompel gibt einen umfassenden Ausblick auf die Zukunft der deutschen Logistikbranche. www.visavis.de/interviews
Wohin führt der Weg Deutschlands in der globalisierten Welt? Als starke Wirtschaftsnation erlebt das Land aktuell einen konjunkturellen Aufschwung, der durch starke Kraftzentren in den Bundesländern unterstützt wird. Diese halten ihre Spitzenposition, während weniger entwickelte Regionen im Wettbewerb aufholen und an Dynamik zulegen. Mit dem Titelthema „Perspektive Deutschland“ liefert diese Ausgabe Beobachtungen verschiedener Standorte. Neben aufstrebenden Regionen werden auch die Standorte vorgestellt, die auf dem Weg nach oben noch einige Hindernisse bewältigen müssen. Die Logistikbranche steht vor herausragenden Veränderungen, die Globalisierung der Produktion erzeugt wachsende Transportdistanzen, neue Kommunikations- und Integrationsanforderungen. Der weltweit verschärfte Wettbewerb erfordert effiziente Logistikkonzepte, die eine Sofortreaktion auf Kundenbedürfnisse realisieren können. Logistische Dienstleistungen reichen vom Warenversand über Lager- und Bestandsverwaltung, Beschaffungsorganisation und Qualitätskontrolle bis hin zur kompletten Steuerung ganzer Wertschöpfungsprozesse. Innova-
Blogs – mit dem Kunden auf Du und Du Wer wissen will, was Konsumenten denken, sollte einen Blick auf die zahlreichen neuen Blogs und Internet-Communities werfen. Verbraucher nutzen sie, um sich über Trends und Bedürfnisse zu unterhalten und ihr Wissen zu teilen. Das geht weit über Filme, Musik und Videospiele hinaus. Neben Computerproblemen werden Softwaretipps viel diskutiert. „Eine besonders hohe Glaubwürdigkeit genießen Shop-Wikis, bei denen Konsumenten ihre Erfahrungen über Produkte jeglicher Art einstellen“, sagt Prof. Dr. Peter Gentsch, Leiter CRM / Analytics bei der Business Intelligence Group. Häufig fehlt es noch am Bewusstsein, welchen Mehrwert Blogs bieten können. Unterneh-
men sollten Webtagebücher als kostenloses Stimmungsbarometer nutzen, um Informationen über die Sprache ihrer Zielgruppe zu erhalten. Eine manuelle Auswertung ist meist umständlich und zeitintensiv. Professionelle Verfahren wie Text Mining von SPSS sind effizienter, denn sie analysieren unstrukturierte Daten und filtern relevante Informationen über Konsumentenbedürfnisse heraus. Passen Unternehmen ihre Marketingkampagnen entsprechend an, profitieren sie von einem echten Wettbewerbsvorsprung. „Digitale Kommunikationsmedien wie Blogs sind ein deutliches Zeichen für die Emanzipation der Verbraucher“, so Michael Mors, Country Manager SPSS
NUTZEN „Blogs liefern Unternehmen Informationen aus erster Hand“, sagt Michael Mors, SPSS GmbH Software. GmbH Software. „Unternehmen sollten sich diese Informationsquelle zunutze machen, um wertvolle Informationen über die Zielgruppe aus erster Hand zu erhalten. Analyse-Tools helfen, aus diesen Daten valide und vorausschauende Aussagen für optimierte Marketingkampagnen abzuleiten.“ www.spss.de
tive Organisations- und Koordinationsstrategien stellt die Reportage Logistik IT vor. Auch der Medizintechnik und dem Gesundheitswesen stehen Veränderungen ins Haus. Als wichtige Zukunftsbranche des Landes profitiert die Medizintechnik in besonderem Maße vom demografischen Wandel. Auch die Bürgerinnen und Bürger können durch die Gesundheitsreform bares Geld im Tarifdschungel der gesetzlichen Krankenversicherungen sparen. Deutschland ist in Bewegung und Deutschlands Unternehmer sind es auch. Bleibt zu hoffen, dass die positiven Nachrichten möglichst häufig und lange die Konjunktur beflügeln und umgekehrt. Ihre Redaktion Verlagsanschrift: Auguststraße 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/ 3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, http://www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Schlussredaktion: Andreas Hodapp-Schneider; Redaktion: Bernhard Haselbauer, Christoph Blome, Oliver Hammel, Frank Grootens, Ellen Drechsler, Martina Sauer, Peter Hanser (Saarbrücken), Martina Bartlett-Mattis (Nürnberg), Ina Schmidt (London); Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Layout: Andreas Schnittker, Eric Cieslik, Christian Albert; Bildmaterial teilweise: www.photocase.com; www.pixelquelle.de; www.sxc.hu Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 7, 52156 Monschau; Geschäftsführer: Bernhard Haselbauer. Verbreitete Auflage: 135.000 Exemplare. 130.000 Exemplare liegen der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND bei. ISSN: 0942-8615; Konzeption und Marketing: newpublic communication KG, Bonn
IT-Standort Deutschland gefährdet Viele Unternehmer blicken dieser Tage sorgenvoll in die Zukunft, weil sie befürchten, dass ihr Bedarf an IT-Ingenieuren nicht mehr gedeckt werden kann. Dieses Ergebnis liefert eine aktuelle Studie, die der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) in Auftrag gab. Zwar steigt die Quote der Ingenieure an, doch das sinkende Bildungsniveau, vor allem in den Bereichen Mathematik und Physik, gibt Anlass zur Sorge. Noch besitzt Deutschland eine Spitzenposition in der Mikro-, Nano-, Medizin-, Automations- und Energietechnik, aber die Zeit drängt, da asiatische Länder in den nächsten Jahren weiter aufholen. Die Perspektiven des Standorts sind gut, dennoch gibt die Tatsache, dass viele Professoren der Informations- und Elektrotechnik Abiturienten deutliche Defizite in den naturwissenschaftlichen Fächern und Deutsch attestieren, zu denken. www.vde.com VISAVIS ECONOMY
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MAGAZIN
Dezentrale Strukturen Servicekultur Optimale Leistungsfähigkeit durch exzellente berufliche
Perspektiven und direkte Kommunikation. Bonn setzt in der Servicebranche Maßstäbe: Im ehemaligen Fernmeldeamt baut die Telekom-Tochter Vivento Customer Services (VCS) das Service Center der neuesten Generation. Hier prägt die Servicekultur die Leistungserbringung: Nicht nur Telefon-, sondern auch Backoffice-Tätigkeiten, Führung und Verwaltung sind in das Gesamtkonzept integriert. Dieses rückt den Mitarbeiter als zentralen Erfolgsfaktor der Servicequalität in den Mittelpunkt und richtet Immobilie, Personalqualifizierung, Kommunikation und Technik nach dessen Anforderungen aus. „Der Mitarbeiter ist Träger der Servicekultur“, betont Ralf Kosub, Leiter Marketing, Presse & PR. „Daher müssen alle Voraussetzungen erfüllt sein, die ihn zu konstant hoher Leistung und einem die Kunden begeisternden Verhalten motivieren, denn hier bestimmt die Servicekultur die Strukturen und nicht umgekehrt.“ Jürgen Stube, als Leiter Corporate Services für Immobilienmanagement verantwortlich, ergänzt: „Wichtiger Bestandteil der Servicekultur ist die Raumkultur, denn in dieser zeigt sich auch die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern. Um den Anspruch zu untermauern, Marktführer in Sachen Servicequalität zu sein, stimmen wir alle Parameter zu Arbeitsorganisation, Raumstruktur und Raumkonditionierung optimal aufeinander und auf die Bedürfnisse der Teams ab. Wesentlichen Einfluss auf die Konzentrationsund Leistungsfähigkeit haben die Raumparameter Licht, Lärm und Klima.“
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Seit April 2007 ist das Service Center der Zukunft in Betrieb: Hier sind Teamzonen – durch Glas und Schallschutzelemente abgeteilt – eingerichtet und die Steuerung der Raumparameter ist in die Möblierung integriert worden. Beispielsweise sind Kühlaggregate direkt in die Schallschutzelemente eingebaut, sodass in jeder Teamzone abhängig von Tageszeit, Tätigkeiten und physischen Bedürfnissen die Temperatur optimal reguliert werden kann. Dezentrale IT-Strukturen ermöglichen eine non-territoriale Aufteilung der Nutzfläche, sparen Raum und vermeiden Geräteemissionen. Gemeinsam genutzte Bereiche sind in die Laufwege integriert, sodass schneller Austausch und Abwechslung im Arbeitsrhythmus möglich sind. Gleichwohl bleiben die Arbeitsbereiche störungsfrei. Dort sitzen Team- und Abteilungsleiter bei ihren Teams und ermöglichen direkte Kommunikation und Führung. Stube erläutert: „Wir wollen mit diesem Raumkonzept alle demotivierenden Faktoren ausschalten und so einen neuen Benchmark setzen, der höchste Servicequalität erreicht und diese in einem austarierten Optimum mit bestmöglicher Kosteneff izienz und Produktivität verbindet.“
Um dies zu gewährleisten, ist eine Reihe von wissenschaftlichen Partnern in die Realisierung eingebunden worden. Diese erforschen die Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, die sich auf Produktivität, Qualität und Motivation auswirken, auch im Vergleich zu Nachbarstudios oder anderen Standorten. Gleichwohl sei dies kein reiner Forschungsstandort. Stube weiter: „Hier wird ganz normal gearbeitet – und wir wollen hier mehr noch als an anderen Standorten die Kundenvorgaben übererfüllen.“ Kornelia Debnar, Standortleiterin, erklärt die Anforderungen des Tagesgeschäftes im Bonner Service Center: „Wir haben in Bonn Projekte im telefonischen Inbound und im Backoffice. Non-territoriale Lösungen wie diese helfen uns enorm, da wir ein Höchstmaß an Flexibilität benötigen und Change-Prozesse durchführen. Je nach Projektanforderung und Tätigkeit bewegen sich die Mitarbeiter in zugewiesenen Teamzonen, wobei Kommunikations- und Regenerationszonen ergänzend zur Verfügung stehen. Mit wenig Aufwand haben wir zum Beispiel eine Sitzlandschaft und Besprechungstheken eingerichtet. Auch über die Farbwahl können wir Mitarbeiter einbinden und motivieren. Grundsätzlich ist das Raumprinzip auch hervorragend für herkömmliche Büroarbeit geeignet.“ „Zur Servicekultur der Zukunft gehören natürlich auch entsprechende Rahmenbedingungen“, hebt Kosub hervor. „Mitarbeiter sind wesentlich leistungsfähiger, wenn ihnen exzellente Qualifikation, berufliche Perspektiven und direkte Kommunikation geboten werden. Gerade die Unternehmenskommunikation – intern, aber auch extern – leistet einen erheblichen Beitrag zur Identifikation der Mitarbeiter. Wer stolz auf sein Unternehmen ist, arbeitet auch gerne dafür.“ Weitere Informationen unter: www.vivento-cs.de FLEXIBILITÄT Kornelia Debnar und Jürgen Stube erläutern die Anforderungen an moderne Service-Center.
Mittelständler fühlen sich wohl in Deutschland Zufrieden zeigt sich die Mehrheit deutscher mittelständischer Unternehmen mit der Standortpolitik der Bundesregierung. 67 Prozent der befragten Unternehmen bewerteten sie mit gut oder befriedigend, nur vier Prozent schrieben den Politikern ein Mangelhaft ins Stammbuch. Somit konnten sich die Zahlen im Vergleich zum Jahr 2006 um fast 20 Prozent verbessern. Zu diesem positiven Ergebnis gelangt das Mittelstandsbarometer 2007, das die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young anhand einer Umfrage unter 3.000 mittelständischen deutschen Unternehmen erstellte. Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young, bewertet die Zahlen so: „Die Politik hat erhebliche Anstrengungen unternommen, die bestehenden Nachteile des Standorts – ins-
besondere die hohe Steuerbelastung und hohe Lohnkosten – abzubauen.“ Die gestiegene Binnennachfrage, das erfolgreiche Agieren deutscher Unternehmen auf den Märkten der Welt, dazu den Abbau der Arbeitslosigkeit sieht Englisch als Hauptgründe für die Zufriedenheit und ergänzt, dass „deutsche Mittelständler wieder selbstbewusster geworden sind. Sie sehen nicht mehr nur die Nachteile des Standorts Deutschlands.“ Das Bundesland Nordrhein-Westfalen schnitt in puncto Zufriedenheit am besten ab, gefolgt von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Alle Bundesländer, mit Ausnahme von Brandenburg, konnten ihre Zahlen im Vergleich zum Vorjahr verbessern oder zumindest gleich halten. Weitere Informationen unter: www.ey.com
Recycling
Primärenergie eingespart Weil die Zahl der Trittbrettfahrer und Selbstentsorger weiter steigt und immer mehr Verkaufsverpackungen ohne Finanzierungsbeitrag in den Sammelgefäßen der dualen Systeme landen, ist die Finanzierung der haushaltsnahen Wertstofferfassung in Deutschland akut gefährdet. Dem Missbrauch Einhalt gebieten soll die Novelle der Verpackungsverordnung, über die seit Monaten beraten wird.
Erfolg im Franchisemarkt Franchisenehmer benötigen Spezialkenntnisse und Eigenkapital. Für Thorsten Müller müssen Franchisenehmer einige Voraussetzungen erfüllen. Der Franchise Manager Germany von Yum, das die Kette „Kentucky Fried Chicken“ betreibt, verlangt Erfahrungen aus dem Bereich Nahrungsmitteldienstleistungen, Bewirtungsgewerbe oder Einzelhandel, detaillierte Kenntnisse des regionalen Marktes und ein „langfristiges Interesse am Betreiben eines Franchiseobjekts“. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Erfahrungen in der Mitarbeiterführung sollten ebenso vorhanden sein wie die finanzielle Ausstattung: Bei einer Investition von 1,4 Millionen Euro pro Standort müssen die Franchisenehmer über ein Eigenkapital von mindestens 500.000 Euro verfügen. Aber auch Soft Skills sind gefragt. Thorsten Müller: „Wichtig ist für uns auch, dass es sich um Personen handelt, die sich um andere Menschen kümmern und unsere kulturellen Werte teilen.“ Die Franchisenehmer absolvieren ein sechsmonatiges Trainingsprogramm, bevor sie ein Restaurant eröffnen. Qualität wird großgeschrieben bei Yum: Deshalb dürfen nur kontrollierte Anbieter die Zutaten für die Produkte liefern, und die Restaurants werden einmal im Quartal von der internen Qualitätssicherung überprüft. Schließlich will das Unternehmen, das im vergangenen Jahr mit 46 Restaurants rund 63 Millionen Euro umsetzte, expandieren. Yum visiert vor allem die Ballungszentren München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Berlin an, ist aber auch
„in anderen Regionen für das Wachstum der Franchisepartner offen“. „In der nächsten Zukunft wird sich unsere Expansion auf Großstädte ab 100.000 Einwohner beschränken, da wir hier die Erfolgskriterien für unsere Standorte erfüllt sehen“, erläutert Müller. Das Unternehmen strebt nach seinen Worten ein Verhältnis von 20 Prozent firmeneigenen und 80 Prozent franchisebetriebenen Restaurants an. Langfristiges Ziel, so Thorsten Müller, sei es, in Deutschland, einem der wichtigsten Wachstumsmärkte für Yum, mit etwa 500 Restaurants vertreten zu sein. Weitere Informationen: www.yum.com
BINDUNG „Der Franchisenehmer muss ein langfristiges Interesse am Betreiben des Franchiseobjekts mitbringen“, erklärt Thorsten Müller, Yum Deutschland.
UMWELTBEWUSST Das Verpackungssystem der Duales System Deutschland GmbH spart jährlich insgesamt 1,7 Millionen Tonnen Treibhausgase ein. Dass die haushaltsnahe Wertstoffsammlung sich in Schwierigkeiten befindet, belegt die aktuelle Mengenstrombilanz der Duales System Deutschland GmbH (DSD), des Marktführers unter den dualen Systemen. Während die von DSD beauftragten Entsorger im Jahr 2006 mit 5,24 Millionen Tonnen mehr Verkaufsverpackungen gesammelt haben als 2005, sank die bei dem Systembetreiber lizenzierte Menge innerhalb eines Jahres um rund 500.000 Tonnen oder 12,2 Prozent. Gleichzeitig kletterte die Gesamtverwertungsquote um zehn Prozentpunkte auf 105 Prozent – DSD hat also mehr Verpackungen recycelt, als die Kunden angemeldet hatten. Ungeachtet dieser Wettbewerbsverzerrungen leistet das Verpackungsrecycling einen substanziellen Beitrag zur Umweltentlastung. So hat DSD im abgelaufenen Jahr etwa 76,5 Milliarden Megajoule Primärenergie eingespart – genug, um den Verbrauch von fast 1,1 Millionen Durchschnittshaushalten in Deutschland zu decken. Vermieden hat DSD zudem die Emission von 1,7 Milliarden Tonnen klimaschädlichen Treibhausgasen, so viel wie der Hin- und Rückflug von fast 3,6 Millionen Passagieren zwischen Köln / Bonn und Teneriffa erzeugen würde. www.gruener-punkt.de
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FRANCHISING
Neue deutsche Gründerkultur Franchising spielt beim Start in die Selbstständigkeit eine immer größere Rolle. Interessante und erprobte Geschäftskonzepte erleichtern den Einstieg in eine berufliche Zukunft mit Erfolg.
Trend
von Dr. Ralf Magagnoli elmut Neumann ist ein gefragter Mann. Seit Januar 2004 unterhält er im Herzen Frankfurts sein eigenes Mail Box Etc. Center, in dem er als Regionalmanager MBE-Franchisenehmern den Weg in die Selbstständigkeit ebnet. Der frühere Unternehmensberater erstellt mit seinen Schützlingen Businesspläne, unterstützt sie bei Finanzierungsgesprächen mit Banken und hilft bei der Standortsuche. Einmal im Monat bietet Neumann Interessenten eine „Openhouse-Veranstaltung“ mit Informationen rund um das Angebot von Mail Boxes Etc. an. Der Vorteil von Mail Boxes, so Neumann, sei, dass die Franchisenehmer gerade in der Startphase viel Unterstützung durch den Franchisegeber erhielten – eine Einschätzung, der
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sich Michael Sradnik, General Manager Franchise Development im Unternehmen, anschließt. Sradnik: „Die MBE-Partner erhalten umfangreiche Unterstützung bei ihrem Start in die Selbstständigkeit.“ Von zentraler Bedeutung seien dabei die Regionalmanager, die sich in erster Linie durch ihre „unternehmerische Denk- und Handlungsweise“ auszeichneten. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos rät Existenzgründern darüber hinaus, das umfangreiche Beratungsangebot des Bundes, der KfW-Mittelstandsbank und der Wirtschaftskammern zu nutzen. Ingrid MatthäusMaier, Sprecherin des Vorstandes der KfW Bankengruppe, versprach im Rahmen einer Gesprächsrunde mit Unternehmern, die das Wirtschaftsmagazin Impulse zum Thema Mittelstandsförderung veranstaltete, dass „die
KfW die durchleitenden Banken bei Programmen wie Startkapital und Mikrodarlehen nicht wie bisher zu 80, sondern zu 100 Prozent des Risikos entlasten wird“. Die KfW werde in diesen Fällen das Kreditrisiko selber prüfen und besonders kleinen Mittelständlern bei ihren Finanzierungsproblemen helfen. „Die Unterstützung des kleinen Mittelstands“ sei
Immer ein offenes Ohr für die Partner Mit einer umfangreichen Kooperation kommen Franchisenehmer auf Erfolgskurs. VISAVIS sprach mit Christoph Preuss, Leiter Shop Ver-
trieb und Verkaufsförderung. Was zeichnet Ihr Franchisekonzept aus? Unser System hat mittlerweile zwölf Jahre Franchiseerfahrung, und das ist in allen Bereichen zu spüren. Wir sind Franchiseexperten und wissen, worauf es
ERFAHRUNG „Unsere Franchisepartner erhalten von uns alles, um vom ersten Tag an erfolgreich durchzustarten“, verspricht Christoph Preuss, mobilcom / freenet AG.
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ankommt: eine intensive, faire Partnerschaft. Ideen und Anregungen finden immer ein offenes Ohr und erfahren dann auch eine schnelle Umsetzung.Wir legen nicht nur viel Wert auf einen guten Draht zwischen der Zentrale und unseren Partnern, sondern fördern auch den Austausch untereinander. Da ist eine starke Gemeinschaft herangewachsen, in der neue Mitglieder von Anfang an riesige Unterstützung bekommen. Aber natürlich kann ich Ihnen auch eine Reihe von klassischen Franchisevorteilen nennen wie risikoarmer Start, Marketing-Unterstützung, Schulungen, ein Franchisehandbuch – halt alles, was dazu gehört. Welche besondere Unterstützung erhalten neue Franchisenehmer? Unsere Partner erhalten von uns alles, um vom ersten Tag an erfolgreich durchzustarten: angefangen bei einem Besuch in der Zentrale, bei dem der neue Partner alle wichtigen Ansprechpartner persönlich kennenlernt, über eine Einarbeitungszeit im Shop bis hin zu einer Starterschulung, die das Handwerkszeug für den Alltag im Mobilfunkshop vermittelt. Der Start im eigenen Shop wird dann von unserem erfahrenen Außendienst begleitet und natürlich mit Marketing
und PR-Maßnahmen unterstützt. Last but not least erhalten unsere neuen Partner einen perfekt eingerichteten Shop, dem eine aufwendige Standortanalyse vorausgegangen ist. Ich bin versucht zu sagen: Da kann nix mehr schiefgehen. Über den eigentlichen Erfolg entscheiden aber natürlich das Verkaufstalent des Existenzgründers und der persönliche Einsatz im Shop. Wer Spaß am Verkaufen hat und Begeisterung für die Telekommunikationsbranche mitbringt, darf sich gerne bei mir melden. In 2007 haben wir noch Kapazitäten für 23 interessierte Menschen, die mit uns den Schritt in die Selbstständigkeit machen wollen. Welche Synergien ergeben sich für bestehende und potenzielle Franchisenehmer durch die Verschmelzung mit der freenet AG? Neben den Synergien, die sich für die organisatorischen Abläufe ergeben, liegen die Vorteile für unsere Partner im erweiterten Produktportfolio. Mehr noch: Nach der Fusion positioniert sich die freenet AG als Universalanbieter für die gesamte Produktpalette Mobilfunk, Festnetz und Internet. Gemeinsam mit unseren Partnern können wir den Trend zu Konvergenzprodukten optimal bedienen. www.mobilcom.de
„neben dem Klimaschutz einer der Förderschwerpunkte“ der Bankengruppe, so Matthäus-Maier. Michael Glos: „Der Bund stellt spezielle Förderprogramme zur Verfügung, die Existenzgründern und mittelständischen Unternehmen einen Anreiz bieten, die Hilfe externer Berater und Wirtschaftsorganisationen in Anspruch zu nehmen.“ Glos ist Schirmherr der Start-Messe in Nürnberg, die Jungunternehmer und solche, die es werden wollen, mit Tipps und Informationen versorgt. Im Mittelpunkt der unter anderem vom netzwerk|nordbayern, den mittelfränkischen Sparkassen, DFV, LfA Förderbank Bayern und KfW Mittelstandsbank organisier ten Veranstaltung stehen folgende Fragen: Worauf müssen die Gründer achten, welche Stolpersteine gibt es, welche Fördermittel stehen zur Verfügung? Besucher finden auf der Start-Messe eine Vielzahl an Anregungen und Gründungsideen; sie können sich mit Anbietern aus dem Franchisemarkt austauschen, die Konzepte hautnah erleben und auch kritisch hinterfragen. Die Akzentuierung des Franchisings auf der Messe liegt nahe, denn das aus den Vereinigten Staaten stammende Konzept findet zunehmenden Anklang im deutschen Markt. Nach Angaben des DFV setzte die Franchisebranche im vergangenen Jahr fast 38 Milliarden Euro um. Die Zahl der Franchisegeber stieg von 870 im Jahr 2005 auf 900, die Zahl der selbstständigen Franchisenehmer stieg um fünf Prozent auf über 51.000. Insgesamt waren 2006 429.000 Menschen in der Franchisebranche beschäftigt. Neben den bekannten Größen McDonald’s, WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
@
+ www.geschaeftsidee.de + www.start-messe.de + www.kfw-mittelstandsbank.de
OBI, Fressnapf oder Blume 2000 setzen auch andere Unternehmen auf diesen Vertriebsweg, zum Beispiel Yum. Der Betreiber der Restaurants „Kentucky Fried Chicken“ will in Deutschland, einem der „wichtigsten Wachstumsmärkte“, mit 500 Restaurants vertreten sein. Das Unternehmen, das sich auf die Ballungszentren in Deutschland und Städte ab 100.000 Einwohner konzentriert, strebt nach Aussagen des Franchise Managers Germany, Thorsten Müller, ein Verhältnis von 20 Prozent firmeneigenen und 80 Prozent franchisebetriebenen Restaurants an. Zu den Firmen, die Franchising
als Vertriebskanal auswählen, gehört auch mobilcom-freenet. Das Unternehmen, das Mitglied im DFV ist, kann auf fast zwölf Jahre Erfahrung beim Franchising zurückblicken und bietet Menschen mit „Spaß am Verkaufen und Begeisterung für die Telekommunikationsbranche“ gezielte Fördermaßnahmen. Christoph Preuss, Leiter Shop Vertrieb und Verkaufsförderung, nennt die Vorteile des Konzepts: risikoarmer Start, Marketing- und PR-Unterstützung, Schulungen, ein Franchisehandbuch, Standortanalysen. „Wir legen Wert darauf, dass die Rahmenbedingungen stimmen.“
Perspektive für Existenzgründer MBE bietet Regional-Managern eine spannende Aufgabe. Im Januar 2004 hat Helmut Neumann als Franchisenehmer sein eigenes MBE Center mitten in Frankfurt am Main eröffnet. Zugleich hat der gelernte Betriebswirt als Regional-Manager auch die Verantwortung für eine Region übernommen. Er ist dafür zuständig, im Rhein-Main-Gebiet bis Mannheim / Heidelberg neue MBE Franchisenehmer zu gewinnen – und sie bei ihrem erfolgreichen Start zu unterstützen. Dabei kann Neumann auf seine Erfahrung als Unternehmensberater zurückgreifen. „Das ist gerade der Vorteil bei MBE“, betont er, „dass die Franchisenehmer insbesondere in der Startphase, aber auch danach sehr viel Unterstützung bekommen und von den Erfahrungen anderer profitieren können.“ Etwa einmal im Monat gibt es eine „Openhouse-Veranstaltung“ für potenzielle MBE Franchisenehmer. In dieser Runde wird das spezielle Dienstleistungsangebot von Mail Boxes Etc. vorgestellt. „Am Anfang geht es um die Klärung der persönlichen Eignung und Neigung“, berichtet Neumann. „Denn der Schritt in die Selbstständigkeit ist eine Lebensentscheidung, die gut bedacht sein will. Manchmal führen die ersten Überlegungen durchaus auch zur Entscheidung: Nein, lieber nicht.“ Bei einem „Ja“ beginnt dann allerdings gleich die ganz konkrete individuelle Vorbereitung: Neumann unterstützt seine Schützlinge bei der Erstellung eines Businessplans und bei der Kontaktaufnahme mit Banken, um die Startfinanzierung zu sichern. Sobald die Bank grünes Licht gegeben hat, beginnt die Suche nach einem geeigneten Standort für das jeweilige MBE Center. Auch hier ist Neumann ein kompetenter Berater. „Das MBE Franchisesystem hilft einem vor allem auch dabei, Fehler zu vermeiden, die einem einzelnen, noch unerfahrenen Unternehmensgründer leicht passieren können.“
Ist das neue MBE Center mit einem Grand Opening feierlich eröffnet, bleibt der direkte Draht bestehen. „Ich halte telefonisch Kontakt und setze mich mit jedem einzelnen Franchisenehmer auch regelmäßig zusammen“, berichtet der Regional-Manager. „Dann besprechen wir, wie alles läuft, ob es Probleme gibt, wie das Geschäft ausgeweitet werden könnte etc.“ Seiner Erfahrung nach braucht man vor allem für die Neukundenakquisition eine gewisse Konsequenz und Routine. „Es kommt zum Beispiel vor, dass jemand einen sehr erfolgreichen Monat hinter sich gebracht hat, aber vor lauter Arbeit nicht dazu gekommen ist, sich um Aufträge für den nächsten Monat zu kümmern.“ Neumanns Rat: Regelmäßig akquirieren – und sich dafür im Alltag in Absprache mit den Mitarbeitern Schritt für Schritt den erforderlichen Freiraum schaffen. www.mbe-de.de
VORTEILHAFT „Franchisenehmer erhalten vor und nach Eröffnung ihres MBE Centers sehr viel Unterstützung“, berichtet Helmut Neumann, Regional-Manager bei MBE.
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FÖRDERUNG „Die Unterstützung des kleinen Mittelstandes ist neben dem Klimaschutz einer unserer Förderschwerpunkte“, so Ingrid Matthäus-Maier, KfW.
Auch CaloryCoach hat den Nutzen des Vertriebswegs Franchising entdeckt. Die Abnehminstitute haben sich auf Ernährungsberatung und Bewegung für Frauen spezialisiert. Innerhalb von knapp zwei Jahren konnte das zweieinhalb Jahre alte Unternehmen die Zahl der Franchisenehmer auf 80 steigern. Jeden Monat kommen sechs bis acht Standorte neu hinzu. Weitere Franchisenehmer werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesucht. Mittlerweile ha-
ben auch Beratungsgesellschaften das Potenzial des Franchisings erkannt. Die seit 1983 bestehende Unternehmensberatung Eckhold & Klinger, Mitglied im BDU, betreut Firmen in Sachen Franchising. Laut Eckhold & Klinger liegen die größten Erfolge der Beratungsbegleitung in der Einführung ausländischer Systeme auf dem deutschen Markt und in einem speziellen Rekrutierungsverfahren mit einer Gründungsquote von über 50 Prozent. Die Unternehmensberatung übernimmt aber auch den Export von Franchisesystemen ins Ausland, die Umwandlung von klassischen Vertriebs- in Franchisesysteme, die Gründung eines Pilotbetriebes und dessen Begleitung, den Systemausbau und die Systemoptimierung sowie alle begleitenden Maßnahmen wie etwa Konformitätsprüfungen, Einhaltung der Fördermittelbestimmungen oder die Gestaltung der Franchiseverträge. Franchising – ein Markt mit Perspektiven, für Existenzgründer auf jeden Fall ein Konzept, das sie prüfen sollten. Wie auch in anderen Bereichen empfehlen die Experten, umfassende Informationen über den Franchisegeber einzuholen. Ebenso wichtig ist
RATGEBER Der jährlich erscheinende Katalog „Franchise-Chancen“ aus dem Verlag für die deutsche Wirtschaft listet 896 Franchise-Systeme ausführlich auf.
die Klärung der Frage, ob die Gründer über Kompetenzen auf den jeweiligen Gebieten verfügen. Und schließlich steht und fällt der Erfolg des Franchisenehmers mit seinem Verkaufstalent. Helmut Neumann bezeichnet die Neukundenakquisition als vorrangig. Sein Rat an die Jungunternehmer: „Regelmäßig akquirieren – und sich dafür im Alltag in Absprache mit den Mitarbeitern Schritt für Schritt den erforderlichen Freiraum schaffen.“
Gemeinsamer Erfolg durch motivierte Partner „Servicewüste“ Deutschland bietet ein hohes Potenzial für spezialisierte Dienstleister. Im Gespräch: Michael Sradnick, General Manager Franchise Development bei Mail Boxes Etc. (MBE) Welches Konzept liegt Ihrem erfolgreichen Franchisesystem zugrunde? Für Dienstleistungen rund um Verpackung und Versand, Grafik und Druck gibt es in der „Servicewüste“ Deutschland einen wachsenden Markt. Viele Unternehmen wollen oder müssen Arbeiten an externe Dienstleister auslagern, um mehr Zeit für ihr Kerngeschäft zu haben. MBE hat in Deutschland bereits ein flächendeckendes Netzwerk von 100 Centern aufgebaut. Wir sind auf die besonderen Bedürfnisse von Geschäftskunden spezialisiert. Dabei geht es um Schnelligkeit ebenso wie um Qualität und Vertrauen. MBE ist die „Hotline“, der Problemlöser für den Kunden. Welche Besonderheiten zeichnet Ihr Unternehmen als Franchisegeber aus? Mail Boxes Etc. ist mit über 5.500 Centern weltweit das größte Franchisenetzwerk seiner Art und bereits seit 25 Jahren erfolgreich etabliert. Wir haben starke Partner an unserer Seite – wie UPS und Canon – und sind Mitglied im Deutschen Franchise-Verband
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(DFV). Für unser Franchisesystem und unsere Dienstleistungen erhielten wir mehrfach bedeutende Auszeichnungen und Preise. Unsere besondere Dienstleistungskombination wird überall stark nachgefragt. So feiern wir am 24. Mai 2007 in Ingolstadt voller Stolz die Eröffnung des 100. MBE Centers. Bis zum Jahr 2012 sind rund 700 Center geplant.
SERVICE Michael Sradnick, Mail Boxes Etc. Deutschland, hat bereits 100 MBE Center eröffnet, deren Dienstleistungen bundesweit stark nachgefragt werden.
Welche Rolle spielen die Regional-Manager? Sie kümmern sich intensiv um die Betreuung von Franchise-Interessenten, halten engen Kontakt zu den bereits laufenden Centern, kümmern sich um den Know-how-Transfer und Fragen aller Art. Da die Regional-Manager auch ein eigenes Center betreiben,wissen sie,wie man das Geschäft erfolgreich führt. Welche Eigenschaften zeichnen einen erfolgreichen Regional-Manager aus? Sie überzeugen in erster Linie durch ihre unternehmerische Denk- und Handlungsweise. Dazu kommt natürlich die Begeisterungsfähigkeit für den innovativen Dienstleistungsmix. Ein Regional-Manager sollte sich zudem durch hohe Teamführungskompetenz auszeichnen und gut organisiert sein. In welchen Regionen liegen Ihre größten Entwicklungspotenziale? Für Regional-Manager bieten sich vor allem in den Ballungsräumen Köln, Düsseldorf und Dortmund, Hamburg, Hannover, Bremen und Leipzig hervorragende Chancen. Für Franchisenehmer besteht noch in ganz Deutschland ein hohes Potenzial. Weitere Informationen unter: www.mbe-de.de
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Standort Deutschland Aufschwung Deutschland gehört zu den begehrtesten Wirtschafts- und Investitionsstandorten in Europa. Dank nachhaltiger Standortförderung profitieren auch Regionen im Osten. von Dr. Ralf Magagnoli ie Lage ist noch besser als die Stimmung. Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Wachstumszahlen für dieses Jahr auf 2,3 Prozent nach oben korrigiert. Die Handelsbilanz schloss im vergangenen Jahr mit einem Überschuss von rund 160 Milliarden Euro. Die Bundesregierung hofft, im kommenden Jahr einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen. Und der Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft, das Konjunkturbarometer, ist im April weiter gestiegen. Die Unternehmen in Deutschland beurteilen ihre aktuelle Geschäftssituation und die Erwartungen für das nächste halbe Jahr noch besser als im Vormonat März. Deutschland profitiere „in besonderer Weise von der überschäumenden Investitionsbereitschaft, die sich wegen der Spezialisierung unseres Landes stärker als in den anderen europäischen Ländern auf die Konjunktur auswirkt“, so Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München. Eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young zu den weltweit attraktivsten Investitionsstandorten – dabei wurden Führungskräfte aus 1.019 Unternehmen aus den Branchen industrielle Fertigung, Automobilbau und Energie, Konsumgüter, Dienstleistungen, Hightech und Telekommunikation befragt – sieht Deutschland als Investitionsstandort zwar hinter den Vereinigten Staaten und China, aber vor Großbritannien, Frankreich, Spanien, Polen, Ungarn und Tschechien. Seit Mitte der 90er-Jahre haben ausländische Unternehmen mehr als 400 Milliarden Dollar in Deutschland investiert. Für den Standort sprechen die hohe Arbeitsqualität, die gute Infrastruktur und die zentrale Lage in Europa. Nach Angaben des Präsidenten der Am Cham Germany, Fred B. Irwin, konnten 72 Prozent der amerikanischen Unternehmen ihren Umsatz im vergangenen Jahr steigern. Innerhalb Deutschlands gibt es aber nach wie vor große Unterschiede sowohl in puncto In-
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vestitionen als auch in puncto wirtschaftliche Entwicklung. Dies belegt der Zukunftsatlas des Schweizer Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos. Bayern und Baden-Württemberg sind nach wie vor Spitzenreiter. Ostdeutschland holt auf – vor allem Städte wie Dresden, Potsdam oder Jena spielen in der gleichen Liga mit wie Topregionen im Westen. Dennoch, so der Geschäftsführer der Prognos AG, Christian Böllhoff, lägen „Licht
und Schatten im Osten dicht beieinander“. „Die Fortschritte im Osten sind da, aber sie sind leider sehr punktuell.“ Böllhoff kommt zu dem Ergebnis: „Insgesamt ist der Osten nicht über den Berg.“
Nachhaltige Politik Was aber sind die Faktoren, die einen guten Wirtschaftsstandort ausmachen und damit für nachhaltiges Wirtschaftswachstum sorgen? Laut der Untersuchung von Ernst & Young sind die wichtigsten Faktoren Transport und Logistik, Arbeitskosten, potenzielle Produktivitätszuwächse, Infrastruktur und Telekommunikation, politische Stabilität und Rechtssicherheit,
Steuerlast, die Attraktivität des Binnenmarktes, die Flexibilität des Arbeitsrechts und das soziale Klima. Bei den Handlungsempfehlungen ausländischer Unternehmen an die deutsche Politik steht der Bürokratieabbau an erster Stelle, gefolgt von der Implementierung einer auf Wachstum und Langfristigkeit ausgerichteten Wirtschaftspolitik, Steuersenkungen, der Flexibilisierung des Arbeitsrechts, der Verringerung der Sozialabgaben,
der Schwerpunktsetzung bei den Spitzentechnologien und der Projektförderung, der Verbreitung einer positiven Grundstimmung, der Verbesserung der Finanzierungsbedingungen für Mittelstand und Handwerk, der „Implementierung eines familienfreundlichen Klimas“ und dem Aufbau international wettbewerbsfähiger Universitäten. Zusammenfassend lässt sich feststellen: Bürokratieabbau, eine langfristige wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik, die Qualifizierung von Arbeitskräften, Investitionen in Forschung und Entwicklung und die Förderung einer Gründerkultur zeichnen einen guten Wirtschaftsstandort aus. Kein Wunder, dass sich die BundesVISAVIS ECONOMY
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EMPFEHLUNG „Auch die Steuerzahler müssen vom Aufschwung profitieren und nicht nur der Fiskus“, fordert Bundeswirtschaftsminister Michael Glos.
regierung insbesondere den Abbau von bürokratischen Belastungen für junge Unternehmen und den Mittelstand auf die Fahnen schreibt. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos: „Im Rahmen des Ersten Mittelstandsentlastungsgesetzes wurden bereits 16 Sofortmaßnahmen umgesetzt, die den Unternehmen das Leben erleichtern sollen. Beispielsweise wurde die steuerliche Grenze für die Buchführungspflicht von 350.000 auf 500.000
Euro angehoben.“ Außerdem, so Glos, habe die Bundesregierung beschlossen, die Bürokratielasten bis zum Jahr 2011 um 25 Prozent zu senken und die Fördermittel für den „innovativen Mittelstand“ um zehn Prozent aufzustocken. Nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministers muss das Jahr 2009 dazu dienen, strukturelle Defizite (im Staatshaushalt) zu beseitigen. Gelinge dies, gelte es über weitere Schritte wie die Einkommensteuersenkung nachzudenken. „Als vordringlich erachte ich hierbei die Eindämmung der schleichenden Progression“, erklärt Glos. Er fordert: „Auch die Steuerzahler müssen vom Aufschwung profitieren und nicht nur der Fiskus.“
Moderne Clusterpolitik Eine immer größere Rolle bei einer nachhaltigen Wachstumspolitik spielen sogenannte Cluster, Zusammenschlüsse von Politik, Verwaltung, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen. Der Aufbau von Clustern wird in der Wirtschaftsförderung als „aktive Innovationsförderung“ bezeichnet. Sie dienen dazu, über den wech-
VORTEIL Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, ifo: „Deutschland profitiert stärker als andere europäische Länder von der überschäumenden Investitionskonjunktur.“
selseitigen Austausch von Informationen Innovationen voranzutreiben. Zu den Pionieren moderner Clusterpolitik zählt das Land Bayern. Unter den zehn Standortfaktoren werden neben der „Toplage im Zentrum Europas“, den leistungsfähigen unternehmerischen Partnern, der modernen Energie-, Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur auch zukunftsfähige Hightech-Cluster genannt. Mit einer Cluster-Offensive will das
Selbstständigkeit stärkt Regionalwirtschaft Die Gründungsakademie Rhein-Sieg qualifiziert Existenzgründer und junge Unternehmer. Existenzgründungen werden für die gesamtwirtschaftliche und die regionale Entwicklung immer wichtiger. Sie schaffen Arbeitsplätze, treiben den Strukturwandel und Innovationen voran und sorgen dafür, dass der marktwirtschaftliche Wettbewerb an Kraft und Dynamik gewinnt. Für den Rhein-SiegKreis, mit rund 600.000 Einwohnern der zweitgröß-
ERFOLGSMODELL Dank einer nachhaltigen kommunalen Wirtschaftsförderung verzeichnen die Gewerbegebiete wie in Rheinbach hohe Zuwachsraten.
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te Kreis Deutschlands, sind Existenzgründungen von besonderer Bedeutung. 99 Prozent der Betriebe im Kreis gehören dem Mittelstand an, und diese Firmen stellen 92 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Aufgrund dieser ausgeprägt mittelständischen Struktur hängt die wirtschaftliche Entwicklung in hohem Maße von der Gründungsdynamik und den Gründungserfolgen ab. Seit 1998 wurden im Kreis 42.280 Betriebe gegründet, dem stehen 32.757 Gewerbeabmeldungen gegenüber. Insgesamt sind also seither rund 10.000 Gewerbebetriebe zusätzlich am Markt. Damit liegt der RheinSieg-Kreis auf Rang fünf unter den 437 kreisfreien Städten und Kreisen in Deutschland und auf Rang eins unter allen Kreisen Nordrhein-Westfalens. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Existenzgründungen ist die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen eine vordringliche Aufgabe. Mit dem Projekt „Gründungsfreundlicher Rhein-SiegKreis“ hat die Kreiswirtschaftsförderung ein konzertiertes Bündel von Maßnahmen ergriffen, das an den typischen Schwachstellen bei der Unternehmensgründung ansetzt. Das Konzept umfasst folgende
Bausteine: finanzielle Förderung von Existenzgründungen, Ansiedlung von Ausgründungen aus Hochschulen sowie als zentrale Säule die Gründungsakademie Rhein-Sieg mit der Qualifizierung von Existenzgründern und jungen Unternehmern. Untersuchungen haben gezeigt, dass Informationsmängel der Hauptfaktor bei einem Scheitern sind. Im Rahmen des Akademieprogramms bietet die Kreiswirtschaftsförderung ein konzertiertes Paket von Qualifizierungsveranstaltungen an. Ziel ist, das latent vorhandene Gründungspotenzial besser auszuschöpfen, Gründer durch Kompetenzvermittlung besser vorzubereiten und junge Unternehmen im Aufbau zu unterstützen. Das Angebot der Gründungsakademie besteht aus über 80 Veranstaltungen im Jahr und stellt neben der Vermittlung von Sachwissen die Unternehmerpersönlichkeit und ihre Potenziale in den Mittelpunkt. Zusammen mit den anderen Maßnahmen trägt sie dazu bei, dass für mehr Menschen in der Region die Selbstständigkeit eine berufliche Alternative darstellt und das regionalwirtschaftliche Wachstumspotenzial noch stärker zur Entfaltung gebracht wird. Infos: www.gruendungsakademie-rhein-sieg.de
Land Bayern die Potenziale aus Wirtschaft und Wissenschaft in 19 definierten Branchenund Kompetenzclustern landesweit vernetzen. Dabei wird zwischen Hightech-Clustern wie Biotechnologie, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und Umwelttechnologie, produktionsorientierten Clustern wie Sensorik und Leistungselektronik, Chemie, Automotive, Medien und Logistik und Querschnitttechnologien wie Nanotechnologie, Mechatronik und Robotik sowie neuen Werkstoffen unterschieden. Hauptaufgaben der Zusammenschlüsse sind nach Angaben der bayerischen Staatskanzlei „Aufbau und Pflege eines Kontaktnetzes zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbänden, Kapitalgebern, Förderinstituten und anderen Akteuren des jeweiligen Clusters“. Zu den Nutznießern des Austausches gehört auch das Fraunhofer IZM, das sich der Entwicklung von „mobilen, robusten und einfach zu bedienenden Systemen und Sensoren“ verschrieben hat. Die Biosensoren sollen in ihren Einsatzgebieten die Aufgaben der klassischen biochemischen Analytik sowie der klinischen Diagnostik übernehmen. Im Rahmen eines von der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Verbundprojekts war das Fraunhofer IZM maßgeblich an der Entwicklung eines Protein-Biochipsystems beteiligt. Das System erlaubt es, komplexe und nicht eindeutige Krankheitsbilder ohne Nutzung eines modernen Zentrallabors schnell und umfassend zu diagnostizieren. Clusterbildung ist eines der Instrumente der Wirtschaftsregion Südwest. Der Region um Lörrach und Waldshut, im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz gelegen, geht es um Standortmarketing, Standortentwicklung und regionale Netzwerke sowie Serviceangebote. Ein Beispiel für die grenzüberschreitende Vernetzung von Unternehmen und Kommunen in derselben Branche oder derselben Teilregion ist das Bio Valley, ein „typisches trinationales Cluster“. Weitere Beispiele sind das Aluminiumforum Hochrhein, der Initiativkreis Oberes Wiesental und der Badische Einkaufskorb für Firmen aus der südbadischen Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Ein besonderes Augenmerk richten die Verantwortlichen in der Wirtschaftsregion, in der zahlreiche Schlüsselbranchen wie die Automobilzulieferindustrie, die Chemie- und Pharmabranche vertreten sind, auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ein „weicher“, aber dennoch wichtiger Faktor der Standortentwicklung.
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Berlin geht neue Wege Förderung Mit Darlehen, Beteiligungen und Garantien geht Berlin gemein-
sam mit den Geschäftsbanken neue Wege in der Mittelstandsfinanzierung. Das Umfeld für die Förderbanken in Deutschland hat sich gewandelt. Überall unterliegen die Elemente der Förderung einer kritischen Überprüfung. Strategien, Strukturen und Maßnahmen werden durch die jeweiligen Eigentümer auf Transparenz, Effektivität und Effizienz genau durchleuchtet. Deshalb heißt die Maxime Darlehen, revolvierende Fonds, Beteiligungen und Garantien statt Subventionen und verlorene Zuschüsse. Um vor diesem Hintergrund ihre zentrale Aufgabe, die Mittelstandsfinanzierung, erfolgreich wahrnehmen zu können, haben sich die Institute neu aufgestellt. Begünstigt durch ihre Regionalkompetenz haben sie ihr Förderinstrumentarium modernisiert und speziell auf die Kunden in ihren jeweiligen Regionen abgestimmt. Beispiel Berlin: Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung stehen die kleinen und mittleren Unternehmen im Fokus des Geschäftes der Investitionsbank Berlin (IBB). Als Förderbank des Landes legt die IBB ein besonderes Augenmerk auf Unternehmen, die in den Kompetenzfeldern Berlins, nämlich Biotechnologie, Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie (einschließlich Medien), Verkehr und Mobilität sowie optische Technologien, tätig sind. Ganz wesentlich für das Geschäft der Förderbanken sind eine hohe Transparenz der Produktpalette sowie moderne Vertriebswege. Der Vertriebsweg Internet spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. Hinzu kommen intelligente Kombinationen von eigenen Produkten mit denen von anderen Kreditinstituten oder Förderbanken. Vor diesem Hintergrund arbeitet die Investitionsbank Berlin eng mit den in der Hauptstadt ansässigen Geschäftsbanken zusammen. Diese Zusammenarbeit bietet sowohl die Grundlage für die Erweiterung des darlehens- und beteiligungsbasierten Fördergeschäfts als auch einen neuen Vertriebsweg. Günstige Refinanzierungsmöglichkeiten sowie ergänzende Kredite, Beteiligungen und Garantien der Investitionsbank Berlin schaffen die Möglichkeit, gemeinsam
AUTOR Prof. Dr. Dieter Puchta, Vorsitzender des Vorstandes der Investitionsbank Berlin (IBB), empfiehlt gezielte Förderung statt Subventionen.
mit den Geschäftsbanken Mittelstandsfinanzierungen anzubieten, die ein Partner allein nicht darstellen könnte. Von wachsender Bedeutung ist, wie es den Förderbanken gelingt, mit ihren Produkten den sich ständig wandelnden Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden. Die Investitionsbank Berlin ist hier auf gutem Wege. Mit monetären Förderprodukten orientiert sie sich klar am Unternehmenslebenszyklus ihrer Kunden. Deshalb und um die Übersicht für die Kunden zu verbessern, hat die IBB ihre Förderprodukte entsprechend den Phasen des Unternehmenslebenszyklus in den drei Produktfamilien „IBB Berlin INTRO“, „IBB Berlin INVEST“ und „IBB Berlin INTAKT“ zusammengefasst. Während IBB Berlin INTRO vor allem Produkte für Existenzgründer bereithält, wendet sich die Produktfamilie IBB Berlin INVEST im Wesentlichen an Unternehmen, die die Phase der Gründung bereits hinter sich haben. In der dritten Produktfamilie des Instituts, IBB Berlin INTAKT, finden Unternehmen mit akuten Liquiditätsproblemen, aber positiven Zukunftsaussichten Angebote, die ihnen helfen, diese Engpässe zu überwinden. Weitere Informationen im Internet unter: www.ibb.de
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Schwerpunkt Nanotechnologie Auch das Saarland setzt auf Clusterpolitik. Ein Beispiel ist das aus dem BioProfileWettbewerb des BMBF hervorgegangene interdisziplinäre Netzwerk NanoBioNet, das in jüngster Zeit zu einem Exzellenzzentrum der Nano- und Nanobiotechnologie geworden ist. Das 2002 gegründete Netzwerk NanoBio Net, zu dem auch das Herzstück nanotechnologischer Kompetenz im Saarland, das Leibniz-Institut für Neue Materialien INM zählt, ist eine Plattform von 90 Mitgliedern – Hochschulen, Kliniken, Forschungsein-
richtungen und Unternehmen aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Da aus Sicht der Verantwortlichen das Thema Nano- und Nanobiotechnologie noch lange nicht ausgeschöpft ist, ja die „wirklich großen Durchbrüche noch bevorstehen“, haben saarländische Unternehmen mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar die Initiative „Saarland Empowering Nano“ gegründet, deren Ziel der Ausbau der Führungsrolle in dieser Technologie ist. Im Saarbrücker Science Park arbeiten 25 junge Firmen der entsprechenden Technologien, darunter auch einige börsennotierte Unternehmen. Neben der Nanotech-
Tagen auf höchstem Niveau Mecklenburg-Vorpommern ist ein Standort mit Perspektive. Land der Seen und einer endlosen Ostseeküste. Für seine landschaftlichen Reize ist Mecklenburg-Vorpommern schon lange bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, dass es sich dank seiner hervorragenden touristischen Infrastruktur auch als exzellenter Tagungs- und Kongressstandort eignet. Kennzeichnend dafür ist das Top-Ereignis des Jahres, der G8-Gipfel im Juni in Heiligendamm. Die international erhöhte Aufmerksamkeit und die Chance sich auch im Ausland zu präsentieren, möchte Bernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern nutzen: „Wir wollen mehr internationale Tagungen ausrichten. Mit dem G8-Gipfel beweisen wir, dass wir das können. Mecklenburg-Vorpommern bietet viele moderne, unverbrauchte und ganz spezielle Plätze, die sich für Tagungen eignen – angefangen von Schlössern und
GIPFELTREFFEN Im Juni 2007 ist das Hotel Kempinski Heiligendamm Tagungsort des G8-Wirtschaftsgipfels der führenden Industrienationen.
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Herrenhäusern über Bauten der Backsteingotik und Bäderarchitektur bis hin zu Schiffen.“ Neben dem Kempinski Hotel in Heiligendamm glänzen u. a. die Yachthafenresidenz Hohe Düne, das SAS Radisson in Rostock, das Badehaus Goor auf Rügen und das aus dem 14. Jahrhundert stammende Gut Gremmelin bei Güstrow, das letztes Jahr zu Deutschlands bestem Klausur-Tagungshotel gewählt wurde. Um die Destination zu stärken, wurde schon vor einem Jahr der Tagungspool „Meet MV“ eingerichtet, der die Bandbreite der Tagungsdestinationen in Mecklenburg-Vorpommern abbildet. Insgesamt sind dort 45 Anbieter verzeichnet, darunter Incentive-Agenturen, Tourismusverbände und Hotels. Analytische Unterstützung erfährt der Pool durch die Installation eines Tagungsbarometers, das statistische Daten zu den Tagungen erfasst und auswertet. Das Engagement des Tourismusverbandes wird vom Europäischen Institut für Tagungswirtschaft an der Hochschule Harz in einer Prognose bestätigt, die davon ausgeht, dass in den östlichen Bundesländern der nationale und auch der internationale Tagungs- und Veranstaltungsbereich von allen touristischen Segmenten am stärksten wachsen kann. Nach einer Studie des auf Tagungsreisen spezialisierten Marketing Tourismus Service Instituts (MTS) beträgt der Jahresumsatz im Tagungstourismus derzeit 500 Millionen Euro und damit schon zehn Prozent des Gesamtumsatzes im Tourismus im Land. Laut MTS liegen Mecklenburg-Vorpommerns Potenziale im Tagungsbereich vor allem im skandinavischen Raum, aber durch die modernisierte Infrastruktur und verbesserte Erreichbarkeit per Auto, Bahn und Flugzeug wird das Land auch darüber hinaus immer attraktiver. Weitere Informationen: www.auf-nach-mv.de und www.meet-mv.de
POTENZIAL „Die Fortschritte im Osten sind da, aber sie sind leider sehr punktuell“, sagt Christian Böllhoff, Geschäftsführer der Schweizer Prognos AG.
nologie werden im Cluster „biokom.saarland“ auch andere Zukunftsschwerpunkte wie die Kryobiotechnologie mit der EuroCryo-Zellbank des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) oder die Pharmazeutische Biotechnologie gefördert. Die Erfolge können sich sehen lassen: Zwischen 1999 und 2006 betrug das Wirtschaftswachstum an der Saar real 11,6 Prozent – bundesweit Platz vier hinter Bayern, Sachsen und Hamburg. Der Strukturwandel des einstigen Kohle- und Stahlproduzenten zum Spitzentechnologieland scheint gelungen. Das Institut der deutschen Wirtschaft zeichnete das Saarland als wirtschaftlich dynamischstes Bundesland aus; die EU verlieh dem zweitkleinsten Bundesland 2004 den europaweiten European Regional Awards. Die Saarländer profitieren auch von der Nähe zu Frankreich, Luxemburg und Belgien. Zusammen mit dem Kleinstaat Luxemburg, der französischen Region Lothringen, dem Trierer Raum und der Westpfalz hat sich das Saarland zur Region SaarLorLux zusammengeschlossen, um die wirtschaftliche Integration zwischen den Teilregionen sowie die Standortqualität der Region SaarLorLux weiter zu fördern. Zu den Zielen des Zusammenschlusses gehören unter anderem der weitere Ausbau der grenzüberschreitenden Handels- und Investitionsbeziehungen, der sukzessive Abbau verbleibender administrativer Hemmnisse im Wirtschaftsverkehr und die Schaffung international wettbewerbsfähiger Standortbedingungen in den Teilregionen. Davon profitiert auch ein Unternehmen wie die SaarLB, die das deutsch-französische Immobiliengeschäft vorantreibt. Das größte Kreditinstitut des Saar-
landes, das auf langjährige Erfahrungen im französischen Markt zurückblicken kann und dessen Mitarbeiter sich mit Rechtsnormen und Geschäftsusancen in Frankreich auskennen, hat 2004 eine Repräsentanz im französischen Metz eröffnet, die seit Anfang 2007 als „SaarLB France“ firmiert. Mit Wachstumsraten von 25 Prozent pro Jahr trägt das Frankreichgeschäft überproportional zur Expansion des Unternehmens bei. Die Gründung eines Vertriebsbüros in Straßburg und eine Dependance in den Räumlichkeiten der Bayerischen Landesbank Paris sind geplant.
Investitionen aus China Als „Exportweltmeister“ ist Deutschland auf intensive Kontakte ins Ausland angewiesen. Dass China einer der interessantesten Märkte der Zukunft ist, hat sich längst herumgesprochen. Kaum verwunderlich, dass deutsche Unternehmen massiv auf dem chinesischen Markt investieren. An Initiativen, chinesische Investitionen nach Deutschland zu holen, mangelt es in Deutschland hingegen. Eine Ausnahme stellt das China Competence Centre der Industrie- und Handelskammern Frankfurt und Darmstadt dar, das potenzielle chinesische Investoren in die Region Rhein-Main locken soll. Mithilfe eines Netzwerks soll der Wirtschaftsaustausch zwischen der Region und China intensiviert werden. Ohnehin gilt die Region, wirtschaftlich eine der stärksten in Deutschland, mit ihren 5,2 Millionen Menschen, 2,5 Millionen Arbeitnehmern, 320.000 Unternehmen und einem Bruttoinlandsprodukt von fast 170 Milliarden Euro – mehr als das Doppelte des Bruttoinlandsprodukts Ägyptens mit fast 80 Millionen Einwohnern – als Investitionszentrum. Die viertgrößte Aktienbörse sowie über 300 Banken und 190 ausländische Finanzinstitute machen die Stadt Frankfurt zu einem Knotenpunkt im internationalen Finanzmarkt. Eine erstklassige Verkehrsanbindung über den größten Bahnhof und den zweitgrößten Flughafen Europas sind nicht zu unterschätzende Wettbewerbsvorteile beim Kampf um Investitionen. Bereits heute ist Frankfurt eine der internationalsten Städte Deutschlands: Jeder vierte Bürger der Mainmetropole besitzt keinen deutschen Pass. Auch bei der Finanzierung mittelständischer Unternehmen stehen die Hessen ganz oben. Nicht erst Basel II hat für Verunsiche-
Exzellentes Krisenmanagement Katastrophenschutz Moderne IT-Anwendungen verbessern die Zusammen-
arbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen in Großschadensfällen. Spätestens seit dem 11. September ist das Bewusstsein für den Katastrophenschutz in Deutschland geschärft. Sturmfluten, Infektionskrankheiten, Terroranschläge – das Spektrum potenzieller Bedrohungen ist breit. Zuletzt tobte Orkan Kyrill über Deutschland hinweg und stellte den Katastrophenschutz vor schwierige Herausforderungen. Umso wichtiger wird ein exzellentes Krisenmanagement. Tritt eine Katastrophe ein, müssen Bund, Länder und Kommunen effektiv zusammenarbeiten. Durch die neue Rahmenkonzeption für den Zivil- und Katastrophenschutz, auf die sich Bund und Länder verständigt haben, sollen die Hilfspotenziale wirksamer miteinander verzahnt werden. Mit Spannung verfolgen daher Bevölkerungs- und Katastrophenschützer die Diskussion, ob und wie die Verfassung geändert werden sollte, um die noch immer am Verteidigungsfall orientierte Parallelität von Zivil- und Katastrophenschutz zu optimieren. Außerdem sollen wirkungsvolle Instrumente geschaffen werden, damit man auf ungewöhnliche Bedrohungen angemessen reagieren kann. Eine herausragende Rolle spielen dabei IT-Standards, die den Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland umfassend unterstützen und unter Berücksichtigung der föderalen Strukturen und der Datenhoheit der Anwender
SICHERHEIT Optimiertes Informations- und Ressourcenmanagement spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermeidung von Großschäden.
einen schnellen Informationsaustausch gewährleisten. Ein Beispiel für einen solchen IT-Standard stellt das Deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem deNIS IIplus dar, die Internetplattform zum Ressourcen- und Informationsmanagement. Die Feuertaufe hat die Anwendung bei der Fußball-WM 2006 bestanden. Angesichts der sehr guten Erfahrungen mit dem System ist Hamburg im Januar 2007 dem Rahmenvertrag zwischen dem Bund und der PRO DV beigetreten. Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), betont in der Mai-Ausgabe des Behördenspiegels: „Es gibt andere Länder, die sehr nahe dran sind und landesintern noch bestimmte Abstimmungen führen müssen.“ Es sei zudem entscheidend, dass weitere Bundesressorts und -behörden dem System beiträten, so dass das gesamte System durch zusätzliche Einzelmodule angereichert werden könne. Je mehr Teilnehmer mit der deNIS IIplus-Technologie arbeiten, umso größer ist der Nutzen für alle Beteiligten. Die Steuerung für Lükex 2007 (Länderübergreifendes Krisenmanagement-Exercise), wo ein Pandemiefall geübt wird, soll bereits auf der Plattform deNIS IIplus organisiert werden. Wie funktioniert deNIS IIplus? Kernmodule der Anwendung sind das Lage-, Ressourcen- und Meldemanagement. Das Modul Lagemanagement liefert den Beteiligten kartografisches Material in unterschiedlichen Maßstäben. Ein konfigurierbares Rollen- und Rechtekonzept erlaubt es jedem Nutzer, die spezifischen Lagebilder zu erhalten, die er für seine Aufgabe benötigt. Mittels Ressourcenmanagement erhalten die Verantwortlichen einen schnellen und aktuellen Überblick über die vorhandenen Ressourcen. Wo gibt es bei Überschwemmungen schnellstmöglich Sandsäcke? Wie lassen sich bei längerem Stromausfall Notstromaggregate besorgen? Das revisionssichere Meldemanagement ermöglicht eine standardisierte Kommunikation und Protokollierung im Einsatztagebuch. Infos unter: www.prodv.de
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Zukunftsatlas – Chancen und Dynamik in den Regionen Regionen mit - ... Top-Zukunftschancen sehr hohen Zukunftschancen hohen Zukunftschancen Zukunftschancen ausgeglichenem Chancen-Risiko Zukunftsrisiken hohen Zukunftsrisiken sehr hohen Zukunftsrisiken Regionen mit - im bundesdeutschen Vergleich - ... höchster Dynamik sehr hoher Dynamik hoher Dynamik mittlerer Dynamik geringer Dynamik sehr geringer Dynamik geringster Dynamik
Quelle: Prognos AG
rung im deutschen Mittelstand gesorgt. Die Eigenkapitaldecke gerade junger Unternehmen ist dünn, und die Steuerpolitik der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass auch länger am Markt tätige Unternehmen über keine entsprechenden Eigenmittel oder Vermögenswerte verfügen. Dies sei gerade dann eine Achillesferse, wenn Finanzmittel für Investitionen z. B. in Forschung, Entwicklung oder Marketing dringend benötigt würden, so die Bürgschaftsbank Hessen. Die Bank, die sich selbst als „Partner des Mittelstandes“ und als „Selbsthilfeinstrument der Wirtschaft“ versteht, will Abhilfe schaffen und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Gründungs- und Expansionsphase unterstützen. In der Bank sind die Hessische Kreditwirtschaft, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, zahlreiche Berufsverbände und eine Versicherung zusammengeschlossen. Existenzgründer gehen direkt zur Bürgschaftsbank, die den Businessplan prüft. Nach einer positiven Bewertung erhält der Unternehmer ein Zertifikat, mit dem er auf der Grundlage einer geregelten Kreditabsicherung seine Hausbank aufsuchen kann.
ENTWICKLUNG Während vor allem die Ballungsgebiete im Westen Top-Zukunftschancen bieten (Karte links), zeigt auch der Osten im bundesdeutschen Vergleich der wirtschaftlichen Dynamik einige Regionen mit positiven Veränderungen.
Ein Segen für Manfred Wolf und JeanMarc Pereira da Costa, die Gründer der Serien-Raumleuchten GmbH, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 als einer der führenden Hersteller von Designerlampen etablieren konnte und deren Fabrikate unter anderem den Amtssitz des hessischen Ministerpräsidenten, die Commerzbank in Frank-
furt und die Höchster Porzellanmanufaktur zieren. Auch Sebastian Klever und Oliver Hönnicke von der Crossland GmbH aus Offenbach verdanken der Bürgschaftsbank einiges. Nach mehreren gescheiterten Anläufen bei Banken erhielten die beiden Werber das Zertifikat der Bürgschaftsbank und damit das ersehnte Darlehen – ein erfolgreiches
Biosensorik für die klinische Diagnostik Praxistaugliche Analyse-Systeme des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration. Die Überwachung von Messgrößen mit Relevanz in der klinischen Diagnostik und der biochemischen Analytik in Echtzeit und vor Ort steht im Fokus der Biosensorforschung am Fraunhofer IZM. Ziel ist die Entwicklung von mobilen, robusten und einfach zu bedienenden Systemen und Sensoren, die Auf-
FORSCHUNG Das automatisierte Diagnosesystem für Multiparametertests in der Infektionsserologie ermöglicht effiziente Diagnostik auch von komplexen Krankheitsbildern.
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gaben der klassischen biochemischen Analytik sowie der klinischen Diagnostik übernehmen können. Damit erschließen sich neue Anwendungsfelder auch außerhalb eines Laboratoriums wie z. B. „Point of Care“-Diagnostik, (Bio-) Prozessüberwachung oder Hygienemonitoring in Lebensmitteln oder Wasser. Der Schwerpunkt der Forschungsarbeit am IZM liegt in der Entwickung optischer und elektrochemischer Transducer und deren Integration in ein Gesamtsystem. Ergänzend besteht ein fundiertes Know-how, wie biochemische Rezeptoren auf unterschiedlichsten Oberflächen immobilisiert werden können. Die Entwicklung kompletter Sensorsysteme wird in Kooperation mit Partnern aus der BiotechBranche durchgeführt. Für komplexere bioanalytische Fragestellungen hat es sich als vorteilhaft erwiesen, Biosensorsysteme zu entwickeln, bei denen die Zuführung der Proben- und Reagenzlösungen über ein miniaturisiertes Fluidiksystem erfolgt. Ein kritischer Punkt ist dabei das Zusammenspiel zwischen Sensorik und Fluidik. Die langjährige Erfahrung mit dieser Problematik und ein breites Spektrum an vorgefertigten Fluidikkom-
ponenten wie Pumpen, Ventilen, Fluidverteilern ermöglicht es, in kurzer Zeit optimale Lösungen zu finden. Nachdem der Proof of Principle einer sensorbasierten Lösung im Labor erbracht wurde, kann je nach Kundenwunsch ein Demonstrator oder eine Kleinstserie des Sensorsystems aufgelegt werden. Ein Beispiel einer Plattformtechnologie für LifeScience-Anwendungen ist das Protein-Biochipsystem, das im Rahmen eines von der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Verbundprojektes entwickelt wurde. Das automatisierte Diagnosesystem für Multiparametertests in der Infektionsserologie ermöglicht eine schnelle und umfassende Diagnostik auch von komplexen oder nicht eindeutigen Krankheitsbildern, ohne dass die Infrastruktur eines modernen Zentrallabors erforderlich ist. Es besteht aus einer Fluidikeinheit und einem Fluoreszenz-Reader. Die scheckkartengroße Biochip-Kartusche, in der bis zu 100 verschiedene Immuntests parallel durchgeführt werden können, ist als Einweg-Artikel in Kunststoff ausgeführt. Für einen Test wird sie in der Fluidikeinheit prozessiert und die Fluoreszenzsignale mit dem Reader ausgelesen. www.izm-m.fraunhofer.de
Geschäft. Schließlich beschäftigt die Werbeagentur bereits im ersten Jahr zwölf feste und freie Mitarbeiter und verantwortet Kampagnen unter anderem für Union Investment und Frankfurt Galaxy.
Transparenz gefordert Eine vergleichbare Rolle spielt die Investitionsbank Schleswig-Holstein. Die Investitionsbank betreut mit ihren 400 Mitarbeitern und 13 landesweit verteilten Büros über 60 Förderprogramme. Beratung von Existenzgründern und Unternehmen, die Vorbereitung auf Gespräche mit der Hausbank, die Übernahme von Bürgschaften, eine partielle oder vollständige Übernahme der Finanzierung und bei Bedarf die Bereitstellung von Wagniskapital in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wagniskapital Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein GmbH beschreiben das Tätigkeitsspektrum der Investitionsbank. Zu den besonders geförderten Bereichen gehören der Tourismus, die maritime Wirtschaft, industrielle Zuliefer- und Dienstleistungsbetriebe, aber auch Erzeuger von Biomasse-Energie. Neue Wege bei der Mittelstandsfinanzierung geht die Investitionsbank Berlin (IBB). Der Vorstandsvorsitzende, Dr. Dieter Puchta, empfiehlt gezielte Förderung statt Subventionen. Transparenz wird bei der IBB großgeschrieben – insbesondere im Hinblick auf die Produktpalette und die Vertriebswege. Die Investitionsbank unterhält Produktfamilien für kleine und mittlere Unternehmen, vor allem aus den Branchen Biotechnologie, Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie, Verkehr und Mobilität sowie Optik. Die Produktfamilien richten sich an Firmen mit Liquiditätsengpässen sowie an Existenzgründer. Auch die Gründungsakademie RheinSieg-Kreis im Rahmen des Projekts „Gründungsfreundlicher Rhein-Sieg-Kreis“ will Existenzgründer effektiv fördern. Der RheinSieg-Kreis ist mit rund 600.000 Einwohnern der zweitgrößte in ganz Deutschland. Die Struktur der Wirtschaft ist mittelständisch: 99 Prozent der Betriebe gehören dem Mittelstand an. Mit rund 10.000 neuen GewerWEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.prognos.ch + www.bmwi.de + www.ifo.de
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beanmeldungen liegt der Rhein-Sieg-Kreis auf Rang fünf aller kreisfreien Städte und Kreise in Deutschland und an erster Stelle in Nordrhein-Westfalen. Die Gründungsakademie Rhein-Sieg setzt einerseits auf gezielte Informationspolitik, um Existenzgründern das nötige Wissen zu vermitteln, andererseits darauf, die Entwicklung einer Unternehmerpersönlichkeit zu unterstützen. Das Maßnahmenpaket reicht von 80 Veranstaltungen zu Gründungsvorbereitung, Absatz- und Umsatzplanung, Vertrieb und Kostenrechnung bis hin zu speziellen Coachings in puncto Motivations- und Kommu-
nikationsstärke, Selbstmanagement und Führungskompetenz. Jungunternehmer erhalten die Möglichkeit, an Gemeinschaftsständen zum Beispiel auf der Hannover Messe auszustellen und wertvolle Geschäftskontakte zu knüpfen. Einen hohen Stellenwert nehmen die Vermittlung von Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten sowie die Unterstützung durch Marktstudien ein, die gerade bei strukturpolitisch wichtigen Gründungsvorhaben an Bedeutung gewinnen. Mit dem BusinessCampus Rhein-Sieg ist an den beiden Standorten der Fachhochschule Bonn-RheinSieg ein Ansiedlungszentrum errichtet wor-
Mit einem Bein in Frankreich Lange Tradition grenzüberschreitender Geschäftsverbindungen. Das Frankreich-Geschäft der SaarLB, des größten Kreditinstituts des Saarlandes, ist historisch verwurzelt und hat sich zu einem der zentralen identitätsstiftenden Geschäftsfelder der Bank entwickelt, das inzwischen weit über den Rahmen der bisherigen Integrationserfolge in der Region SaarLor-Lux hinausgeht. Die SaarLB kann auf ihren Erfahrungen mit der Banque Sarroise (der späteren Banque FrancoAllemande) aufbauen. „Als erste deutsche Bankgründung in Frankreich nach dem 2. Weltkrieg stellte ihre unmittelbare Grenznähe einen strategischen Standortvorteil in einem zusammenwachsenden Europa dar“, so Thomas Christian Buchbinder, Vorsitzender des Vorstands der Landesbank Saar. Über die Jahre wurde sowohl das Know-how im Umgang mit dem Nachbarmarkt einschließlich der Kenntnisse französischer Rechtsnormen und Geschäftsusancen ausgebaut als auch ein beachtlicher bilingualer Mitarbeiterstamm entwickelt. Der Marktauftritt in Frankreich gehört daher seit längerem zu den Kernkompetenzen der Bank. So ist es Aufgabe der SaarLB, für den BayernLBKonzern die geschäftliche Expansion mit mittelständischen Firmen- und Immobilienkunden im Allgemeinen und Spezialfinanzierungen im Bereich erneuerbare Energien im Besonderen zu übernehmen. Zielmärkte sind die grenznahen Regionen des Grand Est – beginnend im Norden mit Nord-Pas-de-Calais (Lille) über Lothringen (Metz, Nancy), das Elsass (Straßburg) bis in die Bourgogne (Dijon) im Osten – und die wirtschaftlichen Ballungsräume Ile de France (Paris) und Rhône-Alpes (Lyon). Die Eröffnung einer Repräsentanz in Metz zum 01.01.2004 war ein konsequenter erster Schritt in der strategischen Zielsetzung und zugleich sichtba-
res Zeichen für das geschäftspolitische Engagement im Grand Est. Ende 2006 wurde der SaarLB bereits die Vollbanklizenz von der Banque de France zuerkannt, seit 01.01.2007 lautet die Firmierung in Metz „SaarLB France“, nunmehr in Form einer Niederlassung. Dies ist das Zwischenergebnis einer in den letzten fünf Jahren dynamisch verlaufenen Bestandsentwicklung (durchschnittliches jährliches Wachstum von 25 Prozent) und der überproportionalen Ergebnisentwicklung des Frankreichgeschäfts. „Die weitere Erschließung der Zielmärkte durch die geplante Eröffnung eines Vertriebsbüros in Straßburg für das mittelständische Firmenkundengeschäft sowie einer Dependance in den Räumlichkeiten der Bayerischen Landesbank Paris sind die konsequenten Schritte der Expansionsstrategie“, erklärt Thomas Christian Buchbinder. Beide Eröffnungen sind noch im Jahr 2007 geplant. Weitere Informationen unter: www.saarlb.de
STANDORT Thomas Christian Buchbinder, SaarLB, verweist auf die lange Erfahrung seiner Bank im Geschäft mit den europäischen Nachbarn.
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TITELTHEMA
den, das junge Unternehmen mit Beratungsangeboten, günstigen Raumangeboten und Dienstleistungen unterstützt. Zwei weitere Ansiedlungszentren befinden sich mit dem GTZ in Rheinbach und mit TroStart in Troisdorf. Neben Regionen im Westen holen auch Gebiete im Osten auf. Beispiel Berlin: Die Bundeshauptstadt ist nicht nur eine der Metropolen Europas und Aushängeschild Deutschlands. Sie besticht auch durch ihr Kultur- und Freizeitangebot und ihre hervorragende Infrastruktur. Dank ihrer zentralen geografischen Lage, ihrer Verkehrsinfrastruktur mit zwei Flughäfen und einer guten Bahnanbindung können die ansässigen Firmen ihre Kunden in ganz West- und Osteuropa schnell erreichen. Das Potenzial des Tourismus hat Mecklenburg-Vorpommern längst erkannt. Das Land der Seen und Ostseestrände will jetzt auch als Tagungs- und Kongressstandort punkten: Der G8-Gipfel im Juni in Heiligendamm soll nach Ansicht von Bernd Fischer vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass das Land auch internationale Tagungen ausrichten kann. Ein Tagungspool „Meet MV“, an dem sich 45
PROFIT Fred B. Irwin, AmCham Germany, stellt heraus, dass 72 Prozent der in Deutschland tätigen US-Unternehmen ihren Umsatz im vergangenen Jahr steigern konnten.
Hotels, Verbände und Agenturen beteiligen, soll nach dem Willen der Verantwortlichen die „Bandbreite der Tagesdestinationen abbilden“. Über Online-Erhebungen erhalten die Beteiligten gezielte Informationen über die Zielgruppen, sodass sie ihre Angebote auf diese Zielgruppen ausrichten können. Laut einer aktuellen Untersuchung des Marketing Tourismus Service Instituts (MTS) lie-
gen die Potenziale für den Tagungstourismus vor allem im gut angebundenen skandinavischen Raum. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wird in entscheidendem Maße von den Regionen getragen. Neben den traditionell starken Gebieten im Süden sowie dem Rhein-Main-Gebiet sind es aufstrebende Regionen im Norden und Osten, die wirtschaftliche Dynamik ausstrahlen. Neben einer engen Verflechtung von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen über eine Clusterpolitik leistet vor allem der Bürokratieabbau Entscheidendes. Hinzu kommt eine gezielte Förderung von Existenzgründern und Jungunternehmern. Bürgschaftsund Investitionsbanken sind die vorrangigen Instrumente, um bei einer rigoroseren Darlehensvergabe der Banken Unternehmungen mit dem notwendigen Kapital zu versorgen. Neben den „harten“ Faktoren werden „weiche“ Faktoren wie Lebensqualität, Kultur- und Freizeitangebot sowie Familienfreundlichkeit wichtiger, um hoch qualifizierte Bewerber zu gewinnen – ein nicht zu unterschätzender Punkt auch für wirtschaftlich bisher nicht prosperierende Regionen.
Gezielte Maßnahmen im Standortwettbewerb Netzwerk NanoBioNet umfasst mehr als 90 Mitglieder unterschiedlicher Branchen. Das Saarland hat seit Ende der 90er-Jahre einen dynamischen Strukturwandel eingeleitet und diesen aktiv und innovativ gestaltet. Die aktuelle vom Institut der Deutschen Wirtschaft vergebene Auszeichnung als wirtschaftlich dynamischstes Bundesland oder auch der 2004 durch die EU verliehene erste Preis bei den europaweiten European Regional Innovation Awards unterstreichen, dass das
NANOTECHNOLOGIE Bereits im Jahr 2001 wurde mit der Umsetzung einer ganzheitlichen, zukunftsorientierten Innovationsstrategie für das Saarland begonnen.
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Saarland auf dem richtigen Weg ist. Wesentlicher Bestandteil ist das Cluster „biokom.saarland“, das neben Nano- und Nanobiotechnologie weitere zukunftsorientierte thematische Schwerpunkte beinhaltet wie etwa die Kryobiotechnologie mit der EuroCryo-Zellbank des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) oder die Pharmazeutische Biotechnologie mit einer Stiftungsprofessur an der Universität des Saarlandes als „Private Public Partnership“-Projekt zwischen der Landesregierung, der Saar-Wirtschaft und der Universität. Durch das aus dem BioProfile-Wettbewerb des BMBF hervorgegangene interdisziplinäre Netzwerk NanoBioNet hat sich die Region in den vergangenen Jahren zu einem Exzellenzzentrum der Nano- und Nanobiotechnologie und damit zu einer der wichtigsten Forschungsregionen Deutschlands entwickelt. Das Kernstück der nanotechnologischen Kompetenz im Saarland stellt dabei das Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM) dar. Um die Interaktion zwischen Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu forcieren, wurde im Sommer 2002 der gemeinnützige Verein NanoBioNet e. V. gegründet.
Junge Unternehmen im Saarbrücker Science Park oder Starterzentrum haben dazu beigetragen, dass sich das Saarland zu einer der ersten Adressen in Sachen Nano- und Nanobiotechnologie in Deutschland entwickelt hat. Über 25 junge saarländische Firmen aus der Nano- und Biotechnologie haben sich mit konkreten Produkten am Markt etabliert, darunter auch börsennotierte Unternehmen. Darüber hinaus besitzen immer mehr saarländische Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen Kompetenzfelder auf dem Gebiet dieser Schlüsseltechnologien. Die Potenziale sind noch lange nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil – Forscher prophezeien, dass die wirklich großen Durchbrüche noch bevorstehen. Dennoch bietet die Nanotechnologie bereits heute kommerziell interessante Möglichkeiten mit hervorragenden Wachstumschancen. Und weil gerade im Saarland diese Chancen schon genutzt werden, haben jetzt saarländische Nano-Unternehmen zusammen mit der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar die Initiative „Saarland Empowering Nano“ gestartet, welche die Führungsrolle in diesem Kompetenzbereich weiter stärken soll. www.saarland.de
LOGISTIK-IT
Drahtlos unterwegs Der Einsatz fortschrittlicher Funktechnologie führt zu Einsparungen und Effizienzsteigerungen im Warenverkehr.
Automatisierung
von Armin Hille ie Informationstechnologie nimmt in der Logistik nach wie vor eine Schlüsselstellung ein. Ohne sie wären Geschäftsprozesse in der Industrie sowie dem Handel und Endverbrauchergeschäft nicht zu beherrschen. Neben der Radiofrequenztechnologie werden Logistikanwendungen derzeit zunehmend von Service-orientierten Architekturen und drahtlosen Sensornetzen geprägt. Was für eine wichtige Rolle die Informationstechnologie spielt, zeigt das Ausstellerangebot auf der diesjährigen Messe transport logistic in München. Allein aus der ITBranche werden 350 Firmen neue Produkte vorstellen. Großes Potenzial bei der Optimierung des globalen Materialflusses beziehungsweise der Warenidentifikation und -verfolgung verspricht die Radiofrequenztechnologie RFID. Nach einer Umfrage des Informationsforums RFID sowie des Forschungsinstituts für Telekommunikation (FTK) und des Industrieverbands für Automatische Identifikation, AIM-Deutschland, rechnen 48 Prozent der befragten Firmen bereits in diesem Jahr mit steigenden RFID-Umsätzen für ihr Unternehmen. Für 2009 liegt der prozentuale Anteil der Befragten sogar bei 65 Prozent, und im Jahr 2011 wird RFID nach der
D
Überzeugung zahlreicher Unternehmen ein wesentlicher Umsatzträger sein. Die technische Bandbreite von RFID reicht von passiven Labels für die Identifikation von Waren bis hin zu Minicomputern in Streichholzschachtelgröße, die aktiv miteinander kommunizieren. Besonders diese Eigenschaft empfiehlt solche aktiven Transponder für Anwendungsbereiche mit hohen Anforderungen an eine permanente Identifikationsfähigkeit. Ein Beispiel für eine effektive RFID-Lösung ist das Lagerverwaltungssystem „ant“ von SSI Schäfer, das die Daten der in Lagerbehälter eingelassenen RFID-Chips erfasst und sowohl Waren als auch Behälter sowie den Einlagerungsplatz in einem Logistikzentrum automatisch miteinander verknüpft. Im Kleinteilelager der Stuttgarter Lapp-Gruppe, einem internationalen Hersteller von Kabeltechnologie, werden damit die operativen Prozesse reibungslos und optimiert gesteuert. Bei den Schnittstellen konzentrieren sich die aktuellen Entwicklungen moderner Logistik-Software gegenwärtig auf die Systemarchitektur als Basis von IT-Systemen beziehungsweise auf Service Oriented Architecture (SOA). Mit solchen Architekturen lassen sich Informationsflüsse und Datenpakete, die für die Ausführung von logis-
tischen Dienstleistungen notwendig sind, einem Gesamtsystem zeitnah und autonom zur Verfügung stellen. Im Idealfall tritt jede Anwendung im Unternehmen nur mit der zentralen SOA-Services-Plattform in Verbindung. SOA berücksichtigt, dass die Konzepte und Systeme einer modernen, ganzheitlichen Logistik stets neue, immer komplexere Prozesse umfassen und ihre Software immer weiter reichende Funktionen enthält. Ein monolithischer Systemansatz würde Mammutsysteme mit kaum noch beherrschbaren Systemkonstrukten erzeugen. Hingegen werden in Service-orientierte Architekturen eingehende Anfragen koordiniert und im richtigen Format an die jeweilige Softwarelösung weitergeleitet. Die Vorteile für Unternehmen: Service Oriented Architecture Services sorgen für mehr Transparenz und eine höhere Flexibilität, für sinkende Kosten und eine bessere Datenqualität. „Die klassische prozessorientierte Sicht und die resultierende Planung sind zu deterministisch angelegt. Wir brauchen bedarfsgerechte ‚Logistics on Demand‘, deren Prozesse sich dynamisch oder sogar adaptiv an die sich täglich ändernden Anforderungen anpassen“, sagt Prof. Dr. Michael ten Hompel, Leiter des Dortmunder Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML). In diesem Sinne verberge sich hinter den viel diskutierten serviceorientierten IT-Strukturen auch eine neue Form des Logistikmanagements. Eine weitere aktuelle Schlüsseltechnologie zur Vernetzung zeigt sich u. a. in den am Fraunhofer ATL entwickelten drahtlosen Sensornetzen, mit denen sich hochpreisige Konsumgüter durch Funkkomponenten
ANPASSUNG „Neue Software passt häufig nicht zu den individuellen betrieblichen Prozessen“, erklärt Dipl.-Ing. Olaf Figgener, Competence Center in der Logistik (CCIL). VISAVIS ECONOMY
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LOGISTIK-IT
Technik von morgen Intralogistik In enger Zusammenarbeit mit dem Kunden erarbeitet die
SSI Schäfer-Gruppe individuelle Lösungen jeder Größenordnung.
GESCHWINDIGKEIT Mit dem Karussell-Lager SCS bei Lapp sind auf 13 Ebenen mit über 3.000 Einzelbehältern 1.000 automatisierte Ein- und Auslagerungen pro Stunde möglich. Das Standard-SCS besteht aus vier rotierenden Karussellen mit einer Kapazität von insgesamt bis zu 6.000 Behältern.
Seine Kompetenz im Bereich Logistik demonstrierte SSI Schäfer u. a. bei der Optimierung des Kleinteilelagers der Stuttgarter Lapp-Gruppe. Der international führende Hersteller von Kabeltechnologie entschied sich für die Neugestaltung der Lagerund Versandprozesse in dem vorhandenen dreistöckigen Logistikgebäude am Stammsitz in Stuttgart. Als Generalunternehmer übernahm SSI Schäfer, Giebelstadt, die Beratung und Konzeptionierung des künftigen Versandzentrums und realisierte in einer ersten Ausbaustufe in 2006 bereits das Kleinteilelager. Das bei Lapp installierte KarussellLager „Schäfer Carousel System“ (SCS), eine aktuelle Systemneuheit, dient der dynamischen Bereitstellung von Artikeln in Behältern oder Tablaren zur Kommissionierung. In seiner Grundkonzeption entspricht
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es einem Automatischen Kleinteilelager (AKL). Das Standard-SCS besteht aus vier rotierenden Karussellen mit jeweils einer entkoppelten automatischen Be- und Entladeeinheit und einer Kapazität von bis zu 6.000 Behältern. Im Wareneingang bei Lapp werden Artikel, die für das Kleinteilelager und die Kommissionierung aus dem SCS bestimmt sind, in spezielle Leerbehälter von SSI Schäfer umgepackt. Durch die Unterteilung der Behälter mittels Trennwänden können pro Behälter verschiedene Artikel sortenrein eingelagert werden. So wird die Artikelvielfalt im Karussell-Lager gesteigert und die ohnehin kompakte Lagerhaltung weiter verdichtet. Vorschläge für die Behälterwahl und Unterteilung unterbreitet die Lagerverwaltungssoftware (LVS) „ant“ von SSI Schäfer. Sie sorgt als informationstechnische
Basis für eine reibungslose Steuerung der operativen Prozesse und, dank der Anlagenvisualisierung, für durchgängige Transparenz im neuen Lagerbereich von Lapp. „Ant“ ist über spezielle Schnittstellen in die bei Lapp vorhandene IT-Infrastruktur integriert. Aus ihr übernimmt die LVS auch die Wareneingangsdaten und stellt die entsprechenden SCS-Behälter aus dem Lagersystem bereit. Durch Annahme der Behälter werden Waren und Behälter respektive der spätere Einlagerungsplatz im SCS automatisch miteinander verknüpft. Denn in die Böden der LTB-Behälter von Schäfer sind leistungsstarke RFID-Chips eingelassen, die auch in der Umgebung von Metallen zuverlässig erfasst und ausgelesen werden können. Auf diese Weise sind die Daten, Behälter und Artikel jederzeit und überall im System identifizierbar. Bei Lapp stehen in den vier installierten Karussell-Lagern über 2.200 verschiedene Artikel im schnellen Zugriff. Sie sind im SCS auf 13 Ebenen in 3.328 Behältern gelagert. Mit bis zu 1.000 Ein- und Auslagerungen pro Stunde werden die Behälter an zwei modernen Pick-to-Tote-Arbeitsplätzen zur Kommissionierung bereitgestellt. In Summe sind auf diese Weise mehr als 700 Pickpositionen pro Stunde realisierbar. Durch die Entkopplung von Ein- und Auslagerungs- sowie Transportprozessen auf der einen und der manuellen Kommissionierung auf der anderen Seite wird gegenüber marktüblichen Systemen ein vielfaches Leistungsvermögen erzielt. Und trotz der bewegten Masse im Karussell erfolgt dies aufgrund der moderaten Beschleunigungswerte sogar mit nur 20 Prozent des Energiebedarfs eines herkömmlichen AKL. Mit moderner Automationstechnik, kompakter Anlagenkonzeption, leistungsstarker Software und aktueller Identtechnologie konnte die Lösung von SSI Schäfer schnell überzeugen. Der effiziente Zugriff auf die im Schäfer Carousel System eingelagerten Artikel, die hohe Verfügbarkeit und der deutliche Qualitätsgewinn bei der Auftragsabwicklung bieten der Lapp-Unternehmensgruppe eine solide Basis für weiteren Erfolg im Wettbewerb. „Und dies ist nur der erste Schritt zu einem hochmodernen europäischen Logistikzentrum, das wir errichten, um in der Zukunft den weiter wachsenden Kundenanforderungen gerecht zu werden“, betont Alexander Laukart, Logistikleiter bei Lapp. Informationen: www.ssi-schaefer.de
vernetzen lassen. Wird beispielsweise ein Mobiltelefon unerlaubt von einer Palette entfernt, wird dies sofort durch das Funknetz und dessen Lokalisierungsmechanismen erkannt. Ein weiterer Vorteil dieser Technologie: die Lesesicherheit von großen Warenströmen lässt sich an Tordurchfahrten erheblich erhöhen. Zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten bieten sich bei der Pick-toLight-Kommissionierung in der Lebensmittel- oder Pharmabranche an. Sensoren erfassen hier automatisch die aktuelle Temperatur. IT-Systeme sind jedoch nicht nur im operativen Geschäft unverzichtbar. Bereits in der Planungsphase von komplexen Logistiknetzen benötigt man Instrumente, die Anhaltspunkte über die künftig zu erwartende Kostensituation geben. Dazu zählt besonders die Simulation, denn lange vor der Realisierung eines Projekts wird über den Grad der späteren Prozesssicherheit und vor allem auch über einen erheblichen Anteil der künftigen Logistikkosten entschieden. Mit Simulationsprogrammen lassen sich verschiedene Szenarien und Modelle in kurzer Zeit entwerfen, miteinander vergleichen und in den verschiedenen Phasen der Planung fundierte Aussagen treffen. Ein großer Vorteil der Simulation, die mit Standardsoftware zur Logistikplanung ausgeführt wird, ist der Effizienzgewinn durch die Wieder- und Weiterverwendbarkeit von Planungen. Weil hier die Konventionen einheitlich sind, ist die Planung unabhängig vom jeweiligen Benutzer. Alle Modelle werden nachvollziehbar doku-
ÜBERTRAGUNG Die leistungsstarken RFID-Chips in den Böden der Schäfer-Kästen können auch in der Umgebung von Metallen zuverlässig erfasst und ausgelesen werden.
schen Ausstellungshalle, werden technische Neuerungen inklusive ihrer Anwendungen entlang der Logistikkette präsentiert. An konkreten Beispielen wird gezeigt, was „State of the Art“ ist. Enger Kontakt mit den Kunden und Gästen im Konferenzzentrum steht ebenso auf der Tagesordnung wie der Austausch mit externen Wissenschaftlern. IT-Kompetenz ist eine der tragenden Säulen deutscher Logistikunternehmen. Ohne sie wären weder die komplexen Verkehrssysteme und Logistikanlagen im Inland noch die weltweite Vernetzung einzelner Standorte steuerbar. Das Internet der Dinge, in dem Waren und Behälter selbstständig ihren Weg durch ein logistisches System finden, wird die Marktposition der Logistikdienstleister ebenso nachhaltig prägen wie die Radiofrequenztechnologie RFID und Service-orientierte Strukturen. Wichtig ist, dass die neuen Technologien schnell in die praktische Anwendung überführt werden.
Umgesetzte Architektur Oberfläche
SAP Client
Siebel Client
Browser
SAP NetWeaver Portal
Funktionen
15-mal Lokale Logistik
SAP R/3
Siebel CRM
SAP BI
MQ Series / Alle Nachrichten in XML
WEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.info-rfid.de + www.aim-d.de + www.ccil.de
@
Daten
Lokale DB
SAP R/3
SAP BI
Siebel DB
Quelle: Inconso AG, 2006
FUNKETTIKETT Die technische Bandbreite von RFID reicht von passiven Labels zur Identifikation bis zu Minicomputern in Streichholzschachtelgröße.
mentiert und können mit geringem Aufwand verändert oder weiterentwickelt werden. Mehr Transparenz ist nicht nur bei den Prozessen gefordert, sondern auch bei den ITProdukten selbst. Nach einer Erhebung des Anfang 2004 am Dortmunder Fraunhofer IML neu gegründeten Competence Center Informationssysteme in der Logistik (CCIL) werden auf dem deutschen Markt derzeit mehrere hundert unterschiedliche Systeme offeriert. Deshalb will das CCIL daran mitwirken, mehr Klarheit in diese Angebotsvielfalt zu bringen. Es versteht sich als zentrale Anlaufstelle für die verschiedenen regelmäßig aktualisierten Marktstudien des Instituts. „Bei der Einführung einer neuen Software treten meist Probleme auf, weil sie nicht zu den individuellen betrieblichen Prozessen passt“, weiß Olaf Figgener vom CCIL aus Erfahrung. Das Beratungs- und Informationsangebot gliedert sich in Supply-Chain-Management, Transport-Management und Warehouse-Management sowie Enterprise-Resource-PlanningSysteme. Im Bereich der Lagerverwaltungssysteme wird mit 76 teilnehmenden Systemen nahezu der gesamte Markt für Deutschland und die Benelux-Länder abgedeckt. Unterstützung bei der Auswahl des richtigen logistischen Systems, sowie softwareals auch hardwareseitig, bietet auch das im Frühjahr dieses Jahres eröffnete DHL Innovation Center in Troisdorf bei Bonn. Unter dem Motto „Innovation zum Anfassen“ bündelt der Logistikkonzern mit einem in der Branche bislang einmaligen Forschungslabor die Initiativen im Bereich Technologie- und Innovationsmanagement unter einem Dach. Im sogenannten Showroom, einer futuristi-
VERNETZUNG Eng aufeinander abgestimmte Prozesse und miteinander verbundene Systeme, die von der Datenerfassung bis zur Benutzeroberfläche reichen, bieten eine optimale Benutzerführung.
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Zukunftsvisionen zum Anfassen Ideenzentrum Die Deutsche Post World Net bündelt ihre Innovationsinitiativen unter einem Dach. Dabei ist ein
in der Logistikbranche einzigartiges Forschungslabor entstanden: das DHL Innovation Center. Technische Neuerungen sind schon immer der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung gewesen – auch und gerade in der Logistikbranche. Die fortschreitende Technik macht es den Transportdienstleistern heute möglich, viel stärker auf die sich ändernden Anforderungen ihrer Kunden und deren Marktumfeld einzugehen. Nicht erst seit der Veröffentlichung des UN-Klimaschutzberichts ist klar, dass eine der größten Herausforderungen der Logistikbranche die nachhaltige und umweltschonende Abwicklung der weltweiten Warenströme ist. „Das ist mit Sicherheit eine der zentralen Kundenanforderungen, der sich Logistiker wie die Deutsche Post World Net in Zukunft stellen müssen“, erklärt Dr. Frank Appel, Vorstandsmitglied des Konzerns.
Der nach eigenen Angaben weltweit größte Logistikdienstleister hat auf diese Herausforderung mit einer ungewöhnlichen Investition reagiert. Mit einem in der Branche bislang einmaligen Forschungslabor, dem DHL Innovation Center, hat der Konzern die Initiativen im Bereich Technologie- und Innovationsmanagement unter einem Dach gebündelt. „Innovation steht in unserem Konzern ganz oben auf der Agenda“, betont Appel. „Mit diesem neuen kreativen Forum geben wir Innovationen eine feste organisatorische Heimat, damit sie auch wirklich von der ersten Idee zu einer vielleicht bahnbrechenden Neuerung mit praktischen Antworten auf ganz konkrete Herausforderungen von Konzern oder Kunde heranreifen können.“
ÜBERSICHT Der Strategietisch im Showroom des DHL Innovation Centers: Hier werden die Funktionsmechanismen globaler Netzwerke erklärt und die individuellen Waren- und Informationsströme der Kunden angezeigt.
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Der moderne Komplex zwischen Köln und Bonn vereint eine Kreativwerkstatt mit einem Showroom und einem Konferenzbereich. So wird in der Kreativwerkstatt das Innovations-Know-how aus dem ganzen Konzern zusammengezogen. Hier forschen Logistikexperten aus den eigenen Reihen mit einer Reihe externer Partner an neuen Technologien. Aus diesem Mix von Grundlagenforschung und Kundenorientierung sollen Lösungen gefunden werden, die in existierende Supply Chains und logistische IT-Systeme integriert werden. DHL arbeitet im Innovation Center mit IBM, Intel, SAP und Motorola zusammen. Zudem gibt es eine Partnerschaft mit den Logistikinstituten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und den deutschen Fraunhofer-Instituten. Mit dem vielgeschmähten Elfenbeinturm hat dieses Forschungslabor also nichts gemein. Dafür sorgt schon der enge Kontakt mit den Kunden und Gästen im angeschlossenen Konferenzzentrum. Hier steht der Austausch mit externen Wissenschaftlern ebenso auf der Tagesordnung wie die Kommunikation mit den Kunden. Und noch etwas unterscheidet das DHL Innovation Center von herkömmlichen Forschungslaboren: der sogenannte Showroom. In der futuristischen Ausstellungshalle werden technische Neuerungen inklusive ihrer Anwendungen entlang der Logistikkette präsentiert. „Wer seine Logistik verbessern will, dem zeigen wir an konkreten Beispielen, was State of the Art ist“, so Appel. „Hier entsteht also Innovation zum Anfassen.“
Ziel des DHL Innovation Centers ist es somit, frühzeitig logistische Zukunftstrends zu erkennen und daraus neue Produkte zu entwickeln. „Heute sind wir der größte Logistiker auf der Welt. Größe allein ist aber kein Kriterium für den Erfolg. Was zählt, ist die Zufriedenheit unserer Kunden“, sagte Vorstandschef Dr. Klaus Zumwinkel bei der Eröffnung des Innovation Centers im März und versprach, seine Kunden mit „neuen und zukunftsgerichteten Produktangeboten“ überraschen zu wollen. Solche Produktinnovationen können zum Beispiel bei der Reduktion von Kohlendioxid behilflich sein. So bietet DHL als erster Logistiker einen klimaneutralen Päckchenversand an: Die beim Transport des Päckchens entstehenden CO2-Emissionen werden durch Investitionen in Klimaschutzprojekte eingespart oder der Atmosphäre wieder entzogen. Auf diesen neuartigen Service setzte im Januar sogar das Weltwirtschaftsforum bei seinem Jahrestreffen in Davos, um das selbstgesteckte Ziel eines Kohlendioxid-neutralen Status des Gipfels zu erreichen. Aber nicht nur die Arbeit an klassischen Produktneuerungen macht die Qualität des Centers aus. Auch Struktur- und Prozessinnovationen sollen Kundenbedürfnisse mit Nachhaltigkeitskriterien in Einklang bringen. Das verdeutlicht beispielsweise die intensive Weiterentwicklung von Geoinformationssystemen zum besseren Einsatz der riesigen Fahrzeugflotte des Logistikunternehmens. So lässt sich der CO2-Ausstoß bei den Transportfahrten der weltweit rund 76.000 DHLZustellfahrzeuge durch eine geschickte Routenplanung enorm reduzieren. Zwar setze die Deutsche Post World Net bereits seit einigen Jahren auf diese Technik, man sei aber sicher, dass die bestehenden Systeme noch verbessert werden könnten, meint Appel. Grundlage dafür ist jedoch, das bestehende Datenmaterial zu vergrößern und Anwendungen zu kreieren, die diese Daten noch geschickter nutzen. „Die Eröffnung des DHL Innovation Centers ist sicherlich kein Schlusspunkt unter das Thema Innovation in unserem Konzern“, meint Dr. Frank Appel. Vielmehr sei es eine solide Basis, von der aus man die Herausforderungen von Globalisierung, Nachhaltigkeit und zunehmender Vernetzung in Angriff nehmen könnte. Jetzt seien die Weichen gestellt, in einem kreativen Prozess neue Erkenntnisse im Bereich der Logistik zu gewinnen. www.dhl-innovation.de
Aspekte des Umweltschutzes Nachhaltigkeit VISAVIS sprach mit Dr. Frank Appel, Konzernvorstand Global Bu-
siness Services der Deutschen Post World Net, über Klimaschutzaktivitäten. Im DHL Innovation Center arbeitet Ihr Konzern daran, die Zukunft der Logistik zu gestalten. Welchen Stellenwert nimmt dabei der Klimaschutz ein? Unsere Verantwortung für die Umwelt wird ja nicht erst in der Zukunft ein Thema sein. Schon seit geraumer Zeit zeichnet sich die Deutsche Post World Net durch vielfältige Aktivitäten in Sachen Klimaschutz aus. So fahren bei uns immer mehr Transportfahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen. Auf diesen Leistungen wollen wir uns aber nicht ausruhen, sondern wir haben uns zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß unseres Unternehmens bis 2012 um fünf Prozent zu senken. Das erfordert natürlich auch ein hohes Maß an Innovationsbereitschaft. So testet beispielsweise DHL derzeit mit Beteiligung des neuen Innovation Centers Fahrzeuge mit Hybrid- und Biogasmotoren. Unser Ziel ist es, die Flotte im Konzern nach und nach auf Fahrzeuge umzustellen, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden. Honorieren Ihre Kunden diese Anstrengungen? Auf jeden Fall. Gerade unsere global agierenden Kunden suchen immer mehr nach umweltfreundlichen Transportoptionen. In einer Marktanalyse gab vor einem Jahr ein Viertel der Kunden an, dass Umweltschutzaspekte bei der Auswahl des Logistikers eine Rolle spielen. Darauf haben wir auch schon reagiert. Seit August 2006 bieten wir auf dem gesamten europäischen Markt unseren Kunden mit dem „GoGreen“-Produkt die Möglichkeit, ihren Versand CO2neutral zu gestalten. Wie funktioniert dieses Produkt? Recht einfach: Umweltbewusste Kunden können für einen Aufschlag von zehn Cent das Pluspäckchen GoGreen in größeren Filialen oder online kaufen. Alle durch den Transport des Päckchens entstehenden Emissionen werden anhand eines patentierten Verfahrens berechnet und als Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen ausgeglichen. Dafür haben wir im Konzern ein sogenanntes Carbon Management eingerichtet, das die Emissionen erfasst und über die Pro-
jekte kompensiert. Dieses Verfahren ist zertifiziert und wird regelmäßig durch die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft SGS Group aus Genf überprüft. Welche Projekte werden konkret mit „GoGreen“ gefördert? Man muss dabei zwischen internen und externen Projekten unterscheiden. Intern stecken wir das Geld beispielsweise in die schon genannte Erforschung zum Einsatz alternativer Kraftstoffe für die Fahrzeugflotte. Extern unterstützen wir Projekte, die weltweit zum Klimaschutz beitragen. Das sind beispielsweise Projekte zur Methan-
gasreduktion, zur Nutzung von Solarenergie in Südostasien und zur Wiederaufforstung des Regenwalds in Brasilien. Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Rolle wird die Nachhaltigkeit für die Logistik künftig spielen? Ich bin überzeugt, dass die weltweiten Warenströme immer mehr von Nachhaltigkeitsaspekten beeinflusst werden – die Nachhaltigkeit wird mehr und mehr zum Wirtschaftsfaktor. Fossile Brennstoffe werden immer knapper und damit auch teurer. Daher sehe ich beispielsweise unsere Forschungsarbeit für den Einsatz alternativer Kraftstoffe nicht nur als Investition in den Umweltschutz, sondern auch in die Zukunft unseres Geschäfts.
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Duisport steigert Ertrag Standortvorteil Erich Staake erläutert im Gespräch mit VISAVIS die Unter-
nehmensstruktur und Strategien der duisport-Gruppe.
Erläutern Sie bitte die Unternehmensstruktur der duisport-Gruppe! Die Gruppe besteht aus den Geschäftsbereichen Infra- und Suprastruktur – unser Stammgeschäft –, aus kundenorientierten, logistischen Dienstleistungen und aus der neu erworbenen Verpackungslogistik. Das Serviceangebot umfasst Ansiedlungs- und Facility Management ebenso wie individuelle Transportlösungen für die verladende Wirtschaft. Ergänzt werden diese Geschäftsbereiche durch eine Vielzahl von Beteiligungen. Warum ist Duisburg als Logistikstandort für nationale und internationale Kunden und Investoren attraktiv? Die Attraktivität besteht meiner Ansicht nach aus der Verbindung hervorragender Standortvorteile – Duisburg zählt mittlerweile zu den großen Logistikplätzen in Europa – mit der aktiven Unterstützung und Mitwirkung an den Wertschöpfungsketten unserer Kunden. Wichtig ist dabei, dass die Logistikmetropole Duisburg eine außerordentlich gute Basis für ein überproportionales Wachstum in einem sehr expansiven Logistikmarkt bietet. Logistik ist seit vielen Jahren ein Wachstumstreiber und entwickelt sich überproportional zum Wirtschaftswachstum. Wir wollen konkret zur Optimierung der Transport-Wertschöpfungsketten unserer Logistikdienstleister – also der
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Kunden, die sich hier niederlassen – beitragen. Unsere Key-Account-Kunden sind beispielsweise Kühne + Nagel, DB Logistics / Schenker, Imperial Logistics, NYK und Rhenus. Das Fremdkapital für weitere Investitionen wird zentral über die Duisburger Hafen AG beschafft. Wer stellt die Mittel zur Verfügung? Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Banken zusammen. An erster Stelle steht dabei die Deutsche Bank, gefolgt von der Westdeutschen Landesbank. Unsere Finanzierungsquellen sind jedoch vielfältiger. Beispielsweise haben wir im letzten Jahr mit dem größten japanischen Versicherungskonzern ein langfristiges Darlehen für die Projektfinanzierung eines großen Investments abgeschlossen. Begründet ist dies aus der Sicht der Partner durch die hohe Ertragskraft der Duisburger Hafengruppe sowie die solide Performance, die aus einem sehr langen Zeitraum resultiert. Kurzfristige Geschäfte vermeiden wir, denn der Großteil unseres Investitionsbedarfs und der damit verbundenen Fremdfinanzierungsmittel besteht in langfristig ausgerichteten Infrastrukturprojekten. Dazu braucht man auch eine entsprechend kongruente Finanzierung. Darüber hinaus prüfen wir auch sehr genau, welche Partner uns flexible, marktgerechte und innovative Produkte anbieten.
Welche Umsatzziele streben Sie für das laufende Geschäftsjahr an, welche Strategien verfolgen Sie in den nächsten fünf Jahren? Ich gehe davon aus, dass wir in unserem Kerngeschäft Infra- und Suprastruktur wieder ein adäquates Wachstum im oberen einstelligen Bereich erzielen werden. Für die duisport-Gruppe erwarten wir in diesem Jahr eine annähernde Verdoppelung des Umsatzes auf mehr als 110 Millionen Euro. Ein Teil davon betrifft jedoch die Akquisition der Verpackungslogistik-Gruppe VTS, die wir am 1. Januar dieses Jahres in unsere Unternehmensgruppe integriert haben. Darüber hinaus wollen wir vor allem qualitativ wachsen und unsere Ertragskraft festigen. Dazu werden wir unter anderem unsere Stärken noch effektiver für die umliegende Region einsetzen. Zusätzlich ist geplant, in weiteren Segmenten neue Produkte, zum Teil mit einer stärkeren geografischen und internationalen Ausrichtung, zu entwickeln. Deshalb gehe ich von einer weiteren dynamischen Entwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus. Wie beurteilen Sie den Logistikstandort Deutschland? Deutschland ist Logistik-Weltmarktführer. Das betrifft einerseits den Standort, andererseits verfügen Global Player, beispielsweise DHL und DB Logistics, über ein weltweites Netzwerk. Durch internationale Arbeitsteilung sind deutsche Unternehmen bestens aufgestellt. Sie können damit ihre Spitzenposition halten und weiter ausbauen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die geografische Lage mitten in Europa. www.duisport.de
DREHSCHEIBE Erich Staake, Vorstandssprecher der duisport-Gruppe, über die Wichtigkeit des Duisburger Hafens für ein überproportionales Wachstum des Logistikmarktes.
Wachstumsmotor Infrastruktur Global Die mittelständisch geprägte Logistikbranche Deutschlands rückt durch die EU-Erweiterung in
das Zentrum Europas und kann auch weltweit ihre Wettbewerbsvorteile nutzen. von Armin Hille ogistik ist der Markt der Zukunft. Die Forderung nach schnellem Warenfluss, schlanken Abläufen und effizienten Prozessen innerhalb der gesamten Logistikkette setzt konsequente, kostenorientierte und verlässliche Logistikprozesse voraus, besonders vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung. Deutsche Unternehmen haben sich frühzeitig auf diese Anforderungen eingestellt und zählen heute zu den führenden Logistikunternehmen in Europa und weltweit. Mit rund 2,6 Millionen Arbeitsplätzen wird nach Erhebungen des Bundeswirtschaftsministeriums pro Jahr ein branchenübergreifender Umsatz von mehr als 150 Milliarden Euro – entsprechend sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts – erwirtschaftet. Für die Zukunft werden jährliche Wachstumsraten des branchenübergreifenden Umsatzes von bis zu sechs Prozent erwartet. Die überwiegend mittelständisch geprägte Speditionsbranche repräsentiert einen Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro und beschäftigt etwa 370.000 Mitarbeiter. Vier Milliarden Tonnen Güter werden jährlich im deutschen Speditionsund Logistikgewerbe per Lkw, Bahn, Binnenschiff, Seeschiff und Flugzeug bewegt. Deutschland ist durch die EU-Osterweiterung nicht nur in das geografische und
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logistische Zentrum Europas gerückt. Deutschland hat auch entscheidende internationale Wettbewerbsfaktoren zu bieten, z. B. zukunftsweisende und innovative Technologien wie die Radiofrequenztechnologie RFID. Darüber hinaus verfügen deutsche Unternehmen über modulare Angebote für viele Branchen und über entsprechende Kapazitäten im Land- sowie im Luft- und Seefrachtverkehr. Ferner operieren sie je nach strategischer Ausrichtung mit einem dichten Netz weltweiter Standorte, allen voran der Logistik-Konzern DHL. So hat beispielsweise DHL von der chinesischen Luftfrachtbehörde die Lizenz für Transportdienstleistungen auf dem chinesischen Binnenmarkt erhalten. Die Tochter der Deutschen Post darf damit als erstes ausländisches Unternehmen zwischen 17 chinesischen Städten Fracht auf dem Luftweg transportieren. Damit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben das einzige ausländische Unternehmen, das sowohl Express- als auch Luftfrachtdienste innerhalb Chinas bereitstellt. China ist weltweit der zweitgrößte Logistikmarkt mit zweistelligen Wachstumsraten. Auch andere global ausgerichtete deutsche Logistikdienstleister realisieren integrierte Konzepte für das weltweite Supply Chain Management führender Industrieunternehmen. Sie bieten schlüssige Lösungen für die termingerechte Beförderung von Wa-
ren, beispielsweise vernetzte Lager- und Transportkonzepte, in denen verschiedene Verkehrsträger, begleitet von einem präzisen und schnellen Informationsfluss, reibungslos zusammenwirken. Mit gebündelten Logistikfunktionen aus einer Hand bieten deutsche Logistiker ihren internationalen Kunden hohe Prozesssicherheit und Effizienz. Besonders wichtig ist dies, wenn beispielsweise extrem schnelle und zugleich individuell maßgeschneiderte und äußerst zuverlässige Logistikangebote bei Produktionsverlagerungen ins Ausland beziehungsweise auf andere Kontinente verlangt werden. Mit
EXPERTE Prof. Michael ten Hompel, Fraunhofer-Institut IML: „Die Voraussetzungen für eine neue energieeffiziente Logistik sind hier besser als in jedem anderen Land.“ VISAVIS ECONOMY
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Das System arbeitet stabil und zuverlässig Spitzenposition VISAVIS-Gespräch mit Hanns-Karsten Kirchmann, Toll Collect, über Umweltschutz, Verkehrs-
steuerung und Technologieinnovationen im derzeit modernsten Mautsystem. Herr Kirchmann, seit zwei Jahren wird Maut auf deutschen Autobahnen erhoben. Jährlich füllt Toll Collect den Staatshaushalt mit rund drei Mrd. Euro. Was heißt das für Sie? Wir sind stolz, dass wir mit dem derzeit modernsten Mautsystem täglich für verlässliche Einnahmen des Bundes sorgen. Das ist eine große Verantwortung. Und es spornt an, weil wir auch in Zukunft das modernste Mautsystem weltweit betreiben wollen – eine wirkliche Herausforderung in dem sich schnell entwickelnden IT-Bereich! Alle reden über die Reduzierung von CO2. Welchen Beitrag leistet das Mautsystem? Zwei Jahre Maut zeigen, dass die Abhängigkeit der Gebühr von Schadstoffklasse, Achszahl und tatsächlich gefahrenen Kilometern eine positive Wirkung hat. Durch die Maut haben sich die Leerfahrten der Lkws reduziert. Auch der Anteil von schweren Nutzfahrzeugen mit einem hohen Schadstoffausstoß ist seit Einführung der Maut rückläufig. Welche Erfahrungen haben Sie seit dem Mautstart am 1. Januar 2005 gesammelt? Über das System wurden seither fast 60 Milliarden Fahrkilometer erhoben und abgerechnet. Das sind mehr Kilometer als mit jedem anderen Mautsystem weltweit. Das System arbeitet seit dem ersten Tag stabil und zuverlässig und wird gerade deshalb von den Nutzern akzeptiert. Wird das satellitengestützte Mautsystem durch Toll Collect weiterentwickelt? Toll Collect ist Technologieführer in Sachen elektronischer Mauterhebung. Und das wollen wir auch bleiben! Auch künftig geben wir unserem Auftraggeber ein flexibles Politikinstrument an die Hand und sind für die Nut-
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zer ein verlässlicher Dienstleistungspartner. Deshalb stellen wir zum einen unsere Prozesse auf den Prüfstand und schauen, an welchen Stellen wir besser und preiswerter werden können. Zum anderen entwickeln wir die Technik ständig weiter. Wie gesagt: Die schnelllebige IT fordert uns hier ganz besonders. Zurzeit testen wir gerade ein weiteres Fahrzeuggerät der Firma Siemens, das ab Sommer zur Verfügung stehen wird. Damit wollen wir noch mehr Spediteure an dem automatischen Einbuchungsverfahren für die Maut interessieren. Derzeit werden rund 90 Prozent aller Mauteinnahmen über die Fahrzeuggeräte generiert. Ziel ist es, auch die letzten zehn Prozent von den Vorteilen der Bordcomputer zu überzeugen. Das satellitengestützte System ist in Europa einzigartig.Wie wollen Sie dafür sorgen, dass das System keine Insellösung bleibt? Die EU-Kommission empfiehlt den Ländern, die künftig Maut erheben wollen, die
VERKEHR „Toll Collect betreibt derzeit das weltweit modernste Mautsystem“, betont Hanns-Karsten Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Anwendung von satellitengestützten Mautsystemen. Das ist gut, aber kein Grund sich auszuruhen. Gemeinsam mit dem Bund, unserem Auftraggeber, arbeiten wir in den Gremien in Brüssel an Lösungen im Sinne der Interoperabilität unterschiedlicher Mautsysteme. Ziel ist es, künftig EU-weit im Interesse des Nutzers grenzüberschreitend Maut erheben zu können. Das ist mit der Entwicklung im Mobilfunk vergleichbar. Auch bei der Maut soll der Kunde mit einem Bordcomputer auskommen und am Ende des Monats eine Rechnung von seinem Vertragspartner erhalten. Unser Mautsystem besitzt bereits heute die technischen Voraussetzungen für die Interoperabilität und ist in der Lage, mit anderen Mautsystemen zu kommunizieren. Die Prognosen sagen, dass der Lkw-Verkehr in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Damit stellt sich die Frage nach der Mobilität neu. Kann das satellitengestützte Mautsystem einen Beitrag zur Beibehaltung der Mobilität leisten? Die Verkehrspolitik verfügt mit dem satellitengestützten Mautsystem über ein innovatives Steuerungsinstrument, mit dem sich verkehrslenkende und ökologische Ziele verwirklichen lassen. Das Mautsystem hat verschiedene Optionen und ist flexibel, das haben wir mit der Einführung der Maut auf Bundesstraßen Anfang des Jahres bewiesen. Beim Mobilitätsmanagement geht es vor allem um Verkehrslenkung. Hierbei sind unterschiedliche Staffelungen der Maut denkbar: nach Zeit, Ort oder bezogen auf Regionen und Straßenabschnitte. Das erfordert aber im Vorfeld politische Entscheidungen. www.toll-collect.de
dem Fokus auf außergewöhnliche bis „unmögliche“ logistische Sonderfälle gelingt es solchen meist sehr kreativen Problemlösern, beispielsweise time:matters, einem Tochterunternehmen von Lufthansa Cargo, auch sehr enge zeitliche Vorgaben einzuhalten. „Von der Beschaffungslogistik über die Produktions-, Distributions- und Ersatzteillogistik bis zur Entsorgungslogistik sind deutsche Logistikunternehmen hervorragend positioniert“, erklärt Prof. Dr. Peer Witten, Vorsitzender des Bundesverbandes für Logistik (BVL). Mit dem Erfolg auf dem Heimatmarkt ergäben sich für deutsche Logistikunternehmen nicht nur weiterhin gute Chancen, mit dem weltweiten Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten nachhaltig zu wachsen, sondern auch über eine geeignete Standortwahl und -gestaltung neue Märkte zu erschließen. Welchen Stellenwert die Globalisierung inzwischen in der Logistik einnimmt, zeigt u. a. das Angebot der im Juni in München stattfindenden transport logistic 2007. So erwartet die Messe München zur 11. Internationalen Fachmesse für Logistik, Telematik und Verkehr über 1.500 Aussteller aus mehr als 55 Ländern sowie rund 40.000 Besucher aus etwa 100 Ländern. Auch wenn also die Rahmenbedingungen für den Logistikstandort Deutschland offenbar sehr gut sind, viele Aufgaben sind noch zu lösen. Vor allem durch den prognostizierten Anstieg des Straßengüterfernverkehrs um 64 Prozent bis zum Jahr 2015 drohen zunehmend Kapazitätsengpässe, die zu Staus, zusätzlichen Umweltbelastungen und zu höherem Ressourcenverbrauch führen. Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit
des Wirtschaftsstandortes Deutschland ist deshalb u. a. eine intelligente umwelt-, klima- und ressourcenschonende Vernetzung der Verkehrsträger Straße, Schiene, Wasser, Luft sowie deren Verknüpfung zu logistischen Knoten wie Güterverkehrszentren, Flughäfen, See- und Binnenhäfen. „Dazu haben wir besonders in Deutschland die Chance, eine neue energieeffiziente Logistik zu entwickeln, da die technischen Voraussetzungen hier besser sind als in jedem anderen Land“, betont Prof. Dr. Michael ten Hompel, Leiter des Fraunhofer-Instituts Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund. Zur Unterstützung einer integrierten Verkehrspolitik, an der sich Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verbände und die öffentliche Hand beteiligen, hat die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag im November 2005 den „Masterplan Güterverkehr und Logistik“ beschlossen, der sowohl die Analyse des Güterverkehrs und der Logistik sowie die Identifizierung von Schwachstellen auf der Grundlage vorhandener Studien, Gutachten und Prognosen umfasst. Parallel dazu wird ein strukturierter Dialog mit der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Fachöffentlichkeit, den Bundesländern, der EU sowie den Nachbarstaaten geführt. Dieser Dialog dient der Einbindung der Akteure in den Erarbeitungsprozess und soll die Festlegung bedarfsgerechter Handlungsempfehlungen in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Ausbildung, Weiterbildung und Qualifikation, Infrastruktur und Vernetzung, Finanzierung, Märkte, Marktbedingungen und Deregulierung sowie Umweltschutz sicherstellen.
Umsätze im Logistiksektor (in Mrd. Euro) 150
150,0
120 96,9
90
74,9 57,5
60
49,7
Deutschland
Frankreich
GB
Italien
Niederlande
Schweiz
Spanien
Griechenland
24,2 27,0
Belgien
Luxemburg
Finnland
8,3
Norwegen
6,7
Schweden
6,6
Dänemark
4,9
18,8 11,2 14,2 14,8 14,8 Österreich
3,8
Portugal
0
Irland
30
Quelle: Top 100 in European Transport and Logistics
SPITZENPLATZ Im Jahr 2004 wurden in Westeuropa 585 Milliarden Euro in Logistikdienstleistungen umgesetzt, ein Viertel davon dank ihrer zentralen Lage und modernen Infrastruktur allein in der Bundesrepublik Deutschland.
VORSPRUNG Prof. Peer Witten, Vorsitzender Bundesverband für Logistik, sieht deutsche Logistikunternehmen im internationalen Vergleich hervorragend positioniert.
Wie logistische Netze in der Zukunft noch effektiver gestaltet werden könnten, ist auch ein Thema des Sonderforschungsbereichs 559 „Modellierung großer Netze in der Logistik“, der unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn von der Universität Dortmund, Fakultät Maschinenbau, Lehrstuhl für Fabrikorganisation, koordiniert wird. Die Hauptaufgabe in der aktuellen und letzten bis Mitte 2008 dauernden Forschungsphase besteht darin, die Ergebnisse aus den Experimenten der Anwendungs- und Methodenprojekte zu vertiefen. Nachdem in den vergangenen Jahren relevante Grundlagen erarbeitet worden sind, geht es nun darum, experimentierbare Modelle zu erstellen. Die Ergebnisse der Methodenprojekte werden dabei in konkreten Anwendungsfällen erprobt, verfeinert beziehungsweise generalisiert. Multilaterale Wirkungen, Einfluss-, Störgrößen sowie die Grenzen solcher Modelle werden umfassend bewertet, um übertragbare Lösungen zu finden. Erfolgreich erprobte Methoden werden zu Bausteinen für Regelwerke, nach denen Logistiknetze konstruiert werden. Themen des Sonderforschungsbereichs sind sowohl Beschaffungsketten, Netze und Güterverkehrszentren, Luftfrachtknoten, Optimierung von Service-Netzen sowie Redistributionsnetze, Seehafenhinterlandverkehre und Organisationskonzepte für Supply Chains. „Die Bewertung der Kombinationen aus Strategien und Organisationskonzepten ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die gelungene unternehmensübergreifende Gestaltung großer Netze der Logistik“, so Professor Kuhn. Wissenstransfer ist neben den vielen Bildungsträgern für Logistik auch eine DoVISAVIS ECONOMY
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Bestnoten für deutsche Logistik 20
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10%
10 8%
8% 7%
0
Niederlande
Frankreich
Deutschland
USA
GB
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Quelle: Ernst & Young „Attractiveness of Europe 2004“
18%
ATTRAKTIVITÄT Die Befragung von 513 Entscheidern aus Europa, Amerika und Asien lieferte in allen Bereichen Bestnoten für die deutsche Logistikbranche.
mäne des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund. Logistikinnovationen wie das „Internet der Dinge“, ein Konzept, in dem Behälter ohne zentrale Steuerung automatisch ihren Weg durch Logistiksysteme finden, stammen aus diesem Forschungsinstitut. Zudem sind verschiedene
Spinn-Offs aus dem Institut entstanden, die in Teilbereichen der Logistik erfolgreich beraten und der Industrie Lösungen anbieten, vom Lagerverwaltungs- und Warehousemanagementsystem bis zu Simulationsprogrammen für komplexe Logistiknetze. Jedes Jahr im Herbst veranstaltet das IML den internationalen Kongress „Dortmunder Gespräche“, an dem in der Regel bis zu 500 Fach- und Führungskräfte teilnehmen. Hinzu kommen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen RFID-Anwender-Zentren in Neuss und Dortmund, die Landesinitiative Logistik in NRW, 63 Technologieparks, 30 Technologietransferstellen und die Europäische Fachhochschule in Brühl. Zu den wichtigen Bausteinen in der logistischen Ausbildung zählt die Informationstechnologie. Denn nur mit durchgängigen Logistik- und Informationsketten, die ein nahtloses Zusammenspiel aller Beteiligten ermöglichen, können den Kunden Leistungen aus einer Hand beziehungsweise substanzielle Wettbewerbsvorteile angeboten werden. Um neue Dienstleistungsangebote entwickeln zu können, die sich auch internatio-
nal vermarkten lassen, müssen zudem innovative sowie bestehende Technologien und Prozesse noch häufiger gekoppelt werden. Während man sich bisher auf die absolute Leistung konzentriert habe, werde es in den nächsten Jahren mehr darauf ankommen, mit einem System eine relativ gute Leistung für viele Einsatzfälle und Auftragslasten zu erhalten, betont Professor ten Hompel. Dies erfordere andere Sichtweisen und letztlich eine andere Herangehensweise. Ein deutlicher Fingerzeig, in welche Richtung sich auch die Informationslogistik entwickeln müsse, seien die in den letzten Monaten von allen großen Software-Herstellern auf den Markt gebrachten serviceorientierten Produkte und Plattformen. „Wir brauchen bedarfsgerechte ‚Logistics on Demand‘, deren Prozesse sich dynamisch oder sogar adaptiv auf die sich täglich ändernden Anforderungen einstellen“, fordert ten Hompel. Wie angespannt die Lage bei der Straße, dem wichtigsten Verkehrsträger innerhalb Deutschlands, ist, zeigt das Transportmarktbarometer, das von der ProgTrans AG, Basel, Prognosen und Strategieberatung für TransAdvertorial
Schrittmacher der Globalisierung Logistikmesse in München mit über 1.500 Ausstellern aus 58 Ländern auf Wachstumskurs. Das Thema Globalisierung durchdringt die transport logistic 2007. Die Messe ist nicht zuletzt deswegen auf Wachstumskurs. Zur 11. Internationalen Fachmesse für Logistik, Telematik und Verkehr erwartet die Messe München über 1.500 Aussteller aus mehr als 55 Ländern. Wie bei der Vorveranstaltung wird die transport logistic in etwa 40.000 Besucher aus rund 100 Ländern anziehen.
Die Märkte rücken immer enger zusammen, Warenströme müssen global just-in-time gesteuert werden. Für diese Herausforderung bedarf es cleverer Technologien wie der Radiofrequenztechnologie zur Identifikation (RFID), eBusiness-Systeme und Transportsteuerung, ausgefeilter Hardware von Lagertechnik über Förderanlagen bis zum Lastkraftwagen und innovativer Logistiklösungen. Die transport logistic 2007 bewegt diese komplette logistische Wertschöpfungskette zu Luft, Wasser, Schiene und Straße. Die größte Gruppe der Aussteller bilden die Logistikdienstleister mit 600 Firmen. Gerade bei den B-2-C-Geschäften sind Lösungen für die Auslieferung auf der letzten Meile gefragt. In den Hallen und auf dem Freigelände präsentieren rund 70 Unternehmen die neuesten Straßenund Schienenfahrzeuge. Der Bereich Air Cargo wird eine gesamt Halle (A4) einnehmen. Dieses Jahr präsentieren sich rund 200 Aussteller. Als zentrale Dreh- und Angelpunkte des weltweiten Güterverkehrs werden sich auch rund hundert europäische See- und Binnenhäfen auf
der transport logistic 2007 präsentieren. Darunter sind bedeutende Umschlagplätze wie Europas größter Binnenhafen Duisburg oder die Häfen Bremen, Hamburg, Le Havre und Rotterdam. Mit hundert staatlichen und privaten Bahngesellschaften ist auf der transport logistic 2007 das europäische Bahnnetz nahezu vollständig präsent. Zu den Ausstellern zählen die SBB Cargo aus der Schweiz, PKP Cargo aus Polen, VR Cargo aus Finnland, Rail Cargo Austria aus Österreich, TrenItalia aus Italien, Renfe aus Spanien, CNCF Fret aus Frankreich, Russian Railways aus Russland und die Deutsche Bahn. Vor allem neue Technologien zur Optimierung des globalen Materialflusses sind ein Thema auf der transport logistic 2007. RFID zum Beispiel steht vor einem revolutionären Durchbruch in weiten Teilen der Wirtschaft. 350 Firmen aus der IT-Branche werden auf der Messe ihre Innovationen vorstellen. Zusätzlich werden rund 80 Anbieter zu Lösungen der Intralogistik ausstellen und zeigen, wie man den den Inhouse-Materialfluss clever managen kann. www.transportlogistic.de
port und Verkehr, sowie dem ZEW, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, erstellt wurde. Demnach steigt derzeit nicht nur das Transportaufkommen weiter an, zugleich erhöhen sich auch die Preise für Transportleistungen. Aus dem Transportmarktbarometer – 4. Quartal 2006 – geht hervor, dass rund 85 Prozent aller Experten aus rund 300 Unternehmen der verladenden Wirtschaft in diesem Halbjahr mit einem Preisanstieg im Straßengüterverkehr rechnen. Mehr als 40 Prozent (im Binnennahverkehr) bis zu 60 Prozent (im Binnenfernverkehr) erwarten sogar einen Preisanstieg von mehr als drei Prozent. Ursachen dafür sind u. a. die seit dem 1. Oktober 2006 für Fahrzeuge der Schadstoffklassen zwei und vier erhöhten Mautsätze. Nach zwei Jahren Maut zieht HannsKarsten Kirchmann vom Systembetreiber Toll Collect vor allem auch unter ökologischen Gesichtspunkten eine positive Bilanz. So hätten sich durch die Maut nicht nur die Leerfahrten der Lkws reduziert. Auch der Anteil von schweren Nutzfahrzeugen mit einem hohen Schadstoffausstoß sei rückläufig. Über das System seien seither fast 60 Milliarden Fahrkilometer erhoben und abgerechnet worden. Mit einem weiteren Gerät, das derzeit getestet und ab Sommer dieses Jahres zur Verfügung stehen werde, wolle man noch mehr Spediteure an dem automatischen Einbuchungsverfahren für die Maut interessieren. Derzeit würden rund 90 Prozent aller Mauteinnahmen über die Fahrzeuggeräte generiert. Ziel sei es, auch die letzten zehn Prozent von den Vorteilen der Bordcomputer zu überzeugen. Weiter steigen wird auch die Bedeutung der europäischen Seehäfen wie Antwerpen, Bremen, Hamburg, Le Havre und Rotterdam als Dreh- und Verbindungspunkte zum weltweiten Güterverkehr. Nach einer Seeverkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums werden sich sowohl die deutschen Seehäfen als auch die Rheinmündungshäfen weiterhin sehr dynamisch entwickeln. Der Umschlag soll sich in den genannten Häfen von 793 Millionen Tonnen in 2004 auf 1.658 Millionen Tonnen in 2025 mehr als verdoppeln. Besonders stark soll dabei der Umschlag in den deutschen Seehäfen wachsen – von 294 Millionen Tonnen in 2004 auf 759 Millionen Tonnen in 2025. Der Umschlag von Standardcontainern (TEU) wird sich in den deutschen Häfen im selben Zeitraum von 10,8 Millionen auf 45,3 Millionen voraussichtlich mehr als vervierfachen.
Auch die Binnenhäfen sind am gesamten Güterumschlag immer stärker beteiligt, denn einerseits ist das stetig wachsende Frachtaufkommen von der Straße alleine nicht mehr zu bewältigen, andererseits ist eine Verlagerung des erhöhten Frachtaufkommens auf die Schiene durch knapp bemessene Ausbaukapazitäten begrenzt. Die mit trimodalen Terminals, innovativer Verladetechnik und einem leistungsstarken Dienstleistungsumfeld ausgestatteten Binnenhäfen haben sich längst vom Umschlagplatz für Massengut zu modernen Logistikdienstleistern entwickelt. „Die Attraktivität des
größten europäischen Binnenhafens duisport – eines der großen Logistikplätze in Europa – besteht aus der Verbindung hervorragender Standortvorteile mit der aktiven Unterstützung und Mitwirkung an den Wertschöpfungsketten unserer Kunden“, erklärt Erich Staake, Vorstandssprecher der duisport-Gruppe. In den Binnenhäfen ansässige Logistikdienstleister spezialisieren sich immer häufiger auf die trimodale Containerlogistik, verknüpfen also die Transportmittel Binnenschiff, Bahn und Lkw über logistische Netze, die aus Terminals und Transportlinien be-
Mehrwert durch Outsourcing Verlagerung von einzelnen Tätigkeiten zu ganzen Prozessketten. Der schärfer werdende internationale Wettbewerb führt dazu, dass Logistik zu einem strategischen Faktor geworden ist. Damit rückt das Thema „Outsourcing“ in den Fokus, denn die Zusammenarbeit mit einem externen Logistiker bedeutet die Chance, Einsparungspotenziale und Effizienzsteigerungen zu realisieren. Und mehr noch: Das Ziel, den eigenen Steuerungsaufwand zu reduzieren und damit frei werdende Ressourcen produktiv einsetzen zu können, gewinnt an Bedeutung. Um das zu erreichen und die Auslagerung der Logistikleistungen zu einem Erfolg zu machen, muss der Logistik-Spezialist bestimmte Qualifikationen aufweisen, wie die folgenden Beispiele der Chemion Logistik GmbH veranschaulichen. Eine minimierte logistische Steuerungskomplexität setzt voraus, dass alle Einzelaktivitäten in einem umfassenden Konzept koordiniert werden und der Dienstleister als Komplettanbieter das gesamte Logistik-Portfolio abdeckt. Darüber hinaus gilt es, das Logistik-Konzept auf die spezielle Situation des Kunden hin auszurichten und ihm so eine individualisierte Gesamtlösung zu bieten. Um das zu erreichen, setzt Chemion beim Thema Kfz-Fleetmanagement auf die Kombination von Einzelleistungen und Service-Levels. Der Kunde kann also den Leistungsumfang und die Service-Intensität selbst bestimmen und erhält dadurch ein dynamisches Flottenkonzept, das stets seinem aktuellen Bedarf gerecht wird. Da sich in der Logistik der Fokus auf Prozessketten verlagert, ist auf Seiten des Logistik-Dienstleisters der „Supply Chain“-Ansatz gefragt. Ein bereichsübergreifendes Denken und Handeln kann es durchaus notwendig machen, bisherige Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen zu überdenken,
so wie es Chemion Logistik getan hat: Der Dienstleister hat ein Prozessmanagement-Team gebildet, um seine Kunden verstärkt proaktiv beraten und besser auf individuelle Anforderungen eingehen zu können. Das Team begleitet den Angebotsprozess des Vertriebs und unterstützt nach der Beauftragung auch die Implementierung der neuen Prozesse beim Kunden, bis diese stabil laufen. Da kein Logistik-Dienstleister überall und in allen Kompetenzfeldern selbst agieren kann, sind internationale Partnernetzwerke die Basis für die vom Kunden geforderte Leistungsflexibilität. Chemion arbeitet daher u. a. mit Dienstleistern in europäischen Seehäfen zusammen und lässt sich auch selbst als Partner für erfolgreiche Kundenlösungen einbinden: So bietet der Logistik-Spezialist beispielsweise Importeuren aus Übersee an, für sie in Europa umfassend tätig zu werden und ihre Container zwischenzulagern, zu kommissionieren und Teilmengen termingerecht an die Kunden zu liefern. Weitere Informationen unter: www.chemion.de
AUSLAGERUNG Logistik-Spezialisten wie die Chemion Logistik GmbH bieten eine umfangreiche Kombination von Einzelleistungen und Service-Levels.
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stehen. „Contargo bietet beispielsweise vernetzte Transportdienste auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen mit insgesamt 20 Abfahrten pro Woche von und zu den Westhäfen an, die Nordhäfen sind hingegen per Bahn angebunden“, erläutert Geschäftsführer Heinrich Kerstgens. Das Unternehmen versteht sich als Partner für Reeder, Spediteure und die Industrie in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz. Internationale Partnernetzwerke bilden häufig die Basis für die vom Kunden geforderte Leistungsflexibilität, denn kein Logistikdienstleister kann überall und in allen
Kompetenzfeldern selbst agieren. So bietet beispielsweise der Logistikspezialist Chemion Importeuren aus Übersee an, für sie in Europa umfassend tätig zu werden und ihre Container zwischenzulagern, zu kommissionieren und Teilmengen termingerecht an die Kunden zu liefern. Höher als in jedem anderen Frachtbereich sind die Wachstumsraten der Luftfracht. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich das weltweite Luftfrachtaufkommen bereits mehr als verzehnfacht. Auch die Fraport AG hat im November 2006 erhebliche Zuwächse beim Frachtaufkommen verzeichnet. Nach
Für die Welt unterwegs in Europa Zweistelliges Wachstum des Contargo-Netzwerks. Container sind das universelle Transportmittel im internationalen Warenverkehr. Alle Arten von Gütern reisen im Container über die Weltmeere. Die meisten erreichen Europa über die „Westhäfen“ Amsterdam, Antwerpen, Rotterdam und Zeebrügge oder die „Nordhäfen“ Hamburg, Bremen und Bremerhaven. Das Gebiet, das sich dahinter erstreckt, wird von den Logistikern „the Hinterland“ genannt. Es ist das Spielfeld von Contargo, einem der großen Dienstleister für die trimodale Containerlogistik, die Verknüpfung von Binnenschiff, Bahn und Lkw. Contargo ist der Partner für Reeder, Spediteure und die Industrie in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Belgien und der Schweiz.
TRIMODAL Maßgeschneiderte Dienstleistungen für die Wirtschaft und kurze Wechsel zwischen den Transportmodi sind die Erfolgsfaktoren des Logistik-Netzwerkes Contargo.
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Contargo verfügt über ein Netzwerk von Terminals und die sie verbindenden Transportlinien. Das Unternehmen wächst zweistellig und Geschäftsführer Heinrich Kerstgens sagt auch warum: „Da sind zunächst unsere vernetzten Transportdienste auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen mit insgesamt zwanzig Abfahrten pro Woche von und zu den Westhäfen. Die Nordhäfen binden wir per Bahn an. Und wir sind mit unseren Terminals entlang dieser Strecke überall dort, wo unsere Kunden uns brauchen.“ Die Terminwünsche der Kunden können durch eine geschickte Kombination der Verkehrsträger Binnenschiff, Bahn und Lkw optimal auf die ökologischen und ökonomischen Randbedingungen abgestimmt werden. Viele Terminals verknüpfen als trimodale Güterverkehrszentren Schiffs- und Bahnverkehre. Als neutraler Dienstleister organisiert Contargo Transporte und bietet alle Dienstleistungen rund um den Leercontainer, wie Depot, Reparatur und Positionierungen. Eine leistungsfähige IT sowie durchorganisierte Prozesse nach höchsten Qualitäts- und Security-Standards stehen für Sicherheit und Effizienz. Mit einer Jahrestransportleistung von 840.000 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) gehört Contargo zu den großen Container-Logistik-Netzwerken in Europa. Das Unternehmen verfügt in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und in der Schweiz über insgesamt 19 Containerterminals in Binnenhäfen. Außerdem betreibt Contargo eigene Schiffs- und Bahnlinien. Die 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschafteten im Jahre 2006 an über 20 Standorten einen Jahresumsatz von 135 Millionen Euro. Weitere Informationen im Internet unter: www.contargo.net
FORSCHUNG Prof.-Dr. Ing. Axel Kuhn, Universität Dortmund, untersucht in einem eigenständigen Sonderforschungsbereich die „Modellierung großer Netze in der Logistik“.
Angaben des Flughafenbetreibers wurden nie zuvor in einem Monat so viele Waren umgeschlagen wie im November 2006. Ein Frachtaufkommen von 187.307 Tonnen am Frankfurter Flughafen entspricht einer Zunahme um 7,8 Prozent und übertrifft den bisherigen Höchstwert vom März 2006 um rund 2.900 Tonnen. Weiter steigende Luftfrachtraten, jedoch auch steigende Transportpreise werden sowohl auf der Nordatlantikroute und der Asien / Pazifik-Route erwartet als auch im Europaverkehr. Flughäfen und ihr jeweiliges Umfeld bilden Logistikstandorte mit hervorragenden Entwicklungschancen. Ganze Regionen verbinden inzwischen ihre Wachstumshoffnungen mit der Flughafenentwicklung. Interessant ist das Umfeld eines Flughafens für Logistikdienstleister, für Unternehmen mit hohem Mobilitätsbedarf und für das produzierende Gewerbe oder Unternehmen, die Value-Added-Services beziehungsweise Mehrwertdienste anbieten. Die ausgezeichneten Verkehrsanbindungen sind hier ebenso wichtig wie die verlässliche Wachstumstendenz. Auch bei anderen Verkehrsträgern wird mit einem weiteren Anstieg der Transportmengen und Transportkosten gerechnet. Die Entwicklung des Schienengüterverkehrsaufkommens wird von den Experten des Transportmarktbarometers vergleichsweise optimistisch eingeschätzt. Rund 50 Prozent rechnen im Binnenverkehr mit steigenden Mengen. Bei den grenzüberschreitenden Verkehren erwarten jeweils rund 50 Prozent unveränderte Mengen und die übrigen einen Anstieg, Richtung Osteuropa rechnen sogar acht Prozent mit einer Zunahme von über fünf
Prozent. Tatsächlich haben bereits in den ersten sieben Monaten des Jahres 2006 nach Erhebungen des Statistischen Bundesamts die Verkehrsmengen so stark zugelegt – insgesamt um acht Prozent – wie schon lange nicht mehr. Ein weiterer Wachstumsmarkt ist der kombinierte Verkehr. Das betrifft vor allem den Umschlag von Seecontainern beziehungsweise die damit verbundenen Hinterlandverkehre. Sowohl das nationale als auch das globale logistische Umfeld ist gekennzeichnet durch eine weiterhin dynamische Entwicklung der Märkte, durch wachsende Kundenbedürfnisse, zunehmende Innovationsgeschwindigkeit, schwankende Rohstoffpreise und Wechselkurse sowie einen anhaltenden Boom im internationalen Frachtgeschäft. In Europa und rund um den Globus wird die Logistik angetrieben durch die stark expandierenden Märkte in Fernost sowie Produktionsverlagerungen. Im Inland steigt der Bedarf an logistischen Dienstleistungen, weil einerseits Industrie- und Handelsunternehmen immer häufiger Prozesse an Spezialisten auslagern und damit die Wertschöpfungskette optimieren, andererseits der Versandhandel expandiert und private Konsumenten immer häufiger ihre Waren per Internet bestellen und bis an die Haustür liefern lassen. Durch den härter werdenden Wettbewerb der Unternehmen und die Forderungen der Kunden nach kurzen Lieferzeiten, hoher Variantenvielfalt und Termintreue sind die Unternehmen gezwungen, neue Wege zu gehen. Nicht zuletzt gewinnen auch Ökologie und Umweltbewusstsein vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Klimaveränderung an Bedeutung, das heißt, dass Transportnetze vor allem umweltfreundlich gestaltet sein müssen. Um unter diesen Rahmenbedingungen alle Aufgabenstellungen effizient zu erfüllen und weiterhin im internationalen Vergleich an vorderster Stelle zu stehen, müssen sich deutsche Logistikunternehmen einer kontinuierlichen Neuorientierung unterziehen. Dazu zählt eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ebenso wie die Anwendung neuer Technologien und Strategien wie RFID und SOA. WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
@
+ www.iml.fraunhofer.de + www.logistik-branchenbuch.de + www.do-ge.de + www.bvl.de
Pünktlich zum Produktionsbeginn Gastbeitrag Dr. Bernd Malmström und Franz-Joseph Miller, time:matters
GmbH, zeigen, wie kleine Dienstleister von der Globalisierung profitieren. „Just in Time“: Schon seit vielen Jahren ist unter dieser Bezeichnung eine Produktionsmethode fest in unserem Wirtschaftsleben etabliert, deren spezieller Charakter darin besteht, dass bestimmte Fertigungskomponenten nicht mehr wochenoder monatelang eingelagert werden. Vielmehr werden die erforderlichen Teile erst dann vom Zulieferer bereitgestellt, wenn die Stunde ihres Einsatzes tatsächlich gekommen ist. Der wirtschaftliche Vorteil liegt auf der Hand: Die Reduzierung der Lagerhaltung bedeutet für den Hersteller eine erhebliche Kostenersparnis. Ebenso klar ist allerdings, dass derartige Produktionsabläufe exakten, eng gesteckten Zeitabläufen folgen müssen und die absolute Pünktlichkeit der Teileanlieferung daher unverzichtbar ist. Kritisch wird es somit in Fällen, in denen aufgrund von Materialengpässen eine Produktionsverzögerung droht und innerhalb kürzester Lieferfristen Abhilfe geschaffen werden muss – oftmals binnen weniger Stunden. Denn kommt es tatsächlich zu einem Produktionsausfall, kehrt sich der finanzielle Nutzen der verringerten Lagerhaltung rasch in einen ökonomischen Nachteil um. Noch gravierender gestaltet sich die Problematik in all jenen Fällen, in denen eine Lagerhaltung als Option überhaupt nicht infrage kommt. Wenn beispielsweise ein weltweit agierendes Pharmaunternehmen in seinem Werk in Brüssel einen Grundstoff für die Medikamentenherstellung produziert, der ausschließlich in einer zweiten Fertigungsstätte in Chicago weiterverarbeitet werden kann, dann wird deutlich: Angesichts des extrem engen Zeitfensters und der geografischen Entfernung ist hier ein gewaltiges logistisches Problem zu lösen. Darüber hinaus gehen immer mehr Hersteller von Anlagegütern sowie Lieferanten kritischer Produktionsteile dazu über, mit ihren Kunden verbindliche „Service Level Agreements“ für den After-Sales-Service zu vereinbaren. Angesichts der enorm hohen Ausfallkosten pro Stunde sind Liefergarantien von weniger als acht Stunden dabei keine Seltenheit. Allerdings sind viele
TRANSPORT Die Nachfrage nach extrem schnellen, gleichzeitig individuell maßgeschneiderten Logistikangeboten wächst international branchenspezifisch an.
Logistikanbieter nicht in der Lage, solche Agreements im Rahmen zentralisierter Lagerhaltung zu unterstützen – denn da sie in ihrer Servicepalette meist auf standardisierte „Konfektions“-Lösungen konzentriert sind, fehlt ihnen für die Bewältigung individueller, besonders komplexer oder kniffliger Problemszenarien nicht selten sowohl die Kapazität als auch das Spezial-Knowhow. Deshalb ziehen große Logistikunternehmen immer häufiger kleine SpezialDienstleister hinzu. Mit ihrer Fokussierung auf außergewöhnliche, bisweilen sogar „unmögliche“ logistische Sonderfälle gelingt es diesen „Problemlösern“, selbst die engsten zeitlichen Zielvorgaben einzuhalten – und zwar auch im regelmäßigen Einsatz. Sie stehen vor allem in der zunehmenden Zahl von Fällen bereit, in denen besonders eilige Sendungen noch am selben Tag oder gar binnen weniger Stunden – also „sameday“ – ihr Ziel erreichen müssen. Das Problem des eingangs erwähnten Pharmaunternehmens wurde mittels eines „Sameday-Services“ gelöst: Der Grundstoff verlässt nun spät abends per Flugzeug Brüssel, um nur gut 18 Stunden später am Morgen des nächsten Tages (Ortszeit) in Chicago zur Weiterverarbeitung ausgeliefert zu werden. Infos unter: www.time-matters.com
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KOMMUNIKATION
Fernsehen wird digital Medien Neue Technik
erhöht die Qualität. Bezahl-Angebote gehen mit attraktiven Formaten und Tarifen in den Wettbewerb. von Brigitte Kasper ie Tage des analogen Fernsehens sind gezählt. Zwar existieren beide Techniken, die analoge und die digitale, bisher noch weitgehend parallel, doch die Politik hat beschlossen, dass spätestens im Jahr 2010 der analogen Übertragung der Fernseh- und auch Radiosignale in Deutschland das letzte Stündlein schlägt. Spätestens dann ist es auch an der Zeit, die analoge Empfangstechnik in den Haushalten durch digitale zu ersetzen. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Schon Anfang der 90er-Jahre im letzten Jahrhundert wurde eine Spezifikation für die Übertragung digitaler TV-Signale über Kabel und Satellit erstellt, allgemein DVB ge-
D
nannt (Digital Video Broadcasting), entsprechend den Übertragungswegen DVB-C über Kabel, DVB-S per Satellit und DVB-T terrestrisch. Die offizielle Einführung des digitalen Fernsehens war 1995. Schon ein Jahr später, Mitte 1996, folgte mit DF1 das erste Pay-TV-Programm in Deutschland, das dann später von Premiere übernommen wurde. Den Startschuss für die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens gab man in den Bundesländern Berlin und Brandenburg, wo man nun schon seit 2003 über DVB-T auf ein relativ umfangreiches TVund sogar Radio-Programmangebot Zugriff hat. Der Umstieg verlief relativ hart, denn die Ausstrahlung der analogen Programme wurde nach einer kurzen Eingewöhnungs-
zeit abgeschaltet. 2007 ist DVB-T in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Bis Ende dieses Jahres sollen weitere acht Millionen Einwohner per DVB-T fernsehen können. Das kommt einer absoluten Zahl von 64 Millionen Einwohnern gleich, was etwa 80 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik entspricht. Wenn alles weiter so gut läuft, wollen ARD und ZDF Deutschland bis Ende 2008 flächendeckend mit digitalem Fernsehen versorgen können, also zwei Jahre früher, als von der Politik gefordert.
Bunteres Angebot bei sinkenden Preisen Technologievorsprung mit leistungsfähigen Netzen und frei wählbaren Ausstattungsvarianten. Die Zukunft des Fernsehens liegt unter der Erde – und ist hochmodern. Der neue Trend heißt Triple Play, sprich Fernsehen, Telefonieren und surfen – zeitgleich, alles aus einer Hand. Dabei setzt die Deutsche Telekom auf ihr neues VDSL-Hochgeschwin-
Quelle: T-Com VERKNÜPFT Bis Ende 2007 erreicht der Marktführer Deutsche Telekom mit seinem IPTV-Angebot rund 17 Millionen Haushalte in Deutschland.
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digkeitsnetz mit Bandbreiten bis zu 50 MBit / s und ihr Bündelangebot T-Home. Der Clou dabei: Fernseh- und Telefonsignale werden über das InternetProtokoll übertragen. Die Kunden können surfen, schnell große Datenmengen online versenden, gleichzeitig telefonieren und IPTV – also Fernsehen über Breitband – in HD-Qualität empfangen. Bislang sind bundesweit zwölf Städte an das Glasfasernetz angeschlossen, wofür mehr als 14.000 Kilometer Glasfaserkabel verlegt wurden. Doch das ist dem Bonner Telekommunikationskonzern nicht genug. In 2007 werden weitere 14 Städte mit dem VDSL-Netz versorgt. Zudem werden 750 Städte mit ADSL2+ ausgestattet, das stabile 16 MBit / s liefert. Durch den Einsatz einer neuen Medienplattform kann künftig auch über diese Anschlüsse ein TV-Angebot in Standardqualität samt ergänzender Services wie Video on Demand offeriert werden. So erreicht der Telekommunikationsriese mit seinem IPTV-Angebot bis Ende 2007 rund 17 Millionen Haushalte in Deutschland. Zum Vergleich: Kabel Deutschland will in den nächsten zwei Jahren 15,4 Mio. Haushalte an sein Netz anschließen.
Und auch inhaltlich hat die Telekom einiges zu bieten, um künftig mit neuen TV- und EntertainmentServices beim Kunden zu punkten. Seit Oktober 2006 kann T-Home in den mit VDSL ausgebauten Städten gebucht werden. Dabei stehen den Kunden drei Ausstattungsvarianten von 50 bis 90 Euro zur Auswahl. Bis zu 130 TV-Sender, darunter neben ARD und ZDF die großen privaten Anstalten wie RTL und ProSieben Sat 1 sowie eine Vielzahl kleinerer Sender und Special-Interest-Anbieter. Daneben können weitere PayTVProgramme, beispielsweise von Premiere, in das Programmangebot integriert werden. In den einmal mit 99 Euro zu bezahlenden Mediareceiver T-Home X 300T ist ein Personal Video Recorder (PVR) integriert, der rund 70 Stunden Programm aufzeichnen kann. Wer im Kampf um den Multimedia-Kunden der Zukunft die Nase vorne haben will, muss kombinierte Angebote aus TV, Telefonie und Internet im Portfolio haben. Schließlich wollen „Triple Play“-Kunden mit umfassenden, bequemen Paketen aus einer Hand bedient werden. Neben einem immer bunteren Entertainment-Angebot ist künftig auch mit sinkenden Preisen zu rechnen. www.t-com.de
schwer, sich durchzusetzen, egal ob es über Kabel, Satellit oder auch DSL übertragen wird, da das sogenannte Free-TV sehr gut und verbreitet ist. Hier kommt es darauf an, sich mit attraktiven Angeboten, Konditionen und Tarifen von den Wettbewerbern abzusetzen. Special-Interest-Programmen wie Focus Gesundheit TV, das man bei Premiere im Paket oder einzeln buchen kann, oder National Geographics Channel im tividi-Family-Bouquet sowie personalisierten Angeboten kommt da eine besondere Bedeutung zu. Mit ihnen kann man die unterschiedlichen Interessen der Zuschauer gezielt ansprechen. Doch mit dem reinen Fernsehen ist es heutzutage nicht mehr getan. So ermöglicht die digitale Sendetechnik eine Kombination von zahlreichen Zusatzdiensten – wie zum Beispiel Datendiensten mit Zusatzinformationen, erweiterten Teletext-Angeboten oder auch dem elektronischen Programm-Guide (EPG) – mit den Fernsehprogrammen. Zudem werden unter dem Stichwort Triple-Play-Fernsehen Sprache und Daten entweder über das Kabel- oder das Telefonnetz aus einer Hand geliefert. Mit enormen Investitionen haben die Netzbetreiber dazu ihre Infrastrukturen auf Vordermann gebracht, um den Kunden attraktive Programmund Dienstepakete zu günstigen Tarifen liefern zu können. Kabel Deutschland (KDG) beispielsweise konnte Ende letzten Jahres 267.000 Triple-Play-Kunden vorweisen, 223.000 mehr als noch 2005. Von den großen Festnetzbetreibern sind es bisher Hansenet und die Deutsche Telekom, die mit ihren Triple-Play-Angeboten die Kunden überzeugen wollen. Dabei kommt ihnen ihre ausgebaute DSL-Infrastruktur zugute, sei es nun über ADSL2+ oder VDSL2. Aber auch kleinere und regionale Telefongesellschaften legen in der Infrastruktur nach, wie zum Beispiel die TK-Gesellschaften im Verbund der EWE AG, die kürzlich in Norddeutschland einen 580 km langen Glasfaserring in Betrieb genommen haben, über den zum Beispiel 1,2 Millionen Telefongespräche gleichzeitig geführt oder über 2.000 Fernsehkanäle gleichzeitig gesendet werden können. Nun hat es erfahrungsgemäß das bezahlte Fernsehen (Pay-TV) in Deutschland sehr WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
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+ www.digitalfernsehen.de + www.bvdw.org
Bei der Verbreitung der Programme werden aber wohl auch in Zukunft die etablierten traditionellen Unternehmen die Nase vorn haben. Zum einen würden es die Anwender vorziehen, wenn sie die verschiedenen Angebote von der Grundversorgung bis zum Special-Interest aus einer Hand erhielten. Zum anderen sind ihnen, wie eine aktuelle Studie von Juniper Networks, dem weltweit zweitgrößten Netzwerkausrüster, belegt, hauptsächlich Qualität, Zuverlässigkeit, Sicherheit und ein guter Service wichtig. Und hier fühlen sie sich bei den großen Anbietern der Branche gut aufgehoben.
Höchste Qualität für jedermann Telefonieren, Internet und Fernsehunterhaltung aus einer Hand. Interview mit Timotheus Höttges, Vorstand T-Com, Sales & Service Deutsche Telekom AG. Herr Höttges, derzeit ist viel vom Fernsehen der Zukunft zu hören. Was hat die Deutsche Telekom damit zu tun? Die Zukunft der Fernsehunterhaltung wird durch die Digitalisierung revolutioniert und damit auch die Unterhaltung zu Hause. In Frankreich oder Spanien beispielsweise ist das Internet-Fernsehen (IPTV) schon weit verbreitet. Hierzulande ist die Deutsche Telekom mit dem Ausbau modernster Netze Treiber dieser Entwicklung. Insbesondere IPTV eröffnet innovative Möglichkeiten im Bereich der Unterhaltung, ob nun durch die neue Programmvielfalt oder Sendungen in High-Definition-Qualität. Und was hat der Kunde am Ende konkret davon, dass er nun vielleicht ausgerechnet über die Telekom mit Fernsehen versorgt wird? Eine Menge. Unsere Kunden erleben das Fernsehen der Zukunft mit über 130 Sendern live als großartiges digitales Entertainment und können mit „Time Shift“-TV, also zeitversetztem Fernsehen, selbst ein Bundesligaspiel unterbrechen, ohne Angst haben zu müssen, ein Tor zu verpassen. Besonders komfortabel ist unser „Video on Demand“-Angebot. Ohne das Haus verlassen zu müssen, können unsere Kunden aus der Online-Videothek Blockbuster direkt auf den Fernseher holen. Wir bieten 1.400 Filme verschiedener Genres und die Kunden bestimmen ihr individuelles Programm selbst. Dazu kommen die übrigen Leistungen in unseren Paketen wie beispielsweise die Flatrate für das Telefonieren und Surfen mit Hochgeschwindigkeit. Unsere Kunden bekommen also spannende Unterhaltung plus Topleistungen für Telekommunikation und Internet über ein Netz.
In welche Richtung wird sich der Markt entwickeln? Ist T-Home mit Blick auf die Marktveränderungen massenmarkttauglich? Unsere „Triple Play“-Angebote sind natürlich massenmarkttauglich, nicht zuletzt weil sie mit intuitiver Bedienbarkeit und höchster Bildqualität schon heute überzeugen. Und dass sich der Markt schnell weiterentwickelt, sehen wir bei unseren europäischen Nachbarn. Entsprechend treiben wir den Netzausbau in der Fläche weiter massiv voran. Wir wollen also keinen kleinen, exklusiven Kundenkreis ansprechen, sondern ein qualitativ erstklassiges Produkt so breit wie möglich vermarkten. Überzeugende Argumente haben wir mit der hervorragenden Produktqualität und vielen Top-Inhalten wie den LiveSpielen der Fußball-Bundesliga genügend. Und entsprechend bieten wir ein umfassendes und einzigartiges Angebot, das die Kunden überzeugt. Da bin ich mir ganz sicher. Infos unter: www.telekom.de
AUSBLICK „Unsere ‚Triple Play‘-Angebote sind massenmarkttauglich und überzeugen mit intuitiver Bedienbarkeit und höchster Bildqualität“, erklärt Timotheus Höttges,T-Com.
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Gesundheit und Konto profitieren Krankenkasse Neue Tarifmodelle bieten umfangreiche Wahlmöglichkeiten. Der entstandene Wettstreit der
privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen verspricht sinkende Beiträge. Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen können seit April bares Geld sparen. Das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs bewegt im Gesundheitssystem mehr als jede Reform zuvor. Die Reformen in der Organisation und der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung sowie die Veränderungen in der privaten Krankenversicherung führen zu einem bisher nicht gekannten Wettstreit zugunsten der Patientinnen und Patienten. Dieser dreht sich um die medizinische Versorgung, um das wirksamste und zugleich kostengünstigste Medikament, den besten Service für Versicherte sowie auf Wünsche und Bedürfnisse der Versicherten abgestimmte Tarifangebote. Die BKK Essanelle bietet ihren Mitgliedern im Rahmen der Gesundheitsreform Wahltarife an. Jürgen Hahn, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, begrüßt im Gespräch mit VISAVIS diese Entwicklung ausdrücklich. „Wir betreten hier mit den Wahltarifen absolutes Neuland. Viele Kassen haben sich bisher eher zurückgehalten, da die Risiken noch überhaupt nicht abzusehen sind. Wir als innovative BKK möchten diesen Schritt einfach wagen. Wir wollten nicht nur zu den ersten Kassen gehören, die mit dieser Thematik an die Öffentlichkeit gehen, wir wollen unseren Mitgliedern auch gute Tarife anbieten.“ Diese kluge Strategie scheint aufzugehen. Die Kasse bietet ihren Mitgliedern sechs Selbstbehaltetarife, die für Pflichtversicherte und freiwillig Versicherte übrigens gleichermaßen gelten, eine maximale Prämie von 600 Euro und zahlt als erste Krankenkasse
eine Jahresprämie ab Vertragsbeginn aus, „sobald die Einzugsermächtigung in Höhe des Selbstbehaltes des Versicherten vorliegt“, ergänzt Hahn. Das neue Wettbewerbsinstrument führt dazu, dass die Versicherten ihren Beitrag selbst bestimmen können. Erhält der Versicherte bei Vertragsbeginn beispielsweise jährlich eine Summe von 600 Euro, geht er die Verpflichtung ein, in Anspruch genommene Leistungen bis zu einer Höhe von 1.200 Euro selbst zu tragen. „Der Vorteil ist, dass das Risiko nur für das Mitglied besteht. Mitversicherte Ehepartner und Kinder können weiterhin wie gewohnt alle Leistungen in Anspruch nehmen. Auch das Mitglied kann nach Abschluss des Vertrages zum Selbstbehalttarif weiterhin mit seiner Krankenversicherungskarte zum Arzt gehen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Der Selbstbehalt für das Mitglied kommt erst bei einem Rezept und anderen Verordnungen zum Tragen. Die Tarife bringen eine Bindungsfrist von drei Jahren mit sich, sodass eine Prämie von 1.800 Euro möglich ist. Die Höhe von
Prämien und Selbstbehalt richtet sich nach dem Einkommen des Versicherten. „Die Staffelung sieht Prämien von 100 Euro bis 600 Euro vor, die Selbstbehalte liegen zwischen 120 Euro und 1.200 Euro.“ Hahn erklärt: „Zusätzlich bieten wir drei Selbstbehalttarife an, bei denen die Inanspruchnahme bestimmter Leistungen unter den Selbstbehalt gestellt wird.“ Die BKK Essanelle verspricht sich auch von einer weiteren Maßnahme den Zulauf neuer Kunden. Seit April offeriert die Kasse ein Bonusprogramm, das die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder fördert. „Die zehn Untersuchungen bis zum 18. Lebensjahr werden in der Bevölkerung nicht mehr so wahrgenommen, wie es notwendig wäre“, beklagt Jürgen Hahn. Diesem Trend tritt die BKK entgegen und belohnt jede quittierte Untersuchung mit 50 Euro. Die Beträge werden auf einem Sparbuch verzinst, sodass ein Endbetrag von bis zu 1.000 Euro möglich ist. Dies steht dem Versicherten mit Erreichen der Volljährigkeit zur Verfügung und kann nach eigenen Wünschen für Zuzahlungen eingesetzt werden. Alarmierende Aufrufe der Kinderärzte machen deutlich, dass die BKK Essanelle die Zeichen der Zeit erkannt hat. Jürgen Hahn, selbst Vater zweier Kinder, betont: „Wir räumen der Prävention in unserer Krankenkasse einen hohen Stellenwert ein. Es freut mich, endlich einen sinnvollen Anreiz und frühzeitiges Bewusstsein für die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen geschaffen zu haben. Mit diesem federführenden und bundesweit einzigartigen Angebot legen wir den Fokus auf die Prävention der nächsten Generation.“ Informationen unter: www.bkk-essanelle.de
Freie Wahl oder neue Zwänge? Krankenversicherungen Die aktuelle Gesundheitsreform wird von Verbänden und Experten kontrovers
diskutiert. Kritiker befürchten Eingriffe in die Marktfreiheit, Befürworter loben die neue Qualität. von Ellen Bocquel inen „radikalen Systemumbau, der die Versicherten auf jeden Fall besserstellt“, sieht Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in der Gesundheitsreform, die am 1. April 2007 in Kraft getreten ist. Das deutsche Gesundheitssystem steht damit ab sofort und bis zur Umsetzung aller Bestimmungen im Jahr 2009 vor grundlegenden Änderungen. Die Auswirkungen auf die Bundesbürger, die Patienten, gesetzliche Krankenkassen (GKV), private Krankenversicherer (PKV) und Kliniken sind noch nicht absehbar. Doch außer aus dem Bundesgesundheitsministerium selbst sind kaum positive Stimmen zur Reform zu hören. Die Mehrzahl der Experten in nahezu allen politischen und wirtschaftlichen Lagern kritisiert das „Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung – GKV Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG)“, wie der offizielle Name zu den neuen Bestimmungen der Gesundheitsreform lautet. „Die Gesundheitsreform beinhaltet keinen Systemumbau, sondern macht den gesetzlichen Versicherungsschutz teurer, schlechter und komplizierter. Und auch die private Krankenversicherung nimmt Schaden“, wirft der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, dem Gesetzgeber vor. Auch Meinungsforscher sprechen von einer
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„breiten Ablehnungsfront“, weil nach ihren Erkenntnissen 90 Prozent der Bevölkerung die Reform ablehnen. Anfangs sprachen die Kritiker noch von einem „Reförmchen“ in der langen Kette der Gesundheitsreformen, denn seit 1975 hat es bereits 148 Bemühungen gegeben, das deutsche Gesundheitssystem zu reformieren. Inzwischen ist hier von einem „bürokratischen Monstrum“ die Rede, das der „Programmatik der Regierungsparteien widerspricht und den Versicherten nicht hilft“. Ein positiver Aspekt der Reformbestimmungen ist nach Ansicht sozial Engagierter vor allem, dass jetzt etwa 300.000 Menschen in Deutschland, die bislang keinen Versicherungsschutz im Krankheitsfall (mehr) bekommen konnten, nun wieder in die gesetzliche bzw. private Krankenkasse aufgenommen werden müssen. Das Recht wird aber auch zur Pflicht, denn erstmals wird hierzulande jeder Bürger verpflichtet, eine Krankenversicherung abzuschließen. Wer den Versicherungsschutz verloren hat, darf in seine letzte private oder gesetzliche Versicherung zurückkehren. „Die neuen Regelungen zur Versicherungspflicht schaffen die gesetzliche Grundlage dafür, dass in Deutschland niemand mehr ‚durch das Raster fällt‘ und ohne Krankenversicherungsschutz ist“, begrüßt Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende der Ersatzkassenverbände
VdAK / AEV, die neue gesetzliche Regelung. „Die Reform bedeutet eine erhebliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen für die Branche und ihre Versicherten“, kontert Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbands. Die Position der Privatversicherten und der privaten Krankenversicherer werde mit dieser Reform eindeutig geschwächt. „Die Gesundheitsreform hat ihr Ziel, die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenkassen zu lösen, nicht erreicht“, sagt auch Wolfgang Schmeinck, Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen. Durch die engen Vor-
REFORM Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt sieht eine deutliche Besserstellung der Versicherten durch den Umbau des Gesundheitssystems. VISAVIS ECONOMY
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Krankenversicherungsschutz für alle Versicherung Neue Zugangsmöglichkeiten zur gesetzlichen und privaten Krankenversicherung. Auch die
bisher Nichtversicherten sollen Aufnahme in einer Krankenkasse finden. Etwa 300.000 Menschen in Deutschland hatten bislang keinen Versicherungsschutz im Krankheitsfall. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche haben zum Beispiel den Anspruch auf eine beitragsfreie Mitversicherung verloren, etwa geschiedene Ehegatten, die es nach der Scheidung versäumt haben, sich selbst zu versichern, oder Personen über 23 Jahre, die keinen Arbeitsplatz, keine Ausbildungsstelle und keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Auch wirtschaftliche Gründe konnten dazu führen, dass Selbstständige keine (private) Krankenversicherung abgeschlossen haben. Im Krankheitsfall konnte dies weitreichende
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Folgen für die Betroffenen nach sich ziehen. Sie mussten die Kosten für die ärztliche Versorgung selber tragen oder aber das Sozialamt musste für die Kosten aufkommen. Durch die mit der Gesundheitsreform eingeführte Versicherungspflicht erhalten bislang Nichtversicherte seit dem 1.4.2007 nun (wieder) Zugang zur gesetzlichen Krankenund Pflegeversicherung. Aber auch die private Krankenversicherung ist verpflichtet, ab dem 1.7.2007 Nichtversicherte im sogenannten Standardtarif zu versichern. Dabei gilt: Der Krankenversicherungsschutz ist von der gesetzlichen Krankenkasse sicherzustellen, bei der zuletzt eine eigene Mitgliedschaft oder Familienversicherung bestanden hat, auch wenn diese Versicherung Jahrzehnte zurückliegt. Bestand vor dem 1. April 2007 zuletzt eine private Krankenversicherung, dann ist die private Krankenversicherung zuständig. Wer bisher noch nie gesetzlich oder privat krankenversichert war, kann die Krankenkasse frei wählen. Ausnahme: nichtversicherte Beamte oder nichtversicherte hauptberuflich Selbstständige. Diese müssen sich an die private Krankenversicherung wenden. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenund Pflegeversicherung richten sich nach dem Einkommen, wobei alle Einkünfte (also auch Einkünfte aus Mieten und Zinsen) zugrunde gelegt werden. Unterschreiten diese Einnahmen bestimmte Grenzen, sind Mindestbeiträge zu zahlen. In Härtefällen können die Beiträge auch vom Sozialamt übernommen werden. Nichtversicherte, für die die Neuregelung gilt, sollten so schnell wie möglich mit ihrer letzten Krankenkasse oder einer ausgewählten Krankenkasse Kontakt aufnehmen, damit das Versicherungsverhältnis begründet werden kann. Sie werden dann rückwirkend zum 1.4.2007 versicherungspflichtig und müssen ab diesem Zeitpunkt die Beiträge zahlen. Wie bei allen anderen selbstzahlenden Versicherten – zum Beispiel bei freiwillig Versicherten oder Studenten – gilt jedoch auch hier: Werden
die Beiträge trotz Mahnung der Krankenkasse nicht gezahlt, ordnet die Krankenkasse ein Ruhen des Leistungsanspruchs an; eine Behandlung bei akuten Schmerzzuständen, medizinischen Notfällen und lebensbedrohenden Erkrankungen ist jedoch weiter sichergestellt. Die Kasse des betreffenden Versicherten wendet sich in einem solchen Fall an das Sozialamt, das dann die Bedürftigkeit des Betroffenen prüft. Wird sie bestätigt, übernimmt das Sozialamt die Beiträge und das Ruhen der Leistungen wird aufgehoben. Fazit: Die neuen Regelungen zur Versicherungspflicht schaffen die gesetzliche Grundlage dafür, dass in Deutschland niemand mehr „durch das Raster fällt“ und ohne Krankenversicherungsschutz ist. Angesichts der Schwierigkeiten, die sich in der Praxis bei der Ermittlung der letzten und damit zuständigen Kasse bzw. privaten Krankenversicherung auftun, und des hohen Aufwandes, der damit verbunden ist, muss sich allerdings noch zeigen, ob diese umfassende Versicherungspflicht tatsächlich flächendeckend umgesetzt werden kann. Erhebliche Probleme werden zudem vermutlich beim Einzug ausstehender Beiträge entstehen – auch die Anhebung der Säumniszuschläge auf fünf Prozent wird dabei wohl kaum durchschlagende Effekte bringen. www.vdak.de
AUTORIN Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende der Ersatzkassenverbände VdAK / AEV, beschreibt in VISAVIS die Neuregelung zum Versicherungsschutz.
MISSBILLIGUNG Dass die gesetzlichen Krankenkassen neuerdings Wahltarife anbieten dürfen, lehnt Dr. Volker Leienbach, Direktor des PKV-Verbandes, entschieden ab.
einem fairen Wettbewerb nicht die Rede sein“, betont der Chef der Continentale Krankenversicherung, Rolf Bauer. Wahlleistungstarife dürften die Krankenkassen zwar grundsätzlich anbieten, aber mit den jetzt genehmigten Tarifen der AOK Rheinland würden sie ihren Auftrag weit überschreiten. Das große Lamento hilft bisher wenig. Eines von vielen anderen Problemen steht mit der geplanten Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ins Haus. „Die elektronische Gesundheitskarte ist ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Lebens- und Versorgungsqualität der Patienten“, betont die Gesundheitsministerin. Auch die Einführung neuer Krankenhaussoftware werde in den kommenden Jahren in der Gesundheitsbranche immer wichtiger werden. Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sei als Projekt in vielerlei Hinsicht einmalig, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. 80 Millionen Versicherte sollen
mit der neuen Gesundheitskarte ausgestattet werden. Außerdem sollen 21.000 Apotheken, 123.000 niedergelassene Ärzte, 65.000 Zahnärzte, 2.200 Krankenhäuser sowie knapp 270 Krankenkassen über die neuartige Telematik-Infrastruktur miteinander vernetzt werden. „Rechtliche Regelungen stellen sicher, dass die Interessen der Versicherten gewahrt bleiben“, ist aus dem Ministerium zu hören. Die „eGK“ soll in Zukunft die Krankenversicherungskarte in Deutschland ersetzen. Nach Ansicht ihrer Befürworter soll sie die Datenübermittlung zwischen medizinischen Leistungserbringern, Krankenkassen, Apotheken und Patienten in Zukunft kostengünstiger gestalten sowie entscheidend vereinfachen und beschleunigen. Die Rahmenrichtlinien hierzu erstellt die gematik Gesellschaft für Telematik-Anwendungen. Das Unternehmen wurde im Januar 2005 von den Spitzenorganisationen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen gegründet. Gesellschafter sind die Spitzenverbände der Krankenversicherung (GKV und PKV) und die Spitzenorganisationen der Ärzte, Zahnärzte, Apotheken und Krankenhäuser. Für das Jahr 2007 hat die gematik GmbH einen Finanzbedarf von 29,5 Millionen Euro angemeldet. Nur administrative Daten – wie Geburtsdatum, Krankenkasse, Adresse und Zuzahlungsstufe – sollen zunächst auf der später für jeden Krankenversicherten angelegten elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. „Bei Änderungen können die Daten auf der Karte angepasst werden, wodurch sich ein Einspareffekt ergeben soll“, begründen die Befürworter den Nutzen des Projekts, das in seiner Entwicklung bereits viele Millionen Euro verschlungen hat. Vertrauliche Daten werden demnach in einem
Akzeptanz der neuen Wahlmöglichkeiten
Quelle: Janssen-Cilag Bevölkerungsstudie
gaben im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz werde es jetzt mehr Einheitlichkeit statt mehr Wettbewerb bei der medizinischen Versorgung geben. Schmeinck: „Die Kassen brauchen aber mehr Spielräume, um intelligente Versorgungskonzepte mit Qualitätsstandards auszuhandeln.“ Dr. Volker Leienbach, Direktor des PKV-Verbandes, sieht einen Eingriff in die Unternehmensfreiheit der privaten Krankenversicherer. Zur jüngsten Entscheidung des Landesversicherungsamtes Nordrhein-Westfalen, das jetzt Wahlleistungstarife der AOK Rheinland genehmigt, die unter anderem bessere Leistungen im Krankenhaus und beim Zahnersatz vorsehen, erklärt Dr. Leienbach: „Das Angebot von Wahltarifen durch die gesetzlichen Krankenversicherungen eröffnet den gesetzlichen Kassen einen staatlich geschützten Zugang zum Markt für Zusatzversicherungen und ist daher abzulehnen. Damit würde der Staat rechtswidrig in einen funktionierenden privat organisierten Markt sowie in die Berufsfreiheit der privaten Krankenversicherungsunternehmen eingreifen.“ Andererseits haben inzwischen einige der privaten Krankenversicherer ein umfassendes Spektrum an Zusatzversicherungstarifen für gesetzlich Versicherte entwickelt, in ihr Produkt-Portfolio aufgenommen und Kooperationen mit GKV-Gesellschaften geschlossen. „Wir sind auf Ergänzungsversicherungen zu gesetzlichen Krankenkassen spezialisiert“, betont der Chef der (privaten) KarstadtQuelle Versicherungen Peter M. Endres. Mit einer im vergangenen Jahr durch außergewöhnliche Leistungen als Innovation auf den Markt gebrachten Zahnzusatz-Versicherungspolice bieten die KarstadtQuelle Versicherungen unangefochten den meistgewählten Zahnzusatztarif Deutschlands an. Der Erfolg gibt dem Direktversicherer in der Ergo-Gruppe Recht. Damit die Zusatzversicherungen eine Domäne der privaten Krankenversicherer bleiben, beschreitet jetzt die Continentale Krankenversicherung a. G. den gerichtlichen Klageweg. „Die Krankenkassen sind als Sozialversicherungsträger im Wettbewerbs- und im Steuerrecht privilegiert. Wenn sie in den Markt der privaten Krankenversicherer eindringen, kann von WEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.pkv.de + www.bkk.de + www.bmg.bund.de
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ATTRAKTIV Die überwiegende Mehrheit der Befragten gibt an, die neuen Wahlmöglichkeiten zu nutzen. Dabei steht nicht allein die Reduzierung des Beitrags im Vordergrund, wie die Akzeptanz der Angebote zeigt. VISAVIS ECONOMY
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besonderen Bereich der Karte gespeichert, der nur nach PIN-Eingabe oder in einer Arztpraxis zugänglich ist. Besondere Hoffnungen werden in das sogenannte eRezept gesetzt, das im Pflichtteil der Gesundheitskarte verankert wird. So werde man auch umfangreichere Verschreibungen ausstellen können, ohne an die Kapazitätsgrenzen der Karte zu stoßen. Ein weiteres Argument: Mit dem eRezept wird die Einlösung in Internetapotheken ermöglicht. Kostensenkend soll auch die spätere einfachere elektronische Handhabung sein. Die gesetzlichen Krankenkassen veranschlagen zurzeit für jedes der jährlich 700 Millionen Rezepte Bearbeitungskosten von 40 bis 50 Cent. Durch die Aktualisierung von administrativen Daten muss nie mehr eine neue Karte ausgestellt werden. Die Umstellungskosten von der bisherigen Versichertenkarte mit Speicher-Chip auf die neue Gesundheitskarte mit Mikroprozessor-Chip werden von Fachleuten auf eine Summe zwischen 1,7 und fünf Milliarden Euro geschätzt. Die Finanzierung der Karten, der Lesegeräte und der technischen Infrastruktur in den Arztpraxen und Krankenhäusern ist noch offen. Wie so vieles, was mit
KRITIK „Die Gesundheitsreform hat ihr Ziel nicht erreicht“, bemängelt Wolfgang Schmeinck, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen.
der Gesundheitsreform einhergeht, ist auch das Thema elektronische Gesundheitskarte noch lange nicht ausgereift, sodass auch die Einführung immer wieder verschoben wird. Es dauere mindestens bis 2008 oder sogar 2009, sagen Insider. Der gläserne Patient werde durch die eGK zur Realität, behaupten Datenschützer. Die Bundesbürger scheint die angebliche
Horrorvision wenig zu schrecken. Die Marktforscher des TNS-Emnid-Instituts haben die Bundesbürger zu ihrer Meinung zu einem elektronischen Gesundheits-Pass befragt. Allen Unkenrufen der Datenschützer zum Trotz stellte sich heraus, dass 75 Prozent der Deutschen positiv über die Karte und ihre technischen Möglichkeiten denken. Besonders hoch war die Zustimmung bei den 18bis 25-Jährigen (81 Prozent). 96 Prozent der bundesweit mehr als tausend Umfrageteilnehmer hoffen, dass mit der Karte wichtige Notfallinformationen im Fall des Falles schnell und umfassend zur Hand sind. 92 Prozent versprechen sich davon, dass die Ärzte ein umfassenderes Bild von früheren Diagnosen und Therapien erhalten und so auf einer besseren Grundlage beraten und entscheiden können. 92 Prozent finden es wichtig, dass die Karte Medikamenten-Unverträglichkeiten aufdecken und vermeiden kann. Trotzdem legen die Teilnehmer an der repräsentativen Umfrage auch Skepsis an den Tag, denn nur gut jeder Zweite (56 Prozent) spricht sich dafür aus, dass seine Heimatregion gleich beim Start der eGK mit dabei sein soll.
Versicherungsabschluss in wenigen Minuten Bedarfsgerechte Produkte und besondere Kooperationsmodelle beleben die Konkurrenz. Die Beschlüsse der Gesundheitsreform haben den gesetzlich Krankenversicherten zahlreiche Unsicherheiten beschert und finanzielle Lücken deutlich gemacht. Wie viele private Krankenversicherer bietet die KarstadtQuelle Versicherung Mitgliedern ge-
OPTIMIERT „Unsere Ergänzungsprodukte zur gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen genau den Bedürfnissen unserer Zielgruppe“, so Peter M. Endres, KQV.
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setzlicher Krankenkassen (GKV) zahlreiche Ergänzungs- und Zusatz-Versicherungstarife an. Die KarstadtQuelle Versicherungen haben inzwischen die Marktführerschaft bei den Zahn-Zusatztarifen übernommen und gleichzeitig ihre Position als meistgewählter Direktversicherer Deutschlands ausgebaut. Mehr als 500.000 Bundesbürger haben allein im vergangenen Jahr bei den KarstadtQuelle Versicherungen Zahnersatz-Versicherungen abgeschlossen. „Unsere Ergänzungsprodukte sind leicht verständliche Tarife, die genau den Bedürfnissen unserer Zielgruppe entsprechen“, sagt Peter M. Endres, Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle Versicherungen. Der Direktversicherer kooperiert schon länger mit großen Konzernen – wie Siemens, American Express und Deutsche Telekom. Inzwischen entschlossen sich zahlreiche gesetzliche Krankenkassen zur Zusammenarbeit mit den KarstadtQuelle Versicherungen. „Aktuell zählen rund 70 Unternehmen zu unseren Partnern, die zu über 22 Mio. Haushalten Kundenbeziehungen pflegen“, ergänzt Peter M. Endres und lässt durchblicken, dass weitere Kooperationsgespräche auch mit GKV-Unternehmen anstehen.
Sie schätzen die leicht verständlichen, bedarfsgerechten Produkte und Konzepte, die im Haus der KarstadtQuelle Versicherungen entwickelt werden. Vor allem die Qualität der mandantenfähigen Abwicklungsprozesse überzeugt Kooperationspartner und Endverbraucher gleichermaßen. Endres macht deutlich: „Gerade beim Ergänzungsschutz für GKVMitglieder können wir gemeinsam mit der Krankenkasse die besonderen Systemvorteile unseres Direktvertriebs nutzen.“ Von großer Bedeutung sind das Know-how und die technischen Möglichkeiten, um sehr viele Kunden bei Bedarf in kurzer Zeit ansprechen zu können. Das ist gelebter Alltag bei den KarstadtQuelle Versicherungen und hat sich auch bei der Umsetzung verschiedener Anforderungen der jüngsten Gesundheitsreform bewährt. Durch entsprechende Investitionen ist bei den KarstadtQuelle Versicherungen sichergestellt, dass täglich bis zu 8.000 Neuanträge erfasst und bearbeitet werden können. Endres: „Mehr als zwei Drittel aller Anträge werden bei uns vollautomatisch policiert, meist innerhalb von wenigen Minuten.“ Weitere Informationen über: Bernd.Reichl@kqv.de.
Wachstumsbremse: Budgetierung
MEDIZINTECHNIK
Seit 1993 gilt in Deutschland die Budgetierung der Behandlungsausgaben mit dem Ziel, die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zu begrenzen. Im Jahr 2004 wurden mit dem GKV-Modernisierungsgesetz ergänzende Maßnahmen eingeführt. Ärzte und Medizintechnikbranche kritisieren vor allem die starren Grenzen, die dazu führen, dass am Jahresende notwendige Behandlungen verschoben werden und die Nachfrage nach Produktinnovationen im Inland im Vergleich zum Exportmarkt nachlässt.
Wachstumsmarkt Medizintechnik Der Exportboom der Medizinbranche kompensiert die Budgetierung im Inland. Innovationen bringen hohe Renditen für Investoren und schonendere Behandlungsmethoden für Patienten. Profitabel
von Hendrik Roggenkamp ie Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen wächst weltweit rasant. Während in den Industriestaaten vor allem der demografische Wandel für diesen Trend verantwortlich ist, leiden in den ökonomisch prosperierenden Schwellenländern immer mehr Patienten unter typischen Wohlstandskrankheiten. Zudem ist absehbar, dass altersbedingte Erkrankungen auch dort deutlich häufiger auftreten werden: In China beispielsweise ist heute gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung 80 Jahre oder älter. Im Jahr 2050 werden jedoch von 100 Einwohnern bereits rund acht zu den alten zählen. Von dieser Entwicklung profitieren auch die Hersteller von Medizintechnik. Nach einer Prognose des Branchenverbandes Spectaris wird der Umsatz der produzierenden medizintechnischen Unternehmen in Deutschland im laufenden Jahr um bis zu acht Prozent auf rund 17,2 Milliarden Euro steigen. Langfristig wird sich nach Expertenschätzungen das Volumen des gesamten Gesundheitsmarktes in Deutschland von derzeit rund 230 Milliarden auf über 450 Milliarden Euro im Jahr 2020 knapp verdoppeln. Wachstumsmotor ist derzeit der Export: Der Gesamtumsatz der Verbandsunternehmen
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stieg 2006 um 8,1 Prozent auf 15,9 Milliarden Euro, wobei die Erlöse im Inland lediglich um 3,2 Prozent, im Ausland jedoch deutlich um gut 11 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro zulegten. Bei den weltweiten Exporten belegt Deutschland damit Platz zwei hinter den USA. Rund 39 Prozent der Exporte gingen in die Länder der Europäischen Union, knapp 25 Prozent nach Nordamerika und knapp 14 Prozent nach Asien. „Einerseits sind diese Zahlen der Beweis für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Andererseits ist es paradox, dass deutsche HightechProdukte überall eingesetzt werden, nur nicht bei uns“, kritisiert der Verbandsvorsitzende Michael Kaschke. Zwar habe das Bundesforschungsministerium die Branche ausdrücklich in ihrer Hightech-Strategie berücksichtigt und zu Jahresbeginn 2007 den „Aktionsplan Medizintechnik“ verabschiedet, gleichzeitig sorge das Bundesgesundheitsministerium aber dafür, dass hoch entwickelte Produkte aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen blieben, kritisiert Kaschke. Er plädiert daher für die Einrichtung eines Koordinators der Bundesregierung für die Gesundheitswirtschaft, der für eine bessere Abstimmung von Regierungsinitia-
tiven und deren Umsetzung in der Gesundheitspolitik sorgt. Wie wichtig eine umfassende Evaluation der medizinischen und ökonomischen Auswirkungen des Einsatzes innovativer Produkte ist, zeigt beispielsweise die Kontroverse um medikamentenbeschichtete Stents (DES – Drug-Eluting-Stents). Herkömmliche Stents werden zur Gefäßerweiterung bei Herzpatienten mittlerweile seit 25 Jahren eingesetzt. Allerdings besteht das Risiko, dass sich die Gefäße nach dem Einsatz von Stents wieder verschließen. Durch die neuen DES lässt
TECHNOLOGIE Drug-Eluting-Stents (DES) setzen als medizinische Implantate zur Stützung von Gefäßen und Organwänden kleine Mengen bestimmter Arzneistoffe frei. VISAVIS ECONOMY
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MEDIZINTECHNIK
EXPORT „Es ist paradox, dass deutsche Hightech-Produkte der Medizintechnik überall eingesetzt werden, nur nicht bei uns“, bemängelt Michael Kaschke, Spectaris.
sich die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose und anschließenden Bypass-Operation deutlich verringern. Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Taxus Stent, ein innovatives Produkt der Boston Scientific Corporation. Das Unternehmen belegte gegenüber der FDA mit einer langfristig randomisierten klinischen Studie die Sicherheit und die bessere Wirkung von DES gegenüber BMS. Die Notwendig-
keit, Gefäße auf Grund von Restenosen erneut zu behandeln, wird durch den Einsatz des Taxus Stent um 50 Prozent reduziert. Im Vergleich zur Behandlung mit BMS werden hier auch die höheren Kosten deutlich kompensiert. Während in den USA bereits 70 Prozent und in Ländern wie Österreich oder Portugal 60 Prozent aller Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung mit DES versorgt werden, sind es in Deutschland auch aus budgetären Gründen nur 35 Prozent. Doch greift eine Analyse der Kosten allein zu kurz: DES sind nämlich nicht für alle Patienten geeignet. Einen zurückhaltenden Einsatz empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) bei älteren Menschen und anderen Patienten mit einem höheren Infarktrisiko. Ganz auf DES sollte nur bei den Patienten verzichtet werden, die Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung nicht längerfristig einnehmen dürfen. Glücklicherweise geht es beim Einsatz von Medizintechnik nicht immer um Leben und Tod. Oft tragen Innovationen dazu bei, dass Patienten mit ihrer Erkrankung besser zurechtkommen und ohne Einschränkungen ih-
ren Beruf ausüben und am Alltagsleben teilnehmen können. Allerdings sind nicht alle Betroffenen über die zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten informiert oder sie lassen sich aus anderen Gründen nicht behandeln. Vorbildlich ist hier die Aktion Meditech, in der sich Ärzte, Patientenvertreter, Gesundheitsökonomen sowie Verbände und Unternehmen der Medizintechnologie mit dem Ziel engagieren, Patienten den Zugang zu innovativen Behandlungsverfahren zu erleichtern. Nicht nur Ärzte, sondern auch die breite Öffentlichkeit wird über neue Therapiemöglichkeiten, die Leben erhalten oder die Lebensqualität verbessern, informiert. Zudem hält die Aktion es für sinnvoll, Versicherten mehr Wahlrecht einzuräumen. Das bedeutet zwar mehr Eigenverantwortung, aber auch mehr Mitspracherecht in der Wahl der Therapie. Auch Unternehmen suchen den direkten Kontakt, um die Bevölkerung über Innovationen zu informieren und aufzuklären. Wie z. B. eine Studie im Auftrag der Phonak AG deutlich macht, scheint Aufklärung zum Thema Hören dringend notwendig zu sein. Obwohl die meisten Musik und
Kursverdoppelung in vier Jahren geplant Medizintechnik wird global zum attraktivsten Markt im Gesundheitssektor. VISAVIS
sprach mit Heino von Prondzynski, Verwaltungsrat der im TecDax notierten Beteiligungsgesellschaft BB Medtech AG. Herr von Prondzynski, bitte erläutern Sie kurz den Investmentansatz der BB Medtech. Die Medizintechnik ist einer der attraktivsten Märkte im Gesundheitssektor. Sie wächst mit etwa zehn Prozent stärker als die Pharmabranche und ist bei vergleichbarer Größe sogar ergebnisstärker. Die Medtech-Industrie ist aber stark segmentiert, mit höchst unterschiedlichen Wachstumsraten: Einige Subsektoren wachsen mit 20 Prozent und mehr. Um aus diesem riesigen Markt mit weltweit etwa 16.000 Unternehmen – davon mehr als 300 börsennotiert – die richtigen Investments zu identifizieren, braucht es viel Expertise. Die BB Medtech betreibt gezieltes Stockpicking aufgrund fundamentaler Analyse durch ein Management-Team mit großer Industrieerfahrung. Nach welchen Kriterien wählen Sie die in Frage kommenden Gesellschaften aus? Wir suchen ständig nach unterbewerteten Perlen der Medtech-Industrie in Europa, USA und Asien, an de-
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nen wir uns langfristig und auch strategisch beteiligen können. Die Konzentration liegt aber vorwiegend bei mittelgroßen europäischen Unternehmen mit einem hervorragenden Management, soliden Finanzen und wegweisenden Produkten in einem attraktiven Markt. Wir halten die Anzahl unserer Beteiligungen
WACHSTUM „Unabhängige Beobachter erwarten bei der Molekulardiagnostik in den nächsten Jahren Quantensprünge“, erklärt Heino von Prondzynski, BB Medtech.
bewusst bei ca. 10 bis 15, beobachten sie aber umso intensiver und fordern hohe Renditen:In Frage kommen nur Gesellschaften, die das Potenzial haben, ihren Wert pro Jahr um mindestens 20 Prozent zu steigern. Das entspricht einer Kursverdoppelung in vier Jahren, die wir unseren Aktionären bieten wollen. Bisher haben wir diesen Anspruch erfüllen können. Ihre jüngsten Beteiligungen Qiagen und Millipore sind in der Molekulardiagnostik tätig. Worum geht es dabei? Die Molekulardiagnostik ist ein relativ junger und spannender Bereich in der Medizintechnik mit enormem Wachtumspotenzial. Sie wird eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung der individualisierten Medizin spielen und so eine breitere Brücke zwischen Pharma und Diagnostik bauen. Ein Teilbereich ist die mögliche Verbesserung der Früherkennung von Krebserkrankungen: Durch Analysen von Körperflüssigkeiten, beispielsweise Blut, Harn oder Speichel, werden Ärzte mithilfe sogenannter Marker aus der Gentechnik künftig einen Tumor wesentlich früher und sicherer diagnostizieren können. Weitere Informationen: www.bbmedtech.com
den Klang vertrauter Stimmen vermissen würden, verzichten dennoch viele Menschen auf ein Hörgerät. Als häufigster Grund wurden ästhetische Aspekte genannt. Dabei ist erwiesen, dass die heutzutage winzigen Hörsysteme Menschen mit Hörminderung ein großes Stück Lebensqualität zurückbringen. Tatsächlich bietet Phonak längst digitale Hörgeräte mit hervorragender Tonqualität an, die zudem erst bei genauem Hinsehen zu erkennen sind. Doch Gesundheit hat ihren Preis. Da die Kassenlage der Krankenversicherungen in den kommenden Jahren mit Sicherheit nicht besser wird, müssen Versicherte zumindest für die medizinisch nicht unbedingt notwendige Versorgung mehr als heute aus der eigenen Tasche zahlen. Aus Sicht der Medizintechnikhersteller birgt die stärkere Eigenbeteiligung zwar das Risiko, dass sich immer weniger Patienten hochwertigen Zahnersatz, Hörgeräte oder Sehhilfen leisten, bislang können sich die Zuwächse in der Branche jedoch sehen lassen. Mitunter fördert der häufig beklagte Sparzwang im Gesundheitswesen sogar das Wachstum innovativer Unternehmen: Der deutsche Dentalspezialist Etkon entwickelt Laser-Scanning-Systeme, die an Dentallabore verkauft beziehungsweise vermietet werden. Mit den Systemen lassen sich Zähne und Kieferknochen hochpräzise vermessen und dreidimensionale digitale Modelle von Implantaten erstellen. Anschließend wird der Zahnersatz vollautomatisch entworfen und gefräst. Kostenaufwendige manuelle Zahnanpassungen werden so minimiert. Obwohl Etkon erst 2001 gegründet wurde, hat sich der Umsatz seit 2004 jährlich mehr als verdoppelt und dürfte 2007 zwischen 20 Millionen und 25 Millionen Euro erreichen. Seit kurzer Zeit gehört das Unternehmen zur Schweizer Straumann-Gruppe. Vom überdurchschnittlichen Wachstum in ausgewählten Bereichen der Medizintechnik profitiert auch die BB Medtech AG. Die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft hat sich auf den Anlageschwerpunkt Medizintechnik konzentriert. Das Unternehmen investiert vornehmlich in börsennotierte Gesellschaften, die auf ihrem Gebiet führend sind und ein attraktives Verhältnis von Risiken und Ertragschancen bieten. Die Investitionsentscheidung trifft ein Team von Ärzten, Wissenschaftlern und Finanzspezialisten. Die Performance der BB Medtech-Aktie bestätigt bislang die Investitionsstrategie.
Der Aktienkurs hat sich seit dem 1. Januar 2000 fast vervierfacht. Das Wachstumspotenzial der Molekulardiagnostik ist nach Einschätzung des BB Medtech-Verwaltungsrats Heino von Prondzynski enorm. Beispielsweise ließen sich bestimmte Krebserkrankungen dank der neuen Technologien deutlich früher erkennen und behandeln als mit den herkömmlichen Methoden. Der Markt für Molekulardiagnostik hat heute ein Volumen von etwa drei Milliarden Euro. Doch erwartet von Prondzynski in Hinblick auf die kommenden fünf bis zehn Jahre einen „Quantensprung“, von dem natürlich auch
die BB Medtech-Aktionäre profitieren sollen. Mit dieser Einschätzung steht der BB Medtech-Verwaltungsrat nicht allein: Finanzanalysten der Landesbank Baden-Württemberg empfehlen den Kauf der Aktie, und die Experten der Kayenburg AG raten dazu, den Titel im Portfolio überdurchschnittlich stark zu gewichten. WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
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+ www.spectaris.de + www.bostonscientific.de + www.aktion-meditech.de
Geräte für höchste Ansprüche Millionen Deutsche suchen trotz Hörminderung keine Hilfe. Viele Menschen verzichten darauf, Hörgeräte zu nutzen, obwohl sie unter Hörminderung leiden. Die Apparate lösen bei den Betroffenen gemischte Gefühle aus, gelten als unmodern und werden mit Alter und Behinderung assoziiert. Manchmal sind auch ästhetische Gründe und sehr oft sogar die fehlende Akzeptanz der eigenen Hörschwierigkeiten ausschlaggebend. Eine von Phonak in Auftrag gegebene repräsentative Studie, die unter anderem in Deutschland durchgeführt wurde, zeigt, dass die Gefahren einer Hörminderung bekannt sind und dennoch keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen werden. Doch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen eines Hörverlustes auf den privaten als auch auf den beruflichen Alltag sind enorm. Zwölf Millionen Deutsche aus allen Altersgruppen gaben an, Pro-
MODISCH Der „Personal Communication Assistant“ (PCA) Audéo von Phonak bietet eine einzigartige Komposition von stylischem Design und Spitzentechnologie.
bleme mit dem Hören zu haben, alarmierende 16 Prozent gehören davon zu den „Hörtestverweigerern“. Diejenigen, die etwas unternehmen, wenden sich bei Hörproblemen an einen Fachmann – meistens einen HNO-Arzt oder einen Hörgeräteakustiker. Eine Initiative namens „Hear the World“ wurde ins Leben gerufen, um die Öffentlichkeit über die Bedeutung des Gehörs und die Konsequenzen von Hörminderung aufzuklären und entsprechende Lösungen aufzuzeigen. Dabei kann das Unternehmen auf die Unterstützung prominenter Musiker zurückgreifen, deren Welt sich um das Hören dreht: Plácido Domingo und die Wiener Philharmoniker als Vertreter der Klassik, die Soulsängerin Joss Stone sowie Bryan Adams als offizieller Fotograf. Zudem wurde im Januar eine Stiftung gegründet, die weltweit Projekte rund um das Thema Hören finanziell unterstützt. Phonak produziert Hightech-Hörgeräte und -Funkkommunikationssysteme, die höchste Ansprüche erfüllen. Eine reibungslose Kommunikation ist in der heutigen Arbeitswelt essenziell. Mit Audéo ist ein aktives Berufsleben möglich. Die Lösung besticht durch ihre einzigartige Kombination von stylischem Design und Spitzentechnologie. Durch ein beispielloses Serviceangebot abgerundet, wird sie mit einem stromlinienförmigen Design und 15 Farbkombinationen selbst anspruchsvollsten Kunden gerecht. Auch der Wunsch nach kleineren und modischeren Hörsystemen wird erfüllt. Der „Personal Communication Assistant“ (PCA) Audéo ist – ausgestattet mit Hochleistungs-Mikroprozessoren und so genannter CrystalSoundTechnik – das neueste Produkt des Unternehmens und ermöglicht ein natürliches Hören. Weitere Informationen unter: www.phonak.de
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