caliber 01/2022 Leseprobe

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Medienpartner

Januar 2022

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SWAT SCHIESSEN• WAFFEN•AUSRÜSTUNG •TECHNIK

Mehr geht nicht!

Accuracy International

¤ 5,90 G 12807 Österreich Luxemburg Schweiz Belgien

€ 6,40 € 6,90 CHF 9,90 € 6,90

AKurzRwaEffeSngeschosse

100 Ladedaten in 7 Kalibern

AX 50 ELR in .50 BMG

Auf dem Prüfstand .308 Win.-Fabrikmunition

Longslide zum Spartarif Club 30 C30 1911 6.0 im Test

Österreichische Spezialität STP Matchrevolver Sissi im Test

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HANDGUN OF THE YEAR 2021 www.carl-walther.de

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DPMS


Liebe Leserin, lieber Leser,

EDITORIAL

MEILENWEIT VORAUS Chefredakteur Stefan Perey

am 23. November 2021 beschäftigte sich das TV-Politikformat „Report Mainz“ in einem rund siebenminütigen Beitrag mit „Schießtrainings für jedermann“. Bekanntermaßen darf jeder Volljährige unter Aufsicht auf den Schießstand, sodass es bundesweit Veranstalter gibt, die entsprechende Events für Neugierige offerieren.

TARGET ELITE PLUS MIT SCORION-GESCHOSS

RWS-AMMUNITION.COM

Aus der Redaktion

Journalisten nahmen also im Auftrag von Report Mainz an solchen Veranstaltungen teil und schilderten ihre Erfahrungen. Selbstverständlich nicht, um objektiv über den Schießsport zu berichten, sondern um investigativen Journalismus zu betreiben, wobei viele Vermutungen rund um die eventuell mögliche, schießtechnische Ausbildung von Extremisten aller Couleur angestellt wurden. Der Mix mit Bildmaterial von 10-mLuftpistolen-Schießständen und ebenso schrecklichen wie verurteilungswürdigen Waffenmissbräuchen bei Amokläufen sorgte für eine paradox anmutende Dramaturgie. Natürlich teilten Interviewpartner wie der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, oder die Politikerin Martina Renner (MdB, Die Linke) die Sorgen der Report Mainz-Macher, dass solche Schießtrainings für jedermann von Extremisten für ihre kriminellen Absichten missbraucht werden könnten und forderten, dass Teilnehmer an derartigen Events im Vorfeld überprüft werden und eine Erlaubnis erhalten müssten. Eine entsprechende Anfrage wurde auch an das Bundesministerium des Inneren (BMI) gestellt, wobei die Antwort der BMI-Pressestelle mit folgender Passage endete (Zitat): „Das Schießen auf Schießanlagen als Gast ist nicht vergleichbar mit Erlaubnissen zum Kauf, Besitz oder Führen von Waffen. Sofern Betreiber von Schießständen Extremisten das Schießen als Gastschützen ermöglichen, kann dies nach den Umständen des Einzelfalles Auswirkungen haben auf die Zuverlässigkeit und damit auf die Erlaubnis des Betreibers.“ Mich jedoch beschleicht eher der Verdacht, dass dieser TV-Bericht nur ein weiterer Versuch war, uns Legalwaffenbesitzer weiter zu diskreditieren und dem Schießsport massiven Schaden zuzufügen. Denn wie sonst soll man bei ohnehin schwierigen Gesamtumständen eventuelles Interesse und Nachwuchs fördern, wenn nicht einmal mehr Gastschützen auf Schießständen erlaubt wären? Weil dieses Heft noch vor Heiligabend auf dem Markt erscheint, erlaube ich mir an dieser Stelle, Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Fest und einen gelungenen Jahreswechsel sowie das Beste für 2022 zu wünschen!

RWS is a registered trademark of RUAG Ammotec, a RUAG Group Company. Abgabe nur an Erwerbsberechtigte.

Mainz, wie es stinkt und kracht

Matchpatronen in Handladequalität. Die RWS Target Elite Plus zeichnet sich durch eine extrem fein abgestimmte Ballistik aus. Präzision auf Match-Niveau Ausgesuchte und speziell abgestimmte Komponenten Maximale Präzision für Wettkampf und Training Geeignet für Long Range Disziplinen und weite Schussdistanzen.

In diesem Sinne,

Kaliberpalette von .223 Rem. bis .338 Lapua Mag.

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TITELTHEMA Accuracy International AX 50 ELR in .50 BMG

KURZWAFFEN Club 30 C30 1911 6.0 in 9x19 und .45 ACP STP Sissi Revolver in .357 Magnum

LANGWAFFEN Geradezug-Repetierer-Boom Neue CZ 600 Repetierer-Serie

Seite 06 Seite 16 Seite 30 Seite 56 Seite 60

MUNITION & WIEDERLADEN .308 Win.-Fabrikmunition auf dem Prüfstand Seite 22 100 Ladedaten in 7 Kalibern mit ARES-Geschossen

OPTIK GPOTAC 1-6x24i und GPOTAC 1-8x24i

AUSRÜSTUNG MDT-Zweibein Ckye-Pod PRS Gen2 Corvus Defensio Holster UBC-43

Kahles Dynamic Long Range Finale & Bathory Kahles Cup Deutsche Meisterschaft DSB Großkaliber Deutsche Meisterschaft 3 Gun Parcours

Inselmonster: Accuracy International AX 50 ELR-Scharfschützengewehr in .50 BMG.

Seite 06

Seite 36 Seite 46 Seite 52 Seite 84

WETTKAMPFBERICHTE Seite 64 Seite 68 Seite 72

Mammut-Test mit ARESKurzwaffengeschossen: 100 Ladedaten in 7 Kalibern.

Seite 36

DIES & DAS Forum/Leserbriefe Termine Service Magazin Impressum

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Das Cover der ersten Ausgabe des neuen 2022er-Jahrgangs ziert das Accuracy International AX 50 ELR-Scharfschützengewehr in .50 BMG sowie eine brandneue Club 30 C30 1911 6.0-Pistole und ein Sport Target Pistol by Prommersberger (STP) Sissi-Matchrevolver. (Titelfotos: Dieter Licht, Accuracy International)

INHALT

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Seite Seite Seite Seite Seite

74 76 78 90 98

Österreichische Spezialität: STP-Matchrevolver Sissi in .357 Magnum im Test.

Seite 30

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SAINT TORCH 31 20.000 LUMEN SUCHSCHEINWERFER Messen statt glauben: Acht Fabrikmunitionssorten in .308 Winchester im Test.

Seite 22

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SAINT TORCH

Langer Schlitten für kleines Geld: Club 30 C30 1911 6.0 in 9x19 und .45 ACP.

790 M LEUCHTREICHWEITE, 1M WASSERDICHT

Seite 16

4-LED Batterie-Statusanzeige 28.800mAh Akku mit 2h Laufzeit bei höchster Stufe

USB-Powerbank Akkupack kann separat als Powerbank benutzt werden

Erprobt: German Precision Optics-Zielfernrohre GPOTAC 1-6x24i und 1-8x24i.

Seite 46

Kahles Dynamic Long Range Finale & Bathory Kahles Cup 2021.

Seite 64 NEXTORCH Deutschland GmbH Tel. +49 (0) 2056 986878 0 Mail: email@nextorch.de Web: www.nextorch.de

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TITELTHEMA

Mehr geht nicht! Accuracy International AX 50 ELR in .50 BMG

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Auf jeden Fall in ballistischer Hinsicht, denn .50 Browning Machine Gun (12,7x99 mm) ist das größte, zivil zugelassene Gewehrkaliber. Wir erhielten die Chance, das neue Multikaliber-Scharfschützengewehr AX 50 ELR (Extreme Long Range) von Accuracy International, das auf andere, extrem leistungsstarke Weitdistanzkaliber wie .375 CheyTac, .408 CheyTac oder .416 Barrett konvertiert werden kann, auf 100, 300 und 500 Metern ausführlich zu testen.

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abei konnten wir in der Vergangenheit mit anderen .50 BMG SniperRifles des renommierten, englischen Herstellers auch auf Long-Range-Distanzen Erfahrungen sammeln. So präsentierten wir bereits vor zehn Jahren in caliber 1/2012 die Repetierbüchse AX50 und in caliber 3/2013 auch das überschwere Selbstladegewehr AS 50. Der hammerstarke Halbautomat wurde von Accuracy International (AI) in Zusammenarbeit mit dem „Naval Surface Warfare Center“ (NSWC) entwickelt und um 2007 bei den US Navy SEALs eingeführt.

100 Jahre alter Gigant 1918 wurde der legendäre John M. Browning mit der Entwicklung eines schweren Maschinengewehres und einer Patrone für die Bekämpfung von Hartzielen beauftragt. Drei Jahre später waren die Arbeiten bereits abgeschlossen, das noch heute genutzte Maschinengewehr Browning M2 war geboren und die .50 BMG wurde 1923 offiziell bei den amerikanischen Streitkräften eingeführt. Während die 1939 eingeführte M2 BallLaborierung „nur“ 19 mm Stahl auf 500 Meter durchdringen konnte, verbesserte man die Durchschlagskraft mit der M33 Ball-Laborierung im Jahre 1947 nur unwesentlich auf 21 mm. Bald 50 Jahre

Der mächtige Verschluss mit sechs Verriegelungswarzen in zwei Reihen verriegelt im Lauffortsatz („Barrel Extension“) des Multikaliber-Scharfschützengewehrs.

später, 1994, konnte mit der Treibspiegelmunition M903 SLAP (Saboted Light Armor Penetrator) die Leistung nochmals erheblich gesteigert werden, wurden nun 34 mm Stahl auf 500 Meter geknackt. Diese Performance war möglich, weil man ein rund 180 Grains leichtes .308“er Hartkernprojektil in einem .510“er Plastikbecher verlud, mit dem dann eine Extremgeschwindigkeit von 1.372 m/s realisiert werden konnte. Neben ande-

ren ausgewachsenen Scharfschützengewehrpatronen wie .300 Winchester Magnum (7,62x67 mm) oder .338 Lapua Magnum (8,6x70 mm) werden bei den Militärs Gewehre in .50 BMG aufgrund ihrer Reichweite, Leistungsfähigkeit und Zerstörungskraft im Ziel als „Anti-MaterialWaffen“ hoch geschätzt. Immerhin bietet das monumentale Projektil reichlich Spielraum für Spezialitäten wie Hartkern, Leuchtspur oder Sprengbrand.

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Mehr geht nicht: Das Multikaliber-Scharfschützengewehr AX 50 ELR (Extreme Long Range) von Accuracy International, hier in .50 Browning Machine Gun, wird auch in Kalibern wie .375 CheyTac, .408 CheyTac oder .416 Barrett offeriert.

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Sparclub KURZWAFFEN

Club 30 C30 1911 6.0 in .45 Auto und 9 mm Luger

Der für seine hochwertigen Kurzwaffen bekannte Club 30 bietet nun eine einreihige 1911 Longslide zum überraschend niedrigen Preis von 1.890 Euro an. Klingt interessant, oder? Das dachten wir uns auch und ließen zwei Exemplare in 9 mm Luger und .45 Auto zum Test rankommen.

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Sparclub: Der Club 30 offeriert ganz frisch die neuen Ganzstahl-Matchpistolen C30 1911 6.0 in .45 Auto und 9 mm Luger, die bei einem Preis von unter 2.000 Euro doch eine Menge zu bieten haben.

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30, eine Bezeichnung, die zunächst an einen Vergütungsstahl erinnert, nennt sich die neueste Kreation des Club 30. Dieser Zusammenschluss von Büchsenmachern in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Polen und Luxem-

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burg gilt als kompetente Anlaufstelle, wenn es um hochwertige Pistolen und Revolver geht, die individuell nach Kundenauftrag gefertigt oder getunt werden. Leider sprengt so manches Objekt der Begierde oftmals das machbare Budget vie-

ler potentieller Interessenten. Da könnte der aktuelle Einstieg der Büchsenvereinigung mit der neuen C30-Baureihe in das Low-Budget-Preissegment durchaus von Relevanz sein. Gerade bei Sportschützen, die klassisch 25-m-Präzision und ande-

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Die technischen Daten

Wieviel Club steckt in der C30? Die Büchsenmacher des Club 30 haben sicherlich nicht aus karikativen Gründen die Preise ihrer hochwertigen Topmodelle einfach um die Hälfte gesenkt. Also wie ist der Einstieg in dieses Niedrigpreissegment möglich? Ganz einfach! Wie die extrem günstigen Sparta-Modelle von STP kommt auch die C30 von einem südkoreanischen Hersteller weitestgehend fertig zu uns. Sie wird in Deutschland noch endmontiert und erhält ein Abzugstuning. Natürlich

Modell:

C30

Kaliber:

9 mm Luger (.45 Auto)

Magazinkapazität:

10(8) Patronen

Griffstück:

Stahl QPQ beschichtet

Verschluss:

Stainless Steel QPQ beschichtet

Lauflänge, Laufprofil: 150 mm, 6x F-Z

muss man in dieser Preisklasse auch Abstriche machen, sodass Klein- und Abzugsteile sowie weniger beanspruchte Bedienelemente der kostengünstigen „MetaI Injection Molding“ (MIM)-Technologie entspringen. Hierbei werden, vereinfacht ausgedrückt, die Baukomponenten aus Metallpulver gebacken. Dessen ungeachtet waren aber die Passungen der Hauptbauteile zumindest bei unseren Testwaffen durchaus eng bemessen. Nur minimalstes Spiel zeigte sich im Bereich der Mündung der Bull-Barrel-Läufe, die ohne Laufführungsbuchse („Barrel Bushing“) im Verschluss zentriert sind. Das „Kensight“-Mikrometervisier war bei beiden Pistolen tief und formschön in den Verschluss eingelassen und passend mit einem hinterschnittenen Scheibenkorn kombiniert. Der Verschluss aus rostfreiem Stainless Steel wurde wie das Griffstück schwarz QPQ beschichtet. Die Seitenflächen des Schlittens wurden blank

Hinsichtlich der Toleranzen zwischen den Hauptbestandteilen wussten die C30-Pistolen zu überzeugen. Dass weitere Baukomponenten im MIM-Verfahren entstehen, wird man angesichts des attraktiven Preises verschmerzen können.

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Club 30

Zug-Felddiameter/ Dralllänge:

8,86-9,06 mm (11,24-11,45 mm) /k.A.

Kimme:

2,9 mm, Kensight-Mikrometerkimme

Korn:

2,7 mm, Targetkorn

Visierlänge:

210 mm

Sicherung:

beidseitige Drehhebelsicherung am Griffstück

Abzugssystem, -gewicht*/ Spannweite:

SA: Mittelwert 1.431-97 Gramm

Zündverzugszeit*:

6 ms

Gesamtgewicht (inkl. Magazin):

1.288 (1.341) Gramm

Maße (LxBxH):

244x37x148 mm

Extras:

Schmiermittel, Hartschalenkoffer

Preis:

1.890 Euro

* Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger Scan System

belassen, wodurch die hinteren und vorderen Greifrillen (Slide Serrations) sowie das Club 30-Logo in Schwarz einen aparten Kontrast bilden und für ein „Two Tone“Erscheinungsbild der C30 sorgen. Linkshänder können sich auch über eine beidseitige Sicherung freuen, auch wenn man

Auch bei diesen „Low Budget“-Einstiegsmodellen bürgt das Club 30-Logo auf der rechten Schlittenflanke für Qualität.

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re Disziplinen schießen, stehen 1911 „Longslide“-Pistolen mit 6“/152 mm Lauflänge in den populären Kalibern 9 mm Luger und .45 Auto hoch im Kurs. Im Preisbereich um 2.000 Euro tummeln sich einige 6“-Matchpistolen auf dem Markt, als da beispielsweise wären: STP Sparta, BUL Armory Target, RBF Masterclass, Target MK V sowie Dynamic- und Target-Steel. Neben diesen 1911ern gibt es auch Alternativen auf Basis der CZ 75-Grundkonstruktion wie Tanfoglio Gold Match, CZ 75 Taipan oder CZ 75 6.1, wobei die beiden letztgenannten Modelle seit der letzten Preiserhöhung leicht über der 2.000-Euro-Idealgrenze liegen.

Hersteller:

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MUNITION UND WIEDERLADEN

Fabrikmunition in .308 Winchester auf dem Prüfstand

Läuft's rund?

Viele Wiederlader wissen, dass eine möglichst geringe Rundlaufabweichung („Run Out“) bei Gewehrpatronen mit Flaschenhalshülsen einen positiven Einfluss auf die Präzision hat. Doch nicht jeder lädt wieder und wie sieht es mit dem „Run Out“ bei Fabrikmunition aus? Wir haben Fabrikpatronen in den populären Kalibern .308 Win. und .223 Rem. dahingehend untersucht.

Eine Frage der Auslese: In umfangreichen Erprobungen haben wir versucht herauszufinden, ob auf Rundlauf überprüfte und selektierte Fabrikmunition zu einer verbesserten Präzision führt.

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ei der idealen Patrone stimmen die Längsachsen des Geschosses und der Hülse überein. Toleranzen gibt es natürlich immer, sodass perfekte Patronen selten sind. Ein geringer Rundlauffehler bedeutet eine gute Linientreue der Patrone, wodurch das Geschoss gerade entlang der Seelenachse in den Lauf gedrückt und beschleunigt wird. Ist jedoch der Hülsenhals aufgrund mangelnder Linientreue nicht geradlinig entlang der Seelenachse des Hülsenkörpers ausgerichtet, dann ist das Geschoss möglicherweise nicht zentrisch oder vielleicht sogar schräg im Hals positioniert. So besteht die Wahrscheinlichkeit, dass das Geschoss in einem Winkel zur Seelenachse des Laufes beschleunigt wird. Beim Einpressen des Geschos-

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ses in den Lauf wird es wahrscheinlich leicht verformt, wodurch die Symmetrie vernichtet wird. Weil das Projektil mit hoher Rotation den Lauf verlässt, erfährt das unsymmetrische Geschoss Unwucht und demzufolge Unruhe, weshalb die potentielle Präzision abnimmt.

Auslese für Akkuratesse Die aufwändige Selektion der Patronen mit wenig Rundlauffehler stellt eine Form des „Feintunings“ dar, die sich nur lohnt, wenn die Munitionssorte ohnehin schon eine befriedigende bis ausreichende Präzision aus der eigenen Waffe bringt. Als Minimalwert gilt nach unseren Maßstäben eine 5-SchussGruppe mit maximal 30 mm auf 100 Meter

(siehe auch Tabelle 1: Schulnotensystem für Präzision). Das Aussuchen der Patronen mit geringstem Rundlauffehler kann bei der genannten Basispräzision einen deutlichen Präzisionsgewinn bedeuten. Bringt Ihre Waffe mit einer bestimmten Fabrikpatrone nur eine mangelhafte Präzision, zum Beispiel eine 5-Schuss-Gruppe von etwa 40 mm/100 m, dann braucht man sich nicht um den Rundlauf zu kümmern. Ein Selektionsverfahren bei dieser Munition hat dann keinen Mehrwert. Bemerkung am Rande: Es gibt kein Gewehr, das mit jeder Patrone gut schießt und ebenso gibt es keine Patrone, die aus jedem Gewehr Topresultate bringt. Es kommt immer darauf an, dass die Patrone zur Waffe passt,

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Lapua Scenar 167 Patronenlänge:

70,7 mm

Patronenlänge (Hornady OAL Gauge):

57,2 mm

Geschossgewicht:

167,4 Grains

Geschossdurchmesser:

7,83 mm

Pulverfüllgewicht:

42,8 Grains

Geschossgeschwindigkeit 770 m/s (50 cm): Geschossgeschwindigkeit 820 m/s (Hersteller, 66 cm): Preis:

Tabelle 1: Streuung Matchmunition für Langwaffen mit Zylinderverschluss – Präzisionsbewertung Durchmesser Schussgruppen in Millimeter Durchmesser 5 Schuss minimal

Durchmesser 5 Schuss maximal

0

10

1 – Sehr gut

11

17

2 – Gut

18

25

3 – Befriedigend

26

33

4 – Ausreichend

34

45

5 – Mangelhaft

> 45

Bewertung

6 – Ungenügend

Testbedingungen der Bewertung: Entfernung 100 Meter, Schiessposition: sitzend aufgelegt, Laufstärke: Durchmesser Mündung minimal 17 mm.

Der Wiederlader laboriert Patronen, die zu seiner individuellen Waffe passen und eine zufriedenstellende oder gute Präzision

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bringen. Anschließend wird die Präzision mittels Feinabstimmung der Patrone verbessert. Halskalibrieren, Feinabstimmung der Patronenlänge und Selektion oder Bearbeitung der Hülsen sind beliebte Maßnahmen. Viele Schützen behaupten, dass darüber hinaus die Minimalisierung der Rundlauffehler auch präzisionsfördernd sei. Um den Rundlauf zu kontrollieren, bedient man sich eines Rundlaufmessgerätes. Selbstverständlich muss letztendlich festgestellt werden, ob die Patronen mit einem sehr geringen Rundlauffehler besser treffen als die Patronen mit größerem Rundlauffehler. Ein Test mit einer gut schießenden Handlaborierung ist in dieser Hinsicht noch vergleichsweise übersichtlich.

Fabrikpatronen und Rundlauf Wenn jedoch der Rundlauf bei Fabrikpatronen bewertet werden soll, dann reicht es nicht aus, nur einen Hersteller und eine Sorte zu bewerten. Vorher ist ja nicht bekannt, welche Fabrikpatrone die beste Präzision aus ihrer Waffe bringt. Mehrere Sorten stehen aus diesem Grund auf der Wunschliste, in der Hoffnung, dass eine Munitionssorte eine zufriedenstellende Schussleistung auf 100 Meter liefert. Hat man solch eine industriell gefertigte Patrone gefunden, dann kann die Selektion mittels kontrollierter Rundlaufabweichung zu einer weiteren Präzisions-

verbesserung führen. Man benötigt schon 100 Patronen der ordentlich schießenden Fabrikmunitionssorte, vorzugsweise aus einem Fertigungslos, weil von vorneherein nicht feststeht, welche Toleranzen die Fabrikpatronen in Sachen Rundlauffehler aufweisen. Ziel ist es, mindestens 15 Patronen mit einem Rundlaufehler von maximal 0,08 mm herauszufiltern. Aus Erfahrung wissen wir, dass ab 0,15 mm „Run Out“ die Präzision negativ beeinflusst wird. Patronen mit einer größeren Rundlaufungenauigkeit von 0,15 mm oder mehr findet man sicherlich bei der restlichen Munition, die man dann für direkte Vergleichszwecke nutzen kann. Zeigt sich, dass die Patronen mit geringem Rundlauffehler eine deutlich bessere Präzision bringen, dann hat der nicht wiederladende Wettkampfschütze die Option, Patronen für das nächste Match mittels „Run Out“ zu selektieren. Hiermit hat er Munition zur Verfügung, die vielleicht den handgeladenen Matchpatronen der Konkurrenz ebenbürtig ist. Klar ist, dass neben dem Material natürlich der Schütze hinter der Waffe entscheidend für Sieg oder Niederlage ist.

Testverfahren Eine 5-Schuss-Gruppe reicht nicht aus, um hinsichtlich des Effekts des Rundlaufs auf die Präzision eine Schlussfolgerung zu ziehen. Je Serie braucht man mindestens drei 5-Schuss-Gruppen für eine seriöse Aussage. Weil 15 Schuss mit geringem Rundlauffehler mit 15 Schuss mit deutlichem Rundlauffehler verglichen werden, brauchten wir, wie erwähnt, schon 100 Patronen der acht getesteten Munitions-

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was jeder Waffentest belegt. Der Grund? Jeder Hersteller fertigt Produkte mit Toleranzen. Die Toleranzen bewirken Unterschiede hinsichtlich der Laufschwingungen und eventuellen Abgangsfehler, deren Effekte auf der Anschussscheibe sichtbar werden.

120 Euro/50 Stück

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KURZWAFFEN

STP Sissi-Revolver in .357 Magnum

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Österreichische Spezialität: Er verschießt zwar keine Mozartkugeln, aber der STP Sissi-Matchrevolver auf S&W 686-Basis wurde speziell auf Schießsportdisziplinen unseres Nachbarlandes abgestimmt.

Sissi,

ganz ohne Franz

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Der Sissi-Revolver wurde von STP auf eine österreichische Großkaliberdisziplin zugeschnitten. Aber auch bei uns könnte der Revolver in .357 Magnum mit 5“/127 mm langem Lauf seine Anhänger finden. Wir schauten uns das Modell näher an.

Die technischen Daten der Testwaffe Hersteller:

STP

Modell:

Sissi

Kaliber:

.357 Magnum

Lauflänge/-profil:

5“/126 mm/ 12-Flächen-Polygon

Dralllänge/ Laufdiameter:

1-300 mm/keine Messung

Trommellänge/ Durchmesser:

41,2 mm/39,6 mm

Trommelspalt:

0,1 mm

Trommelausgang:

9,12 mm

Kimme:

2,95 mm, Mikrometerkimme

Korn:

3,15 mm, Targetkorn

Visierlänge:

184 mm

Abzugssystemgewicht, Spannweite:

DA: 3.702 Gramm/80 Gramm, SA: 1.106 Gramm/104 Gramm

Gesamtgewicht:

1.319 Gramm

Maße (HxBxL):

288x40x146 mm

Preis:

2.990 Euro

* Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger Scan System

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bevorzugt. Technisch basiert der SissiRevolver auf dem hauseigenen LodurRevolver mit 6“/152-mm-Laufeinheit. Er wurde auf das Regelwerk des österreichischen Schützenbundes (ÖSB) für die Disziplin SGKP Faustfeuerwaffengroßkaliber zugeschnitten. Dor t müssen Pistolen und Revolver in einen Kasten, ähnlich wie in der IPSC Standardklasse, passen. Bei den Maßen von 300x150x50 mm passt ein Revolver mit 6“/152 mm Lauflänge nicht ganz in den Kasten, erst recht nicht, wenn er mit einem voluminösen Matchgriff ausgestattet sein soll.

Gib mir 5! Während bei Pistolen die 5“-Lauflänge sehr oft vorzufinden ist, sieht das bei Double-Action-Revolvern schon dürf tiger aus. Wer sportlich schießt, greif t meist zu den 6“/152-mm-Ausführungen mit langer Visierlinie. Wer überhaupt noch einen Revolver jagdlich führt, bevorzugt meist eine 4“/102 mm oder noch kürzere Lauflänge. Ob eine 5“/127-mm-Ausführung nun einen guten Kompromiss darstellt oder zwar alles aber nichts richtig kann, darüber kann man vortrefflich streiten. Wir finden aber, dass der 5“-Lauf auch gut zur Größe des L-Rahmens passt, erst recht,

Der Trommelstern wurde gegen das Verdrehen im Double-Action-Betrieb mit einem Stift fixiert.

wenn man einen kürzeren Griff verwendet. Die STP Lodur- und Sissi-Matchrevolver bauen auf „dem“ Sportmodell schlechthin, dem Smith & Wesson Model 686 Distinguished Combat Magnum, auf, der exakt vor 40 Jahren auf dem Markt eingeführt wurde. Der originale Werkslauf wurde gegen einen in Deutschland gehämmerten 12-FlächenPolygonlauf mit einer Dralllänge von

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ei der süddeutschen Manufaktur Sport Target Pistol by Prommersberger (STP) wird man scheinbar nicht müde, immer neue Namen für die erwerbscheinpflichtigen Wärmekraf tmaschinen zu finden. Nach keltischen Göttern, griechischen Kämpfern und eingedeutschten Anglizismen ist jetzt eine österreichische Kaiserin dran. Was wir erst für einen Spaß hielten, entpuppte sich dann als Wahrheit, als wir den blauen Hartschalenkoffer öffneten und den gravierten Schriftzug auf dem Six Shooter wahrnahmen. Wie schon bei der in caliber 10/2021 vorgestellten, neuen 2011er-Hi-Cap-Matchpistolengeneration kann man den Modellnamen „Sissi“ aber auch als „51551“ lesen, je nachdem, welche Lesart man

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MUNITION & WIEDERLADEN

Ares-Kurzwaffengeschosse in sieben Kalibern

Bunte Pillen

In der griechischen Mythologie ist Ares der Gott des schrecklichen Krieges. Doch mit den hier vorgestellten, günstigen Geschossen des slowakischen Herstellers Jozef Mongel ziehen seit 1997 Sportschützen höchstens in die Schlacht um mehr Punkte und bessere Platzierungen. Über ein Jahr lang und mit mehr als 7.000 Schuss (!) haben wir die populären Projektile intensiv erprobt. Der engagierte, erfolgreiche IPSC-Schütze Helmuth Barkowski vertreibt die Ares-Geschosse in Deutschland, die von ihm wie von vielen anderen Topschützen genutzt werden. Er stellte uns die ganze Palette an Geschossen zur Verfügung, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten. Aufgrund der stets gegebenen Verfügbarkeit und vor allem des attraktiven Preises werden Ares-Geschosse aber nicht nur im IPSC/Action-Bereich sondern auch in vielen anderen statischen und dynamischen Disziplinen in Training und Wettkampf genutzt.

14 verschiedene Ares C-EPRX

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Geschosse für Ringkämpfer: In einem Langzeittest haben wir die kunterbunt lackierten Ares-Bleiprojektile aus der Slowakei aus typischen Matchwaffen intensiv erprobt. Bei über 7.000 Schuss entstanden so über 100 Ladedaten in sieben Kurzwaffenkalibern.

N

unmehr also seit einem Vierteljahrhundert auf dem Markt vertreten, fertigt Jozef Mongel/Ares vier verschiedene Arten von gegossenen Bleigeschossen, wobei es die lackierten Geschosse seit 2005 gibt:

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Für diese Vorstellung wurden zunächst einmal 14 verschiedene C-EPRX-Geschosse in den gängigsten Kalibern ausgesucht. In 9 mm Luger sollte das 122-Grains-, 147-Grains- und 152-Grains-Geschoss getestet werden. Im Laufe der Vorbereitung des Tests gesellten sich dann die Matchlaborierungen mit einem 130 Grains FP NG- sowie des IPSC-Routiniers Kurt Eggert mit einem 135 Grains RN-Geschoss hinzu. Im Kaliber .38 Special wurde ein 158 Grains FP-Geschoss verladen. Weil dem Autor nur ein Geschoss für das Kaliber .38 Special nicht genug war, wurde kurzerhand das 122 Grains schwere Geschoss im .356er Diameter zweckentfremdet und für die .38 Special verladen. Dieses Vorhaben gelang bereits schon einige Male mit H&N-Geschossen in dem genannten Diameter. Also warum sollte das mit den Ares-

Blei:

gefettete Geschosse, nicht lackiert

EPRX:

farbig oder transparent lackierte Geschosse mit nicht lackiertem Boden

S-EPRX:

farbig oder transparent lackierte Geschosse mit nicht lackierter Spitze

C-EPRX:

vollständig farbig oder transparent lackierte Geschosse

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Kleine Auswahl der im Test verwendeten Matchwaffen aus eigenen Beständen. Linke Reihe von oben: STI Target Master in 9 mm Luger von Karl Hamann, CZ 97 Sport in .45 Auto und CZ Viper in 9 mm Luger von Kurt Tschofen/Waffen Oschatz sowie CZ 75 TS Orange in 9 mm Luger. Rechte Reihe von oben: S&W 629 Classic in .44 Mag. von Reimer Johannsen, S&W 686 in .357 Mag. sowie S&W 29 in .44 Mag. von Kurt Tschofen/Waffen Oschatz sowie 1911-A1 in .45 ACP von Karl Hamann. laborierung, die der Autor in der Disziplin Dienstsportpistole nutzt. Last but not least, wurde in den Revolverkalibern .44 Special und .44 Magnum das 240 Grains SWC-Geschoss verladen, wobei im letztgenannten Kaliber ein 300 Grains schweres Flachkopfgeschoss die Palette abrundete.

Stichproben Nach Eingang der Lieferung wurden die Geschosse zunächst gewogen und vermessen. Dazu wurden wahllos aus jeder

Packung jeweils 10 Geschosse entnommen. Auch wenn die Farbtöne der lackierten Geschosse teilweise von Packung zu Packung variieren, die Fertigungsqualität, auch bei akribischer, visueller Begutachtung, bleibt konstant hoch. Es konnten keinerlei schadhafte Geschosse in den gesamten Verpackungen aufgefunden werden. Die Abweichungen bei den Gewichten lagen zwischen minimal 0,48 und maximal 1,82 Grains. In den Längen konnten Differenzen zwischen 0,10 und 0,23 mm festgestellt werden.

Neues Dutzend (von links): .44/300 grs. FP BB - CEPRX - Dia. .430, .44/240 grs. SWC BB - CEPRX - Dia. .430, .45/225 grs. FP BB - CEPRX - Dia. .45, .45/155 grs. SWC BB - CEPRX - Dia. .452, .45 /200 grs. SWC BB - CEPRX - Dia. .451, .40/180 grs. FP BB - CEPRX - Dia. .401, .38/357-180 grs. FP BB - CEPRX - Dia. .357, .38/357-158 grs. FP BB - CEPRX - Dia. .357, .40/200 grs. FP BB - CEPRX - Dia. .401, 9 mm/152 grs. FP BB NG - CEPRX - Dia. .356, 9 mm/122 grs. FP BB NG - CEPRX - Dia. .356 sowie 9 mm/130 grs. RN CN NG BB - CEPRX - Dia. .356.

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Geschossen nicht auch funktionieren? In .357 Magnum wurde das erwähnte 158 Grains FP durch ein schweres 180 Grains Flachkopfgeschoss ergänzt. In .40 S&W, ein Kaliber, das fast ausschließlich in der IPSC Standardklasse eine Rolle spielt, wurden 180 und 200 Grains schwere Flachkopfgeschosse verladen. In .45 ACP wurde das 155 und 200 Grains schwere Semiwadcutter- ebenso wie das 225 Grains schwere Flachkopfgeschoss verwendet. Das sehr leichte SWC allerdings nur in Kombination mit einem Treibladungsmittel als Bonus-

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OPTIK

German Precision Optics GPOTAC 1-6x24i und GPOTAC 1-8x24i

Neuer Stern am Himmel: Das taktische Zielfernrohr 1-8x24i von German Precision Optics (GPO), montiert auf einem Selbstladegewehr der AR-15-Plattform in .223 Remington.

Zwei Kurze bi t Kompakt und dennoch leistungsstark präsentieren sich die beiden hier

vorgestellten Zielfernrohre aus der taktischen Linie des vergleichsweise jungen Unternehmens German Precision Optics.

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as Unternehmen GPO sowie brandneue Produkte wie das neue Dual-Use-Wärmebildgerät Spectra TI 35 haben wir bereits in caliber 6 und 11-12/2021 vorgestellt, sodass wir hier gleich ans Eingemachte gehen können. GPO TAC 1-6x24i und 1-8x24i sind in erster Linie als „Tactical“-Zielfernrohre für AR-Selbstladegewehre und vergleichbare Waffensysteme konzipiert. Nimmt man die Optiken für eine Begutachtung das erste Mal in die Hand, dann könnte man den ersten Eindruck mit Adjektiven wie „kompakt, hochwertig und edel“ umschreiben. Hierzu tragen vor allem auch die tiefschwarz eloxierten, seidig glänzenden Oberflächen der fein beschrifteten Zielfernrohre bei. Auch die Einstellungen der Vergrößerung, des Okulars und der Türme funktionieren, wie man es erwartet: exakt, geschmeidig und mit ausreichender Friktion.

Sportlich, sportlich Die beiden Gläser wurden primär für den Einsatz im behördlichen Bereich bei Mili-

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tär und Polizei entwickelt und sind für die schnelle Zielerfassung aus verschiedenen Positionen auf näheren Entfernungen sowie Mitteldistanzen gedacht. Ein derart breiter Einsatzbereich stellt Anforderungen an die Vergrößerung und das Absehen. Für Kurzdistanzen ist die 1fache Vergrößerung ein Muss, denn sie ermöglicht ein blitzschnelles Agieren mit beiden geöffneten Augen für den flüchtigen Schuss, wobei man nebenbei den Vorteil hat, seine Umgebung besser wahrnehmen und sich somit besser orientieren zu können. Auf der anderen Seite tendiert man heutzutage bei solchen „Low Power Variable Optics“ (LPVO) zu 8- oder gar 10fachen Vergrößerungen, um auch auf mittleren Entfernungen die Zielmedien sauber identifizieren und ansprechen zu können. Daneben ist für die Entfernungen ab 100 Meter und darüber hinaus ein BDC- oder MIL-Absehen mit Hilfsmarkierungen angesagt. Hierdurch erhält der Schütze die Wahlmöglichkeit auf Distanzen ab der Einschussentfernung entweder durch Klick-Verstellung

am Höhenturm oder durch „drüber halten“ den Halte- und Treffpunkt in Übereinstimmung zu bringen. Dies ist stets eine Frage der individuellen Präferenzen sowie der jeweiligen Einsatzsituation. Die GPO TAC-Zielfernrohre unterscheiden sich von vielen „europäischen“ Zielfernrohren für die Drückjagd durch die Anordnung der Bildebene. Denn bei beiden Gläsern ist das Absehen in der ersten Bildebene montiert. Durch diese Position des Absehens wird mit der gewählten Vergrößerung nicht nur das Zielbild sondern auch das Absehen vergrößert. Wird das Absehen in der zweiten Bildebene montiert, dann wird beim Zoomen zwar das Bild vergrößert, aber nicht das Absehen. Die Wahl, in welcher Bildebene das Absehen montiert wird, hat Vor- und Nachteile:

Bildebene 1 Wird das Absehen in der objektivseitigen Bildebene montiert, dann formen Absehen und Bild eine Einheit. Wählt der Schütze

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i tte! eine hohe Vergrößerung, dann wird das Bild aber auch das Absehen größer. Damit bleiben die Dimensionen konstant und der Schütze kann Strichplatten wie MIL, MIL Dot oder BDC verwenden. Egal bei welcher Vergrößerung, die Werte bleiben gleich. 5 cm bleiben 5 cm – unabhängig davon, ob 4-, 15- oder 30fach vergrößert wird. Der Nachteil ist, dass sich mit der Änderung der Vergrößerung auch die Stärke der Linien des Absehens ändert. Konzipiert der Hersteller ein Absehen hauptsächlich für große Schussentfernungen und hohe Vergrößerungen, dann sind die Linien bei der hohen Vergrößerung weniger dick, damit nicht viel vom Zielbild abgedeckt wird. Wählt man dann eine kleine Vergrößerung, dann wird es schwierig, die Linien noch zu erkennen, weil dann das Absehen mit der kleinen Vergrößerung auch kleiner wurde. So muss der Hersteller ein Absehen konstruieren, dass sowohl mit niedriger als auch hoher Vergrößerung

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funktioniert. Weist das Zielfernrohr einen großen Zoombereich auf, dann gelingt das fast nie zu einhundert Prozent. Weitschusszielfernrohre sind konzipiert für große Entfernungen und dito Vergrößerungen. LVPO sind logischerweise konzipiert für die Nahdistanz, kombiniert mit keiner oder geringer Vergrößerung. Ein Kompromiss für Nah und Fern ist kein einfaches Unterfangen, wenn das Absehen in der ersten Bildebene montiert ist.

Bildebene 2 Wird das Absehen in der okularseitigen Bildebene montiert, dann ist es von der gewählten Vergrößerung entkoppelt und bleibt in seinen Dimensionen gleich, egal

Aufgrund des 34-mm-Tubus und der Türme mit größerem Durchmesser wirkt das 1-8x24i (links) deutlich robuster und bulliger als das 1-6x24i.

In der Praxis Aufgrund des 34 mm Mittelrohrdurchmessers erscheint das 1-8x24i wesentlich robuster als das 1-6x24i mit 30-mm-Tubus. Dazu tragen auch die soliden Türme bei, die einen Durchmesser von 38 mm aufweisen. Viele meinen, dass ein großer Mittelrohrdurchmesser automatisch notwendig ist, um einen großen Höhenverstellbereich zu ermöglichen. Ein größerer Mittelrohrdurchmesser erleichtert die Konstruktion vielleicht, ist aber nicht unbedingt notwendig, wie manche Zielfernrohre mit einem 30 mm-Hauptrohrdurchmesser beweisen. Auch das hauseigene GPO TAC 1-6x24i besitzt laut technischen Angaben eine Höhenverstellung von 291 cm/100 m. Wir haben die Höheneinstellung mit einem Kollimator kontrolliert und festgestellt, dass es sogar 335 cm/100 m sind. Damit ist die Höhen- und Seitenverstellung des 1-6x24i dem 1-8x24i ebenbürtig. Dieser sehr große Justiergesamtumfang ist ausreichend für große Entfernungen, wofür diese Zielfernrohre jedoch üblicherweise nicht eingesetzt werden.

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Hier das GPO TAC 1-6x24i. Beide Gläser strahlen dezente Qualität aus.

welche Vergrößerung gewählt wird. Dadurch ist die Strichplatte des Absehens (Stärke der Linien, eventuelle Kreise) über einen großen Vergrößerungsbereich verwendbar. Bei geringer Vergrößerung decken die Linien etwas mehr vom Ziel ab, was vernachlässigbar ist, weil das Ziel bei der Wahl der geringen Vergrößerung normalerweise auch näher steht und dadurch größer ist. Der wichtigste Nachteil beim Absehen in der zweiten Bildebene ist, dass die Abmessungen der MIL-, MIL Dot- oder BDCMarkierungen nur bei einer bestimmten Vergrößerung funktionieren. Wenn das Absehen zum Beispiel so konzipiert ist, dass ein 5-cm-Abstand zwischen zwei Markierungen der Strichplatte bei einer 24fachen Vergrößerung auf 100 Meter tatsächlich 5 cm sind, dann stimmt dies nicht mehr bei einer 20fachen Vergrößerung. Die Absehendimensionen sind gleich geblieben, jedoch ist das Zielbild wegen der kleineren Vergrößerung kleiner geworden.

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AUSRÜSTUNG

Ein Zwe i fü r

Ckye-Pod PRS Gen2 von Modular Driven Technologies (MDT)

Das vielseitig einsetzbare CKYE-POD erfreut sich bei dynamischen Long Range Schützen weltweit großer Beliebtheit. Wir schauten uns das außergewöhnliche Zweibein des kanadischen Herstellers MDT genauer an.

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s wurde speziell für Wettkampfschützen entwickelt, die ihren Fokus auf kompromisslose Einhandbedienung, Schnelligkeit und vielseitige Verstellbarkeit legen. Besonders in der PRS-Szene hat sich das CKYE-POD etabliert. Die dynamischen „Precision Rifle Series“ haben ihren Ursprung in Amerika, finden aber auch in Europa zunehmend Anhänger. Die Fähigkeiten und die Ausrüstung der dynamischen Long-Range-Schützen werden hierbei umfassend gefordert, um weit entfernte Ziele unter Zeitdruck und aus unkonventionellen Schießpositionen heraus zu treffen. Der leidenschaftliche Präzisionsschütze und Jäger Ckye Thomas aus dem

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US-Bundesstaat Nebraska ist Namensgeber und Entwickler des Zweibeins. Herstellung und Vertrieb erfolgen durch das Unternehmen Modular Driven Technologies (MDT). MDT hat sich auf hochwertige Komponenten wie Chassis und Zubehörteile für Repetiergewehre spezialisiert. Der beliebten Tikka T3x TAC A1 verpassten wir eine Arca-Swiss-Montageschiene und erprobten das CKYE-POD Gen2 in der Ausführung PRS Short.

CKYE POD Gen2 Das Zweibein besteht aus hart eloxiertem Aluminium, die vielseitig vorhandenen Bedienelemente aus Edelstahl. Sämtli-

che Manipulationen sind mit einer Hand ausführbar. Der mögliche Neigungswinkel der Waffe nach rechts und links beträgt jeweils 85 Grad, der Schwenkradius volle 360 Grad. Bei der Gen2-Ausführung ist der Schwenkbereich mit einem Edelstahlknopf in der neutralen Position blockierbar. Die Vorspannung für die Kipp- und Schwenkfunktion ist individuell einstellbar. Besonders beeindruckend: Die Spreizung der Standfüße bietet drei Raststellungen. In der Maximalstellung beträgt der Spreizwinkel rund 125 Grad, wodurch eine enorme Standfestigkeit generiert wird. Der Neigungswinkel der Beine ist ebenfalls dreifach verstellbar. Neben der

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Kanadische Kompetenz: Das unkonventionelle Zweibein CKYE-POD Gen2 PRS Short von MDT, montiert an einer Tikka T3x TAC A1. Es erlaubt mannigfaltige Einstelloptionen und bietet eine echte Einhandbedienung.

Transportstellung ist eine Blockierung bei 45 Grad und 90 Grad möglich, allerdings nur nach vorne in Schussrichtung. Durch simple Rotation des Zweibeins um 180 Grad ist jedoch auch die Position mit nach hinten zeigenden Beinen machbar. Dann befindet sich zugleich der integrierte Barrikadenanschlag in Frontposition. Die ausziehbaren Beinsegmente sind mit rutschhemmendem Siliziumcarbid-Tape beklebt. Die auswechselbaren SpikeFüße bieten auf nahezu jedem Untergrund bestmögliche Traktion. Ein Auswechseln gegen Atlas kompatible Gummifüße ist problemlos machbar. Es stehen mehrere Varianten des Zweibeins zur Verfügung.

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Als Montagebasis dient eine M-LOK-kompatible ARCA Swiss Rail, die ebenfalls aus dem Hause MDT stammt.

Die schwalbenschwanzförmig ausgebildeten Aufnahmeschienen werden in unterschiedlichen Längen angeboten. Oben die verbaute ARCA Swiss Rail in 10,25“, unten die 8,6“-Variante.

Das Zweibein wird mit unterschiedlichen Aufnahmeköpfen angeboten. Links die Picatinny Ausführung mit Schnelllösehebel, rechts mit ARCA Swiss Basis und Klemmbacke.

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e ibein ü r alle Fälle

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LANGWAFFEN

Neue Geradezugrepetiergewehre von Beretta, Haenel und Savage

Geradliniger Trend

Trend im Revier: Der Markt der Geradezug-Repetierbüchsen erfährt ganz aktuell interessanten Zuwachs mit Neueinsteigern wie der hier gezeigten Haenel Jaeger NXT.

Geradezugrepetierer scheinen aktuell schwer angesagt zu sein. Nachdem US-Hersteller Savage Arms die „Impulse“-Serie vorgestellt hat, die wir schon ausführlich testen konnten (siehe caliber 6/2021), steigen nun auch Beretta aus Italien mit der BRX1 und Haenel aus Deutschland mit der Jaeger NXT in dieses Marktsegment ein.

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ktuelle „Straight Pull Rifles“ sind neben der in Deutschland populären Blaser R93/R8 beispielsweise (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Browning Maral (Belgien), Heym SR 30 (Deutschland), Lynx TD15, Light Hunter und Target (Finnland), Merkel Helix (Deutschland), Rössler Titan 16 (Österreich), Steel Action HS/HM (Deutschland) oder Strasser RS 14 (Österreich). Vor allem auch Jungjäger wird es freuen, dass neben „dem“ etablierten Geradezugrepetierer Blaser R93/R8 nun auch preisgünstigere Alternativen auf dem Markt erscheinen, die in Sachen Technik durchaus überzeugen können.

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Beretta BRX1 Eine Blaser R8 Professional geht in der simpelsten Standardausführung für rund 2.850 Euro über die Ladentheke. Eine von uns bereits erprobte Savage Impulse, die in den drei Modellreihen „Big Game“, „Predator“ und „Hog Hunter“ offeriert wird, startet bereits ab etwa 1.900 Euro. Die hier vorgestellten, neuen Geradezugrepetierer Beretta BRX1 und Haenel Jaeger NXT gibt es bereits zu Preisen von rund 1.600 Euro respektive 2.000 Euro. Gerade Beretta macht hier mit einer ergonomischen, modularen und voll ausgestatteten Jagdbüchse

für 1.600 Euro eine echte Kampfansage an die Mitbewerber. Die Neueinsteiger funktionieren übrigens beide mit einem Drehkopfverschluss. Auch wenn bei der Beretta BRX1 das Gebilde auf der Hinterpartie des Verschlusses wie ein typisches Handspannersystem aussieht, handelt es sich doch tatsächlich um eine Drei-Positionen-Schiebesicherung. Wie bei der Savage Impulse kann der Kammerstängel schnell und leicht auch auf die andere Waffenseite montiert werden, wobei man bei der Beretta BRX1 konstruktionsbedingt dann auch die gewünschte Hülsenauswurfrichtung auswählen kann. Hinzu kommt bei der

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Das Savage Impulse-Trio konnten wir bereits testen (von oben): Big Game in .300 WM, Predator in 6,5 CM und Hog Hunter in .308 Win. Alle Gewehre besitzen 5/8“-24-Mündungsgewinde, sodass Schalldämpfer wie der hier gezeigte A-Tec Hertz 150 schnell montiert werden können. (www.savagearms.com) rung erprobt wurde und so unter anderem 100.000 Schuss Langzeittests oder Belastungstests mit Geschoss im Lauf („Geschossvorlagesicher“) überstanden hat. Zur Markteinführung gibt es die italienische Geradezugrepetierbüchse mit einer Magazinkapazität von 5 Patronen in den vier Standardkalibern 6,5 Creedmoor, .308 Win., .30-06 und .300 WM in den drei Lauflängen 51 cm, 57 cm und 62 cm. (Siehe auch: www.beretta.com)

Haenel Jaeger NXT Beim neuen deutschen Geradezugrepetierer übernimmt der Kammerstängel auch die Funktion des Handspanners, was gegenüber konventionellen, mit dem Daumen der Schusshand bedienten Handspannern für weniger manuellen Kraftaufwand sorgen soll; denn der Schütze kann die komplette Hand zum Spannen der Büchse nutzen und die Hebelwirkung reduziert

Eine vollwertige Jagdbüchse für rechts- und linkshändige Schützen ist die neue Beretta BRX1, die zu einem erstaunlich günstigen Preis offeriert wird. Was wie ein typischer Handspanner auf dem Verschlussheck der Beretta BRX1 anmutet, ist eine Dreistellungssicherung.

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neuen Italienerin eine herausnehmbare Abzugseinheit, die vom Nutzer werkzeuglos auf 900, 1.100 und 1.300 Gramm einreguliert werden kann. Komplettiert wird die Beretta BRX1 durch einen griffigen Kunststoffschaft mit Aluminiumblock für die Systembettung. Dem Vernehmen nach hat sich Beretta die große Erfahrung im Behördenwaffenbau zunutze gemacht, sodass der BRX1-Verschluss nach NATO-Zertifizie-

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Generationswech s LANGWAFFEN

Brandneue CZ-600-Gewehrserie

Wir zählten zu den geladenen Gästen der internationalen Fachpresse, die bei CZ vor Ort in Tschechien vom 13. bis 15. Oktober 2021 unter anderem die neue CZ 600 Repetiergewehr-Baureihe auch auf dem Schießstand erstmalig begutachten konnten. Die neue Serie mit interessanten technischen Features löst die CZ-557-

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Familie ab und besteht gleich zum Start aus den fünf Modellen Alpha, Ergo, Lux, Trail und Range.

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uffälligstes technisches Konstruktionsmerkmal der Zylinderverschlussbüchsen der neuen 600er-Reihe ist die grundsätzlich vorhandene Kaliber-/Laufwechselmöglichkeit innerhalb einer Kalibergruppe mit gleichem Hülsenbodendurchmesser (siehe Kaliberübersicht der fünf Modelle).

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In der an der Unterseite geschlitzten Systemhülsenfront klemmen drei Fixierschrauben den Lauf. Bei einer Kaliberkonvertierung und/oder einem Laufwechsel verspricht der Hersteller eine recht wiederholgenaue Treffpunktlage ohne ein erforderliches neues Einschießen.

System aus Alu oder Stahl Die Systemhülse in den drei Baugrößen Mini, Medium und Long besteht je nach Modell aus Leichtmetall oder Stahl und CZ garantiert eine Mindestlebensdauer von 20.000 Schuss im Dauergebrauch.

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CZ präsentiert mit der CZ-600-Serie neue Repetiergewehre mit interessanten technischen Features wie einer Kaliber-/Laufwechselmöglichkeit.

In ihr wohnt der patentierte Zylinderverschluss mit kurzem Auszieher, der in einer Laufkulisse verriegelt und einen Öffnungswinkel von 60 Grad besitzt. In Standard- und Magnum-Kalibern (Systemgrößen Medium und Long) wie beispielsweise .308 Winchester oder .300

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Winchester Magnum weist der Verschluss sechs Warzen in zwei Reihen auf. In den kleinen Kalibern der Systemgröße „Mini“ wie .223 Rem,. .224 Valkyrie oder 7,62x39 sind es jeweils drei Verschlusswarzen. Bei dem Verschluss soll es sich laut Hersteller um die ideale Kombination aus „controlled feed“- und „push feed“-System handeln. Ganz egal, ob man die Patrone aus dem Magazin lädt oder per Hand einführt, es soll bei jedem nur denkbaren Winkel der Waffe und in jeder Situation auch unter widrigsten Umweltbedingungen eine einhundertprozentige Funktionszuverlässigkeit gewährleistet sein. Der kaltgehämmerte Lauf mit M15x1Mündungsgewinde (Range: M18x1) für die einfache, nachträgliche Montage von Schalldämpfern oder anderen Mündungsaufsätzen ist hinsichtlich Länge und Kontur an das jeweilige Modell und seinen spezifischen Einsatzzweck angepasst, wobei der tschechische Hersteller folgende Präzisionsgarantien verspricht: Die CZ-600-Modelle Alpha, Lux und Ergo sollen 3-Schuss-Gruppen unter 30 mm (Sub-MOA) und die kompakte CZ 600 Trail um die 60 mm (2 MOA) auf 100 Meter liefern. Bei der sportlichen CZ 600 Range stellt man bei 5 Schuss auf der identischen Distanz Schussgruppen von um die 22 mm (0,75 MOA) in Aussicht. Diese Herstellerangaben gelten natürlich nur bei Verwendung von hochwertiger Fabrikmunition, wobei wir uns sicher sind, dass in der Praxis durchaus bessere Ergebnisse machbar sein werden.

Ausstattungsdetails Doch auch die weiteren Ausstattungsmerkmale wissen im Detail zu überzeugen. Bei der neu konstruierten Abzugseinheit handelt es sich um einen in vier Stufen vom Nutzer justierbaren Direktabzug mit einem Abzugsgewicht von 600 bis 1.300 Gramm. Das leichte, führige „Rucksackmodell“ CZ 600 Trail mit Leichtmetallchassis im ARStil besitzt hingegen einen in vier Stufen regulierbaren Druckpunktabzug mit einem Abzugsgewicht von 900 bis 1.550 Gramm. Kombiniert wird das mit einer Zwei-Positionen-Sicherung auf dem Kolbenhals, die sich geräuscharm aktivieren/deaktivieren lässt, sowie einem Ladestandsanzeiger. Das doppelreihige Kastenmagazin besitzt eine Rastfunktion, indem man den Magazinauslöseknopf einfach nach oben schiebt, und lässt sich somit als Schaftmagazin in der Waffe fixieren. Die Magazinkapazität beträgt fünf Patronen in Standard- und drei Patronen in 6,5 PRC und .300 Win. Mag. Sicherlich interessant ist auch die neue „BobOx“-Oberflächenvergütung aller Metallteile, die extreme Widerstandsfähigkeit und maximalen Korrosionsschutz verspricht. Die Ausstattungsdetails jedes Mitgliedes der CZ-600-Familie im Überblick:

CZ 600 Alpha Ein robustes Allwetter-Revierwerkzeug in neun Kalibern mit glasfaserverstärktem Polymerschaft im klassischen Erschei-

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Live in Tschechien geschossen: Tino Schmidt mit einer CZ 600 Range im Standardkaliber .308 Winchester in Aktion.

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WETTKAMPFBERICHT

Kahles Dynamic Long Range Finale & Bathory Kahles Cup 2021

Auf lange Sicht… Bathory Kahles Cup 202: Der slowakische Topschütze Juraj Cermak auf der 500-mDistanz in Aktion.

…boomt Long Range immer mehr, und auch das europäische Wettkampfangebot wächst stetig. Wir berichten von zwei hochkarätigen Matches in Gestalt des Kahles Dynamic Long-RangeFinales in Italien und des Bathory Kahles Cups in der Slowakei.

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tarten wir mit dem slowakischen Event unter seinem vollen, englischsprachigen Titel „The Bathory Kahles Cup Austro-Czech and Slovak Open F-Class & PRS Series“. Das Wochenende am 18. und 19. September erlebte mit großem Starterfeld und anspruchsvollen Windbedingungen ein würdiges Finale der 2021 erfolgreich ins Leben gerufenen Austro-Czech-Slovak Serie in den Disziplinen F-Class und PRS. Match Director Jan Luptak und sein Precision Rifle Team RDA hatten sich zum CupFinale in Cachtice, Slowakei, nochmals voll ins Zeug gelegt. In Stichworten: Kamerasystem für jeden Schützen im F-Class-Wettbewerb auf 500 m und 300 m, herausfordernde 9 Stages für die dynamischen Teilnehmer/innen, Sachpreise von Sponsoren im Wert von über 10. 000 Euro und dazu noch typisch slowakische Gastfreundschaft und Kulinarik. Das eigens für die F-Class-Wettbewerbe entwickelte Ziel-Kamerasystem auf

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WLAN-Basis ermöglichte es jedem Schützen, sich per eigenem Tablet oder Smartphone seine Zielscheibe in Echtzeit auf den Bildschirm zu holen. Die Grundidee dahinter ist die Herstellung der Chancengleichheit mit Fokus auf die Schützenfertigkeiten und ohne die Notwendigkeit, eine sündhaft teure Beobachtungsoptik (Spektiv) nutzen zu müssen. Nach bereits vier erfolgreich durchgeführten Wettkämpfen präsentierte sich der rund 1,5 Autostunden nordöstlich von Wien entfernte Schießstand perfekt vorbereitet.

Training Day Der Freitag diente traditionell als Trainingstag für die teilweise weit angereisten Teilnehmer/innen aus Österreich, Tschechien, Italien, Slowenien, Ungarn und natürlich der Slowakei. Letzte Ballistik-Abgleichungen, Gewöhnung an das Ziel-Kamerasystem, letzte Positionstests für die PRS-Parcours und natürlich der

kameradschaftliche Austausch mit den Kollegen/Kolleginnen erlauben ein gemütliches Ankommen und nehmen Druck von den folgenden Wettkampftagen. Die langsam aber stetig wachsende Gruppe weiblicher Teilnehmerinnen bei F-Class und PRS darf hier genauso erwähnt werden wie die freundliche und kompetente Einführung von neuen Teilnehmer/innen in das Schießareal und seine Abläufe durch die Range Officer (RO) oder erfahrenen Schützen.

F-Class Die F-Class Bewerbe am Samstag wurden in den Kategorien „F-Open“ und „F-Tactical“ gemäß normiertem Regelwerk der NRA ausgetragen. Mit Custom Repetierbüchsen mit Matchläufen in Präzisionskalibern der 6-mm-Gruppe oder in .284 Winchester und .300 WSM sowie SEB Benchrest-Auflagen, Custom Schäften/Läufen wirken die Schützenreihen der F-Open Kategorie

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wie die Formel 1. In einem unglaublich spannenden Match konnte sich letztlich Stefan Matte (SVK) mit 429 von 440 möglichen Punkten vor seinen Landsleuten Thomas Dubny (428) und Igor Volek (422) durchsetzen und auch den Gesamtsieg der Serie erringen. Der Sieger verwendete einen Repetierer mit BAT-System im Kaliber .300 WSM. Das Niveau in der Kategorie „F-Tactical“ mit erlaubten Mündungsbremsen und Ladevorgängen aus dem Magazin stieg über die gesamte Serie an. Die Schützen auf den Podiumsplätzen erzielten teilweise sogar identische Punktzahlen wie die Starter in der F-Open Kategorie. Am Finaltag entschied Martin Navratil (CZ) mit einer Accuracy International AX in 6,5x47 Lapua mit 30“-BruxLauf und Zero-Compromise-Zielfernrohr 527 das Match mit 420 Punkten für sich und errang auch den Gesamtsieg vor den Slowaken Juraj Cermak und Tomas Rolnik. Die Gewinner freuten sich über Sachpreise der Firmen Kahles und Kelbly, doch es gab für alle Schützen bei einer fröhlich ausgetragenen Tombola reichlich zu gewinnen.

Coldbore Shot: Dieser Schütze traf mit dem ersten Schuss aus dem kalten Lauf erfolgreich das im Durchmesser 10 cm messende Stahlziel auf 500 Meter.

Austro-Czech-Slovak Precision Rifle Series

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Bei PRS-Matches ist körperliche Fitness und Dynamik angesagt: Hier wird Juraj Cermak vom Matchdirektor Jan Luptak mit dem Timer (Zeitmessgerät) verfolgt.

Dynamische Dame: Die Italienerin Giulia Trevisan feuert in der „Truck Stage“ von einem LKW aus.

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Das sonntägliche PRS-Finale des AustroCzech-Slovak Bathory Kahles Cups hatte es mit neun über das Jahr unverändert gebliebenen Stages unter engen Zeitlimits nicht nur wegen tückisch drehendem Wind bis 8 m/s in sich. In 2 Squads mit je 15 Teilnehmern/Teilnehmerinnen wurden die Stages absolviert. Ein beeindruckend aufbereitetes Matchbook mit genauen Stage-Beschreibungen, bekannten Entfernungen von 220-500 Metern und Zielgrößen von 10 cm Durchmesser bis DIN A4 erhielten die Starter/innen bereits bei Anmeldung. Alle Stages werden nach dem Prinzip „hit to move on“ mit unbegrenzter Anzahl an Patronen beschossen. Einzig limitierender Faktor ist die Zeit bis maximal 120 Sekunden pro Stage. Kaliberlimit bei PRS-Matches in Europa ist .338. Auch wenn es sich bei der RDARange in Cachtice um einen klassischen Mitteldistanz-Schießstand für die .308 Winchester handelt, dominierten im Lauf der Wettkampfsaison die bei PRS-Matches sich hoher Beliebtheit erfreuenden kleineren Kaliber wie 6,5 Creedmoor, 6 mm

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WETTKAMPFBERICHT

Deutsche DSB Meisterschaften Großkaliber Kurzwaffen 2021

Ende der Durststrecke!

Endlich! Nach gut zwei Jahren ohne Meisterschaften die erste wieder durchgeführte Deutsche Meisterschaft in den GroßkaliberKurzwaffen-Disziplinen am berühmten Standort München-Hochbrück des Deutschen Schützenbundes (DSB).

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er Mut der Verantwortlichen, vor allem von Gerhard Furnier, unter den höchst ungewissen Rahmenbedingungen die Planungen zur DM voranzubringen, ist bemerkenswert und verdient Respekt. Ja, über die Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und Wirksamkeit der einen oder anderen Maßnahme mag man vortrefflich streiten. Letztlich zählt aber, dass es endlich wieder eine DM gegeben hat und man darf nicht vergessen, dass die meisten Maßnahmen externe Auflagen waren und keineswegs Wunsch der Veranstalter. Eine der auffälligsten Änderungen war die Limitierung der Landesgruppen und Betreuer. Ferner die Aufsplittung der DM in einen ersten und gut einen Monat später in einen zweiten Teil.

Modernisierte Schießsportanlage Dies führt zwar zu mehr Lücken auf den Parkplätzen, aber auch zu einer schon

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Nach zwei Jahren der Abstinenz wurden die Deutschen Meisterschaften des DSB in den GroßkaliberFaustfeuerwaffendisziplinen 2021 in zwei Teilen ausgetragen. fast trostlosen Leere auf der Anlage. Viele hielten die Wurfscheibenanlage für einen Neubau, wurde sie doch bislang stets von Verkaufszelten verborgen. Die erforderlichen Einlasskontrollen wegen der Corona-Schutzverordnung wurden mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt und selbst die Presse musste außen vor bleiben. Vor allem beim zweiten Teil Anfang Oktober mit nochmals mehr als 73 Disziplinen reduzierte sich das Angebot auf vier betriebsrelevante Firmen, die im Havariefall eine rasche Reparatur der Sportgeräte sichergestellt haben. Der DSB hat auf der Olympiaanlage tief in die Tasche gegriffen und fast 800.000 Euro in die Modernisie-

rung der 25-m-Bahnen investiert. Seit 2021 werden nun auch die Großkaliberdisziplinen auf rein elektronische Scheiben geschossen. Die Kleinkaliberdisziplinen werden seit vielen Jahren schon auf vernünftigen elektronischen Anlagen ausgetragen. Diese waren aber nicht großkalibertauglich und hatten mit zwei direkten Signalleuchten sowie der rein akustischen Auswertung technische Nachteile.

Bekenntnis zu Großkaliber Stand der Technik war damals die Ortung des Einschlags mittels dreier Mikrofone. Je nach Einschlag hat es hier aber auch mal

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Abweichungen gegeben. SIUS hat nun hier die Messlatte reichlich hoch gehangen; die modernen hybriden Anlagen verkraften alle zugelassenen Kugelkaliber, sowohl in der Auswertung als auch bei Rahmentreffern. Im inneren Bereich wird das Geschoss optisch vermessen, im äußeren über fünf Mikrofone in der Position erfasst. In jedem Fall bekennt sich der DSB damit mehr als nur deutlich zu den Großkaliberdisziplinen. Hoffen wir, dass er es auch auf politischer Bühne durch die stürmischen Zeiten der nächsten Legislaturperiode bringt. Die Elektronik spart zwar nicht sehr viel Personal, weil zwischendurch manuell von Präzision auf Zeitserie umgerüstet werden muss; aber der Ablauf ist bedeutend straffer und spart Rückfragen zur Auswertung. Doppelschüsse werden zuverlässig – nämlich nacheinander – erkannt und dargestellt. Obwohl, wenn ich so an die beliebten Rufe „Schusslochprüfer“ denke, vermisse ich das schon ein wenig. Wer allerdings das Pech hat, immer nur mit einer 9,9 zu kommen, wird herb enttäuscht sein. Dort wo früher tendenziell eher großzügig nach oben gewertet wurde, ist die Elektronik erbarmungslos.

„schwarze“ Bereich tiefschwarz ist und teils gar keinen Kontrast mehr zur Visierung anbietet. Der Anlagen-KoordinatenUrsprung (messtechnische Mitte) muss nicht immer ganz exakt mit der Mitte des Passepartouts übereinstimmen. Deswegen kann eine Korrektur von einem Klick an der Visierung auch zwischen zwei Ständen erforderlich sein. Wer einen Schuss reklamiert, wird mit einer neuen Regelung konfrontiert. Wird dem Einspruch stattgegeben, ist alles gut. Im anderen Fall wird aber ein Abzug von zwei Ringen auf den beanstandeten Ring vorgenommen und die Protestgebühr ist futsch. Eine 9,9 zu reklamieren kann schnell in einer 7 enden. Von den reklamierten Schüssen werden die Koordinatenrohdaten aus der Anlage ausgelesen. Diese werden dann in ein ringgenaues Koordinatensystem überführt und der Treffer mit dem Kaliberdurchmesser auf der Null-Koordinate angezeigt. Da sich also die angezeigten und reklamierten Schüsse auf dieselben Anlagendaten stützen, ist eine Reklamation eigentlich nur bei einem „Miss“ (Fehlschuss) wirklich angebracht. Ein „Miss“ passiert dann, wenn

Brösel aus dem Passepartout oder Gummi zusammen mit dem Geschoss aber an unterschiedlichen Stellen gemessen werden. Diese Brösel treten bei Großkaliber-Scheibengeschossen weit häufiger auf, als bei Rundkopf- oder gar Kleinkaliberprojektilen. Wie beobachtet, in einer Serie gleich bei sechs Anlagen. Dazu mehrere seltsame Anzeigen (zwei 9,9 werden erheblich unterschiedlich dargestellt) und ein Overtime bei 7,47 Sekunden. Zumindest beim Autor sind deswegen Zweifel über die Wettkampfeinsatzfähigkeit der Anlage im jetzigen Zustand aufgekommen. Dass es sich ansonsten um eine zukunftsweisende Lösung handelt, steht außer Frage.

Historisch niedrige Resultate Den Startern war aber das Fehlen von Trainingsmöglichkeiten und Wettkämpfen mehr als nur deutlich anzumerken. Viele Stände blieben unbesetzt und nur ein Schütze schaffte mehr als 390 Ringe. Die Ranglistenergebnisse waren auf historisch niedrigem Stand, mithin lagen alle Ergebnisse gut zehn Ringe unter dem

Wegen der elektronischen Auswertung gibt es nun auch keinen Zeitpunkt mehr zu applaudieren. Eine 50er-Serie verhallt in den Untiefen der digitalen Auswertung bis zur Platzierungsliste. Aber sie ist nicht nur deswegen gewöhnungsbedürftig. Früher wurde „Achtung - drei - zwei - eins - Start“ gezählt, bis die Scheiben für die 20-Sekunden-Serien weggedreht wurden. Heute geht nach dem Kommando „Achtung“ direkt das rote Licht an, das ohne weitere Vorwarnung nach 7 Sekunden auf grün wechselt. Der eine oder andere hat sich da die Augen gerieben, weil die scheinbar fehlenden 4 Sekunden zu etwas mehr Stress im Zeitablauf führten. Auch muss man sich strikt daran halten, auf das Korn und den Halteraum zu achten, zu verführerisch ist das grüne Leuchten über der Scheibe und kann ablenken. Dies wurde mehren dieser Leuchten zum Verhängnis. Glücklicherweise sind es nur reflektierende Plastikteile, die eigentliche Leuchte sitzt geschützt im Rahmen. Die Elektronik ist aber auch deswegen gewöhnungsbedürftig, weil der

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Der DSB hat viel Geld in die Modernisierung der Schießsportanlage in München-Hochbrück investiert, sodass auch in den Großkaliber-Präzisionsdisziplinen die Wertung nun elektronisch erfolgt.

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Erbarmungslose Elektronik

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WETTKAMPFBERICHT

Deutsche Meisterschaft 3 Gun Parcours 2021

Aller guten Dinge sind drei Am ersten Oktober-Wochenende fanden auf der Schießanlage Philippsburg die dritten Deutschen Meisterschaften in der noch recht jungen Disziplin 3 Gun Parcours statt.

Bei 3 Gun zeigen die Aktiven, über welche Allroundfähigkeiten sie im Umgang mit allen drei Waffentypen in Form von Kurzwaffe, Flinte und Gewehr verfügen.

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ach dem Debüt einer Deutschen Meisterschaft in dieser anspruchsvollen Disziplin im Jahr 2019 haben die Verantwortlichen mit ihrer Crew auch dieses Jahr wieder vier anspruchsvolle Übungen aufgebaut. Mit allen drei Waffenarten (Kurzwaffe, Flinte und Gewehr) waren auf jeder Übung verschiedene Herausforderungen zu meistern. Die Anforderungen an alle Beteiligten sind immens, um die Sicherheit während der Übung zu gewährleisten, da der Schütze die Waffen an vorgegebenen Orten aufnehmen beziehungsweise entladen und gesichert wieder ablegen muss. Bei der Sicherheit können sowohl das Sporthandbuch als auch die Aufsichten keinerlei Gnade walten lassen: Ein Sicherheitsverstoß – egal wie klein – führt unweigerlich zur Matchdisqualifikation.

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Sicherheit zuerst Die Herausforderung bei Übung 1 bestand unter anderem darin, sich die Schießpositionen einzuprägen, von denen aus man sowohl mit dem Gewehr als auch mit der Kurzwaffe die jeweiligen Zielmedien erreichen konnte. Mit der Flinte waren mit Slugs insgesamt 8 Popper auf etwa 45 m zu beschießen. Auch wenn diese Anforderung regelmäßig gestellt wird, zeigt sich doch in der Realität, dass viele Schützen dies zu selten trainieren (können). In Übung 2 galt es, sich die Zuordnung der Ziele zur jeweiligen Waffe einzuprägen. Einfach war hier noch die Zuordnung der kleinen Popper zur Kurzwaffe und der großen Stahlklappziele zur Flinte, allerdings waren mit beiden Waffen auch Plates zu beschießen. Ab der Übung 3 kam dann beim Gewehr die

Entfernung als zusätzliche Herausforderung hinzu. Liegend mussten Popper auf 200 m und 150 m sowie Papierscheiben auf etwa 10 m und 100 m beschossen werden. Schützen in der Offenen Klasse mit Zielfernrohr hatten es hier etwas einfacher als Schützen der Standardklasse, die mit offener Visierung angetreten sind. Im Vorteil war ganz klar der Schütze, der die Trefferlage seiner Waffe auf unterschiedlichen Entfernungen kannte.

Läuft wie am Schnürchen Die Übung 4 steigerte die Anforderung für das Gewehr abermals. Nachdem zuerst mit der Kurzwaffe Papierscheiben und mit der Flinte Popper zu beschießen waren, mussten zum Abschluss der Übung mit dem Gewehr noch 10 Popper auf rund 170 m beschossen werden. Da man zu diesem Zeitpunkt bereits

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gut 80 m Laufweg in der Übung zurückgelegt hatte, musste man einen ruhigen Anschlag finden, da auch 2 m hohe Stahlklappscheiben auf dieser Entfernung klein werden. Dies wurde zusätzlich dadurch erschwert, dass die Ziele nicht liegend beschossen werden konnten, sondern stehend auf einer Schnur aufgelegt, was nur bedingt der Stabilität förderlich ist. Der Ablauf über alle Tage war sehr gut organisiert und der Zeitplan konnte ohne Verzögerungen eingehalten werden, sodass die Crews auch am Sonntag zügig die Übungen wieder abbauen und die Stände räumen konnten. Auch das Wetter war mit der Veranstaltung gnädig, weil bis auf einen kurzen Zeitraum, am Sonntag mit Nieselregen, Sonnenschein herrschte. Das ganze Wochenende konnte man fröhliche Schützen antreffen, die merklich Spaß an der Meisterschaft und den teils kniffligen Übungen hatten. So lässt sich sagen, dass Patrik Nuber als Matchdirektor, Martin Karrer als Range Master, sowie Jürgen Öffner im Stats gemeinsam mit den ganzen Helfern und Schießleitern über die 4 Tage hervorragende Arbeit geleistet haben. Insgesamt sind 88 Schützen in den 4 Wertungsklassen angetreten.

Drahtseilakt: Hier ein Schütze mit auf einer Schnur aufgelegtem Gewehr beim Beschießen der rund 170 Meter weit entfernten Stahlklappscheiben („Popper“).

Ein gerüttelt Maß an Schießfertigkeiten erfordert es, wenn man mit allen drei Waffensystemen – Pistole, Gewehr und Flinte und ihren jeweils typischen Eigenheiten – gekonnt umgehen möchte.

Text: Stefan Wingert Fotos: Stefan Wingert, Patrik Nuber

Deutsche Meister 2021 in 3 Gun Parcours Name

Standardklasse Schützenklasse

Christian Anders

Standardklasse Altersklasse

Oliver Spoerner

Praktische Klasse Schützenklasse

Markus Pack

Praktische Klasse Altersklasse

Matthias Müller

Offene Klasse 1 Schützenklasse

Andreas Pfeiffer

Offene Klasse 1 Altersklasse

Mark Gerling

Offene Klasse 1 Seniorenklasse

Harald Leidereiter

Offene Klasse 2 Schützenklasse

Sven Schlegel

Offene Klasse 2 Altersklasse

Stefan Semmler

Blick auf einen 3-Gun-Parcours: Die blauen Tonnen dienen der Aufnahme und Ablage der Langwaffen.

Unersetzlich: Ohne die vielen Funktionäre, Wettkampfrichter und Helfer sind solch anspruchsvolle Großveranstaltungen, wie eine Deutsche 3-Gun-Meisterschaft, einfach nicht machbar.

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Klasse

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Unsichtbar e

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AUSRÜSTUNG

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Corvus Defensio Deep Concealment Holster UBC-43

Für die spezielle Verwendung: Das von Black Trident gefertigte Corvus-Defensio-Holster UBC-43 für Glock-Subkompaktpistolen, hier eine G43 in 9 mm Luger.

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r e Begleitung Die österreichischen Unternehmen Corvus Defensio (Steyr AUG-Tuningteile) und Black Trident (Kydex Holster) haben eine sehr spezielle Tragevorrichtung für das tief verdeckte Führen einer Subkompaktpistole entwickelt, die wir ihnen hier präsentieren wollen.

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AIWB Trend Ein paar grundsätzliche Anmerkungen zu den populären AIWB-Holstern seien erlaubt. Eine durchgeladene, feuerbereite

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So wird die Waffe in der österreichischen Tragevorrichtung positioniert. „Striker Fire Action“-Pistole ohne zusätzlich zu bedienende manuelle Sicherung auf diese Art und Weise am Körper zu führen ist mit erhöhten Risiken verbunden und erfordert ein Höchstmaß an sicherer Waffenhandhabung. Beim Führen in einem AIWB-Holster auf 12:00 zeigt die Mündung der feuerbereiten Waffe stets auf den Bereich der Genitalien, wobei im Vorgang des Ziehens oder Wiederwegsteckens je nach Mündungswinkel auch die große Oberschenkelarterie mit der Waffe überstrichen wird. Durch getunte Abzüge, die ebenso beliebt bei Trägern solcher Polymerrahmen-Schlagbolzenschloss-Pistolen sind, steigt das Risiko einer unbeabsichtigten Schussauslösung (AD; Accidental Discharge) beim Ziehen oder Reholstern.

Bei Nutzung einer Spannabzugspistole mit höherem Abzugsgewicht und langem Abzugsweg wird nach Meinung des Autors die Gefahrenquelle deutlich reduziert beziehungsweise gänzlich eliminiert. Und mit Verlaub, auch heutzutage ist ein seitlich getragenes OWB/IWB-Gürtelholster keinesfalls zu verachten. Denn in Sachen Körperanatomie und Sicherheit ist es generell vorteilhafter, weil die Waffenmündung nicht direkt auf eigene Körperteile ausgerichtet ist.

UBC-43 in der Praxis Eine Alternative für die Herstellung höchstmöglicher Sicherheit bei Verwendung eines AIWB-Holsters ist es natür-

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chon die Modellbezeichnung lässt erahnen, dass dieses von Black Trident handgefertigte Holster aus 2,2 mm starkem Kydex für die Glock Slim Line Subkompaktpistole G43 in 9x19 gedacht ist. Es eignet sich aber ebenso für die Glock Pistolenmodelle G42, 43X und 48. Der allgemeinen Modeerscheinung folgend, wird es als „Appendix-Inside-theWaistband“ (AIWB) im Inneren des Hosenbundes, allerdings nicht komplett mittig auf 12:00 sondern leicht versetzt auf 11:00 beziehungsweise 13:00, getragen. Montiert man anstatt der Abstandshalter aus Gummi eine Kunststoffgleitrolle im Inneren des Holsterkörpers, dann ist das Under Belt Carry (UBC)-43 auch für mit einem Streamlight TLR6 Laser-Licht-Modul aufgerüstete Pistolen geeignet. Durch den Umbau der Trageclips aus pulverbeschichtetem Stahl für Gürtelbreiten von 1,5“/ 38 mm ist es gleichermaßen für Rechts- als auch Linkshänder nutzbar. Verwendet man darüber hinaus ein Klettverschlusssystem mit innerem und äußerem Gürtel und eine Alternativmontage aus Klett/Textil (Preis: 19 Euro), dann können auch diese diskreten Clips verdeckt beziehungsweise ganz entfernt werden.

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