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Tests: 30-Schuss-Monster: Kel-Tec-Pistole PMR 30 in .22 Magnum
Großer Praxis-Check: 4 neue originale 1911er – kann’s Colt noch?
Ultimatives für die Drückjagd? ■ Neues Zielfernrohr Kahles 1-5 x 24 i
WM Bianchi-Cup
■ Sauer-Halbautomat S 303 Synchro XT
Die Super-Schützen in Deutschland
Topthema Maschinengewehre: ■ Heckler & Koch HK 121
Das neue MG der Bundeswehr?
Brandneu: HK 121
■ RPD von DS Arms Russen-Klassiker – made in USA
Kahles Helia 5 1-5 x 24 i | TEST & TECHNIK
Von eins bis fünf Kahles, der älteste Zielfernrohr-Hersteller der Welt, setzt mit dem Helia 5 1-5 x 24 i einen neuen Standard für Drückjagd-Gläser.
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lles unter einem Dach – und das steht neuerdings in Guntramsdorf südlich von Wien. Die 1898 gegründete Firma zog im April 2012 aus den bis dato in Wien befindlichen Werksgebäuden um, um mehr Platz für die Produktion zu schaffen. Nicht ohne Grund, denn das auf der letzten IWA präsentierte Drückjagd-Zielfernrohr Helia 5 1-5 x 24 i könnte ein Verkaufsschlager werden. Schon die technischen Daten auf dem Papier versprechen einiges: eine Vergrößerung von 1- bis 5-fach, ein 24-mm-Objektiv und ein zweigeteiltes Leuchtabsehen: ein feines, in Glas geätztes Fadenkreuz mit zusätzlich beleuchtbarem Dot im Zentrum. Der äußere Eindruck beim Öffnen der schlichten Schachtel macht schon einiges her, auch wenn an Zubehör lediglich eine durchsichtige „Bikini“-Schutzkappe, ein Mikrofasertuch und die Anleitung samt Garantieurkunde beilagen. Das robuste, einteilige Gehäuse aus hart-eloxiertem Ergal, einer Alu-Legierung, besteht aus einer geraden 30-mmRöhre. Die Objektivlinse mit ihren 24 mm Durchmesser sitzt geschützt einen Zentimeter tief vor der Frontöffnung, das zum Auge gerichtete Gehäuseteil besteht aus einer 46,6 mm dicken „Glocke“. Deren von einem dünnen Gummiring geschütztes Okular droht dennoch kein blaues Auge an, wie es oft rückstoßbedingt auftreten kann. Denn der Augenabstand für das volle Zielbild beträgt generöse 95 mm. Das schlanke Helia-ZF verkraftet alle gängigen 30-mm-Ringe und Montagen, eine Version mit Swarovski-Schiene gibt es ohne Aufpreis. Das elegante und typisch „europäisch“ mattschwarze Finish ist extNovember 2012
leise, knackig und gut zu fühlen, auch wenn das Drehen der Knöpfe etwas mehr Kraft erforderte, als wir es sonst gewohnt sind. Die Knöpfe können mit einer Münze entkoppelt werden, so dass man die Skala nach dem Einschießen „nullen“ kann. Ein Klick entspricht 1,5 cm auf 100 Meter oder 0,516 MOA. Der Verstellbereich geht über drei volle Umdrehungen mit 185 Klicks von Anschlag zu Anschlag, was einem etwa 90 Klicks in jede Richtung nach dem Einschießen erlaubt oder etwa 48 MOA an Verstellbereich – gar nicht schlecht.
Zwei Absehen stehen zur Wahl – das „4-Dot“ (oben) ist ein klassisches Nr. 4 mit zusätzlichem Leuchtpunkt. Das untere ist das P-Dot, als Stachel mit beleuchtbarem Dot im Zentrum.
rem gleichmäßig und kratzfest. Die Stelltüme werden durch Metallkappen geschützt, wasserdicht mit einem hochwertigen O-Ring. Die Kappe auf dem Turm für die Seitenkorrektur enthält eine Reservebatterie (eine gängige Lithium CR 2032). Durch einen zweiten Dichtungsring zwischen dem Gehäuse und den Türmen wird verhindert, dass Wasser eindringt, sollte man einmal bei schlechtem Wetter stellen müssen. Kahles garantiert Wasserdichtheit bis vier Meter Tiefe, auch ohne die Metallkappen. Die Knöpfe ließen sich im Test sowohl mit Handschuhen wie mit nassen Fingern gut bedienen, die Klicks waren
Das Absehen sitzt auf der zweiten Bildebene, also bleibt seine Größe über den gesamten fünffachen Vergrößerungsbereich stets gleich. Es gibt zwei Ausführungen, ein 4-Dot und das P-Dot, beide beleuchtet. „Unser“ Testmuster wurde mit 4-Dot-Absehen geliefert, das ist ein feines Nr. 4 Crosshair-Absehen mit einem ebenso feinen extra beleuchtbaren Punkt („dot“) im Zentrum. Dessen Lichtstärke kann man über den linksseitigen, also dritten Knopf regulieren. Im Uhrzeigersinn schaltet man die Beleuchtung an und steigert die Lichtstärke dank eines sehr sensibel reagierenden digitalen Reglers. Das Batteriefach erreicht man, wenn man den Deckel dieses Knopfs abnimmt. Als „Automatic Light System“ bezeichnet Kahles ein sinnreiches Detail: Die Beleuchtung schaltet sich von allein aus, wenn man das Zielfernrohr (und damit natürlich die darunter befindliche Langwaffe) entweder um 75 Grad um die Längsachse dreht (also sie etwa seitlich ablegt) oder wenn die Mündung 75 Grad nach oben oder unten gehalten wird – V ISIER. de
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TEST & TECHNIK | Colt Officers Match MK III
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Colt Officers Match MK III | TEST & TECHNIK
Der letzte seines
Namens
Der Officers Match MK III gehört zu den seltensten Revolvern, die Colt nach dem Zweiten Weltkrieg regulär als Serienmodell aufgelegt hat. Lediglich rund 500 Exemplare von dem letzten Vertreter der altehrwürdigen Baureihe Officers Match verließen die Werkshallen in Hartford.
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elch ein Flop: Colt schlug Ende der 1960er Jahre mit dem frisch eingeführten Officers Match MK III den letzten Sargnagel in eine einstmals stolze Baureihe von Wettkampfrevolvern, die fast so alt war wie der Revolver mit seitlich ausschwenkbarer Trommel selbst. Denn Colt brachte bereits vor über 100 Jahren den ersten Target-Revolver mit der Bezeichnung „Officers Model“ heraus.
Das Vorgängermodell des MK III war die fünfte Variante (5th issue) des Officers Match und wurde in den Jahren 1953 bis 1969 produziert. Dieser Revolver konnte sich trotz des recht deftigen Preises lange Zeit solide gegen die preiswertere Konkurrenz von Smith & Wesson behaupten. Das Problem war nur: Im Prinzip steckte in der Matchwaffe bearbeitungstechnisch nahezu der gleiche Aufwand wie in dem erheblich teureren Colt Python. Genau genommen unterschieden sich beide Modelle im Wesentlichen nur durch das Kaliber und den außen völlig anders konturierten Lauf voneinander – Rahmen, Schlossmechanik, das Finish und selbst die Griffschalen glichen sich. Der Officers ließ sich aber aus Marketing-Gründen nicht zu dem höheren Preis der Colt‘schen Würgeschlange verkaufen. November 2012
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In dieser unglücklichen Situation gab es für das Offiziersmodell keinen Sieger. Der Hersteller machte zu wenig Gewinn. Denn die Schützen ließen das Produkt links liegen und trabten lieber zur direkten Konkurrenz aus Springfield. Ende der 60er Jahre gelangte man in der ColtWaffenschmiede in Hartford schließlich zu einer Entscheidung: Aufgrund der aufwändigen Fertigung des Officers Match würde eine weitere Preiserhöhung unumgänglich, welche die potentiellen Käufer aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht länger mittragen würden. Also musste etwas Innovatives her: 1969 erschien mit dem Trooper und dem Officers Match in den neuen Versionen „MK III“ eine von mehreren komplett neu konstruierten Baureihen, welche für die Firma Colt verlorene Marktanteile im mittleren Preisbereich zurückerobern sollten.
Officers Match und MK III-Reihe: Der entscheidende Unterschied zwischen dem letzten Officers Match und seinem weitaus gängigeren Pendant, dem Trooper MK III, liegt allein in der ventilierten Laufschiene. Die Schiene sollte das Wettkampfmodell wohl optisch vom Standard-Trooper abheben und es gleichzeitig in die Nähe von Colts Paradepferd, dem Python, rücken.
Colt produzierte den Trooper MK III in den Kalibern .357 Magnum und .38 Special sowie für die Randfeuerpatronen .22 long rifle und .22 Magnum – und dies in diversen Lauflängen von 4 bis 8 Zoll und mit Finish nach Wahl: Von schlicht brüniert über Nickel bis hin zu (extrem) abgezählten Mustern aus rostträgem Stahl bietet sich aus heutiger Sicht ein umfassendes Sammelfeld. Der Officers Match MK III verließ das Werk dagegen nur als „Vanillegeschmack“Variante: brüniert, Sechszoll-Lauflänge, Kaliber .38 Special. Von den augenfälligsten Details abgesehen, muss man bei beiden MK III-Varianten die Unterschiede des Officers Match zu einem Trooper beinahe mit der Lupe suchen. Von der Seite betrachtet, ist die Tastfläche des Hahnspornes beim Officers Match etwas schlanker ausgeführt als beim Trooper. Außerdem ist das Abzugszüngel etwas schmaler. Und drei Längsrillen sollen den Schießkomfort erhöhen, während das Züngel des Troopers ohne Rillen auskommt. Ob alle Exemplare des Officers Match diesen sportiv gerillten Abzug erhielten, lässt sich aber nicht mit Bestimmtheit sagen. Denn für diesen Artikel begutachtete VISIER noch eine zweite Officers MatchMusterwaffe, im Gegensatz zur ersten V ISIER. de
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FASZINATION WAFFEN | Bianchi-Cup
Sport, Spiel,
Knapp 100 Kurzwaffenschützen kämpften in Philippsburg um den WeltmeisterTitel im „Bianchi-Cup“. Wer ihn gewann, das war eigentlich keine Überraschung – außer für den neuen und alten Titelträger selbst.
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tellen wir uns mal janz dumm, wie Humorist Peter Frankenfeld es einst formuliert hätte; „ Wat issen eijentlich der Bianchi-Cup?“ Vier festgelegte Schießübungen („events“) mit Pistole oder Revolver, an drei Wettkampftagen, mit je 48 Schuss zu jeweils maximal 10 Punkten. Also 1920 Punkte als höchstes erreichbares Resultat, und sofern er mitmacht, gewinnt am Ende der Amerikaner Doug Koenig. Wer aus diesem oft voraussagbaren Ergebnis etwa Frust unter den anderen Teilnehmern rund um Koenig herauslesen würde, täuscht sich gewaltig. Das
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jährliche Turnier in Columbia im USStaat Missouri gilt als der renommierteste Kurzwaffen-Wettkampf, mit hochdotierten Preisen, im Jahr 2010 für insgesamt 500 000 Dollar. Die Starter kommen nicht nur aus den USA, sondern aus aller Welt. Und das, obwohl der offizielle Titel nicht mehr den Namen des Holsterkönigs John Bianchi trägt (seine Story: VISIER 8/2011, zum Cup: VISIER 7/2012 und VISIER Special 21). Denn die National Rifle Association (NRA), der weltgrößte Schützenverband mit mehr als vier Millionen Mitgliedern, hat das 1979 erstmals ausgetragene Match schon 1984 übernommen und in „Natio-
nal Action Pistol Championship“ umgetauft. Was kaum jemanden kümmert – man schießt weiter „Bianchi“. Alle zwei Jahre jedoch wird zudem eine Weltmeisterschaft international ausgeschrieben, 2012 im badischen Philippsburg. Diese „8th World Action Pistol Championship“ (www.8wapc.com) lockte in der zweiten Septemberwoche knapp 100 Schützen auf die private Schießanlage des BDS-Präsidenten Friedrich Gepperth – eine nachbarschaftliche Geste, denn Ausrichter war der befreundete Bund der Militär- und Polizeischützen, kurz BDMP. Nach einiNovember 2012