VISIER 08/2012 Leseprobe

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Österreich: Italien: Luxemburg: Niederlande: Belgien: Slowenien: Schweden: Dänemark: Ungarn:

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TESTS Neuer KK-Selbstlader:

Allround-Sportgerät Anschütz MSR RX 22 Für Sie im Dauercheck:

Jagdbüchse Mauser M 03 Extreme Scharfes aus den USA:

Wildnis-Messer Hogue-Elishewitz

08 4 191314 205505

8/2012 www.visier.de € 5,50 € € € € € €

6,50 6,90 6,50 6,50 6,50 7,10 SEK 78,00 DKK 59,00 HUF 2.195,00

G13142

TOP-THEMA KURZWAFFEN: ■ 2 x SIG Sauer gegen SPS – großer Vergleichstest ■ 2 x Taurus – Revolver für Pistolenpatronen ■ 1 x Pardini K 12 Absorber – Match-Luftpistole

Western-Action: German Territorial Roundup

Das WettkampfHighlight

Innen alles Hightech:

Kipplauf-Luftgewehr LGV von Walther

12: 0 2 Y ATOR S O R EU ilitär-

M Großee in Paris mess

Drei SL-Flinten der Magnum-Klasse: ■ Benelli M2 Tactical ■ Benelli M4 Super 90 TS ■ Mossberg 930 SPX Blackwater

Es geht auch anders:

Die revolutionäre

Schmid-Pistole


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TEST & TECHNIK

Probelauf

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Probelauf | Vergleichstest 1911er Pistolen für die Classic Division

Der Bund Deutscher Sportschützen hat eine neue IPSCDisziplin explizit für Pistolen in Colt-Government-Bauart im Programm. Vor diesem Hintergrund schickte VISIER drei topaktuelle 1911er Modelle in den Vergleichstest.

Autor: Andreas Wilhelmus Fotos: Michael Schippers und Andreas Wilhelmus

Es ist erst wenige Wochen her, dass Patrick Feige von The Duke und Heribert Bettermann von HB-Q vermeldeten, dass bei ihnen neue 1911er Pistolenmodelle eingetroffen seien. Auf Anfrage, schickte Patrick Feige w w w . t h e d u k e . d e) die in den USA pro(w duzierten SIG Sauer-Modelle 1 9 1 1 T a rg e t S t a i n l e s s und 1 9 1 1 T r a d i t i o n a l C o m p a c t. Und Heribert „Betze“ Bettermann brachte eine S P S F a l c o n U n o sowie eine S P S P a n t e r a P l a n c a auf den Weg nach Bad Ems. Mit der Falcon Uno spricht der deutsche SPS-Importeur w w w . h e r i b e r t - b e t t e r m a n n . d e) spe(w ziell Starter in der neuen IPSC Classic Division an. Die Classic Division wurde auf der Hauptversammlung der I nternational P ractical S hooting C onfederation im vergangenen Oktober genehmigt und soll zunächst in einer zweijährigen Erprobungsphase vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2014 laufen. Dann entscheidet die IPSC über eine Verlängerung dieser Wettkampfklasse oder mögliche Regeländerungen. Die neue Disziplin erlaubt ausschließlich Kurzwaffen, die dem klassischen 1911-Genre entsprechen: einreihige Magazine, einteiliger Metallrahmen, offene Visierung und ein Dustcover (ohne Zubehörschiene), das, vom hinteren Ende des Schlittenfanghebelbolzens aus gemessen, maximal 75 Millimeter lang sein darf. Daher lag es nahe, neben der Falcon Uno auch die zwei 1911er SIG Sauer-Pistolen im Hinblick auf ihre Eignung für diese neue BDS-Disziplin zu prüfen. Das hieß aber gleichzeitig, dass die Pantera Blanca mit zweireihigem Polymergriffstück in diesem Test nur außer Konkurrenz starten konnte und nicht in die Wertung kam. Ihr ist ein separater Testteil am Ende dieses Artikel gewidmet. M o d e r n e K l a s s i k e r : Die beiden 45er SIG Sauer-Pistolen weisen naturgemäß viele Gemeinsamkeiten auf: Beide Waffen kommen mit in rostträgem Stainless Steel gehaltenen Schlitten und Griffstücken daher. Sie weisen ein klassisches Barrel Bushing auf und verriegeln mit zwei Kämmen im Verschluss. Geschlosse-

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TEST & TECHNIK

Zivildienst

„Modern Sporting Rifle“, kurz MSR, nennen die Amerikaner auf Sport getrimmte Selbstlader. Mit dem MSR RX 22 will Anschütz auch deutschen Schützen neue Impulse geben — der Test.

Text: Ulrich Eichstädt Fotos: Michael Schippers

Wenn das kein Teamwork ist: Für das neueste Projekt aus dem Ulmer Traditionsunternehmen J. G. Anschütz (vor 156 Jahren gegründet) kooperierten gleich drei Firmen. Das neue Anschütz RX 22 wurde auf Anre24

gungen von ESC (ebenfalls in Ulm) bei German Sport Guns in Ense im Sauerland konzipiert. Aus der Anschütz-Ankündigung: „Ziel der Kooperation war es, einen hochpräzisen Halbautomaten mit sehr guter Schussleistung zu entwickeln und zu produzieren, welcher für die dynamischen Disziplinen und auch gleichzeitig für das Präzisionsschießen der Schieß-

sportverbände BDS, BDMP, DSB, DSU und VdRBw geeignet ist – also ein Allroundsportgerät für den gehobenen Anspruch.“ Die Basis bildete ein System mit unverriegeltem Feder-/Masse-Verschluss, das GSG zunächst im KK-Selbstlader ISSC MK 22 ausprobierte (siehe VISIER 1/2012). Um den Spagat zwischen dem sehr „tactical“ aussehenden MK 22 (ein VISIER | 8-2012


Zivildienst | Anschütz MSR RX22

dem Militär-Selbstlader FN SCAR nachempfundenes Design) und dem Ruf von Anschütz als Lieferant olympiatauglicher Sportgewehre hinzubekommen, wurde das Grundmodell für die Ulmer aufgemotzt. So ist einer der als äußerst präzise bekannten Anschütz-Läufe der Kern des RX 22, dazu kam ein einstellbarer MatchDirektabzug. Das als Testgewehr an VISIER geschickte Modell „Precision“ hat ein ansprechendes helles Systemgehäuse-Oberteil aus Aluminium und eine 16 cm lange Prismenschiene unter dem Vorderschaft. Auf gleicher Höhe wurde der Vorderschaft für den Liegend- oder Kniendanschlag durch angeschraubte Holzblenden verbreitert. Und statt des beim ISSC MK 22 bekannten Klappschafts trägt das Precision (wie auch das VISIER | 8-2012

Precision Black mit schwarzer Pulverbeschichtung) einen starren Holz-Hinterschaft in, nennen wir’s mal BüromöbelGrau. Der Abstand zwischen der mit zwei Holzschrauben befestigten Gummischaftkappe und dem Züngel beträgt zwergenfreundliche 33 cm (35 sind meist Standard), so dass auch kleine Schützen und Jugendliche mit der Schaftlänge zurechtkommen sollten. Verlockend allerdings ist, dass man nach dem Abschrauben als (aufpreispflichtiges) Zubehör einen längenjustierbaren Träger für Anschütz-Metallschaftkappen montieren kann, sogar für eine Hakenkappe. Je nach Reglement kann das ebenso Stabilitätsvorteile im Anschlag bringen wie ein Schießriemen am Handstopp in der

Prismenschiene (unter w w w . a n s c h u e t zm s r . c o m findet man nicht nur Zubehörtipps zur Waffe, sondern auch eine Disziplinenliste, welcher Verband welche Disziplin für KK-Selbstlader anbietet). Vom jeweiligen Wettkampf ist auch abhängig, welche Art von Visierung man nutzt. Die standardmäßige 40 cm lange Picatinny-Schiene passt für Zielfernrohre und Leuchtpunkt-Geräte. Zum Präzisionstest hatte Anschütz ein ausgezeichnetes, aber leider vergrößerungsschwaches ZF von DD-Optics (1,5-6 x 24) auf einer praktischen Klemm-Montage von Henneberger mitgeschickt. Außerdem lagen zwei BUIS bei („Back up Iron Sights“), die man als Kimme/Korn-Kombination nutzen kann. Wer lieber ein Diopter mit 25


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TEST & TECHNIK

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Jetzt mit Rückwärtsgang | Pardini K12

Jetzt mit

Rückwärtsgang Pardini bringt nun einen Absorber zum Ausgleich des Diabolo-Rückstoßes. An der K 12 gibt es aber noch andere neue Details, wie der Test zeigt. Text: Ulrich Eichstädt und Wolfgang Müller Studiofotos: Michael Schippers

Genau vor einem Jahr stellte VISIER die damals dreiköpfige Familie der Pardini-Luftpistolen vor, neben der K 10 deren JuniorVersion und die noch kleinere Kid. Jetzt kam wieder etwas Neues aus Lido di Camaiore, dem kleinen Städtchen an der Westküste Italiens – Jürgen Schlegelmilch, Chef von Pardini Deutschland, schickte die K12 Absorber. Der Name ist Programm. Erstmals wurde eine Pardini mit der Funktion ausgestattet, die bei anderen LP-Herstellern schon seit mehr als einem Jahrzehnt zum Standard gehört. Ein Absorber, das ist sozusagen ein Gegengewicht zum Diabolo. Das wiegt doch nur ein halbes Gramm, wozu braucht man da ein Gegengewicht? Die Lösung liegt nahe, wenn man die für die Beschleunigung des Diabolos notwendige Pressluft ebenfalls berücksichtigt. Druck breitet sich stets in alle Richtungen gleichmäßig aus. Auf eine Luftpistole übertragen, strömt beim Abziehen eine stets gleich große Menge Pressluft aus dem Vorratstank hinter das im Laufansatz steckende Bleigeschoss. Das sitzt sozusagen zunächst wie ein Korken auf der Sektflasche. Während der Druck zum einen das halbe Gramm Blei schnell bewegt, wirkt er gleichzeitig auf ein schweres Gegengewicht ein, das in Längsrichtung beweglich in dem Metallzylinder sitzt, der beim Laden vor- und zurückgeschoben wird. Als Produkt aus Gewicht mal GeIm Mittelpunkt: Der Absorber der K 12 steckt im Alu-Zylinder, der mit dem Ladehebel den Lauf nach hinten abdichtet. Für Funktion wie Verarbeitung vergab VISIER je 5 Punkte und auch volle 5 Zähler für den Spannwiderstand. VISIER | 8-2012

schwindigkeit ist die Wirkung in beide Richtungen gleich. Das leichte Diabolo fliegt durch und aus dem Lauf, das schwere Gegengewicht braucht nur wenige Millimeter „Auslauf“ nach hinten, um die durch die Diabolo-Beschleunigung entstandene Unruhe in der Waffe auszugleichen (von „Rückstoß“ kann man kaum sprechen, aber sensible Gemüter spüren diesen Mini-Ruck eben, was stört). W a s d i e K 1 2 a n g e h t : Hier rührt sich im Schuss, wie vorgesehen, nichts. Im freien Anschlag blieb die K 12 beim Auslösen ruhig wie das bekannte Brett. Wobei auch der neu konzipierte Kompensator mitwirkt: Statt wie bisher mit zwölf Bohrungen wird die überschüssige Luft hinter dem Geschoss nun durch einen mit etwas Abstand zur Laufmündung angebrachten Kegel abgelenkt. Auch die bisher favorisierte Laderinne zum Einführen eines Diabolo ist Geschichte. Bei der K 12 schiebt man ein Diabolo mit den Fingern in den

Modell:

Pardini K 12 Absorber

Preis:

€ 1600,-

Kaliber:

4,5 mm, einschüssig

System:

Pressluft 250 bar

Maße (L/B/H):

425 x 46 x 145 mm

Lauflänge:

240 mm

Visierlinie:

369 - 387 mm

Waffengewicht:

1010 g

Ausführung: Alu-Systemgehäuse. Lauf mit Entlastungsbohrungen und Kompensator. Abzug mit TrockenFunktion. Luftgesteuerter Absorber. Zwei Tanks mit Füllanzeige. Nussbaumgriff mit Handkantenauflage. Kimme mit regulierbarem Einschnitt. Werkzeug. Koffer.

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Der Trick mit dem Knick | Walther LGV

Wie man ein Federdruck-Luftgewehr konstruieren kann, wenn man alle bekannten Theorien über Bord wirft und bei Null beginnt, das zeigt das neue Walther LGV. Und wie! Text: Ulrich Eichstädt, Test: Wolfgang Müller, Fotos: Michael Schippers

Als Presseankündigung vor der IWA gab’s eine Pappkarte mit je einem aufgeklebtem Stück Holz und Plastik, einem geheimnisvollen „S“ und einem „V“, sonst nix – wenn das nicht neugierig macht? Die Präsentation des neuen Walther-Luftgewehrs LGV auf der IWA (siehe VISIER 6/2012) lockte entsprechend viele Besucher an – und alle nur, um ein neues Freizeit-Luftgewehr zu bestaunen, dazu noch eins mit einem

scheinbar antiquierten Knicklaufsystem. Die Produktion ist inzwischen angelaufen, es gibt fünf Varianten zwischen 375 und 499 Euro mit Kunststoff- oder Holzschäftung. Das LGV Master Ultra (= Holzschaft mit Fischhaut, Laufgewicht als Mündungsaufsatz) traf in Bad Ems ein, der Praxistest begann. Ende Juni war es dann soweit: Termin bei den Konstrukteuren in Arnsberg, und viele Einblicke in eine Technik, von der alles bekannt zu sein schien. Denkste. Tröstlich, dass auch Jürgen Klöckener und VISIER | 8-2012

sein Konstruktionsteam im Laufe der etwa zweijährigen Entwicklungsarbeit zahlreiche Aha-Erlebnisse hatten. Etwa bei Hochgeschwindigkeits-Videoaufnahmen von Federdruck-System „im Schuss“ – wenn man einmal beobachtet hat, dass sich die plötzlich beim Auslösen freiwerdende Stahlfeder entspannt und sich dabei windet und robbt wie ein Regenwurm nach einem Sommerschauer. Oder wenn einem plötzlich klar wird, warum „normale“ Federdruck-Luftgewehre hier und da ihre Macken haben, seltsam reagieren, sich selten beim Auf-

Jürgen Klöckener, Leiter des WaltherKonstruktionsteams (links), hatte für Hintergrund-Informationen zum LGVProjekt nach Arnsberg eingeladen. Ulrich Eichstädt ließ sich jedes Detail ausführlich erklären.

gelegt-Schießen bändigen lassen und dabei noch seltsame Knarz- und Quietsch-Geräusche von sich geben. Das muss alles nicht sein. Und Schritt für Schritt ging das Walther-Team eine unangenehme Federdruck-Eigenart nach der anderen an und eliminierte sie. So ent-

stand das „neue“ LGV, äußerlich mit Respekt gegenüber dem vor fast 50 Jahren, im Jahr 1964 entstandenen Original. So bestanden die Marketing-Experten darauf, dass auch ein Federdruck-Luftgewehr des 21. Jahrhunderts ein KnicklaufSpannsystem haben muss, denn so lieben es die Kunden weltweit. Das erste LGV beeindruckte die Sportschützen seinerzeit durch einen Entriegelungshebel, der ein oft kritisiertes Manko von Knicklaufwaffen beheben sollte: Ein Lauf, der zum Spannen der Kolbenfeder einen „Zweitjob“ als Spannhebel bekommt, sollte nach dem Zurückführen in die Ausgangslage möglichst stets die gleiche Position einnehmen. Denn als dritte Aufgabe trägt der Lauf vorn ja das Korn oder den Korntunnel. Und senkt sich ein nicht ganz fest verriegelter Lauf auch nur minimal (und unbemerkt) ab, verändert sich die Trefferlage ins Unkontrollierbare. Das war auch der Grund für den späteren Siegeszug der Federdruck-Luftgewehre mit starrem Lauf und separatem Spannhebel. Der saß an der rechten Gehäuseseite wie etwa beim Feinwerkbau-System (Modelle 150, 200, 300), beim Anschütz 380 oder dem Diana 75. Oder als parallel unter dem Lauf angebrachte Stange, wie etwa bei den heute beliebten Weihrauch-Luftgewehren HW 57, 77 und 97. Die Verriegelung des LGV 2012, wie wir es zur Unterscheidung nennen wollen, arbeitet aber nicht nur kraft-, sondern auch formschlüssig. Die von anderen Modellen bekannte keilförmige Klinke rastet unter ihrem festen Gegenpart am Systemgehäuse ein. Diese Rastklinke ist aber oben halbrund und passt so exakt in eine Aussparung am Laufblock: Sie kann weder seitlich noch nach oben oder unten „abdriften“. Der (von Rechtshändern) mit dem linken Daumen entriegelte Sperrhebel wird gedrückt, dann gleitet die Hand knappe 25 cm den insgesamt 40 cm langen Lauf. Kurz vor dem Korntunnel kann man gut zugreifen und mit einem erstaunlich leichten Schwung den Lauf zu sich schwenken. Bei der 7,535


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Oben: das Testmodell der Redaktion, ein LGV Master Ultra. Rechts: Jürgen Klöckener präsentierte auf der IWA 2012 die verschiedenen Varianten. (Ganz unten im Bild fehlt das Einstiegsmodell Challenger.). Die Messebesucher durften anschließend testschießen.

Joule-Version ist das nach etwa 110 Grad beendet, die stärkeren 16- oder 23-Joule-Versionen erfordern einen etwas längeren Spannweg. D i e n e u e L e i s e s t ä r k e : So nennt der Prospekt das Nicht-Ereignis beim Spannen (und später beim Schuss). Der abgeknickte Lauf bewegt die Spannstange. Die wiederum besteht aus gehärtetem Stahl und greift mit ihrem vorderen Abschluss am hinteren Ende des Kolbens ein (siehe Kasten auf S. 38). Durch zwei in den Schaft eingelassene Kunststoffplatten, die hintere davon gefedert, wird das Spanngestänge „gesteuert“, also stets gleichmäßig angedrückt. Als Resultat gibt es beim Spannen weder schabende noch klappernde Geräusche, und auch weder Abrieb noch Verschleiß an den Metallteilen. Das hintere Ende des mit der zusammengepressten Feder zurückgedrückten Kolbens geht in die Kolbenstange über, die mit einer rundherum ausgefrästen „Taille“ im Abzugsgehäuse einrastet. Auch hier lauert ein typischer Schwachpunkt von normalen Federdruckmodellen: Beim Auslösen gibt meist eine den Kolben von unten blockierende Klinke nach, der Kolben schnellt zunächst nach oben weg und erst dann durch die sich entspannende Feder nach 36

vorn. Das erzeugt Unruhe beim Kolbenvorlauf, zudem Lärm: das typische „Twängg“ einer überall anschlagenden Stahlfeder in einem Stahlgehäuse. Beim LGV sitzt das arretierte Kolben-Ende in einer Stahlhülse und kann nicht ausweichen, wenn die Abzugsklinke beim Auslösen nach unten weggleitet. D i e K u n s t b e i m K u n s t s t o f f : Die Tatsache, dass das serienmäßige Abzugszüngel beim LGV nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff besteht, löste nach den ersten Presseinformationen zur IWA sofort heftige Diskussionen rund um das Unwort „Plastik“ im Internet aus. Neben Klöckener und der Konstrukteurin (und FT-Schützin) Birgit Teipel gehört auch Uwe Schlösser, früherer Top-Schütze bei Field Target (mehrmals auf dem WM“Treppchen“ und Deutscher Meister) zum Entwicklungsteam. Er nannte die Gründe: „Der „Plastik“-Abzug besteht aus einem modernen faserverstärkten Hochleis-

Uwe Schlösser aus Bochum gehörte bereits zu den erfahrensten Kennern der Federdruck-Technik, bevor er bei Umarex zum LGV-Team hinzustieß. Hier montiert er einen Korntunnel. VISIER | 8-2012


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Good Vibrations beim LGV 2012 Der Prellschlag bei Federdruck-Luftgewehren ist verantwortlich für das Zerstören vieler ungeeigneter Zielfernrohre: Der federgetriebene Kolben saust nach vorn, komprimiert die Luft im Zylinder und presst diese durch eine Düse („transfer port“) in den Lauf, wo das Diabolo wartet. Dann aber schlägt der Kolben vorn an und prallt Sekundenbruchteile später wieder zurück — ähnlich wie ein Crashtest-Dummy beim AutoAufprall. Diesem Doppelschlag sind viele ZFs, deren Absehen nur für Feuerwaffen auf Rückstoß ausgelegt sind, nicht gewachsen. Beim LGV wurden Federkraft, Kolbenmasse und verschiedene andere Faktoren so gewählt, dass der Kolben vorn nicht anschlägt, sondern von dem Rest des „mitgebrachten“ Luftpolsters gebremst wird. Der Kolben kann sich zudem um die Längsachse drehen und schluckt die Torsionskräfte der sich entspannenden Feder. Misst man die Erschütterungen im Schuss mit einem Sensor (im Bild an der ZF-Montage), kann man beim LGV zwar das Auslösen des Kolbens in der Grafik erkennen, das Ende der Kolbenbewegung oder ein Rückprallen aber nicht mehr.

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Kurve 1 zeigt das LGV im Schuss (7,5 Joule)— das gelbe Quadrat das Auslösen. Knapp hinter 7,5 Millisekunden wirkt das bremsende Luftpolster, ab 22 ms das mehrfache „Pumpen“ des Kolbens. Kurve 2 zeigt ein anderes, typisches Federdruck-LG: Hier sieht man das Aufprallen des Kolbens (22 ms) und das stärkere, ZF-killende Rückprallen ab 32 ms.

wirkt da etwas dürftig, sie hat aber immerhin Bohrungen für Montage-Stifte, die bei Federdruckgewehren das Zurückwandern des ZF verhindern. Für die VISIER-Fotos wurde eine einteilige Montage und ein Walther 6 x 42 montiert. Getestet wurde anders: beim Präzisionsversuch mit eingespanntem Lauf und dem kopfüber als Spannhebel missbrauchten Schaft (siehe Tabellen). Beim VISIER-Besuch in Arnsberg und an den Folgetagen versuchten Klöckener und Schlösser, im 40

Gegenversuch entsprechend runde Schussbilder mit aufgelegtem LGV zu erzielen. Beide Ergebnisse können sich sehen lassen – ein eingespanntes Schussbild von knapp 7 mm umschlossen aus einem Federdruckgewehr, das hatten die VISIER-Tester bisher auch mit anderen Fabrikaten noch nicht erreicht. Und um die 11 mm aufgelegt, das ist vorzeigbar. D i e Q u a l d e r W a h l : Beginnend mit dem einfachen Challenger im Kunststoff-

schaft kann man ab 375 Euro dem LGVClub beitreten. Das dem „echten“ LGV angemessene Gefühl kommt aber nur mit einem Holzschaft auf, bei den Varianten Master und Competition. Bei allen innenliegenden Qualitäten des LGV vergisst man leicht, dass man ohne den Körper und System verbindenden Schaft auch nicht schießen könnte (das System wird übrigens durch vier Inbusschrauben im Schaft gehalten: je vorn eine links und rechts, schräg eingesetzt und zwei vor VISIER | 8-2012


Der Trick mit dem Knick | Walther LGV

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Eine halbrunde Aussparung ( 1 ) im Laufhalteblock passt exakt zur Form des Rastbolzens ( 2 ). Der mit dem Entriegelungshebel zur체ckziehbare Riegelbolzen ( 3 ) hakt unter dem Rastbolzen ein. Die Achse ( 4 ) wird mit 9 Newtonmeter angezogen, was ein strammes, aber dennoch leichtes Abknicken des Laufs bewirkt.

Die CAD-Schnittzeichnung der Verriegelung: Der Entriegelungshebel (links) bewegt den Riegelbolzen, der unter dem gegen체ber fest ins Systemgeh채use eingepressten Rastbolzen einhakt. Rechts sieht man das Kolben-Ende samt Dichtung. VISIER | 8-2012


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TEST & TECHNIK

Der Keiler fällt nicht weit vom Stamm Fällt der Name Mauser, kommt den meisten deutschen Jägern sofort das 98er System in den Sinn. Insbesondere Auslandsjäger denken aber auch an die Mauser M03. Im vergangenen Jahr stellte die Mauser Jagdwaffen GmbH den für den harten Revieralltag konzipierten M03 Ableger „Extreme“ vor. VISIER-Autor Andreas Rockstroh fühlte der Repetierbüchse ausgiebig auf den Zahn.

Text: Andreas Rockstroh Fotos: Michael Schippers und Andreas Rockstroh

Als ich mich auf der IWA 2011 mit Mauser-Geschäftsführer Thorsten Mann über diesen Langzeittest und die entsprechende Büchse unterhielt, wollte ich ursprünglich eine im „moderneren“ Kaliber .300 Winchester Short Magnum haben. Mauser-Chef Mann riet davon ab: „Die alte .300 Winchester Ma44

gnum ist genauso gut. Du bekommst auch beim letzten kleinen Büchsenmacher kurz vorm End of Nowhere, ob in Amerika, Afrika oder Australien, Munition dafür. Und das Magazin fasst vier Patronen, bei den dickeren Short Magnums passen nur drei rein.“ Das überzeugte, und die Entscheidung fiel zugunsten der .300 WinMag aus. Überdies führe ich dieses Kaliber selbst schon seit 20 Jahren – hauptsächlich bei der Auslandsjagd.

Da die Testwaffe in Deutschland auf Hochwild, besonders Sauen, geführt werden sollte, wählte ich als Zielfernrohr ein nachttaugliches Zeiss Duralyt 3-12 x 50 mit Leuchtpunkt. In meinem Alter von 61 Lenzen reicht ein 50er Objektivdurchmesser bei der Nachtjagd aufgrund der sich im Alter verringernden Pupillengröße völlig aus. Zudem spart das 50er gegenüber dem 56er Glas auch Gewicht ein. Das Zielglas erwies VISIER | 8-2012


Der Keiler fällt nicht weit vom Stamm | Mauser 03

sich später als erstaunlich hell, kaum schlechter als die mehr als doppelt so teuren aus der Victory-Serie. Die Brillanz und Randschärfe der Zeiss-Premiumgläser erreicht es zwar nicht, aber rund 1100 Euro für ein solches ZF mit Leuchtpunkt sind ein echter Kampfpreis. Einziger Nachteil: Das stufenlose Dimmen des Rotpunktes braucht einige Zeit. Dort, wo man damit rechnen muss, schnell einen Schuss abzugeben, empfiehlt es sich, den Rotpunkt eingeschaltet zu lassen. B e s t a n d s a u f n a h m e : Mauser lieferte die Büchse Ende August 2011. Der erste Eindruck: schnörkellos praktisch mit Kunststoffschaft und griffigen GummiVISIER | 8-2012

einlagen, da, wo die Hände greifen und wo man auf der Hochsitzbrüstung auflegt. Praktisch, das Handspannsystem mit einem Spannhebel am Schlösschen. Das Spannen geht fast so schnell wie das Entsichern anderer Repetierbüchsen. Mit etwas Übung spannt sich die Büchse völlig lautlos. Dazu muss der Hebel nach rechts gedrückt werden. Auch das Entspannen per Entriegelungsknopf funktioniert problemlos. Auf Anhieb versteht auch ein technisch wenig Versierter die Lauf- und Zielfernrohrmontage: Lauf einlegen und mit dem der Waffe beiliegenden Inbusschlüssel festziehen. Zielfernrohr aufsetzen und zwei Hebel vorn und hinten bis zum Anschlag nach vorn

drücken. Einfacher geht es nicht! Die leicht klappernden Riemenbügel wurden später beim Ansitz meist abgenommen. Da die Büchse bereits einige Zeit auf dem Markt ist, hier nur ein kurzer technischer Steckbrief: Bekannt aus dem Lüke-Konzern (Blaser, Mauser, Sauer) kommen die CNC-gefertigten Waffen in austauschbarer Modulbauweise, die einfache Lauf-und Systemwechsel ermöglicht. Die M03 gibt es in vier Kalibergruppen. In der „Mini“ siedeln sich die .222 Rem. und die .223 Rem. an. Zur Gruppe „Standard“ gehören: .243 Win., 6,5 x 55, 6,5 x 57, 6,5 x 65 RWS, .25-06, .270 Win., 7 x 64,.308 Win., 30-06, 8 x 57 IS, 45


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TEST & TECHNIK

Black Magic Bei Olympia lässt man sie nicht starten, aber sowohl in der Jagd- als auch bei den eher „dynamischen“ Schießsportverbänden gehören Selbstladeflinten inzwischen dazu.

Text: Andreas Wilhelmus Fotos: Michael Schippers

Sie mögen auf außen stehende Betrachter genauso respekteinflößend wirken wie einst die schwarze Kunst der Alchemisten auf die Menschen im Mittelalter: Selbstladeflinten. Was man nicht kennt, das ist einem suspekt. Man geht entweder neugierig heran, oder man weist es gleich weit, weit von sich. So geht es in unserer heutigen 50

Zeit insbesondere halbautomatischen Waffen. Umso mehr, wenn es sich dabei um dickläufige Flinten im schwarzen Kunststoffkleid handelt. Doch auch für die schwarzen Selbstlader gibt es eine ansehnliche Klientel von Schützen, die sich sportlich damit messen. Seit einigen Jahren bieten der Bund Deutscher Sportschützen (BDS), der Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP) sowie die Deutsche Schießsport Union (DSU) Disziplinen für die schwarzen „Zauberstöcke“ an.

Mit den beiden Benelli-Modellen M2 Tactical und M4 Super 90 TS und der neuen Mossberg 930 SPX Blackwater Edition nahm VISIER drei solcher Sportgeräte mit auf den Schießstand im DSU-Schulungszentrum von Weißenthurm. Dort musste alle drei Prüflinge ihre sichere Funktion und ihre Präzisionsleistung mit Flintenlaufgeschossen unter Beweis stellen. Das ging nur, weil die Schützen der I nteressengemeinschaft A ndernacher P olizeischützen – nicht zum ersten Mal für einen VISIER | 8-2012


Black Magic | Sportliche Selbstladeflinten

VISIER-Test – einen Teil ihrer Trainingszeit zur Verfügung stellten. Dafür sei der IAP an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. D i e T e s t k a n d i d a t e n: Weder das Inertia-Rückstoßladersystem der Benelli M2 noch die Benelli M4 Super 90-Serie und Mossberg 930-Baureihe mit ihren unterschiedlichen Gassystemen sind bei VISIER unbeschriebene Blätter (siehe etwa VISIER 1/2007 und 12/2004). Daher soll an dieser Stelle auf eine detaillierte VISIER | 8-2012

Beschreibung der verschieden Modelle zugunsten eines ausführlicheren Testteils verzichtetet werden – also geht es gleich in medias res. I n d e r P r a x i s : Auf der 25-Meter-Bahn schluckten alle drei Test-Flinten die ihnen vorgesetzten Munitionssorten, ohne auch nur einmal zu bocken. Alle Flinten bekamen eine Tankfüllung von jeweils g eschossen verpasst. Die fünf F lintenll aufg FLGs jagten anschließend in raschem

Tempo, aber nicht ohne präzises Zielen, durch den Lauf in Richtung der grün-weißen DSU-Ovalringscheibe. Hier zeigten alle drei, dass sie potentielle Zehnerkandidaten sind. Mit jeder der Selbstladeflinten gelang mindestens ein Trefferbild, bei dem alle fünf Einschüsse so eng beieinander lagen, dass die Gruppe definitiv in die Zehn der Ringscheibe gepasst hätte. Die M2 legte mit der Geco Competition Slug einen Streureis von 62 Millimetern vor, den die M4 mit der Brenneke KO 51


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TEST & TECHNIK

Für Wald und Hogue — das sind die mit den Kurzwaffen-Griffschalen. Aber nicht nur. Die Kalifornier bauen zusammen mit einem renommierten US-Knifemaker auch Messer: Hier geht es um ein neues Modell.

Das Messer der Reihe Hogue Extreme Knives mit feststehender Klinge (5 1/ 2 Zoll) aus A2Stahl, beschichtet mit Black Kote. Auf der Angel sitzen verschraubte Griffschalen aus G-Mascus-Material, hier in Grün.

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Für Wald und Wildnis | Hogue-Elishewitz Extreme Knives

Wildnis

Text: Matthias S. Recktenwald Fotos: Michael Schippers, Matthias S. Recktenwald

Amerika ist stolz auf seine Aristokratiefreie Gesellschaft – was nicht heißt, dass Blaublütige keine Rolle in seiner Geschichte gespielt hätten. Ein Beispiel: 1845 gründete der deutsche Edelmann Prinz Carl von Solms-Braunfels in Texas die als New Braunfels bekannte Stadt. Dort gibt es nicht nur stets im November das deutsche „Wurstfest“ und eine als „Schlitterbahn“ bekannte Wasserrutsche, sondern auch den Wohn- und Arbeitsplatz eines bekannten US-Messermachers: Allen Elishewitz, Mitglied in der American Knifemakers Guild. Er erstellt handgefertigte Messer, edle Kugelschreiber und Armbanduhren, zudem betätigt er sich als Designer. Auf ihn geht die Messerreihe Extreme Series der Firma Hogue Tool & Machine Inc. zurück; Schützen kennen das Werk aus Paso Robles (Kalifornien) vor allem für Kurzwaffengriffe. In Deutschland wird die Hogue-Reihe von der Firma Acma – Distributor For Fine Knives vertrieben. Von da ging eins der Messer zum Test an VISIER. D a s T e s t m u s t e r : Auf den ersten Blick wirkte es wie ein auf jagdlich getrimmtes Tactical Knife: Reflex-mindernd und Finish-schützend mit anthrazitfarbenem Black Kote beschichtet. Eine feststehende, 142 mm lange und 40 mm breite Drop-Point-Klinge aus A2-Stahl von robusten 6 mm Dicke. Aufgelegte und verschraubte Griffschalen aus grünem G-Mascus (s. Seite 73); wer will, erhält auch Cocobolo-Schalen. Der Preis beträgt 276 Euro. Genaueres Hinsehen zeigt, dass Elishewitz und Hogue viel Hirnschmalz investiert haben. Die Klinge hat einen balligen Schliff, wie er sich für Outdoor-Arbeiten eignet. Die Klingenspiegel sind aber flach und weit nach oben gezogen, so dass das Messer sich beim Arbeiten an hartem Material nicht so leicht „festfrisst“. Der Klingenrücken ist nach oben angeschrägt – nur zur Mitte hin. Zur Spitze verdickt sich der Rücken als Schlagfläche, wenn man etwa in der Wildnis einen HolzMessermacher Allen Elishewitz entwarf zusammen mit Hogue die Extreme Knives-Reihe.

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FASZINATION WAFFEN

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“Let’s go!”| German Territorial Roundup

“Let’s go!”

Text: Matthias S. Recktenwald Fotos: Werner Leuschner, Matthias S. Recktenwald

Hey Fremder, wie wär’s mal mit etwas Freiheit und Abenteuer? Dann setz den breiten Hut auf, schnall den Gurt mit den Holstern um, vergiss die Stiefel mit den Sporen nicht – und let’s go. Allzu weit ist es nicht. Denn dieser Wilde Westen liegt nicht in Deadwood, El Paso oder Dodge City, sondern in Philippsburg. In Baden und nicht in Dakota, Texas oder Kansas endet daher unser Trail. Er führt uns zu dem „German Territorial Roundup“ (GTR), einem Wettkampf mit besonders viel Western-Flair und dem Beleg dafür, wie viel Spaß sportliches Schießen machen kann. D i e V o r g e s c h i c h t e : Alles begann vor über 30 Jahren in den USA nach einem verregneten Nachmittag mit lauter Uralt-Westernfilmen auf Video. Da fassten einige Sportschützen den Beschluss, mal im stilgerechten Outfit einen Wettkampf mit den in der US-Pionierära üblichen Waffen zu absolvieren. Diese spinnerte Idee hat sich längst zum weltweiten Sport des Cowboy Action Shooting (CAS) ausgeweitet. Rund um den Erdball tragen ungefähr 70000 Personen in ihrer Freizeit Sportwettkämpfe mit Waffen im Stil der US-Pionierzeit aus. Und lassen dabei auch den Geist jener Epoche aufleben. Mit viel Hingabe an historische Akkuratesse, aber auch mit Sinn für den vorbildlichen Sportsgeist und den schrägen Humor jener Jahre.

Seit über zehn Jahren hat sich das Schießen mit Single-Action-Revolvern, Unterhebel-Repetierern und Querflinten auch in Deutschland etabliert. Mit welchem Sportsgeist und mit wieviel Freude man da bei der Sache ist, zeigte ein Besuch bei einem Wettkampf.

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Das alles braucht wie jede Sportart einen Unterbau an straffer Organisation und genau abgestimmtem, wasserdichtem Regelwerk. Für beides verantwortlich ist die Single Action Shooting Society (SASS). In Deutschland entstand seit dem Ende der 1990er Jahre die dem hiesigen Recht angepasste CAS-Version. Sie heißt Westernschießen, ausgetragen unter der Ägide des Verbandes BDS. Und da, Fremder, sind wir auch schon direkt am Ende unseres Rittes: Der BDS-Schießstand von Philippsburg hat sich zum Zentrum des Großkalibersports in Deutschland entwickelt. Was Wunder, dass auch die deutschen und viele europäische Westernschützen an diesem Ort ihren Mittelpunkt haben. 75


August 2012

GESCHICHTE & GESCHICHTEN

Von Agram bis Zagi D ie S k iz ze ze ig t d e n e rs te n E n Umbau d tw u rf zu m e r ru ss is ch en P PSh p is to le Je 41 zu r M a le n . D a ru sc h in e n n te r e in e A g ra m -M b e sc h la g P i in L u x u n a h m te sa u sf 端 h ru ng.

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Von Agram bis Zagi | Kroatische Maschinenpistolen

Keine Meilensteine der Waffengeschichte , aber hervorragende Improvisationen — kroatische Maschinenpistolen aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges. Text: Michael Heidler und Andreas Skrobanek Fotos: Michael Heidler, Polizeimuseum Zagreb, Andreas Wilhelmus, VISIER-Archiv

Im nächsten Jahr soll Kroatien Mitglied in der Europäischen Union werden. Lange her scheint der Bürgerkrieg, welcher vor zwei Jahrzehnten den Vielvölkerstaat Jugoslawien zerriss. Wie aus einer anderen Epoche sehen auch die kroatischen Maschinenpistolen aus diesem Konflikt aus – seltsame Mischungen aus WK-II-Feuerspritzen und moderneren Waffen, oft mit skurrilem Aussehen und grobem Finish. Sie belegen, mit welchen Schwierigkeiten die im September 1991 aus Polizei und Nationalgarde gegründete kroatischen Armee (Hrvatska Vojska) anfänglich kämpfte: Viele Depots und Fabriken lagen plötzlich im serbischen Feindesland. Die internationale Staatengemeinschaft hatte ein Waffenembargo verhängt, aus Drittstaaten erhielt die kämpfende Truppe nur Schmuggelware. Beutewaffen aus Beständen der jugoslawischen Armee JNA waren deshalb begehrt. Selbst Überbleibsel aus dem II. Weltkrieg nutzte die Truppe. Doch das Problem lösten diese Lückenbüßer nicht. So blieb den Kroaten nur zu improvisieren und die nötigen Waffen selbst zu bauen.

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Zuverlässigkeit tat das aber meist keinen Abbruch. An der Funktionstüchtigkeit vieler Modelle hatten Polizei und Armee kaum etwas auszusetzen, berichten Zeitzeugen.

Die kroatischen Maschinenpistolen der 1990er Jahre lassen sich keiner MPi-Generation eindeutig zuordnen. Weil geeignete Maschinen und Werkzeuge fehlten, entstanden die Waffen größtenteils in einer überholten Fertigungsweise: Keine Blechprägetechnik, man fräste die Teile aus dem Vollen. Das kostete zwar mehr Zeit, doch so konnten sich viele kleine Werkstätten mit einfachen Maschinen an der Produktion beteiligen. In den meisten Fällen ging die Ware der Zulieferer an einen größeren Betrieb, der die MPi fertigstellte – dieser Artikel ist einer der ersten Versuche, einen chronologisch geordneten Überblick zur MPi-Technik dieses Konflikts zu geben.

A w i e A g r a m : Die erste im unabhängigen Kroatien gefertigte Maschinenpistole heißt A g r a m – ein deutsches Wort für Zagreb. Mirko Vugrek entwickelte und produzierte sie in seiner Firma in Novi Golubovec nördlich der Landeshauptstadt. Bei der zuschießenden Waffe mit Masseverschluss handelt es sich um eine Kopie der MP TEC-9 von Interdynamic/ Intratec. Die ersten Versuchsstücke entstanden schon Ende 1990, ein Jahr später lief die Fertigung an. Mit der „Agram 2000“ entstand 1992 eine verbesserte Ausführung, nachdem Ivan Vugrek die Waffe seines Vaters überarbeitet hatte. Das neue Modell konnte auch einen Schalldämpfer aufnehmen. Den gelochten Handgriff entwarf ein Restaurator namens Deglin – spezialisiert ausgerechnet auf historische Möbel. Die zweireihigen Stangenmagazine fassen 20 oder 32 Patronen. Im Jahr 1992 wäre die Agram beinahe die neue Standard-MPi der Armee geworden. Doch die politischen Verbindungen zur Militärführung waren nicht gut genug. Als Ausgleich wurde Vugreks Firma Reparaturbetrieb für Polizeiwaffen. Mit nur 1,8 Kilogramm Gewicht und ihrer robusten Bauweise eignete sich die handliche Agram hervorragend für den Häuser- und Nahkampf. Das erkannten auch schnell Drogenhändler und andere Kriminelle in ganz Europa. In Zagreb starb 1998 der berüchtigte Mafiaboss Zlatko Bagari im Kugelhagel einer Agram. Und trotz des Kampfes der britischen Polizei gegen die Schmuggler der „Croatian Connection“ gehen bis heute viele Tote im kriminellen Milieu auf das Konto dieser MPi. Ihr Konstrukteur Mirko Vugrek starb 2006 im Alter von 80 Jahren an einem Herzinfarkt – kurz nach seiner Festnahme durch die Polizei wegen Waffenschmuggels.

So manches Exemplar erinnert an das alte Lied „Du bist so hässlich” – viele Hersteller verfügten vor 20 Jahren über keinen großen Maschinenpark, oft mangelte es auch an Erfahrungen im Waffenbau. Der Qualität und der

P w i e P l e t e r : Ab 1991 nutzten die bewaffneten Kräfte Kroatiens neben der Agram noch mindestens vier weitere neue MPi-Modelle: Pleter, Sokac, Jelen und Crogar. Andere Entwicklungen wie die Maschinenpistolen Pauser 89


VOR ORT

August 2012

Panzer in Paris:

Eurosatory 2012

Alle zwei Jahre treffen sich Heeresrüstungsexperten aus aller Welt in der französischen Metropole. Dort stellt die globale Wehrindustrie auf der Fachmesse „Eurosatory“ ihre neuen Produktentwicklungen und aktuellen Aktivitäten vor. Text und Fotos: Dr. Jan-P. Weisswange

Keine Frage – wer das riesige Außengelände und die beiden großen Messehallen im Pariser Norden zur Eurosatory betritt, erwartet zunächst Panzer und weiteres Großgerät. Und er muss nicht lange suchen. Denn während in Mitteleuropa die Sparzwänge zu drastischen Rückgängen schwerer gepanzerter Verbände führen, herrscht anderswo großes Interesse an solch klassischem Militärgerät. So verzichten etwa die Niederländer völlig auf Kampfpanzer, und Deutschland leistet sich künftig noch vier aktive und zwei nichtaktive Panzerbataillone mit 225 Leoparden. Demgegenüber will Saudi Arabien rund 270 fabrikneue Exemplare des weltweit führenden Kampfpanzers bestellen – mindestens.

Der russische „BMPT Terminator“ soll durch seine Feuerkraft Kampfpanzer unterstützen. Sein Zwei-Mann-Turm verfügt dazu über zwei 30-mm-Kanonen, vier Startrohre für Ataka-Lenkflugkörper und ein 7,62-mm-MG PKTM. Im Bug befinden sich noch zwei 30-mm-Granatmaschinenwaffen des Typs AGS-17.

K e i n „ A l t e s E i s e n “ : Dass sich 70-Tonnen-Kolosse selbst in den heutigen asymmetrischen Konflikten bewähren, haben auch NATO-Staaten erkannt. Schutzniveau, Beweglichkeit, hochwertige Optiken und Führungs- und Kommunikationssysteme tragen dazu ebenso bei wie neue Munitionssorten für die Bordkanonen. So nahm es nicht wunder, dass auf der Eurosatory die deutsche Panzerschmiede Krauss-Maffei Wegmann (KMW) ihr „Flaggschiff“ Leopard 2 in der Version A6 M CAN vorstellte, die die kanadischen Kameraden erfolgreich am Hindukusch einsetzen. Dazu kamen weitere Systeme, die die Bundeswehr bei der International Security Assistance Mission

Die Patrouillenversion des Jeep J8 (vorn) trägt hier ein Browning M2 12,7-mm-MG sowie ein weiteres 7,62er MG M240 auf Seitenlafette. Seine 194 PS ermöglichen eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h.

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Panzer in Paris | Eurosatory

Trumpets & Horses: Im Innenhof des Hotel des Invalides stellten die Lanzenreiter der französischen Kavallerie den geladenen Gästen eindrucksvoll ihr Können bei einer Parade unter Beweis. Im Hotel des Invalides ist heute das französische Armeemuseum.

Das neue deutsche Soldatensystem „Gladius“ umfasst neue Bekleidung, Trageausstattung, Optik und Optronik sowie Führungs-und Kommunikationsmittel. Zur Bewaffnung gehören weiterhin G 36 und MG 4 (Foto: Rheinmetall/milpictures). VISIER | 8-2012

(ISAF) in Afghanistan ins Feld führt: die Panzerhaubitze 2000, verschiedene Versionen des Allschutztransportfahrzeuges Dingo 2 sowie das Gepanzerte Transportkraftfahrzeug Boxer in der Infanteriegruppenausführung. Gleich am Nachbarstand hatte Rheinmetall den Boxer in der Gefechtsstandvariante am Start – das Düsseldorfer Systemhaus kooperiert in zahlreichen Projekten mit KMW. Rheinmetall zeigte weiterhin am Beispiel des Schützenpanzers Marder, wie auf Basis eines älteren Fahrzeugtyps durch „Retrofit-Programme“ neue Waffensystemfamilien entstehen können. Die Konstrukteure rüsten hierzu modernere Antriebe, Panzerungen, Minenschutzsitze, Optiken oder Waffenstationen nach oder integrieren Kampfpanzertürme in das bewährte Chassis. Ebenfalls seit Jahrzehnten bewährt sind die Rheinmetall MAN Military Vehicles-Lastkraftwagen, deren neueste Ausführung HX 6 auf der Eurosatory 2012 Premiere feierte. Der Sechsachser trug neben einer gepanzerten Kabine zudem das „Active Defense System“, das anfliegende Hohlladungsprojektile binnen Sekundenbruchteilen erkennt und durch eine gerichtete Wirkladung bekämpft. Der italienische Oto MelaraKonzern führte eine komplette Radfahrzeugfamilie für eine „Mittlere Brigade“ vor – darunter Schützenpanzer, Kanonenwagen, Haubitze, Flugabwehrpanzer und Bergefahrzeug. Dazu kam ein Spähpanzer, der aus einem der 120mm-Flugkörperstartrohre am Turm die hauseigene Aufklärungsdrohne Horus in die Luft bringen kann. D r o h n e n a u f d e m V o r m a r s c h : Überhaupt: Der Markt für unbemannte Luft-, Land- und Seefahrzeuge zu Aufklärungs-, aber auch Kampfzwecken wächst schon seit Jahren. Das Spektrum reicht dabei von Miniflugkörpern für den infanteristischen Einsatz wie die Tactical Grenade Extended Range (TiGER) von MBDA bis zum mehrere Tage flugfähigen Fernaufklärungsungetüm à la EuroHawk. Neben Starrflüglern kommen gerade auf der taktischen und operativen Ebene immer mehr Drehflügler in Mode. Denn diese können besser über Objekten „hovern“, also schweben. Zudem können die 125


VORSCHAU – Ausgabe 9-2012: ab Mittwoch 29. August im Handel

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Erhältlich bei Ihrem Zeitschriften-, Bahnhofs- oder Waffenfachhändler. Oder beim PresseFachhandel mit diesem Zeichen und – noch schneller – im Abo: Telefon (02603) 5060-102.

Selbstlader in ausgefallenem Kaliber AR-15, das heißt .223 Remington, oder? Nicht unbedingt: Hier haben wir eine Variante in 6,8 mm Remington SPC – aus Deutschland, nicht aus den USA. Was der Halbautomat noch an technischen Details aufweist und wie er schießt, erfahren Sie im September-Heft.

Bianchi-Cup – 24 Seiten extra

Kleines Ding, große Wirkung?

Regeln, Abläufe, Sportler, Waffen, Ziele, Austragungsort – die als Wettkampfbegleitheft konzipierte Beilage liefert ihnen alle Informationen rund um dieses Match der Besten.

Walt Rauch, VISIER-US-Korrespondent und der Spezialist für Taschenwaffen, stellt mit dem Single-Action-Revolver NAA 22MS einen modernen amerikanischen Klassiker vor.

VISIER SERVICE

Geronimo – mal drei

Hier erreichen Sie uns:

Er war der berühmteste indianische Widerstandsführer – der ChiricahuaApache Geronimo. Sein persönlicher Waffengurt ist in Sammlerkreisen berühmt. Davon gibt’s drei neue Nachbauten. Im nächsten Heft die Portraits der Macher sowie historische Fakten zu Geronimo und den Apachenkriegen.

Postanschrift: VISIER, Postfach 13 51, D-56120 Bad Ems

Redaktion: Telefon: +49 (0)2603/5060-201

Hotline: Dienstag & Donnerstag von 14 bis 15 Uhr Fax: E-Mail:

+49 (0)2603/5060-202 visier@vsmedien.de

Anzeigen:

Leser der VISIER-XXL-Ausgabe mit dem 24-seitigen SWM wissen mehr: Das Laden der Parabellum-Magazine erfordert etwas Krafteinsatz, deshalb erging schon früh der Ruf nach Erleichterung. Ladehilfen dazu wurden konstruiert und sogar patentiert, eine Serienproduktion hingegen gab es nie.

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Aus aktuellem Anlass können sich die Themen ändern.

Telefon: +49 (0)2603/5060-106 Fax: +49 (0)2603/5060-107 E-Mail: anzeigen@vsmedien.de

Leserservice: Nachbestellung alter Ausgaben und Abo-Betreuung: Tel.: +49 (0)2603/5060-101 oder -102 Fax: +49 (0)2603/5060-103 E-Mail: vertrieb@vsmedien.de

VISIER | 8 -2012


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